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Kompendium
Mittelalter

Ortsnamenkunde

Bei der Ortsnamenkunde geht es um die Erforschung von mit der menschlichen Besiedlung verbundenen Bezeichnungen (Namen). Nicht nur Siedlungsnamen im Sinne der Benennung eines Wohnplatzes (und damit einer sozialen Gemeinschaft) gehören hierher, sondern auch Gelände- (Flur-), Raum- oder Personengruppennamen. Neben der (teils nicht immer einwandfreien, teils nicht möglichen) Deutung solcher, zumeist in historischen Quellen überlieferten Namengebungen versucht die Ortsnamenkunde auch deren zeitliche Einordnung, wobei dem Endungstyp eines topographischen Namens (Grundwort) besondere Wichtigkeit zukommt. Hierbei helfen Erstbelege aus den schriftlichen Quellen (u.a. als terminus ante quem für die zeitliche Einordnung einer Siedlung) und archäologische Ergebnisse neben germanistisch-dialektgeografischen Überlegungen entscheidend mit. Ortsnamenkundliches Resultat ist dann ein (alphabetisch oder nach Ortsnamentypen geordnetes) Namenbuch und die (namen-) geographisch-zeitliche Einordnung von Namen und Namentypen durch entsprechende Kartierung. Nicht zuletzt soll die (dadurch mehr oder weniger gut gesicherte) Zeitstellung von Ortsnamen(typen) ein (auch dynamisches) Bild von Siedlungsstadien und -vorgängen aufzeigen helfen. Zu beachten ist indes, ob solche Rekonstruktionen einer philologischen "Sekundärarchäologie" überhaupt Schlüsse für die mittelalterliche Geschichte oder die Zeit davor zulassen. Dem steht zumindest die Unterschiedlichkeit von historisch-philologischem und siedlungsarchäologischem Ansatz entgegen.

Literatur: DITTMAIER, H., Siedlungsnamen und Siedlungsgeschichte des Bergischen Landes (= ZBGV 74), Neustadt a.d. Aisch 1956; DITTMAIER, H., Probleme der bergischen Siedlungsgeschichte, in: RhVjbll 22 (1957), S.152-175; DITTMAIER, H., Rheinische Flurnamen, Bonn 1963; DORN, J., Patrozinienforschung und Ortsnamenkunde, in: ZONF VIII (1932), S.3-8; GERLICH, A., Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters. Probleme und Genese, Darmstadt 1986

Bearbeiter: Michael Buhlmann