Schramberg im Mittelalter

Falkenstein (Kirche)

Für den Herrschaftsraum der Falkensteiner im Schwarzwald charakteristisch ist deren Kirchenherrschaft über die Gotteshäuser in Falkenstein und Lauterbach. Die Kirchen übernahmen Seelsorgeaufgaben und waren im Zuge der Herrschaftsausdehnung wohl um 1200 entstanden. Der Liber decimationis des Konstanzer Bistums von 1275 nennt erstmals die Pfarreien von Lauterbach und Falkenstein. Der residierende Pfarrer besaß damals Einnahmen in Höhe von 30 Pfund Rottweiler Pfennige im Jahr.

Die gegenüber den Burgen Ober- und Unterfalkenstein, auf der anderen Seite der Schiltach gelegene Falkensteiner Kirche (Kapelle), hatte im 13. Jahrhundert das Patrozinium des heiligen Erasmus erhalten. Erasmus war ein Märtyrer der diokletianischen Christenverfolgung und soll angeblich im Jahr 303 in Unteritalien das Martyrium erlitten haben. Erasmus-Reliquien erreichten im 10. Jahrhundert das Kloster St. Gallen, der Erasmuskult gelangte dann offenbar unter dem St. Galler Mönch und Abt Berthold von Falkenstein (†1272) in das Tal der Schiltach. Bei der Falkensteiner Kirche lag ein Friedhof, das mit dem Beerdigungsrecht ausgestattete Gotteshaus war Mittelpunkt einer kleinen Pfarrei, die den Kern der Herrschaft Falkenstein und das daran anschließende Gebiet (Zinken Falkenstein, Kirnbach, Ramstein, Untertischneck u.a.) umfasste und wo die Falkensteiner "ihre" Pfarrer präsentierten (Patronat). In die Zeit des ausgehenden Mittelalters und der Spätgotik gehört dann die sog. Falkensteiner Beweinung des Bildhauers Conrad Rötlin im Chor der Kirche (1515).

Buhlmann, Falkenstein; Dambach, Schramberg; Harter, Falkenstein und Schilteck