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Mittelalterliche
Geschichtsschreibung

Lebensbeschreibung des St. Georgener Abtes Theoger

Wolfger von Prüfening (†nach 1173; oder doch ein anderer Mönch?) hat im Auftrag und durch Befragung seines Abtes Erbo (1121-1162) eine umfangreiche lateinische Vita über den St. Georgener Abt und Metzer Bischof Theoger (1088-1119 bzw. 1119-1120) verfasst. Er unterteilte sein Werk in zwei Bücher: Buch I handelt von dem Abt Theoger, Buch II von dem Bischof. Der Verfasser zitiert des Öfteren aus der Bibel, etwa aus den Psalmen, er lässt manchen Vers aus der Aeneis Vergils in die Darstellung einfließen. Auch finden sich im zweiten Buch Briefe und Urkunden als Zitate. Buch II ist stärker chronologisch geordnet, Buch I lässt dagegen eine mehr thematische Gliederung erkennen (innere und äußere Maßnahmen Theogers für das Kloster St. Georgen, Klosterreform, Streitschlichtungen, Heilungen, "Wunder"), angefüllt mit hagiografischen Topoi.

Edition: Vita Theogeri abbatis S. Georgii et episcopi Mettensis, hg. v. P. JAFFÉ, in: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores (in Folio), Bd.12: [Historiae aevi Salici], hg. v. G.H. PERTZ u.a., 1866, Ndr Stuttgart 1968, S.449-479. - Die lateinische Lebensbeschreibung des heiligen Theoger wurde von einem Mönch (Wolfger?) aus dem Benediktinerkloster Prüfening in den 40er-Jahren des 12. Jahrhunderts verfasst und damit nur wenige Jahre nach dem Tod des Protagonisten. Das Werk ist in zwei Bücher mit mehr als 37 bzw. 30 Kapiteln unterteilt. Der Anfang von Buch I ist nicht erhalten und wurde vom Editor der Vita in den Monumenta Germaniae Historica durch Ausführungen des benediktinischen Gelehrten Johannes Trithemius (*1462-†1516) ergänzt. Dasselbe gilt für das Ende von Buch II. - Übersetzung: BUHLMANN.

ERSTES BUCH
I,[1-7; Lebenslauf nach Johannes Trithemius, Annales Hirsaugienses zu 1087:]. Theoger wurde in Ostfranken, das die Alten mit dem Namen "Deutschland" bezeichneten, als demütiger Sohn seiner Eltern geboren; als er jung war, richtete sich sein gelehrter Geist und die mit Salomo vergleichbare Seele gemäß der Sitte der Seinen auf die Gelehrsamkeit, und im Unterricht des Manegold [von Lautenbach], des Vorstehers der Schulen in der Provinz Elsass, eines nicht nur sehr gelehrten, sondern auch in den Sitten sehr erfahrenen Mannes, der richtig als Christ bezeichnet wird und Philosoph war, wurde er bestens vorbereitet und erreichte in kurzer Zeit, in den ganzen Wissenschaften gelehrt zu sein. In allen Disziplinen der freien Künste war er nämlich ausgezeichnet und in der Musik überragend. Er schrieb nämlich später als Mönch in Hirsau ein nicht nur nützliches, sondern auch sehr belehrendes und gebildetes Buch über die Musik. In Bezug auf den Psalter brachte er kurze, aber nützliche und schöne Kommentare heraus, durch die er die Kräfte seines Geistes noch deutlicher offenbarte. Er schrieb auch viele, schmuckvolle Briefe an verschiedene Leute und unterschiedliche Sermone und Homilien an die Mönche. Später aber - nach langer Dauer - verließ er seinen zuvor erwähnten Lehrer, und er war in der ganzen Vielfalt des Schrifttums und der schmückenden Sitten am besten unterrichtet; er erlangte die Erlaubnis, zu den Seinen zu gehen, die sich unmittelbar an seinen Unterricht erfreuten. Er wurde Kanoniker an der Kirche des heiligen Märtyrers Cyriacus im neuen Stift bei Mainz [Worms!]; in der ganzen Zeit legte er in allem Klugheit und Mäßigkeit an den Tag, und er war ein Beispiel des völligen Maßhaltens und der Ehrsamkeit. Und weil, wie wir gesagt haben, er in den ganzen Wissenschaften am gelehrtesten war, wurde ihm vom Propst der genannten Kirche die Last des Lehrens auferlegt. An seiner Lehre begeisterten sich viele, die jener mit höchster Sorgfalt nicht allein in den heiligen Schriften, sondern auch in den weltlichen Büchern zur Gänze unterwies. Nach einigen Jahren kam er der Geschäfte wegen zum Abt Wilhelm in Hirsau, um Rat zu erlangen, und er dachte nicht weniger daran, Mönch zu werden. Er wurde wahrlich von den Predigten des heiligsten Vaters schmerzlich berührt und von der göttlichen Barmherzigkeit eingeholt, als der Mann Gottes einer Messe beiwohnte und für sich betete. Als er schon abreisen wollte, änderte sich plötzlich sein Sinn, und er vollzog das Mönchsgelübde. Er verachtete nun die weltlichen Ehren und Eitelkeiten und wurde zum Mönch in Liebe zu Christus. Und er gab ein treffliches Zeichen seiner zukünftigen Heiligkeit, wenn er mit größter Sorgfalt in Gottesfurcht wachte; nichts erbat er mehr, als Gott zu gefallen, an dem er sich prüfte.
8. [Lücke] In jenen Tagen empfing das bayerische Land in seinem Schoß keinen Ruhmvolleren, keinen Liebenswerteren. Dieser [Abt Erminold von Prüfening], berühmt durch viele Tugenden, starb an den 8. Iden des Januar [6. Januar 1121], dem Tag der Erscheinung des Herrn, und er durfte den in den Himmeln gegenwärtigen Sohn der Jungfrau zusammen mit [Simon] Magus sehen, und so opferte er in dessen Tabernakel die Hostie der Freude, um mit jenen zu beten, die an diesem Tag ihn sahen, wimmernd wegen den ihm auferlegten geheimnisvollen Pflichten; und sie beteten mit jenen, die ihn schreien sahen, und beteten an die Krippe, wo schon er im selben Geist mit dem Propheten geopfert hatte, [der spricht:] 'Ich aber werde mich zeigen in der Gerechtigkeit vor deinen Blicken; ich werde gesättigt sein, wenn dein Ruhm sich offenbart [Ps. 17,15].' Deshalb ist er im Eingang der Kirche begraben worden, an einem Ort, der seinen Verdiensten würdig ist. Wie wir glauben, lenkt er jenes sein Kloster, wo er seinen Körper zurückgelassen hat, mit seinen Gebeten. In diesem Kloster hat er in dem ehrwürdigen Mann Erbo, einem der älteren Schüler Theogers, einen Nachfolger. Dieser hat uns [Wolfger] zum Schreiben bewegt, und er gab uns Schreibmaterial; er wusste, dass je wahrer man schreibt, desto umfangreicher das Gesamte wird. Es muss nämlich die Taten des Lehrers [Theoger] der Schüler [Erbo] kennen, der jenem nicht allein im Haus und auswärts ein Begleiter, sondern auch auf allen Reisen ein Tröster und Gefährte war und der ihm folgte bis zu den Würden des empfangenen Priestertums [als Bischof]. Das Verhältnis beider zueinander bewegte uns, dies voranzustellen, nicht ohne Bewunderung Theogers, der nicht nur solche Gefährten, sondern auch solche Schüler zu haben verdiente. Aber nachdem wir dies vorausgeschickt haben, möchten wir die angefangene Geschichte der Ordnung nach erzählen.
9. Daher ragte Theoger, wie ich beginnen werde zu sagen, in kurzer Zeit empor, vollkommen auf jegliche Art und Weise in den Tugenden. Fleißig im Fasten, der Frömmigkeit gewahr, fest im Glauben, glich er sich leicht den Vorfahren durch Tugendeifer an. Schon nämlich führte er den so unüberwindlichen Geist gegen die Eitelkeit und die Prahlerei, auf dass niemand jene Fehler stärker geißelte. Immer aber behandelte er die Jungen mit Liebe und die Alten mit Hochachtung. So zeigte er in allem seine Zuneigung für die guten Eigenschaften jedes Einzelnen. Dem Abt [Wilhelm von Hirsau] begegnete er mit so großer Ehrerbietung wie kein anderer; ob grob, schwierig oder unwürdig: er wich dem Befehl nicht aus. Weil jener ihn einer langdauernden und sorgfältigen Prüfung unterzog, fing er an, ihn, der ihm gleich war, wegen seiner Verdienste vor den Übrigen zu lieben, und er nahm ihn oft mit zu den Unterredungen mit den älteren [Mönchen], deren Rat er bei größeren Geschäften üblicherweise einholte. Er erkannte auch, welche feinsinnige Anlagen dieser hatte, und er bekleidete jenen und einen anderen, nicht minder erfahrenen Mann, Heimo, mit einem Amt, damit sie alle Bücher der heiligen Schrift - diese waren durch die Schuld der Schreiber im gesamten, sowohl altem als auch neuem Testament fehlerhaft - korrigierten und diese, durch Vergleich und Unterscheidung verbessert, zum alten Zustand zurückführten. Weil der ehrwürdige Theoger mit so großem Eifer arbeitete, dass er das, was dunkel und fast unentwirrbar war, in eine klare und deutliche Form brachte, und weil er dadurch den Späteren ein Zeichen seiner Klugheit gab, sind die Verbesserungen bei uns am vorzüglichsten bis heute erhalten.
10. Weil er von Tag zu Tag Fortschritte machte, förderte ihn der Abt mit Amt und Ehre; und er befahl ihm, als erstes in der Zelle des seligen Papstes Gregor [(Kloster-) Reichenbach] das Priorat, das bis jetzt in seiner Fürsorge war, zu verwalten [ca.1085]. Er wollte jedenfalls für ihn, sich und die Seinen sorgen: für ihn, damit er dadurch seine Güte vergrößere; für die Seinen aber, dass sie durch die Einsetzung von jenem weiterkämen; für sich selbst schließlich, dass er durch die auf andere verteilte Last seine fast unablässige Sorge vermindere. Es geschah deshalb durch die Gnade Gottes das, was jener gläubige Verwalter fromm beabsichtigte, weil jener nicht für sich allein, sondern auch für alle anderen arbeitete, so dass auch dessen Brüder durch Nachahmung Fortschritte [im geistlichen Leben] machten. Und an den Erfolgen aller erfreute sich der Abt im Innersten, und er hoffte, dass das allgemein sein werde, was die guten [Mönche] unter den Seinen hätten. Es hatte nämlich der ehrwürdige Theoger seinen Erfolg aus der Genugtuung heraus, weil mehrere in heiliger Umkehr sich mit ihm, der gut [gemäß der Regel] lebte, verbanden; und am Ende empfing er das ewige Leben auf die Art und Weise, wie der es wollte, der ihn segnete und erhöhte. Dieser bestätigte ihn danach als Gläubigen, nicht viel später setzte er ihn über vieles, weil er ja in den Himmeln war, wo er von Gott hörte, dass er ein guter und gläubiger Diener war. Weil dieser [Theoger] geraume Zeit das ihm auferlegte Amt lobenswert verrichtete, wollte ihn der Abt [Wilhelm] den Gottesdienst anvertrauen und strebte danach, ihn als Priester einzusetzen, weil er meinte, dass die Kirche mit solch einem Priester gesegnet werden sollte. Jener aber hat - ein gerechter Mann wie er war - den Dienst am heiligen Altar mit großer Ehrerbietung und Gottesfurcht ausgeführt, so dass er sogar in den ersten vierzehn Tagen, als es dazu gekommen war, dass man ihm auf seine Schultern dieses Joch Gottes auferlegte - nämlich die heilige Stola, die er kurz zuvor empfangen hatte -, aus der Überlegung des heiligen Mysteriums und der Sakramente heraus es kaum wagte, diese mit der Hand zu berühren oder sie auf den Schultern zu tragen; vor allzu viel Angst mochte er kaum [damit] hintreten. So zitterte er stehend und stand zitternd, weil sein Geist mit großer Furcht Gott diente, auch die Starrheit seines Körpers ihn verriet.
11. In jenen Tagen sind die [christlichen] Wahrheiten von den Menschensöhnen geschmälert worden, und nicht einer war da, der Gott bemerkte und vermisste. Sowohl der König als auch eine große Zahl der Fürsten des Königreiches, aber auch die meisten Priester wandten ihren Sinn ab und verschlossen ihre Augen, damit sie nicht den Himmel schauten und nicht das Jüngste Gericht sahen. Als diese nämlich wagten, den römischen Bischof die geschuldete Unterwerfung zu verweigern, hatten sie durch die Macht der Fürsten und die Eingebung der Priester nur noch die Not und das Flehen. So hatte die Verblendung alle erfasst, um den Frieden der Kirche in Unordnung zu bringen. Danach offenbarten sich durch den Herrn dessen Barmherzigkeit und dessen Wundertaten den Menschensöhnen, weil keine Weisheit, kein Wissen und keine Überlegung gegen den Herrn sind. Es fing nämlich die Kirche an, unter den Feinden Fortschritte zu machen und das Haupt der Schlange, die vielfältige Übel durch ihren Stachel verursacht hatte, durch männliche bewaffnete Standhaftigkeit zu zerreiben. Und sie hörte nicht auf, dem schlechten Ansinnen der [Gegner] zu widerstehen, solange bis der Herr den Feind Israels in die Hand einer Frau gab. Dann erblühte in wunderbarer Weise die christliche Religion, die schon angefangen hatte, missachtet zu werden, wieder vermehrt auf. Es waren nämlich nicht wenige, die lieber wollten, alles und das Äußerste zu erdulden, als durch irgendein Geschick mit den [vom Glauben] Abgefallenen vereint zu werden. Diese [Anhänger der Kirche] entfernten sich von der Schuld der Exkommunizierten und erbaten die Kümmernisse der Welt, nachdem sie sich von ihren Taten losgesagt hatten. Sie errichteten auch neue Gebäude für die Diener Gottes oder erweiterten schon Erbautes; sie ordneten sich auf ewig dem Dienst des allmächtigen Gottes unter. Es erhob sich in jenen Tagen ein gewisser frommer und adliger Mann mit Namen Hezelo, und er erbaute, nachdem der fromme und adlige Mann Hesso dazugestoßen war, mit Rat und Hilfe jenes, wie die göttliche Güte es eben einrichtet, in einem undurchdringlichen und dichten Wald ein Kloster, dem dann der Name Zelle des heiligen Georg beigegeben wurde, zu dessen Ehre man das Kloster weihte. An diesen Ort gelangte der ehrwürdige Vater Wilhelm auf Bitten jener [Klostergründer] und richtete [dort] eine Mönchsgemeinschaft ein. Und drei Äbte setzte er hintereinander ein. Den [in der zeitlichen Reihenfolge] Mittleren dieser [Äbte, nämlich Konrad], einen einfachen und ruhigen Mann, der den ungünstigen Notwendigkeiten nicht genügend entsprach, rief er dazu ins Mutterkloster [Hirsau] zurück und setzte ihn gegen die kanonischen Verordnungen und ohne Unterrichtung und Wissen des Bischofs der Diözese ab. Dieses Vorgehen kränkte den Bischof.
12. Und nach einiger Zeit vertraute der eine [Hesso] von den zweien, die, wie wir sagten, die Gründer jenes Ortes waren, - der andere [Hezelo] war schon in Christus verstorben - dem Herrn seine Angelegenheiten an, begab sich wiederum zu dem ehrwürdigen Abt Wilhelm, seinem [geistlichen] Vater und ersuchte noch gemäß der ihm gegebenen [Möglichkeit zur] Wahl um Theoger als dritten Abt. Als dies die Mitbrüder [Theogers] hörten, waren eine große Zahl von Männern bekümmert wegen des Weggangs, bald auf Grund alter Freundschaft, bald, wie sie glaubten, wegen des unwiederbringlichen Verlustes für das Hauptkloster; einer weinte, einer war durch diese Veränderung verletzt, einer auch durch die Gefühllosigkeit seines Körpers; Einzelne zeigten ihre Hochachtung für dessen Entschluss. Aber auch der ehrwürdige Vater des Klosters selbst konnte den nicht ohne Zögern ziehen lassen, den er liebte. Wie er ganz und bis ins Mark erfüllt war von Liebe und Barmherzigkeit, war er besorgt darum, dass jener Ort [Hirsau] einsam werde, und er fürchtete, dass jene neue Pflanzung noch nicht verwurzelt und noch nicht kräftig genug wäre und bei irgendeinem Luftstoß oder bei einer Erschütterung vernichtet oder auch selbst verschuldet niedergehen würde. Dennoch sah er ein Gärtchen, das vor Herbst und Winter an jener neuen Kirche Schutz bot mit der Kraft eines Baumes, der in der vorrückenden Zeit die Äste ausbreitet, der blüht und Ertrag bringt. Deshalb ernannte er [Wilhelm] Theoger, der sich von allen Männern abhob, zum Abt und schickte ihn, gestärkt durch vielfachen Trost, an diesen Ort [St. Georgen]. Der Ort und der Tag wurden danach festgesetzt, wo und wann jener vom ehrwürdigsten Gebhard, der damals Bischof von Konstanz war, als gewählter Abt feierlich eingesetzt werden sollte. Deshalb ist es dazu gekommen, dass am Ort und zur festgesetzten Zeit innerhalb der Feierlichkeit einer Messe der Bischof an den Altären stand und diesen, von dem Gutes gesagt werden muss, erhöhen sollte; und siehe, jener, angetan im priesterlichem Ornat, stieg bis zur Abtswürde empor. Zwar sprach der Bischof vom an ihm und noch mehr an den heiligen [kirchlichen] Bestimmungen begangenen Unrecht, weil der Vorgänger jenes [Theoger] ohne seine Zustimmung entfernt worden war, doch nachdem er von dem Vorfall erfahren hatte, hatte er dem seligen Wilhelm völlig verziehen; dann endlich verbarg er nicht mehr, worum es ihm bei Theoger, dem er die Weihe erweisen sollte, ging. Und er sagte, gerichtet an den zu Weihenden, wer denn der sei, der schon geweiht war [Wilhelm]. Das, was das Seine war, möge jener diesem Mönch zuweisen, der von den Brüdern jenes neuen Klosters gewünscht und von ihnen gewählt worden war und der selbstständig gekommen war, um eingesetzt zu werden. Er [Gebhard] sagte: 'Ich werde mein Amt gänzlich hochhalten; und weder diesen noch irgendeinen von den Euren werde ich demnächst weihen, wenn er nicht von den Fesseln eures Gehorsams befreit ist.' Aber jener [Wilhelm], in dessen Ansicht ebenso nicht am wenigsten Vorbildlichkeit war, antwortete: 'Und ich werde das machen, was meine Sache ist. Und ich werde nicht nachlassen in der notwendigen Überwachung der Schwäche dem gegenüber, der den Kirchenoberen den Gehorsam schuldet, den er von den Untergebenen zu erwarten hat.' Er sagte dies, und der Bischof führte die Messfeier weiter. Theoger zog sich regungslos zurück und wurde den restlichen Tag von diesem Streit verzehrt: weil der Bischof um die Autorität, der Abt um die Frömmigkeit stritt; jener mühte sich, damit die Autorität des bischöflichen Amtes gemehrt würde, dieser, damit dem geweihten Bruder eine größere Demut innewohnen sollte. Endlich beugte sich der Abt, getrieben von der Vernunft und noch mehr von der vernünftigen Notwendigkeit, dem Bischof und gab den Bruder frei, und sie einigten sich, dass er von dem geschuldeten Gehorsam frei und losgelöst und am folgenden Tag zu weihen sei.
13. Nachdem er die feierliche Weihe empfangen hatte, kehrte der heilige Mann zum Kloster zurück. Und dort wurde er nicht allein von den Brüdern, sondern auch von Leuten aus dem Volk mit Jubel und Glauben empfangen. Und zuerst beschloss er, soweit es die Örtlichkeit ermöglichte, die Disziplin des Mönchsordens zu beachten. Daraufhin verwendete er sich dafür, sowohl den Ort als auch die Kirche mit nicht geringem Anteil an Eifer und Arbeit aufzubauen. Er schmückte nicht nur die Fassade der Kirche, sondern auch die Kirche der Jungfrau Maria, der Gottesmutter, mit Täfelungen und Bildern. Er errichtete das Kloster weit und geräumig mit Bildern und den notwendigen Wirtschaftsgebäuden, in denen von da an und heute und bis ans Weltende geistliche Männer in heiliger Lebensweise leben, wachen und das Gehör der göttlichen Gnade für den Zustand der gesamten Kirche erflehen. Und obwohl sein Geist mit so vielen Dingen beschäftigt war, wurde die Sorge um die, die innerhalb [des Klosters] waren, nicht geringer; und so verminderte er die Sorge um die Klosterinsassen nicht trotz der Beanspruchung durch die Leute von außen, wie er auch nicht die Fürsorge für die Leute von außerhalb [des Klosters] aufgab für die Sorge um die Klosterinsassen. Gleichfalls richtete sich sein Trachten darauf, die Baulichkeiten zu errichten, so dass er ohne Zweifel den zu gestaltenden Sitten der ihm Nachgeordneten Halt gab. Er offenbarte also solcherart sich selbst, damit er, weil er in der Betrachtung [Gottes] vor allen bevorzugt war, letztlich durch Mitleiden der Nächste jedes Einzelnen war. Und dies oder daraus wurde allen am besten bekannt, dass, wenn irgendwann die Brüder, die das Bewusstsein eines Vergehens quälte, wegen der zu erwartenden Buße an ihn herantraten, er deswegen weinte, so dass er sie veranlasste, auch zu weinen. Die vertraulichen Fälle erzählte er aber niemals irgendeinem außer allein dem Herrn, bei dem er sich so für diese [Mönche] einsetzte. Er gab [damit] den Leitern der Gläubigen ein großes Beispiel der Zurückhaltung, so dass niemals unter den Menschen Ankläger gegen diese waren, die für sich durch eine demütige Gesinnung jene als Verteidiger beim Herrn gewonnen hätten. Er war daher den gut Handelnden in Demut ein Gefährte; aber nichtsdestotrotz erhob er sich gegen die Laster der Sünder im Eifer der Gerechtigkeit. Zuletzt - um seinen ganzen Eifer kurz zu umschreiben - wurde er von allen in allem so eingeschätzt, dass er alle wohlbehalten bewahrte. Wie der Priester [Sulpicius] Severus von einem anderen Mann unvergleichlicher Heiligkeit [dem heiligen Martin] schreibt: 'Welch große Würde war in seinen Worten, welch große Erhabenheit! Wie eifrig er war, wie erfolgreich und wie leicht und mühelos in der Untersuchung der Schriften!' Uns ist von denen berichtet worden, die mit ihm zusammengelebt haben, dass sie selten aus irgendeinem Mund soviel Wissenschaft, soviel Geist, so schöne und reine Predigten gehört hätten. Freilich wäre dies nur ein geringes Lob seiner Vorzüge, wenn es nicht ein Wunder wäre, dass so viele Gnadengaben bei einem Menschen zusammenkommen. Gewiss wird die[se] Darstellung sein inneres Leben, seine täglichen Gespräche und die immer auf den Himmel gerichtete Seele nicht sprachlich entfalten [können], ebenso nicht jene Beharrlichkeit und das Maß bei Enthaltsamkeit und Fasten, die Kraft bei den Nachtwachen und die von ihm im Gebet verbrachten Nächte und Tage, immer für das Werk Gottes, dem er in Muße und Geschäft anhing ohne Nahrung und Schlaf, es sei denn, dass die Notwendigkeit dies erforderte. Nicht eine Stunde verging, in der er nicht im Gebet sich niederbeugte und sich dem Studium widmete. Und zwischen dem Lesen oder wenn er etwas anderes tüchtig tat gewährte er niemals seinem Geist Erholung vom Gebet. Niemand sah jenen jemals zornig, außer wenn er bei Sündern gezwungen war, mit dem Eifer der Gerechtigkeit sehr zornig zu werden; niemand sah ihn traurig außer bei seinen Vergehen und denen der Seinigen. Ein und denselben, der lieber den Blick auf die Schönheit des Himmels richtete, sah man außerhalb der menschlichen Natur: Nichts war in seinem Mund außer Christus, nichts in seinem Herzen außer Glauben, Frieden und Barmherzigkeit. Aber auch seine Predigt bei den Menschen war nichts anderes als das Predigen über die Lockungen der Welt und über die zu verlassenden Mühen des Zeitalters, damit die Zügellosen und Leichtfertigen Gott folgten.
14. Es war ihm eine Gewohnheit, an den gemeinsamen Nachtwachen der Brüder teilzunehmen und die Barmherzigkeit Gottes bei den Gebeten zur Matutin zu erflehen. Während nämlich die Brüder die Hymnen zur Matutin sangen, hatte er schon oft fünfzig Psalmen, häufig einhundert, oft den ganzen Psalter beendet, oder er sang die [Hymnen] mehrmals. Und während die Mönche schon glaubten, er, der er ja stets wachsam in der tiefen Nacht gewesen war, sei erschöpft, kehrte jener wie nach einem mutigen Kampf freudiger zur Arbeit zurück, und - frei von der Trägheit des ganzen Körpers - kam er zum singenden Chor und erfüllte mit den Übrigen in so großer Wachsamkeit den Gottesdienst, dass keiner im Vergleich zu jenem so wirksam und so fromm am Werk Gottes teilhaben konnte. Dort harrte er daher sogar unbeweglich [stehend] aus bis zum Ende des Gottesdienstes in der Matutin, weil er nicht wollte, dass sein schlechtes Körperchen - das er ja allein unmenschlich behandelte, dass es ohne Barmherzigkeit Winter und Frost ertrug - selbst für eine kürzeste Zeit nicht sitzen sollte, ausgenommen die Zeiten, an denen sich nach Vorschrift alle schlafen legten. Wenn er am folgenden Tage [nach der Matutin] aufstand, schickte er - wie es Sitte der Mönche ist - ein dreifaches Gebet voraus und trat danach heran an den heiligen Altar, wo er der Hostie des Heils opferte. Wie viel er sich dort beschenkte durch Herzensreue, vermag ich nicht leicht zu sagen, weil jener nicht nur an den Tagen, sondern auch in den Nächten sich auch durch Tränen wie durch Brot ernährte, so dass er am geeignetsten zu der Person passt, von dem der Prophet gesagt hat: 'Ich habe in Betrübnis gearbeitet, ich werde jede Nacht mein Bett [mit Tränen] benetzen, ich werde meine Decke mit Tränen befeuchten' [Ps. 6,7]. Daher und vom Propheten her teilte er wiederholt den Jüngeren jenes Vorzüglichste der Sprüche mit und die Mühe oder das Beispiel der Nachtwachen. Dabei bezeichnete er sie als glücklich, wenn sie einen - geringen - Teil der Zeit, die sie zur Erholung hatten, für den Dienst an Gott verwendeten. Und mein Abt [Erbo] wollte, obwohl ihm nichts näher bekannt war, erforschen, wie er [Theoger] sich endlich den Nachtwachen entreißen konnte, zumal mit auf dem Boden liegenden Körper und erschöpften Gliedern, und wie jener [die Mönche] anwies, ihn und den Kopf und die Augen aufzurichten, damit, während doch die Hände zum Gebet hochgestreckt waren, die Lippen zum Lob bewegt, die Augen zum Weinen veranlasst wurden. Gewiss konnte der heilige Mann nicht anders, er wusste nicht anders zu lehren, als wie er gelebt hat. Nur wenige von den Schülern folgten leicht der Vortrefflichkeit seiner Tugenden, während jener ihnen sowohl in allen Kräften des Körpers als auch in der Frömmigkeit des Geistes voranstand.
15. Und weil er die Schultern der Brüder durch härteste Lasten meistens sehr beschwerte und sie nach seinen Kräften beurteilte - und er konnte sehr viel tun, und er gab seinem unverletzten Leib von der Strenge seines Vorsatzes her nur ein wenig nach -, war es bald jenem, bald aber am meisten den Untergebenen sehr wichtig, dass jener unermüdliche Leib [Theogers], unfähig zur Ruhe, die Jungfräulichkeit der Zucht durch die Hand Gottes barmherzig erfahren sollte, damit er, der unter den Starken stärker erschien, mit den Schwachen als Schwacher dasteht und so aus seinen Schwächen lernt, dass man gegenüber anderen Schwachen Nachsicht üben muss. Es geschah daher, dass er an einem Tag, während er zu Pferd unterwegs war, vom Pferd fiel und so der ganze Leib verletzt wurde, dass er sich auch einen Bruch holte. Und später, solange er lebte, hatte er Beschwerden auf Grund dieser Verletzung. Von jener Zeit an hatte der heilige Mann nicht nur gelernt, die ihm Unterstellten milder zu behandeln, sondern auch sich nicht selbst zu knechten. So bewahrten endlich die Reinheit seiner Unschuld und ewig die Sorge bei Gott das bisherige Werk. Er ließ nämlich sich gegenüber ein wenig von seiner früheren Strenge nach, so dass er nicht allein im Chor beim Sitzen mit den Brüdern den üblichen Wechsel beachtete, sondern auch zu vielen anderen, auch unpassenden Zeiten sich setzte. Und schon erschien er beim Gottesdienst säumiger als gewohnt. An einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit endlich bemühte er sich das vollständiger und demütiger zu erfüllen, was er im Konvent vernachlässigt hatte. Als es im Winter um die dritte Stunde war und er etwas verlangte, konnte aber der Bittende im Kloster nicht aufgefunden werden. Einer der Brüder ging weg, um ihn in der hölzernen Kapelle zu suchen, die jener wegen des Gebets häufig besuchte. Dort wurde er, vor den verschlossenen Türen auf dem Boden ausgestreckt, entdeckt, sogar mit sehr viel Schnee behaftet, der auf ihn von Mitternacht bis zu der dritten Stunde ohne Unterbrechung lag, dass nicht der geringste Saum der Kleidung sichtbar war. So stießen daher die beschuhten Füße des Bruders auf ihn, und er richtete sich empor. Weil jener sehr erschreckte, lief er entsetzt zu den Brüdern und bekannte unter größter Verwunderung aller, an welchem Ort und in welcher Haltung er auf den Liegenden getroffen war. Durch dieses Dokument von großer Heiligkeit und Glauben [zeigt sich] wahrlich der selige Zusammenhalt seiner Schüler! Jener [Theoger] erhielt gemäß dem Befehl des Herrn beispielhaft ein Zeichen, wobei er sich selbst verleugnete und sich täglich zum Kreuz Christi erhob.
16. Der Feind des menschlichen Geschlechts [der Teufel] sah inzwischen im Ort des Grauens und der wüsten Einöde, wie der neue Bau der Kirche entstand und wie jene hohen Ställe für das Vieh sich in Behausungen der Diener Gottes zum Ruhme Christi verwandelten. Er überlegte, wie er diesem [Kloster] den Untergang bereiten könne, und verletzte [das Kloster] stark. Und daher, damit sein Feuer durch Zerstörung [dieses] auslösche, verursachte er nicht allein dem Mann Gottes Verderben, sondern auch dem Ort jenes sogleich Vernichtung. Er wandte daher tausend Künste der Schädigung an und fand nicht eine Möglichkeit, die Mauern selbst der geringsten Wohnung zu zerstören, wie ich darlegen werde. Was tat er und wohin wandte er sich' Er prahlte zuweilen und sagte zu sich: 'Ich will in den Himmel aufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten, will auf dem Berg der Zusammenkunft mich niederlassen im äußersten Norden. Ich will über die Wolkenhöhen hinauffahren, will mich dem Höchsten gleich machen [Jes. 14,13f].' Schon schlecht und von äußerster Not getrieben, wandte er nach seiner Art den Kunstgriff der Täuschung an. Und damit das, was er vorhatte, endlich zum Erfolg führen würde, erstrebte er die Hilfe des ungebildeten Volkes, das nicht lange vorher vom Kloster in der Burg Aasen angesiedelt worden war. Und er wiegelte - durch welche Listen er nur konnte - jenes [Volk] gegen den Mann Gottes auf, damit er ihn [Theoger] und dessen Heiterkeit durch Ungerechtigkeiten weithin verwirrte oder durch häufige Streitigkeiten den Herausgeforderten von der inneren Beschauung des Schöpfers abhalte. Aber das Volk war übermütig und stieß, wie es die Natur der Bauern ist, gegen Theoger gemäß ihrer Art Rücksichtsloses und Abfälliges aus, was Unrecht verursachte, wütend und voller Tollheit mit tausend Tadeln, und es sagte, dass er fremdes Recht hereinbringe und dass sie [die Bauern] Land ihrer Gewalt bewohnen. Es zieme sich für die Mönche nicht, die zu besteuern oder zu beherrschen, die vom Ertrag [des Landes] leben und die den Ort, den sie einst zu vielfältigem Nutzen gemeinschaftlich besaßen, zu ihrem Eigentum machten. Zuletzt sollten jene [Mönche], die erfüllt sind vom Schlund ihrer Begierde, nichts Neues gegen ihre Gewohnheiten veranlassen; ihnen [den Bewohnern von Aasen] fehle das ganze Wasser und das Land, wenn sie nicht auch jenes Wenige, was an Wald oder Wiesen übrig war, festhielten. In jener Zeit hatte Berthold [II.; 1078-1111], der Bruder des Bischofs Gebhard von Konstanz, das Herzogtum in Schwaben inne, ein Mann nämlich beschäftigt mit den weltlichen Händeln, endlich äußerst fromm, der jenen heiligen Mann [Theoger] und den Ort [St. Georgen] immer in frommer Stimmung verehrte. Freilich, jene Menschen, die sich wie ungebändigte Pferde im Geiste des Leichtsinns betrugen, waren zügellos und tobten wütend gegen den Diener Gottes, schon dachten sie daran, das ganze Kloster dieses [Mannes] von der Wurzel aus zu Grunde zu richten. Durch viele Bitten des heiligen Mannes, durch die Einschüchterungen des Herzogs wurden sie zurückgehalten. Wiederum unternahmen sie etwas, wiederum wurden sie durch Drohungen und Bitten überwunden. Zuletzt, als jener listige Feind [der Teufel] nicht am Tage, nicht in der Nacht ruhte, sie [die Bewohner von Aasen] aufzuwiegeln, kamen sie, wie wir gesagt haben, zur Zerstörung jenes ganzen Klosters heran; die einen trugen Speere, andere Lanzen, andere angespitzte Pfähle, ein jeder war unterschiedlich bewaffnet. Inzwischen wurde nach dem Herzog geschickt, dieses ganze Menschengeschlecht rücke mit schon bewaffneter Hand zu dem traurigen Werk [der Zerstörung] heran. Und es war nicht zweifelhaft, dass [dieses Ereignis] sogleich eintreten sollte und für den Ort [des Klosters] traurig, für Theoger schmerzlich war. Nachdem sie [die Bewohner von Aasen] sich gleich darauf [nach dem Eingreifen des Herzogs nämlich] von dem Weg, wo sie hinwollten, zurückgezogen hatten, fragte er [der Herzog] allerdings mit gebührendem Unwillen, was sie vorhätten. Als ihn ihre günstigen Antworten nicht zufrieden stellten, wusste er, dass das Geschlecht der Diener nicht nur durch Worte zu bezwingen sei und hielt einen jeden mit seinen Amtsträgern durch Ruten in Schach. Und so befahl er, dass die ganze traurige, teils unbewaffnete Menge weggehe. Dann aber wüteten sie noch mehr und wollten am nächsten Tag gegen die Diener Gottes aufbrechen; sie wurden gezwungen, dies so zu tun, damit der Ort [St. Georgen] zur Einsamkeit zurückkehre und der Mann Gottes mit den Seinen ungerecht behandelt werde. Dies war ihr Willen, dies ihr Beschluss. Aber darüber entschied der Herr auf andere Weise. Als sie die Möglichkeit hatten, ergriffen sie die Waffen und sich selbst anfeuernd kamen sie zu dem Ort auf wunderbare Weise, während sich der Teufel freute, als das, was er lange betrieben hatte, sich endlich erfüllen würde. Und schon näherte sich jenes starke Heer von fern den Toren des Klosters, während Theoger mit den Seinen drinnen das heilige Fest der Messe feierte. Aber sie hatten kaum die erste Schwelle [des Klosters] betreten, als die Stimmen beim Psalmengesang sie erfreuten. Ihr Sinn veränderte sich, sie legten Waffen und Trotz nieder und betraten als Betende die Kirche und forderten hinsichtlich dem, was sie gegen den heiligen Mann töricht getan hatten, Vergebung. Wer zweifelt von daher, dass diese Tugend des Theoger es war, die wilde Menschen, die die Autorität des mächtigen Herzogs mit Drohungen und Bitten nicht zu bezwingen vermochte, durch ein Gebet zu Gott bezähmte, dass auch jene Dank leisteten, sie mithin nicht ihrer Fehleinschätzung unterlagen und dass sie den Brüdern, die unter ihm [Theoger] Gott dienten, wünschten, dass diese Frieden und Ruhe erlangten. Alle, die den ehrwürdigen Mann mit tödlichem Hass verfolgt hatten, kehrten daher mit diesem in die Gnade [Gottes] zurück. Und sie fingen an, ihn wie einen Vater des Vaterlandes zu lieben und zu verehren, boten und überbrachten ihm Geschenke. Viele auch übergaben sich und alles, was ihnen gehörte, und nahmen das geistliche Leben an. Und so geschah es, dass auch ein Teil jenes Ortes [Aasen] mit einer nicht unbeträchtlichen Menge an Äckern in das Recht dieser Kirche durch rechtmäßige Schenkung gelangte.
17. Es ist nicht wert, durch irgendeine Überlegung zu streifen, dass sie [die Mönche] dort in der ganzen Anfangszeit der Gründung [des Klosters] Mangel litten. Oft entschieden sie, den Ort aufzugeben, die einen zu anderen Klöstern zu schicken, die anderen überhaupt aus der Gemeinschaft auszuschließen, als endlich Theoger sie durch seine Geduld bezähmte, durch Tröstungen besänftigte und durch Verdienste empor hielt. Wie viele in jener Gemeinschaft der Heiligen waren verwöhnt und rechneten [dennoch] damit, trockenes Brot wie einen höchsten Genuss zu erhalten! Nahrungsmittel zur Bewirtung fehlten, ja sogar die, die mehrmals zu einer heiteren Mahlzeit eingeladen wurden, entdeckten entweder weithin nichts oder nur Kleinigkeiten [zum Essen]. Als jene bei seiner [Theogers] Rückkehr zusammen die Psalmen mit so großem Wollen und Jubel sangen, dass du glaubtest, sie wären trunken, spien sie allerdings den Weinrausch heraus, wobei der Herr durch den Propheten gesagt hatte, dass seine Diener sich berauschen sollen, wobei sie nicht wussten, dass die Schüler Christi, eines zu Unrecht verleumdeten Juden, um die dritte Stunde des Tages betrunken waren und das Zeugnis der Wahrheit dargeboten hatten. Und weil ja die mönchische Gewohnheit dies verlangt, dass wir dann für jene beten, durch deren Freigebigkeit wir versorgt werden, haben wir gesagt, dass die nicht unverdient glücklich gewesen sind, für die von so vielen gebetet wurde, deren Bauch die Völlerei nicht beschwert, und für die die Frömmigkeit das Gebet empfiehlt. Nämlich ausdrücklich trank der ehrwürdige Vater [Theoger] mit jenen [Mönchen] diesen Wein der Reue, den besonders der Herr mit dem Propheten getrunken hatte [Ps. 59,5], dann das Wasser der Erfrischung, über das ebenso vom Herrn berichtet wurde [Ps. 22,2], aus dem vollen Becher der Liebe, damit sie nicht Hunger und Durst haben und glauben, diesen Wunsch des Herrn zu erfüllen, wenn sie endlich im Überfluss gesättigt sind und, indem sie sich ganz der Lehre des Vaters widmen, die Süße des himmlischen Lebens zuvor genießen. Du siehst schon in seiner Schülerschaft nicht allein die ausgedienten Greise, sondern auch die [durch die Profess] vereidigten Jünglinge Christi, die wissen um die ganze Schuld der Versuchung, weil eine gewisse Begierde bei den Alten durch die Natur erstarrt. Und eine unbeständige Zeit schwindet hin durch langes Fasten, die Nahrung wird wichtiger als die Ausgelassenheit. Durch dies gab es fürwahr gemäß dem Wort des Apostels [Paulus; Eph. 6,12] keinen Kampf gegen das Fleisch und das Blut. Allerdings quälten die, die schon die ganze fleischliche Begierde durch das Joch der Enthaltsamkeit besiegt hatten, ihre Glieder über der Erde. In dieser Sache, die sich nicht allein bei diesem Apostel zeigt, sondern auch beim ehrwürdigen Theoger, kümmerte er [Theoger] sich von daher auch darum, seine Kirche Christus als keusche Jungfrau zu offenbaren: geliebteste Söhne, Nachahmer des Glücks, durch dessen teure Kraft der Keuschheit [die Kirche] daraufhin in der Botschaft der Heiligkeit unvergleichlich blühte. Nicht wenige indes, die aus jener Gemeinschaft der Gerechten durch irgendeine Anwandlung von Leichtsinn geflohen waren, sanken durch diese Sinnesänderung herab und erlitten sogleich ihren Untergang, weil niemand von den Sterblichen dem Zorn Gottes entrinnt. Es besteht sicher kein Zweifel darüber, dass solche es waren, von denen einer im Wasser ertrank, ein anderer einen plötzlichen Tod erlitt, ein dritter von Räubern weiterverkauft wurde.
18. Aber auch ein anderer Bruder im Kloster gab sich in dem Maße der Trägheit und dem Schlaf hin, dass er kaum am Tag oder in der Nacht, immer wenn er zur Feier des Gottesdienstes mit den Brüdern im Chor zusammentrat, wach blieb. Und es gehörte sich, dass Theoger bald dessen Seiten anstieß, bald den Wangen Ohrfeigen gab, bald befahl, eine brennende Kerze in sein Gesicht zu schlagen. Jener schnarchte gleichsam, als wenn er betrunken war, und konnte ganz und gar nicht vom Schlaf herausgerissen werden. Aber immer wenn der, der ihn aufgeweckt hatte, sich von ihm abwandte, schlief dieser wiederum ein. Als er [Theoger] daher eines Nachts während der Nokturnen bei jenem unnützen und schlafenden Bruder durch Schütteln, Ziehen und Schlagen in Nichts einen Fortschritt erzielte, packte er ihn heftig vor allen und sagte: 'Elender oder Beklagenswerter, warum schläfst du' Nichts liegt dir an der Gemeinschaft mit den Guten. In fortdauernder Schmähung wirst du sicher bestraft werden zusammen mit denen, die das Werk Gottes vernachlässigen.' Wie er gesagt hatte, wurde dann bekannt, dass nur wenig später jener heimlich floh und einen elenden Tod erlitt. Nachdem diese Spreu sich vom Kloster des Herrn getrennt hatte, dienten die Übrigen, die im Speicher des Abtes als reinstes Weizen zurückgeblieben waren, fröhlich und freudig, wie wir schon gesagt haben, in Hunger und Schmutz, in Kälte und Nacktheit dem Herrn. So nämlich hatte es ihnen der heiligste Theoger befohlen, dass sie glaubten, allen Gütern zu entsagen, wenn sie durch fromme Werke dem Spender aller Güter gefallen.
19. In dieser Zeit vermochte der Hunger nicht allein im Kloster, sondern auch im ganzen Umland viel, so dass die Brüder nicht glaubten, dass sie länger an jenem Ort [St. Georgen] durchhalten könnten. Und diese, denen der frömmste Vater [Theoger] auswärtige [Kloster-] Ämter anvertraut hatte, litten an übermäßiger Trauer und wussten nicht, was sie für die so große Menge [von Mönchen] tun sollten. Damit sie nicht beim täglichen [Getreide-] Kauf sehr übervorteilt wurden, gab es schon einen Vorrat auch an altem Getreide. Besonders nahmen sie sich der Alten an und der Verständigeren, sie verabredeten sich mit Theoger im Kloster und eröffneten ihm die ganze Sachlage und forderten dringend, dass sie nach erfolgter Überlegung sich für Maßnahmen entscheiden sollten, damit die so große Menge, die beim täglichen [Kloster-] Dienst alle Kräfte des Körpers verausgabte, nicht durch Hunger untergehe. Wo sie während des Tages vielfältige Meinungen vortrugen und durch gegensätzliche Beschlüsse ein entsprechendes Ende der Ursache [für den Hunger] suchten, stimmten alle endlich darin überein, dass sie jenen Ort durch irgendeine Schenkung von Gut oder Lehen ausstatten wollten, sie dort auch ausharren würden, im Übrigen die Rüstigeren entweder zu ihren Eltern oder zu anderen Klöstern für die Zwischenzeit weggehen sollten. Zwischendurch verließ Theoger die Versammlung. Und weil er ja das, was die körperliche Vorsorge betraf - ich spreche [hier] nicht vom Handeln -, kaum noch hören konnte, setzte er sich anderswo allein hin und hatte Muße zum Gebet. Als er [damit] geendet hatte, luden alle den Abt ein, um über die Sachlage einen Beschluss zu fassen, dem alle zustimmten und beschlossen. Sie sagten, dass, nachdem sehr viele Worte für und wider gewechselt worden waren, die Hauptsache ihres Beschlusses die war, dass die, die durch ihre Güter und Lehen den Ort reicher machten, auch durch die Übrigen, die wegziehen, die notwendige Versorgung dort haben sollten. Darauf antwortete Theoger, dass ihm das passe. Er sagte: 'Wenn nur ich, der ich vom Faden der Unterdecke bis hin zum Schuhriemen nichts für diesen Ort beigetragen habe, als Erster wegziehe.' Jene ließen dies leidenschaftlich nicht zu und sagten mit einer Stimme, dass der Abt weder gehen muss noch darf; ansonsten würde nicht allein die geistliche Ordnung, die durch seine Sorgfalt und mit Unterstützung des Herrn eingeführt worden war, zerstört, sondern auch der Ort selbst verlassen, dem er schon mit Gottes Hilfe angefangen hatte vorzustehen. Und jener sagte: 'Und was spricht dagegen, dass die, die Gott in seinem Namen zusammengeführt hat, weggehen, während ich im Kloster bleibe' Weil dieser, der mit fünf Broten fünftausend Menschen in der Wüste speiste, die Speise auch für jene in günstiger Zeit beibringen kann. Nicht nämlich kann der Herr durch Hunger die Seele des Gerechten töten, weil der Mensch nicht vom Brot allein lebt, aber im Wort, das hervorkommt aus dem Mund Gottes [Matth. 4,4].' O was für ein heiliger Genuss der Güte Jesu! Davon und von seinem Glauben überzeugt, gab er [Theoger] dies zu erkennen, und er hielt das den Schülern leidenschaftlich entgegen, wobei er zudem überlegte, dass, wenn auch die Mittel für das sterbliche Leben fehlten, die nicht durch Hunger sterben können, die im [Gottes-] Dienst der Herr in seinem Namen zusammengebracht hat. Und was weiter' Nach dieser Wortmeldung brach der ganze Beschluss jener auseinander und in bewundernswerter Weise speiste, wie jener es versprochen hatte, der Herr sein Volk. Zu dieser Zeit nämlich schmolzen die großen Schulden zusammen, so dass sie als Darlehen sechzig Pfund Silber für den täglichen Bedarf ausgeben konnten. Und weil die gegenwärtige Not des Ortes und die unerhörte Dürre des folgenden Jahres sie zwangen, mehr [Geld] aufzunehmen, und weil sie aber [Geld] zurückzahlten, hatten sie nichts. Es ereignete sich [indes], dass ein gewisser junger Mann mit Namen Liutfrid, ein Bürger der Stadt Worms, mit Herkunft und Reichtümern ausgestattet, krank [zum Kloster] gelangte. Der Herr war allerdings barmherzig mit jenem, so dass die Krankheit jenes durch geistlichen Beistand gemildert wurde. Und aus dessen Reichtum [Lücke: kamen] Nahrungsmittel und Wein und der ganze Hausrat auch für alle Gebäude sowohl aus Holz als auch aus Stein, und das, was er in der Stadt bekommen konnte. Nachdem er den klösterlichen Segen empfangen hatte, ist er sogleich in der dritten Nachtstunde gestorben, während er auf halbem Weg [in die Stadt] war, und er ist aufgenommen worden im ewigen Tempel. Es ist nämlich die Stunde seines Todes und die Gegenwart des seligen Georg durch sichere Zeichen bekannt geworden. Und so wurde der Teufel, den er in einer Ecke versteckt gesehen hatte, durch die Kraft dieses Märtyrers zurückgewiesen, und er übergab [seine] Seele, die von zwei Engeln im Angesicht des Höchsten vorgezeigt werden muss. Theoger aber verließ damals [das Kloster], und kurz zuvor hatte es sich ereignet, dass jener [Liutfrid] von dem Kloster abgereist war. Und sogleich ist [nach Bekanntwerden des Todes Liutfrids] ein Bote geschickt worden, der den Weg des Abreisenden [Theoger] folgte und diesen, wie befohlen, vom Tod des besagten Bruders unterrichtete. Er [Theoger] ertrug jene Nachricht, die er von dem Boten empfangen hatte, mit Schmerz, kehrte bald mit ganzer Schnelligkeit um und erreichte um die dritte Tagesstunde unvermutet [das Kloster]. Und als schon die frühe Messe beendet war, erschien er angetan mit den heiligen Gewändern und vollzog den Gottesdienst zu dessen [Liutfrids] Beistand und bahrte den anderen angemessen auf. Und so feierte er mit den Brüdern die beweinenswerte Totenmesse, und er übergab den jungen Leib ehrwürdig dem Schlamm des Grabes. Es ist wahr, es ist ganz und gar wahr jene Prophezeiung, dass den Gottesfürchtigen nichts mangelt, dass durch das größere Wunder der Hilfe von Fremden er [Gott] den Mangel seiner Diener ausgeglichen hat, wie sehr er auch [bis dahin] jenen [Dienern] aus dem jährlichen Überfluss der Erträge die übliche Nahrung überlassen hatte.
20. Schon war in verschiedenen Landschaften und bei verschiedenen Völkern der Name des Theoger bekannt, und nicht allein zum königlichen Hof, sondern auch zur Stadt der Städte Rom war das Gerücht seiner Heiligkeit vorgedrungen. Eremiten und viele andere, die in Abgeschiedenheit ein evangelisches Leben führten, richteten ihre Briefe an ihn und machten sich durch Gebete bei ihm aufmerksam. Und worüber du sehr staunst: Sie teilten ihm durch wohlwollende Ermahnungen mit, was in seinem Kloster verändert werden müsse durch würdige Verbesserung, die ihm ganz und gar verborgen wäre und die sie ihm im Geist antragen. Selbst Urban II., der damals in Rom Bischof war, hatte an ihm gleichsam einen vorzüglichen Sohn der heiligen römischen Kirche, den er den Aposteln und den apostelgleichen Männern durch seinen himmlischen Lebenswandel gleichsetzte. Und auch dem König [Heinrich V.] blieb er nicht verborgen. Dieser empfing Theoger, der von einer Ministerialenfamilie abstammte und lange Zeit fernab von der Gemeinschaft der Menschen in der Einöde wohnte zusammen mit den wilden Tieren der Erde, wo gleichsam der Löwe jenseits des Schreckens inmitten der unzähligen zu weidenden Tiere beiderlei Geschlechts lebt. Somit ist es eine Tatsache, dass nicht nur Leute vom Volk, sondern auch viele der Großen, nachdem sie ihre höchsten Werke aufgegeben hatten, die Lebensweise des Theoger erbaten. Nicht wenige übertrugen ihm zur Erziehung ihre Nachkommen, Jungen und auch Mädchen, so dass er innerhalb einer Zeitspanne von wenigen Jahren in den Klöstern der Mönche und Jungfrauen fast siebenhundert Seelen umsorgte. Siehe, so wird der Mensch gesegnet, der Gott fürchtet! Indem er ihn nämlich segnete, segnete der Herr aus Zion gleichsam ihn durch die vielen Söhne und Töchter mit frohlockenden Seelen, und Theoger schuldete dem Herrn Dank: 'Siehe mich und meine Kinder, die mir der Herr gab!' Was soll ich von der Erziehung oder vom Leben dieser [Kinder] sprechen' Dass deren Heiligkeit so groß wurde, dass manche von diesen durch Wunder glänzten; dass weitere, in den göttlichen Offenbarungen bewandert, das Kommende predigten; dass nicht wenige im Geist Tag und Stunde des ruhmvollsten Ablebens vorhersahen; dass andere durch bestimmte sichere Zeichen ausmachten, dass die Seelen ihrer Brüder, die längst verstorben waren, im Himmel Aufnahme gefunden hatten.
21. Ich berühre nur weniges von dem Vielen, was auf uns gekommen ist. Einer von den älteren [Mönchen] übte im Kloster der Jungfrauen das Amt des Priors aus. Er hatte untersagt, dass in dem Wald, der an die Kirche grenzte, irgendjemand Holz schlagen dürfe, um später einen größeren Ertrag zu erhalten, weil im Verlauf der Zeit [der Wald] in Höhe und Dichte zunehmen würde. Aber einer von den Einwohnern schätzte den Befehl des heiligsten Mannes gering und scheute sich nicht, im besagten Wald Holz zu schlagen. Und oftmals ermahnt, dass er von solchem Frevel Abstand nehme, wollte er [dies] ganz und gar nicht ändern oder aufgeben. An irgendeinem Tag kam plötzlich der Aufseher diese Waldes unvermutet hinzu und zeigte [danach] ohne lautes Getöse an, dass dieser Mensch zwei Bäume dort wegnehmen und mit einem Wagen aus dem Wald führen würde und dass schon bald ausgezeichnete Holzbalken daraus mit gewaltiger Anstrengung gesägt würden. Aber der ältere [Mönch] wurde darüber sehr ungehalten, betrat die Kirche, die die Reliquien und den Schutz des seligen Sebastian besaß, und stellte sich mit zum Himmel erhobenen Händen vor den Altar. Ihm und gewiss allen Mönchen überhaupt seien Ruhe und Stillschweigen vergangen, führte er aus, nachdem er den Namen dieses Märtyrers ausgerufen hatte, und er schwor, dass er, solange er lebe in der Welt, in diesem Kloster von nun an keinen Gottesdienst durchführen werde, bis jene verderbliche Heimsuchung seiner Kirche durch eine entsprechende Strafe vergolten wäre. Jener Mensch nämlich, nachdem er schon den Wagen beladen hatte und die Ochsen mit den für diese Tiere üblichen Fesseln angespannt hatte, bereitete sich vor wegzufahren. Aber die Ochsen, durch göttliche Tugend erschreckt und zurückgehalten, wurden mit lächerlichem Schwindel geschlagen, und sie gerieten so durcheinander. Und weil sie nur mit Mühe geführt werden konnten, wurden sie, durch den Unsichtbaren [Gott] erschreckt, völlig schwach und ungeeignet [für den Transport]. Durch das gerechte Urteil Gottes ließ der schlechte Mensch dort das Seine los, wo er gewohnt war, Fremdes zu rauben. Wahrhaftig ist der gerechte und barmherzige Gott, wahrhaftig der Wunderbare in seinen Heiligen, der den heiligsten Mann [den Prior] erhörte, der für die Bestrafung des anderen betete und wahrhaftig den Feind seiner Kirche mit vollendetem Hass verfolgte, dass der schuldige Mensch sein Verbrechen erkannte und er selbst der Bestrafung durch die Versammlung der Gläubigen nicht entging.
22. Als der Vater [Theoger] durch die heftigste Kraft des Fiebers im Kloster bleiben musste, stand er schon vor dem Tod, als er sah, dass plötzlich der Himmel sich öffnete und der selige Georg vor ihm stand, der auf Befehl Gottes seine aufgefangene Seele zum Himmel trug. Bald darauf kehrte er zu den Mönchen zurück und was er, als er krank war, gesehen hatte, brachte er mit aufgeregter Stimme hervor und sagte: 'Ach ja, meine Brüder, schämt euch nicht des Kampfes, durch den ihr im Dienst eines so großen Führers ins Schwitzen kommt, durch den der Herr den Kämpfenden den Sieg und den Siegern die Krone gibt.'
23. Es war ebenfalls im Kloster ein gewisser Mann fortgeschrittenen Alters und guten Leumunds, der wusste, dass der Tod seines Leibes bevorstand. Er befahl, alles, was für seine Beerdigung notwendig war, bereitzustellen. Er versicherte nämlich, dass die seligen Petrus und Paulus, Andreas und Jakobus mit den übrigen Aposteln bereitstanden, seinen Geist aufzunehmen, dass er auch jetzt noch allein seinen Herrn, jenen seligen Georg, den Schutzherrn des Klosters, erwarte. Als wenig später ein Bruder herbeigerufen wurde und ihm zu Diensten war, sagte er: 'Beeile dich und versehe meinen geringen Körper mit Asche und Bußgewand. Und die Brüder und alle Herren mögen kommen. Ich muss nämlich schon sterben.' Jener tat, wie er befohlen hatte, und er stieg vor allen Anwesenden und Psalmen Singenden fröhlich zum Himmel auf.
24. Auch einer von den Brüdern, der neulich zu Gott gekommen ist, ist gestorben, als er noch nicht den vollen Segen von einem [anderen] Mönch erhalten hatte. Später sah einer von den Älteren, der in Folge von Gebet und Nachtwachen das Augenlicht schon längst verloren hatte, entrückt, wie die Seele des Verstorbenen durch die Hände der Engel bis zum Himmel getragen wurde. Weil er nicht wusste, dass jener gestorben war, erkannte er nach dem Klang der Schreibtafel, die üblicherweise bei sterbenden Mönchen zerbrochen wird, wer gestorben war. Es folgte auch ein anderes Wunder dieser Erscheinung. Als in der Kirche der jungfräulichen Mutter Gottes der Körper entseelt lag, zuckte über der Totenbahre ein Lichtkreis ungewöhnlicher Helligkeit für alle sichtbar empor, der aufs eindrücklichste bewies, dass die Seele des Bruders in die ewige Helligkeit eingetreten war. Damals war Theoger zufälligerweise [vom Kloster] abwesend. Und als er wieder zurückkehrte, erfuhr er, dass der Bruder gestorben war. Und hinsichtlich dem, dass ein noch nicht vollkommen [gesegneter] Mönch tot war - und er war gezwungen, den Verlust von dessen Seele zu beweinen -, rügte er den [anderen Mönch], durch dessen Nachlässigkeit ein so großes Übel im Kloster geschehen war. Der vorgenannte Alte tröstete daher heimlich den Abt und erzählte von jener Erscheinung, die er gesehen hatte. So erkannte der heilige und ehrwürdige Vater [Theoger] dies durch Lobpreis und Danksagung von der Person, die das gesehen hatte. Und es ist wahr, dass niemand mehr an Trost und Ruhm jenes [verstorbenen] Bruders zweifelte, als er [Theoger] darüber öffentlich und persönlich vermittels der geschauten Erscheinung Einigkeit herstellte. Verehre diese Seligen, verehre diese ruhmvollen Männer, die in der Liebe Gottes als tüchtig durch das Zeugnis des Glaubens erkannt werden!
25. Ich möchte kurz berichten auch von den Klöstern der Jungfrauen und auf welche Weise der ehrwürdige Theoger die Gemeinschaft der Frauen zu deren Gewinn einbrachte. Nicht nämlich will ich ausschließen die Sanktimonialen vom Ansehen seines Lobes. Gewiss aber ist dies für die Frauen die größte erfahrene Vollendung. Jene nämlich waren auch erhaben durch die Betrachtung der Welt, durch die Kraft der ruhmvollen Gerechtigkeit und durch das Lob der hellen Keuschheit, und sie waren, um alle deren Gaben kurz zusammenzufassen, den Mönchen ähnlich. Jener [Theoger] also teilte nach den Klöstern der Männer, die er Männern zur Leitung übergeben hatte, die vielen Jungfrauen sowohl edlen als auch mittleren und geringen Geschlechts, die aus verschiedenen Gegenden zusammengekommen waren, zu Gruppen und Gemeinschaften ein. Sie strömten in gleicher Weise zusammen unter seine Führung, unter die Regel des heiligen Benedikt und unter die kirchlichen Stunden, um den Dienst des göttlichen Lobes auszuführen. Für jede Gruppe wurde eine eigene Leiterin bestimmt. Keine war dabei, die nicht täglich etwas aus den Psalmen oder den anderen Schriften lernte. An den Festtagen hatten sie Muße zu Gebet und Lesung, an anderen [Tagen] aber betrieben sie das auferlegte Werk. Alle hatten eine Haltung, und außer Nahrung und Kleidung hatte niemand etwas, was sich nicht schickte. Von den Männern waren sie so weit getrennt, dass eine [Frau], die ein Mal das [Männer-] Kloster betrat, sofort dies verließ, wenn sie nicht sogar tot herausgetragen wurde. Ihnen [den Frauen] stellte der ehrwürdige Vater heilige Männer und Lehrer guten Leumunds voran, und er half ihnen mehrmals mit seiner Anwesenheit und beobachtete Haltung und Handeln der Einzelnen sorgfältig. Er wusste allerdings, wem von den anvertrauten Schafen, wann oder auf welche Weise er Rechenschaft ablegen musste. So oft er zu einer Gemeinschaft dieser [Frauen] kam, siehst du, wie durch den wunderbaren Eifer des Sehens und Hörens die ihn umgebenden Dienerinnen Gottes sich auf ihn stürzen: Gleichwie die Bienen zusammenkommen, wo sie sich um den flüssigen Honig drängen, und sich ganz voll saugen mit dem süßen Nektar [Vergil, Aeneis I,432]. So allerdings stürzten die Gott geweihten Frauen, durch die Anwesenheit des geistlichen Vaters entzückt, von ihren Sitzen einzeln herbei und umringten von überall her den heiligen und ehrwürdigen Mann wie eine kostbare Paradiesblume. Und im Trog seines Herzens ernteten sie den Nektar der göttlichen Predigt, den jener redegewandt und in Tropfen von Honig absonderte. So oft Theoger die keuscheste und heiligste Gemeinschaft der Dienerinnen Gottes betrat, erhob sich Leidenschaft aus dem Ort und der Ordnung! Weil sie jenem, der vom Himmel sprach, eine zahlreiche Hörerschaft bereiteten, glaubte er im Übrigen, dass es besser sei, wenn er sich in der Nachbarschaft niederließ. Schon waren sie für seinen Gottesdienst, der zum Prediger gehört, gerichtet, geschmückt und herausgeputzt; während seiner ermahnenden Predigt fingen die Jungfrauen Christi an, hohe Seufzer auszustoßen, reichhaltigere Tränen zu weinen, zahlreich zu schluchzen und so leichte Sünden zu betrauern, dass er [Theoger] glaubte, diese wären der schwersten Verbrechen angeklagt. Nicht wenige dieser [Frauen] hatten Verlangen nach dem himmlischen Vaterland; wir berichten, dass der Vorzüglichste dies beweinte habe, dass sie durch den kürzesten Augenblick der Zeit hingehalten wurden von jenen Ewigkeiten, von denen jener sie trennte.
26. Aber weil es zu lange dauern würde, alles Bewunderungswürdige über sie [die Frauen] zusammenzufassen, erzähle ich weniges von dem Vielen, was wir Wunderbares erfahren und gelesen haben [Lücke]. Es war nämlich in dem Kloster der Jungfrauen [Amtenhausen], in dem die Fürsorge dieses Vaters [Theoger] wachte, eine gewisse Sanktimoniale mit Namen Beatrix., die wir als Konversin zu Gott in diesen Orden aufgenommen haben. Jedenfalls wollte sie in den Jahren als Erwachsene die weltlichen Wege beschreiten, aber wurde - Dank sei Gott! - mit fester Hand zurückgehalten. Geboren von berühmten Eltern, war sie früh der Eltern beraubt. Es war auch offenbar, dass sie hässlich aussah. Da sie sich weigerte, einem von ihren Standesgenossen eine Ehefrau zu werden, wurde sie gewissermaßen gezwungen, in die Hochzeit mit Christus einzutreten. Und so begünstigte ihre Hässlichkeit ein gutes und frommes Leben gemäß der Herkunft ihres Namens [Beatrix]. Als irgendeiner von den Verwandten sie nämlich schon als Mädchen in einem heiratsfähigen Alter sah, bekam er den klugen Rat, dass sie für eine abzuschließende Hochzeit weder Reichtum noch Schönheit habe. Er erwog, die Jungfrau Beatrix als Jungfrau dem himmlischen König und dem Schöpfer der Jungfräulichkeit, der die Reinheit des Herzens und nicht die Schönheit des Körpers liebt, anzuvermählen, damit das Aussehen des Körpers beim Anschauen nicht missfällt und die Reinheit des Körpers und des Geistes durch die Umarmung des Königs entsteht, nacheifernd derjenigen, von der gesagt wird: 'Der ganze Ruhm ist im Innern der Tochter dieses Königs [Ps. 45,14].' Er [der Verwandte] befahl daher, dass das Mädchen, das sich auf jede Weise dagegen wehrte und dadurch solch Gutes und solche Liebe aufs Spiel setzte, zum Kloster gebracht werde. Er bat inständig, dass die Sanktimonialen den Umgang mit jener nicht verweigerten. Sie wurde also in die Gemeinschaft aufgenommen, und wenig später empfing sie die Süße der geistlichen Hochzeit. Tag und Nacht bemühte sie sich um fromme Werke. Sie fing an, den Umarmungen ihres Ehemanns treu ergeben zu sein. Und obwohl ihr Aussehen hässlich war, zeigte sie sich, darum wissend, endlich den Frauen. Weil sie erkannte, dass sie das Ebenbild des Schöpfers war, trat sie gemäß auch den Regeln dieses Ebenbildes in den Orden ein. Nicht bekannt waren ihr aber die Elemente der Schrift, nichts wusste sie von den Regeln des [göttlichen] Rechts. Aber weil der Grundsatz des Rechts Liebe ist, diente sie dem ganzen Recht in der Liebe zu Gott und dem Nächsten. Und was ihr Verstand nicht aufnahm, lebte sie aus dem Innern heraus in der Liebe. Sie wuchs in der Kraft der Geduld und des Gebets, in der Würde des Lebens und der Einzigartigkeit der Enthaltsamkeit über die anderen Schwestern hinaus und zum unermesslichen Gipfel der Heiligkeit. Und als der allmächtige Gott entschieden hatte, sie von ihren Mühen zu erlösen und ihr den ewigen Lohn zu gewähren, fiel sie an [ihrem] letzten Tag in ein verzehrendes Fieber. Inzwischen kam Theoger unvermutet heran. Er gab der dahinsiechenden Jungfrau die letzte Ölung, und nachdem sie die heilsamen Sakramente empfangen hatte, wies er geeignete Schwestern dazu an, dass wenn sie glaubten, der Tod ihres Körpers stehe bevor, sie ihn und die anderen Schwestern davon unterrichten sollten. Schon stand ihr Körper vor dem Tod, die Hitze des Lebens war nur noch im Herzmuskel, als in der Mitte der Nacht, während Theoger sich mit den Seinen in einem abgetrennten Schlafraum ausruhten, Erbo als einem von den Brüdern, die in der Begleitung dieses Vaters waren, eine Erscheinung widerfuhr. Er sah, wie zwei Chöre im Gebetshaus, Psalmen singend, zusammenstanden und unterschied das Geschlecht [der Chorteilnehmer] aus den Stimmen. Mal sangen abwechselnd die Männer die Antiphon, mal die Frauen, und zwar in der Art, dass sie am Ende des Gesangs von neuem den Anfang wiederholten. Und so sangen sie sehr lange mit tiefer und hoher Stimme: 'Ich komme, meine Auserwählte, und ich setze dich auf meinen Thron, weil der König dein Aussehen eifrig begehrt [Antiphon 'Commune virginum' im Breviarum Romanum].' Diese Antiphon beginnt bei[m Ton] f und endet bei der Septim. Sie geht weiter bei der Septim, nicht beim dritten Ton und steigt vom endenden Tetrachord bis zum oberen Tetrachord, und weil sie fast sechs Töne durchschreitet, nimmt sie die obere Septim - das ist b - an. Dadurch kann man merken, dass die Jungfrau Christi Beatrix einen seligen Tod erleiden und in die siebte Höhe gelangen wird, d.h. in die siebte Ruhe und Glückseligkeit. Dies bezeichnet vollkommen die Zahl der guten Werke. Jene himmlische Ruhe in der siebten [Höhe] verweist darauf, dass die Seelen der Heiligen und Erwählten, von der Last des Fleisches befreit, sich voller Glückseligkeit erfreuen. Wenn die Töne von den Höhen dieses Tetrachords herabsteigen, folgt dem runden b das quadratische b, weil dadurch jene vier Tugenden in ihrem Leben bezeichnet werden. Wird dieses Tal der Tränen verlassen, so folgt ohne Zweifel die Schönheit des ewigen Lebens. Dieser Ton b ist nicht quadratisch, sondern rund, weil er jene ewige Ruhe und die Schönheit der Heiligen ohne Ende abschließt und ohne Grenzen einschränkt. Das, was ich in Kürze darüber gesagt habe, soll genügen. Im Übrigen gibt es niemanden, der weiß, ob diese Ausführungen wirklich geeignet sind, Tod und Lob dieser Jungfrau zu beschreiben. Solcherart aber waren der Widerhall jenes Engels und die Liebenswürdigkeit der Harmonie, dass nach Einschätzung eines jeden, der dies im Schlaf gehört hatte, dies die ganze Liebenswürdigkeit unter dem Himmel sei, so dass man glaubte, selig zu werden, wenn man solche weichen und wohltuenden Gesänge der Heiligen dauernd anhörte. Und als die Jungfrau des Herrn schon ihren Geist aushauchte, erkannte jener [Erbo], [noch] schlafend, dass da diese selige Seele war, die unter Bekanntmachung großen Lobes aus ihrem Körper herausgerufen wurde. Schnell weckte er Theoger mit den Seinen aus dem Schlaf, alle Sanktimonialen wurden zusammengerufen, damit sie das Sterben der Jungfrau durch Gebete begleiteten, soweit sie dies mit Gottes Hilfe konnten. Während dies fromm durchgeführt wurde, ging der Geist der Jungfrau zum Herrn, sie verließ den jungfräulichen Körper, um bei den heiligen Jungfrauen Platz zu finden. Der Körper war entseelt, er wurde gewaschen, in Leinentücher gewickelt. Zuletzt wurde er aufgebahrt und zur Zelle des heiligen Georg [St. Georgen] gebracht, die aber fast fünf Meilen entfernt lag. Es war nämlich Sitte, dass die Sanktimonialen, die an diesem Ort [Amtenhausen] verstorben waren, zur Beerdigung zum Kloster des heiligen Georg gebracht wurden. Inzwischen kam der Bruder [Erbo] heran und zeigte dem Abt an, was er gesehen hatte. Jener war erfreut, sagte ihm Dank und sprach: 'Ich werde diese Kirche [St. Georgen] bereichern durch die gute Gabe, dass Beatrix, die Heiligste von allen, hier als Erste begraben wird und der berühmte Ort neben ihren Fürbitten den Körper besitzt.' Deshalb sorgte er dafür, dass die Jungfrau in einer Nische draußen beim Paradies der Kirche begraben wurde. Er setzte fest, dass alle [Sanktimonialen], die aus ihrer Gemeinschaft heraus den Weg allen Fleisches gehen, dort begraben werden sollen. Nachdem schon fast sieben Jahre vergangen waren, geschah es, während sich der ehrwürdige Vater im Kloster der Jungfrauen aufhielt, dass eine Sanktimoniale dieses Licht [der Welt] verließ. In jener Nische war schon kein Platz für ein weiteres Grab mehr übrig, weil ja die, die in jener Zeit dort in Christus verstarben, den ganzen Platz dieser Nische ausfüllten. Deswegen entschloss sich Theoger, das Grab der Beatrix, die als Erste dort beerdigt worden war, zu öffnen und jene, die vor kurzem gestorben war, hineinzulegen. Er glaubte, dass die besagte Dienerin Gottes sich in der langen Zeit seit ihrer Bestattung in Asche aufgelöst habe. Aber während sie [die Mönche] gruben, fanden sie den Schleier, der ihren heiligen Körper umhüllte, unversehrt. Die Nasen der Grabenden erfüllte die Süße eines wunderbaren Geruchs, der sich in der ganzen Klosterzelle sehr verbreitete. Nachdem er dies bemerkt hatte, befahl der heilige und ehrwürdige Mann, die Überreste des heiligen Körpers nicht vom Ort zu entfernen. Er gab bekannt, dass es die Heilige sei, deren heiliger Lebenswandel den Geruch der Süße verursache und Gott und die Menschen angenehm erheitere.
27. Auch war eine andere Sanktimoniale im Kloster der Jungfrauen gestorben, die von großer Heiligkeit war. Wenn wir das Übrige übergehen, so wurde geurteilt, dass nach ihr, der Kranken, Engel gesehen hätten und der Sterbenden die Freuden des Paradieses versprochen wurden. Nämlich zwei Sanktimoniale saßen gewöhnlich am Bett der Kranken, in ihrem Gehorsam dazu abgeordnet. Von diesen wurde berichtet, wie [die Kranke], nachdem die Gnade wie eine Abkühlung ihr Erleichterung verschafft hatte, plötzlich fröhlicher wurde und lächelte. Aber als jene sich wunderten und fragten, weswegen sie so lächele, sagte sie, nachdem sie von jenen die Zusage erbeten und erhalten hatte, dass sie dies nicht weitergeben würden: 'Ich habe gelächelt, weil eure Meinung euch irren lässt, wonach ihr glaubt, dass eure Hände mich tragen. Schon nämlich sind mir gerade zwei besondere Jünglinge beigestanden, die rechts und links mich mit ihren Händen stützen und dafür sorgen, dass ich auf meinem Lager weich gebettet werde.' Nachdem sie dies gesagt hatte, schwieg sie und lächelte wiederum. Wiederum wurde sie daher gefragt, warum sie lächle, und sie erhob mit leichter Bewegung die drei ersten Finger der rechten Hand und behauptete, dass sie deswegen gelächelt hätte. Jenen aber, die nichts außer der Leere ihrer Hand wahrnahmen, und die sie bestürmten, die Sache eindringlicher zu schildern, antwortete die Sanktimoniale, die bald ins Jenseits gehen würde, dass ihr von den Wiesen des Paradieses jene allerschönste Blume verkündet werde, die sie mit den Fingern umfasse. Sie werde sich freuen, dass sie gemäß ihrer Weissagung bald in die allerschönsten Gebäude gelangen werde. Sie sagte dies, und der Tod bestätigte das in jener Sache Gesagte. Es genügt, dass wir dies zur Bekräftigung der Heiligkeit dieser Jungfrauen kurz erwähnt haben. Nun gelangt, wenn wir das Ganze wenden, die Erzählung zu den weiter zu erörternden Tugenden unseres Vaters Theoger, obgleich wir auch die Tugenden jener [Jungfrauen] loben müssen. Dieser [Theoger] sorgte durch Wort und Beispiel dafür, dass sie [die Jungfrauen] sich beständig verbesserten, so dass sie diese [die Tugenden] zu erreichen verdienten.
28. Aber mir wird, ehe ich die übrigen seiner Taten anspreche, das auch nach außen Bewirkte sichtbar [und zwar], wie viele Klöster er [Theoger] neu gegründet oder [wie viele Klöster], die schon durch die Nachlässigkeit der Vorsteher oder durch das Alter der Zeiten verfallen waren, er in den vorhergehenden [reformierten] Zustand mit Unterstützung Gottes überführt hat. Er errichtete im befestigten Ort Lixheim ein Kloster für Mönche, das später von ihm und seinen Nachfolgern geleitet wurde und in ihrer Verfügung stand. Die Befestigung gehörte dem frommen und edlen Grafen Folmar aus salischem Geschlecht, der in der Burg eine Wohnstätte für Mönche gründen wollte. Deshalb gab Theoger nicht allein zu den Plänen des Grafen seine Zustimmung, sondern er kleidete den Grafen selbst, der von sehr frommen Geist erfüllt war, in ein Mönchsgewand; und durch seine Vermittlungen erlangte er nach dessen Tod das, was [an Besitz] übrig war. Insofern verließ der Graf nach dem Empfang der Sakramente und der richtigen Verfügung über die [weltlichen] Dinge dieses Leben und wurde schon - ein Mönch unter Mönchen - in diesem Kloster begraben. Ein anderes Kloster errichtete er [Theoger] an der Flanke eines Berges, der von der Zelle des heiligen Georg fast fünf Meilen entfernt war, in Amtenhausen, wo ungefähr einhundert Frauen zusammen waren, wo auch, wie wir oben sagten, die heiligste Beatrix als erste von allen verdiente, begraben zu werden, durch ihre Verdienste für die ewige göttliche Versöhnung eine Hilfe für den Ort. Eine andere Kirche [St. Marx], schon vorher nichtsdestoweniger zu Ehren des seligen Evangelisten Markus gegründet, aber mangelhaft und eng ausgestattet, erweiterte er mit Mauern und durch Besitzungen, damit auch darin ungleich mehr Jungfrauen leben konnten. Weiter machte er den ehrwürdigen Mann mit Namen Rupert [I.; 1102-1145], der - von Heiligkeit und Gnade erfüllt - noch heute lebt, zum Abt im Kloster Ottobeuren [1102]. Ebenso setzte er an einem anderen Ort, der in der deutschen Sprache Hugshofen heißt, einen Abt ein und reformierte die bestehende Ordnung [um 1110]. Fürwahr schickte er den Abt des Augsburger Klosters [Egino von St. Afra; 1109-1120], der seine Abtswürde ersehnte und sich im Wunsch nach einem strengeren Vorsteher unter dessen Lehrerschaft gestellt hatte, zurück auf Bitten des Bischofs der Stadt, der ganzen Geistlichkeit und des Volkes und nicht wenigen Brüdern dieser ehrwürdigen Gemeinschaft heiliger Umkehr [Reform]. Und durch seinen Rat und seine Hilfe erneuerte er [Egino] in diesem Kloster den ursprünglichen Gottesdienst [1113]. Auch derjenige [Wolfhold; 1115-1137], der dem Kloster Admont vorstand, lehrte im Umgang mit den Schülern, die von ihm unterrichtet wurden, das, was er von seinem Lehrer [Theoger] gelernt hatte. Im Übrigen hatte er [Theoger] schon begonnen, durch von ihm gesandte Mönche im Kloster Gengenbach die Ordnung zu reformieren; aber als er von der Metzer Kirche zum Bischof gewählt worden war [1117], konnte er nicht mehr einen Abt [in Gengenbach] einsetzen. Das, was er fromm für diesen Ort geplant hatte, vollendete sein Nachfolger, der ehrwürdige Mann Werner, der vierte Abt der Zelle des heiligen Georg, mit der Gnade Gottes.
29. Es war bei ihm [Theoger] eine Unruhe und ein ungeheurer Eifer, die Gläubigen durch Wort und Beispiel zur Geringschätzung der Welt zu führen, so dass er die frommen Brüder anleitete, die Seelen den höchsten Wünschen zuzuwenden. Und so wollte er dem Herrn aus den Menschen beiderlei Geschlechts und denen des Zeitalters ein vollendetes Volk bereiten. So Großes wurde aber der mönchischen Ordnung der damaligen Zeit getan, dass er als ein beliebiger armer Mensch auch den mächtigen Leuten Rat geben konnte bei vielen Entscheidungen - im Ebenen, im Unwegsamen, bei Weggabelungen - und er keine Begegnung mit dem Feind fürchtete, sorglos der ganzen Gefahr gegenüber. Dies nämlich war bei den ehrwürdigen Vertretern unseres Mönchtums der Glauben, dass dieser auffälligerweise gegen die zusammengedrängten Feinde unbewaffnet ihn wappnet. Niemals glaubte er endlich, dass er sorglos gewesen sei, wenn er für die Seele des Bruders gemäß dem Befehl und dem Vorbild des Herrn mit seinem Tod das Leben ausgehaucht hätte. Umso mehr ist da die Frömmigkeit jener [Kirchen-, Klosterreformer] zu bewundern und unser Müßiggang zu beweinen. Wir nämlich wurden durch unsere [uns] prüfenden Sünden in die Schande getan, wir sind preisgegeben worden, wir sind der Welt, den Engeln und den Menschen ein Schauspiel geworden, auf dass in Wahrheit jener Prophetenspruch uns zukommt: 'Und die Krone fiel von unserem Haupt; wehe uns, weil wir gesündigt haben' [Jes. 5,16]. Weil wir nämlich uns durch verkommenen Lebenswandel entfernt haben von den Sitten des Vaters, sind wir, wahrlich entleert von den Tugenden, ganz und gar nicht wert, den Ruhm und das Ansehen der Vorgänger zu erreichen.
30. Wahr ist, um das, was wir begonnen haben, im Auge zu behalten, dass der ehrwürdige Theoger in einzigartiger Sorge um Eintracht erstrebte, die Abweichenden zurückzurufen, und diese [Eintracht] vergrößerte ihm der Herr in den Augen aller als Gnade, damit die feindlichsten Menschen durch dessen häufigeres Eingreifen befriedet würden. Sogleich nämlich, wenn er erfuhr, dass durch irgendein Geschehen Menschen sich rücksichtslos entzweiten, eilte er rasch hinzu, um den Streit zu schlichten. Und er erkannte den, der unschuldig angegriffen wurde, und versöhnte ihn durch geschuldete Genugtuung mit dem, der gesündigt hatte, und endlich fiel er ihm zu Füßen und bat den Sünder um Vergebung. Freilich dachte er, durch Demut den zu überzeugen, der der Vernunft nicht zugänglich war. Und nicht nur gelang es ihm durch den Dienst der Demut, adlige Personen zu versöhnen, sondern auch niedrige Leute, auf dass gemäß dem Wort des Apostels [Petrus] der ganzen menschlichen Kreatur dies wegen Gott nahegebracht wird [1. Petr. 2,13]. Nämlich über einen von den Brüdern, die sich mit uns im Kloster aufhielten, habe ich einst gehört, wie er, während er noch in der Welt war, von schlechten Menschen umringt und in einer sehr befestigten Burg lange Zeit gefangen war und endlich durch die Barmherzigkeit des Herrn unverletzt entweichen konnte. Daraufhin warfen zwei Bewaffnete den unschuldigen Menschen zu Boden, um Geld zu erpressen, sie glaubten, dass sie dies ungestraft durchführen könnten, doch wurden sie wegen des verletzten Friedens verurteilt, die geschuldete Genugtuung zu leisten, und gingen daran, den, den sie verletzt hatten, zu besänftigen. Zu diesem Schauspiel trat Theoger hinzu. Dem, der weder durch Bitten noch durch die geschuldete Genugtuung bewegt werden konnte, sagte er endlich, dass er dem Frieden zustimmen solle, wenn das ihm angetane Unrecht durch geschuldete Vergeltung ausgeglichen werde, d.h.: jener unser Friedfertiger [Theoger] werde sich vor dessen Füßen nach seiner Art auf den Boden werfen. Jener aber war dann heftig erschreckt und hatte Ehrerbietung gegenüber diesem, er fürchtete auch, dass er sich den himmlischen Zorn zuziehe, wenn er so den Priester Gottes versuchte, und hielt ihn sogleich mit der Hand an, sich nicht zum Boden niederzubeugen, und alle, die dabei waren, schrien laut. Er verzieh, indem er den Feinden verzieh, zum Zeugnis von dessen Heiligkeit, weil solch ein Mann sich nicht verachtete, vor seine Füße zu sinken, und empfing eine Hostie. Theoger enteilte dessen Umarmungen und Küssen, als ihm der Geist ganzer Liebe zuströmte, und so hinterließ er an diesem Ort ruhmvolle Zeichen seiner Demut, nachdem der Frieden zur Gänze wiederhergestellt war.
31. Es gab außerdem im Elsass zwei Gehöfte, die nicht gerade weit voneinander entfernt waren. Zwischen diesen war durch Zufall Streit entstanden, lang andauernd zwischen den unter sich uneinigen Bewohnern, und Göttliches und Menschliches miteinander vermischend. Dadurch nämlich ist es so weit in der Unsinnigkeit gekommen, dass Krieg und Verwüstung den heimischen Mühen schon fast ein Ende setzten. Daher geschah es, dass nicht wenige, dem Streit längst überdrüssig, Vorsorge trafen gegen Feuer und andere Feindseligkeiten, die vielleicht passieren könnten, und daran arbeiteten, die Parteien zur Eintracht zurückzuführen. Aber weil kein Erfolg da war, wodurch Wirkung hätte erzielt werden können, entschloss man sich endlich, den vielfältigen Streit dadurch zu schlichten, dass diesen Theoger, der großes Ansehen bei jenen genoss, gemäß seiner ihm von Gott gegebenen Weisheit beenden möge, nachdem er die Ansichten beider Parteien gehört hätte. Deshalb wurde Theoger gerufen, und er kam zu einer Verhandlung. Nachdem es aber viele Streitereien bis zum Urteilsspruch gegeben hatte, versprachen endlich alle, dass sie gemäß dem Urteil des Mannes Gottes feierliche Versicherungen abgeben werden. Aber ein gewisser Bauer, der insgesamt schuld war [am Streit], fing an, starrsinnig im Geist, sich dem Mann Gottes zu widersetzen, und legte den Eid auf seinen Kopf ab, dass er dem Urteil nicht zustimmen werde. Sogleich wandte sich der Mann Gottes den Gebeten und Bitten zu und warf sich vor dessen Füßen zu Boden, während alle, die dabei waren, sich wunderten, dass solch ein Mann sich dazu herabließ, sich in so großer Demut niederzuwerfen, und überzeugte den Bauern [schließlich].
32. Immerhin führte der Mann Gottes so viele Versöhnungen weder mit der Geläufigkeit der Sprache, noch, wie geglaubt wurde, mit Hilfe einer anderen menschlichen Fähigkeit durch, sondern in der Tat im göttlichen Geist und, wie wir sagten, durch demütiges Bitten. Dafür gibt das unten Stehende ein Beispiel, wo allerdings die rechte Hand des Höchsten offenbar anders vorgeht. In einem bergigen Gebiet, das wegen seiner Rauheit die Bewohner die Schär nennen, gab es zwei Kriegsleute, die heftig und langandauernd miteinander zerstritten waren. Aber als viele [der Bewohner] wollten, dass der Friede zwischen diesen wiederhergestellt werden solle, konnte der eine von diesen durch keine Überredung dazu gebracht werden, dass er in die Gnade dessen zurückkehre, durch den er Unrecht erfahren hatte. Und als auch jener [der andere] aus Angst heraus sich fürchtete und die äußerste Gefahr bestand, dass er fast ohne Schutz sein werde, ging er zum heiligen Theoger und bat ihn eindringlich, ob er durch sein Eingreifen bei jenem, der ihn bedrohte, Gnade erlangen könne. Daher ging Theoger, dessen Füße sich immer leicht bewegten, wenn es darum ging, den Menschen Frieden zu bringen, um Eintracht zwischen diesen [beiden] herzustellen. Als dessen Ankunft bekannt geworden war, berichtete der Bruder dessen, der sich anschickte, das bereitete Unrecht schon zum Ziel zu bringen, durch göttliche Furcht bestimmt, alleine dem Mönch, dass er den Bitten des Theoger in ganzer vortrefflicher Weise seine willige Zustimmung gewähre, wenn nämlich ihm oder den Seinen ein guter Beschluss zukomme. Dies begann jener [Theoger] heftig abzulehnen und schwor sich, dass er nicht eher durch irgendwelche Bitten vom Gesetz der Völker abweichen werde, als dass der Untergang des Feindes seine Leidenschaft auslösche. Was [geschah] weiter' Theoger trat, nachdem die Übereinkunft vereinbart worden war, rasch hinzu, wie er entschieden hatte. Und sogleich befiel jenen Menschen ein solcher Schrecken, dass er die Anwesenheit des Mannes Gottes kaum ertragen konnte. Er änderte in freiem Willen seine Meinung und sagte, dass er das ganze Unrecht gegen den Feind aus Ehrerbietung gegenüber diesem [Theoger] aufgeben werde, weil er ja nicht für schuldig gehalten werden wollte bei seinem Vater. Ohne Zweifel war er augenblicklich gewandelt durch die Verdienste und den Anblick des Heiligen und ungefragt bekannte er das, was durch keine Bitten zuvor jemals von ihm erzwungen worden war.
33. Und es war wunderbar, als der so große Mann die knisternden Flammen in den Herzen der zueinander feindlichen Menschen auslöschte, weil er den Feind des Menschengeschlechts selbst [den Teufel] nicht weniger aus den menschlichen Körpern vertrieb. Es war nämlich seine wunderbare Macht gegen die Dämonen, die in seiner Anwesenheit fortgeschleudert wurden; auf wunderbare Weise wälzte er diese Folterer durch Gebete hinweg, und er hörte nicht eher mit deren Verfolgung auf, bis sie aus den Besessenen ausgetrieben waren. Wenn einmal Theoger das Werk der Teufelsaustreibung durchführte, berührte er niemanden mit den Händen, lärmte nicht mit Gebeten und schleuderte nicht - wie bei den meisten üblich - leere Worte in den Wind, mehr mit den [Dämonen] diskutierend als sie durch Gebet bekämpfend. Aber den herangebrachten Besessenen bot er entweder die heilbringende Oblate an oder erneuerte mit den heiligen Brüdern das Gewissen jener [Besessenen]. Er auferlegte sich das Amt der Teufelsaustreibung, und er selbst führte die Rede, einzig in der Rede versunken. Seine Rede war heilig und rein, daher erreichte er bei vielen Heilung, weil er diese gut umsorgte, damit der Leidende auch die Tugend des Redenden fühlte und dies dem Verursacher des Leidens keine Vorteile brachte. Endlich tragen wir durch Beispiele vor drei Kennzeichen seiner Tugend aus den vielen, mit denen er bei der Sorge um die Besessenen hervorleuchtete. Ein gewisser Mann war von einem Dämon besessen. Dieser wurde an den Armen gefesselt. Die Eltern bedrängten [Theoger], und sie führten diesen [Kranken] heran, damit er [Theoger] durch das Gebet an Gott den Besessenen von dem Dämon befreie. Deshalb vertraute Theoger nicht auf seine Verdienste, sondern auf die Güte Jesu und befahl, den Mann [aus den Fesseln] zu lösen. Aber jener fing an, gegen diesen schrecklich zu toben, und das ganze Körperchen vergeudete sich durch Angriffe. Weder zögerte der Heilige, das Zeichen des Kreuzes hochzuheben, noch die Hand in die Höhe zu strecken, die den alten Feind [den Teufel] durch den Schrecken des Zeichens für das Leben in die Flucht trieb. Und ohne Zögern gesundete der, der von einem Dämon besessen war, und war im Übrigen [für die Zukunft] frei von solcher Besessenheit. Von diesem [Theoger] wurde ohne Zweifel jener vollständig geheilt, dem [nun] der Geist Gottes erfüllend innewohnte.
34. Weiter gelangte eine gewisse Frau [zum Kloster], die aufs Heftigste in ihrer Wohnung von einem Dämon bedrängt wurde. Ihr befahl der selige Mann [Theoger], diese Nacht in einer Zelle zu bleiben, und ließ sie am folgenden Tag zum Altar der Jungfrauen führen, damit er für sie eine heilbringende Hostie dem Herrn opfere. Nachdem ihr Geist bis dahin gefangen war, blieb sie endlich in allem ruhig bis zum Ende der Messe und empfing die heilige Eucharistie von der Hand des Mannes Gottes zusammen mit der früheren Gesundheit. Und so verließ sie das Haus und den Altar und gab zu erkennen, dass durch die Verdienste des Theoger und durch die aufgesagten Spruchformeln vor vielen dabei Stehenden der Dämon von ihr geflohen war. Sie gab den Menschen einen beeindruckenden Anblick und ermutigte fast das ganze Volk der ganzen Provinz zur Verherrlichung dieses Mannes.
35. Was aber uns in Bewunderung für ihn festhält, ist dies, dass er [Theoger] die, die trotz seines Bemühens ein [böser] Geist unglücklich verdorben hatte, zuweilen durch das Gebet und das Handauflegen heilte. Er war es gewohnt, dass einzig durch seine Anwesenheit manchmal aus den besessenen Leibern die Dämonen flohen, so z.B. einer aus einem Diener, der von einem Dämon besessen war: Als der heilige Mann eilte, ihn zu besuchen, und zunächst den Eingang des Hauses, in dem jener wohnte, berührte, sollte er [der Diener] geheilt werden. Gewiss [geschah dies] gemäß dem oft gebrauchten Wort des Volkes: 'Gebranntes Kind scheut Feuer.' So allerdings fürchtete sich der böse Geist, der die geistliche Stärke jenes [Theoger] schon längst erfahren hatte, vor dessen körperlicher Anwesenheit.
36. Ich möchte aber dies nicht verschweigen, dass der Mann Gottes, als er im Bistum Augsburg war und den Fluss Günz bei Sonnenuntergang überqueren wollte, sah, dass es dort eine so große Überschwemmung gab, dass ihm und den Seinen der Übergang über jenen [Fluss] nicht möglich war. Lange hielten sie sich am Ufer des Flusses auf und wussten nicht, was sie tun sollten, weil sie weder den begonnenen Weg [über den Fluss] fortsetzen konnten, noch glaubten, dass dieser in der Gefahr genug Sicherheit gab. Einer von den Älteren, ein vertrauter Schüler des seligen Mannes - er war damals dessen Kaplan -, warf scherzhaft ein und sagte: 'Beachte, Vater, den Fluss, damit wir ihn überqueren können, wie berichtet wird vom seligen Augsburger Bischof Ulrich [923-973], der in einer ähnlichen Situation nach Rom gehen wollte.' Jener [Theoger] hörte sich das Gesagte des Älteren offen und ernst an. Er gab mit erhobener Hand dem Fluss ein Zeichen und überquerte [das Gewässer] und gelangte mit seinem ganzen Gefolge unversehrt ans Ufer. Es ist aber bemerkenswert, dass das Wasser dieses Flusses plötzlich zurückging, so dass er [Theoger] diesen leichter oder wie in der trockensten Jahreszeit überschreiten konnte.
37. Als außerdem an einem Tag die Brüder, die sich täglich in Handwerken abmühten, Heu zu einem Haufen zusammentrugen, brach plötzlich ein solch kräftiges Unwetter mit Regenwolken aus, dass, falls sich der Heilige davor nicht zum Gebet am Heuhaufen hätte zurückziehen können, er durch die Fluten umgekommen wäre. Der Mann Gottes aber, der den Brüdern von der [Kloster-] Zelle aus gefolgt war, stand erhoben da mit den Händen zum Himmel, segnete die Wolken und hielt sie von der Überschwemmung ab, so dass die Brüder, durch die Unerhörtheit eines so großen Wunders überwältigt, erstaunt dastanden, als sie die Arbeiten unterbrochen hatten. Unermessliches Wasser war in den Wolken, und nicht ein Tropfen kam auf die Erde herab. Wahr ist, dass sie, nachdem die Arbeit beendet war, am Abend zurückkehrten - es sollte der Tag der Überführung des heiligen Benedikt [11. Juli] folgen - und das Kloster betraten; [wahr ist,] dass nachdem die Wolken auseinandergebrochen waren, jenes kräftige Unwetter, das der Heilige mit dem Gebet zwischendurch verhindert hatte, bald mit großem Getöse herankam und darin allerdings dem Willen des Abtes und der Gewalt seines Schöpfers eifrig diente, so dass es gleichsam seinen Nutzen erfüllte und abwartete, bis die Mönche [das Kloster] betreten hatten. [Lücke].

ZWEITES BUCH
II,1. In der ganzen Zeit des Verfolgers [König] Heinrich [IV.; 1056-1106] war also die Einheit der Kirche durch die verwünschte Häresie zerrissen. Gleichwie ist diese Häresie vom Vater auf den Sohn [Heinrich V.; 1106-1125] wie ein häretisches Recht gekommen. Dadurch versuchte Gott die Herzen seiner Gläubigen, versuchend prüfte er sie, dadurch gab er sie preis dem Becher seines Zorns und seines Unwillens durch einen verborgenen Urteilsspruch. Als nämlich beide, Vater und Sohn, sich bemühten, mit der königlichen Ehre auch die der Kirche mit Eifer zu erlangen, so dass die bischöfliche Wahl nach königlichem Willen und Wunsch geschehe, wandten sich nicht wenige, die aus Ehrgeiz sich zugrunde richten, ab von [göttlicher] Macht und Gehorsam, und sie besetzten die [Bischofs-] Stühle der kirchlichen Ehre, bestärkt durch die königliche Autorität. In jenen Tagen drang ein gewisser Adalbero [IV.], aus kaiserlichem Geschlecht stammend, aber im Leben und in den Sitten unwürdig, begünstigt durch die königliche Partei, in das Bistum Metz ein, und er regierte dort nicht nur ungefähr vierundzwanzig Jahre, sondern bedrückte auch die Kirche. Während dieser nach der Sitte des Kaufmanns rücksichtslos und unverschämt Milch und Wolle von den Schafen entriss und die Herde des Herrn ganz und gar nicht hütete, gab er darüber hinaus dem unfrommen König Hilfe. Der römische Bischof stellte ihn vom bischöflichen Amt frei, das er lange unverdient beansprucht hatte. Aber weil er so nicht von seinen üblen und verwegenen Ausschweifungen abließ, wurden die Gläubigen dieses Bistums der Schrecklichkeit seiner Tyrannei überdrüssig und entschieden, nachdem ein Beschluss herbeigeführt worden war, in seiner Sache den römischen Bischof anzugehen. Dies wurde aber trotz größtem Nutzen am beschwerlichsten erachtet, weil der Kaiser, der überaus unmenschlich und tyrannisch wütete, die Grenzen Italiens überschritt [1116] und allenthalben die Wege und Pfade beobachtete, damit nicht irgendein Bote, der einer seiner Partei entgegenstehende Botschaft bei sich trägt, durchschlüpfe. In dieser Zeit wechselten zwischen dem römischen Bischof und den katholischen Priestern der deutschen Gebiete Botschaften, betreffend die Angelegenheiten der Kirche und des Königreichs. Von diesen [Boten] kamen und gingen emsig die, die den Kontrollen des Königs entfliehen konnten, unverletzt. Du siehst - welche Schändlichkeit - fromme und edle Männer, versehen vom Scheitel bis zur Sohle mit ganzen Wissen, mit ausgestochenen Augen und abgeschnittener Nase, dem Hohn des Feindes ausgeliefert, und viele, die sich zu dieser Zeit für die Verteidigung der Gerechtigkeit abmühten, nicht friedlicher leidend, als wenn die Schrecklichkeit der römischen [Christen-] Verfolgung sie erreicht hätte.
2. Es gab in dieser Zeit einen frommen und strebsamen Mann in Metz - er hieß Albero -, der in dieser Kirche damals das Amt des Archidiakons ausübte, der später zum [Erz-] Bischof von Trier [1131-1152] bestimmt wurde, darüber hinaus auch mit der Gewalt der apostolischen Autorität ausgestattet werden sollte. Während dieser, beseelt von Rat und Schreiben katholischer Männer, sein Herz daransetzte, dem schlechten Zustand der Metzer Kirche entgegenzuarbeiten, verfolgte der besagte Bischof ihn mit Hass, so dass er ihn durch viel Unrecht auch aus der Stadt verjagte. Schon um diese Zeit fing der König an, gegen Albero einen Verdacht zu hegen. Er hörte nämlich, dass er ein Abtrünniger gegen die königlichen Befehle war, ergrimmte in Wut und Unwillen und unternahm gegen den Mann viele Hinterhältigkeiten, damit sein Feuer durch den Sturz jenes erlösche. Und er befahl, dass wenn er irgendwie entdeckt würde, man Albero festnehme. Aber weil jener [in seinen Aktivitäten] nichtsdestoweniger fortfuhr, beschwerte er auch die Seinigen mit dem Versprechen, wonach sie sorgfältiger nach dem Mann suchen sollten, von dem er sagte, dass dieser der Ehre und seinem Königtum auflauere. Er schwor auf Krone und Majestät des Kaisertums, dass er für die Augen des Albero, wenn irgendwer von den Seinen die Augen beibrachte, fünfzig Talente Silber zahlen werde. So groß war daraufhin die Verfolgung jenes [Albero], dass viele Menschen ihn suchten, durch kaiserliches Edikt bewegt. Viele Nachstellungen erleidend, war er fast auf dem ganzen Erdkreis ein Flüchtling, und ihm blieb nicht ein Ort übrig zum Verweilen, und sein Fuß fand nicht mehr dahin, wo er ausruhen konnte. Albero wurde aber unterstützt durch die Gebete der Gläubigen, auf Erden und auf den Meeren und durch viele Tränen ging er auf Wegen und Pfaden und kehrte zurück, blieb unverletzt, auch als er öfters in die Hand der Feinde fiel und diese ihn nicht erkannten, wie ein Schiff gleichsam beide [Freund und Feind] beförderte. Aber der konnte gar nicht untergehen oder bedroht werden, den Gott auserwählte, irgendwann der Kirche an die Spitze gestellt zu werden. Jener nämlich - schlau wie er war - wechselte je nach Ort und Zeit das äußere Erscheinungsbild, mal behaart und bärtig, mal gebrechlich übers Land gehend, die Augen der nach ihn Suchenden auf diese Weise betrügend. Unterdessen aber entkam er den Händen der Verfolger durch Flucht. Und er kam bis nach Rom [1117] und gab dem [Papst] Paschalis [II.] zu erkennen, wegen welcher Sache er gekommen sei und in welchem Auftrag er handle. Er führte aus, dass die Metzer Kirche durch das bischöfliche Regiment ganz und gar zerstört sei, jener [Adalbero] sei dem Namen, nicht der Tugend nach Bischof, kein Priester, sondern ein Eindringling der Kirche. In ihr sei den Guten Verderben, den Bösen Unterstützung, verweigert werde der Gehorsam gegenüber dem apostolischen Stuhl, unterstützt werden die Frevel der Triebhaftigkeit des unfrommen Königs. Man sei mehr der Tyrannei als den Werken des Glaubens zu Willen, und zuletzt werde Recht und Unrecht zusammengeschüttet. Vieles außerdem erzählte er vom Zustand der Kirche, von der Tyrannei des Königs, die weder so gesehen noch gehört wurde. Und er rief über all dies im Namen des ganzen christlichen Volkes den Rat und die Hilfe des römischen Bischofs an.
3. Der römische Bischof aber seufzte über dieses so große Elend der Kirche, übergab die Sache an die Kardinäle und schickte, als er mit ihnen Rat gehalten hatte, [zur Bereinigung der Metzer Angelegenheit] seinen Kardinalbischof Kuno von Praeneste, einen klugen Mann, erfüllt von ganzer Autorität und Gnade. Und er fügte dem Auftrag dies hinzu, dass er, nachdem er die katholischen Bischöfe der Diözesen zusammengerufen habe, den Widerstand der Kirche durch Übereinkunft organisieren solle. Und dies empfing er [Kuno] neben Übrigem als Auftrag, damit er den Söhnen der Metzer Kirche helfe und sie unterstütze, bis der falsche Bischof Adalbero abdanke und sie einen würdigen Bischof wählten. Nachdem also vom römischen Bischof jenem diese Gesandtschaft übertragen wurde, nahm er [Kuno] Namen und Kleidung eines Schreibers an, um an den Orten, die von den kaiserlichen Kundschaftern besetzt waren, nicht aufzufallen. Endlich erreichte er die Stadt Reims, die Werkzeuge dieses [Schreiber-] Handwerks hingen hinab von seinen emporgehobenen Schultern, damit nichts weniger auf den Bischof von Praeneste hinwies. Aber als er die Stadt erreicht hatte, offenbarte er das, was er hinter seiner Verkleidung als Schreiber verheimlichte. Sogleich nämlich zwang er nicht nur die Geistlichkeit und das Volk, sondern auch nicht wenige Bischöfe, sich zu versammeln. Und für die Notwendigkeiten der Kirche wurde eine Synode abgehalten. Von den anderen Bischöfen, die zwar gerufen wurden, aber nicht persönlich kommen wollten, weil sie den apostolischen Stuhl gering schätzten, stellte er einige vom Bischofsamt frei. Und weil er den Albero mit einem Brief zu den Seinen schickte, beschwor er und ermahnte er ihn, dass er eintrete für die Wahl eines Bischofs an dem Ort [Metz] jenes [Adalbero], der in rechtmäßigem Urteil schon sowohl vom Papst als auch durch ihn selbst abgesetzt worden ist. Freilich gab es bei den Metzern hinsichtlich einer neuen Bischofswahl eine Schwierigkeit, weil auch gemäß dem kanonischen Recht eine Bischofswahl außerhalb der Grenzen [der Diözese] nicht gestattet und innerhalb dieser wegen der Furcht vor der gegnerischen Partei diese Wahl nicht möglich war. Der Geist aber des Herrn, der den starken Abysai einsetzte, der König David folgte, belebte ohne Zweifel den Albero und die Seinen, dass sie eine kanonische und würdige Wahl angingen.
4. Es kamen also an einem von allen verlassenen Ort [Lixheim], der fast an der entferntesten Grenze [des Bistums] gelegen war, zusammen diejenigen, die erfüllt waren vom Geist der Weisheit, um einen geeigneten Mann zu wählen gemäß Gott und [Lücke] sowie der Ehrwürdigkeit [des Kandidaten]. Sie versammelten sich im hinteren Teil einer Kirche, und dort wollten sie über die Wahl eines Bischofs verhandeln, tauschten Meinungen aus und berieten. Dort öffnete zuallererst Albero einen besiegelten Brief, der den Auftrag des Legaten enthielt, den er von Reims mitgebracht hatte und durch den mehr die Beunruhigten als die Beständigen für das begonnene Unternehmen gewonnen werden sollten. Er machte den Inhalt des [Briefs] öffentlich. Der Inhalt steht nachstehend geschrieben: 'Kuno, durch die Gnade Gottes Bischof von Praeneste und Legat der heiligen römischen Kirche, den geliebten Söhnen und Brüdern in Christus, den Äbten und Geistlichen, die im Namen Christi zur Wahl der Metzer Kirche zusammengekommen sind, Gegenwart des heiligen Geistes und Trost. Weil ihr ja die heiligen kanonischen Rechte befolgt und die Wahl eines Bischofs durchzuführen habt, haben wir veranlasst durch Autorität und auf Befehl des Papstes, darüber hinaus auch auf Bitten des Herrn Erzbischof von Vienne euch solches zu schreiben. Damit keiner von euch sich über die niedrige Zahl [der Anwesenden] beklagt, ermahne ich euch mit dem Ausspruch des Herrn: 'Erschrecke dich nicht, du kleine Herde!' [Luk. 12,32] usw. sowie anderswo: 'Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, bin ich in ihrer Mitte.' [Matth. 18,20]. Und er sagt nicht: 'Die Weisheit sitzt bei vielen.' oder: 'Die Weisheit sitzt bei den Versammlungen.' Und nicht verwirre euch die Uneinigkeit der vielen. Es ist weder erstaunlich noch ungewöhnlich, dass bei der Wahl eines Bischofs Zwietracht herrscht im Urteil von Geistlichkeit und Volk. Deshalb steht in der Heiligen Schrift geschrieben, dass nicht der größere Teil, sondern der bessere entscheidet. Daher befehlen wir durch diesen Brief, dass ihr, nachdem ihr die Widersetzlichkeiten der Parteien überwunden habt, einen würdigen Priester der Kirche Gottes wählt. Dem Erwählten aber, wer immer es sei, befehlen wir, von der Seite Gottes zu sein und die ganze Würde der Kirche innezuhaben. Wenn irgendwer dagegen verstößt, bedrohen wir diesen mit der Exkommunikation, und wir veranlassen, dass dessen Haus als Haus des Barfüßigen in Israel bezeichnet wird, und überlassen ihn am Tag des [Jüngsten] Gerichts der großen Bestrafung. Im Übrigen mögt ihr aus unserem Mund hören, was euch der Bote des vorliegenden [Schriftstücks] von unserer Seite her gesagt und auferlegt hat, und das Gehörte möge euch unterschiedslos erfüllen.'
5. Nachdem also dieser Brief vorgelesen worden war, riefen sie eines Herzens die Anwesenheit des heiligen Geistes herbei. Sie erwogen zuerst, dass niemand von denen für den Bischofsstuhl ausgewählt werde, die ruchlose Bedränger jenes Bischofs [Adalbero] waren, damit er sich nicht durch Ehrgeiz und Macht auszeichne. Als die Wahl begann, wurden auch eine Reihe Personen genannt; eine davon sollte bestimmt werden. Aber weil ein jeder eine andere Einschätzung abgab, entstand aus dem Bemühen Zwietracht der Parteien. Aber Albero sah, dass es nicht leicht war, eine bestimmte Person auszuwählen, wenn sie nicht von solcher Heiligkeit und solchem Verdienst wäre, dass sie deren Wahl nicht ablehnen könnten. Er versicherte, dass der Abt Theoger ein sehr frommer und ehrenvoller Mann sei. Und was jene [Wähler] von diesem kannten, erkundete er. Als dessen [Theogers] Namen die Übrigen hörten, stimmten sie mit solcher Freude diesem Mann zu, dass kein anderer mehr gesucht wurde, der sowieso nicht der würdigste Mann im Bischofsamt gewesen wäre. Es war nämlich der Wunsch Gottes, dass [Theoger] schnell diesen [Wählern] vor Augen kam, was diese [sowieso] wollten. Sie entschieden wahrlich, in den Stuhl der Metzer Kirche eine solche Person zu erheben, die dem Urteil des oberen Sachwalters [des Kardinals] gefiel. Daher stimmten alle zu, die an dieser Wahl teilnahmen. Und nachdem die Wahl des Bischofs abgeschlossen war, fuhren sie fort und sangen mit erhabener Stimme Gott eine Dankeshymne.
6. Aber obwohl diese Sache leichter als sie geglaubt hatten vonstatten gegangen war, vereinbarten sie über das, was geschehen war, für die Zwischenzeit Stillschweigen. Wenn ein Gerücht darüber sich ausbreiten würde, würde die Wahl des Bischofs durch die Gewalt des Königs oder der Fürsten oder sicher desjenigen, der bisher unter falschem Namen das Bistum beanspruchte, zunichte gemacht werden. Sie wussten aber, dass der ehrwürdigste Mann, dem solch eine Demut des Herzens zu Eigen war, in keiner Weise [der Wahl] zustimmen würde, wenn er unverhohlen gemäß kirchlichem Recht zum Besuch der durch göttliche Gesetze [ihm] verlobten Kirche gerufen werde. Dafür, dass [Letzteres] nicht geschehe, sprach sich eine große Zahl sehr leidenschaftlich aus. Sie überdachten in besorgter Betrachtung, durch welchen Kunstgriff sie jenen endlich vom Kloster [St. Georgen] weglocken könnten. Daher entschieden sie mit einmütiger Zustimmung, dass sie zu ihm ein Boten mit einem Brief im Namen des Legaten schicken sollten, so dass ihm [Theoger] schleunigst der erscheinen würde, der schon dank des Amtes seiner Legation nach Gallien geeilt sei. So sandten sie unter dem Siegel eines Briefes, der im Namen des Legaten von Reims aus geschickt worden war und bei dem kurz vorher in der Versammlung Albero [das Siegel] abgelöst hatte, durch den Abt [Anzelin] des heiligen Klemens [bei Metz] und durch Theoger, damals Prior von Maursmünster, dann Abt von Gorze, schließlich Kardinalbischof von St. Rufina, diesem [Theoger] den nachstehenden Brief: 'Kuno, durch die Gnade Gottes Bischof von Praeneste und Legat der heiligen römischen Kirche, dem geliebten Sohn Abt Theoger in allen Arbeiten dieses Lebens Trost des heiligen Geistes. Der Ruf eurer Frömmigkeit und Ehre und das, was ihr tut für die Verteidigung der Wahrheit, macht euch für die Standhaftigkeit der römischen Kirche bekannt und vernehmbar. Als wir daher im Rahmen unseres Amtes als Legat nach Gallien kamen, veranlassten wir als notwendig, dass der Mainzer Erzbischof [Adalbert I.; 1111-1127] mit dem Pallium, was wir ihm gebracht haben, bekleidet wurde, dass mit ihm und anderen gewisse Besonderheiten verhandelt wurden, dass auch ihr gerufen wurdet, damit wir Rat und Zeugnis eurer Väterlichkeit hören. Den Abt des heiligen Klemens, der euch zum Ort unserer Unterredung führt, schicken wir, und dass ihr mit diesem ohne Zeitverzug kommt, erbeten und befehlen wir.'
7. Inzwischen hielt sich Theoger auf im Kloster der Jungfrauen, das zu Ehren des heiligen Evangelisten Markus [St. Marx] errichtet wurde und von dem wir sagten, dass es der Fürsorge der Zelle des heiligen Georg und desselben Vaters [Theoger] unterliege. Dort fanden ihn die Gesandten, und er wehrte diese mit dem Argument eines geschuldeten Dienstes an den Menschen ab. Aber aus dem Brief, den er von dem Legaten empfing und in dem er dieser Sache zuliebe angerufen wurde, erkannte er, dass diesem Argument der Boden entzogen war, und verzichtete auf Einwände. Er war sehr erfreut sowohl darüber, dass er des Zuspruchs solch eines Mannes [des Kuno von Praeneste] würdig war, als auch deswegen, weil er als geeignet befunden wurde und als an den zu betreibenden und zu behandelnden Unternehmungen der Kirche beteiligt. Er [Theoger] folgte den Gesandten bis zur Zelle, die Hugshofen mit Namen heißt, und wurde mit höchster Ehrerbietung aller dort dienenden Brüder empfangen. Sogleich wurde er mit den Gefährten in ein geheimes Zimmer hineingezogen. Einer von den Brüdern stand plötzlich bei den Türflügeln und rief einen anderen von Zweien herbei, die auf Befehl des Greises [Theoger] dort verweilten. Um der Sache willen kamen sie schnell zusammen und redeten miteinander. Jener führte schnell aus, was er gehört hatte, [nämlich] dass der Greis dem Legaten der römischen Kirche begegnen werde und dass dies Boten seien, die dem alten Mann einen Brief, gekennzeichnet mit dem Siegel des [Legaten], übergeben hätten; diese [Gesandten] hätten jenen auch aufgefordert, zum Ort einer Zusammenkunft zu gehen. Darauf erwiderte der andere dagegen: 'Dies ist anders!', weil jenem schon das Gerücht von dessen [Theogers] Wahl zu Ohren gekommen war. Er eröffnete die Wahrheit in dieser Sache und sagte: 'Wahr ist, wie wir erfuhren, dass die Metzer Kirche, der gesündere Teil einer Versammlung, diesen zum Vorsteher gewählt hat und anordnete, ihn wegen dieser Angelegenheit sofort heranzuführen und zum Bischof zu machen.' Jener seufzte schwer, dass er niemals die Abwesenheit des geliebtesten Vaters mit Gleichmut ertragen würde, er vergoss kräftig die Tränen, so dass die Stimme des Heulenden innen [im Zimmer] gehört wurde. Diesen rief Theoger herbei und erkundigte sich nach der Ursache des Weinens. Weil dieser ihn heftig umfasste und den geliebten [Theoger] bestürzt machte, verharrte jener noch mehr beim Wehklagen; obwohl mehrfach aufgefordert, die Ursache des Geschreis offen zu legen, konnte er sich nicht davon losreißen. Theoger bemerkte dies und erhob sich aus der Mitte der Versammelten, der weinende und heulende Schüler vertraute dem Lehrer an, dass er von dessen Wahl gehört hatte. Dieser [Theoger] verschloss sogleich das Zimmer, und der sehr Verstörte erfüllte die ganze Zelle mit Weinen. Und lange erwog er [Theoger], ob er das Treffen absagen solle, und entschied sich dagegen. Als somit die Wahl offenbar war, trösteten die Gesandten, die [zu ihm] gekommen waren, ihn ehrwürdig und demütig, dass er der Erwählte [Bischof] der ganzen Metzer Kirche sei, und sie baten, dass er nicht den eigenen Bischofssitz verachte. Sie behaupteten, dass dieser [Bischofssitz] Einflüsse vieler zu erleiden habe, wenn jener später als erwartet ankommen würde. Sie fügten außerdem hinzu, dass menschliche Überlegung nicht zähle, wenn göttliche Macht bestimmt. Jener [Theoger] war von dem Vorgebrachten nicht überzeugt, und er fing an, leidenschaftlich dagegen anzugehen: Er habe in keiner Weise der Wahl zugestimmt, weder seinem Alter noch seiner Tugend nach sei er der Richtige, um würdig eine Kirche lenken zu können, gerade in solch gefährlichen Zeiten; jenes [Unternehmen] sei ein Wahnsinn, wenn Schwachen eine so große Last auferlegt würde. Er blieb deshalb am Ort. Einen von seinen Schülern, die mit ihm ausgezogen waren - dieser hatte ihm auch kurz vorher bestätigt, dass die Metzer Katholiken ihn zum Bischof gewählt hatten - schickte er [Theoger], weil jener, wie ich meine, älter, erfahrener und für Verhandlungen geeigneter war, zur Metzer Kirche und somit zum Legaten der römischen Kirche mit einem Brief. Er selbst [Theoger] wollte zur Klosterzelle [St. Georgen] zurückkehren und verabschiedete sich von den Gesandten und den Vätern innig.
8. Daraufhin brach der Schüler des seligen Mannes, wie jener befohlen hatte, auf und kam schnell voran. Als er zum Ort kam, wo die Metzer zusammen waren und die Ankunft ihres Erwählten [Bischofs] erwarteten, legte er der ganzen Versammlung jener den Brief vor, in dem neben anderen Gründen, die nicht so sehr ins Gewicht fielen, die lange Reihe der Vorfahren jenes [Theoger] und die Vorfahren der Vorfahren aufgezählt wurden [Vergil, Aeneis IV,209], die alle Priester oder Söhne von Priestern waren. Daher wollte der selige Mann, bei dem der Geist der Niedrigkeit im Überfluss vorhanden war, zur Kenntnis der Menschen bringen, dass er wenigstens durch den üblen Ruf seiner Sippe beschmutzt sei und der Wahl durch die Kirche entfliehe. Und es stehe sehr deutlich fest gemäß den kanonischen Vorschriften, dass eine von einer verrufenen Sippe abstammende Person in keiner Weise zum Priester gewählt werden soll. Sie sahen also, dass der Mann Gottes, wie geglaubt wurde, mit nicht wenig an Erklärung durch die Minderung seiner Ehre sich der Wahl entziehen wollte, und fast schon fielen alle von diesem ab. Aber jene konnten eine ähnlich bedeutsame Person nicht finden und fürchteten sich vor der großen Schwierigkeit, die Wahl fortzusetzen, wenn sie einen nach dem anderen wählten. Daher studierten sie alle Bücher der kanonischen Autoritäten und fanden dreiundfünfzig apostolische Bischöfe, die alle entweder Söhne oder Neffen von Priestern gewesen waren. Und ohne Verzug und nach dem Beschluss der Versammlung entschieden sie, ihn [Theoger] einstimmig zu wählen und den Erwählten anzugehen. Ohne Unterschied meinten sie, dass die geringste sittliche Unvollkommenheit gemildert wird in der Person ihres Erwählten, weil auch in schwereren Fällen oft das [vorgefasste] Urteil durch die Anlage [des Menschen] gemildert wird. So habe der mit diesem Gesetz gemäß den kanonischen Einrichtungen in keiner Weise zu tun, der in all den Jahren ein Kloster [St. Georgen] ehrenhaft und lobenswert in allem geleitet hat. Daher ermutigten sie den Herrn Erbo, der als Gesandter dazugekommen war, dass er sich den begonnenen Reiseweg erspare, und drohten ihm auch, falls er weiterreisen wolle. Dessen Anwesenheit bei dem Legaten war jenen zumeist hinderlich. Jener aber war in Gehorsam oder Liebe mit seinem Abt [Theoger] verbunden; er konnte in keiner Weise umgestimmt werden, ja er machte sogar sich auf, wie jener befohlen hatte. Der besagte Albero, dem das Höchste beim ganzen Handel war, dass er seinen Erwählten im Namen der Metzer Kirche kanonisch von dem Legaten erlange, reiste [ebenfalls] ab. Beide [Erbo und Albero] nahmen denselben Weg, hatten aber nicht dieselbe Absicht. Bei Compiegne, einer sehr bekannten Burg und in dem Teil der Provinz, wo diese gelegen ist, ein Königssitz, fanden sie den erwähnten Herrn Bischof von Praeneste. Und jener sprach für die Kirche von dem, den sie endlich gewählt hatten, und stellte fest, dass man den Erwählten durch einen an diesen geschriebenen Brief, zumal einen falschen, herbeizurufen versucht habe. Dieser aber [Erbo] machte seinen Abt zufrieden und zeigte den Brief an den [Legaten], von gleichem Inhalt wie ein früherer, den er der Metzer Kirche wenig zuvor übersandt hatte: Neben anderem, was ihnen an jenem [Theoger] fehlt, würden sie auch seine unedle Abkunft bevorzugen. Aber der Legat erfasste mit dem über Theoger Gesagten die Tatsache, dass dieser sich nur nach Wort und Schrift als unwürdig für das bischöfliche Amt zu erkennen gegeben habe. Es solle übrigens der nach Leben und Sitten mit ganzer Ehre Würdigste ausgesucht werden, durch solch einen Priester werde die Kirche glückselig, und bald würde er die Wahl [Theogers] durch apostolische Autorität bestätigen.
9. In dieser Zeit [Anfang 1118] kam von Italien ein Gesandter herüber mit einem Brief, in dem der ehrwürdige Vater Gelasius [II.], der nach dem Ableben des Paschalis seligen Gedenkens den Apostelsitz empfangen hatte, den Bischof von Praeneste als teuersten Bruder diensteifrigst begrüßte und diesem noch einmal das Amt des Legaten, das dieser in der Zeit seines Vorgängers ausgeübt hatte, bestätigte. Und damit Ermunterung der unentschlossenen Kirche zu Hilfe kommt, machte er die Verfolgung bekannt, die [die Kirche] durch den ungerechten König erlitt. [Lücke] Jener [König] trieb ihn [Gelasius] am dreißigsten Tag [nach Amtsantritt] vom Bischofssitz und auch aus der Stadt [Rom] hinaus. Er fertigte ein Denkmal an und stellte die Statue gleichsam zur Anbetung auf einem Feld auf. Und weil der ehrwürdige Bischof von Praeneste vom Überbringer des Schriftstücks über den Amtsantritt des römischen Bischofs Gelasius Auskunft verlangt hatte, antwortete dieser, dass Geistlichkeit und Volk sowie alle katholischen Kardinäle der Wahl dieses [Papstes] zugestimmt hätten und dass jener mit einmütiger Zustimmung zum römischen Bischof gewählt wurde. Darauf sagte der Bischof: 'Papst! Damit ein solcher Mann nicht in der Zeit der Verfolgung überhand gewinnt, unterwerfe ihn in solcher Verwirrung des ganzen Staates dem bischöflichen Amt! Es gibt dazu ein Beispiel von einem, der sagt: 'Siehe, das bin ich; schicke mich!' Wenn ich auch niemals - Gott ist [mein] Zeuge - nach dem apostolischen Stuhl streben werde, so will ich doch in dieser Zeit dabei sein und dafür das Gewicht einer geringen Herrschaft unterstützen. Ich werde einfacher und freier den Feind des christlichen Glaubens bekämpfen, der sich nicht scheut, die Kirche Christi anzugreifen. Was ist nämlich anders, als in dieser Zeit der Verfolgung die [päpstliche] Herrschaft zu tragen, für das Heil der Nächsten den Gefahren zu begegnen, die Mauer der Verteidigung für das Haus Israel aufzurichten, gegen den Feind anzutreten und zu stehen im Kampf am Tag des Herrn' Im Übrigen fällt in die Zeit des Friedens, wo die meisten aus Gelegenheit nach Ehre streben, jene wichtigste zu erlangende Strafe, dass niemand, durch Tugenden mächtig, zur Herrschaft gelangt, es sei denn gezwungen, und dass nicht der, der leer von Tugenden ist, gezwungen [Herrschaft] übernehmen darf.' Weiter hörte in unseren Landen ein Erzbischof von großer Autorität, der die Salzburger Kirche strebsam verwaltete [Konrad; 1106-1147], dass ein Kardinal der heiligen römischen Kirche, genannt Johannes [Caietanus] - so wurde er genannt, bevor er zum Papst gewählt wurde -, sich nach römischer Sitte Gelasius nannte. Er sagte: 'Bedeutungslos ist Johannes, zufällig [der Name] Gelasius. Was kann gut sein'' In dieser Zeit ging die Nachricht über Johannes um, dass er in Rom in Diensten des Herrn Papstes Paschalis gestanden hatte. Aber danach ist er, wie wir gesagt haben, mit den priesterlichen Würden gekrönt worden, er änderte Namen und Sinnesart, auf dass er in den ewigen Zeiten, die später folgten, sich um fromme Werke bemühend, die Kirche wunderbar berühmt machte. Er war daher auch bereit, der verächtlichen Tyrannei des Königs die Freiheit der Kirche entgegenzustellen. Dies sollte von dessen Leben und Sitten erinnert werden, soweit uns die Zeit eines solchen Mannes ermahnt hat. Nun führen wir das aus, was wir begonnen haben.
10. Daher gab, wie wir sagten, der apostolische Legat, der Wahl der [Metzer] Kirche seine Zustimmung und rief endlich in einem feierlichen Brief den Theoger herbei; das Schreiben war durch den Eindruck seines Siegels gekennzeichnet, und er reichte es [Erbo], der [von dem Schreiben] zu berichten hatte. Jener weigerte sich heftig, den [Brief] anzunehmen, und sagte, dass er niemals das Schreiben zum Abt oder zu seinem Ort [St. Georgen] bringen werde. Der Kardinal, längst unwillig geworden, drohte ihm mit der Strafe der Exkommunikation, wenn er nicht diesen [Brief] bald annehme. Und nicht einmal die Drohungen jenes konnten ihn bewegen. Endlich stimmte er dem Rat vieler, die dabei waren, ungern zu und empfing den Brief des Kardinals, der an Theoger gerichtet war, um ihn weiterzuleiten. Er kam am heiligen Samstag vor der Auferstehung des Herrn [13. April] an [in St. Georgen] und fand Theoger, wie er in fiebriger Kraft arbeitete. Und er zeigte ihm den Brief, den er aus der Hand des Kardinals empfangen hatte. Dieser Brief lautet: 'Kuno, durch die Gnade Gottes Bischof von Praeneste und Legat des apostolischen Stuhles, dem geliebten Bruder Theoger Heil und Liebe. Wir haben von dem Brief deiner brüderlichen Liebe durch den Bruder Alard gehört, den du an die Metzer Kirche gerichtet hattest, damit sie einmütig und zuverlässig handelt. Nun aber haben - mit Zustimmung Gottes - sowohl durch deine als auch durch die Ermahnungen der anderen alle Söhne dieser Kirche entschieden und kamen in kanonischer Wahl überein, dass sie in einmütiger Zustimmung dich zum von Gott eingesetzten Bischof wählten. Daher sprachen sie uns einmütig an und fragten, ob wir ihrer Wahl die Zustimmung erteilen, und wir stimmten zu, dass sie dich als Priester haben sollten, den sie innerhalb der Grenzen unseres Amtsbezirks sich aufhalten wussten. Wir aber untersuchten das Zeugnis deines Lebens und Umgangs, und durch die Gnade Gottes fanden wir nichts, was den heiligen kanonischen Gesetzen entgegensteht. Daher, liebster Bruder fordern wir dich mit dem vorliegenden Schreiben auf und befehlen durch ermahnende apostolische Autorität, dass du dich der dir auferlegten Last und Sorge für die heilige Metzer Kirche, die eines eigenen Priesters entbehrt, nicht heimlich entziehst, aber würdiger die Mauer des Hauses Israel verteidigst. Und vor der Kirche Christi, die in den durch die ungeheuerlichste Wut verursachten Wellen der Verfolger schwankt, darfst du dich in keiner Weise verstecken, um jenen Widerstand zu leisten und um [sie] zu stützen, gemäß dem Beispiel jener Heiligen, die in den Anfängen der Kirche die priesterliche Sorge übernahmen und nicht zweifelten, für die Verteidigung der Kirche sich selbst, wenn es dazu Gelegenheit gab, den Gefahren des Todes auszusetzen. Wenn aber, was fern sei, du es gering schätzt, diesen Ermahnungen der Kirche und von uns zu gehorchen, sollst du wissen, dass du ohne Zweifel dich der Klage deines Ordens aussetzt und dir in keiner Weise, wenn du nicht im Gehorsam stirbst, der Zugang zu den Kirchen offen steht. Wegen dieser Sache ermahnen wir wieder und wieder deine Liebe und befehlen, dass du den dir auferlegten Gehorsam ohne Verzug annimmst und nicht versäumst, dich daraufhin nach empfangenem Gehorsam dem Herrn Erzbischof von Vienne, dem Legaten der heiligen römischen Kirche, vorzustellen, damit du nach Empfang des apostolischen Segens würdig der Kirche Christi dienen kannst.'
11. Wenige Tage waren kaum vergangen, und es kam der ehrwürdige Abt Antonius des Klosters Sens mit einem Brief daher [nach St. Georgen]. Ihm hatte derselbe Kardinalbischof befohlen, dass er schnell zu seinem Erwählten [Bischof] eilen und er diesen mit ganzer Schnelligkeit führen solle zu dem Ort, den ihm der Herr Albero bezeichnet hatte. Der Inhalt dieses Briefes war folgender: 'Kuno, durch die Gnade Gottes Bischof von Praeneste und Legat des apostolischen Stuhles, dem geliebten Bruder Theoger, dem Erwählten von Metz, den Geist des Gehorsams mit dem Geist der Stärke. Während der Sohn Gottes dem Gottvater gehorchte, leugnest du, dem Gehorsam ausweichend, ein Teil von jenem [Gottessohn, d.h. der Kirche] zu sein. Siehe also, ehrwürdigster Bruder, dass du nicht in götzendienerischem Ungehorsam verharrst und den ewigen [Höllen-] Feuern anheim fällst. Du siehst nämlich die Kirche Gottes sich abmühen, und du weigerst dich zu kämpfen, willst vielmehr ruhen, damit du in der Ewigkeit dich abmühst. Wir ermahnen dich daher durch apostolische Autorität und befehlen, indem wir ermahnen, dass du die Wahl der Metzer Kirche demütig annimmst und dich bis zum Sonntag Misericordia Domini [28. April] dem römischen Legaten, dem Erzbischof von Vienne, vorstellst. Wenn du dies nicht machst, schließen wir dich vom ganzen Gottesdienst aus. Deinen Brüdern aber befehlen wir in höchstem Gehorsam, dass sie zustimmen. Wenn sie dies nicht tun, verhängen wir dieselbe Strafe über sie. Wir nämlich gestehen dir die Leitung des Klosters St. Georgen zu, bis du in überschaubarer Zeit einen würdigen Abt für diese Kirche ausgewählt hast. Die heilige Göttlichkeit, ehrwürdigster Bruder, lehrt dich zu gehorchen.'
12. Der Erwählte des Herrn fand endlich eine Entschuldigung dafür, dass er nicht dem folgen müsse, was ihm befohlen wurde, und stellte die Schwachheit des Körpers, die ihn heftig vereinnahme, heraus. Und er fügte gegenüber der Metzer Kirche nicht wenige andere Gründe seines Unvermögens hinzu und vertraute den Gesandten dieses Legaten, die sich ganz und gar enttäuscht sahen, an, vom unvollendeten Werk Abstand zu nehmen. Endlich befahl er, jenen Brief, den er unter dem Namen des Kardinals empfangen hatte, in Anwesenheit der Brüder vorzulesen und dass ein jeder in dieser Sache, wiewohl es scheint, dass diese von Gott bewirkt wurde, Rat erteile. Mal dies, mal jenes, wie es bei einer zweifelhaften Sache üblich ist, rieten einzelne, alle waren uneinig bezüglich der kirchlichen Wahl. Einige meinten, man solle das ablehnen, was der apostolische Legat im Brief befahl. Und sicher gingen die nicht fehl, die die Ursache des ganzen Handels in jenem Überbringer des oben genannten Briefes sahen, der gleichsam durch einen Kunstgriff den Legaten überlistete, damit dieser aus dem Mittelmaß Theoger emporhob. Im Übrigen prüfte der ehrwürdige Vater den Schüler [Erbo], den er liebte, als ihm in allem ergeben und treu, nichts bei ihm war ungerecht und leichtfertig. Daher entschied er nach Überlegung mit den Brüdern von neuem, diesen zum Kardinal zu schicken - er war nämlich jenem am bekanntesten -, damit er sowohl bei jenem, als auch bei den kirchlichen Zuhörern den Greis demütig entschuldigen solle. Weil jener dies heftig ablehnte, da er ja die letzte Gesandtschaft durchgeführt hatte, wurde er durch den schweren Tadel aller Brüder bezwungen: Endlich setzte sich der kranke Theoger durch, weil jener nach empfangenem Segen versprach, dass er sich dorthin begeben werde. Er konnte nicht dazu gezwungen werden, dass er nicht alleine losging, aber er nahm endlich einen von den Laienbrüdern als Begleiter mit. Ihm haftete eine größere Autorität an, und es war ihm leichter, wenn er die Sache anging, den Argwohn der Gegenseite zu zerstreuen, wenn er jener diesen Schimpf antat und beim Handel dabei war.
13. Zu dieser Zeit [Mai 1118] hielt sich der ehrwürdige Kardinalbischof Kuno in Köln auf, wo er ein Konzil mit den meisten Bischöfen zu feiern befohlen hatte. Auch der Vorsteher Albero, der schon lange wartete, kam nach Köln, und dort wartete er auf die Ankunft seines Erwählten [Theoger], von dem er gehört hatte, dass er kommen werde. Im Übrigen erbat der Schüler des seligen Mannes, der ihn auf dessen Befehl entschuldigte, den auf dem Konzil anwesenden Salzburger Erzbischof, den er neulich im Exil vor der Wut des Kaisers getroffen hatte, ob er, nachdem er den Schutz des Abtes und seiner Brüder genossen hatte, die Sache jener unterstützen würde. Dieser äußerte auf Grund der Bitten Zustimmung, jener war freundlich und unbesorgt, nichts erregte in dieser Sache sein Misstrauen, als der Erzbischof mit großer Redegabe und großer Autorität zu handeln versprach. Weil inzwischen die Wahl der Metzer Kirche auf der Tagesordnung stand, redete allein der Vorsteher [Albero] für diese Kirche und erkundigte sich bei dem apostolischen Legaten in Anwesenheit des ganzen Konzils nach seinem kanonisch Erwählten. Der Vertreter aber dieses Erwählten ermahnte den besagten Erzbischof, damit er eingedenk seines Versprechens den Greis entschuldigte. Jener überlegte, dass es nicht möglich sei, die Wahl für ungültig zu erklären, und antwortete, dass er keine Veranlassung sehe, gegen die von Gott beschlossene Bischofswahl anzugehen. Unterdessen stand Albero auf, indem er den apostolischen Legaten und alle Väter des Konzils eifriger aufrief, dass er, pochend auf Autorität und Gerechtigkeit, seinen Erwählten verlange. Dessen Vertreter dort eilte in die Mitte, und weil er von dem apostolischen Legaten eine geeignete Person für sich gefordert hatte, die statt ihm handeln und für diesen antworten solle, wandte sich jener dagegen, ihm jemanden zu bestimmen, während nicht wenige, die dabei waren, den Mann aufforderten, für sich selbst zu sprechen. Mit gesenktem Blick und einer Hilfe heischenden Stimme sagte er, dass er von seinem Abt gesandt sei, dass dieser nicht hätte kommen können, dass er aber den Herrn Kardinal und die Väter dieses heiligen Konzils auffordere, dass sie nicht einem schwachen Greis die schwerste Last des bischöflichen Amtes auferlegen; ihnen sei das Alter jenes bekannt, auch der Geist sei vermindert nach dem Wort: 'Das Alter erträgt alles, die Seele auch' [Vergil, Eklogen IX,51]. Zuletzt mögen sie sehen, dass er nicht von allem getrennt werde. Während er dazu nicht weniges hinzufügte, beharrte der Kardinalbischof unbeweglich auf seinem Urteil und sagte, dass es nicht richtig sei, dem göttlichen Wunsch zu widerstehen, dass Tugend und Kräfte jenem vollauf von Gott zugeteilt würden, dass den Brüdern aber nicht ein geeigneter Klosterleiter abgehe, dass zuletzt die Zeit vergeblich den erlöse, der ohne Zweifel irgendeinmal kommen werde. Was mehr' Bis dahin nahm die Zustimmung der [Metzer] Kirche, die sich durch die Äußerungen des Vorstehers artikulierte, zu, wonach von neuem jene bischöfliche Wahl mit einmütigem Urteilsspruch aller befestigt werde. Ferner war von den Zweien, die nichtsdestoweniger als Gesandte des Vaters [Theoger] dabei waren, einer argwöhnisch; er war ein ungebildeter Mann und glaubte nichts von dem, was gesagt wurde. Er erkundigte sich nach der Bedeutung des Geschehens, über die Schwierigkeiten der Brüder, über die Belastungen für den [Kloster-] Ort, endlich über die Nützlichkeit des Greises. Und weiter begann der Laienbruder, sich den anderen hinzugesellend, die umfangreiche Rede des Herrn Kardinals zu unterbrechen. Dies verurteilte der Kardinal und zeigte seinen Unwillen, wie er [überhaupt] ein heftiger Mann war. Dieser redete mit ungeordneter Stimme dazwischen, dass er glaube, dass jener eher beschimpfen statt vortragen könne. So allerdings verstummte er, sowohl vom Kardinalbischof, als auch von anderen, die dabei waren, gezwungen.
14. Dann endlich sprach der Kardinalbischof den Herrn Erbo, den vertrauten Schüler des seligen Mannes, an und zeigte diesem den besiegelten Brief, den er, zur Klosterzelle zurückgekehrt, Theoger vorlegen sollte. Während dieser gesagt hatte, dass dem Greis die Möglichkeit zum Reisen fehle, sagte jener aber: 'Er wird kommen, entweder auf einem Esel reitend oder zu Fuß gehend, wenn nur eine weitere Verzögerung seiner Ankunft uns nicht ermüdet.' Jener aber fing an, beharrlicher zu bitten, dass dieser [Kardinal] besser dem Laienbruder den zum Greis zu bringenden Brief gebe, damit nicht der ganze Ärger auf jenen falle, wenn er mit dem gegenteiligen Ergebnis seines Auftrags als Gesandter zurückkehre. Danach brachen sie mit gegebener Erlaubnis auf. Und schon war die Reise zu Ende, und sie näherten sich von ferne der Klosterzelle, als ihre Ohren das schnelle Gerücht erreichte, Theoger habe die Zelle vor kurzem verlassen und halte sich im oberen Teil der Provinz auf. Der Laienbruder als Bote des Schriftstücks unternahm es, nachdem die Reise unterbrochen worden war, um zum Kloster zurückzukehren, den Spuren [Theogers] zu folgen, damit er ihm den Brief des Herrn Kardinals aushändigen konnte, und er drängte darauf, nachdem er die Brüder nicht begrüßt hatte, unverzüglich abzureisen. So gab es einen einmütigen Beschluss aller Katholiken in dieser Wahl, so gab es in dieser Sache den Urteilsspruch des unbeirrbaren Kardinals, damit der, der zuerst und am heftigsten dagegen war, gerade danach strebte, den Handel zu beschleunigen. Während jener [Laienbruder] also abreiste, kehrte der Herr Erbo zur Klosterzelle [St. Georgen] zurück. Nichts sagte er zum Brief, nichts von der Wahl, er behielt alles für sich bis zur Ankunft des besagten Bruders zurück und bezeugte unentwegt, dass jener die Einzelheiten, die gesagt und aufgeschrieben worden waren, und auch den Brief habe. Dadurch waren die Mönche in Erwartung. Der ehrwürdige Theoger wusste nichts von dem, was geschehen war und traf plötzlich am Samstag vor Pfingsten [1. Juni] [im Kloster] ein, während der Laienbruder mit dem Brief in der Provinz hin- und herzog. Inzwischen rief Theoger, der glaubte, für seinen Ungehorsam vom heiligen Altardienst freigestellt worden zu sein, den Schüler, den er liebte, herbei und wollte nach den feierlichen Worten der Segnung wissen, ob er das bischöfliche Amt ausüben müsse. Jener aber - es war der fünfte Tag der Woche [6. Juni], den als Bedenkzeit der Kardinal angegeben hatte - antwortete, dass dieses [Amt] jenem zukomme. Daraufhin wollte er viel von dem erfahren, was jener bisher verschwiegen hatte, und wann jener Bruder mit dem Brief erscheinen werde, und mahnte an, dass er mehr erfahren und die Gründe erfragen wolle. Inzwischen kam der Bruder, der [durch das Reisen] müde war, hinzu und gab dem Greis den zu lesenden Brief. Und der heilige Mann [Theoger] veranlasste, dass dieser öffentlich vorgelesen wurde. [Der Inhalt war] nämlich: Weil der Mann Gottes sich weigerte, sich dem Erzbischof von Vienne vorzustellen, wie es der Kardinal befohlen hatte, rief ihn dieser zu sich durch den vorliegenden Brief.
15. Theoger erkannte aus dem Brief, was der Herr Kardinal ihm auf Grund des Urteilsspruchs des ganzen heiligen Konzils befohlen hatte. Er gab dann ein gewaltiges Seufzen, gewiss von Herzen kommend, von sich [Vergil Aeneis I,485] und beklagte, dass er sich unglücklich und schlecht fühle, weil das Alter ihn mit solchen großen Mühseligkeiten einschränke, so dass er es nicht ruhig genießen könne. Er erwog, dennoch zu gehen und den Gefahren zu begegnen, weil er die Sache zu Ende bringen wollte. Er erwog zu Genüge, alles zu erleiden, statt in dieser Hartnäckigkeit zu verharren, durch die er sowohl sich als auch jenes Kloster [St. Georgen] dem Übel der Exkommunikation zuführte. Und ohne Verzug brach er nach diesen Überlegungen am folgenden Tag [2. Juni] auf - nicht länger wollte er Widerstand leisten oder Beharrlichkeit zeigen. Schon erfüllte das Gerücht seiner Abreise das ganze Kloster, die Brüder waren verwirrt, und es flossen mehr als genug Tränen; es wurde sich beklagt über seinen Weggang und über die Abreise eines sehr geliebten Vaters. Jene nicht wenigen Begleitern von den Mönchen, die er ausgewählt hatte, bereiteten sich vor, anderes, was gebraucht wurde, wurde bereitgestellt. In jener Nacht büßte Theoger in den Lobpreisungen des Herrn, die Augen fanden keinen Schlaf, die Seele keine Ruhe. Und als die Matutin des Tages kam, feierte er für sich eine Messe, weil er fortging, und empfahl sich dem Heiligen Geist, der an diesem Tag sich ergießen sollte über seine Schüler. Darauf nahm er die Möglichkeit, die ihm Ort und Zeit gaben, wahr und rief die Brüder herbei. Einzelne küsste er, [dann] beeilte sich, die Reise zu beginnen. Zur dritten Stunde, nachdem er den Segen empfangen hatte, legte er den Weg zurück, und man erreichte den Legaten, wie dieser befohlen hatte. Schon in der Stadt, die den Namen Koblenz danach hatte, dass hier Rhein und Mosel zusammenfließen, verweilte er [der Kardinal] zusammen mit dem Kölner Erzbischof [Friedrich I.] und nicht wenigen anderen Bischöfen, die sich in Köln nach Beendigung des Konzils dorthin begeben hatten. All diese empfingen den ehrwürdigen Mann, dessen Heiligkeit allen schon längst bekannt war, ehrerbietig. Und besonders der Kardinal war über dessen Ankunft erfreut und umarmte und sah den Mann an. Er wollte in einem vertrauten Gespräch erfahren, wie viele Jahre jener schon Abt war. Ihm wurde als Antwort fast dreißig Jahre gegeben. Weil dem Fragenden dies viel erschien, lächelte er die an, die dazugekommen waren, und sagte gewählt mit einem passenden Spruch: 'Gegen das Alter können wir nichts einwenden, denn der hat wahrlich die Reife zum Bischof, der so viele Jahre Abt gewesen ist.' Du magst glauben, dass hier der Patriarch Jakob vor dem Pharao steht, der nach der Anzahl seiner Lebenstage fragt; jener apostolische Legat ist indes nicht mit der Person dieses Pharao vergleichbar, weil ein anderer der Pharao ist, der sich an der Qual der Hebräer weidet, der andere aber der ist, der als Jüngling Joseph durch Zustimmung Getreide gewährte [1. Mose 41, 47].
16. Als darauf alle weiterzogen, kehrte der Kardinalbischof zusammen mit dem Kölner Erzbischof zum Schiff zurück und führte den gewählten Priester des Herrn [Theoger] mit sich. Weil auch der besagte Archidiakon [Albero] mitkam, empfahl er diesem in allem gehorsame Treue. Der Kölner Erzbischof hielt ihn [Theoger] dort [in Köln] lange auf, dann sorgte er sich darum, dass [Theoger] das Kloster Deutz, das nicht weit vom Ufer des Flusses Rhein entfernt liegt, besuchte und danach ein anderes, das [Mönchen-] Gladbach genannt wird. Dort wurde er [Theoger] von großer Schwäche überwältigt, gesundete aber wenig später durch die Barmherzigkeit Gottes. Bis zum Tag seines Todes sollte er an den Beschwernissen des Körpers leiden. Dort [in (Mönchen-) Gladbach] ist er vom Abt sehr ehrfürchtig und demütig behandelt worden. Danach kehrte er nach Köln zurück und traf den Erzbischof. Dieser führte jenen mit sich, und er brach mit einer großen Schar von Reitern auf zu einer befestigten Burganlage, die wegen ihrer Höhe nahe den Wolken Wolkenburg heißt. Bei diesem Aufbruch schämte sich einer der Schmarotzer [im Gefolge des Erzbischofs], eine schamlose und schimpfliche Person, nicht, vor dem Angesicht der Menschen unbekleidet einherzugehen, mit dem Pferd hin- und herzureiten und sich wild zu gebärden. Jetzt beginnen die Einen den Lauf, die anderen den Rücklauf, gegeneinander gewandt und in immer wechselnden Kreisen [Vergil, Aeneis V,583]. Als er im Scherz nicht wenige in der Schar mit einer Lanze, die er in der Hand führte, angriff, wurde von dem Heiligen der kranke Mann zurückgehalten, der diesen zum Teilnehmer an dem Spaß machen wollte. Jener besagte Schüler des seligen Mannes befürchtete sehr, dass dies geschehe. Dennoch unternahm er ohne Befehl und Willen seines Lehrers nichts und sagte, zum Greis gewandt: 'Ich gehe und möchte irgendeinen der Anwesenden auffordern, dass er diesen Menschen von seiner Krankheit zähmt. Er möge sich von euch fernhalten.' 'Es ist nicht nötig', sagte der Heilige, 'darüber irgendetwas zu sagen. Jener nämlich wird ohne Mühe in Kürze bezwungen.' Jener hörte das Gesagte und beendete das Schauspiel. Inzwischen erreichte der Erzbischof die Burg, wo er den erwählten und ihm lieben Priester des Herrn ehrerbietig empfing. Er war sehr diensteifrig und freute sich, solch einen Gast zu haben, in dem sich Gott wiederfinde. Weil inzwischen die Sonne untergegangen war und die Nacht kam, gab sich der schamlose Spaßmacher dem Wein mehr hin als dem Schlaf. Als er wenig später, von Sinnen und betrunken wie er war, die höchste Treppe emporschwankte, fiel der Unglückselige plötzlich herunter, ehe er den Wein verdaut hatte, und trank den bitteren Becher des Todes aus. Wer glaubt nicht, dass auch der heilige Mann einen Teil des prophetischen Geistes empfangen hatte, als er den unvermuteten Untergang jenes Menschen vorhersah.
17. Inzwischen entschied der Kardinalbischof, nachdem er Teile Germaniens besucht hatte, nach Sachsen zu gehen. Und er rief die Bischöfe jener Kirchen zusammen, damit er zum einen auf einer Versammlung das zu Verändernde zurechtwies, zum anderen durch Auflegen der eigenen Hand den Metzer Erwählten zum apostolischen Bischof weihte. Und schon weilte der Kardinal im Kloster des seligen Märtyrers Vitus, das Corvey genannt wird. Nicht wenige Bischöfe versammelten sich. Es kam der Tag, an dem in diesem Jahr die feierliche Oktav [des Festes] der seligen Apostel Peter und Paul [6. Juli] gefeiert wurde. Und weil der Sonntag bevorstand, sahen alle, wie an diesem Tag die Bischofswahl zu Ende geführt wurde. An diesem Tag setzte der ehrwürdige Kardinalbischof von Praeneste, der Legat des apostolischen Stuhles, den Erwählten von Metz Theoger, einen untadeligen Mann, schwer [gebeugt] vom Alter, gereift in den Sitten, erfahren in den Wissenschaften, mit Unterstützung von zwei Erzbischöfen, dem von Salzburg als Metropoliten für Bayern und dem für Magdeburg, feierlich in das Bischofsamt ein, während die zwei Erzbischöfe dabei standen, der eine von ihnen jenem [Theoger] den Ring und die Kopfbedeckung reichte, der andere die Sandalen und die Handschuhe sowie alle heiligen Gewänder, die im Übrigen bei der Weihe eines Bischofs nach dem Vorrecht der Verdienste gereicht werden. In der Stunde der Prozession sah der ehrwürdige und Gott würdige Erzbischof von Salzburg den Heiligen Gottes an, der durch die Gnade der Segnung ergriffen war und dem er sich, wie wir schon sagten, von der Seite näherte. Er sagte: 'O Bischof, niemals ist in unseren Tagen so etwas geschehen, dass zwei Erzbischöfe eine Weihe auf der linken Seite [vom zu Weihenden] begleitet haben. Aber an deiner Person ist die göttliche Würde durch uns heute erfüllt worden.' Weil er [Theoger] nämlich ein Mann hohen Charakters war, sind solche Ehren innerhalb eines Zeitraums von ungefähr einhundert Jahren nur dem Theoger, der sich selbst versteckt hielt, zugetragen worden. Der Mann Gottes konnte in jener ganzen Zeit seiner Weihe die Tränen nicht zurückhalten, wo ihm von allen sowohl Bewunderung als auch Hochachtung begegneten.
18. 19. Nachdem er daher die bischöfliche Weihe empfangen hatte, weihte der selige Bischof Theoger zuerst bei demselben Kloster die Kirche zu Ehren des heiligen Märtyrers Georg, damit er besonders diesen [Heiligen] in der Abtei als Patron hatte. Auch führte er in seinem Bistum dessen wohltätigen Schutz zum ersten Mal ein. Aber auch die Krypta der Corveyer Kirche und den Altar des seligen Apostels Andreas [weihte er] [Lücke].
20. [Lücke] An diesem Punkt gab das Pferd, auf dem der Heilige saß, den rechten Weg auf. Keine Schläge, keine Führung brachten es weiter. Den Bischof hinüberzubringen oder vom Pferd zu steigen, war nicht möglich; hier drohten zu beiden Seiten Felswände, dort ein ungeheurer Abhang. Endlich gab es keine Hoffnung, das Lasttier zu wenden, weil der Ort so eng war wie die kleinste Grube einer Zelle im Gefängnis. Nicht fern befand sich der Schüler [Erbo], den er [Theoger] liebte, und er stand dem Greis bei, so dass die Sache ihren [guten] Ausgang nahm. Durch die Fürsorge Gottes aber geschah es, dass das wilde Tier, unruhig geworden, unbeweglich dastand und fühlte, wie sich der heiligste Bischof darauf setzte, so wie es ihn zu diesem Ort getragen hatte. Endlich drehte sich das Pferd und brachte sich und den unverletzten Priester zurück. Ich jedenfalls glaubte, die Sache kurz zu streifen, und weiß nicht, ob ich sie sorgfältig beschrieben habe. Ich weiß dies eine, dass er dem Tod nicht entronnen wäre, wenn er nicht auf göttliche Hilfe vertraut hätte.
21. Danach kehrte er von der Versammlung [zu Fritzlar] zurück und gelangte, von dem besagten Archidiakon [Albero] ehrerbietig geführt, zum Ort, der Dieulouard heißt. Dort erwarteten ihn eine Anzahl von Äbten und Geistlichen, die im Bistum den gesünderen Teil bildeten. Auch fromme Frauen und Adlige besuchten ihn oft in der Mühsal heiliger Aufmerksamkeit, die den äußersten Besatz seiner Kleidung berührte, da sie glaubte, dadurch selig zu werden. Im Übrigen erlaubte die Menge an Bundesgenossen jenes verbrecherischen Bischofs es ihm nicht, in die Stadt [Metz] einzudringen. Nicht wenige standen diesem Ansinnen entgegen, wodurch sie sich durch das Unrecht des Priesters [Adalbero] das Wohlwollen des Königs verschafften. Nämlich der König, wenn er denn nicht einen Bischof einsetzen wollte, neigte dazu, dass dieser [Adalbero] nicht abgesetzt wurde, der ihm durch nahe Verwandtschaft und Gunst beistand. Schon vergingen die meisten Tage, und der heilige Bischof [Theoger] wanderte, geführt vom Archidiakon, unstet umher. Und die heilige Ansicht entflammte bei allen, dass sie sich als dessen [Theogers] Söhne bezeichnen wollten - nämlich dessen große Leutseligkeit und das Vertrauen der Vielen in ihm rief Eifer hervor -, aber er konnte endlich nicht die Metzer überzeugen, dass sie ihm die Stadt öffneten. Der fortgeschrittene Wahnsinn dieser [Stadtbewohner] war, dass sie gemeinsam entschieden, dass, wenn irgendwer diesen [Theoger] als Bischof anerkenne, er alles, was er hat, verliere und die Stadt verlassen müsse. Es wurde [bei den Anhängern Theogers] Rat gehalten, alle, die bei ihm [Theoger] in Gehorsam verweilten, wurden weggeschickt, der Bischof wollte in seinem Kloster [St. Georgen] bleiben, bis die Untreue der Schismatiker aufhören und die Metzer Kirche Frieden empfangen würde. Er beschwor dies und reiste mit seinen Begleitern ab.
22. Und der Teufel ließ durch solche Mühen nicht zu, dass er [Theoger] ermüdete oder ein wenig Atem holte. Auf dem Weg, den er bereiste, lauerten Hinterhalte. Jene Einöde nämlich, die für gewöhnlich Vogesen genannt wird, betrat er und wandte sich bei Sonnenuntergang zu einem gewissen Kloster, das die Reliquien und den Schutz des seligen Gregor besaß [Münster im Gregoriental]. Als er sich am folgenden Tag erhob, sagte er den Brüdern Lebwohl und setzte die begonnene [Reise] durch das Gebiet fort. Zu Mittag war ihm schon heiß, und obwohl die Jahre des Alters den durch Fasten entkräfteten Körper schwächten, besiegte er endlich das Alter durch den Geist, und ein kräftiger Wanderer, ungeduldig bei Verzögerungen, setzte den vorbereiteten Weg fort. Vasallen, die von zwei Basler Geistlichen angestiftet wurden und dem Heiligen einen Hinterhalt legten, weil dieser, als er von Metz wegging, reichlich Geld besaß, stürzten sich plötzlich auf ihn. Frech suchten sie eifrig nach dem Geld, nachdem nämlich die Begleiter [Theogers] untersucht worden waren; jener hielt die Suchenden nicht auf und hörte nicht auf, Psalmen vorzutragen, die er kurz zuvor der Seelenruhe verstorbener Schüler gewidmet hatte, Zeugen eines friedfertigen Herzens. Zuletzt wurde er aber von den Soldaten umzingelt und betastet. Man befahl ihm, vom Pferd abzusteigen, und er stieg herab. Endlich untersuchte man ihn und fand ihn ohne Geld. Ihm wurde befohlen, sich wieder auf das Pferd zu setzen, und er setzte sich darauf. Und bald begann er [Theoger] mit dem Totenamt, das er vorhin unterbrochen hatte, und führte dies zum Ende aus. Es ist eine Tatsache, dass die Soldaten überaus erschreckt waren und dessen unerschrockenen Eifer beim Gottesdienst bewunderten. Dann wandte sich der Schüler [Erbo] zum Greis und versuchte zu erfahren, ob er gehen müsse oder bleiben könne; ihm hatten nämlich die Soldaten die Möglichkeit des Gehens oder Bleibens eingeräumt. Der Bischof befahl, dass es besser sei zu gehen und sich für seine Befreiung einzusetzen. Daraufhin führten die Soldaten den Bischof gefangen ab, der Schüler aber, der dem Lehrer in größter Sorge und durch die Fesseln der Liebe verbunden war, blieb frei und litt als Ausgeschlossener mehr als der Gefangene. Nachdem der Zeitraum von ein paar Tagen vergangen waren, kehrte er mit Hilfe ehrbarer Leute zum Greis zurück und empfing sogleich die Hilfe jener für diesen [bei dessen Befreiung]. Fröhlich und freudig setzen sie den Weg, der zum Kloster [St. Georgen] führte, fort.
23. Und schon unterbrachen sie die Reise, um zum Kloster Marbach zu gelangen, aber dorthin war schon das Gerücht über den Greis gelangt. Diesen empfingen die Brüder, Mönche und Kanoniker, und traten dem Kommenden entgegen, nachdem sie einen melodischen Gesang angestimmt hatten. Voller Jubel empfingen sie ihn. Unter ihnen war jener ehrwürdige [Propst] Gerung, der, wie wir am Anfang dieses Werkes erwähnt hatten, den Theoger unter dem Eindruck von Bußfertigkeit bestimmt hatte, in seiner Jugendzeit in Hirsau [als Mönch] beim ehrwürdigen Abt Wilhelm einzutreten. Er [Gerung] war schon im Alter fortgeschritten, mit grauem Haar auf dem Haupt, und freute sich in wunderbarer Weise auf Theoger, den er seit dem Tag von dessen Klostereintritt nicht mehr gesehen hatte, den Mönch und Priester, den Zögling und Gast. Der selige Bischof Theoger aber war von dem Greis, den er wiedererkannte, sehr bewegt. Danach gingen sie [ins Kloster] hinein, sie schüttelten beide die Hände, und er [Theoger] küsste und begrüßte ihn [Gerung] vertraut. Er bekannte, dass jener sein Apostel sei, dass durch ihn er einst [als Mönch] eingefangen worden sei in einer heilsamen Gefangenschaft. Darauf sagte jener: 'Niemals bereue ich, dass ich ergriffen bin von dem, der sich nicht nur in jener Gefangenschaft befindet. Er trägt auch zusammen eine solche Würde an Ehre und Ruhm, dass er zuerst Mönch, dann Abt der Mönche geworden war, schließlich mit dem Willen Gottes das höchste Priesteramt erreichte.' Und darauf antwortete der Bischof: 'Und ich bereue es nicht, den Rat meines Apostels angenommen zu haben, der in dieser Hinsicht seine Ausgezeichnetheit vergrößerte. Und er findet in mir durch die Gewogenheit Christi die erwünschte Frucht frommer Arbeit.'
24. Endlich verabschiedete sich der heilige Bischof sowohl von allen Brüdern, als auch insbesondere von seinem Apostel, wie er ihn bezeichnete. Er eilte zum Kloster des heiligen Georg, zur freundlichen Herberge der Tugend [November/Dezember 1118]. Da gingen alle dem ankommenden Vater mit [ihren] Alben [den weißen Chorhemden] entgegen, und sie sangen mit wohltönenden Stimmen ehrerbietigst bei seiner Ankunft. Ort und Zeit waren günstig, er wurde ehrfürchtig empfangen, sie küssten sich. Der Bischof dankte freudig und gab allen, die sich über seine Ankunft gefreut hatten, gleichsam als Gastgeschenk des Bistums den geistlichen [Lücke: Segen]. Über fast vier Monate aber verweilte er dort, er weihte Kirchen, die auf dem Grundbesitz des Klosters lagen, nachdem er vom Konstanzer Bischof [Ulrich I.; 1110-1127] die Erlaubnis dazu bekommen hatte. Gott war mit ihm barmherzig, so dass er Ort und Gemeinschaft des seligen Georg, die er einst beispielhaft errichtet hatte, nun auch durch Segnungen befestigte. Inzwischen kamen zu ihm weltliche Leute, und nicht einer bemühte sich vergeblich, mit ihm zusammenzukommen. Mit allen hatte er kurzweiligen und fröhlichen Umgang. Die Mühsal nämlich des Reisens überbrachte die Kost der Arbeit. Als er aber allen lieb geworden war, kündigte er seinen Weggang an. Man zog ihn nämlich von neuem zum Bistum [Metz], die Verwundung, verwaist zu sein, war da, so dass der fromme Vater jedes Einzelnen trauerte.
25. Die Metzer katholische Kirche war von der bischöflichen Leitung entblößt gewesen und wusste inzwischen nicht, was zu tun war, weil der unfromme Teil derer, die sich nach der kanonischen Wahl [Theogers] als Schismatiker getrennt hatten, überwog. Endlich schickte der Vorsteher des apostolischen Stuhls Gelasius, nachdem er von dieser Uneinigkeit gehört hatte, der Geistlichkeit und dem Volk der Metzer Kirche einen Brief und untersagte dort die gottesdienstlichen Handlungen, bis der Bischof [Theoger] in der Stadt aufgenommen würde. Aber auch der Erzbischof Bruno, der damals die Trierer Kirche regierte, widerstrebte unfromm dessen Wahl, weil er [Theoger] ohne Rücksprache und ohne sein Wissen gewählt worden war. Endlich änderte er, nachdem er [den Sachverhalt] mit Vernunft erwogen hatte, seine Meinung. Er schickte den Metzern einen Brief und befahl in Gehorsam, dass sie den, den sie sich als Priester erwählt hatten, zum eigenen Bischofssitz zurückriefen. Nachdem sie die Aufforderungen beider Bischöfe, des römischen und des trierischen, erhalten hatten, riefen Geistlichkeit und Volk mit besserem Urteil ihren Bischof mit einem an ihn gesandten Schreiben zurück. Und schon während der Fastentage [März 1119] ging der Großteil [der Leute] [zu Theoger] über, und der frommste Vorsteher, der schon zwei oder drei Briefe der Metzer Kirche empfangen hatte, war gezwungen zu kommen. Der Traurige schickte sich an zu jener Reise in die Fremde. Er ermahnte die Brüder [im Kloster St. Georgen] eindringlich, dass er viele Feindseligkeiten ertragen werde; der Ausgang [der Ereignisse] bestätigte [ihn] später. Nachdem er den Rhein überquert hatte, kam er nach Maursmünster und zog den Abt dieses Ortes hinzu. Er wandte sich zur Stadt [Metz]. Die Äbte zeigten sich, der Archidiakon zeigte sich, und wie viele nur immer dem gesünderen Rat anhingen, sie begrüßten ihren Bischof bei der Ankunft. Jener erblickte diese und freute sich im Schein Christi. Aber er gab zu erkennen, dass er unwürdig war für die Begegnung mit so vielen. Und endlich glaubte der Archidiakon nicht, sich der Stadt nähern zu können, weil das unsichere Volk mit seiner gegenteiligen Parteilichkeit entweder durch Liebe oder durch Hass zugrunde gerichtet werde. Daher eilte er unter Begleitung des Bischofs zu dem Ort, der Cappentia [Chambley'] heißt. Und dort feierte der Bischof mit gewissen Äbten den Palmsonntag [23. März].
26. Und schon kam der Tag heran, den die Christen Gründonnerstag nennen. Dass an ihm das Chrisam bereitet wird, verlangt die Ordnung des bischöflichen Amtes. Aber wo dies getan werden könnte, wusste er [Theoger] nicht. An dem Ort, an dem er weilte, stand ihm das, was ihm für solch ein Amt nützlich war, nicht zur Verfügung. Im Übrigen war ihm die Stadt durch die Aufsässigkeit der Bevölkerung versperrt. Endlich wurde entschieden, dass er im Kloster Gorze die Weihe erfülle. Der Abt des Ortes wurde durch einen Boten von der Ankunft des Bischofs unterrichtet. Und alles, was zum Nutzen dieser Sache wichtig war, wurde bereitgestellt. Der Bischof kam am Tag davor [26. März]. Schon ging die Nachricht um, dass der Bischof nach Gorze komme, und die Menschen jenes Ortes gingen mit Schwertern und Stöcken hinaus wie zu einem Räuber. Du siehst, dass zu diesem Zeitpunkt der ehrwürdige Bischof die Fahne des Kreuzes hochgehalten hatte. Dadurch zweifelte der höchste Priester nicht, den Händen der Verbrecher ausgeliefert zu sein und unter dem Kreuz zu sterben. Gleichwie nämlich jener angebliche Schüler Christi [Judas] seinen Lehrer und Herrn in die Hand der Juden übergab, so zogen jene Mönche [von Gorze], die für ihn fälschlicherweise nur Mönche mit Namen hießen, aus, um unwürdig den Bischof zu verfolgen. Kaum hatte daher der heilige Bischof die Klosterpforte berührt, als das ganze Volk, das dem Heiligen einen Hinterhalt gelegt hatte, von den Seiten wütend herbeischoss. Nachdem es die Pferde des Bischofs weggenommen hatte, griff es auch die ganze Begleitung an, so dass der Archidiakon vor den Verfolgern nur die Flucht ergreifen konnte. Dies geschah, während der heilige Bischof die Kirche betrat, und was sich draußen zutrug, bemerkte er nicht. Er stand beim Gebet, während alle ihm mit den Tod drohten, und rief den Schöpfer des Lebens an. Dann traten einige von den Mönchen herbei, die seine Anwesenheit [dort] bemerkten, und mit großer Ironie forderten sie ihn auf zu gehen und sagten, dass sie wegen des Wahnsinns des wilden Volkes nicht den Märtyrertod erleiden wollten, wenn dort der Bischof gefunden würde. Der Bischof war also von allergrößten Gefahren umzingelt und zitierte das Wort des Apostels: 'Draußen [sind] die Kämpfe, innen [ist] die Furcht' [2. Kor. 7,5]. Ganz und gar wollte er nicht wissen, was geschah. Dann fühlte er mit ganzem Verstand den Geist der Klugheit und der Stärke und beeilte sich, bekleidet mit den Pontifikalien, aus der Kirche zu treten. Er trat ganz allein den Wütenden entgegen und wollte mit gebieterischer Stimme wissen, wen sie suchten. Du siehst alle, die ihn ohne Grund verfolgten, wie sie zuerst bei dessen Anblick so erschraken, dass sie in größtem Wahnsinn verfielen, weil er nicht vertrieben war, wie sie solche Schande auf ihren Geist häuften, dass sie die verbrecherischen Hände gegen den Gesalbten des Herrn [Theoger] ausstreckten.
27. Nachdem endlich die Gemüter sich beruhigt hatten, bestimmte der Bischof, wegzugehen und zur Stadt [Metz] aufzubrechen. Als der Abt von St. Klemens erschien, ermahnte er [Theoger], dass dieser sich zunächst zu seinem Kloster begeben solle. Und dort empfing er ihn zusammen mit den Brüdern in einer freudigen Prozession. Aber die Bürger dort hörten, dass der Bischof in der Stadt angekommen sei. Sie waren voller Wut und spien mit ihrem Gezänk vor Theoger aus. Sie drohten, ihn nicht nur aus der Stadt zu vertreiben, sondern auch mit dem Schwert zu vernichten. Dies wurde dem Bischof überbracht - er hatte die Kirche noch nicht verlassen, nachdem der Abt dieses Ortes ihn aufgenommen hatte -, und er schritt [nun] in bischöflicher Kleidung, die er getragen hatte, als er von Gorze kam, gegen die Feinde, willig für den Herrn die Feindseligkeiten, die ihm geschahen, zu ertragen. Nicht wenige von den Bürgern bemerkten den Greis von ferne, sie näherten sich ihm, dass sie kaum ihre Hände zügeln konnten. Der Heilige, erfüllt von ruhigem Geist, zügelte durch milde Worte den Wahnsinn der Unglücklichen. Zu ihnen kam der Präfekt der Stadt [Graf Folmar von Homburg; ?n.1130] und versuchte zu erfahren, wie er [Theoger] die Stadt betreten hätte. Jener antwortete einfach, wie es sich damit verhalten hat, und dass er hierhin allein gekommen wäre, damit er in geschuldeter Sorge das ihm anvertraute Volk besuchen könne. Dass die Metzer aber weder richtig noch gut handeln würden, wenn die den Bischof von seinem Recht abhielten, die die Sorge der Kirche dem apostolischen Herrn nicht in Abrede stellen könnten, entgegnete er zwingend. Er sprach dies und beharrte darauf und blieb an die Stelle geheftet [Vergil, Aeneis II,650]. Und solcherart besänftigte er [Theoger] die Seelen des Präfekten und der anderen, die dabei und gesunden Geistes waren, damit diese nicht nur vom Aufstand Abstand nähmen, sondern auch die anderen, die sie beschwichtigen konnten, zufrieden stellten. Dann stellte eine Frau, wunderbar in Glauben und Frömmigkeit, jener aus dem Evangelium gleich, die allein unter den Bedrückern den Heiland berührte, vor den stehenden Bischof einen Tragsessel, berührte ihn [Theoger] leicht durch den Stoff der Kleidung und ermahnte ihn, sich zu setzen. Nachdem dieser sich sofort hingesetzt hatte, fiel sie vor ihm nieder und verehrte ihn. Er zog sich ehrerbietig zurück. Aber auch andere Frauen, die die Gier der Liebe zu ihm anlockte, näherten sich, um wenigstens den Kleiderstoff von jenem zu berühren. Sie glaubten, dass die Berührung ihnen viel nützen würde.
28. Als der Bischof sich schon vorbereitete, die Schuhe auszuziehen und mit nackten Füßen die Stadt zu betreten, ging ihn wild an ein junger Geistlicher mit Namen Konstantin, ein Verwandter des Abtes des seligen Klemens, bewegt durch ungesunde Bitterkeit. Er verhöhnte den Heiligen heftig und mäßigte sich weder bei Schmähungen noch bei Handgreiflichkeiten. Der schlechte Mensch war mit solcher Wut ausfallend, dass er die priesterliche Stola vom Hals jenes herabwarf. Als er auch den Bischofsstab aus der Hand des Bischofs schlug und ihn durch Schläge noch mehr schwächte, schritt der besagte Abt, der nahe dabei stand, sein Verwandter, ein - und er [Konstantin] hätte ihn [Theoger] kräftig geschlagen -, so dass er davon Abstand nahm, auf das Haupt mit einem wilden Stoß des Stabes zu schlagen. Besonderer Ruhm des Theoger! Man sieht ihn nämlich als jemanden, der für den Herrn gewissermaßen Unbill erleidet. Ich habe nämlich richtig erzählt von jenem Jüngling, der den Priester Gottes so übel behandelte, der jenem eine Ohrfeige gab. Weil jener Gott vertraute, der ihn nicht aufgab, ertrug er die Person und fürchtete nicht geschlagen zu werden. Dann aber hob der Bischof beide Hände zum Himmel und lobte die Gnade des Erlösers, dass dieser solcherart in ihm innewohne, so dass er verdiene, dies in dessen Namen zu ertragen. Und nicht wurde er der Wildheit des Verruchten [Konstantin] gewahr. Der Jüngling begann, sich noch wilder zu gebärden, legte an den Heiligen Hand an und versuchte, von der Hand jenes den Ring wegzunehmen. Jener sah den Bärtigen, der nicht mit Tonsur und geistlicher Kleidung versehen war, als ob er als Geistlicher nicht erkannt werden wolle, schloss die Hand, um [dessen Ansinnen] zu vereiteln, und sagte zu dem Mann, dass, wenn er den Ring von ihm haben wolle, er diesen nicht von der Hand irgendeines Laien, sondern von der eines geweihten Geistlichen stehlen müsse. Da kam der Präfekt dazwischen - eine Weile lang hatte er das Geschehen aus den Augen verloren - und sah den heiligen Bischof, wie er von dem besagten Jüngling heftig angegriffen wurde. In ungeschlachter Rede bewegte er diesen, bald wegzugehen.
29. Dann endlich beschworen der Präfekt und die anderen, die dabei waren, im Namen Gottes den Bischof, dass er nicht in die Stadt gehe und sich dem Hass der ungebildeten Menge zuziehe, sondern dass er zu irgendeiner bischöflichen Besitzung mit den Seinen ausweichen solle, wo die ihm als Herrn und Bischof dienen, die den Kaiser oder den Erzbischof über das Geschehen um Rat fragen. Sie sagten, dass sie beschwören, dass sie ohne Zustimmung von einem dieser beiden keinen Bischof haben würden. Jener [Theoger] stimmte deren Ratschlägen zu und nahm davon Abstand, die Stadt zu betreten. Am späteren Tag gelangte er wiederum zum Kloster des heiligen Klemens, und dort feierte er sehr festlich den Gründonnerstag [27. März]. Am Karfreitag [28. März] wollte er gemäß dem Rat jener mit dem Trierer Erzbischof [Bruno] zusammentreffen. Aber da dieser nicht in Trier war - er war nämlich vom Kölner Erzbischof zu den [Oster-] Festlichkeiten eingeladen worden -, erreichte er diesen in Köln am Osterdienstag [1. April]. Seine Ankunft sah der Trierer Erzbischof ungern, sie war weiter dem Kölner [Erzbischof Friedrich I.] willkommen. Während Letzterer ihm beistand, lies er [Bruno] ihn erst am Donnerstag [3. April] zu einer Unterredung laden. Dann vertraute er ihm an, dass er für den Festtag des heiligen Apostels Jakobus [25. Juli] eine Zusammenkunft festgesetzt hätte, an der er in [Lücke] dessen [Theogers] Sache mit dem Bischof von Toul [Riquin; 1108-1126] und den Einwohnern von Verdun und Metz behandeln wolle. Schon waren nämlich in der vergangenen Woche Boten der Metzer Kirche zu ihm gekommen, nämlich der Küster Arnulf und der Unterhändler des Archidiakons, hatten von diesem das Chrisam empfingen und einen Waffenstillstand verabredet. Und sie verletzten [damit], während jener [Bruno] zustimmte, die Verordnung des apostolischen Herrn über die herumschweifenden Bischöfe [ohne Bistum]. Endlich wandte der Bischof [Theoger] gegen diesen Waffenstillstand ein, dass dadurch ihm und den Metzer Katholiken Schwierigkeiten auferlegt würden. Letztere entbehrten schon in dieser Zeit der bischöflichen Fürsorge. Darauf sagte der Erzbischof, dass er ihm nicht den Befehl erteile, aber ihm den Rat gebe, sich für den ganzen festgelegten Zeitraum des bischöflichen Amtes zu enthalten. Wer - frage ich - hindert solch einen Priester des Herrn am heilsamen Amt' Der Apostel Petrus wollte den Herrn von der Opferung seines Körpers, vom Tod am Kreuz, abhalten, sie fürchteten [die Gesandten und der Erzbischof] sich nicht, jenen [Theoger] von der Ehre und dem Ruhm eines katholischen Priesters fernzuhalten. Petrus - so sage ich - wollte den Tod des Lehrers nicht, durch den das höchste Heil entstand, der Erzbischof aber fürchtete, dass jener Bischof [Adalbero] abdanken könne, der ihn einst als Suffraganbischof zum Metropoliten geweiht hatte. Aber der heilige Bischof wusste davon, und er gehorchte, weil Gehorsam besser sei als Opfer. Und er hielt sich fern [vom Bistum]. Während Bruno nach Trier zurückging, erreichte der Kölner Erzbischof, nachdem er diesem [Bruno] einen Brief geschickt hatte, für den darüber unwissenden Theoger die Erlaubnis, die heilige Messe zu feiern. Viele Tage hielt er [Theoger] sich in dessen [Friedrichs] Hausgenossenschaft auf, erteilte auf dessen Bitte dem zahlreichen Volk in der heiligen Stadt [Köln] das Chrisam aus und weihte einige Kirchen.
30. Schon kam der Festtag des seligen Johannes des Täufers [24. Juni]. Der Kölner Erzbischof eilte gemäß dem Befehl des Kaisers mit dem Schiff zum Hof, der auf einer Insel des Rheins [bei Tribur oder Mainz'] tagte. Darauf kehrte der besagte Erzbischof von Trier mit diesem [Theoger] in Gnade zurück, und weil dessen Fall schleunigst [Lücke]
[Lebenslauf nach Johannes Trithemius, Annales Hirsaugienses zu 1087:] Inzwischen kam Papst Calixt II., der dem Gelasius nachfolgte nach Gallien und hatte in seiner Begleitung den erwähnten Bischof von Praeneste und viele andere Kardinäle. Nachdem er die Bischöfe Galliens zusammengerufen hatte, hielt er in der Stadt Reims eine Synode ab [Oktober 1119], bei der er die Wahl und Weihe des heiligen Bischofs Theoger mit vielen, die ihn dabei unterstützten, noch einmal bestätigte, und den Mann Gottes, weil er auf dem Konzil anwesend war, mit vielfältiger Tröstung stärkte, damit er nicht aufhöre, sich für den Schutz des Hauses Gottes einzusetzen. Nachdem das Reimser Konzil endlich beendet war, nahm der römische Bischof Calixt den seligen Theoger mit sich, erreichte die Stadt Autun und feierte dort mit seinen Kardinälen das Geburtsfest des Herrn [25. Dezember]. Von Autun begab sich Papst Calixt zum Kloster Cluny, begleitet vom seligen Bischof Theoger, den Abt Pontius mit größter Freude empfing und dem er, wie er konnte, durch sie und die Seinen die ganze Aufmerksamkeit der Menschlichkeit wie einem Dienert Gottes enthüllte. Während Papst Calixt mit den Seinen Cluny verließ, blieb der heilige Bischof Theoger an diesem Ort auf Bitten des Abtes Pontius als Armer und Fremder vier Monate lang. Die ganze Zeit verbrachte er in Betrachtung der göttlichen Dinge und im Gebet. Genau im vierten Monat erfasste den heiligen Greis ein tödliches Fieber, von dem er nicht genesen sollte. Der Mensch Gottes erwartete fröhlich den Tod und empfing die Sakramente des Herrn gemäß der Gewohnheit der heiligen Kirche an den dritten Kalenden des Mai - dies ist der vorletzte Tag des Monats April [29. April] - und ging hinüber zum Herrn Jesus Christus, den er mit ganzem Herzen liebte im noch nicht vollendeten dritten Jahr seines Pontifikats, gleichsam im Jahr der Geburt des Herrn 1119, römische Indiktion 12. Begraben wurde er in der Kirche des heiligen Petrus des Klosters Cluny im nördlichen Teil an der Wand des Gotteshauses. An seinem Grab sind daraufhin vom Himmel her viele Wunder gesehen worden, über die hier zu schreiben nicht möglich ist.

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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