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Kompendium
Mittelalter

Siedlungsgeografie

Mit Siedlung (Ansiedlung) bezeichnet man eine menschliche Niederlassung, einen Wohnplatz evtl. mit Wirtschaftsflächen, der Flur als Nutzfläche einer Siedlung. Siedlungsraum ist dann der von Menschen bewohnte Lebensraum und damit die Summe der miteinander korrespondierenden Siedlungen innerhalb einer bestimmten räumlichen (geografisch, aber auch historisch oder kulturell geprägten) Einheit, der (Natur- bzw. Kultur-) Landschaft. Den Zustand oder den historisch erfassbaren Prozess, der den Siedlungsraum charakterisiert bzw. zu ihm führt, nennen wir Besiedlung.

Die Siedlungsgeographie untersucht menschliche Ansiedlungen nach ihrer Lage (Siedlungsposition, Ortslage, funktionale Lage) und Verteilung (Siedlungsmuster, -räume, -grenzen) im geografischen Raum, nach ihrem Siedlungstyp (Form, Gestalt, Größe, innere Gliederung; Flurform), nach ihrer Funktion (Aufgabe, Zweckbestimmung) und ihrer Genese (Entwicklungsgeschichte). Siedlungen definieren sich also über Lage, Form und Funktion und sind dabei zuallerst abhängig von den naturräumlichen (geologisch-geographischen) Gegebenheiten (Relief, Gestein, Boden, Wasserhaushalt; Klima; Tier- und Pflanzenwelt) und deren in historischen Zeiträumen sich vollziehenden Änderungen (Physiogeographie, historische Geografie).

Siedlungen unterliegen einem zeitlichen Wandel, dem Form-, Funktions- und Lagewandel. Diese Veränderungen zu erfassen, ist dann die Aufgabe der historisch-genetischen Siedlungsgeographie (als Teil der Anthropogeografie). Besiedlungsvorgänge (Rodungen, Wüstungen, Verlagerungen) können so herausgearbeitet, vergangene Siedlungsstadien und -formen (typengenetischer Ansatz) (u.U. retrospektiv) rekonstruiert werden. Unterstützt wird die Siedlungsgeografie dabei von der Siedlungsgeschichte mit der Ortsnamen- und Patrozinienkunde.

Literatur: GERLICH, A., Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters. Probleme und Genese, Darmstadt 1986

Bearbeiter: Michael Buhlmann