www.michael-
buhlmann.de

Kompendium
Mittelalter

Mediävistik

I. Mittelalterforschung: Mediävistik ist als Wissenschaft von der Erforschung des europäischen Mittelalters ein wichtiger Teil der allgemeinen Geschichtswissenschaft. Sie ist damit Teil der heutigen wisssenschaftlichen Erinnerungskultur und propagiert auch unter Perspektivenwandel ein Mittelalterbild (Mittelalterrezeption), das als Teil des heutigen Geschichtsbewusstseins über das Mittelalter gelten kann (Interesse am Mittelalter). Universitäre und Forschungseinrichtungen dienen der Erforschung und der Lehre vom Mittelalter. Dabei unterlag die Mittelalterforschung von der Renaissance bis in die Moderne selbst vielfachen Wandlungen, auch gerade was die deutsche Mediävistik anbetraf (Moderne: Historismus, Nationalsozialismus, Perspektivenwechsel [Sozialgeschichte, Geschichtstheorie, "postmoderne" Mediävistik]). Als Mittelalterforschung umfasst die Mediävistik Hilfswissenschaften und Quellenkunde (neue Zugänge, neue Quellen, Quellenkritik), politische und Verfassungsgeschichte ("Staat", Herrschaft, Macht; Konflikte, Schenken, Mentalitäten, Heiligenverehrung), Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Adel und Adelsforschung, Strukturen und Schichten, Gemeinschaften und Lebensformen, Wirtschafts- und Technikgeschichte), historische Anthropologie (Weltverständnis, Geschichtsbilder, Mentalitäten, Psychohistorie, Alltag, Frauen- und Geschlechtergeschichte). Nicht zuletzt versteht sich die Mittelalterforschung als "historische Kulturwissenschaft" (mittelalterliche Subkulturen, Schriftlichkeit und Mündlichkeit, [kulturelles] Gedächtnis und memoria). Auch ist auf die (traditionellen) Darstellungsweisen von mittelalterlicher Geschichte in Form von Büchern, Aufsätzen, Publikationen und Internetauftritten zu verweisen. II. Mediävistik als Teil der Germanistik oder Altgermanistik beschäftigt sich als Literatur- und Sprachwissenschaft mit den (schriftlichen) Äußerungen deutscher Sprache vom 8. bis 16. Jahrhundert und dem kulturell-gesellschaftlichen Umfeld deutscher Sprache im Mittelalter. Germanistische Mediävistik hat als Grundlage u.a. mittelhochdeutsche Texte vom 12. bis 15. Jahrhundert. Die Texte bedienen als Geschichtsquellen die mittelalterlichen Themengebiete: a) Naturkunde, Kosmologie; b) christlich-kirchliche Literatur; c) höfische Literatur des Rittertums (Minne, Epen, Romane); d) städtisch-bürgerliche Literatur.

Literatur: GOETZ, H.-W., Moderne Mediävistik. Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung, Darmstadt 1999; WENZEL, H., Grundkurs Mediävistik, Essen o.J. [1986?]

Bearbeiter: Michael Buhlmann