www.michael-
buhlmann.de

Geschichte
> Rezensionen

Start > Geschichte > Rezensionen > T

Rezensionen (Geschichte)
T

Intro A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Tacitus, Publius Cornelius, römischer Historiker: Publius Cornelius Tacitus (*ca.58-†120?), in Rom geboren, wahrscheinlich ritterlichen Standes, genoss eine hervorragende Ausbildung zum Rhetoriker, und wurde alsbald auch als glänzender Redner bekannt. Verheiratet war er in kinderloser Ehe (76/77) mit einer Tochter des consul suffectus bzw. späteren britannischen Statthalters Julius Agricola (†93). Von verschiedenen römischen Kaisern gefördert, wurde Tacitus in hohe Staatsämter berufen als Militärtribun (78), Quästor (79/81), Tribun oder Ädil (v.88), Prätor (88), prätorischer Legionslegat (90/93), consul suffectus (97), Statthalter in einer konsularischen Provinz (?, 104/05). Unter Kaiser Trajan (98-117) begann Tacitus seine Tätigkeit als Historiograf. Es entstanden: Agricola (Biografie über Julius Agricola; 98), Germania (Germanenbeschreibung; 98), Dialogus de oratoribus ("Dialog über die Redner", n.100), Historiae (römische Geschichte zwischen 69 und 96; 110), Annales (römische Geschichte zwischen 14 und 68; n.112).
Die historiografischen Texte des Tacitus sind: Tacitus, Publius Cornelius, Agricola. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Robert Feger (1973) (= RUB 836/36a), Stuttgart 1973, 149 S., DM 2,40; Tacitus, Germania. Zweisprachige Ausgabe. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Arno Mauersberger (1942), Köln 2013, 191 S., Karte, € 9,99; Tacitus, Germania. Text und Erläuterungen, hg. v. Karl Lang (1958) (= Braunsche Schulbücherei: Textausgaben Reihe II: Lateinische Autoren, Nr.3), Karlsruhe 1958, 46 S., DM 1,60; Tacitus, Germania, bearb. v. Franz Eckstein (1962) (= Aus dem Schatze des Altertums: B. Lateinische Schriftsteller, H.10), Bamberg 41962, 42 S., DM N.N., Vorbereitungsheft, Bamberg o.J. [1962], 49 S., DM N.N.; Tacitus, Dialog über die Redner, übers. v. Georg Dorminger ([1963]) (= Goldmann Klassiker 972), München o.J. [1963], 136 S., DM 2,20; Tacitus, Publius Cornelius, Dialog über die Redner. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Dietrich Klose (1981) (= RUB 7700), Stuttgart 1981, 116 S., DM 3,60; Tacitus, P. Cornelius, Germania. Bericht über Germanien. Lateinisch und deutsch, übers. v. Josef Lindauer (1975) (= dtv 9101), München 1975, 143 S., DM 4,80; Tacitus, Historien, übers. v. Walther Sontheimer (1959) (= KTA 299), Stuttgart 21968, XXXIX, 359 S., Karte, DM 15,-; Tacitus, Cornelius, Libri ab excessu divi Augusti (Annales). Text, hg. v. Hans Haas u. Karl Meister (1948) (= Heidelberger Texte: Lateinische Reihe, Bd.5), Heidelberg 21948, 222 S., 1 Karte, DM 3,30; Tacitus, P. Cornelius, Libri ab excessu divi Augusti (Annales), hg. v. Carl Hoffmann (1954), Kempten i.A. 1954, 358 S., DM 5,50; Tacitus, Annalen: Tl.1: Buch I-VI, übers. v. Wilhelm Bötticher, neu hg. v. Curt Woyte ([1925]) (= RUB 2457-60), Leipzig [1925], 356 S., RM 1,20, Tl.2: Buch XI-XVI, übers. v. Wilhelm Bötticher, neu hg. v. Curt Woyte ([1925]) (= RUB 2457-60), Leipzig [1925], 328 S., Stammtafel, RM 1,20; Tacitus, Annalen: Tl.1: Buch I-VI, übers. v. Walther Sontheimer (1964) (= RUB 2457-60), Nachdruck Stuttgart 1974, 345 S., DM 6,40, Tl.2: Buch XI-XVI, übers. v. Walther Sontheimer (1964) (= RUB 2457-60), Stuttgart 1974, 320 S., DM 6,40. > Lateinische Literatur > T Tacitus [Buhlmann, 11.1975, 12.2019]

Tagelieder des deutschen Mittelalters. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, übers. v. Martina Backes, eingel. v. Alois Wolff (1992) (= RUB 8831), 1992, Stuttgart 2007, 308 S., € 8,-. Tagelieder sind mittelalterliche, lateinische und volkssprachliche Dichtungen, die die schmerzliche Trennung von Liebenden bei Tagesanbruch beschreiben. Entstanden auf römisch-antiken und christlich-lateinischen Grundlagen, entwickelten sich im Mittelalter verschiedene Formen des Tagelieds: Alba und Albakanzone, geistliches Weck- und Tageslied, höfisches Tageslied. Deutschsprachige, d.h. mittelhochdeutsche Tagelieder entwickelten sich seit dem 12. Jahrhundert im höfischen Kontext. Typisch für das Tagelied sind: Lichtmetaphorik, Einbeziehung der Natur (des anbrechenden Morgens), erotische Konnotationen. Ausgewählt wurden 44 Tagelieder von: Dietmar von Aist, Heinrich von Morungen, Wolfram von Eschenbach, Reinmar der Alte, Walther von der Vogelweide, Otto von Botenlauben, Ulrich von Singenberg, Diepold V. oder Berthold III. von Hohenburg, Kristan von Hamle, Heinrich (?) von Lienz, dem Marner, Günther von dem Forste, Heinrich von Frauenberg, Ulrich von Lichtenstein, Ulrich von Winterstetten, Konrad von Würzburg, Walther von Breisach, Wenzel von Böhmen, Steinmar, Hadlaub, Hugo von Montfort, einem unbekannten Mönch von Salzburg, Oswald von Wolkenstein. [Buhlmann, 01.2012]

(Villingen-Schwenningen-) Tannheim, Ort auf der Baar: Tannheim liegt an der Grenze von Schwarzwald und Baar am von Nordwesten nach Südosten fließenden Wolfbach in einer Meereshöhe von ca. 750 m über NN. Die schriftliche Überlieferung zu Tannheim setzt mit der Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) für das Kloster St. Gallen vom 4. Juni 817 ein. Der Ortsname "Tannheim" (817) enthält als Grundwort -heim in der Bedeutung "Wohnort, Siedlung, Heim"; das Bestimmungswort Tan- ist eine Gattungsbezeichnung und verweist selbstverständlich auf die "Tanne(n)", hat also einen geografischen Bezug, ist eine Lagebezeichnung. Erst 1312 taucht die Siedlung Tannheim in der mittelalterlichen schriftlichen Überlieferung wieder auf. Der Ort blieb bis weit in die frühe Neuzeit ein kleines Dorf ("Bauernschaft" als Landgemeinde mit bewirtschafteter Flur und Allmende). Besitz und Rechte der St. Galler Mönchsgemeinschaft sind dort weiter nicht bezeugt. Das Dorf gehörte im späten Mittelalter zum überwiegenden Teil zur (Brigachtal-) Kirchdorfer Pfarrei (Tannheimer Galluskapelle), die Dorfherrschaft übten die Grafen von Fürstenberg u.a. als Landgrafen der Baar aus. Im Bauernkrieg (1524/25) wurde das aufständische Tannheim durch ein Aufgebot Villinger Bürger zerstört. Vor oder um die Mitte des 14. Jahrhunderts entstand in Tannheim ein Kloster des kirchlichen Ordens der Pauliner, das seinen Ursprung in der Klause eines Eremiten mit Namen Kuno hatte; das Kloster wurde 1801/02 aufgehoben. Neben dem Paulinerkloster und den Grafen von Fürstenberg waren am Ort Tannheim zudem begütert: das Benediktinerinnenkloster Amtenhausen (1312), das Dominikanerinnenkloster Katharinental (bei Dießenhofen) (1339/45), das Dominikanerinnenkloster Maria-Hof (in Neudingen) (1359), die Kirchdorfer Pfarrkirche (1584), die Tannheimer Gallus- und Verenakapelle (1584). In der Tannheim benachbarten Stadt Villingen ist im späten Mittelalter (1244, -1422/23, -1430/50) noch die Patrizierfamilie der Herren von Tannheim bezeugt, die die historische Forschung mit dem Ort Tannheim in Beziehung setzt. Der dörfliche Charakter Tannheims blieb bis in die Moderne erhalten, 1972 wurde Tannheim der damals neu entstandenen Stadt Villingen-Schwenningen als Ortsteil angegliedert.
Zu Tannheim s.: Berner, Herbert (Hg.) (1971), Tannheim. Geschichte von Dorf und Kloster am Osthang des Schwarzwaldes (= Schriftenreihe des Landkreises Donaueschingen, Bd. 31), Donaueschingen 1971, VI, 546 S., Abbildungen, Karten, DM 28,- (mit den Beiträgen: Karl Albert Habbe, Geographische Grundlagen der Ortsgeschichte Tannheim; Ernst Schneider, Tannheimer Flurnamen; Rolf Dehn, Ur- und Frühgeschichte; Anneliese Müller, Von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg; Anneliese Müller, Die Herren von Tannheim in Villingen; Hans Brüstle, Kriegerische Begebenheiten auf der Baar zwischen 1650 und 1870/71; Fridolin Mayer, Das Paulinerkloster in Tannheim; Herbert Berner, Die Pfarrei Tannheim; Herbert Berner, Manumission und Auswanderung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert; Herbert Berner, Allgemeine Gemeindeverhältnisse um die Mitte des 19. Jahrhunderts; Herbert Berner, Die Schule in Tannheim; Herbert Berner, Abgesonderte Gemarkung Kloster Tannheim; Kurt Weckesser, Die Landwirtschaft in Tannheim; Hans Freudenberger, Wald und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei in Tannheim; Josef Grüner, Tannheim im 19. und 20. Jahrhundert; Wolf Rüdiger Grimmig, Tannheim heute; Herbert Berner, Sitte und Brauch; Anhang u.a. mit Ortschronik); Buhlmann, Michael (2016), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Tannheim im frühen Mittelalter (= VA 86), Essen 2016, 60 S., € 4,-. [Buhlmann, 02.2016]

Tarkianen, Tutto (1966), Die athenische Demokratie (= BdAW FD), Zürich-Stuttgart 1966 > A Athenische Demokratie

TASWIR. Islamische Bildwelten und Moderne, hg. v. Almut Sh. Bruckstein Coruh u. Hendrik Budde (2009) (= Ausstellungskatalog), Berlin 2009, 248 S., Farbabbildungen, € 34,95, beleuchtet den Umgang heutiger Kunstschaffender mit der sog. islamischen Kunst der Vergangenheit (Mittelalter, frühe Neuzeit) als Auseinandersetzung der modernen mit der früheren islamischen Kunst. Problematisiert werden der Begriff der "islamischen Kunst" und das heutige Kunstverständnis der "modernen islamischen Kunst" auch in Hinblick auf heutige politische Bezüge (Palästinafrage [Human Writes]) und heutige Kunsttechniken (Kalligrafie, Miniaturmalerei). Die islamische Kunst der Vergangenheit und Gegenwart beschäftigt sich dabei mit dem Koran, der Kaaba, dem Propheten Muhammed, der Ornamentik, der Miniatur und der Dichtung, den Handschriften und (Welt-) Karten, den Engeln und den Menschen, mit Porträts, dem Lebensbaum. Die islamische Kunst bezieht sich geografisch auf die arabischen Länder, Persien und Indien. [Buhlmann, 03.2024]

Taxacher, Gregor (2010), Apokalyptische Vernunft. Das biblische Geschichtsdenken und seine Konsequenzen, Darmstadt 2010, 254 S., € 4,95. Die Religionen von Judentum, Christentum und Islam haben immer auch eine historische Dimension, die einerseits auf geschichtliche Grunderfahrungen (Abraham, Jesus, Mohammed) zurückgreift, andererseits apokalyptisches Denken befördert. Jüdische und christliche Heilsvermittlung durch Religion ist damit Geschichte, in der sich der monotheistische Gott offenbart. Gerade im biblischen Geschichtsdenken mit ihrer Schilderung von (stattgefundenen, zukünftigen) Katastrophen, gerade in den alttestamentlichen Geschichtsbüchern und der Theologie der Propheten, in den neutestamentlichen Passionsgeschichten um das Leiden Jesu offenbart sich Gott im heilsgeschichtlichen Zusammenhang von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Apokalyptisches Denken wurde so zu einem festen Bestandteil biblischer Bücher, was prophetische Theologie, deuteronomistische Bibelredaktion, die apokalyptische Stellung Jesu, die Offenbarung von Endzeit anbetrifft. So war das Urchristentum von einer "apokalyptischen Vernunft" geprägt (Hermeneutik, Apokalyptik, Weisheit); im Mittelalter spielte der Glauben an das Jüngste Gericht eine überragende Rolle (Himmel-Hölle-Fegefeuer, Kreuzzugsapokalyptik, Joachim von Fiore); in der Neuzeit geriet apokalyptisches Denken innerhalb der christlichen Theologie vielfach aus dem Blickfeld. Ein säkularisierter Fortschrittsgedanke ersetzte in der europäisch-westlichen Geschichtsphilosophie zunehmend die christliche Eschatologie. Moderne Anwendungen apokalyptischer Vernunft sind dennoch vorhanden ("verkürzte" apokalyptische Wahrnehmung, Theologie des Gottesgerichts als prophetische Geschichtstheologie, Religionskritik -> formale Kriterien des Denkens in der christlichen Theologie: deuteronomistisch, apokalyptisch, weisheitlich), so dass apokalyptisches Denken auch heute als eine Herangehensweise an christliche Theologie erscheint. [Buhlmann, 04.2020]

1000 Jahre Petershausen. Beiträge zu Kunst und Geschichte der Benediktinerabtei Petershausen in Konstanz (1983) (= Ausstellungskatalog), Karlsruhe 1983 > P Petershausen

TBLG = Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte

TdW = Taschenbibliothek der Weltliteratur

Te

Technik, Technikgeschichte: Technik, abgeleitet vom altgriechischen techne, ist eine kulturelle Äußerung menschlicher Gesellschaften, die die Entwicklung der Menschheit von Anfang an begleitet. Technik steht daher in Zusammenhang mit Handwerk und "Kunstfertigkeit", mit planmäßig-rationalem menschlichen Handeln, mit der Bewältigung menschlicher Existenz in der Welt. Technikgeschichte stellt dann die Entwicklung der Technik im Rahmen der menschlichen Geschichte dar. Zu unterscheiden sind - auch gemäß der Einteilung menschlicher Geschichte in (die Technologien der) Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisenzeit -: Technik der Ur- und Frühgeschichte, der Antike, des Mittelalters, der (frühen) Neuzeit, der Moderne. Mit Technik sind nicht zuletzt verbunden die (Natur-) Wissenschaften.
Zu Technik und Technikgeschichte s.: Breyer, Siegfried, Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970. Die geschichtliche Entwicklung des Großkampfschiffes, Herrsching 1970, 507 S., Pläne, DM N.N. (darstellend die Entwicklung moderner Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer aus eisernen, dampfgetriebenen Panzerschiffen und Linienschiffen [Krimkrieg, japanisch-russischer Krieg], bis zu den Großkampfschiffen und Schlachtkreuzern [Dreadnoughts] u.a. Großbritanniens, der Vereinigten Staaten, des Deutschen Reichs, Brasiliens, Spaniens, Japans, Italiens, Rußlands bzw. der Sowjetunion, Argentiniens, Österreich-Ungarns, Frankreichs, der Türkei, Chiles, Griechenlands, der Niederlande, Jugoslawiens, Portugals, Polens); Bridle, James (2018), New Dark Age. Der Sieg der Technologie und das Ende der Zukunft, München 2019, 320 S., € 24,80 (u.a. über die Kluft zwischen technischen Entwicklungen und menschlichen Erfordernissen durch Digitalisierung, Komplexität u.a.); Dubbel. Taschenbuch für den Maschinenbau, hg. v. Karl-Heinrich Grote u. Jörg Feldhausen (2007), Berlin-Heidelberg-New York 222007, XLV, A 1-Z 12, 100 S., Abbildungen, € 79,95; Eckert, Klaus ([o.J.]), Lokomotiven. Von der Dampflok bis zum Hochgeschwindigkeitszug, Köln o.J., 336 S., Abbildungen, Farbfotos, Pläne, € N.N.; Engelmann, Wilhelm (Hg.) (1844/50), Bibliotheca mechanico-technologica (oder Verezichnis der, in älterer und neuerer Zeit, bis zur Mitte des Jahres 1843 in Deutschland erschienenen Bücher über alle Theile der mechanischen und technischen Künste und Gewerbe, der Fabriken, Manufacturen und Handwerke, der Eisenbahnen, Mechanik und Maschinenbaukunst mit Inbegriff der bürgerlichen, schönen, Land-, Wasser- und Straßenbaukunst). Bibliotheca mechanico-technologica (oder Verezichnis der bis zur Mitte des Jahres 1849 in Deutschland erschienenen Bücher über alle Theile der mechanischen und technischen Künste und Gewerbe, der Fabriken, Manufacturen und Handwerke, der Eisenbahnen, Mechanik und Maschinenbaukunst mit Inbegriff der bürgerlichen, schönen, Land-, Wasser- und Straßenbaukunst. Supplement-Heft, enthaltend die Literatur von der Mitte des Jahres 1843 bis 1849), Nachdruck Hildesheim-New York 1970, VII, 503 S., I, 180 S., DM 88,-; Feuereißen, Günther (1990), Dampf über Südamerika. Die letzten Dampflokomotiven im Regeldienst zwischen dem Äquator und Kap Hoorn, München 1990, 160 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, DM 19,80; Gottschalk, Heinz, Lemberg, Max (Hg.) (1972), Elektrotechnik. Elektronik, Berlin 1972, 728 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, M 22,-; Grimm, Alexander, Hahn, Christoph u.a. ([2007]), Fragen & Antworten: Wissenschaft & Technik. Physik, Chemie, Biologie, Medizintechnik, Geowissenschaften, Verkehr und Raumfahrt, Informationstechnik, Bath [2007], 304 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, € 9,95; Grube, Frank, Richter, Gerhard (Hg.) (1979), Das große Buch der Eisenbahn, Stuttgart-Hamburg-München [1982], 312 S., Schwarzweißabbildungen, Farbfotos, DM N.N.; Kleine Enzyklopädie: Technik, hg. v. Erich Lüder, Benno Beer, Valentine Linsbauer, Gerhard Niese (1963), Leipzig 41965, XXIII, 868 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, M 12,-; Nock, O.S. (1978), Der große Atlas der Eisenbahnen, München-Zürich 1980, 223 S., Farbabbildungen, Karten, DM 98,-; Lindner, Helmut, Brauer, Harry, Lehmann, Constans (1986), Taschenbuch der Elektrotechnik und Elektronik, Thun-Frankfurt a.M. 21986, 680 S., Schwarzweißabbildungen, DM 24,-; Pifferi, Enzo (1979), Trans Sibirien. Auf der längsten Bahn der Welt, Zürich 41982, 240 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, DM N.N.; Pottgießer, Hans (1985), Eisenbahnbrücken (aus zwei Jahrhunderten), Basel-Boston-Stuttgart 1985, 319 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, DM 98,-; > P Propyläen Technikgeschichte; Reusch, Karl, Hoschke, Georg, Scholz, Joachim (1971/72), Lehrbuch elektrischer Systeme. Fachschullehrerbuch (für Nichtelektrotechniker), 3 Bde., Bd.1: Verfahren zur Analyse und Beschreibung, Berlin 1971, 251 S., Abbildungen, M 16,-, Bd.2: Systeme zur Meßwerterfassung und Energiewandlung, Berlin 1971, 327 S., Abbildungen, M 20,-, Bd.3: Elektronische Systeme, Berlin 1972, 416 S., Abbildungen, Formelsammlung, M 26,-; Rossberg, Ralf Roman (1977), Geschichte der Eisenbahn, Künzelsau 1977, 551 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 89,-; Schröder, Heinrich (1963), Elektrische Nachrichtentechnik, 2 Bde., Bd.I: Grundlagen. Theorie und Berechnung passiver Übertragungsnetzwerke, Nachdruck Berlin-Borsigwalde 1974, 650 S., Abbildungen, Bd.II: Röhren und Transistoren mit ihren Anwendungen bei der Verstärkung, Gleichrichtung und Erzeugung von Sinusschwingungen, Nachdruck Berlin-Borsigwalde 1974, 603 S., Abbildungen, zus. M N.N.; Strandh, Sigvard (1980), Die Maschine. Geschichte, Elemente, Funktion. Ein enzyklopädisches Sachbuch, Augsburg 1992, Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 39,80; Tobin, James (2003), Die Eroberung des Himmels. Die Gebrüder Wright und die Anfänge der Fliegerei, Stuttgart-Zürich-Wien 2004, 384 S., Schwarzweißabbildungen, € 26,90. Technik als "endgültig entfesselter Prometheus" von Wissenschaft und Wirtschaft beleuchtet unter philosophischen Aspekten (Fortschritt, Utopie; Marxismus, Kapitalismus; Natur, Verantwortung; Gesellschaft, Staat): Jonas, Hans (1979), Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation (= st 1085), Frankfurt a.M. 1984, 426 S., DM 16,-. [Buhlmann, 07.2020, 10.2020, 12.2020, 06.-07.2021, 09.-10.2021, 02.2023, 05.2023, 09.2023, 02.-03.2024]

Technikgeschichte, 6.-15. Jahrhundert: I. Technisch war das Mittelalter insofern, als dass es Werkzeuge und Techniken der zeitlich voraufgegangenen Antike weiter benutzte bzw. innovativ fortentwickelte, dass es aber auch neue Techniken schuf. Es wurde dabei aus der Antike nur das übernommen, was im Rahmen der frühmittelalterlichen Gesellschaft auch wirklich Verwendung finden konnte, während die grundlegenden Innovationen im "Herbst des (späten) Mittelalters" in den ersten beiden Jahrhunderten der frühen Neuzeit nur mehr verfeinert, indes nicht entscheidend weiterentwickelt wurden. II. Orte von Technik waren die Klöster gerade des Früh- und Hochmittelalters, die Werkstätten des spätmittelalterlichen Handwerks, die Herrschaftszentren von Fürsten, die Haushalte, aber auch die Schlachtfelder (Entwicklung von Kriegsgerät). Dabei hatten mittelalterliche Gesellschaften nur in einem eingeschränkten Maße Zugriff auf natürliche Ressourcen wie Energie, agrarische Produkte oder Bodenschätze, wobei wegen unzureichender Transportmöglichkeiten von Rohmaterialien oder Produkten Technik vielfach dem lokalen oder regionalen Raum verhaftet blieb. Mittelalterliche Erfinder bleiben meist unbekannt, während Technik in Klöstern, Werkstätten, Dombauhütten, Zünften oder Universitäten institutionell verankert war und dadurch von Generation zu Generation weitergegeben werden konnte. Dem Handlungswissen (und damit den praktischen Formen von Wissensvermittlung) kam hier eine besondere Rolle zu. Schriftliche Formen der Wissens- und Technikvermittlung traten demgegenüber zurück; erst aus dem späteren Mittelalter sind Bauzeichnungen bekannt - das berühmte Bauhüttenbuch des Villard de Honnecourt (13. Jahrhundert, 1. Drittel) gehört hierher - oder Zeichnungen von technischen Gerätschaften, aber auch Modelle von Gebäuden und Maschinen. Nicht zuletzt die repräsantativen Maschinenbücher von Ingenieuren und Praktikern stehen für das (theoretische) Bildungswissen des Spätmittelalters, das auch die damalige Technik mit einbezog, während umgekehrt Bildung zunehmend als eine Wissens- und Kulturtechnik verstanden wurde. Mittelalterliche Gelehrte stellten daher Technik und Handwerk zu den aus der Antike überkommenen, weiter oben angesprochenen artes liberales; ars (kunst) kennzeichnete dabei den Wissensbestand einer Wissenschaftsdisziplin. Hugo von St. Viktor (†1141) teilte in seinem Didascalicon die Wissenschaften unter Berücksichtigung auch der "mechanischen Künste" (artes mechanicae) neu ein in Logik, Theorik, Mechanik und Praktik. Den Unterbau der solcherart zusammengesetzten menschlichen sapientia ("Weisheit") bildete für Hugo die Philosophie. Neben den theoretischen sapientia-Elementen der artes liberales, der Theologie usw. berücksichtigte er besonders auch die Elemente der Praxis, u.a. Technik, Medizin, Ökonomik, Recht oder Schauspiel. Im Verlauf des hohen Mittelalters wurden die Wissenschaften zudem ihrem religiösen Umfeld entkleidet, sie zielten auf den Menschen, nicht mehr auf Gotteserkenntnis. Von der Hinwendung zu praktischen Tätigkeiten profitierte dann auch die mittelalterliche Technik. Vor dem Hintergrund von ars und artes mechanicae - die artes mechanicae standen auch für die städtischen Handwerke - entwickelten sich die technischen Begriffe zur Bezeichung von Gerätschaften, Werkzeugen und Maschinen (instrumentum, artificium, ingenium, machina); der Begriff des Ingenieurs (ingeniator, incignerius) kam in den romanischen Sprachen seit etwa 1100 auf, der Ausdruck inventio verengte sich im Spätmittelalter zu "Erfindung", Erfindung nämlich von technischen Neuerungen durch einen "Erfinder" (inventor). III. Mittelalterliche Technik und technischer Fortschritt offenbaren sich innerhalb von vielen Bereichen. Der Transport von Menschen und Waren an Land mit Ochsen und (Pack-) Pferden, Karren und Fuhrwerken blieb schwierig, alleine auf Grund von schlechten Straßen oder fehlenden Brücken. Zu Wasser kam man - gerade was Massentransporte anbetraf - besser voran. Auch wurden künstliche Wasserstraßen (Kanäle, Schleusen) gebaut wie der fossa Carolina (ca.800), der Stegnitzkanal zwischen Nord- und Ostsee (ca.1400) oder die Kanäle im spätmittelalterlichen Oberitalien. Die Schiffe waren wikingische Handels- und Kriegsschiffe, Koggen der Hanse Norddeutschlands oder Galeeren und Karacken des Mittelmeerraums. Werften, insbesondere die Großwerften in Venedig und Genua, stellten die Schiffe her; Hafenanlagen wurden zum Be- und Entladen genutzt (Kais, Hafenkräne). Die spätmittelalterlichen Handelswege zu Wasser und zu Land ermöglichten dann den Transport von Rindern, Fleisch, Fisch, Salz und Getreide. IV. In der Militärtechnik entwickelte sich eine "Spirale der Aufrüstung", erkennbar u.a. an der Ausstattung des hochmittelalterlichen Ritters oder an dem Technikwandel infolge der Erfindung des Schießpulvers. Die Waffentechnik umfasste als Hieb- und Stichwaffen Schwert, Lanze, Dolch, Axt und Pike, als Fernwaffen Pfeil und Bogen sowie die Armbrust. Schutz boten Schild, Kettenhemd und Ritterrüstung. Die Ausrüstung des für den "ritterlichen" Kampf so wichtigen Pferdes bestand aus Sattel, Steigbügel und Zaumzeug. Beim Belagerungsgerät kamen Rammböcke, Schutzhütten (Unterminieren von Mauern und Türmen), Steinschleudern (Gegengewichtsschleudern) und Katapulte zum Einsatz, seit dem 14. Jahrhundert auch Kanonen (Stein-, Eisenkugeln). Letzterem entsprach eine (beginnende) Neugestaltung der Verteidungswerke; statt hochmittelalterlicher Stadtmauern dominierten zunehmend Bastionen, Erdwälle und Wassergräben. V. Technische Innovationsprozesse gab es auch und besonders im durch Zünfte geprägten städtischen Handwerk mit seiner gewerblichen Produktion. Schon seit dem Frühmittelalter trat das Kunsthandwerk (Handschriftenherstellung, Holz-, Elfenbeinbearbeitung, Schmuck, Bronzeguss) diesbezüglich hervor; am Ende des Mittelalters ermöglichte neues Arbeitsgerät (Dreh-, Hobelbank, Schraubstock) neue Produktionstechniken. Im Textilgewerbe, dem frühmittelalterlichen opus textile, gab es Innovationen beim Spinnen (Spinnrad), Weben (Webstuhl) und Walken (Walkmühle). Bei der Glasherstellung sind seit dem Hochmittelalter Glashütten bezeugt; hergestellt wurden Hohl- und Flachglas sowie farbiges Glas von Spitzenprodukten aus dem venezianischen Murano bis zum einfachen "Waldglas"; Glasmalerei verzierte die Scheiben der Gotteshäuser, im späten Mittelalter besaßen auch Adels- und Bürgerhäuser Fensterscheiben. Dazustellen können wir die Erfindung der Brille im Italien des späten 13. Jahrhunderts; im 15. Jahrhundert war die Brille (mit Brillengestell, gegen Weit- und Kurz-sichtigkeit) zumindest in Italien weit verbreitet (venezianische Brillen-produktion). Die Erfindung des Buchdrucks (bewegliche Lettern [Metallguss: Stempel, Siegel; als Vorläufertechnologie], Druckerpresse, Druckerschwärze) durch Johannes Gutenberg (†1468) um die Mitte des 15. Jahrhunderts leitete das Ende der handgeschriebenen Bücher ein. Damals hatte schon längst das Papier das Pergament als Beschreibstoff verdrängt. Es erschienen bis um 1500 rund 25000 Druckwerke mit einer geschätzten Auflage von 20 Millionen Stück. VI. Auch in der Landwirtschaft gab es technischen Fortschritt, der z.B. mit der Einführung der Dreifelderwirtschaft ("Vergetreidung") und des sog. schweren Pfluges (Pflugschar, Streichbrett) verbunden war. Aus der Antike übernommene Techniken betrafen einfache Werkzeuge wie Spaten, Haken oder Sichel, aber auch komplexere Gerätschaften wie Ölpresse, Weinkelter oder Getreidemühle. Darüber hinaus sollte die alltägliche Technik, die z.B. beim Essen und Trinken (Tonwaren [Becher, Schalen], Besteck [Löffel, Messer, kaum Gabel]) oder beim Wohnen (Räume, Herd und Kamin, Möbel) zum Tragen kam, nicht vergessen werden. VII. Die Mühle als durch Muskelkraft, Wasser oder Wind (Energiegewinnung) angetriebene Maschine sollte in der Entwicklung mittelalterlicher Technik eine Schlüsselrolle einnehmen. Ausgangspunkt waren die Getreidemühlen, die seit Spätantike und Frühmittelalter immer größere Verbreitung fanden (grundherrschaftliche Mühlen) und im späten Mittelalter als Vertikal- oder Horizontalmühlen, als Schiffsmühlen oder hängende Mühlen in Erscheinung traten. Mit den Wassermühlen verbunden war ein mitunter aufwändiger Wasserbau zur Zuflussoptimierung (Stauteiche, Wehren, Zuleitungen). Eine Nutzung von Mühlen über das Getreidemahlen hinaus ergab sich erst seit dem Hochmittelalter. Das Spätmittelalter nutzte die Mühlen mit ihren Nocken- und Kurbelwellen als Motor für eine Vielzahl mechanisierter Prozesse etwa zur Herstellung von Seidenzwirn, zum Walken, zum Gerben (Lohmühle), zur Herstellung von Schießpulver (Pulvermühle), zur Herstellung von Papier oder als Wasserhebeanlagen (Pumpen). Das Papier trat, erfunden in China, übernommen aus dem arabischen Raum, seit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert in Sizilien und Spanien in Erscheinung, bis es sich in Italien (spätes 13. Jahrhundert) und in Deutschland (spätes 14. Jahrhundert) als Beschreibstoff verbreitete. Die Vielfalt der Mühlen war dann Ausdruck einer zunehmenden Mechanisierung der mittelalterlichen Technik, die sich auch in einem entstehenden Patentwesen (Deutschland, Oberitalien) niederschlug. VIII. Der mittelalterliche Bergbau benötigte zur Gewinnung von Bodenschätzen eine ausgefeilte Technologie. Das galt für das Frühmittelalter mit seinem kleinflächigen Rasenerzabbau und der Verarbeitung von Erz und Eisen in der Schmiede; das galt aber erst recht für die großen Bergbauunternehmen des Spätmittelalters, als der Bedarf an Eisen um ein Mehrfaches angestiegen war. In den unterirdischen Bergwerken wurde in Handarbeit mit Schlegel, Eisen, Brechstange, Meißel und Schaufel gearbeitet, der Materialtransport erfolgte u.a. mit Karren auf Holzschienen, das Erz wurde mit Winden nach oben gezogen oder mit einem Lastenaufzug transportiert. Oben angekommen, zerkleinerte man das Erz in Pochwerken oder Erzmühlen. Schmelzöfen sorgten für die Verhüttung des Erzes überwiegend unter Verwendung von Holzkohle (Köhlerei), aus der Rohluppe wurde durch mehrfaches Durchschmieden das Roheisen. Silber gewann man mit dem Siegerverfahren aus Kupfer mit einem Silberanteil (15. Jahrhundert, 2. Hälfte). Zudem wurden andere Metalle wie Blei oder Gold abgebaut. Der Bergbau hinterließ Schäden an der Umwelt, wie damals zuweilen beanstandet wurde. Ein verstärkter Raubbau am Wald ist teilweise bei der Salzgewinnung aus Solequellen und durch Salzbergbau (Sieden und Trocknen des Salzes) zu beobachten (Lüneburger Saline, Lüneburger Heide in Spätmittelalter und früher Neuzeit). IX. Mittelalterliche Architektur reicht von den einfachen Holzhütten frühmittelalterlicher Bauern über die Burgen des Adels und die Holz-, Stein- und Fachwerkhäuser der spätmittelalterlichen Städte bis zum Kirchenbau der Romanik oder Gotik. Gerade bei den gotischen Kathedralen ging es um Proportion und Baustatik (geometrische Grundlagen, standardisierte Bauelemente, Spitzbögen, Rippengewölbe), auch musste ein zeitlich mitunter über Generationen reichender Kirchenbau logistisch und organisatorisch geplant werden (Bauherr, Architekt, Bauhütte). Dabei war man bei der Bearbeitung von Holz, Stein und Metall weitgehend auf die traditionelle Handarbeit verwiesen; die Schubkarre tritt im 13. Jahrhundert in Erscheinung, spätmittelalterlich war der Einsatz von Sägewerken, verbesserte Gerätschaften dienten dem Heben des Baumaterials. Als Höhepunkt mittelalterlichen Kirchenbaus mag dann die Kuppel des Doms von Florenz gelten. X. Ausfluss der spätmittelalterlichen "Mechanisierung" war nicht zuletzt die mechanische Räderuhr, die seit dem späten 13. Jahrhundert rasch Verbreitung fand und die bis dahin verwendeten Sonnen-, Wasser-, Sand- und Kerzenuhren zunehmend verdrängte. Die Räderuhr beruhte auf dem Zusammenspiel von Kronrad, Spindelhemmung und fallenden Gewichten. Prestigeträchtig war für die Städte seit dem 14. Jahrhundert die Anbringung von Turmuhren, die die Stunden (später auch Minuten) gleichmäßig anzeigten; astronomische Uhren berücksichtigen zudem astronomische Daten, verfügten auch vielfach über Figurenspiele und andere automatische Abläufe. Bald folgten auch kleinere Uhren; federbetriebene Taschenuhren gab es seit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. XI. Der technische Fortschritt im Mittelalter hatte viele Wurzeln. Dass wirtschaftlich-utilaristische sowie (auf ein zergliedertes Europa zurückgehende) politische Faktoren eine wichtige Rolle spielten, ist klar. Umstritten ist aber, inwieweit ein durch das Christentum begründetes Arbeitsethos "technische" Mentalitäten schuf; auch behinderte das abendländische Christentum den technischen Fortschritt nicht. Andererseits sucht man ausführliche mittelalterliche Reflexionen über die damalige Technik (Technikverständnis) vergebens (nach: Popplow, Technik im Mittelalter).
Vgl. Lindgren, Uta (Hg.) (1996), Europäische Technik im Mittelalter (800-1400). Tradition und Innovation. Ein Handbuch, Berlin 1996, 642 S., Abbildungen, DM 98,-; Popplow, Markus (2010), Technik im Mittelalter (= BSR 2482), München 2010 > P Popplow, Technik im Mittelalter; White, Lynn jr. (1962), Medieval Technology and Social Change, Nachdruck London-Oxford-New York 1970, VII, 194 S., Abbildungen, DM 3,-; White, Lynn jr. (1962), Die mittelalterliche Technik und der Wandel der Gesellschaft, München 1968, 168 S., Abbildungen, DM 15,-. [Buhlmann, 09.2008, 04.2014, 08.2019]

Teck: Herzöge von Teck im deutschen Südwesten des hohen und späten Mittelalters: Einen Zweig der Zähringerherzöge bildete seit ca. 1186 die Linie der Herzöge von Teck, begründet durch Adalbert I. (ca.1186-n.1195), einem jüngeren Sohn Herzog Konrads von Zähringen (1122-1152). Die Herzöge von Teck nannten sich nach ihrer am Trauf der Schwäbischen Alb gelegenen Burg Teck, ihr Herrschaftsgebiet hatte eine nur geringe Ausdehnung. Trotzdem standen die Herzöge nach dem Aussterben der Zähringer und Staufer rangmäßig im deutschen Südwesten vor allen anderen Fürstenfamilien. Konrad II. von Teck (†1292) engagierte sich im Reichsdienst König Rudolfs von Habsburg und wurde am 30. April 1292 von einer österreichisch-schwäbisch-pfälzischen Fürstenpartei zum deutschen König gewählt, starb aber (durch Mord?) schon einen Tag später. Konrad war der Begründer der jüngeren Linie der Herzöge von Teck, die 1381/85 ihre Hälfte des Herrschaftsgebiets an die Grafen von Württemberg verkaufte. Die Rangerhöhung der Württemberger zu Herzögen im Jahr 1495 war wohl auch eine Folge davon, dass zur württenbergischen Landesherrschaft das ehemalige Territorium der Herzöge von Teck gehörte. Der ältere Zweig der Teck stammte von Herzog Ludwig II. (†1283) ab. Dessen Sohn Hermann I. (†v.1316) verkaufte im Jahr 1303 seine Herrschaft an die Habsburger. Die Teck dieser Linie residierten danach in Oberndorf, wo die Familie 1363 ausstarb. Die Teck des jüngeren Zweiges waren bis 1432 in Mindelheim (bei Augsburg) beheimatet, Ludwig (VI.), der 1420 von Venedig abgesetzte Patriarch von Aquileja (1412-1420/39), war der letzte männliche Vertreter der schwäbischen Herzöge.
Zu den Herzögen von Teck siehe: Gründer, Irene (1963), Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck (= SSWLK 1), Stuttgart 1963, XIII, 275 S., Schwarzweißabbildungen, DM 19,80; Wunder, Gerd (1968), Herzog Konrad II. von Teck, in: ZWLG 27 (1968), S.113-116 > W Wunder, Herzog Konrad II. [Buhlmann, 10.2006, 01.2015]

Tegernsee: bayerisches Benediktinerkloster: Die Mönchsgemeinschaft am Tegernsee war um Mitte des 8. Jahrhunderts (746?, 765?) entstanden als Gründung der Brüder Oatkar und Adalbert, die dem altbayerischen Adelsclan der Huosi angehörten. Besiedelt von St. Galler Mönchen, entfaltete das Kloster des heiligen Quirinus Aktivitäten der christlich-kulturellen Durchdringung, die bis nach Tirol und Niederösterreich reichten. Nach dem Sturz des Bayernherzogs Tassilo III. (788) wurde Tegernsee karolingisches Königskloster, Ungarneinfälle und Säkularisationen zur Zeit des bayerischen Herzogs Arnulf (907-937) bedrohten indes die geistliche Kommunität, die im Verlauf des 10. Jahrhunderts immer mehr in Verfall geriet. Die von Kaiser Otto II. (973-983) mitinitiierte Neugründung als Reichsabtei im Jahr 978 führte zur Erneuerung von Mönchtum und Kloster. Mit dem Mönch Froumund (†1006/12) und Abt Ellinger (1017-1026, 1031-1041) wurde Tegernsee zu einem Zentrum von Literatur, Buchkunst und Gelehrsamkeit; die "Tegernseer Reform" erfasste eine Reihe bayerischer Klöster. Auch St. Ulrich in Augsburg wurde nach seiner Umwandlung in einer Benediktinerkloster von Mönchen aus Tegernsee besiedelt (ca.1012). Die Blütezeit des Klosters sollte dann noch bis weit ins 12. Jahrhundert andauern, erkennbar u.a. an dort entstandenen Werken der Literatur und Wissenschaft: "Ruodlieb" (11. Jahrhundert, letztes Drittel), Quirinalen (12. Jahrhundert), "Spiel vom Antichrist" (1155?), Tegernseer Briefsammlung (1178/86). Das alexandrinische Papstschisma (1159-1177) sah Tegernsee weitgehend vom politisch-kirchlichen Gegeneinander verschont, aber versehen mit königlichen und päpstlichen Privilegien. Die Grafen von Andechs als Tegernseer Vögte und der für Tegernsee zuständige Bischof Otto II. von Freising (1138-1158) offenbaren dann nochmals das adlige Netzwerk, das hinter der Ernennung Manegolds von Berg zum Abt dieses bayerischen Klosters (1189/90-1206) stand. Der Abbatiat Manegolds von Berg über Tegernsee und die Einsetzung dieses Abtes durch eine Adelsgruppe um Berger, Andechser und Staufer deuten damit die nachfolgende Entwicklung an: Im 13. und 14. Jahrhundert sank Tegernsee zu einem Adelskloster in Abhängigkeit von gewissen Adelsfamilien herab, und erst mit der Melker Reform des 15. Jahrhunderts besann man sich wieder auf die Ideale benediktinischen Mönchtums. Das Kloster Tegernsee blieb von der Reformation verschont, und auch die frühe Neuzeit kann als eine Blütezeit des Klosters gewertet werden (Klosterdruckerei 1573, Barockisierung der Klostergebäude 1648/88, Mitglied der bayerischen Benediktinerkongregation 1684). 1803 wurde die Abtei säkularisiert, die Klostergebäude in der Folge teilweise abgerissen, der Rest ging in den Besitz der bayerischen Könige als Schloss Tegernsee über (1817).
Zur Geschichte Tegernsees s. als Geschichtsquellen, Fotobände u.a.: Acht, Peter (Bearb.), Die Traditionen des Klosters Tegernsee (1003-1242) (= QEBG 9), München 1952, 427 S., DM 32,-; Scheingraber, Wernher, Siepmann, Martin (1993), Im Tegernseer Tal, Dachau 32008, 84 S., Farbfotos, Karte, (DM 34,80); Die Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts, hg. v. Helmut Plechl (2002) (= MGH. Epistolae. Die Briefe der deutschen Kaiserzeit, Bd.8), Hannover 2002, XL, 414 S., € 54,-. An Darstellungen seien genannt: Redlich, Virgil (1928), Neue Nekrologienfragmente aus Tegernseer Handschriften, in: NA 47 (1928), S.495-517; Schmeidler, Bernhard (1935), Studien zur Geschichtsschreibung des Klosters Tegernsee (vom 11. bis zum 16. Jahrhundert) (= SBLG 20), 1935, Nachdruck Aalen 1974, XI, 121 S., DM 28,-; Vignau, Ilka von (1980), Tegernsee. Schliersee. Leitzachtal, München 31992, 507 S., Abbildungen, Karte, DM 34,-. [Buhlmann, 09.2003, 11.2020]

Temmesfeld, Norbert (1975), Zur frühen Geschichte eines Klosters in Werden, in: MaH 28 (1975), S.167-179 > W Werden

  Tennenbach, Zisterzienserkloster: Die Gründung des Zisterzienserklosters Tennenbach - oder wie es zunächst hieß: Porta Coeli ("Himmelspforte") - erfolgte um das Jahr 1161. Zwölf Mönche unter ihrem Abt Hesso übersiedelten damals vom burgundischen Kloster Frienisberg - ob auf Veranlassung Herzog Bertholds IV. von Zähringen (1152-1186), ist zweifelhaft. Eine in der Mitte des 13. Jahrhunderts gefälschte Gründungsnotiz nennt den Besitz bestimmter Güter und Rechte in der Nachbarschaft Tennenbachs und führt eine Zeugenliste an, zu der auch Herzog Berthold und Markgraf Hermann III. oder IV. (1130-1160 oder 1160-1190) gehören. Rechte und Güter der Zisterzienserabtei am Westabhang des Schwarzwalds sind aber schon bald im Privileg Papst Alexanders III. vom 5. August 1178 aufgeführt worden. Die Zisterze erfreute sich also schon damals - nach dem Ende des alexandrinischen Papstschismas (1159-1177) - reger Kontakte zum Papsttum. Von weltlicher Seite her soll Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) für Tennenbach geurkundet haben, während die Wegnahme von Klostergut in Neuenburg zwecks Gründung der gleichnamigen Stadt durch Herzog Berthold IV. (zwischen 1170 und 1180) auch noch im Tennenbacher Güterbuch des 14. Jahrhunderts Protest hervorrief. Anzumerken bleibt noch, dass Tennenbach ab Ende des 12. Jahrhunderts der Zisterzienserabtei Salem unterstand. Anzumerken bleibt ebenfalls die besondere, zisterziensische Struktur der Tennenbacher Grundherrschaft in den knapp ersten zwei Jahrhunderten nach der Gründung der Zisterze: Grangien, also vom Kloster in Eigenbewirtschaftung betriebene Ländereien, waren wesentlich für das Gefüge des Grundbesitzes, der sich in der Oberrheinebene und im westlichen Schwarzwald konzentrierte, während der Tennenbacher Besitz in der Baar weitgehend davon isoliert war. Das Tennenbacher Güterbuch (1317-1341) des Cellerars und Abtes Johannes (II.) Zenlin (1336-1353) dokumentiert diesen Übergang der Tennenbacher Grundherrschaft zu einer Rentengrundherrschaft mit ihren bäuerlichen Natural- und Geldabgaben. Die Klostervogtei hatten im 13. und 14. Jahrhundert die Markgrafen von Hachberg inne, ab 1373 beanspruchten sie die Habsburger. 1444 wurde Tennenbach von den Armagnaken verwüstet - das Kloster war über 30 Jahre lang unbewohnt -, 1525 im Bauernkrieg verbrannt, 1807 säkularisiert. Von der alten Klosteranlage existiert heute nur noch die Krankenkapelle.
Auf die Geschichte des Klosters Tennenbach gehen ein: Rupf, Philipp E. (2004), Das Zisterzienserkloster Tennenbach im mittelalterlichen Breisgau. Besitzgeschichte und Außenbeziehungen (= FOLG 48), Freiburg i.Br.-München 2004, IX, 445 S., € 42,-; Schwineköper, Berent (1983), Das Zisterzienserkloster Tennenbach und die Herzöge von Zähringen. Ein Beitrag zur Gründungs- und Frühgeschichte des Klosters, in: Forschen und Bewahren. Das Etztäler Heimatmuseum in Waldkirch. Kultur- und landesgeschichtliche Beiträge zum Etztal und zum Breisgau, Waldkirch 1983, S.95-157; Weber, Max (1923), Die Bauern der Klostergrundherrschaft Tennenbach im Mittelalter, in: ZFGV 37 (1923), S.119-154; Weber, Max (1935/37), Die Rodungen und Besitzungen Tennenbachs auf der Baar, in: ZFGV 46 (1935), S.121-158; 48 (1937), S.88-120; Zinsmaier, Paul (1939), Suppliken des Klosters Tennenbach an Philipp von Schwaben und Innozenz III., in: MIÖG 53 (1939), S.187-192; Zinsmaier, Paul (1950), Zur Gründungsgeschichte von Tennenbach und Wonnental, in: ZGO 98 (1950), S.470-479. An Quellen zur Tennenbacher Klostergeschichte sind zu nennen: Schmidt, Stefan (Hg.) (2009), Tennenbacher Urkundenbuch, Bd.I, Wyhl 2009, 214 S., Eigenverlag, auch als PDF-Datei über Internet verfügbar; Weber, Max, Haselier, Günther u.a. (Bearb.) (1969), Das Tennenbacher Güterbuch (1317-1341) (= VKGLBW A 19), Stuttgart 1969, XLVIII, 696 S., DM 75,-. [Buhlmann, 06.2011]

Terenz, Phormio. Lateinisch-Deutsch, übers. u. hg. v. Peter Kruschwitz (1999) (= RUB 1869), Stuttgart 1999, 145 S., € 1,- > Lateinische Literatur > T Terenz

Teresa von Avila, spanische Nonne und Mystikerin: Teresa von Avila (*1515-†1582), aus einer Hidalgo-Familie mit teilweise jüdischen Wurzeln stammend, u.a. bei den Augustinerinnen von Avila erzogen, trat 1535 ins dortige Karmelitinnenkloster ("Karmel von der Menschwerdung [Christi]") ein (Profess 1537), um dort schwer zu erkranken (1538/41) und nach nur zum Teil überstandener Krankheit an sich und dem Leben im Kloster zu zweifeln. Die "zweite Bekehrung" von 1554 gab Teresas Leben neue Impulse in mystisch-spiritueller vertiefender Hinsicht (Höllenvision 1560, Erneuerung des Klosterlebens und Klostergründungssitzung 1560). Folgerichtig wurde Teresa päpstlicherseits gestattet, in Avila ein auf der ursprünglichen Ordensregel beruhendes Kloster ("vom heiligen Josef") der "unbeschuhten Karmelitinnen" zu gründen (1562). Teresa gründete in den Folgejahren 16 weitere Nonnenklöster; hinzu kam der Aufbau des reformorientierten, Teresianischen Karmels der männlichen Karmeliter (ab 1568). Ab 1571 war Teresa Priorin des "Karmel von der Menschwerdung", ab 1580/81 bildete - in Abgrenzung vom nichtreformierten Karmeliterorden - der Teresianische Karmel eine eigene Ordensprovinz. Teresas Tod (1582) folgte 1617 die Selig-, 1622 die Heiligsprechung der Mystikern und Ordensgründerin, die im Übrigen durch ihre religiös-mystischen Werke weiterlebte: Vida (Autobiografie, 1565), Camino de Perfección ("Weg der Vollkommenheit", 1566/67), Moradas del Castillo Interior ("Innere Burg", 1577), Libro de las fundaciones ("Buch der Gründungen"), Briefe. Vgl. Teresa von Avila, Die innere Burg, übers. v. Fritz Vogelsang (1966) (= detebe 20643), Zürich 1979, 224 S., DM 12,80. [Buhlmann, 11.2018]

Terra X (ZDF Expedition, ab 1982) ist eine Programmmarke/Dokumentarfernsehreihe des Zweiten Deutschen Fernsehens innerhalb des öffentlich-rechtlichen Programmsystems in der Bundesrepublik Deutschland. Die Fernsehreihe beschäftigt(e) sich auch mit Themen aus Archäologie und Geschichte, die populärwissenschaftlich-reportierend (bis reißerisch, unausgewogen, unwissenschaftlich) aufbereitet wurden (werden). Zur Reihe Terra X gab es auch immer wieder Buchveröffentlichungen, die u.a. historische Themen der Reihe aufgriffen, so: Kirchner, Gottfried (1986) (Hg.), Terra-X. Rätsel alter Weltkulturen. Neue Folge, Frankfurt a.M. 21986, 216 S., Schwarweiß-, Farbabbildungen, DM 39,80 (mit den Beiträgen: Arno R. Peik, Eberhard Thiem, Der Fluch des Pharao - Das Geheimwissen der alten Ägypter; Volker Panzer, Audienz bei der Königin von Saba - Verschollene Wüstenreich im Orient; Gottfried Kirchner, Mumien im Goldland - Das Erbe der Inkas; Gottfried Kirchner, Im Schatten der Inkasonne - Südamerikas vergessen Kulturen; Hajo Bergmann, Expedition zum Schneejuwel - Unbekanntes Tibet); Terra X ([2005?]): Lippert, Helga, Götterthron am Euphrat. Baylon Tower, Graffe, Georg, Die Jagd nach der Bundeslade. Jerusalems verlorener Schatz, Augsburg o.J., 141 S., Farbfotos, € N.N. [Buhlmann, 06.2022]

Terrorismus als kriminelle Gewalt gegen Menschen, gesellschaftliche und staatliche Institutionen zur Erreichung politisch- und religiös-ideologischer Ziele: Terrorismus (von lateinisch terror) versucht durch gewisse unrechtmäßige, kriminelle Gewaltmaßnahmen - psychologisch abzielend auf Druck, Schrecken, Furcht, Unsicherheit - gegen Menschen und Sachen in Form von Mord, Entführung, Attentat und (Sprengstoff-) Anschlag [und Medien?], gewisse politische, gesellschaftliche, religiöse und/oder ideologische Vorstellungen in einer Gesellschaft durchzusetzen. Zu unterscheiden sind von daher: Linksterrorismus, Rechtsterrorismus, religiöser Terrorismus (Islamismus), Staatsterrorismus usw. Der Terrorismus verwendet Gewalt als Kommunikationsmittel. Die Übergänge vom Terrorismus zu anderen Formen (politischer) Gewalt wie antikolonialen Bewegungen oder politischer Widerstand sind dabei fließend. Der moderne Terrorismus hat seine Ursprünge im Wesentlichen in der Palästinafrage im britischen Mandatsgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) (Palästinenser und PLO) sowie in den antikolonialen Nachkriegsbewegungen auf Zypern und in Algerien; die PLO steht dabei für einen "ethno-nationalistischen Terrorismus", der auch international Wirkung entfaltete. Religion und Terrorismus fanden zusammen im durch radikale islamische Gruppen (Taliban, islamisches Kalifat des IS) vertretenen islamistischen Terror (Selbstmordterrorismus), aber auf der anderen Seite auch im jüdischen Terrorismus. In neuester Zeit findet nicht zuletzt Terrorismus auch medial statt (Internet, Fernsehen), ideologische und operative Momente bestimmen heute den modernen Terrorismus (u.a. nach: Hoffman, Terrorismus).
Zum Terrorismus s.: Hoffman, Bruce (1999), Terrorismus - der unerklärte Krieg (= bpb Schriftenreihe, Bd.551), Bonn 2007, 596 S., € 6,-; Neumann, Peter R., Die neuen Dschihadisten. IS, Europa und die nächste Welle des Terrorismus, Berlin 22015, 256 S., Schwarzweißfotos, Karten, € 16,99. [Buhlmann, 05.2022, 11.2022]

Tertullian, christlicher Schriftsteller der römischen Kaiserzeit: Quintus Septimius Florens Tertullianus (*135/160-†n.220 n.Chr.) stammte aus Karthago, war Anwalt und schrieb nach seiner Bekehrung zum Christen (193/95) auf Latein zahlreiche Werke zur christlichen Katechese und Askese, zur Apologie des Christentums und - als Anhänger der Orthodoxie der christlichen "Großkirche" - zu den christlich-gnostischen Häresien. Gegen Ende seines Lebens soll sich Tertullian dem Montanismus angenähert haben (207). Von Tertullian sind u.a. folgende Werke überliefert: Ad martyras, Ad nationes, Ad uxorem, Adversus Hermogenem, Adversus Iudaeos, Adversus Marcionem, Adversus Praxean, Adversus Valentinianos, Apologeticum, De anima, De baptismo, De carne Christi, De corona, De exhortatione castitatis, De fuga in persecutione, De idolatria, De monogamia, De oratione, De paenitentia, De pallio, De praescriptione haereticorum, De pudicitia, De resurrectione mortuorum, De spectaculis, De testimonio animae, De virginibus velandis, Scorpiae. Tertullian machte die lateinische Sprache für die christliche Lehre und Religion nutzbar.
Die lateinischen Werke des Tertullian liegen gedruckt vor u.a. in: Quintus Septimius Florens Tertullianus, Opera omnia, 2 Bde. (= PL 1-2), Paris 1866 > P Patrologia Latina; Tertullian, Apologeticum. Verteidigung des christlichen Glaubens. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Tobias Georges (= FC 40), Freiburg i.Br. 2015; Tertullian, De praescriptione haereticorum. Vom prinzipiellen Einspruch gegen die Häretiker, übers. v. Dietrich Schleyer (= FC 42), Turnhout 2002; Tertullian, Adversus Iudaeos. Gegen die Juden. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Regina Hauses (= FC 75), Turnhout 2007 > F Fontes Christiani. [Buhlmann, 03.2016]

Tetens, Holm (2013), Wissenschaftstheorie. Eine Einführung (= BSR 2808), München 2013, 126 S., € 8,95 > Kompendium Mittelalter > Wissenschaft(stheorie) [Buhlmann, 12.2014]

Teufel, Waldemar (1977), Universitas Studii Tuwingensis. Die Tübinger Universitätsverfassung in vorreformatorischer Zeit (1477-1534) (= Contubernium, Bd.12), Tübingen 1977 > L Lorenz u.a., Tübingen in Lehre und Forschung um 1500

Tewes, Ludger (1996), Der mittelalterliche Kirchsprengel Steele mit seiner Besiedlung in Kray und Leithe, in: MaH 49 (1996), S.60-75 > S Steele

Th

Thalmann, Söhnke (2010), Ablaßüberlieferung und Ablaßpraxis im spätmittelalterlichen Bistum Hildesheim, Hannover 2010, 271 S., € 9,-. Ablassüberlieferung und Ablasspraxis, das hauptsächlich spätmittelalterliche Ablasswesen gründet auf den Ablassurkunden und -briefen als historischen Quellen, bezogen auf das Bistum Hildesheim auf rund 440 Urkunden, die als littere indulgencie/indulgenciarum, ablaßbrief bezeichnet werden (Urkunden des 13./14. Jahrhunderts, frühester Ablassbrief von 1209 [Ablassverleihung Papst Innozenz' III.]), nach Papst-, Legaten- und Privaturkunden (z.B. Bischofsurkunden) geordnet werden können, Kollekturablässe, Beglaubigungs- und Bestätigungsurkunden, kombinierte Ablassurkunden sein können. Ablass (indulgentia) bedeutet ein auf einen kirchlichen Gnadenakt (gratia) fußender Nachlass (Erlass) von Bußen (poenitentia), wobei die Ablasshöhe (20, 40, 100 Tage, Karene [carena]; Ablasstage und -zeiten [als Zeiten im Kirchenjahr, Festtage und Hochfeste, Kirchweihtage, Wochentage]) den Bußen und Bußleistungen des Gläubigen als Ablassempfänger (Ablassbedingung, "Ablasswerk" <-> Ablasszweck des Ablassanbieters; Ablasskumulierung) entsprechen sollte (4. Laterankonzil 1215) und Ablässe befristet, unbefristet oder bis auf Widerruf gelten konnten (Ablassdauer). An einem Ablass in der Form einer Ablassurkunde waren also beteiligt: der Ablassgeber (Päpste und päpstliche Legaten, Patriarchen, Erzbischöfe und [Hildesheimer, baltisch-preußische, ehemalige, Titular- und Weih-, Diözesan-] Bischöfe [auch aus anderen Diözesen als der Hildesheimer], der Ablassanbieter (Stifte von Säkularkanonikern [St. Blasius/Braunschweig, St. Cyriakus/Braunschweig, Gandersheim, Petersberg/Goslar, Domstift/Hildesheim, Heiligkreuz/Hildesheim, St. Andreas/Hildesheim, St. Johannes/Hildesheim, St. Moritz/Hildesheim], Augustinerchorherren-/-frauenstifte [Derneburg, Dorstadt, Georgenberg/Goslar, Riechenberg/Goslar, Heiningen, St. Bartholomäus/Hildesheim, Steterburg, Wülfinghausen], Benedikter/innenklöster [St. Ägidius/Braunschweig, St. Maria/Gandersheim, St. Godehard/Hildesheim, St. Michael/Hildesheim, Lamspringe], Zisterzienser/innenklöster [Amelungsborn, Heiligkreuz/Braunschweig, Neuwerk/Goslar, Isenhagen, Marienrode, Walkenries, Wienhausen, Wötingerode], Magdalenerinnenklöster [Goslar, Hildesheim], Klöster der Bettelorden [Bothfeld, Braunschweig, Hildesheim, Marienau], Niederlassungen der Ritterorden [Braunschweig, Goslar], Pfarrkirchen [St. Pankratius/Bockenem, St. Katharina/Braunschweig, St. Magnus/Braunschweig, St. Martin/Braunschweig, St. Michael/Braunschweig, St. Petrus/Braunschweig, St. Ulrich/Braunschweig, Burgdorf, Delligsen, Weden, Wrisbergholzen], Kapellen, Hospitäler [St. Maria/Braunschweig, St. Thomas/Braunschweig], Bruderschaften [confraternitates, kalende]), die Ablassempfänger/-nehmer (als Gläubige, die sich der Buß- und Ablassdisziplin [bußrechtlich, kirchenrechtlich] unterwerfen [Beichte, "Ablasswerk", Genehmigung zum Ablasserwerb, Ablassnehmer regional und auch überregional verortet, Ablass und "Lebenspraxis"]). Der Erwerb von Ablassurkunden (durch die Ablassanbieter als Petenten) geschah dabei (gegen Gebühr) an der römischen Kurie, durch Ablassvermittler ("Ablassbörsen"), durch Hinwendung an geeignete Ablassgeber (z.B. beliebige Bischöfe gemäß dem Liber extra von 1234). Päpstliche Ablassurkunden und aufwändig gestaltete Sammelablassbriefe (Sammelindulgenzen) konnten im Umfeld des Gottesdienstes in der Liturgie als (mediale) Ausstellungsobjekte (ornamenta ecclesie, Präsentation der Ablassurkunden [Befestigungsspuren] [neben Ablasstafeln, -inschriften, -bildern]) dienen, wobei sie - wenn nicht benötigt - meist im Archiv des Ablassanbieters (oder einer anderen Institution) lagerten oder doch nur durch das gesprochene Wort vermittelt wurden. [Buhlmann, 01.2017]

Thamer, Hans-Ulrich (2004), Die Französische Revolution (= BSR 2347), München 42013 > F Französische Revolution

Thamer, Hans-Ulrich (2013), Die Völkerschlacht bei Leipzig. Europas Kampf gegen Napoleon (= BSR 2774), München 2013, 126 S., € 8,95. Vor dem Hintergrund von Französischer Revolution (1789), von Napoleons Aufstieg zum 1. Konsul und Kaiser und der napoleonisch-französischen Vorherrschaft in Europa (Frieden von Tilsit 1807, Rheinbund und französische Satellitenstaaten, "Kontinentalsperre") kam es nach der für Napoleon katastrophalen Niederlage im Russlandfeldzug von 1812 zu einem Bündnis des Königreichs Preußens, dem Zarenreich Russland und des Kaiserreichs Österreich gegen Frankreich (1813). Den Verbündeten gelang es, im August und September 1813 die über die Elbe und u.a. bis nach Dresden vorgerückte Grande Armée Napoleons durch aufeinander abgestimmte Operationen von Nord-, Ost- und Südarmee und unter Vermeidung einer Schlacht mit Napoleons Hauptarmee bis in die Gegend von Leipzig zurückzudrängen. Hier fand zwischen dem 14. und 19. Oktober 1813 die Entscheidungsschlacht statt, die mit einem Sieg der Allierten und dem Rückzug Napoleons endete. Den napoleonischen Massenkriegen geschuldet, nahmen rund 500.000 Soldaten an der Schlacht Teil, die Zahl der Toten belief sich auf knapp 100.000, groß war das Leid der Verwundeten, groß das der Zivilbevölkerung in und um Leipzig (Einquartierungen, Versorgungsengpässe, Hunger, Plünderungen, Seuchen, materielle Schäden). Bis ins 20. Jahrhundert hinein war diese "Völkerschlacht bei Leizig" Teil der deutschen historischen Erinnerung und wurde - je nach Standpunkt - zunächst als Auftakt der Befreiungskriege unter fürstlicher Führung oder als Etappe innerhalb von deutsch-nationalen Freiheitskriegen gesehen. Instrumentalisiert geriet die "Völkerschlacht" als nationaler Mythos ab den 1860er-Jahren und im Zuge der bismarckschen Reichsgründung (1870/71; "Völkerschlacht" und Schlacht bei Sedan) in das Fahrwasser bürgerlich-nationaler Ideologie, wie der zwischen 1898 und 1913 erfolgte Bau des Völkerschlachtsdenkmals (Einweihung 1913) zeigt. Im Nationalsozialismus (1933-1945) diente nicht zuletzt dieses Denkmal symbolhaft der Darstellung von "Volksgemeinschaft". Die Deutsche Demokratische Republik der Nachkriegszeit verband "Völkerschlacht" und preußisch-russisches Bündnis mit der "Nationalen Volksarmee" und der kommunistischen Verbundenheit mit der Sowjetunion. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands (1989/90) ist die "Völkerschlacht" nurmehr Teil lokaler historischer (Leipziger) Erinnerung. [Buhlmann, 04.2013]

Thamer, Hans-Ulrich (2020), Die NSDAP. Von der Gründung bis zum Ende des Dritten Reiches (= BSR 2911), München 2020, 127 S., € 9,95. I. Faschistische Bewegung: Am Anfang stand der "völkische Debattierzirkel" der "Deutschen Arbeiterpartei" (DAP), eine Splitterpartei, entstanden nach dem für Deutschland verlorenen Ersten Weltkrieg (1914-1918) in München; Adolf Hitler (*1889-†1945) kam im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Propagandaabteilung der Reichswehr in Berührung mit der Partei (Veranstaltung am 12. September 1919), die von Reichswehr-Hauptmann Karl Mayr, dem "Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund" und der Thule-Gesellschaft unterstützt wurde. Ende September 1919 trat Hitler in die DAP ein und wurde alsbald zum wichtigsten Propagandaredner der Partei. Hitler stilisierte in seinem Buch "Mein Kampf" (1925) die Anfänge "seiner" Partei hoch; u.a. machte er aus der am 24. Februar 1920 erfolgten Vorstellung eines 25-Punkte-Parteiprogramms die "Gründungsversammlung" der zunächst nur zögerlich als "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei" (NSDAP) bezeichneten Partei. Die NSDAP kaufte Ende 1920 die Münchener Zeitung "Völkischer Beobachtung", die als Zeitung der Partei diese auch über München hinaus bekannt machte. Somit stieg die Mitgliederzahl von ca.200 (1920, Anfang) auf ca.2000 (1921, Anfang), Ortsgruppen u.a. in Rosenheim, Stuttgart oder Dortmund entstanden, Parteieintritte wie der von Hermann Göring entfalteten ihre Wirkung. Parallel dazu wurde aus der "Turn- und Sportabteilung" der Partei (1920, Anfang) die "Sturmabteilung" (SA; 5. Oktober 1921), die innerhalb und neben der NSDAP militärisch-kämpferisch als "Bürgerkriegstruppe" in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat (italienischer Faschismus Mussolinis, "Deutscher Tag" in Coburg 14./15. Oktober 1922); aus der SA wurde der "Stoßtrupp Hitler" (als Vorläufer der SS) ausgegliedert (1923), der wiederum die NSDAP als "Führerpartei" Hitlers offenkundig machte. Das Jahr 1923 als Krisenjahr für die Weimarer Republik (französische Besetzung des Ruhrgebiets u.a.) brachte der NSDAP weiteren Zulauf auf 55000 Mitglieder (November 1923), doch scheiterte der in München, der "Hauptstadt der Bewegung", initiierte Hitler-Putsch des "Revolutionsführers" (9. November 1923; "Märtyrerkult" der NSDAP um die beim Putsch Umgekommenen). Hitler, zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg verurteilt, wurde schon nach einem halben Jahr auf Bewährung in die Freiheit entlassen, während die kurzfristig anstelle der verbotenen NSDAP entstandenen Nachfolgeorganisationen sich heftig bekämpften. Der 27. Februar 1925 war der Startpunkt für die Neugründung der NSDAP wieder unter alleiniger Führung Hitlers (inszeniertes Charisma Hitlers); daneben traten die damals ebenfalls wiedergegründete SA und die von Hitler direkt abhängige "Schutzstaffel" (SS) (1925/26). Hitler machte aus "seiner" Partei nun eine "Wahlkampfmaschine", um mit legalen Mitteln die Macht in Deutschland zu erlangen (angebliche politische Legalität). Der Neuanfang gestaltete sich indes holprig, bis sich Hitler z.B. gegen die Widerstände nordwestdeutscher Parteiangehöriger wie Joseph Goebbels oder das sozialistische Parteiprogramm eines Gregor Straßer als "Führer" durchsetzte (Bamberger Führertagung 14. Februar 1926). Spannungen innerhalb von Partei und Parteiorganisationen (soziale Heterogenität, Gauleiter, SA) blieben bestehen, während NSDAP und SA nach außen durch propagandistische Aufmärsche, Demonstrationen und Kundgebungen Aufmerksamkeit erregten. In den Reichstagswahlen von 1928 wählten indes nur 2,6 Prozent der Wähler die Hitler-Partei. Dieses Ergebnis erforderte eine Neuausrichtung der NSDAP, die neben der Arbeiterschaft ein breiteres Publikum (Mittelstand, Bürgertum, Bauern) erreichen sollte. In der Tat gelang ab 1928 diese Neuorientierung, wie an den steigenden Mitgliederzahlen und der sozialen Zusammensetzung der Partei zu erkennen ist. Insbesondere konnte die NSDAP bei den folgenden Wahlen in den Ländern des Deutschen Reiches und zum Reichstag bisherige Nichtwähler und weibliche Wähler für sich gewinnen. Zudem war die Partei eine "Jugendbewegung" (Jugendkult), die die Front- und Kriegsjugendgeneration (Erster Weltkrieg 1914/18) integrieren konnte. Die Partei propagierte unvermindert heftig ihre faschistische Ideologie als ("völkisch"-radikalen) Antisemitismus, Nationalismus, Antimarxismus und Antidemokratismus ("arische" "Volksgemeinschaft") bei unverhohlener Ablehnung des demokratischen Weimarer Systems, Zeichen einer radikalen "Glaubens- und Kampfbewegung", die zur Vermittlung dogmatischer Grundsätze, der nationalsozialistischen Ideologie, dennoch durch Gau- und Kreisleitungen sowie in Ortsgruppen (nach dem "Führerprinzip") organisiert war. Die NSDAP als Propaganda- und Wahlkampf-Partei finanzierte sich dabei weitgehend aus den Mitgliedsbeiträgen, daneben aber auch aus Großspenden (Fritz Thyssen). Die Reichstagswahlen ("Erbitterungswahlen) von 1930 bis 1932 brachten der NSDAP weitere Stimmengewinne (1930: 18,3 Prozent; 1932: 37,4 bzw. 33,1 Prozent), die Partei und Hitler wurden nun auch verstärkt von der politischen und wirtschaftlichen Elite in Deutschland wahrgenommen (Vortrag Hitlers beim Düsseldorfer Industrieklub 26. Januar 1932), zudem kam die Weimarer Republik mit der Abfolge der vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg abhängigen Präsidialkabinette (Notverordnungen) zu ihrem Ende. Hitler unterlag zwar in der Wahl zum Reichspräsidenten Hindenburg (1932), er und seine Partei sahen sich aber - trotz der politischen Krise, in der sich die NSDAP damals befand (1930/32) - mit der (inszenierten) "Machtergreifung" Hitlers als Reichskanzler (30. Januar 1933) am Ziel. II. Regimepartei: Nach der "Machtergreifung" wurde aus der Propagandapartei NSDAP eine durch "nationalsozialistische Revolution", (politische) Gleichschaltung und fehlende politische Konkurrenz mit dem "Dritten Reich" und dessen Verwaltungsorganisation untrennbar verbundene Massenpartei. Allein im Jahr 1933 wuchs die Mitgliederzahl von 849000 durch Aufnahme der "Märzgefallenen" auf 2,6 Millionen; in den folgenden Jahren sollte sie mit 5,5 Millionen ihren Höchststand erreichen. Während die Partei anfangs mit der Aufnahme der neuen Mitglieder organisatorisch überfordert war, drang sie - gerade im Zuge von Gleichschaltung und Ermächtigungsgesetz (5. März 1933) - in alle Bereiche der kommunalen und Reichsverwaltung sowie in alle Lebensbereiche der Bevölkerung ein; "Revolutionen von unten" schufen das "dynamische Fundament der Diktatur" Hitlers (1933/35). Die NSDAP und ihre Organisationen - SA, SS, Hitler-Jugend (HJ), NS-Fach-, NS-Berufsverbände, Deutsche Arbeitsfront (DAF), "Bund Deutscher Mädel" (BDM), zum Teil als Ergebnisse der Gleichschaltung - dominierten bei Ausschaltung etwaiger politischer Widerstände nunmehr im öffentlichen Raum der deutschen "Volksgemeinschaft". Dabei blieb vieles im Fluss, war vieles improvisiert, es gab konkurrierende Organisationen innerhalb der Partei und zwischen Partei und Staat(sverwaltung) (Sekundärbürokratien). Der organisatorische Hauptstrang der NSDAP gründete auf den Gau- (36 Gauleiter, 18 Reichsleiter), Kreis- und Ortsgruppenleitungen; gerade die Ortsgruppenleiter waren mit den Block- und Zellenleitern (Blockwarte) nicht nur mit der Parteiorganisation befasst, sondern übten im nationalsozialistischen Sinne eine Kontrolle über die gesamte Bevölkerung in ihrem "Hoheitsbereich" aus. Alles in allem entstand durch die von den Nationalsozialisten betriebene "stufenweise Eroberung" der Macht ein "Machtmonopol" und damit auch ein "Patronagesystem", das bei der Bevölkerung immer wieder Anstoß erregte. Dabei verkündete Hitler am 6. Juli 1933 den "Abschluss der Revolution", wandte sich in der "Nacht der langen Messer" (30. Juni 1934) gegen die Führer der SA (Ernst Röhm; "zweites Leben" der SA) (und andere ihm politisch missliebige Personen) und stärkte entscheidend die SS unter dem "Reichsführer-SS" Heinrich Himmler als "außerstaatlichen Machtkomplex" auch außerhalb von NSDAP und nationalsozialistischen Organisationen. Nach der innen- und außenpolitischen Festigung des NS-Regimes und der Diktatur Adolf Hitlers offenbarte sich die Ideologie der nationalsozialistischen, alle Lebensbereiche der Bevölkerung umfassenden "Volksgemeinschaft" nicht zuletzt in der Außendarstellung der NSDAP auf ihren Nürnberger Parteitagen (Parteitagsgelände, Aufmärsche, Lichtdome, "Führerrede"; "Parteitag der Ehre" 8. September 1936); die Parteitage wurden zur Demonstration nationalsozialistischer Macht, dienten auch der "Erziehung unseres Volkes und der Überwachung unseres Volkes" bei zunehmendem Ausschluss von "Gemeinschaftsfremden" (Juden, "Zigeuner", "Volksschädlinge") und Propagierung eines "arischen Herrenmenschen" (Indoktrination des Parteinachwuchses an Ordensburgen). Die Kontrolle der "Volksgemeinschaft" und der Ausschluss der "Anderen" steigerte sich zur (systematischen) Judenverfolgung (Pogrome vom 9. November 1938 unter starker Beteiligung der SA), während der Zweite Weltkrieg (1939-1945) auch die Mobilmachung innerhalb der NSDAP-Kader vorsah (verstärkter Einsatz von Frauen in der Parteiorganisation) und der Partei zusätzliche Aufgaben bei "Menschenführung" und Hilfe für die Zivilbevölkerung (NS-Volkswohlfahrt, NS-Frauenschaft; Luftschutz und Hilfe für die Ausgebombten, "Kinderlandverschickung") zuwuchsen. Die Wende im Krieg ab 1942/43 führte zu Streitigkeiten zwischen Rüstungsministerium und Parteizentrale um den richtigen Kurs zwischen totaler Kriegs- und teilweiser Friedenswirtschaft; die NSDAP erhielt in der Folge erweiterte exekutive Entscheidungsbefugnisse, die sich u.a. in einer gesteigerten Gewalt gegen politisch missliebige Personen (Sondergerichte, Willkürjustiz) und in einer gesteigerten Einmischung in den Krieg als Bereich der Wehrmacht ("Deutscher Volkssturm" als Parteiarmee) äußerte. Den Untergang des "Dritten Reiches" (1944/45) bei zunehmender Auflösung der ideologisch definierten nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" konnte aber die NSDAP trotz ihrer allgegenwärtigen Propaganda (Durchhalteparolen u.a.) nicht mehr aufhalten, zumal nach dem Selbstmord Hitlers (30. April 1945) am Ende des Krieges. Mit ihm sollten die NSDAP und die nationalsozialistischen Organisationen, denen ein Großteil der deutschen Bevölkerung auf der Grundlage eines "volksgemeinschaftlichem Konsens" ij einem System von Überwachung und Repression angehört hatte, verschwinden. III. "Nachgeschichte": NSDAP und nationalsozialistische Organisationen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von den Siegermächten selbstredend verboten, es begann (in den westlichen Besatzungszonen) die Phase der Entnazifizierung einschließlich der Verurteilung von Nazigrößen und ihrer Unterstützer (Nürnberger Prozess, Nürnberger Nachfolgeprozesse). In der 1949 entstehenden Bundesrepublik Deutschland wurde der Nationalsozialismus "kollektiv beschwiegen" (1950er-Jahre; Mitläufer- und Mittätertum), dann aufgearbeitet (ab 1960er-Jahre; Jerusalemer Eichmann-Prozess [1961], Frankfurter Ausschwitzprozess [1963/65], Wehrmachtsausstellung [1995/99], Historikerdebatten), in der Deutschen Demokratischen Republik bezog sich die politische Führung im Diskurs gegen den Nationalsozialismus auf die antifaschistische Grundhaltung ihres Staates. [Buhlmann, 05.2020]

Theil, Bernhard (Hg.) ([1981]), Rottenburg und die österreichische Grafschaft Hohenberg 1381-1981 (= Austellungskatalog), o.O. [1981] > H Hohenberg

Theisen, Karl Heinz (2007), Nikolaus von Prüm. Ein rheinisch-moselländischer Kirchenrechtler des 15. Jahrhunderts. Professor in Köln und Löwen, General-Offizial in Trier, in: AHVN 210 (2007), S.15-44. Nikolaus von Prüm (*ca.1400-†1439), oder Nikolaus Doeser, Nikolaus von Winringen bzw. Nikolaus von Köln, war Doktor "beider Rechte", Professor an der Universität Löwen, Offizial des Trierer Erzbistums und Teilnehmer am Basler Konzil. Gegen 1400 in Winringen (beim Kloster Prüm) geboren, begann Nikolaus an der Universität Erfurt im Jahr 1412 das Studium der artes liberales, war 1413 Baccalar an der Wiener Artistenfakultät, um dort die Rechte zu studieren. Ab 1415 war Nikolaus in der juristischen Fakultät der Universität Köln eingeschrieben, 1417 erwarb er hier das kanonistische und legistische Baccalaureat, dem 1425 der Erwerb des Doktors iuris utriusque in Pavia folgte. In Köln hatte Nikolaus von Prüm schon ab 1417 als Magister gelehrt, 1426 wurde er zum ersten Professor für kanonisches Recht an der neu gegründeten Universiät Löwen berufen. Hier hielt er am 7. September eine Eröffnungsrede anlässlich der Universitätsgründung. Zeitweise war er Rektor der Universität (1429, 1431), zeitweise Steuereinnehmer (1431). 1435 verließ Nikolaus von Prüm den Löwener Lehrstuhl, er war seit 1432 Offizial des Trierer Elekten Ulrich von Manderscheid (1430-1436), der sich mit seinem Kontrahenten Raban von Helmstedt (1430-1439) im Trierer Bistumsstreit befand. Nach der Absetzung Ulrichs im Jahr 1436 nahm Nikolaus seit 1438 am Basler Konzil (1431-1449) teil, wo er der Deputation für Friedensangelegenheiten zugewiesen wurde. Auf dem Konzil war Nikolaus als Rotarichter tätig. Nikolaus von Prüm starb wohl infolge der Pest vor dem Juli 1439 in Basel. Wie damals üblich, hatte Nikolaus für seine Tätigkeiten im kirchlich-universitären Bereich Einnahmen aus kirchlichen Pfründen, und zwar aus: Pfarrei Lissendorf (1420/1423), Kanonikat und Amt des Scholasters am Liebfrauenstift Prüm (1422), Vikariat an der Kardener Kollegiatkirche St. Castor (1424), Vikariat an der Marienkirche in Lehmen (1424), Kanonikat im Stift Münstermaifeld (1438), Kanonikat im Stift Karden (zu einem unbekannten Zeitpunkt). [Buhlmann, 06.2008]

Theißen, Gerd (2002), Das Neue Testament (= BSR 2192), München 2002 > S Schnelle, Die ersten 100 Jahre des Christentums

Thenius, Erich (1974), Eiszeiten - einst und jetzt (= Kosmos-Bibliothek, Nr.284), Stuttgart 1974 > E Eiszeiten

Theoderich der Große, ostgotischer König: I. In der Tradition der ostgotischen Amalerkönige stehend, war der wohl 451 geborene Theoderich ein Sohn des Thiudimer (†474), eines Herrschers der pannonischen Goten. Zwischen 459 und wohl 469 lebte Theoderich als Geisel für das gotische Wohlverhalten in Konstantinopel, eine sicher ihn auch politisch prägende Kindheit und Jugend. 474 folgte Theoderich seinem Vater in der ostgotischen Königsherrschaft nach. In den ersten Jahren seiner Regierung genoss der junge König eines gotischen Föderatenreichs in Niedermösien die Rückendeckung des oströmischen Kaisers Zenon (474-475, 476-491), der ihn in die Ämterhierarchie des römischen Reiches einband und ihn zum Heermeister, patricius und Waffensohn machte. Konkurrenz hatte Theoderich im thrakischen Reich der Ostgoten unter Theoderich Strabo (†481), der allerdings durch einen Unfall starb. Nach Überwindung dieser Phase des ostgotischen Doppelkönigtums erzwang Theoderich vom Kaiser höhere Soldzahlungen für seine Krieger (483; ostgotisches Eindringen nach Griechenland 482); 484 wurde er Konsul und unterdrückte in römischen Diensten einen Aufstand in Kleinasien. Indes hielten die Kämpfe zwischen Goten und Römern u.a. in Thrakien an, Theoderichs Königtum geriet ohne die greifbaren Erfolge einer unabhängig(er)en und dauerhaften ostgotischen Herrschaftsbildung unter Druck. So wandte sich der König - auch durch Ostrom unterstützt - nach dem Westen und Italien (488; Gepiden-Schlacht an der Vuka 488). Hier belagerten - nach dem Sieg in der Schlacht bei Verona (489) - die Goten Theoderichs den Herrscher Italiens Odoakar (476-493) in Ravenna (489/93); die Belagerung endete mit einer Übereinkunft zwischen den zwei Herrschern, die Italien als Samtherrschaft beider sah. Doch ermordete Theoderich alsbald Odoakar persönlich (493) und erlangte so die Alleinherrschaft. II. Theoderich (493-526) war nun - was Italien einschließlich Siziliens und Illyrien anbetraf - "König der Goten, Herrscher der Römer". In Hinblick auf die christliche Religion standen sich die arianischen Goten und die katholischen Römer gegenüber, doch kam es auch hier unter Theoderichs Herrschaft, die 497 von Ostrom anerkannt wurde, zu einem im Großen und Ganzen gedeihlichen Zusammenleben zwischen Germanen und Römern, ablesbar u.a. an der Bautätigkeit Theoderichs in Ravenna. Nach außen stabilisierte Theoderich sein Reich durch erfolgreiche Kämpfe gegen Vandalen (um Sizilien; Friedensvertrag 491) und Gepiden (504). Der Expansion der fränkisch-merowingischen Könige, allen voran Chlodwigs I. (481/82-511), konnte Theoderich, verheiratet mit Audofleda, der Schwester Chlodwigs, im Mit- und Gegeneinander zum oströmischen Reich indes auf Dauer wenig entgegensetzen (Alemannien, Burgund, Westgotenreich). So waren die westgotische Niederlage gegen die Franken in der Schlacht bei Vouillé und das Ende des Westgotenreichs nördlich der Pyrenäen (507) für den ostgotischen König ein außenpolitischer Wendepunkt, der sein bisheriges Bündnissystem zwischen den Germanenherrschern auf (ehemals) römischem Territorium zerstörte. Ostgoten kämpften in Gallien gegen die Franken (508/11), Theoderich übernahm das westgotische Königtum (511-526) und gliederte die Provence dem Ostgotenreich an (511). In den letzten Regierungsjahren war Theoderich zunehmend mit innenpolitischen Problemen konfrontiert. Dazu zählte das Scheitern der Nachfolgeregelung (Tod Euthatichs 520/23), die Hochverratsprozesse gegen die römischen Senatoren Albinus, Boethius und Symmachus (523), die u.a. mit der Hinrichtung des Boethius endeten (524), Theoderichs Politik gegen die Päpste Johannes I. (523-526) und Felix IV. (526-530), das ostgotische Flottenbauprogramm (524/25). Am Ende seines Lebens hatte der König viel an Vertrauen verloren. Theoderich starb am 30. August 526, sein Leichnam wurde im imposanten Mausoleum des Königs in Ravenna beigesetzt. Die Unsicherheit in der Nachfolge ließ das Ostgotenreich nach dem Tode Theoderichs zum Opfer der Expansionspolitik des oströmischen Kaisers Justinian I. (527-565) werden. III. Die Person des Arianers Theoderich unterlag in den Jahrhunderten bis heute vielfachen Rezeptionsströmungen: mittelalterliche Dietrichsage um Dietrich von Bern (= Verona), hochmittelalterliche Dietrich-Epik, das Theoderich-Bild des Humanismus und der Aufklärung, das Theoderich-Bild in der modernen Geschichtswissenschaft. Theoderich steht in jedem Fall für eine durchaus fruchtbare Synthese von Romanitas und Gentilitas zwischen Spätantike und Frühmittelalter.
Zu Theoderich s. an Quellen: Edictum Theoderici regis. Das "Gesetzbuch" des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen. Zweisprachige Gesamtausgabe. Lateinisch und deutsch, hg., übers. v. Ingemar König (2018) (= TzF 112), Darmstadt 2018 > Lateinische Literatur > T Theoderich der Große, an Biografien: Ausbüttel, Frank M. (2003), Theoderich der Große (= GdA), Darmstadt 2003, 190 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 19,90; Wiemer, Hans-Ulrich, Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. Biographie, München 2018, 782 S., Schwarzweißabbildungen, Stammtafeln, Karten, € 29,50. [Buhlmann, 05.2004, 09.2019, 06.2020]

Theoger von St. Georgen, Reformabt: Theoger, um die Mitte des 11. Jahrhunderts geboren, stammte - so die Prüfeninger Vita Theogeri - aus ministerialischen Verhältnissen, war aber wahrscheinlich mit mächtigen Adelsfamilien im elsässisch-lothringischen Raum verwandt, u.a. mit den Grafen von Metz und denen von Lützelburg. Theoger soll dann unter dem berühmten Manegold von Lautenbach (†n.1103) und im Wormser Cyriakusstift seine geistliche Ausbildung erhalten haben. Er wandte sich aber dem Mönchtum Hirsauer Prägung zu und trat in das Kloster Hirsau unter dessen Abt Wilhelm (1069-1091) ein. Dieser ernannte ihn später zum Vorsteher des Hirsauer Priorats (Kloster-) Reichenbach (1085-1088). Schließlich wurde Theoger auf Betreiben Wilhelms zum Abt von St. Georgen eingesetzt (1088). Um Selbstständigkeit von Hirsau bemüht, gelang es Theoger während seines Abbatiats, das Kloster St. Georgen zu einem Reformmittelpunkt benediktinischen Mönchtums in Elsass, Süddeutschland und Österreich zu machen. Diese St. Georgener Reform war verbunden mit der Einflussnahme der Schwarzwälder Mönchsgemeinschaft auf eine Reihe von Männer- und Frauenklöstern, die entweder neu gegründet oder von St. Georgen aus reformiert wurden. Dabei fungierten St. Georgener Mönche vielfach als Äbte der zu reformierenden Klöster, während die Neugründungen meist als St. Georgener Priorate in Besitz bzw. unter der seelsorgerischen Oberaufsicht der geistlichen Kommunität an der Brigach standen. Der damaligen Bedeutung St. Georgens entsprach es, dass das Kloster auch Empfänger zweier wichtiger Papstprivilegien wurde. Wie der "Gründungsbericht des Klosters St. Georgen" zudem mitteilt, waren es bedeutende Schenkungen von Landbesitz und Rechten, die die Mönche aus dem Schwarzwald um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert erlangen konnten. Diese äußeren Faktoren machten zusammen mit der inneren Geschlossenheit klösterlichen Lebens den Erfolg des Klosters St. Georgen unter Theoger aus - ein Erfolg, der auch noch nach dem Weggang Theogers als Bischof von Metz (1119-1120) anhielt und das sog. St. Georgener Jahrhundert von der Klostergründung bis zu Abt Manegold von Berg (1169-n.1193/94) begründete. Die kirchliche Reformpartei im durch den Investiturstreit (1075-1122) zerrütteten Deutschland hatte Theoger, der sich lange dagegen sträubte, zum Bischof von Metz und damit zum Gegenkandidaten des kaiserfreundlichen Prälaten Adalbero IV. (1090-1117) ernannt (1117). Unterstützt von seinen Metzer Verwandten, ebenfalls Reformern, bestätigt vom Papst, gelang es Theoger dennoch nicht, im Metzer Bistum Fuß zu fassen (1119). Ein Ausgleich zwischen Papst Calixt II. (1119-1124) und Erzbischof Bruno von Trier (1102-1124) in Cluny (Ende 1119) endete schließlich damit, dass Theoger in dem burgundischen Kloster bleiben und faktisch auf die Bischofswürde verzichten konnte. Theoger starb am 29. April 1120 in Cluny. Die Vita Theogeri verehrt Theoger als Heiligen.
Quellen und Literatur zu Theoger von St. Georgen sind: Brennecke, Paul (1873), Leben und Wirken des heiligen Theoger, Diss. Halle 1873, 52 S.; Buhlmann, Michael (2004), Abt Theoger von St. Georgen (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.III = VA 7), St. Georgen 2004; Buhlmann, Michael (2009), Theoger von St. Georgen - Abt und Bischof. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= Vertex Alemanniae, H.42/3), St. Georgen 2009, 60 S., € 6,-; Zeggert, Gerhard (1954), Theoger (Dietger von Metz). Abt des Klosters St. Georgen im Schwarzwald in den Jahren 1088-1118, o.O. [1954], 88 S. [Buhlmann, 03.2004, 03.2009, 07.2013]

Theologie als Wissenschaft vom Göttlichen, als "Lehre von Gott": Nach dem griechischen Philosophen Aristoteles (†322 v.Chr.) beschäftigt sich Theologie theoretisch mit der Metaphysik des Göttlichen und ersetzte damit heidnische Mythologie. Das frühe Christentum der Antike übernahm als christliche Theologie Aspekte und Strukturen der heidnischen Theologie, die auf den christlichen Gott bezogen wurden. Ausfluss christlicher Theologie war und ist die christliche Dogmatik, daneben stellte sich die christliche Theologie im Mittelalter als spekulativ, theoretisch und praktisch dar. Frühneuzeitlich war sie eine Wissenschaft der Glaubenspraxis und Gotteserkenntnis. In der Moderne wurde zunehmend die Wissenschaftlichkeit der christlichen Theologie infrage gestellt aufgrund deren Gebundenheit am christlichen Glauben. Neben der christlichen Theologie lassen sich auch in Hinblick auf andere Religionen wie (Judentum,) Islam oder Hinduismus Theologien ausmachen.
Zur (christlichen) Theologie s.: Rothenburg, Friedrich Samuel (1956), Theologische Fremdwörter (= Handbücherei R. Brockhaus, Bd.5), Wuppertal 1956, 124 S., 2000 Begriffe, DM 4,50. Zum modernen Gottesverständnis zwischen Vernunft und Atheismus s. die Quellensammlung: Kolakowski, Leszek (Hg.) (1981), Der nahe und der ferne Gott. Ein Lesebuch, Berlin 1981, 390 S., DM N.N. (mit Beiträgen u.a. von Hannah Arendt, Ernst Bloch, Martin Buber, Albert Camus, Alfred Döblin, Albert Einstein, Mircea Eliade, Werner Heisenberg, Max Horkheimer, Karl Jaspers, Ernst Jünger, Karl Popper, Jean-Paul Sartre, Georg Simmel, Pierre Teilhard de Chardin, Max Weber, Simone Weil, Carl Friedrich von Weizsäcker). [Buhlmann, 05.2022, 07.2022]

Theon von Smyrna, antiker Philosoph und Mathematiker: Theon von Smyrna ist bekannt durch sein Werk "Mathematik für die Platonlektüre". Dort nennt der Autor eine Reihe antiker Mathematiker auch - so ist zu anzunehmen - aus seiner Lebenszeit. Zudem kann aus der frühen Regierungszeit des römischen Kaisers Hadrian (117-138) eine antike Büste herangezogen werden, die Theon als Philosophen darstellt. Smyrna (heute: Izmir) war zu dieser Zeit ein Zentrum antiker Bildung, Theon könnte dort im 1. Drittel des 2. Jahrhunderts n.Chr. platonische Philosophie und antike Mathematik gelehrt haben. Überliefert ist von Theon nur das auf Altgriechisch niedergeschriebene Werk "Mathematik für die Platonlektüre". Es enthält Einlassungen zur Arithmetik (mit Geometrie und Stereometrie), zur mathematischen Musiktheorie und zur Astronomie. Im Arithmetikteil nennt Theon ein Verfahren zur Bestimmung der Quadratwurzel √2, "Theons Leiter". Weiter verweist er auf seinen nicht erhaltenen Kommentar zur Politeia des Platon (*428/27-†348/47 v.Chr.). Ob zudem eine Auflistung von Werken Platons aus der Hand Theons stammt, ist unklar. Vgl. Theon von Smyrna, Mathematik für die Platonlektüre. Altgriechisch/Deutsch, hg. v. Kai Brodersen (2021) (= Edition Antike), Darmstadt 2021, 352 S., Schwarzweißabbildungen, € 38,40. [Buhlmann, 08.2021]

Theophanu, Kaiserin, Ehefrau Kaiser Ottos II.: Theophanu (*ca.959/60-†991): Die griechische Prinzessin, verwandt mit byzantinischen Kaisern und der Kaiserin Theophanu, genoss eine sorgfältige Ausbildung, bevor sie nach langwierigen Verhandlungen in den Westen geschickt und mit dem ebenfalls gebildeten Kaiser Otto II. (973-983) verheiratet (Heiratsurkunde der Theophanu) und zur Kaiserin gekrönt wurde (972). An der Seite ihres Ehemanns absolvierte Theophanu das Tagesgeschäft des Reisens und Herrschens (976 Aufstand der drei Heinriche, 978 westfränkischer Überfall auf Aachen, 982 Schlacht bei Cotrone, 983 Tod Ottos II.). Zusammen mit ihrer Schwiegermutter Adelheid (†999) setzte sie gegen Heinrich den Zänker, den Entführer des Kindkönigs Ottos III. (984-1002) durch (984/85) und führte bis zu ihrem Tod unumstritten und tatkräftig die Regentschaft (West- und Italienpolitik). Theophanu starb im Jahr 991 und wurde im Kölner Kloster St. Pantaleon begraben.
Zu Theophanu s.: Eickhoff, Ekkehard (1996), Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt, Stuttgart 1996, 696 S., Abbildungen, Karten, DM 38,-; Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends, hg. v. Anton von Euw u. Peter Schreiner (1991), 2 Bde. (= Ausstellungskatalog), Köln 1991, 422, 436 S., Abbildungen, Karten, zus. DM 50,-; Uhlirz, Mathilde (1957), Zu dem Mitkaisertum der Ottonen. Theophanu coimperatix, in: BZ 50 (1957), S.383-389. [Buhlmann, 09.2016]

Thielicke, Helmut (1964), Sex. Ethik der Geschlechtlichkeit, Tübingen 1966 > L Liebe und Sexualität

Thieme, André (Hg.) (2002), Herzog Albrecht der Beherzte (1443-1500), Köln-Weimar-Wien 2002, 303 S., € 24,90. Der Wettiner Albrecht der Beherzte (*1443-†1500) war der Sohn des sächsischen Kurfürsten Friedrich der Sanftmütige (1428-1464), herrschte mit seinem älteren Bruder, dem Kurfürsten Ernst (1464-1486), zunächst gemeinschaftlich, dann nach der Leipziger Teilung (1485) allein über das sächsische Herzogtum. Albrecht entfaltete während seiner Regierung vielfältige politische Aktivitäten im römisch-deutschen Reich der habsburgischen Herrscher Friedrich III. (1440-1493) und Maximilian I. (1486/93-1517) und in Europa (Karlheinz Blaschke, Herzog Albrecht der Beherzte - ein sächsischer Fürst im Reich und Europa). Im Einzelnen ist zu berichten von Albrechts politischen und durch seine Lehnstreue begründbaren Aktivitäten nach dem Tod des böhmischen Königs Georg Podiebrad (1458-1471) zur Sicherung der Neuwahl von Georgs Nachfolger (Jörg Rogge, Herzog Albrecht von Sachsen und Böhmen - der Tag von Eger (1459) und der Zug nach Prag (1471)), von Albrechts in wettinischer Tradition stehender Pilgerreise ins Heilige Land (Pilgerreise als Adelreise, Erwerb geistlichen Lohns und Ritterschaft vom Heiligen Grab; Aufbruch in Dresden [5. März 1476] - Bayern - Oberitalien - Florenz - Rom - Venedig - Korfu - Rhodos - Zypern - Jaffa - Jerusalem [Juli/August 1476] - Jaffa - Zypern - Rhodos - Venedig - Österreich - Bayern - Dresden [5. Dezember 1476]), aufgezeichnet vom wettinischen Rentmeister Hans von Mergenthal (Folker Reichert, Von Dresden nach Jerusalem. Albrecht der Beherzte im Heiligen Land), von der fürstlichen Karriere Albrechts im Reichsdienst bei seinem Einsatz als Bannerträger bei der Belagerung von Neuss durch den burgundischen Herzog Karl den Kühnen (1467-1477) (1475), als (weitgehend erfolgloser) Reichshauptmann für die Rückgewinnung der habsburgischen Kernlande gegen den ungarischen König Matthias Corvinus (1458-1490) (1487), beim Heerzug nach Flandern zur Befreiung König Maximilians I. (1488) und zur Sicherung der habsburgischen Herrschaft dort (1488-1494) (André Thieme, Herzog Albrecht der Beherzte im Dienste des Reiches. Zu fürstlichen Karrieremustern im 15. Jahrhundert). Ausfluss von Reichsdienst und der gerade durch die Flandernfeldzüge Albrechts stark angewachsene Verschuldung der Habsburger beim Wettiner war dann das friesische "Abenteuer" Albrechts, das dieser diplomatisch seit 1492 vorbereitete (Reichsprivilegien Kaiser Friedrichs III. und König Maximilians für Friesland 1493); nicht zuletzt von Albrecht geschürte innerfriesische Streitigkeiten (1497) ermöglichten bei politischem Druck auf die Habsburger die Ernennung des Wettiners zum (1498) und die Anerkennung als erblicher Herrscher (Gubernator) Frieslands (Vertrag von Sneek 1498). Albrecht konnte seine Herrschaft im westlichen Ostfriesland und über Groningen festigen (1499), doch agierte Abrechts Sohn Heinrich in Stellvertretung für seinen Vater politisch ungeschickt, Albrecht selbst starb bei der Belagerung Groningens (1500), sein Sohn Herzog Georg von Sachsen (1500-1539) konnte im Jahr 1515 die friesische Herrschaft an den Habsburger und Kaiser Karl V. (1519-1556) verlaufen (Paul Baks, Albrecht der Beherzte als erblicher Gubernator und Potestat Frieslands. Beweggründe und Verlauf seines friesischen "Abenteuers"). Die Aufgaben in Reichs- und habsburgischen Diensten erforderten finanzielle Verpflichtungen, die hauptsächlich das sächsische Herzogtum Albrechts zur Verfügung stellen musste. Die landesherrlichen Einnahmen (im Jahrzehnt 1488-1497) umfassten dabei über die Verwaltung durch mehrere Kassen (Kammerkasse, Oberzehntamtskasse, Ämterkassen) Anleihen, (Natural-, Geld-) Erträge der albertinischen Ämter der Landesherrschaft, Erträge aus dem erzgebirgischen Silberbergbau, Steuern wie Ungeld, städtische Jahrrenten, Schutz- und Verspruchgelder, Tuchgelder, Gerichtsgelder, Erträge aus der Leipziger Goldmünze (Uwe Schirmer, Die finanziellen Einkünfte Albrechts des Beherzten (1485-1500)). Gerade die in das sächsische Herzogtum eingebundenen landesherrlichen Städte (Stadtentstehung ab dem 12. Jahrhundert, spätmittelalterliche Verdichtung des Städtenetzes, wettinische Stadtgründungen [Freiberg, Leipzig, Dresden]; thüringische, sächsische und Bergstädte; Klein- und Minderstädte) leisteten ihren finanziellen Beitrag zur Landesherrschaft (städtische Jahrrenten), blieben wirtschaftlich und finanzpolitisch in ihrem Handeln weitgehend unabhängig, unterlagen aber z.B. bzgl. der Zusammensetzung ihrer Räte landesherrlicher Kontrolle. Auch Eingriffe des Landesherrn in innere Angelegenheiten seiner Städte waren üblich, die wettinische Landesordnung von 1482 sah Maßnahmen beim Bierbrauen und -verkauf, gegen Kleiderluxus, bei Handwerk und Löhnen vor. Leipzig trat dabei immer mehr faktisch als "Hauptstadt" des Landes hervor (wettinische Hauptteilung 1485, Buchdruck und Buchhandel, Leipziger Jahrmarkt/Messe 1458/66/69) (Henning Steinführer, Herzog Albrecht und die Städte. Zum Verhältnis zwischen Städten und Stadtherren in Sachsen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts). Die 1499 beschlossene, in Maastricht ausgestellte "Väterliche Ordnung" Herzog Albrechts regelte dann die Erbfolge der Albrechtsöhne Heinrich (in Friesland) und Georg (Sachsen) (Eckhart Leisering, Die Väterliche Ordnung des Herzogs Albrecht vom 18. Februar 1499). In seinem sächsischen Territorium bemühte sich Albrecht - resultierend aus einer persönlichen Frömmigkeit - um die Ausweitung der wettinischen Kirchenhoheit (geistliche Gesetzgebung und Entwurf einer Landesordnung [1490], abhängige Bistümer Meißen, Merseburg und Naumburg-Zeitz) bei Durchsetzung von Kloster- und Ordensreform (Visitation von Nonnenklöstern 1483, Abtwahlen und deren landesherrliche Bestätigung, Anschluss der Leipziger Franziskaner an die Observanten 1499 u.a.) (Günther Wartenberg, Herzog Albrecht der Beherzte als spätmittelalterlicher Christ und als Herr der Kirche seines Landes). Architektonisch fand die Herrschaft Albrechts ihren Ausdruck in der auf Initiative der Wettiner Ernst und Albrecht zurückgehenden spätgotischen Albrechtsburg auf dem Meißner Burgberg (ab ca.1470), aber auch am benachbarten Dom mit seiner Westturmanlage (ab ca.1470, ab 1497) und mit Sakristei, Kapitelhaus und Kreuzgang (1489/90) (Matthias Donath, Herzog Albrecht der Beherzte und die Bauten auf dem Meißner Burgberg. Spätgotische Baukunst im ausgehenden 15. Jahrhundert). [Buhlmann, 10.2012]

Thimme, Hermann (1909), Forestis. Königsgut und Königsrecht nach den Forsturkunden vom 6. bis 12. Jahrhundert, in: AUF 2 (1909), S.101-154 > D Dasler, Forst und Wildbann

Thimme, Jürgen (1980), Kunst und Kultur Sardiniens vom Neolithikum bis zum Ende der Nuraghenzeit (= Ausstellungskatalog), Karlsruhe 1980 > L Lilliu, La civiltà dei Sardi

Thoma, Helga (1996), "Madame, meine teure Geliebte ." Die Mätressen der französischen Könige, Wien 1996, 251 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafeln, Stammtafeln, DM 48,-. In der frühen Neuzeit war die Mätresse eines Königs seine "frei gewählte Lebenspartnerin" ("ungekrönte Königin, offizielle Geliebte") im Gegensatz zu der von der "Staatsräson" bestimmten Ehefrau, der Königin, die in "Pflicht erfüllender Ehe" einen legitimen Thronerben gebären sollte und der höfischen Repräsentation der Königsdynastie diente. Vorgestellt werden: Diane de Poitiers (*1499-†1566; <-> Heinrich II. [1547-1559]), Gabrielle d'Estrées (*1573-†1599; <-> Heinrich IV. [1589-1610]), Henriette d'Entragues (*1579?-†1633; <-> Heinrich IV.), Françoise-Athénais de Montespan (*1641-†1707; <-> Ludwig XIV. [1643-1715]), Françoise de Maintenon (*1635-†1719; <-> Ludwig XIV.), Jeanne-Antoinette de Pompadour (*1721-†1764; <-> Ludwig XV. [1715-1774]), Jeanne du Barry (*1743-†1793; <-> Ludwig XV.). [Buhlmann, 07.2023]

Thomas, Heinz (1994), Ludwig der Bayer. Kaiser und Ketzer, Regensburg 1994 > L Ludwig der Bayer

Thomas, Karin (1973), DuMont's kleines Sachwörterbuch zur Kunst des 20. Jahrhunderts (= DuMont Tb 6), Köln 51985 > K Kunst

Thomas von Aquin, Dominikanermönch, Kirchenlehrer: Thomas von Aquin (†1274) war der Schüler des Albertus Magnus (†1280) in Paris und Köln und Dominikaner. Als Hauptwerk verfasste der Theologe - neben vielen anderen Schriften - ab 1266/67 seine (unvollendet gebliebene) Summa Theologiae. Darin erläutert er, in Vielem ausgehend von Aristoteles, in systematischer Weise und thematischer Gliederung (ca. 600) Fragen (quaestiones) in über 3000 Artikeln im Für und Wider zu Gott und der Welt, Ethik sowie Christologie und kirchlichen Sakramenten. Die "Summe der Theologie" ist somit ein wohl geordnetes Kompendium zum christlichen Glauben im Mittelalter, basierend auf den Glaubenssachen in der Theologie und den Vernunftgründen in der Philosophie. Noch im Mittelalter, im Jahr 1323, wurde Thomas von Aquin heilig gesprochen. An Werken des Thomas von Aquin seien genannt: Thomas von Aquin, Summe gegen die Heiden, hg. v. Karl Albert u. Paulus Engelhardt (1974/90), 5 Bde., Bd.1: Buch I (= TzF 15), Darmstadt 1974, XXIV, 373 S., Bd.2: Buch II (= TzF 16), Darmstadt 1982, XX, 513 S., Bd.3,1: Buch III, Kap. 1-83 (= TzF 17), Darmstadt 1990 , XVI, 363 S., zus. DM 80,-; Thomas von Aquin, Die Gottesbeweise in der "Summe gegen die Heiden" und der "Summe der Theologie". Lateinisch-Deutsch, übers. v. Horst Seidl (1982) (= PhB 330), Hamburg 1982, XL, 196 S., DM 5,-; Thomas von Aquino, Summe der Theologie, hg. v. Joseph Bernhart (1934/38), 3 Bde., Stuttgart 31985: Bd.1: Gott und Schöpfung (= KTA 105), LXXXIII, 419, 46 S., DM 34,-, Bd.2: Die sittliche Weltordnung (= KTA 106), LXXIV, 524, 13 S., DM 34,-, Bd.3: Der Mensch und das Heil (= KTA 109), CXVIII, 681 S., DM 34,-; Thomas von Aquin, Über den Lehrer - De magistro. Quastiones disputatae de veritate. Quastio XI. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Gabriel Jüssen, Gerhard Krieger u. J.H.J. Schneider (1988) (= PhB 412), Hamburg 1988, LVI, 189 S., DM 19,80. Über Thomas von Aquin und dessen Werke s.: Neumann, Siegfried P. (1965), Gegenstand und Methode. Die theoretischen Wissenschaften nach Thomas von Aquin aufgrund der expositio super librum Boethii De Trinitate (= Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters. Texte und Untersuchungen, Bd.XLI, H.2), Münster 1965, XXI, 178 S., DM 10,-; Pieper, Joseph (1981), Thomas von Aquin. Leben und Werk (= dtv 4378), München 1981, 154 S., DM 8,80. [Buhlmann, 10.2008]

Thomas von Kempen, Augustinermönch: Thomas (Hemerken) von Kempen, geboren 1379/80 in der niederrheinischen Stadt Kempen, gestorben 1471 im Kloster Agnetenberg (bei Zwolle), geriet schon als Jugendlicher (Besuch der Stadtschule in Deventer) in das Umfeld der devotio moderna. Als Augustinerchorherr in Agnetenburg (1399/1406) empfing er die Priesterweihe (1413) und war zwischenzeitlich auch Subprior der geistlichen Gemeinschaft (1425, 1447). Bekannt wurde der Mystiker Thomas durch seine Schriften, insbesondere die "Nachfolge Christi", das als christliches Hausbuch seit seiner Entstehung (1400/40) weite Verbreitung fand (Handschriften, Inkunabeln).
"Die Nachfolge Christi" (Imitatio Christi et contemptus omnium vanitatum mundi) als bedeutendstes Werk des Thomas von Kempen ist erschienen als: Thomas von Kempen (1400/40), Das Buch von der Nachfolge Christi, hg. v. Walter Kröber (2005) (= RUB 7663), Stuttgart 2005, 239 S., € 6,40; Thomas von Kempis (1400/40), Die Nachfolge Christi, neu übers. v. Johannes Goßner (1994), Lahr 21996, 487 S., Schwarzweißabbildungen, DM 13,80. > Lateinische Literatur > T Thomas von Kempen [Buhlmann, 11.2005, 07.2021]

Thompson, William Irwin, Der Fall in die Zeit. Mythologie, Sexualität und der Ursprung der Kultur (= rororo 8341), Reinbek b.H. 1987, 347 S., Glossar. DM 14,80, versucht sich an einem neuen, durch den Mythos bestimmten Bild menschlicher Geschichte, symbolisiert durch den Fall in die Zeit zu Anfängen des Menschseins, als Mythos noch eine Geschichte der Seele bedeutete. Zivilisation (Sumer <-> [angeblich] Ägypten) erscheint somit als Bruch mit den Mythen und als Entfremdung des Menschen vom eigentlichen Menschsein. Es geht also um eine Revision von Geschichte unter der Prämisse des Mythos, um Wissenskunst, die an die Stelle von absoluter Wissenschaft (des Männlichen [Sexualität], Technologischen usw.) tritt. Diesbezügliche Verfahrensweisen sind ableitbar von gewissen Mythen wie denen von Isis und Osiris oder Maria und Jesus oder Maria Magdalena und Jesus Christus. Der Mythos wird zu einer (weiblichen) "Geschichte der Seele". [Buhlmann, 04.2020]

Thomsen, Christian W., Holländer, Hans (Hg.) (1984), Augenblick und Zeitpunkt. Studien zur Zeitstruktur und Zeitmetaphorik in Kunst und Wissenschaften, Darmstadt 1984 > Z Zeit

Thomsen, Sabine (2006), Die württembergischen Königinnen. Charlotte Mathilde, Katharina, Pauline, Olga, Charlotte - ihr Leben und Wirken, Tübingen 32010 > W Württemberg

Thomsen, Sabine (2010), Goldene Bräute. Württembergische Prinzessinnen auf europäischen Thronen, Tübingen 2010 > W Württemberg

Thorau, Peter, Penth, Sabine, Fuchs, Rüdiger (Hg.) (2003), Regionen Europas - Europa der Regionen. Festschrift Kurt-Ulrich-Jäschke, Köln-Weimar-Wien 2003, XI, 304 S., € 9,90. I. Siedlungsnamen mit Amtsbezeichnungen, die sich an frühmittelalterliche fränkische Institutionen anlehnen, sind: Bischof > Bischmisheim (864), Bischheim (1173); Graf > †Greffenhofen (994); König > Kinzheim (774), Königshofen (722?); thunginus > †Dinzheim (768), Dingsheim (788), Dinsheim (ca.1007); meistar > Meistratzheim (742) (Wolfgang Haubrichs, Thunging, kuning, meistar - Amtsbezeichnungen in elsässischen Siedlungsnamen des frühen Mittelalters). II. Zweikampfangebote zwischen Herrschern bzw. Königen (Ehre, Ernsthaftigkeit) sind mehrfach aus dem Mittelalter bezeugt (Massenritterduell zwischen König Peter III. von Aragon und König Karl I. von Anjou [Pugna Burdegalensis 1283], König Johann von Böhmen und König Kasimir von Polen [?], habsburgisches Privilegium maius [1358/59], Herzog Philipp der Gute an den Osmanensultan [1454], Kaiser Karl V. an König Franz I. von Frankreich [1528, 1536]); als Duell im Rahmen der Reichsverfassung ("reichsrechtliche Konfliktlösung" bei zwiespältiger Königswahl) kann dann die Schlacht bei Göllheim am 2. Juli 1298 gelten, die mit dem Tod des Zweikampf suchenden König Adolfs von Nassau (1292-1298) einherging, während sich sein Herausforderer Albrecht von Habsburg (1298-1308) einem Zweikampf entzog (Reinhard Schneider, Zweikampf von Königen - statt blutiger Kriege?). III. Papst Gregor der Große (590-604) hat nicht nur mit oströmischen Kaisern und germanischen Königen Briefwechsel geführt, sondern auch mit den Frauen von Herrschern und Herrscherinnen (Kaiserin Constantina [595, Spannungen zwischen Papsttum und Kaisertum], Langobardenkönigin Theodelinda [598], Königin Bertha von Kent [601, Missionierung], Frankenkönigin Brunichilde [595-602, Kirchenreform]) (Eckard Ruppenthal, Beobachtungen zur Rolle von Herrscherinnen in den Briefen Papst Gregors des Großen). IV. Die Frauen westfränkischer Könige zeigten zeitbedingt (Kirchenreform, Investiturstreit) unterschiedliches Interesse an kirchenpolitischen Angelegenheiten (Klostergründung und -förderung, Synoden, Bischofserhebung) (Carsten Woll, "Regina amatrix ecclesiarum et mater monachorum". Zu kirchenpolitischem Engagement von Königinnen im Reich der späten westfränkischen Karolinger und früheren Kapetinger). V. Im "Armen Heinrich" setzt der (somit geistlich-theologisch gebildete) Autor Hartmann von Aue die letztlich nicht durchgeführte Tötung der Meierstochter in Beziehung zur biblischen Opferung des Isaak; der Ritter Heinrich verhindert den Tod des Mädchen und muss daher - vergleichbar mit Hiob - weiterhin seine Krankheit (Ersatzopfer) erdulden (Sabine Penth, "Dar ûf er si vil vaste bant". Biblische Motive im "Armen Heinrich" Hartmanns von Aue). VI. Die Urkunden walisischer Herrscher im 12. und 13. Jahrhundert sind Ausfluss eines damals stattfindenden literarisches Prozesses zwischen kultureller Assimilation und Beschränkung (Huw Pryce, Welsh rulers and the written word, 1120-1283). VII. Die "Gründungsurkunde" des Klosters Herrenalb (12. Jahrhundert, Mitte) wird nur teilweise in zwei "Vidimierungen" aus der Zeit um 1270 sichtbar (zentraler Klosterbezirk, Jagdhaus der Grafen von Eberstein und Kompromiss zwischen Kloster und Vögten) (Kurt Andermann, Zur "Gründungsurkunde" des Klosters Herrenalb). VIII. Der mos Treverensis im Trierer Erzbistum vom 12. bis 17. Jahrhundert bezeichnet die kalendarische Datierung der Jahre nach dem Annunziationsstil (Marienstil) und ist vielfach in Urkunden, Inschriften (Grabgedicht Erzbischof Balduins, Epitaph Abt Heinrichs von Bruch, Gesta Baldewini, Rückrechnungen) (Rüdiger Fuchs, Mos Treverensis - Fünf Fallstudien und ein mutiger Exkurs). IX. Chronogramme kamen im christlichen Abendland im 15. Jahrhundert auf (Genter Altar und Chronostichon von 1432, Pseudo-Chronogramme [auf Liudger-, Tassilokelch], Vorformen [jüdische Tradition]) (Michael Oberweis, "En prenant les lettres, qui font milliare". Beobachtungen zu Entstehung und Verbreitung des Chronogramms im 14./15. Jahrhundert). X. Für Beurkundungen mussten Urkundenempfänger - erkennbar seit dem späteren Mittelalter - Sporteln, Gebühren und Taxen bezahlen, die an die sich ausbildenden Kanzleien von Königen, Fürsten oder Städten gingen, Ausdruck der Fiskalisierung und Verschriftlichung von Herrschaft und "Verwaltung" unter Berücksichtigung auch von Gewohnheiten (römisch-deutsches Reich: gewohnheitliches Vorgehen, Regalienbelehnung und Lehnware, "Taxregister" von 1470/75, Kanzleiordnungen von 1494, 1497/98 und 1518) (Paul-Joachim Heinig, Der Preis der Gnade. Sporteln, Kanzleitaxen und urkundliche Gebührenvermerke im europäischen Mittelalter). XI. König Eduard III. von England (1327-1377) übte auf Veranlassung Kaiser Ludwigs des Bayern (1314-1347) und als Folge eines Politikwechsels des römisch-deutschen Königs zwischen 1338 und 1341 (Widerruf) das Reichsvikariat insbesondere am Niederrhein und gegenüber Frankreich (Ausrufung Eduards als französischer König 1340) aus, parallel zu den Reichsvikariaten des Herzogs von Brabant (westlich der Maas) sowie des Grafen von Geldern und des Markgrafen von Jülich (Cambrai) (Marie-Luise Heckmann, Das Reichsvikariat Eduards III. von England "per Alemanniam et Galliam" (1338-1341) - Eine Neuinterpretation). XII. Verwandtschafliche Beziehungen zwischen den Adelshäusern Luxemburg und Avesnes wirkten sich auf die Territorialpolitik von Holland bis Flandern im 13. und 14. Jahrhundert aus (Michel Margue, Luxemburg und Avesnes. Territorialpolitik und Ritterideal (1250-1350)). XIII. Der römisch-deutsche und böhmische König Wenzel (IV., 1378-1419) wird zu Unrecht in den damaligen, gerade böhmischen Geschichtsquellen als untätig und trunksüchtig dargestellt; dagegen stehen entgegen die Konstanz der königlichen Verwaltung (Urkunden, Akten) sowie vielfältigen, auch kulturellen Interessen des Herrschers in schwieriger Zeit (Absetzung als römisch-deutscher König 1400, Zurückgezogenheit des Herrschers, Hussitenbewegung) (Petra Roscheck, König Wenzel IV. - Opfer einer Schwarzen Legende und ihrer Strahlkraft). XIV. Weitere Beiträge sind: Elmar Wadle, Metternichs erster Vorschlag zur Organisation des Deutschen Buchhandels und der Schutz gegen Nachdruck; Clemens Zimmermann, Der Wissenschaftsverlag Carl Winter im Nationalsozialismus; Wolgang Müller, "Von Köthen und Dessau über Wasserburg und Paris schließlich zurück in seine Vaterstadt Saarbrücken." Erinnerungen an den Gründungsprofessor für Mathematik an der Universität des Saarlandes Dr. Aloys Herrmann (1898-1953); Dieter Heckmann, Paläographie - Eine archivische Dienstleistung mit Zukunft > Kompendium Mittelalter > Paläographie/Schriftkunde. [Buhlmann, 06.2014]

Thorndike, Lynn (1954), Computus, in: Speculum 29 (1954), S.223-238 > Z Zeit

Thorwald, Jürgen (1949/51), Die große Flucht, München-Zürich 1979 > Z Zweiter Weltkrieg

Thudichum, Friedrich (Bearb.) (1906), Die Stadtrechte von Tübingen 1388 und 1493 (= TSRG 1), Tübingen 1906, VIII, 79 S., € 5,-. Tübingen, Burg (und Ort), wird erstmals 1078 erwähnt, im Hochmittelalter bildete sich unter den Grafen (ab 1146 schwäbischen Pfalzgrafen) von Tübingen unterhalb der Burg die Stadt Tübingen aus (v.1231). Stadt und Schönbucher Umland verblieben den Grafen auch nach dem Verkauf des Pfalzgrafentitels an die Markgrafen von Burgau (1268); Königsurkunden (1324, 1331) belegen die Lehnsabhängigkeit Tübingens vom Reich. Mit dem Verkauf Tübingens und des Schönbuchs (1343) traten die Grafen von Württemberg die Nachfolge der Grafen von Tübingen an. Die Württemberger übernahmen dabei die bestehende Gerichtsverfassung mit dem Tübinger Stadtgericht (Vogt, zwölf Richter, Letztere als Teil des insgesamt aus 24 Personen besteheden Stadtrates) als Oberhof für Gerichte der (ehemals tübingischen, auch späteren württembergischen) Umgebung (1493: Statt, Marckt und Dörff hollent ir urttel und rechtt zu Tuwingen; Blaubeuren, Calw, Dornstetten, Haigerloch, Hechingen, Horb, Jesingen, Kusterdingen, Mössingen, Münsingen, Nagold, Oberndorf, Ofterdingen, Rottenburg, Sindelfingen, Trochtelfingen, Urach, Vaihingen, Veringen, Wankheim, Weil im Schönbuch u.a.). Aus württembergischer Zeit sind dann die deutschen Stadtrechte von 1388 und 1493 überliefert; in zeitliche Nähe zum Stadtrecht von 1388 ist eine Abschrift von 1734 zu rücken. Die Rechtssatzung von 1388 versteht sich als Aufzeichnung althergebrachten Rechts, das viel umfangreichere Recht vom 22. April 1493 (überliefert als "Buch" mit 29 Pergamentseiten) erteilte Graf Eberhard im Bart (1450-1496) als etliche Ordnungen, Satzungen und Artikel (an Vogt Konrad Brüning und die Tübinger Stadtgemeinde; Inhalt: Gerichtsordnung/-verfahren, Privatrecht [Sachenrecht, Güterrecht, Vertragsrecht, Erbrecht, Heirat und Vormundschaft, Ehe- und Familienrecht, Testament, Bürgeraufnahmen]; Parallelen zum Stuttgarter Stadtrecht von 1492). [Buhlmann, 12.2013]

Thümmel, Hans Georg (2005), Die Konzilien zur Bilderfrage im 8. und 9. Jahrhundert. Das 7. Ökumenische Konzil in Nikaia 787 (= Konzilsgeschichte A), Paderborn-München-Wien-Zürich 2005 > K Konziliengeschichte

Thumser, Matthias (1995), Rom und der römische Adel in der späten Stauferzeit (= BHDIR 81), Tübingen 1995, X, 429 S., Stammtafeln, Karte, € 24,95. Die päpstliche Stadtherrschaft über Rom, Rom als Residenzort des Papstes behinderte seit der Mitte des 11. Jahrhunderts die kommunale und soziale Entwicklung der Stadt. Römische Adelsgeschlechter wie die Frangipane oder Pierleoni sind zwar seit dieser Zeit nachweisbar, besaßen aber in Rom meist nur in Verbindung mit dem Reformpapsttum eine einflussreiche Rolle. Im Jahr 1143 bildete sich die Kommune der römischen Mittelschicht (Kollegialsenat, Autonomie, Contado, Weltherrschaftsgedanke und staufisches Kaisertum) gegen den Stadtherrn und den Adel. Der Ausgleich zwischen Papsttum und Kommune (1188) ließ zwei Gruppierungen für und gegen die päpstliche Stadtherrschaft entstehen. Dies geschah vor dem Hintergrund der Ausbildung einer neuen römischen Adelsschicht im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts, ein Prozess, der in den 1220er-Jahren weitgehend abgeschlossen war. Die neuen Adelsfamilien (innerstädtische Wohnungen und Verteidigungsanlagen [Torre], Grund- und Kastellbesitz im römischen Umland [Incastellamento], sozialer Vorrang [römische Spitzenfamilien] und Titulatur [dominus, consul]) waren (neben den schon genannten alten Adelsfamilien): Andreotta, Annibaldi (Senator Annibaldus [1171]), Arcioni, Arlotti, Bobazani, Boboni (einflussreich im 12. Jahrhundert), Boccamazza, Capocci, Cerini, Colonna (Pietro Colonna [ca.1100]), Conti (Verwandte Papst Innozenz' III. [1198-1216]), Crescenzi (Kardinäle mit Namen Gregorio [13. Jahrhundert, 1. Viertel]), Franchi (Senatoren), Giacinti, Grassi, Gregori, de Iudice, Lombardi, Malabranca (Beziehungen zu Papst Alexander III. [1159-1181]), Mannetti, de Monumento, Normanni, Oddolina, Orsini (filii Ursi, bedeutendste neue Adelsfamilie), Ottaviani (Crescentierabkunft), Pantaleoni, Papareschi, Paparoni, Papazzurii, Parenzi, de Ponte (vielleicht vertreten auch in anderen italienischen Kommunen), Romani, Sant'Alberto, Sant'Eustachio (einflussreich im 12. Jahrhundert), Savelli, Scotta, Sordi, Stefaneschi (einflussreich im 13. Jahrhundert), Suburra, Tebaldi (zurückgehend ins 11. Jahrhundert, wenig einflussreich), vielfach jeweils aufgeteilt in einzelne Linien; Ausfluss adligen Bewusstseins war dann u.a. die vielfach bezeugte Bekleidung des Podestats in anderen italienischen Kommunen durch Mitglieder römischer Adelsfamilien. Gegensätze innerhalb der so definierten, aber nicht genau abgrenzbaren Oberschicht (fließende Übergänge zur Mittelschicht) ergaben sich aus dem politischen Spannungsfeld von Kommune, Papsttum (Stadtherr) und Kaisertum, so in der Regierungszeit Kaiser Heinrichs VI. (1190-1197) (Übergang zum Einmannsenat [1191]), während des Pontifikats Papst Innozenz' III. (Vorherrschaft des Papstes in Rom, päpstliche Adelsfamilien), während der Machtkämpfe zur Zeit Papst Gregors IX. (1227-1241) (Aufstand römischer Adelsfamilien 1234, wechselnde politische Rolle Kaiser Friedrichs II. [1212-1250], Sieg der päpstlichen Partei 1241), während des Pontifikats Papst Innozenz' IV. (1243-1254) (römische Autonomie 1243/52, popolares Regiment 1252/58) oder im Zuge des sich ausbildenden Gegensatzes zwischen Guelfen und Ghibellinen (Karl von Anjou als Senator 1263/66, Romzug des Staufers Konradin mit popolarer römischer Unterstützung [1268], Zusammenbruch der ghibellinischen Machtstellung in Rom nach der Schlacht bei Tagliacozzo 1268). Die politischen (gewaltsamen) Umwälzungen in Rom in spätstaufischer Zeit spiegeln sich - übrigens bei weitgehender Konstanz kommunaler Ideen - nicht zuletzt im Charakter des Senats als städtisches (Repräsentations-) Organ (Kollegialsenat, Einmann-/Zweimannsenat, Adelssenat). [Buhlmann, 05.2014]

Thürlemann, Felix (1974), Der historische Diskurs bei Gregor von Tours. Topoi und Wirklichkeit (= Geist und Werk der Zeiten, Bd.39), Bern-Frankfurt a.M. 1974 > G Gregor von Tours

Thurich, Eckart (2003), Demokratie in Deutschland, Bonn 2003 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Ti

Tibull und seine Fortsetzer. Zweisprachige Gesamtausgabe. Lateinisch und deutsch, hg. v. Dieter Flach (2015) (= TzF 107), Darmstadt 2015, VII, 248 S., € 8,95 > Lateinische Literatur > T Tibull

Tiefenbach, Heinrich (1984), Mimigernaford - Mimigardeford. Die ursprünglichen Namen der Stadt Münster, in: BNF NF 19 (1984), S.1-20 > M Münster

Tiengen, (Waldshut-) Tiengen, Stadt am Hochrhein: I. Jungsteinzeitlich in der 4 m hohe Menhir "Langer Stein" südöstlich von Tiengen. Tiengen, erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Gallen vom Jahr 858 erwähnt, war im frühen Mittelalter Vorort des Albgaus. Zum Jahr 1112 wird der Ort oppidum genannt; die Herrschaft über Tiengen übten damals [vielleicht?] die Herren von Krenkingen aus. 1146 predigte der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux in der Tiengener Pfarrkirche den Kreuzzug. Nach einem kurzen Zwischenspiel der Herrschaft der Landgrafen von Stühlingen über Tiengen kam die nunmehrige Stadt an das Bistum Konstanz (1241), um von den Bischöfen ausgegebenes Lehen (wieder) der Herren bzw. Grafen von Krenkingen zu werden (Stadterweietrung, Münzrecht 1275). Die Grafen verfügten bis 1413 über Tiengen, danach ging die Stadt in die Verwaltung eines konstanz-bischöflichen Vogtes über. Tiengen wurde 1415 vergeblich von Herzog Reinhard von Urslingen zu erobern versucht (Konstanzer Konzil 1414/18, Ächtung Herzog Friedrichs von Habsburg 1415). 1454 sind erstmals Juden in Tiengen bezeugt. Im 15. Jahrhundert gelangte die Stadt als Pfand u.a. an Hermann von Hohenlandenberg (1429) und Bilgeri von Heudorf (1451), einem treuen Parteigänger Kaiser Friedrichs III. (1440-1493). Der Besitzstreit zwischen Bilgeri und dem Konstanzer Bischof um Tiengen endete nach dem Tod Bilgeris (1456) damit, dass Tiengen wieder der bischöflichen Herrschaft war. Nach einem schweizerischen Zwischenspiel (1476/82) gelangte im Jahr 1482 die Stadt als Pfand an die Grafen von Sulz als Landgrafen im Klettgau. Im Schwabenkrieg (1499) wurde Tiengen stark zerstört, im Bauernkrieg (1524/25) stellte sich die Stadt auf die Seite der Bauern. Die Sulzer Grafen übten bis zu ihrem Aussterben (1687) die Stadtherrschaft aus. Danach gelangten Tiengen und der Klettgau an die Fürsten von Schwarzenberg, zu Beginn des 19. Jahrhunderts an das Großherzogtum Baden. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es Tiengen eine große Judengemeinde, die im Nationalsozialismus unterging (1933/45). Heute ist Tiengen (Stadtbefestigung mit Mauerturm, Rathaus 1602, Schloß 1640, barocke Pfarrkirche 1775) Teil der Doppelstadt Waldshut-Tiengen (1974). II. Die Herren von Krenkingen, [vielleicht?] Gründer der Stadt Tiengen, treten erstmals zum Jahr 1090 urkundlich in Erscheinung. Das einflussreiche Adelsgeschlecht bestimmte bis ins 15. Jahrhundert hinein die Geschichte am Hochrhein, u.a. als Vögte der Klöster Reichenau und Rheinau sowie des Bistums Konstanz. Der bedeutendste Vertreter der Adelsfamilie war der Reichenauer Abt und Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen (1169/1189-1206), der auf Seiten der Stauferherrscher stand. III. Die Herren von Lupfen sind 1065 erstmals bezeugt, die Burg Hohenlupfen lag bei Talheim (nordwestlich von Tuttlingen). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts kamen die Edelherren in den Besitz der Herrschaft Stühlingen und von Grafenrechten (Landgrafschaft Stühlingen), 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen (bis 1437, bald bedeutungslos werdend) und Stühlingen (bis 1582). Besitzmäßig ist die Herrschaft Lupfen seit dem beginnenden 13. Jahrhundert zu erfassen (Besitz auf der Baar, um Rottweil und Oberndorf; Frauenkloster Offenhausen); Burg und Herrschaft Lupfen wurden 1304 von den Habsburgern gekauft und habsburgisch-österreichisches Lehen (Pfandschaft von 1315). Die Landgrafschaft Stühlingen, die sich aus dem hochmittelalterlich bezeugten Albgau entwickelt hatte und die die Herren von Lupfen als Verwandte der ausgestorbenen Herren von Küssaburg gegen die Konstanzer Bischöfe behaupten konnten, umfasste (in Lupfener Lehnsherrschaft) Orte im Alb- und Klettgau sowie in der Albuinsbaar (Herrschaft über Lehns- und Eigenleute). Zudem gab es Streubesitz außerhalb der Herrschaft Lupfen und der Landgrafschaft Stühlingen. Lupfener Eigenkirchen waren u.a. die in Wurmlingen, Aldingen oder Stühlingen; ein Heinrich von Lupfen war Pfarrer in Wurmlingen (1260) und Oberndorf (1268/73), ein Berthold von Lupfen war der rector ecclesiae der Pfarrkirche in Fützen (1290/1320). Ältester Lupfener Kirchenbesitz war die Kirche (Kloster) Offenhausen. Beziehungen der Lupfener bestanden zu den Klöstern Salem, Allerheiligen (Schaffhausen), St. Blasien und zum Straßburger Domkapitel; Johannes von Lupfen war Bischof von Konstanz (1532-1537). In der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert starben die Landgrafen der Stühlinger Linie aus; die Grafen von Pappenheim übernahmen in der Landgrafschaft die Herrschaft. Zwischen den Stühlingern und der Landgrafen von Sulz war es zuvor immer wieder zu Herrschaftsstreitigkeiten gekommen, u.a. um die Stadt Tiengen.
Zu Tiengen s.: Roth, Hubert (2016), Die Stadt Tiengen und der Klettgau. Die Sulzer Grafen führen lange die Regentschaft am Hochrhein, in: Schwarzwälder Hausschatz 2016, S.166-172. [Buhlmann, 01.2018]

Tiergeschichten in den Epochen der Menschheitsgeschichte: I. In allen Epochen der Menschheitsgeschichte war das Verhältnis von Mensch und Tier war ambivalent. Als Mitgeschöpfe des Menschen innerhalb von Welt und Natur dienten Tiere der Ernährung, waren Haustiere oder wurden gejagt. Von daher setzten sich Menschen epochenübergreifend schriftlich in Form von Tiergeschichten mit den Tieren auseinander, während das Verhältnis zwischen Mensch und Tier in allen Epochen von der Tiergeschichte als Forschungsbereich der Geschichtswissenschaft untersucht wird. Wir führen schwerpunktmäßig an Tiergeschichten im Folgenden auf: II. Fabeln gehören zur Gattung der Kleinliteratur, einer erzählten Geschichte (Narration) steht eine kommentierende Bewertung (Evaluation) gegenüber. Historisch gesehen, lassen sich unterscheiden: griechisch-römische Fabeln (Äsop, Babrios, Phädrus, Avian, Romulus), orientalische Fabeln (Pantschatantra, Hitopadesa, Calila, Dimna), europäisch-deutsch-mittelalterliche Fabeln (Boner), Fabeln der Reformation (Luther, Waldis, Alberus, Sachs), Fabeln der Aufklärung (Gottsched, Breitinger, Triller, Stoppe, Hagedorn, Gellert, Gleim, Lichtwer, Pfeffel, Lessing), Fabeln des 19. Jahrhunderts (Herder, Grimm, Hegel, Haug, Hey, Busch), moderne Fabeln (Thurber, Schnurre, Arntzen, Kirsten). Fabeln vermitteln ein "Bild" (bildliche Rede) durch Allegorisierung und Gleichnis, ähnlich der Parabel. Fabelaufbau und -inhalt vermitteln den Sinn der Fabel im Sinne einer "eingekleideten Wahrheit" durch Existenz- und Gesellschaftskritik, durch Provokation und Agitation. Doppelgleichnis, Fabelvergleich und Illustrationen zur Fabel vermitteln die Fabelmotive. Insbesondere im frühen und hohen Mittelalter war die lateinische (Prosa-, Vers-) Fabel im christlich-katholischen Europa verbreitet, fußend weitgehend auf der lateinischen Fabelliteratur aus Antike und Spätantike. Das galt für den spätantiken Romulus (um 400 n.Chr., Romulus vulgaris) sowie den äsöpschen Typ der Tierfabel, die im Mittelalter weiterentwickelt wurden zum Tierepos. Fabeln fanden Verwendung in Predigten und geistlichen Werken, daneben fanden orientalisch-indisch-persische Einflüsse in die mittellateinische Fabelliteratur Eingang. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die lateinischen Fabeln zunehmend von den volkssprachlichen verdrängt. Erst von Gelehrten des Humanismus stammen wieder einige lateinische Fabeln (nach: Mader, Antike Fabeln; Schnurr, Lateinische Fabeln). III. In der Moderne entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts "am darwinistischen Weltbild orientierte" Tiergeschichten als fiktionale "naturalistisch-realistische" Erzählungen durch "Vermenschlichung des Tieres" (als Brücke zwischen Mensch und Tier). Als Vorreiter dieses Typus von Tiergeschichten erwies sich der schottisch-kanadische Naturforscher Ernest Thompson Seton (*1860-†1946), während z.B. der deutsche Zoologe Alfred Edmund Brehm (*1829-†1884) die wissenschaftliche Erkenntnis über Tiere und deren Verhaltensweisen in den Mittelpunkt seiner Veröffentlichungen ("Illustriertes Tierleben" 1864/69, 1876/79) stellte und damit deskriptive Voraussetzungen für die fiktionalen Texte über Tiere bereitstellte (nach: Lehnemann, Tiergeschichten).
An Anthologien zu Tiergeschichten seien genannt: Antike Fabeln, übers. v. Ludwig Mader (1951) (= dtv 6024), München 1973 > A [Mader], Antike Fabeln; Der kleine Brehm. Das gesamte Tierreich in allgemeinverständlicher Darstellung, neu bearb. v. Walther Kahle (1924), Leipzig 1935, XX, 886 S., Abbildungen, Farbtafeln, RM N.N.; Lateinische Fabeln des Mittelalters. Lateinisch - deutsch, hg. v. Harry C. Schnurr (1979) (= TuscB), München 1979 > L [Schnurr], Lateinische Fabeln; Tiergeschichten, hg. v. Widar Lehnemann (1976) (= Arbeitstexte für den Unterricht = RUB 9530), Stuttgart 1976, 88 S., DM 1,60. [Buhlmann, 08.2023]

Timberlake, Lloyd (1985), Krisenkontinent Afrika. Der Umwelt-Bankrott. Ursachen und Abwendung (= PtH 34), Wuppertal 1986 > U Umweltgeschichte der Moderne

Tittel, Heinz (2009), Zum Eintrag Karls des Großen im ältesten überlieferten Necrolog des Viktor-Stiftes Xanten, in: AHVN 212 (2009), S.51-70. Einträge zu Kaiser Karl dem Großen (768-814) in Nekrologien (Totenbüchern) sind von frühmittelalterlichen geistlichen Gemeinschaften am Niederrhein nur aus Xanten und Werden (a.d. Ruhr) überliefert. Während beim Kloster Werden der Nekrologeintrag (zum 28. Januar, dem Todestag des Herrschers) mit den Schenkungen Karls des Großen (in Leuze und Friemersheim) an die von dem friesischen Missionar Liudger (†809) gegründete Mönchsgemeinschaft in Zusammenhang gebracht werden kann, resultiert der entsprechende Eintrag aus dem Xantener Nekrolog von 1044/46, das ein älteres Nekrolog aus dem letzten Drittel des 9. Jahrhunderts und später benutzte, aus den wahrscheinlich zu machenden Aufenthalten des Königs bzw. Kaisers bei und in Xanten im Rahmen von Sachsenkrieg (772-804) und Rheinüberquerung des fränkischen Heeres beim rechtsrheinisch gegenüber Xanten liegenden Ort Lippeham (779, 784, 799, 810). Zeitweise enge Kontakte zu den Xantener Kanonikern sind von daher anzunehmen, ebenso wirtschaftliche Zuwendungen des Herrschers an das bedeutende Stift zum Zweck des Totengedächtnisses. [Buhlmann, 05.2011]

Titzmann, Manfred (1977), Strukturale Textanalyse (= UTB 582), München 1977 > L Literatur

To

Tobert, Natalie, Sturtevant, William u.a. (1992), Der große Bildatlas Indianer. Die Ureinwohner Nordamerikas. Geschichte, Kulturen, Völker und Stämme, Augsburg 1999 > A Altamerikanische Kulturen, Nordamerika

Tobin, James (2003), Die Eroberung des Himmels. Die Gebrüder Wright und die Anfänge der Fliegerei, Stuttgart-Zürich-Wien 2004 > T Technik, Technikgeschichte

Toch, Michael (1998), Die Juden im mittelalterlichen Reich (= EdG 44), München 1998 > J Juden im Mittelalter

Todd, Emmanuel (2002), Weltmacht USA. Ein Nachruf (= Piper Tb 4128), München 22004, 265 S., € 7,90. Die Auflösung der Sowjetunion und der Wegfall des kommunistischen Ostblocks am Ende der 1980er- und zu Beginn der 1990er-Jahre führte mit dem Ende des West-Ost-Konflikts zu weltweiten Umbrüchen, denen sich auch die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) als einzig verbliebene Weltmacht stellen mussten. Dadurch wurden die USA von einer "Frieden und Freiheit schützenden" zu einer "räuberischen", "halb-imperialen", "neo-imperialistischen" Weltmacht mit wirtschaftlichen, militärischen und nicht zuletzt ideologischen Schwächen und Defiziten. Als weitgehend konsumierende Volkswirtschaft (Handelsbilanzdefizit) innerhalb des sich entwickelnedn globalen Wirtschaftsgefüge gelang es den USA nicht, ihre Hegemonialstellung in Europa und Japan als produzierende und wirtschaftliche fortschrittliche Volkswirtschaften auszubauen; zudem trat an die Stelle der Sowjetunion das ebenfalls nuklear bewaffnete Russland. Aus dem politischen Versagen der USA gegenüber West- und Osteuropa, gegenüber Japan resultierte, dass die USA gegenüber kleineren Staaten ihre Hegemonialstellung vertraten. Der 1. und 2. Irakkrieg - Letzterer (auch) resultierend aus dem Terroranschlag vom 11. September 2001 auf das New Yorker World Trade Center -, d.h. das massive militärische Einwirken der USA auf den arabischen Raum, waren eine Folge der Schwäche der Supermacht und verschreckten gleichzeitig die anderen Akteure auf der politischen Weltbühne (Europa, Japan, Russland) bzw. ließen diese zusammenrücken. Selbst die Osterweiterung der NATO, des nordatlantischen Verteidigungspaktes, in Europa offenbarte doch nur, dass Russland für Europa an Gewicht gewann. Aber auch das (trotz Europäischer Union nicht geeinte) Europa und Japan waren durch ihre "demografische Schwäche" politisch behindert, ebenso Russland durch seine wirtschaftliche Schwäche. Zu Beginn der 2000er-Jahre offenbarte sich somit eine "Auflösung des amerikanischen Herrschaftssystems", während eine wirtschaftliche Globalisierung zunehmend eine "Oligarchisierung" von Demokratien durch bildungsbedingte "Ausdifferenzierung von Schichten" bewirkte. Zudem entstand mit dem Euro und der europäischen (Wirtschaft- und) Währungsunion ein wirtschaftlicher Gegenpol zu den USA, der ebenfalls global auf die Weltwirtschaft einwirkt. Die USA hingegen sollten sich auf ihre Politik des 20. Jahrhunderts zurückbesinnen. [Buhlmann, 01.2019]

Tönnesmann, Andreas (2007), Die Kunst der Renaissance (= BSR 2556), München 2007, Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, 136 S., € 5,-. "Renaissance" (rinascita als "Wiedergeburt") bedeutet, eingebettet in den Humanismus, für Italien, das Kernland der Renaissance, die Nachahmung von (griechisch-römischer) Antike und Natur in der Kunst des 14./15. und 16. Jahrhunderts. Die Kunst der Renaissance geht dabei einher mit einer Neubewertung von Kunst und Künstler - der Künstler steht zunehmend im Mittelpunkt -, die Kunst wird theoretisch hinterfragt (Kunsttheorien des Leon Battista Alberti [*1404-†1472, Malerei, Baukunst, Skulptur], Künstlerbiografien des Giorgio Vasari [*1511-†1574], Architekturtheorie des Sebastiano Serlio [*1475-†1554]), die Kunst erfüllte in den Städten und an den Fürstenhöfen auch gesellschaftlich-soziale Funktionen, etwa bei der Sicherung von Herrschaft oder beim Mäzenatentum (Kunst- und Bildungspolitik). Die Kunst der Renaissance war vielfältig. Florenz spielte als "Labor der Renaissance" hier eine Vorreiterrolle (Perspektive, Architektur: Filippo Brunelleschi [*1377-†1446, Domkuppel]; Malerei: Donatello [*1386-†1466], Guido de Pietro [Fra Angelico, *1387-†1455], Piero della Francesca [*1400/10-†1492], Sandro Botticelli [*1445-†1510, Geburt der Venus]); nicht zuletzt die massive Förderung von Kunst und Künstlern durch die Medici (Palazzo Medici, Dominikanerkloster San Marco [15. Jahrhundert], Kirche San Lorenzo und Medici-Grablege [16. Jahrhundert]) wirkte vorbildhaft für italienische Fürstenhöfe wie Urbino (Federico da Montefeltro und Piero della Francesca [Porträt]), Rimini (Sigismondo Malatesta und Leon Battista Alberti), Mantua (Ludovico Gonzaga und Andrea Mantegna [*1431-†1506]), Mailand (Ludovica Sforza und Leonardo da Vinci [*1452-†1519]) oder Ferrara (Alfonso d'Este und Tizian [*1489-†1576, Bacchus und Ariadne]). Das Rom der Renaissancepäpste Julius II. (1503-1513) und Leo X. (1513-1521) übernahm nach Anfängen z.B. unter Papst Pius II. (1464-1471; Idealstadt Pienza) die Führung in der Kunst der Renaissance (Malerei: Raffael [*1483-†1520, Stanzen], Michelangelo [*1475-†1564, Sixtinische Kapelle]; Architektur: Donato Bramante [*1444-†1514, Petersdom], Michelangelo [Petersdom, Juliusgrabmal]). Ab 1520 wurde die (späte) Renaissancekunst zur Kunst des Manierismus, die Künstler suchten eigene Zugänge zu Kunst und Architektur, suchten Übertreibung und "Künstlichkeit", während die handwerklichen Grundlagen die gleichen blieben (Malerei: Jacopo Pontormo [*1494-†1537, Kreuzabnahme], Architektur: Giulio Romano [*1499-†1546, Pallazo del Te], Jacopo Barozzi il Vignola [*1507-†1573, Jesuitenkirche Il Gesù], Andrea Palladio [*1518-†1580, Villa Malcontenta]). Beeinflusst wurde die italienische Renaissance von der flandrisch-niederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts (Rogier van der Weyden [*1399-†1464], Jan van Eyck [*1390-†1441]); umgekehrt beeinflusste die italienische Renaissance den Norden Europas (Albrecht Dürer [*1471-†1528], Renaissance und Reformation). Renaissancekunst wurde auch zur Kunst der Könige; König Franz I. von Frankreich (1515-1547, Fontainebleau), eingeschränkt Kaiser Karl V. (1519-1556, und Tizian [*1489-†1576]), König Philipp II. von Spanien (1556-1598, Escorial) oder Kaiser Rudolf II. (1576-1612, und Giuseppe Arcimboldo [*ca.1530-†1593], Prager Kunstkammer Rudolfs [Bildung, Kunst, Dichtung, Wissenschaft]) sind hier zu nennen. Mit Rudolf II. endet dann die Renaissance. Vgl. Lexikon der Renaissance, hg. v. Günter Gurst (1989), Leipzig 1989, 797, 80 S., Abbildungen, Karten, DM 48,-. [Buhlmann, 04.2012, 08.2015]

Tolstoi, Leo, russischer Schriftsteller: Leo Tolstoi (Lew Nikolajewitsch Tolstoi, *1828-†1910) entstammte einer russischen Grafenfamilie. Nach (wohl abgebrochenem) Studium der orientalischen Sprachen und des Rechts (1844/47) leistete Tolstoi Militärdienst u.a. im Kaukasuskrieg (1817/64) und im Krimkrieg (1853/56). U.a. einhergehend mit seinem Erfolg als Schriftsteller (Romane "Krieg und Frieden" 1862/69, "Anna Karenina" 1873/78), wandte sich Tolstoi gesellschaftskritisch reformpädagogischen Maßnahmen und Fragen der Religion und Moral zu (innere Umbrüche [perönliche Armut, Vegetarismus, Gewaltlosigkeit, Nächstenliebe], Abkehr von der russisch-orthodoxen Kirche, Ideologie des Tolstojanismus, äußere Widerstände). Dementsprechend kam es immer wieder zu Problemen in seiner Ehe mit Sóphia Andréjevna Behrs (ab 1862), aber auch mit staatlich-kirchlichen Behörden (Exkommunikation 1901, Hausdurchsuchung 1908). 1901 lehnte Tolstoi den Literaturnobelpreis ab. Das letzte Lebensjahrzehnt des Dichters war geprägt (Krankheit 1901/02, letzte Reise 1909/10 [Tod auf der Bahnstation Astopovo 7. November 1910]).
An Werken Tolstois seien genannt: Tolstoi, Leo N. (1878), Anna Karenina (= Die große Bibliothek der Weltliteratur), Gütersloh o.J. [1974], 1023 S., DM N.N.; Tolstoi, Leo N. (1878), Anna Karenina (= Bastei-Lübbe Tb 13906), Bergisch Gladbach 21997, 1231 S., DM 14,90; Tolstoi, Leo N. (1878), Anna Karenina (= it 3507), Frankfurt a.M.-Leipzig 2006, 1204 S., € 14,-, biografisch behandelt Tolstoi: Lavrin, Janko (1961), Tolstoj (= rm 57), Reinbek b.H. 21975, 183 S., Schwarzweißabbildungen, DM 5,80. [Buhlmann, 10.2021]

Tomaszewski, H. (1963), Die Rellinghauser Stiftsdamen, in: MaH 16 (1963), S.101-106 > R Rellinghausen

Tormin, Walter (Hg.), Die Weimarer Republik (= Edition Zeitgeschehen), Hannover 111973, Hannover 171980 > D Deutsche Geschichte, 1918/19-1933

Treffeisen, Jürgen (1993), Johannes Hase (Lepus) - Ein Kenzinger Bürgersohn als Abt des Zisterzienserklosters Tennenbach (1353-1368), in: FDA 113 (1993), S.75-103. Johannes Hase (latinisiert Lepus), geboren wahrscheinlich zu Anfang des 14. Jahrhunderts, gehörte einer nicht unbedeutenden Ministerialenfamilie der Grafen von Üsenberg innerhalb der Führungsschicht der üsenbergischen Stadt Kenzingen an. Sein Vater Johannes Hase war Mitglied des Kenzinger Rats, seine Mutter hieß Adelheid. Beziehungen (Jahrzeitstiftungen u.a.) der Familie bestanden zum vor Kenzingen gelegenen Zisterzienserinnenkloster Wonnental und zum etwas weiter entfernten Zisterzienserkloster Tennenbach. Ins Kloster Tennenbach trat auch der junge Johannes Hase, wohl im Alter vom 18 Jahren, zu Ostern 1326 als Mönch ein. Anlässlich dieses Klostereintritts ist eine Urkunde über jährliche, Johannes Hase bzw. dem Kloster zukommende Zinseinnahmen erhalten geblieben. Johanes Hase folgte 1353 seinem Vorgänger Johannes Zenlin (1336-1353) in der Leitung der Zisterze nach (1353-1368). Aus der Amtszeit des Johannes Hase als Abt sind dann weitgehend nur urkundliche Belege zum Klosterbesitz überliefert. Der Ausbau des Grundbesitzes betraf dabei vor allem Güter im nördlichen Breisgau in der näheren Umgebung von Tennenbach. Die Mönchsgemeinschaft verfügte über einen gewissen Reichtum, wie dem Liber marcarum des Bistums Konstanz von 1360/70 zu entnehmen ist. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts trat in Tennenbach wie anderswo auch allerdings eine gewisse wirtschaftliche Stagnation ein (Umstellung von Grangienwirtschaft auf Rentengrundherrschaft, spätmittelalterliche Agrarkrise). Johannes Hase verkörpert zudem den sozialen Wandel in den Zisterzienserklöstern der damaligen Zeit von Mönchsgemeinschaften mit adlig-ministerialischen Konventen zu solchen mit Mönchen weitgehend aus dem Bürgertum. Unter Abt Johannes Hase ist das Tennenbacher Jahrzeitbuch von 1364 niedergeschrieben worden. Hase legte die Leitung der Mönchsgemeinschaft (wohl aus Alters- und Krankheitsgründen) 1368 nieder und zog sich ins Frauenkloster Wonnental zurück, wo er - einem Tennenbacher Nekrolog des 16. Jahrhunderts zufolge - am 9. April 1570 starb und in capitolio beerdigt wurde. [Buhlmann, 08.2012]

Trefil, James (1990), Fünf Gründe, warum es die Welt nicht geben kann. Die Astrophysik der Dunklen Materie (= rororo 9313), Reinbek 1992 > U Universum

Trevor-Roper, Hugh R. (1947), Hitlers letzte Tage (= Ullstein Tb 525), Frankfurt a.M. 31976 > H Hitler, Adolf

Trevor-Roper, Hugh R. (2009), Der Eremit von Peking. Die Geschichte eines genialen Fälschers (= Die Andere Bibliothek, Bd.209), Frankfurt a.M. 2009, 392 S., € 29,50. Edmund Trelawny Backhouse wurde 1873 im englischen Lancashire in eine geschäftlich erfolgreiche Quäkerfamilie hineingeboren, war Schüler u.a. an der Schule St. George's in Ascot und am Winchester College und studierte ab 1892 ohne Abschluss in Oxford (1892-1895), verschuldete sich indes während des Studiums bis zum Bankrott. Ab 1898 hielt sich Backhouse überwiegend in China und in Peking auf. Er arbeitete, sprachbegabt wie er war, als Übersetzer u.a. für Chinesisch. Vor dem Hintergrund von Boxeraufstand (1900) und Regentschaft der Kaiserinwitwe Cixi (1861-1908) verfasste er mit John Otway Percy Bland das (auf einem von ihm erfundenen chinesischen Tagebuch aufbauende) Buch "China under the Empress Dowager" (1910), das auf Grund des großen wirtschaftlichen Erfolges Backhouse zunächst zu einem anerkannten Historiker werden ließ und dem "Annals and Memoirs of the Court of Peking" folgte (1914). Schenkungen von chinesischen Büchern und Handschriften an die Oxforder Universität (1913, 1914/15) ließen Backhouse dort in die engere Wahl bei der Besetzung einer Professorenstelle für Chinesisch treten, doch zerschlugen sich letztlich seine diesbezüglichen Pläne (1920). Eine angebliche große chinesische Palastbibliothek kam nie in Oxford an (1920/21), und auch Backhouse's geschäftliche Unternehmungen (Provisionen für: Waffenhandel, Schiffsverkäufe, Banknotenvertrag) während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und danach gründeten eher auf Betrug und scheiterten allesamt. In den 1920er- und 1930er-Jahren wurde indes um das angebliche, von Backhouse benutzte Tagebuch des kaiserlichen Kammereunuchen Jing Shan immer kontroverser diskutiert, in den 1930er-Jahren wurde aus Backhouse der "Eremit von Peking", 1942 wurde Backhouse römisch-katholisch, 1943 schrieb er seine bis heute auf Grund ihres snobistischen und stark pornografischen Inhalts unveröffentlichten Memoiren ("Decadence Mandchoue" [1898-1908], "The Dead Past" [vor 1898]). Backhouse starb am 8. Januar 1944 in Peking. [Buhlmann, 10.2012]

Triberg, Stadt im mittleren Schwarzwald: Die Anfänge Triberger Geschichte reichen zur Person des Adligen Adalbert von Ellerbach (†1121) zurück, der - in enger Beziehung u.a. zum Kloster St. Georgen im Schwarzwald stehend - an der oberen Gutach um die Burg Alt-Hornberg die Herrschaft der Herren von Hornberg begründete. Eine (Seiten-) Linie der Hornberger Herren waren dann die Herren von Triberg, die vom beginnenden 13. Jahrhundert an um Burg und Ort Triberg ihre Herrschaft im mittleren Schwarzwald ausbilden konnten. Mit Burkhard (II) (1280, †1325) starben die Herren von Triberg aus, die Herrschaft Triberg kam unter die Grafen von Hohenberg, die sie 1355 an die österreichisch-habsburgischen Herzöge verkauften. In die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts fällt die Stadtwerdung Tribergs, die Herrschaft Triberg (auch als Niedere und Obere Herrschaft) wurde als Teil der vorderösterreichischen Territorien bis 1654 verpfändet, 1642 die Triberger Burg zerstört. 1645 wird das Mariengnadenbild in der Triberger Wallfahrtskapelle Maria in der Tanne erwähnt, die österreichische Herrschaft über Triberg hielt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an, danach war Triberg Teil des Herzogtums Modena, 1806 wurden Stadt und Herrschaft württembergisch, 1810 badisch. Im Zuge der Industrialisierung entstand in Triberg eine bedeutende Uhrenindustrie, im 20. Jahrhundert wurde Triberg (ab 1973/74 einschließlich der Ortsteile Nußbach und Gremmelsbach) zu einem Anlaufpunkt für Touristen und Urlauber (Triberger Wasserfälle, Schwarzwalduhren).
Zur Triberger Geschichte des Mittelalters s.: Buhlmann, Michael (2012), Anfänge Triberger Geschichte (= VA 61), Essen 2012, 44 S., Schwarzweißabbildungen, Karte, € 4,-, zur Triberger Geschichte allgemein: Läufer, Josef (1995), Maria in der Tanne. Eine Dokumentation über die Entstehung der Wallfahrt in Triberg, Triberg 1995, 78 S., Farbabbildungen, Zeittafel, DM N.N. (zur Triberger Wallfahrt [Ursprung 1644, Mariengnadenbild 1645, Neubeginn 1692, Heilungswunder 1694/96, Genehmigung der Wallfahrt 1697] und zur Geschichte der Triberger Pfarrei [Adalbert von Hornberg 1111, Liber decimationis 1275, Burkhard von Triberg 1325, Kilchherren zu Tryberg, Eberhard Kühl als Pfarrer an der Triberger Kapelle 1457, Ablassurkunde für die abgebrannte Kapelle des heiligen Blasius 1498, Trennung der Filialkirche Triberg von der Mutterkirche Schonach 1564, "Spital und guotleithaus zuo Triberg" 1581, Barbara Franz *1637, Pfarrer Johann Jacob Irslinger 1695, Holzwallfahrtskapelle 1695, Steinwallfahrtskapelle 1697, Skapulierbruderschaft 1698, jetzige Wallfahrtskirche 1699, Straße zur Wallfahrtskirche 1787/88, Wallfahrtskirche als Pfarrkirche 1808]); Maier, Wilhelm, Lienhard, Karl (1964), Geschichte der Stadt Triberg im Schwarzwald, Triberg 1964, 459 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, Pläne, € 6,-; Steinseifer, Bernd (Bearb.) (1979), 100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Triberg im Schwarzwald 1879-1979. Chronik (anlässlich des 100jährigen Bestehens der Gemeinde), hg. v.d. Evangelischen Kirchengemeinde Triberg im Schwarzwald, Triberg 1979, 128 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM N.N. [Buhlmann, 12.2012, 06.2015, 03.2019, 02.2022]

Trithemius, Johannes, spätmittelalterlicher Benediktinermönch und Gelehrter: Der Benediktinermönch und Geschichtsschreiber Johannes Trithemius (*1462-†1516) aus Trittenheim (bei Trier) ergriff, über 20-jährig, eine theologische und priesterliche Laufbahn und trat als [[Novize]] ins Benediktiner[[kloster]] Sponheim ein (1484). Bald nach Ablegung der Profess wurde Trithemius Abt des Klosters (1485-1506), das er zu reformieren versuchte. Gleichzeitig begann seine literarische Tätigkeit als Verfasser von liturgischen und reformerischen Schriften, schließlich als Autor historiografischer Werke. Während eines Aufenthalts in Berlin formierte sich Widerstand in Sponheim gegen Trithemius (1505/06), so dass der Gelehrte auf seine Abtswürde verzichtete und sich zu seinem Freund, dem Würzburger Bischof Lorenz von Bibra (1495-1515), begab. In Würzburg wurde er Leiter des [[Schottenkloster]]s (1506-1516) und setzte seine literarische Tätigkeit bis zu seinem Tod fort. An Werken des Johannes Trithemius sind aus dem Bereich der Geschichtsschreibung überliefert: eine Schrift über "Die berühmten Männer des Benediktinerordens", die bis zum Jahr 1370 reichende "Hirsauer Chronik" und die zwei Teile umfassenden "Hirsauer Annalen" (bis 1226 bzw. bis 1514). Dabei ist der geschichtliche Wert seiner Schriften durchaus umstritten, sind ihm doch häufig Fälschungen nachzuweisen. Selbst ein angebliches (zweites) Privileg Papst Urbans II. (1088-1099) für das Kloster Hirsau wurde Trithemius' Fälschungstätigkeit zugeschrieben, doch entpuppt es sich heute als eine Fälschung wahrscheinlich aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.
An Werken des Trithemius sei genannt: Trithemius, Johannes, Opera Historica, hg. v. Marquard Fresher (1601), Pars I, Pars II (Chronica insignia duo), Nachdruck Frankfurt a.M. 1966, 412+574 S., DM 350,-. Zu Johannes Trithemius s. noch: Arnold, Klaus (1971), Johannes Trithemius (1462-1516) (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, Bd.XXIII), Würzburg 21991, XI, 350 S., DM 78,-, und weiter: Staubach, Nikolaus (1988), Auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Die historiographischen Fiktionen des Johannes Trithemius im Lichte seines wissenschaftlichen Selbstverständnisses, in: Fälschungen im Mittelalter. Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica München, 16.-19. September 1986, Bd.1 (= MGH. Schriften, Bd.33/I), Hannover 1988, S.263-316, wonach gemäß Trithemius Geschichtsschreibung der Wahrheit(sgebot), dem Nutzen (utilitas, memoria) und der Offenbarung genügen soll. [Buhlmann, 11.2004, 10.2017]

Truhart, Peter (1986/88), Regenten der Nationen. Systematische Chronologie der Staaten und ihrer politischen Repräsentanten in Vergangenheit und Gegenwart, Tl.III,1: Mittel-, Ost-, Nord-, Süd-, Südosteuropa, München-London-New York 1986, Tl.III,2: Westeuropa. Register, München-London-New York 1988 > R Regententabellen, Stammtafeln

TSRG = Tübinger Studien für Schwäbische und Deutsche Rechtsgeschichte

TTH = Translated Texts for Historians

Tu

Tubbesing, Gerrit (1996), Vögte, Frone, Silberberge. Herrschaft und Recht des mittelalterlichen Bergbaus im Südschwarzwald (= FRA NF 24), Berlin 1996, 331 S., € 26,-. I. Der (Silber-) Bergbau im Südschwarzwald reicht bis ins 4. Jahrtausend v.Chr. zurück (Sulzburg), wurde in römischer Zeit betrieben und auch im Mittelalter, wie ein Diplom König Konrads II. (1024-1039) an den Basler Bischof über die Verleihung des Bergregals für den Breisgau erkennen lässt (1028). Ab dem 13. und 14. Jahrhundert beleuchten die Geschichtsquellen die Schwarzwälder Bergbau genauer. Die von Kaiser Maximilian I. (1493-1519) erlassene vorderösterreichische Bergordnung (1517) kann dann als Endpunkt der mittelalterlichen Entwicklung des Bergbaus im Südschwarzwald gelten. II. Bergbau und (mittelalterliche) Herrschaft gehörten zusammen. Vom endenden 11. bis zum beginnenden 13. Jahrhundert war der Breisgau Teil des "Staats" der Zähringerherzöge; ob die Breisgaugrafen bzw. Herzöge von Zähringen (von den Basler Bischöfen) die Verfügung über den Bergbau um Sulzburg und im Münstertal besaßen, ist allerdings unklar, zumal das Bergregal den Basler Bischöfen immer wieder bestätigt wurde (1040, 1073, 1131, 1154) und wenn auch Graf Egino V. von Urach-Freiburg (1230-1236/37) in der Nachfolge der Zähringer sich das Bergregal (neben dem Wildbann) sichern konnte (1234). Doch auch die Herren von Üsenberg und die Markgrafen von Hachberg betrieben im Breisgau Bergbau und standen in Konkurrenz zu dem Uracher bzw. den Grafen von Freiburg, wie eine Übereinkunft von 1265 zeigt. [Eine Zersplitterung des Breisgauer Bergregals - wenn dieses anfangs sowieso nicht nur Teile des Breisgaus (z.B. Altsiedelland) umfasste - ist schon aus rein machtpolitischen Gründen für das Hochmittelalter anzunehmen.] Im Einzelnen lässt sich festhalten: a) Um Sulzburg gab es spätestens seit dem 10. Jahrhundert mittelalterlichen Bergbau; Sulzburg war auch der Ort der Klostergründung von St. Cyriakus (v.993) durch einen gewissen Pirhtilo. Als Vögte des Cyriakusklosters (1216/30) übten die Herren von Üsenberg auch die Bergherrschaft um Sulzburg aus, ab der Mitte des 14. Jahrhunderts werden Einflüsse der Markgrafen von Hachberg zunehmend erkennbar (Erwerb von Wildbann und Bergregal 1355, Erwerb der Burg Höhingen 1392). 1415 kamen die Hachberger Rechte durch Kauf an die Markgrafen von Baden. b) Im Münstertal ist Bergbau schon im 12. Jahrhundert bezeugt. Hier besaßen die Herren von Staufen (u.a. als Ministeriale der Grafen von Freiburg) und die Äbte von St. Trudpert auch auf Grund von vogteilichen und grundherrschaftlichen Voraussetzungen die (vom Basler Bischof abgeleitete) Bergherrschaft (13./14. Jahrhundert). c) Im Birkenberger Revier (bei St. Ulrich) waren im 12. Jahrhundert die Grafen von Nimburg Bergherren, später Herzog Berthold V. von Zähringen (1186-1218), dann (bis 1236) die Straßburger Bischöfe als Vögte des Clunianzerpriorats St. Ulrich. d) Um Todtnau (erstmals 1025 erwähnt) ist Erzabbau erst seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu vermuten. Im 14. Jahrhundert treten hier die Grafen von Freiburg als Bergherren in Erscheinung. e) Das den Breisgau umfassende allgemeine Bergregal der Freiburger Grafen blieb bei der gräflichen Herrschaftsteilung von 1272 zunächst in gemeinsamen Besitz, später (1300/22, 1351) wurde die Freiburger Bergherrschaft jedoch - geschuldet den politischen Umständen - geteilt. Dieselmuter Bergweistum (1372) und Üsenberger Bergordnung (ca.1372) stehen dann für eine Ausweitung des Freiburger Bergregals trotz Teilung. Im Einzelnen umfasste das Freiburger Bergregal: Oberried-Hofsgrunder Revier (14. Jahrhundert, Anfang), drei Fronberge in Todtnau (1309), Birkenberger Revier (1329), Leimbacher Revier (bei Bollschweil, 1329), Grunern (?, bei Staufen, 1342). Mit dem Übergang Freiburgs an die habsburgischen Herzöge (1368) verloren die Freiburger Grafen faktisch bis zum Ende des 14. Jahrhunderts ihre Einflussmöglichkeiten im Breisgau; auch das Bergregal gelangte letztlich an die Habsburger (1399/1400/23), die in den folgenden Jahrhunderten im Besitz des Breisgaus blieben. III. Die Verleihungsurkunde von 1028 privilegierte den Basler Bischof Udalrich (1025-1040) mit dem Bergregal und dem Wildbann im Breisgau, der selbst nicht zum Basler Bistum, sondern zur Konstanzer Diözese gehörte. Beide Rechte treten in den folgenden Jahrhunderten des Mittelalters sowohl getrennt in Erscheinung, können aber auch unter der Bezeichnung "Wildbann" gemeinschaftlich gemeint sein (silberberge und wiltpenne). IV. Auf der Ebene des Bergrechts "unterhalb" von (territorialer) Herrschaft belegen zahlreiche Urkunden die Praxis bei der Vergabe von Gruben und Grubenfeldern ("Schürfen, Muten, Verleihen" bzw. "[Muten], Verleihen, Schürfen, Ausmessen"), wobei die Bergordnung Maximilians I. (1517) diesbezüglich (zum Teil) neue Voraussetzungen schuf. Der finanziell aufwändige Bergbau wurde auch und gerade mit Hilfe auswärtiger Kapitalgeber betrieben (ab 14. Jahrhundert; Finanzierung über Darlehen 1514); Lohnarbeiter und Lehenhäuer verrichteten als Bergarbeiter die schwierige Arbeit vor Ort (ab 13./14. Jahrhundert; Arbeitszeit [5,5/6-Tage-Woche, Herrenarbeit, Zeitarbeit, (Akkordarbeit)], Lohn und Lohnzahlung [durch Anteilseigner bzw. Gewerkschaften], Kündigung, Privilegien der Bergverwandten [Nutzung von Holz, Wasser, Wegen, Wiesen, Weiden, freies Geleit]). Meister (Froner) und gesellen besaßen Anteile an der Grube, die zunächst noch (bis ins beginnende 15. Jahrhundert hinein) frei verkauft werden konnte, bevor Gewerkschaften (Königsfroner, Hasenfroner, Münstertaler St. Anna-Gewerkschaft u.a.) diese individuellen Rechte einschränkten. Auch eine Weiterverleihung bzw. Verpachtung von Anteilen an "Halbunternehmer" (u.a. Gewrkschaften) war möglich. Es galt die Pflicht zur Betriebsaufnahme, zur möglichst geringen zeitlichen Unterbrechnung des Betriebs bei Notwendigkeit sowie die Bauhafthaltungspflicht bei den Gruben. Technisch wurden die Gruben meist als Stollenbau betrieben, was die Entwässerung und Bewetterung der in Berg getriebenen Stollen voraussetzt (Tagstollen; Anlage von Erbstollen, 14. Jahrhundert). Die Betriebskosten des Bergwerks wurden von den Anteilseignern verpflichtend aufgebracht (Zahlung des wurf). Darüber hinaus waren Abgaben an den Bergregalinhaber zu zahlen, deren Umfang von der Qualität und Menge des geförderten Erzes abhing (samstag). Der Verkauf des geförderten Erzes und Silbers erfolgte durch die Anteilseigner unter zunehmender Reglementierung des Bergherren (14. Jahrhundert; Rappenmünzbund 1377). Herrschaftliche Amtleute (Beamte) waren für die Kontrolle der Gruben zuständig, u.a. der Bergvogt oder Bergrichter (ab 14. Jahrhundert, Ende?), der Weibel und der Schreiber; Geschworene (Bergleute als Schöffen) waren Urteiler im Berggericht, das Streitigkeiten (Lohnstreitigkeiten, "Klage auf Teil") zwischen den Bergleuten regelte. Der Bergmeister war für die Grubenverwaltung zuständig, auswärtige Kapitalgeber und Anteilseigner waren durch Vierdleute (Verweser) vertreten. Die Bergordnung von 1517 regelte u.a. die technischen Details des Bergbaus, aber auch dessen rechtliche Voraussetzungen u.a. betreffend das Berggericht. [Buhlmann, 06.2017]

Tuchman, Barbara (1978), Der ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert (= dtv 10060), München 101991, 581 S., Karten, DM 18,80. Vor dem Hintergrund von Klimaverschlechterung und Hunger, avignonesischem Papsttum (1309-1378), Hundertjährigem Krieg (1337-1453), Pest (1347/51) und Großem Papstschisma (1378-1417) vollzog sich der Aufstieg des Herrn Enguerrand VII. von Coucy (*ca.1339-†1397), des Letzten seines bis mindestens in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurückreichenden Adelsgeschlechts, der Schwiegersohn des englischen Königs Eduard III. (1327-1377) wurde, im von Krieg und Rebellion (Jacquerie 1358, Unruhen in Paris) verwüsteten Königreich Frankreich hohe politische und militärische Ämter einnahm (Heerführer der päpstlichen Liga 1371/74, Guglerkrieg 1375/76, Flandernaufstand und Schlacht bei Rosebeke 1382, Italienfeldzug 1384, diplomatische Aktionen), am Kreuzzug und der Schlacht von Nikopolis (1396) teilnahm und schließlich in türkischer Gefangenschaft in Bursa starb (1397). [Buhlmann, 12.2020]

Tuchman, Barbara (1984), Die Torheit der Regierenden. Von Troja bis Vietnam, Frankfurt a.M. 1984, 551 S., DM 44,-. Mit durchaus pauschalisierend interpretierten Beispielen (Trojakrieg, Renaissancepäpste und Reformation, Entstehung der USA, Vietnamkrieg) kommt die Autorin zu folgenden Schlüssen: 1) Torheit ist das vernunftwidrige, irrationale Verfolgen von Nachteiligem; dies kann im Bereich von Politik und Regierungshandeln u.a. in Abkehr von einer durch die Geschichte zugewiesenen "Aufgabe" geschehen; 2) Vernunftwidriges Verhalten wird befördert durch Wertvorstellungen und Vorurteile, durch das politische Regierungsamt selbst, durch eine mit dem Regierungsamt verbundenes (vermeintliches) Übermaß von (willkürlicher) Macht, das zu Unordnung und Ungerechtigkeit führt und das durch Gesetze eingeschränkt werden sollte; 3) Torheit entsteht durch "geistigen Stillstand und Stagnation", dem Festhalten von Regierenden am Althergebrachten und "Grundsätzlichem", am anfangs vorhandenen "intellektuellem Kapital" des Regierenden, ohne dieses durch Lernprozesse ausbauen zu wollen ("schützende Dummheit" der Politik, Engstirnigkeit); 4) Das auf einen letztlich unzulänglichen Beamtenapparat beruhende Regierungshandeln ist durch "Ehrgeiz, Korruption und Emotion" gefährdet, insbesondere durch den Charakter des Amtsträgers (Ehrgeiz, Geldgier). [Buhlmann, 07.2020]

Tübingen: Pfalzgrafen von Tübingen: I. In das 11. Jahrhundert zurück reichen die Anfänge der Tübinger (Pfalz-) Grafen, die die historische Forschung mit den königlichen Amtsträgern im Nagoldgau in Verbindung bringt und die umfangreichen Besitz im Schwarzwald, auf der Alb und entlang der Donau besaßen. In der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts kristallisierte sich Tübingen als Besitzschwerpunkt und namengebende Burg heraus, die Tübinger Grafen waren mit den niederelsässischen Egisheimern, den Zeizolf-Wolframen, Grafen im Kraichgau, und den Grafen von Arnstein verwandt. Vielleicht im Gefolge der Staufer erlangte Hugo I. (†1152) vor 1140 das schwäbische Pfalzgrafenamt, das - 854 erstmals bezeugt - eine übergeordnete Gerichtsbarkeit im Rahmen des schwäbischen Herzogtums garantieren sollte. Pfalzgraf Hugo II. (1152-1182) konnte sich in der Tübinger Fehde (1164-1166) gegen die Welfen behaupten, Markt- und Stadtgründungen der Tübinger betrafen im 12. und 13. Jahrhundert etwa Böblingen, Heimsheim, Herrenberg, Horb, Sindelfingen und natürlich Tübingen. Trotz fortschrittlichen hochmittelalterlichen Herrschaftsausbaus gelang den Pfalzgrafen weder der Aufstieg in den Reichsfürstenstand noch die Ausbildung eines größeren Territoriums. Vielmehr gab es seit dem endenden 12. Jahrhundert eine pfalzgräfliche Linie und eine der Grafen von Montfort und Montfort-Werdenberg, im Verlauf des 13. Jahrhunderts kamen ein Herrenberger, Horber, Böblinger und Asperger Zweig der Grafenfamilie hinzu, das Ende der Staufer (1268) hatte negative Rückwirkungen auf die Grafen als deren Parteigänger. Noch 1268 verkaufte Pfalzgraf Rudolf die Pfalzgrafenwürde an den Markgrafen Heinrich II. von Burgau (v.1242-ca.1293), um danach in den Deutschen Orden einzutreten, 1342 wurde Tübingen an die Grafen von Württemberg verpfändet bzw. verkauft. Aus der Böblinger Linie entwickelten sich die Herren von Lichteneck mit ihrer von den Habsburgern abhängigen Herrschaft im nördlichen Breisgau. II. Die Tübinger Grafen traten als Gründer von Klöstern hervor. Blaubeuren, Obermarchtal und Bebenhausen sind hier zu nennen, auf das bei Tübingen gelegene Bebenhausen gehen wir ausführlicher ein: Ein Gütertausch mit dem Bistum Speyer war eine Voraussetzung für das durch Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (1182-1219) wahrscheinlich 1183, zum Zwecke des Seelenheils gestiftete Kloster beim Dorf Bebenhausen. Der Aufbau des Klosters in den 1180er-Jahren ging aber langsam voran, so dass die zunächst anwesenden Prämonstratenser noch vor 1189/90 das Kloster verließen und den nachfolgenden Zisterziensern Platz machten. Letzteren gelang es, Bebenhausen zu einem der wohlhabendsten Klöster der Region zu machen. Bis zu 80 Mönche und 130 Laienbrüder soll die an Grundbesitz und Rechten reiche Kommunität gegen Ende des 13. Jahrhunderts beherbergt haben, das architektonische Ensemble mit Klosterkirche, Klausur, Refektorium, Wirtschaftsgebäuden und Ummauerung beeindruckt noch heute. Das 14. Jahrhundert ist auch die Zeit, in der das Kloster von den Tübinger Grafen Besitz, Burgen, Fronhöfe und Rechte erwarb und ein Klosterterritorium um Bebenhausen ausbilden konnte. Der Zisterze standen dort hoheitliche Rechte (Niedergerichtsbarkeit) über ein gutes Dutzend von Orten mit vielleicht 2500 Einwohnern zu. In dieser Zeit geriet das Kloster zunehmend in den Sog der württembergischen Landesherrschaft. Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts war Bebenhausen vom Reichskrieg gegen den Grafen von Württemberg (1310-1312) betroffen, der Druck verstärkte sich nach der Übernahme der Tübinger Pfalzgrafschaft durch Württemberg (1342) und trotz der Bindungen der Mönchsgemeinschaft an Königtum und Reich. Die katholische Klosterzeit endete mit der Einführung der württembergischen Reformation (1534/35).
Zu den Pfalzgrafen von Tübingen s.: Decker-Hauff, Hansmartin, Quarthal, Franz, Setzler, Wilfried (Hg.) (1981), Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, Sigmaringen 1981, 126 S., Abbildungen, DM 14,95; Lorenz, Sönke (1992), Die Königswart. Tübinger Pfennig und Silberbergbau im Nordschwarzwald zur Zeit der Pfalzgrafen von Tübingen, in: BlldtLG 128 (1992), S.85-115. [Buhlmann, 08.2006, 07.2008]

Tüchle, Hermann (1975), Die Anfänge. Das Dillinger Hauskloster, in SMGB 86 (1975), S.13-30 > N Neresheim

Tüchle, Hermann (1975), Inneres Leben und Ordensreform, in SMGB 86 (1975), S.93-107 > N Neresheim

Türkische Geschichte, 13./14. Jahrhundert-20. Jahrhundert > O Osmanische Geschichte

Türkische Geschichte, 20.-21. Jahrhundert: Mit dem Waffenstillstand von Mudros (30. Oktober 1918) endete für das osmanische Reich der Erste Weltkrieg (1914-1918). In der Folge reduzierte es sich auf die ("Nussschale") Türkei, aliierte Interventionen (England, Frankreich, Italien) bzw. griechische Besetzungen betrafen das kleinasiatische Kernland, Thrakien und Istanbul. Während die osmanische Regierung unter Sultan Mehmed VI. Vahdeddin (1918-1922) den Friedensvertrag von Sèvres schloss (10. August 1920), organisierte sich der türkische Widerstand unter Mustafa Kemal Atatürk (*1881-†1938) in der Großen Nationalversammlung von Ankara (23. April 1920) und dem Krieg gegen die griechischen Invasoren (Unabhängigkeitskrieg, Schlacht von Dumlupinar 1922). Der griechisch-türkische Waffenstillstand von Mudanya vom 11. Oktober 1922 brachte eine "ethnische Entflechtung" hinsichtlich der Griechen und Türken, mit dem Friedensvertrag von Lausanne vom 24. Juli 1923 und der damit einhergehenden Übereinkunft zwischen der Türkei und den allierten Mächten des Ersten Weltkriegs endete die Phase der türkischen "Republik vor der Republik"; zuvor (1922) war das osmanische Sultanat abgeschafft worden, am 3. März 1924 endete das osmanische Kalifat. Die türkische Republik unter ihrem ersten Präsidenten Atatürk und der "Republikanischen Volkspartei" (CHF, CHP) mit Hauptstadt Ankara hatte sich der sog. Scheich Said-Rebellion zu erwehren (1925), im Osten der Türkei blieben die ethnischen Spannungen zwischen Türken, Kurden und Armeniern virulent. Vor diesem Hintergrund vollzogen sich in den folgenden Jahren politisch-gesellschaftliche Reformen auf den Gebieten des Rechts (europäische Gesetzbücher), der Bildung (Schulen, Universitäten, lateinische Schrift) oder der Stellung der Frau (Laizismus). Die Reformen mündeten ein in den eher doktrinären "Kemalismus" der 1930er-Jahre ("Sechs Pfeile" des Parteiprogramms der CHP). Mit dem Vertrag von Montreux vom 20. Juli 1936 erhielt die Türkei die Souveränität über die Meerengen von Bosporus und Dardanellen zurück; 1938 fiel der "Sandschak von Alexandrette" an die Türkei. 1937/38 erschütterte der Dersim-Aufstand die Republik. Nach dem Tod Atatürks (11. November 1938) wurde Ismet Inönü Staatspräsident (1938-1950). Die Türkei betrieb während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) eine erfolgreiche Neutralitätspolitik, nach dem Krieg orientierte sich die Türkei stärker nach dem Westen (Marshall-Plan 1948, Koreabrigade 1950/53, NATO-Mitgliedschaft 1952, Assoziierungsabkommen mit der EWG 1963/64). Die 1950er-Jahre standen unter der Ägide Adnan Menderes' (1950-1960) und seiner "Demokratischen Datei" (DP), mit dem Militärputsch vom 27. Mai 1960 begann die "Zweite Republik", ein Regime (Nationaler Sicherheitsrat) mit einer neuen Verfassung (1961) und u.a. einer von der "Gerechtigkeitspartei" (AP) geführten Regierung unter Süleyman Demirel (1965-1974, 1979-1980). Die CHP-geführte Regierung unter Bülent Ecevit (1974, 1977, 1978-1979) ließ 1974 Nordzypern militärisch besetzen (Zypernfrage, Republik Nordzypern), die schlechte wirtschaftliche Lage und innere Unruhen (Terroraktionen der "Grauen Wölfe", "Nationale Aktionspartei" [MHP]) riefen im Putsch vom 12. September 1980 nochmals die türkischen Streitkräfte unter General Kenan Evren auf den Plan. Propagiert wurde in der Folge ein "dritter Weg" des "Atatürkismus", 13 Zivilregierungen z.B. unter Turgut Özal (1983-1989) und seiner "Vaterlandspartei" (ANAP) regierten das Land, das im Osten von Terrorakten der "Kurdischen Arbeiterpartei" (PKK) erschüttert wurde (1984-2000, ab 2003). Religiös orientierte Parteien wie die "Wohlfahrtspartei" (RP) (Necmettin Erbakan, 1996-1997) und die "Tugendpartei" (FP) wurden verboten (1997/98), das Marmara-Erdbeben vom August 1999 verursachte große Zerstörungen und forderte 17000 Menschenleben. Seit dem ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends besitzen die "Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung" (AKP) und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan (ab 2002) die politische Führerschaft in der Republik. Ein starkes Wirtschaftswachstum (Industrie, Bodenschätze, Tourismus) hielt bis zum Jahr 2011 an, Verfassungsreformen (Referendum 2010) drängten die innenpolitische Machtstellung der Streitkräfte zu Gunsten einer "autoritären Demokratie" zurück. Nicht zuletzt stieg zwischen 1920 und 2010 die Bevölkerungszahl der Türkei von 17 auf 73 Millionen Einwohner an.
Vgl. Eid, Volker (1990), Ost-Türkei. Völker und Kulturen zwischen Taurus und Ararat (= DuMont Kultur-/Kunst-Reiseführer), Köln 1990, 438 S., Abbildungen, Karten, DM 17,99; Kreiser, Klaus (2012), Geschichte der Türkei. Von Atatürk bis zur Gegenwart (= BSR 2758), München 2012 > K Kreiser, Geschichte der Türkei; Kreiser, Klaus, Neumann, Christoph K. (2003), Kleine Geschichte der Türkei, Stuttgart 22009 > K Kreiser u.a., Kleine Geschichte der Türkei; Müller, Gerhard P., Neumann-Adrian, Michael (1987), Türkische Mittelmeerküste (= Bucher's Reisebegleiter), München-Berlin 41991, 56 S., Abbildungen, Karten, DM 20,-; Neumann, Christoph K. (2002), Türkische Südküste (= Reisen in Europa), München 2002, 96 S., Farbfotos, € 15,95; Neumann-Adrian, Michael, Neumann, Christoph K. (1986), Türkei (= dtv MERIAN reiseführer), München 31987, 383 S., Abbildungen, Pläne, Karten, DM 29,80. [Buhlmann, 08.1987, 04.2013, 07.2019, 10.2019]

Tulhoff, Angelika (1984), Thutmosis III. Das ägyptische Weltreich auf dem Höhepunkt der Macht 1490-1436 v.Chr., München 1984 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Turner, Ralph V. (2009), Eleonore von Aquitanien. Königin des Mittelalters, München 2012, 496 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Karten, € 24,95. Eleonore (*1124-†1204) war die Tochter Herzogs Wilhelm X. von Aquitanien (1127-1137). Dieser starb auf einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostella (1137), Herzogtum und Erbtochter kamen in die Verfügung des französischen Königs Ludwig VI. (1108-1137) als Lehnsherrn. Ludwig verheiratete Eleonore mit seinem Sohn, den späteren König Ludwig VII. (1137-1180). Als französische Königin bestimmte Eleonore die Politik ihres Ehemanns zunächst mit (1140er-Jahre, Niederbrennung der Kirche von Vitry mit vielen Toten 1143), wobei sie auf Widerstände u.a. Abt Sugers von St. Denis (†1151) stieß. Der alles andere als erfolgreiche Zweite Kreuzzug (1147/49) offenbarte tiefgreifende Konflikte zwischen den Ehepartnern (Eleonore und Raimund I. von Antiochien, Streit um Weiterzug nach Jerusalem, kurzfristige Entführung Eleonores auf der Rückreise). Nach dem Kreuzzug kam es alsbald zur wohl hauptsächlich von Ludwig VII. in die Wege geleiteten Annullierung der Ehe mit Eleonore wegen "zu enger Verwandtschaft". Das politische Überleben als Herzogin erforderte die schnelle Neuverheiratung Eleonores mit Heinrich von Anjou-Plantagenêt (†1189) (Heirat in Poitiers 1152). Heinrich verfügte damit als Lehen des französischen Königs über den Westteil Frankreichs von der Normandie bis zu den Pyrenäen. Hinzu kam nach dem Tod Stephans von Blois (1154) das englische Königtum Heinrichs II. (1154-1189). Aus der Ehe zwischen Eleonore und Heinrich gingen acht Kinder hervor, u.a. Heinrich der Jüngere (†1183), Richard (Löwenherz, †1199), Gottfried (von der Bretagne, †1186), Johann (Ohneland, †1216) oder Eleonore (†1215), die König Alfons VIII. von Kastilien (1158-1214) heiraten sollte. An der Seite ihres Ehemanns gelang es Eleonore, innerhalb des "angevinischen Reichs" die Herrschaft über Aquitanien zu festigen (Übergriffe des französischen Königs 1152, Angriffe auf die Grafschaft Toulouse 1159, 1162, Eleonore als Herzogin in Aquitanien 1169/73, angevinische Oberherrschaft über Toulouse 1173). Zu Krisen des Königtums Heinrichs II. wuchsen sich aus die Ermordung des Erzbischofs Thomas Becket von Canterbury (1169) und der Aufstand der Heinrich-Söhne Heinrich des Jüngeren, Richard und Gottfried (1173/74) nach den in den Augen der Söhne unzulänglichen Verfügungen Heinrichs II. bzgl. der Nachfolge in der angevinischen Herrschaft (1169). Eleonore unterstützte den Aufstand, nach dessen Niederschlagung (1173/74) findet sie sich als unter Hausarrest stehende Gefangene des Königs wieder (Burgen Chinon, Salisbury); die Be- und Überwachung Eleonores sollte bis zum Tod des Herrschers (1189) andauern. Im letzten Regierungsjahrzehnt Heinrichs II. mehrten sich nochmals die Krisen im angevinischen Herrschaftsraum, mehrfach verstärkt durch den neuen französischen König Philipp II. Augustus (1180-1223). Aufstände gab es in Aquitanien (1180, 1182/84), wobei sich die Heinrich-Söhne Gottfried und Johann gegen ihren Bruder Richard Löwenherz, den aquitanischen Herzog, wandten (Versöhnung in Windsor 1184). Heinrich der Jüngere war damals schon verstorben (1183), Gottfried von der Bretagne starb ebenfalls vor seinem Vater (1186) unter Hinterlassung des posthum geborenen Sohns Arthur. Die Revolte von Richard Löwenherz gegen den Vater (1188/89) endete unter massiver Vermittlung des französischen Königs im Friedensschluss von Ballan-Miré (1189). Kurz darauf starb Heinrich II., und Richard wurde dessen Nachfolger in England und dem französischen Lehnsbesitz (1189-1199). Eleonore kam aus der Bewachung frei und bestimmte während des politischen Übergangs und der Abwesenheit ihres königlichen Sohnes (Dritter Kreuzzug 1190/92, Gefangenschaft Richards in Deutschland 1192/94) als Königinmutter die Politik im angevinischen Herrschaftsraum (Kanzlerschaft Wilhelm Longchamps, Rebellion Johann Ohnelands 1193). Nach Richards Rückkehr zog sich die Mutter in das Kloster Fontevraud zurück (1194). Der Tod Richards (1199) veranlasste Eleonore indes, das Kloster zu verlassen, um sich für die Nachfolge ihres Sohnes Johanns (1199-1216) im Plantaganêt-Reich (gegen Ansprüche ihres Enkels Arthur von der Bretagne) einzusetzen. Dies gelang auch, nur verspielte Johann in den folgenden Jahren seinen politischen Kredit in der Normandie und in Aquitanien (Eroberung der Normandie durch Philipp II. Augustus 1203/04), insbesondere nach dem Tod Eleonores in Fontevraud am 31. März 1204. Im Kloster Fontevraud wurde Eleonore (neben Heinrich II., Richard Löwenherz) auch bestattet. Der Nachwelt galt die Herzogin - rezeptionsgeschichtlich gesehen - als Ehebrecherin, Dämonin, Mörderin und "Königin der Troubadoure". Vgl. noch: Pernoud, Régine (1976), Königin der Troubadoure. Eleonore von Aquitanien (= dtv 1461), München 91991, 267 S., Abbildungen, DM 9,80. [Buhlmann, 08.2016]

TuscB = Tusculum-Bücherei, Sammlung Tusculum

Tutanchamun, ägyptischer Pharao: I. Die Regierung des politisch wenig wirksamen Kindpharaos Tutanchamun stand unter den Vorzeichen der Restauration der ägyptischen Religion nach dem Tod König Amenophis' IV. (1352/51-1335/34 v.Chr.), des Vaters Tutanchamuns als Pharao Echnaton der sog. Armanazeit. Nach dem Tod Echnatons setzte sich zunächst Meritaton, die älteste Tochter Echnatons und Nofretetes, durch; sie heiratete Semenchkare, den Sohn des Aja (1335/34-1332 v.Chr.). Außenpolitisch standen seit den letzten Regierungsjahren Echnatons die Auseinandersetzungen mit den Hethitern in Syrien im Vordergrund. Auch von daher mussten sich Meritaton und Semenchkare wieder der alten Religion (Amunpriesterschaft in Theben) annähern. Nach dem Tod Meritatons und Semenchkares wurde Tutanchaton (Tutanchamun), der einzige Sohn Echnatons und der Nofretete, Pharao (1332-1323 v.Chr.), nach diesem Tutanchamuns Großvater Aja (1323/22-1319 v.Chr.). General Haremhab, zunächst Verbündeter, dann Feind Ajas, übernahm nach Ajas Tod die Königsherrschaft (1319-1292 v.Chr.). Tutanchamun starb 18/20-jährig wohl an den Folgen eines Unfalls. II. Berühmt wurde Pharao Tutanchamun durch die Auffindung seiner weitgehend unversehrt gebliebenen Grabkammer im äygptischen Tal der Könige durch den britischen Archäologen Howard Carter in den Jahren 1922/23. Trotz der politischen Unbedeutendheit Tutanchamuns war das Grab reichhaltig ausgestattet (Vorraum, Sargkammer: Wandmalereien, Kanopen, Sarkophag, goldene Totenmaske, Mumie des Pharao, goldener Thron, Schmuck, Jagdutensilien, Streitwagenteile, Schreibutensilien, Fächer, Krüge, mumifizierte Föten).
Die (mehr oder weniger) historische Literatur zu Tutanchamun ist unübersehbar und geschuldet der archäologischen Sensation der Auffindung seines Grabes mit der beeindruckenden Grabausstattung: Carter, Michael (1972), Tut-ench-Amun. Ägyptens goldener Monrach (= Heyne Tb 7049), München 41980, 128 S., Schwarzweißtafeln, DM 5,80; Hoving, Thomas (1978), Der Goldene Pharao Tut-ench-Amun (= Knaur Tb 3639), München-Zürich 1980, 319 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, DM 12,80; Neubert, Otto (1977), Tut-ench-Amun. Gott in goldenen Särgen (= Bastei-Lübbe Tb 64004), Bergisch Gladbach 1977, 222 S., Schwarzweiß- und Farbtafeln, DM 6,80; Tutanchamun (in Köln) (= Ausstellungskatalog), bearb. v. Rolf Krauß, Rainer Wagner u.a. (1980), Mainz 1980, 168 S., Farbabbildungen, DM 15,-; Vandenberg, Philipp (2002), Der vergessene Pharao. Unternehmen Tut-ench-Amun, das größte Abenteuer der Archäologie, Gütersloh [2002], 352 S., Schwarzweißabbildungen, -tafeln, € 8,90. [Buhlmann, 05.2017, 11.2020]

TutHbll = Tuttlinger Heimatblätter (NF = Neue Folge)

Tuttlingen, Stadt und Landkreis in Baden-Württemberg: Menschliche Siedlung setzt im Bereich Tuttlingen spätestens mit Bronze-, keltischer Hallstatt- und Latènezeit ein. In römischer Zeit führte eine Römerstraße durch Tuttlingen (erbaut 74 n.Chr. und später), die alemannische Zeit ist durch ein frühalemannisches Gräberfeld repräsentiert. Tuttlingen wird erstmals als Tutiliningas in einer St. Galler Urkunde von 797 erwähnt, das Patrozinium der Tuttlinger Martinskirche (1006, 1275) verweist auf eine in alemannische Zeit zurückreichende Christianisierung. Im Mittelalter hatten die Klöster St. Gallen und Reichenau Besitz in Tuttlingen; gerade die Reichenau verfügte dort über vielfältigen Besitz (zwei Kelnhöfe u.a.), bevogtet u.a. von den Herren von Wartenberg (1289; in der Folge Verpfändung von Teilen der Vogtei). Ab dem späteren 13. Jahrhundert gab es neben dem Dorf auch eine Stadt Tuttlingen, die unter der Herrschaft der Grafen bzw. Herzöge von Württemberg stand. Als württembergischer Stützpunkt an der oberen Donau war Tuttlingen mehrfach umkämpft (Städtekrieg von 1377, Rottweiler Eroberung der Stadt 1519). Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Stadt von allen Kriegsparteien schwer geschädigt (1635, 1643). Schädigungen ergaben sich im Gefolge von Französischer Revolution (1789) und napoleonischen Kriegen; 1803 zerstörte ein großer Stadtbrand die Innenstadt, der Neuaufbau Tuttlingens erfolgte auf hochwasserfreiem Gelände (Donauverlegung, Niederlegung der Befestigungsanlagen). Im Zeitalter der Moderne und der Industrialiserung wurde Tuttlingen u.a. ein wichtiger Standorte der Medizintechnik. Heute ist Tuttlingen (auch) Verwaltungssitz des Landkreises Tuttlingen innerhalb des Bundeslandes Baden-Württemberg der Bundesrepublik Deutschland.
Zum Land an der oberen Donau im Landkreis Tuttlingen s.: Streng, Hermann (1981), An der jungen Donau, Stuttgart 1981, 124 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, DM 36,-. [Buhlmann, 11.2018]

Twain, Mark, US-amerikanischer Schriftsteller: Mark Twain, eigentlich Samuel Langhorne Clemens (*1835 in Florida [Missouri], †1910 in Redding [Connecticut]), wuchs in Hannibal am Mississippi auf, war zeitweise als Flusslotse berufstätig und Goldgräber in Nevada, bevor er sich unter dem Pseudonym "Mark Twain" erfolgreich der Schriftstellerei zuwandte (1863). Berühmt wurden seine Reiseberichte aus Europa und Deutschland (The Innocents Abroard 1869); nach seiner Heirat (1870) schrieb Twain, der nun an der Ostküste der Vereinigten Staaten lebte, seine besten Werke, die den US-amerikanischen Süden und Westen zum Thema hatten. Daneben war Twain zunächst auch als Geschäftsmann erfolgreich (Presse- und Verlagsbeteiligungen), doch ereilte ihn der wirtschaftliche Konkurs (1894), so dass er auf die Einnahmen aus weltweiten Lesetourneen angewiesen war. Ironie und Bitterkeit prägten Twains Werke vor dessen Tod. Gleichwohl blieb Twain ein Kämpfer gegen Ungerechtigkeit und Imperialismus.
An Werken Mark Twains sei genannt: Twain, Mark (1876), The Adventures of Tom Sawyer (= Penguin Popular Classics), Harmondsworth 1994, 221 S., £ N.N.; Twain, Mark, Six Odd Short Stories. Sechs erstaunliche Kurzgeschichten (= dtv zweisprachig 9035), München 1973, 95 S., DM 3,80. [Buhlmann, 07.2022]

TzF = Texte zur Forschung

Intro A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z