www.michael-
buhlmann.de

Kompendium
Mittelalter

Heraldik/Wappenkunde

Heraldik oder Wappenkunde ist die Lehre von der Form und dem Gebrauch der Wappen, d.h. von nach bestimmten (mittelalterlichen) Regeln abgefassten Zeichen von Personen, Familien (Genealogie) oder Institutionen. Wappen waren dabei Rechts- und Herrschaftssymbol, worauf auch ihr ritterlich-militärischer Ursprung hinweist (Wappen <- mhd. "Waffen"; lat. arma, frz. armoires, engl. arms). Heraldik leitet sich dann von "Herold" ab, Wappen finden sich u.a. auf Fahnen, Münzen (Numismatik), Siegeln (Sphragistik), Rüstungen und (insbesondere) Schilden (Dreieck-, Rautenschild, halbrundes Schild; Tartsche; Schildwappen) (<- militärische Ursprünge der Wappen, 12.Jh., 1.H.).

Aufbau des Wappens: Wappen bestanden ursprünglich aus dem Schild, später aus Schild und darüberliegendem Helm (mit Helmzier und Helmdecken) und evtl. Prunkstücken (Rangkronen, Schildhalter, Wappenmäntel, Devisen, Ordensketten). Das Wappenbild ist dabei auf dem Schild aufgemalt und wichtigster Bestandteil des Wappens.

Farben des Wappens: Gemäß der Regeln der Heraldik können für das Wappen neun Farben (Tinkturen) verwendet werden, und zwar: fünf Farben (frz. émaux) (rot [senkrecht schraffiert], blau [waagerecht schraffiert], grün [diagonal von links oben nach rechts unten schraffiert], schwarz bzw. braun [schwarz], purpur [diagonal von rechts oben nach links unten schraffiert]), zwei Metalle (gold bzw. gelb [gepunktet], silber bzw. weiß [weiß]), zwei Pelze (Feh [weiß-graublauer Winterpelz], Hermelin [weißer Winterpelz mit Schwänzen und schwarzen Schwanzspitzen]) (in eckigen Klammern [...]: Darstellung der heraldischen Farben in Schwarzweiß). Daneben: Verzierung einer Farbfläche durch Schlangenlinien u.ä. (Damaszierung).

Unterteilungen des Schildes: Positionen auf dem Schild (vom Schildträger aus gesehen) sind: rechts, links, Schildhaupt (oberes Drittel des Schildes, frz. chef), Schildfuß (unteres Drittel des Schildes, frz. champagne), Herzstelle (Schildmittelpunkt, evtl. mit Herzschild), Schildrand. Die Unterteilungen der Schildfläche sind die Heroldsbilder. Senkrechte Unterteilung führt zur Spaltung des Schildes (evtl. mit Stab bzw. Pfahl in der Schildmitte bei zweifacher Spaltung), waagerechte zur Teilung (evtl. mit Balken in der Schildmitte bei zweifacher Teilung), einmalige senkrechte und waagerechte Unterteilung zur Quadrierung, Unterteilung durch Diagonalen zur Schrägteilung (schrägrechts- bzw. schräglinksgeteilt). Teilungslinien können auch gebogen, gewellt, zinnenförmig u.a. sein.

Abbildungen auf dem Schild: Abbildungen auf dem Schild bzw. den Heroldsbildern sind die (vereinfachten und stilisierten) "gemeinen Figuren", unterteilt in natürliche (Menschen, Tiere, Pflanzen, Himmelskörper, evtl. zusammen mit charakteristischen Attributen; Adler, Löwe, Lilien), künstlerische (Bauwerke, Werkzeuge, Kleidungsstücke, Waffen, Kreuze [Krückenkreuz, lateinisches Kreuz, Lilienkreuz, Petruskreuz u.a.]) und erdichtete Figuren (Fabelwesen; Greif, Drache, Lindwurm, Einhorn).

Literatur: BRANDT, A. VON, Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften (= Urban Tb 33), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 8.Aufl. o.J.; CHILD, H., Heraldic design. A handbook for students, London 1979; GALBREATH, D.L., Handbüchlein der Heraldik, Lausanne 2.Aufl. 1948; GALBREATH, D.L., JÉQUIER, L., Handbuch der Heraldik, Augsburg 1990; GOETZ, H.-W., Proseminar Geschichte: Mittelalter (= UTB 1719), Stuttgart 1993; HEIM, B.B., Heraldry in the Catholic Church. Its Origin, Customs and Laws, Gerrads Cross 2.Aufl. 1981; HENNING, E., JOCHUMS, G., Bibliographie zur Heraldik, Köln-Wien 1984; VOLBORTH, C.-A. VON, Heraldik. Eine Einführung in die Welt der Wappen, Stuttgart-Zürich 2.Aufl. 1992; WARNECKE, F., Heraldisches Handbuch, Görlitz 1880, Ndr Limburg a.d. Lahn 1971; ZAPPE, A., Grundriß der Heraldik (= Grundriß der Genealogie 8), Limburg a.d. Lahn 2.Aufl. 1971

Bearbeiter: Michael Buhlmann