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Deutsche Geschichte im Mittelalter

Artikel: Herzöge von Urslingen

 

Herzöge von Urslingen

Deutsche Geschichte im Mittelalter
  Die ab 1137 nachweisbare Adelsfamilie derer von Urslingen (Irslingen, bei Dietingen) stieg im Reichsdienst in Italien unter den Stauferkaisern Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) und Heinrich VI. (1190-1197) auf: Egenolf von Urslingen begründete im elsässischen Rappoltstein die Rappoltsteiner Linie, Konrad "der Schwabe" war Herzog von Spoleto (1174-1198), musste aber Italien verlassen und kehrte nach Urslingen zurück, wo mit ihm die Linie der Herzöge von Urslingen begann. Die letzten Urslinger Herzöge im 14. und 15. Jahrhundert standen mit dem Schwarzwaldstädtchen Schiltach a.d. Kinzig in Verbindung; Schiltach war damals Mittelpunkt einer Pfarrei (1274/75), Stadt (1293) und befestigter Ort (1334, 1430), versehen mit einer Burg (1381), angeschlossen das "Lehengericht von Schiltach" mit bäuerlichen Erblehen (vor 1381, 1491).
_ Der mit der Herzogin Beatrix von Teck verheiratete Reinold (V; 1337, 1365) von Urslingen, verpfändete 1357 Schiltach, dessen Besitz er sich mit den letzten Herzögen Hermann II. und Hermann III. (†1363) der Oberndorfer Linie der Teck teilte. Reinold "der Deutsche" und sein Bruder Werner (†1353) waren unterdessen als Söldnerführer in Italien tätig (1337 Venedig, 1338/39 "Kompanie des heiligen Georg", 1342/43 "Große Kompanie", 1347/49 Kämpfe um Neapel, 1348 Plünderung Anagnis, 1351 Mailand). Nach dem Tod Hermanns III. von Teck vermochte es Reinolds Sohn, Konrad (VII; 1363, 1372), Schiltach für die Urslinger bei Verzicht auf Oberndorf und Verkauf der Alpirsbacher Vogteirechte zu sichern (1371). Um diese Zeit kam es verstärkt zu Kontakten mit dem benachbarten Kloster Wittichen, einer Gründung der heiligen Liutgard (1325) (1365 Zollbefreiung für das Kloster in Schiltach; 14. Jahrhundert, 2. Hälfte Grablege [Urslinger Grabplatte]). Herzogin Anna (1382, 1424), die Tochter Konrads, heiratete in die Familie derer von Geroldseck zu Sulz ein, die Pfandrechte an Burg und Stadt Schiltach besaßen. Anna und ihr Bruder Reinold (VII; 1381, †1442) verkauften nach der Eroberung Schiltachs durch Mathis von Signau (1375/76) und der Einnahme der Stadt durch Württemberg (wohl 1380) im Jahr 1381 den Ort und die Burg an den Grafen Eberhard II. von Württemberg, der 1391 schließlich alle Rechte an Schiltach im Zuge seiner "Westpolitik" erworben hatte. Da Württemberg mit der Zahlung der Kaufsumme in Höhe von 4000 Pfund Heller in Verzug geriet, rückte Reinold (VII) 1398 pfandweise in die Stellung als Stadtherr von Schiltach wieder ein und heiratete zudem Anna von Üsenberg (ca.1399/1400), die ihm die Hälfte von Stadt und Burg Hornberg einbrachte (ca.1409). Parallel dazu beteiligte sich der "Herzog von Schiltach", wie er üblicherweise genannt wurde, an Fehden (1410/25 Gruber-Fehde, 1429/30 Fehde gegen Konstanz, 1429/34 "Geroldsecker Bruderkrieg", 1440/42 Hegaufehde u.a. zusammen mit Hans von Rechberg), stand auch zwischenzeitlich immer wieder in fürstlichen oder königlichen Diensten (1415/18 König Sigismund, 1419/20 Grafen von Württemberg u.a.) oder nahm am Konstanzer Konzil teil (1418). Der durch spätmittelalterliche "Adelskrise" und adlig-"herzogliche" Repräsentation ausgelöste drohende finanzielle Ruin seit den 1420er-Jahren begegnete Reinold mit Besitzverkäufen, so dass er am Ende seines Lebens fast nur noch die Rechte über Hornberg innehatte. Die Urslinger in Schiltach sind dann auch nachfolgenden Generationen in Erinnerung geblieben (Wappen von Schiltach [und Rappoltsweiler] als Urslinger Wappen, "Schwyzertag" in Tiengen, Fastnacht in Irslingen).
 
 Literatur: Buhlmann, Michael, Villingen und das schwäbische Herzogtum. Zähringer und Staufer im oberen Neckarraum (= VA 107), Essen 2018, S.68f; Harter, Hans, Die Herzöge von Urslingen in Schiltach (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach, Bd.5), Schiltach 2008; Schubring, Klaus, Die Herzoge von Urslingen. Studien zu ihrer Besitz-, Sozial- und Familiengeschichte mit Regesten (= VKGLBW B 67), Stuttgart 1974; Text: Buhlmann  

Bearbeiter: Michael Buhlmann