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Hildigrim

Regesten, Quellen, Texte

Hildigrim

Bruder des heiligen Liudger

Regesten

Regesten sind von modernen Bearbeitern gestaltete, chronologisch geordnete, kurze Zusammenfassungen von Quelleninhalten, hier betreffend das Leben des Hildigrim, des Bruders des heiligen Liudger. In den nachstehenden Regesten gilt ein Augenmerk der Nennung Hildigrims in der Liudgervita Altfrids, die ergänzt wird von Nachrichten aus der zweiten und dritten Liudgervita. Hinzu kommen die mit Hildigrim in Verbindung zu bringenden Urkunden, allen voran die Werdener Traditionsurkunden von der Wende des 8. zum 9. Jahrhundert. Erschlossene Zeit- und Ortsangaben stehen in Klammern (…).

Michael Buhlmann, Hildigrim, Bruder des heiligen Liudger, Essen 2012 [265 kB]

(ca.750/60?, nach 742), (Friesland) #1

Hildigrim wird als jüngerer Sohn der friesischen Christen Thiadgrim und Liafburg geboren.

Altfrid, Vita Liudgeri I,6 (= DIEKAMP, Vitae Liudgeri, S.12): ... eo quod ex ea duo episcopi fuissent oriundi, sanctus videlicet Liudgerus et Hildigrimus, ceterorumque episcoporum genitrices futurae.

(vor 784), (Utrecht?) #2

Hildigrim erhält u.a. von seinem Bruder Liudger seine geistliche Ausbildung.

Altfrid, Vita Liudgeri I,21 (= DIEKAMP, Vitae Liudgeri, S.25).

784, Rom #3

Liudger pilgert zusammen mit seinen Schülern Hildigrim und Gerbert Castus nach Rom.

Altfrid, Vita Liudgeri I,21 (= DIEKAMP, Vitae Liudgeri, S.25): Tunc Liudgerus ... disposita turba discipulorum, duos ex eis secum assumens, Hildigrimum scilicet germanum eius et Gerbertum, qui cognominabatur castus, perrexit Romam ... Vita sec. I,13 (= DIEKAMP, Vitae Liudgeri, S.60): Illic cum papae Leoni indicasset itineris causam, et quia desideraret in paterna hereditate monasterium construere, ...

(784 oder 785) - 787, Montecassino #4

Liudger begibt sich (zusammen mit seinen Schülern Hildigrim und Gerbert Castus?) zum Kloster Montecassino und hält sich dort zwei Jahre und sechs Monate auf.

Altfrid, Vita Liudgeri I,21, 22 (= DIEKAMP, Vitae Liudgeri, S.25): ... et inde progrediens pervenit ad monasterium sancti Benedicti in regno Beneventino et illic in sancta conversatione consistens didicit regulam eiusdem sanct patris Benedicti. ... Post duos igitur annos et menses sex reversus ...

793 März 22, Bidningahusum #5

Liudger, der Sohn des Hredger, schenkt dem Priester Liudger, dem Bruder Hildigrims, die Hälfte seines Erbguts in Berisili und Erbgut im Wald Seaeuuald bzw. Suifterbant mit Ausnahme der dort gelegenen Äcker. Der Diakon Hildigrim ist bei der Schenkung als Zeuge anwesend.

BLOK, Oorkonden, Nr.1, NrhUB I 2. Mit der Schenkung vom 22. März 793 liegt die früheste Werdener Traditionsurkunde vor.

796 Juni 29, Wichmond #6

Odhelm bestimmt, dass nach seinem Tod die Schenkung der Höfe Oeken (bei Brummen) und Huleri an die Salvatorreliquien (Liudgers) in Wichmond erfolgen soll. Der Diakon Hildigrim ist bei der Schenkung als Zeuge anwesend.

BLOK, Oorkonden, Nr.10, NrhUB I 9.

(798), Helmstedt #7

Auf einem Feldzug König Karls des Großen in Ostsachsen gründet Liudger (angeblich?) eine (Missions-) Kapelle (oder ein Kloster?) in Helmstedt, die in der Folgezeit von Hildigrim zu einem Kloster ausgebaut wird.

Thietmar, Chronik IV, 68(45) (= MGH SSrG NS 9, S.208): Ambo enim hii fuerant monachi in monasterio confessoris predicti [Ludger], qui locum hunc, Helmstidi vocatum, proprietate sua construxit tempore Karoli imperatoris magni ... Zum Feldzug vgl. die Werdener Traditionsurkunde bei BLOK, Oorkonden, Nr.11, NrhUB I 10 (798 Juli 19), zum Kloster Helmstedt die gefälschte Urkunde MGH DKG 267.

(nach 798? bzw. um 798?), Ostsachsen #8

Liudger und Hildigrim missionieren in Ostsachsen.

BLOK, Oorkonden, Nr.11, NrhUB I 10 (798 Juli 19): Aufenthalt Liudgers in Minden.

(nach 799 Januar 18), Werden #9

Liudger gründet (mit Unterstützung Hildigrims) ein Kloster in Werden an der unteren Ruhr.

Vita sec. I,29 (= DIEKAMP, Vitae Liudgeri, S.75f): Erat ibi sarculum quoddam arborum opacitate et silvarum densitate undique conclusum; ibi fixis tentoriis mane primo arbores diruere et locum ponendis edificiis expurgare ... STÜWER, Reichsabtei Werden, S.89. Die Zeitstellung ergibt sich aus dem Datum der Werdener Traditionsurkunde von 799 Januar 18, nach dem die Klostergründung erfolgt sein muss.

802 #10

Hildigrim wird Bischof von Châlons (-sur-Marne, -en-Champagne; 802-827).

DUCHESNE, L., Fastes épiscopaux, Bd.3, S.94, 97. Der Beginn der Amtszeit Hildigrims als Bischof ergibt sich aus der Regierungszeit seines Vorgängers Bovo I. (782-802).

802 April 26, Seligenstadt #11

Kaiser Karl der Große schenkt dem Kloster Helmstedt den Ort Karlsdorf.

MGH DKG 267; UB Halberstadt I 2. Werdener Fälschung wahrscheinlich des hohen Mittelalters.

(nach 802) #12

Hildigrim wird Leiter des Halberstädter Missionsbezirks (in der Nachfolge Bischofs Bovo I. von Châlons?).

Gesta episcoporum Halberstadensium zu 781 (= MGH SS 23, S.78): (Karl der Große) ... sanctum Hildegrimum Katolanensem ... episcopum destinavit.

(nach 802) #13

Hildigrim verlegt das Zentrum seines Missionsbezirks von Osterwieck (Seligenstadt) nach Halberstadt.

Gesta episcoporum Halberstadensium zu 781 (= MGH SS 23, S.78): Sanctus vero Hildegrimus statim eodem anno ... sedem episcopalem de Seligenstat in oppidum quod Halberstat dicitur transmutavit.

(nach 802) #14

Hildigrim gründet innerhalb des Halberstädter Missionsbezirks (angeblich?) 35 Pfarrkirchen.

Gesta episcoporum Halberstadensium zu 827 (= MGH SS 23, S.80): Sanctus igitur Hildegrimus episcopus ... 35 ecclesias plebeias in episcopatu suo instituit.

804 Mai 15, Salz #15

Kaiser Karl der Große bestätigt (Hildigrim?) die Immunität des Bistums (Missionsbezirks) Halberstadt und lässt dessen Grenzen umschreiben.

Gesta episcoporum Halberstadensium zu 804 (803) (= MGH SS 23, S.79): Hii autem sunt termini Halberstadensis dyocesis ... Angebliche Grenzumschreibung bei angeblicher Immunitätsurkunde Karls des Großen. VOGTHERR, Gründung, S.91-98.

(802/04 - 809 März 26), Halberstadt #16

Der Halberstädter Kirchenleiter Hildigrim erbaut die Stephanskirche (Dom: Gründungsbau) in Halberstadt.

Die Zeitstellung ergibt sich daraus, dass Liudger nördlich des Doms eine Kapelle zu Ehren des Johannes und des Paulus stiftete (vor 809 März 26). LEOPOLD, Halberstädter Dom, S.300.

(809 März 26 - 809 April 26), Münster - Werden #17

Nach dem Tod Liudgers in Billerbeck (809 März 26) und der Überführung von dessen Leichnam nach Münster verhandelt Bischof Hildigrim mit Kaiser Karl dem Großen (768-814) über den Begräbnisort. Auf Befehl Karls wird die Leiche Liudgers nach Werden gebracht und dort beerdigt (809 April 26).

Altfrid, Vita Liudgeri I,32 (= DIEKAMP, Vitae Liudgeri, S.37f): Igitur discipuli non inmemores, qualiter idem Domini sacerdos disposuerat adhuc vivens, ut in loco nuncopato Werthina, ubi in hereditate propria ob habitaculum monachorum in honore sancti Salvatoris, sanctae Dei genitricis sanctique apostolorum principis Petri ipse construxit aecclesiam, eius sepeliretur corpus., ... donec venerabilis episcopus aecclesiae Cadalonensie Hildegrimus nomine, germanum eiusdem viri Dei atque eb eo eruditus, ageret cum glorioso rege Carolo, ut eius imperio, immo Dei consilio in loco, ubi vivus ipse decreverat, sanctum illius conderetur corpus extra aecclesiam a parte orientali, ut iusserat ipse. ... Defunctus est itaque anno dominicae incarnationis octingentesimo nono, septima Kalendas Aprilis, et tricesimo secundo die sancti sui obitus, hoc est sexto Kalendas Mai, mirifice flagrans in loco praefato sepultus est.

(nach 809 März 26), Werden #18

Nach dem Tod Liudgers übernimmt Hildigrim (als rector) die Leitung des Werdener Klosters (809-827).

RÜSCHEN, Hildigrim, S.86f.

811 Oktober 27, Werden #19

Willeburg verkauft sechs Morgen Land in (Mülheim-) Menden an Bischof Hildigrim.

BLOK, Oorkonden, Nr.32, NrhUB I 29.

812 Oktober 18, Werden #20

Gunduin und Adelbold verkaufen einen Hof in Mehlem (bei Bonn) an Bischof Hildigrim.

BLOK, Oorkonden, Nr.33, NrhUB I 30. Wenige Urkunden verwenden statt der Ortsbezeichnung "Werden" die Bezeichnung Ad Rura ("An der Ruhr"), wie sie auch in einem Gedicht des Reichenauer Mönchs Walahfrid Strabo (†849) über das Ruhrkloster vorkommt.

(809 März 26 - 814 Januar 28) #21

Kaiser Karl der Große schenkt den Reichsgutbezirk (Duisburg-) Friemersheim an Bischof Hildigrim und das Kloster Werden.

KÖTZSCHKE, Urbare Werden, Tl. A, Abschn. II: Urbar A, §3 Güter und Rechte in Friemersheim. WENSKY, Moers, Bd.1, S.70f.

814 September 2, Aachen #22

Kaiser Ludwig der Fromme (814-840) bestätigt Hildigrim die Immunität des Bistums (Missionsbezirks) Halberstadt.

UB Halberstadt I 5. Abschriftlich überlieferte, überarbeitete und im Kern wohl echte Immunitätsurkunde. VOGTHERR, Gründung, S.91-98.

(816/17) Januar 28, Werden #23

Erik und Ermenfrid schenken zwei Teile des Waldes bei Ad Crucem ("Beim Kreuz") und zwei Äcker an Bischof Hildigrim.

BLOK, Oorkonden, Nr.33, 34, NrhUB I 32, 33.

817 April 23, Ad Crucem ("Beim Kreuz") #24

Widrad verkauft vier Morgen Land in Wehl (bei Neuss) an Bischof Hildigrim.

BLOK, Oorkonden, Nr.36, NrhUB I 34.

817 April 24, Ad Crucem ("Beim Kreuz") #25

Friedrich verkauft zwei Morgen Land in Hrodbertingahova an Bischof Hildigrim.

BLOK, Oorkonden, Nr.37, NrhUB I 35.

818 Juni 25, Ad Crucem ("Beim Kreuz") #26

Die Brüder Friedrich, Hildibert und Altperct schenken drei Morgen Land in Hrodberctingahova und drei Morgen Land in Wehl (bei Neuss) an die Salvatorreliquien in Werden.

BLOK, Oorkonden, Nr.38, NrhUB I 36. Die Örtlichkeit Ad Crucem ("Beim Kreuz", "Zum Kreuz") lag an der Erft bei Neuss. Hier erwarben Liudger bzw. das Kloster Werden einigen Grundbesitz.

(vor 819 September 11) #27

Hildigrim teilt sich die Leitung des Werdener Klosters mit seinem Neffen Gerfrid, dem Bischof von Münster (809-839).

Ergibt sich aus der Urkunde von 819 September 11; BLOK, Oorkonden, Nr.39, NrhUB I 37.

819 September 11 #28

Sigihard schenkt dem Werdener Kloster unter der Leitung Hildigrims und Gerfrids Land in Fischlaken (bei Werden).

BLOK, Oorkonden, Nr.39, NrhUB I 37. In der Urkunde ist neben Hildigrim erstmals dessen Neffe Gerfrid in der Werdener Klosterleitung bezeugt.

820 April 13 #29

Bado schenkt eine Hufe in Pierbeck (bei Dortmund) an das Kloster Werden.

BLOK, Oorkonden Nr 40, NrhUB I 38.

820 Juni 18, Münster #30

Der Diakon Theodgrim schenkt seine Güter in Tinaarlo (bei Vries) an das Kloster Werden.

BLOK, Oorkonden Nr 42, NrhUB I 40. Vielleicht ist der in der Urkunde genannte Diakon Theodgrim mit dem Liudgeriden Thiatgrim, dem Werdener Klosterleiter (839-840), identisch.

(809 März 26 - 827 Juni 19), Werden #31

Erpo und Helmfrid schenken Güter in (Mülheim-) Menden an Bischof Hildigrim.

BLOK, Oorkonden, Nr.43, NrhUB I 43. Die undatierte Urkunde kann nur ungefähr auf die Zeit der Werdener Klosterleitung Hildigrims I. eingegrenzt werden.

(809 März 26 - 827 Juni 19), Werden #32

Reginbrat und Flodoin schenken Güter in Mulenegia und (Mülheim-) Menden an Bischof Hildigrim.

BLOK, Oorkonden, Nr.44, NrhUB I 44. Die undatierte Urkunde kann nur ungefähr auf die Zeit der Werdener Klosterleitung Hildigrims I. eingegrenzt werden.

(819 - 827 Juni 19), Werden #33

Hildigrim weiht die von ihm erbaute Stephanskapelle.

Walahfrid Strabo, Gedicht über die Errichtung der Werdener Stephanskirche; MGH. Poetae Latinae, Bd.2, S.393, Nr.43. WINKLER, Baugeschichte, S.279.

827 (vor Juni 19), Halberstadt #34

Hildigrim weiht die von seinem Bruder Liudger gestiftete Kapelle der Heiligen Johannes und Paulus.

LEOPOLD, Halberstädter Dom, S.300.

827 Juni 19 #35

Hildigrim stirbt.

Gesta episcoporum Halberstadensium zu 827 (= MGH SS 23, S.80): ... Christi fortis miles ... ordinationis sue anno 47, 13. Kal. Iulii, hominem exutus in paradysum ducentibus angelis victoriosus pervenit.

(nach 827 Juni 19), Werden #36

Der Leichnam Hildigrims wird ins Kloster Werden überführt und dort neben dem Grab Liudgers beigesetzt.

ISENBERG, Abteikirche, S.260.

Geschichtsquellen

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Bearbeiter: Michael Buhlmann