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Villinger Regesten

Mittelalter

Villinger Regesten

Die Villinger Regesten zur mittelalterlichen Geschichte möchten Auskunft geben über die historische Entwicklung der Stadt auf der Baar. Als Einteilung der Villinger Regesten soll hier die nach Jahrhunderten fungieren.

Regesten sind von modernen Bearbeitern gestaltete, chronologisch geordnete, kurze Zusammenfassungen von Quelleninhalten, die einzelne Regenten (u.a. Könige, Erzbischöfe, Bischöfe, weltliche Machthaber), Regentenabfolgen (u.a. Dynastien), geistliche Institute, Orte oder Städte betreffen. Regesten berücksichtigen von daher in der Hauptsache die Urkunden eines Urkundenausstellers; hinzugezogen werden aber auch andere Quellentypen, etwa historiographische Quellen (Geschichtsschreibung). Der Quelleninhalt wird bei Urkunden in der Weise zusammengefasst, dass neben dem Aussteller, dem Urkundenempfänger und eventuell beteiligten Zeugen der Rechtsinhalt der Urkunde sowie Datum und Ort genannt werden. Bei historiographischen Quellen steht die Darstellung der Ereignisse im Vordergrund; auch hier werden Datum und Ort einbezogen. Wichtige Textteile werden zudem im (z.B. lateinischen) Original der Vorlage wiedergegeben. Regesten geben damit einen guten Überblick über die ihnen zugrunde liegenden Quellen. Auf Grund der dargebotenen zeitlichen Abfolge der Quelleninhalte sind sie darüber hinaus ein wichtiges Hilfsmittel bei der Erschließung von Ereignissen in Raum und Zeit.

Der Ort Villingen wird erstmals 817 in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) für das Kloster St. Gallen erwähnt. Fast zweihundert Jahre später verlieh Kaiser Otto III. (983-1002) dem Zähringergrafen Berthold (991/96-1024) am 29. März 999 Markt-, Münz- und Zollrecht für Villingen. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich neben Alt-Villingen die "Zähringerstadt", die nach dem Aussterben des Herzogsgeschlecht (1218) an die Staufer kam, schließlich 1283 als erbliches Reichslehen an die Grafen von Fürstenberg. Für die Zeit des späteren Mittelalters wird dann die topografische Gliederung der Stadt erkennbar. Ein Kreuz zweier Haupt- als Marktstraßen bildet das eindrucksvolle topografische Gerüst des Ortes. An drei Enden dieser Hauptstraßen befinden sich heute noch Stadttore (Bicken-, Riet-, Oberes Tor), Teil einer Ummauerung aus dem 13. Jahrhundert, zu der auch der Romäus- und der Kaiserturm gehören. Weitere mittelalterliche Bauwerke sind bzw. waren: das 1288 gestiftete Spital, die Franziskanerkirche (1268), die Kirche der Johanniter (1257), der romanische Turm der Altstadtkirche (12. Jahrhundert), das St. Klara-Kloster am Bickentor (Anfang des 14. Jahrhunderts, 1480 als Klarissenkloster), Bürgerhäuser mit hoch- und spätmittelalterlicher Bausubstanz. Das bedeutendste mittelalterliche Baudenkmal ist das Villinger Münster, eine spätromanische dreischiffige Basilika, die im 13. Jahrhundert entstand und nach dem großen Stadtbrand von 1271 bis zum 16. Jahrhundert wiedererrichtet wurde. Zwischen den beiden Türme bildet ein romanischer Chor den Abschluss der Kirche nach Osten. Die niedrigen Seitenschiffe flankieren das querschifflose Hauptschiff. Widerstände gegen den fürstenbergischen Grafen als Stadtherrn führten u.a. 1326 dazu, dass sich Villingen der österreichischen Herrschaft unterstellte. Villinger Bürger waren an der Niederschlagung des Bauernaufstands (1525) beteiligt, der Ort nahm nach der Reformationszeit den katholischen Mönchskonvent des Klosters St. Georgen auf. Drei schwedisch-württembergische Belagerungen während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) scheiterten. Französische Angriffe auf Villingen prägten das ausgehende 17. und die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1805 wurde Villingen württembergisch, 1806 badisch.

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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