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Cadmug-Evangeliar [8. Jahrhundert, 2. Hälfte] [Landesbibliothek Fulda, Cod. Bonifat. 3]. Das sog. Cadmug-Evangeliar, benannt nach dem Schreiber Cadmug, gehörte wohl zur Handbibliothek des heiligen Missionars und Bischofs Winfrid-Bonifatius (†754). Beim Martyrium des Heiligen waren dessen Handschriften zerstreut worden. Das Cadmug-Evangeliar gelangte jedoch vor 760/68 ins Kloster Fulda. Nach Meinung der mittelalterlichen Fuldaer Mönche soll Bonifatius das Evangeliar selbst geschrieben haben. Vgl. Kehl, Petra (1993), Kult und Nachleben des heiligen Bonifatius im Mittelalter (754-1200) (= Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und Diözese Fulda, Bd.26), Fulda 1993, S.96f. [Buhlmann, 05.2012]

Caesar, Gaius Julius [58/50 v.Chr.] Commentarii de bello Gallico ["Gallischer Krieg"], als: Caesar, C. Julius, Der Gallische Krieg. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Georg Dorminger (1962) (= TuscB), München 71981; Cäsar, Gaius Julius, Der Gallische Krieg, übers. v. Curt Woyte (= RUB 1012-15), Stuttgart 1972. I. Gaius Julius Caesar (*100-†44 v.Chr.), Politiker der ausgehenden römischen Republik und Feldherr, fertigte parallel zu der von ihm aggressiv verfolgten Eroberung Galliens (58-50 v.Chr.) commentarii darüber an, die das Kriegsgeschehen in Gallien vor der römischen Öffentlichkeit (römisches nobilitas, Senat) rechtfertigend, täuschend und politisch geschickt darlegten (Caesars Motive beim Gallischen Krieg: Ehre, materieller und politischer Gewinn, Propaganda). Die commentarii sind somit historisch und literarisch (-fiktional), was insbesondere auf die dadurch vermittelte, sich selbst erfindende Person Caesars zutrifft: Caesar als erfolgreicher Feldherr (auctoritas, celeritas, consilium, fortuna), als Organisator und Politiker (Bündnisse, Klientel), als Aristokrat (Ehre, Ehrgeiz, aristokratische consuetudo/mos, clementia ["Milde"], dignitas ["Würde"]). Dennoch beeindruckten die commentarii den römischen Senat wohl nur wenig; Caesar wurde sein zweites Konsulat verweigert, der römische Bürgerkrieg begann (49 v.Chr.). II. Jenseits von Politik und Propaganda sind an "Realien" des Gallischen Kriegs auszumachen: 59 Konsulat Caesar; 58-50 Caesar als Prokunsul in den gallischen Provinzen; 58 Aufstände in der Provinz Gallia Transalpina, römischer Sieg gegen die Helvetier bei Bibracte, Caesar und Ariovist, römischer Sieg über Ariovist bei Vesontio; 57 Kämpfe gegen die Belger; 56 Konferenz zwischen Caesar und Pompeius in Lucca, Kämpfe im gallischen Nordwesten, Eroberung Aquitaniens, erfolglose Kämpfe gegen Moriner und Menapier; 55 Kämpfe gegen Usipeter und Tenkterer, 1. Rheinübergang, 1. Übergang nach Britannien; 54 Ermordung des Dumnorix, 2. Übergang nach Britannien, Cassivellaunus, Aufstände in Gallien, Eburonen, römische Niederlagen; 53 Kämpfe gegen bzw. Unterwerfung der Nervier, Menapier und Treverer, 2. Rheinübergang, germanischer Angriff auf Atuatuca, Vernichtungskrieg gegen die Eburonen, Ambiorix, Acco; 52 Aufstände in Gallien, Vercingetorix, römische Niederlage bei Gergovia, römische Belagerung und Einnahme von Avaricum, römischer Sieg bei Alesia, Kapitulation des Vercingetorix, Unterwerfung von Haeduern und Avernern; 51 Unterwerfung der Bellovacer und Carnuten, Dumnacus, Einnahme von Uxellodunum; 50 Übergabe des Kommandos an Labienus durch Caesar. Vgl. Schauer, Markus (2016), Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk, München 2016. [Buhlmann, 07.2016]

Caesarius von Heisterbach [1219/23 bzw. 1214/15/23 und 1226/28?], Dialogus miracolorum. Dialog über die Wunder. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Nikolaus Nösges u. Horst Schneider (= FC 86), 5 Bde., Turnhout 2009. Der Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach (*ca.1180-†n.1240) stammte wahrscheinlich aus Köln und Umgebung. Seine Familie war sicher nicht arm, Caesarius erhielt seine Ausbildung an der Schule des Kölner Stifts St. Andreas und eine theologische Ausbildung an der Domschule. Mit 19 oder 20 Jahren trat Caesarius als Mönch in das Zisterzienserkloster Heisterbach ein, vor 1218 wurde er zum Priester geweiht. Als Novizenmeister war er für die Ausbildung der Novizen zuständig, darüber hinaus unterstützte er die Mönche bei theologischen Fragestellungen. Caesarius reiste im Auftrag von Kloster und Abt u.a. nach Friesland, ins Moselgebiet, nach Walberberg, Brauweiler, Hoven oder Marburg. Längere Zeit hielt er sich im Heisterbacher Mutterkloster Himmerod auf, auch dem Heisterbacher Tochterkloster Marienstatt galt sein verstärktes Interesse. Unter den zahlreichen Werken des Caesarius - Predigten, Homilien, Traktate, Briefe - sticht der Dialogus miracolorum hervor, den der Heisterbacher Mönch und Novizenmeister vor und nach 1220 als Dialog zwischen einem Mönch und einem Novizen niederschrieb. Die Niederschrift des umfangreichen Werkes kam dabei auf Weisung der Äbte von Heisterbach und Marienstatt zustande. Caesarius unterteilte den Dialog zahlensymbolisch in zwölf Distinktionen: Distinktion [Buch] I: Ordenseintritt (als äußere Bekehrung), II: Reue (als innere Bekehrung), III: Sündenbekenntnis und Reue, IV: Buße und Versuchung, V: Dämonen, VI: heilige Einfalt, VII: Gottesmutter Maria (als Patronin des Zisterzienserordens), VIII: Visionen, IX: Sakrament der Eucharistie, X: Wunder, XI: Tod und Sterben, XII: Hölle, Fegefeuer und Himmel (als Strafe und Lohn für die Toten). Die aufgeführten Wunder entstammen geografisch vielfach dem nördlichen Rheingebiet einschließlich Lothringen und Westfalen und stammen meist aus dem Umfeld des Zisterzienserordens (Zisterzen, Benediktinerklöster, Weltgeistlichkeit). Der Dialogus miracolorum gibt damit Einblick in die hochmittelalterlichen Strukturen einer Ständegesellschaft. Die Beliebtheit der im verständlichen Latein verfassten Schriften des Caesarius entsprach es, dass auch der Dialogus miracolorum weite Verbreitung als "Klosterlektüre" (Tischlesungen) fand. Über 100 Handschriften der "Wundergeschichten" sind bezeugt. Vorbildhaft wirkte der Dialogus auf andere mittelalterliche Predigt- und Exempelsammlungen ein, waren doch die von Caesarius niedergeschriebenen exempla übersichtlich strukturiert (Überschrift mit inhaltlichen Angaben, Zeit und Ort, Geschehen und Pointe, reflektierende moralische Einordnung des Geschehens im Dialog zwischen Novize und Mönch). [Buhlmann, 11.2022]

Caesarius von Heisterbach [1236/37], Vita sanctae Elyzabeth lantgravie ["Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen"]. Auf der Grundlage des (kürzeren) Libellus (de dictis quatour ancillarum) schrieb der Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach (*ca.1180-†n.1240) die erste eigentliche Lebensbeschreibung über Leben, Tod und Wunder der Landgräfin Elisabeth von Thüringen (*1207-†1231). Vgl. Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige, hg. v. Dieter Blume, Matthias Werner (2007), Bd.1: Aufsätze, Petersberg 2007, Bd.2: Katalog, Petersberg 2007, S.226ff. [Buhlmann, 12.2011]

Cambrai, Bibliothèque Municipale, Ms. 804 [12. Jahrhundert, 2. Hälfte, mit Zusätzen aus dem 13. Jahrhundert], teilweise als: Zwei Versionen der Wundererzählung "Petrus von Grenoble", in: Fuchs, Karin (2008), Zeichen und Wunder bei Guibert de Nogent. Kommunikation, Deutungen und Funktionalisierungen von Wundererzählungen im 12. Jahrhundert (= PHS 84), München 2008, S.270-278, ist eine lateinische Handschrift des 12.(/13.) Jahrhunderts ursprünglich aus dem Kloster Saint-Sépulcgre in Cambrau, bestehend aus 85 zweispaltig beschriebenen Pergamentblättern und aus Texten überwiegend zur Marienverehrung (Wundererzählungen: Wunder von Anchin [1158], sermo Radbodi, Petrus von Grenoble). Vgl. Fuchs, Karin (2008), Zeichen und Wunder bei Guibert de Nogent. Kommunikation, Deutungen und Funktionalisierungen von Wundererzählungen im 12. Jahrhundert (= PHS 84), München 2008, S.270f. [Buhlmann, 11.2014]

Cambrai, Bibliothèque Municipale, Ms. A 945 [13. Jahrhundert?], Pergament, 18,5 cm x 13 cm, zweispaltig, 380 Blätter umfassend, Teil der Kathedralbibliothek, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?), daneben "Sentenzen der Phiosophen" und astrologische Tafeln. Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.50f. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cambridge, Corpus Christi College, Parker Library, Cod. 135 [1121/48]. Die Handschrift, angefertigt im Auftrag des Abtes Anselm von Bury St. Edmunds (1121-1148), des Neffen Anselms von Canterbury, enthält abschriftlich die Briefsammlung (EI) des Erzbischofs Anselm von Canterbury (1092-1109) als Prior und Abt von Bec und als Erzbischof. Die Sammlung der erzbischöflichen Briefe gründet dabei auf der Handschrift London, Lambeth Palace Library, Cod. 59 (1102/09), die Sammlung der Prior- und Abtsbriefe auf einer vom Erzbischof zusammengestellten Briefsammlung von 1092/93. Vgl. Krüger, Thomas Michael (2002), Persönlichkeitsausdruck und Persönlichkeitswahrnehmung im Zeitalter der Investiturkonflikte. Studien zu den Briefsammlungen des Anselm von Canterbury (= SB 22), Hildesheim 2002, S.82-85. [Buhlmann, 04.2013]

Cambridge, Fitzwilliam Museum, Ms. CFM 15 [14. Jahrhundert], Pergament, 33 cm x 22 cm, zweispaltig, IV, 360 Blätter umfassend, zuvor in französischem Besitz, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?) sowie Regimen sanitatis des Arnaldus von Villanova. Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.51f. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cambridge, Gonville and Caius College, Ms. 280 [14. Jahrhundert], Pergament, 37 cm x 23,5 cm, zweispaltig, 230 Blätter umfassend, u.a. im Besitz des Magisters William Grene (†1478), enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?). Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.52. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cambridge, Trinity College, Ms. R.16.21 [vor 1333], Pergament, 34 cm x 23 cm, zweispaltig, III, 200 Blätter umfassend, zugehörend zur Benediktinerabtei St. Augustinus in Canterbury, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?), daneben den Vers-Lapidarius. Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.52f. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cambridge, Universitätsbibliothek, Ms. Ii.II.21 [14. Jahrhundert], Pergament, 32,5 cm x 23 cm, zweispaltig, 235 Blätter umfassend, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?). Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.53. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cambridge, Universitätsbibliothek, Ms. Peterhouse 67 [14. Jahrhundert], Pergament, 38 cm x 24 cm, zweispaltig, 204 Blätter umfassend, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?). Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.53f. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cambridge (Mass.), Harvard College Library, Ms. lat. 216 [14. Jahrhundert], Pergament, 30 cm x 20 cm, zweispaltig, 321 Blätter umfassend, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?). Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.54. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cambridger Liedsammlung [10./11. Jahrhundert n.Chr.], als: Die Cambridger Lieder, hg. v. Karl Strecker, Berlin 31966. Die Cambridger Liedsammlung enthält lateinische Dichtungen des 10. und 11. Jahrhunderts, geistliche Dichtungen von Klerikern und Mönchen. Lied 40 z.B. ist ein Tagelied, die Klage einer Frau über den nicht anwesenden Freund bei Tagesanbruch. Vgl. Tagelieder des deutschen Mittelalters. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, übers. v. Martina Backes, eingel. v. Alois Wolff (= RUB 8831), 1992, Stuttgart 2007, S.36ff. [Buhlmann, 01.2012]

Capitulare de villis [ca.795] ["Landgüterverordnung"], als: Franz, Günther (Hg.), Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes (= FSGA A 31), Darmstadt 1974, S.38-59, Nr.22. Das Capitulare de villis ist ein Kapitular des Frankenkönigs Karl des Großen (768-814), einzig überliefert als Gebrauchsexemplar von Königsboten (missi) in dem auf uns gekommenen Codex Helmstadensis 254 (heute in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel), niedergeschrieben im 2. Viertel des 9. Jahrhunderts. Das Capitulare de villis als "Landgüterverordnung" umfasst 70 Kapitel, die detailliert auf die Organisations- und Verwaltungsstruktur des karolingischen Königsguts eingehen. Seinem Inhalt nach wird das Capitulare de villis den sog. capitularia mundana ("weltlichen Kapitularien") zugeordnet. Das Capitulare de villis war wohl im ganzen Frankenreich ohne Italien gültig. Es datiert wohl auf das letzte Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts (ca.795). [Buhlmann, 10.2015]

Cartularium Werdinense [9. Jahrhundert, 3. Viertel] ["Werdener Chartular"], als: Blok, Dirk Peter, De oudste particuliere Oorkonden van het klooster Werden. Een diplomatische Studie met enige uitweidingen over het onstaan van dit soort oorkonden in het algemeen (= Van Gorcum's Historische Bibliotheek 61), Assen 1960. Das Cartularium Werdinense ist (infolge der Bertoldschen Wirren im gegen 800 gegründeten Kloster Werden a.d. Ruhr?) im 3. Viertel des 9. Jahrhunderts entstanden. Es ist gegen Ende des 15. Jahrhunderts mit einer um 1050/80 angefertigten Vita Liudgeri des Werdener Klosterleiters und Bischofs Altfrid von Münster (839-849) zu einem Band zusammengebunden worden, der 17,5 cm x 24,5 cm großen Handschrift Universität Leiden, Cod. Voss. Lat. q. 55. Die Liudgervita nimmt im Pergamentcodex die Blätter f.1-28 ein, das Chartular f.30-59. Auf das Chartular folgt eine Notiz über die "Gerechtsame des Klosters Werden in den Waldungen nördlich und südlich der Ruhr". Ohne erkennbare Ordnung hat ein unbekannter Schreiber, der Kopist, wahrscheinlich die Urkundenoriginale in das Chartular eingeschrieben. Die Urkunden erhielten Nummern (I-LX) und Überschriften (meist: "Tradition des N.N."); in der Nummerierung fehlt die Nummer XXX. Die lateinischen Werdener Traditionsurkunden (traditiones) als Besitzurkunden des endenden 8. und der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts (793-848) stehen für die früheste Überlieferung des (Benediktiner-) Klosters Werden; in ihnen geht es um Schenkung, Kauf, Verkauf oder Tausch von Gütern, Besitz und Rechten. [Buhlmann, 04.2012]

Cassiodor [vor 533], Historia Gothica ["Gotengeschichte"]. Der Römer Cassiodor (*ca.485-†ca.580), Mitglied der senatorischen Reichsaristokratie im römischen Reich, war unter den gotischen Königen Theoderich der Große (493-526), Athalarich (526-534), Theodahad (534-536) und Witiges (536-540) u.a. ein hoher Regierungsbeamter im Ostgotenreich in Italien. Ab 540 war Konstantinopel Cassiodors Lebensmittelpunkt, nnlässlich der Gründung seines Klosters Vivarium (554) kehrte Cassiodor allerdings nach (Süd-) Italien wieder zurück. Die vielfältigen Interessen des hochgebildeten Römers spiegeln sich in seinen (überlieferten) Werken wider. Seine im Auftrag König Theoderichs niedergeschriebene hofnahe Gotengeschichte in zwölf Büchern ist indes nicht erhalten; vielleicht ist aber die Gotengeschichte (Getica) des Jordanes ein Auszug aus der des Cassiodor. Vgl. Wiemer, Hans-Ulrich (2018), Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. Biographie, München 2018, S.76ff. [Buhlmann, 05.2019]

Cassiodor [ca. 538], Variae ["Schreiben vermischten Inhalts"]. Die vom Römer Cassiodor angelegten Variae sind eine zwölf Bücher umfassende Sammlung von Schreiben: Briefe im Auftrag König Theoderichs (Buch 1-5), Musterbriefe (Formulae; Buch 6-7), Briefe im Auftrag der Könige Athalarich, Theodahad und Witiges (Buch 8-10), Briefe des Prätoriumspräfekten Cassiodor (Buch 11-12). Vgl. Wiemer, Hans-Ulrich (2018), Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. Biographie, München 2018, S.55-60. [Buhlmann, 05.2019]

Cassius [1. Jahrhundert v.Chr.], Brutus ist eine nicht erhaltene fabula praetexta eines nur namentlich bekannten Dichters wohl der späten römischen Republik. Vgl. Baier, Thomas (2010), Geschichte der römischen Literatur (= BSR 2446), München 2010, S.46. [Buhlmann, 01.2013]

Catull [Gaius Valerius Catullus] [vor 54 v.Chr.], Sämtliche Gedichte. Urtext und deutsche Übertragung, hg. v. Wilhelm Schöne (1940), München 21940. Von Gaius Valerius Catullus (*ca.84-†ca.54 v.Chr.), dem römischen Lyriker und poeta novus bzw. poeta doctus, sind 116 Gedichte (carmina) überliefert: die kleineren (Bagatell-) Gedichte (Gedicht 1-60) mit unterschiedlichen Versmaßen (iambischer Trimeter, choliambischer Vers [Hinkjambus], phaläkischer Vers [Hendekasyllabus], sapphische Strophe, glykoneische Strophen, größerer asklepiadischer Vers, galliambischer Vers); die größeren Gedichte (Gedichte 61-68) mit unterschiedlichen Versmaßen, u.a. ein Epyllion (Kleinepos) über die Hochzeit des Peleus mit Thetis (Gedicht 64) oder die Alliuselegie (Gedicht 68) als älteste überlieferte römische Elegie; Epigramme (Gedicht 69-116) im Versmaß des elegischen Distichons. Von der Anlage der (kleinen, kleineren) Gedichte her war Catull ein Neoteriker, gehörte also zu den "Neueren" in der römischen Dichtung der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. Stilistisch eiferte Catull somit dem hellenistischen Dichter Kallimachos (*320/03-†n.245 v.Chr.) nach, inhaltlich stand er der Lehre des Philosophen Epikur (*341-†271/70 v.Chr.), und dessen Hedonismus (Ausrichtung des menschlichen Tuns auf diesseitiges Lebensglück und Seelenheil bei Verneinung von Jenseitigkeit) nahe. Die Gedichte decken inhaltlich die Themen "Freundschaft", "Schmähungen", "Liebe und Erotik" und "Mythologisches" ab. Vgl. Baier, Thomas (2010), Geschichte der römischen Literatur (= BSR 2446), München 2010, S.72-75. [Buhlmann, 06.2019]

Catull [Gaius Valerius Catullus] [vor 54 v.Chr.], Lesbia-Lieder, in: Steinmann, Kurt, Meisterstücke der griechischen und römischen Literatur (= RUB 9730), Stuttgart 1998, S.132-152. Von den 116 Gedichten des römischen Lyrikers Catull betrifft eine Reihe von Liedern Catulls Geliebte oder Angebetete Lesbia, die vielleicht mit der (sexuell aktiven bis berüchtigten) Clodia, der Ehefrau des Konsuls Quintus Caecilus Metellus Celer und Mutter von neun Kindern, zu identifizieren ist. In der Liebesbeziehung Catulls zu Lesbia-Clodia durchlebt das lyrische Ich der Gedichte - den Liedern zufolge - Liebe, Erotik, Leidenschaft, Sexualität, Eifersucht und Hass (Gedichte 2, 3 [passer-Gedichte], 5, 7, 8, 11, 43, 51, 58, 69, 70, 72, 75, 76, 77, 79, 83, 85, 86, 87, 92, 107, 109). Die treulose Lesbia stürzt Catull immer wieder in den den Lyriker verzehrenden Gegensatz (Abgrund) von Liebe und Hass (odi et amo), der schließlich in der Absage Catulls an Lesbia und die Liebe zu ihr mündet. Der Name "Lesbia" verweist schließlich auf die griechische Insel Lesbos, der Heimat der griechischen Lyrikerin Sappho (*630/12 v.Chr.-†ca.570 v.Chr.), die Catull so verehrte. [Buhlmann, 04.2011]

CCCM = Corpus Christianorum. Continuatio Medievalis

CCSL = Corpus Christianorum. Series Latina

Cento Probae [4. Jahrhundert n.Chr., 2. Hälfte]. Der Cento Probae ist ein lateinischer Cento aus der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts. Das Gedicht, das Vergil-Verse verwendet, wird entweder der Faltonia Betitia Proba (ca.360) oder der Anicia Faltonia Proba (nach 384) zugeordnet, zwei vornehmen christlichen Römerinnen der Spätantike. Das "christliche Flickengedicht" besteht aus 700 Versen und verwendet die Aeneis, die Georgica und die Eklogen des Vergil (70 v.Chr.-†19 v.Chr.), um die christliche Heilsbotschaft im bukolischen Gewand zu transportieren. So erinnert besonders das im Cento geschilderte Paradies an das Arkadien des großen lateinischen Dichters. Vgl. Effe, Bernd, Binder, Gerhard, Antike Hirtendichtung. Eine Einführung, Düsseldorf-Zürich 22001, S.148ff. [Buhlmann, 07.2006]

[Chariton von Aphrodisias, Chaireas und Kallirhoe] J[acob] Ph[ilipp] D'Orville publicavit animadversionesque adiecit, J[ohann] J[acob] Reiske Latine vertit, Amstelodami [Amsterdam] 1750. Zu den aus der griechisch-römischen Antike überlieferten (Liebes-) Romanen gehört auch der Roman "Kallirhoe", der vielleicht um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. von einem gewissen Chariton verfasst wurde. Die Hauptperson Kallirhoe, Ehefrau des Chaireas aus Syrakus, wird Opfer des Jähzorns ihres Ehemanns, nach dessen gewaltsamem Übergriff für tot gehalten und in einem Grabmal beerdigt, nur um dort wieder aufzuwachen und von Piraten nach Kleinasien entführt zu werden. Immer in der Gefahr, versklavt zu werden, war Kallirhoe den sexuellen Begehrlichkeiten mächtiger Männer bis hin zum Perserkönig Artaxerxes II. (404-360 v.Chr.) ausgesetzt. Das leere Grab in Syrakus veranlasst Chaireas, auf die Suche nach Kallirhoe zu gehen. Die beiden finden sich nach etlichen Abenteuern wieder und erreichen glücklich ihre Heimat Syrakus. Der Roman ist nur in einzigen Handschrift, dem Codex Florentinus Laurentianus Conventi soppressi 627 aus dem byzantinischen Kulturraum des endenden 13. Jahrhunderts, (neben drei weiteren antiken Romanen) bis auf wenige Lücken vollständig überliefert, eine editio princeps mit dem griechischen Text und einer lateinischen Übersetzung erschien 1750 in Amsterdam. Vgl. Chariton, Kallirhoe. Griechisch-Deutsch, hg. u. übers. v. Christina Meckelnborg u. Karl-Heinz Schäfer (2006) (= EA), Darmstadt 2006, S.XIV, 296. [Buhlmann, 07.2022]

[Chariton von Aphrodisias, Chaireas und Kallirhoe] J[acob] Ph[ilipp] D'Orville publicavit animadversionesque adiecit, J[ohann] J[acob] Reiske Latine vertit [1750]. Editio altera et auctior, ed. C[hristian] D[aniel] Beck, Lipsiae [Leipzig] 1783. Es handelt sich um die 2. Auflage der editio princeps des Romans "Kallirhoe" von Chariton von Aphrodisias, auch diese versehen mit der lateinischen Übersetzung. Vgl. Chariton, Kallirhoe. Griechisch-Deutsch, hg. u. übers. v. Christina Meckelnborg u. Karl-Heinz Schäfer (2006) (= EA), Darmstadt 2006, S.XIV, 296. [Buhlmann, 07.2022]

Charleville, Stadtbibliothek, Ms. 211 [14. Jahrhundert], Pergament, 2o, zweispaltig, I, 256 Blätter umfassend, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?). Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.54. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Childerich (von Tournai) [481/82], Siegelring. Der 1653 im Grab des merowingischen Frankenkönigs Childerich (†481/82) in Tournai aufgefundene Siegelring besaß die lateinische Inschrift: CHILDERICI REGIS. Vgl. Kaiser, Reinhold, Scholz, Sebastian (2012), Quellen zur Geschichte der Franken und der Merowinger. Vom 3. Jahrhundert bis 751, Stuttgart 2012, S.19, 226. [Buhlmann, 09.2012]

Chilperich I. [575/84], Ymnus in solemnitate sancti Medardi episcopi ["Hymnus auf den heiligen Bischof Medardus"], in: MGH Poetae Latinae IV,2, S.455ff, in: Kaiser, Reinhold, Scholz, Sebastian (2012), Quellen zur Geschichte der Franken und der Merowinger. Vom 3. Jahrhundert bis 751, Stuttgart 2012, S.129ff. Eine der seltenen literarischen und persönlichen "Lebensäußerungen" merowingischer Frankenkönige ist der von König Chilperich I. (561-584) gedichtete Hymnus auf den heiligen Medardus, Bischof von Vermand-Noyon (546-561 bzw. 535-550), und den von diesem bewirkten Wundern. [Buhlmann, 09.2012]

Chronica Magistri ["Magisterchronik (der frühen Kartäuserprioren)"] [1109/75], als: La Chronique des premiers Chartreuse I, hg. v. A. Wilmart, in: RMab 16 (1926), S.77-142. Die wohl u.a. von den Prioren Guigo (I., †1136) und Antelm (†1178) der Chartreuse angefertigte Magisterchronik berichtet auf Latein über das Leben und die Taten der ersten fünf Kartäuserprioren der (Grand) Chartreuse von Bruno von Köln (ca.1084-1090) bis Guigo I. (1109-1136). Vgl. Bruno, Guigo, Antelm, Epistulae Cartusianae. Frühe Kartäuserbriefe. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Gisbert Greshake (= FC 10), Freiburg-Basel-Wien 1992, S.83. [Buhlmann, 07.2012]

Chronica Montis Sereni. Chronicon Montis Sereni ["Chronik vom Petersberg", "Chronik vom Lauterberg"] [vor 1240], als: Incerti auctoris Chronica Montis Sereni, hg. v. F.A. Eckstein, Halle 1856; Chronica Montis Sereni, hg. v. E. Ehrenfeuchter, in: MGH. Scriptores (in Folio), Bd.23: [Chronica aevi Suevici], hg. v. G.H. Pertz u.a., 1864, Nachdruck Stuttgart 1986, S.130-226; Chronik vom Petersberg. Genealogie der Wettiner, übers. v. Wolfgang Kirsch, Halle 1996, S.9-227. Ein unbekannter Kanoniker des Augustinerchorherrenstifts Lauterberg (später: Petersberg; nördlich von Halle) schrieb gegen 1240 die Chronik seiner Gemeinschaft von deren Gründung im Jahr 1124 bis zum Jahr 1225. Im Vordergrund stehen die Ereignisse um das Kanonikerstift (Gründung durch die Wettiner, Besitzausstattung, wettinische Grablege, Auseinandersetzungen zwischen Propst und Kapitel, Streitigkeiten im Stift unter Propst Dietrich [ab 1212]). Die annalistisch (nach Jahren untergliederte) Chronik berichtet weiter über Kaiser- und Papstgeschichte sowie (ost-) sächsische Geschichte (Markgrafen von Wettin), zeigt das Stift Lauterberg in Verbindung mit (Erz-) Bistümern (Halberstadt, Magdeburg, Naumburg), Stiften und Klöstern (Berge bei Magdeburg, Neuwerk bei Halle, Nienburg, Pegau), den Päpsten und päpstlichen Legaten (Konrad von Urach). Neben Materialien aus dem Stift Lauterberg und mündlicher Überlieferung benutzte der unbekannte Verfasser der Chronik wohl Annalenwerke benachbarter Klöster sowie die Genealogia Wettinensis, die seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert (früheste Handschrift der Chronik) und im 16. Jahrhundert immer zusammen mit der Chronik überliefert wurde. [Buhlmann, 06.2011]

Chronica urbis Romae > Breviarium Vindobonense

Cicero, [Marcus Tullius] [70 v.Chr.], Oratio in Q. Caecilium ["Rede im Vorverfahren gegen Q. Caecilius"], in: Reden gegen Verres. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Gerhard Krüger (2007), Bd.I: Rede im Vorverfahren gegen Q. Caecilius. Erste Rede gegen C. Verres (= RUB 4013), Stuttgart 2007, S.3-57. Auf Grund seiner Verbindungen zu den Einwohnern der römischen Provinz übernahm Marcus Tullius Cicero (*106-†43 v.Chr.), der im Jahr 75 v.Chr. Quästor in Lilybaeum gewesen und bis dahin nur durch seine Verteidigungsreden vor Gericht bekannt geworden war, die Anklage gegen den ausbeuterischen sizilischen Prätor Gaius Verres. In einem Vorfahren setzte er sich dabei gegen Quintus Caecilius, einem Freund des Verres, als Ankläger durch (70 v.Chr.). [Buhlmann, 01.2018]

Cicero, [Marcus Tullius] [August 70 v.Chr.], In C. Verrem actio prima ["Erste Rede gegen C. Verres"], in: Reden gegen Verres. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Gerhard Krüger (2007), Bd.I: Rede im Vorverfahren gegen Q. Caecilius. Erste Rede gegen C. Verres (= RUB 4013), Stuttgart 2007, S.59-103. Die erste Anklagerede des Marcus Tullius Cicero im Repetundenprozess gegen ehemaligen sizilischen Statthalter Gaius Verres war auf Grund des von Cicero zusammengetragenen umfangreichen Beweismaterials so erfolgreich, dass Verres es vorzog nach Anhören der Rede freiwillig in die Verbannung zu gehen (August 70 v.Chr.). Durch die Rede wurde Cicero zum ersten Redner Roms. [Buhlmann, 01.2018]

Cicero, [Marcus Tullius] [70 v.Chr.], In C. Verrem actio secunda ["Zweite Rede gegen C. Verres"], in: Reden gegen Verres. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Gerhard Krüger (2007), Bd.II-VI: Zweite Rede gegen C. Verres (= RUB 4014-4018), Stuttgart 2007. Das von Marcus Tullius Cicero zusammengetragene umfangreiche Beweismaterial hatte mit der ersten Anklagerede (70 v.Chr.) die Verbannung des C. Verres bewirkt. Cicero verwendete die Materialien noch, um eine fiktive, fünf Bücher umfassende zweite Rede (actio secunda) gegen Verres zu verfassen. Diese sprach das ausbeuterische Verhalten des Verres in Sizilien ausführlich an, in Buch I das "Vorleben" des Verres, in Buch II dessen Ämterverkauf und Erpressungen, in Buch III die Bedeutung Siziliens als Getreidelieferant für Rom und die Machenschaften des Verres diesbezüglich ("Kornrede"), in Buch IV Verres' einträglichen "Erwerb" von sizilisch-griechischer Kunst (griechische Statuen), in Buch V die abschließende Schilderung des Verres als Verbrecher. [Buhlmann, 01.2018]

Cicero, [Marcus Tullius] [66 v.Chr.], Rede über den Oberbefehl des C. Pompeius, in: Cicero, Über den Oberbefehl des C. Pompeius. Rede für Archias, übers. v. Otto Schönberger (= RUB 8554), Stuttgart 2001, S.3-31. Die klassisch-lateinische "Rede über den Oberbefehl des Pompejus" hat Marcus Tullius Cicero vor der römischen Volksversammlung im Jahr 66 v.Chr. gehalten. Cicero hatte damals das Amt eines Prätors inne, die contio (Rede vor der Volksversammlung) war die erste von Ciceros politischen Reden. Mitten im 3. Mithridatischen Krieg (74-64 v.Chr.) spricht sich der Prätor - darin folgend einem Gesetzesantrag des Tribuns Gaius Manilius - für den Oberbefehl des Gnaeus Pompejus (*106-†48 v.Chr.) in diesem Krieg aus, nachdem Lucius Licinius Lucullus abbefufen worden war und die römische Sache im Krieg gegen König Mithridates von Pontus (120-63 v.Chr.) (und König Tigranes von Armenien) schlecht stand. Für Pompejus als Oberbefehlshaben sprechen laut Cicero dabei: die kritische Lage der römischen Herrschaft in Kleinasien, die Not der mit Rom verbündeten Staaten und Städte, die Steuerausfälle der römischen Steuerpächter, die Vermögensverluste römischer Bürger, die Ehre des römischen Volkes, die Redlichkeit und die Fähigkeiten des Pompejus, die jener im Seeräuberkrieg (67 v.Chr.) hinreichend bewiesen hätte. Verfassungsrechtliche Gründe, die gegen solch einen Oberbefehl sprechen und die von Quintus Catulus, Quintus Hortensius u.a. vorgebracht worden waren, seien demgegenüber in Notzeiten wie der jetzigen zu vernachlässigen. Auch Männer wie Publius Servilius, Gnaeus Lentulus u.a. sprächen sich für Pompejus aus, wiewohl dies - jenseits aller Parteiungen - für den Staat, die Provinzen und die Verbündeten am besten sei. [Buhlmann, 04.2011]

Cicero, [Marcus Tullius] [November 63 v.Chr.], In C. Verrem oratio prima ["Erste Rede gegen L. Catilina"], in: M. Tullius Cicero, In L. Catilinam orationes quattuor. Text, bearb. v. Josef Feix (1952) (= Lateinische Klassiker 9a), Paderborn [1973], S.5-16. Vor dem Hintergrund der Catilinarischen Verschwörung (63 v.Chr.) hielt Marcus Tullius Cicero als Konsul Anfang November 63 v.Chr. im Senat seine erste Rede gegen den zu diesem Zeitpunkt im Senat noch anwesenden Lucius Sergius Catilina, der einen Putsch vorbereitete (Ausnahmezustand in Rom auf Beschluss des Senats) und zuvor zwei Senatoren mit der letztlich missglückten Ermordung Ciceros beauftragt hatte. Schriftlich niedergelegt und veröffentlicht hatte Cicero seine vier Reden gegen Catilina erst im Jahr 60 v.Chr. Nach der Rede Ciceros floh Catilina aus Rom zu seinen aufständischen Truppen in Etrurien. [Buhlmann, 01.2018]

Cicero, [Marcus Tullius] [November 63 v.Chr.], In C. Verrem oratio secunda ["Zweite Rede gegen L. Catilina"], in: M. Tullius Cicero, In L. Catilinam orationes quattuor. Text, bearb. v. Josef Feix (1952) (= Lateinische Klassiker 9a), Paderborn [1973], S.17-27. Die zweite Rede gegen Lucius Sergius Catilina hielt der Konsul Marcus Tullius Cicero Anfang November 63 v.Chr. vor dem römischen Volk. Cicero warnt darin vor einem Putsch Catilinas, der für Rom gefährlich werden könne. [Buhlmann, 01.2018]

Cicero, [Marcus Tullius] [Dezember 63 v.Chr.], In C. Verrem oratio tertia ["Dritte Rede gegen L. Catilina"], in: M. Tullius Cicero, In L. Catilinam orationes quattuor. Text, bearb. v. Josef Feix (1952) (= Lateinische Klassiker 9a), Paderborn [1973], S.28-39. Die dritte Rede gegen Catilina hielt der Konsul Marcus Tullius Cicero Anfang Dezember 63 v.Chr. vor dem römischen Volk. Cicero informierte über Kämpfe vor Rom und die Festnahme der Verschwörer sowie deren Geständnisse. [Buhlmann, 01.2018]

Cicero, [Marcus Tullius] [Dezember 63 v.Chr.], In C. Verrem oratio quarta ["Vierte Rede gegen L. Catilina"], in: M. Tullius Cicero, In L. Catilinam orationes quattuor. Text, bearb. v. Josef Feix (1952) (= Lateinische Klassiker 9a), Paderborn [1973], S.40-50. Die vierte Rede gegen Catilina hielt der Konsul Marcus Tullius Cicero Anfang Dezember 63 v.Chr. im Senat. Die Rede hat zum Inhalt, wie mit den verhafteten Verschwörern zu verfahren sei - Verbannung oder Todesstrafe. Der Senat entschied sich für den Vollzug der Todesstrafe, die Täter wurden sofort hingerichtet. [Buhlmann, 01.2018]

Cicero, [Marcus Tullius] [62 v.Chr.], Rede für den Dichter A. Licinius Archias, in: Cicero, Über den Oberbefehl des C. Pompeius. Rede für Archias, übers. v. Otto Schönberger (= RUB 8554), Stuttgart 2001, S.33-48. Marcus Tullius Cicero hielt die Gerichtsrede für den Dichter A. Licinius Archias (*ca.118) im Jahr 62 v.Chr., also im Jahr nach seinem Konsulat. Archias, ein Lehrer des Cicero, war angeklagt worden, unrechtmäßig das römische Bürgerrecht für sich zu beanspruchen. Cicero geht in seiner Rede nur kurz ein auf die rechtlichen Aspekte der Anklage. Vielmehr stellt er im Rahmen seiner auf Bildung und Humanität bezogenen Ideale Archias, Dichtung und Geschichtsschreibung als vorbildhaft und prägend für die römische Kultur dar. Archias wird wohl freigesprochen worden sein; Ciceros Bruder Quintus hatte den Vorsitz im Gericht. [Buhlmann, 04.2011]

Cicero, [Marcus Tullius] [54-51 v.Chr.], De re publica ["Über den Staat"]. In seiner zwischen 54 und 51 v.Chr. verfassten politischen Schrift "Über den Staat", die nur teilweise überliefert ist, diskutiert Cicero in Form eines Dialogs, angesiedelt in einem Gesprächskreis um Scipio den Jüngeren, die Grundlagen politischen Handelns in philosophischer Reflexion (Somnium Scipionis, Ethik, Moral und Gerechtigkeit) und die Theorie der gemischten Staatsform (Verfassung der römischen Republik); der Typus des princeps (dignitas, otium) verkörpert den idealen Staatslenker. Vgl. Narducci, Emanuele (2012), Cicero. Eine Einführung (= RUB 18818), Stuttgart 2012, S.198-215. [Buhlmann, 10.2012]

Cicero, [Marcus Tullius] [51 v.Chr.], De legibus ["Über die Gesetze"]. Ähnlich wie Platon ließ Cicero auf seine Schrift "Über den Staat" seine politische, in Dialogform gehaltene Schrift "Über die Gesetze" folgen, von der nur die ersten drei Bücher erhalten geblieben sind. Darin diskutiert der Autor die Rolle des Naturrechts als Grundlage der staatlichen Gesetze sowie die Rolle der Religion und öffentlichen Moral und mahnt die moralische Erneuerung der römischen Politik und Republik an. Vgl. Narducci, Emanuele (2012), Cicero. Eine Einführung (= RUB 18818), Stuttgart 2012, S.215-220. [Buhlmann, 10.2012]

Cicero, [Marcus Tullius] [46 v.Chr.], Rede für Marcellus. Im Mittelpunkt der schmeichlerischen Rede steht Ciceros Dank an Gaius Julius Caesar (100-†44 v.Chr.) für die Rückkehr des exilierten Caesargegners Marcus Marcellus nach Rom. Marcellus starb allerdings auf der Reise nach Rom. Vgl. Narducci, Emanuele (2012), Cicero. Eine Einführung (= RUB 18818), Stuttgart 2012, S.224f. [Buhlmann, 10.2012]

Cicero, [Marcus Tullius] [46 v.Chr.], Rede für Ligarius. In einem Prozess gegen Ligarius, einem ehemaligen Anhänger des Gnäus Pompeius (*106-†48 v.Chr.), appellierte Cicero in seiner Gerichtsrede erfolgreich an den Gerichtsvorsitzenden Caesar und dessen Milde. Der Prozess endete mit der Begnadigung des Ligarius. Vgl. Narducci, Emanuele (2012), Cicero. Eine Einführung (= RUB 18818), Stuttgart 2012, S.225f. [Buhlmann, 10.2012]

Cicero, [Marcus Tullius] [46 v.Chr.], Brutus. Der mit Lücken überlieferte Dialog "Brutus", gerichtet an den jungen römischen Redner Marcus Junius Brutus, verteidigt in einer Stildebatte Ciceros Art der Rhetorik gegen die damals aufgekommene Strömung eines rhetorischen Attizismus. Cicero stellt seine ars dicendi in historische Zusammenhänge, verweist auf seine Reden gegen Verres und auf den römischen Redner Quintus Hortensius Hortalus. Vgl. Narducci, Emanuele (2012), Cicero. Eine Einführung (= RUB 18818), Stuttgart 2012, S.226ff. [Buhlmann, 10.2012]

Cicero, [Marcus Tullius] [46 v.Chr.], Rede für König Deiotarus. Der galatische Tetrarch Deiotaras war des Verrats an Caesar angeklagt. In Caesars Privathaus hielt Cicero vor Caesar seine Rede zu Gunsten des kleinasiatischen Fürsten, ein Urteil wurde nicht gefällt. Vgl. Narducci, Emanuele (2012), Cicero. Eine Einführung (= RUB 18818), Stuttgart 2012, S.228f. [Buhlmann, 10.2012]

Cicero [angeblich] [nach 44 v.Chr.], In C. Sallustium Crispum invectiva ["Schmährede gegen Sallust"], in: Sallust, Werke und Schriften. Lateinisch - Deutsch, hg. u. übers. v. Wilhelm Schöne (1940), München 51975, S.442-461. Gaius Sallustius Crispus (*86-†35/34 v.Chr.) verfasste (vielleicht?) eine "Invektive gegen Cicero", die wohl ins Jahr 54 v.Chr. zu datieren ist und persönliche und politische Vorwürfe und Beschuldigungen gegen Cicero enthält. Darauf soll Cicero eine "Schmährede gegen Sallust" verfasst haben, doch kann diese Antwort Cicero u.a. aus inhaltlichen Gründen (zeitliche Widersprüche) nicht zugewiesen werden. [Buhlmann, 07.2019]

Claremont (Cal.), Harvey Mudd College, Ms. H 39 [15. Jahrhundert], Pergament, 15 cm x 10,5 cm, 410 Blätter umfassend, italienischer Provenienz, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?). Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.54f. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Claudian [Claudius Claudianus] [um oder nach 395 n.Chr.], De raptu Proserpinae ["Raub der Proserpina"]. Claudian (*ca.370-†n.404 n.Chr.), ein heidnisch-christlicher Auftragdichter mit Beziehungen zum Kaiserhof, verfasste De raptu Proserpinae als cantus audax, als Fragment gebliebenes Werk (Buch 1-3) vordergründig über den Mythos vom "Raub der Proserpina" (durch den Unterweltsgott Pluto, gebilligt von Jupiter, unterstützt von Venus, gegen den Widerstand der Ceres, der Mutter Proserpinas). Die Einordnung der Göttergestalten Jupiter, Pluto, Ceres und Proserpina in die Widersprüchlichkeit und Gleichgerichtetheit des mythischen Geschehens macht De raptu Proserpinae mit seinen zeitgeschichtlichen Bezügen (im Polyvalenten des Mythos verschlüsselt) zum Ausdruck von Claudians Humanismus/Humanität (aurea aetas, ferrea aetas des Mythos, Übergang zum Ackerbauzeitalter der Menschheit). Vgl. Kellner, Thomas (1997), Die Göttergestalten in Claudians De raptu Proserpinae. Polarität und Koinzidenz als anthropozentrische Dialektik mythologisch formulierter Weltvergewisserung (= BzA 106), Stuttgart-Leipzig 1997. [Buhlmann, 06.2013]

Claudian [Claudius Claudianus] [nach 402 n.Chr.], De bello Getico ["Gotenkrieg"] Claudian behandelt in seinem Gotenkriegsgedicht De bello Getico die Abwehr der nach Italien eingedrungenen Westgoten unter König Alarich (†410) (Schlacht bei Pollentia 402). Insbesondere Abschnitt 26 des Gedichts gestaltete Claudian in Anlehnung an De Bello civili des römischen Dichters Marcus Annaeus Lucanus (*39-†65), wie die Komposition dieses Gedichtteils zeigt (negative Vorzeichen im römischen Herrschaftsbereich: Komet, Wolfsprodigium; [panegyrisch dargestelltes] Eingreifen des Heermeisters Stilicho [†408]). Vgl. Balzert, Monika (1974), Die Komposition des Claudianischen Gotenkriegsgedichts c.26 (= Spudasmata, Bd.XXIII), Hildesheim-New York 1974. [Buhlmann, 04.2021]

Clermont-Ferrand, Bibliothèque Municipale et Interuniversitaire, Ms. 172 [1321?], Pergament, 22,5 cm x 15,5 cm, zweispaltig, 301 Blätter umfassend, aus dem Dominikanerkonvent Clermont stammend, enthält die lateinische Enzyklopädie De proprietatibus rerum (um 1230/40) des Franziskanermönchs Bartholomäus Anglicus (†v.1270?). Vgl. Meyer, Heinz (2000), Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte von 'De proprietatibus rerum' (= MMS 77), München 2000, S.55. > B Bartholomäus Anglicus [Buhlmann, 07.2022]

Cod. = Codex, Handschrift

Codex Augusteus [6. Jahrhundert n.Chr.?]. Von der Handschrift in Capitalis quadrata, die früher Werke des Publius Vergilius Maro (*70-†19 v.Chr.) enthielt, sind nur noch 7 Blätter vorhanden. Die Blätter besitzen Ornamentinitialen, eine Superskription verweist indirekt auf die italienische Adelsfamilie Farnese. Vgl. Smith, R. Alden (2011), Vergil. Dichter der Römer, Darmstadt 2012, S.171f. [Buhlmann, 06.2013]

Codex Aureus [Echternach, Nürnberg] [1040/50], als: Grebe, Anja, Codex Aureus. Das Goldene Evangelienbuch von Echternach, Darmstadt 22008, 2011. Der Codex Aureus, ursprünglich aus dem Kloster Echternach, kam 1801 an den Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 1953/55 an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Die einmalige mittelalterliche Prunkhandschrift, benannt nach ihrem mit Goldtinte niedergeschriebenen zweispaltigen Text, entstand um 1040/50 im Kloster Echternach, im wichtigsten Skriptorium der Salierzeit, wurde für den salischen König Heinrich III. angefertigt und besteht aus 136 foliogroßen (44,5 cm x 31 cm) Pergamentseiten zu 17 Lagen. Der "Echternacher Codex" ist das "Goldene Evangelienbuch", ein Evangeliar der vier neutestamentlichen Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, versehen mit einer Vorrede des Kirchenvaters Hieronymus, des Übersetzers der Vulgata, den Kanontafeln (Evangelienkonkordanzen) und der Einleitung des Carpianus zu den Kanontafeln; es fehlt ein Capitulare Evangeliorum mit den Perikopen. Die zahlreich bebilderte Handschrift enthält am Beginn eine "Majestas Domini"-Darstellung, den Evangelien sind jeweils mit einer Einleitung, dem Evangelistenbild sowie der Incipit- und Initialzierseite vorgeschaltet; am Ende eines Evangeliums steht das Explicit. In den Einleitungsteilen zu den Evangelien ist darüber hinaus in aufwändigen Bildern der "harmonisierte" Christuszyklus (in vier Teilen) zu sehen, von Verkündigung und Geburt über Kindheits- und Wunderszenen bis zu Kreuzigung, Auferstehung und Pfingstwunder. Vier Teppichseiten ergänzen das Bildrepertoire der Handschrift. Der Evangelientext besteht aus karolingischen Minuskeln in Goldschrift, die Initialen sind ornamental-figürlich ausgeführt. Geschützt sind die Pergamentseiten des Evangeliars von einem Prunkeinband, dem wohl 985/91 in Trier für König Otto III. und die Königsmutter und Regentin Theophanu angefertigten goldenen Buchdeckel, versehen auf der Vorderseite mit einer Elfenbeintafel (Kreuzigungsszene) und aufwändigen Goldreliefs (Darstellung der Stifter Otto und Theophanu, der Heiligen Maria, Petrus, Benedikt von Nursia, Willibrord, Bonifatius, Liudger); die Rückseite ist mit byzantinischer Seide bezogen. [Buhlmann, 07.2012]

Codex Aureus [Echternach, Escorial] [1043/46]. Der auf Veranlassung und im Auftrag König Heinrichs III. in Echternach angefertigte Codex Aureus, eine mit Goldtinte geschriebene zweispaltige Evangeliarhandschrift, war für den Dom in Speyer und das Totengedenken an die Eltern Heinrichs, Kaiser Konrad II. (1024-1039) und Gisela, bestimmt. König Heinrich und seine Ehefrau Agnes von Poitou überreichen im Widmungsbild des Codex die Handschrift der Gottesmutter Maria. Das "Diadem der Bücher" enthält neben dem Text der Evangelien eine Vielzahl von aufwändigen Abbildungen und Zierseiten. Vgl. Grebe, Anja, Codex Aureus. Das Goldene Evangelienbuch von Echternach, Darmstadt 22008, 2011, S.122-127. [Buhlmann, 07.2012]

Codex Caesareus [Echternach, Uppsala] [vor 1051]. Für das Goslarer Stift St. Simon und Juda (Weihe der Stiftskirche 1051) ließ Kaiser Heinrich III. den Codex Caesarius als Prunkhandschrift anfertigen. Der Codex ist ein Evangeliar, einspaltig mit braunschwarzer Tinte beschrieben, mit Zierseiten ("Majestas Domini") und Miniaturen versehen. Vgl. Grebe, Anja, Codex Aureus. Das Goldene Evangelienbuch von Echternach, Darmstadt 22008, 2011, S.127f. [Buhlmann, 07.2012]

Codex diplomaticus Salemitanus [13. Jahrhundert, Anfang - 14. Jahrhundert, Ende] ["Chartular des Klosters Salem"], als: Codex Diplomaticus Salemitanus, hg. v. Friedrich von Weech, Tl.I: Urkunden 1134-1266 (= ZGO 35), Karlsruhe 1883, Tl.II: Urkunden 1267-1300 (= ZGO 37), Karlsruhe 1884, Tl.III: Urkunden 1301-1498 (= ZGO 38f), Karlsruhe 1885. Die frühe Überlieferung des 1137/38 gegründeten oberschwäbischen Zisterzienserklosters Salem findet sich hauptsächlich im 1215 unter Abt Eberhard I. von Rohrdorf (1191-1240) begonnenen Codex diplomaticus Salemitanus, einem Kopialbuch (Chartular) des 13./14. Jahrhunderts in vier Bänden, die (lateinische) Urkundenabschriften enthalten. Am Beginn des Chartulars findet sich zudem eine Chronik des Klosters von der Gründung bis zum Jahr 1210 (Historia brevis monasterii Salemitani). Vgl. Fleischer, Andrea (2004), Zisterzienserabt und Skriptorium. Salem unter Eberhard I. von Rohrdorf (1191-1240) (= Imagines Medii Aevi, Bd.19), Wiesbaden 2004, S.4. [Buhlmann, 03.2006, 10.2012]

Codex epistolaris Carolinus [791]. Frühmittelalterliche Papstbriefe an die Karolingerherrscher, hg. v. Florian Hartmann u. Tina B. Orth-Müller, Darmstadt 2017, hier: S.31-429. Im Jahr 791 wurde auf Veranlassung des Frankenkönigs Karl des Großen (768-814) eine Handschrift von lateinischen Papstbriefen der Jahre 739 bis 791 angelegt, die zwar nicht mehr im Original, aber in einer Abschrift des 9. Jahrhunderts erhalten geblieben ist. Dieser Codex epistolaris Carolinus oder Codex Carolinus führt insgesamt 99 Briefe der Päpste Gregor III. (731-741), Zacharias (741-752), Stephan II. (752-757), Paul I. (757-767), Stephan III. (768-772) und Hadrians I. (772-795) an die fränkisch-karolingischen Hausmeier bzw. Könige Karl Martell (714-741), Pippin (741/51-768), Karlmann (768-771), Karl den Großen. Die Papstbriefe liegen dabei nach den Päpsten als Absender geordnet vor, eine zeitliche Anordnung der Briefe jeweils eines Papstes fehlt indes. Jedem Papstbrief ist ein Lemma vorangestellt. Inhalte der Papstbriefe sind u.a.: das Verhältnis des römischen Bischofs zu den Frankenherrschern als Schutzmacht des Papsttums, die Bedrohung des Papsttums und der Stadt Rom durch die Expansion des Langobardenreichs, das Verhältnis des Papsttums zum oströmisch-byzantinischen Reich (Epoche des Ikonoklamus, Bilderverehrung), das Verhältnis zwischen Papst Hadrian I. und König Karl dem Großen (geistliche Unterstützung durch den Papst [Gebete für das Seelenheil], compaternitas, römische und fränkische Kirche [römische Dogmatik], politische, kirchliche Spannungen zwischen Papst und König, patrimonium Petri). Die Papstbriefe sind nach Sprache und Stil unterschiedlich und weisen die übliche mittellateinische Grammatik auf. Unter den Briefen als Gebrauchsliteratur finden sich bisweilen auch rhetorisch ausgefeilte Schriftstücke. [Buhlmann, 01.2018]

Codex Mediceus [vor 494 n.Chr.]. Der Codex Mediceus, nach einer Subskription des römischen Konsuls Turcius Rufius Apronianus Asterius vor 494 niedergeschrieben, enthält fast vollständig die Werke des Publius Vergilius Maro (*70-†19 v.Chr.), des bedeutenden römischen Lyrikers und Epikers. Der Codex wurde in Italien in Capitalis rustica geschrieben und gelangte ins Kloster Bobbio und in der Renaissance über den Philologen Julius Pomponius Laetus (15. Jahrhundert) in den Besitz der Medici-Herzöge (16. Jahrhundert). Vgl. Smith, R. Alden (2011), Vergil. Dichter der Römer, Darmstadt 2012, S.12-15, 168f. [Buhlmann, 06.2013]

Codex Palatinus [5. Jahrhundert, Ende/6. Jahrhundert, Anfang]. Der Codex Palatinus enthält in Capitalis rustica fast vollständig die Werke des Publius Vergilius Maro (*70-†19 v.Chr.), des bedeutenden römischen Lyrikers und Epikers. Nach ihrer Entstehung ist der Handschriftentext von drei verschiedenen Personen Korrekturen unterzogen worden (Rezensionen I-III). Vgl. Smith, R. Alden (2011), Vergil. Dichter der Römer, Darmstadt 2012, S.169. [Buhlmann, 06.2013]

Codex Romanus [5. Jahrhundert, Ende/6. Jahrhundert, Anfang]. Der Codex Romanus, Vatikan, Cod. Vaticanus Latinus 3867, enthält in Capitalis rustica mit 19 Illustrationen unvollständig die Werke des Publius Vergilius Maro (*70-†19 v.Chr.), des bedeutenden römischen Lyrikers und Epikers. Vgl. Smith, R. Alden (2011), Vergil. Dichter der Römer, Darmstadt 2012, S.169f. [Buhlmann, 06.2013]

Commodian [3./5. Jahrhundert], Carmen Apologeticum ["(Christliches) Verteidigungsgedicht"] ist ein Werk des kirchlichen (nordafrikanischen?) Schriftstellers Commodian, der nur ungefähr ins 3. bis 5. Jahrhundert n.Chr. datiert werden kann. Das Carmen Apologeticum ist eine christliche Verteidungsschrift, in der der Verfasser auf der Grundlage der Cyprian-Schrift Testimoniorum libri adversus Iudaeos (ca.248/50) heftig gegen die Juden polemisiert. Vgl. Tertullian, Adversus Iudaeos. Gegen die Juden. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Regina Hauses (= FC 75), Turnhout 2007, S.148f. [Buhlmann, 12.2016]

Commodian [3./5. Jahrhundert], Instructiones adversus gentium ["Einrichtungen gegen die Heiden"] ist ein Werk des kirchlichen (nordafrikanischen?) Schriftstellers Commodian. In seinen Instructiones, einer Sammlung von akrostichisch aufgebauten Gedichten, polemisiert Commodian u.a. auch gegen die Juden. Vgl. Tertullian, Adversus Iudaeos. Gegen die Juden. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Regina Hauses (= FC 75), Turnhout 2007, S.148f. [Buhlmann, 12.2016]

Concilium Agathense ["Synode von Agde"] [506 September 10], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.82-111. Gallische Bischöfe aus dem Westgotenreich nahmen unter dem Vorsitz des Caesarius von Arles an der Synode von Agde teil, die am 10. September 506 endete. Die Kanones als Beschlüsse der Synode sind (vollständig, teilweise) in mittelalterlichen Handschriften des 6./7. bis 9. Jahrhunderts überliefert und betreffen unter Wiederholung von Bestimmungen älterer Synoden: sexuelle Enthaltsamkeit von Priestern und Diakonen, Verhalten von Bischöfen, Disziplinarmaßnahmen gegenüber Geistlichen, Schutz des Kirchenguts, Kirchengemeinderegeln. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Arausicanum ["Synode von Orange"] [441 November 8], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.30-45. Gallische Bischöfe aus dem Westgotenreich nahmen unter dem Vorsitz des Hilarius von Arles an der Synode von Orange teil, die am 8. November 441 endete. Die Kanones als Beschlüsse der Synode sind (vollständig, teilweise) in mittelalterlichen Handschriften des 6. bis 10. Jahrhunderts überliefert und betreffen: Verwendung des Salböls, Bußbestimmungen, Kirchenasyl, Schutz gefährdeter Personengruppen (Unfreie, Freigelassene, Geisteskranke), Keuschheit/Ehelosigkeit von Priestern und Diakonen, Weiheverbot für Diakoninnen, Witwengelöbnis. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Arelatense II ["2. Synode von Arles"] [490/502], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.60-81. Gallische Bischöfe aus dem Westgotenreich nahmen an der sog. 2. Synode von Orange (zu einem unbekannten Zeitpunkt) teil. Die Kanones als Beschlüsse der Synode sind (vollständig, teilweise) in mittelalterlichen Handschriften des 6. bis 9. Jahrhunderts überliefert und beinhalten die Wiederholung, Abwandlung und Erweiterung der Kanones älterer Synoden wie Arles (314), Nikaia (325), Orange (441) und Vaison (442). [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Aurelianense ["Synode von Orléans"] [511 Juli 10], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.112-129. Gallische Bischöfe aus dem Frankenreich nahmen auf Einladung des Frankenkönigs Chlodwig I. (482-511) an der Synode von Orleáns als erster fränkischer Reichssynode teil, die mit Beschlüssen vom 10. Juli 511 endete. Die Kanones der Synode können vor dem Hintergrund des Gegeneinanders von gallorömisch-kirchlichen und fränkischen Rechtsvorstellungen als "Konkordat" zwischen König (als "Mittelpunkt der Gesetzgebung") und Bischöfen interpretiert werden, umfassen aber auch Regelungen zum Asylrecht, zur Rolle der Bischöfe, zum Kirchenvermögen, zu Ehe, Mönchsdisziplin, Liturgie, Armenfürsorge sowie zum Aberglauben. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Aurelianense ["Synode von Orléans"] [533 Juni 23], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.154-165. Gallische Bischöfe aus dem Frankenreich nahmen auf Einladung der Frankenkönige Theuderich I. (533-548), Childebert I. (511-558) und Chlothar I. (511-561) an dieser Synode von Orleáns als fränkischer Reichssynode, der ersten nach 511, teil, die mit Beschlüssen vom 23. Juni 533 endete. Die Kanones der Synode betrafen: ein Simonieverbot, die Beerdigung von Bischöfen, die Heirat von Diakonen in Gefangenschaft, die Unterbringung von Priestern, ein Verbot zur Ehescheidung bei Geisteskrankheit eines Ehepartners, das Verbot von Empfehlungsschreiben, das Verbot der Weihe leseunkundiger Diakone und Priester, das christlich-jüdische Eheverbot, den Umgang mit heidnischen Praktiken. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Aurelianense ["Synode von Orléans"] [538 Mai 7], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.184-211. Gallische Bischöfe aus dem Frankenreich nahmen wahrscheinlich unter Vorsitz von Lupus von Lyon und Panthagatus von Vienne an dieser Synode von Orleáns als fränkischer Reichssynode teil, die mit Beschlüssen vom 7. Mai 538 endete. Die Kanones der Synode betrafen: verheiratete Priester, verbrecherische Priester, Priester im Konkubinat, Ungehorsam bei Priestern, kirchliche Schenkungen an Geistliche, christliche Unfreie im Dienst von Juden, Raub von Sanktimonialen. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Aurelianense ["Synode von Orléans"] [541 Mai 14], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.212-237. Gallische Bischöfe aus dem Frankenreich nahmen unter Vorsitz von Leontius von Bordeaux an dieser Synode von Orleáns als fränkischer Reichssynode teil, die mit Beschlüssen vom 14. Mai 541 endete. Die Kanones der Synode betrafen: das Osterfest, die Fastenzeit, christliche Unfreie im Dienst von Juden, die servi der Kirche. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Aurelianense ["Synode von Orléans"] [549 Oktober 28], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.238-263. Gallische Bischöfe aus dem Frankenreich nahmen auf Einladung König Childeberts I. wahrscheinlich unter Vorsitz von Sacerdos von Lyon an dieser Synode von Orleáns als größter fränkischer Reichssynode teil, die mit Beschlüssen vom 28. Oktober 549 endete. Die Synode stand auch in Zusammenhang mit dem oströmischen Drei-Kapitel-Streit (544/45) und untersuchte die Vorwürfe gegen Bischof Markus von Orléans; die Kanones der Synode betrafen: den Drei-Kapitel-Streit, die Exkommunikation, das von Childebert und dessen Ehefrau Ulthrogota gegründete Lyoner Xenodochium, die Anklage gegen Markus von Orléans, den Schutz von Unfreien und Freigelassenen, die Wahl und Weihe von Bischöfen. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Cabilonense ["Synode von Chalon (-sur-Saône)"] [647/53 Oktober 24], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.438-455. Gallische Bischöfe aus den fränkischen Reichsteilen Neustrien und Burgund eich nahmen an der Synode von Chalon (-sur-Saône) auf Einladung König Chlodwigs II. (639-657) teil. Die Synode beschloss Kanones betreffend: die Beachtung der Konzilien von Nikaia und Chalcedon (gegen den Monotheletismus), die Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt, Verbot des Singens von unanständigen Liedern bei Kirchenfesten, das Verbot der Simonie, den Freikauf von Gefangenen, die Bischofswahl durch Mitbischöfe. Im Zusammenhang mit den Synodalbeschlüssen ist überliefert ein Brief an Bischof Thoedorius von Arles über dessen Absetzung. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Claremontanum ["Synode von Clermont"] [535 November 8], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.166-183. Gallische Bischöfe aus dem fränkischen Teilreich König Theudeberts I. (533-548) nahmen auf Einladung des Herrschers an der Synode von Clermont als Teilreichssynode unter Vorsitz des Honoratus von Bourges. Die Kanones der Synode vom 8. November 535 beinhalten: die Sicherung von Kirchengut auch als königliche Schenkung, das Inzestverbot, das Verhältnis zu den Juden. In zwei Handschriften sind die Kanones zusammen mit einem Brief Theudeberts I. an die Synode überliefert. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Clippiacense ["Synode von Clichy"] [626/27 September 27], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.418-437. Zahlreiche gallische Bischöfe aus dem gesamten Frankenreich nahmen an der Synode von Clichy als fränkischer Reichssynode unter König Chlothar II. (584/613-629) teil. Im Prolog zu den Kanones wird der König als Bewahrer der Kirche und der Synodalbeschlüsse dargestellt. Die Synode beschloss Kanones über: sich gegen die Kanones wendenden weltlichen Amtsträger, das Zinsverbot, das Kirchenasyl, den Schutz von Unfreien bei deren Verkauf, den Schutz des Kirchenvermögens, den Inzest. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Epaonense ["Synode von Epao"] [517 September 6], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.130-153. Die Synode von Epao war eine Versammlung von katholischen Bischöfen im Burgunderreich unter Leitung der Bischöfe Avitus von Vienne und Viventiolus von Lyon. Die Beschlüsse vom 6. September 517 betrafen: den Schutz des Kirchenguts vor Geistlichen, den Umgang mit Arianern, das Inzestverbot, die Stellung der Metropoliten und der Provinzialbischöfe. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Latunense ["Synode von (Saint-Jean-de-) Losne"] [673/75], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.456-467. Gallische Bischöfe aus dem Frankenreich nahmen auf Aufforderung König Childerichs II. (662-675) an der Synode von (Saint-Jean-de-) Losne als Reichssynode in Anwesenheit des Herrschers teil. Die Synode ist nur teilweise in einer Handschrift des 9. Jahrhunderts überliefert; sie beschloss Kanones über: die Waffenlosigkeit von Klerikern, der Verbot der Jagd für Geistliche, die Predigttätigkeit der Bischöfe, Witwen als Nonnen. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Lugdunense ["Synode von Lyon"] [567/70], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.328-337. Nur wenige gallische Bischöfe aus dem fränkischen Teilreich König Gunthramns (561-592) nahmen an der Synode von Lyon teil. Die Synode - vielleicht in Zusammenhang mit den Verbrechen der Bischöfe Salonius von Embrun und Sagittarius von Gap stehend - beschloss Kanones über: die Beilegung von Streit zwischen Bischöfen, den Schutz von Kirchengut, den Schutz Freigelassener, die Exkommunikation, Schenkungen von Bischöfen an Kleriker, Bittprozessionen im November. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Lugdunense ["Synode von Lyon"] [583 Mai], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.358-363. Nur wenige gallische Bischöfe aus dem fränkischen Teilreich König Gunthramns (561-592) nahmen an dieser Synode von Lyon teil. Die Synode beschloss Kanones über: die sexuelle Enthaltsamkeit von Geistlichen, bischöfliche Empfehlungsschreiben, den Inzest, die Feier von Ostern und Weihnachten in der Bischofskirche, die Versorgung von Leprakranken. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Matisconense ["Synode von Mâcon"] [581/83 November 1], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.338-357. Gallische Bischöfe aus dem fränkischen Teilreich König Gunthramns (561-592) nahmen auf Einladung Gunthramns an der Synode von Mâcon teil. Die Synode ist (vollständig) in mittelalterlichen Handschriften des 7. bis 9. Jahrhunderts überliefert und beschloss Kanones betreffend: den Meineid, den Besuch von Geistlichen in Nonnenklöstern, Schenkungen an die Kirche, Kleidervorschriften für den Klerus, Klerus und weltliche Gerichtsbarkeit, sexuelle Enthaltsamkeit von Bischöfen, die Stellung der Juden, die Stellung der Unfreien. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Matisconense ["Synode von Mâcon"] [585 Oktober 23], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.364-397. Zahlreiche gallische Bischöfe aus den fränkischen Teilreichen König Gunthramns (561-592) und König Chilperichs I. (561-684) nahmen auf Einladung Gunthramns an dieser Synode von Mâcon teil. Die Synode ist in drei mittelalterlichen Handschriften des 7. bis 9. Jahrhunderts überliefert und beschloss Maßnahmen und Strafen gegen die an der Verschwörung Gundowalds (†585) beteiligten Bischöfe sowie Kanones betreffend: die Verhandlung von Anklagen gegen Bischöfe nur vor Bischöfen, die Sonntagsruhe, das Osterfest, den Karsamstag als Tauftag, den Zehnten, den kirchlichen Schutz von Freigelassenen und Unfreien, den Schutz von Fremden, Witwen und Waisen, die soziale Stellung der Geistlichen, die Einberufung von Synoden nach drei Jahren. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Parisiense ["Synode von Paris"] [561/62], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.264-277. Gallische Bischöfe aus dem Frankenreich nahmen an der Synode von Paris als fränkischer Reichssynode teil, die vermutlich nach dem Tod König Chlothars I. (561) während der Reichsteilung der Söhne Chlothars stattfand. Die Synode beschloss Kanones über: die königliche Vergabe von Kirchengut, die Entfremdung von Kirchengut, den Raub von Sanktimonialen, den Schutz von Freigelassenen und deren Nachkommen (durch die Kirche, Zensualität). [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Parisiense ["Synode von Paris"] [614 Oktober 10], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.398-417. Gallische Bischöfe aus dem gesamten Frankenreich nahmen an der Synode von Paris als fränkischer Reichssynode teil, nachdem König Chlothar II. (584/613-629) die Alleinherrschaft errungen hatte. Die Synode diente der Herrschaftsstabilisierung Chlothars nach dem fränkischen Bürgerkrieg. Chlothar besetzte dabei das Bistum Sitten neu. Die Synode beschloss Kanones über: die Absetzung von Äbten durch Bischöfe, Schutzherren von Geistlichen, gerichtliche Verhandlungen mit Geistlichen, Schutz des Kirchenvermögens, Schutz von Witwen und Nonnen, den Inzest, die Juden. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Turonense ["Synode von Tours"] [567 November 18], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.278-327. Nur eine geringe Anzahl von Bischöfen aus dem fränkischen Teilreich König Chariberts I. (561-567) nahm an der Synode von Tours unter dem Vorsitz des Eufronius von Tours teil. Die Kanones als Beschlüsse der Synode sind (vollständig, teilweise) in drei mittelalterlichen Handschriften des 8. und 9. Jahrhunderts überliefert und beinhalten: den Schutz von Kirchenbesitz, den Inzest König Chariberts, die Keuschheit der Geistlichen, den Schutz der Armen, das Fasten, die Liturgie der Martinsverehrung, die ambrosianischen Gesänge. [Buhlmann, 06.2023]

Concilium Vasense ["Synode von Vaison"] [442 November 23], als: Ausgewählte Synoden Galliens und des merowingischen Frankenreichs, hg. v. Sebastian Scholz (= FSGA A 56), Darmstadt 2022, S.46-59. Gallische Bischöfe aus dem Westgotenreich nahmen an der Synode von Vaison teil, die am 23. November 442 endete. Die Kanones als Beschlüsse der Synode sind (vollständig, teilweise) in mittelalterlichen Handschriften des 6. bis 9. Jahrhunderts überliefert und beinhalten: Bußbestimmungen, Verwendung des Chrisam, Schenkungen an Kirchen, Appellation gegen Bischofsurteile, Klagen gegen Bischöfen, Aufnahme von ausgesetzten Kindern. [Buhlmann, 06.2023]

Consolatio ad Liviam ["Tröstung der (Kaiserin) Livia"] [nach 9 v.Chr.]. Die Consolatio ad Liviam ist ein auf Latein verfasstes Gedicht, eine Trostschrift an die Kaiserin Livia, die Frau des Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.), deren Sohn Drusus im Jahr 9 v.Chr. verstorben war. Fälschlicherweise wurde die Consolatio ad Liviam dem römischen Dichter Ovid zugeschrieben. Vgl. Volk, Katharina (2012), Ovid. Dichter des Exils, Darmstadt 2012, S.30. [Buhlmann, 07.2012]

De constructione castri Saphet ["Über die Errichtung der Burg Safed"] [1240/43]. Anlässlich der durch den Kreuzfahrer Richard von Cornwall (†1272) vertraglich (1240) erworbenen Reste der (1219 geschliffenen) Templerburg Safed und des Wiederaufbaus der Burg 1240/43 verfasste ein Unbekannter aus dem Gefolge des sich auf Pilgerreise befindlichen Marseiller Bischofs Benoit d'Alignan seine Schrift De constructione castri Saphet, in der er über Baumaßnahmen und Baukosten berichtet. Vgl. Kessler, Hans-Wolfram, Kessler, Konrad (Hg.) (2013), Ritter im Heiligen Land - Kreuzfahrerstätten in Israel, Darmstadt 2013, S.102f. [Buhlmann, 09.2016]

Continuatio Reginonis ["Fortsetzung (der Weltchronik) des Regino von Prüm"] [960er-Jahre], als: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit: Widukinds Sachsengeschichte. Adalberts Fortsetzung der Chronik Reginos. Liudprands Werke, hg. v. Albert Bauer u. Reinhold Rau (= FSGA 8), Darmstadt 21977, S.190-231. Die lateinische Weltchronik des Prümer Abtes Regino (892-899; †915) - ab 870 aus eigener politischer Anschauung verfasst - endete mit dem Jahr 906. Die Continuatio Reginonis setzt als Fortsetzung dort an und beschreibt die Geschichte der ottonischen Herrscher im ostfränkisch-deutschen Reich zwischen 907 und 967; die Continuatio wurde vielleicht von Adalbert, dem Mönch von St. Maximin, Abt von Weißenburg und erstem Erzbischof von Magdeburg (968-981), verfasst. Äußere (Ungarneinfälle, Westfranken und Lothringen) und innere Krisen (Aufstände gegen den König, Rolle der Königsfamilie) im Ostfrankenreich des 10. Jahrhundert ließen den Verfasser die Leitthemen "Wiederherstellung von Frieden" (Friedensgedanken, "Friedenswahrung und Widerstand") und "Kontinuität innerhalb der sächisch-ottonischen Königsdynastie" in den Mittelpunkt der Continuatio stellen. Damit folgt der Autor in seinen Intentionen (Friedensordnung, heilsgeschichtliche Einordnung von Geschichte, positive Geschichtsdeutung) seinem Vorgänger Regino von Prüm; die Continuatio versteht sich daher ebenfalls als Weltchronik, hier des ottonischen Jahrhunderts. Vgl. Frase, Michael (1990), Friede und Königsherrschaft. Quellenkritik und Interpretation der Continuatio Reginonis (Studien zur ottonischen Geschichtsschreibung) (= SI 35), Frankfurt a.M.-Bern-New York-Paris 1990. [Buhlmann, 07.2022]

Craft [weit nach 1208, 1294], Versus magistri Craftonis de nece Philippi regis Romanorum ["Gedicht des Meisters Craft über die Ermordung des römischen Königs Philipp"], in: Fleischer, Andrea (2004), Zisterzienserabt und Skriptorium. Salem unter Eberhard I. von Rohrdorf (1191-1240) (= Imagines Medii Aevi, Bd.19), Wiesbaden 2004, S.188f. Die Ermordung König Philipps von Schwaben (1198-1208) am 21. Juni 1208 durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach (†1209) liefert den Hintergrund für ein aus vier Hexametern bestehendes schulmäßiges "Zahlengedicht", das vom Lehrer Craft anschließend erklärt wird. Das lateinische Gedicht findet sich in einer Handschrift aus dem Zisterzienserkloster Heilsbronn aus dem Jahr 1294. [Buhlmann, 10.2012]

Cruz, Martin de la [1552], Libellus de medicinalibus indorum herbis ["Buch der indianischen Kräutermedizin"]. 1552 ist von dem indianisch-aztekischen Arzt Martin de la Cruz ein Buch über einige hundert indianische Heilpflanzen verfasst worden, das von dem Indianer Juan Badiano ins Lateinische übersetzt wurde. Die lateinische Übersetzung des Libellus war ein Geschenk an den Papst; die Handschrift ist heute noch erhalten. Vgl. Riese, Berthold (2011), Das Reich der Azteken. Geschichte und Kultur, München 2011, S.200f. [Buhlmann, 12.2012]

Culex ["Mücke"] ist ein neoterisches Epyllion, das sich um einen Hirten dreht, der von einer Mücke gestochen und dadurch aus der Todesgefahr durch einen Schlangenbiss gerettet wird. Das Epyllion stammt vielleicht von Publius Vergilius Maro (*70-†19 v.Chr.) und ist im Appendix Vergiliana enthalten. Vgl. Baier, Thomas (2010), Geschichte der römischen Literatur (= BSR 2446), München 2010, S.19. [Buhlmann, 01.2013]

Curtius Rufus, Quintus [1.-4. Jahrhundert n.Chr.], Historiae Alexandri Magni ["Geschichte Alexanders des Großen"], als: Quintus Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni. Geschichte Alexanders des Großen. Lateinisch/Deutsch, übers. v. Felicitas Olef-Krafft (2014) (= RUB 19813), Stuttgart 2014. Der römische Historiker Quintus Curtius Rufus, dessen Lebensdaten völlig unbekannt sind und der von daher nur in die römische Kaiserzeit verortet werden kann (1. Jahrhundert?), schrieb die aus zehn Büchern bestehenden Historiae Alexandri Magni, von denen Buch III bis X weitgehend erhalten geblieben sind. Buch III setzt ein beim Feldzug König Alexanders III. des Großen von Makedonien (336-323 v.Chr.) nach der Schlacht am Granikos (334 v.Chr.) und mit der Episode um den Gordischen Knoten. Es folgen bis Buch X: Schlacht bei Issos (333 v.Chr.), Belagerung von Tyrus (332 v.Chr.), Besetzung Ägyptens (332/31 v.Chr.), Orakel von Siwa, Schlacht bei Arbela/Gaugamela (331 v.Chr.), Einnahme Babylons, Vordringen nach Persien und Medien, Ermordung des Perserkönigs Dareios III. (336-330 v.Chr.) durch Bessos, (angebliche) Niederbrennung von Persepolis (330 v.Chr.), Vorstoß nach Baktrien (330/29 v.Chr.), Feldzug in Sogdien und Spitamenes (329-327 v.Chr.), Tötung des Kleitos (328/27 v.Chr.), Heirat Alexanders und Roxanes, Pagenverschwörung (327 v.Chr.), Indienfeldzug (326/25 v.Chr.) und Schlacht am Hydaspes (326 v.Chr.), Zug durch Gedrosien, Flottenexpedition des Nearchos (326/24 v.Chr.), Harpalos-Affäre (324 v.Chr.), Massenhochzeit in Susa, Revolte makedonischer Truppen in Opis, Tod Hephaistons (324 v.Chr.), Tod Alexanders (10. Juni 323 v.Chr.), Überführung des Leichnams nach Ägypten, politische Weichenstellungen nach dem Tod Alexanders durch die zukünftigen Diadochen. Curtius Rufus stellt in seiner Schilderung die Person des Königs und erfolgreichen Heerführers, dessen persönliche Stärken und Schwächen, in den Vordergrund. Dabei führt der Autor unterschwellig "ödipale Strukturen" auf (Alexander der Große in Bezug auf seinen Vater Philipp II. [359-336 v.Chr.] und seine Mutter Olympias; merós, Amazonenkönigin). [Buhlmann, 12.2014]

Cuthbert [nach 735], Brief an den Konlektor Cuthwin, als: Colgrave, B., Mynors, R.A.B. (Hg., Übers.), Bede's Ecclesiastical History, Oxford 1969, S.580-587. Der Diakon Cuthbert, der später Abt des northumbrischen Doppelklosters wurde (bezeugt 763/64), berichtet in seinem Brief an den Konlektor Cuthwin vom Tod des angelsächsischen Mönchs und Gelehrten Beda Venerabilis (*672/73-†735). Er beschreibt Beda als einen Gelehrten, der bis zu seinem Tod als Lehrer für seine Schüler tätig war, und als einen Mönch, der das monastische Regelwerk verinnerlicht hatte und daher bis zuletzt an der klösterlichen Lebensweise festhielt, um als "Diener Gottes" zu sterben. Nach Cuthbert war Beda ein Mensch, ausgestattet mit den christlichen Tugenden der Freude, Dankbarkeit, Einfachheit, Demut und Friedfertigkeit. [Buhlmann, 08.2010]

Cyprian von Karthago [um 248/50], Testimoniorum libri adversus Iudaeos, Ad Quirinus (testimoniorum libri tres) ["Bücher von Zeugnissen gegen die Juden"]. Die Schrift des nordafrikanischen Christen, Bischofs und Märtyrers Cyprian von Karthago (*200/10-†258 n.Chr.) steht rezeptionsgeschichtlich in der Nachfolge der Schrift "Gegen die Juden" des christlichen Schriftstellers Tertullian (*135/160-†n.220 n.Chr.) und wiederholt als Materialsammlung (Blütenlese) im Wesentlichen die Argumentation Tertullians: Versagen der Juden als Gottesvolk, Christen als neues Gottesvolk, Rolle von Jesus Christus und christliche Ethik. Vgl. Tertullian, Adversus Iudaeos. Gegen die Juden. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Regina Hauses (= FC 75), Turnhout 2007, S.145ff. [Buhlmann, 12.2016]

Cyprian von Karthago [251], De lapsis ["Von den Abgefallenen"], als: Cyprian von Karthago, De lapsis. De ecclesiae catholicae unitate. Über die Abgefallenen. Über die Einheit der katholischen Kirche. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Christian Hornung (= FC 98), Freiburg i.Br.-Basel-Wien 2023, S.79-143. (Caecilius) Cyprian(us) von Karthago (*ca.200-†258) entstammte einer reichen nordafrikanischen Familie von honestiores. Er genoss eine umfassende, auch rhetorische Ausbildung und wandte sich in 240er-Jahren dem Christentum zu. Schnell machte er in der karthagischen Kirche Karriere; nach kurzem Presbyteriat wurde er Bischof von Karthago (247/48). In der Christenverfolgung des Kaisers Decius (249-251) floh Cyprian aus seinem Bischofssitz und kehrte erst nach der Verfolgung nach Karthago zurück. Dieses Verhalten wurde von der innerkirchlichen Opposition in Karthago kritisiert. Trotzdem setzte sich Cyprian in seiner 250/51 niedergeschriebenen, Anfang 251 fertiggestellten Schrift De lapsis mit der Frage nach der Eingliederung der vom christlichen Glauben während der Verfolgung abgefallenen Personen in die Kirche auseinander. In der Schrift formuliert Cyprian vor der karthagischen Frühjahrssynode 251 seine "Standortbestimmung" als Bischof und verweist auf die Abgefallenen als libellicati (Personen mit "Opferbescheinigungen") und sacrificati (Personen, die das heidnische Opfer vollzogen haben) sowie die vor der Verfolgung Geflohenen, schließlich die Bekenner und Standhaften. Cyprian stellt für die Abgefallenen deren Wiedereingliederung in die Kirche durch Buße, Umkehr und Sündenbekenntnis in Aussicht. Er entwickelt daran seine Bußlehre für die Abgefallenen, um nach der Apostasie gegen Gott durch Buße und Umkehr in die Kirche zurückzukehren. Dabei besteht die Bußzeit (Bußdauer) aus der Bußleistung, der Exhomolese und der Rekonziliation (als Wiederaufnahme in die Kirche), eine Aufnahme in die Kirche ohne Bußleistung schadet indes nur dem Abgefallenen, selbst die Rekonziliation sichert dem Aufgenommen aber nicht das göttliche Heil (Barmherzigkeit Gottes). Cyprian sieht seine Bußlehre als Mittelweg zwischen Rigorismus und Laxismus. Cyprian erlitt in der Christenverfolgung unter Kaiser Valerian (253-260) das Martyrium (258). [Buhlmann, 01.2024]

Cyprian von Karthago [251], De ecclesiae catholicae unitate ["Von der Einheit der katholischen Kirche"], als: Cyprian von Karthago, De lapsis. De ecclesiae catholicae unitate. Über die Abgefallenen. Über die Einheit der katholischen Kirche. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Christian Hornung (= FC 98), Freiburg i.Br.-Basel-Wien 2023, S.145-195. Cyprian von Karthago beschäftigt sich in seiner wohl Anfang 251 fertiggestellten Schrift De ecclesiae catholicae unitate mit der Frage nach der Einheit der katholischen Kirche in der Zeit nach der Christenverfolgung des Kaisers Decius (249/51). Thema sind hier nicht die in der Verfolgung von der Kirche Abgefallenen, sondern die Bedrohung der Einheit der karthagischen Kirche, nachdem ihr Bischof sich durch Flucht der dortigen Kirchengemeinde entzogen hatte. In Karthago war es nämlich am Jahresanfang 251 zu einer Kirchenspaltung um den Diakon Felicissimus gekommen; als Gegenbischof wurde ein Fortunatus gewählt. Cyprian hingegen wirbt mit seiner Schrift an die Gläubigen um die Einheit der Kirche auch über Karthago hinaus, was z.B. die kirchliche Situation in Rom und die novatianische Kirchenspaltung betrifft. Cyprian wendet sich allgemein gegen Häresien und Schismen, die er auf die Versuchungen des Teufels zurückführt, und betont das (biblisch begründete) "Sakrament der Einheit" (sacramentum unitatis) und die (u.U. auch von Märtyrern und Bekennern gefährdete) Einmütigkeit der Gläubigen. Die Schrift De ecclesiae catholicae unitate ist in zwei Versionen überliefert (Kapitel 4 und 5), die wohl beide von Cyprian stammen (Überarbeitung 255/56/58 [Ketzertaufstreit]). [Buhlmann, 01.2024]

Cyril von Basel/de Quidenone [13. Jahrhundert], Speculum sapientiae. Ein unbekannter (angeblicher) Bischof Cyril von Basel erstellte wohl im 13. Jahrhundert sein Speculum sapientiae als lateinisches Fabelbuch mit (teilweise unverständlichen) scholastisch-theologischen Spitzfindigkeiten. Vgl.: Lateinische Fabeln des Mittelalters. Lateinisch - deutsch, hg. v. Harry C. Schnurr (1979) (= TuscB), München 1979, S.14f. [Buhlmann, 04.2017]

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