Lexikonartikel: Zeit

Zeit

Die „christliche Zeit“ des Mittelalters, die Zeit der Priester und Mönche ist geprägt durch das Kirchenjahr mit seinen Hochfesten und Feiertagen. Der Ostersonntag, das christliche Hauptfest, und die davon abhängigen beweglichen Feiertage einschließlich der Hauptfastenzeit mussten dabei mit Hilfe des mittelalterlichen computus berechnet werden, der römische Kalender mit seinen Kalenden, Nonen und Iden als Bezugstagen wurde in Kalendaren, Martyrologen, Nekrologen und Urkunden zur Tagesbezeichnung bis ins späte Mittelalter herangezogen. Der Tag selbst war gemäß römischer Systematik in zwölf Tag- und zwölf Nachtstunden unterteilt, wobei die Länge dieser sog. ungleichen Stunden von Jahreszeit zu Jahreszeit variierte. Die sieben kirchlichen Horen Matutin, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet waren die wichtigen Bezugspunkte des täglichen Klosterlebens.

Als Tagesablauf für die Mönche ergibt sich daraus abhängig von der Jahreszeit und vom All-, Sonn- oder Festtag: 1) Nachtgebet, 2) Aufstehen, Gebet zur Matutin, zur Morgendämmerung, 3) Gebet zur Prim und Frühmesse, 4) Kapitelversammlung, 5) Gebet zur Terz und (meist) (Toten-) Messe, 6) Lesen, 7) Gebet zur Sext, 8) Mittagsmahl, 9) Arbeiten, 10) Gebet zur Non, 11) Gebet zur Vesper, 12) Abendmahl, 13) Gebet zur Komplet, 14) Nachtruhe.

Buhlmann, Zeitbewusstsein; Gleba, Klosterleben, S.116-124; Grotefend, Taschenbuch; Gurjewitsch, Weltbild.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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