www.michael-
buhlmann.de

St. Georgener Regesten

Mittelalter

Abt Heinrich IV. Gruwel

Abt Heinrich IV. Gruwel (1382-1391) entstammte dem Aixheimer Ortsadel und gehörte einer verbürgerten Rottweiler Patrizierfamilie an. Vor seinem St. Georgener Abbatiat war Heinrich Prior des Frauenklosters Amtenhausen, eines St. Georgener Priorats. Heinrich gehörte schon länger, mindestens seit 1365, der St. Georgener Mönchsgemeinschaft an, als er zum Abt gewählt wurde.

1365 Januar 8

Heinrich Gruwel, Mönch des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, erklärt zusammen mit den Mönchen und dem Abt seines Klosters vor Bürgermeister und Rat der Stadt Rottweil, dass nur das neu angefertigte Konventssiegel unter Verrufung des alten gültig ist.

Besiegelte Erklärung, auf Deutsch; GLAKa 12/1, Nr.4; GMELIN, Findbuch St. Georgen: 1365 Januar 8; SCHREINER, Untersuchungen, S.236.

1379 September 7, St. Georgen

Heinrich Gruwel, Prior des St. Georgener Priorats und Frauenklosters Amtenhausen, erlässt zusammen mit den anderen Mönchen des Klosters St. Georgen im Schwarzwald und Abt Eberhard II. Kanzler (1368-1382) die (Wahl-) Statuten (Klosterordnung), wonach Mitglieder der Falkensteiner Familie von Klostervögten nicht Mönche in St. Georgen werden können und die Wahl eines Abtes unabhängig von Falkensteiner Beeiflussung erfolgen soll.

Klosterstatuten, auf Deutsch; GLAKa 12/473; GMELIN, Findbuch St. Georgen: 1379 September 7; BUHLMANN, Herren von Falkenstein, S.33f.

1382 Dezember 2, St. Georgen

Die Mönche des Klosters St. Georgen geben sich kurz vor dem Tod Abt Eberhards II. Kanzler in Wiederholung der Bestimmungen vom 7. Dezember 1379 die (Wahl-) Statuten (Klosterordnung), wonach Mitglieder der Falkensteiner Familie von Klostervögten nicht Mönche in St. Georgen werden können und die Wahl eines Abtes unabhängig von Falkensteiner Beeiflussung erfolgen soll.

Lateinisches Notariatsinstrument; GLAKa 12/476, 67/1223 f.652; GMELIN, Findbuch St. Georgen: 1382 Dezember 2; BUHLMANN, Herren von Falkenstein, S.33f.

[nach 1382 Dezember 11]

Der Mönch und Prior Heinrich Gruwel wird Abt des Klosters St. Georgen.

ELBEN, Patriziat, S.15; KALCHSCHMIDT, St. Georgen, S.13; MARTINI, St. Georgen, S.33; Mezler, Series abbatum, S.240; SCHREINER, Untersuchungen, S.225. - Abt Eberhard II. Kanzler starb am 11. Dezember 1392.

1385 Dezember 14, St. Blasien

Abt Heinrich IV. von St. Blasien (1348-1391) einigt sich mit dem Kloster St. Georgen über das Eigentum an Leibeigenen in Immendingen und Gutmadigen.

Lateinische Originalurkunde; GLAKa; GMELIN, Findbuch St. Georgen: 1385 Dezember 14.

1386 Juni 12, Gottlieben

Abt Heinrich IV. Gruwel einigt sich mit Bischof Nikolaus II. von Konstanz (1384-1387) über zwei Leibeigene.

Deutsche Originalurkunde; GLAKa; GMELIN, Findbuch St. Georgen: 1386 Juni 12 (mit wohl falschem Verweis auf Abt Eberhard [II. Kanzler]).

1386 Oktober 31, Rottweil

In einem Schiedsspruch einigen sich Abt Heinrich IV. Gruwel und der St. Georgener Mönchskonvent auf der einen, Amtenhausener Meisterin und Frauenkonvent auf der anderen Seite auf folgende Vereinbarungen: a) Der Amtenhausen besuchende St. Georgener Abt wird wie bisher im Frauenkloster empfangen. b) In geistlichen Angelegenheiten sind Amtenhausener Meisterin und Konvent dem Abt gehorsam; dies gilt auch für die "ersten Bitten" des Abts. c) Die geistliche Strafgewalt in Amtenhausen übt in Übereinstimmung mit der Meisterin der Abt aus. d) Bei Entlassung einer Meisterin durch den Abt, wird eine neue Meisterin im Frauenkonvent gewählt und diese vom Abt bestätigt. e) Die weiteren Ämter können innerhalb des Frauenklosters durch Meisterin und Konvent besetzt werden. f) Ist der Abt im Frauenkapitel anwesend, so leitet er dies und hat volles Frage- und Bußrecht. g) Pfründen werden für die dem Abt gehorsamen Pfründner vom Abt ausgegeben und verwaltet.

Deutsche Originalurkunde; GLAKa 12/25; BADER, Amtenhausen, S.23f, 189ff; BUHLMANN, Abhängige Gemeinschaften, S.12ff; FUB II 512, VI 99; ZIEGLER, Schiedsspruch.

1388 Juli 28

Eigelwart von Falkenstein verkauft dem Kloster St. Georgen einen Leibeigenen in Buchenberg.

Deutsche Originalurkunde; GLAKa; GMELIN, Findbuch St. Georgen: 1388 Juli 28.

1389

Abt Heinrich IV. Gruwel schickt den Konventualen Werner von Rosenfeld zur Überwachung der Wahl einer Meisterin im St. Georgener Priorat St. Johann (im Elsass) und zur Begrenzung der Zahl der Nonnen auf 17. Gewählt wird zur Meisterin Elisabeth I. von Wickersheim (1389-1396).

BORNET, Monastères, Bd.3, S.597; MARTINI, St. Georgen, S.33.

1390 Juni 3

Der Edelknecht Fritz von Laimegg einigt sich mit Abt Heinrich IV. Gruwel von St. Georgen über das Eigentum an Leibeigenen in Ebgatingen (?) und Hüfingen.

Deutsche Originalurkunde; GLAKa; GMELIN, Findbuch St. Georgen: 1390 Juni 3.

[1391] Februar 4

Abt Heinrich IV. Gruwel stirbt.

Lateinischer Eintrag im Nekrolog des St. Georgener Priorats Urspring; MGH Necr. I, S.215; SCHREINER, Untersuchungen, S.225.

Quellen, Literatur, Abkürzungen: BADER, K.S., Kloster Amtenhausen in der Baar. Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen (= Veröffentlichungen aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archiv, H.7), Donaueschingen 1940; BORNERT, R. (Hg.), Les Monastères d'Alsace, Bd.3: Monastères et prieurés de Bénedictins. Abbayes et monastères de Bénedictins des origins à la révolution Francaise, Straßburg 2010; BUHLMANN, M., Das Kloster St. Georgen im Schwarzwald und die Herren von Falkenstein (= VA 26), St. Georgen 2007; BUHLMANN, M., Die vom Kloster St. Georgen abhängigen geistlichen Gemeinschaften (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.IX = VA 36), St. Georgen 2007; ELBEN, R., Das Patriziat der Reichsstadt Rottweil (von den Anfängen bis zum Jahre 1550), Stuttgart 1964; FDA = Freiburger Diözesanarchiv; FUB = Fürstenbergisches Urkundenbuch; Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v.d. Fürstlichen Archive in Donaueschingen: Bd.2: Quellen zur Geschichte der Grafen von Fürstenberg vom Jahre 1300-1399, bearb. v. S. RIEZLER, Tübingen 1877, Bd.6: Quellen zur Geschichte der Fürstenbergischen Lande in Schwaben vom Jahre 1360-1469, Tübingen 1889; GLAKa = Generallandesarchiv Karlsruhe; GMELIN, M., Findbuch Urkunden Kloster St. Georgen im Schwarzwald (Generallandesarchiv Karlsruhe), [Karlsruhe] 1877 (handschriftlich); KALCHSCHMIDT, K.T., Geschichte des Klosters, der Stadt und des Kirchspiels St. Georgen auf dem badischen Schwarzwald, 1895, Ndr Villingen-Schwenningen 1988; MARTINI, E.C., Geschichte des Klosters und der Pfarrei St. Georgen auf dem Schwarzwald. Ein historischer Versuch, 1859, Ndr Villingen 1979; MGH = Monumenta Germaniae Historica; MGH Necr. = MGH. Necrologia Germaniae: Bd.1: Dioecesis Augustensis, Constantiensis, Curiensis, hg. v. F.L. BAUMANN, 1888, Ndr München 1983; Mezler, Gallus, Series abbatum monasterii ad S. Georgium pro tempore Villingae in Hercynia Silva, in: MAYER, J.G. (Hg.), Monumenta historica-chronologica monastica collecta, Tl.3: Die Äbte der Klöster Thennenbach und St. Georgen, in: FDA 15 (1882), S.225-246, hier: S.237-242; SCHREINER, K., Sozial- und standesgeschichtliche Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen Schwarzwald (= VKGLBW B 31), Stuttgart 1964; VA = Vertex Alemanniae; VKGLBW = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen; ZGO = Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; ZIEGLER, H. (Übers.), Schiedsspruch zwischen dem Kloster St. Georgen auf dem Schwarzwald und dem Kloster Amtenhausen über die gegenseitigen Rechte, in: 900 Jahre Stadt St. Georgen im Schwarzwald 1084-1984. Festschrift, hg. v.d. Stadt St. Georgen, St. Georgen 1984, S.250f.

Die Regesten bedürfen noch der Ergänzung.

Bearbeiter: Michael Buhlmann