Lexikonartikel: Kloster

Kloster

Begrifflichkeit. Der Begriff „Kloster“ stammt vom lateinischen bzw. mittellateinischen claustrum (von lateinisch claudere, „verschließen“) und findet in den Worten abbatia, cella, coenobium, monasterium seine weitere Entsprechung. Das Kloster ist der Aufenthaltsort der Mönche, die dort in der Klausur weitgehend ungestört von den Abläufen „in der Welt“ leben sollten (vita communis). Das Kloster als Mönchsgemeinschaft wurde damit zu einem sozialen System mit Innen- und Außenbeziehungen. Zu den Innenbeziehungen gehörten: die Mönche (Chormönche, Konversen) in ihrer Hierarchie (Abt, Klosterämter), der Gottesdienst und das Stundengebet, die Handarbeit und die geistig-geistliche Lektüre, zu den Außenbeziehungen: das Verhältnis zu anderen Klöstern (Gebetsverbrüderung, abhängige Klöster), das (sich wandelnde verfassungsrechtliche) Verhältnis zu den Herrschenden (Adel, Stifter, Tradenten, Vogt, König, Bischof, Papst; Klosterreform), die Grundherrschaft, die familia als der zum Kloster gehörende, nach Aufgaben und Arbeiten vielgliedrig abgestufte Personenkreis von den Mönchen bis hin zum abhängigen Bauern.

Klostergebäude. Das Kloster ist auch eine Ansammlung von Gebäuden, die den Mönchen als Aufenthaltsort dienen. Die Klosteranlage besteht – nicht zuletzt auf Grund des in der Benediktregel Vorgegebenen – aus dem oratorium („Betraum“, Kirche), dem refectorium (Speisesaal) und dem dormitorium (Schlafsaal) für die Mönche, gleichsam als Grundgegebenheiten mönchischen Lebens im Sinne von Gebet und Dasein. Hinzu kommt der Bereich der Organisation und Arbeit: Kapitelsaal, parlatorium (Sprech- und Besucherraum), Abtshaus, Küche, Bibliothek, Garten, calefactorium (als einziger beheizbarer Raum des Klosters), Infirmerie (als Krankenhaus der Mönche), Novizengebäude, Schule, Speicher, Scheunen, Stallungen, Werkstätten, Mühlen. Der Kreuzgang (ambitus) verbindet die Räumlichkeiten der Klausur, das Skriptorium war die Schreib- und Malschule des Klosters. Der St. Galler Klosterplan (ca.820) gibt das Ideal eines karolingerzeitlichen Großklosters wieder.

Schwarzwälder Klosterlandschaft. Zweifelsohne haben die Benediktinerklöster in der mittelalterlichen Geschichte des Schwarzwalds eine wichtige Rolle gespielt. Die Mönchsgemeinschaften ergeben zusammen mit den Klöstern und Stiften anderer christlicher Orden die Schwarzwälder Klosterlandschaft, die das Mittelgebirge nicht nur kulturell-religiös, sondern auch gesellschaftlich und wirtschaftlich entscheidend geprägt hat. Dabei spielen eine Rolle: die Gründungsperioden der benediktinischen Kommunitäten einmal im 7.-9. Jh., zum andern im 11./12. Jh.; die in Randlage zum Schwarzwald gelegenen frühen Klöster und Frauengemeinschaften, die Binnenlage der benediktinischen Reformklöster der 2. Gründungsperiode; der verfassungsrechtliche Status als Reichs- oder Reformkloster usw., damit verbunden die Vogteiverhältnisse; schließlich die Klosterpatrone, d.h.: die Apostelfürsten Peter und Paul, die Gottesmutter Maria, Johannes der Täufer, Georg, Nikolaus oder Papst Gregor der Große (590-604); das Datum der Aufhebung des Klosters durch Reformation (16. Jh.) oder Säkularisation (19. Jh., Anfang).

Schema: Mittelalterliches Benediktinerkloster

Mittelalterliches Benediktinerkloster

Bühler, Klosterleben; GB I, S.23-418; Gleba, Klosterleben; LexMA 5, Sp.1218-1223; Schwaiger, Mönchtum, S.286-291.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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