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Mittelalterliche
Geschichtsschreibung

Hirsauer Codex

Der Hirsauer Codex (Codex Hirsaugiensis) stellt sich dar als "Kompendium" gerade für die Anfangsphase des Hirsauer Reformklosters des benediktinischen Mönchtums im Nordschwarzwald. Er datiert vom Beginn des 16. Jahrhunderts, enthält aber abschriftlich zum überwiegenden Teil Nachrichten aus dem hohen Mittelalter. Der Inhalt des aus 70 Folioblättern bestehenden Pergamentcodex lässt sich grob einteilen in: eine Gründungs und Äbtegeschichte Hirsaus bis zum Jahr 1205, ein Verzeichnis der aus Hirsau stammenden Bischöfe und Äbte anderer Orte, eine Auflistung der im Kloster Hirsau vorhandenen Altäre und Reliquien, ein Verzeichnis von Hirsauer Besitzschenkungen und erwerbungen im 11. und 12. Jahrhundert.

Edition: SCHNEIDER, E. (Hg.), Codex Hirsaugiensis (= Württembergische Geschichtsquellen, Bd.I), Stuttgart 1887. - Übersetzung: BUHLMANN.

Zu welcher Zeit der Körper des heiligen Aurelius von Italien überführt wurde bzw. wann das Kloster Hirsau gegründet wurde.
Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn achthundertdreißig, im siebendreißigsten Jahr aber [Kaiser] Ludwigs des Frommen [781/814-840], des Sohnes [Kaiser] Karls des Großen [768-814], wurde der Körper des heiligen Bischofs und Bekenners Aurelius von Italien überführt und zuerst Hirsau gegründet. Noting nämlich, der Sohn des Grafen Erlafrid, mit dem Bischofssitz von Vercelli erhöht, empfing vom Mailänder Erzbischof die Gebeine des ehrwürdigen Bekenners, die in der Kirche des heiligen Dionysius in dieser Bischofsstadt aufbewahrt wurden, dessen Grab bis heute dort ehrfürchtig verehrt wird, während die Bürger davon nichts wussten, und brachte sie auf väterlichen Grund, wo bald darauf Hirsau gegründet wurde und wo damals das Waldhaus dieses Grafen war. Die heiligen Reliquien aber wurden zuerst in dem Kirchlein niedergelegt, das zu Ehren des heiligen Märtyrers Nazarius geweiht war, gelegen auf dem Gipfel eines herausragenden Berges, bis am Fuß dieses Berges eine Kirche mit würdigem Schmuck errichtet wurde, woher der Berg bis heute vom heiligen Nazarius den Namen hat. Die erbaute Kirche wurde mit einer vielfältigen Ausstattung geschmückt und zu Ehren des heiligen Apostelfürsten Petrus geweiht, und die geheiligten Gebeine sind in dieser [Kirche] versammelt worden, für die er [Noting] ein von Wald umgebenes Gebiet in der ganzen Breite vom Bach, der Teinach heißt, bis zum unteren Reichenbach und andere nicht wenige Güter gab und dort den Gottesdienst klösterlichen Lebens einrichtete. Dieser blühte in vielen Zeiten unter [von den Grafen] eingesetzten Vätern [Klosterleiter] an diesem Ort, aber als die Sünden der Menschen wuchsen, die sich von Königreich auf Königreich übertrugen und die die ansehnlichen Städte unbewohnbar machten, kam es zu solch einer Beeinträchtigung des geistlichen Lebens, dass Geistliche an die Stelle fehlbarer Mönche gesetzt wurden, weil, wie geschrieben steht, die Menschen nicht wegen des Ortes, sondern Gott wegen der Menschen den Ort auswählt, oder besser, weil dieser Ort [Hirsau] in göttlicher Voraussicht von dieser Schmälerung zum Überfluss großer geistlicher Lebensweise erhoben wurde. Dies wurde später offenbar. Unter dieser Veränderung und nach Ablauf ziemlich vieler Jahre wurden die Besitzungen der Kirche von ungerechten Eindringlingen zerrissen, die Handschriften aber, die von den Altvorderen für die Festigkeit des Ortes hergestellt worden waren, zerfetzt und nicht zuletzt die Calw genannte Burg auf dem Grund der Kirche selbst errichtet. Dieses ungerechte Erbe sank unter ungerechten Erben in Generationen herab, bis die Sorge um den Ort gleichsam nach Erbrecht zum älteren Grafen Adalbert [von Calw] gelangte, der die Zügel der Habsucht, die die Vorgänger nicht angefasst hatten, lockerte, und hier abseits von Gottesfurcht mehr als genug zusammenbrachte. Aber als er lange dieses schlecht erworbene Erbe genossen hatte, geschah es, dass der selige Papst Leo IX., der Onkel des besagten Adalbert, zum Besuch des Reiches der Deutschen von Italien kam und zu ihm wegen der Verwandtschaft einen Abstecher machte. Er, der von der Legende des heiligen Aurelius hörte, begehrte, darüber Sicheres zu wissen, falls die Reliquien des heiligen Mannes, wie das Gerücht wollte, an diesem Ort [Hirsau] aufbewahrt wurden. Auf Befehl des Grafen wurde, nachdem Fachleute herbeigeholt worden waren, danach mit nicht geringer Schwierigkeit gesucht und die Suche nach vergeblicher Arbeit eingestellt. Aber die Sorgfalt eines sehr erfahrenen Fachmanns, der aus den Gebieten Venetiens mit den Söhnen herangekommen war, der auch durch seine Kunst später dem Ort viele Wohltaten erwies, bemerkte eine unterirdische Höhle durch den Widerhall der Hammer, und nicht ohne große Mühe fand sich eine unterirdische kleine Kammer, in der ein geschmückter Sarkophag mit den Gebeinen des ehrwürdigen Bekenners Christi zur Freude aller und des Papstes zum Vorschein kam. Nachdem der Papst zudem von den Umständen erfahren hatte, in denen sich dieser heilige Ort wegen des Fehlens geistlichen Lebens befand, ermahnte er unter Drohung mit dem Jüngsten Gericht Gottes den besagten Grafen, dass er den ungerecht angeeigneten Besitz zurückgebe und [Leute], die die heilige Regel [Benedikts] beachten, an diesen Ort zurückführe. Erschreckt durch die Drohung, befahl er [Adalbert], nachdem die alte Kirche zerstört war, die geräumig, aber in der alten Weise der Kirchen ohne den Halt von Säulen errichtet worden war, eines neues Kloster, das bis zu unserer Zeit bestand, zu erbauen. Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn eintausendneunundfünfzig ist mit dem Bau der Kirche des heiligen Aurelius begonnen worden, im Jahr eintausendeinundsiebzig ist sie aber an dem Vortag der Nonen des September [4. September] vom Speyerer Bischof Heinrich [I., 1067-1073] geweiht worden. Nachdem Gesandte zum Kloster Solitarium, das Einsiedeln heißt, geschickt wurden, bekam er [Adalbert] mit den Brüdern einen Abt [Friedrich, 1065-1069]. [...]

[Vom Abt Wilhelm].
Als Zweiter in der Verwaltung des Klosters [Hirsau] folgte der Herr Wilhelm, geboren vom Stamm der Bayern. Von der Gestalt her hochgewachsen, war er am vorderen Teil des Kopfes kahl, am Hinterkopf hatte er wenige Haare, [er hatte] ein langes Gesicht von wächserner Farbe, lange Finger der Hände und war am ganzen Körper dünn. Einige von den [Hirsauer] Brüdern hatten ihn zuvor gekannt und, nachdem der Herr Friedrich [als Hirsauer Abt] abgesetzt worden war, kamen sie mit der Gesandtschaft des Grafen [Adalbert] zum Kloster des heiligen Emmeram in Regensburg, wo er [Wilhelm] Mönch war. Diesen erlangten sie vom Abt und den Brüdern, führten ihn mit sich und stellten ihn an die Spitze des Klosters. Nachdem er von der ungerechten Vertreibung seines Vorgängers gehört hatte, missfiel ihm ziemlich das Geschehene. Weil er aber die Unversöhnlichkeit des Grafen hinsichtlich dessen Vorgehens erkannte, wollte er weder [als Abt] eingesetzt werden noch im Chor vor dem Sitz des Abtes stehen, solange jener [Friedrich] am Leben war, wie die, die bei dieser Sache dabei waren, bezeugten. Als dieser [Friedrich] bald darauf an den vierten Nonen des Juni [2. Juni], der in jenem Jahr [1071] auf Christi Himmelfahrt fiel, starb, stimmte er [Wilhelm] zu, geweiht zu werden. Über ihn kann vieles berichtet werden, aber das Büchlein, das über sein Leben verfasst wurde, unterrichtet den Leser genug darüber. Dieser bemühte sich nämlich die Seelen der meisten durch Ermahnung zu Gott zu führen, und das Gerücht um sein segensreiches Klosterleben zog nicht wenige zum heiligen Leben hin. Aus diesem Grund kamen sehr viele damals dazu, die Welt völlig zu verlassen, weil durch den Fluch des Anathems, das über den König Heinrich IV. verhängt war, das deutsche Königreich in solchem Maße vergiftet war, dass keiner gefahrlos in der Welt weilen konnte, ohne dass er den Anhängern des Königs zustimmte oder die Rache jener erfuhr. Von daher kamen zu ihm sehr viele mächtige Männer aus dem Stand der Geistlichen und der Laien gleichwie zum Asyl und solcherart, dass er mehr als einhundertundfünfzig Vollmönche hatte ohne die Menge der Laienbrüder, deren Klostereintritt er als erster Urheber gestattete. Außerdem wurde er von Weltlichen und Geistlichen ziemlich geliebt. Er war nämlich ein Mann von friedlicher Einfachheit und beschäftigte sich in allen seinen Anordnungen eifrig mit Gott, mehr als mit der eigenen Klugheit und der der anderen. Unter ihm wurde auch das größere Kloster errichtet. Mit Unterstützung endlich des Markgrafen Hermann [I. von Baden, 10521074], der die Seinigen heimlich verließ wegen der Liebe zum höchsten Hirten und zum Hirten der Herde der cluniazensischen Mönche gemacht wurde, erbaute er [das Kloster] zum großen Teil aus eigenen Mitteln. Durch gewisse Umstände bedingt, ließ er [das Kloster] unvollendet; aber aus den Mitteln, die er für dieses Werk vorgesehen hatte, wurde fast das, was übrig blieb [zu tun], erbaut. Im Jahr aber der Fleischwerdung des Herrn eintausendeinundneunzig ist [das Kloster] geweiht worden. Zudem gab es, während er [Wilhelm] lebte, noch die Gemeinschaft vom heiligen Aurelius [im alten Kloster]. In dem Jahr aber, als das [neue] Kloster geweiht wurde, ging er [Wilhelm] an den dritten Nonen des Juli [5. Juli] von diesem Leben zum Herrn, und er wurde in dem größeren Kloster in der Mitte der Kirche begraben. Er stand aber [Hirsau] zweiundzwanzig Jahre vor. [...]

Es folgen die Namen der Bischöfe und Äbte, die von unserem Konvent und Kloster an andere Orte gegeben wurden.
Der Herr Thiemo, Märtyrer und Erzbischof [1090-1101], verließ wegen der Gefahr der Exkommunikation, die unter König Heinrich IV. geschah, seine erste Abtei in Salzburg und wandte sich um des Wunsches nach einem vollkommeneren Klosterleben willen an unser Kloster [1085]. Später wurde er zum Erzbischof dieses Ortes gewählt. Ungefähr am Ende seines Lebens reiste er mit vielen anderen Fürsten nach Jerusalem und wurde, auf dem Weg dahin von Heiden gefangen genommen, durch ein glänzendes Martyrium gekrönt. Gebhard, der Bruder des [Zähringer-] Herzogs Berthold [II., 1078-1111], wurde Konstanz als Bischof gegeben; er war ein Mann von großer Heiligkeit und Unschuld, dessen außergewöhnliches Leben in einem ausgezeichneten Gedicht beschrieben wird. Dieser weihte auf Veranlassung und Befehl Papst Urbans II. [1088-1099] unser neues, größeres Hirsauer Kloster und die Zelle des heiligen Gregor, die [Kloster] Reichenbach heißt. Endlich entschlief er, von Tugenden erfüllt, in Frieden, und sein Todestag wird am Tag des heiligen Augustinus [12. November] festlich gefeiert. Gebhard, der Abt unseres Klosters, wurde Bischof in Speyer, ein Mann von großem Wissen und Klugheit. Theoger wurde zuerst als Abt zum [Kloster des] heiligen Georg im Schwarzwald gegeben und wurde später zum Bischof von Metz gewählt.

[Die Namen der Äbte, die zu anderen Orten geschickt wurden.]
Siegfried wurde nach Schaffhausen als Abt geschickt [1082-1096]. Diepold wurde später an denselben Ort als Abt gegeben [n.1130]. Heinrich wurde an den heiligen Georg [St. Georgen im Schwarzwald] gegeben [1084/86-1087]. Dieter wurde zum Abt von Petershausen bestimmt. Giselbert wurde als Abt nach Hasungen geschickt [1081] und kehrte mit der ganzen Gemeinschaft von fast fünfzig Brüdern wegen einer Exkommunizierung zu uns zurück, weil sie es an diesem Ort nicht aushalten konnten, außer sie hätten sich dem exkommunizierten König angeschossen. Ihnen wies der von Gott geliebte Vater und Abt Wilhelm die Zelle Reichenbach als Wohnstatt zu, bis die Missgunst der Schlechten nachließ. Später wurde Giselbert dem Kloster Reinhardsbrunn vorangestellt und empfing mit diesem auch das Kloster in Erfurt zur Leitung. Notger wurde als Abt nach Zwiefalten geschickt [1091-1095]. Gottfried danach an denselben Ort [1156-1158]. Gunther als Abt nach Komburg [1093?-v.1109]. Adalbero als Abt zur Zelle des heiligen Petrus [St. Peter im Schwarzwald, 1093-1100]. Welicho als Abt nach [Weingarten-] Altdorf [1088-1108]. Azelin als Abt nach Blaubeuren [1085?-1101]. Otto wurde als Abt an denselben Ort gegeben [1101-1108/13]; mit diesem empfing er später das Kloster Rheinau. Hildebold als Abt nach Magdeburg [1098]. Hugo wurde später als Abt an denselben Ort gegeben. Erkinbold als Abt nach Hugshofen. Bruno wurde als Abt an denselben Ort gegeben. Wezilo als Abt nach Lavant [St. Paul im Lavanttal, ca.1085]. [...]

Von der Weihe unseres größeren Klosters Hirsau.
Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn eintausendeinundneunzig, Indiktion vierzehn, an den sechsten Nonen des Mai [2. Mai] wurde auf Veranlassung des Herrn Papstes Urban II. geweiht die Kirche der heiligen Apostel Petrus und Paulus vom ehrwürdigen Herrn Gebhard, dem Konstanzer Bischof, mit Unterstützung des ehrwürdigen Wormser Vorstehers Adalbert im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit und zu Ehren des heiligen und siegreichsten Kreuzes und der heiligen Gottesmutter Maria und besonders der heiligen Apostel Petrus und Paulus und des heiligen Bischofs und Bekenners Aurelius und aller Heiligen.
[Hochaltar:] Enthalten sind aber im Hochaltar die ehrwürdigen Reliquien vom Blut des Herrn, vom Kleid und Umhang der heiligen Gottesmutter Maria, die Reliquien des heiligen Apostels Petrus und des heiligen Apostels Matthias, des Blasius, des Leudegar, des Saturninus, des Genesius, des Faustinus, des Fortunatus, des Justus, des Probus, des Albanus, des Kastulus, des Kilian, des Alexander und seiner Gefährten, des Maternus, des Valerius, des Aurelius, des Eustachius, des Erhard, des Ulrich, der Bekenner, der Anastasia, der Margarethe, der Basilia und der Radegunde, der Königin des Frankenreichs.
[Kreuzaltar in der Mitte der Kirche:] Der Altar des heiligen Kreuzes wurde geweiht an den sechsten Nonen des Mai [2. Mai] zu Ehren des heiligen Kreuzes und des heiligen Johannes des Täufers. In diesem Altar sind enthalten die Reliquien des heiligen Kreuzes und des heiligen Johannes des Täufers, des Apostels Matthias, des Papstes Cornelius, des Eventius, des Theodol, der heiligen Unschuldigen, des Dionysius, des Genesius, des Donatus, des Exuperius, des Sigismund, des Valentin, des Pankratius, des Christopherus, des Pelagius, des Wenzeslaus, des Appolinaris, der Märtyrer, des Justin, des Amandus, des Germanus, des Martial, der Bekenner, des heiligen Felicitas und ihrer Söhne und der Königin Radegund.
[Altar des heiligen Benedikt im Chor:] Der mittlere Altar nach Osten hin wurde an den fünften Kalenden des Oktober [4. Oktober] geweiht zu Ehren des heiligsten Bekenners und Mönchsvaters Benedikt und der heiligen Väter Antonius, Arsenius, Maurus, Macharius, Hilarion, Columban, Paulus, Johannes, Columban, Gallus, Magnus, Othmar, Simeon, Odilo und aller heiligen Mönche und Eremiten. In diesem Altar sind enthalten die Reliquien der heiligen Gottesmutter Maria, des Apostels Matthias, des Märtyrers Laurentius, des Benedikt, des Gallus, des Othmar, des Columban, des Simeon, des Odilo, der Äbte, und der heiligen Jungfrau Scholastica. [...]
[Altar des heiligen Märtyrers Emmeram:] Der Altar, der am nächsten zur Mitte hin auf der linken [Kirchen-] Seite steht, wurde an den sechsten Nonen des Mai [2. Mai] zu Ehren des sehr berühmten Märtyrers und Bischofs Emmeram und aller heiligen Propheten geweiht. In diesem sind enthalten die Reliquien des heiligen Evangelisten Matthäus, des Blasius, des Christopherus, des Valerian, des Markus und Marcellinus, des Pankratius, des Valentin, des Dionysius, des Pelagius, des Magnus, des Nikomedus, der Märtyrer, des Wolfgang, des Erhard, des Burkhard, der Bekenner, der heiligen Märtyrerin Felicitas, der Jungfrau Walburga.
[Altar des heiligen Laurentius:] Der dritte Altar von der Mitte auf der linken Seite wurde an den fünften Nonen des Mai [3. Mai] geweiht zu Ehren des heiligen Märtyrers Laurentius und des heiligen Erzmärtyrers Stephan, des Innozenz, des Blasius, des Mauritius und seiner Gefährten, des Georg, des Sebastian und aller heiligen Märtyrer. In diesem Altar sind enthalten die Reliquien des heiligen Laurentius, des heiligen Jakobus, des Bruders des Herrn, des Mauritius, des Blasius, des Georg, des Sebastian, des Viktor, des thebäischen Märtyrers, des Lambert, des Bischofs und Märtyrers Bonifatius, des Kilian, des Marcellinus und Petrus, des Romanus, des Nabor, des Felicissimus und Agapit, des Exuperius, des Genesius, des Vitus, des Quirin, des Theodor, des Florian, des Seno, des Gangolf, der Märtyrer. [...]

In der Zeit des Kaisers Ludwig des Frommen seligen Angedenkens, des Sohns Karls des Großen, gab es im Gebiet Alemanniens einen gewissen frommen Grafen mit Namen Erlafrid. Dieser verfügte, berührt von göttlicher Eingebung, wegen seiner Liebe zum himmlischen Vater, auf seinem Gut ein Kloster zu erbauen an einem lieblichen Ort, der Hirsau heißt, und führte dies dort mit Zustimmung Christi glücklich und erfolgreich aus. Und er erbaute ein Kloster, hinsichtlich dem er veranlasste, dass es zu Ehren des heiligen Bekenners und Bischofs Aurelius, dessen heiligster Körper auch dort aufbewahrt wurde, geweiht wurde, und wo er Brüder gemäß der Regel des heiligen Benedikt versammelte, die dem höchsten König dienen sollten und denen er auch seine Güter, soweit es dem körperlichen Unterhalt diente, schenkte. Er gab nämlich den besagten Ort mit den umgebenden Gehöften und dem nicht unbedeutenden Wald. Er gab die Kirche in Stammheim und den größten Teil dieses Ortes mit den dazu gehörenden Gehöften. Er gab die Kirche in Deckenpfronn und was er dort hatte, in Gültstein 12 Hufen, in Münchingen 12 Hufen und die Kirche, in Döffingen die Kirche, in Muchelingen einen guten Besitz. Dies sind aber die Namen der Dörfer: Lützenhardt, Altburg, nochmals Lützenhardt, Eberspiel, Kollbach, Nagalthart, Ottenbronn, Hangstett, Gumprechtsweiler, Sommenhardt, Weltenschwann, Würzbach, Calmbach, der halbe Ort Altburg. Nachdem er also alles mit Gottes Hilfe gemäß dem eigenen Wunsch eingerichtet hatte und die Brüder, die sich dorthin versammelten, schon lange fromm den Pfad des regulären Lebens beachteten, sank jenes heilige Mönchsleben nach dessen Tod schon bald hinab, während die Sünden wuchsen. Daraufhin ging es auch, was beklagenswert ist, völlig unter. Geistliche wurden an dem Ort statt jener [Mönche] gesetzt, die nicht kanonisch, sondern weltlich lebten, und das, was allein dem Gottesdienst zustand, zerstreuten seine [Erlafrids] Verwandte und Söhne. Dies dauerte bis zu der Zeit des Grafen Adalbert von Calw und dessen Ehefrau Wiltrud, deren Herzen Gott entflammte, damit sie erkannten, die ehemalige Lebensweise an dem besagten Ort wiederherzustellen, und, damit dies wirksamer geschehe, die Hilfe des allmächtigen Gottes und den Rat frommer Männer suchten. Es kam zu dieser Zeit Papst Leo [IX.] vorbei, ein Onkel dieses Adalbert, der ihm ein Klosterprivileg vorlegen ließ und nach der Verlesung der Urkunde und der Erkenntnis der Wahrheit seinem Neffen unter der Drohung der göttlichen Rache befahl, sich ohne Zeitverzug um die Reform des Klosterlebens zu bemühen. Dies beherzigte jener, als wenn es vom Himmel widerhallte, und er sorgte mit ganzer Sorgfalt dafür, das ihm Befohlene durchzuführen. Der ältere Graf Adalbert von Calw gab [ca. 1075] mit Zustimmung seiner Ehefrau Wiltrud und seiner Söhne Bruno, Adalbert und Gottfried sowie der Töchter Uta und Irmingard dem Kloster der heiligen Apostel Petrus und Paulus sowie des heiligen Bekenners Aurelius, das in Hirsau errichtet ist, bei Weil fünfzehn Hufen, in Dambach neun Joch Weinberge, in Wahlheim einen Weingarten, in Biberbach die halbe Kirche und eine Hufe, den Ort Bothnang, zwei Hufen in Malsch und die Hälfte von Gumbrechtsweiler. Dies alles aber gab er im Tausch für einen Hof in Lauffen. Derselbe Graf gab später in Schöllbronn zehn Hufen, fünf für seine Ehefrau Wiltrud und fünf für seinen Sohn Adalbert. König Rudolf [von Rheinfelden] gab in Burchhalden 11 Hufen [v.1080]. [...]
Die Kaiserin Agnes gab in Sulzfeld fünf Hufen, für die sechs in Rutesheim gegeben wurden [v.1077]. [...]
Diemar von Trifels [gab] 12 Hufen und einen Weingarten und eine Mühle in Obernkeim und zehn Hufen und eine halbe Mühle in Zuzenhausen und drei Hufen in [Neckar-] Katzenbach mit dem ganzen Recht und Eigentum unter der Bedingung, dass dies den Brüdern des heiligen Gregor zugestanden wird [n.1082]. [...]
Alwig und dessen Bruder Hermann gaben uns den vierten Teil der Kirche in [Alt-] Neufra mit dem ganzen Recht. Burkhard und dessen Bruder Berthold von Staufenberg gaben uns aber ein anderes Viertel dieser Kirche mit dem ganzen Recht, und die halbe Kirche in Neufra gehört dem Kloster Hirsau als freies Eigentum [ca.1080]. [...]
Hartmann von Ittlingen gab uns seinen Teil der Kirche in Zeuthern und was er in jener Mark besaß. Die Zeugen dieser Sache sind: Burchard von Ingersheim, Graf Werner von Gruningen, Egbert von Speyer, Adalbert von Stoffeln, Burkhard von Straubenhart, Engelbert von Möhringen, Zeizolf von Grötzingen, Erlewin von Rotfelden, Marquard von Mühlhausen, Adalbert von Gerlingen, Rudolf von Pfullingen, Gerung von Ehningen, Werner und Rudolf von Kuppenheim, Egino von Burbach, Hartwig von Zimmern, Siegfried von Horb, Bubo von Venningen, Adalbert von Renchen, Berthold von Hessigheim. [...]
Der Herr Abt Gebhard [von Hirsau] und dessen Bruder, der Graf Egino [II.] von Urach [ca.1100], schenkten uns in Au und in Attenherd ein Salland und acht Hufen, dass dies den Brüdern des heiligen Gregor zugestanden wird [n.1082].
Der besagte Graf Egino gab auf Bitten seines Gefolgsmanns Hugo drei Hufen in Eltingen.
Graf Liutold und dessen Bruder Kuno von Achalm gab[en] zehn Hufen in [Neckar-] Thailfingen und ihren Teil an der Kirche und ein Salland. [ca.1090]. [...]

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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