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St. Georgener Regesten

Mittelalter

Georgsverehrung des frühen Mittelalters

Georg, (angeblich?) ein Märtyrer der diokletianischen Christenverfolgung im römischen Reich am Beginn des 4. Jahrhunderts, wurde schon früh von der östlichen, etwas später von westlichen Christenheit verehrt (6. Jahrhundert). Nachstehend wird eine Kultlinie der Georgsverehrung im mittelalterlichen Schwaben verfolgt, die aufzeigt, wie der heilige Georg in das nach ihm benannte Kloster St. Georgen im Schwarwald kam.

303 April 23 (?), Lydda (Diospolis) (?)

Legendenhafter Ausschmückung zufolge wird der kappadokische Soldat Georg wegen seines christlichen Glaubens im Rahmen der diokletianischen Christenverfolgung (303-311) angeklagt, gefoltert und schließlich enthauptet.

Buhlmann, Heiliger Georg, S.8.

682-683, Rom

Die stadtrömische Kirche San Giorgio al Velabro, Sitz eines römischen Kardinals und Zentrum einer diaconia, geht hauptsächlich auf Papst Leo II. (682-683) zurück.

Buhlmann, Heiliger Georg, S.17.

749(?) oder 751, Rom

Papst Zacharias (741-752) stattet die Kirche San Giorgio al Velabro mit Georgsreliquien, u.a. dem "Haupt des heiligen Georg" (cranium sancti Georgii) aus.

Buhlmann, Heiliger Georg, S.17.

896 Februar (um 15 oder 22), Rom

Im Rahmen der Kaiserkrönung des ostfränkisch-spätkarolingischen Königs Arnulf (887-899) gelangt der Mainzer Erzbischof Hatto I. (891-913), als Hatto III. Abt des Klosters Reichenau (888-913), in den Besitz von Georgsreliquien, u.a. dem (einem Teil des) Georgshaupt(s). Die Reliquien werden von Papst Formosus (891-896) Hatto übergeben, der sie mit über die Alpen nach Deutschland nimmt.

Buhlmann, Heiliger Georg, S.14-17.

nach 896, Reichenau (-Oberzell)

Im Besitz der Georgsreliquien erbaut Abt Hatto III. von Reichenau in (Reichenau-) Oberzell eine Klosterzelle und -kirche, die er dem heiligen Georg weiht. Die Kirche erhält von Hatto das "Georgshaupt".

Buhlmann, Heiliger Georg, S.18f.

954/73 und später, Hohentwiel

Wohl im Zusammenhang mit der Reichenauer (oder doch Prümer?) Georgsverehrung entsteht auf dem Hohentwiel zurzeit des schwäbischen Herzogs Burchard III. (954-973) und dessen Ehefrau, der "Herzogin" Hadwig (973-994), ein Georgskloster, in dessen Umfeld ein Georgshymnus.

Buhlmann, Heiliger Georg, S.20f.

1005-1007, Stein am Rhein

Im Rahmen der Neuordnung Schwabens und des Bodenseeraums durch König Heinrich II. (1002-1024) wird das Georgskloster vom Hohentwiel nach Stein am Rhein verlegt, das Rheinkloster dem neu gegründeten Bamberger Bistum unterstellt. Das Kloster Stein beherbergt die "Arme" des heiligen Georg.

Buhlmann, Heiliger Georg, S.21f.

Klostergründer Hezelo und Familie

11. Jahrhundert, Anfang; Reichenau oder Hohentwiel bzw. Stein am Rhein (?)

Der Schreiber Wisolf trägt (auf der Reichenau?) in einen Codex mit Dichtungen des Otfrid von Weißenburg (*ca.800-†nach 870) das althochdeutsche Georgslied ein, ein Hymnus in zehn Doppelstrophen und mit 60 Versen.

Buhlmann, In honore, S.18-25.

11. Jahrhundert, Anfang; Königseggwald

In Königseggwald stiftet die Familie des St. Georgener Klostergründers Hezelo (†1088) ein Gebetshaus (oratorium) zu Ehren des heiligen Georg als Grablege. Die Adelsfamilie stellt im 10. und 11. Jahrhundert die Klostervögte für das Inselkloster Reichenau.

Buhlmann, Heiliger Georg, S.23f.

vor 1054, Reichenau

Der Reichenauer Historiograf Hermann der Lahme (†1054) dichtet die (heute verloren gegangene) Historia sancti Georgii ("Geschichte des heiligen Georg").

Buhlmann, Heiliger Georg, S.23f.

St. Georgener Klostergründung

Quellen, Literatur, Abkürzungen: Buhlmann, M., Wie der heilige Georg nach St. Georgen kam (= VA 1), St. Georgen 2001, 2.Aufl. 2004; Buhlmann, M., In honore sancti Georgii martyris. Beiträge zur Georgsverehrung in Antike und Mittelalter (= VA 16), St. Georgen 2005; VA = Vertex Alemanniae.

Bearbeiter: Michael Buhlmann