Quellen zur  Geschichte des Klosters Werden a.d. Ruhr II

1176 März 3:

Jahrgedächtnis des Werdener Abtes Wolfram

Das Augustinerchorfrauenstift Marienberg von den Toren Helmstedts wurde (vielleicht als Hauskloster) vom Werdener Abt Wolfram (1173-1183) gestiftet; der Abt soll auch in der Klosterkirche begraben worden sein. Die Gründung wurde mit Nonnen aus dem Kloster Steterburg (bei Salzgitter) besetzt, die in Marienberg einem Propst und einer Priorin unterstellt waren. 1235 ließ sich der Werdener Abt Gerhard von Grafschaft (1228-1255) alle Rechte am Frauenstift bestätigen, 1247 kam es zu einem Vergleich zwischen dem Stift und dem Werdener Abt. Hauptsächlich im 13. Jahrhundert entstand durch Schenkung und Kauf die kleine Grundherrschaft des Stifts, das auch Patronatsrechte über einige Kirchen der Umgebung ausübte und spätestens 1242 das Kloster Marienborn gründete. Dem inneren und äußeren Verfall begegnete man 1461 mit einer Reform nach der augustinischen Klosterregel. 1568/69 wurde die Frauengemeinschaft in ein evangelisches Stift umgewandelt. Vielleicht steht nun die Gründung Marienbergs - wohl 1176 - auch in Verbindung mit der im selben Jahr erfolgten Stiftung des Jahrgedächtnisses Abt Wolframs in Helmstedt; es sei an die Bestattung des Abtes in Marienberg erinnert.

Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit. Wolfram, durch die Gnade Gottes Werdener Abt. Der Auftrag Gottes lautet: gebt Almosen und erblickt die gesamte Schöpfung. Daher begehre ich, den Gläubigen Christi, sowohl den zukünftigen als auch den gegenwärtigen, bekannt zu machen, dass ich von Lambert, einem Ministerialen der heiligen Werdener Kirche, [das Recht auf] 3 Talente Zins des alten Dorfs in Helmstedt, die jener nach Lehnrecht besaß, im Tausch empfangen habe. Von den [Talenten] habe ich eines den hier Gott dienenden Mönchen übertragen zum Gedächtnis meiner Seele unter der Bedingung, dass dieses der Küster der Kirche bis zu meinem Tod nutzt, um zur Verschönerung die Kirche auszuschmücken; nach meinem Tod geht das [eine Talent] über zur Versorgung der Brüder, damit sie an den Vigilien meines Jahrgedächtnis, bei der Abhaltung der Messen, bei den Almosen für die Armen und bei der Darbringung der Seelen Gott meine Seele aufmerksamer anvertrauen. Ich will auch, dass der Pfarrer [der Helmstedter Stephanikirche] an meinem Jahrgedächtnis denselben Anteil an der Versorgung erhält wie ein Bruder, vorausgesetzt, er gedenkt meiner Seele. Wenn jemand dieser Einrichtung schaden will, sei er verdammt. Geschehen ist dies im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1176, Indiktion 9, an den 5. Nonen des März [3.3.], als Kaiser Friedrich regierte, vor dem Vogt dieses Ortes, dem Pfalzgrafen Adalbert [von Sommerschenburg]. Dies aber sind die Namen der Zeugen, die zugegen waren an dieser Einrichtung: Gerhard, Truchsess Justacius, Propst Volland, die Ministerialen der Werdener Kirche Hartung, Liudolf, Eberhard, Werinbert, auch die Ministerialen des heiligen Liudger Stefan und dessen Söhne Gottfried und Stefan, Liudger, Erenfrid, Thietmar, Lambert, Theco und Arnold. [Buhlmann]

Lateinische Originalurkunde. - Behrends, Diplomatarium, Abt.1, S.455f, Nr.7.