Quellen zur Geschichte des Klosters Werden a.d. Ruhr II

1258 Mai 10:

Almosen zum Aufbau der Werdener Abteikirche

Im Jahre 1255 oder 1256 ist die Werdener Abteikirche Opfer eines Brandes geworden. Mit dem Wiederaufbau der Kirche zwischen Westwerk und Hallenkrypta muss aber bald begonnen worden sein. Darauf weisen zumindest die Sammlungsaufrufe für die zerstörte Kirche aus dem Jahr 1256 und - hier vorliegend - vom 10. Mai 1258 hin. In fast 20-jähriger Arbeit entstand bis zur Weihe des Neubaus durch Albertus Magnus im Jahre 1275 die letzte romanische Kirche des Rheinlands, ein spätromanisches Gotteshaus im Übergangsstil, das bis heute nur wenige Veränderungen erfahren hat. Im unter Einbeziehung des Westwerks und der Krypta rund 100 m langen Bauwerk besteht der Mittelteil aus einer dreischiffigen Anlage mit Langhaus, Seitenschiffen und Querschiff, über dessen Mitte sich ein achteckiger Vierungsturm erhebt; Vierungsturm und Westturm - die einzigen Türme der (Doppel-) Kirche - stehen so in gewisser Polarität nebeneinander. Im Innern münden die niedrigeren Seitenschiffe mit dem darüber liegenden Emporengeschoss in das hohe Langhaus; über den Doppelöffnungen der Emporen sind Rosettenfenster zu sehen, die harmonisch zur kreuzrippengewölbten Decke des Langhauses mit den vier Jochen hinüberleiten. Der Chor im Anschluß des Querschiffs nimmt die Gliederung des Langhauses wieder auf; er wird von einem sechsteiligen Rippengewölbe überdacht und ist von den Chornebenräumen umgeben; eine halbrunde Apsis schließt den Chor zur Hallenkrypta hin ab, wobei letztere über vom Chor ausgehende Seiteneingänge betreten werden kann. An Altären waren bzw. sind in der Abteikirche vorhanden: Hochaltar (Altar des heiligen Liudger; 1103), Kreuzaltar (875), Benedictusaltar (genannt 1358), Maria Magdalenenaltar (erstmals erwähnt 1381), Marienaltar (geweiht am 1. September 1359), Agathaaltar (geweiht 875), Apostelaltar, Michaelsaltar, Gabrielsaltar und -kapelle (1160-1173), Raphaelsaltar und -kapelle (erstmals genannt 1317); in der Krypta: Marienaltar, Nikolausaltar, Agnesaltar, Dreifaltigkeitsaltar (alle geweiht am 21. Januar 1059); in der Peterskirche (Marienkirche): Petrusaltar (erstmals erwähnt 1225), Severinusaltar (geweiht am 7. Mai 1255), Altar des Evangelisten Johannes (Anfang des 12. Jahrhunderts).

Otto, Graf von Altena, allen sich in den Grenzen seiner Herrschaft aufhaltenden Pfarrern Heil und alles Gute. Wir be-gehren geneigt, dass sich Gnade findet, und verwenden jene jenen gegenüber freigebig, die sich diese gewinnend und freundlich sichern. Daher [gilt es], dass wir die Reinheit der Treue und die Tat der Ehrerbietung, die die Geliebten und Untergebenen unseres Herrn von Werden [des Abts] gegenüber uns haben, sorgfältiger berücksichtigen und eure Ehrerbietung herzlich befragen, ob ihr deren Almosensammler in euren Kirchen beifällig und freundlich aufnehmt und diese in den Angelegenheiten der Werdener Kirche treu unterstützt, d.h. das Volk zu ermuntern, damit sie von den von Gott ihnen zugewiesenen Gütern ihre Almosen zusammentragen zum Bau der oben erwähnten Kirche, zur Vergebung ihrer Sünden und zum Heil ihrer Seelen, insoweit dies jedem einzelnen durch siebenfache Gnade hineingehaucht ist; wir versprechen euch bei dieser Angelegenheit, dass wir der Bereitwilligkeit eurer Aufopferung Dank abstatten und euch insgesamt und einzeln besonders Gnade und Gunst spenden. Gegeben im Jahr des Herrn 1258, am Freitag vor den Vigilien des Pfingstfests [10.5.]. [Buhlmann]

Abschrift des 15. Jahrhunderts; in Latein. - WfUB III 986.