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Rottweil

I. Frühes, hohes Mittelalter. Rottweil tritt als Arae Flaviae der römischen Antike und als Rotuvilla in einer mittelalterlichen Urkunde von 771 in Erscheinung, für die Zeit Karls des Großen (768-814) wird ein Königshof bei der Rottweiler Altstadt erkennbar, Aufenthalte spätkarolingischer und salischer Herrscher in diesem Vorort des schwäbischen Herzogtums sind bezeugt. In staufischer Zeit entwickelte sich nördlich des Königshofes eine befestigte Stadt, 1241 wird Rottweil im Reichssteuerverzeichnis genannt.

Fotos: Michael Buhlmann
(römisches Bad, Schwarzes Tor, Münster)

II. Spätes Mittelalter. Im späten Mittelalter wurde aus der königlichen Stadt eine Reichsstadt (Gerichtshoheit 1299, 1359; Privileg gegen Verpfändung 1348). 1415 erlangte sie das königliche (Rottweiler) Pürschgericht als Reichslehen, 1434 eine "Goldene Bulle" von Kaiser Sigismund (1411-1437), die alle bis dahin erworbenen Rechte bestätigte. Parallel dazu schritt die innere Entwicklung voran (Schultheiß 1230; Rat und Bürgermeister 1289). Patriziat und elf bzw. neun Zünfte waren 1316 im Großen und Kleinen Rat der Stadt vertreten, eine Verfassungsreform schuf 1378 das Gremium der Zweiundzwanziger, aus dem später das der Achtzehner wurde. An der Spitze der Stadt standen noch der Obervogt, der Pürschvogt, der Bruderschafts- und der Spitaloberpfleger. Die Repräsentanten der vornehmsten Stadtämter waren zudem Beisitzer im Rottweiler Hofgericht, das sich als höchste Instanz freiwilliger Gerichtsbarkeit in dieser Form unter König Rudolf von Habsburg ausgebildet hatte. Das Hofgericht war nach den Worten Kaiser Maximilians I. (1486/93-1519) das "oberste Gericht in Teutschland" (1496).

Fotos: Michael Buhlmann (Lorenzkapelle, Stadtturm)

Handel und Gewerbe (Metallverarbeitung und Glockenguss, Textilherstel-lung, Holz-, Vieh- und Getreidehandel) waren in der Kernstadt und den Vorstädten (Hochbrückvorstadt, Auvorstadt) vielfach vertreten. Zwei Jahrmärkte und städtische Kaufhäuser (ab 1285) sorgten wie die Pfleghöfe der Klöster Petershausen, St. Blasien, Gengenbach oder Alpirsbach für Handel und Warenumschlag. Die Rottweiler "Kirchenlandschaft" bestand aus der Pfarr-kirche St. Pelagius in der Altstadt, Kirche der Hauptpfarrei Heiligkreuz (ab 14. Jahrhundert) war das Münster, daneben gab es eine Kapelle mit dem Kapellenturm im Rottweiler Stil (ca.1330), Niederlassungen der Johanniter (ca.1247), Dominikaner (1266) und Dominikanerinnen (v.1306) sowie die Reichsabtei Rottenmünster, ein Zisterzienserinnenkloster (1217). Spital (v.1275), Leprosenhaus (1298) und Heiligkreuz-Bruderschaft (1314) waren für Kranke und Arme zuständig.

Fotos: Michael Buhlmann (Dominikanerkirche, Bürgerhäuser)

Die Stadt Rottweil betrieb ab dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts eine Politik zur Festigung und Ausweitung ihres Territoriums (Sinkinger Dorfherrschaft 1377; Rottweiler Pürsch 1415; Unterstellung Dunningens 1435). Die fehdefreudige Stadt war u.a. mit Villingen, Freiburg im Breisgau und Schaffhausen verbündet, seit 1463 und 1519 war Rottweil zugewandter Ort der Schweizer Eidgenossenschaft. 1529 konnten die Anhänger des Protestantismus aus der Stadt verdrängt werden, der Ort blieb in der frühen Neuzeit eine katholische Reichsstadt.

Literaturverzeichnis: Hecht, W., Rottweil: Bd.1: Vor 771 n.Chr. Anfänge und Wurzeln der Stadtgeschichte, Rottweil 2008, Bd.2: 771-ca.1340. Von "rotuvilla" zur Reichsstadt, Rottweil 2007, Bd.3: Ca.1340-1529. Im Herbst des Mittelalters, Rottweil 2005, Bd.4: 1529-1643. Von der konfessionellen Spaltung zur Katastrophe im 30jährigen Krieg, Rottweil 2002, Bd.5: 1643-1802. Die späte Reichsstadtzeit, Rottweil 1999.

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