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Mittelalterliche
Geschichtsschreibung

Lorscher Annalen

Die Annales Laureshamenses gehören zur Annalen-Historiografie im von den Karolingern politisch dominierten Frankenreich des 8. und beginnenden 9. Jahrhunderts. Sie umfassen einen Zeitraum von 703 bis 803/18 und zeichnen sich durch unterschiedliche Orte ihrer Entstehung aus (zuerst wohl in einem Zentrum irischer Mönche im Raum von Cambrai [St. Fursy in Péronne?], dann im Kloster Gorze [Jahresnotate bis 777], im Kloster Lorsch eventuell durch Abt Richbod [Jahresnotate bis 785], schließlich vielleicht in Metz oder auf der Reichenau [Jahresnotate ab 785]). Überliefert sind die Annales Laureshamenses auch als Annales Mosellani (703-785), als Fragmentum Canisii (741-788) und als Fragmentum Chesnianum (769-785 und 786-791). Den Gesamtzeitraum 703-803 der Annales Laureshamenses deckt ab einzig der Codex 8/1 der Stiftsbibliothek St. Paul im Lavanttal; niedergeschrieben wurde der Annalentext im frühen 9. Jahrhundert von einem Reichenauer Schreiber, der wiederum als mittelbare Vorlage den Codex 515 der Wiener Nationalbibliothek hatte. Vermutlich im Kloster Lorsch wurde 785 eine (bis 785 ergänzte) Abschrift der Annalen fertiggestellt, die Grundlage der Annales Laureshamenses wurde; die Vorlage der Abschrift von 785 war auch Vorlage der Annales Mosellani, sie kann als Überlieferungsstrang der Annales Mosellani-Laureshamenses betitelt werden. Weiter bietet die Papierhandschrift (des Augsburger Humanisten Konrad Peutinger) MS Akc. 1949 KN 397 der Universitätsbibliothek Breslau aus dem 16. Jahrhundert in einigen Jahresnotaten der Annales Laureshamenses Unterschiede zum Haupttext. Die Vorlage der Annalen im Breslauer Codex stammt mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls vom Kloster Reichenau (über die benachbarte Benediktinerabtei Petershausen), zudem sind für die entsprechenden Notate Übereinstimmungen mit den Annales Petaviani nachweisbar, die aber wohl noch aus einer weiteren (unbekannten) Vorlage schöpften. Dies bedeutet wahrscheinlich, dass die Vorlage des im frühen 9. Jahrhundert auf der Reichenau abgeschriebenen Annalentexts, d.h. der Annales Laureshamenses der Stiftsbibliothek St. Paul im Lavanttal, wohl umfangreicher gewesen war als die Abschrift; der Reichenauer Schreiber hat mithin seine Vorlage fehlerhaft kopiert und manches durch Kopistenversehen ausgelassen. Dies gilt im Übrigen entsprechend für das im Breslauer Codex Überlieferte und für die Überlieferung der Annales Mosellani. Ergänzt um die Einträge im Breslauer Codex, stehen damit bis zum Annaleneintrag von 770 vollständige(re) Annales Laureshamenses zur Verfügung; in Lorsch wurden diese dann um die Jahresnotate bis zum Jahr 785 ergänzt. Erst mit den Jahresnotaten ab 785 werden unterschiedliche Fortsetzungen der "Lorscher Annalen" greifbar.

Edition: Annales Laureshamenses, hg. v. G.H. PERTZ, in: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores (in Folio), Bd.1: [Annales et chronica aevi Carolini], hg. v. G.H. PERTZ, 1829, Nachdruck Stuttgart-New York 1968, S.22-39; POKORNY, RUDOLF (2013), Die Annales Laureshamenses in einer neu aufgefundenen Teilüberlieferung, in: DA 69 (2013), S.1-44. - Übersetzung: BUHLMANN.

[Annales Mosellani-Laureshamenses 703-770:] 703 Jahre nach der Fleischwerdung des Herrn. Überführung des Körpers des heiligen Abtes Benedikt von Montecassino [nach Fleury; 7. Jahrhundert, 2. Hälfte].
704. Tod des Bischofs Caninus.
705. Tod des Abtes Adomnan [von Iona, 679-704].
706. Tod des Abtes Cellan [von Péronne].
707. Tod des Tigermal [?].
708. Tod des Drogo [Sohn des Hausmeiers Pippin des Mittleren]. [709.] Die winterliche Jahreszeit war hart und es gab eine geringe Ernte. Und Gottfried [Herzog der Alemannen; †709] starb.
710. Pippin drang nach Alemannien ein.
711. Die Gewässer richteten große Überschwemmungen an. Tod des Königs Childebert [III.; 694-711].
712. Rod des Königs Aribert [II.; 701-712] der Langobarden.
713. Tod der [Äbtissin] Aelfflaed [von Whitby] und des Königs Ealdwulf [von Ostanglien; 663/64-714].
714. Tod Pippins [des Mittleren; 688-714].
715. Kämpfe der Franken [neustrischer Sieg bei Compiègne 715]. Und Tod des Königs Dagobert [III.; 711-715/16]. Von jetzt an [regierte] Karl [Martell als Hausmeier; 715-741] der Ältere.
716. [2. Herrscherjahr Karl Martells] In diesem Jahr kämpfte Karl [Martell] gegen den [Friesen-] Herzog Radbod [v.690-719].
717. [3.] Karl kämpfte gegen die Franken am Sonntag nach Ostern [austrasischer Sieg bei Vinchy; 21.3.717].
718. [4.] Karl verwüstete Sachsen mit großer Wucht.
719. [5.] Schlacht der Franken bei der Stadt Soissons. Und Tod des Herzogs Radbod.
720. [6.] Karl kämpfe gegen die Sachsen.
721. [7.] Herzog Eudo [ca.700-735] vertrieb die Sarazenen aus Aquitanien.
722. [8.] Große Fruchtbarkeit. Und Kriege im Norden.
723. [9.] Zwei Söhne des Drogo wurden gefangen genommen und einer starb. Karl wurde geschwächt.
724. [10.] Es erhob sich Raganfred [Hausmeier von Neustrien; 714-718/19, †731] gegen Karl. Und Karl drang nach Angers vor.
725. [11.] Chrothrud [Ehefrau Karl Martells] starb. Betto [?] starb. Die Sarazenen drangen erstmals vor.
726. [12.] Die Äbte Martin [von Corbie] und Drubdecris [?] starben.
727. [13.] Daniel [?] starb in [Kloster] Lagny.
728. [14.] Bischof Hadulf [von Cambrai; 717-728] starb.
729. [15.] Magflactei [Mönch Egbert von Lindisfarne bzw. Iona?] starb.
730. [16.] Herzog Lantfrid [der Alemannen; 709-730] starb.
731. [17.] Karl verwüstete zweimal [Gebiete] jenseits der Loire. [Hausmeier] Raganfred starb. Und Beda [Venerabilis; †735], der Priester der Angelsachsen, starb.
732. [18.] Karl kämpfte gegen die Sarazenen bei Poitiers an einem Samstag [Oktober 732].
733. [19.] Hiltrad [?] starb.
734. [20.] Karl rückte nach Friesland vor und verwüstete es bis zur Vernichtung.
735. [21.] Karl drang in die Gascogne ein.
736. [22.] Hatto [Sohn des Eudo] wurde gefangen genommen. Bischof Audonius [von Konstanz?] starb.
737. [23.] Karl schlug gegen die Sarazenen an einem Sonntag in Gothien eine Schlacht [bei Narbonne].
738. [24.] Karl drang nach Sachsen ein.
739. [25.] Karl drang in die Provence ein.
740. [26.] Ohne irgendein kriegerisches Ereignis.
741. [27.] Karl starb. Und Theudebal [eine Neffe Karls?] wurde getötet.
742. [28.] Von jetzt an [regierten] Karlmann [741-747; †754] und Pippin [der Jüngere; 741-768].
743. [1. Herrscherjahr Pippins des Jüngeren] Karlmann in der der Gascogne und in Alemannien.
743. [2.] Verwüstung Alemanniens durch Karlmann.
744. [3.] Friede zwischen Karlmann und Odilo [Herzog von Bayern; 736-748]. Feinde in Sachsen.
745. [4.] Karlmann und Pippin in Sachsen.
746. [5.] Karlmann drang nach Alemannien ein.
747. [6.] Karlmann begab sich nach Rom [zwecks Eintritt in den Mönchsstand].
748. [7.] Grifo [ein Sohn Karl Martells; †753] floh nach Sachsen.
749. [8.] Grifo wurde von Sachsen [Bayern] zurückgebracht.
750. [9.] Ohne Feind und irgendeine Beunruhigung.
751. [10.] G[ra]f Lantfrid [?] starb.
752. [11.] Der Herzog Pippin wurde von den Franken zum König erhoben.
753. [12.] König Pippin brach nach Sachsen auf. Und Bischof Hildegar [von Köln; †753] fiel. Und Papst Stephan [II.; 752-757] kam von Rom ins Frankenreich. Und Karlmann kam nach jenem [zurück]. Und seine Söhne wurden geschoren [und neben Karlmann in ein Kloster eingewiesen]. Und Grifo wurde getötet.
754. [13.] Bischof Bonfatius wurde [beim friesischen Dokkum] durch das Martyrium bekrönt. Und Hiltrud [Ehefrau des Bayernherzogs Odilo] starb. Und König Pippin kam in das Langobardenreich. Und Papst Stephan kehrte nach Rom zurück.
755. [14.] Es kam Tassilo [III.; 748-788; †n.794], der Herzog der Bayern zum König Pippin in der Zeit des Märzfeldes [1.3.]. Und sie [die Franken] änderten das Märzfeld in ein Maifeld [1.5.].
756. [15.] König Pippin war im Langobardenreich, um den heiligen Petrus [dem Papst] Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Und Aistulf [König der Langobarden; 749-756] starb.
757. [16.] Eine Orgel [als Geschenk des byzantinischen Kaisers] für den König Pippin gelangte erstmals ins Frankenreich.
758. [17.] Der König war in Sachsen, um dieses mit allen Mitteln zu verwüsten.
759. [18.] Der König Pippin änderte den Namen für seinen Sohn [Zusatz:] Karl ab.
760. [19.] Der König Pippin war in der Gascogne. Und die Äbtissin Roadheid [Tochter Pippins?] starb. 761. [20.] Es überführte der Herr Chrodegang [Erz-/Bischof von Metz; 742/54-766] seine Mönche von Gorze in das Kloster [Gengenbach] des [Grafen] Ruthard [748/53]. {[Falsche Jahreszuordnung:] 762. [21.]} Und der König Pippin war mit seinem Heer in der Gascogne bis zur Stadt Limoges.
762. {[Falsche Jahreszuordnung:] 763. [22.]} Der König Pippin war im Gebiet der Gascogne und eroberte Bourges. Und der Herr Erzbischof Chrodegang erkrankte schwer.
763. {[Falsche Jahreszuordnung:] 764.} Es gab der Herr Pippin seinen Söhnen einige Grafschaften.
764. [23.] Ein langer und harter Winter. Es führte der Herr König Pippin eine große Zusammenkunft mit den Franken in Quierzy durch. Und Cancor, der berühmte Mann und Graf [im Oberrheingau], gab dem Erzbischof Chrodegang und seinen Mönchen das Kloster, das Lorsch genannt wird, im Rheingau.
765. [24.] Es gelangten die Körper der Heiligen Gorgonius, Naboris und Nazarius an den Iden des März [15.3.] nach Gorze. Und an den fünften Iden des Juli [11.7.] erreichte der kostbare Körper des heiligen Nazarius das Kloster Lorsch.
766. [25.] Es verließ der Herr Erzbischof Chrodegang an den [richtig: am Vortag der] Nonen des März [7.3.] die Welt.
767. [26.] Es eroberte der Herr König Pippin die Stadt Liomoges und andere Städte in der Gascogne. Und es war die Königin Berta [Ehefrau des Pippin] in Bourges.
768. [28.] König Pippin starb. Und Waifar [Herzog von Aquitanien; 745-768] wurde getötet. Und Karl [der Große; 768-814] wurde in der Stadt Noyon und Karlmann [768-771] in der Stadt Soissons zum König erhoben [9.10.]. Und die Zahl der Jahre änderte sich [zu 769].
769. [29.] Niedergelegt wurde der Körper des heiligen Gorgonius in der Kirche, die errichtet wurde im Kloster Gorze. Und es starb Abt Drogand [?]. Und die Zahl der Jahre änderte sich [zu 770].
770. Es war Königin Berta im Langobardenreich zur Unterredung mit König Desiderius [757-774]. Es wurden die meisten Städte dem heiligen Apostel Paulus zurückerstattet. Und Berta führte die Tochter des Desiderius [als Braut für Karl den Großen] ins Frankenreich. Und die Zahl der Jahre änderte sich [zu 771].
[Annales Laureshamenses 771-785:] 771. Karlmann gab das Königtum auf. Und Cancor starb.
772. Karl drang feindlich in Sachsen ein und zerstörte deren [der Sachsen] Heiligtum, das Irminsul genannt wird.
773. Es war König Karl in Italien.
774. Eingenommen wurde die Stadt Pavia von den Franken im Monat Juli, und sie führten den gefangenen König Desiderius ins Frankenreich. Und König Karl eroberte das Königreich der Langobarden, und er reiste nach Rom. Und es herrschten die Langobarden, wie sie glauben, 214 Jahre.
775. König Karl drang feindlich nach Sachsen ein und verwüstete dieses; und er richtete dort eine große Zerstörung an. Und er empfing dort und eroberte die Burgen, die Eresburg und Syburg genannt werden, und legte dort Besatzungen hinein. Und Abt Gundoland [von Lorsch] verlegt das Kloster Lorsch auf den Berg, wo der heilige Nazarius körperlich ruht.
776. Karl reiste wiederum nach Italien und empfing jene [langobardischen] Burgen, die noch übrig waren. Und [der verräterische Langobarde] Hrodgaud wurde getötet. Und von da zurückgekehrt, eroberte er [Karl] den größten Teil Sachsens. Und die Sachsen wurden zum Glauben Christi bekehrt, und eine unüberschaubare Menge von ihnen wurde getrauft.
777. Karl berief eine Versammlung der Franken, nämlich das Märzfeld, in Sachsen in Paderborn ein, und dort wurde eine sehr große Menge heidnischer Sachsen getauft.
778. König Karl war in Spanien mit dem Heer und eroberte die Stadt Pamplona. Und der König der Sarazenen Abu Taher kam zu ihm und übergab [ihm] die Städte, die er innehatte, und gab als Geiseln seinen Bruder und seinen Sohn. Und von dort reiste der Herr König bis nach Saragossa. Und dort kam zu ihm ein anderer König der Sarazenen Ebn El Arabi, den er ins Frankenreich führen ließ. Und weil ja der König in jenen Gebieten [Spaniens] war, fiel das treulose Volk der Sachsen vom Glauben ab und drang gewaltsam aus seinen Grenzen bis zum Fluss Rhein vor, alles zerstörend und verwüstend und ganz und gar nichts zurücklassend. Und von da [Spanien] zurückkehrend, verfolgten die Franken diese [Sachsen] bis zum Fluss Eder und kämpften dort unbesiegt; und die Sachsen wandten sich zur Flucht, und viele wurdenm von diesen [Franken] getötet. Die Franken waren Sieger durch die Hilfe Gottes. Und Abt Gundoland starb. Und in Italien gab es in der Stadt Treviso und in weiteren Städten der Umgebung ein großes Erdbeben, so dass durch dieses Erdbeben viele Gebäude und auch Kirchen einstürzten. Und viele Menschen starben, so dass in einem Dorf 48 in einer Nacht umkamen.
779. Karl [drang] wiederum nach Sachsen bis zum Fluss Weser [vor], und die befriedeten Sachsen leisteten Treue und gaben Geiseln. Abt Sturmi [von Fulda] starb. Auch gab es ein große Hungersnot und Sterblichkeit im Frankenreich. Und der Herr König hielt sich in Worms auf.
780. Karl stieß wiederum nach Sachsen mit einem Heer vor und gelangte bis an den großen Fluss Elbe. Und alle Sachsen unterwarfen sich ihm; er erhielt Geiseln von allen, sowohl den Freien als auch den Liten [Halbfreien]. Und er teilte ihr Land [kirchenrechtlich] ein zwischen Bischöfen und Priestern und Äbten, damit diese dort taufen und predigen konnten. Und nicht zuletzt eine große Menge an Heiden, Wenden und Friesen wurden bekehrt. Von da zurückgekehrt, zog er [Karl] nach Italien. Er ließ seine Söhne Pippin und Karl in Worms zurück.
781. König Karl reiste nach Rom. Und dort wurde sein Sohn, der Karlmann genannt wurde, getauft. Diesen nannte Papst Hadrian [I.; 772-795] mit geändertem Namen Pippin und salbte ihn zum König von Italien, dessen Bruder Ludwig [zum König] in Aquitanien. Und dort wurde Rotrud, die Tochter des Königs, dem [byzantinischen] Kaiser Konstantin [VI.; 780-797] anvermählt. Und der König kehrte ins Frankenreich zurück, und er berief ein eine Unterredung mit Tassilo und eine große Zusammenkunft, ein Märzfeld, in der Stadt Worms.
782. König Karl berief ein eine große Zusammenkunft seines Heeres in Sachsen bei Lippspringe und setzte über dieses [Sachsen] Grafen aus den edelsten Geschlechtern der Sachsen. Und weil er erfuhr, dass sie [die Sachsen] wiederum vom [christlichen] Glauben abfielen und sich mit Widukind zum Aufstand verbanden, kam er nochmals nach Sachsen und verwüstete es. Und erschlug den gewaltigen Aufstand der Sachsen mit grausamem Schwert.
783. Es starb die Königin Hildegard am Vortag der Kalenden des Mai [30.4.]. Berta [Ehefrau Pippins des Jüngeren] starb an den 6. Iden des Juni [8.6.]. Und danach fiel der Herr König nach Sachsen mit einem großen Heer ein und begegnete jenen Aufständischen mit Krieg; und sie [die Franken] töteten viele Tausende von den Sachsen. [Weitere Überlieferung: Und wiederum wurde Krieg geführt; und die Franken kämpften mit den Sachsen und waren durch die unterstützende Gnade Christi siegreich. Und sie töteten auch mehrere Tausend von den Sachsen, mehr als je zuvor.] Und als Sieger durch die Gnade Gottes kehrte er [Karl] ins Frankenreich zurück, und er verband sich in der Ehe mit Fastrada und setzte sie als Königin ein. Und es gab einen sehr heißen Sommer, so dass viele Menschen an der Hitze starben.
784. Wiederum drang Karl mit dem Heer in zwei Heersäulen nach Sachsen vor. Und der Abt Holmrich [von Lorsch], aber auch Abt Folrad [von St. Denis] und Bischof Alberich [von Utrecht] starben. Nicht zuletzt gab es Überschwemmungen.
785. König Karl hielt sich in Sachsen in der Eresburg von Weihnachten [25.12.784] bis zum Monat Juni auf. Und er baute die Burg neu auf und errichtete dort eine Kirche. Er hatte mit den Franken und Sachsen eine Versammlung in Paderborn und zog danach bis zum Fluss Weser und gelangte bis in den Bardengau. Und weil die Sachsen sich jenem [Karl] unterwarfen, empfingen sie das Christentum, das sie schon lange verschmäht hatten. Nachdem der Frieden wiederhergestellt worden war und weil niemand sich auflehnte, kehrte der König später nach Hause zurück. Widukind, der Verursacher von so viel Schlechtem und der Brandstifter der Untreue, kam mit seinen Getreuen nach Attigny; und er wurde dort getauft, und der Herr König empfing ihn am Taufbecken und ehrte ihn mit großartigen Geschenken. Vom Tod Papst Gregors [I. des Großen; 590-604] bis zur Gegenwart sind es einhundertachtzig Jahre.
[Fortsetzung der Lorscher Annalen 786-803:] 786. Gewisse Grafen [unter Führung Graf Hardrads] versuchten, sich [gegen den König] zu erheben; nicht wenige Verschwörer, auch Adlige aus Austrien, taten, was sie konnten, um sich gegen den Herrn König aufzulehnen. Dieses Vorhaben erschreckte viele. Und sie erkannten, dass sie ihr anrüchiges Werk nicht vollenden konnten; dazu war die Zeitpunkt nicht günstig; die plötzlich Eingeschüchterten suchten überall sich zu verstecken. Das wurde berichtet, der Herr König lenkte mit gewohnter Milde alles mit Überlegung und befahl, dass diese zu ihm kommen. Zu fortgeschrittener Jahreszeit veranlasste er, dass eine Synode von Bischöfen in Worms und eine glänzende [Reichs-] Versammlung zusammentraten. Dort entschied er, dass die, die am meisten in die Verschwörung verstrickt waren, ihrer Ehre und ihres Augenlichts beraubt wurden; die aber, die für unschuldig an der Verschwörung befunden wurden, sprach er milde frei. [Ergänzung:] Dann brach er auf und reiste nach Rom und von da zum Kloster des heiligen Benedikt [Montecassino]; und von da reiste er nach Capua. Und von da kehrte er zurück und gelangte zum heiligen Apostel Petrus. Und dort feierte er Ostern [23.4.], und später kehrte er ins Frankenreich mit großer Freude zurück. Und er nahm als Geisel den Sohn des Arichis [II. von Benevent; 758-787] mit sich. In diesem Jahr erschienen so viele schreckliche Zeichen am Himmel, wie sie niemals zuvor in unseren Zeiten erschienen sind. Nicht zuletzt erschienen auch Zeichen des Kreuzes vor den Augen der Menschen, und nicht wenige sagten, dass sie gesehen hätten, wie es Blut geregnet habe. Daher gab es im Volk eine ungeheure Angst und [viel] Schrecken. Und es folgte eine große Sterblichkeit. Und Erzbischof Lul [von Mainz; 754-786] starb.
787. Eine Sonnenfinsternis geschah zur zweiten Stunde an den 16. Kalenden des Oktober [16.9.] an einem Sonntag. Und in demselben Jahr kam der Herr König Karl mit einem Heer nach Alemannien bis an die Grenzen Bayerns. Und er drang in dieses Land ein, und Tassilo kam ihm freundlich entgegen. Und er [Tassilo] gab ihm [Karl] seinen Sohn Theudo als als Geisel. Und so kehrte der König in Frieden und mit Freude nach Worms zurück.
788. So kam Tassilo zu dem Herrn König Karl nach Ingelheim; und es gab dort eine Versammlung der Franken und der übrigen Völker, die unter der Herrschaft der [Franken] waren. Und die Franken berichteten von den schlimmsten Ränken und Machenschaften, die Tassilo und seine Ehefrau zusammen mit allen Völkern, die im Umkreis der Franken lebten, sowohl christliche als auch heidnische, gegen die Franken angezettelt hatten. Aber auch die Berater Tassilos und dessen Gesandte waren zugegen, und sie sagten vor diesem [Tassilo] dasselbe, und jener konnte dies in keiner Weise widerlegen. Dann verurteilten sie [die Teilnehmer an der Versammlung] ihn als des Todes würdig. Bewegt durch Barmherzigkeit, wollte der König aber ihn nicht töten, sondern machte ihn auf dessen Bitte hin zum Geistlichen und schickte ihn in ein Kloster. Und der König selbst reiste in Baiern nach Regensburg, und dort kamen die Bayern zu ihm, und es wurden Geiseln gegeben. Und nachdem dieses Land [politisch] geordnet wurde, kehrte der König zurück ins Frankenreich.
789. Danach gelangte König Karl wiederum nach Sachsen bis zu den Slawen, die Wilten genannt werden. Und die Könige jenes Landes kamen ihm [Karl] mit deren König Tragwito entgegen, und nachdem Frieden geschlossen wurde, gaben sie alle jene Länder unter die Herrschaft des Frankenkönigs Karl; und Geiseln wurden gegeben, und sie [die Könige] selbst unterwarfen sich. Und der König kehrte zurück ins Frankenreich.
790. In diesem Jahr berief der König eine Versammlung nach Worms ein, kein Märzfeld. Und das Jahr selbst war eines ohne Feind.
791. So hielt sich König Karl in Worms auf, und er feierte dort Ostern [27.3.]. Und das Jahr wechselte in die Zeit, wo Könige üblicherweise Kriege führten. Und er [Karl] führte sein Heer, eine unermessliche Menge, gegen das hochmütigste Volk der Awaren. Und so drang er selbst durch Bayern südlich der Donau in die Gebiete der Hunnen ein, aber auf der anderen Seite der Donau [zog] das Heer der Ribuarier und Friesen und Sachsen mit den Thüringern [heran]; und auch eine Schiffsflotte [kam] über die Donau, damit der König auf beiden Ufern [der Donau] mit seinem Heer Wirksamkeit entfalten konnte. Und so drang er in jenes Land ein, die eine Heersäule hierhin, die andere dort, die Flotte in der Mitte. Und der Herr [Gott] erschreckte diese [Awaren] durch den Anblick dieses [Heeres]. Und wo auch immer er [Karl] und sein Heer an Gräben oder Befestigungen, an Berge oder Flüsse oder an Wälder gelangten, ergaben sie [die Awaren] sich sogleich oder wurden getötet oder flohen. Aber auch jenes Heer, das dessen [Karls] Sohn Pippin aus Italien schickte, drang nach Illyrien und von da nach Pannonien ein, und sie [die Krieger] machten es ähnlich und verwüsteten und brandschatzten jenes Land, wie der König mit seinem Heer es machte, do wo er war. Als aber König Karl sah, dass keiner der Awaren ihm und den Seinen zu widerstehen wagte, zog er in jenem Land 52 Tage umher und brandschatzte und verwüstete jenes Land. Und sie [die Franken] führten Beute ohne Maß und Zahl, Gefangene - Männer, Frauen und Kinder - in unermesslicher Zahl fort. Und auf dem Kriegszug starb seligen Angedenkens Angilram, der Erzbischof der Metzer Kirche [768/82-791], und auch Bischof Sindbert von Regensburg [786-791] ist dabei gestorben. Und König Karl kehrte nach Bayern zurück; und er heiratete dort.
792. In diesem Jahr hielt sich der König in Bayern auf; und er feierte in Regensburg Ostern [15.4.]. Und als die Zeit des Sommers nahte, meinten die Sachsen, dass das Volk der Awaren [wie sie] dem Christentum unterworfen werden solle, und zeigten am augenscheinlichsten das, was in ihrem Herzen schon lange vorher verborgen gewesen war: Wie ein Hund, der zu seinem Erbrochenen zurückkehrt, kehrten sie zum Heidentum zurück, dem sie unlängst abgeschworen hatten, und sie verließen wiederum den christlichen Glauben und verrieten sowohl Gott als auch den Herrn König, der ihnen viele Wohltaten zugestanden hatte. Und sie verbanden sich mit heidnischen Völkern, die in ihrem Umkreis wohnten. Und indem sie ihre Gesandten zu den Awaren schickten, versuchten sie, sich zunächst gegen Gott, dann gegen den König und die Christen zu empören. Alle Kirchen, die in ihrem Gebiet lagen, verwüsteten sie durch Zerstörung und Brandstiftung, sie vertrieben die Bischöfe und Priester, die über ihnen waren, andere nahmen sie fest, und nicht zuletzt töteten sie weitere. Und vollständig wandten sie sich der Verehrung der [heidnischen] Götzen zu. Und in diesem Jahr wurde eine Verschwörung entdeckt, die der Königssohn Pippin [der Bucklige], geboren von der Konkubine [Karls] Himiltrud, gegen das Leben des Königs und von dessen Söhnen, die aus ehelichen Verbindung stammten, [Lücke: anfachte], weil sie [die Verschwörer] wollten, den König und diese [Söhne] zu töten, damit er [Pippin] statt diesem [Karl] regiere - wie in den Tagen der Richter Abimelech Israel, der seine Brüder, siebzig Männer, über einen Stein tötete und statt seines Vaters Gideon regierte, mit Bosheit und nicht lange. Aber König Karl versammelte, als er von der Verschwörung des Pippin und von denen, die bei diesem waren, erfuhr, die Franken und seine anderen Getreuen in Regensburg, und dort verurteilte das ganze christliche Volk, das mit dem König dabei war, sowohl Pippin selbst als auch die, die mit ihm in frevelhafter Verschwörung verbunden waren, zu Vermögensentzug und Tod. Und so ist es erfüllt worden. Hinsichtlich des Sohns Pippin urteilten die Franken, weil er [Karl] nicht wollte, dass er getötet wurde, dass [dies]er sich dem Dienst an Gott zuneigen müsse; so ist es auch geschehen, und er [Karl] schickte [Pippin], schon Geistlicher, ins Kloster [Prüm]. Und wiederum hielt er [Karl] sich dort [in Regensburg] lange auf.
793. In diesem Winter berief der König wiederum eine Versammlung nach Regensburg. Und weil er die Treue seiner Gefolgsleute, der Bischöfe, Äbte und Grafen, die bei ihm waren, und des übrigen Volkes erkannte - sie waren nicht an der Verschwörung des Pippin beteiligt gewesen -, ehrte er sie vielfach mit Gott und Silber, Seide und sehr vielen Geschenken. Und in diesem Winter schickte der König seine zwei Söhne Pippin und Ludwig mit einem Heer in das Gebiet von Benevent. Und dort gab es eine sehr große Hungersnot sowohl unter der Bevölkerung, die dort vorgefunden wurde, als auch im Heer, das [die Söhne Karls] begleitete, so dass ziemlich viele nicht nur in der Fastenzeit sich des Verzehrs von Fleisch enthalten mussten. Aber auch auf Burgund und andere Orte im Frankenreich lastete eine schwere Hungersnot, so dass viele durch den Hunger umkamen. Und der Herr König feierte wiederum in Regensburg Ostern [7.4.], und in der herbstlichen Jahreszeit wollte er zu Schiff ins Frankenreich zurückkehren, so dass er befahl, einen Graben zwischen den Flüssen Altmühl und Rgenitz zu bauen; und dabei gab es eine große Verzögerung. Die Sarazenen, die in Spanien waren, glaubten, dass die Awaren tapfer gegen den König vorgingen und es daher diesem nicht möglich war, sich ins Frankenreich zu begeben. Sie griffen [daher] das Gebiet Gotien an und maßen sich mit den Unsrigen. Und sie [die Franken] töteten eine Menge von ihnen, aber auch viele von uns wurden dort getötet. Der König gelangte dennoch mit der Hilfe Christi zu Schiff von demselben Ort [Regensburg] nach Frankfurt, und dort hielt er sich im Winter auf.
794. In diesem Jahr feierte der Herr König im Ort Frankfurt Ostern [23.3.], aber in der herbstlichen Jahreszeit versammelte er eine allgemeine Synode um sich mit den Gesandten des apostolischen Herrn Hadrian, dem Herrn Patriarchen Paulinus von Aquileja und dem Erzbischof Petrus von Mailand sowie den [diesen unterstehenden] Bischöfen, mit allen Erzbischöfen seines Königreichs und den Bischöfen und Äbten, sehr vielen Priestern und Diakonen sowie dem frommen Volk. Nachdem alle sich bei dem allerchristlichsten Fürsten Karl niedergesetzt hatten, gelangte zu ihren Ohren jene Häresie [des Adoptianismus], die Bischof Elipand von Toledo [782-805] mit einem anderen Bischof mit Namen Felix [von Urgell; †818], aber unglückselig, und ihren Genossen in die Welt gesetzt hatten. Sie behaupteten nämlich, dass unser Herr Jesus Christus - zur Gänze vom [Gott-] Vater vor der Zeit gezeugt und wahrer Sohn Gottes sowie gewürdigt, durch die ewige Jungfrau Maria fleischlich geworden zu sein - nicht wahrer, sondern angenommener Sohn sei. Aber die heilige und allgemeine Synode stimmte dieser frevelhaften Behauptung nicht zu, sondern beschloss das Folgende: Also ist der Sohn Gottes der Sohn eines Menschen, geboren gemäß der Wahrheit der Natur aus Gott als Sohn Gottes, geboren gemäß der Wahrheit der Natur von einem Menschen als Sohn eines Menschen, so dass die Wahrheit um den Geborenen nicht mit Adoption oder Benennung, sondern mit zweifachen Geburt des Sohns in Verbindung zu bringen und der eine Sohn der wahre Gott und der wahre Mensch ist. Und zu dieser Synode kam Tassilo und schloss dort mit dem Herrn König Frieden, indem er versicherte, dass er keine Macht in Bayern mehr besaß und diese dem Herrn König übertrug. Nicht zuletzt starb dort die Königin Fastrada. Und der König reiste wiederum nach Sachsen, und die Sachsen kamen ihm zur Eresburg entgegen und versprachen die Annahme des Christentums und beschworen dies, was sie oft machten. Und der König glaubte ihnen und gab ihnen Priester. Und der König kehrte ins Frankenreich zurück, und er hielt sich in der Pfalz Aachen auf.
795. Aber auch damals feierte der Herr König in der Pfalz Aachen Ostern [12.4.], und die Untreue erhob sich wie gewohnt im Gebiet der Sachsen. Und als der Herr König gegen andere Völker ziehen wollte, kamen sie [die Sachsen] weder vollständig zu ihm noch lieferten sie ihm Ersatz, wie er befohlen hatte. Darauf überzog der König auf Grund deren erwiesener Untreue sie wiederum mit seinem Herr; die einen aus dem Gebiet der Sachsen kamen ihm auch friedlich entgegen und erfüllten ihm gegenüber die Teilnahme an diesem Kriegszug gemäß der Abmachung, und er selbst drang mit seinem Heer zur Elbe vor. Die anderen in den Sümpfen der Elbe und in Wigmodien kamen nicht vollständig zu ihm. Der Herr König hielt sich trotzdem in Bardowick auf und brachte daher eine solche Menge an Geiseln zusammen, wie sie niemals in seinen Tagen oder in den Tagen seines Vaters oder einst in den Tagen der Könige der Franken zusammengebracht worden sind. Aber danach kamen alle zu ihm [Karl] außer denen, die wir zuvor erwähnt haben, und denen, die jenseits der Elbe wohnten. Diese kamen auch jetzt nicht vollständig zu ihm, weil sie den König der Abodriten Wizzin, einen Gefolgsmann des Herrn König [Karl], getötet hatten. Daher glaubten sie nicht, dass sie dessen [Karls] Gnade erlangen konnten. Die Übrigen aber kamen alle friedlich zu ihm und versprachen, seinen Befehl zu erfüllen. Und so glaubte der Herr König diesen wiederum, und nichts erschütterte seinen Glauben darin. Dann kam nach Aachen vom Land der Awaren ein gewisser Häuptling mit Namen Tudun [eigentlich ein hoher awarischer Titel] zum Herrn König mit seinen Höflingen. Diesen empfing der Herr König ehrerbietig und befahl, ihn und die, die mit ihm gekommen waren, zu taufen [796]. Und mit großer Ehre und Geschenken veranlasst er, dass dieser in seine Heimat zurückkehrte. Und in diesem Jahr gelangten [durch Krieg und Plünderung] die Schätze der Awaren [an die Franken], eine große Menge, für die der Herr König dem allmächtigen König [Gott] Dank sagte; und er verteilte diesen Schatz unter die Kirchen und Bischöfe, die Äbte und Grafen; nicht zuletzt ehrte er auch alle seine Getreuen auf wunderbare Wiese [mit Geschenken] aus diesem Schatz. Und in diesem Winter, und zwar an den 8. Kalenden des Januar [25.12.], starb der Herr Papst Hadrian, für den der Herr König, nachdem er getrauert hatte, Gebete im ganzen christlichen Volk in seinem Reich veranzulassen bat. Und sein Almosen für diesen [Papst] wurde vielfach vergolten. Und er befahl, dass eine Grabinschrift mit goldenen Buchstaben auf Marmor im Frankenreich verfasst werde, um diese nach Rom zu überführen zur Ausschmückung des Grabes des höchsten Priesters Hadrian.
796. In diesem Sommer [795] schickte König Karl seinen Sohn Pippin mit den Seinen, die er in Italien hatte, und die Bayern mit einen Teil Alemannen [als Heer] in das Gebiet der Awaren; und unterstützt wurde Pippin mit allen [Kämpfern], die sein Vater ihm als Ersatz schickte. Und nachdem dei Donau überquert wurde, gelangte er [Pippin] mit seinem Heer an den Ort, wo sich üblicherweise die Könige der Awaren mit ihren Großen aufhielten und den sie auch in unserer Sprache "Ring" nennen. Und er nahm viele Schätze an sich und schickte sie an seinen Vater. Und er selbst gelangte später mit seinem Heer und großen Schätzen der Awaren ins Frankenreich. Und in diesem Jahr [796] hielt sich König Karl selbst mit zwei Söhnen, Karl und Ludwig, in Sachsen auf, und er kreiste das Land der Sachsen ein, wo die Aufständischen lebten, und brandschatzte und verwüstete es und führte Gefangene mit sich, Männer und Frauen und Kinder, und eine unübersehbare Menge an Beute. Und sein drittes Heer schickte König Karl in diesem Sommer in das Gebiet der Sarazenen mit seinen Königsboten, die dort dasselbe [Krieg] machten; sie verwüsteten jenes Land und kehrten im Frieden zu König Karl in der Pfalz Aachen zurück.
797. Wiederum drang in diesem Jahr König Karl nach Sachen ein und gelangte bis zu jenem Gau, der Wigmodien genannt wird und wo es Widerstand dieser [Sachsen] gab. Und nachdem der Aufruhr niedergeschlagen wurde, drang der König in jenen Gau ein; und er verwüstete und brandschatzte jenen Gau. Und danach kamen von Neuem zu ihm alle Sachsen aus allen Ecken und Winkeln, wo sie wohnten, und er nahm entweder Geiseln oder das, was er wollte, von ihnen und von den Friesen Ähnliches. Und König Karl kehrte ins Frankenreich zurück. Und nach ein paar Wochen drang er wiederum nach Sachsen ein, und er überwinterte dort und hielt sich an dem Ort auf, wo die Diemel in die Weser fließt und den er auch Herstelle nannte; von seinem Heer wurden dort Unterkünfte gebaut, wo sie [die Franken] wohnten.
798. In diesem Jahr war König Karl in Sachsen und hielt sich dort Neu-Herstall den Winter auf. Und dort feierte er Ostern [8.4.]. Diesen Ort [Heristelle, Neu-Herstall] nannte, wie wir hörten, der König selbst so, weil vom Heer die dortigen Unterkünfte, in denen sie [die Franken] wohnten, errichtet wurde. Und in dem Sommer gelangte er mit seinem Heer nach Bardowick, und alle jene [Sachsen] gaben sich in seine Hand, und er nahm von den Anführern, wen er wollte, und von Geiseln nach seinem Wunsch. Und wiederum verbanden sich unsere Slawen, dei Abodriten genannt werden, mit den Boten des Herrn Königs gegen jene Sachsen, die nördlich der Elbe wohnten; und sie verwüsteten jenes Land und brandschatzten es. Und jene Sachsen verbündeten sich, und es kam zu einer heftigen Schlacht zwischen diesen [Sachsen und Abodriten]; und obwohl jene Abodriten rasend kämpften, half ihnen der Glaube der Christen und des Herrn König, und sie errangen den Sieg über die Sachsen und töteten von diesen Sachsen in dieser Schlacht zweitausend 901. Und diese Slawen gelangten zum Herrn König nach Nordthüringen, und der Herr König ehrte sie auf so wunderbare Weise, wie sie [durch den Sieg] für würdig befunden wurden. Und dann kehrte der Herr König ins Frankenreich zurück, und von den Sachsen nahm er mit sich, wen er wollte, und schickte weg, wen er wollte. Und er selbst gelangte zur Pfalz Aachen und überwinterte dort.
799. Wiederum feierte der Herr König in der Pfalz Aachen Ostern [31.3.]. Auf Anstiften des Teufels verschworen sich die Römer gegen den apostolischen Herrn Leo [III., 795-816] zu den Bitttagen - das sind die 7. Kalenden des Mai [25.4.] - und schnitten ihm die Zunge ab und wollten seine Augen herausschneiden und ihn dem Tod überantworten. Aber gemäß göttlichem Willen konnten sie das Schlechte, was sie begonnen hatten, nicht vollenden. Und der Herr König drang in diesem Jahr nach Sachsen ein und hielt sich in Paderborn auf. Dort kam zu ihm der apostolische Herr Leo, den zuvor die Römer töten wollten; und es empfing diesen der Herr König ehrerbietig und ehrte diesen mit vielen Geschenken und Ehren. Und als er diesen später in Frieden und Ehre zu seinen [Bischofs-] Sitz zurückschickte, führten ihn Boten des Königs ehrenvoll zurück, und sie schickten die, die dessen Tod beschlossen hatten, zum Herrn König. Und diese, wie würdig sie sind, sind nun in der Verbannung. Und der Herr König nahm danach eine Menge von Sachsen mit Frauen und Kindern gefangen und verteilte sie auf unterschiedliche Gegenden in seinem Reich und deren Land verteilte er unter seine Getreuen, das sind Bischöfe, Priester, Grafen und seine anderen Gefolgsleute. Und dort in Paderborn erbaute er eine Kirche wunderbarer Größe, und er veranlasste, diese zu weihen. Und danach kehrte er in Frieden zur Pfalz Aachen zurück und hielt sich dort auf.
800. Diesen Winter hielt er [Karl] sich in der Pfalz Aachen auf und besuchte in der Fastenzeit seine [Königs-] Höfe und auch die Körper [Reliquien] der Heiligen, bis er nach Ostern [19.4.] nach Tours gelangte, wo der Körper des heiligen Martin ruht. Und seine Söhne Karl und Pippin waren bei ihm; aber auch sein Sohn Ludwig kam dorthin. Nicht zuletzt starb dort Liutgard, die Ehefrau des Herrn Königs; ihr wurde feierlich im Gebet gedacht. Und im Frieden kehrte er [Karl] nach Hause [Aachen] zurück. Und in der herbstlichen Jahreszeit versammelte er seine Großen und Getreuen in der Stadt Mainz. Und als er erfuhr, dass überall in seinem ganzen Reich Frieden herrschte, erinnerte er an das Unrecht, das die Römer dem apostolischen [Herrn] Leo angetan hatten, und richtete seinen Blick darauf, nach Rom zu gehen. Und so geschah es. Und dort veranlasste er die größte Versammlung von Bischöfen und Äbten zusammen mit Priestern, Diakonen und Grafen und dem übrigen christlichen Volk. Und es kamen dorthin die, die den apostolischen [Herrn] verurteilen wollten. Und als der König erkannte, dass sie diesen [den Papst] nicht aus Gerechtigkeit, sondern aus Missgunst verurteilen wollten, wurde sowohl diesem frommsten Fürsten Karl als auch den Bischöfen und heiligen Vätern, die bei ihm waren, klar, dass, wenn es nach dessen Wille und Bitte ginge, er [Leo] dennoch nicht nach deren Urteil [der Gegner], sondern durch freiwilligen Entschluss sich reinigen müsse. Und so ist es geschehen. Und nachdem er [Leo] den Eid erfüllt hatte, stimmten jene heiligen Bischöfe mit der ganzen Geistlichkeit und der Fürst Karl mit dem frommen christlichen Volk den Hymnus "Wir loben dich, Gott, dir, Herr, vertrauen wir" an. Und als der [Hymnus] beendet wurde, gaben der König selbst und das ganze gläubige Volk mit diesem [Papst] das Lob Gott, weil sie [ihn] für würdig fanden, den apostolischen [Herrn] Leo gesund an Körper und Geist bewahrt zu haben. Und dies machte er [Karl] in diesem Winter in Rom.
801. Und weil damals schon der Kaisername im Reich der Griechen verschwunden war und es bei diesen ein weibliches Kaisertum gab, offenbarte sich damals dem apostolischen [Herrn] Leo und allen heiligen Vätern, die im Konzil dabei waren, sowie dem übrigen christlichen Volk, dass sie König Karl der Franken zum Kaiser ernennen müssten, der Rom selbst innehatte, wo immer die Kaiser sich aufzuhalten gewohnt waren, sich aufzuhalten, und die übrigen [kaiserlichen] Orte in Italien und Gallien und nicht zuletzt in Germanien besaß. Weil der allmächtige Gott alle diese Orte unter dessen Herrschaft gestellt hatte, war daher allen klar, dass es gerecht sei, dass dieser [Karl] mit Gottes Hilfe und auf Verlangen des ganzen christlichen Volkes diesen Titel bekäme. Deren Bitte wollte König Karl nich widersprechen und empfing, versehen mit aller Demut, von Gott und auf Bitten der Priester und des gesamten christlichen Volkes am Geburtstag unseres Herrn Jeus Christus [25.12.800] den Titel der Kaiser zusammen mit der Weihe durch den Herrn Papst Leo. Und als Erstes rief er die heilige römische Kirche, die durch Zwietracht zerrissen war, zu Frieden und Eintracht auf. Und dort feierte er Ostern [4.4.]. Und mit der nahenden herbstlichen Jahreszeit führte sein Weg nach Ravenna, wo Gerechtigkeit und Frieden wiederherstellte. Und von da gelangte er ins Frankenreich heim [nach Aachen].
802. In diesem Jahr hielt sich der Herr Kaiser Karl in der Pfalz Aachen ruhig mit den Franken ohne Feinde auf. Aber die Armen, die in seinem Königreich lebten und die vollständig seiner Rechtsprechung entbehrten, berührten seine Barmherzigkeit. Er wollte nicht innerhalb der Pfalz seine ärmeren Gefolgsleute wegen Gefälligkeiten vor das Gericht ziehen; aber er wählte in seinem Königreich Erzbischöfe und die übrigen Bischöfe und Äbte aus zusammen mit Herzögen und Grafen, die nicht in Verdacht standen, von Unschuldigen Gefälligkeiten zu empfangen, und diese schickte er in sein ganzes Königreich, damit Kirchen, Witwen und Waisen und Arme sowie das gesamte Volk Gerechtigkeit erfuhren. Und im Monat Oktober versammlte er eine allgemeine Synode im schon genannten Ort [Aachen] und veranlasste dort die Bischöfe mit den Priestern und Diakonen, allgemeine Regeln zu erwägen, die die heilige Synode billigte, und die Beschlüsse der Priester. Und er befahl, dass sie [die Regeln und Beschlüsse] vollständig vor allen Bischöfen, Priestern und Diakonen vorgetragen wurden. Auf ähnliche Weise versammelte er auf dieser Synode alle Äbte und Mönche, die dabei waren, und sie führten unter sich eine Versammlung durch und lasen die Regel des heiligen Vaters Benedikt [von Nursia]; die Verständigen trugen diese den Äbten und Mönchen vor. Und danach wurde dessen [Karls] Befehl gegenüber den Bischöfen, Äbten, Priestern, Diakonen und der gesamten Geistlichkeit umgesetzt, damit jeder einzelne auf seinem Platz - ob in den Bistümern oder Klöstern oder allen heiligen Kirchen - gemäß den Beschlüssen der Väter hinsichtlich der regelgerechten Lebensweise der Kanoniker oder hinsichtlich dem, was in der Geistlichkeit oder im Volk an Sünde oder Nachlässigkeit in Erscheinung trat, nach kanonischem Vorbild sich besserte. Und was in den Klöstern oder bei den Mönchen gegen die Regel des heiligen Benedikt geschieht, das sollen sie femäß der Regel des heiligen Benedikt verbessern. Aber der Kaiser selbst versammelte, während diese Synode geschah, die Herzöge, Grafen und das übrige christliche Volk mit dem Rechtskundigen, und er veranlasste, alle Gesetze [,die] innerhalb seines Königreichs [galten,] vorzulesen, und jedem einzelnen Menschen sein [Volks-] Recht bekanntzumachen. Und er ließ verbesserte Gesetze aufschreiben, damit auch die Richter gemäß dem Aufgeschriebenen richteten und keine Gefälligkeiten annahmen. Aber alle Menschen, Arme und Reiche, sollten im seinem Königreich Gerechtigkeit haben. Und in diesem Jahr erreichte ein Elefant das Frankenreich.
803. In diesem Jahr feierte der Kaiser Karl in Aachen Ostern [16.4.], und er brach auf zur Versammlung in Mainz auf. Und er war in diesem Jahr ohne Feind, außer dass er in angrenzende Gebiete Heerscharen schickte, wo es notwendig war.

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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