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Deutsche Geschichte im Mittelalter

Artikel: Bistümer im deutschen Südwesten (Einleitung)

 

Bistümer im deutschen Südwesten (Einleitung)

Deutsche Geschichte im Mittelalter
  Von den Bistümern her gliederte sich der deutsche Südwesten im Mittelalter auf in die Diözesen Konstanz, Augsburg, Würzburg, Mainz, Worms, Speyer, Straßburg und Basel. Die Anfänge der Bistümer im südwestdeutschen Raum und im Elsass lagen in merowingischer Zeit, die Bischofssitze Basel, Konstanz, Speyer, Straßburg, Worms und Augsburg auf ehemaligem Territorium des römischen Reiches westlich und südlich des Rheins bzw. südlich der Donau. Im Zuge der Christianisierung der Alemannen breiteten sich die Diö-zesen im alemannischen Herzogtum aus, die Bistümer Speyer und Straßburg waren somit auch rechtsrheinisch vertreten, während die Basler Diözese den Rhein nicht überschritt, die Basler Bischöfe indes im späteren Mittelalter auch territorialen Einfluss bis hin in den südwestlichen Schwarzwald besaßen. Der größte Teil Schwabens befand sich innerhalb der Diözese des "schwäbischen" Bistums Konstanz, alle südwestdeutschen Bischöfe waren Suffragane des Mainzer Erzbischofs.
_ Die Speyerer Diözese hatte u.a. Anteil am nördlichen Schwarzwald, beispielsweise war das Kloster Hirsau Teil dieses schon fränkischen Bistums. Besitz des Hochstifts Speyer lag auch nördlich und westlich des Mittelgebirges. Hier entfaltete sich u.a. das spätmittelalterliche Bischofsterritorium. Im 11. und 12. Jahrhundert kam es im Bereich der Speyerer Diözese zur Ausbildung der Landdekanate und Landkapitel und somit zu einem gewissen Abschluss in der Pfarrorganisation, drei von den Archidiakonaten des Bistums erstreckten sich auf rechtsrheinisches Gebiet. Das spätmittelalterliche Hochstift Speyer, das Territorium des Bischofs, lag dann sowohl westlich als auch östlich des Rheins.
_ Das Straßburger Bistum war im westlichen Teil des mittleren Schwarzwalds und in der davor gelegenen Rheinebene vertreten. Rechtsrheinisch gehörten zur Straßburger Diözese bis zu 98 Pfarrbezirke, drei Landdekanate und ein Archidiakonat. Beziehungen hatte die bischöfliche Kirche seit jeher zu den Klöstern Ettenheimmünster, Gengenbach und Schuttern. Die Bischöfe standen bis in die letzten Jahre Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) auf Seiten der deutschen Herrscher, im Interregnum (1245/56-1273) rissen sie Reichsgut am Oberrhein und im Schwarzwald an sich. Bischof Walther von Geroldseck (1260-1263) unterlag im bellum Waltherianum "seiner" sich immer mehr vom Bistum lösenden Stadt Straßburg in der Schlacht von Hausbergen (9. Juli 1262). Ab Beginn des 14. Jahrhunderts nahm die bischöfliche Territorialpolitik einen Neuanfang, Besitzungen im Rench-, Sasbach- und Achertal, die Marktstadt Ettenheim und die Übernahme der Ortenauer Reichslandvogtei rundeten das auch rechtlich sich festigende rechtsrheinische Territorium der Bischöfe ab, Gefährdungen im 15. Jahrhundert zum Trotz.
_ Bestimmend in der Bistumsorganisation des deutschen Südwestens war aber das Bistum Konstanz, das im Mittelalter von den Alpen bis in den Stuttgarter Raum, vom Rhein bis zur Iller reichte.
 
 Literatur: Buhlmann, Michael, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten, Tl.1: Frühes Mittelalter - Hohes Mittelalter, Tl.2: Spätes Mittelalter, Tl.3: Anhang (= VA 24/1-3), St. Georgen 2006, Tl.2, S.66f; Gresser, Georg, Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts (= QAmrhKG 89), Mainz 1998; Maurer, Helmut (Bearb.), Das Bistum Konstanz. Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206 (= GS NF 42,1 = Das Bistum Konstanz 2), Berlin-New York 2003; Seiler, Alois, Studien zu den Anfängen der Pfarrei- und Landdekanatsorganisation in den rechtsrheinischen Archidiakonaten des Bistums Speyer (= VKGLBW B 10), Stuttgart 1959; Text: Buhlmann  

Bearbeiter: Michael Buhlmann