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Mittelalterliche
Geschichtsschreibung

Rechenschaftsbericht über das Pontifikat des Bamberger Bischofs Otto I. des Heiligen

Kurz nach dem Tod des Bamberger Bischofs Otto I. (1102-1139) ist ein lateinischer Rechenschaftsbericht (relatio) über dessen Pontifikat angefertigt worden: der "Bericht über die frommen Werke des Bamberger Bischofs Otto" (relatio de piis operibus Ottonis episcopi Bambergensis, 1139/40). Überliefert sind der Rechenschaftsbericht bzw. Teile davon in spätmittelalterlichen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts; der somit nur hieraus rekonstruierbare Bericht ist aber älter, war doch die relatio eine Grundlage der ersten Lebensbeschreibung Bischof Ottos durch einen uns wohl unbekannten Mönch aus dem Kloster Prüfening (1140/46) und (damit) auch Grundlage der zwei anderen Lebensbeschreibungen. Der Verfasser der relatio ist ebenfalls unbekannt. Die historische Forschung hatte vormals in ihm einen Bamberger Kanoniker oder den Prior Thiemo des Benediktinerklosters Michelsberg vermutet, doch ist weder das eine noch das andere beweisbar, wenn auch die Zugehörigkeit des Verfassers zum Umfeld Bischof Ottos unumstritten ist und sich aus den im Rechenschaftsbericht vermittelten Informationen (durch Bischof Otto gestiftete und von der Bamberger Kirche abhängige Klöster, Güter und Besitz der geistlichen Kommunitäten, Papstprivilegien) ergibt.

Edition: Relatio de piis operibus Ottonis episcopi Bambergensis, hg. v. O. HOLDER-EGGER, in: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores in Folio, Bd.15,2, Hannover 1888, S.1151-1166. - Übersetzung: BUHLMANN.

1. Mit dieser Beschreibung, durch die ich gewisse Werke des ehrwürdigen Otto, des achten Bischofs der Bamberger Kirche, den Späteren näherbringen möchte, beabsichtige ich nicht, jedes von seinen Werken in würdiger Bewunderung und das Können eines großen Verstandes durch die Maßlosigkeit des Wortes darzustellen; hingegen führe ich in wahrhaftiger Schilderung und zur Kenntnis der Späteren auf die von ihm errichteten Klöster, die von ihm diesen Klöstern zugewiesenen Besitzungen sowie auf welche Weise er die Kirchen durch das Wort Gottes und durch Taten zu schmücken versuchte und die anderen außergewöhnlichen Denkmäler seiner überragenden Arbeit.
2. Der Bischof Otto also, der der heiligen Bamberger Kirche in göttlicher Pflicht zuerst als Vorsteher gegeben worden war, wendete darin das ganze Bemühen seiner Demut an, so dass er im Glanz der Tugenden erstrahlte und mit seinen ihn preisenden Werken Gott pries. In allem erwies er nämlich Christus die Ehre, dem Volk Heil und sich selbst Verachtung, weil er wusste, dass hinter allem nicht der zu suchende Gewinn, sondern Gott steht. Inzwischen gelangte er zum apostolischen Sitz und wurde in der Stadt Anagni vom Herrn Papst Paschalis [II., 1099-1118] am feierlichen Tag des Pfingstfestes [13.5.1106] unter Mitwirkung des heiligen Geistes zum Bischof geweiht und empfing den Bischofshut. In dieser Zeit erlangte er vom römischen Bischof das, was er ersehnt hatte: den Gebrauch des Kreuzes und des Palliums sowohl für sich selbst als auch für alle ihm kanonisch Nachfolgenden auf ewig. Daher war er mehr und mehr in der Gnade Christi begünstigt, er stieg empor im Haus des Herrn mit fruchtbarer Geduld, er bemühte sich, gegenüber dem Volk die Gabe des Wortes zu verwenden, von der er wusste, dass er sie irgendwann [zur Verkündigung] der Güte Gottes einsetzen musste. Deshalb setzte er sich in der ihm anvertrauten Seelsorge sehr ein, sorgte für den Nutzen der Kirche Tag und Nacht und verrichtete die Arbeit zur Ehre des Herrn, wodurch er sowohl die vorhandenen Güter seiner heiligen Kirche vermehrte als auch die verloren gegangenen wiederherstellte. Von daher werden wir von den Gütern, die er auf jede Weise im Besitz dieser Kirche vorfand oder neu hinzugewann oder die er mit nicht geringer Mühe wiederherstellte, weil sie zuvor [der Kirche] entzogen worden waren, zusammenhängend berichten, damit wir den danach Verlangenden den Honig unserer verständigsten Biene zum Kosten darbieten.
3. Weil also das ganze Verlangen des frommen Otto auf die Vermehrung des Lobes des göttlichen Namens abzielte, erbaute er gewisse Klöster von Grund auf; wenige waren zuvor bescheiden gestiftet, aber durch ihn mit angemessenem Preis der Bamberger Kirche erworben und mit großem Aufwand vollendet worden. Und zuerst war auf Grund seiner Gelübde da die Erbauung zweier Klöster im Bistum Würzburg; das eine von diesen war Aura unter dem Schutz des heiligen Laurentius, das andere wurde [Münch-] Aurach unter dem Schutz des heiligen Apostels Petrus genannt. Als drittes und viertes wurden zwei Klöster in der eigenen [Bamberger] Diözese erbaut, von denen eins zu Ehren des heiligen Evangelisten Johannes Michelfeld genannt wurde, das andere zu Ehren der seligen Jungfrau Maria Langheim. Die Errichtung des fünften und sechsten und siebten und achten und neunten und zehnten Klosters betraf das Bistum Regensburg; deren [erstes] zu Ehren des heiligen Jakobus wurde Ensdorf genannt, [das nächste ist] Prüfening zu Ehren des heiligen Georg, eins Mallersdorf zu Ehren des heiligen Evangelisten Johannes, eins Biburg zu Ehren der ewigen Jungfrau Maria, eins [Münchs-] Münster zu Ehren des heiligen Petrus, eins Windberg, [eine Gemeinschaft] von Regularkanonikern zu Ehren der heiligen Gottesmutter Maria. Als elfte Gemeinschaft wurde Reinsdorf errichtet zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers im Bistum Halberstadt. Die zwölfte [Gemeinschaft] im Bistum Eichstätt, die Heilsbronn heißt, befindet sich unter dem Schutz der seligen Jungfrau Maria. Die dreizehnte und vierzehnte [Gemeinschaft liegen] im Bistum Passau, von denen die eine Aldersbach heißt, die andere Gleink zu Ehren des heiligen Apostels Andreas. Das fünfzehnte Kloster ist Arnoldstein im Bistum Aquileja zu Ehren des heiligen Georg. Die sechs Hirtenstäbe von Äbten, die er antraf, ergänzte er mit Gottes Hilfe und durch seinen Eifer um dreizehn andere. Sechs Zellen ordnete er dem Gottesdienst zu: eine des heiligen Georg in Rodach, eine in Drosendorf und eine im Tullefeld; ebenso eine in Veßra unter dem Schutz der seligen Maria.
4. Diesen Klöstern teilte er [Otto] immer die mit wachsamer Arbeit und unermesslichem Aufwand erworbenen Güter an geeigneten Orten zu, die wir in etwa einzeln aufführen, um zu zeigen, was er welchem Ort schenkte. Die zu Aura gehörenden Güter [sind]: zum größten Teil Euerdorf, ein Gut in Ramstal, das Lehen des Heinrich in Richintal, das Gut Ottos in Irringeshusen, Gärmersdorf, Nutilingen, Gravenhagen, ein Gut in Werrn, ein Gut in Obbach, ein Weinberg in Würzburg, Citerates und Scuntera, ein Lehen Ottos, Warta.
5. Dies gehört zu [Münch-] Aurach, was von ihm [Otto] mit angemessenem Kaufpreis erworben wurde: Limbach, Altheim, Füttersee, Rüdisbronn, Baiersdorf, Bruningeshoven, eine Manse im Pandigou.
6. Diese Güter gab er [Otto] dem Kloster Michelfeld: Hofenohe, ebenso die Pfarrei am selben Ort Hofenohe, Ortelsbrunn, [Alt-] Zirkendorf, ebenso [Neu-] Zirkendorf, Golsendorf, Hagenohe, Engelmannsreuth, Frankenohe, Nunkas, Welluck, Friderichsreut, Ebersberg, Beilenstein, Buchau, Büchenbach mit der Pfarrei, Willenberg, Weidlwang, Penzenreuth mit Reisach, den Herren[hof] Churbelreut mit drei Mansen, in Rackersberg 12 Mansen, Sommerhau, Weidenloh mit einem Zins von 7 Unzen, Suaigoltesreut, Ortenberch, Rennenreut, Pirchahe, Henfenfeld, Ouenhusen, Inderreut, Sigehartisreut, Auerbach, Liuzelenbuch mit dem Nutzen an den Zehnten und Holzgewalten [holzchornes], den Rodungszehnten, der Heroldsreuth heißt, die Burg, die Gernotsstein heißt, Inruit, Herwigesreut, Weidmansgesees.
7. Ein Gut bei Langheim, das durch die Hand des Othgos über dem Altar des heiligen Georg [im Bamberger Dom] durch eine augenscheinliche Schenkung übergeben wurde, hatte er [Otto] mit großen Kosten im Namen der Abtei [Langheim] erworben. Dieser gab er zu Eigentum einen dazugehörenden Ort gleichen Namens, den Richeza, die Tochter Graf Reginbots, für die Seele ihres Vaters über dem Altar des seligen Petrus [im Bamberger Dom] darbrachte.
8. Dies sind die Güter, die er [Otto] dem Kloster in Ensdorf gab: Willembach, Gelching, Hollerstetten, Bergstetten, Baumhof, Harschhof, Aufheim, Rederden, Seuloh, Steiningloh, Tannheim, Dietstätt, Redermoltingen, Teichelberg, Erlbach, Troschenreuth, Geignat, Mühldorf, Pommer, vier Mansen in Hersbruck, einen Weinberg nahe Pettendorf, Hofstetten, Wichsenstein, Sitzenhof, Krondorf, Rodungszehnte bei Rechardt und Thürn, Zehnte bei Pappenberg, Weickenricht mit anderen Zehnten, Triesching, Deislkühn, Peirreut, Wihtahe, einen Wald bei der [Kloster-] Zelle.
9. Dies sind die Güter, die er [Otto] dem Kloster Prüfening gab: In der Vorstadt von Regensburg tauschte er ein Gut, das ein gewisser Mann mit Namen Raggo einst besessen hatte, der zur Kirche, die Alte Kapelle [in Regensburg] heißt, gehörte, auf diese Art: [gegen] sechs durch ihn erworbene Mansen in Amberg mit 12 Hörigen durch die Hand des Meriboto [späterer Zusatz: usw., wie es im zweiten Privileg Ottos hinsichtlich Prüfenings heißt]. Ein anderes Gut dort kaufte er für 60 Mark von einem gewissen Azelin. Ebenso tauschte er ein kleines Gut, neun Joch im Umfang, zur Vermehrung des Eigentums dieses Ortes mit Abt Reginhart von St. Emmeran [ca.1102-1129] und gab als Ausgleich andere zwanzig Joch vom Grundbesitz dieses Klosters; und er bekräftigte diesen Tausch rechtmäßig durch die Hand der Vögte beider Kirchen, nämlich des Grafen Adalbert [von Windberg] und des Heinrich von Schauenburg, vor beiden Parteien, vor geeigneten Zeugen, die nach bayerischer Sitte zuhörten.
10. Er [Otto] gab [der Abtei] Gengenbach Hemau [und] Obersdorf mit allen Gütern und bestätigte [dies] durch bischöfliches Privileg.
11. Die Abtei, die [Münchs-] Münster heißt, mit der dazugehörenden Pfarrei gleichen Namens erwarb er [Otto] gleichermaßen gegen Zahlung von Gold und Silber und empfing durch ein königliches Privileg Kaiser Lothars [von Supplinburg, 1125-1137] das Erworbene als Eigentum der Bamberger Kirche.
12. Die Abtei Vitzenburg, die nun mit verändertem Ort und Namen Reinsdorf heißt, unterstellte er [Otto] mit den zugehörenden Gütern durch die Großzügigkeit Kaiser Heinrichs IV. [V., 1106-1125] der heiligen Bamberger Kirche, nachdem er Privilegien königlicher Autorität empfangen hatte. Die Güter dieses Klosters hat er selbst [vom Umfang her] verdoppelt; denn da es zuvor nicht mehr als zweiundsechzig Mansen innehatte, vergrößerte er jene Zahl um dieselbe Anzahl Mansen.
13. Das Eigengut Heilsbronn kaufte er mit viel Geld, baute diesen Ort zur Abtei aus und unterstellte [ihn] dem Gottesdienst.
14. Kaiser Lothar schenkte die Abtei Mallersdorf durch die Hand des freien Mannes Gebhard der heiligen Bamberger Kirche; ihr wurden vom frommen Otto viele Güter übertragen, die demselben Kloster namentlich gehören.
15. Er [Otto] empfing die Abtei, die Gleink heißt, am Fluss Enns vom [Babenberger] Markgrafen Liutpold [III., 1096-1136] durch die Hand desselben Rüdiger; ihr fügte er zwanzig Mansen und fünfundzwanzig Mark hinzu.
16. Er [Otto] errichtete nach der Niederlegung der Befestigung eine Mönchszelle in Arnoldstein. Er stellte diese Burg, die mit fünfundneunzig Mansen fünfundvierzig Jahre lang der Bamberger Kirche entfremdet worden war, mit großer Mühe wieder her und schenkte diesem Ort weitere sechzig Mansen.
17. Das Eigengut Asbach war der Bamberger Kirche über lange Zeit verloren gegangen. Er [Otto] stellte es mit Schlauheit wieder her, richtete dort eine Mönchszelle ein und bedachte den Ort mit einer reichlichen Schenkung von Gütern.
18. Auf dem Berg des heiligen Michael [Michelsberg] bei Bamberg errichtete er [Otto] nach Osten hin die Kirche der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Fides mit den übrigen Gebäuden und wies den dort Gott Dienenden zum Unterhalt die nachstehend aufgeführten Güter zu: Clucou, Bucha, Fellendorf, Gidesinthal, Engelhardtsberg, Trailsdorf, Selbitz [?], Grunau [?], Allern.
19. Er [Otto] empfing die Zelle Rodach von der Pfalzgräfin Agnes und von deren Schwester Adelheid mit 60 Mansen für die Bamberger Kirche als Geschenk. Um diese Zelle liegende Güter kaufte er für zweihundertfünfundsiebzig Mark mit Dienstleuten, Äckern, Wäldern, Wiesen, Weiden, Mühlen und dem ganzen Nutzen und Recht, das Herzog Kuno [von Bayern, †1055] an diesem Gut gehabt hatte.
20. Graf Gotebold [von Henneberg] begann, die [Kloster-] Zelle Veßra zu erbauen, die er [Otto] später von diesem als Geschenk für die Bamberger Kirche empfing. Und er gab ihr diese aufgeführten Güter: Chamirice und einen Teil in Liucichendorf und eine Manse in Skidingen mit vielen anderen [Gütern], die bei Veßra liegen.
21. Er erwog auch, den Aufbau seiner Klöster zu verfestigen, wenn er eine Stütze durch die Säule des apostolischen Stuhles fände, damit nicht leicht zu zerstören wäre, was durch die Bekräftigung Petri geschützt wird. Er stellte [die Klöster] unter den Schutz der römischen Verteidigung und empfing vom apostolischen Stuhl ein diesbezügliches Schreiben: Privileg des Papstes Calixt [II., 1119-1124, Urkunde vom 3.4.1123]. Bischof Calixt, Diener der Diener Gottes, dem ehrwürdigen Bruder, dem Bischof Otto von Bamberg, Heil und apostolischen Segen. Wir müssen nicht allein die guten Anstrengungen unserer Brüder begünstigen, sondern auch dazu ihre Seelen antreiben. Daher sind wir deinen Bitten, liebster und ehrwürdiger Bruder Bischof Otto von Bamberg, zugeneigt und nehmen die Klöster des heiligen Johannes des Täufers in Reinsdorf, des heiligen Evangelisten Johannes in Michelfeld, [der heiligen Jungfrau Maria in Langheim,] des heiligen Jakobus in Ensdorf, des heiligen Märtyrers Laurentius in Aura, des heiligen Märtyrers Georg in Prüfening, die du selbst mit eigenen Mitteln errichtet und der Bamberger Kirche übertragen hast und hinsichtlich derer du um die Befestigung des apostolischen Stuhles nachgefragt hast, in den Schutz des seligen Petrus und dessen römischer Kirche auf, um sie gegen die Nichtsnutzigkeit schlechter Menschen zu verteidigen. Wir setzen daher fest, dass die Besitzungen, die Anwesen und alle Güter, die deine Brüderlichkeit für diese Klöster aus göttlicher Liebe heraus zusammengebracht hat und die wie auch immer durch andere Gläubige in rechtmäßiger Übergabe zugestanden wurden oder die in Zukunft recht- und gesetzmäßig erworben oder geschenkt werden, ihnen [den Klöstern] fest und unveränderlich durch das Handeln des Herrn erhalten bleiben. Die Weihen ihrer Äbte oder Mönche mögen sie von den katholischen Bischöfen in den Diözesen empfangen. Wir zuerkennen, dass die Sorge um die und die Verwaltung der klösterlichen Angelegenheiten in deinem Erwägen und der Macht deiner Nachfolger liegt. Daher habe kein Mensch die Möglichkeit, diese Klöster zu beunruhigen oder deren Besitzungen zu entfremden oder das Entfremdete zurückzubehalten, zu vermindern oder durch unbesonnene Bosheiten zu schädigen; hingegen möge alles unversehrt bewahrt bleiben für die, für deren Unterhalt und Verwaltung sie [die Güter] zugestanden worden waren, zu jeglichem Nutzen. Wenn daher eine kirchliche oder weltliche Person, die von dem Schriftstück unserer Festsetzung weiß, es wagt, gegen dieses unbesonnen anzugehen, werde sie ein zweites oder drittes Mal ermahnt, wenn sie nicht angemessene Genugtuung leistet, entbehre der Würde ihrer Macht und Ehre, sehe sich wegen der begangenen Ungerechtigkeit als Angeklagte im göttlichen Gericht, sei vom heiligsten Körper und Blut Gottes und unseres Herrn, des Erlösers Jesus Christus, getrennt und unterliege im Jüngsten Gericht der strengsten Vergeltung. Allen aber, die diese Klöster in den Rechten achten, sei der Frieden unseres Herrn Jesus Christus, damit sie hier die Frucht guter Tat empfangen und vor dem unnachgiebigsten Richter den Lohn des ewigen Friedens finden. Geschrieben von der Hand des Gebietsgeheimschreibers Gervasius, des Notars des heiligen Palastes.
22. Es gefällt, nun hinzuschauen, mit welchem Eifer und welcher Sorgfalt er [Otto] wollte, dass in seinen Klöstern die Ordnung der heiligen Religion beachtet werde. Weil er in dieser Sache ein Privileg apostolischer Bestätigung vom römischen Stuhl gefordert hatte, empfing er ein Schreiben dieser Art: Privileg des Papstes Innozenz [II., 1130-1143; Urkunde vom 28.10.1131]. Bischof Innozenz, Diener der Diener Gottes, dem ehrwürdigen Bruder, dem Bischof Otto von Bamberg, und dessen kanonisch einzusetzenden Nachfolgern Heil und apostolischen Segen. Sooft von uns etwas erbeten wird, was Glauben und Tugend anbetrifft, ziemt es sich für uns, [dies] durch freigebige Wesensart zu gewähren und durch angemessene Hilfe zu unterstützen, so dass die gläubige Demut schnell Wirksamkeit erlangt. Deshalb, ehrwürdiger Bruder Bischof Otto, neigen wir den Wünschen deiner Bitte aus der gewohnten Zuvorkommenheit des apostolischen Stuhles gnädig zu und setzen zunächst fest, dass die durch den Beistand Gottes eingerichtete Art des Mönchslebens, die durch deine Sorgfalt in deinen dir anvertrauten Kirchen vorhanden ist, fest in diesen [Kirchen] in ewigen Zeiten erhalten bleibt. Wir setzen auch fest, dass in diesen Kirchen nichts durch simonistische Häresie geschieht, sondern dass dort ehrbare Personen - der Würde der Sitten und des Standes entsprechend - eingesetzt werden. Wir bestimmen vernünftig, dass in den Klöstern, die seit alters her in deinem Bistum bestehen oder die du selbst auf Eingebung Gottes errichtet hast oder die du mit anderen rechtmäßigen Mitteln deiner Kirche eingliedern konntest oder die von anderen Gläubigen innerhalb deiner Diözese durch die Eingebung göttlicher Gnade gestiftet wurden, die Ordnung des heiligen Mönchslebens erhalten bleibt. Und niemanden ist es erlaubt, die Art dieser Einrichtung irgendwie zu verändern, außer er will unter dem Beistand Gottes einen besseren Zustand herstellen. Und dies soll nicht durch das Urteil irgendeines Einzelnen geschehen, sondern durch Rat und Zustimmung aller zur Bamberger Kirche gehörenden Klöster oder des besseren Teils davon, wie wir bestimmen. Wenn irgendwer es wagt, gegen den Wortlaut unseres Beschlusses anzugehen, so werde er ein zweites oder drittes Mal ermahnt, wenn er nicht angemessene Genugtuung leistet, sei vom heiligsten Körper und Blut Gottes und unseres Herrn, des Erlösers Jesus Christus, getrennt und unterliege im Jüngsten Gericht der strengsten Vergeltung. Die, die diesen Orten die Rechte bewahren, mögen die Gnade des allmächtigen Gottes und der seligen Apostel Petrus und Paulus sowie unsere [Gnade] gewinnen.
23. Ich meine, dass ich nicht an dem vorbeigehen sollte, dass er [Otto] das Kloster des heiligen Michael [Michelsberg] mit dem Paradies und allen Gebäuden der Klausur sowie die Basilika der heiligen Maria mit dem Heiligtum und die Kapelle des seligen Bartholomäus von den Fundamenten aufwärts wiederaufgebaut hat [1117/21]; auch errichtete er die Kapelle über dem Tor sowie die Herberge und den Mauerring mit allen Wirtschaftsgebäuden.
24. Nach diesen Erörterungen sehe ich mich veranlasst, die Gebäude zu beschreiben, die jener selige Otto errichtet hat an verschiedenen Orten außer denen, an die zuvor erinnert worden ist. Im Haus der Hauptkirche [Bamberger Dom] pflasterte er den Fußboden, er erhöhte den Chor des heiligen Georg, er veranlasste die Ausmalung und bedeckte das Münster selbst ganz mit einem kupfernen Dach. Endlich veranlasste er für die einzelnen Werkstätten neue Klausurgebäude. Weiter gab er an den Altar des heiligen Georg, unseres liebsten Schutzherrn, als Geschenk an die Brüder ein Gut in Treppendorf bei Hollfeld, das ein halbes Talent zinst, und 10 Mansen bei Hersbruck, die 10 Unzen und ein Talent zinsen. Diesen Brüdern gab er auch in Seligenstadt drei Talente [Zins], auch ein Allod bei Roth, das 20 Talente zinst und das er von Konrad, dem Bruder des Herzogs Berthold [III., 1111-1122] von Zähringen um dreißig Pfund Silber und ein Talent Gold tauschte, indem er festsetzte, dass daraus ihnen zehn Talente für den Gottesdienst verbleiben, der andere Teil dem Spital des heiligen Georg gehört. Vom bischöflichen Weinberg, der seitlich zum Berg des heiligen Michael [Michelsberg] gelegen ist, wurde den [Dom-] Kanonikern nach alter Festsetzung am Gedenktag des frommen Kaisers Heinrich [II.] eine Wagenladung Wein gegeben; für diesen [Weinberg] hat er selbst diesen Brüdern 14 Talente gegeben, von denen Weinreben gekauft wurden; von diesen wurde ihnen [den Brüdern] die besagte Menge [Wein] gereicht. Vihtpach gehört zum Verpflegungsgut der besagten Kanoniker, diente hingegen unverdientermaßen über viele Jahre fremden Herren; von Heinrich von Schauenburg wurde für achtzig Pfund Silber [das Gut] zurückgekauft, das dessen Sohn Ulrich als Lehen erhielt, der dafür Pinzberg den Brüdern überließ, was jährlich zehn Talente Ertrag zinst.
25. Dies sind die Güter, die er [Otto] dem Kloster Michelsberg gab: Endlich gab er dem Kloster des heiligen Erzengels Michael zum Nutzen der Brüder acht Güter, die er für fast fünfzig Talente gekauft hatte: Rimbach [?], Gestineshusen, Röttingen, Osthausen, Horb, eine Salzquelle mit dem Grundstück, Alt-Hollfeld, Munerichsperch. Er setzte fest, dass von [den] Hollfeld[er Erträgen] für sein Begräbnis Tag und Nacht ein ewiges Licht brennen soll und dass von [den] Munerichsperch[er Erträgen] am Jahrestag [des Todes Ottos] den Brüdern, sowohl den Kanonikern als auch den Mönchen, Dienst und den Armen Almosen dargereicht werden. Außerdem schenkte er die Kirche bei Albuch, die ihm nach Erbrecht zukam, demselben Kloster mit zwei anderen Kirchen zu seinem Gedächtnis und dem seiner Eltern, die dort körperlich ruhen.
26. Für St. Stefan [in Bamberg] teilte er zur Versorgung der Brüder Kanndorf zu, das 11 Unzen zinst, damit davon 7 Unzen diesen [Brüdern] an seinem Jahrestag, die übrigen vier diesen in jedem Jahr nach Marktrecht verbleiben. Dort erbaute er auch zwischen den Wohltaten seiner Frömmigkeit ein Kloster mit Wirtschaftsgebäuden und errichtete eine Burg.
27. Er gab den Brüdern von St. Jakob [in Bamberg] Zehnten bei Pettensiedel und bei Hohenzant eine Manse, in Tangan auch elf Rodungsmansen. Außerdem vollendete er Befestigungsanlagen.
28. Bei St. Gangolf [in Bamberg] erbaute er Befestigungen und teilte den Brüdern beim Fluss Rodach fünf Mansen und zwei Mühlen zu.
29. Der heilige Bischof Otto stellte das Frauenkloster [Mönchs-] Deggingen in Rätien [Schwaben], das über viele Jahre seiner Kirche entfremdet war, wieder her.
30. Er gab für die Pfarrei, die Nankendorf heißt, den Brüdern von St. Gangolf zehn Talente und unterstellte diese der bischöflichen Gewalt.
31. Er errichtete die Kapelle des heiligen Ägidius mit der Herberge unterhalb des Berges des besagten Klosters des heiligen Michael [Michelsberg] und teilte diesem Ort jedes Jahr 20 Talente zu, die die nachgenannten Güter zinsen: Petstat und zwei Mansen in Strullendorf, zwei Mansen bei [Burg-] Ebrach, Weikendorf eine Manse, [Weichen-] Wasserlos zwei und eine halbe Manse, in Lindelbach 13 Weinberge und eine halbe Manse, in Weikendorf 5 Mansen, jeweils die Zehnten in Kunreuth, Binzberg, Wezelsreuth, die dem heiligen Georg zugeordnet sind, und von zwei Mansen in Matzenberg [?] und in Markersreuth sowie der Rodungszehnt, der dem heiligen Ägidius zugeordnet ist, [weiter] eine Manse in Affaltertal, die als Ausstattung einer Kapelle dient, und ein Gut in Dreuschendorf.
32. Ebenso errichtete er [Otto] jenseits des Flusses [Regnitz] die Kapelle der heiligen Gertrud mit der Herberge, wo er für aufzunehmende Fremde an einzelnen Tagen sechs Pfennige bereitstellte, die aus den nachstehenden Gütern bezahlt werden müssen: [Ober-] Schlauersbach, [Ober-] Wunkendorf, Uetzing und als Ausstattung der Kirche eine königliche Manse mit den Zehnten in Sendelbach; und er schenkte bei Liuchense 12 Mansen derselben Kapelle.
33. Nun soll angezeigt werden, welche Gebäude oder Kirchen in auswärtigen Orten errichtet wurden: Er erbaute in Forchheim die Kapelle der heiligen Maria und ein bischöfliches Haus, in Hersbruck ebenso ein bischöfliches Haus, die Kirche des heiligen Nikolaus in Albuinstein, ein steinernes Haus in Zeil, die Kapelle des heiligen Ägidius oberhalb des Tors nach Theres und die Kapelle der heiligen Jungfrau Maria; auch gab er zwei Mansen zur Beleuchtung des Klosters und 20 Talente. In Mücheln [errichtete er] die Kapelle des heiligen Vitus, in Lavant die Kapelle des heiligen Stefan, in Gaminare [die] des heiligen Leonhard, in Abrinteburcstal die Kapelle des heiligen Georg und ein bischöfliches Haus, ebenso die Kapelle des heiligen Georg in Aschau, in Garsten eine Kapelle, in Ering die Kirche der heiligen Maria und einen Turm, im Kanaltal zwei Kapellen, eine [Kapelle] zu Ehren der heiligen Jungfrau Gertrud und eine andere zu Ehren des heiligen Ägidius, in Osterhofen eine Kapelle der heiligen Maria mit Burgen, in Kronach ein steinernes Haus und einen Turm.
34. Außerdem unterstellte er sechs Befestigungen, die von ihm erworben wurden, der bischöflichen Macht und Gewalt: Albuinstein [Botenstein], Leupoldstein, [Burg-] Gailenreuth, Henfenfeld, Ebersberg, Eschenfelden. Die besagte Burg Albuinstein, fast in der Mitte seines Bistums gelegen, kaufte er für achtzig Pfund Silber und nicht zuletzt 17 Talente Gold und sorgte damit für sich und seine Nachfolger für einen nicht unbeträchtlichen Gewinn an Frieden derart, dass die Güter seiner Kirche, die im Umkreis [der Burg] liegen, sich im festen Schutz der Verteidigung befinden, die Burg im Angesicht eindringender Feinde Stärke zeigt. 35. Im Bistum Passau hatte die Bamberger Kirche bis jetzt von ihren Eigengütern alle Zehnten inne, die der dortige Bischof Reginmar [von Passau, 1121-1138] zu entfremden versucht hatte. Aber der fromme Otto, der darin einen nicht unbeträchtlichen Verlust für seine Kirche befürchtete und auf jede Weise den Nutzen für jene [Bamberger Kirche] bewahren wollte, schenkte der Passauer Kirche durch die Hand Kaiser Heinrichs IV. [V.] die Pfarrei, die Münzsteuer genannt wird, und einen Weinberg in Aschau und gab darüber hinaus dem Bischof ein Talent Gold; und dieser bestätigte so der Bamberger Kirche durch die Hand des Ulrich, des Vogtes dieses Ortes [Passau], das ganze Recht an den Zehnten.
36. Er [Otto] erwarb auch durch Tausch vernünftigerweise die Rodungszehnten seiner Kirche im Bistum Regensburg und bestätigte [dies] sowohl durch ein Privileg Papst Innozenz' [II.] als auch [durch die Privilegien] dreier in der Regensburger Kirche nachfolgender Bischöfe, nämlich Hartwig [I., 1106-1126], Kuno [1126-1132] und Heinrich [I., 1132-1155], durch festeste Bürgschaften seiner heiligen Kirche.
37. Dies aber sind die Güter, die zum Nutzen der Bamberger Kirche von ihm [Otto] erworben worden sind: Kronach mit Zubehör, Irlich bei Andernach mit Zubehör, nichtsdestoweniger einen Hof in der Stadt Mainz, der mit hundertzehn Pfund Silber von einem gewissen Embricho gekauft und über dem Altar des seligen Petrus übergeben worden war, unterstellte er der bischöflichen Gewalt. [Erworben wurden] der Markt in Bamberg mit den Grundstücken jenseits des Flusses, Munrichesperg mit den dazugehörenden Orten und dem Wald, der Prul heißt, Walber, Krummennaab, Hofstetten, Sicinhoven, [Ober-] Viehbach [?], Melkendorf, Harsdorf [?], Deps [?], Mechlenreuth [?], Bärenreuth [?], Selbitz [?], Chrozna [Marktgreitz?], die Zelle Waltstein, vier Orte mit demselben Namen Busbach [?]. 38. [Ergänzung:] Damit keinem der ihm nachfolgenden Bischöfe erlaubt ist, seine [Ottos] Einrichtung [der Dinge] irgendwie zu verändern oder das gut Eingerichtete aufzuheben, nahm der apostolische Stuhl diesbezüglich dessen [Ottos] Bitte gütig auf und vergab ein Schriftstück entsprechender Versicherung: [Urkunde Papst Calixt' II. vom 13.4.1124:] Bischof Calixt, Diener der Diener Gottes, dem ehrwürdigen Bruder, dem Bamberger Bischof Otto, Heil und apostolischen Segen. Die Vorschriften der heiligen Väter und die kanonischen Auflagen zeigen, dass Güter und Besitzungen der Kirchen, die nicht unverdient das Gelübde der Gläubigen, die Bitten der Sünder und das Erbe der Armen genannt werden, nicht verkauft oder entfremdet werden dürfen. Hinsichtlich dessen, was nämlich dem Gehorsam gegenüber der göttlichen Majestät und dem Nutzen der himmlischen Geheimnisse zugeordnet ist, ziemt es sich nicht, dass dies in fremdes Recht übergeht oder in die Form einer anderen Dienstbarkeit übertragen wird. Offenbar gilt, was wir durch die Worte des seligen Papstes Symmachus [498-514] ausdrücken: 'Wir dulden nicht, Besitzungen, die irgendjemand in das Eigentum oder in die Verfügung der Kirche gegeben hat, durch irgendwelche Rechtstitel und Streitigkeiten oder durch irgendeinen Vorwand zu entfremden.' Daher stimmen wir deinen gerechten Forderungen zu und bestätigen durch die Versicherung unseres vorliegenden Schriftstücks, dass die Mansen, die dem Dienst deiner bischöflichen Tafel unterstellt sind, im selben Stand, in dem sie gut von dir eingerichtet wurden, in zukünftigen Zeiten verbleiben. Wir setzen fest, dass keinem deiner Nachfolger oder irgendeinem Menschen zukommt, diese [Mansen] zu verkaufen oder sie als Lehen an Laien zu vergeben oder sie in eine andere Nutzung zu überführen; hingegen möge, wie von dir festgesetzt, von jeder der besagten Mansen 1 Pfennig in jedem Jahr der Bamberger Kirche für das Seelenheil des Kaisers Heinrich [II.], ihres Gründers, für die zu beschaffende Beleuchtung entrichtet werden. Kein Mensch habe die Möglichkeit, die Abteien und die regulären Kanonikerstifte, die durch deinen Fleiß in der klösterlichen Ordnung fest ruhen, und andere [geistliche Gemeinschaften], die von dir richtig eingerichtet wurden, in Zukunft zu verändern. Wenn aber jemand es wagt, gegen diese unsere Versicherung mit unbesonnener Vermessenheit anzugehen, werde er der Fessel der Exkommunikation unterliegen. 39. Für die besagten Klöster oder seine Kirchen brachte er eine Menge an Schmuck zusammen: Mäntel, Stolen und Kaseln, goldene und silberne Pokale, Kreuze, Kapseln, Krüge, Fläschchen, Teppiche, Wandbehänge, Bücher mit den beiden [Altes, Neues] Testamenten und verschiedene Kodizes. Wer kann das aufzählen? Allerdings gab es eine solch gewaltige Menge der Dinge, dass die Zahl eine Schätzung fast überschreitet und dass es wunderbar ist, wie von einem Menschen so viele Orte ausgestattet werden konnten. Dieser [Otto] war ganz in Gott und wollte lieber alles, was er tat, als himmlischen Schatz sehen; endlich - klug und verständig wie er war - gab er Gott zurück, was Gottes war, und verweigerte nicht der Welt, was das Ihre war. Er diente nämlich auch am Bischofssitz und außerhalb ehrenvoll und treu den Königen des Zeitalters mehr als alle Bischöfe des Königreiches. Er besaß auch eine Vertrautheit mit den Fürsten, er sicherte den Dienstleuten seiner Kirche eigene unverletzliche Rechte zu, er schützte endlich die [bischöfliche] Hausgemeinschaft und alles Zubehör durch den festesten Schutz der Frömmigkeit und durch den Schild mütterlicher Liebe.
40. Aber, um zu dem zurückzukehren, wovon ich durch die Nennung notwendiger Dinge abgewichen bin: der fromme Otto hielt glühende Predigten über die Göttlichkeit, vom Feuer im Herzen erfüllt, und es loderte in den zu Gott gelangenden Seelen in starker Liebe, weil nichts jenem süßer war, als himmlische Worte für das Volk Gottes hervorströmen zu lassen, durch die er bei jenem durch den verkündeten Schrecken der Buße die Freude an der Sünde bändigte und es zum Liebhaber des himmlischen Königreiches machte, indem er die Annehmlichkeit des Jenseitigen offenbarte. Und damit ich auch anderes über ihn nicht verschweige: er besaß eine wahre Autorität beim Predigen, die laute Stimme hatte Autorität, in der Klarheit [seiner Rede] lag bewunderungswürdige Annehmlichkeit, an seinen Kleidungsstücken waren Schellen angebracht, d.h.: mit seinen gerechten Werken war das Predigtwort verbunden. Er predigte durch die Werke und erklang durch die Worte, wohl wissend, dass er der geistliche Hahn war, der vom Herrn mit Klugheit ausgestattet worden war, während er bereit war, andere [Hähne] bei den Nachtwachen durch den Jubel guter Tat zu verjagen. Und seine Predigt der Vernunft war wohl gegründet, sie war nicht wenig gefällig, allen lieblich, allen nützlich, allen angemessen, allen genügend, allen dienlich, allen tauglich, weil er sowohl den Herzen die Wunden der Liebe zufügte als auch die verwundeten Herzen zum Weinen brachte. Dieser also, dem der allmächtige Gott Vernunft und Verstand geschenkt hatte, in dessen Seele er den Geist der Überlegung und der Tapferkeit pflanzte, dem er den Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit antrug, den der apostolische Stuhl in besonderer Zuneigung immer liebte, dem die Würde der Kaiser, der Könige, der Bischöfe und aller Fürsten Hochachtung zollte, dessen Schritte die Wildheit barbarischer Völkerschaften zügelte, vor dem Reiche und Arme demütig den Hals beugten, der endlich den Wert irdischer Reichtümer belächelte: dieser - so sage ich - war von Ehrfurcht gegenüber dem Herrn erfüllt und bewahrte ein demütiges Herz zwischen all den Bildern der Gnadengaben, zwischen all den Geschenken der Gnade. Wie soll ich aber in der Kürze das Mitgefühl des frommen Geistes [Ottos] ansprechen? Mit welchen Worten drücke ich dies aus? Ich übergehe das Wesentliche seiner Frömmigkeit, durch die er litt mit den Entmutigten und Beladenen. Ich übergehe Kleider, Geld und Brote, mit denen er immer den Bedürftigen barmherzig zu Hilfe kam, wodurch er in der Zeit des Hungers viele Tausend Menschen vor dem Tod bewahrte, die sonst umgekommen wären. Ich merke nicht weiter an, dass, bevor er selbst Brot zu sich nahm, er gewohnt war, mit den täglichen Lebensmitteln bald mit seinen Händen, bald mit denen der anderen die Menge der Hungernden zu sättigen. Ich sage nur dies, ich betone allein dies, was allen Zeitaltern vermittelt werden muss, ich rufe laut aus, was zu wissen und zu bewundern ist, ich lade alle Priester Christi ein, seine Taten nachzuahmen, weil unser Otto, jener Glückliche, jener Selige, in entlegenen Teilen der Welt die von den Heiden gefangenen Christen umsorgte, weil er die Engherzigkeit beklagte, die Wunden heilte, den mit Schmerz Beladenen half, die Heiden zur Erlösung der gefangenen [Seelen] zahlreich durch die Vielzahl unermesslicher Gebete bekehrte und die den Fesseln, Kerkern und Pfählen Entrissenen zu den ersehnten Orten führte.

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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