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Kompendium
Mittelalter

Burgenforschung

I. Burgen und Befestigungen sind ein Sinnbild für das Mittelalter. Eine Burg (lateinisch arx, burgus, castrum, deutsch Burg, Schloss, Veste) ist ein verteidigungsfähiger, u.U. mit besonderen Rechten ausgestatteter Wehrbau für zeitweise oder dauernd darin lebende Bewohner. Architektonisch besteht eine Burg aus einer Wehrmauer, dem Wehr- (Bergfried, Türme), Wohn- (Palas; festes Haus; Stube, Kammer [als Appartement]) und Wirtschaftsgebäude (etwa der Vorburg) angegliedert sind. Über die Wehr- und Schutzfunktion hinaus dienten Burgen der Repräsentation und Verwaltung, waren wirtschaftliche Mittelpunkte von Grundherrschaften. Burgen war nicht zuletzt Mittelpunkte von adliger, fürstlicher oder königlicher Herrschaft ("Adelsburgen"). II. Der Erforschung (nicht nur) mittelalterlicher und frühneuezeitlicher Burgen (im deutschsprachigen mitteleuropäischen Raum) dient die Burgenforschung, die das Phänomen "Burg" als ein architektonisches und historisches Phänomen begreift. Die Anfänge der Burgenforschung gehen zurück ins späte Mittelalter und in die frühe Neuzeit, als u.a. Chroniken Burgen- und Bewohnerbeschreibungen boten (Jakob Wernher Kyllinger, De Ganerbiis Castrorum 1620). Historische Burgenabhandlungen und Burgenführer treten ab dem endenden 17. Jahrhundert in Erscheinung (Johann Gottfried Gregorius, Das erneuerte Alterthum ... Einiger vormahls berühmten ... Berg-Schlösser in Teutschland 1713; Johann S. Thon, Schloß Wartburg 1795). Zunehmend rückte auch die Burgarchitektur in den Vordergrund (Friedrich Frick, Fragmente einer Geschichte des Schlosses Marienburg in Preussen 1802), den Historismus interessierten u.a. Burgenbau und Ausstattung der Burgen (Raumdifferenzierung; Otto Piper, Burgenkunde 1895; Bodo Ebhardt und die Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen 1899 [Deutsche Burgenvereinigung 1953]). Interdisziplinarität steht bei der Burgenforschung ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts im Vordergrund (Architektur, Archäologie, Baugeschichte, Kulturgeschichte, Geschichte).

Literatur: GROßMANN, ULRICH G., Die Welt der Burgen. Geschichte, Architektur, Kultur, München 2013

Bearbeiter: Michael Buhlmann