Lexikonartikel: Gottesdienst, Liturgie, Messe

Gottesdienst, Liturgie, Messe

Gottesdienst (opus Dei) war/ist die rituelle Verehrung des christlichen Gottes, Liturgie die geregelte Form des Gottesdienstes, die im Verlauf des Mittelalters im westlichen Christentum eine zunehmende Vereinheitlichung fand („gallische“, römische Liturgie). Bücher zur Liturgie enthalten die für den Gottesdienst benötigten Texte: 1) Antiphonar (Sammlung von Antiphonen, Wechselgesängen), 2) Benediktionale, 3) Epistolar (Sammlung von biblischen Schriftstellen), 4) Evangeliar (mit dem vollständigen Text der Evangelien), 5) Evangelistar (Sammlung von Textstellen aus den Evangelien), 6) Graduale (Verzeichnis der zur Messfeier gehörenden Hymnen), 7) Hymnar (Verzeichnis von Hymnen), 8) Kollektar, 9) Legendar (Passionar), 10) Lektionar (Sammlung von Schriftlesungen im Gottesdienst), 11) Martyrologium (Verzeichnis von Märtyrern und Heiligen), 12) Orationale, 13) Perikopenbuch (mit Abschnitten aus den Evangelien), 14) Pontifikale (mit den bischöflichen Sakramenten), 15) Psalterium (Psalmensammlung), 16) Responsoriale, 17) Sequentiar (Liederbuch), 18) Tonar, 19) Tropar und: 20) Sakramentar, 21) (Voll-) Brevier (Sammlungen liturgischer Texte für den Gottesdienst und das Stundengebet). Liturgische Gewänder in den (seit dem Hochmittelalter) fünf liturgischen Farben Weiß, Rot, Grün, Schwarz und Violett spielten im gottesdienstlichen Ablauf ebenfalls eine wichtige Rolle.

Das Gerüst um Gottesdienst und liturgische Handlungen bildeten das christliche Kirchenjahr mit seinen Festtagen und der in zwölf (ungleiche) Tag- und Nachtstunden unterteilte Tag. Zentraler Bezugspunkt der klösterlichen Liturgie war das tägliche Stundengebet als Nachtgebet, als Gebet zur Matutin usw. gemäß den kanonischen Horen. Nach der Prim, auch nach der Terz wurden zudem Messen gehalten, Gebet und Psalmen, Hymnen und Wechselgesänge waren zu hören. Die höchsten Feiertage wie Ostern, Weihnachten oder der Tag des Klosterpatrons erforderten eine gesteigerte Liturgie, Prozessionen wurden veranstaltet, die Kirche geschmückt und festlich beleuchtet. Zu Liturgie und Gottesdienst gehörten daher auch liturgisches Gerät (Kelch, Vortragekreuz u.a.) und die entsprechende Ausstattung der Klosterkirche. Die Sakristei als Nebenraum der Kirche bewahrte Gewänder und Geräte auf, sie war der Umkleideraum für die Priester.

Die Messe (Messfeier, missa) war/ist der Hauptgottesdienst der Christen, die Eucharistiefeier, die auf das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern zurückgeht. Sie wurde liturgisch und rituell besonders ausgestaltet. Gebete, Hymnen und Predigt waren Teil der Messfeier.

Gleba, Klosterleben; Schwaiger, Mönchtum, S.311ff, 319ff, 386, 450.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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