Quellen zur  Geschichte des Klosters Werden a.d. Ruhr II

876 Ende - 877 Anfang:

Brief Bischof Hildegrims II. über Baumaßnahmen an der Werdener Abteikirche

Die Baumaßnahmen an der Werdener Abteikirche waren mit der Weihe der Liudger-Basilika offensichtlich noch nicht abgeschlossen. Nur so ist zu erklären, dass der Werdener Klosterleiter und Halberstädter Bischof Hildigrim II. (853/64-886) sich um die Jahreswende 876/77 bei dem Werdener Propst Reginbert wegen der Fertigstellung des Kirchenturms erkundigte. Fraglich ist, ob es sich bei diesem Turm um einen Teil des späteren Westwerks handelte oder - was wahrscheinlicher ist - um einen noch nicht vollendeten Turm der 875 geweihten Basilika. Kirchenneubauten und die Weihe der Liudger-Kirche zeigen zumindest an, dass die Krise des Werdener Klosters im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts überwunden war. Im ersten Teil des Briefes geht es wohl um die Unterstellung des Werdener Klosters unter den Schutz König Ludwigs des Jüngeren (876-882).

Hildigrim, durch die Gnade des allmächtigen Gottes Bischof, dem Propst Reginbert zusammen mit der übrigen Mönchsgemeinschaft Heil im Herrn.

Wir wünschen zuerst, auf eure ruhige Fürsorge hinzuweisen, weil wir ja die in der Gnade Christi immer starke Frömmigkeit eures Glücks bejubeln wollen. Daraufhin bitten wir eifrig, dass ihr unser nie versiegend im Herrn gedenkt, sowohl hinsichtlich unserer verschiedenartigen Fehler und Schwächen, als auch in Bezug auf die gemeinsamen Notwendigkeiten und Vorteile für uns alle. Daher wisset, dass unser Bote nur mit Odo [dem Herzog von Sachsen] zum Palast [Ludwigs des Jüngeren] geht wegen der Befestigung unserer Übereinkunft, hinsichtlich dessen Gesandtschaft wir mit allen Mitteln wünschen, dass euer Vorschlag vor unserem heiligen Schutzherrn täglich Verwirklichung finden wird, insoweit und wann durch die Barmherzigkeit Gottes bei dieser unserer Angelegenheit dessen Güte es verdient, gegenüber der Schwäche stark zu sein.

Hiernach weisen wir den Propst und alle unsere Amtsleute an, dass jeder sein Amt zum allgemeinen Nutzen der Brüder wie vor Gott ehrlich ausführt und dass den Brüdern nicht irgend etwas von ihrer Nahrung oder auch vom Wein unrechtmäßigerweise entzogen wird, dass vielmehr alles mit Maß geschieht. Nämlich mit der Gunst Gottes werden wir uns, wenn wir ankommen, bemühen, eure Ämter und alle Vorteile für euch mit euch vernünftig ein- und festzusetzen. Wir sorgen dafür, euch durch den zurückkehrenden, besagten Boten zu melden, wann dies endlich geschehen kann. Außerdem befehlen wir, den Bau des Turms ohne Unterbrechung voranzutreiben, damit er mit dem Willen Gottes und durch andere Wohltaten auch zu meinen Lebzeiten vollendet wird.

Seid gesegnet immer in Jesus Christus. [Buhlmann]

Brief des Halberstädter Bischofs und Werdener Klosterleiters Hildigrim II.; in Latein. - MGH Epistolae (in Quart), Bd.6, S.194f, Epistolae variorum Nr.30.