Schramberg im Mittelalter

Merzsches Urbar

Die kleinen spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Adelsherrschaften zeichneten sich - Ausfluss u.a. der spätmittelalterlichen "Adelskrise" - gerade nicht durch einen hohen Stand von Schriftlichkeit und Verwaltung aus. Das gilt auch für die Herrschaften der Ramsteiner, Falkensteiner und Schiltecker, wenn auch z.B. die Verkaufsurkunden der falkensteinischen Herrschaften (1444, 1449) recht detailliert Besitz und Herrschaftsrechte aufführten. Für die Herrschaft Schramberg hat es unter den Rechbergern und Landenbergern erste urbarielle Aufzeichnungen gegeben (z.B. 1516). Aber erst Rochus Merz von Staffelfelden (†1563) stellte die Herrschaft Schramberg nach dem Erwerb der Letzteren auf eine solide verwaltungstechnische Grundlage. 1547/49 ließ er dazu das sog. Merzsche Urbar aufzeichnen.

Das Merzsche Urbar ist original erhalten als 497 Blätter umfassende Papierhandschrift im Folioformat und wurde von dem Schreiber Johann Reiseisen im Auftrag des Rochus Merz verfasst. Als "Grundgesetz" der Herrschaft Schramberg verzeichnete das Urbar die Güter und Rechte der Herren von Schramberg im und vor dem Schwarzwald. Die im Lagerbuch solcherart definierte (und idealisierte) "freyherrschafft Schramberg" gliederte sich dann in sechs Ämter und Vogteien, und zwar: Schramberg, Aichhalden, Lauterbach-Sulzbach, Mariazell, Tennenbronn und (zeitweise) Langen-Kirnbach. Den Ämtern und Vogteien standen die "amptleut" als Amtsträger des Territorialherrn vor, am unteren Ende der sozialen Skala finden sich im Urbar die "eingesessnen leibaignen leütten" und "hindersässen". Das Urbar diente aber nicht nur als Bestandsaufnahme, sondern bot durch die daraus resultierende Transparenz auch Möglichkeiten, die herrschaftlichen Einkünfte zu steigern.

Für Streubesitz außerhalb der eigentlichen Herrschaft Schramberg wurden eigene Lagerbücher angelegt, z.B. für die Reichenauer Lehngüter in Trossingen, Aldingen, Deißlingen, Lauffen, Seitingen und Weigheim, die zumeist auf der Baar gelegen und mit dem Amt des Meiers von Trossingen verbunden waren.

Dambach, Schramberg; Rüth, Freie Herrschaft