Quellen zur Geschichte des Klosters Werden a.d. Ruhr II

1674-1705:

Werdener Abtskatalog des Bernhard Roskamp

Als Letzten der frühneuzeitlichen Werdener Geschrichtsschreiber ist der jung an Tuberkulose verstorbene Bernhard Roskamp (*1674-†1705) zu nennen. Sein umfangreicher Katalog enthält für das Mittelalter die Geschichte der Werdener Äbte.

Katalog aller Äbte, die von der ersten Gründung an dieser Abtei vorstanden, und aller Brüder, die der Regel unseres heiligen Vaters Benedikt unterliegen. Wobei wenigstens für die ersten Jahrhunderte allein die Namen der Äbte aufgezählt werden, der Brüder Namen aber durch das Unrecht der Zeiten vergessen wurden.

Um das Jahr des Herrn 777 wird Werden gegründet und erbaut mit Schutz und Hilfe des Kaisers Karl des Großen und anderer Könige und der Grafen.

Der heilige Liudger, der erste Bischof von Münster, der Apostel der Sachsen und Friesen, [war] der Gründer Werdens, der Leiter und erste Abt.

Der heilige Hildigrim, der erste Bischof der Halberstädter Kirche, der Bruder des heiligen Liudger, stand nach dem Tod des Bruders als Verwalter und Abt Werden und den aufgenommenen, frommen Brüdern der Regel des heiligen Vaters Benedikt vor. [Um das Jahr 803 ist das Kloster Helmstedt gegründet worden.] Dies nach Pater Bucellinus, S.307, wobei er auf S.308 sagt, dass der heilige Hildigrim diesem Kloster ca. 18 Jahre vorstand und im Jahr des Herrn 827, am 19. Juni, starb.

Der selige Gerfrid, zweiter Bischof von Münster, Neffe der heiligen Bischöfe Liudger und Hildigrim, stand Werden ungefähr 13 Jahre vor. Er starb im Jahre des Herrn 839, am 12. September.

Der selige Thidgrim oder Thiadgrim, Bischof von Halberstadt, Neffe der Heiligen Liudger und Hildigrim, wurde als Verwalter dieses Abtsamtes von Kaiser Ludwig eingesetzt. Er starb im Jahr des Heils 840, an den 8. Iden des Februar [6.2.].

Der selige Altfrid, der dritte Bischof von Münster, folgte Thiadgrim in der Leitung dieser Abtei. Er wies die frommen Brüder ein, sorgte väterlich für sie und leistete viel für die Schutzherrschaft des heiligen Liudger, wie bei Bucellinus, oben zitiert, S.308 zu sehen ist. Er starb im Jahr Christi 849, am 22. April. [Er schrieb auch das Leben dieses Heiligen, wie er im Prolog sagt, nicht wie jemand, der alles sieht, was er schreibt [d.h. aus eigener Anschauung], sondern wie einer, dem teils vom heiligen Hildigrim, dessen Bruder, teils von dem Neffen Gerfrid, von Thiadbald und und den Schülern berichtet wurde. Vor ihm schrieb dies Othelgrim, der vertrauteste Schüler des heiligen Liudger.]

Hildigrim II., genannt der Jüngere mit Rückblick auf den heiligen Hildigrim, den Bruder des heiligen Liudger, Neffe beider von der Schwester her, der vierte Halberstädter Bischof, folgte dem seligen Altfrid in der Leitung dieser Abtei; er war ein Mann großer Gewandtheit, Klugheit und Heiligkeit, als Vater und Abt von den frommen Brüdern sehr geliebt. Neben anderen besonderen Gebäuden stellte er die Werdener Basilika, die in einem Zeitraum von 66 Jahren von seinen Vorgängern Hildigrim, Thiadgrim, Gerfrid und Altfrid großartig aufgeführt wurde, erhaben fertig und weihte sie mit dem Kölner Erzbischof Willibert im Jahr Christi 875. Er stand der Abtei ungefähr 36 Jahr vor, und nach seinem Tod wählten die Werdener Mönche gemäß der Regel des heiligen Vaters Benedikt aus den Brüdern den ersten Abt, der war Andulf, [...] 

Heribert, der erste seines Namens, der 35. Werdener Abt, [Graf von Berg,] regierte ungefähr 12 Jahre. Er starb ungefähr im Jahre des Heils 1196.

Heribert, der zweite seines Namens, von Büren, der 36. Werdener Abt. Unter diesem Abt wurde das Kloster Helmstedt durch Feuer zerstört. Er stand [der Abtei] fast 34 Jahre vor. Er starb ungefähr im Jahr des Herrn 1230. [Dieser Abt wird in einem Privileg von Kaiser Otto IV. Fürst genannt: "Unserem treuen und geliebten Fürsten." Ebenso von Kaiser Heinrich [(VII.)] "Unserem geliebten Fürsten" in einem ihm zugestandenen Privileg von den 11. Kalenden des März [19.2.] 1226.] [...]

Konrad, seines Namens der erste, der 50. Werdener Abt, Graf von Gleichen. Unter diesem Abt teilten die, die hier lebten, nämlich drei berühmte Grafen, unter sich die Güter des Klosters auf; [diese waren:] Abt Konrad von Gleichen, [aber] nicht Priester, Graf Wilhelm von Reifferscheid, Propst, und Walram von Sombren oder Sombreff, Schatzmeister, mit Werdener Mönchsgelübde und sich wenig um die mönchische Ordnung kümmernd. Die Vorsorge des einzigen Gottes veranlasste daher, dass an den Vigilien vor Pfingsten im Jahr des Herrn 1474 dieses Kloster gezwungen wurde, sowohl die reguläre Ordnung der Regel des heiligen Vaters Benedikt, als auch die weltlichen Verfügungen zu verändern; [dies geschah] durch den ehrwürdigsten Herrn Adam von Eschweiler, dem Abt von Sankt Martin innerhalb Kölns. Der Abt Konrad trat vom Abtsamt zurück, nachdem er ungefähr 20 Jahre [dem Kloster] vorstand. Und, nachdem der ganze Streit eingeschlafen war, übernahm der ehrwürdigste Herr Adam die Verwaltung des Klosters, indem er der Würde der berühmten Personen für die Tage des Lebens eine angemessene Ausstattung anwies; er übergab dem Graf von Gleichen die Burg in Hetterscheid, dem Grafen von Reifferscheid einen Wohnsitz in Rossdelle. Graf Wolfram [Walram] war wenig mit seinem Los zufrieden, weil er auf das väterliche Erbe Ansprüche erhob; er wurde von seinem Bruder gefangengenommen, aber durch die Gnade und das Eingreifen des Grafen von Moers befreit; und nicht lange danach war er in der Lage, bei den reformierten Werdener Mönchen, die von verschiedenen Klöstern zur Erneuerung der Ordnung herbeigekommen waren, Fuß zu fassen, weil er das Mönchsgelübde ablegte; vom Tod aufgesucht, starb er in Worringen am Rhein bei Köln und liegt dort begraben. Graf von Gleichen wohnte zu der Zeit in der Burg Hetterscheid. Als er durch Betrübnis und Geistesverwirrung dahinsiechte, während er sich auf den Weg zu seiner Grafschaft machte, starb er nicht lange danach bei der Stadt Minden, ungefähr im Jahre des Herrn 1477. Der Graf von Reifferscheid aber lebte in Werden, den Reformen wenig fernstehend, und bemühte sich, den Zustand des Klosters zu verbessern; er starb demütig in der Burg Rossdelle und ist am Kopf der Krypta außerhalb der Krypta begraben worden. [...] [Buhlmann]

Originalhandschrift des Bernhard Roskamp; in Latein. - Schantz, Werdener Geschichtsquellen, Bd.3, S.5-65.