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Mittelalterliche
Geschichtsschreibung

Reichenbacher Schenkungsbuch

Reichenbach im Nordschwarzwald war ein Priorat des benediktinischen Reformklosters Hirsau. Das hochmittelalterliche Reichenbacher Schenkungsbuch überliefert wichtige Nachrichten zur Gründung des Priorats, an der Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091) prominent beteiligt gewesen war.

Edition: MOLITOR, S. (Bearb.), Das Reichenbacher Schenkungsbuch (= VKGLBW A 40), Stuttgart 1997. - Übersetzung: BUHLMANN.

Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit. Ich, Wilhelm, nicht durch meine Verdienste, sondern durch die Barmherzigkeit Gottes Abt des Hirsauer Klosters, begehre, allen sowohl Zukünftigen als auch Gegenwärtigen bekannt zu machen, dass ein gewisser älterer Mönch mit Namen Bern sein kleines, im Schwarzwald gelegenes Gut im Ort, der von dem Bach, der dort in die Murg fließt, Reichenbach genannt wird, dem heiligen Aurelius in Hirsau in Gegenwart geeigneter Zeugen auf ewig das Erbgut übergab mit der einen Maßgabe, dass ich dort ein Kloster erbaue. Nachdem daher dies der Rat unserer älteren Mönche gemeinschaftlich und einmütig beschlossen hatten, schickten wir unsere Brüder, drei Mönche und 5 Laien[brüder], zu diesem rauen Ort im dichtesten Wald, damit sie, nachdem der Wald gerodet und der Ort gereinigt worden war, dem heiligen Gregor ein Kloster errichteten.
Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1082, Indiktion 5, um die Iden des Mai [15. Mai], als die Brüder zu dem besagten Ort gekommen waren, konnten sie in nicht wenigen Tagen eine Hütte, von den Tannen befreit, nutzen. Einer von diesen [Mönchen] aber wurde Ernst [von Geisenheim] genannt, ein tüchtiger Mann und zuverlässig, der schon vor langer Zeit sich und alle seine Leute unserem Gehorsam überließ und den wir mit seinen Leuten für diesen Ort um Beistand gebeten haben. Es war daher derselbe Ernst dem Ort und den Brüdern ein Vorsteher und gleichsam ein zweiter Vater, der sich selbst mit größtem Aufwand für die Rodung des Waldes, die Säuberung des Ortes, die Erbauung [der Zelle] und die Errichtung der Werkstätten einsetzte und woher nur immer alles angemessen zusammenbrachte. Ich habe für würdig befunden und gern befestigt, dass dort das Gedenken an seine gleichwie mein Gedenken an meine Vorfahren gefeiert wird. Fürwahr wurde das Fundament der Kirche im folgenden Jahr gelegt, und innerhalb von drei Jahren ist sie vollendet worden.
Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1085, Indiktion 8, an den 10. Kalenden des Oktober [22. September] ist nämlich die Kirche von dem ehrwürdigen Bischof Gebhard [III., 1084-1110] von der Konstanzer Kirche, der in dieser Zeit apostolischer Legat für die deutschen Gebiete war, geweiht worden zum Lob und Ruhm der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit und der seligen Gottesmutter Maria und zu Ehren von denen, deren Reliquien oder Namen darin sind, besonders aber [zu Ehren] des seligen Papstes und Bekenners Gregor [I.]. Am genannten Tag schenkte der oben genannte Ernst dieser [Kirche] sein Eigengut, das gelegen ist im Ort mit Namen Essenheim, ein anderes auch, das in Gemmrigheim gelegen ist. [...]
Am Tag der Weihe der Kirche [22. Oktober 1085] vermehrte der Ritter Wern die Ausstattung der Kirche durch Schenkung seines Teils auf dem dritten, bezogen auf die Zelle im Norden gelegenen Berg [Wieshörnle]. Er selbst besaß dessen Mitte mit seiner Schwester nach väterlichem Recht, und zwar den Teil, wo aus einer Quelle [Fleckenbrunnen?] süße Wasser entspringen; seinen Anteil übergab er, wie wir sagten, dem heiligen Gregor. [...]
Am selben Tag der Weihe [22. Oktober 1085] vermehrte Beatrix, eine adlige und tüchtige Frau, die Ausstattung [der Kirche] durch Schenkung eines Gehöftes mit Namen Füllmenbacherhof, der an den Gebäuden damals zerstört war, zu dem aber 12 Mansen gezählt werden.
In demselben Jahr, an den 12. Kalenden des März [18. Februar 1085], übergab die freie Frau Trutlind durch die Hand ihres Ehemanns Gott und dem seligen Gregor vor den dort zum Lob Gottes versammelten Brüdern und nicht zuletzt vor anderen geeigneten Zeugen den Knecht Werner mit ihrem Gut und Lehen, die sie beide im Ort Tailfingen besaß, für die Seelen ihrer [Vorfahren] und besonders für die Seele ihres Bruders Hartnid, der am selben Tag in dieser Zelle [Reichenbach] beerdigt wurde, der auch, während er lebte, veranlasste, dass diese Übergabe geschehen solle. [...]

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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