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Rezensionen (Geschichte)
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Baaken, Gerhard (1968), Die Altersnachfolge der Söhne Friedrich Barbarossas und die Königserhebung Heinrichs VI., in: DA 24 (1968), S.46-78 > F Friedrich I.

Baar, Landschaft an oberer Donau und oberem Neckar: I. Die Baar ist eine Landschaft an oberer Donau und oberem Neckar, die auf Grund geologischer, geografischer, historisch-politischer und volkskundlicher Gegebenheiten wie folgt umschreiben werden kann: Zum Schwarzwald hin bildet der Übergang vom Muschelkalk zum Bundsandstein die Westgrenze der Baar, im Süden verläuft die Grenze zum Alb-Wutach-Gebiet entlang von Wutach und Aitrach, im Osten entlang den Vorbergen der Baaralb, mithin der Schwäbischen Alb, im Norden unter Einschluss des Neckarquellgebietes entlang der Eschach hin zum mittleren Schwarzwald. Die Baar ist also das Land zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, bestehend aus der Baar-Gäuplatte im Westen, dem Baar-Albvorland in der Mitte und dem Baar-Albvorgebirge im Osten. Zentrale Region der Baar ist die rund 15 km durchmessende Baar-Hochmulde, die wie eine breitrandige Schüssel sanft von 670 bis 700 m über NN auf über 1100 m im Westen, auf über 900 m im Südosten ansteigt. Sie bildet den südwestlichen Abschluss des schwäbischen Schichtstufenlandes über Muschelkalk, Keuper und Jura. Der Name "Baar" wird verschieden gedeutet als Herrschaftsbereich, "Schranke", "weit ausgedehnter offener Landstrich" oder "Landschaft mit Quellen". II. Römisches Reich und alemannische "Landnahme" haben auch den Raum zwischen oberem Neckar und oberer Donau bestimmt, bevor Alemannien zu Beginn des 6. Jahrhunderts dem Frankenreich der merowingischen Könige angegliedert wurde, womit nach der alemannischen die fränkische Zeit, die Merowingerzeit begann. Das 6. bis 8. Jahrhundert ist die Epoche des alemannischen Herzogtums, eingerichtet wohl von den Merowingerkönigen zur Stabilisierung ihrer Macht in den Gebieten östlich des Rheins. Das Herzogtum hörte gegen Mitte des 8. Jahrhunderts zu existieren auf, als der alemannische Raum wieder stärker in das Reich diesmal der karolingischen Hausmeier und Könige eingebunden wurde. Alemannien war nun Teil des fränkischen Gesamtreichs Karls des Großen (768-814) und Ludwigs des Frommen (814-840), dann des ostfränkischen Reiches Ludwigs des Deutschen (831/33/40-876) und seiner Nachfolger Karl III. (876/82-887) und Arnulf (887-899). Die Karolingerzeit endete zu Beginn des 10. Jahrhunderts mit der Entstehung eines schwäbischen Herzogtums und dessen Integration in das ostfränkisch-deutsche Reich der ottonisch-sächsischen Könige und Kaiser. Wie bekannt, nahm Schwaben am Schnittpunkt der seit dem 11. Jahrhundert das deutsche Reich ausmachenden Ländertrias aus Deutschland, (Reichs-) Italien und Burgund eine zentrale Stellung ein. Das schwäbische Herzogtum endete mit dem Aussterben der staufischen Königsdynastie (1268), das späte Mittelalter auf der Baar war politisch geprägt durch eine Vielzahl von Territorien, etwa der der Herren von Wartenberg (Geisingen) oder der habsburgischen Herzöge (Bräunlingen, Villingen). Die Baar war aber in spätem Mittelalter und früher Neuzeit insbesondere das Herrschaftsgebiet der Grafen von Fürstenberg (verschiedene Linien). Im Zuge der politischen Neuordnungen Europas zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen Teile der Baar jeweils an das Königreich Württemberg und das Großherzogtum Baden.
Geografisch decken die folgenden topographischen Karten im Maßstab 1:25000 in etwa das Gebiet der Baar ab: Topographische Karte 1:25000, hg. v. Landesvermessungsamt Baden-Württemberg: TK 25: 7916 Villingen-Schwenningen-West, Stuttgart 21997, Karte, € 5,40; TK 25: 7917 Villingen-Schwenningen-Ost, Stuttgart 21997, Karte, € 5,40; TK 25: 7918 Spaichingen, Stuttgart 52009, Karte, € 5,40; TK 25: 8015 Titisee-Neustadt, Stuttgart 112008, Karte, € 5,40; TK 25: 8016 Donaueschingen, Stuttgart 42008, Karte, € 5,40; TK 25: 8017 Geisingen, Stuttgart 42008, Karte, € 5,40; TK 25: 8116 Löffingen, Stuttgart 42008, Karte, € 5,40; TK 25: 8117 Blumberg, Stuttgart 42008, Karte, € 5,40. Zum Namen "Baar" s.: Banse, Horst (1984), Die Baar. Eine neue Deutung des Landschaftsnamens, in: SVGBaar 35 (1984), S.17-25 > B > Banse, Baar. Zur politischen Raumgliederung der Baar in Mittelalter und früher Neuzeit s. u.a.: Bader, Karl Siegfried (1937), Zur politischen und rechtlichen Entwicklung der Baar in vorfürstenbergischer Zeit, Freiburg i.Br. 1937, 39 S., RM 1,20; Glunk, Manfred (1968), Die karolingischen Königsgüter in der Baar. Ein Beitrag zur Geschichte der Baar im 8. und 9. Jahrhundert, in: SVGBaar 27 (1968), S.1-33; Glunk, Manfred (1989), Grundzüge einer Verwaltungsstruktur auf der Baar im Zeitalter der Karolinger (8. und 9. Jahrhundert n.Chr.), in: Almanach Schwarzwald-Baar-Kreis 13 (1989), S.128-132; Leiber, Gert (1964), Das Landgericht der Baar. Verfassung und Verfahren zwischen Reichs- und Landesrecht (= Veröffentlichungen aus dem Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv, H.18), Donaueschingen 1964, 442 S., Abbildungen, Karte, DM 29,80. Die Kulturgeschichte der Baar beleuchten: Hall, Ewald M. (1991), Die Sprachlandschaft der Baar (und des ehemaligen Fürstentums Fürstenberg). Eine phonetisch-phonologische Untersuchung über das oberrhein-alemannisch - schwäbisch - südalemannische Interferenzgebiet, 2 Tle. (= Studien zur Dialektologie in Südwestdeutschland, Bd.4), Marburg 1991, Tl.1: Textband, XXXVIII, 274 S., Tl.2: Kartenband, VIII, 140 S., Karten, zus. DM 98,-; Lauer, Hermann (1921), Geschichte der katholischen Kirche in der Baar, Donaueschingen 1921, VII, 376 S., RM 24,-; Lauer, Hermann, Kirchengeschichte der Baar (und des einst zur Landgrafschaft Baar gehörenden Schwarzwaldes), Donaueschingen 21928, Nachdruck o.O. o.J., XI, 448 S., € 9,50; Reichelt, Günther (1970), Die Landschaft der Baar im Spiegel alter Karten, in: SVGBaar 28 (1970), S.34-79; Reichelt, Günther (Hg.) (1972), Die Baar. Wanderungen durch Landschaft und Kultur, Villingen o.J. [1972], 256 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 8,-. > A > Almanach. Heimatjahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises [Buhlmann, 09.2005, 12.2005, 12.2008, 09.2009, 12.2011, 07.2015, 08.2015]

Baatz, Dietwulf (1974), Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau, Berlin 21975 > L Limes

Bach, Joseph (1907), Die Osterfest-Berechnung in alter und neuer Zeit. Ein Beitrag zur christlichen Chronologie, Freiburg i.Br. 1907 > C Chronologie

Bach, Joseph (1908), Die Zeit- und Festrechnung der Juden, Freiburg i.Br. 1908 > C Chronologie

Bachleitner, Rudolf (1976), Die Nazarener (= Heyne Stilkunde 2 = Heyne Tb 4504), München 1976 > H Heyne Stilkunde

Bachmann, Ingeborg, österreichische Schriftstellerin: Ingeborg Bachmann, geboren 1926 in Klagenfurt, verstorben 1973 in Rom, studierte in Innsbruck, Graz und Wien (ab 1945) Philosophie, Germanistik und Psychologie und promovierte über Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers (1950). Seit dem Ende der 1940er-Jahre publizierte Bachmann lyrische Texte, ab 1953 war sie, die in enger Verbindung zur Gruppe 47 stand, eine freie Schrifstellerin, die vornehmlich in Italien (Rom) und der Schweiz (Zürich), zeitweise auch in Deutschland (Dramaturgin in München [1957/58], Poetik-Gastdozentur an der Universität Frankfurt a.M. [1959/60], von der Ford Foundation unterstützter Aufenthalt in Berlin [1963]) lebte. Für ihr schriftstellerisches Werk erhielt Bachmann zahlreiche Preise (Literaturpreis der Hansestadt Bremen [1957], Berliner Kritikerpreis [1961], Georg-Bühcner-Preis [1964], Großer Österreichischer Staatspreis [1968]), nach ihr ist der (Klagenfurter) Ingeborg-Bachmann-Preis für Literatur (1976) benannt.
An Werken von Ingeborg Bachmann sind zu nennen: Die gestundete Zeit (1953), Anrufung des Großen Bären (1956), Der gute Gott von Manhattan (Hörspiel, 1958), Das dreißigste Jahr (Erzählungen, 1961), Ein ort für Zufälle (1965), Gedichte (1966); Bachmann, Ingeborg (1971), Malina. Roman (= st 641), Frankfurt a.M. 31981, 362 S., Zeittafel, DM 9,-; Simultan (Erzählungen, 1972); Bachmann, Ingeborg (1978), Sämtliche Erzählungen (= SP 3986), München 52005, 488 S., € 9,90. [Buhlmann, 07.2021, 07.2022]

Bachrach, Bernard S., Bachrach, David S. (2017), Nithard as a Military Historian of the Carolingian Empire, in: Francia 44 (2017), S.29-55. Nithard (†845), ein Enkel Kaiser Karls des Großen (768-814), verfasste seine Historiarum libri IIII 840/42 vor dem Hintergrund des fränkischen Bruderkriegs (840/43) nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840). Als Diplomat und in militärischen Diensten findet sich Nithard im Gefolge Kaiser Ludwigs und König Karls des Kahlen (840-877). Er nahm an der Schlacht von Fontenoy (841) teil und wurde im Kampf gegen eingedrungene Normannen getötet (845). Die Historiae Nithards haben als causa scribendi u.a. eine propagandistische Darstellung von Politik und Krieg zum Inhalt als Spiegel für die Aristokratie des karolingischen Frankenreichs. Herausgestellt werden somit die kriegerischen Taten vormehmlich der Frankenkönige, vornehmlich Karls des Kahlen. Dies geschieht, indem Nithard militärische Strategien, Kräfteverhältnisse, Logistik und Kommunikation sowie moralische Fragen (um Krieg und Schlachten) - insbesondere im Vorfeld der Schlacht bei Fontenoy - behandelt. [Buhlmann, 07.2018]

Bade, Klaus J., Kessel, Jürgen, Oberpenning, Hannelore, Schindling, Anton (Hg.) (1993), Damme. Eine Stadt in ihrer Geschichte, Sigmaringen 1993, 665 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Pläne, Karten, Zeittafel, DM 58,-. I. Damme (am Dümmer) ist gelegen im Oldenburger Münsterland (Wolfgang Friemerding, Jürgen Kessel, Hannelore Oberpenning, Damme in Bilddokumenten: Ein stadtgeschichtlicher Rundgang). Vor- und frühgeschichtliche Funde um Damme reichen bis in die endende Altsetinzeit (v. ca.10000 v.Chr.), ins Mesolithikum (ca.10000-4000 v.Chr.) und in die Jungsteinzeit zurück (Siedlungsplatz Hüde I am Dümmer [4200-2700 v.Chr.]; Rössener, Bischheimer, Trichterbecherkultur; Großsteingrab Neuenwalde). Die Bronzezeit ist fundleer, die Eisenzeit (8.-1. Jahrhundert v.Chr.) zeichnet sich durch Urnenbestattungen und ein Hügelgräberfeld beim Mahnenberg aus. Die späte vorrömische Eisenzeit und die frühe römische Kaiserzeit kann dann mit dem germanischen Stamm der Chauken in Verbindung gebracht werden (Mamoun Fansa, Bevor die Geschichte begann ... - Funde aus der Vor- und Frühgeschichte). II. Im frühen Mittelalter wurde das sächsisch besiedelte Gebiet um Damme, zugehörig zu Westfalen und wohl zum Dersigau, von politischer Unterwerfung unter das Frankenreich König Karls des Großen (768-814) und christlicher Missionierung erfasst (Sachsenkriege 772-804, Sierhauser Schanze). Damme lag an einer wichtigen Straßenverbindung zwischen Osnabrück und Wildeshausen, der Dersigau ist für die Mitte des 9. Jahrhunderts bezeugt. Der Ortsname "Damme" ist eingebettet in die häufigen -dorf-Namen der Umgebung. Damme gehörte kirchenrechtlich in späterer Zeit zum Bistum Osnabrück, das nördlich gelegene Lohne zum Kloster Corvey (Visbeker Missionszelle, Wildeshausen, Meppen). Damme wird erstmals in einer hochmittelalterlichen gefälschten Urkunde zum Jahr 1180 erwähnt (Gedächtnisstiftung des Grafen Simon von Tecklenburg [v.1179, 1202/03] als Fälschung des 2. Viertels des 13. Jahrhunderts), wenig später (in einer echten Überlieferung) zum Jahr 1186. Urkundlich belegt zum Jahr 1187 ist die Abspaltung der Pfarrei Steinfeld aus der Dammer Pfarrei, die zusammen mit den Pfarreien Neuenkirchen (ebenfalls ausgegliedert aus der Dammer Pfarrei), Steinfeld, Lohne und Vechta zu einem nur zeitweise so bestehenden Archidiakonatsbezirk gehörte (1221). Auch war das Kloster Corvey im Dammer Kirchspiel begütert. Politisch hatten im Dammer Raum im hohen Mittelalter die Grafen von Ravensberg und die von Tecklenburg sowie Bischöfe von Osnabrück Einfluss. Die territorialen Entwicklungen des späteren Mittelalters sahen das Dammer Gogericht (Pfarreien Damme, Neuenkirchen, Steinfeld), eine nicht unwichtige Grundlage zur Beherrschung des Dammer Raums, in der Verfügung der Bischöfe (1225), dann im Besitz der Osnabrücker Ministerialen von der Horst (13. Jahrhundert). Helenbert von der Horst verkaufte im Jahr 1332 das Gericht an den Edelherrn Rudolf IV. von Diepholz (1300-1350), die Diepholzer sicherten sich um Damme auf Kosten des Osnabrücker Bistums territoriale Positionen, so dass sich im 14. Jahrhundert im Dammer Raum die Bischöfe von Osnabrück und Münster sowie die Diepholzer Edelherren gegenüberstanden. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts befand sich das Dammer Gogericht in der Verfügung der münsterischen Bischöfe, wiewohl der Osnabrücker Bischof noch über das dortige Kirchspiel als Teil seines Bistums verfügte (Münster-Osnabrücker Vergleich 1396 [Vörden <-> Cloppenburg, Friesoythe]). Im 15. und 16. Jahrhundert hielten die territorialen Auseinandersetzungen an (Fehde zwischen den Bistümern Münster und Osnabrück und Vertrag von 1425; Osnabrücker Holzgerichtsbarkeit in der Deesberger Mark 1476 und Vergleichsverhandlungen [1516, 1520, 1524, 1526, 1539, 1549, 1557]; Osnabrücker Amt Vörden). Damme verblieb also weiterhin in seinem territorialen Zwiespalt zwischen Münster und Osnabrück. An Adel und Grundherren im Dammer Kirchspiel im späten Mittelalter lassen sich ausmachen: Bistum Osnabrück (Bokern [in der Nachfolge des Klosters Corvey, 1147], Osterfeine u.a.), Zisterzienserinnenkloster Bersenbrück (1231; Ossenbeck, Hinnenkamp u.a.), Benediktinerkloster Schinna, Johanniter, Tecklenburger Grafen, Ravensberger Grafen, Herren von Diepholz. Lehnsrechtliche Beziehungen bestanden zwischen Territorialherren und Ministerialen bzw. Rittern (Blankena, Dinklage, Diepholz, Brochterbeck, Grandorf, Sutholte [Vechta] u.a.). Zahlreiche Urkunden berichten von Besitzverkäufen und -käufen (Verkauf des Tecklenburger Besitzes 1539), sowie von Geldrenten. Das mittelalterliche Gotteshaus St. Viktor in Damme, Zentrum der Pfarrei, besaß einen mächtigen spätromanischen Westturm aus der Mitte des 13. Jahrhunderts (Stufenportal), an den sich ein gotisches Hallenlanghaus (Strebepfeiler, Maßwerkfenster, Kirchweihe 1435) mit polygonalem Chor (Bauende 1501) anschloss; Langhaus und Chor wurden 1904/06 durch einen Neubau ersetzt (Gerd Steinwascher, Siedlung und Kirche in Früh- und Hochmittelalter; Gerd Steinwascher, Territorium und Recht: 13. bis 16. Jahrhundert; Gerd Steinwascher, Adel, Grundherrschaft und Meierhöfe: 13. bis 16. Jahrhundert; Reinhard Karrenbrock, Die katholische Kirche St. Viktor: Bau und Ausstattung). III. Die Reformation hinterließ im 16. Jahrhundert (ab 1543) in Damme zunächst keine bleibende Wirkung. Indes bestimmte die "Dammer Frage" zwischen dem katholischen Bistum Münster und dem protestantischen Osnabrück auch nach dem Quakenbrücker Vergleich (1568) das Ringen um die territoriale Einordnung des Dammer Raums. Gemäß dem Vergleich übten die Bischöfe im Dammer Kirchspiel jeweils über ihre Untertanen territoriale Befugnisse aus. Diese rechtliche Gemengelage führte aber immer wieder zu Streitigkeiten (Prozesse am Reichskammergericht Speyer ab 1594 und faktischer Status quo), zumal nach Dreißigjährigem Krieg (1618-1648) und Westfälischem Frieden (1648) (Verhandlungen in Essen 1651, Verhandlungen in Damme 1667, Osnabrücker Vorverhandlungen 1691, Vorvertrag [1724] und Vertrag 1730, Grenzprobleme, Verhandlungen in Badbergen 1741, "Dammischer Executionsreceß" 1773, Säkularisation der Hochstifte Münster und Osnabrück 1803). Die "Dammer Frage" endete - nach den territorialen Neuordnungen in Mitteleuropa durch Napoleon und dem Wiener Kongress - erst 1817, als Damme oldenburgisch wurde (Jürgen Kessel, Die "Dammer Frage" im Streit zwischen Münster und Osnabrück 1568-1802/03); Hans-Claus Poeschel, Ein Jahrhundert Streit um die Dammer Grenzen im Spiegel von Karten 1691-1791; Jürgen Kessel, Landesherren und Amtsträger seit der Frühen Neuzeit; Jürgen Kessel, Das Kirchspiel in Reformation und Gegenreformation; Helmut Ottenjann, Zur Geschichte der Bauern- und Heuerlingshäuser; Karl-Heinz Ziessow, Zwischen "großen" und "kleinen" Dammern: Kommunale Öffentlichkeit in einem Spannungsgebiet; Christoph Reinders-Düselder, Bevölkerungsentwicklung 1650-1850; Christoph Reinders-Düselder, Obrigkeit und Kirchspiel - Adel, Bauern und Heuerlinge im 18. und frühen 19. Jahrhundert; Maike Erchinger, Franz Bölsker-Schlicht, Hollandgänger, Büßgänger, Auswanderer ... - Wanderungsgeschehen und Wanderungsverhalten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert). IV. U.a. die gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen des 19. Jahrhunderts führten in und um Damme dazu, dass neben der in frühen Neuzeit feststellbaren Arbeitswanderung der Heuerlinge (Heuerleute, Hollandgänger u.a.) die Auswanderung insbesondere nach Nordamerika trat (ab 1830). Eine Auswanderungsrate von 67 Prozent führte dazu, dass sich die Einwohnerzahl von Damme zwischen 1825 und 1939 kaum veränderte. Die Zurückbleibenden erlebten im Herzogtum Oldenburg (Amt Damme 1814/17, Oldenburgische Gemeindeordnung 1855, Amt Damme-Steinfeld 1871, Amt Vechta 1879) Modernisierung (landwirtschaftlicher Strukturwandel, Marktproduktion, Düngung, Moorkultivierung) und Industrialisierung (Bahnlinien Oldenburg-Osnabrück 1875/76, Nebenstrecke nach Neuenkirchen und Damme 1899/1900), Reichsgründung (1871) und Ersten Weltkrieg (1914-1918). Im 19. und 20. Jahrhundert gab es in Damme ein (katholisches, evangelisches) Kirchen- und Schulwesen (Pfarrer und Pfarrhaus, "Exzesse" gegen die Moral; Knaben-, Mädchenschule, Bauerschaftsschulen; evangelisch-lutherische Kirchengemeinde als Minderheit). Das Land Oldenburg bestand in der Weimarer Republik (1919-1933) weiter, der Nationalsozialismus (1932/33-1945; Verwaltungsreform 1933, Gemeindeleiter, Amtsbezirke) brachte mit der Niederlage im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) die alliierte Besetzung des Oldenburger Landes (April 1945; britische Besatzungszone) bei Demokratisierung und Aufnahme von Vertriebenen sowie der Fortsetzung des 1939 begonnenen Dammer Eisenerzbergbaus (bis 1967). Damme wurde Teil des Landes Niedersachsen (ab 1946; Landkreis Vechta) in der Bundesrepublik Deutschland (ab 1949) und 1982 zur Stadt erhoben (Hannelore Oberpenning, Verwaltungsgeschichte Dammes: Ein historischer Überblick; Bernd Mütter, Robert Meyer, Die Modernisierung der Landwirtschaft zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg; Anna-Margarete Taube, Kirchen und Schulwesen im 19. Jahrhundert; Rüdiger Nolte, Katholisches Kirchen- und Schulwesen im 20. Jahrhundert; Rolf Schäfer, Die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde: Eine Minderheit im katholischen Südoldenburg; Rainer Hebemann, Lokale Politik vomn Kaiserreich bis zur Weimarer Republik; Rainer Hebemann, Damme unter dem Hakenkreuz 1933-1945; Wolfgang Friemerding, Eisenerzbergbau 1939-1967; Karl-Ludwig Sommer, Lokale Wahlkämpfe und Wahlergebnisse seit dem Zweiten Weltkrieg im Spiegel der Presse). Über die Jahrhunderte der Neuzeit hinweg blieben Dammers westfälische Mundart und die Tradition von Fastnacht und Karneval erhalten (Utz Maas, Sprachentwicklung in Geschichte und Gegenwart; Christine Aka, Heike Pfister, Von der Fastnacht zum Karneval). [Buhlmann, 12.2016]

Baden, mittelalterlich-frühneuzeitliche Landesherrschaft, Großherzogtum, Freistaat im deutschen Südwesten, Teil des Bundeslands Baden-Württemberg in der Bundesrepublik Deutschland: I. Markgrafschaft Baden: Der Begründer der badischen Dynastie von Markgrafen war Hermann I. (1052-1074), ein Sohn des Zähringers Berthold I. (1024-1078). Hermann II. (1074-1130) nannte sich nach der Burg Baden. Im 12. und 13. Jahrhundert waren die Badener Parteigänger der Staufer, zwischen Backnang und Stuttgart, im Karlsruher Raum, im Nordschwarzwald und im Breisgau erfolgte der territoriale Ausbau der Markgrafschaft. Ab 1190 gab es eine Hachberger Linie, die 1415 von Markgraf Bernhard I. (1372-1431) zurückgekauft wurde, allerdings ohne die Sausenberger Landesherrschaft, die erst 1503 an die badische Hauptlinie fiel. Das späte Mittelalter sah den Ausbau Badens hin zum fürstlichen Territorialstaat (Verwaltung, Finanzen), Baden wurde zu einem bedeutenden Territorium zwischen den habsburgischen Besitzungen in Breisgau und Ortenau, der Pfalz und dem württembergischen Herzogtum. Die Landesteilung von 1535 spaltete Baden in die frühneuzeitlichen Territorien Baden-Durlach (mit Hachberg-Sausenberg) und Baden-Baden. II. Markgrafschaft Hachberg: Die Markgrafen von Hachberg waren eine Seitenlinie der badischen Markgrafen, die 1190 unter Heinrich I. (1190-1231) begründet wurde. Die Burg Hochburg (Hachberg bei Emmendingen) war Zentrum der Hachberger Herrschaft, die sich im Verlauf des 13. Jahrhunderts gegen die Konkurrenz der Grafen von Freiburg im Raum zwischen Schwarzwald und Breisgau konsolidierte. 1306 teilten Heinrich III. (1290-1330) und Rudolf I. (1290-1313) ihr Erbe. Heinrich erhielt die Herrschaft Hachberg mit der Stadt Emmendingen, Rudolf die Markgrafschaft Sausenberg und damit die Vogtei über das Kloster St. Blasien und dessen Propsteien Bürgeln, Sitzenkirch und Weitenau, 1311 erweitert um die Herrschaft Rötteln. 1415 erwarb Markgraf Bernhard I. von Baden Hachberg, Sausenberg gelangte 1503 an Baden. III. Frühe Neuzeit: Die frühe Neuzeit beherrschte die Teilung Badens in die Territorien Baden-Baden und Baden-Durlach (1535). In der Landesherrschaft Baden-Durlach hatte es schon unter Philipp I. (1515-1533) in den 1520er-Jahren Annäherung an die Reformation Martin Luthers gegeben. Da Philipp in seinen letzten Regierungsjahren jedoch wieder auf die kaiserlich-katholische Linie einschwenkte, war es bei seinem Tod (1533) noch durchaus unklar, welche kirchenpolitische Richtung sein Land einschlagen würde. Letztlich, unter Markgraf Ernst (1515-1553), setzte sich doch der neue Glauben durch. Dabei waren die Grenzen und Abgrenzungen zwischen alter und neuer Religion zunächst durchaus fließend, erst der Augsburger Religionsfrieden (1555) brachte hier im Sinne der fürstlichen Religionsfreiheit die Einheitlichkeit der Religion im Territorium und die Kirchenherrschaft des evangelischen Fürsten. Nicht von ungefähr wurde am 1. Juni 1556 eine badische Kirchenordnung als Landesgesetz für die Untertanen verbindlich. Ernsts Sohn Karl II. (1553-1577) bezog in Durlach mit dem Schloss Karlsburg eine neue Residenz (1562/65), Durlach wurde unter Markgraf Ernst Friedrich (1577-1604) weiter ausgebaut. Im Mit- und Gegeneinander mit seinen Brüdern Georg Friedrich (1584-1622) und Jakob III. (1584-1590) gelang Ernst Friedrich, der dem Calvinismus zuneigte, die "Oberbadische Okkupation" (1594), d.h. die Besetzung der Markgrafschaft Baden-Baden und die Vertreibung des dort regierenden Fürsten Eduard Fortunatus (1588-1594). Dieser kriegerische Akt verschärfte natürlich die konfessionellen Gegensätze am Oberrhein und führte Baden-Durlach politisch noch näher an die calvinistisch geprägte Kurpfalz heran. In der Markgrafschaft Baden-Baden waren deren Herrscher schlussendlich beim katholischen Glauben verblieben, wie Rekatholisierungsmaßnahmen unter Philipp II. (1571-1588) zeigen. Nach der "Oberbadischen Okkupation" blieb Baden-Baden - politisch höchst umstritten - bis 1622 in der Verfügung der Markgrafen von Baden-Durlach. Die immer größer werdenden (nicht nur) konfessionellen Spannungen entluden sich im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der auch über die zwei badischen Markgrafschaften viel Unheil brachte. Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1584-1622), der dem Calvinismus zuneigte, kämpfte als General auf Seiten der protestantischen Union, verlor aber am 6. Mai 1622 die Schlacht bei Wimpfen. Georg Friedrich verzichtete daraufhin auf Baden-Baden, in Baden-Durlach folgte ihm sein Sohn Sohn Friedrich V. (1622-1659) nach. In den folgenden Jahrzehnten waren Baden-Baden und Baden-Durlach "feindliche Brüder". Aus der katholischen Markgrafschaft Baden-Baden war durch und nach dem Dreißigjährigen Krieg ein geschlossenes Territorium geworden. Die Anlehnung an die habsburgischen Kaiser hatte in dieser Hinsicht viel bewirkt, zumal Markgraf Wilhelm (1622-1677) im kaiserlichen Dienst tätig war. Dasselbe galt für seine Söhne Ferdinand Maximilian (†1669) und Leopold Wilhelm (†1671). Wilhelms Enkel Ludwig Wilhelm (1677-1707) sollte dann dem Großvater in der Markgrafschaft nachfolgen; er war mit Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg (†1733) verheiratet, war der "Türkenlouis", der auf habsburgischer Seite gegen die Türken und im Pfälzer (1688-1697) und Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) kämpfte. Der Spanische Erbfolgekrieg kam u.a. mit dem in der baden-badischen Residenz Rastatt ausgehandelten Frieden zu seinem Ende (1714). Auch die protestantinische Landesherrschaft Baden-Durlach war von den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts betroffen. Immerhin zog in Friedenszeiten Baden-Durlach unter Friedrich VII. (1677-1709) Glaubensflüchtlinge aus Frankreich an. Markgraf Karl Wilhelm (1709-1738) gründete die badische Residenzstadt Karlsruhe (1715), die nach einer Phase der Annäherung (Erbvertrag 1765) und der Wiedervereinigung der badischen Markgrafschaften (1771) auch Residenz der nunmehr vereinigten Territorien wurde. Karl Friedrich von Baden-Durlach (1738/46-1811), der Enkel des Gründers Karlsruhes, konnte in seiner langen Regierungszeit das Gebiet seines Territoriums Baden-Durlach, das ja ein Kleinstaat war, durch die Wiedervereinigung beträchtlich vergrößern. Er war es auch, der im Sinne eines aufgeklärten Absolutismus-Merkantilismus sein Staatswesen weiterbrachte und zum Großherzogtum Baden machte. IV. Großherzogtum Baden: Französische Revolution (1789) und napoleonische Neuordnung konstituierten ein Großherzogtum Baden (1806), das die Markgrafschaft Baden ablöste, ohne dass sich die Dynastie der Badener oder der Regent Karl Friedrich geändert hätten. Als Folge der Kriege Frankreichs in Europa konnte Baden sein Territorium beträchtlich erweitern, musste aber seine außerbadischen Besitzungen links des Rheins aufgeben. Großherzog Karl (1811-1818) agierte auf dem Wiener Kongress (1815) unglücklich, doch sicherte u.a. der Beitritt zum Deutschen Bund (1815) Baden seine neu erworbenen Gebiete. In der Folgezeit ging es dann um die Konsolidierung des Großherzogtums gerade auch nach innen. Diese Neuorganisation des vergrößerten Territoriums erforderte ein Vorgehen, das zu einer inneren Einigung des Großherzogtums führen sollte und musste. Die beiden badischen Markgrafschaften (Durlach und Baden) waren bei rund 140000 Einwohnern ungefähr 3500 qkm groß gewesen, das neue Großherzogtum hatte eine Fläche von 14000 qkm bei über 900000 Bewohnern. Von den Bewohnern Badens waren rund ein Viertel Pfälzer, ein weiteres Viertel Vorderösterreicher, viele kamen aus mediatisierten Adelsherrschaften und säkularisierten geistlichen Territorien. Demgemäß machten den Großteil der badischen Bevölkerung nun die Katholiken aus, hinzu kamen die Lutheraner der ehemaligen badischen Markgrafschaft Durlach und die (calvinistischen) Reformierten der Kurpfalz. Die Familie der Großherzöge war evangelisch-lutherisch. Daneben gab es noch rund 20000 Juden im neuen Baden. Die Organisation betraf: Landesverwaltung, Verfassung, Religion und Kirche, Universitäten und Bildung, wobei - etwa trotz badischer Revolution (1848/49), Industrialisierung oder gesellschaftlichem Wandel - das Großherzogtum eine Monarchie der badischen Großherzogsfamilie blieb, die Bevölkerung zumeist Objekt der regierenden Herrscherfamilie. Seit 1870/71 war Baden Teil des deutschen Kaiserreichs, das Ende des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und die Revolution von 1918 machte aus dem Großherzogtum einen Freistaat Baden als selbstständiger Bundesstaat im Deutschen Reich der Weimarer Republik (1919). Nach Nationalsozialismus (1933-1945) und Zweitem Weltkrieg (1939-1945) wurde Baden, d.h. Württemberg-Baden und (Süd-) Baden, Teil des Bundeslandes Baden-Württemberg innerhalb der Bundesrepublik Deutschland (1952/53).
Zahlreich ist die Literatur zur badischen Geschichte: Borchard-Wenzel, Annette (2001), Die Frauen am badischen Hof. Gefährtinnen der Großherzöge zwischen Liebe, Pflicht und Intrigen (= SP 3696), München 2003, 388 S., € 12,90 (zu: Karoline Luise von Baden-Durlach [†1783, ∞ Markgraf/Großherzog Friedrich]; Luise Karoline von Hochberg [†1820, ∞ Großherzog Friedrich]; Amalie von Hessen-Darmstadt [†1832, &infin, Erbprinz Karl Ludwig]; Stephanie de Beauharnais [†1860, ∞ Großherzog Karl]; Sophie von Schweden [†1865, ∞ Großherzog Leopold]; Luise von Preußen [†1923, ∞ Großherzog Friedrich I.]; Hilda von Nassau [†1952, ∞ Großherzog Friedrich II.]); Braun, Karl-Heinz (1995), Die Erzdiözese Freiburg. Von der Gründung bis zur Gegenwart (= Das Erzbistum Freiburg in seiner Geschichte, Bd.5), Straßburg 1995, 48 S., Farbabbildungen, Karte, DM 13,50; Buhlmann, Michael (2007), Badische Geschichte. Mittelalter - Neuzeit (= VA 29), Essen 22010, 52 S., Karten, € 4,-; Fischer, Wolfram (1962), Der Staat und die Anfänge der Industrialisierung in Baden 1800-1850: Bd.1: Die staatliche Gewerbepolitik, Berlin 1962, 401 S., DM N.N. (nur Bd.1 erschienen); Fritz, Gerhard (1991), Die Markgrafen von Baden und der mittlere Neckarraum, in: ZWLG 50 (1991), S.51-66; Hug, Wolfgang (2006), Kleine Geschichte Badens, Stuttgart 2006, 203 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, € 19,90; Maurer, Heinrich (1889), Zur Geschichte der Markgrafen von Baden, in: ZGO 43 (1889), S.478-506; Mayer, Julius (1898), Markgraf Hermann I., der Stammvater des markgräflichen und großherzoglichen Fürstenhauses von Baden, in: FDA 26 (1898), S.241-266; Renner, Anna Maria (1976), Sibylla Augusta, Markgräfin von Baden. Die Geschichte eines denkwürdigen Lebens, Karlsruhe 31976, 245 S., Schwarzweißabbildungen, DM 19,80; Schwarzmaier, Hansmartin (2005), Baden. Dynastie - Land - Staat (= Urban Tb 607), Stuttgart 2005, 304 S., Abbildungen, Karten, € 19,80; Schwarzmaier, Hansmartin, Krimm, Konrad, Stievermann, Dieter, Kaller, Gerhard, Stratmann-Döhler, Rosemarie (1993), Geschichte Badens in Bildern (1100-1918), Stuttgart-Berlin-Köln 1993, 302 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 98,-; Weinacht, Paul-Ludwig, Mayer, Tilman (1982), Ursprung und Entfaltung christlicher Demokratie in Südbaden. Eine Chronik 1945-1981, hg. v. Bezirksverband der CDU Südbaden, Freiburg i.Br., Sigmaringen 1982, 394 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM 28,-. An Quellensammlungen zur badischen Geschichte seien genannt: Faath, Ute, Schmidt-Bergmann, Hansgeorg (Hg.) (1997), Literatur und Revolution in Baden 1848/49. Eine Anthologie, Karlruhe 1997, 168 S., Schwarzweißabbildung, DM 21,-; Mone, F[ranz] J[osef] (Hg.) (1848/67), Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, Bd.1, Karlsruhe 1848, VIII, (98), 564 S., Bd.2, Karlsruhe 1854, IV, 640 S., Bd.3, Karlsruhe 1863, IV, 728, (5) S., Abbildungen, Bd.4, Karlsruhe 1867, [304] S. [Buhlmann, 04.2007, 08.2018, 09.2018, 06.2020, 11.2020, 05.2023, 07.2023, 12.2023]

Baden-Württemberg, Bundesland innerhalb der Bundesrepublik Deutschland: I. Die Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschland am 8. Mai 1945 beendete den Zweiten Weltkrieg (1939-1945), Südwestdeutschland - das spätere Baden-Württemberg - war nun entlang der Autobahn Karlsruhe - Stuttgart - Ulm in eine amerikanische und eine französische Besatzungszone, in die Länder Württemberg-Baden, (Süd-) Baden und Württemberg-Hohenzollern geteilt. Die Jahre nach der "Stunde Null" waren geprägt von Überleben (Versor-ung mit Lebensmittel und Wohnungen, Flüchtlingsproblematik u.a.) und Wiederaufbau, von Entnazifizierung und Demokratisierung (Zulassung der Parteien u.a.). Dabei verfolgten die Besatzungsmächte unterschiedliche Ziele, wie die rigorosere, auch von Reparationsleistungen geprägte französische Politik in Südbaden, im "Pays Bade" zeigt. Für Südbaden gab es 1947 eine neue Verfassung, ein vereinigtes Baden unter französischer Kontrolle lehnten die Nordbadener als Angehörige von Württemberg-Baden in der überwiegenden Mehrzahl ab. Damit waren erste Weichen für die ab 1948 erfolgte Neugliederung der Länder innerhalb der entstehenden Bundesrepublik Deutschland gestellt, zumal auch bei den Besatzungsmächten die Option eines Südweststaates Anhänger hatte. Am 9. Dezember 1951 votierten nach einer Probeabstimmung am 24. September 1950 und nach der Zurückweisung einer Klage beim Bundesverfassungsgericht die Menschen in Südwestdeutschland gegen eine Zwei-Staaten-Lösung und für den Südweststaat, wobei nur die Südbadener diesen mehrheitlich abgelehnt hatten. Die konstituierende Landesversammlung von Baden-Württemberg wurde am 9. März 1952 gewählt, am 17. Mai die Länderregierungen und Landtage von Württemberg-Baden, (Süd-) Baden und Württemberg-Hohenzollern aufgehoben, am 19. November 1953 die Verfassung des Bundeslandes Baden-Württemberg in Kraft gesetzt. Als Bundesland vereinigt Baden-Württemberg ein reiches kulturell-regionales Erbe in sich. Als Regionen sind erkennbar: Kurpfalz, Baden, Ortenau, Breisgau, Hochrhein, Hohenzollern, Oberschwaben, Ostwürttemberg, Altwürttemberg, Hohenlohe. Dem entsprechen geografisch-geologisch (von West nach Ost): Oberrheinische Tiefebene; Odenwald, Schwarzwald, Hochrhein; südwestdeutsches Schichtstufenland mit Neckar- und Taubergäuplatten; Schwäbische Alb; Alpenvorland. Baden-Württemberg unterliegt ozeanischen und kontinentalen Klimaeinflüssen. II. Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland präg(t)en Bevölkerung und (CDU [bis 2011], grün geführte [ab 2011]) Regierung (über Parteien, Bundesrat) die Politik dieses Staates mit. Den schwierigen Nachkriegsjahren folgte die Zeit vom "Wirtschaftswunder" bis zur "Wiedervereinigung", die aus Baden-Württemberg einen wirtschaftlich bedeutsamen Standort innerhalb Deutschlands, Europas und der Welt machte (Maschinenbau, Automobilindustrie, Mittelstand, Innovationen und Hochtechnologie). Eine stetige Bevölkerungszunahme im Bundesland unterstreicht dabei die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Kernregionen Stuttgart, Mannheim oder Karlsruhe bei vielen ländlich geprägten Regionen. Von der Landes- und Gemeindeverwaltung her gliedert sich Baden-Württemberg in die Regierungsbezirke Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg, Tübingen, in (9) Stadt- und (35) Landkreise sowie etwa 1100 Gemeinden (Gebietsreform der 1970er-Jahre). Landtag und Landesregierung (unter einem Ministerpräsidenten) stehen für den demokratischen Aufbau des Bundeslandes.
An Geschichtsquellen zum Bundesland Baden-Württemberg s.: Landesarchiv Baden-Württemberg (Hg.), Zimmermann, Dirk (Red.) (2011), 365 Tage Baden-Württemberg, Stuttgart 2011, 365 S. Schwarzweiß- und Farbabbildungen zu baden-württembergischen Geschichtsquellen [= 376 S. insgesamt], € 24,95; Landtag von Baden-Württemberg (Hg.), Grundgesetz Bundesrepublik Deutschland. Landesverfassung Baden-Württemberg, o.O. 2003, 144 S., € N.N.; Landtag von Baden-Württemberg (Hg.), Landtag von Baden-Württemberg. Leitfaden zu Aufgaben und Geschichte, [Stuttgart] 122004, 168 S., Schwarzweißabbildungen, Farbfotos, Struktogramme, Karten, € N.N. An Literatur zu(m Bundesland) Baden-Württemberg seien genannt: Berner, Felix (1985), Baden-Württembergische Portraits. Gestalten aus tausend Jahren 800-1800, Stuttgart 1985, 264 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 48,-; Boelcke, Willi A. (1987), Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs (von den Römern bis heute), Stuttgart 1987, 725 S., Schwarzweißtafeln, DM 98,-; Fezer, Fritz, Muuß, Uwe (1971), Luftbildatlas Baden-Württemberg. Eine Landeskunde in 72 farbigen Luftaufnahmen, München-Neumünster 1971, 177 S., Lufaufnahmen, Karten, DM 39,80; Haug, Gunter (1990), Landesgeschichten. Denkwürdiges aus Baden, Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart 1990, 155 S., Schwarzweißzeichnungen, DM 29,80; Koziol, Klaus (1987), Badener und Württemberger. Zwei ungleiche Brüder, Stuttgart 1987, 202 S., DM 29,80; Rinker, Reiner, Setzler, Wilfried (1986), Die Geschichte Baden-Württembergs, Stuttgart 1986, 354 S., Abbildungen, Schwarzweißtafeln, Pläne, Karten, DM 49,- (mit den Beiträgen: Helmut Schlichtherle, Von der Steinzeit bis zur Bronzezeit; Wolfgang Kimmig, Die Kelten in Baden-Württemberg; Dieter Planck, Die Römer in Baden-Württemberg; Kurt Böhner, Beginn des Mittelalters; Wilfried Setzler, Die Staufer und das Herzogtum Schwaben; Dieter Stievermann, Entstehung der Territorien - politische Zersplitterung im deutschen Südwesten; Volker Himmelein, Graf Eberhard V. von Württemberg; Konrad Krimm, Markgraf Christoph I. von Baden; Martin Brecht, Die Reformation; Franz Quarthal, Zur Geschichte der habsburgischen Besitzungen in Südwestdeutschland; Otto Borst, Die Reichsstädte; Volker Press, Das Jahrhundert der Kriege; Hansmartin Decker-Hauff, Herzog Karl Eugen von Württemberg; Jürgen Voss, Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz; Hans Georg Zier, Karl Friedrich, Markgraf, Kurfürst und Großherzog von Baden; Gerhard Taddey, Juden im deutschen Südwesten; Wolfgang von Hippel, Am Ende des Alten Reiches - wirtschaftliche und soziale Verhältnisse; Elisabeth Fehrenbach, Die terrroriale Neuordnung des Südwestens; Bernhard Mann, Anfänge des Verfassungsstaates (1815-1830); Franz X. Vollmer, Die Revolution von 1848/49 in Baden und Württemberg; Eberhard Naujoks, Die Einbindung des Südwestens ins Deutsche Reich 1866-1918; Willi A. Boelcke, Die Industrialisierung - Bedingtheiten im Südwesten; Frieder Kuhn, In der Weimarer Republik; Paul Sauer, Die Zeit des Nationalsozialismus; Klaus-Jürgen Matz, Baden-Württemberg - Ein Bundesland ensteht; Herbert Schneider, 30 Jahre Baden-Württemberg: Ein Landesbewußtsein entsteht); Schauwecker, Heinz (1990), Zweckverbände in Baden-Württemberg. Kommunale Zusammenarbeit in zwei Jahrhunderten, Stuttgart 1990, 429 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 98,-; Weber, Reinhold, Wehling, Hans-Georg (2007), Geschichte Baden-Württembergs (= BSR 2601), München 2007, 128 S., Karten, € 7,90; Wehling, Hans-Georg, Hauser-Hauswirth, Angelika, Sepaintner, Fred Ludwig (Hg.) (2002), Baden-Württemberg. Vielfalt und Stärke der Regionen, Leinfelden-Echterdingen 2002, 398 S., Farbabbildungen, Karten, € 39,-. Weiter sei verwiesen auf: > S Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs. [Buhlmann, 04.2007, 06.2017, 07.2019, 09.-10.2021, 01.2022, 04.2022, 04.2023]

Bader, Karl Siegfried (1937), Zur politischen und rechtlichen Entwicklung der Baar in vorfürstenbergischer Zeit, Freiburg i.Br. 1937 > B > Baar

Bader, Karl Siegfried (1939), Das Benediktinerinnenkloster Friedenweiler und die Erschließung des südöstlichen Schwarzwalds, in: ZGO 91 (1939), S.25-102. Am Beginn der Geschichte des Frauenklosters Friedenweiler im südöstlichen Schwarzwald steht eine Zusammenkunft von geistlichen und weltlichen Großen, der magnus conventus bei der Erhebung der Gebeine des heiligen Bischofs Konrad (I., 935-975) in Konstanz (26. November 1123). Hier trafen Herzöge und Grafen, Äbte und Bischöfe aufeinander. Und so war der festlich-politische Rahmen gegeben für einen Gütertausch zwischen den Klöstern St. Georgen und Reichenau. St. Georgen unter seinem Abt Werner I. (1119-1134) erhielt im Rahmen dieses Tausches, den im Übrigen viele politisch Mächtige bezeugten, den Ort Friedenweiler. Nach 1123, also nach dem Gütertausch und noch vor dem 14. April 1139, dem Ausstellungsdatum der Papsturkunde Innozenz' II. (1130-1143) für die Mönchsgemeinschaft St. Georgen, muss in Friedenweiler ein Frauenkloster errichtet worden sein. Bei der Nonnengemeinschaft Friedenweiler handelte es sich um ein St. Georgen unterstelltes Kloster, ein Priorat, und so finden wir in der Folgezeit, d.h. hauptsächlich und zuerst im 13. und 14. Jahrhundert, eine dem St. Georgener Abt untergeordnete Gemeinschaft von Benediktinerinnen unter der Leitung einer magistra ("Meisterin"). Priorat und geistliche Schirmherrschaft lagen also beim Schwarzwaldkloster und dessen Abt. Daran änderte auch nichts der Wechsel in der Friedenweiler Vogtei, die bis 1218 die Zähringer ausübten, spätestens seit 1270 die Grafen von Fürstenberg. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts zogen Zisterzienserinnen in das leer stehende Kloster Friedenweiler ein, spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Ansprüche der St. Georgener Mönchsgemeinschaft an der Kommunität erloschen. 1803 wurde das Zisterzienserinnenkloster säkularisiert. [Buhlmann, 12.2007]

Bader, Karl Siegfried (1940), Kloster Amtenhausen in der Baar. Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen (= Veröffentlichungen aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archiv, H.7), Donaueschingen 1940, 203 S., RM 4,80. Amtenhausen, das Kloster auf der Baar und Tochterkloster bzw. Priorat des Mönchsgemeinschaft St. Georgen im Schwarzwald, war eine Gründung von dessen Abt Theoger (1088-1119), die vor dem Jahr 1107 angesetzt werden kann. Das Nonnenkloster hatte einen beträchtlichen Umfang. Der Vita Theogeri, der Lebensbeschreibung Theogers zufolge sollen dort ca. einhundert Nonnen gelebt haben. Ideeller Mittelpunkt der Gemeinschaft war die "heiligste" Beatrix, die gerade nach ihrem Tod Verehrung fand. Auf Grund seiner Größe könnten von Amtenhausen aus Sanktimonialen das nach 1123 gegründete Kloster Friedenweiler besiedelt haben. Auch die Besiedlung des Admonter Frauenklosters soll mit Amtenhausener Nonnen erfolgt sein. Dasselbe gilt für das St. Georgener Priorat Urspring. In den St. Georgener Papsturkunden von 1139 und 1179 erscheint Amtenhausen als cella, Klosterzelle, und im St. Georgener Besitz. Daran sollte sich in den folgenden Jahrhunderten nichts ändern, jedoch kam es am 31. Oktober 1386 zu einem Vergleich zwischen dem Abt des Schwarzwaldklosters und Meisterin und Konvent von Amtenhausen, der u.a. dem Abt die geistliche Aufsicht beließ und die freie Wahl der Meisterin im Nonnenkonvent festsetzte. Die Grundherrschaft des Klosters Amtenhausen basierte auf den von abhängigen Bauern eingezogenen Geld- und Naturalrenten (Leihezins aus Erbzinsleihe und Erbleihe, Zehnt, Mühlbann), der Grundbesitz erstreckte sich von Weiler und Niedereschach im Norden bis zu den Weinbergen in Oberhallau, Aach und Allensbach am Bodensee, von Tannheim und Wolterdingen im Westen bis nach Tuttlingen und Hattingen im Osten. Der Besitzschwerpunkt lag mithin auf der Baar, die Besitzentwicklung war am Anfang des 14. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen, der Gütererwerb basierte auf Schenkung, Kauf und Tausch (Zinsrodel von 1312). Bevogtet wurde das Kloster Amtenhausen und dessen Besitz (auf der Baar) - nach den Herzögen von Zähringen und den Herren von Wartenberg - ab 1318 von den Grafen von Fürstenberg. Die Zeit zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert sah das Kloster als Teil der fürstenbergischen Landesherrschaft auf der Baar. Fürstenbergische Urbare zählten Amtenhausen zur Ausstattung des Landgrafen (Urbar von 1493). 1802/08 wurde das Frauenkloster säkularisiert.
Zum Kloster Amtenhausen s. noch: Vögele, Fritz (1985), Ein Antependium aus dem Kloster Amtenhausen, in: TutHbll NF 48 (1985), S.135f; Vögele, Fritz (1988), Das Benediktinerinnenkloster St. Sebastian zu Amtenhausen, in: TutHbll NF 51 (1988), S.76-93. Zur frühgeschichtlichen, wahrscheinlich (früh- bis) hochmittelalterlichen Wallanlage beim Kloster Amtenhausen vgl. Morrissey, Christoph, Müller, Dieter (1999), Die Wallanlagen bei Ippingen und Zimmern (Gemeinde Immendingen, Landkreis Tuttlingen) (= Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg, Bd.2: Vor- und frühgeschichtliche Befestigungen, H.9), Stuttgart 1999, 52 S., Abbildungen, Karten, Kartenbeilagen DM 24,-. [Buhlmann, 12.2003, 05.2013]

Bader, Walter (1967), Eine Art Einleitung zur Geschichte des Essener Kanonissenstiftes, in: BJbb 167 (1967), S.300-322 > E Essener Frauenstift

Badische Reihe in der Waldkircher Verlagsgesellschaft gibt Auskunft über viele Aspekte badischer Kultur. U.a. ist erschienen: Bd.18 (1987): Hansjakob und seine Zeit. Zum 150. Geburtstag, hg. v.d. Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft Freiburg i.Br., Waldkirch 1987, 160 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, DM 19,80 (zum Leben des katholischen Pfarrers, badischen Schriftstellers, Historikers und Politikers Heinrich Hansjakob [*1837-†1916; Jugend in Haslach und Rastatt, Abitur 1859, Theologiestudium in Freiburg 1859/62, Priesterseminar in St. Peter 1862/63, Priesterweihe 1863, Staatsexamen 1863, Promotion 1865, Bürgerschule Waldshut 1865/68, Pfarrer in Hagnau 1869/84, Festungshaft 1870, Landtagsabgeordneter 1871/81, Gefängnisstrafe 1873, Frankreichreise 1874, Italienreise 1876, Belgien-/Niederlandereisen 1879, Pfarrer in Freiburg 1884/1913, Schwarzwald-/Österreich-/Böhmenreisen 1900, Oberrheinreise 1903, Schweizreise 1904] und dessen Rezeption [Biografien, Kritik am Antisemitismus Hansjakobs, soziale Anliegen Hansjakobs, dessen literarischer Nachlass als Heimatschriftsteller]). [Buhlmann, 06.2022]

Badstübner-Gröger, Findeisen, Peter (1983), Martin Luther - Städte, Stätten, Stationen. Eine kunstgeschichtliche Dokumentation, Leipzig 1983 > L Luther, Martin

Baecker, Dirk (Hg.) (2003), Kapitalismus als Religion (= copyrights, Bd.9), Berlin 22004 > K Kapitalismus

Bärsch, Jürgen (1997), Die Feier des Osterfestkreises im Stift Essen nach dem Zeugnis des Liber Ordinarius (zweite Hälfte 14. Jahrhundert). Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (= QuS 6), Münster 1997, XXXII, 382 S., DM 78,-. Der Liber Ordinarius als Handschrift des mittelalterlich-frühneuzeitlichen Essener Frauenstifts ist zwischen 1370 und 1393 entstanden und diente den am Stift tätigen Geistlichen als praxisnahes Handbuch der gottesdienstlichen Liturgie im Verlauf eines Kirchenjahres. Beschrieben werden nur die gemeinsam durchgeführten Gottesdienste von Stiftsfrauen und Kanonikern unter besonderem Verweis auf Prozessionen und Umgänge, auf zu bestimmten Festen vollzogenen Riten und Handlungen. Gerade die Schilderung der kirchlichen Feste des Osterfestkreises (Ostern und davon abhängige Feste) zeigt, dass die Liturgie am Frauenstift auf römisch-fränkischen, Kölner (Erzbistum) und örtlichen Traditionen beruhte; gerade der örtlichen liturgischen Überlieferung kam mitunter eine besondere Rolle zu (Palmensegnung, Visitatio sepulchri, Apostellauf, Prozessionen zu Himmelfahrt und Pfingsten, Bedeutung des durch das Evangeliar repräsentierten Gotteswortes). Dabei kam für die Essener Liturgie der gottesdienstlichen Interaktion von Frauenkonvent und Herrenkapitel eine überragende Rolle zu (Liturgie der Osternacht und Totenmemoria, Beteilung von Stiftsfrauen und Äbtissin an der Osterliturgie); die Stiftsfrauen waren daher wesentlich und vielfältig am Gottesdienst beteiligt. > Lateinische Literatur > L Liber ordinarius (Stift Essen) [Buhlmann, 04.2014]

Baesecke, Georg (1930), Der deutsche Abrogans (und die Herkunft des deutschen Schrifttums), 1930, Nachdruck Hildesheim-New York 1970, 171 S., € 4,40. Der deutsche Abrogans (benannt nach dem ersten Lemma abrogans von abrogare) ist das älteste lateinisch-althochdeutsche Glossar ("Wörterbuch"), entstanden um 765 in der Domschule von Freising unter Federführung des Bischofs Arbeo (764-784). Vorlage des Abrogans war u.a. ein lateinischer Arbograns, ein Synonymenwörterbuch der Spätantike. Abschriften des Urtextes des deutschen Abrogans (*O>*aθ), entstanden aus der deutschen Übersetzung von lateinischen Lemmata und Interpretamenten, gelangten nach Marbach (Handschrift a = Pa, 9. Jahrhundert, Anfang, bayerisch), nach Regensburg (Handschriften i und j, 9. Jahrhundert), nach St. Gallen (Handschrift b = K, 8. Jahrhundert, Ende, alemannisch) und auf die Reichenau (Handschrift c = Ra, 9. Jahrhundert, Anfang, alemannisch). Die Entstehung des deutschen Abrogans lässt sich zudem in das italienisch-langobardische kulturelle Umfeld des 8. Jahrhunderts stellen (Klöster Bobbio und Vivarium, Columban und Cassiodor). [Buhlmann, 08.2011]

Baethgen, Friedrich (1960), Ein Pamphlet Karls I. von Anjou zur Wahl Papst Nikolaus III. (= Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Abt. Jg. 1960, H.7), München 1960, 25 S., € 1,-. Vor dem Hintergrund der Wahl Papst Nikolaus' III. (Johann Gaetan Orsini) zum Papst (1277-1280) und der Ernennung neuer (Orsini-) Kardinäle durch Nikolaus (1278) entstand im Auftrag des sizilianischen Königs Karl I. von Anjou (1266-1285) ein lateinischer Brief an Kardinal Wilhelm von S. Marco (von Bray), der als Schmähschrift dem Kardinal dessen bei der Wahl des Orsini-Papstes begangenen Verrat der französisch-angevinischen Interessen vorwarf und den Nepotismus des neuen Papstes geißelte. Der Brief ist in einige mittelalterliche Briefsammlungen wegen seines sorgfältigen Stils übernommen worden. > Lateinische Literatur > K Karl I. von Anjou. [Buhlmann, 12.2012]

Bäuml, Josef (1994), Psychosen (aus dem schizophrenen Formenkreis). Ratgeber für Patienten und Angehörige, Leitfaden für professionelle Helfer, Einführung für interessierte Laien, Heidelberg 22008 > P Psychohistorie

Bahlcke, Joachim (2014), Geschichte Tschechiens. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= BSR 2797), München 2014, 128 S., Karten, Regententabellen, € 8,95. I. Frühmittelalterliche slawische Herrschaftsbildungen an der unteren Moldau reichen bis ins 6. und 7. Jahrhundert n.Chr. zurück. Das 9. Jahrhundert war geprägt von christlicher Missionierung (Regensburger, Passauer, Salzburger Slawenmission und ostfränkische Reichskirche [845]; griechische Mission Kyrills und Methods [863/64], slawische Schrift), im 9. Jahrhundert entstand das ausgedehnte "Großmährische Reich" der Mojmiriden. Im 9. und 10. Jahrhundert erreichte das Fürstenhaus der Premysliden eine unangefochtene Machtstellung in Böhmen. Fürstensitz der Herzöge war Prag, das auch Bischofssitz wurde (973) und mit dem ermordeten Herzog Wenzel (†935) einen premyslidischen Heiligen besaß. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde das südöstlich von Böhmen gelegene Mähren premyslidisch, die kirchliche Gliederung in Mähren der böhmischen angegliedert (Bistum Olmütz 1063), während im Verlauf des 11. Jahrhunderts die Kontakte zur griechisch-orthodoxen Kirche abbrachen (Schisma von 1054). Das Mit- und Gegeneinander mit dem ostfränkisch-deutschen Reich führte im hohen Mittelalter wurde der premyslidische Herrschaftsraum zum Bestandteil des deutschen Reiches, aus den Herzögen wurden - zunächst zeitweise - Könige (1085, 1185; erbliche Königswürde seit Premysl Otakar I. [1197-1230] und Goldene Bulle König Friedrichs II. [1198/1212-1250] von 1212). Im 12. Jahrhundert gab es premyslidische Nebenlinien in Mähren, das 1182 zur Markgrafschaft erhoben wurde. König Premysl Otakar II. (1253-1278) gebot nach dem Untergang der staufischen Königsdynastie neben Böhmen und Mähren auch über Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und das Egerland. In der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) gegen den deutschen König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) verlor der böhmische König Herrschaft und Leben. Die premyslidische Herrschaft in Böhmen und Mähren blieb unter dem zunächst unmündigen Wenzel II. (1278-1305) zwar erhalten, geriet jedoch gegenüber dem Adel politisch ins Hintertreffen. Mit der Ermordung König Wenzels III. (1305-1306) endete die premyslidische Dynastie. Das premyslidische Böhmen des 13. Jahrhunderts war übrigens gekennzeichnet durch eine weit ausgreifende Kolonisationstätigkeit unter deutscher Beteiligung mit Gründungsstädten bei zunehmender Emanzipation des Adels vom Königtum ("ständisch-monarchischer Dualismus", höfische Kultur). II. In der Nachfolge der Premysliden erlangten die Grafen von Luxemburg unter Johann (1310-1346), dem Sohn Kaiser Heinrichs VII. (1308-1313), die Herrschaft über Böhmen und Mähren. Gerade der Luxemburger (Kaiser) Karl (IV., 1346/47-1378) stellte die Eigenständigkeit Böhmens und seiner Nebenländer im römisch-deutschen Reich heraus (corona Bohemiae; Erzbistum Prag 1344, Prager Universität 1348 und Ausbau Prags, Prager Provinzialsynode 1349 und Blütezeit klösterlicher Kultur, Goldene Bulle 1356), unter Karls Söhnen Wenzel IV. (1363/78-1419) und (Kaiser) Sigismund (1410/19-1437) zerfiel die Luxemburger Macht in Böhmen ("Bürgerkriege", Hussitenkriege [Hussiten als Taboriten, Orebiten, Utraquisten]); erst nach den Hussitenkriegen (1420/26-1434, Iglauer Kompaktaten 1434) konnte sich in Sigismund in Böhmen durchsetzen. Nach seinem Tod (1437) etablierte sich ein "nationales Königtum" der Herrscher Ladislaus Postumus (1453-1457) und Georg von Podiebrad (1458-1471), danach waren Böhmen und Nebenländer Teil des jagiellonisch-ungarischen Großreichs unter den Königen Wladislaw II. (1471-1516) und Ludwig II. (1516-1526). Die ungarische Niederlage gegen die Osmanen (1526) verschaffte dann den Habsburgern die böhmische Königswürde. III. In der frühen Neuzeit waren Böhmen und böhmischen Länder bis auf wenige Jahre Teil des habsburgischen Machtbereichs. König Ferdinand I. (1526-1564) gelang ein verstärktes Ausgreifen auf Schlesien, Monarchie und böhmische Stände (Landtage) bestimmten die politische Entwicklung bei religiöser Vielfalt (Katholiken, Utraquisten, Unitas fratrum, Luthertum, Calvinismus; Confessio Bohemica 1575); Kaiser Rudolf II. (1576-1611) residierte in Prag. Die Herrschaftskrise im Habsburgerreich zu Beginn des 17. Jahrhunderts betraf insbesondere die böhmischen Länder, die politische Lage dort beruhigte sich nicht und sollte zum Prager Fenstersturz (1618), dem "Winterkönig" Friedrich V. von der Pfalz (1619-1620) und der Schlacht am Weißen Berg (1620) führen; Böhmen wurde wieder habsburgisch, der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hatte begonnen. Im Zeitalter von Barock und Aufklärung (17./18. Jahrhundert) waren Böhmen und Nebenländer fest in die Habsburgermonarchie eingebunden (habsburgische Verwaltung, Verfassungsoktroi 1627, Gegenreformation und Rekatholisierung). Schlesien ging in den Schlesischen Kriegen an das Königreich Preußen verloren (1740/48), die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts prägten Verwaltungsreformen, Modernisierungen und ein Staatskirchentum vor dem Hintergrund von Aufklärung und Absolutismus. IV. Der Auflösungsprozess des Alten Reichs bis zum Jahr 1806 im Gefolge von Französischer Revolution (1789) und französischer Hegemonie begründete unter Kaiser Franz II. (I., 1792-1835) das habsburgische Kaisertum und die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die böhmischen Länder wurden gemäß den Verfügungen des Wiener Kongresses (1814/15) Teil des Deutschen Bundes (1815-1866). Im von Tschechen und Deutschen bewohnten Böhmen drang die Industrialisierung im 19. Jahrhundert ein, die Revolution von 1848/49 beförderte die Ausbildung eines tschechischen Nationalbewusstseisn. Folglich brachte das Ende der Habsburgermnonarchie im Ersten Weltkrieg (1914-1918) die Entstehung der tschechoslowakischen Republik (1918), eines Vielvölkerstaates, das sich als demokratisches Gemeinwesen konsolidiert in Zwischenkriegszeit (1918-1938) und Weltwirtschaftskrise (1929) zunächst gut behaupten konnte. Die zunehmende Radikalisierung der deutschen Minderheit in der Republik in den 1930er-Jahren (Konrad Henlein, "Sudetendeutsche Partei") und die aggressive Außenpolitik des "Dritten Reiches" führten nach dem "Anschluss" Österreichs zum "Münchener Abkommen", der deutschen Besetzung des Sudetenlandes und der Zerschlagung der Tschechoslowakei (1938) bei Abhängigkeit des slowakischen (Rest-) Staats von Deutschland (1939). Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) spielte das (nur formal autonome) "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" wirtschaftlich eine wichtige Rolle (nationalsozialistisches Terrorregime unter Reinhard Heydrich, dessen Ermordung 1942 [Lidice, Lezáky]). Nach dem Ende des Krieges etablierte sich die Tschechoslowakei neu als sozialistische Volksdemokratie unter kommunistischer Herrschaft (Zwangsausweisung der Sudetendeutschen, kommunistische Planwirtschaft, Warschauer Pakt, "Prager Frühling" 1968). Der friedliche Umbruch in Osteuropa 1989/90 ließ schließlich eine demokratische Tschechische Republik entstehen (1993), die im Jahr 2004 Mitglied der Europäischen Union wurde. [Buhlmann, 09.2014]

Baier, Thomas (2010), Geschichte der römischen Literatur (= BSR 2446), München 2010, 128 S., € 8,95, führt ein in die lateinische Literatur der römischen Republik und Kaiserzeit von ca. 240 v.Chr bis ca. 240 n.Chr., gegliedert nach den Gattungen: Epos (Livius Andronicus, Naevius, Ennius, Vergil, Lukan, Silius Italicus), Lehrgedicht (Lukrez, Vergil, Ovid), Drama (Livius Andronicus, Naevius, Ennius, Pacuvius, Accius, Varius Rufus, Seneca, Statius, Plautus, Terenz), Satire (Lucilius, Horaz, Persius Flaccus, Iunius Iuvenalis, Varro), Lyrik (Cornelius Gallus, Tibull, Properz, Ovid, Catull, Horaz, Martial, Vergil, Calpurnius Siculus, Phaedrus, Statius), Geschichtsschreibung (Fabius Pictor, Porcius Cato, Calpurnius Piso, Sempronius Asellio, Coelius Antipater, Cornelius Sisenna, Sallust, Livius, Velleius Paterculus, Tacitus, Sueton, Caesar), Roman (Petronius Arbiter, Apuleius, Curtius Rufus), Brief (Cicero, Plinius der Jüngere), Rhetorik und Philosophie (Cicero, Seneca, Seneca der Ältere, Quintillian, Cornelius Fronto, Aulus Gellius), Antiquarisches und Fachschriften (Terenz, Vitruv, Columella, Plinius der Ältere), christliche Literatur (Minucius Felix, Tertullian). [Buhlmann, 07.2011]

Bailey, Derrick Sherwin (1975), Homosexuality and the Western Christian Tradition, New York 1975 > L Liebe und Sexualität

Bainton, Roland (1950), Martin Luther. Rebell für den Glauben (= Heyne Biographien 103), München 21983 > L Luther, Martin

Baker, David, Hardy, David A. (1979), Der Kosmos-Sternführer. Planeten, Sterne, Galaxien, Stuttgart 21981 > U Universum

Balzersen, Ernst-Albert (1995), Eine Herrscherin im Mittelalter: Beatrix, die gekrönte Kaiserin an der Seite von Kaiser Friedrich I., Seminararbeit, Seminar "Friedrich Barbarossa" (Dipl.-Math. Michael Buhlmann, Universität Essen, Fachbereich 1, Fach Geschichte, SS 1995) > F Friedrich I. Barbarossa

Balzert, Monika (1974), Die Komposition des Claudianischen Gotenkriegsgedichts c.26 (= Spudasmata, Bd.XXIII), Hildesheim-New York 1974 > S Spudasmata

Bamberg, Bistum, mittelalterlich-frühneuzeitliches Bistum in Franken: I. Die Gründung des Bistums Bamberg im Jahr 1007 war der Ausgangspunkt für eine durchaus erfolgreiche Geschichte dieses Bischofssitzes im hohen und späten Mittelalter. Zunächst stellten König Heinrich II. (1002-1024) und der erste Bamberger Bischof Eberhard I. (1007-1040), gleichzeitig auch Kanzler des Herrschers, u.a. dank der großen Besitzschenkungen des Herrschers das sich formierende Bistum auf eine in die Zukunft weisende wirtschaftliche Grundlage, die die Integration in die ottonisch-salische Reichskirche zweifellos erleichterte. Eberhard war damit geistliches Oberhaupt einer Diözese, die am Rand des Ostfrankenreichs lag und im Wesentlichen das Gebiet von Radenz- und Volkfeldgau zwischen Frankenwald, Main, Pegnitz und Fichtelgebirge umfasste. Er stiftete die Bamberger Kanonikergemeinschaft St. Stephan (1009, Weihe 1020) und vollendete den Dombau (Weihe 1012); auf dem Michelsberg, dem Domberg benachbart, wurde ein Benediktinerkloster gegründet (1015). So entstand die vielfältige Bamberger "Kirchenlandschaft". Nach dem Tod König Heinrichs II. (1024) konnte Eberhard auch bei den salischen Herrschern Konrad II. (1024-1039) und Heinrich III. (1039-1056) die Anerkennung seines Bistums finden (Privilegienbestätigungen 1024, 1034, 1040). Eberhards Nachfolger waren u.a. die Bischöfe Suidger (1040-1047), der nach der bedeutsamen Reformsynode von Sutri (1046) als Papst Clemens II. (1046-1047) die Geschicke der Kirche nur kurz bestimmen konnte, und Hartwig (1047-1053), der anlässlich eines Besuchs Papst Leos IX. (1049-1054) in Bamberg (1052) (Schutz-, Pallium-) Privilegien des römischen Bischofs erlangte. Im Zeitalter des Investiturstreits (1075-1122) standen die Bischöfe Hermann I. (1065-1075), der wohl 1071 das Bamberger Kollegiatstift St. Jakob gegründet hatte, und Rupert (1075-1102) u.a. gegen das Bamberger Domkapitel auf Seiten des Königs Heinrich IV. (1056-1106). Auf Rupert folgte Bischof Otto I. der Heilige (1102-1139), der neben seiner missionarischen Tätigkeit seinem Bistum insbesondere geistig-geistliche Impulse gab (Dom-, Stifts- und Klosterschulen, Geschichtsschreibung, Erweiterung des Pfarreisystems des Bistums, Gründung der Klöster Michelfeld [1119] und Langheim [1132], Territorialpolitik). Unter Ottos Nachfolger Egilbert (1139-1146) erfolgte die Heiligsprechung Kaiser Heinrichs II. (1146); die Bischöfe Eberhard II. (1146-1170) und Hermann II. (1170-1177) verfolgten mit ihrem Engagement im Reichsdienst der staufischen Könige und Kaiser auch territorialpolitische Absichten. Dabei gelang es durchaus, konkurrierende territoriale Kräfte wie die Grafen (Herzöge) von Andechs und die Grafen von Abenberg (als Vögte des Bamberger Bistums) in die Politik der Bamberger Bischöfe einzubeziehen. Dafür standen die Bischöfe Otto II. von Andechs (1177-1196), Timo von Abenberg-Frensdorf (1196-1201), Ekbert von Andechs (1203-1237) und Poppo von Andechs (1237-1242). Unter Ekbert von Andechs kam es am 21. Juni 1208 zu der folgenschweren Ermordung König Philipps von Schwaben (1198-1208) in Bamberg; der Bischof wurde der Mitwisserschaft beschuldigt und konnte sich erst 1212 aus der Acht lösen. Das Aussterben der Andechser (1248) ermöglichte in den ausbrechenden Streitigkeiten Bischof Heinrich I. von Bilversheim (1242/45-1257) die Usurpation des Grafen- bzw. Landgerichts im Radenzgau, das eine wichtige Grundlage des hochstiftisch-bambergischen Territoriums bilden sollte. Das späte Mittelalter sah den weiteren Ausbau der bischöflichen Landesherrschaft auch in weitgehender Übereinstimmung mit den benachbarten Territorialherren wie den Königen von Böhmen, den Herzögen von Bayern oder den Habsburgern. Zum Herrschaftsausbau und kirchlichen Aufbau des Hochstifts gehörten nicht zuletzt eine weitere Verdichtung des Netzes von Pfarreien an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert und die bis ins hohe Mittelalter zurückreichende Archidiakonatsverfassung (Archidiakonate Bamberg, Hollfeld, Kronach, Nürnberg/Eggolsheim). Neben den Benediktinern und Zisterziensern traten im Mittelalter im Bamberger Bistum auch die Mönchsorden der Franziskaner, Klarissen, Dominikaner und Karmeliter in Erscheinung (13./14. Jahrhundert), vielfach gefördert von Bischöfen wie Berthold von Leiningen (1257-1285) oder Arnold von Solms (1286-1296). Die Bamberger Bischofsdoppelwahl von 1303 und die zeitweilige Vakanz des Bischofssitzes (1318/22, 1343/44) während des politischen Konflikts zwischen König Ludwig dem Bayern (1314-1347) und dem Papsttum mögen dann für einen gewissen Niedergang des Hochstifts stehen, der sich insbesondere seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts in der mitunter schwierigen wirtschaftlichen Situation des Bistums (Verschuldung) niederschlug. Trotzdem gelang unter den Bischöfen Leopold II. von Egloffstein (1335-1343) und Friedrich I. von Hohenlohe (1344-1352) weiterer Besitzerwerb (Vertrag von Iphofen 1349). Mit Bischof Leopold (Lupold) III. von Bebenburg (1353-1363), einem ehemaligen Parteigänger Kaiser Ludwigs des Bayern und Verfasser gelehrter Schriften, besserten sich die finanziellen Verhältnisse im Bistum wieder. Die Bischöfe Friedrich II. von Truhendingen (1363-1366) und Lambert von Brunn (1374-1399) standen in engen Beziehungen zu Kaiser Karl IV. (1346/47-1378), unter Bischof Lambert erhielt das Bamberger Domkapitel seine endgültige Prägung (Statut von 1390/99). Im 15. Jahrhundert war das Bamberger Hochstift von den Hussitenkriegen betroffen (ab 1430), ebenso von kriegerischen Streitigkeiten mit dem Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg (1470-1486). Im Zuge u.a. des Basler Konzils (1431-1449) wurde das Bamberger Bistum unter den Bischöfen Anton von Rotenhan (1432-1459) und Georg I. von Schaumburg (1459-1475) weitreichenden Reformmaßnahmen unterzogen (Diözesansynoden 1448, 1451, Synodalstatuten 1461, Gerichtsordnung 1463). Im sog. Immunitätenstreit mit der Stadt Bamberg, die im hohen Mittelalter ihre Ausformung erhalten hatte, siegten das Bistum und die geistlichen Institutionen (1440). II. Am Ende des Mittelalters öffnete sich das Bamberger Bistum dem Humanismus; es überstand auch die Zeit der Reformation unter Bischof Weigand von Redwitz (1522-1556) und ging gestärkt aus der katholischen Gegenreformation hervor. Das Bistum blieb weiterhin ein territorialer Bestandteil des Alten Reichs in der frühen Neuzeit. Im Jahr 1803 erfolgte die Säkularisation. Heute ist Bamberg Erzbischofssitz der katholischen Kirche in Deutschland.
Aus der umfangreichen Literatur zum Bamberger Bistums gerade des Mittelalters seien genannt: Beenken, Hermann (1925), Bildwerke des Bamberger Domes (aus dem XIII. Jahrhundert) (= Kunstbücher deutscher Landschaften), Bonn 1925, 24 S., Schwarzweißtafeln, RM 2,50 (Brandkatastrophen von Gründungsbau [1004/12] 1081 und romanischem Nachfolgebau 1185; spätromanischer Neubau des Bamberger Doms [Weihe des Westchors 1229, Domweihe 1239] und u.a. gotischer Figurenschmuck am Georgenchor, am Gnaden- und Fürstenportal, im Kircheninnern [darunter: Eva und Adam, Synagoge und Ekklesia, Maria, Petrus, Dionynius, Elisabeth, "Bamberger Reiter"]); Geldner, Ferdinand (1973), Tatsachen und Probleme der Vor- und Frühgeschichte des Hochstifts Bamberg, Bamberg 1973, 100 S., Schwarzweißabbildungen, DM 20,-; Guttenberg, Erich Freiherr von (1952/63), Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Bamberg (= VGFG VI,1), [Nachdruck] Würzburg 1963, 348 S.; Kist, Johannes (1953), Fürst- und Erzbistum Bamberg. Leitfaden durch die Geschichte von 1007 bis 1943 (= BHVB 92), Bamberg 1953, 71 S., DM 2,80; Neundorfer, Bruno, Limmer, Ingeborg ([1938]), Der Dom zu Bamberg (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.100), Regensburg 181995, 31 S., Farbabbildungen, DM 4,-; Urban, Josef (Hg.) (2006), Das Bistum Bamberg um 1007. Festgabe zum Millenium (= SBBG 3), Bamberg 2006, 432 S., Farbabbildungen, Karten, € 44,80 (mit den Beiträgen: Franz Machilek, Das Protokoll der Frankfurter Synode vom 1. November 1007 und die Errichtung des Bistums Bamberg; Erik Soder von Güldenstubbe, Würzburg, das Mutterbistum von Bamberg und die Bistumsgründung 1007; Bruno Lengenfelder, Eichstätt und Bamberg um 1007/1016; Joachim Andraschke, Die sogenannten 14 Slawenkirchen. Karolingische Missionskirchen im Regnitzgau (793-810); Andreas Jakob, Die Martinskirchen in Franken. Eine Studie zur Vorgeschichte und Gründung des Bistums Bamberg; Georg Knörlein, Die Güterschenkungen Heinrichs II. im Forchheimer Umland 1007 und der Einfluß des Hochstifts in den Stiftungsorten bis zum Ende des Mittelalters; Helmut Richter, Bamberg und Fürth 1007; Stephan Diller, Die Entwicklung Bambergs bis 1007; Enno Bünz, Das Regnitzland um Hof im Hochmittelalter - "terra incognita" zwischen den Bistümern Bamberg und Naumburg; Helmut Flachenecker, Die fränkischen Gaue im Blick auf das Bistum Bamberg; Rudolf Schieffer, Die Anfänge des Bamberger Domkapitels; Josef Urban, Lebensstationen der Bistumsgründer Heinrich II. und Kunigunde; Dieter J. Weiss, Eberhard I. von Bamberg. Bischof und Kanzler (1007-1040); Christine Tropper, Bamberg und Kärnten - Das erste Jahrhundert einer wechselvollen Beziehung; Herbert W. Wurster, "Babenbergensi ecclesie, que tunc in Bawaria potens erat". Das Bistum Bamberg im Bistum Passau; Immo Eberl, Das Bistum Bamberg und seine Abteien und Stifter in der Gründungszeit; Johann Gruber, Die Alte Kapelle in Regensburg und andere von Heinrich II. an das Bistum Bamberg übertragene Besitzungen im Regensburger Diözesansprengel; Josef Urban, Entwicklungsstufen von Kirchenbauten am Beispiel der Pfarrkirche von Amlingstadt; Magnus Wintergerst, Bamberg um 1000 aus archäologischer Sicht). [Buhlmann, 12.2015, 05.2023]

Bamberg, Stadt in Franken: I. Vielleicht hallstattzeitlich, vielleicht frühmittelalterlich-vorromanisch sind die sog. Bamberger Götzen aus (Bamberg-) Gaustadt, drei zwischen 1,00 m und 1,50 m hohe Skulpturen aus Keupersandstein, die womöglich christliche Missionare darstellen sollen und damit in die Zeit der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert gehören, als Heilige wie Kilian (†ca.689?) oder Willibrord (†739) im Fränkischen missionierten. Wie das Umland, so blickt auch der Ort Bamberg, gelegen an und in einer Talsenke des Flusses Regnitz, auf eine längere Geschichte zurück. In das 7. Jahrhundert fallen Siedlungsspuren auf dem Bamberger Domberg, einer der sieben Hügel, die die Regnitzsenke begrenzen. Der Domberg blieb auch weiterhin besiedelt und kann als Keimzelle des mittelalterlichen Bamberg gelten. II. Auf dem Domberg lässt sich auch das im Jahr 902 erstmals erwähnte castrum Babenberh ("Burg Babenberg/Bamberg") verorten. Bamberg war damals das Herrschaftszentrum der mächtigen Adelsfamilie der Babenberger. Die Babenberger sollen auf einen Grafen Poppo, einen Amtsträger im Grabfeldgau, zurückgehen (9. Jahrhundert, Anfang); sie unterlagen indes einem Bündnis von ostfränkischem Königtum und Konradinern (906). Mit dem Ende der (älteren) Babenberger muss die Burg Babenberg bzw. Bamberg an das ostfränkische Königtum gefallen sein (Pfalzort). Der in den Geschichtsquellen als civitas bezeichnete Ort Bamberg begegnet dann um das Jahr 1000 archäologisch als Siedlungskonglomeration hauptsächlich auf Dom- und Michelsberg und entlang der Regnitz. Auf dem Domberg muss noch die Burg Babenberg mit einer massiven, 4 bis 6,75 ha Fläche umfassenden Wehrmauer (mit Graben) gestanden haben; die Befestigung schützte eine Burgkirche (Saalkirche; 9. Jahrhundert, 1. Hälfte), den Vorgängerbau des Doms; weiter wurden ein Friedhof mit Bestattungen von Erwachsenen und Kindern sowie Reste von Grubenhäusern gefunden. Auch auf dem Michelsberg hat vor der Gründung des Benediktinerklosters (1015) eine (befestigte) Siedlung bestanden (10. Jahrhundert). In der Talsenke der Regnitz unterhalb des Dombergs reichen Siedlungsspuren ebenfalls ins 10. Jahrhundert zurück, auf der benachbarten Regnitzinsel gab es womöglich eine in der Karolingerzeit entstandene Martinskirche. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts verfügte Kaiser Heinrich II. (1002-1024) über Bamberg und gründete hier sein Bistum (1007). III. Ein (früh-) städtisches Umfeld in Bamberg ist erst für das hohe Mittelalter auszumachen. Neben dem Dom (Heinrichsdom, Neubau des 13. Jahrhunderts; Gräber von Heinrich II. und Kunigunde, Bamberger Reiter u.a.) und dem Dombezirk des Bischofs entfaltete sich im hohen Mittelalter die Bamberger Kirchenlandschaft (Benediktinerkloster Michelsberg, Stift St. Jakobus u.a.), entwickelte sich Bamberg zur hoch- und spätmittelalterlichen (Bischofs-) Stadt. Unter Bischof Otto I. dem Heiligen (1102-1139) kam es zu einer Erweiterung der Bamberger Siedlung unterhalb des Kaulberges. Den Sand, das Gebiet zwischen Dom und Regnitz, bevölkerten Abhängige des Bischofs; die Inselstadt (zwischen den zwei Armen der Regnitz) wurde im hohen Mittelalter ein Zentrum von Handel und Gewerbe der sich ausbildenden Bürgergemeinde (spätes 13. Jahrhundert; Kaufleute, Handwerker, Ministerialität, bischöfliche Hausgenossenschaft, Meliorat), in der Theuerstadt (nahe eines Übergangs über die Regnitz) siedelten vornehmlich Handwerker. In der Inselstadt gab es die Märkte, das Stadtgericht und die Münze; das Alte Rathaus lag auf der Brücke zwischen Sand und Inselstadt (1461/67 und später). Für das 14. Jahrhundert wird die Bamberger Einwohnerzahl auf 5000 bis 6000 geschätzt. Versuche der Bürgergemeinde, im 14. und 15. Jahrhundert eine größere Selbstständigkeit von Bischof und Domkapitel als Stadtherren zu erlangen, scheiterten im Wesentlichen. Die geistlichen Immunitäten der Kirchen und Klöster besaßen seit dem 13. Jahrhundert in Bamberg ein politisches Übergewicht (Urkunde Kaiser Sigismunds 1431, "Immunitätenkrieg" 1430/40, Kompromiss 1543). Eine Ratsordnung (ca.1440) schrieb Bürgermeister und Stadtrat an der Spitze der Bürgergemeinde fest, doch verlor die Stadt zunehmend an Attraktivität, die geistliche Stadtherrschaft blieb bestehen. Der Bischof war (mit dem Domkapitel) zudem Herrscher über die Landesherrschaft des Bamberger Hochstifts. Im 14. und 15. Jahrhundert residierte der Bischof in der oberhalb von Bamberg gelegenen Altenburg. Die Bamberger Kirchenlandschaft wurde im späten Mittelalter durch die Gründungen von Zisterzienserinnen-, Franziskaner-, Klarissen-, Karmeliten- und Dominikanerkloster vervollständigt; die Stadt erhielt zwei Pfarrkirchen. IV. In der frühen Neuzeit blieb Bamberg von der Reformation letztlich verschont. Die politische Lage von Bischofsstadt und Hochstift war aber im 16. und 17. Jahrhundert prekär (2. Markgrafenkrieg, Albrecht Alkibiades und die Zerstörung der Altenburg [1553]; Alte Hofhaltung [1561/70]); erst nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648; Bistum als Durchzugsgebiet feindlicher Truppen, schwedische Besetzung 1631, 1633) konnten sich Stadt und Bistum soweit erholen, dass nun wieder kirchlich-barocke Kunst im Umfeld von Bischof und Domkapitel entstand (barocke Umgestaltung des Doms und anderer kirchlicher Gebäude; Jesuitenkirche 1686/90). Ab 1647 gab es eine Universität in Bamberg. Unter den Bischöfen Lothar Franz von Schönborn (1693-1729), Friedrich Karl von Schönborn (1729-1746) und deren Nachfolgern ging die barocke Neugestaltung Bambergs weiter voran (Neue Residenz, barocke Stadtachse, Seesbrücke über die Regnitz u.a.). Unter Bischof Franz Ludwig von Erthal (1779-1795), gleichzeitig Bischof von Würzburg, griffen - vor dem Hintergrund aufklärerischem Gedankenguts - soziale Reformen in Bamberg (Armenwesen, Altes Krankenhaus). V. Mit der Säkularisation des Bamberger Hochstifts (1803) bei Aufhebung der Universität fiel die Stadt an das Königreich Bayern und in den "Dornröschenschlaf der Romantik" (19. Jahrhundert, 1. Hälfte). Erst (Früh-) Industrialisierung (Ludwig-Donau-Main-Kanal 1838/45, Eisenbahnbau und Bahnhof 1844) und Gründerzeit im Deutschen Kaiserreich ließen bei wachsender Einwohnerzahl (neue Stadtviertel, moderne Pfarrkirchen, Schulen) eine moderne Stadt (Chirurgischer Pavillon 1899/1901, Elektrizitätswerk 1901/02) entstehen, in der es vor der nationalsozialistischen Diktatur auch eine Judengemeinde (Synagoge) gegeben hat. Den geringen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) stehen heute Sanierungen der Nachweltkriegszeit gegenüber, die eine "autogerechte" Stadt erforderte. Die Bamberger Altstadt ist heute UNESCO-Weltkulturerbe (2004).
Vgl. dazu: Suckale, Robert, Hörsch, Markus, Schmidt, Peter (Hg.) (1990), Bamberg. Ein Führer zur Kunstgeschichte der Stadt für Bamberger und Zugereiste, Bamberg 21990, 248 S., Schwarzweißabbildungen, DM 24,80. [Buhlmann, 01.2018]

Bamm, Peter (1970), Alexander oder: Die Verwandlung der Welt, Gütersloh [1974] > A Alexander der Große

Bannert, Herbert (1979), Homer (= rm 272), Reinbek b.H. 1979 > H Homer

Banse, Horst (1984), Die Baar. Eine neue Deutung des Landschaftsnamens, in: SVGBaar 35 (1984), S.17-25. Der Name "Baar" (Bara, Para), wie er - gerade in den St. Galler Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts - für eine Reihe von frühmittelalterlichen Landschaften an oberer Donau und oberem Neckar erscheint, hat einen unklaren Ursprung und wurde z.B. mit adligen Herrschaftsbereichen (Allodialherrschaften und -grafschaften) oder Verwaltungsbereichen in Verbindung gebracht. Auch geografische Interpretationsmuster wurden bemüht, wenn etwa "Baar" für "Schranke" oder einen "weit ausgedehnten offenen Landstrich" steht. In Betracht gezogen wurde zudem "Baar" als Gewässerwort, so dass sich - zu verweisen ist auf Moore und Sumpfflächen - eine "Landschaft mit Quellen" ergibt. Doch sind alle Deutungen des Namens "Baar" nicht unumstritten. [Buhlmann, 09.2005]

Bantelmann, Albert, Nordfriesland in vorgeschichtlicher Zeit (= Geschichte Nordfrieslands, Tl.1), Bredstedt 2010 > N Nordfriesische Geschichte

Bantle, Albert (2018), Taubenmarkt überlebt Jahrhunderte. Jeden Sonntag treffen sich Naturliebhaber in Fischbach-Sinkingen, in Schwarzwälder Hausschatz 2018, S.132f. Der "Sinkinger Taubenmarkt" in Niedereschach-Fischbach geht als Tauschmarkt für Vögel bis um 1840 zurück, ab 1889 fand er jeden Sonntag in einer Zehntscheuer des damaligen Sinkinger Kreuzwirts statt. Unter der Ägide des Vereins "Sinkinger Taubenmarkt" besteht auch heute noch der Kleintiermarkt (Vögel, Hühner, Kaninchen, Meerschweinchen, Frettchen u.a.), der die Attraktion des Ortsteils Sinkingen ist. [Buhlmann, 11.2020]

Banz, Romuald (1908), Christus und die Minnende Seele. Zwei spätmittelhochdeutsche mystische Gedichte. Untersuchungen und Texte (= Germanistische Abhandlungen, H.29), Breslau 1908 > C Christus und die minnende Seele

Bar Zohar, Michael, Mischal, Missam (2012), Mossad. Missionen des israelischen Geheimdienstes (= Bastei-Lübbe Tb 60912), Köln 2016 > I Israelische Geschichte

Barber, Richard, Barker, Juliet (2001), Die Geschichte des Turniers, Düsseldorf-Zürich 2001, 283 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, € 24,-. Turniere (torneamentum, tournoi, tournament) waren ein zentraler Ausdruck der ritterlich-höfischen Kultur des Mittelalters. Erste Turniere als Schauspiele bzw. Wettbewerbe von aufeinandertreffenden Gruppen von miteinander kämpfenden Berittenen (Reitern, Rittern) bzw. von zwei Rittern (Tjost) sind um die Jahre 1125/30 bezeugt (Normandie, Flandern, Frankreich). Trotz kirchlicher Verbote (Konzil von Clermont 1130) verbreitete sich das Turnierwesen schnell in Europa (Frankreich, England; Niederlothringen, Mitteleuropa; Italien, Südeuropa; Byzanz). Neben dem Fürstenhof als Ort der Turnieraustragung traten im Spätmittelalter auch niederadlige und städtische Turniere (städtisches Patriziat). Es gab Turnierregeln und Zulassungsbeschränkungen; es begegnen Massen- oder Gruppenturniere (mêlée, Feldturnier), Schaukämpfe (caroussel), Zweikämpfe (Tjost) oder auch "Übungsturniere, Scheingefechte" (buhurt). Turniere waren "förmliche, geregelte Ereignisse", was sich nicht zuletzt in den Rüstungen (Topfhelm mit Helmzier, Froschmaulhelm, Harnisch) und Waffen (Schwert, Lanze, Streitkolben, Streitäxte u.a. als [stumpfe] Turnierwaffen) der Kämpfenden niederschlug. Turniere waren vielfach Teil von (höfischen) Festen und Spielen; die Rolle der Herolde oder höfischen Dame wurde hierbei bedeutsam. Während die Krise des Rittertums im 15. Jahrhundert noch wenig Auswirkung auf das Turnierwesen hatte, verlor spätestens zu Beginn des 17. Jahrhunderts das Turnier als damals schon lange ritualisierte Waffenübung seine Bedeutung. [Buhlmann, 05.2017]

Bardo, Abt von Werden, Erzbischof von Mainz: Bardo (*ca.980-†1051) - so die beiden zeitnahen Viten (Vita des Vulculd, größere Bardo-Vita) über den Mönch, Abt und Erzbischof - wurde um das Jahr 980 als Sohn des Adalbero und der Christina in Oppershofen in der Wetterau geboren. Seine geistliche Ausbildung erhielt er im Kloster Fulda, wo er 1018 zum Dekan und Propst der Fuldaer Propstei Neuenberg gewählt wurde. Ende März 1029 besuchte Kaiser Konrad II. das Kloster; es kam zu einem ersten Zusammentreffen zwischen dem Mönch und dem Herrscher, der Ende 1029 oder Anfang 1030 Bardo - unter Umgehung des Rechts der freien Abtswahl - zum Leiter des Werdener Klosters (1029?-1031) bestimmte. Der neue Abt soll auf den Gehorsam der Mönche und die Pflege des Gottesdienstes besonderen Wert gelegt haben. Gerühmt werden auch die Gastfreundschaft Bardos und seine Fürsorge für die Armen. Zu Beginn des Jahres 1031 wurde auf Vermittlung der Kaiserin Gisela Bardo zudem Abt des Klosters Hersfeld. Doch schon zu Pfingsten 1031 (30. Mai), nach dem Tod des Mainzer Erzbischofs Aribo (1021-1031) wurde Bardo von seinem kaiserlichen Gönner Konrad auf den freigewordenen Erzbischofsstuhl berufen und mit Ring und Stab investiert. Seine Erhebung zum Mainzer Erzbischof erfolgte an St. Peter und Paul (29. Juni) in Goslar; Bardo war nun nicht mehr Abt von Werden und Hersfeld. Als Erzbischof ist er in den Jahren bis zu seinem Tod vielfach in der Umgebung der Herrscher Konrad II. und Heinrich III. (1039-1056) zu finden: Am 11. November 1036 weihte er in Anwesenheit beider Salier den neu ausgebauten Mainzer Dom; im September 1041 (?) nahm er an einem Feldzug Heinrichs III. gegen Böhmen teil; im Herbst 1043 weihte er Agnes von Poitou (*ca.1025-†1077), die Ehefrau Heinrichs III., zur Königin. Weihen von Kirchen und Altären sind ebenso überliefert wie Bardos Einfluss bei der Besetzung vakanter Bischofssitze. Auf einer am 19. Oktober 1049 in Mainz stattfindenden Synode unter Bardos Vorsitz sprachen sich die teilnehmenden Bischöfe in Anwesenheit Heinrichs III. gegen Simonie und Priesterehe aus. Nochmals trafen Erzbischof und Kaiser zu Pfingsten 1051 (19. Mai) in Paderborn zusammen. Auf seiner Rückreise nach Mainz erkrankte Bardo schwer und starb am 10. oder 11. Juni 1051. Sein Leichnam wurde im Mainzer Dom beigesetzt.
Zu Bardo s.: Buhlmann, Michael (2012), Bardo - Abt von Werden, Erzbischof von Mainz (= BGW 12), Essen 2012, 72 S., € 4,-. [Buhlmann, 06.2012]

Bardt, Ulrike (Hg.) (2008), Jean-Paul Sartre. Ein Philosoph des 21. Jahrhunderts?, Darmstadt 2008, 192 S., € 29,90. Jean-Paul Sartre (*1905-†1980) war ein französischer Schriftsteller und Literat, Intellektueller und Philosoph. Gerade seine selbstständigen philosophischen Erkenntnisse haben zu Nachdenken und Widerspruch angeregt. Sie betreffen variantenreich Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie, Marxismus, Psychoanalyse, Strukturalismus und Dekonstruktivismus, ohne dass Sartre eine philosophische Schule begründet hätte. Im Einzelnen können herausgestellt werden: Bewusstseinsphilosophie ("Die Transzendenz des Ego", "Das Sein und das Nichts") (Ruth Spiertz, Sartres Die Transzendenz des Ego); Sartres literarisches Werk ("Die Wörter", "Der Ekel", "Die Wand", Die "Kindheit eines Chefs", "Geschlossene Gesellschaft") (Walter Biemel, Sartre als Schriftsteller; Ulrike Bardt, Geschlossene Gesellschaft oder die "Moral in der Situation"; Winfried Rösler, Sartre geht ins Kino), Sartre als Philosoph der "(situativen) Freiheit" (Onologie, Anthropologie, Ethik) (Wolfgang H. Pleger, Situative Freiheit. Zur Ontologie, Anthropologie und Ethik im Denken Sartres; Kristin Kaufmann, Der Freiheitsbegriff bei Sartre und Kierkegaard; Eduard Zwierlein, Gott und Freiheit - Reflexionen zu Sartres Religionskritik); Sartres Suche nach dem menschlichen Selbst (Rudolf Lüthe, Persona und mauvaise foi. Selbstsuche und Selbstflucht bei Jung und Sartre; Burkhard Liebsch, Das Selbst mangels eines absoluten Zeugen. Individuelles Allgemeines und hermeneutische Gewalt in der Philosophie Jean-Paul Sartres); Intersubjektivität zwischen menschlichen Individuen (Martin F. Meyer, Das Problem der Intersubjektivität bei Sartre); "Kritik der dialektischen Vernunft" (Ulrich Schmitz, Sartres Kritik der dialektischen Vernunft); Moralphilosophie (Ulrike Bardt, Sartres Moralphilosophie). [Buhlmann, 03.2018]

Bargmann, Bernd, Preissner, Jutta, Pöhl, Elke, Scherzinger, Karin, Ulrich, Ludolf (2013), St. Johannis Verden. Kirchenführer, Verden 2013 > V Verden: Bistum

Baring, Arnulf (1997), Scheitert Deutschland? Abschied von unseren Wunschwelten, Stuttgart 41997 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Barlow, Frank (2003), The Godwins. The Rise and Fall of a Noble Dynasty, London-New York-Toronto 2003, 216 S., £ 9,99. Das nach dem bedeutenden Earl Godwin (†1053) von Wessex in der historischen Forschung als Godwins bezeichnete Adelsgeschlecht lässt sich vielleicht bis ins 9. Jahrhundert, bis auf den westsächsischen König Aethelwulf (839-858) zurückführen. Konkrete Informationen zu der Familie liegen aber erst ab Godwin und dessen Vater Wulfnoth Cild (†1014) vor. Wulfnoth tritt als Thegn von Sussex erstmals 1009 in Erscheinung und gehört damit zum engeren Kreis der Mächtigen im englischen Königreich König Aethelreds (938-1013, 1014-1016). Mal im Einvernehmen mit dem Herrscher, mal im Gegensatz zu diesem gelang es Wulfnoth, seine Machtstellung auf seinen Sohn Godwin zu übertragen. Godwin, vielleicht um 993 geboren, konnte nach dem Tod des Vaters (1014) seine Stellung in Wessex weiter aufbauen, zumal er in freundschaftlicher Verbindung zum Dänenkönig Knut den Großen (1016-1035) stand, der auch über England herrschte. Als Sachwalter Knuts in England wurde er zu der bedeutenden Person neben dem König, als Earl von Wessex verfolgte er weiterhin seine "Hausmachtinteressen". In den unruhigen Jahren nach Knuts Tod (1035) gelang es Godwin, Edward den Bekenner (1043-1066), der mit Godwins Tochter Edith verheiratet war, zum englischen König zu machen. Die nachfolgenden fast zehn Jahre blieb der Einfluss Godwins im Königreich ungebrochen, bis der Earl 1051 in Ungnade fiel, außer Landes floh, aber schon bald (1052) in die alten Positionen eingesetzt wurde. Godwin starb am 15. April 1053. Er hinterließ u.a. die Söhne Swegen, Harold, Tostig, Gyrth und Leofwine, die zum Teil in die väterlichen Positionen in England einrückten. Harold Godwinson war der bedeutendste der Söhne Godwins. Zunächst Earl von Ostanglien, dann Earl von Wessex, bestimmte Harold die englische Politik unter Edward dem Bekenner entscheidend mit. Kriegszüge gegen Wales, Kämpfe mit seinem Bruder Tostig, Verhandlungen mit Herzog Wilhelm von der Normandie festigten seine Stellung im englischen Königreich, so dass nach dem Tod Edwards (1066) Harold englischer König wurde. Als solcher hatte er indes die Angriffe anderer Thronprätendenten abzuwehren. Am 25. September 1066 besiegten Harold und das englische Heer den norwegischen König Harald Hardrada (1047-1066) und seinen Bruder Tostig bei Stamford Bridge. Am 28. oder 29. September 1066 landete Herzog Wilhelm von Normandie (Wilhelm der Eroberer) mit seinen Truppen in Südengland und besiegte den herbeigeeilten Harold und dessen Armee am 14. Oktober 1066 in der Schlacht bei Hastings. Harold fiel, und mit ihm endete die kurze englische Königsherrschaft des Godwins. Brüder und Nachkommen Harolds und der Godwins überlebten z.B. in Norwegen und Irland, doch konnte die Familie ihre bisherige Stellung im nordwestlichen Europa nicht mehr behaupten und verschwindet daher aus den mittelalterlichen Quellen und Berichten. [Buhlmann, 07.2004]

Barmeyer, Eike (Hg.) (1972), Science fiction (= UTB 132), München 1972 > S Science Fiction

Barnett, Correlli, Brown, David u.a. (1982), Vom Faustkeil zum Laserstrahl. Die Erfindungen der Menschheit von A-Z, Stuttgart-Zürich-Wien 1982 > W Weltgeschichte

Barrow, John D. (1988), Die Natur der Natur. Wissen an den Grenzen von Raum und Zeit, Heidelberg-Berlin-Oxford 1993 > U Universum

Barrow, John D. (2008), Einmal Unendlichkeit und zurück. Was wir über das Zeitlose und Endlose wissen (=rororo 62298), Reinbek 2008 > U Universum

Bart, Jan (1963), Die alte Reichsabtei. Bilder aus Werdens Geschichte (= Schriftenreihe der Folkwang-Schule, Bd.19), Essen 1963 > W Werden

Bart, Jan (1964), Werden und Helmstedt. Bilder und Dokumente (= Schriftenreihe der Folkwang-Schule, Bd.23), Essen 1964 > W Werden

Bartels, Klaus (1992), Veni, vidi, vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen (= dtv 20167), München 82005 > A Antike

Barth, Reinhard (2000), Taschenlexikon Karl der Große (= SP 3034), München 2000 > K Karl der Große

Barthel, Manfred (1987), Was wirklich in der Bibel steht. Das Buch der Bücher aus heutiger Sicht, Düsseldorf-Wien-New York 31991 > B Bibel

Barton, John (2019), Die Geschichte der Bibel. Von den Ursprüngen bis in die Gegenwart, Stuttgart 2020 > B Bibel

Bartsch, Susanne, Bieker, Josef (1984), Vom Trifels zum Hambacher Schloß. Burgen im Pfälzer Wald (= Die bibliophilen Taschenbücher 429), Dortmund 1984, 159 S., Farbabbildungen, DM 19,80. Der Pfälzer Wald ist reich an Burgen und Schlössern, angefangen beim Trifels bis hin zum Hambacher Schloss. Im Einzelnen sind zu nennen die Burgen: Alt- und Neuwindstein (Elsass; 1212 bzw. 14. Jahrhundert); Arnsburg (Elsass; 14. Jahrhundert, Anfang); Battenberg (der Grafen von Leiningen; 13. Jahrhundert); Berwartstein (als Reichsburg, des Bischofs von Speyer [1152]); Blumenstein (der Grafen von Zweibrücken; um 1200); Breitenstein (der Grafen von Leiningen; 13. Jahrhundert); Altdahn, Grafendahn, Tannstein (der Ritter von Dahn; 1127, 1287, ca.1328); Diemerstein (der Grafen von Leiningen; 13. Jahrhundert, Anfang); Drachenfels (der dortigen Ritter; 13. Jahrhundert); Elmstein (der rheinischen Pfalzgrafen; 12. Jahrhundert); Fleckenstein (Elsass; 12. Jahrhundert); Frankenstein (u.a. der Grafen von Leiningen; um 1100); Gräfenstein (der Grafen von Leiningen; 13. Jahrhundert, Anfang); Guttenberg (Reichsburg; 12. Jahrhundert); Hambacher Schloss (Kästenburg, Maxburg; Fluchtburg [10. Jahrhundert], salische Burg [11. Jahrhundert]); Hardenburg (der Grafen von Leiningen; 13. Jahrhundert, Anfang); Hohenburg (Elsass; 13. Jahrhundert); Hohenecken (Reichsburg; 12. Jahrhundert, 2. Hälfte); Kropsburg (der Speyrer Bischöfe; um 1200); Landeck (der Grafen von Saarbrücken; um 1200); Lemberg (der Grafen von Zweibrücken; 12. Jahrhundert, Ende); Lindelbrunn (Reichsburg; 12. Jahrhundert); Madenburg (Reichsburg; 11. Jahrhundert, Anfang); Meistersel (Reichsburg; 11. Jahrhundert); Neudahn (der Ritter von Dahn, als Speyrer Lehen; 1240); Neuleiningen (der Grafen von Leiningen; 1238/41); Neuscharfeneck (der Familien Scharfeneck und Scharfenberg; ca.1232); Slevogthof (als Meierhof der Reichsburg Neukastel); Stauf (der Grafen von Worms; 10. Jahrhundert); Spangenberg (der Speyerer Bischöfe; 11. Jahrhundert); Trifels (Reichsburg u.a. als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien; 10. Jahrhundert, Anfang); Wachtenburg (12. Jahrhundert); Wasigenstein (der Herren von Wasigenstein; Elsass; 12. Jahrhundert); Wegelnburg (der Ministerialen von Wegelnburg; 12. Jahrhundert); Wolfsburg (der Speyerer Bischöfe; 13. Jahrhundert). Daneben ist noch zu erwähnen das Kloster Limburg (Gründung Kaiser Konrads II.; 1025/42). [Buhlmann, 06.2015]

Bartzok-Busch, Frances, Venner, Gerard (2016), Drei textile Reliquienmontagen anthropomorpher Gestalt aus der Münsterkirche in Roermond, in: AHVN 219 (2016), S.137-169. I. Graf Gerhard IV. von Geldern (1207-1229) und seine Mutter Richardis gründeten zwischen 1219/20 und 1224 (sog. Gründungsurkunde vom 16. Juni 1224) die Roermonder Münsterabtei als Zisterzienserinnenkloster. Die der heiligen Maria (am 1. Oktober 1220) geweihte Kirche stand neben den Nonnen auch den Gläubigen offen (Ablassverleihung 1220/21, Vertragsverhältnis zwischen Kloster- und Roermonder Pfarrkirche 1224); sie war Grabkirche der Klosterstifter; der Bau der Klosterkirche kam im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts zu einem Abschluss. Das Kloster beherbergte gegen Ende des 13. Jahrhunderts ungefähr vierzig Nonnen, gegen Ende des 15. Jahrhunderts zwanzig, später nur noch zehn Monialen. Die Abtei kam nach der französischen Besetzung der österreichischen Niederlande zu ihrem Ende (1797). Das 19. Jahrhundert sah eine umfassende Restaurierung der ehemaligen Klosterkirche bzw. Münsterkirche (1863/90). II. In einer zugemauerten Nische eines Altars der nördlichen Empore der Münsterkirche wurden im Jahr 2013 ein aus Reliquien bestehender Fundkomplex geborgen, der neben sechs Metallschachteln (mit Knochensplittern), zwei Schädeln und 45 sog. Heiligen Häuptern (verpackt in Textilien [involucra]) drei textile Reliquienmontagen (Kopf, Hals, Rumpf, Gliedmaßen) enthielt, die aus spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Stoffen und Metallkomponenten zusammengesetzt waren. Zwei in einem der drei Objekte aufgefundene Papierstücke stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Reliquienmontagen wohl aus der Zeit zwischen 1558 und 1644 können dann eingeordnet werden in die nur sporadisch aufscheinende Reliquienverehrung im Roermonder Frauenkloster (Ausschmückung von Reliquien [1229/54?, 1352/80, ca.1500], Reliquienpartikel [15. Jahrhundert], Bernwardreliquien [1541/58], Inventar der Kirchensausstatung [1644], Reisebeschreinbung des Jesuiten Daniel Papebroch [1660], Reliquien [19. Jahrhundert]) und in die ebenso nur bruchstückhaft vorhandenen Hinweise in den archivalischen Quellen auf die Verwendung von Textilien im Frauenkloster (Textilspenden und Kaseln [1352/80, v.1402, 16., 17. Jahrhundert], liturgische Handtücher [ca.1480 u.a.], Textilarbeit der Monialen [1582], Textillieferungen [1439/1555, 1487, 1523/38]). Die Reliquienmontagen wurden wohl im Frauenkloster selbst angefertigt. Sie sind vielleicht dem künstlerischen Komplex Virgo inter virgines ("Jungfrau [Maria] unter den Jungfrauen") zuzuordnen. [Buhlmann, 05.2017]

Bassermann, Lujo (1965), Das älteste Gewerbe. Eine Kulturgeschichte, Wien-Düsseldorf 1965 > L Liebe und Sexualität

Bateman, Graham, Egan, Victoria (Hg.) (1993), Illustriertes Länderlexikon. Umwelt, Wirtschaft, Kultur, Politik, 1997, Nachdruck Augsburg 1999 > W Weltgeografie

Batscha, Zwi (Hg.) (1977), A. Bergk, J.L. Ewald, J.G. Fichte u.a., Aufklärung und Gedankenfreiheit. Fünfzehn Anregungen, aus der Geschichte zu lernen (= es 890), Frankfurt a.M. 1977 > A Aufklärung

Battenberg, Friedrich (1987), Des Kaisers Kammerknechte. Gedanken zur rechtlich-sozialen Situation der Juden in Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: HZ 245 (1987), S.545-599 > J Juden im Mittelalter

Bauer, Bruno, Straßen- und Flurnamen in Kaiserswerth (= Heimatkundliches in und um Kaiserswerth, Nr.15), Düsseldorf-Kaiserswerth 1989 > H Heimatkundliches in und um Kaiserswerth

Bauer, Hanns (1919), Das Recht der ersten Bitte bei den deutschen Königen bis auf Karl IV. (= Kirchenrechtliche Abhandlungen, H.94), Stuttgart 1919 > E Erste Bitten

Bauer, Thomas (1994), Die Ordinatio imperii von 817, der Vertrag von Verdun 843 und die Herausbildung Lotharingiens, in: RhVjbll 58 (1994), S.1-24 > L Lothar II.

Bauer, Wolfgang (Hg.) (1980), China und die Fremden. 3000 Jahre Auseinandersetzungen in Krieg und Frieden (= BS), München 1980 > C Chinesische Geschichte

Bauhaus, Architektur- und Kunstrichtung der Moderne: Die moderne Kunstrichtung des Bauhaus vereinte im beginnenden 20. Jahrhundert die verschiedenen Ausprägungen der bildenden, angewandten Kunst und darstellenden Kunst in sich, kann als deutsche bzw. internationale Kunstrichtung unter die Begrifflichkeiten "Funktionalismus, Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit" subsummiert werden und spielte beim Übergang der Kunstrichtungen vom Expressionismus zum Formalismus eine wichtige Rolle. Henry van de Veldes (†1957) Weimarer Kunstgewerbeschule war der Vorläufer des vom Architekten Walter Gropius (†1969) geleiteten Staatlichen Bauhauses in Weimar von 1919 gelten (Bauhaus-Manifest als Gründungsmanifest des Bauhauses 1919). Die Institution zog 1925 nach Dessau (Dessauer Bauhaus 1925/26 als "Labor der Moderne"), 1932 nach Berlin um und wurde 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen. Nach Gropius (1928) übernahmen die Architekten Hannes Mayer ("Volksbedarf statt Luxusbedarf") und Ludwig Mies van der Rohe (Bauhaus als "geistige Ordnung") die Bauhaus-Leitung (Bauhaus: Gründungsphase 1919-1923, Konsolidierungsphase 1923-1928, Desintegrationsphase 1928-1933). In den 1920er-Jahren lehrten bedeutende Künstler wie Wassily Kandinsky (†1944), Paul Klee (†1940) oder Oskar Schlemmer (†1943) am Bauhaus. Zugrunde lag dem Bauhaus als Bildungsinstitution nicht zuletzt eine umfassende pädagogische Konzeption, die u.a. Kunst und Handwerk verbinden sollte und alle Ausprägungen von Kunst zusammenführen wollte (Werner Graf, Freie Rhythmus-Studie [1921]; Paul Klee, Die erhabene/heitere Seite des Bauhauses [1923]; Georg Muche, Adolf Meyer, Musterhaus für die Bauhausausstellung [1923]; Marianne Brandt, Teeextraktkännchen [1924]; Carl J. Jucker, Wilhelm Wagenfeld, "Bauhaus-Leuchte" [1925]; Walter Gropius, Bauhausgebäude in Dessau [1925/26]; Herbert Bayer, Universalschrift [1926]; Hannes Meyer, "Co-op Interieur" [1926]; Marcel Breuer, Stahlrohrsessel [ca.1926]; Oskar Schlemmer, Raumtanz [1927]; Marianne Brandt, Hin Bredendieck, Schreibtischleuchte [1927]; Hannes Meyer, Hans Wittwer u.a., Bernauer Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes [1928/30]; Iwao Yamawaki, Collage "Schlag gegen das Bauhaus" [1932]). In der Folge sollte das Bauhaus gerade über die USA (Emigration von Bauhaus-Architekten und -Künstlern, New Bauhaus) weltweite Bedeutung in den Bereichen Büro- und Industriearchitektur, Produkt- und Kommunikationsdesign (Universalschrift 1925) oder Fotografie erlangen. Als "Werkstatt der Moderne" verbreitete sich die Bauhaus-Idee über die ganze Welt, blieb aber besonders als moderne Form der Architektur umstritten. Nicht zuletzt müssen die "Bauhaus-Frauen" als "Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design" (Lehre; bildende Kunst, Fotografie, Innenarchitektur, Keramik, Weberei) Erwähnung finden: Anni Albers (†1994), Otti Berger (†1944), Marianne Brandt (†1983), Friedl Dicker (†1944), Marguerite Friedlaender-Wildenhein (†1985), Gertrud Grunow (†1944), Margarete Heymann-Loebenstein-Marks (†1990), Lucia Moholy (†1989), Lilly Reich (†1947), Lou Scheper-Berkenkamp (†1976), Grete Stern (†1999), Gunta Stölzl (†1983).
Zum Bauhaus als Architektur- und Kunstrichtung s.: bauhaus archiv berlin, Droste, Magdalena (2019), bauhaus (= Bibliotheca universalis), Köln 2019, 400 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, € 15,-; Müller, Ulrike (2009), Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design (= it 4284), Frankfurt a.M.-Leipzig 62019, 160 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, € 12,95; Nerdinger, Winfried (2018), Das Bauhaus. Werkstatt der Moderne (= BSR 2883), München 2018, 128 S., Schwarzweißabbildungen, € 9,95; Wick, Rainer (1982), bauhaus Pädagogik (= DuMont Dokumente), Köln 1982, 335 S., Schwarzweißabbildungen, DM 34,-. [Buhlmann, 02.2018, 12.2018, 04.2019, 03.2021]

Bauhofer, Arthur (1943), Geschichte des Stadtgerichtes von Zürich, Zürich 1943, XV, 239 S., Bildtafeln, € 3,-. Nach urkundlichen Nennungen von Zürich als civitas im 10. Jahrhundert (929, 972) ist um die Mitte des 12. Jahrhunderts ein Stadtwerdungsprozess unter der Äbtissin des Fraumünsters als Stadtherrin und den Zähringerherzögen als Reichsvögten anzunehmen (burgenses-, cives-Belege). Die Einsetzung des erstmals 1153 bezeugten Schultheißen als Amtsträger der Stadtherrin bzw. Unterbeamter des Reichsvogts erfolgte noch bis ins Spätmittelalter hinein durch die Äbtissin; nach dem Aussterben der Zähringer (1218) ist ab 1220/21 eine fast ununterbrochene Folge von Schultheißen belegt. Das Schultheißengericht wurde zum Züricher Stadtgericht; den Vorsitz im Gericht hatte der Schultheiß, daneben gab es die Urteiler bzw. Fürsprecher als Richter. Die Brunsche Revolution (1336/60) schuf die Gerichtsordnungen des Stadtgerichts von 1348/60. Es bestand ferner ein engeres Reichsvogteigericht betreffend die Blutgerichtsbarkeit, das nach dem Erwerb der Vogteien Stadelhofen-Zollikon (1358) und Küssnacht (1384) sowie der Blutgerichtsbarkeit (1400) durch die Stadt im 15. Jahrhundert (1414?) zum neueren Vogteigericht (Stangengericht) und mit dem "freien Stadtgericht" (auch als "beide Gerichte", als Stadt- und Vogteigericht, Stadtgericht im engeren Sinn als Schultheißengericht [so genannt bis ins 16. Jahrhundert]) verschmolzen wurde. Die Reformation in Zürich brachte die Einverleibung der Niedergerichte des Fraumünsters (1524) und des Großmünsters (1526) in das Stadtgericht. 1527 entstand ein Gerichtsbuch, dem 1553 und 1620 zwei weitere folgten, zudem 1715 das Stadt- und Landrecht. 1798 wurde das Züricher Stadtgericht aufgehoben. [Buhlmann, 05.2014]

Bauknecht, Heiner, Buhlmann, Michael, Meder, Willi, Stockburger, Claus, Winkler, Wolfgang Arno (2008), Brigachquelle, Brigach, Donau. Brigachquellfest des Vereins für Heimatgeschichte St. Georgen im Schwarzwald, St. Georgen 28.-29. Juni 2008 (= VA 39), St. Georgen 2008 > F Flussgeschichte(n)

Baum, Christoph (1995), Der Klosterwald von St. Blasien. Eine forstgeschichtliche Untersuchung über die Waldverhältnisse im Stiftsbann der ehemaligen Benediktinerabtei St. Blasien im südlichen Schwarzwald bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (= Hochschulsammlung Wirtschaftswissenschaft. Forstwissenschaft, Bd.8), Freiburg i.Br. 1995 > S St. Blasien

Baum, Wilhelm (1988), Die Stadt Villingen in der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Sigmund von Luxemburg und Herzog Friedrich IV. "mit der leeren Tasche" von Österreich, in: GHV 13 (1988), S.29-43. Vor dem Hintergrund von Konstanzer Konzil und luxemburgisch-habsburgischem Gegensatz im römisch-deutschen Reich und Norditalien spielten sich die politischen Auseinandersetzungen zwischen Herzog Friedrich IV. von Österreich (1386/1402-1439) und König Sigismund (1387/1410-1437) ab; sie eskalierten, als der Habsburger Papst Johannes XXIII. (1410-1415) zur Flucht aus Konstanz verhalf (1415), und betrafen die vorderösterreichischen Territorien und auch die habsburgische Stadt Villingen; u.a. kam es zur Besetzung der meisten vorderösterreichischer Territorien, habsburgische Landstädte wurden Reichsstädte, die Grafschaft Tirol war umkämpft, Villingen verblieb - soweit erkennbar - weitgehend auf habsburgischer Seite (Privilegierungen Villingens durch die Habsburgerherzöge Friedrich IV. und Ernst I. [1386/1402-1424] sowie durch König Sigismund [1415, 1417, 1418, 1435]). Erst im Verlauf der 1420er- und 1430er-Jahre gelang - nach einem Ausgleich mit dem König (Hornsteiner Vertrag 1425) - die fast gänzliche Wiedergewinnung der vorderösterreichischen Landesherrschaften durch den Herzog. [Buhlmann, 12.2014]

Baumann, Werner (1962), Ernst Friedrich von Baden-Durlach. Die Bedeutung der Religion für Leben und Politik eines süddeutschen Fürsten im Zeitalter der Gegenreformation (= VKGLBW B 20), Stuttgart 1962, 191 S., € 5,-. Ernst Friedrich (1577-1604) war Markgraf der frühneuzeitlichen Landesherrschaft Baden-Durlach. Die Residenzstadt Durlach erhielt unter dem Markgrafen 1586 ein Gymnasium, 1588 ein Renaissance-Lustschloss. Im Mit- und Gegeneinander mit seinen Brüdern Georg Friedrich (1584-1622) und Jakob III. (1584-1590) gelang Ernst Friedrich, der dem Calvinismus zuneigte, die "Oberbadische Okkupation" (1594), d.h. die Besetzung der Markgrafschaft Baden-Baden und die Vertreibung des dort regierenden Fürsten Eduard Fortunatus (1588-1594). Dieser kriegerische Akt verschärfte natürlich die konfessionellen Gegensätze am Oberrhein und führte Baden-Durlach politisch noch näher an die calvinistisch geprägte Kurpfalz heran. Er war zudem finanziell risikoreich, verkaufte Ernst Friedrich doch Besigheim und Altensteig an die württembergischen Herzöge (1595, 1603), die damit immer mehr Positionen im ehemaligen badischen "Nordosten" einnahmen. Dabei hatte sich die Reformation bei den Durlacher Markgrafen noch nicht völlig durchgesetzt, trat doch Jakob III., der über Hachberg-Emmendingen herrschte, 1590 zum katholischen Glauben über, starb jedoch noch im selben Jahr, an einer Vergiftung, wie katholische Quellen zu berichten wissen. Danach nahm Ernst Friedrich das Hachberger Territorium in Besitz und weigerte sich selbstredend, in der ehemaligen Herrschaft seines Bruders Jakob die Wiedereinführung des katholischen Glaubens weiterzuverfolgen. Auch Ernst Friedrichs Nachfolger, sein Bruder Georg Friedrich hielt das baden-badische Territorium weiterhin besetzt, vereinigte zudem die Landesherrschaft Baden-Durlach in einer Hand und gilt als der eigentliche Begründer der lutherischen Landeskirche in seinem Fürstentum. [Buhlmann, 04.2007, 07.2013]

Baur, Ludwig (2004), Lehr- und Übungsbuch der Allgemeinen Arithmetik und Algebra (zum Gebrauche an höheren Lehranstalten sowie zum Selbstunterricht), Stuttgart 1904 > M Mathematik

Bayer, Erich (1968), Griechische Geschichte (= KTA 362), München 1968 > G Griechische Geschichte

Bayer, Erich (1978), Grundzüge der griechischen Geschichte (= Grundzüge 1), Darmstadt 51978 > G Griechische Geschichte

BCG = Buchreihe der Cusanus-Gesellschaft

Bd. = Band

BdA = Bibliothek der Antike, GR: Griechische Reihe

BdAW = Bibliothek der Alten Welt. FD: Reihe Forschung und Deutung, GR: Griechische Reihe, RR: Römische Reihe

BDK = Bibliothek deutscher Klassiker, hg. v.d. Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar

BdM = Bibliothek des Morgenlandes

BdWi = Bücher des Wissens

Be

Beach, Alison I. (2002), Voices from a Distant Land. Fragments of a Twelfth-Century Nuns' Letter Collection, in: Speculum 77 (2002), S.34-53. Das Benediktinerkloster Admont im österreichischen Ennstal war im Jahr 1074 gegründet worden und wurde von Abt Wolfhold (1115-1137) durch eine Frauengemeinschaft ergänzt (1116/20). Das Frauenkloster entwickelte sich im 12. Jahrhundert - nicht zuletzt auf Grund einer strengen Askese - zu einer bedeutenden Institution von Gelehrsamkeit und Bildung. Einige Nonnen betätigten sich als Schreiberinnen von Handschriften, wie nicht zuletzt Einträge im Admonter Nekrolog zeigen, andere waren als Illustratorinnen von Handschriften tätig, sie schmückten z.B. die Initialen des Codex 18 der Admonter Stiftsbibliothek aus, eines Nonnenbreviers aus der Zeit um 1180. Auch die Lebensbeschreibung der uns namentlich unbekannten ersten Admonter Meisterin gehört hierher. Zudem haben bei der Verschriftlichung der Werke des Irimbert, des späteren Admonter Abtes (1172-1177), wohl Sanktimonialen maßgebend mitgewirkt. Irimbert verfasste in St. Georgen am Längsee und Admont als geistlicher Betreuer der Nonnen beider Klöster Kommentare zu alttestamentarischen Büchern: zum Hohelied, zu den Büchern der Könige und der Richter und zum Buch Ruth. In einigen Einleitungen zu den Kommentaren schildert Irimbert, wie Admonter Nonnen ihm bei der Verschriftlichung seiner Werke in einem Zeitraum von über dreißig Jahren (1145-1176) geholfen haben. Es entstanden daraus u.a. zwei illuminierte Prachthandschriften, die Codices Nr. 16 und 17 der Admonter Stiftsbibliothek, angefertigt während des Abbatiats Irimberts. Von den mündlichen Ausführungen bis zum Codex ist die Verschriftlichung der Kommentare Irimberts dabei recht gut nachzuvollziehen. Als Schreiberinnen finden übrigens namentlich Erwähnung die Nonnen Irmingard und Regilind. Zur Admonter Buchproduktion, in der also die Nonnen an prominenter Stelle eingebunden waren, gehörte mit Skriptorium und Malschule ein geeignetes Umfeld. Ob die geistlichen Frauen ein eigenes Skriptorium besaßen, ist unklar, eine eigene Bibliothek war im Admonter Frauenkloster jedenfalls vorhanden, wie hochmittelalterliche Nekrologeinträge über Bibliothekarinnen ausweisen. Doch werden die Nonnen auch auf den Bibliotheksbestand des Admonter Männerklosters zurückgegriffen haben. Das Admonter Frauenkloster war damit ein Zentrum hochmittelalterlicher Schriftkultur im süddeutschen und österreichischen Raum. Geschrieben wurde aber nicht nur auf Latein, sondern auch auf Deutsch. Dies belegen zumindest einige volkssprachliche Zeugnisse wie eine Professformel für die Nonnen. Der Gebrauch des Mittelhochdeutschen im Kloster wird verständlich, wenn wir von einer Kommunikation mit den Laienschwestern, den Konversinnen ausgehen. Wir erkennen: Die Admonter Nonnen waren auch auf Grund ihrer theologischen Bildung hoch geschätzt, und Kommunikation fand innerhalb und außerhalb der engen Grenzen der Frauenklausur statt. [Buhlmann, 10.2008]

Bearb. = Bearbeiter/in

Bebenhausen, Zisterzienserkloster: (Kloster) Bebenhausen liegt nördlich von Tübingen, am Südhang des Brombergs auf einem seit dem Mittelalter künstlich erweiterten Plateau oberhalb der Talsohle zweier dort zusammenfließender Bäche, an einer Fernstraße von den Alpen zum Rheintal, am Rande des Schönbuchs, des großen mittelalterlichen Reichswaldes. Das Grundwort des Ortsnamens -hausen mag auf die Alemannen und damit auf das 8./9. Jahrhundert zurückgehen, das Bestimmungswort Bebo- auf einen Mann dieses Namens, der sagenhafter Überlieferung zufolge je nachdem Herzog, Mönch oder Einsiedler gewesen sein soll. Ein Gütertausch mit dem Bistum Speyer war nun eine Voraussetzung für das durch Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (1182-1219) "zum Zwecke seines Seelenheils" wahrscheinlich 1183 gestiftete Kloster beim Dorf Bebenhausen. Die Mönche waren - der Konzeption Bebenhausens als Grablege für die pfalzgräfliche Familie entsprechend - zunächst Prämonstratenser, die vielleicht aus Marchtal (Obermarchtal bei Ehingen) kamen. Vor 1189/90 verließen indes die Prämonstratenser Bebenhausen, und Zisterziensermönche aus Schönau (bei Heidelberg) siedelten sich dort an, nachdem der Anfrage des Pfalzgrafen Rudolf in Cîteaux durch eine die Örtlichkeiten untersuchende Kommission und das Generalkapitel positiv entsprochen wurde. Bebenhausen gehörte über Schönau und Eberbach damit zur Filiation der Mutterabtei Clairvaux. Erst unter den Zisterziensern begann der eigentliche Bau und Ausbau von Kloster und Klostergebäuden. Jedenfalls berichten mittelalterliche Quellen zu Beginn des 13. Jahrhunderts von einer angespannten wirtschaftlichen Lage, die trotz weitreichender Schenkungen und Güterzuwendungen das Kloster erfasst hatte. Doch zählte die Mönchsgemeinschaft am Ende des 13. Jahrhunderts bis zu 80 Mönche und 130 Konversen (Laienbrüder) und wurde im Verlauf des späten Mittelalters zum reichsten württembergischen Kloster. Die rechtlichen Grundlagen für das Zisterzienserkloster gaben dabei die frühen Privilegienverleihungen ab. Zu erwähnen ist zuvorderst das "Große Gründungsprivileg" des Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen vom 30. Juli 1191. Der Absicherung Bebenhausens gegenüber dem Königtum diente das Diplom Kaiser Heinrichs VI. (1190-1197) vom 29. Juni 1193, in dem der Herrscher die Rechte, Freiheiten und Besitzungen, die dem Kloster von seinem Gründer gewährt worden waren, bestätigte. Schließlich erhielt mit Datum vom 18. Mai 1204 die Zisterze von Papst Innozenz III. (1198-1215) ein großes Privileg, in dem der römische Bischof nach dem üblichen Formular die üblichen zisterziensischen Rechte und Vergünstigungen, u.a. die Unterstellung unter das Papsttum und die Exemtion vom Bischof, vergab. Das Kloster Bebenhausen besaß eine umfangreiche wirtschaftliche Grundlage aus Gütern und Rechten, die vom Zabergäu über den Schönbuch bis zur Schwäbischen Alb reichten. Gemäß einer "zisterziensischen Autarkie" wurde der Landbesitz - zumindest bis ins 14. Jahrhundert hinein - in Eigenwirtschaft betrieben, d.h. die Grundherrschaft bestand aus Grangien unter der Leitung von Mönchen, die im Rahmen einer leistungsfähigen Klosterwirtschaft von Laienbrüdern unterstützt wurden. Es gab Grangien mit ausgeprägtem Ackerbau neben denen, die auf Viehzucht spezialisiert waren. Fischteiche und Fischwirtschaft spielten ein wichtige Rolle, ebenso die Waldbewirtschaftung, der Weinbau und die Gartenwirtschaft, die für die innerklösterliche Versorgung bedeutsam war. Auch auf die Verflechtung des Klosters mit der städtischen Wirtschaft sei hingewiesen, besaß die Mönchsgemeinschaft doch städtische Klosterhöfe (Pfleghöfe), u.a. in Ulm. Über Ulm betrieb das Kloster einen intensiven Weinhandel, die Klosterhöfe in den Städten wurden zu Verwaltungsmittelpunkten innerhalb der Grundherrschaft. Dass Letztere sich im Verlauf des späten Mittelalters unter Aufgabe der Grangienwirtschaft zu einer Rentengrundherrschaft mit aus der Güterverpachtung gezogenen Zinsen entwickeln sollte, sei noch am Rande erwähnt, ebenso, dass in dieser Zeit das Kloster an einige Patronats- und Zehntrechte gelangte. Im 14. Jahrhundert geriet die Zisterze Bebenhausen zunehmend in den Sog der württembergischen Landesherrschaft. Schon zu Beginn des Jahrhunderts war Bebenhausen vom Reichskrieg gegen den Grafen von Württemberg (1310-1312) betroffen, der Druck verstärkte sich nach der Über-nahme der Tübinger Pfalzgrafschaft durch Württemberg (1342) und nach dem Sieg der Württemberger über den schwäbischen Städtebund in der Schlacht bei Döffingen (1388). Auf die Dauer wichen somit Reichsbindung und relative (zisterziensische) Reichsunmittelbarkeit des Klosters der Landesherrschaft der württembergischen Grafen und Herzöge. Im Verlauf gerade der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts verstärkte sich die Landsässigkeit der Zisterze bis hin zur Landstandschaft. Bebenhausen mit seinem Klosterterritorium zwischen Altdorf/Breitenstein und Unterjesingen/Lustnau/Pfrondorf und um Immenhausen und Ofterdingen wurde zu einem württembergischen Prälatenkloster, gehörte zu den Landständen innerhalb des Herzogtums und war seit 1498 auf den württembergischen Landtagen vertreten. Als nach einem habsburgischen Zwischenspiel (1519-1534) Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1550) die Rückeroberung seines Territoriums gelungen war, führte er in seinen Prälatenklöstern die Reformation ein (1534/35). Auch Bebenhausen war davon betroffen, die katholische Klosterzeit neigte sich nach dem Tod des Abtes Johannes von Fridingen (1493-1534) dem Ende zu, nachdem die Zisterze schon im Rahmen des Bauernkriegs 1525 Schaden genommen hatte.
Zu Bebenhausen s.: Köhler, Mathias (Bearb.) (1995), Die Bau- und Kunstgeschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Bebenhausen bei Tübingen (= VKGLBW B 124), Stuttgart 1995, XV, 411, 70 S., DM 64,-. Sydow, Jürgen (Bearb.) (1984), Die Zisterzienserabtei Bebenhausen (= GS 16 = Das Bistum Konstanz 1), Berlin-New York 1984, X, 342 S., € 98,-; Die Zisterzienser in Bebenhausen, hg. v. Ursula Schwittala u. Wilfried Setzler (1998) (= Ausstellungskatalog), Tübingen 1998, 152 S., € 5,-. [Buhlmann, 09.2004, 03.2009, 11.2012]

Becher, Matthias (1993), Eid und Herrschaft. Untersuchungen zum Herrscherethos Karls des Großen (= VuF, Sonderband 39), Sigmaringen 1993, 239 S., DM 68,-. Die von dem fränkischen König Karl den Großen (768-814) verlangten Treueidleistungen von 789 und 802 (Treueidformulare mit Ausführungsbestimmungen [Kapitulare]) stehen für die Unterordnung der Untertanen und des Adels unter den Herrscher. Das Treueidformular von 789 (fidelis sum, Eid als sacramentum fidelitatis, Arglistklausel; Eid bezogen auf: Leben des Königs, Bündnis mit auswärtigen Reichsfeinden) knüpfte dabei an die Treueidleistungen im merowingischen Frankenreich an. Es wurde erweitert zu den zwei überlieferten Treueidformularen von 802 (Treueid per drictum nach Recht und Gesetz, pars, sicut homo, Nomentheorie, nomen cesaris und honor regni, Herrscher als rector und gerechte Herrschaft, Eidleistung auf Gott und die Heiligen; Eid zudem bezogen auf: Rechte und Güter des Herrschers; Infidelität und Majestätsverbrechen). Eide und Eidformulare finden sich in einem engen Zusammenhang mit dem (aufkommenden) Lehnswesen (Herrscher/Untertan - Herr/Vasall). Programmatisch (und verfälschend) führen (um 790) die Reichsannalen diesbezüglich den Fall des Bayernherzogs Tassilo III. (748-788) an (angeblicher Vasalleneid von 757, angeblicher harisliz von 763). Die Treueide sind mithin Ausfluss von (neuem) Herrscherethos und Selbstverständnis des fränkischen Königs und Kaisers, die den Herrscher über Adel und Untertanen herausheben. [Buhlmann, 08.2011]

Becher, Matthias (1999), Karl der Große (= BSR 2120), München 1999 > K Karl der Große

Becher, Matthias (2009), Merowinger und Karolinger (= Geschichte kompakt. Mittelalter), Darmstadt 2009, 160 S., € 9,90. I. Merowinger: Die Anfänge der Merowingerdynastie lassen sich bei den Kleinkönigen als Anführer (duces) kriegerischer Gefolgschaften (Heerkönigtum) während der fränkischen "Landnahme" im römischen Reich (5./6. Jahrhundert) verorten (Könige Chlodio, Merowech, Childerich I.). Das Frankenreich entstand als Germanenreich auf dem Boden des römischen Gallien. Mit der fränkischen Großreichsbildung König Chlodwigs I. (482-511) und dessen Übertritt zum christlich-katholischen Glauben (496 oder 507/08) begann die Zeit der merowingischen Herrscherdynastie und damit eine Epoche des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter, die geprägt war durch ein erbliches, Teilungen unterworfenes Königtum an der Spitze eines römisch-germanischen Vielvölkerstaates christlich-barbarischer Prägung. Einer Phase der Expansion des Frankenreichs unter Chlodwig I. und den Chlodwigsöhnen Theuderich I. (511-533), Chlodomer (511-524), Childebert I. (511-567) und Chlothar I. (511-561) (Reich des Syagrius 486, Alemannen 496, Tolosanisches Westgotenreich 507, Thüringerreich 531, Burgunderreich 532/34, Provence 536/37) folgte die des "Bürgerkriegs" (bellum civile, 584-613) unter den Chlotharsöhnen und -enkeln, insbesondere zwischen Sigibert I. (561-575) und dem auch kulturell interessierten Chilperich I. (561-584) bzw. zwischen dem neustrischen König Chlothar II. (584-629) und der austroburgundischen Regentin Brunichilde (†613). Die Bürgerkriege beschleunigten dabei die Formierung der Teilreiche/Reichsteile Neustrien, Austrien und Burgund innerhalb des fränkischen Gesamtreichs. Daran änderten auch die Jahre der Reichseinheit (613-639) unter Chlothar II. (Pariser Reichsversammlung und -konzil, Edictum Chlotharii 614) und Dagobert I. (623/29-639) nicht viel, kam doch den Großen in den Reichsteilen eine immer größere Bedeutung zu (Hausmeier). Die Unmündigkeit der Dagobertsöhne Sigibert III. (639-656/57) und Chlodwig II. (639-656/57) verstärkte den Einfluss des Adels und der Großen auf die fränkische Politik (Hausmeier in Austrien, Regentschaft der Königin Nanthild [†642] in Neustrien). Mit dem Aufstieg der karolingischen Hausmeier in Austrien verstärkte sich der Gegensatz zwischen den Teilreichen Neustroburgund und Austrien ("Staatsstreich" Grimoalds 657/62?, Regentschaft der Königin Balthilde [†680/81] in Neustrien, Hausmeier Ebroin), der letzte regierungsfähige Merowingerkönig und Gesamtherrscher Childerich II. (673-675) wurde ermordet. Die Merowingerkönige danach waren - so will es die frühmittelalterliche Überlieferung - "Schattenkönige", sie hatten mit den politischen Kämpfen des ausgehenden 7. und der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts nichts zu tun. Sieger der Auseinandersetzungen um die Macht im Frankenreich war der karolingische Hausmeier und princeps Pippin der Mittlere (†714; Schlacht bei Tertry 687); Pippins Enkel Pippin der Jüngere (741/51-768) sollte den letzten Merowingerkönig Childerich III. (743-751) absetzen und selber König werden (751). Auf die Merowinger folgten die Karolinger als Herrscher im Frankenreich. II. Karolinger: Der Aufstieg der Adelsfamilie der Karolinger vollzog sich im Rahmen des merowingischen Frankenreichs seit dem 7. Jahrhundert, zunächst mit dem Auftreten der Arnulfinger-Pippiniden (-Karolinger) Arnulf, Bischof von Metz (614-629), und Pippin des Älteren, Hausmeier in Austrien (624/25-639), in der Regierungszeit der Merowingerkönige Chlothar II. (613-629) und Dagobert I. (623/29-639). Pippins Tochter Begga (†693?) und Arnulfs Sohn Ansegisel (†n.657) begründeten durch Heirat und Nachkommenschaft die Hausmeierdynastie der Arnulfinger, später nach Karl Martell (714-741) als Karolinger bezeichnet. Im Verlauf des endenden 6. und des 7. Jahrhunderts bildeten sich innerhalb des fränkischen Gesamtreiches die Teilreiche/Reichsteile Neustrien, Austrien und Burgund heraus; im 7. Jahrhundert gelang in Austrien trotz des Rückschlags des "Staatsstreichs" Grimoalds (657/62?) der Aufstieg der karolingischen Hausmeier. Vor dem Hintergrund der Merowingerkönige als "Schattenkönige" (n.675) setzte sich im "Kampf aller gegen alle" der karolingische Hausmeier und princeps Pippin der Mittlere (†714) als Sieger der Auseinandersetzungen um die Macht im Frankenreich durch (Schlacht bei Tertry 687). Pippins Sohn Karl Martell konnte sich in der "Sukzessionskrise" nach dem Tod des Vaters gegen Pippins Witwe Plectrudis und die Neustrier durchsetzen (714/18); er verfolgte eine offensive Politik gegen Alemannen, Friesen und Sachsen und besiegte ein islamisches Heer in der Schlacht bei Tours und Poitiers (732). Bei Karls Tod (741) wurde das Frankenreich unter dessen Söhne Pippin der Jüngere (741/51-768) und Karlmann (741-747) geteilt; nach der Abdankung Karlmanns (747) konnte Pippin den letzten Merowingerkönig Childerich III. (743-751) absetzen und mit Hilfe des Papsttums selber König werden (751). Auf die Merowinger folgten die Karolinger als Herrscher im Frankenreich (Einbeziehung Aquitaniens 760-768). Beim Tod des ersten Karolingerkönigs erfolgte wiederum eine Teilung des Frankenreichs, diesmal zwischen Karl (dem Großen, 768-814) und Karlmann (768-771). Nach dem frühen Tod Karlmanns (771) war Karl der Große Alleinherrscher und erweiterte das Frankenreich beträchtlich (Eroberung des Langobardenreiches 773/74; Eroberung Sachsens 772-804; Angliederung Bayerns 788) bei Ausformung eines christlichen Reiches und Erwerb des (römischen) Kaisertums (800). Der Rahmen der "karolingischen Renaissance" bot die Möglichkeit von Reformvorhaben (Schriftlichkeit, Admonitio generalis [789], Gesetzgebung und Kapitularien), die von Karls Sohn Ludwig dem Frommen (814-840) zunächst (Aachener Reichsversammlung 818/19) und unter Betonung der Reichseinheit (Ordinatio imperii 817) konsequent weiterverfolgte. Krisenerscheinungen im Frankenreich traten im Zusammenhang mit Normanneneinfällen und Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und seinen Söhnen auf. Im nach dem Tod des Kaisers ausbrechenden Bürgerkrieg setzten sich die jüngeren Söhne Ludwigs gegen ihren Bruder Kaiser Lothar (817-855), dem Verfechter der Reichseinheit, durch (Schlacht bei Fontenoy 841). Der Vertrag von Verdun (843) besiegelte die Teilung des Karolingerreiches in ein West-, Mittel- und Ostreich und damit das Ende aller Reichseinheitspläne. Lediglich zwischen 885 und 887 sollte noch einmal ein geeintes Reich unter Kaiser Karl III. (876-887/88) entstehen, während sich Westfranken unter Kaiser Karl II. dem Kahlen (840-877) und Ostfranken unter König Ludwig II. dem Deutschen (833/40-876) konsolidierten und das Mittelreich sich zergliederte (Teilung 855, Teilung Lotharingiens [Vertrag von Meersen] 870). Das Jahr 888 sah - bei fortschreitendem Aufstieg von Adligen und Großen als Mittelgewalten - die Ablösung der Karolinger im Westfrankenreich, Italien und Burgund. Mit Ludwig dem Kind (900-911) erlosch das karolingische Königtum im von den Ungarn heimgesuchten Ostfrankenreich (911), mit König Ludwig V. (986-987) im Westfrankenreich (987). West- und Osfrankenreich, Burgund und Italien verstanden sich bis ins 11. Jahrhundert hinein dennoch gemeinschaftlich als Nachfolgereiche des regnum Francorum.
Vgl. zu Merowingern und Karolingern noch: Hlawitschka, Eduard (1979), Studien zur Genealogie und Geschichte der Merowinger und der frühen Karolinger, in: RhVjbll 43 (1979), S.1-99. [Buhlmann, 09.2015]

Becher, Matthias (2011), Chlodwig I. Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt, München 2011, 330 S., € 24,95. Der Begründer des fränkisch-merowingischen Großreichs Chlodwig lässt sich - trotz (oder gerade wegen) der wenig ausreichenden Quellenlage (Gregor von Tours, zeitgenössische Briefwechsel) - (gut) einordnen in die Frühgeschichte fränkisch-römischen Mit- und Gegeneinanders ab dem 3. Jahrhundert n.Chr. (fränkische Ethnogenese am Niederrhein, Franken als Völkergruppe, Salier wohl nicht als gens zu verstehen, Franken in Gallien, Ende des weströmischen Reiches). Chlodwig (481/82-511) folgte seinem Vater Childerich (ca.461-481/82), dessen mit reicher Ausstattung (Waffen, Schmuck, römische und fränkische Beigaben) versehenes Grab 1653 in Tournai entdeckt wurde, im Königtum nach. Ihm gelang es, gegen den Widerstand eines Syagrius (486/87), der Alemannen (496/97) oder Westgoten (und Ostgoten) (507) und unter Beseitigung der fränkischen Kleinkönigreiche die Franken und weite Teile Nordgalliens einschließlich großer rechtsrheinischer Gebiete unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Bedeutsam war Chlodwigs Übertritt zum katholischen Glauben 498 (?); private Gründe (Chlodwigs Ehefrau Chrodechilde) und auch das römische Umfeld, mit dem Chlodwig von jeher Kontakt hatte, begünstigten diesen Entschluss. Der Auslöser soll aber die Alemannenschlacht gewesen sein, bei der Chlodwig den Übertritt zum Christentum gelobte. Das Band zwischen Franken und katholischer Kirche und damit zur römisch-senatorischen Führungsschicht in Gallien war geknüpft. Die Römer/Romanen sollten in der Verwaltung des Reiches, bei der Fortführung des römischen Staatsapparates, eine Rolle spielen. Mit Chlodwig entstand also das (geeinte) fränkische Königtum der Merowinger, die bis 751 wenigstens formal herrschen sollten, und das fränkische Großreich, das in der Folgezeit fast den ganzen Raum des ehemals römischen Gallien und auch die gentes der Thüringer, Alemannen und Bayern vereinnahmte. An den Rand gedrängt wurden hingegen die fränkischen Kernräume der Spätantike und damit das Gebiet am und östlich des Niederrheins. [Buhlmann, 09.2011]

Becher, Matthias (2012), Otto der Große. Eine Biographie, München 2012 > O Otto I.

Becher, Matthias (2015), Die Rheinlande. Von der Spätantike zum merowingischen Frankenreich, in: RhVjBll 79 (2015), S.32-42. Das Rheinland, das Niederrheingebiet war Ausgangspunkt fränkischer Expansion (Chamaven, Chattuarier, Brukterer, Salier [zumindest zeitweise?] als fränkischer Teilstamm [?], "Ribuarier" [kein fränkischer Teilstamm]) in römisch-spätantiker Zeit (3.-5. Jahrhundert), die Francia rinensis (Rheinland als Landschaft; Dispargum als römisches Grenzkastell Duisburg?) wurde durch König Chlodwig (482-511) dem merowingischen Frankenreich (5./6.-8. Jahrhundert) eingegliedert, besaß aber im Merowingerreich auf Grund seiner Randlage nur eine untergeordnete (politische) Bedeutung innerhalb des Merowingerreichs und Austrasiens (Rheinland und Francia antiqua, Köln als Vorort des Rheinlands [Bestattung Königin Wisigards, Rolle Kölns in den merowingischen bella civilia] <-> sedes regiae Reims, Metz). Das sollte sich erst mit dem Aufstieg der Karolinger und im karolingischen Frankenreich ändern. [Buhlmann, 04.2018]

Becher, Stephan (1998), Schnell und erfolgreich studieren. Organisation, Zeitmanagement, Arbeitstechniken, Würzburg 1998, 155 S., Abbildungen, Pläne, Tabellen, DM 26,80 > Kompendium Mittelalter > Studium [Buhlmann, 07.2020]

Bechert, Tilmann (1999), Die Provinzen des Römischen Reiches. Einführung und Überblick (= Orbis Provinciarum. Römische Provinzen), Mainz 1999 > W Wesch-Klein, Provinzen

Becht, Hans-Peter (Hg.), Pforzheim im Mittelalter. Studien zur Geschichte einer landesherrlichen Stadt (= Pforzheimer Geschichtsblätter, Bd.6), Sigmaringen 1983, I. Das mittelalterliche Pforzheim entstand topografisch dort, wo sicher noch im frühen Mittelalter römische Ruinen nördlich der Enz aufragten. Bis ins späte 3. Jahrhundert war die römische Siedlung Portus eine wichtige Station an der Straße vom Rhein zum Neckar. Im 4. und 5. Jahrhundert belegen Funde eine relative Siedlungskontinuität, die wahrscheinlich auch durch den mittelalterlichen Namen "Pforzheim", entstanden aus dem römischen portus und dem -heim-Grundwort, vermittelt wird. Die beim römischen Enzübergang gelegene Altenstädter Kirche mit Martinspatrozinium mag ein weiteres Indiz für die uns nur brüchig vermittelten Kontinuitäten sein, ebenso ein fränkisches Gräberfeld, Reihengräber aus dem 6./7. Jahrhundert. Eigentlich mittelalterliche Funde setzen dann im 8./9. Jahrhundert ein, 1067 urkundete König Heinrich IV. (1056-1106) in Pforzheim, die "Alte Stadt" um die Martinskirche ist hier erstmals schriftlich bezeugt. Ob es eine Königspfalz in Pforzheim, etwa im Bereich des späteren Schlosses, gegeben hat, ist aber umstritten. Sie bzw. eine Burganlage könnten dann Ausgangspunkt für die Entwicklung der "Neuen Stadt" gewesen sein, die sich im späten 12. Jahrhundert herausgebildet hatte und die alte Siedlung überflügelte. Schultheiß und Bürger Pforzheims (sculteto et universis civibus) werden in einer pfalzgräflichen Urkunde von 1195 genannt. Die Stauferstadt gelangte dann vor 1227 an die badischen Markgrafen, Pforzheim wurde zur Territorialstadt mit Stadtmauer (bis 1290), Gericht und Geschworengremium (1290), einer Ratsverfassung (unter Beteiligung der Zünfte, 1381/84) und landesherrlichen Privilegien (1491). II. Das späte Mittelalter sah Pforzheim u.a. als Stadt des Fernhandels und der Finanzen, die Beeidung des Wegzugverbots vom 9. Dezember 1348 durch 98 Pforzheimer Bürger und Richter - was eine Einwohnerzahl von mehr als 500 ergibt - sollte im Sinne der Landesherrschaft Entfremdungen vorbeugen. Trotzdem siedelten Bürger der Pforzheimer Oberschicht in andere Städte und Landesherrschaften um, u.a. nach Speyer. Das Beispiel des vermögenden Heinrich Göldlin (*1350/55-†1435) zeigt, wie ein "Eigenmann" des Markgrafen Bernhard I. (1372-1431) das badische Territorium verlies, um in Speyer und Zürich Bürger und in Heilbronn Bürgermeister (1390er-Jahre) zu werden. Die Versuche des Markgrafen, Göldlin zurückzufordern, scheiterten am Widerstand der Städte, deren wirtschaftlich und sozial erfolgreicher Bürger Göldlin war. III. Am Ende des Mittelalters wurde in Pforzheim die Michaelskirche in der "Neuen Stadt", eine Filiale der Martinskirche, unter landesherrlicher Führung und mit päpstlicher Bestätigung in ein Kollegiatstift umgewandelt (1460). Das Stift sollte Ausgangspunkt sein für die Gründung einer Pforzheimer Universität, doch scheiterten diesbezügliche Pläne mit der badischen Niederlage in der Schlacht bei Seckenheim (20. April 1462). Das Kollegiatstift ging im Zuge reformatorischer Bestrebungen des badischen Landesherrn Karl II. (1553-1577) nach 1555/59 zugrunde. Pforzheim selbst war bis 1565 Residenzstadt und darüber hinaus Begräbnisstätte der ernestinischen Linie der Markgrafen (Erbteilung von 1535). [Buhlmann, 09.2006]

Beck, Barbara (2008), Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte. Vom 18. Jahrhundert bis heute, Nachdruck Wiesbaden 62016, 192 S., € N.N. In zeitlicher Reihenfolge bietet das Buch Kurzbiografien von: Anna Göldi (*1734-†1782), Dienstmagd und "Hexe"; Carolin Herschel (*1750-†1848), Astronomin; Marie Antoinette (*1755-†1793), Königin von Frankreich; Charlotte Corday (*1768-†1793), Attentäterin; Wilhelmine Reichard (*1788-†1848), Ballonfahrerin und Fabrikantin; Ida Pfeiffer (*1797-†1858), Reisende und Reiseschriftstellerin; Victoria (I.) Alexandrina (*1819-†1901), britische Königin; Clara Schumann (*1819-†1896), Pianistin und Komponistin; Florence Nightingale (*1820-†1910), Krankenpflegerin; Lola Montez (*1821-†1861), Tänzerin; Elisabeth von Österreich (Sisi; *1837-†1898), Kaiserin von Österreich; Bertha von Suttner (*1834-†1914), Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin; Marie Curie (*1867-†1934), Physikerin und Nobelpreisträgerin; Gertrude Bell (*1868-†1926), Forschungsreisende, politische Beraterin; Rosa Luxemburg (*1871-†1919), Politikerin; Zitkala-Sa (*1876-†1938), Schriftstellerin, politische Aktivistin; Mata Hari(*1876-†1917), Tänzerin und Spionin; Anna Pawlowna Pawlowa (*1881-†1931), Primaballerina; Coco Chanel (*1883-†1971), Modeschöpferin; Käthe Kruse (*1883-†1968), Unternehmerin; Eleanor Roosevelt (*1884-†1962), First Lady der USA; Agatha Christie (*1890-†1976), Schriftstellerin; Anna Frued (*1895-†1982), Psychoanalytikerin; Golda Meir (*1898-†1978), Politikerin; Peggy Guggenheim (*1898-†1979), Kunstsammlerin und Mäzenin; Leni Riefenstahl (*1902-†2003), Tänzerin, Schauspielerin, Fotografin; Josephine Baker (*1906-†1975), Tänzerin und Sängerin; Maria Goeppert-Mayer (*1906-†1972), Physikerin und Nobelpreisträgerin; Hannah Arendt (*1906-†1975), Philosophien; Elly Beinhorn (*1907-†2007), Flugpionierin; Frida Kahlo (*1907-†1954), Malerin; Astrid Lindgren (*1907-†2002), Schriftstellerin; Simone de Beauvoir (*1908-†1986), Schriftstellerin und Philosophin; Mutter Theresa (*1910-†1997), Ordensgründerin und Nobelpreisträgerin; Sonja Henie (*1912-†1969), Eiskunstläuferin, Schauspielerin, Museumsgründerin; Rosa Parks (*1913-†2005), Bürgerrechtlerin; Edith Piaf (*1915-†1963), Sängerin und Schauspielerin; Indira Ghandi (*1917-†1984), indische Premierministerin; Eva (Evita) Perón (*1919-†1952), Schauspielerin, Prima Dama Argentiniens; Sophie Scholl (*1921-†1943), Widerstandskämpferin; Maria Callas (*1923-†1977), Opernsängerin; Margaret Thatcher (*1925-†2013), britische Premierministerin; Audrey Hepburn (*1929-†1993), Schauspielerin; Grace Kelly (*1929-†1982), Schauspielerin, Fürstin von Monaco; Niki de Saint Phalle (*1930-†2002), Künstlerin; Wangrai Maathai (*1940-†2011), Politikerin, Nobelpreisträgerin; Wilma Rudolph (*1940-†1994), Leichtathletin; Alice Schwarzer (*1942), Frauenrechtlerin; Benazir Bhutto (*1953-†2007), pakistanische Premierministerin; Angela Merkel (*1954), deutsche Bundeskanzlerin. [Buhlmann, 11.2023]

Beck, Friedrich, Beck, Lorenz, Friedrich, Die Lateinische Schrift. Schriftzeugnisse aus dem deutschen Sprachgebiet vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Köln-Weimar-Wien 2007, XII, 675 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Textabbildungen und Transkriptionen, € 59,90. I. Paläografie ist historische Hilfswissenschaft von der Schrift, bezogen auf europäisches Mittelalter, frühe Neuzeit und Moderne von der lateinischen Schrift, von deren Entwicklung und medialem Umfeld. II. Schrift benötigt Schriftträger als Beschreibstoffe (Papyrus, Papier, Rinde, Stein, Wachstafel u.ä.) und Schreibwerkzeuge als Schreibgeräte (stilus, Schreibrohr, Volgelfeder, Metallfeder [spätes Mittelalter], Druck [15. Jahrhundert, Mitte], Stahlfeder [1717], Füllfederhalter [n.1850, 1871/72], Schreibmaschine [1714/1829/1866/1873/74], Computer [20. Jahrhundert, 3. Drittel]) und als Schreibstoffe (Tinte, Farben, Druckerschwärze, Toner). III. In zeitlicher Anordnung stellt sich die Entwicklung der lateinischen Schrift von der Antike bzw. dem Mittelalter bis in die Jetztzeit wie folgt dar: lateinische Majuskel (Großschrift; Zeit v.Chr.) und deren Varianten Kapitalis (capitalis quadrata, capitalis rustica), Majuskelkursive (als ältere römische Kursive; 1. Jahrhundert v.Chr.) und Unziale (ab 3./4. Jahrhundert n.Chr.) sowie deren Ableitungen ("Entmajuskelung", Hinwendung zum Vierliniensystem) Halbunziale und jüngere römische Kursive (ab 3. Jahrhundert n.Chr.) (römische Kürzungen, Zahlzeichen); vorkarolingische Buch-, Amtsbuch-, Urkundenschriften wie Halbunziale (Buchschrift als Rundschrift), Insulare (als irisch-angelsächsische Schrift, Spitzschrift, Minuskelschrift), merowingische Urkundenschrift (Frühminuskel) (6.-8. Jahrhundert) und Kuriale (als päpstliche Urkundenschrift) (6.-12. Jahrhundert); karolingisch-romanische Minuskel als Buch-, Amtsbuchschrift bzw. Urkundenschrift (diplomatische Minuskel) (9.-12. Jahrhundert); hoch- und spätmittelalterliche Schriften wie frühgotische Minuskel (12./13. Jahrhundert), hochgotische Minuskel (13./14. Jahrhundert), Rotunda (14./15. Jahrhundert), spätgotische Textura (15./16. Jahrhundert) und Gothico-Antiqua (Humanismus) als Buch-, Amtsbuchschrift bzw. Urkundenschriften und wie gotische (Urkunden-) Kursive als Urkunden-, Aktenrein- und Konzeptschriften (14.-16. Jahrhundert) und gotische Bastarda als Buch-, Amtsbuchschrift, Urkunden-, Aktenrein-, Konzept- und Individualschriften (14.-16. Jahrhundert) (Kürzungen, Zahlzeichen; neugotisch-deutsche Schriften wie Fraktur als Buch-, Amtsbuch-, Urkunden-, Aktenrein- und Druckschriften (16.-18. Jahrhundert), Kanzlei als Urkunden- und Aktenreinschriften (16.-19. Jahrhundert), Kurrente als Amtsbuch-, Urkunden-, Aktenrein, Konzept- und Individualschriften (Renaissance, Barock, Rokoko, Klasizismus, Moderne) (Kürzungen, Zahlzeichen), Antiqua-Schriften wie Antiqua-Minuskel als Buch-, Amtsbuch- und Druckschriften (14./15.-20. Jahrhundert), Antiqua-Minuskel bzw. Cancelleresca als Urkunden-, Aktenrein-, Druck- und Konzept- und Individualschriften (15.-17. Jahrhundert), Antiqua-Kursive als Buch-, Amtsbuch- und Druckschriften (15.-18./19. Jahrhundert) (Kürzungen, Zahlzeichen). [Buhlmann, 11.2017]

Beck, Hans-Georg (1982), Das byzantinische Jahrtausend (= dtv 4408), München 1982 > B Byzantinische Geschichte

Beck, Otto (1937), Wallfahrtskirche Steinhausen (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.203), Regensburg 342010 > S Steinhausen

Becker, Oskar, Hofmann, Josef E. (1951), Geschichte der Mathematik, Bonn 1951 > S Stillwell, Mathematics

Becker-Huberti, Manfred (2000), Lexikon der Bräuche und Feste. Über 3000 Stichwörter mit Infos, Tipps und Hintergründe für das ganze Jahr, Freiburg-Basel-Wien 22001 > Z Zeit

Beckerath, Jürgen von (1997), Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v.Chr. (= MÄS 46), Mainz 1997 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Beda Venerabilis (*672/73-†735), angelsächsischer Mönch und Gelehrter: I. Beda Venerabilis ("der Ehrwürdige") verbrachte fast sein ganzes Leben im northumbrischen Kloster Jarrow (und [Monk-] Wearmouth). Wohl 679/80 wurde er der Mönchsgemeinschaft (als puer oblatus) übergeben. Von da an blieb er im Wesentlichen im Kloster Jarrow. Hier genoss er eine Erziehung und Ausbildung, hier wurde er Mönch und vermittelte in Lehre und Schrift sein reichhaltig erworbenes Wissen weiter an seine Schüler und Mitmönche. Beda sich fühlte dabei dem Klosterleben und den Klosterregeln aufs Engste verpflichtet. Mit 19 Jahren, also 691/92, wurde Beda Diakon, mit 30, also 702/03, Priester, beide Male ordiniert vom als heilig angesehenen Johann von Beverly (†721), dem Bischof von Hexham bzw. York. Wenn auch Beda hauptsächlich in der Abgeschlossenheit seines Klosters blieb, so sind immerhin zwei Reisen von ihm bezeugt; die eine ging nach Lindisfarne, die andere nach York zu Bischof Egbert (732-766), einem ehemaligen Schüler. II. In Jarrow muss Beda eine für seine Zeit hervorragende Ausbildung genossen haben. Er erlernte Latein und (teilweise) Griechisch, die heiligen Schriften, wohl auch Gesang, Dichtkunst, kirchliche Chronologie und Astronomie, vielleicht noch römisches Recht. Ausfluss seiner Bildung waren nicht zuletzt die vielen Schriften des Gelehrten. Dabei waren Gelehrsamkeit, Bildung und Wissen für Beda kein Selbstzweck, sondern immer eingebunden in ein christlich-biblisches Umfeld, in die "rechte Lehre" des christlichen Glaubens. Beda bemühte sich somit, die Grundlagen der lateinischen Sprache darzustellen. Rechtschreibung und Grammatik, Vers- und Dichtkunst machte er der christlichen Religion dienstbar. An seine Bibelstudien schloss Beda Betrachtungen zu Heiligen der Bibel, der frühen Kirche und der angelsächsischen Kirche an. Er verfasste ein Martyrologium (725/31), das in chronologischer Anordnung die Todestage sowie Ort und Umstände des Todes von Heiligen enthielt. Auch in seiner "Kirchengeschichte des englischen Volkes" (731) kommen vielfach Heilige und heiligmäßige Personen vor. Beda erarbeitete auch hagiografische Werke, allen voran die "Lebensbeschreibung des heiligen Cuthbert" (705/16), bei der er eine etwas ältere Cuthbert-Vita eines anonymen Verfassers in Versen und in Prosa umschrieb. Bedas Schrift über "Das Leben der seligen Äbte Benedikt, Ceolfried, Esterwin, Siegfried und Huwetbert" (n.716) handelt von den Äbten des Klosters Jarrow. Bedas gelehrte und belehrende Schriften über die lateinische Sprache ermöglichten einen sprachlichen Zugang zur Bibel. Ebenso wichtig waren aber für den northumbrischen Mönch die Wege, die die Betrachtung der Welt als Schöpfung Gottes mit sich brachten. Hier spielten Raum und Zeit eine wichtige Rolle, manifestierte sich doch in der Welt die ewige Heilsgeschichte. Damit waren auch die "naturwissenschaftlichen" Schriften Bedas der christlichen Religion untergeordnet und dienstbar. Einen unmittelbaren Anknüpfungspunkt an die Bibel bot für Beda die Betrachtung der "heiligen Stätten" (702/03). Weiter schrieb Beda die kosmologische Lehrschrift "Über die Natur der Dinge" (ca.703) und darüber hinaus die Abhandlungen "Über die Zeit" (ca.703) und "Über die Zeitrechnung" (725). Die Nachwelt rezipierte den Mönch Beda als großen Gelehrten, ja sogar als Heiligen und Kirchenlehrer.
Zu Beda Venerabilis s. an Geschichtsquellen: The Age of Bede, übers. v. J.F. Webb (1986), Harmondsworth 1986, 288 S., DM 2,-; Beda der Ehrwürdige, Kirchengeschichte des englischen Volkes, hg. v. Günther Spitzbart (1982), 2 Tle., (= TzF 34), Darmstadt 1982, 582 S., DM 79,-; Bede, A Biblical Miscellany, übers. v. W. Trent Folley u. Arthur G. Holder (1999) (= TTH 28), Liverpool 1999, 240 S., $ 19,50; Bede, The Reckoning of Time, übers. v. Faith Willis (1999) (= TTH 29), Liverpool 1999, 352 S., $ 32,- , an Darstellungen: Buhlmann, Michael (2010), Beda Venerabilis, Suitbert und Kaiserswerth (= BGKw MA 11), Düsseldorf-Kaiserswerth 2010 > S Suitbert; Jones, Charles W. (1934), Polemius Silvius, Bede, and the Names of the Months, in: Speculum 9 (1934), S.50-56; Mommsen, Theodor (1892), Die Papstbriefe bei Beda, in: NA 17 (1892), S.387-396; Ward, Benedicta (1998), The Venerable Bede, London-New York 1998, 156 S., ca. $ 32,-; Wormald, Patrick (2006), The Times of Bede. Studies in Early English Christian Society and its Historian, Oxford 2006, 310 S., £ 68,50. [Buhlmann, 09.2010, 07.2015]

Bedürftig, Thomas, Murawski, Roman (2010), Philosophie der Mathematik, Berlin-Boston 32015, 465 S., Schwarzweißabbildungen, Mathematikerbiografien, € 29,95. Philosophie, auch Philosophie der Mathematik spielt sich unter Bezug auf Realität, Denken und geistiger Welt ab, wobei mal der eine, mal der andere Bezug im Vordergrund steht (z.B. Platonismus/Universalismus <-> Nominalismus). In der Philosophie der Mathematik spielt die (potenzielle, aktuale) Existenz von (reellen) Zahlen und des unendlich Großen bzw. Kleinen (Infinitesimalien) eine überragende Rolle. Anknüpfend an Fragen zur Inkommensurabilität von Größen, anknüpfend auch an Gedanken zur Unendlichkeit (Paradoxa des Zenon, coincidentia oppositorum des Nikolaus von Kues), entwickelten im Verlauf der antik-mittelalterlich-neuzeitlichen Geschichte u.a. die Pythagoreer, Platon, Aristoteles, Euklid, Proklos, Nikolaus von Kues, Descartes, Pascal, Leibniz, Kant, Bolzano, Gauß, Cantor, Dedekind, Poincaré, die Logizisten, Intuitionisten, Konstruktivisten, Formalisten ihre Gedanken zu mathematischen Problemen bzw. zur Mathematik generell, zum Zahlbegriff und zur Unendlichkeit. Ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die philosophischen Bezüge um einen evolutionären Aspekt ("biologische Erkenntnistheorie", Stellung des Mathematikers in der Mathematik) ergänzt, insbesondere was die kulturanthropologischen Grundlagen von Zahl und Zählen anbetrifft; der Zahlbegriff entzieht sich mithin einer eindeutigen Charakterisierung, Zahlen sind Auszählinstrumente (u.a. von endlichen Mengen) auf endlicher Grundlage, universelles Zählen führt auf das Unendliche. Im Zentrum mathematisch-philosophischer Überlegungen standen ab dem 19. Jahrhundert die reellen Zahlen und die Zahlengerade des linearen Kontinuums, die meist miteinander identifiziert wurden. An der (epochalen) Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde mit der Mengenlehre (Cantor) eine systematische Grundlage (Axiomatik: Aussonderung, Extensionalität, Paarmenge, Vereinigungsmenge, Potenzmenge) für die natürlichen Zahlen und damit für die Konstruktion der reellen Zahlen (Intervallschachtelungen irrationaler Zahlen, Dedekindschnitte; axiomatische Methode) gelegt; das Unendlichkeitsaxiom (Induktion, Ersetzung, Fundierung) der Mengenlehre machte dabei die Unendlichkeit aktual. Die axiomatische Mengenlehre stellt die Arithmetik der natürlichen und reellen Zahlen sicher. Die zwei entwickelten Mengenlehren von Zermelo-Fraenkel (ZF) und Neumann-Bernays-Gödel (NBG) sind hinsichtlich der natürlichen Zahlen gleichwertig und werden um das (unkonstruktive) Auswahlaxiom (als Existenz einer "Auswahlmenge", die genau ein Element jeder Menge eines beliebigen Systems zueinander disjunkter Mengen enthält) ergänzt, um z.B. den Wohlordnungssatz (transfinite Induktion), maßtheoretische Sätze oder den Satz von Hahn-Banach zu beweisen. Das Auswahlaxiom (AC) steht mit der allgemeinen Kontinuumshypothese (GCH) des Zusammenhangs der Mächtigkeit zwischen unendlichen Mengen und der ihrer Potenzmengen (Kardinalität und Ordinalität: ℵα+1 = 2α) in Verbindung, d.h. es gilt: GCH => AC und weiter die (relative) Widerspruchsfreiheit und Unabhängigkeit von AC und GCH zu den Mengenlehren ZF und NBG. Mit hinein spielen noch die Gödelschen Unvollständigkeitssätze, wonach ein ein vollständiges Axiomensystem zu Widersprüchen führt bzw. es hinsichtlich der die natürlichen begründenden Mengenlehre wahre Sätze gibt, die nicht beweisbar sind (Wahrheit und Beweisbarkeit der Mathematik). "Unterhalb" der Mengenlehre bildet demgemäß die Logik (Syntax, Semantik) die Grundlage mathematischen Denkens (Logik <-> mathematische Strukturen; mathematisches Kalkül, Modell, Theorie; Peano-Arithmetik, Axiomatik der reellen Zahlen). Die Charakterisierung des Kontinuums der linearen Zahlengerade mit den reellen Zahlen schlägt sich u.a. in dem Begriff der irrationalen Zahl sowie in den Begriffen des Grenzwerts sowie der Stetigkeit und Differenzierbarkeit von Funktionen in der Analysis nieder. In Aufnahme der von Leibniz gebildeten infinitesimal-kleinen Größen (Infinitesimalien) kann das Kontinuum durch hyperreelle Zahlen als Nichtstandardzahlen (unter partiellem Verlust von Anordungsstrukturen, nicht-archimedischer Körper) abgebildet werden; hyperreelle Zahlen sind Folgen von reellen Zahlen; infinitesimale hyperreelle Zahlen sind "ein Unendlichstel" groß, ohne Null zu sein. [Buhlmann, 08.2017]

Beek, Martinus Adrianus (1961), Geschichte Israels. Von Abraham bis Bar Kochba (= Urban Tb 47), Stuttgart 21966 > J Jüdische Geschichte, 10. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Beenken, Hermann (1925), Bildwerke des Bamberger Domes (aus dem XIII. Jahrhundert) (= Kunstbücher deutscher Landschaften), Bonn 1925 > B Bamberg, Bistum

Begert, Alexander (2010), Die Entstehung und Entwicklung des Kurkollegs. Von den Anfängen bis zum frühen 15. Jahrhundert (= VG 81), Berlin 2010, 229 S., Stammtafeln, € 29,-. Das deutsche Königtum war ein Wahlkönigtum, im Mittelalter vielfach überformt durch die Dynastienbildung etwa der Ottonen, Salier, Staufer oder Habsburger. Dabei lässt sich eine Entwicklung ausmachen von der "Volkswahl" des 11. Jahrhunderts bis zum spätmittelalterlichen Kurfürstenkolleg. Danach ist die Wahl des ersten salischen Königs Konrad II. (1024-1039) in Kamba (1024) ein Beispiel für die Wahl des Herrschers durch viele Fürsten und Große (populus), wobei gewisse Fürsten (Herzöge, Erzbischöfe) durchaus den Wahlakt bestimmten (sanior pars), eine Wählermajorität (maior pars) sich diesen anschloss und (auf Grund des Prinzips der Folgepflicht) sich schließlich auch etwaige Opponenten durch Akklamation und Huldigung dem somit einstimmigen Rechtsakt (concordia) unterwarfen. Das schloss allerdings nicht immer eine über den Wahlakt hinausgehende Opposition aus wie bei der Wahl König Lothars von Supplinburg (1125-1137) und der staufischen Opposition dagegen (1125/27) oder bei der Wahl König Konrads III. (1138-1152), die "staatsstreichartig" von einer Minderheit der Stauferanhänger betrieben wurde. Die Wahlen sollten faktisch einem Mehrheitsprinzip (Majoritätsprinzip) folgen, was mithin nicht immer gewährleistet war. Das Bedürfnis nach einer eindeutigen, nachvollziehbaren Königswahl ließ im Verlauf des 12. Jahrhunderts ein schiedsrichterlich-paritätisches Gremium von wenigen (sechs [drei geistliche, drei weltliche]) Vor- oder Prinzipalwählern entstehen, die aber für eine eindeutige Entscheidung bei einem Patt einen "Obermann" (Rolle des Königs von Böhmen) als Entscheider benötigten (ungerade Anzahl der Erstwähler). Bei den Wahlen von 1198 am Beginn des deutschen Thronstreits (1198-1208) hielt das vom Kölner Erzbischof dominierte Gremium der Erstwähler des welfischen Königs Otto IV. (1198-1218) am "Prinzip der schiedsrichterlichen Parität" fest, allerdings ohne Berücksichtigung der Wähler aus dem staufischen Lager. Die auf dem Braunschweiger Hoftag König Wilhelms von Holland (1247-1256) von 1252 erfolgte Nachwahl des Herrschers leitete wohl auch den Beschluss der Formierung des Prinzipalwählergremiums als Gremium von Kurfürsten, die nun die alleinigen Königswähler waren (Wählerreduktion); dieser Beschluss war ein (nicht überliefertes) Reichsgesetz oder Reichsweistum, wie insbesondere den Aufzeichnungen des auf dem Hoftag anwesenden päpstlichen Legaten und Heinrich von Segusio-Ostia (Hostiensis) zu entnehmen ist. Aus der "Volkswahl" war über die Fürstenwahl und den paritätischen Wahlausschuss der Erstwähler ein Gremium von Alleinwählern (Kurfürsten) geworden. Diesem nicht mehr paritätischen Gremium gehörten an: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der rheinische Pfalzgraf, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg; die geistlichen Fürsten waren die Reichskanzler des Königs, die weltlichen Fürsten hatten auch die Erzämter des Reiches inne. Dem Reichsgesetz zum Trotz kam es im Jahr 1257 zu einer Doppelwahl, was 1273 bei der Wahl König Rudolfs I. von Habsburg (1273-1291) durch eine electio per unum (bei Nichtbeteiligung des böhmischen Königs) verhindert wurde. Das Mehrheitsprinzip bei der Königswahl gibt auch das "Kaiserrecht" des "Schwabenspiegels" (ab 1275) wieder. Dabei hatte sich das Gremium der Kurfürsten mit Ansprüchen vermeintlich übergangener Königswähler (Herzog von Bayern) und dem Phänomen multipler Kurwürden bei den weltlichen Wählern (Teilung fürstlicher Landesherrschaften [Brandenburg, Pfalz, Sachsen]) auseinanderzusetzen. Das Rhenser Weistum der Kurfürsten (1338) bestätigte das Mehrheitsprinzip bei der Königswahl, die Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. (1346-1378) von 1356 definierte ebenfalls eine (relative) Mehrheit für die Königswahl u.a. bei Festsetzung der Unteilbarkeit der Kurfürstentümer (<-> Doppelwahlen von 1314, 1346/49, 1410). Damals war aus dem Gremium der Kurfürsten schon längst ein Kollegium geworden, was feste Mitgliederzahl (Siebenzahl), Mitgliedervertretung, Wahlmodus (Mehrheitsprinzip) und Bedeutung für die Reichspolitik ("korporative Reichsverantwortung" der Kurfürsten [Willebriefe, Reichshandlungen], Wahleid des gewählten Königs gegenüber seinen Wählern) anbetraf. > K Kurfürsten [Buhlmann, 07.2017]

Behrends, Ehrhard, Gritzmann, Peter, Ziegler, Günter M. (Hg.) (2008), π & Co. Kaleidoskop der Mathematik, Heidelberg 22016 > S Stillwell, Mathematics

Bein, Thomas (1997), Walther von der Vogelweide (= RUB 17601), Stuttgart 1997 > W Walther von der Vogelweide

Beinert, Wolfgang, Petri, Heinrich (Hg.) (1984), Handbuch der Marienkunde, Regensburg 1984 > M Maria (Heilige)

Beissel, Stephan (1890/92), Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in Deutschland im Mittelalter (Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in Deutschland bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts. Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in Deutschland während der zweiten Hälfte des Mittelalters), 1890, 1892, Nachdruck Darmstadt 1991 > H Heilige des Christentums

Beissel, Stephan (1909), Geschichte der Verehrung Marias in Deutschland während des Mittelalters. Ein Beitrag zur Religionswissenschaft und Kunstgeschichte, 1909, Nachdruck Darmstadt 1972 > M Maria (Heilige)

Beiträge zur Geschichte Ratingens, hg. v. Verein für Heimatkunde und Heimatpflege Ratingen e.V., befasste sich hauptsächlich mit der älteren (mittelalterlichen, frühneuzeitlichen) Geschichte des niederrheinischen Ortes. U.a. sind erschienen: BGR 1 (1957): Peters, Heinz, St. Peter und Paul in Ratingen. Eine frühe deutsche Hallenkirche, Ratingen 1957, 151 S., Abbildungen, Falttafeln, DM 25,-; BGR 2 (1961): Germes, Jakob, Ratinger Siegel, Wappen und Zeichen, Ratingen 1961, 122 S., Abbildungen, DM 7,50; BGR 5 (1968): Grabert, Hellmut, Narr, Karl J., Germes, Jakob, Ratingens älteste Geschichte, Ratingen 1968, 175 S., Abbildungen, DM 7,50; BGR 6 (1973): Germes, Jakob, Die Ratinger Edelherren und ihre Burg. Geschichte der Wasserburg "Zum Haus", Ratingen-Düsseldorf 1973, 270 S., Abbildungen, DM 25,-. [Buhlmann, 05.2005, 05.2008]

Die Beiträge zur Geschichte Werdens, hg. v. Michael Buhlmann, beleuchten verschiedene Aspekte der Geschichte von Kloster und Stadt (Essen-) Werden vorzugsweise im Mittelalter. Bisher sind erschienen: BGW 1 (2007): Buhlmann, Michael, Liudger an der Ruhr - Die Gründung des Klosters Werden, Essen 2007 > L Liudger; BGW 7 (2007): Buhlmann, Michael, Der heilige Luzius und die Werdener Luziuskirche, Essen 2007 > W > Werdener Kirchenlandschaft; BGW 8 (2008): Buhlmann, Michael, Suitbert, Liudger und die Missionierung Nordwesteuropas, Essen 2008 > L Liudger; BGW 9 (2008): Buhlmann, Michael, Das Münsteraner Büchlein über die Wunder des heiligen Liudger, Essen 2008 > L Liudger; BGW 11 (2012): Buhlmann, Michael, Hildigrim, Bruder des heiligen Liudger, Essen 2012 > H Hildigrim; BGW 15 (2014): Buhlmann, Michael, Konrad Gruter aus Werden - Technik im späten Mittelalter, Essen 2014 > L Lohrmann u.a., Konrad Gruter von Werden. [Buhlmann, 06.2014]

Die Beiträge zur neueren Waldkircher Stadtgeschichte, hg. v. Heimat- und Verkehrsverein Waldkirch e.V., behandeln historische Themen in Bezug auf den Schwarzwaldort Waldkirch. Bd.11 (2008): Burger, Siegfried, Die Waldkircher Felsenkeller. Lagerbierkeller. Ein Beitrag zur neueren Stadtgeschichte, Waldkirch 2008, 121 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Pläne, Karten, € N.N., beschäftigt sich mit den insgesamt elf Felsen-/Lagerbierkellern in und bei Waldkirch, die im 19. und 20. Jahrhundert Waldkircher Brauereien (Wirtshäuser; Brauerei des Stefan Landerer 1836, Elztalbrauerei 1875/76, Brauerei von Karl Eglau bzw. Brauerei "Krumm & Reiner" 1892, Hirschenbrauerei 1904) zur Lagerung des Bieres nutzten (Kühlhaltung des Bieres, Eisschacht zum Lagerkeller, Eiserzeugung [Eisgalgen, Eisweiher Stadtrain]). [Buhlmann, 10.2021]

BeitrrGWerden = Beiträge zur Geschichte des Stifts Werden

Belán, Kyra [o.J.], Die Madonna in der Kunst. Vom Mittelalter bis zur Moderne, [London] o.J. > M Maria

Below, Georg (1893), Zur Geschichte von Gerresheim im 16. Jahrhundert, in: DJb 7 (1893), S.201-206 > G Gerresheim

Bender, Stephan, Meyer, Marcus (2011), Grenzen des römischen Reiches. Obergermanisch-Raetischer Limes in Baden-Württemberg (= UNESCO Welterbe. Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg), Stuttgart 2011, 22017 > L Limes

Benedikt von Nursia, christlicher Heiliger, "Vater des benediktinischen Mönchtums": Benedikt von Nursia (*ca.480-†547), dessen Existenz in der neueren historischen Forschung teilweise umstritten ist, war laut seiner Lebensbeschreibung in den "Dialogen" Papst Gregors I. des Großen (590-604) der "Vater des abendländischen Mönchtums". Dieser Vita nach stammte Benedikt aus einer begüterten Familie im spätantiken Mittelitalien. Seine Konversion zum Eremiten erfolgte im Anschluss an einen Besuch der auf ihn abstoßend wirkenden Stadt Rom, der er Verzicht und Askese gegenüberstellte. Der heilige Mann erhielt bald viel Zulauf, so dass er in Montecassino eine klösterliche Gemeinschaft errichtete, deren Abt er wurde. Um das Jahr 529 schrieb Benedikt seine berühmte Mönchsregel auf, in die seine klösterlichen und spirituellen Erfahrungen einflossen. Dass Benedikts Leben von zahlreichen Wundern, Heilungen und Totenerweckungen begleitet war, versteht sich fast von selbst. Auch sah der Heilige seinen eigenen Tod voraus, der am 21. März 547 eintrat.
Zu Benedikt von Nursia s.: De Cloedt, Filips, Dammertz, Victor u.a. (1997), Benedictus - Symbol abendländischer Kultur, Darmstadt 1997, 477 S., Farb- und Schwarzweißabbildungen, DM 49,80; Salzburger Äbtekonferenz (Hg.) (1990), Die Regel des heiligen Benedikt, Beuron 41990, 152 S., DM 14,80. [Buhlmann, 11.2004, 05.2015]

Benediktiner, christlich-kirchlicher Orden: I. Das benediktinische Mönchtum hat - neben dem irofränkischen - seit dem 7. Jahrhundert entscheidend zur Ausbildung eines christlichen Frankenreichs der Merowinger- und Karolingerzeit beigetragen. Gründungen von Mönchsgemeinschaften überzogen im 8. und 9. Jahrhundert auch die östlichen Teile des Frankenreichs; diese Klöster, die oft als adlige Eigenklöster begonnen hatten, gingen vielfach in das Eigentum des Königs über, der sie mit Königsschutz, Immunität und Vogtei begabte und damit an das Königtum band. So bildeten diese königlichen Klöster mit ihren mitunter ausgedehnten Grundherrschaften ein wirtschaftliches und politisches Gegengewicht zur Macht des Adels. Die Mönchsgemeinschaften, bis ins 8./9. Jahrhundert auch missionierend tätig, wurden durch die Reformbestrebungen der fränkischen Herrscher - Karl der Große (768-814) und Ludwig der Fromme (814-840) sind hier zu nennen - sowie des Benedikt von Aniane (*ca.750-†821) schließlich im Aachener Konzil (816) auf die regula sancti Benedicti ("Benediktregel") verpflichtet, ihre Aufgaben beschränkten sich auf mönchische Askese, Gebet, Liturgie, Unterricht und Studium. Die Benediktinerklöster wurden damit zu Mittelpunkten der Bildung im Rahmen der für das frühe Mittelalter so bedeutsamen kulturellen Bewegung der sog. karolingischen Renaissance. In diesem Zusammenhang ist z.B. auf die Blütezeit der Mönchsgemeinschaft Reichenau von Abt Waldo (786-806) bis Walahfrid Strabo (838-849) zu verweisen (z.B. St. Galler Klosterplan, ca.820). II. Der Zerfall des karolingischen Gesamtreiches im 9. Jahrhundert bedingte auch einen Rückgang bei den Klostergründungen. Lediglich die Klosterreform des lothringischen Gorze vermittelte neue Impulse. Doch erst die Kloster- und Kirchenreform des 11. Jahrhunderts führte in der Folge zu einer tiefgreifenden Umgestaltung der Klosterlandschaft auch im ostfränkisch-deutschen Reich der salischen Könige. Klöster wie etwa Cluny oder Hirsau entfalteten als benediktinische Reformzentren eine weit über das engere Umfeld hinausgehende Wirksamkeit, auch Bindungen an den Papst und den deutschen König über Privilegierungen gelangen. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts verblasste der reformerische Eifer jedoch, der Benediktinerorden stand in Konkurrenz zu erfolgreicheren Orden wie den Zisterziensern oder den Ritter- und Bettelorden. III. Das spätere Mittelalter sah darüber hinaus einen Verfall des benediktinischen Lebens. So war der religiöse und wirtschaftliche Zustand mancher Benediktinerklöster im späten Mittelalter schlecht, doch gab es auch Kommunitäten, die im 14. oder 15. Jahrhundert zumindest wirtschaftlich konsolidiert erschienen. Dass Reichsabteien und Reformklöster in den spätmittelalterlichen Sog der sich herausbildenden Landesherrschaften gerieten, ergab sich u.a. aus dem Institut der adligen Klostervogtei, die dem landesherrlichen Vogt zunehmenden Einfluss auf Kloster und Klosterbesitz verschaffte, insbesondere über das nicht genau abgegrenzte Obrigkeitsrecht des ius reformandi ("Recht zur Klosterreform"). Spätmittelalterlich war die von Papst Benedikt XII. (1334-1342) dem Benediktinerorden gegebene Reformbulle Benedictina (1336), die den Klöstern eine geordnete Güterverwaltung, geistige Arbeit und innerklösterliche Ausbildung vorschrieb sowie eine Zentralisierung des Ordens, 36 Ordensprovinzen (u.a. die Mainz-Bamberger Provinz für die süddeutschen Klöster) und Provinzialkapitel verfügte. Geistige und wirtschaftliche Erneuerung war auch das Ziel der benediktinischen Reformen des 15. Jahrhunderts. Ansätze dazu gab es schon beim Konstanzer Konzil (1414-1418), doch entfalteten die vom Donaukloster Melk und Weserkloster Bursfelde ausgehenden Reformbewegungen eine ungleich stärkere Wirkung. Mit diesen Klosterreformen erhielten verstärkt Mönche aus dem Bürgertum Eingang in die Kommunitäten. IV. Aller reformerischer Eifer wurde aber im Verlauf des 16. Jahrhunderts in Frage gestellt durch Martin Luther (*1483-†1546) und die evangelisch-protestantische Reformation, die in Überschneidung mit landesherrschaftlichen Interessen zur Aufhebung vieler Benediktinerklöster führen sollte. Dennoch überlebten benediktinische Mönchsgemeinschaften in katholisch gebliebenen Gebieten des römisch-deutschen Reiches. Doch auch die noch in der frühen Neuzeit bestehenden Klöster wurden nach Barock und Aufklärung im Zusammenhang mit der von der französischen Revolution und von Napoleon ausgehenden Neuordnung (Mittel-) Europas zwischen 1803 und 1806 aufgehoben und säkularisiert.
Reichhaltig ist die Literatur zu den benediktinischen Mönchen und Nonnen: Breitenstein, Mirko (2019), Die Benediktiner. Geschichte, Lebensformen, Spiritualität (= BSR 2894), München 2019 > B Breitenstein, Benediktiner; Burg, Marcel (1966), Die Benediktiner im Elsaß. Ein historischer Querschnitt, in: SMGB 77 (1966), S.161-171; Dartmann, Christoph (2018), Die Benediktiner. Von den Anfängen bis zum Ende des Mittelalters (= Geschichte der christlichen Orden = Urban Tb), Stuttgart 2018, 301 S., € 26,-; Felten, Franz J. (1992), Die Bedeutung der "Benediktiner" im frühmittelalterlichen Rheinland. Reflexionen, Anmerkungen und Fragen. Tl.I, in: RhVjbll 56 (1992), S.21-58; > G Germania Benedictina; > G Germania sacra; > H Helvetia sacra; Reinhardt, Rudolf (1958), Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte der deutschen Benediktiner im 15. Jahrhundert. Die Steuerliste der Benediktinerabteien in der Diözese Konstanz aus den Jahren 1477/78, in: ThQschr 138 (1958), S.207-217; Steidle, Basilius (1986), Beiträge zum alten Mönchtum und zur Benediktinerregel, hg. v. Ursmar Engelmann, Sigmaringen 1986, 313 S., Farbabbildung, DM 47,-; Vogtherr, Thomas (2000), Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125) (= Mittelalter-Forschungen, Bd.5), Stuttgart 2000, 361 S., € 42,44; Zeller, Josef (1924), Liste der Benediktiner-Ordenskapitel in der Provinz Mainz-Bamberg seit dem Konstanzer Konzil, in: SMGB 42 (1924), S.184-195. [Buhlmann, 01.2003, 11.2004, 03.2019, 10.2020]

Benesch, Kurt (1979), Auf den Spuren großer Kulturen. Das Abenteuer Archäologie, Gütersloh 1979 > A Archäologie

Bengtson, Hermann (1950), Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis in die Römische Kaiserzeit (= BS), München 31974 > G Griechische Geschichte

Bengtson, Hermann (1977), Marcus Antonius. Triumvir und Herrscher des Orients, München 1977 > G Gestalten der Antike

Bengtson, Hermann (1979), Die Flavier. Vespasian, Titus, Domitian. Geschichte eines römischen Kaiserhauses (= BS), München 1979 > R Römische Geschichte, 1. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Bengtson, Hermann (1983), Griechische Staatsmänner (des 5. und 4. Jahrhunderts v.Chr.), München 1983 > G Griechische Geschichte, 5.-4. Jahrhundert v.Chr.

Benker, Gertrud (1980), Ludwig der Bayer (1282-1347). Ein Wittelsbacher auf dem Kaiserthron, München 1980 > L Ludwig der Bayer

Benn, Gottfried, deutscher Lyriker und Essayist: Gottfried Benn (*1866 in Mansfeld, †1956 in Berlin) war Sohn eines protestantischen Pfarrers, wuchs im Dorf Sellin (Neumark) auf, besuchte als "Intellektualist" das Gymnasium (1896/1903), die Universitäten Marburg und Berlin (1903/04) sowie die Berliner Kaiser-Wilhelm-Akademie (1905/11), wo er eine Ausbildung zum (Militär-) Arzt erhielt (Promotion 1912, Kriegsdienst 1914/17, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin 1917/35). Parallel zu seinem Beruf als Arzt begann ein Leben als Dichter (Veröffentlichungen: Morgue und andere Gedichte 1912, Gehirne. Novellen 1916, Fleisch. Gesammelte Gedichte 1917, Das moderne Ich 1920, Betäubung. Fünf neue Gedichte 1925, Spaltung. Neue Gedichte 1925, Nach dem Nihilismus 1932; Freundschaften/Bekanntschaften mit Else Lasker-Schüler, Carl Einstein, Paul Zech, Herwarth Walden u.a.; Freundschaften mit Erich Reiss, George Grosz; Tod Klabunds 1929); 1932 wurde Benn in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. Zunächst unkritisch gegen das nationalszialistische Regime in Deutschland (1933-1945) eingestellt (Rundfunkrede 1933, Der neue Staat und die Intellektuellen 1933, Kunst und Macht 1934), distanzierte sich der Dichter ab 1934 zunehmend von den damaligen politischen Verhältnissen (Geschichts-/Kulturpessimismus Benns, Benn als Militärarzt in Berlin [1935] und in Landsberg a.d. Warthe [1943], Schreibverbot 1938, erste Heirat 1938, Zweiter Weltkrieg [1939-1945], Flucht nach Berlin und Kriegsende 1945). Im besetzten Deutschland (1945/49) blieb das Schreibverbot Benns zunächst bestehen, der Dichter hatte mit Depressionen und einer "bürgerlichen Krise" zu kämpfen (zweite Heirat 1946). Die Aufhebung des Schreibverbots (1948) war eine Voraussetzung dafür, dass Benn in der Bundesrepublik Deutschland (ab 1949) zunehmend Anerkennung als Lyriker fand (Veröffentlichungen: Statische Gedichte 1948, Trunkene Flut. Ausgewählte Gedichte 1949, Fragmente. Neue Gedichte 1951, Die Stimme hinter dem Vorhang 1952, Destillationen. Neue Gedichte 1953 [mit dem Gedicht: Nur zwei Dinge]; Georg Büchner-Preis 1953 u.a.). 1956 starb der Dichter an Krebs.
Zum dichterischen Werk Benns s.: Benn, Gottfried, Gesammelte Werke in der Fassung der Erstdrucke. Vier Bände: Gedichte. In der Fassung der Erstdrucke, hg. v. Bruno Hillebrand (1982) (= Fischer Tb 5231), Nachdruck Frankfurt a.M. 1993, 686 S., Biografie, DM 22,90. [Buhlmann, 05.2022]

Bentheim-Tecklenburg, Moritz Graf zu (1955), Stift Essen. Die große Vogteirolle des Grafen Friedrich von Isenberg-Altena (um 1220) (= Veröffentlichungen aus dem fürstlichen Archiv zu Rheda), Rheda 1955, 22 Bl., DM 5,30 > Lateinische Literatur > V Vogteirollen des Grafen Friedrich von Isenberg

Benzing, Otto, Schwenningen am Neckar. Geschichte eines Grenzdorfes auf der Baar (30000 v.Chr. bis 1907 n.Chr.), Villingen-Schwenningen 1985 > S Schwenningen

Berchthold von Bombach, Das Leben der heiligen Luitgard von Wittichen (1291-1348). Die Heilige des Mutterschosses, hg. v. Arnold Guillet (1976), Stein am Rhein 1976, 160 S., € 4,90. Luitgard von Wittichen (*ca.1292-†1349) - so ihr Beichtvater und Pfarrer Berchthold von Bombach in seiner auf Alemmanisch verfassten Heiligenbeschreibung - war eine fromme Bauerntochter, die zunächst bei Oberwolfach das tugendhafte Leben einer Klausnerin führte. Zwischen 1323 und 1330 entstand als Gründung der Luitgard und mit Unterstützung der Herzöge von Teck und der Grafen von Geroldseck das Frauenkloster Wittichen. Auf Geroldsecker Besitz unterhalb der Burg Wittichenstein und bevogtet von den Grafen, entwickelte sich nach schwierigen Anfängen (Brand des Klosters 1327, Weihe der Klosterkirche 1330) eine Frauengemeinschaft mit letztlich umfangreichem Klosterbesitz in Wittichen und Kaltbrunn. Nach dem Tod Luitgards wurde das Kloster Wittichen Ziel von Wallfahrten, Ort von Wundern. Der ins Neuhochdeutsche übertragenen Lebensbeschreibung Luitgards geht eine christlich-fundamental-polemische Einleitung voraus. [Buhlmann, 11.2012]

Berg, Grafen von, am Niederrhein: I. Die Anfänge der Grafen von Berg reichen mindestens bis ans Ende des 11. Jahrhunderts zurück. Bezeugt sind ein Adolf (I.) von Berg (1079-1106), dem ein weiterer Adolf (II., 1115-1161/63) folgte. Adolf II. beteiligte sich am (Zweiten) Kreuzzug (1147-1149) König Konrads III. (1138-1152). Anlässlich des Eintritts Adolfs in das u.a. von ihm 1133 gegründete Hauskloster Altenberg (1161/63) ist es dann zur bergischen Erbteilung zwischen den Söhnen Eberhard I. von Altena (1161/63-1180) und Engelbert I. von Berg (1165-1189) gekommen. Die Grafen von Berg hatten nach dem Ende der Duisburg-Kaiserswerther Amtsgrafschaft nach der Mitte des 12. Jahrhunderts wichtige Positionen im Gebiet zwischen Ruhr und Wupper besetzen können. Große Teile der ehemaligen Grafschaft wurden damals bergisch, ebenso die Kirchenvogteien von Kaiserswerth und Gerresheim. Dabei standen die Berger mal in Übereinstimmung, mal in Konkurrenz zu den Kölner Erzbischöfen, den mächtigsten Territorialfürsten am Niederrhein. Gerade die nach Köln inkorporierte Ratinger Pfarrkirche und die von Erzbischof Philipp von Heinsberg (1167-1191) erworbenen Kölner Stützpunkte im Niederbergischen müssen hierbei Beachtung finden. Solange allerdings Kölner Erzbischöfe Berger oder Verwandte der Berger waren, blieben Konfrontationen aus. Vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts kam Angermund als erzbischöfliches Lehen an die Grafen von Berg und erscheint 1247 als ein Verwaltungsmittelpunkt der sich ausformenden bergischen Landesherrschaft nördlich der Wupper (späteres Amt Angermund). Graf Adolf III. (1189-1218) unterstützte im deutschen Thronstreit die Politik seines Verwandten, des Kölner Erzbischofs Adolf I. von Altena (1193-1205, 1212-1216), der zunächst auf der Seite des welfischen Königs Otto IV. (1198-1218), dann auf staufischer Seite stand. Für den staufischen König Friedrich II. (1212-1250) belagerte Graf Adolf III. 1215 die Kaiserswerther Pfalz bis zur Übergabe. Sicher festigten solche Aktionen weiter den bergischen Einfluss nördlich der Wupper, zumal mit Erzbischof Engelbert I. (1216-1225) nochmals und zum letzten Mal ein bergischer Erzbischof die Geschicke am Niederrhein bestimmte. Mit der Ermordung Engelberts (1225), der auch die Grafschaft Berg beherrschte, erlosch die ältere Linie der Berger; Herzog Heinrich IV. von Limburg (1225/26-1247), der Schwiegersohn Graf Adolfs III. von Berg, übernahm nun die Herrschaft im Bergischen. II. Graf Adolf IV. von Berg (1247-1259), dem Nachfolger Heinrichs vom Limburg, gelang 1248 der Erwerb der Königshöfe Mettmann und Rath; unter Adolf V. (1259-1296) wurden Ratingen (1276) und Düsseldorf (1288) zu Städten erhoben, Düsseldorf dabei in der Folge der Schlacht von Worringen (1288), die bekanntlich mit der Niederlage des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg (1275-1297) endete. Die limburgische Linie der Grafen von Berg starb mit Adolf VI. (1308-1348) aus. Dessen Nichte, Gräfin Margarethe von Ravensberg, verheiratet mit Graf Gerhard I. von Jülich (1348-1360), erbte die Grafschaft Berg (1348), so dass von nun an Berg mit dem ostwestfälischen Territorium Ravensberg (um Bielefeld) verbunden war. Die Grafen Gerhard I. und Wilhelm II. von Jülich-Berg (1360-1408) konnten das bergische Territorium durch Erwerb der Herrschaften Hardenberg (1355) und Blankenberg (1363) erfolgreich erweitern. Im Jahr 1380 wurde aus der Grafschaft Berg ein Herzogtum und Reichslehen. Dynastischen Umständen verdankte es sich zudem, dass seit 1423 die Herzogtümer Jülich und Berg erbrechtlich vereinigt waren. Am Ende des Mittelalters entstanden nach dem Tod des letzten jülich-bergischen Herzogs Wilhelm IV. (1475-1511) die "Vereinigten Herzogtümer" von Jülich-Berg und Kleve-Mark, seit 1521 unter Johann dem Friedfertigen (1490/1511/21-1539) aus der altbergischen Seitenlinie der Grafen von der Mark. Die "Vereinigten Herzogtümer" gingen mit dem Aussterben der märkischen Linie (1609) und dem jülich-klevischen Erbfolgekrieg unter; die Herzogtümer Jülich und Berg kamen an die Wittelsbacher vom Haus Pfalz-Neuburg. III. Die Grafschaft bzw. das Herzogtum Berg durchlief im späten Mittelalter eine Entwicklung hin zur Landesherrschaft. Das zeigt sich u.a. an der entstehenden Ämterverfassung, die bis etwa 1360 in der Kernzone der Grafschaft ausgebildet war. U.a. war das Westniederbergische im Amt Angermund organisiert, daneben gab es die Ämter Mettmann, Solingen, Monheim oder Bensberg. In der für die Herrschaftsausübung so wichtigen Gerichtsverfassung spielte das Hauptgericht Kreuzberg (unmittelbar östlich von Kaiserswerth) als ehemaliges Grafengericht der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft eine wichtige Rolle (Rechtsbuch des bergischen Gerichtswesens, 14. Jahrhundert). Die bergischen Grafen bzw. Herzöge verfügten über eine Reihe von (landesherrlichen) Regalien wie das Bergregal (Silberabbau in Wildberg und Eckenhagen) oder das Münzrecht (Münzstätten Wipperfürth, Mülheim am Rhein und Ratingen; Turnosenprägung des 14., Hellerprägung des 15. Jahrhunderts).
An Literatur zu den Grafen von Berg sei genannt: Kraus, Thomas R. (1980), Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg bis zum Jahre 1225 (= Bergische Forschungen, Bd.16), Neustadt a.d. Aisch 1980, 165 S., DM 20,-; Lück, Dieter (1993), Zur Geschichte der Grafen von Berg bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, in: Ratinger Forum 3 (1993), S.5-18; Melchers, B. (1912), Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben 1225, in: ZBGV 45 (1912), S.5-105; Schmale, Franz-Josef (1974), Die Anfänge der Grafen von Berg, in: Geschichte in der Gesellschaft. Festschrift Karl Bosl, hg. v. Friedrich Prinz, Franz-Josef Schmale, Ferdinand Seibt, Stuttgart 1974, S.370-392. Ein frühneuzeitliches Kartenwerk zum Herzogtum Berg stellt dar: Ploennies, Erich Philipp, Topographia Ducatus Montani (1715), hg. von Burkhard Dietz (1988), Tl.1: Landesbeschreibung und Ansichten, Tl.2: Karten (= Bergische Forschungen, Bd.16), Neustadt/Aisch 1988, XLIV, 127 S., Abbildungen, 23 Karten in Mappe, DM 20,-. [Buhlmann, 10.2002, 06.2015]

Berg, Dieter (2007), Richard Löwenherz (= GMR), Darmstadt 2007, 384 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 29,90. König Richard I. Löwenherz (1189-1199), 1157 geboren als Sohn des englisch-angevinischen Königs Heinrich II. (1154-1189) und der Eleonore von Aquitanien (†1204), wurde der Nachfolger des Vaters, nahm am 3. Kreuzzug (1189-1192) teil und wurde auf der Rückreise in sein Reich zum Gefangenen des österreichischen Herzogs Leopold V. (1177-1194). Zunächst in Dürnstein inhaftiert, übergab man Richard Kaiser Heinrich VI., der den englischen König u.a. auf dem Trifels gefangen hielt. Gegen Zahlung eines hohen Lösegeldes und durch politische Konzessionen kam Richard 1194 wieder frei. Er wurde im englisch-französischen Krieg bei einer Belagerung tödlich verwundet (1199). Die ritterlich-kämpferische Lebensweise Richards trug schon bald zur Legendenbildung um den "heldenhaften" König bei. Der Entstehungsbeginn der Robin Hood-Legende kann bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden, die Legende um den fahrenden Sänger Blondel (*ca.1155) entwickelte sich ab ca.1260. > R Richard Löwenherz [Buhlmann, 09.2009]

Bergdolt, Klaus (1994), Der Schwarze Tod in Europa. Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, München 1994 > S Slack, Pest

Bergdolt, Klaus (2006), Die Pest. Geschichte des Schwarzen Todes (= BSR 2411), München 2006 > S Slack, Pest

Bergengruen, Alexander (1958), Adel und Grundherrschaft im Merowingerreich. Siedlungs- und standesgeschichtliche Studien zu den Anfängen des fränkischen Adels in Nordfrankreich und Belgien (= VSWG Beih.41), Wiesbaden 1958, 219 S., Karten, DM 58,-. Auf der Basis merowingerzeitlicher Heiligenviten, der wenigen Urkunden und Formelsammlungen sowie (angeblicher) merowingischer Testamente (Testamentum Dagoberti) soll der beispielhaft untersuchte fränkische Besitz in Meaux und Paris Aufschluss geben über die Rolle des fränkischen Adels bei der "Landnahme" (5./6. Jahrhundert), über den (nur) fränkischen Amtsadel als Gefolgschaft des Königs und die Entstehung der adligen Grundherrschaften aus dem (ehemals römischen) Fiskalbesitz des Merowingerherrschers ("grundbesitzender Ämteradel"). Dass dies nicht gelingt, zeigen: Brühl, Carlrichard, [Rezension], in: BJbb 161 (1961), S.524-528; Claude, Dietrich, [Rezension], in: WF 152 (1962), S.195-198. [Buhlmann, 07.1988, 04.2008]

Berger, Klaus (2002), Paulus (= BSR 2197), München 2002 > S Schnelle, Die ersten 100 Jahre des Christentums

Berger, Lutz, Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. Von Mohammed bis zum Weltreich der Kalifen, München 2016, 334 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Karten, € 26,95. Der Islam als Religion entstand im spätantiken Umfeld monotheistischer Erlösungsreligionen (Judentum, Christentum, Zoroastrier) sowie im politischen Spannungsfeld der Weltreiche von (ost-) römischem Reich und Sassanidenreich. Die arabischen Stämme standen teilweise auf Seiten Roms, teilweise auf persischer Seite, waren auch auf der Arabischen Halbinsel eingebunden in die Politik der Großmächte. Insofern versprach die Kreierung des Islam als prestigeträchtiger neuer Erlösungsreligion auf Basis der arabischen Kultur durch den Mekkaner Mohammed (*570/73-†632) den Vorteil der religiösen und politischen Unabhängigkeit bei Vereinigung der arabischen Stämme (innere Befriedung durch Islam). Dabei hatte der charismatische Mohammed freilich einige Widerstände zu überwinden (Auftreten als Prophet 610, Hedschra 622, Schlacht bei Badr 624, satanische Verse des Koran, Einnahme Mekkas 630, Mekka und Kaaba). Das gelang ihm und seinen Nachfolgern, den Kalifen, nicht zuletzt durch Kriege gegen äußere Feinde, die auf der Grundlage von neuer Religion und Ideologie erfolgreich durchgeführt werden konnten (Beuteerwerb, fath ["Öffnung, Unterwerfung" der Welt] als religiöses Gebot). Die muslimische Eroberung wurde sehr begünstigt durch die politische Lage im oströmischen und Sassanidenreich nach dem großen römisch-persischen Krieg (602-628); die lokalen Eliten in den beiden Großreichen insbesondere verloren zu Gunsten der Zentralen (Konstantinopel, Ktesiphon) zunehmend an Macht (Zentralisierungstendenzen), die muslimischen Eroberer profitierten somit von dieser politischen Zerrissenheit, wohl weniger von der im oströmischen Reich verbreiteten religiösen Spaltung im Christentum (Orthodoxe, Monophysiten, Kopten). Die lokalen Eliten der beiden Reiche wurden einbezogen in das entstehende frühmuslimische Großreich "indirekter imperialer Herrschaft". Erobert wurden so: Syrien, Irak, Ägypten (unter Kalif Umar [634-644]), Iran, Gebiete westlich Ägyptens, Maghreb (unter Kalif Uthman [644-656] und später), Zentralasien (ab 673), Spanien (ab 711). Muslimische Herrschaft wurde immer wieder erschüttert durch innere Konflikte (ridda ["Abfall"] arabischer Stämme 632 beim Tod Mohammeds [Kalif Abu Bakr, 632-634]; Erster Bürgerkrieg [fitna], "Kamelschlacht" 656/60, Omaijadenkalifat 660/61; Aufstand Husains, Schlacht bei Kerbela 680; Zweiter Bürgerkrieg 683/92; Abbasidenkalifat 750). Diese wiederholten inneren Probleme führten neben dem Ende der Eroberungen zu einer Intensivierung von Herrschaft bei einer Zentralisierung von Staatlichkeit und Religion (Verschränkung von Herrschaft und Religion [Islam]; islamische Bekehrung und Uniformierung von Gesellschaft und Unterworfenen; Islam als Minderheitsreligion in den eroberten Regionen [bis ins hohe Mittelalter?]). Dies führte u.a. zu Aufständen, die der islamischen Herrschaft aber nicht mehr gefährlich werden konnten. Stattdessen wurden die Bürokratien, die die (spät-) antiken Großeeiche ausgebildet hatten, weiter genutzt, was auch mit der Übernahme gesellschaftlicher (Städtewesen, Wirtschaft, Handel) und kultureller Traditionen ([persische] Herrschaftstraditionen, hellenistische Wissenschaft, arabische Kultur) einherging. Damit steht die muslimische Eroberung von Gebieten im Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht nicht für eine so einschneidende historische Zäsur, verglichen mit den parallel dazu stattfindenden Umbrüchen im Westen und Nordwesten Europas (germanische Reichsgründungen, Frankenreich, gesellschaftliche Umbrüche). > I Islam, Frühgeschichte [Buhlmann, 02.2018]

Berggren, J. L[ennart] (1986), Episodes in the Mathematics or Medieval Islam, New York 2003, XIV, 197 S., € 26,74; Berggren, J. Lennart (1986), Mathematik im mittelalterlichen Islam, Heidelberg 2011, 219 S., € 29,95. Die islamische Mathematik des Mittelalters (7.-15. Jahrhundert) basierte auf dem mathematischen Wissen der griechischen Antike und Indiens und entwickelte das u.a. durch Übersetzung ins Arabische Überlieferte weiter fort. Als die islamische Mathematik prägende Gelehrte sind zu nennen: al-Khwarizmi (9. Jahrhundert, 1. Hälfte), al-Biruni (*973-†n.1053), Ulmar al-Khayyani (*1048-†ca.1131), al-Kashi (†1429). Die islamische Mathematik (unter Einschluss von Geografie und Astronomie) beschäftigte sich mit Arithmetik ([indisches] dezimales Stellenwertsystem mit Null und Ziffern, Entdeckung der Dezimalbrüche, Sexagesimalsystem, Wurzeln), Geometrie ([griechische] Grundlagen von Euklid und Archimedes, auch betreffend die Kegelschnitte, Sieben- und Neuneckkonstruktion), Algebra (von arabisch al-jabr, Beziehungen zu Geometrie und Arithmetik, Lösen von quadratischen und kubischen Gleichungen), Trigonometrie (antike und islamische [Sehnen-, Sinus-] Tafeln [Interpolation von Sinuswerten], Definition der trigonometrischen Funktionen, Additionstheoreme, Sinussatz), Sphärik (als sphärische Trigonometrie, [griechische] Sphärik, stereografische Projektion und Astrolabium, Zeitmessung). Dabei diente die Mathematik u.a. der Lösung konkreter Fragestellung in Islam und muslimischer Gesellschaft: Erbteilung, geometrische Konstruktionen in Kunst und Architektur, Gebetsrichtung (nach Mekka). [Buhlmann, 07.2011]

Berghaus, Günter, Schilp, Thomas, Schlagheck, Michael (Hg.) (2000), Herrschaft, Bildung und Gebet. Gründung und Anfänge des Frauenstifts Essen, Essen 2000 > E Essener Frauenstift

Bergjan, Silke-Petra, Näf, Beat ([2013]), Märtyrerverehrung im frühen Christentum. Zeugnisse und kulturelle Wirkungsweisen, Stuttgart o.J. [2013], 208 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, € 29,90. Der Totenkult ist ein wichtiger Bestandteil menschlicher Kulturen. Ausfluss von antikem Totenkult im nachchristlichen Imperium Romanum ist die Märtyrerverehrung in der sich entwickelnden christlichen Religion. Dabei gelangen antike Aussagen zur Märtyrerverehrung nur gefiltert durch damalige Bildung und damaliges Christentum zur Nachwelt. (Hagiografische) Überlieferung etwa in Form des Neuen Testaments, von Märtyrerakten, Passionen, Apologetik und Lebensbeschreibungen lassen die Bedeutung der frühchristlichen Märtyrer in den sich entfaltenden Bereichen Liturgie, Kirchenjahr, Reliquienkult, Sakralbauten, Patrozinien, christliche Topografie erkennen. Dabei speiste sich der christliche Märtyrerkult auch aus jüdischen und hellenistischen Wurzeln (Propheten, Makkabäermartyrer). Das Christentum war (neben dem Judentum) zunächst nur eine religiöse Minderheit und Verfolgungen durch den römischen Staat ausgesetzt (christlicher Widerstand, Kaiserkult). Opfer der Verfolgungen waren die Märtyrer, deren Vorbildlichkeit in der Nachfolge Christi alsbald beispielhaft wurde (Erinnerung und deren Kanonisierung im Christentum, Gemeinschaft der Lebenden und der Toten). Christliche Märtyrerverehrung war insbesondere ein städtisches Phänomen (Märtyrergräber; Jerusalem, Smyrna [Bischof Polykarp (und dessen frühestes bezeugtes Martyrium)], Antiochia, Lyon [Bischof Pothinus, Diakon Sanktus], Karthago [scillitanische Märtyrer, Bischof Cyprian], Rom [Apostel Petrus und Paulus, Laurentius, Agnes, Hippolyt], Mailand). Neben die Fürsprecher der Märtyrerverehrung (Tertullian, Origines) gab es - auch vor dem Hintergrund der konstantinischen Wende und eines christlichen Imperium Romanum - diejenigen (Augustinus), die Einwände gegen die Märtyrerverehrung und deren Auswüchse hatten (Martyriumsinterpretationen, "rechtgläubige" Märtyrerverehrung, heidnische und christliche spectacula). Das Martyrium, ursprünglich als "Blutzeugnis", wurde zunehmend auch mit conversio und confessio in Verbindung gebracht, mit Askese und caritas (als Zeugnisse des Glaubens). Die Erinnerung an die Märtyrer (christliche Geschichtsschreibung [Eusebius]), der Märtyrerkult machte mit aus die Attraktivität der christlichen Religion (christliche Sozialisation). [Buhlmann, 03.2014]

Bergmann, Hans-Walter ([2006]), Der Löwe von Calw. Pfalzgraf Gottfried, des Kaisers Stellvertreter, Norderstedt o.J. [2006] > C Calw, Grafen von

Bergmann, Werner (1985), Innovationen im Quadrivium des 10. und 11. Jahrhunderts. Studien zur Einführung von Astrolab und Abakus im lateinischen Mittelalter (= Sudhoffs Archiv, Beiheft 26), Stuttgart 1985 > G Gerbert von Aurillac

Berland, J.-M. ([o.J.]), Saint-Benoit-sur-Loire, Bellegarde (Ain) o.J. Die Abtei Fleury (Saint-Pierre-de-Fleury, Floriacum), gelegen vielleicht in der Nähe einer gallorömischen Siedlung im Schnittpunkt der Länder Aquitanien, Burgund und Neustrien, reichte - gemäß dem testamentum des Abtes Leodebad von Saint-Pierre-le-Bœuf in Orléans vom 27. Juni 651 (Regierungszeit des merowingischen Frankenkönigs Chlodwig II. [639-657]) - in die Zeit um 630 zurück. 672 sollen Mönche des Klosters Reliquien des heiligen Benedikt von Nursia (†547) aus dem zerstörten Kloster Montecassino geborgen haben; der heilige Benedikt wurde der Schutzpatron der Abtei (Saint-Benoît-de-) Fleury, die vita communis der Mönche richtete sich nach den Regeln des Benedikt und des Columban. Im karolingischen Frankenreich zählte Fleury zu den königlichen Abteien, die sich innerhalb der "karolingischen Renaissance" durch Bibliothek und Skriptorium auszeichnete. Plünderungen durch die Normannen (865, 876, 897) beendeten diese Blütezeit, erst im Rahmen des cluniazensischen Reformmönchtums (10./11. Jahrhundert) gelang die Erneuerung geistlichen Mönchslebens unter den Äbten Abbo (von Fleury, 988-1004) und Gauzlin (1004-1030; Vorhallenturm). Einem schweren Brand des Klosters (1026) zum Trotz gelang bis ins 13. Jahrhundert der Neuaufbau der (romanischen) Klosterkirche mit Krypta, Chor und Querschiff (ca.1070 bis Weihe am 21. März 1108), des Mittelschiffs des Gotteshauses (ca.1150 bis Weihe am 26. Oktober 1218), unterstützt von den kapetingisch-französischen Königen. Das 12. Jahrhundert sah die Besuche von Papst Innozenz II. (1130), des Bernhard von Clairvaux und des Königs Ludwig VI. (1108-1137). Der Hundertjährige Krieg (1337-1453) schädigte das Kloster sehr (Verwüstung durch englische Truppen 1359, Besuch Jeanne d'Arcs 1429), ebenso das Regiment von Kommendataräbten ab Jean VI. de La Trémoïlle (1486-1507). Unter dem protestantischen Kommendaterabt Odet de Coligny (1551-1569) geriet Fleury zudem in konfessionelle Auseinandersetzungen (Plünderung des Klosters 1562). Ab 1580 gehörte die Abtei zur "Kongregation der Exempten in Frankreich", ab 1627 zur "Kongregation der Mauriner". 1712/31 erfolgte der Umbau der Klostergebäude, 1790 die Auflösung des Klosters im Gefolge der Französischen Revolution (1789). Eine Zerstörung der Klosterkirche verhinderte die Umwandlung des Gotteshauses in eine Pfarrkirche (1809). Ab 1865 und nochmals ab 1944 beherbergt(e) das Kloster wieder einen Benediktinerkonvent. Die romanische Kirche aus dem Hochmittelalter ist weitgehend erhalten: mächtiger Vorhallenturm, Kirche(nschiff), Querschiff mit Krypta und "Saal des heiligen Mommulus", Chor mit Apsis, Nordportal, Chorgestühl, (Reste des) Kirchenschatz(es). [Buhlmann, 03.2023]

Bernbeck, Reinhard (1997), Theorien in der Archäologie (= UTB 1964), Tübingen-Basel 1997 > A Archäologie

Berndt, Rainer (Hg.) (2005), Schrift, Schreiber, Schenker. Studien zur Abtei Sankt Viktor in Paris und den Viktorinern (= Corpus Victorinum. Instrumenta, Bd.1), Berlin 2005 > C Corpus Victorinum

Berndt, Torsten, Eckert, Klaus (Red.) (1996), Mit Volldampf durch Deutschland. Faszination Eisenbahn, [Irsee-Göppingen-Stuttgart-Wien-Zürich] 1996 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

Berner, Felix (1985), Baden-Württembergische Portraits. Gestalten aus tausend Jahren 800-1800, Stuttgart 1985 > B Baden-Württemberg

Berner, Herbert (Hg.), Engen im Hegau, Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, 2 Bde., Sigmaringen 1983 > E Engen

Bernhardt, Walter (1984), Esslingen im Früh- und Hochmittelalter. Gedanken zur Geschichte und Topographie, in: EsslSt 23 (1984), S.7-44 > E Esslingen

Bernhardt, Walter (1990), Wann erfolgte die Erhebung Esslingens zur Stadt?, in: EsslSt 29 (1990), S.1-16 > E Esslingen

Bernheimer, Richard (1952), Wild Men in the Middle Ages. A Study in Art, Sentiment, and Demonology, Nachdruck New York 1979, 224 S., Abbildungen, $ N.N. (€ 48,-). Als Bezeichnung für Wildmenschen werden im Lateinischen erkennbar: homines agrestes, agrestes ("wilde Männer", "Wilde"), homines silvestres, silvestres ("Waldmenschen"). Wildmenschen sind also auch Waldmenschen, was vor dem Hintergrund des oben dargestellten "ungezähmten, unheimlichen und magischen" Waldes plausibel erscheint. Auffällig ist das Aussehen der Wildmenschen, die behaart sind; die wilden Männer werden regelmäßig mit starken Bartwuchs dargestellt, bei den Frauen waren die Brüste unbehaart. Weiter verfügten die Wildmenschen über gewaltige Kräfte und werden auch mit einer Keule, einer primitiven Waffe, dargestellt. Ansonsten besaßen sie ein anthropomorphes, menschliches Äußeres, wodurch sie zu den mittelalterlichen Wundervölkern zu stellen sind. Sie unterscheiden sich aber von den fernen Wundervölkern am Rand der Welt dadurch, dass sie innerhalb der christlichen Ökumene angesiedelt wurden, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Städten und Dörfern. Und dennoch lebten sie außerhalb der Gesellschaft, was sie wiederum bedrohlich erscheinen ließ. So war (und ist) es nicht weit, die Wildmenschen - auch mythologisch (germanisch-slawische Mythologie) und folkloristisch (Verkleidungsbräuche, Karneval) - in die Nähe von Natur- und Waldgeistern zu stellen und aus ihnen Vermittler einer "ungezügelten, ungezähmten" Natur zu machen. Und so finden wir auch in der altorientalischen Geschichte und in der griechisch-römischen Antike Beispiele für wilde Menschen: Enkidu ist der wilde Mann und Freund des Königs Gilgamesch von Ur im Gilgameschepos der Sumerer; laut dem alttestamentlichen Buch Daniel der Bibel soll der babylonische König Nebukadnezar II. (605-562 v.Chr.) sieben Jahre lang als Wildmensch verbracht haben; Faune, Nymphen und Satyrn bevölkern schließlich die griechisch-römische Mythologie. Auch im Mittelalter fanden die wilden Menschen Verbreitung in Wissenschaft, Literatur, Sage und Legende, angefangen bei den Etymologiae des Isidor von Sevilla (†636) über den Gelehrten Vinzenz von Beauvais (†ca.1264) bis zu Hartmann von Aue (†ca.1210/20), der in seiner Dichtung Iwein als Gegensatz zur höfischen Welt der Artusritter einen Waldmenschen als "Herrn der Tiere" beschreibt und seinen Helden Iwein selbst zeitweise dem tierischen Wahnsinn verfallen lässt. Die wilden Frauen (agrestes feminae, silvaticae u.a.) sind dann vielleicht noch zu den Meerjungfrauen (lamiae o.a.) zu stellen, die wilden Männer zum wilde[n] wazzerman, wie es Heinrich vor dem Türlin in seinem Artusroman Diu Crône (ca.1230) tut. Wilden Männern und Frauen sind ihre Ungezügeltheit und Kraft zu Eigen; sie stellen das naturverbundene Gegenbild zu Kultur und Zivilisation dar, wie am Gegensatz Ritter - Wildmensch erkennbar. Wildheit wurde dennoch in die Kultur mit einbezogen, den Wildmenschen ein auf den Geschlechterrollen basierendes Eheleben attestiert, das die mit den Wildmenschen zweifellos verbundenen erotisch-sexuellen Konnotationen kulturell bändigen sollte. Straßburger Frauen bezeichneten ihre Ehemänner als (gezähmte) wilde Männer in Anspielung auf deren Sexualität (und das in Zeiten einer rigiden sexuellen Kontrolle durch die christliche Religion [christliche Askese, Sexualität als Mittel zur Fortpflanzung]). Wilde Männer wurden auch von höfischen Frauen gezähmt, so das Bild eines um 1470/80 enstandenen Wandteppichs aus Basel. Schließlich fungierten wilde Männer und Frauen als Beiwerk für ein hochherrschaftliches Zeichen: das Wappen; ein Wappen links und rechts flankierend, waren die Wildmenschen als Wappenträger Ausdruck von Kraft und natürlicher Ursprünglichkeit, freilich aber auch der Herrschaft, der Kultur, der Ordnung unterworfen. Natur und Kultur waren dann vereint, wenn einer der Wappenträger ein Wildmensch, der andere ein Ritter war. Wilde Männer gaben nicht zuletzt Wirtshäusern ihren Namen. [Buhlmann, 11.2019]

Bernoulli, Carl Albrecht (1900), Die Heiligen der Merowinger, 1900, Nachdruck Hildesheim-New York 1981, 336 S., € 24,80. Zahlreiche christliche Heilige bevölkern die Geschichte des Frankenreichs der merowingischen Könige (5./6.-8. Jahrhundert, Mitte). Da ist zunächst zu berichten von den römerzeitlich-"völkerwanderungszeitlichen" Heiligen Martin von Tours (Sulpicius Severus; Martin als Heiliger der Merowingerkönige), Severin von Noricum (Eugippius), Fulgentius von Ruspe und Cäsarius von Arles. Panegyrische "Heiligenforschung" ist dann zu finden bei Venantius Fortunatus (Martin, Radegunde [Radegundevita der Baudonivia]) und beim Historiografen Gregor von Tours (Martin, gallische Heilige); im 7. Jahrhundert finden sich die Heiligenleben des Columban, Leodegar von Autun, Eligius von Noyon oder des Amandus. Östliche Heilige der Merowingerzeit waren Christopherus, Georg, Siebenschläfer u.a., Heilige aus dem fränkischen Raum Dionysius von Paris, Genoveva von Paris, Mauritius, Verena von Zurzach sowie der englische König Oswald. Die Heiligenverehrung äußerte sich nicht zuletzt in der Bedeutung des Heiligengrabes (Martinsgrab als Reichsheiligtum) und der Reliquien (Reliquien von außerhalb des Frankenreichs) im Kult, in Heiligenerscheinung, Wundern und Glauben. [Buhlmann, 05.2015]

  Bernward von Hildesheim, Bischof, Heiliger: Um 960 geboren, aus adlig-pfalzgräflicher sächsischer Familie stammend, war Bernward für eine geistliche Laufbahn bestimmt. Seine Ausbildung erhielt Bernward an der Hildesheimer Domschule, wurde vor 977 Schreiber in der königlichen Kanzlei Kaiser Ottos II. (973-983) und nach 983 als Geistlicher Lehrer des unmündigen Königs Otto III. (983-1002). Zudem wurde Bernward Mitglied der Hofkapelle des Königs, der ihn 993 zum Bischof Hildesheim (993-1022) machte. Als Reichsbischof innerhalb der ottonischen Reichskirche entfaltete der Geistliche vielfältige Aktivitäten. In Hildesheim (Bennopolis als "Bernwardsstadt", 1019) ließ er die Domburg neu ummauern, stiftete zu seinem Gedächtnis das Benediktinerkloster mit der Michaelskirche (1010/19) und stattete im Namen Gottes seinen Bischofssitz mit bedeutenden Kunstwerken aus (Bronzeportal des Doms, Bernwardsäule u.a.). Streitigkeiten um die Zugehörigkeit der Frauengemeinschaft Gandersheim wurden unter König Heinrich II. (1002-1024) durch Kompromiss gelöst (1007). Der Bischof engagierte sich auch in Angelegenheiten des ostfränkisch-deutschen Reiches und war in diplomatischen Missionen unterwegs (z.B. Frankreich, Tours 1007). Bernward starb am 20. November 1022 und wurde in seiner Stiftung St. Michael begraben. 1192 wurde der Hildesheimer Bischof heilig gesprochen, eine Vita Bernwardi episcopi des Bernwardlehrers Thangmar wurde bis in die Zeit der Heiligsprechung komplettiert und war auch Grundlage der auf Deutsch verfassten "Gründlichen Nachricht von dem Leben und Tode [und Wundern] des Heiligen Bernwards" von 1767.
Vgl.: Bünz, Enno, Bajorath, Karl-Heinz (Hg.) (1993), Gründliche Nachricht von dem Leben und Tode des Heiligen Bernwards. Nachdruck der Ausgabe Hildesheim 1767 (= Religion in der Geschichte. Kirche, Kultur und Gesellschaft, Bd.1), Bielefeld 1993, 346 S., Schwarzweißtafeln, DM 35,-; Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen (= Ausstellungskatalog), hg. v. Michael Brandt u. Arne Eggebrecht (1993), Bd.1, Mainz 1993, 524 S., Abbildungen, Karten, Bd.2, Mainz 1993, 645 S., Abbildungen, zus. DM 89,-. [Buhlmann, 08.1993, 11.2016]

Berschin, Walter (Hg.) (1991), Frühe Kultur in Säckingen. Studien zu Literatur, Kunst und Geschichte, Sigmaringen 1991, 198 S., € 9,50. Die mittelalterliche Frauengemeinschaft in Säckingen, auf einer Rheininsel im Hochrhein gelegen, führte sich auf den irischen Mönch und Heiligen Fridolin (†n.700?) zurück, der die geistliche Kommunität als Missionszelle (?) im 7. Jahrhundert (?) gründete und dort auch begraben liegt. In der Karolingerzeit stellte sich die Frauengemeinschaft als eine dem ostfränkischen Königtum unterstellte Institution dar, für die Mitte des 10. Jahrhunderts ist eine Liste der Säckinger Klosterfrauen (sorores) überliefert, die die Frauengemeinschaft unter der Leitung einer praeposita Irmingard sieht. Im späten Mittelalter besaß das "Adelsfrauenkloster" Grundbesitz auch im südlichen Schwarzwald (Rickenbach, Zell im Wiesental), 1307 erhielt die Säckinger Äbtissin den Status einer Reichsfürstin, Vögte waren im 12. Jahrhundert die Grafen von Lenzburg, ab 1173 die Habsburger. Baulicher Mittelpunkt des Stifts war das Fridolinsmünster mit seiner Winkelgangkrypta aus der Zeit um 825. 1806 wurde die Frauengemeinschaft säkularisiert und aufgehoben, Säckingen wurde badisch. [Buhlmann, 08.2008]

Bertelsmann Hausatlas, hg. v. Rudolf Wendorff u.a., Gütersloh 1960 > A Atlas, geografischer Atlas

Bertelsmann Universal Lexikon. Das Wissen unserer Zeit von A-Z, hg. v. Bertelsmann Lexikon Institut (2003), Gütersloh-München 2003 > L Lexika, Enzyklopädien

Berti, Luciano (1979), Florenz. Die Stadt und ihre Kunst, Florenz 1979 > F Florenz

Bertsche, Paul (1988), Grenzen und Grenzsteine um die Mark Möhringen, in: TutHbll NF 51 (1988), S.94-103. Bis ins Mittelalter zurückverfolgend, lassen sich Grenzen, in der frühen Neuzeit zudem Grenzsteine der Mark der Orte Möhringen und Tuttlingen auf der Baar nachweisen. Ausgangspunkt von Grenzbesichtigungen und Grenzziehungen war dabei das "stainin creiz" (Lohen-, Lachenstein) auf dem Windegg (Witthoh) am "Hochgesträß". Grenzziehungen und -besichtigungen sind dann etwa für die Jahre 1504, 1512, 1712, 1717, 1778, 1781, 1811, 1813 oder 1840 bezeugt; Grenzsteine stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, u.a. ein Grenzstein der den Ort markierte, an dem die Grafschaften Fürstenberg, Nellenburg und Hohenberg zusammentrafen. [Buhlmann, 04.2013]

Berweck, Wolfgang (1963), Das Heilig-Geist-Spital zu Villingen im Schwarzwald von der Gründung bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Verfassung und Verwaltung (= Schriftenreihe der Stadt Villingen), Villingen [1963], 123 S., 7 Taf., DM 40,-. Das Heilig-Geist-Spital in Villingen (auf der Baar, im Schwarzwald), an der Rietstraße gelegen, war wohl 1284/86 gegründet worden. Stifterin der Institution war Agnes von Fürstenberg, die Witwe des kurz zuvor verstorbenen Grafen Heinrich I. von Fürstenberg (ca.1245-1284). Der Stadt gelang es alsbald und weitgehend bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, die fürstenbergische Stifterfamilie aus ihrer Position zu verdrängen und die "Verbürgerlichung" des Spitals einzuleiten. Zu 1294 ist erstmals ein eigenes Spitalsiegel bezeugt, zum Jahr 1308 erstmals (drei) Spitalpfleger. Diese standen der nunmehr städtisch geprägten Spitalverwaltung (mit dem Spitalmeister und dem Dienstpersonal sowie dem Spitalkaplan) vor und waren in vielen Rechtsgeschäften vom Villinger Rat abhängig, der somit eine wirksame Kontrolle über das Spital ausübte. Nicht zuletzt beweisen dies das Villinger Stadtrecht von 1371 und die Spitalordnung von 1502. Das Spital kümmerte sich von Anfang an um (im Spital lebende) Alte und Kranke aus Villingen, die umsorgt werden sollten; auch arme Leute wurden mit Brotspenden versorgt. Spätestens ab dem 16. Jahrhundert beherbergte das Spital auch Waisenkinder. Pfründner wurden in Einzelzimmern im oberen Stockwerk untergebracht, die Mittellosen in der "unteren Stube". Für seine karitativen Tätigkeiten benötigte das Spital Unterstützung. Dies geschah durch Stiftungen und Pfründverträge; das Spital erwarb so Großgrundbesitz, vielfach in der Nähe Villingens, und wurde zum Lehns- und Zehntherrn. [Buhlmann, 12.2011]

Best, Otto F. (1972), Handbuch literarischer Fachbegriffe. Definitionen und Beispiele (= Fischer Tb 6092), Frankfurt a.M. 51976 > L Literatur

Bestenreiner, Erika (2003), Sisi und ihre Geschwister (= SP 4006), München 32005 > E Elisabeth von Österreich

Bethge, Oskar (1928), Über "Bifänge", in: VSWG 20 (1928), S.139-165. Der Bifang, lateinisch comprehensio, war im frühen Mittelalter ein durch eine oder mehrere Personen angeeignetes Stück Land, zumeist "ausgeschnitten" aus dem Ödland (eremus), gelegen im Übergang von besiedeltem zu unbesiedeltem Land. Die Lage der Bifänge macht deutlich: Der Bifang ist Resultat einer Okkupation, einer Beschlagnahme von herrenlosem Grund und Boden, ist originärer, eigenmächtiger und rechtlicher Erwerb solch eines "eingefangenen", mit Grenzen und Lachen versehenen Landstücks. Diese "Ausscheidung" aus der allgemeinen Mark begründet das Recht der Kultivierung und Rodung des umfangenen Bodens und die Abgrenzung des Bifangs gegenüber den anderen, die Wald und Ödland nutzen. Das Recht am Bifang ist vererbbar (comprehensio in hereditate), man kann den Bifang verschenken oder verkaufen. Das "Bifangen" ist abhängig von den Beziehungen des Land Ausscheidenden zu seinen Umwohnern, vom Verhältnis von schon besiedeltem zu unbesiedeltem Land. Letzteres bedeutete eine zunehmende Reglementierung von "Bifangen" und Rodung bei abnehmender Verfügbarkeit von Wald und Ödland, nicht generell, aber z.B. bezogen auf die Umgebung einer Siedlung. Und so finden sich die comprehensiones nur in frühmittelalterlichen Zusammenhängen. Später war die Mark eingeschränkt, durch Rodungen und neue Siedlungen in der Nachbarschaft, durch Grundherrschaften und Einforstung. Nachbarn, Freunde und Verwandte waren also diejenigen, mit denen Rodungen zu vereinbaren und durchzuführen waren - eine Grundlage von dem, was später Mark und Markgenossenschaft ausmachen sollte. Doch gab es sicher in späterer Zeit auch die freie Okkupation in siedlungsfernen Räumen. Vgl. dazu noch: Hoederath, Hans Theodor (1951), Hufe, Manse und Mark in den Quellen der Großgrundherrschaft Werden am Ausgang der Karolingerzeit, in: ZRG GA 68 (1951), S.211-231. [Buhlmann, 2002-2004, 10.2015]

Bette, Ludwig (1922/24), Die Abtei Werden und das Vest Recklinghausen, in: VZ 31 (1922/24), S.1-81 > W Werden

Bettecken, Winfried (1988), Stift und Stadt Essen. "Coenobium Astnide" und Siedlungsentwicklung bis 1244 (= QuS 2), Münster 1988 > E Essen im Mittelalter

Bettecken, Winfried (1989), Von der Stiftsmauer zur Stadtmauer. Zur Siedlungsentwicklung in Essen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, in: MaH 43 (1989), S.33-61 > E Essen im Mittelalter

Beuckers, Klaus Gereon (Hg.) (2010), Das Rituale des frühen 13. Jahrhunderts aus der Abtei Neuweiler (= Die Kirchen von Neuweiler im Elsass, Bd.2), Köln 2010, 134 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, € 9,80. Die um 720 gegründete Abtei St. Peter und Paul im elsässischen Neuweiler (Neuwiller-lès-Saverne) beeindruckt noch heute durch den romanischen, bis ins vorromanische 9. Jahrhundert (Konfessio unterhalb des Hochchors) zurückgehenden Bau der Klosterkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine zweigeschossige, salierzeitliche (Katharinen-, Sebastians-) Doppelkapelle erbaut; das Gotteshaus insgesamt wurde im 12. Jahrhundert vom Ostchor her über das Querschiff mit seinen Turmuntergeschosskapellen weitgehend neu gestaltet, wobei ein Brand des Klosters (1177) den Abschluss der Bauarbeiten verzögerte, so dass Querhaus und östliches Doppeljoch des Langhauses, was Obergeschosse und Einwölbung anbetraf, erst um 1210/20 fertig gestellt wurden, der Rest des Langhauses erst um 1260. Der soweit aber im frühen 13. Jahrhundert benutzbare Kirchenbau war die architektonische Voraussetzung für das damals in der Abtei Neuweiler angefertigte (St. Adelphus-Tradition) Rituale, einer nicht ganz vollständig überlieferten liturgischen Schrift, die liturgische Texte (Antiphonen, Responorien, Gebete, Lesungen) und priesterliche Handlungen im Verlauf des Kirchenjahres (ab Mariä Lichtmess) enthält, weiter Texte zur Mönchsprofess, zu Weihen und Salbung, zur Gebetsverbrüderung. Das Rituale mit seiner "Liturgie im Raum" geht mit der Nennung von Kirchenaltären (Adelphus, Clemens, Georg, Gregor, Laurentius, Silvester, Stephanus, Vincentius) und Kapellen (Nikolauskapelle, nördlich der Abteikirche gelegen) konform mit der damaligen Sakraltopografie, die Architektur "antwortet" den Umzügen im Kirchenraum und Prozessionen (Psalmsonntagsprozession, Osterliturgie) durch ihre Elemente wie Taufbecken (um 1200) oder Tympanon des Nordportals (ca.1200/20). > Lateinische Literatur > N Neuweiler [Buhlmann, 03.2015]

Beumann, Helmut, Büttner, Heinrich (1962), Das Kaisertum Ottos des Großen, Konstanz 1962 > O Otto I.

Beuron, Ort, geistliche Kommunität in Schwaben an der Donau: Ur- und vorgeschichtlich können Funde aus dem Mesolithikum und keltische Funde um Beuron ausgemacht werden. Purron wird in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erstmals erwähnt, eine Martinskirche reicht wohl in fränkische Zeitn zurück. Zwischen 1077 und 1802 beherbergte Beuron ein Augustinerchorherrenstift (päpstliche libertas 1097, freie Vogtwahl 1131, Hohenzollern als Vögte 1253, Beziehungen nach Kreuzlingen [16. Jahrhundert], barocker Umbau des Stifts [ab 1687], Aufhebung 1802). Beuron als Teil des hohenzollerischen Territoriums in Südwestdeutschland war dann im Jahr 1863 Ort einer Klosterneugründung des Benediktinerordens ebenfalls mit Martinspatrozinium. Unter den Erzäbten Maurus Wolter (1868-1890), Placidus Wolter (1890-1908), Ildephons Schober (1908-1917), Raphael Walzer (1918-1937), Benedikt Baur (1938-1955), Benedikt Reetz (1957-1964), Damasus Zähringer (1965-1967), Ursmar Engelmann (1970-1980), Hieronymus Nietz (1980-2001), Theodor Hogg (2001-2011) und Tutilo Burger (ab 2011) entwickelte sich die Mönchsgemeinschaft zu einem modernen Kloster und kulturellen Mittelpunkt für die Region (Kloster als "Unternehmen", Gastlichkeit und Liturgie, Spiritualität, Beuroner Brüder-Institut, Klosterbibliothek, Beuroner Kunstverlag, Vetus Latina-Institut, Zeitschrift Benediktinische Monatsschrift bzw. Erbe und Auftrag; Pfarrei Beuron; ehemalige Simplex-Priorate [cellae] Arnstein, Gerleve, Kempen, Las Condes, Michaelsberg, Neuburg [b. Heidelberg], Tonogoaka).
Zu Beuron s.: 150 Jahre Benediktiner in Beuron. Ein Kloster im Wandel, hg. v.d. Erzabtei St. Martin zu Beuron (2013), Beuron 2013, 224 S., Farbfotos, € 29,90. [Buhlmann, 10.2023]

Beutelspacher, Albrecht (2013), Zahlen. Geschichte, Gesetze, Geheimnisse (= BSR 2751), München 2013, 112 S., € 8,95. I. Natürliche Zahlen: Ein intuitiver Zahlensinn ist dem Menschen und einigen Tierarten angeboren. Das Zählen beim Menschen reicht bis in die Steinzeit zurück (30.000 Jahre alte Zahlendarstellungen als Kerben auf Knochen, 20.000 Jahre alte Darstellung von Primzahlen), Zahlsysteme mit brauchbaren Darstellungen von (großen Zahlen) sind ab 2000 v.Chr. in menschlichen Kulturen nachweisbar. Die griechische Naturphilosophie des 7. und 6. Jahrhunderts v.Chr. verband erstmals Zahlen und Zählen mit mathematischer Abstraktion (Definitionen, Beweise, mathematische Sätze); als Eigenschaften von natürlichen Zahlen wurden gerade und ungerade Zahlen, Rechteckzahlen und Primzahlen sowie die Unendlichkeit von Zahlen(reihen) mathematisch erfasst (Thales von Milet [*ca.624-†ca.546 v.chr.], Pythagoras [*ca.570-†ca.510 v.Chr.]). Die Elemente des Euklid (ca.300 v.Chr.) geben einen Beweis für die unendliche Anzahl der Primzahlen, der deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauß (*1777-†1855) stellte Vermutung über die prozentuale Verteilung von Primzahlen an. Ausgehend vom Satz des Pythagoras, löste der Mathematiker Diophantes von Alexandrien (ca.250 n.Chr.) das Geheimnis um die pythagoräischen Zahlentripel natürlicher Zahlen, während der französische Mathematiker Pierre de Fermat (*1607-†1665) um 1637 die erst 1993 bewiesene Fermat'sche Vermutung aussprach, dass Gleichungen vom Typ an+bn = cn für n>2 keine Lösungen haben, die natürliche Zahlen sind. Der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler (*1707-†1783) schuf mit einem Satz über die Endziffern von Potenzen natürlicher Zahlen die Grundlagen die Grundlage für die moderne Kryptografie (RSA-Algorithmus). Mathematisch gesehen sind natürliche Zahlen damit "gezählte" Zahlen, die ein "Unendlichkeitsaxiom" und die Axiome des Weiterzählens der Mathematiker Richard Dedekind (*1831-†1916) und Giuseppe Peano (*1858-†1932) erfüllen. II. Bei Zahlendarstellungen sind grundsätzlich Zahlensysteme ohne (altes Ägypten, Römer, mittelalterliches Europa [Abakus, Rechentisch]) und mit Stellenwertsystem (Babylonier [Basis: 60], Maya [Basis: 20], Indien [Null auf Steintafel von Gwalior (786 n.Chr.)], Islam, europäisches Mittelalter, europäische Neuzeit [Basis: 10]) zu unterscheiden. Mit entscheidend für die Verbreitung des indischen Zahlenwertsystems über die Welt waren der Bagdader Mathematiker Musa al-Chwarizmi (*ca.780-†ca.850), Leonardo von Pisa (*ca.1170-†n.1240, Liber abaci) und Adam Ries (*1492-†1559, Rechenung auf der linihen und federn). Im dezimalen Stellenwertsystem gelten dann Teilbarkeitsregeln wie die Neunerprobe. Daneben gibt es das binäre Stellenwertsystem, das u.a. auf den deutschen Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz (*1646-†1716) zurückgeht. III. Das Rechnen mit Brüchen (Stammbrüche im alten Ägypten, hexagesimale Brüche im alten Mesopotamien, Proportionen im antiken Griechenland [Pythagoräer, euklidischer Algorithmus, kommensurable Zahlenverhältnisse], indische Bruchzahlen als Vorläufer der heutigen Brüche) führt auf die rationalen Zahlen, die geometrisch als Bruchteile von Strecken (René Descartes [*1596-†1650]), algebraisch als Körper (Bernard Bolzano [*1781-†1848], Reine Zahlenlehre) interpretiert werden können. Rationale Zahlen lassen sich als abbrechende oder periodische Dezimalbrüche darstellen, wie u.a. der holländische Mathematiker Simon Stevin (*1548-†1620) in seiner Schrift De Thiende zeigte. Irrationale Zahlen sind auch Wurzelausdrücke als unendliche, nichtperiodische Dezimalbrüche, als algebraische Zahlen (inkommensurable Zahlverhältnisse). IV. Transzendente Zahlen: Der abzählbar unendlichen, aber auf dem reellen Zahlenstrahl dicht liegenden Menge der rationalen Zahlen und Wurzeln steht die überabzählbare Menge der transzendenten Zahlen (π, e; als Grenzwerte von Folgen rationaler Zahlen [unendliche Reihen des Nicolaus von Oresme, *1330-†1382]) gegenüber. Beide Zahlenmengen bilden die reellen Zahlen; Abzählbarkeit und Überabzählbarkeit ergeben sich dabei aus den Beweisverfahren des deutschen Mathematikers Georg Cantor (*1845-†1918). V. Komplexe Zahlen: Zahlen als Lösungen von (ganz rationalen) Gleichungen können u.a. negativ, Wurzeln oder imaginär sein (quadratische Gleichungen [Gerolamo Cardano, *1501-†1576; Michael Stifel, *1487-†1567]; kubische Gleichungen [Niccolò Tartaglia, *1499-†1557; Gerolamo Cardano]; ganz rationale Gleichungen ab 5. Grad besitzen keine Lösungsformel [Paolo Ruffini, *1765-†1822; Niels Henrik Abel, *1803-†1829; Évariste Galois, *1811-†1832]). Imaginäre Zahlen machen die Menge der komplexen Zahlen aus (i=√-1; Fundamentalsatz der Algebra [Albert Girard, *1595-†1632; Carl Friedrich Gauß]; Zahlenebene [Caspar Wessel, *1745-†1818; Carl Friedrich Gauß]). [Buhlmann, 04.2013]

Beutler, Christian (1958), Der Türsturz vom Ludgerusgrab in Werden, in: Westfalen 36 (1958), S.25-32 > W Werden

Beuys, Barbara (1992), Florenz. Stadtwelt - Weltstadt. Urbanes Leben von 1200 bis 1500, Reinbek b.H. 1992 > F Florenz

Beuys, Barbara (2003), Denn ich bin krank vor Liebe. Das Leben der Hildegard von Bingen (= SP 3649), München-Zürich 2003 > H Hildegard von Bingen

Beyer, Hans (1953), Lehrbuch der organischen Chemie, überarb. v. Wolfgang Walter (1976), Stuttgart 181978 > C Chemie

Beyerle, Konrad (Hg.) (1925), Die Kultur der Abtei Reichenau. Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924, 2 Halbbde., 1925, Nachdruck Aalen 1970 > R Reichenau

Beyme, Klaus von (1979), Das politische System der Bundesrepublik Deutschland nach der Vereinigung (= SP 578), München-Zürich 71993 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

BG = Bibliotheca Germanica

BGG = Beiträge zur Geschichte Gerresheims

BGKw = Beiträge zur Geschichte Kaiserswerths: MA = Reihe Mittelalter, NZ = Neuzeit

BGR = Beiträge zur Geschichte Ratingens

BGW = Beiträge zur Geschichte Werdens

BHDIR = Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom

BHF = Bonner Historische Forschungen

BHS = Berliner Historische Studien

BHVB = Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg

Bi

Bibel als heilige Schrift der jüdischen und christlichen Religion: I. Überblick: Die Bibel gliedert sich in ein Altes und ein Neues Testament, das Alte Testament in Geschichts-, Lehr- und prophetische Bücher (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft) (39 Schriften), das Neue Testament in Geschichtsberichte (vier Evangelien, Apostelgeschichte), Briefe und die Apokalypse. Das Alte Testament fußt auf der hebräisch-jüdischen Überlieferung (Thora = Pentateuch, frühere, spätere Propheten, "Lehrbücher"); es handelt vom Verhältnis zwischen Gott-Jahwe und dem Volk Israel. Das Neue Testament handelt vom Gottessohn Jesus Christus und den Anfängen des Christentums. Bücher des Neuen Testaments sind: Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, Apostelgeschichte, Briefe, Offenbarung des Johannes. Neben dem "Kanon" von alt- und neutestamentlichen Schriften sind apokryphe ("verborgene") Schriften (Apokryphen) überliefert. Die Bibelkunde dient dem Verstehen der biblischen Schriften aus deren (innerem) Zusammenhang heraus, die Bibelwissenschaft(en) beschäftigen sich zudem mit der Entstehungsgeschichte der Bibel, der Religions- und politischen Geschichte, der Bibelrezeption, der Bibelhermeneutik.
II. Aufbau: Hebräisch-jüdische und christliche Bibeln gliedern sich wie folgt:

Hebräische BibelChristliche Bibel(n)
 Altes Testament:
- Tora ("Gesetz")- Geschichtsbücher
Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri, DeuteronomiumGenesis, Exodus, Leviticus, Numeri, Deuteronomium (Pentateuch, 1.-5. Mose)
- Nevi'im ("Propheten") 
Vordere Propheten: Josua, Richter, 1.-2. Samuel, 1.-2. KönigeJosua, Richter, Ruth, 1.-2. Samuel, 1.-2. Könige, [3.-4. Könige], 1.-2. Chronik, [Manassegebet], [1.-2.] Esra, [3.-4. Esra], Nehemia, Tobit, Judith, Esther, 1.-2. Makkabäer, [3.-4. Makkabäer]
Hintere Propheten: Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi 
- Ketuvim ("Schriften")- Lehrbücher
Psalmen, Hiob, Sprüche, Ruth, Hoheslied, Kohelet (Prediger), Klagelieder, Esther, Daniel, Esra, Nehemia, 1.-2. ChronikHiob, Psalmen, [Oden Salomos], Sprüche, Kohelet, Hoheslied, Weisheit Salomos, Jesus Sirach, [Psalmen Salomos]
 - Propheten
 Jesaja, Jeremia, [Klagelieder], Baruch [Brief Jeremias], Daniel [Susanna], Ezechiel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi, [1.-2. Makkabäer]
 Neues Testament:
 - Evangelien
 Matthäus, Markus, Lukas, Johannes
 Apostelgeschichte
 - Paulusbriefe
 Römer, 1.-2. Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, 1.-2. Thessalonicher, 1.-2. Timotheus, Titus, Philemon
 - Übrige Briefe
 Hebräer, Jakobus, 1.-2. Petrus, 1.-3. Johannes, Judas
 Offenbarung des Johannes

(modifiziert nach: Schmid, Bibel). III. Entstehung, Inhalte (Altes Testament): Die Entstehung der hebräischen Bibel setzt eine gewisse Staat- und Schriftlichkeit in den hebräischen Gemeinwesen Israel und Juda als Königreiche voraus, die in gewisser Weise ab dem 9./8. Jahrhundert v.Chr. gegeben waren. Die Produktion biblischer Texte hielt dann in der Zeit des babylonischen (und ägyptischen) Exils der Juden, in der persischen und hellenistischen Zeit an, wobei es immer wieder zur Überarbeitung von biblischen Stoffen kam. Im Einzelnen sind die Anfänge hebräischer Schriftkultur ablesbar an Inschriftenfunden (Bileam [9. Jahrhundert v.Chr.], Siloah [8. Jahrhundert v.Chr.]), die ersten biblischen Literaturen (frühe Psalmen, Weisheitssprüche) standen im Zusammenhang mit dem jüdischen Tempelkult in Jerusalem und der jüdischen Kultreligion vor der babylonischen Exilszeit. Auch die prophetische Überlieferung (Prophetenerzählungen, Vordere Propheten) als Prophezeiungen und Warnungen (etwa vor dem Hintergrund des Untergangs des Reiches Israel [722 v.Chr.]) gehört hierher, ebenso die Aktualität von Ursprungsmythen (Abraham, Jakob usw. als Erzeltern Israels; Mose und der Exodus aus Ägypten). Rechtstexte datieren bis in die persische Zeit, das Deuteronomium als Gottesrecht ("Rechtssätze göttlicher Autorität", Auslegung des Rechts) ist hierfür zentral. Die babylonische Zerstörung des Ersten Jerusalemer Tempels (587 v.Chr.) und die jüdische Exilszeit spiegeln sich in den Klageliedern der hebräischen Bibel wider, die Erzählungen der Tora sind als Zeugnisse des frühen Judentums Erzählungen unter dem rückprojizierenden Eindruck des babylonischen Exils (und spielen somit vielfach "exilisch" außerhalb des "Gelobten Landes" Israel) und sind weitgehend in der nachexilischen Zeit des sog. Zweiten Tempels (ab ca.515 v.Chr.) unter dem Einfluss von "Theokratie und Eschatologie" (Priesterschaft, Gerichtsprophetie) entstanden. In die Perserzeit fiel also die Formierung der Tora, deren Religions- und Rechtsnormen sich in der Folgezeit nach und nach durchsetzten. Nachexilisch-persisch sind wesentlich auch die Chronikbücher (Könige David, Salomo nachgebildet den persischen Großkönigen Kyros, Dareios I.), weiter die eschatologischen Texte der Hinteren Propheten (Jeremia, Ezechiel) mit ihren Offenbarungen (Apokalypsen) und Toraerläuterungen oder das Buch Hiob, prototypisch für eine neue Sicht auf den Menschen, der als Mann und Frau, als Individuum eigenverantwortlich Gott gegenübertritt. Das Zeitalter des Hellenismus war gekennzeichnet von griechischen Einflüssen auf das Judentum, wie sie sich etwa in der griechischsprachigen Septuaginta niederschlugen oder im Zusammengehen von jüdischer Tradition und griechischem Denken (Weisheitsschriften, Tora als "schriftgewordene Weisheit"). Darüber hinaus war die hellenistische Epoche geprägt durch das Aufkommen einer jüdischen Apokalyptik als besonderer Art von Geschichtsbetrachtung und -theologie (Henochbücher, Daniel, 4. Esra, Kohelet). Die Epoche des Zweiten Tempels kam mit dessen Zerstörung zu ihrem Ende (70 n.Chr.). IV. Entstehung, Inhalte (Neues Testament): Neben der hebräischen Bibel, die nur im Großen und Ganzen als christliches Altes Testament begriffen werden kann, entstand auf Griechisch im 1./2. Jahrhundert n.Chr. das christliche Neue Testament; das Alte Testament diente dem Christentum dabei als Hindeutung auf das Neue. Die Heilsgeschichte um Jesus Christus wurde im Rahmen der entstehenden christlichen Kirche (überregionale Kirchenorganisation) ab den 50er-Jahren verschriftlicht, angefangen bei den Briefen des Apostels Paulus (christlicher Glauben und Gerechtigkeit); im sich ausformenden Neuen Testament sollten die Evangelien (Logienquelle Q, Jungfrauengeburt, Tod und Auferstehung, Christus als Logos; Evangelien der verschiedenen Perspektiven) und die Apostelgeschichte eine zentrale Stellung einnehmen, hinzu traten weitere Briefe und die Offenbarung des Johannes. Die Kanonisierung des Neuen Testaments bei Aussonderung von apokryphen Schriften (2./3. Jahrhundert) bildete dann den Abschluss der christlich-griechischen "Vollbibeln", denen im Bereich des Alten Testaments eine ebensolche Kanonisierung der hebräischen Bibel voraufging (1./2. Jahrhundert). V. Entwicklungen: Auch die Entstehung eines einheitlichen Bibelkanons trug dazu bei, dass sich Judentum und Christentum (schließlich) als Buchreligionen verstanden. Dazu gehört, dass sich der Begriff "heilige Schrift" mit dem Alten und Neuen Testament als eine durch Gott als "Theographen" inspirierte Schriftensammlung verband. Im Christentum traten zum Hebräischen und Griechischen als Sprachen der Bibel noch in der Antike Latein (Vulgata), Syrisch (Peschitta), Georgisch, Armenisch oder Gotisch hinzu; die christliche Bibel sollte auch in Mittelalter und früher Neuzeit in die Volkssprachen übersetzt werden (Bibelübersetzung Martin Luthers). Die Übersetzungen beförderten zweifelsohne die Auslegungsmöglichkeiten der Bibel, die zumindest im europäischen Mittelalter in Übereinstimmung mit der christlich-kirchlichen Lehre zu erfolgen hatte (Literalsinn, Allegorie, moralischer Sinn, eschatologisch-anagogische Dimension der Bibelinterpretation). Reformation, Aufklärung und Bibelkritik lieferten in der europäischen Neuzeit neue Zugänge zu Altem und Neuem Testament. Auch im Judentum erlangten Bibelauslegungen und -erweiterungen (als angeblich von Mose begründete mündliche Tora) in der Form von Mischna, Gemara oder Talmud eine wichtige Rolle. Über die engeren religiösen Bereiche von Christentum und Judentum hinaus entfaltete und entfaltet die (christliche, hebräische) Bibel (u.a. bei der Propagierung monotheistischer Gottesvorstellungen bei Trennung von Gott und Welt) Wirkungen auf den Gebieten von Kunst und Kultur, von (Wohlfahrts-) Staat und Gesellschaft (Ethik, Recht, Normen). Nicht zuletzt spielen Judentum, Christentum und Islam als (biblische) Buchreligionen im globalen Religionswettbewerb noch heute eine überragende Rolle (nach: Schmid, Bibel).
Zahlreich sind die Bibelausgaben, u.a.: Die Bibel oder Die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments (nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers). Nach dem 1912 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text. Taschenausgabe, Stuttgart [1937], 896, 297, 22 S., Karten, Abbildungen, RM 12,-; Die Bibel oder Die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments (nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers), neu durchgesehen nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text. Taschenausgabe, Stuttgart 1954, 896, 144, 298, 22 S., Karten, DM 24,-; Die Bibel oder Die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments (nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers), neu durchgesehen nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text (Textfassung 1912), Stuttgart 1968,, 896, 128, 298, 54 S., Karten, DM 8,80; Die Bibel. Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments. Deutsche Ausgabe mit den Erläuterungen der Jerusalemer Bibel, hg. v. Diego Arenhoevel, Alfons Deissler u. Anton Vögtle (1968), Freiburg-Basel-Wien 21969, 1800, 54* S., Karten, DM 48,-; Die Bibel (in heutigem Deutsch). Die Gute Nachricht des Alten und Neuen Testaments, hg. v.d. Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart 21982, 8*, 843, 364 S., Abbildungen, Karten, DM N.N.; Die Bibel (nach der Übersetzung Martin Luthers), hg. v.d. Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart 1985, 13, 906, 306, 82 S., Karten, DM 16,80, Stuttgart 1991, 9, 906, 306, 42 S., DM 14,80; Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung, hg. v.d. Katholischen Bibelanstalt (1980), Freiburg-Basel-Wien 1997, XI, 1460 S., DM N.N.; Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Gesamtausgabe, hg. v.d. Katholischen Bibelanstalt (2017), Stuttgart 2017, 1552 S., biblische Redensarten, DM N.N.; Die Bibel (nach der Übersetzung Martin Luthers). Mit Apokryphen, hg. v.d. Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart 1999, 14, 1085, 383 S., Anhang, Karten, DM N.N.; Die Bibel (nach der Übersetzung Martin Luthers). Mit Apokryphen. Schulausgabe, hg. v.d. Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart 1999, 14, 1085, 383 S., Anhang, Karten, DM N.N.; Die Bibel. Hoffnung für alle, hg. v.d. International Bible Society, Basel 2002, XXXIII, 1496 S., Farbtafeln, Karten, € 22,-; Die Hauskreisbibel. Neues Testament (1988), hg. v. Sabine Nägele, Joachim Rieger (1999), Holzgerlingen 2002, 540 S., Karten, € 15,95; Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, hg. v. Kirchenrat des Kantons Zürich (1955), Zürich 1971, 1029, 342, 26 S., Karten, SFR N.N.; Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments, hg. v. Haus der Bibel, nach dem Urtext von Franz Eugen Schlachter, Genf-Zürich 1964, X, 718, 228 S., Karten, DM N.N.; Hoffnung für alle: Die Bibel, Basel 22018, 1680 S., Sacherklärungen, Zeittafel, Karten, SFR N.N.; Heukelbach Bibliothek, hg. v.d. Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach: Das Evangelium nach Johannes. Mit Erklärungen, Bergneustadt o.J., 141 S., Das Evangelium nach Lukas. Mit Erklärungen, Bergneustadt o.J., 162 S.; Das Neue Testament, nach dem Grundtext übers. v. Franz Eugen Schlachter (Version 2000), hg. v.d. Genfer Bibelgesellschaft, Bielefeld 22017, X, 607 S.; Die Bibel: Das Alte Testament. Schlachter-Übersetzung Version 2000 (2000); Das Neue Testament und die Psalmen. Neue Genfer Übersetzung (2009), Friedrichshafen 22013, 976 S., € 1,90; Die Bibel. Schlachter Version 2000. (Gott spricht. Heute.), hg. v.d. Genfer Bibelgesellschaft (2019), Bielefeld 2019, 914 S.; Scofield Bibel. Revidierte Elberfelder Übersetzung. Mit Einleitungen, Erklärungen und Ketten-Angaben, hg. v. C[yrus] I[ngerson] Scofield (1967), Wuppertal-Zürich 31995, XVI, 1007, 416 S., DM 39,80; Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments, hg. v. Verlag der Zürcher Bibel, Zürich 1971, 1029, 342, 26 S., Karten, SFR N.N.; Lutherbibel erklärt. Die Heilige Schrift in der Übersetzung Martin Luthers mit Erläuterungen für die bibellesende Gemeinde, hg. v.d. Württembergischen Bibelanstalt Stuttgart (1956/64), Stuttgart 1974, 1478, 530, 20 S., Karten, DM 48,-; Das Neue Testament. Revidierte Elberfelder Übersetzung, Wuppertal 1975, 372 S., DM 1,80; Das Neue Testament (mit Psalmen und Sprüchen) (1996), Holzgerlingen 2002, 584 S.; Neues Testament. Psalmen. Sprüche, hg. v. Internationalen Gideonbund in Deutschland e.V., Wetzlar o.J.; New American Standard New Testament (with Psalms and Proverbs), hg. v.d. Lockman Foundation (1960), La Habra (Cal.) 1995. Zur Bibel und Bibelkunde siehe: Archäologisches Bibellexikon, hg. v. Avraham Negev (1986), Neuhausen-Stuttgart 1991, 13, 520 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Karten, DM 128,-; Barthel, Manfred (1987), Was wirklich in der Bibel steht. Das Buch der Bücher aus heutiger Sicht, Düsseldorf-Wien-New York 31991, 395 S., DM 19,80; Barton, John (2019), Die Geschichte der Bibel. Von den Ursprüngen bis in die Gegenwart, Stuttgart 2020, 717 S., € 38,-; Bibel (von) A-Z. Wortkonkordanz zur Lutherbibel nach der revidierten Fassung von 1984, hg. v.d. Deutschen Bibelgesellschaft (1986), Stuttgart 21994, 843 S., DM 32,-; Die Bibel und ihre Welt. Eine Enzyklopädie, hg. v. Gaalyahu Cornfeld u. G. Johannes Botterweck (1972): Bd.1: A-Ba (= dtv 3092), München 1972, DM 7,80, Bd.2: Be-Ger (= dtv 3093), München 1972, DM 7,80, Bd.3: Ges-Kal (= dtv 3094), München 1972, DM 7,80, Bd.4: Kan-O (= dtv 3095), München 1972, DM 7,80, Bd.5: P-Te (= dtv 3096), München 1972, DM 7,80, Bd.6: To-Z, Anhang (= dtv 3097), München 1972, DM 7,80, zus. 1590 S., Abbildungen, Karten; Bormann, Lukas (2005), Bibelkunde. Altes und Neues Testament (= UTB basics = UTB 2674), Göttingen 2005, 293 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 19,90; De Hamel, Christopher (2002), Das Buch. Eine Geschichte der Bibel, Berlin 2006, 352 S., € 24,90; Keyes, Nelson Beecher (1959), Vom Paradies bis Golgatha. Die Geschichte der biblischen Welt in Wort und Bild, Stuttgart-Zürich-Wien 1964, 211 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 29,70; Länder der Bibel. Archäologische Funde aus dem Vorderen Orient, hg. v. hg. v. Oscar White Muscarella (1981) (= Ausstellungskatalog), Mainz 1981, 356 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Karten, DM 14,80; Lapide, Pinchas, Ist die Bibel richtig übersetzt?, Bd.1 (1986) (= GTB 1415), Gütersloh 51995, 144 S., DM 19,80; Millard, Alan (1985), Schätze aus biblischer Zeit. Ihre Entdeckungsgeschichte - ihre Bedeutung, Giessen-Basel 41994, 189 S., Farbabbildungen, DM 29,80 (über Entdeckungen der biblischen Archäologie); Porter, Joshua R. (2007), Die Bibel, Köln 2007, 288 S., Abbildungen, Karten, € 9,99; Preuß, Horst Dietrich, Berger, Klaus (1980), Bibelkunde des Alten und Neuen Testaments: Erster Teil: Altes Testament (= UTB 887), Heidelberg-Wiesbaden 41989, Zweiter Teil: Neues Testament (= UTB 972), Heidelberg-Wiesbaden 41991, zus. 527 S., zus. € 2,-; Schmid, Konrad (2021), Die Bibel. Entstehung, Geschichte, Auslegung (= BSR 2928), München 2021 > S Schmid, Bibel. Das Verhältnis von Bibel und ("realer") Geschichte haben im Blickfeld: Borer, Eva Maria (1984), Der Adam und Eva Report, Zürich-Köln 1984, 279 S., DM 32,-; Horn, Siegfried H. ([1970]), Der Spaten bestätigt die Bibel. Als Archäologe unterwegs in den Ländern des Vorderen Orients, Hamburg [1970], 303 S., Schwarzweiß-, Farbtafeln, Karten, DM 23,80; Keller, Werner (1955), Und die Bibel hat doch recht. Forscher beweisen die historische Wahrheit, Düsseldorf 121960, 444 S., Schwarzweißabbildungen, -tafeln, Karten, DM N.N.; Keller, Werner (1978), Und die Bibel hat doch recht. Forscher beweisen die historische Wahrheit. Revidierte Neuausgabe, Nachdruck Berlin-Darmstadt-Wien o.J., 464 S., Schwarzweißabbildungen, -tafeln, Karten, DM N.N.; Keller, Werner (1989), Und die Bibel hat doch recht. Forscher beweisen die historische Wahrheit, Köln o.J. [2000], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N. [Buhlmann, 1981, 12.2007, 07.2016, 01.2019, 03.2019, 01.-02.2020, 07.2020, 10.2020, 01.2021, 09.2021, 01.-03.2022, 07.2023, 02.-03.2024]

Bibel (von) A-Z. Wortkonkordanz zur Lutherbibel nach der revidierten Fassung von 1984, hg. v.d. Deutschen Bibelgesellschaft (1986), Stuttgart 21994 > B Bibel

Die Bibel und ihre Welt. Eine Enzyklopädie, hg. v. Gaalyahu Cornfeld u. G. Johannes Botterweck (1972), 6 Bde. (= dtv 3092-3097), München 1972 > B Bibel

Bidder, Benjamin (2016), Generation Putin. Das neue Russland verstehen (= bpb Schriftenreihe, Bd.10008), Bonn 2017 > S Sowjetische Geschichte

Bidez, Joseph (1940), Kaiser Julian. Der Untergang der heidnischen Welt (= rde 26), Hamburg 1956 > J Julian

Bieger, Eckhard ([2006]), Die Feste im Kirchenjahr. Entstehung, Bedeutung, Brauchtum, Leipzig [2006] > Z Zeit

Bier, Geschichte des Biers: I. Bier ist ein alkoholisches Getränk, das durch Vergären einer zuckerhaltigen Lösung entsteht. Anders als etwa beim Wein muss beim Bier aber diese zuckerhaltige Lösung, die Würze, erst erzeugt werden, und zwar aus stärkehaltigen Ausgangsstoffen. Über die Malzherstellung (aus Getreide: Keimen [Einweichen], Darren [Trocknen]), durch Schroten und Maischen von Malz entsteht enzymatisch aus Stärke Malzzucker, der zentraler Bestandteil der Bierwürze ist. Läutern und Kochen der Würze (etwa unter Beifügung von Hopfen) bilden die Voraussetzung für die Zugabe von Hefe (und Milchsäurebakterien) und der anschließenden Vergärung der Würze im Brauwasser bei der Hefe zuträglichen Temperaturen. Nach bis zu einer Woche wandelt die Hefe den Zucker in der Bierwürze in Alkohol um, wobei (im Bier enthaltene) Kohlensäure bzw. Kohlendioxid entsteht. Es folgen Nachgärung und Filtration, die die den Herstellvorgang beenden. II. Während menschliche Jäger- und Sammlerkulturen etwa des Mesolithikums (10.-8./7. Jahrtausend v.Chr.) durchaus alkoholische Vergärungsprozesse kannten (vorderasiatisches Natufien [12.-10. Jahrtausend v.Chr.], frühneolithischer Fundplatz Göbleki Tepe [10.-8. Jahrtausend v.Chr.), bildete eine auf Landwirtschaft beruhende Le-bensweise, die im Rahmen der sog. neolithischen Revolution aufkam (ca. 9500-6000 v.Chr.), die Voraussetzung (und auch eine Ursache?) dafür, dass Menschen Bier brauen konnten. Der Anbau von (verändertem, domestiziertem) Getreide (Einkorn, Emmer, Gerste, Weizen), die Fähigkeit, Getreidestärke in Zucker zu verwandeln, die Verwendung von (Speichel oder) Hefepilzen (von Früchten, im Traubenmost, Honig, Getreidebrei), die Möglichkeiten der Lagerung waren nur unter der Voraussetzung von Ackerbau und Viehzucht gegeben. Schon im mesopotamischen Gilgameschepos wird der "Wildmensch" Enkidu auf Brot und Bier als Ausdruck menschlicher Zivilisation verwiesen. Auch die Archäologie bestätigt die weite Verbreitung von Bier in den altorientalischen Reichen des Vorderen Orients und Ägyptens (4./3.-1. Jahrtausend v.Chr.). In der griechisch-römischen Antike (8. Jahrhundert v.Chr.-5. Jahrhundert n.Chr.), die vornehmlich eine Kultur des Mittelmeers war, herrschte Weinanbau und Weinkonsum vor, während "barbarische" Völker in Mitteleuropa wie Kelten und - daran anschließend - Germanen auf eine Bierbrautradition mindestens seit der europäischen Bronzezeit (2200-800 v.Chr.) zurückblicken konnten; technologisch stieß die Bierherstellung bei den germanischen gentes allerdings an Grenzen (Honig, Braumalz, Bierzusätze [Geschmack, Haltbarmachung], Benutzung von Holzgerätschaften, Bierherstellung als Frauen-/ Hausarbeit, Bierkonsum bei [ritualisierten] Opfer-/Festmählern; 1. Jahrhundert v.Chr.-5. Jahrhundert n.Chr.). Westgermanisch bior und nordgermanisch ealu entwickelten sich zu den heutigen Bezeichnungen "Bier" und "Ale"; davon unberührt leitet sich in den romanischen Sprachen "Bier" von lateinisch cervisia her. III. Die Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft von der Spätantike (4.-5. Jahrhundert) zum frühen Mittelalter betraf unter dem Stichwort der "Vergetreidung" die Entstehung grundherrschaftlicher Strukturen und die (teilweise) Ausbildung einer Dreifelderwirtschaft (Winter-, Sommergetreide, Brache). Von Irland und den britischen Inseln bis hin zu den Slawen Osteuropas war Bier nun gebräuchlich; es wird auch vermutet, dass sich damals die Verwendung und der Anbau von Hopfen (alanisch chumällig, altslawisch chumeli/chemele, mittellateinisch humulus, türkisch qumlaq) als Bierzusatz von im Kaukasus ansässigen Alanen her nach Westen ausbreitete (slawischer Hopfen, Hopfenanbau in Böhmen [10. Jahrhundert]). Mit der Christianisierung Europas nutzten im Rahmen der christlich-katholischen Kirche auch Mönche und Geistliche das alkoholische Getränk. Der Hopfen fand im Übrigen im hohen Mittelalter besondere Verbreitung durch den Mönchsorden der Zisterzienser, doch erwähnen die von Abt Adalhard (†826) verfassten "Gewohnheiten des Klosters Corbie" (consuetudines Corbeienses; Aachener Synode 816) Hopfenbier (aus gesammelten Wildhopfen); außerdem gab es schon gegen Ende des 9. Jahrhunderts am Freisinger Bischofssitz humlonaria ("Hopfengärten"). Statt Hopfen wurden im Mittelalter dem (Grut-) Bier Gagel, Beifuß, Schafgarbe oder Heidekraut, auch halluzinogenes Bilsenkraut als Bestandteile beigemischt. Ein Anstieg der Bevölkerungszahlen und die Ausformung des mittelalterlichen Städtewesens prägten das 11. bis 13. Jahrhundert. Über Brau- und Schankrechte ("Braugerechtigkeit" [materia cervise, Grut] ursprünglich ein Regal der deutschen Herrscher?) verfügten geistliche und weltliche Große (Äbte, Bischöfe, Fürsten); Getreide, Malz und (Grut-, Hopfen-) Bier waren wichtige bäuerliche Abgaben für den Grundherrn ("Kölner Hofdienst" [1153] des Kölner Erzbischofs als Verzeichnis von täglichen Bierzuteilungen); Klöster besaßen verstärkt eigene Brauhäuser und boten Bier etwa auf städtischen Märkten an. Umgekehrt gehörte das Brauen von Bier - als Teil der Nahrungsmittel-zubereitung für den Eigenbedarf (auch bei Festen [Ernte-, Hochzeitsbier]) - zu jedem mittelalterlichen Haushalt; die Bürger einer Stadt konnten mitunter eigengebrautes Bier verkaufen, Städte erwarben vom Stadtherrn Braurechte, Stadträte kontrollierten die Qualität der ausgeschenkten Biere, den Bierhandel und -verkauf. Bier wurde damit auch im städtischen Lebensbereich zu einem Grundnahrungsmittel für die Einwohner. Für das späte Mittelalter sind Streitigkeiten um Herstellung und Verkauf von (Eigen-) Bier innerhalb von Städten oder zwischen Städten (Bannmeilen und "Bierausfälle", Breslauer Bierkrieg 1380/82) bezeugt. Im 14./15. Jahrhundert setzte sich das Hopfenbier gegenüber den Grutbieren weitgehend durch; Hopfen konnte gut angebaut und gezüchtet werden, der geerntete Hopfen war als nunmehr wichtigste Bierwürze Mittelpunkt eines lukrativen Handels (verschiedene Sorten von Hopfen, Hopfenmärkte, Hopfenmesser [zur Kontrolle des gehandelten Hopfens]), Hopfenbiere waren billiger in der Herstellung, konnten in größerer Mengen bei gleich bleibender Qualität produziert werden und blieben länger haltbar, was den Handel mit Bier Vorschub leistete, etwa im Bereich der Hansestädte (Exportbiere, Hamburg als "Brauhaus der Hanse") beim "Lübecker Bier" oder (inländisch gehandelten) "Einbecker Bier". Die Verwendung von Hopfen führte auch zur Verwendung von Gerste als (alleiniger) Getreideart für das Brauen von Bier. Alles in allem stieg im späten Mittelalter die Nachfrage und das Angebot an Bier. Der Sicherstellung hochqualitativer Biere diente schließlich das bayerische Reinheitsgebot vom 24. April 1516, das Gerste, Hopfen und Wasser für das Brauen vorschrieb und dabei die Rechte des bayerischen Herzogs als Territorialherrn und der brauberechtigten Obrigkeiten wie Adel, Städte oder Klöster betonte (Besteuerung [Bierakzise, "Biergeld" als wichtige Einnahmequelle mittelalterlicher Städte] und Kontrolle der Rohstoffe, des Brauens und des Bierverkaufs). IV. Mit der europäischen Expansion in der frühen Neuzeit lernten Entdeckungsreisende und Eroberer die Rolle von Bier und alkoholischen Getränken in außereuropäischen Kulturen kennen (Ostasien: chinesi-scher Reiswein; Mittel- und Südamerika: Pulque der Azteken, Balché der Maya, Maisbier der Inka). Die Kommerzialisierung und Professio-nalisierung des europäischen Brauwesens, die im Mittelalter begonnen hatte, setzte sich auch in der frühen Neuzeit fort, so dass sich mit der Globalisierung des europäischen Handels letztlich auch die europäische Art des Bierbrauens weltweit überwiegend durchsetzen sollte. Im Europa des 14. bis 18. Jahrhunderts lassen sich neue Brautechnologien ausmachen, die unter Verwendung von (Darr-, Luft-) Malz (mit Bestandteilen von Weizen), von gekochtem Hopfen (abhängig von Menge und Qualität) und Hefe (bei Zurücktreten der Milchsäurebakterien) und von (zunehmend größer werdenden) Kupferkesseln oder -pfannen etwa die Herstellung von untergärigem Rot-/Schwarzbier oder obergärigem Weißbier ermöglichten, auch die von (meist untergärigem, fränkischem) Keller-/Lagerbier (als "Sommerbier", im Gegensatz zum im Winter gebrauten Bier). Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden in den Städten - in wirtschaftlichen Konzentrationsprozessen - bürgerliche Brauereien, die auf gutes Brauwasser (Brunnen) angewiesen waren, von denen umgekehrt auch Brandgefahren ausgehen konnten (Feuerschutzordnungen; Holz und Torf als Brennmaterial). Die Bierbrauer (Braumeister) waren im römisch-deutschen Reich eingebunden in die städtisch-landesherrschaftlichen Vorgaben und Bestimmungen der Obrigkeiten (Organisation in Zünften, Gilden, Ämtern, Innungen oder Bruderschaften; zeitweise Brauverbote [im Sommer, wegen Getreidemangels] u.a.); Zuwiderhandlungen etwa durch die Verwendung von Bilsenkraut oder "indianischer Substanzen" konnten einen Bierproduzenten durchaus in das Umfeld von frühneuzeitlichem Hexenglauben und -verfolgung (Brauhexen) bringen. Im 15. und 16. Jahrhundert stieg der Bierverbrauch im Allgemeinen an, während der Konsum z.B. einfacher Landweine weiter zurückging; an neuen Biersorten kamen auf das sehr erfolgreiche Hannoveraner "Broyhan", die Braunschweiger "Mumme", die Goslarer "Gose", regional-städtische Biere wie das Bamberger Bier gelangten in einem größeren geografischen Umfeld in den Verkauf. Das Brauen von Bier fand auch im Buchdruck seinen Niederschlag (Heinrich Knaust, Fünff Bücher Von der Göttlichen und Edlen Gabe der Philosophischen, hochthewren und wunderbaren Kunst, Bier zu brauen, 1575). Ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts geriet das Braugewerbe wirtschaftlich unter Druck; gestiegene Getreidepreise machten die Bierherstellung teurer, während die Kosten kaum an die Verbraucher weitergegeben werden konnten (Herabsetzung der Stammwürze, Verdünnung der Vollbiere, Verwendung von Kofent [Dünnbier]), der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) mit seinen Verheerungen tat ein Übrige. Im 18. Jahrhundert - im Zeitalter der Aufklärung und des Pietismus - musste sich das Bier bei der Oberschicht und den bürgerlichen Mittelschichten gegen den aufkommenden Kaffee und Tee be-haupten, die Unterschicht, für die Bier (Bier, Biersuppen) bis dahin eine wichtige (kalorienreiche) Ernährung bildete, wechselten zu Kartoffeln, Gemüse. und Branntwein, was billiger war. V. Dem Niedergang des Braugewerbes in Deutschland (und auf dem Kontinent) stand am Beginn des 19. Jahrhunderts eine florierende englische Brauindustrie gegenüber, die - nach dem Übergang zum Hopfenbier im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts - nach neuen Verfahren (Heizen mit Koks, Einsatz von Thermometern, Messung des Extrakts) in großem Maßstab Porter (Stout, als dunkles obergäriges Lagerbier) produzierte und auch nach Mitteleuropa exportierte. Die industrielle Herstellung von Bier verbreitete sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch in Kontinentaleuropa (Münchner Spatenbräu, Schechater Brauerei, Berliner Wagnerbrauerei, Dortmunder Thierbrauerei); große Mengen von Lagerbier benötigten dabei zur Kühlung große Mengen von Eis, die Kompressionseismaschine kam ab 1875 auf; Mälzereien und Brauereien wurden zudem zu getrennten Produktionsbetrieben, auch der Mälzungsprozess wurde modernisiert ("pneumatische Mälzerei", Keimtrommel, Kastenmälzerei); mikrobiologisch gezüchtete reine Hefe kam ab 1883 zum Einsatz (Lebensmittelchemie, Hygiene). Den entstehenden industriellen Großbrauereien mit ihrer Arbeiterschaft ("soziale Frage") entsprachen große Herstellungsmengen von Bier (Dortmunder, Münchner, Pils), die in Mitteleuropa unter den politisch-wirtschaftlichen Bedingungen von Deutschem Bund (1815-1866) und deutschem Kaiserreich (1870/71-1918) gehandelt werden konnten (Norddeutscher Zollverein 1834, Münchner Währungsvertrag 1837, Deutscher Brauer-Bund 1871, deutsches Reinheitsgebot 1871, 1906, 1919, 1952). Das 20./21. Jahrhundert sah und sieht einerseits die Bierherstellung für einen globalisierten, weltweiten Markt europäischer und nordamerikanischer ("Einheits"-) Biere (American Lager) international tätiger Brauereikonzerne (Anheuser-Busch-InBev, Budweiser, Carlsberg, Heineken, Tsingtao u.a.), andererseits vielgestaltige Craft Beer-Sorten in Skandinavien und den Vereinigten Staaten von Amerika (u.a. nach: Hirschfelder u.a., Bier).
Zur Geschichte des Biers s.: Hirschfelder, Gunther, Trummer, Manuel (2016), Bier. Die ersten 13000 Jahre (= wbg Paperbeck), Darmstadt 22022 > H Hirschfelder u.a., Bier; Kenning, David (o.J.), Bier. Brauereien und Sorten aus der ganzen Welt, Bath [2006], 320 S., Farbabbildungen, € 9,95; Meußdoerffer, Franz, Zarnkow, Martin (2014), Das Bier. Eine Geschichte von Hopfen und Malz (= BSR 2792), München 2014 > M Meußdoerffer u.a., Bier; Rudolph, Hagen (2006), Heimbrauen. Schritt für Schritt zum eigenen Bier (= Edition Brauwelt), Nürnberg 52017, 88 S., Farbabbildungen, € 12,90. [Buhlmann, 07.2023, 02.2024]

Bierbrauer, Katharina (1979), Die Ornamentik frühkarolingischer Handschriften aus Bayern (= Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Abhandlungen NF 84), München 1979, 160 S., 72 Tafeln, € 10,-. Untersucht wird die Ornamentik der Initialen (Flechtband, Blattmotive, Tierformen) in bayerischen Handschriften von ca.770/80 bis ca.820 aus dem Bistum Freising (Peregrinus, Bischof Hitto [811/12-836]), dem Bistum Regensburg, dem Kloster Benediktbeuern, dem Kloster Tegernsee und unbekannter bayerischer Provenienz aus Augsburger, Freisinger, Benediktbeuerner, Würzburger Bibliotheken. Die Herkunft der Ornamentik ergab sich dabei aus den aus der Spätantike überlieferten Formen, weiter aus dem Westen des karolingischen Frankenreichs (Corbie) und schließlich auch aus der angelsächsisch-insularen Buchmalerei (Flechtband, Tierformen). Die bayerische Initialenornamentik entsprach den Ornamentformen in benachbarten Gebieten (alemannische, oberrheinische, Salzburger, Mondseer Handschriften). [Buhlmann, 07.2014]

Bieritz, Karl-Heinz (1986), Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986 > Z Zeit

Biess, Frank (2019), Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik, Reinbek b.H. 2019 > B Deutsche Geschichte, 1949-heute

Bigott, Boris (Hg.), Braun, Johann Wilhelm (2010), Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1494 (= VKGLBW A 53), Stuttgart 2010 > O Ochsenhausen

Bihrer, Andreas (2000), Bischof Konrad als Patron von Konstanz. Zur Stiftung städtischer Identität durch Bischof Ulrich I. (1111-1127), in: ZGO 148 (2000), S.1-40 > K Konstanz, magnus conventus

Bikel, Hermann (1914), Die Wirtschaftsverhältnisse des Klosters St. Gallen (von der Gründung bis zum Ende des XIII. Jahrhunderts). Eine Studie, Freiburg i.Br. 1914 > S St. Gallen

Bilfinger, Gustav (1892), Die mittelalterlichen Horen und die modernen Stunden. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte, Stuttgart 1892 > Z Zeit

Biller, Thomas (2021), Die Burgen Kaiser Friedrichs II. in Süditalien. Höhepunkte staufischer Herrschaftsarchitektur, Darmstadt 2021, 287 S., Farbfotos, Pläne, Karten, € 30,-. I. Friedrich (II.) als Sohn des staufischen Kaisers Heinrich VI. (1190-1197) und der Konstanze von Sizilien war am 26. Dezember 1194 auf dem Marktplatz im mittelitalienischen Jesi geboren worden. Nach dem Tod des Vaters (1197) wurde er - unter Verzicht auf das deutsche Königtum - am 17. Mai 1198 in Palermo zum König von Sizilien gekrönt. Noch im selben Jahr starb Friedrichs Mutter Konstanze, und Sizilien versank wahrend der Kämpfe zwischen päpstlichen und deutschen Truppen in Anarchie. Papst Innozenz III. (1198-1216) übte dabei über den noch unmündigen puer Apuliae ("Junge aus Apulien") Friedrich eine Vormundschaft aus, die mit der Volljährigkeit Friedrichs im Jahre 1208 endete. Die Herrschaft im sizilischen Königreich konnte der junge König schon bald stabilisieren, zumal der Vorstoß des 1210 nach Süditalien eingedrungenen Kaisers Otto IV. (1198-1215/18) durch die auf päpstliche Veranlassung durchgeführte Wahl Friedrichs zum deutschen König im Herbst 1211 abgewehrt werden konnte. Otto musste sich nach Deutschland begeben, Friedrich erreichte Konstanz ein paar Stunden vor dem Welfen. Schon bald strömten dem Staufer die Anhänger zu; am 5. Dezember 1212 ist Friedrich in Frankfurt nochmals zum deutschen König gewählt, am 9. Dezember in Mainz gekrönt worden. Die Niederlage bei Bouvines (27. Juli 1214) bedeutete dann das Ende der Machtansprüche Ottos. Friedrich ließ sich am regulären Krönungsort Aachen krönen (25. Juli 1215) und wurde nun allgemein als König anerkannt. Im April 1220 ließ er - entgegen früheren Versprechen gegenüber dem Papst - seinen Sohn Heinrich (VII.) zum deutschen König wählen; der Zustimmung der geistlichen Fürsten ging dabei die Confoederatio cum principibus ecclesiastica ("Übereinkunft mit den geistlichen Fürsten") voraus. Heinrich wurde in Deutschland zurückgelassen, während sein Vater nach Italien aufbrach. In Rom wurde Friedrich am 22. November 1220 von Papst Honorius III. (1216-1227) zum Kaiser gekrönt. Das gute Einvernehmen zwischen Papst und Kaiser zeigte sich dabei in Friedrichs Bekräftigung der staatsrechtlichen Trennung Siziliens vom Reich und der kaiserlichen Gesetzgebung gegen die Ketzer. Friedrich zog nach Sizilien weiter, wo er - beginnend mit einem in Capua verkündeten Landfrieden (Dezember 1220) - die Konsolidierung und Zentralisierung des sizilischen Königreichs vorantrieb. Das Jahr 1226 sah den Kaiser dann in Oberitalien; die Geltendmachung von Regalien führte aber zur Erneuerung des Lombardischen Bundes gegen den Herrscher. Auch das Verhältnis zwischen Honorius III. und dem Staufer hatte sich verschlechtert, zumal der Kaiser den versprochenen Kreuzzug immer wieder verschob. Als schließlich im September 1227 das Kreuzfahrerheer von Unteritalien aus aufbrach, musste der Kaiser auf Grund einer Seuche im Heer umkehren und damit den Kreuzzug abbrechen. Friedrich wurde deshalb vom neuen Papst Gregor IX. (1227-1241) gebannt, verfolgte aber auch als Gebannter das Ziel, Jerusalem für die Christenheit (und für sich) zu erwerben. So brach der Kaiser im Frühjahr 1228 über Zypern ins Heilige Land auf. Dort erreichte er vom Aijubiden-Sultan al-Kamil (1218-1238) die Abtretung Jerusalems und krönte sich am 18. März 1229 in der Grabeskirche selbst zum König. Nach seiner Rückkehr nach Süditalien vertrieb Friedrich die dort eingedrungenen päpstlichen Truppen und einigte sich im Frieden von San Germano (1230) mit Gregor IX. u.a. auf die Lösung vom Bann. Die Wiederherstellung der staufischen Herrschaft in Sizilien fand dabei in den Konstitutionen von Melfi (1231) ihren Ausdruck. Der politische Gegensatz zwischen seinem 1228 regierungsfähig gewordenen Sohn Heinrich (VII.) und den deutschen Fürsten in Deutschland machte nun das Eingreifen des Kaisers erforderlich. Im vergangenen Jahrzehnt hatte Friedrich II. nur punktuell auf sein Reich nördlich der Alpen einwirken können (Goldene Bulle von Rimini für den Deutschen Orden in Preußen, März 1226; Reichsfreiheit für Lübeck, Juni 1226). Mit dem Statutum in favorem principum ("Statut zu Gunsten der Fürsten", 1. Mai 1231, 1232) bestätigten er und sein Sohn wesentliche landeshoheitliche Rechte der Fürsten. Heinrich wollte sich mit dieser Vereinbarung nicht abfinden und rebellierte Ende 1234 offen gegen den Vater. Dieser begab sich - zum ersten Mal nach fast fünfzehn Jahren - nach Deutschland und konnte Heinrich unterwerfen und absetzen. Der Mainzer Reichslandfrieden (15. August 1235) diente der Friedenssicherung, ebenso das von Friedrich eingerichtete Hofgericht. Schließlich setzte der Kaiser die Wahl seines jüngeren Sohnes Konrad (IV.) zum König durch (Februar 1237). In Oberitalien flammten die Kämpfe gegen den Lombardischen Städtebund wieder auf. Friedrichs Sieg bei Cortenuova (27./28. November 1237) und die anschließende Ablehnung des Mailänder Friedensangebots führten aber zu einer Verhärtung der Fronten. Gregor IX. bannte Friedrich zum zweiten Mal (20. März 1239), der Endkampf zwischen Kaisertum und Papsttum hatte begonnen. Die von Gregor betriebene Absetzung des Staufers konnte erst sein Nachfolger Innozenz IV. (1243-1254) auf dem Konzil zu Lyon - wenn auch nicht unumstritten - durchsetzen (17. Juli 1245). Die Ereignisse überschlugen sich, als mit den Gegenkönigen Heinrich Raspe (1246-1247) und Wilhelm von Holland (1247-1256) auch Teile Deutschlands der staufischen Herrschaft entglitten und Friedrich in Oberitalien in die Defensive geriet. Immerhin standen nach dem Aussterben der Babenberger (1246) Österreich und Kärnten unter kaiserlicher Kontrolle, und auch in Oberitalien begann sich spätestens 1250 das Blatt zu Gunsten Friedrichs zu wenden. Doch starb der Kaiser am 13. Dezember 1250 in Castel Fiorentino bei Lucera und wurde im Dom zu Palermo begraben. Mit Friedrich verbunden sind die nicht überzubewertende kulturelle Ausstrahlung seines Hofes und das Interesse des Kaisers an der Wissenschaft; Friedrich selbst verfasste mit dem sog. Falkenbuch ein Lehrbuch der Falkenjagd und Vogelkunde. II. Das Königreich Sizilien war zweifelsohne das zentrale Herrschaftsgebiet Kaiser Friedrichs II., das durch eine Vielzahl von (königlichen, gräflichen, kurialen) Burgen geschützt wurde bzw. werden sollte. Die Burgen dienten der "Sicherung feudaler Herrschaft", also der Abwehr von feindlichen Angriffen und der territorialen Kontrolle der Burgenumgebung; ihre Architektur war durchaus ästhetisch anspruchsvoll, repräsentativ und mit Herrschersymbolik (Macht, geordnete Staatlichkeit) aufgeladen - dies zeigen die "Idealbauten" Friedrichs II. wie Castel del Monte -, aber auch funktional - dies etwa bei den "Jagdschlössern" oder (quadratisch aufgebauten) Kastellen Friedrichs. Der Burgenbau des Kaisers konzentrierte sich dabei im Königreich Sizilien auf die Jahrzehnte zwischen 1230 und 1250, einer Epoche des Übergangs zwischen (apulischer) Romanik (Burgen von Bari und Trani) und Gotik, so dass sich an den Burgen romanische und (überwiegend) gotische Architekturelemente (Fenster, Pforten, Tore, Säulen[bündel] [mit Knospenkapitellen], Stern-, Rippengewölbe, Skulpturen) finden; auch antikisierende Elemente wie beim Brückentor von Capua kamen vor. Dieser kunstgeschichtlichen Betrachtung entspricht, dass die stauferzeitlichen Burgen zwischen denen aus normannischer und denen aus angevinischer Zeit standen. In ihrer Rolle als Wehrbau waren die Burgen Friedrichs für die damalige Zeit eher rückständig (hohe Mauern und Türme statt Gräben, Schießscharten, Zwinger); auch die Herrschersymbolik der "Idealbauten" schien damals schon überholt. Nur wenig ist von den eigentlichen Erbauern der friderizianischen Burgen bekannt; ein Richard von Lentini leitete zeitweise den Bau von Burgen, weitere in der Überlieferung genannte Personen waren in unbekannter Tätigkeit mit namentlich erwähnten Burgen befasst; unter den mit dem Burgenbau Befassten befanden sich vielleicht auch Architekten aus dem Zisterzienserorden. Hinzuweisen ist noch auf das "Statut über die Reparatur der Kastelle" (im Königreich Sizilien) (ca.1240), das über zweihundert Burgen ausweist. III. Aus der Zeit Friedrichs II. stammen Aus-, Neu-, Umbauten von folgenden Burganlagen: Agira (Sizilien; Burgenausbau der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts), Augusta (Sizilien; Burgenneubau als Kastell), Aversa (Kampanien; untere Teile der Kastellburg erbaut 1223/39), Bari (Apulien; stauferzeitliches Kastell, entstanden ab 1233), Barletta (Apulien; stauferzeitliche Ergänzung der Kastellanlage), Brindisi (Apulien; als castrum exemptum [ca.1240], Ausbau zum Hafenkastell), Capua (Kampanien; Brückentor), Casertavecchia (Kampanien; gräflicher Ausbau der Burg in den 1240er-Jahren), Castel del Monte (Apulien; Idealbau, staufischer Neubau auf achteckigem Grundriss), Castel Fiorentino (Apulien; "Jagdschloss", enstanden in den 1220er-Jahren), Castrocielo (Latium; Wohnturm mit Vorburg), Catania (Sizilien; "Castel Ursino" als stauferzeitlicher Kastellbau [1239]), Cosenza (Kalabrien; Erdbeben 1184, 1230, stauferzeitlicher Neubau), Enna (Sizilien; "Castello della Lombardia" als castrum exemptum [1239], Neubau oder Ergänzungen?; "Torre di Federico" als Achteckturm mit Außenmauer), Foggia (Apulien; Palast als "Residenz" des Kaisers), Garsiliato/Grassuliato (Sizilien; als staufische Burg), Gioia del Colle (Apulien; stauferzeitliche Ergänzungsbauten zur Rechteckanlage als Kastell), Gravina in Puglia (Apulien; Neubau als "Jagdschloss"), Lagopesole (Basilikata; als herrschaftlicher Bau, Aufenthalte Friedrichs II.), Lecce (Apulien; stauferzeitlicher Ausbau?), Lentini (Sizilien; "Castellaccio" als Burgenneubau), Lucera (Apulien; dreigeschossiger staufischer ["Turm"-] Bau 1233 oder 1235), Matinale (Kampanien; Neubau der Burg ab 1247), Melfi (Basilikata; stauferzeitliche Ergänzungen, Aufenthalte Friedrichs II.), Milazzo (Sizilien; Burgenneubau v.1239), Monselice (Venetien, als stauferzeitlicher Burgenneubau), Neapel (Kampanien; Castel dell'Ovo mit Staatsschatz und Behörden; Castel Capuano mit Baumaßnahmen 1223/33), Nicastro (Kalabrien; staufischer Turm), Oria (Apulien; als castrum exemptum [ca.1240]), Palazzo San Gervasio (Basilikata; stauferzeitlicher Wohnturm und Wohnbau), Prato (Toskana; als stauferzeitliches Kastell), Rocca Janula in Cassino (Latium; umfassende Erneuerung ab 1232); Roccaguglielma (Latium; Ergänzungen zum quadratischen Hauptturm), Rometta (Sizilien; langgestrecktes castrum als palatium mit Wohnbauten), Roseto Capo Spulico/Castrum Petre Roseti (Kalabrien; Neubau der Burg?), Sannicandro (Apulien; stauferzeitliche Bauteile der Burg), Syrakus (Sizilien; "Castel Maniace" als Kastellneubau), Trani (Apulien; Kastell, entstanden ab 1233, staufischer Kernbau), Vibo Valentia (Kalabrien; Burgenneubau) [Buhlmann, 10.2022]

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Binder, Domenike (2007/08), Besitz und Grundherrschaft der Abtei Reichenau an der oberen Donau und in der Baar, Tl.1, in: TutHbll NF 70 (2007), S.142-170, Tl.2, in: TutHbll NF 71 (2008), S.29-78. Die Bodenseeabtei und benediktinische Mönchsgemeinschaft Reichenau besaß in Mittelalter und früher Neuzeit umfangreichen Besitz auf der Baar. Dieser reichte weit ins frühe Mittelalter zurück, laut spätmittelalterlicher Überlieferung setzten Schenkungen von Gütern auf der Baar noch im 8. Jahrhundert ein. Graf Gerold (†799), ein Schwager des Frankenkönigs Karl des Großen (768-814) soll Besitz in Tuttlingen, Trossingen und Nendingen dem Bodenseekloster geschenkt haben. Auf Kaiser Arnulf (887-899) geht die Besitzung in Donaueschingen zurück, auf den schwäbischen Herzog Liudolf (949-954) Besitz in Trossingen. Zudem war die Reichenau bis zum 10. Jahrhundert begütert in Aufen, Möhringen, Oberbaldingen, Öfingen, Schurra (?), Sunthausen, Suntheim und Talheim. Der Besitz war in Villikationen gegliedert; für Trossingen nimmt man die Existenz eines Reichenauer Fronhofs an. Der grundherrschaftliche Wandel beließ das Bodenseekloster in spätem Mittelalter und früher Neuzeit die Güter in Wehingen und Gosheim, den Kelhof in Möhringen, den umfangreichen Besitz in Trossingen und Schura u.a. Das Ende des Reichenauer Besitzes kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Säkularisation von Bistum Konstanz und Abtei; die Baaremer Güter wurden zumeist badisch (1802 bis 1820er-Jahre). > R Reichenau [Buhlmann, 12.2011]

Binder, Gerhard (1960), Epoche der Entscheidungen. Eine Geschichte des 20. Jahrhunderts mit Dokumenten in Text und Bild. Sonderausgabe, Stuttgart-Degerloch 71963 > D Deutsche Geschichte, 1870/71-1918

Binder-Etter, Elisabeth (1981), Steinhausen (bei Bad Schussenried/Oberschwaben) (zum 250jährigen Jubiläum der Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes) (= Schnell & Steiner, Große Kunstführer, Nr.88), München-Zürich 1981 > S Steinhausen

Binding, Günther (1968), Die spätkarolingische Burg Broich in Mülheim an der Ruhr. Die Bauentwicklung bis 1443 nach den Ausgrabungen 1965-1968 (= Rheinische Ausgrabungen, Bd.4), Düsseldorf 1968 > B (Mülheim-) Broich

Binding, Günther (1970), Schloß Broich in Mülheim/Ruhr (= Kunst und Altertum am Rhein, H.23), Düsseldorf 1970 > B (Mülheim-) Broich

  Binding, Günther (2013), Die Michaeliskirche in Hildesheim und Bischof Bernward als sapiens architectus, Darmstadt 2013, 328 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, € 49,90. 996 ließ Bischof Bernward von Hildesheim (993-1022) eine dem Heiligen Kreuz geweihte Kapelle nördlich des Hildesheimer Domhügels errichten. In unmittelbarer Nähe zu dieser Kapelle veranlasste der Bischof im Jahr 1010, dem Jahr der Grundsteinlegung, den Bau der Hildesheimer Michaelskirche als Klosterkirche. In Weiterentwicklung des karolingischen und frühottonischen Kirchenbaus (Köln, St. Pantaleon) entstand auf Grund eines quadratischen Grundrissschemas eine dreischiffige Basilika mit sächsischem Stützenwechsel, mit doppelten Querschiffen und ausgeschiedenen Vierungen, mit Hallenkrypta, West- und Ostapsis und vier Querhaustürmen. Das nach "Maß und Zahl" (Maßproportionen) von dem Auftraggeber und sapiens architectus Bernward nach theologisch-ästhetischen Gesichtspunkte geplante, das von einem artifex nach Maßgabe der artes mechanicae errichtete Gotteshaus stand symbolisch für die göttliche Ordnung der Welt (ordo), erweist sich aber auch als Schnittpunkt religiös-gesellschaftlicher und memorial-individueller Interessen. Die Krypta des Gotteshauses wurde 1015 geweiht, die Kirchweihe erfolgte 1022 kurz vor dem Tod Bernwards; in der Michaelskirche, in der der Bischof zahlreiche Reliquien (66 Reliquien der Krypta, 36 Reliquien der zwölf Langhaussäulen; Reliquien der Heiligen Martin, Dionysius, Timotheus [?], Exsuperantius) versammelte, ist Bernward auch begraben worden. Der Kirchenbau diente der memoria des Bischofs, der sich nicht nur als Bauherr inschriftlich nennen ließ (Kirche [Inschriften zur Grundsteinlegung, auf Dachziegeln], Reliquien-Authentik im Ringelheimer Kruzifix, Grabinschrift [?]) und Kloster und Kirche im sog. zweiten Testament von 1019 entsprechend dotierte. 1033 wurde die bis auf Kleinigkeiten (Türme, Kapellen) vollendete Michaelskirche durch Bischof Godehard von Hildesheim (1022-1038) geweiht. [Buhlmann, 07.2013]

Birkenfeld, Helmut (Hg.) (1982), Gastarbeiterkinder aus der Türkei. Zwischen Eingliederung und Rückkehr (= BSR 262), München 1982 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Birley, Anthony (1968), Mark Aurel. Kaiser und Philosoph (= BSR 160), München 21977 > G Gestalten der Antike

Bischof, Georg, Schnell, Hugo (1937), Wallfahrtskirche Steinhausen (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.203), München-Zürich 191986 > S Steinhausen

Bismarck, Otto von, preußischer Ministerpräsident, deutscher Kanzler: Geschildert wird das Leben Ottos von Bismarck (*1815-†1898) von Geburt, Schule und Studium (Vater: Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck, Mutter: Luise Wilhelmine Mencken; Plamannsche Erziehungsanstalt in Berlin, Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster 1830/32; Jurastudium in Göttingen 1832/35; Militärdienst 1838) über die Zeit als hinterpommerscher Gutsherr und die Heirat mit Johanna von Puttkamer (1847; Ehe, drei Kinder) zum konservativen Politiker (politische Anfänge 1843/44, Abgeordnter im Vereinigten Landtag 1847, Abgeordneter der 2. Kammer des preußischen Landtags 1849, preußischer Gesandter am Frankfurter Bundestag des Deutschen Bundes 1851, preußischer Gesandter in St. Petersburg 1859). Die preußische Politik gestaltete Bismarck mit seiner Berufung zum preußischen Ministerpräsidenten (1862; Verfassungskonflikt 1863/66; deutsch-dänischer Krieg 1864; Deutscher Krieg und Schlacht bei Königgrätz 1866); sie gipfelte im deutsch-französischen Krieg (1870/71), in der Reichsgründung von Versailles (1871) sowie im Frieden von Frankfurt (1871). Als Kanzler des deutschen Kaiserreiches bestimmte Bismarck maßgeblich die deutsche Außenpolitik gegenüber den europäischen Großmächten und insbesondere gegenüber Frankreich (französisches Kolonialreich, Bündnissystem) mit. So befand sich Europa nach dem deutsch-französischen Krieg in einer langen Friedensperiode, während das deutsche Kaiserreich auch wirtschaftlich zu einer Großmacht wurde. In der Innenpolitik setzte Bismarck auf die liberal-konservativen bzw. konservativen Strömungen im Reich und wandte sich im Rahmen des Kulturkampfs (1872/78) gegen den Katholizismus und im Rahmen einer vermeintlichen revolutionären Bedrohung gegen die Sozialdemokratie (Sozialistengesetz 1878, Sozialgesetzgebung). Protektionistische und nationalistische Tendenzen bestimmten zunehmend die Politik Bismarcks in den 1880er-Jahren (deutsch-russischer Rückversicherungsvertrag 1887). Am Ende dieses Jahrzehnts war die Person Bismarcks politisch umstritten, so dass der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) den Kanzler entließ. Bismarch zog sich auf seinen Landsitz nach Friedrichsruh zurück, es kam noch zu Treffen zwischen Bismarck und dem Kaiser (1894). 1894 starb Bismarcks Ehefrau, 1896 starb Bismarck. Die Rezeptionsgeschichte zur Person Bismarcks und dessen Selbststilisierung ist vielfältig (Mausoleum in Friedrichsruh, Bismarck-Denkmale, Schlachtschiff "Bismarck", Bismarck-Biografien).
Vgl. Bismarck, Herbert von (Hg.) (1930), Die Brautbriefe der Fürstin Johanna von Bismarck. Mit Briefen und Aufzeichnungen über den Altreichskanzler, Stuttgart-Berlin 1931, 233 S., RM 7,-; Hillgruber, Andreas (1972), Bismarcks Außenpolitik (= rombach hochschul paperback, Bd.46), Freiburg i.Br. 1972, 227 S., DM 20,-; Reiners, Ludwig (1956), Bismarcks Aufstieg (= dtv 1573), München 1980, 460 S., Abbildungen, DM 2,-; Reiners, Ludwig (1957), Bismarck gründet das Reich (= dtv 1574), München 1980, XII, 540 S., Abbildungen, DM 2,-. > E Engelberg, Bismarck [Buhlmann, 06.2015, 02.2020, 11.2022]

BJbb = Bonner Jahrbücher

BKGMR = Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance

Black-Veldtrup, Mechthild (1995), Kaiserin Agnes (1043-1077). Quellenkritische Studien (= MHF 7), Köln 1995, VI, 478 S., DM 48,-. Agnes von Poitou (*ca.1027/28-†1077) war eine Tochter der Agnes von Burgund (†1068), der Ehefrau des burgundischen Herzogs Wilhelm V. des Großen. Agnes von Burgund setzte sich nach dem Tod Wilhelms (1030) im Herzogtum Aquitanien und im Poitou durch, die erfolgreiche Machtpolitikerin verheiratete ihre Tochter Agnes von Poitou 1043 ebenso erfolgreich mit dem deutschen König Heinrich III. (1039-1056), dem Sohn Konrads II. Dank der Beziehungen seiner Ehefrau konnte Heinrich die Herrschaftsverhältnisse im erst 1033 neu erworbenen Königreich Burgund zu seinen Gunsten festigen. 1046 folgte nach der Synode zu Sutri die römische Krönung des Ehepaars zu Kaiser und Kaiserin, 1055 wurde Agnes bayerische Herzogin (1055-1061). Nach drei Töchtern gebar Agnes den Thronfolger Heinrich IV. (1050), der 1054 Mitkönig wurde und beim Tod seines Vaters (1056) ein Kindkönig zunächst unter der Regentschaft seiner Mutter war. Die Kaiserin handelte in der Folgezeit politisch geschickt, was die Herrschaftssicherung für ihren Sohn und die Behandlung der Krisenherde Ungarn, Bayern und Sachsen anbetraf (1057 Rudolf von Rheinfelden als schwäbischer Herzog, Sachsenaufstand, 1058 Frieden mit Ungarn, 1061 Weihe des Speyerer Doms). Ein von ihr verursachtes Papstschisma (1061-1064) belastete die Kaiserin, die Änhängerin der Kirchenreform war, schwer und bewog sie, die Rolle der gottgeweihten Witwe anzunehmen, wodurch Bischof Heinrich II. von Augsburg (1047-1063) die Leitung der Regierungsgeschäfte übernahm. Gegen diesen wandten sich der Kölner Erzbischof Anno II. (1056-1075) und eine Gruppe Mitwisser im "Staatsstreich von Kaiserswerth" (1062) mit der Entführung König Heinrichs IV. Agnes war politisch entmachtet, die Regentschaft lag in den Händen einger Bischöfe, die Kaiserwitwe hielt sich 1064/65 wieder am Königshof auf (1065 Volljährigkeit des Herrschers), bis sie nach Rom aufbrach und zwischen 1067 und 1077 als Diplomatin im Dienst von Papst und Kurie wirkte und auch öfter nach Deutschland und zu ihrem Sohn zurückkehrte (1067/68, 1070?, 1072, 1074). Kurz vor ihrem Tod holten Agnes die Anfänge des Investiturstreits (1075-1122) ein (1076 Exkommunikation des Königs, 1077 Gang nach Canossa). Ende 1077 starb die Kaiserin und wurde zu Beginn des Jahres 1078 in Rom in einer Kapelle des Petersdoms beerdigt. [Buhlmann, 08.2012]

Blaubeuren, Benediktinerkloster: Kurz vor 1085 hatten die drei gräflichen Brüder Sigiboto, Anselm und Hugo von Tübingen in Egelsee eine Mönchsgemeinschaft gegründet, die aber schon 1085 - wohl noch im Verlauf der Gründungsphase - nach Blaubeuren an den Blautopf verlegt wurde. Das von den Blaubeurer Mönchen übernommene Klosterpatrozinium Johannes' des Täufers verweist dabei wohl auf eine ältere, vielleicht bis ins 6./7. Jahrhundert zurückreichende Kirche, die zum Ausgangspunkt der geistlichen Gemeinschaft wurde. Diese wurde gemäß den Grundsätzen der Hirsauer Reform organisiert, Hirsauer Mönche unter dem Gründungsabt Azelin (1085?-1101) besiedelten Blaubeuren, Privilegien wie die Papst Urbans II. (1088-1099) vom 25. Januar 1099 sicherten die Existenz des Klosters (kirchen-) rechtlich ab. Neben dem Männerkloster gab es einen von diesem abhängigen Frauenkonvent, der wohl im 14. Jahrhundert einging. Eine ausgedehnte Grundherrschaft konzentrierte sich im Blaubeurer Talkessel um das Stiftungsgut, daneben war Streubesitz um Ehingen, Esslingen und Tübingen vorhanden. Am Ende des Mittelalters hatte man den Besitz in vier Bezirke organisiert, wobei das Klostergebiet um Blaubeuren mit seinen 52 Dörfern und 15 Ämtern der für das Kloster wirtschaftlich wichtigste war. Daneben besaß die Kommunität mit Hindebach (bei Tübingen) ein Priorat, Patronatsrechte an verschiedenen Orten sowie inkorporierte Pfarrkirchen. Klostervögte waren bis 1267 die Tübinger Pfalzgrafen, danach die Grafen von Helfenstein, schließlich und endgültig ab 1447 die Grafen von Württemberg. Der Mönchsgemeinschaft gelang die Ausbildung eines engeren Immunitätsbezirks innerhalb des Klosters, während daneben auf der Grundlage der Klostervogtei eine weltliche Blaubeurer Landesherrschaft entstand, die seit 1303 ausgegebenes Erblehen der habsburgischen Herzöge war. Im 15. Jahrhundert wurde Blaubeuren zunächst zu den Reichsmatrikeln herangezogen (1422-1471), doch geriet die geistliche Kommunität zunehmend in den Sog des württembergischen Territoriums. Der Abt wurde zum württembergischen Prälaten, das Kloster war längst landständisch, als es 1535/36 infolge der württembergisch-evangelischen Reformation aufgehoben wurde. Kurzzeitige katholische Restaurationen wie 1548 und 1630 blieben dagegen erfolglos. Wegen und trotz der Reformation hat in Blaubeuren das meiste aus dem Mittelalter überlebt: die spätgotische Klosteranlage aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, die zwischen 1485 und Jahrhundertende erbaute Klosterkirche mit dem reichverzierten Chorgestühl der Mönche und dem Altar von 1493/94, die Bemalung des Kirchenchors usw. Harmonisch eingebunden sind die Blaubeurer Klostergebäude in die umgebende Landschaft mit der Blautopfquelle.
Einen Überblick über die Blaubeurer Klostergeschichte geben: Eberl, Immo (Hg.) (1985), Kloster Blaubeuren 1085-1985. Benediktinisches Erbe und Evangelische Seminartradition (= Ausstellungskatalog), Sigmaringen 1985, XV, 140 S., DM 10,-; Lonhard, Otto-Günter (1963), Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Abtei. Mit einem Beitrag: Gönner, Erberhard, Siegel und Wappen des Klosters (= VKGLBW B 25), Stuttgart 1963, XV, 171 S., € 15,-. [Buhlmann, 03.2009]

Bleckmann, Bruno (2007), Der Peleponnesische Krieg (= BSR 2391), München 2007, 128 S., Abbildungen, Karten, € 7,90. Der Peleponnesische Krieg war eine innergriechische Auseinandersetzung zwischen den damaligen Hegemonialmächten, den Poleis Sparta (Peleponnesischer Bund) und Athen (Attischer Seebund). Er umfasste die ganze damalige griechische Welt vom Schwarzen Meer über die Agäis und Festlandgriechenland bis nach Sizilien. Die erste Phase des Peleponnesischen Krieges, der Archidamische Krieg (431-421 v.Chr.), war geprägt von wiederholten Einfällen der Spartaner nach Attika, worauf sich die Athener hinter die Befestigungen der Stadt (Lange Mauern) zurückzogen und dank der Thalassokratie Athens über das Meer versorgt werden konnten (430/29 Pest in Athen). Während athenische Expeditionen zur See erfolgreich waren (429 Schlacht von Naupaktos, 425 Einschluss von Spartanern auf Pylos/Sphakteria), endeten Landschlachten in Boiotien und in Thrakien für die Seemacht mit Niederlagen (424 Schlacht am Delion, 422 Schlacht bei Amphipolis). Der schließlich abgeschlossene Nikias-Frieden (421) brachte aber für Griechenland keine Ruhe, sondern nur Stellvertreterkriege: Sparta siegte über eine Koalition unter der Führung von Argos (418 Schlacht bei Mantinea), Athen annektierte das neutrale Melos (416) und rüstete eine Expedition gegen Syrakus aus (415-413 v.Chr.), die mit der totalen Niederlage des nach Sizilien gesandten Heeres endete. Mit der Festsetzung spartanischer Truppen in Dekeleia, einer Festung in Attika, begann die Endphase des Peleponnesischen Krieges, der sog. Dekeleische Krieg (413-404 v.Chr.). Unterstützt durch ein Bündnis mit Persien (412), gelang es Sparta und seinen Verbündeten Athen auch zur See in die Defensive zu drängen; Seesiegen der Athener (410 Seeschlacht bei Kyzikos, 406 Seeschlacht bei den Arginusen) stand die Vernichtung der athenischen Flotte in der Schlacht bei Aigospotamoi (405) gegenüber. Dadurch musste auch die nunmehr von der Getreideversorgung abgeschnittene Stadt Athen kapitulieren. Der Sieger von Aigospotamoi, der Spartaner Lysander, rückte in Athen ein und installierte die Oligarchie der sog. Dreißig Tyrannen, die in Athen eine Diktatur ausübten (404/03 v.Chr.), bei harten Friedensbedingungen für Athen (Auflösung des Attischen Seebundes, Schleifung der athenischen Mauern usw.). > P Peleponnesischer Krieg [Buhlmann, 07.2007]

Bleckmann, Bruno (2009), Die Germanen. Von Ariovist bis zu den Wikingern, München 2009 > G Germanen

Bleiber, Waltraut (1988), Das Frankenreich der Merowinger, Berlin 1988, 195 S., Farb-, Schwarzweißabbildungen, Zeichnungen, Karten, M 17,50. Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ein in der DDR erschienenes Buch zur frühmittelalterlichen Geschichte zu rezensieren, erscheint auf den ersten Blick erstaunlich. Geht es jedoch darum, die Qualität dieses - damals für Oberschüler und Studenten im Grundstudium konzipierten - Werkes zu beurteilen, so darf man es mit Fug und Recht als brillant bezeichnen. Das knapp 200 Seiten umfassende Bändchen aus der Feder der zum Erscheinungszeitpunkt bereits emeritierten Dozentin für frühmittelalterliche Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin schildert die Geschichte des Merowingerreichs von der Begegnung der Franken mit Vertretern des Römischen Reiches (258-486) bis zum Ende der Merowinger (687-751). Seit seinem Erscheinen 1988 ist das Buch selbst zu einer mentalitätsgeschichtlichen Quelle geworden, spiegelt es doch die stellenweise akrobatischen Fähigkeiten, die eine Mediävistin in einer von ideologischen, gesellschaftlichen, staatlichen und sprachlichen Zwängen unterworfenen kommunistischen Diktatur aufbringen musste, um die Darstellung historischer Ereignisse und Lebenswirklichkeiten mit der für die Wissenschaft nötigen Sachlichkeit zu Papier zu bringen. Der Leser erhält nicht allein einen soliden Überblick der Ereignisgeschichte und der Dynastie, sondern erfährt auch - gestützt auch archäologische und schriftliche Quellen - viel über die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Merowingerzeit. Für ein aus dem Programm des "VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften" stammendes Buch erscheint es besonders bemerkenswert, dass seine Verfasserin auch der wichtige Kirchengeschichte der behandelten Epochen ihren nötigen und wichtigen Raum beimessen konnte. Insgesamt ist "Das Frankenreich der Merowinger" noch immer eine der besten Einführungen und Überblicksdarstellungen zur Geschichte eines der "dunklen" Kapitel in der europäischen Geschichte. [Bötefür, 10.2023]

Bleiber, Waltraut (1988), Das Frankenreich der Merowinger, Wien-Köln-Graz 1988 > M Merowinger

Bleicken, Jochen (1978), Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches, 2 Bde., Bd.1 (= UTB 838), Paderborn-München-Wien-Zürich 21981, Bd.2 (= UTB 839), Paderborn-München-Wien-Zürich 1978 > R Römische Geschichte, 1. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Bleicken, Jochen (1986), Die athenische Demokratie (= UTB 1330), Paderborn-München-Wien-Zürich 1986 > A Athenische Demokratie

Blessing, Elmar (1974), Stadt und Herrschaft Haigerloch im Mittelalter (= ALKH 11), Sigmaringen 1974, 138 S., DM 20,-. 1095 wird erstmals das castrum Haigerloch erwähnt, eine in der Haigerlocher Oberstadt links der Eyach gelegene Burganlage, die den Grafen von Haigerloch-Wiesneck unterstand. Mit dem Aussterben dieser Grafen (nach 1162) übernahmen die Grafen von Hohenberg Haigerloch, der Ort entwickelte sich im ausgehenden 12. und im 13. Jahrhundert zur Stadt, wobei der Bau einer Burg in der Unterstadt (ca.1200) und der Ausbau der Unterstadt rechts der Eyach Haigerloch als Herrschaftsmittelpunkt der Hohenberger betonte. Die Grafschaft Hohenberg einschließlich Haigerlochs wurde 1381 an die Habsburger verkauft, Stadt und Herrschaft Haigerloch sind in der Folge mehrfach von den neuen Landesherren verpfändet worden. Zwei Lagerbücher aus dem 15. Jahrhundert, ein Rodel von 1458 und ein Urbar von 1472, führen Besitz und Rechte der Herrschaft Haigerloch auf. Danach umfasste diese Grundbesitz, Weinberge, Fischwasser und Pfarrpfründen in der näheren und weiteren Umgebung Haigerlochs (auch jenseits des Neckars bei Horb) sowie die mit der Niedergerichtsbarkeit verbundenen Ortsherrschaften in Höfendorf, Hart, Trillfingen, Randelfingen, Bittelbronn, Weildorf, Gruol, Hospach und Heiligenzimmern (Zubehör links und rechts der Eyach). Seit 1488 war die Herrschaft Haigerloch an die Grafen von Zollern verpfändet, 1497 tauschte Graf Eitel Friedrich II. von Zollern (†1512) seine Herrschaft Rhäzuns gegen die Herrschaft Haigerloch und alle dortigen Hoheitsrechte, wobei die Rechte der Stadt Haigerloch besondere Berücksichtigung fanden. 1552 bekam die Herrschaft - zunächst gegen den Widerstand der Stadt - eine Landesordnung, nach der zollerschen Erbteilung von 1576 wurde Haigerloch Residenz der Linie Hohenzollern-Haigerloch. [Buhlmann, 08.2006]

Bleuler, Anne Kathrin (2018), Der Codex Manesse. Geschichte, Bilder, Lieder (= BSR 2882), München 2018, 128 S., Farbtafeln, € 9,95. Der Codex Manesse, die Große Heidelberger Liederhandschrift, entstanden zwischen 1300 und 1330/40 in Zürich, ist die umfangreichste Lyrikhandschrift (von rund vierzig, meist fragmentarisch überlieferten Liederhandschriften) mit mittelhochdeutschen Liedern, die dem (Hoch-) Mittelalter entstammen. Der Codex vereinigt das Œ von 140 Dichtern; viele der im Codex aufgeführten (männlichen, geografisch hauptsächlich in Süddeutschalnd und der Schweiz verortbaren) Autoren sind nur aus der Handschrift bekannt. Der Codex ist - auch zum Zwecke gesellschaftlicher Anerkennung und bürgerlicher Repräsentation - entstanden im Auftrag des Mäzens, Züricher Patriziers und Ratsmitglieds Rüdiger Manesse (†1304) (auch von dessen Sohn Johannes [†1297] und vielleicht von dem Enkel Rüdiger [†1330er-Jahre]) (Herkunftsthese Johann Jakob Bodmers [*1698-†1783] 1748); Teile des Codex wurden von einem Züricher Stadtschreiber geschrieben, der vielleicht mit dem bürgerlichen Dichter Johannes Hadlaub identifiziert werden kann (Lieder Hadlaubs im Codex, Gönnerlob Hadlaubs [und Konzeption der Liederhandschrift]); Züricher Schreiberwerkstätten spielten bei der Herstellung des Codex (Schrift, Bebilderung) die Hauptrolle. Die Manessische Liederhandschrift beruht auf Vorlagen (u.a. einer verlorenen Vorlage der Staufer?) und ordnet die darin aufgeführten Autoren in eine Ranghierarchie ein (vom Kaiser [Heinrich VI.] abwärts), berücksichtigt dabei aber auch deren Provenienz. Eine zentrale Stelle kommt den ganzseitigen Autorenbildern (Bildtpyen, Titel, Schriftband, Autorwappen), in der Liederhandschrift zu, die den aufgeschriebenen Liedern des jeweiligen Autors vorangehen und (vermeintliche) Auskunft geben über die soziale Stellung und Herkunft eines (meist historisch kaum belegten) Dichters geben. Im Textbestand des Codex sind dann zu finden: (hauptsächlich: 80%) Minnesang, (politische, gesellschaftliche) Sangsprüche, (geistlichem weltliche) Leichs. Am Codex gut nachvollzuziehen ist der Wandel innerhalb der mittelhochdeutschen höfischen Liebesdichtung (Minnesang: Klassik - angebliche "Minnesangs Wende" - Nachklassik [12.-14. Jahrhundert]); für diese Entwicklung stehen Autoren wie der Kürenberger (höfische Liebe und Geschlechterrollen), Friedrich von Hausen (Minnedienst), Walther von der Vogelweide (herzeliebe), Neidhart (höfische Gegenwelt der dörper), Konrad von Würzburg (Formartistik). Die Sangspruchdichtung schließlich verweist auf den poetisch konzipierten fahrenden Dichter, der von Ort zu Ort zieht; beim Tannhäuser z.B. steht diese Thematik als Allegrorie für die menschliche Lebensreise. [Buhlmann, 11.2018]

Blezinger, Harro (1954), Der Schwäbische Städtebund in den Jahren 1438-1445. Mit einem Überblick über seine Entwicklung seit 1389 (= DWG 39), Stuttgart 1954, XII, 163 S., Karte, DM 15,-. 1376 entstand u.a. mit Ulm, Rottweil und St. Gallen als Mitgliedsstädte der ältere Schwäbische Städtebund, der nach der Schlacht bei Döffingen (1388) unterging (Verbot König Wenzels, Egerer Landfrieden 1389). Doch schon bald (1390) bildete sich unter Führung der mächtigen Reichsstadt Ulm der jüngere Schwäbische Städtebund, dem im Kern die Städte Biberach, Isny, Leutkirch, Memmingen, Pfullendorf, Ulm (Südgruppe) und Aalen, Bopfingen, Dinkelsbühl, Giengen, Gmünd, Nördlingen (Nordgruppe). Beschlussorgan des Städtebundes war die ungefähr alle zwei Monate stattfindende Bundesversammlung (manung) in Ulm (Kanzlei der Stadt Ulm), der immer wieder, alle drei Jahre zu erneuernde Bundesbrief (mit Bundeszweck, -hilfe bei Streitigkeiten und Auseinandersetzungen) bildete die "Verfassung" des Städtebundes. Die Finanzierung ergab sich aus der Veranlagung der Städte (anzal); sie diente vorzusgsweise militärischen Zwecken (städtische Aufgebote im Kriegsfall, Sicherung von Handel und Verkehr [Rotte des Jörg Rennwart, 1439]). Seit 1410 war die habsburgische Herrschaft Hohenberg dem Städtebund verpfändet. Während die deutschen Könige Wenzel (1378-1400/19) und Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) dem Städtebund - immerhein eine Vereinigung von Reichsstädten - reserviert gegenüberstanden, kam es unter König Sigismund (1410-1437) zu mancher Annäherung zwischen Reichsoberhaupt und Städten, doch scheiterte letztlich eine schwäbische Einung u.a. mit der Rittergesellschaft mit St. Jörgenschild (Appenzellerkrieg, Pfahlbürgerfrage [städtisches Bürgerrecht für auswärtige Freie und Unfreie], Überfälle von "Raubrittern" [Hans von Rechberg] auf Händler und Kaufleute). Unklar blieb auch die Rolle der Städte bei Reichsreform und regionalen Landfrieden sowie die von der Stadt Ulm immer wieder gewünschte Ausdehnung der Städteeinung auf alle Reichsstädte, zumal die Reichsstädte des Schwäbische Städtebundes sich immer wieder von den ihnen benachbarten fürstlichen Territorien (Bayern, Brandenburg, Öttingen, Württemberg) bedroht sahen. In den Anfangsjahren des Königtums Friedrichs III. (1440-1493) fiel die Reichsstadt Weinsberg nach der Eroberung durch den Ritter Konrad von Bebenburg an die Pfalz, ohne dass die Städteeinung dagegen einschritt (1440). Immerhin wehrte sich der Schwäbische Städtebund, dem an der Wende der 1430er- zu den 1440er-Jahren auch Augsburg, Nürnberg oder Rottweil angehörten, erfolgreich gegen Adlige und Ritter (1441 [Überfall der Rechberger und Lupfener auf Ulmer Kaufleute bei Stein am Rhein]), nach der Einigung zwischen Städtebund und der Grafschaft Württemberg (1442) festigten die Städte zunächst ihre Position in Schwaben, u.a. unter Einschluss Reutlingens (1443). Im Krieg der Schweizer Eidgenossenschaft gegen Zürich (Züricherkrieg 1443/45) und im Armagnakenkrieg (1444/45) nahm der Städtebund zwischen Königtum und Schweizern eine gezwungenermaßen neutrale Haltung ein, rüstete aber nach der Schweizer Niederlage gegen die Armagnaken bei St. Jakob an der Birs (1444) auf, um sich am wenig erfolgreichen Reichskrieg des Pfalzgrafen gegen die Armagnaken als Reichsfeinde zu beteiligen (1444/45). Das Jahr 1445 brachte dann noch eine Einigung der Städte mit dem Grafen von Württemberg und dem Pfalzgrafen, während das vom brandenburgischen Markgrafen initiierte neue Fürstenbündnis von 1446 sich - unter Beteiligung der Pfalzgrafschaft und Württembergs - indirekt gegen die Reichsstädte wandte. Dem Zweiten Städtekrieg (1449/50) folgte der Niedergang des Schwäbischen Städtebundes. [Buhlmann, 06.2015]

BlldtLG = Blätter für deutsche Landesgeschichte

BllPfKG = Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde

Bloch, Ernst, deutscher Philosoph: Ernst Bloch (*1885 in Ludwigshafen, †1977 in Tübingen), Sohn jüdischer Eltern, studierte und promovierte an der Universität München im Hauptfach Philosophie (1905/08), hielt sich zeitweise in Berlin und in der Schweiz auf, später in Tunesien und Wien und wandte sich als (Neo-) Marxist gegen den Ersten Weltkrieg (1914-1918) und den (aufkommenden) Nationalsozialismus in der Weimarer Republik. Mit der "Machtergreifung" Adolf Hitlers (1933) verließ er Deutschland und emigrierte in die USA. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück und bekleidete eine Philosophieprofessur an der Leipziger Universität (1948/57). Nach seiner Zwangsemeritierung (1957) und der Übersiedlung nach Westdeutschland (1961) nahm Bloch noch eine Gastprofessur an der Universität Tübingen wahr. Als (Neo-) Marxist lehrte der Philosoph Anthropologie und Geschichstheorie auf dialektisch-materialistisch-utopischer Grundlage. Dabei leitet das "Prinzip Hoffnung" mit seiner Sinnhaftigkeit und seinen Zukunftsperspektiven die Praxis des menschlichen Lebens, die sich wiederum in gesellschaftlichen und kulturellen Leistungen menschlicher Gemeinschaften wiederfindet. Ausfluss von Blochs praktischer Philosophie ist seine Beschäftigung mit vielen historisch-philosophischen Phänomenen: christliche Theologie (Thomas Münzer), Aufklärung, deutscher Idealismus, dialektischer Materialismus/Marxismus, Eschatologie, Naturrecht, Metaphysik. Seine Publikationen fanden eine große Leser- und Anhängerschaft (u.a. nach: Rentsch, Thomas (2014), Philosophie des 20. Jahrhunderts. Von Husserl bis Derrida (= BSR 2824), München 2014).
An Werken Blochs seien aufgeführt: Bloch, Ernst (1930), Spuren (= st 451), Frankfurt a.M. 31980, 220 S., DM 7,-; Bloch, Ernst (1954/59), Das Prinzip Hoffnung, 3 Bde., (= stw 3), Frankfurt a.M. 41977, zus. 1655 S., DM 27,-; Bloch, Ernst (1968), Atheismus im Christentum. Zur Religion des Exodus und des Reichs (= rde 347/49), Reinbek b.H. 1970, 269 S., DM 6,80; Bloch, Ernst (1968), Über Karl Marx (= es 291), Frankfurt a.M. 1968, 179 S., DM 3,- (enthaltend die Beiträge: Der Student Marx; Karl Marx und die Menschlichkeit - Stoff der Hoffnung; L'homme und Citoyen bei Marx; Weltveränderung; Marx und die idealistische Dialektik; Universität, Marxismus, Philosophie; Der Wissenschaftsbegriff des Marxismus; Epikur und Karl Marx; Marx, aufrechter Gang, konkrete Utopie); Ernst Bloch Gesamtausgabe (in sechzehn Bänden): Bd.8: Subjekt - Objekt. Erläuterungen zu Hegel. Erweiterte Ausgabe, Frankfurt a.M. 1962, 525 S., DM N.N., Bd.9 (1965): Literarische Aufsätze, Nachdruck Frankfurt a.M. 1973, 581 S., DM 34,-. [Buhlmann, 06.-07.2022]

Blösel, Wolfgang (2015), Die römische Republik. Forum und Expansion (= C.H. Beck Geschichte der Antike, Bd.4 = BSR 6154), München 2015 > R Römische Geschichte, 15.-1. Jahrhundert v.Chr.

Blois, Lukas de, Spek, Robertus J. van der (1983), Einführung in die Alte Welt, Stuttgart 22019 > A Antike

Blok, Dirk P. (1969), Holland und Westfriesland, in: FMSt 3 (1969), S.347-361. Jenseits des ostfränkisch-deutschen Königtums ist die politische Entwicklung in Friesland und im Rheinmündungsgebiet auf regionaler und lokaler Ebene zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert nur schwer erkennbar. Die Herrschaftsbildungen der Wikinger Rorik (bis 867) und Gottfried (†885) sind der Zeit des Zerfalls des karolingischen Gesamtreichs zuzuordnen; daneben behauptete sich das Bistum Utrecht. Im 10. und 11. Jahrhundert beherrschten die westfriesischen Grafen die Küstenregion des südlichen Frieslands und das Rheinmündungsgebiet (Grafschaft Westfriesland). Die Ermordung Graf Florens' I. (1048-1061) machte den Weg für den Utrechter Bischof frei, mit Unterstützung König Heinrichs IV. (1056-1106) große Teile Westfrieslands unter seine Kontrolle zu bringen (1064/76). Graf Dietrich V. (1061-1091) gelang immerhin die Wiedergewinnung des südlichen Teils der westfriesischen Grafschaft (1078). An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert werden dann die westfriesischen Grafen in den Geschichtsquellen als Grafen von Holland erkennbar, ein Anzeichen für das kulturelle und mentale Ausscheren der entstehenden Grafschaft Holland aus der hochmittelalterlichen Frisia. Ein Ausgleich zwischen den holländischen Grafen und den Utrechter Bischöfen erfolgte dann unter Kaiser Friedrich I. (1152-1190) (1165). Daneben gab es in Friesland auswärtige Mächte, etwa in Form der Werler Grafen oder der sächsischen Brunonen (10./11. Jahrhundert). Eine kurzfristige Herrschaftsbildung des Heinrich von Northeim in einer Mark Friesland scheiterte (1101). [Buhlmann, 10.2014]

Blome, Hans-Joachim, Zaun, Harald (2004), Der Urknall. Anfang und Zukunft des Universums (= BSR 2337), München 2004 > U Universum

Bloss, Hans, Dippel, Paul Gerhardt (1981), Rom. Besichtigungsvorschläge, Kunst- und Kulturgeschichte, Ausflüge in die Albaner Berge, Sabiner Berge und nach Ostia (= Goldstadt-Reiseführer, Bd.2026), Pforzheim 1981 > R Rom

Blühberger, Günther (1996), Wie die Donau nach Wien kam. Die erdgeschichtliche Entwicklung der Landschaft des Donautals und der Nebenflüsse vom Ursprung der Donau bis zum Wiener Becken, Wien-Köln-Weimar 1996 > F Flussgeschichten

Blum, Gerd (2011), Giorgio Vasari. Der Erfinder der Renaissance, München 2011, 320 S., € 24,95. Giorgio Vasari (*1511-†1574) aus Arezzo, manieristischer Künstler, Maler, Architekt und Stadtplaner u.a. in Rom (Päpste als Auftraggeber), Florenz (Palazzo Vecchio, Uffizien) und Arezzo, ab 1554/55 Hofkünstler Herzog Cosimos I. von Florenz, gilt wegen der 1550 erstmals veröffentlichten, kunsttheoretisch fundierten und mittelalterlicher Heilsgeschichte verhafteten Lebensbeschreibungen autonom-genialer Künstler des 14. bis 16. Jahrhunderts (von Cimabue bis Michelangelo) als der "Erfinder" der Kunstepoche der Renaissance zwischen Mittelalter und Moderne und "Vater der Kunstgeschichte". [Buhlmann, 09.2011]

Blume, Irmgard (1970), Das Menschenbild Gregors von Tours in den Historiarum Libri Decem, Diss. Erlangen-Nürnberg 1970 > G Gregor von Tours

Blumenberg, Hans (1965), Die kopernikanische Wende (= st 138), Frankfurt a.M. 1965, 178 S., DM 3,-. Die von Nikolaus Kopernikus (*1473-†1543) eingeleitete astronomische Wende, die die Geozentrik der bisherigen Kosmologie aufhob und die Erde zusammen mit den (anderen) Planeten um die Sonne kreisen ließ (Buch De revolutionibus orbium coelestium 1543), war mehr als nur eine neue Rechenart zur örtlich-zeitlichen Bestimmung der Himmelskörper (Klaudius Ptolemäus). Sie bedeutete vielmehr die Konstituierung eines neuen Verhältnisses zwischen Mensch und Kosmos, wobei auch Kopernikus die kosmische Ordnung als Teil der christlichen Heilsordnung sah. In der kopernikanischen Theorie über den Kosmos, in der dadurch vermittelten Art menschlicher Selbstdeutung werden verschiedene Bruchlinien von der Antike bis zur frühen Neuzeit erkennbar, beginnend bei der anthropozentrischen Teleologie des antiken Stoizismus und aristotelisch-antikem Gedankengut über Mensch und Kosmos. Augustinus und die mittelalterliche aristotelische Scholastik sah den Kosmos als eine für den Menschen gedanklich unerreichbare Konstruktion des Schöpfergottes, Gottes- und Heilsvermittlung fand über Bibel und Kirche statt, nicht über die Natur. Metaphysik und Kosmologie waren auseinandergetreten. Erst der Humanismus mit seiner Unterscheidung von scholastischer scientia und humanistischer sapientia (Cicero) bot dann mit die Grundlage für ein auf den Menschen gerichtetes Weltverständnis. Die kopernikanische Theorie des Kosmos propagierte eine Homogenität der Physik und des Universums (Erde und Himmel unterliegen den gleichen Gesetzmäßigkeiten), kopernikanische Rationalität verdrängte mittelalterliches Transzendenzdenken. Die Nachwelt betrachtete in früher Neuzeit (Giordano Bruno, Galileo Galilei) und Moderne (Siegmund Freud, Friedrich Nietzsche) das kopernikanische Weltsystem durchaus zwiespältig zwischen metaphorischer Kosmologie und kosmologischer Metaphorik. [Buhlmann, 11.2016]

Blumenthal, Uta-Renate (1982), Der Investiturstreit (= Urban Tb 335), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1982 > I Investiturstreit

Blumenthal, Uta-Renate (2001), Gregor VII. (= GMR), Darmstadt 2001 > G Gregor VII.

BMKG = Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte

BNF = Beiträge zur Namenforschung

Bo

Boadella, David (1981), Wilhelm Reich. Pionier des neuen Denkens. Eine Biographie, Bern-München 21995 > R > Reich, Wilhelm

Bobzin, Hartmut (1999), Der Koran. Eine Einführung (= BSR 2109), München 1999 > K Koran

Boccaccio, Giovanni, italienischer Dichter: Unehelich geboren 1313 in oder bei Florenz, wurde Giovanni Boccaccio von seinem italienischen Vater, einem Florentiner Kaufmann, aufgezogen und zu einer Kaufmannsaubildung und einem Jurastudium gedrängt. Wohl unglücklich verliebt in Maria (Fiammetta), einer unehelichen Tochter des Königs Robert von Neapel (1309-1343), fand Boccaccio seine Bestimmung in seinen italienischen und lateinischen Dichtungen, von denen das unter dem Eindruck der Pestepidemie (1348/51) verfasste Decameron(e) wohl die bedeutendste ist. Neben Dante und Petrarca rückte Boccaccio damit in die "große Dichterdreiheit" italienischer Dichter des Mittelalters. Boccacio starb 1375 auf seinem Landgut in Certaldo.
An Werken von Boccacio seien genannt: Boccaccio, Giovanni (1349/53), Das Decameron, übertr. v. August Gottlieb Meißner (1924) (= Goldmann Tb 347/348), München 1964, 507 S., DM 5,-; Boccaccio, Giovanni (1349/53), Das Decameron, neu bearb. v. Johannes von Guenther (1938), Gütersloh o.J. [1966], 638 S., DM 3,90; Boccaccio, Giovanni (1349/53), Das Dekameron, übers. v. Ruth Macchi (1958): Tl.1: Erster bis fünfter Tag, Gütersloh o.J. [1985], 665 S., Tl.2: Sechster bis zehnter Tag, Gütersloh o.J. [1985], 575 S., Abbildungen, zus. DM 29,80; Boccaccio, Giovanni (1349/53), Das Dekameron, übers. v. Karl Witte (= Fischer Klassik 90006), Frankfurt a.M. 22009, 912 S., € 9,50; Boccaccio, Giovanni (1361/62), De claris mulieribus. Die großen Frauen. Lateinisch/Deutsch, hg. v. Irene Erfen u. Peter Schmitt (1995) (= RUB 9341), Stuttgart 1995, 287 S., Abbildungen, DM 12,-. Vgl. noch ein chinesisches Pendent zu Boccaccios Decameron(e): Das chinesische Dekameron ([1957]), Frankfurt a.M.-Wien-Zürich 1963, 368 S., DM N.N. [Buhlmann, 09.1997, 08.2020, 06.2022]

Bock, Hartmut (2001), Die Chronik Eisenberger. Edition und Kommentar. Bebilderte Geschichte einer Beamtenfamilie der deutschen Renaissance - Aufstieg in den Wetterauer Niederadel und das Frankfurter Patriziat (= Schriften des Historischen Museums Frankfurt a.M., Bd.22), Frankfurt a.M. 2001, 621 S., Farbabbildungen, Karten, € 3,50. Philipp Eisenberger der Jüngere (*1548-†1607) schildert in seiner frühneuhochdeutschen Familienchronik die Geschichte seiner Vorfahren, Ehefrauen und Kinder. Die (drei) Familie(nzweige) Eisenberger war(en) (nicht nur) danach über sieben Generationen im 15./16. Jahrhundert eine Aufsteiger- und angesehene Beamtenfamilie (angeblich zurückgehend ins 14. Jahrhundert [Habsburg]). U.a. im (Herren-) Dienst der Grafen von Eppstein (Belehnung 1451) stellten die Eisenberger, einsetzend mit Peter I. (†1488), Keller bzw. Amtmänner in Ortenberg, Gedern, Ranstadt und Hofheim; hinzu kamen geistliche Ämter; Eisenberger Güter und Rechte gab es schließlich entlang von Nidder und Niddda, dem Lebensbereich der Eisenberger. Die Herrschaft Ortenberg war abhängig von den Grafen von Eppstein-Stolberg, Isenburg und Hanau (Kondominat). 1563 erfolgte die Adelserhebung der Familie durch den Kaiser; die Eisenberger verbanden sich durch Heirat mit dem Niederadel des Taunus und der Wetterau sowie mit dem Frankfurter Patriziat (Heiratspolitik); sie waren eingebunden in die Welt der Amtmänner, des Niederadels und des Patriziats in damaliger Zeit. Das typische (adlige) Reproduktionsverhalten der Familie bewirkte, dass die drei (Gederner, Hofheimer, Ortenberger) Familienzweige am Ende des 16. bzw. zu Beginn des 17. Jahrhunderts ausstarben. [Buhlmann, 07.2014]

Bode, Sabine (2004), Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen (= SP 4403), München 2005, 288 S., (€ 8,90). Die deutschen Kriegskinder, die im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) Bombenkrieg und Kriegshandlungen unmittelbar erlebten, wurden ebenso hineingeworfen in die Nachkriegszeit von Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik: Kalter Krieg, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Kommunismus waren zu meistern, ebenso Beruf, Familiengründung und Kindererziehung, was kaum Erinnerung an die Kriegszeit zuließ. Dabei folgten die Kriegskinder mit ihren einschneidenden Kriegserlebnissen durch den Weltkrieg geprägten Verhaltensmustern. [Buhlmann, 07.2017]

Bode, Sabine (2009), Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation, Stuttgart 142015, 304 S., (€ 9,95). Der Zweite Weltkrieg (1939-1945), seine Brutalität und die mit ihm verbundene Niederlage beeinflussten [- abseits von allen Pauschalisierungen -] traumatisch das Leben von gleich drei Generationen von Einwohnern im Gebiet von ehemaligem Deutschen Reich, von Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik: der Kriegsgenerationen der Eltern (als Täter und Verleugner) und Kinder ("Kriegskinder") (als Verdränger) sowie der Nachkriegsgeneration der Enkel ("Kriegsenkel") (Abhängigkeit von den Eltern, Fürsorge für die Eltern, Schuldgefühle, Schwierigkeiten der Identitätsfindung, fehlender Mut zur Selbstständigkeit, fehlender Mut zur Familiengründung). Die Kriegsvergangenheit des Weltkriegs wirkte somit nach über Jahrzehnte der Nachkriegszeit. [Buhlmann, 03.2016]

Bode, Thilo (2018), Die Diktatur der Konzerne. Wie globale Unternehmen uns schaden und die Demokratie zerstören, Frankfurt a.M. 2018 > K Kapitalismus

Böcking, Jörg (1991), Die Entwicklung der politischen Verhältnisse in St. Georgen von 1891 bis 1932 (= Beiträge zur Geschichte der Stadt St. Georgen im Schwarzwald, Bd.1), St. Georgen 1991 > S St. Georgen im Schwarzwald

Böhme, Horst-Wolfgang (1974), Germanische Grabfunde des 4. bis 5. Jahrhunderts zwischen unterer Elbe und Loire. Studien zu Chronologie und Bevölkerungsgeschichte, Text und Tafelband (= Münchener Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, Bd.19), München 1974, XII, 374 S., [166] S. mit 147 Tafeln, 19 Karten, 1 Farbtafel, DM 150,-. I. Umfang der untersuchten Grabfunde: 200 geschlossene Grabfunde rechtsrheinisch gegenüber 105 linksrheinisch. II. Archäologische Materialvorgabe: Beschreibung der aufgefundenen Fibeln, Haarnadeln und -pfeile, Ohrringe, Perlenketten, Armringe, Schnallen, Gebrauchsgeräte in Frauengräbern bzw. Fibeln, Schnallen, Waffen, Geräte in Männergräbern. III. Chronologie: Es sind auf Grund der Funde drei verschiedene Zeitstufen ermittelt worden: Stufe I: 330/50-400; Stufe II: 380-420; Stufe III: 400-450/500. IV. Ergebnisse für Tracht und Bewaffnung: 4. Jahrhundert: Einheitliche Verbreitung bestimmter Fibeltypen; 5. Jahrhundert: getrennte Weiterentwicklungen. V. Friedhofstypen und Bevölkerungsstruktur in Nordgallien: Anhand der Fundlage wurden eine Reihe von Friedhöfen untersucht, und zwar städtische, ländliche und Militärfriedhöfe. Dabei waren besonders Gräber der germanischen Oberschicht wegen ihrer reichhaltigen Ausstattung identifizierbar. Man kann somit vermuten, dass der germanischen Oberschicht eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung der Waffen- und Fibelbeigabensitte zukommt. VI. Interpretation der Fundkarten: Gleichförmige Fundstücke sowohl links als auch rechts des Rheins weisen auf eine ethnische Identität der Verstorbenen in diesen Gebieten hin. Auch gibt die Verbreitung von Waffen und Fibeln bis hin zur Loire eine Vorstellung vom Eindringen der Germanen in römisches Gebiet. VII. Auswertung historischer Quellen: Zentral ist hier das Laetenproblem. Nach Darstellung der verschiedenen Auffassungen darüber und Auflistung der historischen Quellen (Belege von 288-451 n.Chr.) kommt der Verfasser zu dem Schluss, dass die von ihm untersuchten Grabfunde mit den Laeten jedenfalls nichts zu tun haben. Vielmehr können sie mit germanischen foederati in Verbindung gebracht werden. Das beweist auch die Tatsache, dass in spätrömischer Zeit die Grabsitten der linksrheinischen germanischen Oberschicht auf den rechtsrheinischen Raum gewirkt haben. VIII. Germanisch-gallische Mischkultur: Die Grenzen des römischen Reiches waren in der frühen Kaiserzeit eine Völker- und Kulturscheide, die zwar germanische Stammesgesellschaften von einem zentralisierten Territorialstaat trennten, aber auch die Kulturen auf beiden Seiten beeinflussten. Ab dem 3. Jahrhundert entwickelten sich an und im Vorfeld des römischen Limes Grenzgesellschaften, die materielle Elemente von den Kulturen beiderseits der Grenze aufnahmen, Handelsbeziehungen und eine daraus resultierende Wirtschaftsgemeinschaft besaßen und nach dem Zusammenbruch der herrschenden politischen, also römischen Ordnung bestehen blieben und in die Nachfolge der Letzteren traten. Das 4. und 5. Jahrhundert ist dann am Niederrhein dafür symptomatisch, es ist die Zeit der gallisch-germanischen Mischkultur, einer sich auf germanische Krieger und deren Umfeld beziehende Kultur von Kriegern, die zwischen Loire und Elbe beheimatet war, also sowohl links als auch rechts des Rheins. Die Mischkultur signalisiert das Eindringen von Germanen ins römische Reich vorzugsweise als Söldner in der römischen Armee, abseits von den (der römischen Herrschaft unterworfenen) laeti oder dediticii. Sie signalisiert auch den umgekehrten Weg einer kulturellen Beeinflussung durch "romanisierte" Germanen in den Gebieten rechts des Rheins. So korrespondieren die archäologischen Hinterlassenschaften der linksrheinischen Germanen in den Gräbern - gut erkennbar z.B. an den Fibeln der Frauentracht - auch mit der rechtsrheinischen Entwicklung dieser Gegenstände. Die (Waffen-) Gräber links und rechts des Rheins, zu einem beträchtlichen Teil mit einer reichen Ausstattung versehen, tauchen in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts auf und lassen eine soziale Oberschicht erkennen, deren Ursprünge rechts des Rheins lagen und die - wie provinzialrömische Gürtelgarnituren oder die an offizielle römische Beamte und Militärs vergebenen Zwiebelknopffibeln zeigen - auch weiterhin Kontakte zur Germania libera pflegten. Man wird in den solcherart durch das Fundmaterial repräsentierten Germanen freie foederati in römischen Diensten, u.a. "Fürsten" mit ihren Gefolgschaften sehen können, die somit ab dem 4. Jahrhundert in Nordgallien präsent waren und die kurz nach 400 die Grenzverteidung am Nieder- und Mittelrhein übernahmen. Auch mögen mächtige Germanen im römischen Heer für Stämme oder Stammesteile jenseits des Rheins Landzuweisungen in Gallien und damit Foederatenansiedlungen auf römischem Gebiet bewirkt haben. Schon vor dem "Untergang" des römischen Reiches war damit der Weg bereitet für eine - zumindest auf diesem Gebiet - kontinuierliche Kulturentwicklung, die in die Kultur der Merowingerzeit einmünden sollte - ad Rheni semibarbaras ripas, wie es um 400 bei dem lateinischen Kirchenvater Hieronymus (†420) heißt. [Buhlmann, 06.1988, 10.2003]

Böhme, Horst-Wolfgang (Hg.) (1991), Burgen der Salierzeit, 2 Bde., Sigmaringen 1991 > S Salier

Böhme, Horst-Wolfgang (Hg.) (1991), Siedlungen und Landesausbau zur Salierzeit, 2 Bde., Sigmaringen 1991 > S Salier

Böhmisch-mährische Geschichte, 9.-21. Jahrhundert: I. Frühmittelalterliche slawische Herrschaftsbildungen an der unteren Moldau reichen bis ins 6. und 7. Jahrhundert n.Chr. zurück. Das 9. Jahrhundert war geprägt von christlicher Missionierung (Regensburger, Passauer, Salzburger Slawenmission und ostfränkische Reichskirche [845]; griechische Mission Kyrills und Methods [863/64], slawische Schrift), im 9. Jahrhundert entstand das ausgedehnte "Großmährische Reich" der Mojmiriden. Im 9. und 10. Jahrhundert erreichte das Fürstenhaus der Premysliden eine unangefochtene Machtstellung in Böhmen. Fürstensitz der Herzöge war Prag, das auch Bischofssitz wurde (973) und mit dem ermordeten Herzog Wenzel (†935) einen premyslidischen Heiligen besaß. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde das südöstlich von Böhmen gelegene Mähren premyslidisch, die kirchliche Gliederung in Mähren der böhmischen angegliedert (Bistum Olmütz 1063), während im Verlauf des 11. Jahrhunderts die Kontakte zur griechisch-orthodoxen Kirche abbrachen (Schisma von 1054). Das Mit- und Gegeneinander mit dem ostfränkisch-deutschen Reich führte im hohen Mittelalter wurde der premyslidische Herrschaftsraum zum Bestandteil des deutschen Reiches, aus den Herzögen wurden - zunächst zeitweise - Könige (1085, 1185; erbliche Königswürde seit Premysl Otakar I. [1197-1230] und Goldene Bulle König Friedrichs II. [1198/1212-1250] von 1212). Im 12. Jahrhundert gab es premyslidische Nebenlinien in Mähren, das 1182 zur Markgrafschaft erhoben wurde. König Premysl Otakar II. (1253-1278) gebot nach dem Untergang der staufischen Königsdynastie neben Böhmen und Mähren auch über Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und das Egerland. In der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) gegen den deutschen König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) verlor der böhmische König Herrschaft und Leben. Die premyslidische Herrschaft in Böhmen und Mähren blieb unter dem zunächst unmündigen Wenzel II. (1278-1305) zwar erhalten, geriet jedoch gegenüber dem Adel politisch ins Hintertreffen. Mit der Ermordung König Wenzels III. (1305-1306) endete die premyslidische Dynastie. Das premyslidische Böhmen des 13. Jahrhunderts war übrigens gekennzeichnet durch eine weit ausgreifende Kolonisationstätigkeit unter deutscher Beteiligung mit Gründungsstädten bei zunehmender Emanzipation des Adels vom Königtum ("ständisch-monarchischer Dualismus", höfische Kultur). II. In der Nachfolge der Premysliden erlangten die Grafen von Luxemburg unter Johann (1310-1346), dem Sohn Kaiser Heinrichs VII. (1308-1313), die Herrschaft über Böhmen und Mähren. Gerade der Luxemburger (Kaiser) Karl (IV., 1346/47-1378) stellte die Eigenständigkeit Böhmens und seiner Nebenländer im römisch-deutschen Reich heraus (corona Bohemiae; Erzbistum Prag 1344, Prager Universität 1348 und Ausbau Prags, Prager Provinzialsynode 1349 und Blütezeit klösterlicher Kultur, Goldene Bulle 1356), unter Karls Söhnen Wenzel IV. (1363/78-1419) und (Kaiser) Sigismund (1410/19-1437) zerfiel die Luxemburger Macht in Böhmen ("Bürgerkriege", Hussitenkriege [Hussiten als Taboriten, Orebiten, Utraquisten]); erst nach den Hussitenkriegen (1420/26-1434, Iglauer Kompaktaten 1434) konnte sich in Sigismund in Böhmen durchsetzen. Nach seinem Tod (1437) etablierte sich ein "nationales Königtum" der Herrscher Ladislaus Postumus (1453-1457) und Georg von Podiebrad (1458-1471), danach waren Böhmen und Nebenländer Teil des jagiellonisch-ungarischen Großreichs unter den Königen Wladislaw II. (1471-1516) und Ludwig II. (1516-1526). Die ungarische Niederlage gegen die Osmanen (1526) verschaffte dann den Habsburgern die böhmische Königswürde. III. In der frühen Neuzeit waren Böhmen und böhmischen Länder bis auf wenige Jahre Teil des habsburgischen Machtbereichs. König Ferdinand I. (1526-1564) gelang ein verstärktes Ausgreifen auf Schlesien, Monarchie und böhmische Stände (Landtage) bestimmten die politische Entwicklung bei religiöser Vielfalt (Katholiken, Utraquisten, Unitas fratrum, Luthertum, Calvinismus; Confessio Bohemica 1575); Kaiser Rudolf II. (1576-1611) residierte in Prag. Die Herrschaftskrise im Habsburgerreich zu Beginn des 17. Jahrhunderts betraf insbesondere die böhmischen Länder, die politische Lage dort beruhigte sich nicht und sollte zum Prager Fenstersturz (1618), dem "Winterkönig" Friedrich V. von der Pfalz (1619-1620) und der Schlacht am Weißen Berg (1620) führen; Böhmen wurde wieder habsburgisch, der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hatte begonnen. Im Zeitalter von Barock und Aufklärung (17./18. Jahrhundert) waren Böhmen und Nebenländer fest in die Habsburgermonarchie eingebunden (habsburgische Verwaltung, Verfassungsoktroi 1627, Gegenreformation und Rekatholisierung). Schlesien ging in den Schlesischen Kriegen an das Königreich Preußen verloren (1740/48), die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts prägten Verwaltungsreformen, Modernisierungen und ein Staatskirchentum vor dem Hintergrund von Aufklärung und Absolutismus. IV. Der Auflösungsprozess des Alten Reichs bis zum Jahr 1806 im Gefolge von Französischer Revolution (1789) und französischer Hegemonie begründete unter Kaiser Franz II. (I., 1792-1835) das habsburgische Kaisertum und die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die böhmischen Länder wurden gemäß den Verfügungen des Wiener Kongresses (1814/15) Teil des Deutschen Bundes (1815-1866). Im von Tschechen und Deutschen bewohnten Böhmen drang die Industrialisierung im 19. Jahrhundert ein, die Revolution von 1848/49 beförderte die Ausbildung eines tschechischen Nationalbewusstseisn. Folglich brachte das Ende der Habsburgermnonarchie im Ersten Weltkrieg (1914-1918) die Entstehung der tschechoslowakischen Republik (1918), eines Vielvölkerstaates, das sich als demokratisches Gemeinwesen konsolidiert in Zwischenkriegszeit (1918-1938) und Weltwirtschaftskrise (1929) zunächst gut behaupten konnte. Die zunehmende Radikalisierung der deutschen Minderheit in der Republik in den 1930er-Jahren (Konrad Henlein, "Sudetendeutsche Partei") und die aggressive Außenpolitik des "Dritten Reiches" führten nach dem "Anschluss" Österreichs zum "Münchener Abkommen", der deutschen Besetzung des Sudetenlandes und der Zerschlagung der Tschechoslowakei (1938) bei Abhängigkeit des slowakischen (Rest-) Staats von Deutschland (1939). Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) spielte das (nur formal autonome) "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" wirtschaftlich eine wichtige Rolle (nationalsozialistisches Terrorregime unter Reinhard Heydrich, dessen Ermordung 1942 [Lidice, Lezáky]). Nach dem Ende des Krieges etablierte sich die Tschechoslowakei neu als sozialistische Volksdemokratie unter kommunistischer Herrschaft (Zwangsausweisung der Sudetendeutschen, kommunistische Planwirtschaft, Warschauer Pakt, "Prager Frühling" 1968). Der friedliche Umbruch in Osteuropa 1989/90 ließ schließlich eine demokratische Tschechische Republik entstehen (1993), die im Jahr 2004 Mitglied der Europäischen Union wurde.
Darstellungen zur böhmisch-mährischen Geschichte sind: Bahlcke, Joachim (2014), Geschichte Tschechiens. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= BSR 2797), München 2014 > B Bahlcke, Tschechien; Prinz, Friedrich (1984), Böhmen im mittelalterlichen Europa. Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche, München 1984 > P Prinz, Böhmen; Prinz, Friedrich (Hg.) (1993), Böhmen und Mähren (= Deutsche Geschichte im Osten Europas), Berlin 21995 > D Deutsche Geschichte im Osten Europas. [Buhlmann, 09.2014, 11.2019]

Boelcke, Willi A. (1987), Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs (von den Römern bis heute), Stuttgart 1987 > B Baden-Württemberg

Böll, Heinrich, deutscher Schriftsteller: Geboren am 21. Dezember 1917 in Köln, schloss Heinrich Böll seine schulische Ausbildung mit dem Abitur ab, um eine Buchhändlerlehre zu beginnen (1937). Reichsarbeitsdienst (1937/38), ein angefangenes Studium der Germanistik und Klassischen Philologie (1938/39) sowie eine sechsjährige Zeit als Soldat und Französisch-Dolmetscher im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) folgten. Seit 1942 war Böll mit Annemarie Cech verheiratet; der Ehe entstammten drei Söhne; Annemarie hielt in der Nachkriegszeit durch ihre Anstellung als Lehrerin die Familie über Wasser, als Heinrich Böll seine schriftstellerische Karriere mit der Veröffentlichung von Kurzgeschichten begann. Bölls literarischer Aufstieg geschah in Verbindung mit den Autoren der Gruppe 47 (1951), die danach folgenden Veröffentlichungen verhalfen den Autor zum literarischen Durchbruch. Böll, der sich auch politisch engagierte (Terrorismus und "deutscher Herbst", Friedensbewegung), wurde in den Jahren 1951 bis 1971 zu einem der bedeutendsten Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur. Böll erhielt für sein Werk zahlreiche Preise, u.a. den Nobelpreis für Literatur (1972). Der Schriftsteller, der vielfach mit dem katholischen Rheinland verbunden war, starb am 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich. Sein literarisches Vermächtnis wirkte weiter, auch über den Heinrich-Böll-Preis (seit 1985) und die der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung (ab 1997). Von Heinrich Böll wurden veröffentlicht zahlreiche Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane und Hörspiele, u.a.: Böll, Heinrich (1949/61), Wanderer, kommst du nach Spa... Erzählungen (= dtv 437), München 1967, 160 S., DM 2,80; Wo warst du, Adam? (Roman, 1951); Böll, Heinrich (1953/55), Und sagte kein einziges Wort, Haus ohne Hüter, Das Brot der frühen Jahre, Stuttgart o. Gütersloh o. Wien o.J., 500 S., DM N.N.; Böll, Heinrich (1952/58), Ein Tag wie sonst. Hörspiele (= dtv 1536), München 1980, DM 5,80; Böll, Heinrich (1954), Haus ohne Hüter. Roman (= Ullstein Bücher 185), Berlin 1961, 220 S., DM 2,65; Böll, Heinrich (1957), Irisches Tagebuch (= dtv 1), München 211976, 138 S., DM 3,80; Böll, Heinrich (1958), Dr. Murkes gesammeltes Schweigen (und andere Satiren), Berlin-Darmstadt-Wien o.J., 160 S., DM N.N.; Böll, Heinrich (1958/66), Dr. Murkes gesammeltes Schweigen, Ende einer Dienstfahrt und andere Erzählungen, Zürich o.J., 364 S., SFR N.N. (enthaltend: Dr. Murkes gesammeltes Schweigen, Nicht nur zur Weihnachtszeit, Hauptstädtisches Journal, Ende einer Dienstfahrt, Entfernung von der Truppe); Böll, Heinrich (1959), Billard um halbzehn. Roman (= dtv 991), München 131984, 240 S., DM 6,80 (über drei Generationen der rheinischen Architektenfamilie Fähmel: der Großvater als Erbauer der Abtei St. Anton, der Vater als deren Zerstörer [laut Wehrmachtbefehl am Ende des Zweiten Weltkriegs], der Sohn als Beteiligter am Wiederaufbau); Böll, Heinrich (1963), Ansichten eines Clowns. Roman, Stuttgart-Hamburg 1963, 303 S., DM N.N., (= dtv 400), München 201976, 252 S., DM 4,80, München 311983, 252 S., DM 6,80; Böll, Heinrich (1966), Ende einer Dienstfahrt. Erzählung (= dtv 566), München 111975, 153 S., DM 3,80; Gruppenbild mit Dame (Roman, 1971); Böll, Heinrich (1974), Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann (= dtv 1150), München 21976, 122 S., DM 3,80, München 71978, 122 S., DM 3,80, München 482011, 160 S., € 8,90; Böll, Heinrich (1974), Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann. Mit Materialien und einen Nachwort des Autors (= KiWi 62), Köln 1992, 269 S., DM 12,80; Fürsorgliche Belagerung (Roman, 1979); Frauen vor Flußlandschaft (Roman, 1985). [Buhlmann, 1974, 02.1976, 11.2020, 03.2021, 10.2022, 01.2024]

Börm, Henning (2013), Westrom. Von Honorius bis Justinian (= Urban Tb 735), Stuttgart 2013, 240 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 14,90. Mit der Reichsteilung des römischen Reiches von 395 n.Chr. setzte im weströmischen Reich eine, politische, wirtschaftliche und kulturelle Transformation von der Spätantike zum frühen Mittelalter ein (Kontinuitäten, Zäsuren). Dreh- und Angelpunkt dieser Entwicklung war das (west-) römische Kaisertum; die Kaiser stammten bis zur Ermordung Valentinians III. (425-455) aus der Dynastie des Theodosius (379-395). Immer wieder waren es Usurpationen des Kaisertums und mächtige warlords wie Aetius (†454), die die Macht der weströmischen Kaiser in den Bürgerkriegen des 5. Jahrhunderts zunehmend schmälerten. Die Kaiser verloren die politische Kontrolle über die Provinzen in Britannien, Nordgallien, Spanien und Nordafrika, zumal nach dem katastrophalen Scheitern eines römischen Angriffs auf die Vandalen in Afrika (468). Dabei kam den Heeren föderierter "Barbaren" eine wichtige Rolle zu; nicht zuletzt sollte sich vor dem Hintergrund des Machtverlusts des weströmischen Kaisertums aus den "Traditionskernen" germanischer gentes auf dem Gebiet des römischen Reiches die "germanischen" Königreiche des frühen Mittelalters entwickeln. 476/80 erlosch das weströmische Kaisertum, in der Folge der Eroberung Italiens und Nordafrikas durch den oströmischen Kaisers Justinian I. (527-565) wurden weströmischer Hof und Reichsverwaltung abgeschafft (constitutio pragmatica von 554). Weströmische Gegenkaiser in Ravenna und Karthago waren Eleutherius (619), Gregorius (ca.645) und Olympius (650); Kaiser Constans II. (641-669) residierte 661 in Rom, ab 661 in Syrakus. Im Jahr 800 wurde der Frankenherrscher Karl der Große (768-814) (westlicher) Kaiser. [Buhlmann, 09.2013]

Börner, Gerhard (2002), Kosmologie. Die Evolution des Universums: Vom Urknall zur komplexen Welt der Galaxien (= Fischer kompakt Nr.15355), Frankfurt a.M. 2002 > U Universum

Börner, Gerhard, Ehlers, Jürgen, Meier, Heinrich (Hg.) (1993), Vom Urknall zum komplexen Universum. Die Kosmologie der Gegenwart (= SP 1850), München 1993 > U Universum

Börsting, Heinrich, Borger, Hugo, Elbern, Victor H. (1959), Sankt Liudger 809-1959. Gedenkschrift zum 1150. Todestage des Heiligen, Essen-Werden 1959 > L Liudger

Börsting, Heinrich, Schröer, Alois (Hg.) (1948/50), Liudger und sein Erbe (= Westfala Sacra, Bd.1-2), 2 Bde., Münster 1948-1950 > L Liudger

Boesken, Clemens-Peter (1996), Hexenprozeß. Gerresheim 1737/38: Die letzte Hexenverbrennung im Rheinland, Düsseldorf 1996 > G Gerresheim

Bötefür, Markus (1999), Reiseziel ständische Integration. Biographische und autobiographische Kavalierstourberichte des 17. und 18. Jahrhunderts als Quellen der deutschen Kultur- und Mentalitätsgeschichte, Diss. Essen 1999 > F Freyer, Tourismus

Bötefür, Markus (2018), Einfüßler, Hundemenschen und kopflose Männer. Eine Kulturgeschichte äußerst merkwürdiger Lebensformen, Berlin 2018, 163 S., Schwarzweißabbildungen, € 14,99. Wunderwesen und "merkwürdige Lebensformen" tauchen in der gesamten Geschichte der Menschheit auf, gerade in den Epochen von der Antike bis zur frühen Neuzeit. Monströse Wundermenschen und Fabelwesen dieser Vergangenheiten sind von daher ein wichtiger Aspekt menschlicher Kultur und Mentalitäten. In der griechischen Antike treten somit hundsköpfige, einäugige, kopflose Menschen, Menschenfresser, Pygmäen usw. bei Herodot, Ktesias, Strabon, Plinius der Ältere, Aulus Gellius usw. auf, wobei die Antike auch skeptische Ansichten in Bezug auf diese Wundervölker kannte. Die Wundermenschen siedelten dabei am Rand der Ökumene (Indien, Afrika; Antipoden). Im Christentum und im europäisch-christlichenen Mittelalter wurde das aus der Antike an Wundermenschen und -tieren Überkommene weiter überliefert; Adam von Bremen, Giraldus Cambrensis, der mittelalterliche Alexanderroman oder der Roman um den Ritter Mandeville gehören hierher. Zudem schlug sich das "Wissen" um die Monster nieder u.a. in den Abbildungen in Handschriften und Büchern sowie in der Kirchenarchitektur. Aber auch Christliches kam hinzu, wie die biblischen Gog und Magog oder das sagenumwobene Reich des Presbyters Johannes. Am Beginn der frühen Neuzeit kam es - auch gefördert durch den Buchdruck - zu einem weiteren Aufschwung bei den "Kenntnissen" bzgl. der Wundermenschen, und dies geschah, obwohl die unbekannte Welt in der europäischen Öffentlichkeit, die der Buchdruck schuf, durch die Entdeckungen kleiner geworden war. Die "Renaissance der Fabelwesen" wurde knüpfte an die entdeckten Völker (Indianer, Menschenfresser) an und wurde erfolgreich etwa von der "Schedelschen Weltchronik", dem "Tierbuch" des Conrad Gesner oder der Cosmographia des Sebastian Münster in Gang gesetzt bzw. gehalten. Satire - etwa die des Jonathan Swift -, Aufklärung und voranschreitende naturwissenschaftliche Erkenntnis machten dann im Verlauf des 18. Jahrhunderts den Glauben - und mehr war es auch nicht - an die Fabelwesen obsolet und nicht mehr zeitgemäß. [Buhlmann, 04.2020]

Bogner, Franz X. (2005), Das Land des Neckars, Ostfildern 2005, 120 S., zahlreiche Farbabbildungen und Luftbildaufnahmen, eine Karte, € 7,-, ist unterteilt in: Geologie und Geschichte des Neckars (Rhein- und Ur-Lone-Neckar vor 15 Millionen Jahren, geologische Schichtung vom Trias zum Jura, Flussname [nik, neik = heftig, schnell, ara = Wasser]); oberer Neckar: Schwenningen (Neckarursprung), Rottweil (römische Stadt Ara Flaviae, fränkischer Königshof, Reichsstadt, Fasnacht), Oberndorf (keltische und römische Funde), Sulz (römisches Kastell), Horb (mittelalterliche Stadt), Rottenburg (römischer Ort Sumelocenna, mittelalterliche Stadt), Tübingen (Ersterwähnung 1078, Tübinger Pfalzgrafen, Universitätsstadt), Hohentübingen, Pliezhausen (römische Funde), Neckarhausen, Neckartailfingen (Besitz des Klosters Hirsau), Nürtingen (römischer Gutshof), Köngen (Römerbrücke), Plochingen (Neckarknie, Hundertwasserhaus); mittlerer Neckar: Esslingen (Stadtkirche St. Dionys, Markt, Reichsstadt, Rotenberg), Untertürkheim, Wangen, Stuttgart ("Stutengarten" 10. Jahrhundett, Schlossanlagen), (Bad) Cannstatt (Mineralquellen), Münster, Remseck, Ludwigsburg (als "Versailles Württembergs"), Marbach (als Geburtsort Friedrich Schillers), Benningen (an der Mündung der Murr), Beihingen (noch alemannisch), Pleidelsheim (schon fränkisch), Ingersheim, Mundelsheim (und seine Weinberge), Hessigheim (Weinort), Besigheim (an der Mündung der Enz, mittelalterliche Stadt zwischen Schochenturm und Palas einer Burg), Walheim (römisches Kastell, fränkische Siedlung des Frühmittelalters), Gemrigheim (Kirche mit Wandmalereien), Neckarwestheim, Obrigheim (Atomkraftwerk), Kirchheim, Liebenstein (Schloss, Kapelle), Lauffen (Geburtsstadt Friedrich Hölderlins), Heilbronn (Ersterwähnung 741/822, Hafen und Umschlagplatz, Bombenangriff 1944); unterer Neckar: Bad Friedrichshall (ab den 1950er-Jahren, Salzvorkommen), Neckarsulm (Deutscher Orden, NSU-Motorenwerke), Bad Wimpfen (Stauferpfalz), Wimpfen im Tal (römisches Lager, Kirche), Ehrenberg (Burg), Horneck (Deutschordenschloss), Gundelsheim, Hornberg (Burg des Götz von Berlichingen), Guttenberg (Burg), Zwingenberg (Burg), Neckarelz (Johanniterburg, Schatzhaus), Eberbach (Stauferstadt), Hirschhorn (mittelalterliche Altstadt), Neckarsteinach (Burgen Vorder-, Mittel-, Hinterburg, Schadeck), Dilsberg (Burg, Kleinstadt), Neckargemünd (Stadtmauer, Fachwerkhäuser, ehemalige Neckarschlinge), Mauer (homo heidelbergensis), Neuburg (römischer Tempel, Burg von 1130), Heidelberg (Lage, Altstadt, Altes Schloss, Universität von 1386), Ladenburg (römische Stadt Lopodunum, fränkischer Königshogf, Vorort des Lobdengaus, Galluskirche, Autowerkstatt Carl Benz & Söhne, Schwemmfächer des Neckars), Mannheim (Ersterwähnung 766, kurpfälzische Residenzstadt, Altstadt und Quadrate, Neckarmündung in den Rhein); Ökologie (Weinberge, Schifffahrt, Umweltschutz). [Buhlmann, 08.2011]

Bogumil, Karlotto (1972), Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert. Studien zur Reichs- und Reformpolitik des Bischofs Reinhard und zum Wirken der Augustiner-Chorherren (= MdtF 69), Köln-Wien 1972, IX, 298 S., DM 36,-. Das Bistum Halberstadt sah unter den Bischöfen Burchard II. (1059-1088) und Herrand (1089-1102) erste Maßnahmen der Kirchenreform an Bistum und Klöstern; Burchard geriet in Opposition zu König Heinrich IV. (1056-1106), Herrand reformierte insbesondere die Benediktinerklöster in der Halberstädter Diözese. Unter Bischof Reinhard (1106-1122), der zunächst auf Seiten König Heinrichs V. (1106-1125) stand, sich dann aber der sächsischen Fürstenopposition gegen den Salier anschloss, dienten Reformmaßnahmen, die durchaus an die Herrands anschlossen, diese aber in andere Richtung erweiterten, der Intensivierung von bischöflicher Herrschaft und Verwaltung im Zuge einer bischöflichen Reichs- und Territorialpolitik. Herrschaft und Verwaltung ruhten dabei weniger auf den monastischen Institutionen (Ilsenburger Reformkreis von Herrandklöstern: Ilsenburg, Wanlefsrode, Huysberg, Wimmelburg, Hillersleben, Harsefeld, St. Maria/St. Ägidien in Braunschweig), sondern auf den bischöflichen Stiften für regulierte Kanoniker und Augustinerchorherren (Augustinerchorherrenstifte: Osterwieck/Hamersleben, St. Johann in Halberstadt, Kaltenborn, Schöningen, Abbenrode, Roßleben; Benediktinerinnenklöster mit Augustinerchorherren als Pröpsten: Stötterlingenberg, Hadmersleben, Drübeck, Gerbstedt; Wirksamkeit der Augustinerchorherren in den Diözesen Hildesheim und Magdeburg; päpstliche Privilegien und Reformkongregation; Stifte und sich ausbildende Archidiakonatsverfassung des Bistums). Politisch sollten die Stifte der Chorherren die weitere Entwicklung des Halberstädter Bistums im 12. Jahrhundert mitbeeinflussen; sie verstanden sich durchaus als Sachwalter eines eigenständigen Bistums, auch gegen Bischöfe wie Otto (1123-1135; 1128/29 Absetzung, 1129 Versuche der Beendigung der Bischofsvakanz [primicerius Albero von Metz], 1131 Einsetzung, 1135 erneute Absetzung) oder Gero (1160-1177, Absetzung nach Ende des alexandrinischen Papstschismas [1159-1177]). Hingegen betrieben die Bischöfe Rudolf I. (1136-1149) und Ulrich (1149-1160, 1177-1180) eine mit den Augustinerchorherren weitgehend interessenkonforme Politik. [Buhlmann, 04.2012]

Bohn, Robert (2001), Dänische Geschichte (= BSR 2162), München 22010, 128 S., Karte, € 8,95. I. Die Anfänge Dänemarks reichen in die Wikingerzeit des 8. Jahrhunderts n.Chr. zurück. Königtum und Gefolgschaften bei wechselnden (durch die Geschichtsquellen kaum zu klärenden) Machtverhältnissen machten die Wikingerzeit aus, der um 800 einsetzenden "Reichssammlung" unter einem großräumig herrschenden, auf Zentralisierung dringenden Königtum zum Trotz. Die (dänischen) Wikingerzüge des 9. Jahrhunderts waren Handels- (Handelszentrum Haithabu), Raub- und Siedlungsunternehmen (auch unter königlicher Führung) hauptsächlich gegen die westeuropäischen Küstenregionen Sachsens, Frieslands, Englands (Danelag) und des Frankenreichs. Umgekehrt sicherten dänische Könige ihren Machtbereich durch Anlage und Verstärkung des Danewerks (ab ca.700) gegen die slawischen Stämme Ostholsteins oder das Frankenreich. Die politische Einigung Dänemarks erfolgte erstmals unter dem zum Christentum übergetretenen König Harald Blauzahn (ca.960-987), der im Kampf gegen sein Sohn Svend Gabelbart (987-1014) unterlag. Auch Norwegen (Seeschlacht bei Svolder [1000] gegen den norwegischen Herrscher Olaf Tryggvason) und England (angelsächische Tributpflicht [Dänengeld]) gehörten zum weiteren Machtbereich Svends, der seine Herrschaft nach innen durch den Bau von Lagerburgen (Aggersborg, Fyrkat, Nonnebakken, Trelleborg) sicherte. Svends Sohn Knut der Große (1018-1035) herrschte über Dänemark, Norwegen und England, festigte die Beziehungen des Königtums zur sich in Dänemark etablierenden christlichen Kirche (Kirchenbauten, Schenkungen und Privilegien, Bistümer Arhus, Lund, Odense, Ribe, Roskilde, Schleswig, Vendsyssel zunächst als Suffragane des Erzbistums Bremen-Hamburg). Das Reich Knuts zerfiel nach dessen Tod, die dänische Expansion nach Westeuropa hörte ausgangs des 11. Jahrhunderts auf, die dänischen Könige des 12. Jahrhunderts suchten durch die Stärkung ihrer wirtschaftlichen (Großgrundbesitz, Abgaben) und politischen Macht (Ledingspflicht [Heeresfolge] der Freien, Rittertum und Magnaten, Kirche und Gesetzgebung [Gottesgnadentum, Landschaftsthinge von Jütland, Seeland und Schonen], Wahlkönigtum und Thronkämpfe). Hervorzuheben ist diesbezüglich die Rolle König Waldemars I. (1157-1182), dem eine Festigung der Königsherrschaft nach einer Phase der Schwäche und des Bürgerkriegs (12. Jahrhundert, Mitte) durch Christianisierung und Machausweitung gelang (Errichtung der Kopenhagener Burg, Militäraktionen gegen Wenden und Eroberung Rügens [Zerstörung des heidnischen Kultzentrums Arkona]). Die dänische Expansionspolitik im Ostseeraum wurde von Waldemars Söhnen Knut VI. (1182-1202) und Waldemar II. (1202-1241) weitergeführt (Unterwerfung Holsteins, Abhängigkeit Mecklenbursg und Pommerns, Sieg bei Lyndanisse gegen die Esten [1219]). Eine mehrjährige Gefangenschaft Waldemars II. (ab 1223) sowie das starke Aufkommen der (deutschen Kaufleute-, Städte-) Hanse im Fahrwasser einer pax Danica in der Ostsee beendete mit der Niederlage Waldemars gegen Holsteiner und Stadt Lübeck in der Schlacht bei Bornhöved (1227) die dänische Expansion. Dänemark musste sich in den folgenden Jahrhundert immer wieder mit der Hanse auseinandersetzen; für den hansischen Handel waren die Heringsmärkte in Schonen (Handelsmonopol) ebenso bedeutsam wie die freie Durchfahrt der Kaufleute durch den Öresund und die Belte (bei Ausschaltung hansischer Konkurrenz). Nach dem Tod Waldemars (1241) kam es zu dynastischen Auseinandersetzungen; die Kirche und ein erstarkender Adel bestimmten wesentlich die Politik in Dänemark mit (Handfesten der gewählten Könige, Zoll- und Steuerpolitik des Königtums, wirtschaftliche Schlechterstellung der Bauern und Bauernrevolten [1313]). Der politische und wirtschaftliche Niedergang Dänemarks gipfelte in der faktischen Regentschaft des Grafen und Pfandherrn Gerhard von Holstein (†1340) während einer Thronvakanz (1332-1340), in der Ermordung Gerhards (1340) und der Konsoliderung dänischer Macht gegen Holsteiner und Schweden (Besetzung Schonens) unter König Waldemar IV. Atterdag (1340-1375). Dem Verkauf Estlands an den Deutschen Orden (1346) folgte nach einem dänischen Übergriff auf Gotland (1361) der Krieg gegen die Hanse, der mit der dänischen Niederlage und dem Frieden von Stralsund (1370) endete. Das Gegeneinander von Königtum und Magnaten bestimmte die dänische Politik auch nach dem Tod Waldemars (1375). Immerhin konnte Waldemars Tochter Margaretha (1375/87-1412) in Übereinstimmung mit dem Reichsrat als Magnatengremium die Regentschaft über Dänemark behaupten, sich auf Grund ihrer 1363 erfolgten Heirat mit dem norwegischen König Hakon VI. (1343-1380) auch die Regentschaft über Norwegen erlangen (1380) und schließlich die über Schweden (1389, gegen Albrecht von Mecklenburg). Margarethas Großneffe Erich (VII.) von Pommern (1388/96/1412-1439) sollte die drei Länder der Kalmarer Union (Vertragsentwurf von 1397) erben. Erich versuchte gegenüber der Hanse unabhängiger zu werden (Stützpunkte für nichthansische Kaufleute, Handelsprivilegien für Malmö, Residenzstadt Kopenhagen, Zollerhebung am Sund [1429, Sundzoll]). Erik scheiterte jedoch mit seiner Politik am Widerstand in den nordischen Königreichen und wurde abgesetzt (1439). Eriks Nachfolger Christoph (III. von Bayern, 1440-1448) konnte immerhin die Macht der Hanse durch Bevorzugung des stark aufgekommenen holländischen Seehandels einschränken. Nach Christophs frühem Tod (1448) regierte mit Christian I. (1448-1481) der erste Oldenburger in Personalunion Dänemark, Norwegen und Schweden. Christian wurde 1460 zudem Herzog von Schleswig und Graf von Holstein, womit die südlich Dänemark liegenden Landschaften seiner Herrschaft angegliedert wurden. Er war auch erfolgreich bei wirtschaftspolitischen Maßnahmen (einheimischer Handel, Bevorzugung holländischer Kaufleute, jedoch auch Verpfändung der Orkney- und Shetlandinseln an den schottischen König [ohne spätere Wiedereinlösung]) und bei der Beschneidung der Macht von Magnaten und Reichsrat, wobei sich die Adelsfamilien ständisch immer mehr von den Nichtadligen abschlossen, während sich die wirtschaftliche und rechtliche Lage weiterhin verschlechterte. II. Die Dynastie der Oldenburger Herrscher behauptete sich auch unter den Königen Hans (1481-1513) und Christian II. (1513-1523), wobei auch die Oldenburger Nebenlinie in (Schleswig-) Gottorf eine Rolle spielte. Christian II. praktizierte eine Politik zu Gunsten des städtischen Bürgertums, konnte sich doch gegen einen Aufstand der Schweden unter Gustav Wasa (Stockholmer Blutbad 1520) nicht behaupten. Der dänische Reichsrat wählte schließlich Christians Neffen Friedrich von Gottorf (1523-1533) zum König, Christian verlor die Herrschaft über Dänemark und Schweden (1523), indem er außer Landes ging, um schließlich nach einer misslungenen Rückkehr 28 Jahre in Gefangenschaft zu verbringen (1531-1559). Unter Friedrich I. begann in Dänemark die lutherische Reformation (1526, Priester Hans Tausen), die sich nach der sog. Grafenfehde (1534/36, Hansestadt Lübeck, Grafen von Oldenburg und Hoya gegen Dänemark, Schweden und Holland) unter König Christian III. (1534-1559) vollends durchsetzte. Letzterer war es auch, der die dänische Staatsverwaltung erfolgreich modernisierte, Grundlage u.a. einer wirtschaftliche Blüte innerhalb von (adliger) Landwirtschaft (Exporte, Gutswirtschaft) und (bürgerlichem) Handel (Kaufmannsstädte, Isländische Kompanie [1602], Asienkompanie [1616], Afrikakompanie [1656], Westindische Kompanie [1671], wirtschaftliche Schwerpunktverlagerung in die Städte). Außenpolitisch kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen im Ostseeraum zwischen Dänemark und Schweden, wo sich die Dynastie Gustav Wasas (1523-1560) als Könige gegen dänische Ansprüche vollends durchsetzen konnte (dänisch-schwedischer Krieg 1563/70 [Versenkung einer dänischen Flotte vor Bornholm 1563, Sundsperre 1565/66, Frieden von Stettin 1570]; dänisches Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg [Niederlage am Barenberge 1626, Frieden von Lübeck 1629], dänisch-schwedischer Krieg 1643/45 [Frieden von Brömsebro 1645, Verlust der Inseln Gotland und Ösel sowie norwegischer Provinzen], Verlust von Halland 1645/58). Aus der Krise des dänischen Wahlkönigtums nach dem Tod König Christians IV. (1588-1648) (Handfeste von 1648, Existenzkrise Dänemarks 1658/60 [Inkompetenz des Reichsrates, Promogeniturrecht des dänischen Königs in den Herzogtümern Schleswig und Holstein 1650, dänischer Revanchekrieg gegen Schweden 1657/60, Frieden von Roskilde 1658, Verlust Schonens 1658, zeitweiliger Verlust Bornholms und Trondheims, Belagerung Kopenhagens 1659/60, Frieden von Kopenhagen 1660]) gelang König Friedrich III. (1648-1670) unter Beteiligung von Geistlichkeit und Bürgertum als dänische Stände (Kopenhagener Ständeversammlung 1660) die Durchsetzung von Steuerreformen, Erblichkeit des Königtums und Alleinherrschaft (Absolutismus) bei Ausschaltung von Reichsrat und Magnaten (Königsgesetz Lex regia von 1665; "vertragsförmiger Staatsstreich"). Es folgte ein Phase der Staatsmodernisierung u.a. in Verwaltung, Regierung, Rechtsprechung (Oberstes Gericht, Danske Lov von 1683) und Militär (Bauernmiliz, Kriegskommissare, Kriegsflotte), nicht jedoch in Hinblick auf die Stellung der vom Adel abhängigen dänischen Bauern. Nach unentschiedenem dänisch-schwedischen (Schonischen) Krieg von 1675/78 (dänische Siege in den Seeschlachten vor Öland [1676], in der Kogebucht [1677]) und einem misslungenen Angriff auf Schweden (1710) im Rahmen des Großen Nordischen Krieges (1700-1721, schwedische Niederlage bei Poltawa 1709, Frieden von Nystad 1721) kam es im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts zu einer politischen Annäherung zwischen Dänemark und Schweden bei Formierung einer dänischen Neutralitätspolitik. III. Das Jahrhundert der Aufklärung erlebte weitere Reformen im dänischen Königreich (1770er-Jahre: Johann Friedrich Struensee und dessen Sturz [1772], Abschaffung der Zensur [1770], Dänisch als Amtssprache, Indeginatsgesetz [1776], Geheimer Staatsrat; Bauernfrage und Flurbereinigung [1781], Übergang zu neuen Anbautechniken, Aufhebung der Schollenbindung [1788], Bauernbefreiung und Landreform; Handelsbürgertum und blühender dänischer Seehandel). Französische Revolution (1789) und napoleonisches Europa sahen Dänemark zwischen Großbritannien und Frankreich (dänische Niederlage auf der Kopenhagener Reede 1801, Kontinentalsperre 1806, Bombardement Kopenhagens 1807). Im Frieden von Kiel (1814) verlor Dänemark Norwegen und Helgoland, auf dem Wiener Kongress (1815) gewann es das Herzogtum Lauenburg. Das 19. Jahrhundert war geprägt von weiteren Reformen (Landreform und Abschaffung der letzten Feudalrechte auf dem Land [bis 1853], Agrarkonjunktur) sowie - unter dem Eindruck der Revolutionen von 1830 und 1848 - von einer politischen Beteiligung des dänischen Volkes (beratende Ständeversammlungen 1831, Verfassungsänderung von 1848, politische Parteien). Die Ausformung eines dänischen Einheitsstaats unter Einschluss der Herzogtümer Schleswig und Holstein (gegen einen schleswig-holsteinischen Verfassungsentwurf) führte zum Bürgerkrieg (1848/51) und zum Londoner Vertrag (1852), zur versuchten Eingliederung Schleswigs nach Dänemark (Sprachenstreit) und schließlich zum Krieg zwischen Dänemark und Deutschem Bund (1864), der mit einer dänischen Niederlage und dem Verzicht auf Schleswig, Holstein und Lauenburg endete (, die schleißlich an das Königreich Preußen kamen). IV. Industrialisierung und politischer Wandel (Venstre, Konservative, Sozialdemokraten, parlamentarische Monarchie 1901 [Folketing, Wahlrecht]) bestimmten die letzten Jahrzehnte des 19. und das beginnende 20. Jahrhundert. Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) nahm Dänemark gegenüber Deutschland eine wohlwollende Neutralität ein, was auch von Großbritannien akzeptiert wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel das nördliche Schleswig zurück an Dänemark (Osterkrise von 1920). Die Zwischenkriegszeit war geprägt u.a. von der Weltwirtschaftskrise (1929) bei einem dennoch stabil bleibenden demokratischen System (unter der Sozialdemokratie [ab 1929]). Ab 1933 war eine vorsichtige Politik gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland geboten ("Ostersturm" 1933, Nichtangriffspakt 1939, deutscher Überfall auf Dänemark [9. April 1940]). Das von deutschen Truppen besetzte Dänemark verblieb im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) ab 1940 unter einheimischer Regierung bei zunächst zurückhaltender Besatzungsmacht (keine deutsche Zivil- und Militärverwaltung, dänische "Zusammenarbeitspolitik" unter dem Sozialdemokraten Thorvald Stauning). Erst das Aufkommen einer dänischen Widerstandsbewegung (1942) verschärfte deutsch-dänische Gegensätze. Nach den vom NS-Regime unbeeinflussten Parlamentswahlen vom März 1943 kam es im August 1943 zum politischen Bruch mit dem Rücktritt der dänischen Regierung. Die "Staatskollaboration" ging indes weiter ("Regierung" der Staatssekretäre), Dänemark blieb formal selbstständig und souverän, den jüdischen Bewohnern Dänemarks gelang mit Unterstützung der Bevölkerung die Flucht nach Schweden (Oktober 1943); es herrschte zudem kein Kriegszustand, erst mit dem 5. Mai 1945 wurde Dänemark Kriegspartei auf Seiten der alliierten Mächte gegen Deutschland. In der Nachkriegszeit sollte sich Dänemark - vielfach unter sozialdemokratischer Führung - zu einem Wohlfahrtsstaat entwickeln (Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen 1945, Mitgliedschaft in der NATO 1949, Nordischer Rat 1952, Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft/Union 1973; wirtschaftliches Wachstum und Sozialstaat, Urbanisierung und Wohlstandsgesellschaft, Wirtschaftkrisen [1970er-Jahre u.a.] und politische Zersplitterung, Modifizierungen am Wohlfahrtsstaat, Außenpolitik im 21. Jahrhundert). [Buhlmann, 04.2017]

Bohn, Robert (2011), Geschichte der Seefahrt (= BSR 2722), München 2011, 128 S., € 8,95. Bei den maritimen Kulturen (Gesellschaften, Kulturgruppen) von der Vorgeschichte bis heute spielte die (ozeanische, transozeanische, Küsten-) Seefahrt von jeher eine wichtige Rolle in Handel, Krieg und Kommuniktaion. Maritime Kulturen und Reiche der Weltgeschichte waren: 3. Jahrtausend-6. Jahrhundert v.Chr. Altes Ägypten; 1. Jahrtausend-2. Jahrhundert v.Chr. Phönizier und Karthager; 8./7.-3./2. Jahrhundert v.Chr. Griechen, griechische Kolonisation und Hellenisums; 3.-1. Jahrhundert v.Chr.-5. Jahrhundert n.Chr. römisches Reich und Mittelmeer; 2./1. Jahrhundert v.Chr.-7./8. Jahrhundert n.Chr. China und frühe chinesisch-indisch-südostasiatische Seefahrt; -5. Jahrhundert n.Chr. polynesische Schifffahrt; 5./9.-10./11. Jahrhundert Wikinger; 7./8.-15./16. Jahrhundert Islam und arabisch-indische Seefahrt; 10.-15/16. Jahrhundert China und chinesisches Seereich; 11./12.-15./16. Jahrhundert italienische Stadtstaaten im Mittelmeer; 12./13.-16. Jahrhundert deutsche Hanse; 15.-17./18. Jahrhundert Portugal und portugiesisches Seereich in Afrika, Indien und Ostasien; 15./16.-18. Jahrhundert Spanien und spanisches Kolonialreich in Amerika; 16.-20. Jahrhundert England und das British Empire in Nordamerika, Karibik, Indien (East Indian Company), Australien; 17.-18. Jahrhundert Niederlande und die Ostindische Kompanie; 19. Jahrhundert Industrialisierung; 20. Jahrhundert Weltkriege, Ost-West-Konflikt (16.-20./21. Jahrhundert Globalisierung der Seefahrt). Die Hilfsmittel zur Seefahrt wurden im Laufe der Jahrtausende vielfältiger, was Schiffe (Vor- und Frühgeschichte: Einbaum, Flöße, Papyrusboote, Segelschiffe, Kanus; Phönizier: Segel, durchgängier Kiel; Griechen und Römer: Galeeren, Trieren, Handelsschiffe; Wikinger: Langschiff; Araber: Dhau; Chinesen: Dschunke; Hanse: Kogge, Hulk; Portugal, Spanien: Karavelle, Galeone; Niederlande: Fleute; 18./19. Jahrhundert: Vollschiffe, Schoner, Klipper, Viermastbark; 19. Jahrhundert: Dampfschifffahrt; 20. Jahrhundert: Ausweitung der Schiffsgrößen, Containerschiffe) und Fähigkeiten (Navigation), Ausstattung und Art der Seefahrt (Vor-, Frühgeschichte, Antike: Küstenschifffahrt, Navigation nach Sonne und Sternen, Häfen- und Kaianlagen, Leuchttürme, Infrastruktur, Periploi; China, arabischer Raum: Kompass; Mittelalter: Astrolabium, Uhren, Kompass, Segelanweisungen, Portolankarten; frühe Neuzeit: Seekarten, Bestimmung des Längengrads, Sextant; 18./19. Jahrhundert: Linien- und Trampschifffahrt; 19.-21. Jahrhundert: Passagierschifffahrt [Auswanderung], Kreuzfahrten) anbetraf. Dies führte u.a. zur maritimen Entdeckung und Eroberung der Welt (ca.600 v.Chr. phönizische Afrikaumseglung?; ca.500 v.Chr. Hanno von Karthago in Westafrika; ca.1000 n.Chr. Wikinger in Grönland und Nordamerika; 1405/33 chinesische Expeditionen; 1492/1503 Karibikfahrten Christoph Columbus'; 1497/99 Afrikaumseglung Vasco da Gamas; 1519/22 Weltumseglung Magellans; 1772/75, 1776/79, 1779 Entdeckungsfahrten James Cooks). Vgl. noch dazu: Brennecke, Jochen ([1999]), Geschichte der Schiffahrt, Künzelsau [1999], 495 S., Farbabbildungen, Pläne, Karten, DM 29,95 (mit Schwerpunkten u.a. auf Schiffstechnik und Seekriege); Magrini, Riccardo (2005), Schiffe. Segelschiffe, Passagier- und Handelsschiffe, Kriegsschiffe (= Wissenswertes, Sport, Technik), Klagenfurt 2006, 224 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, € 5,- (zu Schiffen der Neuzeit). [Buhlmann, 10.2011, 03.2017, 05.2018]

Bohn, Thomas (2002), Gräfin Mechthild von Sayn (1200/03-1285). Eine Studie zur rheinischen Geschichte und Kultur (= RA 140), Köln-Weimar-Wien 2002, 721 S., € 29,-. Mechthild von Sayn, geboren um 1200/03, verstorben am 7. Juli 1285, Mitglied der Familie der ludowingischen Landgrafen von Thüringen, heiratete 1215 den bedeutenden mittelrheinischen Grafen Heinrich III. von Sayn (1202-1247). Als Gräfin unterstützte sie ihren Mann in politischen Angelegenheiten (Kreuzzug 1218/19, Abwehr eines Prozesses wegen Ketzerei 1233/34), förderte den Ruhm der Grafenfamilie im Rahmen von höfischer Kultur und Repräsentation oder durch geistliche Stiftungen. Nach dem Tod Heinrichs (1247) konnte die Witwe Mechthild zunächst ihre allodiale Westerwälder Landesherrschaft behaupten, dessen Anwartschaft sie 1250 gegen eine jährliche Rente an den Kölner Erzbischof verkaufte, und fand weiter Unterstützung beim Kölner Domkapitel und im Kölner Zisterzienserinnenkloster Seyne (Sion), Letzteres vielleicht eine Stiftung Mechthilds und Heinrichs. Im Kloster residierte die Gräfin - wenn sie in Köln war -, ohne Nonne zu werden, da sie sich als Landesherrin weiter um die Belange ihrer Untertanen kümmerte. Außerdem förderte sie (weiterhin) die Frauenkonvente in Walberberg, Blankenberg, Herchen (, Drolshagen?). Die im Vergleich zu ihren Verwandten Elisabeth von Thüringen oder Hedwig von Schlesien zurückhaltend einzuschätzende Art ihrer weitgehend karitativ bestimmten Frömmigkeit beeinflusste dennoch die Frauenfrömmigkeit in Köln im 13. Jahrhundert. Nach Mechthilds Tod wurde ihr Leichnam im Kloster Seyne vor dem Hauptaltar bestattet. [Buhlmann, 01.2010]

Bolle-Reddat, René (1965), Unsere Liebe Frau auf der Höhe in Ronchamp (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.818), München-Zürich 231991, 23 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Plan, DM N.N. Die Wallfahrtsstätte Ronchamp in der französischen Haute-Saône reicht mindestens bis ins Jahr 1271 zurück. Eine Vorgängerkirche der heutigen vom Architekten Le Corbusier (†1965) entworfenen Kapelle ist im Zweiten Weltkrieg (1939-1944) durch Artilleriebeschuss untergegangen (1944). Die modern gestaltete Wallfahrtskapelle von 1953/55 zeichnet sich aus durch einen nach Osten hin offenen Chorraum (Freichor), eine geschlossene Nord- und Nordwestfront, den größeren Nordturm, den kleineren Zwillingstürmen am Gebäudesüdteil; ein geschwungenes Dach überwolbt Chor und Kapelleninneres. Umgeben ist die Kapelle von einer Pyramide als Denkmal an die Kämpfe im Zweiten Weltkrieg, vom Priesterhaus und Pilgerheim. [Buhlmann, 11.2022]

Bollenbeck, Georg (1988), Theodor Storm. Eine Biographie (= it 1347), Frankfurt a.M.-Leipzig 1991 > S Storm, Theodor

Bollnow, Otto Friedrich (1970), Philosophie der Erkenntnis (= Urban Tb 126), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1970 > P Philosophie

Bonechi, Edoardo (1978), Rom. Kompletter Führer zur Stadtbesichtigung, Florenz 1978 > R Rom

Bonheme, Marie-Ange, Forgeau, Annie (1989), Pharao, Sohn der Sonne. Die Symbolik des ägyptischen Herrschers, Zürich-München 1989 > C Clauss, Pharao

Bonifatius, angelsächsischer Missionar und Bischof: Die angelsächsische Mission auf dem Festland - in Hessen und Thüringen, aber auch in Sachsen und Friesland - ist auch mit dem Namen des Winfrid-Bonifatius (*672/75-†754) verbunden. In Wessex wurde Winfrid geboren, in Exeter und Nursling zum Mönch erzogen, nach 701 zum Priester geweiht. Es folgten 716 und - nach einem Aufenthalt in Rom - 719/21 erste Missionsreisen zu den Friesen, wo er Willibrord (†739) unterstützte und bei Utrecht, an der nördlichen Zuidersee und bei Haarlem wirkte. Es folgten weiter 722 die Weihe zum Missionsbischof und vielleicht ein Missionierungsversuch bei den Altsachsen, wie ein Brief Papst Gregors II. (715-731) nahe legt, der die Altsachsen zum Übertritt zum Christentum aufrief und ihnen den Missionar Winfrid-Bonifatius empfahl. 723/25 missionierte Bonifatius in Hessen und Thüringen, 732 erhielt er durch Papst Gregor III. (731-741) das Pallium. 738 wurde Bonifatius päpstlicher Missionslegat, der sich noch im selben Jahr groß angelegten Bekehrungsversuchen bei den Sachsen im Grenzgebiet zu Hessen und Thüringen widmete. Auch die Kontakte zu den Karolingern und den bayerischen Großen waren intensiv, liefen aber bei der Reorganisation der Landeskirchen nicht immer ohne Streitigkeiten ab. Seit dem Concilium Germanicum (743?) war Bonifatius Metropolit der austrasischen Kirche und begann mit deren Organisation, die indes schleppend verlief und mit persönlichen Rückschlägen verbunden war. Zu groß waren noch - trotz der Unterstützung des maßgeblich an einer Kirchenreform interessierten Hausmeiers Karlmann (741-747) - die Widerstände im fränkischen Episkopat gegen eine romverbundene, kanonisch geordnete Kirche im angelsächsischen Sinn. Zumindest indirekt brachte aber die Romorientierung des Bonifatius das Zusammengehen von Papst Zacharias (741-752) und Hausmeier Pippin dem Jüngeren (741-751/68), das in der bekannten Königserhebung und Salbung Pippins (751) sowie in der sog. Pippinschen Schenkung (754) gipfelte. Dagegen wurde für Bonifatius ab 753 nochmals die Friesenmission aktuell; räuberische Friesen erschlugen ihn zusammen mit Eoban und ungefähr fünfzig weiteren Gefährten am 5. Juni 754.
Biografien oder biografieähnliche und andere Darstellungen über Bonifatius sind: [Aufsätze über] Bonifatius, in: ArchmrhKG 57 (2005), S.11-176 (mit den Beiträgen: Rudolf Schieffer, Der Gottesmann aus Übersee. Die christliche Botschaft öffnet eine große Welt; Theo Kölzer, Bonifatius und Fulda. Rechtliche, diplomatische und kulturelle Aspekte; Franz Staab, Bonifatius, die regula sancti patris Benedicti und die Gründung des Klosters Fulda; Lutz E. v. Padberg, Die Persönlichkeit des Bonifatius im Spiegel seines Umgangs mit Freunden und Feinden; Gereon Becht-Jördens, Die Ermordung des Erzbischofs Bonifatius durch die Friesen. Suche und Ausgestaltung eines Martyriums aus kirchenpolitischer Notwendigkeit?; Werner Kathrein, Zur Bonifatiusverehrung in Fulda seit dem 16. Jahrhundert; Hubertus Lutterbach, Die "Wiederbelebung" des Bonifatius. Zur historischen Tragweite des "Creative Writing"); Classen, Albrecht (1990), Frauenbriefe an Bonifatius. Frühmittelalterliche Literaturdenkmäler aus literarhistorischer Sicht, in: AKG 72 (1990), S.251-273; Kehl, Petra (1993), Kult und Nachleben des heiligen Bonifatius im Mittelalter (754-1200) (= Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda, Bd.XXVI), Fulda 1993 > K Kehl, Kult und Nachleben; Padberg, Lutz E. von (2003), Bonifatius. Missionar und Reformer (= BSR 2319), München 2003, 128 S., € 7,90; Schieffer, Theodor (1954), Winfried-Bonifatius und die christliche Grundlegung Europas, Darmstadt Nachdruck 1980, XI, 337 S., DM 46,-. Quellen zur Geschichte des Bonifatius enthält: Briefe des Bonifatius. Willibalds Leben des Bonifatius, hg. v. Reinhold Rau (= FSGA 4b), Darmstadt 21988, 535 S., DM 45,-. [Buhlmann, 09.2003, 05.2012]

Bonner Jahrbücher. Jahrbücher des Vereins von Alterumsfreunden im Rheinlande / des Rheinischen Landesmuseums in Bonn und der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Rheinischen Landesmuseums in Bonn / des Rheinischen Landesmuseums in Bonn im Landschaftsverband Rheinland und des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande / des Rheinischen Landesmuseums in Bonn und des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege im Landschaftsverband Rheinland und des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande / des LVR-Landesmuseums Bonn und des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland sowie des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, haben Archäologie, Geschichte und Denkmalpflege innerhalb der ehemaligen preußischen Rheinprovinz (Niederrhein, nördlicher Mittelrhein) zum Inhalt.
U.a. sind erschienen: Bonner Jahrbücher H.119 (1910). Beilage: Bericht der Provinzialkommission für Denkmalpflege und der Altertums- und Geschichtsvereine innerhalb der Rheinprovinz (vom 1. April 1908 bis 31. März 1909), Bonn 1910, 368 + 154 S., Schwarzweißabbildungen, -tafeln, RM 15,- (mit den Beiträgen: Wünsch, R., Die Laminae litteratae des Trierer Amphitheaters; Zilliken, G., Der Kölner Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie des Mittelalters; Gebert, W., Limes. Untersuchungen zur Erklärung des Wortes und seiner Anwendung; Lehner, H., Die neolithische Festung bei Mayen in der Eifel; Hagen, J., Einzelfunde von Vetera 1908/9; Lehner, H., Das Heiligtum der Matronae Aufaniae bei Nettersheim; Funck, E., Römische Töpfereien in Remagen; Günther, A., Vorgeschichtliche Ansiedlungen am Jägerhaus bei Urmitz; Günther, A., Brandgräber der jüngeren Bronzezeit in Metternich bei Coblenz; Berichte). [Buhlmann, 05.2016]

Bonwetsch, Nathanael (1897), Studien zu den Kommentaren Hippolyts (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur, Bd.I, H.7), Leipzig 1897 > H Hippolyt

Boockmann, Hartmut (1981), Der Deutsche Orden. Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte, München 21982 > D Deutscher Orden

Boor, Helmut de (1975), Actum et Datum. Eine Untersuchung der deutschen Urkunden im 13. Jahrhundert (= Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Kl. Jg. 1975, H.4), München 1975, 100 S., € 3,-. Die im 13. Jahrhundert aufkommenden (über 4000) deutschen Urkunden zeichnen sich wie die lateinischen durch (die weniger lateinische, überwiegend deutsche) Nennung von Ausstellungsdatum und -ort im sich ausbildenden Urkundenformular aus. Dabei gilt in Abhängigkeit von regionalen Bezügen (Oberdeutschland: Südwestdeutschland [Oberrhein, Elsass, Bodensee, Schwaben], bayerisch-österreichischer Raum; Mitteldeutschland [vom Saarland bis nach Thüringen]; ripuarisch-rheinischer Bereich; Niederdeutschland; Übergewicht oberdeutscher Urkunden, geringe Anzahl deutscher Urkunden im Mitteldeutschen und Rheinischen, kaum deutsche Urkunde in Niederdeutschland): a) Ausstellungsjahr in der Form "eintausendzweihundert..." oder "zwölfhundert...", Letzteres wohl ausgehend und sich ausbreitend von Freiburg und dem Breisgau; b) Ausstellungsjahr als (durchgehende) Kardinalzahl oder als (teilweise) Ordinalzahl (Zehner und Einer oder Einer als Ordinalzahlen); c) actum et datum als "geschehen" (statt lateinisch "verhandelt" o.ä.; Sichtweise auf den Rechtsakt, zunehmende Bedeutung der Urkunde gegenüber dem Rechtsakt mit den Zeugen) und "gegeben" (datum-Formel zunächst wenig benutzt [bis 1280], dann gleichziehend mit der actum-Formel; daneben actum/datum-Formel); d) anno domini als "nach/von/sit der geburt(e) gotes/christes/unseres herren" (ohne Bezug auf die Inkarnation, para-/hypotaktisch benutzt ["als ez waren", "als man zalte", Letzteres von Freiburg und Breisgau ausgehend]) mit domini als "herren" (Südwestdeutschland) bzw. "christes" (Bayern); e) Tagesdatum gemäß Rechnung nach Heiligen- oder Festtagen, seltener nach Tageszahl im Monat (Bezeichnung "tag", dult, messe); f) Ortsangabe für den Ort des Rechtsakts (Städte, größere Orte, genaue Ortsbezeichnungen [zwischent Schilta un Wolfa zu der halben mile u.a.). [Buhlmann, 07.2014]

Borchard-Wenzel, Annette (2001), Die Frauen am badischen Hof. Gefährtinnen der Großherzöge zwischen Liebe, Pflicht und Intrigen (= SP 3696), München 2003 > B Baden

Borchert, Sabine (2005), Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083). Reichspolitik und personelles Umfeld (= VHKNB 227), Hannover 2005, 263 S., € 9,-. I. Otto (*ca.1025-†1083) entstammte der Northeimer Grafenfamilie: Siegfried I. (†1004); die Brüder Siegfried II. (†1025), Benno (†n.1047, als Vater Ottos); Otto (†1083); Heinrich (†1101), Siegfried III., Kuno als Söhne Ottos; Siegfried IV. II. Die Northeimer Grafen standen in Verbindung mit dem Bischof von Hildesheim und dem Erzbischof von Mainz und waren im Netzwerk der Adels- und Fürstenfamilien in Sachsen mit einbezogen (Billungerherzöge, Grafen von Stade). Auf Allodial- und Lehnsbesitz sowie Grafschaftsrechten und (später) der Corveyer Klostervogtei beruhte die Machtstellung Ottos von Northeim, als er gegen Mitte des 11. Jahrhunderts die Nachfolge seines Vaters Benno antrat. Gerade die sich ausweitenden Beziehungen zum Mainzer Erzbischof ermöglichten Otto den Zugang zum König Heinrich IV. (1056-1106) und der Regentin Agnes von Poitou. In wechselnden politischen Konstellationen gelang es dem Grafen in den 1050er- und 1060er-Jahren, die Nähe zum König auszubauen und mitunter entscheidend auf die Politik des (unmündigen) Herrschers Einfluss zu nehmen. 1061 wurde der Northeimer Herzog von Bayern (1061-1070), wobei er sich als Landfremder nur auf eine schmale Basis aus (Königs-/) Herzogsgut (Regensburg, Ranshofen, Altötting) sowie auf die an ihn verliehene Abtei Niederaltaich stützen konnte. Otto beteiligte sich an der vom Kölner Erzbischof Anno II. initiierten Entführung Heinrichs IV. in Kaiserswerth (1062), näherte sich aber - vor dem Hintergrund des Streits um die Regentschaft für den König - in der Folge dem Mainzer (1062/63) und Bremer Erzbischof an (1063/65). Unter Ottos Leitung fanden Heerzüge gegen Ungarn (1063) und die Elbslawen (1069) statt; zudem war Otto in die italienischen Angelegenheiten des Reichs eingebunden (1064/68), während der angestrebte Italienzug des Königs scheiterte (1067). Im Zusammenhang mit einem thüringischen Aufstand (1069) und einem Komplott der Fürsten sowie vor dem Hintergrund einer Entfremdung zwischen dem Mainzer Erzbischof Siegfried und dem Herrscher wurde Otto dessen bayerisches Herzogsamt entzogen (1070). In der Folgezeit wechselten Phasen der Annäherung und der Distanz zwischen dem Northeimer und dem König. Im sächsischen Aufstand (1073-1075) kämpfte Otto, der sich immer noch Herzog nannte, auch um die Rückkehr in die Reichspolitik; so wurde er, nachdem er seinen Frieden mit Heinrich IV. gemacht hatte, dessen procurator mit herzoglichen Vollmachten für Sachsen. Mit der Wahl des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden (1077-1080) wurde Otto zum wichtigsten Parteigänger Rudolfs in Sachsen (Schlachten von Mellrichstadt 1078, Flarchheim 1080, an der Elster 1080), eine Stellung, die der Northeimer auch unter dem Gegenkönig Hermann von Salm (1080-1087) einnahm. Die faktische Führerschaft, die Otto in Sachsen einnahm, wirkte sich dabei auch seine Beziehungen zu den Gegenkönigen aus. Am 11. Januar 1083 ist Otto verstorben und wohl in der Northeimer Nikolauskapelle begraben worden. Schon vorher hatte sich Otto mit Stiftungen um sein jenseitiges Seelenheil gekümmert, wohl anlässlich des Todes seiner Ehefrau Richenza (Memorialstiftungen für das Stift Harsefeld, Gründung des Kanonikerstifts Northeim [v.1083, Nikolauspatrozinium der Kapelle, später Kloster], Beziehungen zu den geistlichen Kommunitäten Fulda und Hasungen). [Buhlmann, 07.2014]

Borer, Eva Maria (1984), Der Adam und Eva Report, Zürich-Köln 1984 > B Bibel

Borger, Hugo (1968), Möglichkeiten und Grenzen der Archäologie des Mittelalters, dargelegt an dem Beispiel Xanten, in: FMSt 2 (1968), S.251-277, behandelt die Xantener "Märtyrergräber" des spätantiken Gräberfeldes unter dem Dom (Steinsarkophag mit Skelett eines enthaupteten Mannes, Memorialbau; Holzsarg mit den Resten zweier enthaupteter Männer; 4. Jahrhundert, 2. Hälfte), weiter die erste, karolingerzeitliche Kirche (n.752/68) des Xantener (ersten, zweiten) monasterium über einem vor 450 errichteten spätantiken Memorialbau; das kleine Gotteshaus wurde an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert durch einen Rechteckostchor erweitert, nachdem im Westen der Kirche die Wohngebäude des monasterium entstanden waren (vita communis der Stiftskanoniker). [Buhlmann, 07.1988]

Borger, Hugo (1973), Die erste Erwähnung Leichlingens im Jahre 973 und die Besiedlung des Bergischen Landes, in: ZBGV 86 (1973), S.1-13. Der Fundationsbericht des Klosters (Mönchen-) Gladbach berichtet von einer beabsichtigten Klostergründung des Kölner Erzbischofs Gero (969-976) in Leichlingen. Ein frommes Werk, aber auch die Errichtung eines erzbischöflichen Stützpunktes am Niederrhein waren die Gründe dafür, ein Platz wurde schließlich gefunden, nachdem Gero und Sandrat, ein Mönch aus der Abtei St. Maximin (bei Trier), schon einige Orte in der Saxonia besucht hatten und nichts Geeignetes finden konnten. Der Klostergrund auf einem Hügel an der Wupper, in Leichlingen, erwies sich aber als geeignet, man begann mit der Einfriedung des Areals und dem Bau von Gebäuden. Bei einem Aufenthalt Geros in Leichlingen kommt es zu einem Zusammentreffen mit zwei Königsboten (missi) des neuen Herrschers Otto II. (973-983). Ein Festmahl endet in einem scherzhaften Streit zwischen den Boten, einem Laien und einem Geistlichen. Der Geistliche wird von dem Laien leicht am Knie verwundet und stirbt, was Gero als Himmelszeichen deutet und die Klostergründung in Leichlingen abbricht. Gero und Sandrat wandten sich ins Linksrheinische, wo sie in Mönchengladbach die Ruine einer alten Kirche fanden, Grundstock der Gladbacher Klostergründung, an deren Spitze zunächst Sandrat (974-ca.981) stand. Der (Haupt-) Patron der Mönchsgemeinschaft in Gladbach war der heilige Vitus, dessen Leib im Jahr 836 ins sächsische Corvey gelangte. Man wird ihn auch für die Leichlinger Gründung als Schutzherrn annehmen können. Dasselbe gilt auch für den in Gladbach bezeugten Chrysantus, der ja auch in der Kircheninschrift als Patron der Pfarrkirche im Leichlingen benachbarten Haan genannt wird (924/53). Dass Gero den sächsischen Vituskult in das fränkische Rheinland mit- bzw. zurückbrachte, zeugt vom Selbstbewusstsein des Sachsen und von übergeordneten politischen Gesichtspunkten. [Buhlmann, 09.1986]

Borgolte, Michael (1977), Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachfolgeregelung Ludwigs des Deutschen, in: ZGO 125 (1977), S.21-55. Durch die Neudatierung einiger St. Galler Urkunden kann der spätere karolingische König und Kaiser Karl III. (876-888), der Sohn des ostfränkischen König Ludwig des Deutschen (833/40-876), als princeps oder rector in Alemannien schon ab dem Jahr 859 nachgewiesen werden. Wie bei seinen Brüdern Karlmann (876-880) und Ludwig den Jüngeren (876-882) in Bayern bzw. Sachsen war auch Karl durch den Vater frühzeitig ein (den Grafschaften übergeordnetes) Prinzipat (im Breisgau) mit beschränkten herrscherlichen Rechten (Nachfolgeregelung von 865) zugewiesen worden, das sich in Frontstellung zum Elsass, einem Teil des lothringischen Königreichs, befand. Als 870 der Ostteil Lothringens ostfränkisch wurde (Vertrag von Meersen), verlor Alemannien seine Grenzstellung. In der Folge verlagerte sich das Prinzipat Karls in die Baar, einer der Kernlandschaften Alemanniens; Mittelpunkt und Machtzentrum Karls war der (archäologisch trotz "Pfalzkapelle" auf dem Platz "Mariahof" [8.-11. Jahrhundert] noch nicht nachweisbare) Königshof in Neudingen; Neudingen wird erstmals in einer St. Galler Urkunde vom 10. April 870 erwähnt, die Karl als rector pagi bezeichnet. Für die Zeit Karls III. als König kann dann von einem Ausbau königlicher Macht auf der Baar gegen den einheimischen Adel (Alaholfinger) und das Kloster St. Gallen gesprochen werden. Dabei war das Königsgut um Neudingen als Rektorat Karls bzw. (nachfolgend) als Vikariat des königlichen Amtsträgers und missus Ruadpert (des Priesters und Kustos der königlichen Hofkapelle?) organisiert. Nicht von ungefähr begab sich der im November 887 abgesetzte Kaiser Karl III. nach (und in sein Machtzentrum) Neudingen, wo er am 13. Januar 888 starb. Das Prinzipat bzw. Rektorat Karls im Breisgau bzw. auf der Baar kann dann als "Stammeskönigtum" als Vorläufer des "jüngeren Stammesherzogtums" in Alemannien gelten, Karl mithin als "Vorläufer" der schwäbisch-alemannischen duces des 10. Jahrhunderts. Neudingen selbst wird als Mittelpunkt von Baaremer Königsgut (in Trossingen) nochmals erwähnt in einem Diplom König Ottos I. (936-973) vom 1. Januar 950. [Buhlmann, 11.2013]

Borgolte, Michael (1984), Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit (= VuF Sbd.31), Sigmaringen 1984, 308 S., DM 42,-; Borgolte, Michael (1986), Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie (= AG 2), Sigmaringen 1986, 342 S., DM 69,-. Es geht um die politische Raum- und Binnengliederung des merowingischen und karolingischen Frankenreichs (6. Jahrhundert-10. Jahrhundert, Anfang) in Südwestdeutschland. Mit der Unterwerfung der Alemannen unter die fränkische Herrschaft begann in Südwestdeutschland die Merowingerzeit (ca.500-ca.700). Eine Folge der fränkischen Eroberung war, dass der Nordteil Alemanniens nunmehr zu Franken gehörte und Alemannien-Schwaben zum Land an Ober- und Hochrhein, oberem Neckar und oberer Donau wurde. Dieses Alemannien ist dann vom fränkisch-merowingischen Königtum als politisches ("älteres Stammes-") Herzogtum organisiert worden, so dass man die Alemannen - ungeachtet aller ethnischen Aspekte - als die Bewohner dieses Herzogtums begreifen kann. Im 6. Jahrhundert treten dann fränkisch-alemannische Herzöge als Amtsträger des merowingischen Königtums erstmals in Erscheinung. Damals gehörte Südwestdeutschland - man beachte die Teilungspraxis bei den Merowingerherrschern - zum Reimser Teilreich. Unter Chlothar II. (584/613-629) und seinem Sohn Dagobert I. (623/29-639) ist dann eine deutliche Einflussnahme des gesamtfränkischen Königtums auf Alemannien festzustellen, die mit der Christianisierung, der kirchlichen und der politischen Organisation in Verbindung gebracht werden kann. Der Ausfall des merowingischen Königtums als Machtfaktor führte seit dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts zu Anarchie, wachsendem Einfluss der Großen und schließlich zum endgültigen Aufstieg der Karolinger, der austrasischen Hausmeier. Die Schwäche des damaligen Königtums bedeutete zugleich eine Verselbstständigung des alemannischen Herzogtums vom Frankenreich. Nach der erneuten, gegen Mitte des 8. Jahrhunderts erfolgten Einbeziehung Alemanniens in das Frankenreich der Karolinger erlangte die fränkische Herrschaft mit der Entwicklung einer Grafschaftsorganisation eine neue Qualität. Grafen im karolingischen Frankenreich übten, soweit sie Amtsträger des Königs waren, als Stellvertreter des Herrschers auf lokaler Ebene "hoheitlich-staatliche" Funktionen, königliche Rechte wie Gerichtsbarkeit, Königsschutz, Friedenswahrung und den Heerbann aus. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts sind fränkische Amtsträger belegt, die wie Chancor, Warin oder Ruthard die politische Neuorganisation im Sinne der Karolinger vorantrieben; unter König Karl dem Großen (768-814) erfolgte die Einbindung des fränkisch-alemannischen Adels in das karolingische Großreich. Im Rahmen der karolingischen Teilungspraxis des Gesamtreiches wurde Alemannien im Verlauf des 9. Jahrhunderts Teil der Herrschaftsgebiete Karls II. des Kahlen (829-831/33, 840-877), Ludwigs II. des Deutschen (831/33/40-876) und Karls III. des Dicken (859/76-887/88). Karolingerzeitliche Grafschaften des 8., 9. und beginnenden 10. Jahrhunderts sind dann fassbar im Gebiet an oberer Donau und oberem Neckar, also in der Landschaft der Baaren und Huntaren (Albuins-, Adelhards-, Bertholdsbaar), an Bodensee und Hochrhein (Aargau, Alpgau, Argengau, Augstgau, Hegau, Linzgau, pagus Untersee, Thurgau), am Oberrhein (Breisgau, Ortenau) sowie anderswo in Alemannien (Allgäu, Nibelgau, Zürichgau). [Buhlmann, 10.2013]

Borgolte, Michael, Tischler, Matthias M. (Hg.) (2012), Transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend. Europa, Ostasien und Afrika, Darmstadt 2012, 271 S., € 49,90. Bezieht man die Zeit des europäischen Mittelalters (ca.500-ca.1500) globalgeschichtlich auch auf andere Kontinente wie Asien oder Afrika, so lassen sich unter den Begriffen "Migration", "transkulturelle Verflechtung" und "hybride Kulturen" interessante Entwicklungen ausmachen ("mediävistische Migrationsforschung" im Rahmen von Globalgeschichte). I. Migrationsbewegungen etwa von Nubiern, Beja und Arabern im Nubien des Nordsudan (Niltal zwischen 1. und 4. Katarakt) bestimmten die "mittelalterliche" Geschichte des nubischen Königreichs Makuria, der im beginnenden 6. Jahrhundert erstmals fassbaren Reichsbildung in der Nachfolge des meroitischen Reichs (bis 4. Jahrhundert) und des daran anschließenden "dunklen" (5.) Jahrhunderts. Hauptstadt des Reiches von Makuria war Dongola; das Reich war zunächst christlich geprägt, die byzantinisch-christliche Kirche übte einen wichtigen Einfluss im Reich aus, während die ägyptisch-koptische Kirche demgegenüber zurücktrat. Mit der Eroberung Ägyptens durch die Araber kam das Königreich von Makuria in Kontakt zu den Arabern und zum Islam (Baqt-Vertrag von 642). Araber - und Beja - wanderten in den folgenden Jahrhunderten verstärkt in den Nordsudan ein und bestimmten zunehmend Religion, Gesellschaft und Herrschaft im Makuria-Reich (muslimische Könige ab 1323); das Christentum blieb bis ins 15. Jahrhundert bedeutsam. Kulturelle Hybridisierungen fanden damit einhergehend in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen statt: die Volksgruppe der Beni Kanz, der nubisierten Kenzi, hatte wohl Wurzeln bei den Beja und den Arabern; das in den ersten Jahrhunderten des Makuria-Reichs bestimmende Griechisch klang im 14./15. Jahrhundert aus, das Koptische war als Kirchensprache bis ins 12. Jahrhundert bestimmend, Schriftsprache wurde zudem ab dem 8. Jahrhundert das Nubische, bis im 15. Jahrhundert sich das Arabische als Schriftsprache durchsetzte. Insgesamt steht somit das Königreich von Makuria für aus den Migrationsbewegungen resultierende inter- und transkulturelle Verflechtung, für eine hybrid-dynamische Gesellschaft (Marianne Bechhaus-Gerst, Nubier, Beja, Griechen, Kopten und Araber in Dongola. Der Nordsudan als kosmopolitischer Raum im mittelalterlichen Jahrtausend). II. Arabisch-iranisch-islamische Einflüsse auf die "mittelalterliche" chinesische Medizin, vermittetelt durch wissenschaftliche Aufzeichnungen, Arzneidrogen und (zoroastrische, nestorianische, muslimische) Ärzte, sind seit dem 9. Jahrhundert (Tang-Zeit 618-906) und in der Song-Zeit (960-1279) überliefert. In der Zeit des mongolischen Weltreichs und der mongolischen Yuan-Dynastie in China verstärkte sich der Einfluss der 'westasiatisch-muslimischen' Huihui-Medizin noch; Huihui-Ärzte lebten und behandelten im mongolischen China (Rolle der Hafenstädte und des Handels), es gab "muslimische Medizinalämter" (1292/1322), der Wissenstransfer von West nach Ost schlug sich in medizinischen Texten Yuan-Chinas nieder ("Yinshan zhengyao" zur Diätetik, "Huihui yaofang" als Handbuch) (Angela Schottenhammer, 'Westasiatisch-muslimische' (Huihui-) Medizin und Ärzte im yuanzeitlichen China (13.-14. Jahrhundert). III. Das japanische "Frühmittelalter" (5.-8. Jahrhundert) ist durch die Entstehung Japans (Nihon, Nippon) auf der Hauptinsel Honshû im 7. und 8. Jahrhundert geprägt. Der Staatsbildung (Yamato-Staat) voraus gingen Jahrhunderte von Migrationen und transkulturellen Verflechtungen. Wanderungsprozesse zwischen dem 3. vorchristlichen und dem 3./4. nachchristlichen Jahrhundert lassen dabei Einflüsse von Westen und Norden auf die japanischen Inseln erkennen, insbesondere von der koreanischen Halbinsel (japanische Adelsfamilien mit kontinentaler Herkunft, Wissenstransfer [Metallverarbeitung, Architektur, Agrarwirtschaft], politisches System [Rangsysteme, Bürokratie], Religion [Buddhismus, Shintô]). Der japanische Staat war dann in den Jahrhunderten des "Mittelalters" (7.-16. Jahrhundert) auf den Süden und Westen der Insel Honshû beschränkt, bei einer kulturell-staatlich-ethnischen Zwischen- und Grenzzone im Nordosten von Honshû bzw. im Südwesten Hokkaidos (Emishi) und der im 13. Jahrhundert entstehenden Ainu-Kultur nördlich davon (Klaus Vollmer, 'Isoliertes Inselland' oder 'Zum Meer geöffneter Archipel'? Perspektiven auf transkulturelle Verflechtungen und Migration im mittelalterlichen Japan). IV. Mit der Migration (und der politisch "unvollendeten" Invasion) der Langobarden nach Italien (568) entstand das frühmittelalterliche Langobardenreich, in dem sich - verstärkt durch "sekundäre" germanische Migrantionen aus Nord- und Osteuropa - der langobardische Bevölkerungsanteil als Volk in Identität, Sprache und Religion (Arianismus) gegenüber den Romanen abgrenzten. "Sekundäre" Missionare u.a. aus Bayern oder Irland waren es dann, die die Konversion der Langobarden zum katholischen Christentum erfolgreich betrieben. Damit wurden im Kulturaustausch zwischen Langobarden und Romanen die Letzteren maßgebend. Transkulturelle Verflechtungen zwischen Langobarden und Romanen hingen nun vom letztlich misslungen Versuch z.B. König Aistulfs (749-756) ab, ganz Italien (mit Rom) unter langobardischen Vorzeichen zu einen (Michael Borgolte, Das Langobardenreich in Italien aus migrationsgeschichtlicher Perspektive). V. Mit und nach der arabischen Eroberung Siziliens (Einnahme Palermos 831 und sizilisches Emirat) und der Einvernahme der Mittelmeerinsel in das dar al-Islam ("Gebiet des Islam") kam es auch zu islamischen Übergriffen auf Süditalien, die das 9. bis 11. Jahrhundert betreffen sollten, und zur teilweisen Ausbildung islamischer Herrschaften dort ("Emirate" Amantea 839/40-886, Taranto ca.840-880, Bari ca.847?/863-891; militärische Stützpunkte [ribat?, misr?]). Es entstand quer durch Süditalien eine Grenzzone ("frontier") zwischen Islam und Christentum (dar al-Islam und dar al-harb), eine komplexe Gemengelage von Gewalt und Herrschaft (regionale Herrschaften [langobardisches Fürstentum Benevent], Frankenreich, byzantinsches Reich); (die Minderheit der) Muslime und (die Mehrheit der) Christen standen sich weitgehend feindlich gegenüber ("Razzien" und Plünderungen, Verträge und Tributzahlungen christlicher Herrscher), doch gab es auch Elemente der Zusammenarbeit, bezeichnenderweise meist im militärischen Bereich (Einsatz muslimischer Söldner im Bürgerkrieg zwischen Radelchis und Siconolf von Benevent 838-848/49). Über eine erste muslimische Expansionsphase (?, bis 870) hinaus bleib der Gedanke des gihad für in Süditalien kämpfende Muslime zumindest teilweise entscheidend (Kordula Wolf, Auf dem Pfade Allahs. Gihad und muslimische Migrationen auf dem süditalienischen Festland). VI. Im Normannenreich Sizilien und im staufischen Königreich Sizilien, einer hybriden Kultur "zwischen Orient und Okzident", lebten griechische und lateinische Christen, Juden und Muslime. Migrationen (Auswanderung und Vertreibung, Einwanderung und Binnenmigration) und kulturelle Hybridisierungen waren wichtig. Bei den Normannenkönigen spielten (am Hof [Palasteunuchen], in der Bevölkerung) Muslime eine gewisse Rolle (muslimische Einwanderung nach Sizilien), unter den Stauferherrschern wurden Muslime und muslimische Kultur weitgehend marginalisiert (Rückzug und Aufstand der Muslime in Sizilien [n.1189/90], Krieg und Zwangsumsiedlungen [1222/24, 1243/46], muslimische Stadt Lucera und deren Ende [1300]); betroffen von diesen Entwicklungen und den damit einhergehenden ethnischen und religiösen Streitigkeiten waren insbesondere die muslimischen Konvertiten, während nach Sizilien einwandernde "Lombarden" vom Rückzug der Muslime profitierten (Benjamin Scheller, Migrationen und kulturelle Hybridisierungen im normannischen und staufischen Königreich Sizilien (12.-13. Jahrhundert)). VII. Der fatimidische Kalifenhof in Kairo im 10. Jahrhundert kann als multireligiös angesprochen werden, in der Verwaltung - und in der Herrscherfamilie - gab es Personen muslimischen, jüdischen oder christlichen Glaubens. Machtkonflikte arteten daher auch in religiöse Rivalitäten aus, wie der zwischen Kalif al-Aziz (976-996) und den hohen Verwaltungsbeamten Isa ibn Nasturus und Menasse ben Avraham, einem Christen und einem Juden, zeigt. Ein in der koptischen Patriarchengeschichte überlieferter interreligiöser Streit zwischen einem christlichen und einem jüdischen Gelehrten sieht den Kalifen al-Muizz (953-975) als Streitschlichter (Jenny Rahel Oesterle, Grenzenlose Multireligiosität? Rivalitäten um Herrschergunst und Ämtervergabe am Kalifenhof von Kairo im 10. Jahrhundert). VIII. Der Informationsfluss und die Wissensvermittlung zwischen dem christlichen Lateineuropa und der islamischen Welt des Mittelalters waren vielfältig und keine Einbahnstraße. So gewannen arabisch-islamische Gelehrte bis zum 15. Jahrhundert immer genauere historisch-politische Kenntnisse über Europa, z.B. über die Rolle des römischen Papsttums (Kreuzzüge, Normannenreich) oder die des fränkisch-ostfränkisch-deutschen Reiches (Kaisertum und Byzanz, Kreuzzüge). Die Informationsverarbeitung war dabei geprägt von Unsicherheit bei Beschaffung, Interpretation und Einordnung sowie durch Sprachbarrieren (Daniel G. König, Ausstrahlung - transkulturelle Datenmigration - Dokumentation. Arabisch-islamische Gelehrte und die Herausforderungen der Dokumentation Lateineuropas am Beispiel des Papsttums und des ostfränkisch-deutschen Reiches (7.-15. Jahrhundert)). IX. Der persisch-islamische Theologe, Rechtsgelehrte und Mystiker Imam Abu Hamid al-Gazali (*1058-†1111), ein Kritik der Philosophie, beeinflusste mit seinem Werk den jüdischen Philosophen Moses Maimonides (*1138-†1204); beide Gelehrte behandelten in ihren "Büchern der Erkenntnis" ("Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften" bzw. Mishneh Torah) Erkenntnistheorie, insbesondere Gotteserkenntnis, Wissen und Wissenschaften (Frederek Musall, 'Bücher der Erkenntnis'. Einige Überlegungen zum Einfluss Al-Gazalis auf Maimonides). [Buhlmann, 10.2013]

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Bossenbroek, Martin (2012), Tod am Kap. Geschichte des Burenkriegs, München 2016, 624 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 29,95. Aus der Sicht des aus den Niederlanden stammenden Juristen Willem Leyds, des Generalstaatsanwalts bzw. Außenministers der Südafrikanischen Union, des britischen Kriegsberichterstatters und Journalisten Winston Churchill und des burischen Abenteurers und Soldaten Deneys Reitz schildert der Autor Vorgeschichte, Verlauf und Folgen des Burenkriegs (2. Englisch-Burischer Krieg, 1899-1902) als "Vorgeschmack auf den totalen Krieg". Danach führten vor dem Hintergrund einer gestiegenen wirtschaftlichen Bedeutung Südafrikas (Bodenschätze, Diamanten) sowie dem Expansionsstreben der britischen Kolonialmacht (Kapkolonie, Kap-Kairo-Plan) einschließlich der britischen Einkreisungspolitik der (von niederlandischen Siedlern beherrschten) Burenrepubliken Südafrikanische Union (Transvaal, unter Präsident Paul Kruger) und Oranje-Freistaat (unter Präsident Marthinus Theunis Steyn) zu massiven Spannungen, die sich im Burenkrieg entluden ([angebliche?] Benachteiligung britischer Uitlanders durch die Buren, ergebnislose Konferenz von Bloemfontein [1899]). Die Oktober 1899 einsetzenden Kriegshandlungen verliefen für die burischen Truppen zunächst erfolgreich, die überlegenen britischen Truppen verloren die Schlachten bei Ladysmith (30. Oktober 1899), Stormberg (10. Dezember), Magersfontein (11. Dezember) und Colenso (15. Dezember); burische Regimenter drangen nach Natal ein. Die Anfang 1900 eintreffende britische Verstärkung brachte indes im Verlauf des Jahres die Wende im Krieg zu Gunsten Großbritanniens. Burische Niederlagen folgten bei Tugela und Paardeberg (Februar 1900); die Briten konnten Bloemfontein, die Hauptstadt des Oranje-Freistaats, besetzen (13. März) sowie Pretoria, die Hauptstadt Transvaals (5. Juni; Annexion der Burenrepubliken als britische Kronkolonien). Hingegen gingen die Buren zu einer Guerillataktik über, die die Nachrichten- und Versorgungswege der britischen Armeen empfindlich traf (Schlacht bei Sanna's Post [31. März 1900]) und die britische Seite mit der Taktik der "verbrannten Erde" beantwortet wurde. Zunehmend geriet die Zivilbevölkerung in das Visier des Krieges (Internierungen, Errichtung von britischen Konzentrationslagern; burische Übergriffe auf die idigene Bevölkerung). Den Briten gelang indes die Eindämmung des burischen Widerstands, der mit Raubzügen (ab September 1901) auch auf die Kapkolonie übergriff (britischer Überfall auf Reitz und Gefangennahme der Regierung des Oranje-Freistaats [11. Juli 1901], burischer Sieg bei Nooitgedacht [16. Dezember 1900], Zerstörung der Missionsstation in Leliefontein [12. Januar 1902]; burische Truppenführer Louis Botha, Deneys Reitz, Jan Smuts, Marthinus Theunis Steyn, Christiaan de Wet). Am Schluss des Krieges standen 30000 burischen Kombattanten 250000 britische Soldaten - übrigens unter dem maßgeblichen Befehl von Lord Horatio Herbert Kitchener - gegenüber. Am Ende des Krieges war - trotz der burischen Erfolge in der Kapkolonie (Kontrolle des westlichen Teils der britischen Kolonie) - die Übermacht der Briten in Transvaal und im Oranje-Freistaat zu groß. Es kam war zwar im Verlauf des April und Mai 1902 zu keinem Waffenstillstand, doch gestattete Kitchener den Buren, intern über den Frieden zu verhandeln (Feldlager von Concordia [April 1902], Versammlung von Vereenigung [Mai 1902]). Dabei sollten die Briten von der Annexion der Burenrepubliken nicht abrücken, während die Buren u.a. unter der Führung Louis Bothas dies akzeptieren mussten. Am 31. Mai 1902 wurde der Friedensvertrag in Vereenigung unterzeichnet; der Burenkrieg war beendet. Für das British Empire war der Krieg verlustreich und teuer gewesen, das britische Prestige als Militär- und Zivilmacht war durch den Krieg und den immateriellen Schaden, den der Krieg verursacht hatte, gesunken. An die Stelle des Gegeneinanders trat nun aber immerhin ein Miteinander von Briten und Buren in Südafrika bei Integration und Selbstverwaltung (1907) der beiden Burenkolonien im britischen Weltreich (Vereinigung der vier südafrikanischen Kolonien zur Südafrikanischen Union als britisches Dominion 1910). Unterschiedliche Rezeptionen burischer Geschichte lebten in Südafrika im 20. und 21. Jahrhundert fort (Voortrekker-Denkmal 1949, Freedom Park 2007). [Buhlmann, 01.2019]

Bouchet, Jean-René (1989), Dominikus. Gefährte der Verirrten, Heiligkreuztal 1989 > D Dominikaner

Bowlus, Charles R. (2012), Die Schlacht auf dem Lechfeld. Mit einem Vorwort von Stefan Weinfurter, Ostfildern 2012, 280 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 26,99. Die Ungarn, ein nomadisches Reitervolk aus den Steppen Eurasiens unter der Führung von berittenen Kriegern, besiedelten gegen Ende des 9. Jahrhunderts n.Chr. (896) das Karpatenbecken (als Randzone der eurasischen Steppenregionen; Reiterkrieger als Elite und Ackerbauern). Zuvor hatte es wiederholt militärische Auseinandersetzungen mit dem byzantinischen Reich und den Bulgaren gegeben, danach hatte das ostfränkische Reich (Bayern, Karantanien, Schwaben, Sachsen) unter den kriegerischen Einfällen der Ungarn zu leiden (896-933; Niederlage bei Brezalauspurc 907, Lechfeldschlacht 910, Waffenstillstände und Friedensschlüsse). Die damals in Sachsen und Bayern entwickelte "Verteidigung in der Tiefe" mit "Expeditionsstreitkräften" (agrarii milites), "berittenen Berufskriegern" (armati, loricati) und "lokalen Aufgeboten" (defensio patriae) sowie einer Burgenorganisation (urbes) im Hintergrund ermöglichte dann den Sieg des ottonischen Königs Heinrich I. (919-936) u.a. bei Riade (933). Unter Heinrichs Nachfolger König Otto I. (936-973) nutzten die Ungarn Aufstandsbewegungen im ostfränkischen Reich (953/54; Liudolf, Konrad der Rote) für letztlich wohl wenig erfolgreiche Einfälle bis nach Lotharingien. Für das Folgejahr 955 suchten daher die Ungarn (Kriegerkultur von Nyirség) die Entscheidungsschlacht mit dem ostfränkischen Reich. Unter Einbeziehung von Infanterie und Mitnahme von Belagerungsgerät durchzogen sie Bayern (Frühsommer 955) und belagerten die Bischofsstadt Augsburg (Juli/August), die vom (heiligen) Bischof Ulrich von Augsburg (923-973), einem überzeugten Anhänger des Königs, verteidigt wurde. Otto, der sich Magdeburg befand, rückte daraufhin mit seinen Truppen nach Süddeutschland, an die Donau heran. Der Herrscher verfolgte dabei mit seinen fränkischen, schwäbischen, lothringischen und böhmischen Truppen eine Einkreisungsstrategie. Von Ulm über die Reisensburg und den Rauhen Forst kommend, gelangte das ottonische Entsatzheer - nachdem Herzog Konrad der Rote einen ungarischen Überfall auf den Tross abwehren konnte - von Westen her an die Schmutter, wo am Lorenztag (10. August) gegen die Ungarn (Infanterie und Reiterei), die die Belagerung Ausgburgs aufgegeben hatten, eine wohl unentschiedene Schlacht geschlagen wurde - unentschieden deshalb, weil die ungarischen Bogenschützen geordnet nach Osten über den Lech abziehen konnten. Der König verfolgte die Ungarn nur wenig und gelangte nach Ausgburg. Unwetter und Gewitter folgten dem heißen Sommertag, so dass die ungarischen Reiterkrieger östlich des Lechs infolge des regenbedingten Ausfalls ihrer Reflexbögen nur noch bedingt kampfbereit waren und sie die wegen der Niederschläge immer mehr Wasser führenden Flüsse schwieriger überqueren konnten. Zudem hatten sich die Ungarn zunehmend der "Verteidiger in der Tiefe" zu erwehren, bayerische und karantanische Streitkräfte (Grafen von Ebersberg), die z.B. die Flussübergänge sperrten. In den Tagen nach der Entsetzung Ausgburgs muss daher das ungarische Heer wohl vollständig vernichtet worden sein. Die politischen Folgen der ungarischen Niederlage waren: das Ende der ungarischen Einfälle ins Ostfrankenreich, das imperiale Königtum und Kaisertum Ottos des Großen. Zudem kann die Existenz von Lorenzkirchen, Kirchen unter dem Patronat des heiligen Märtyrers Laurentius, im bayerischen bzw. Augsburger Raum wahrscheinlich mit den Kämpfen der Lechfeldschlacht in Verbindung gebracht werden. Laurentius wurde neben dem heiligen Vitus (Corvey) und dem heiligen Mauritius (Magdeburg) zu einem der wichtigeren Heiligen der ottonischen Herrscherdynastie und im Ostfrankenreich. [Buhlmann, 02.2015]

Boyle, David (2011), Voyages of Discovery (= History Files), London 2011, 144 S., Farbabbildungen, Faksimiles, £ 12,95. Die "Entdeckung der Welt" durch Europa geschah am Beginn der frühen Neuzet (1492/1522) durch die Entdeckungsreisen von Bartholomäus Diaz, Vasco da Gama, Christoph Kolumbus, John Cabot, Ferdinand Magellan und den Konquistadoren nach Afrika, Asien und Amerika. Komplettiert wurden diese Entdeckungen durch die Forschungsreisen von James Cook nach Australien und in die Südsee (1768/80). [Buhlmann, 02.2019]

Boyle, Tom Coraghessan, US-amerikanischer Schriftsteller: Tom Coraghessan Boyle (alias Thomas John Boyle), geboren am 2. Dezember 1948 in Peekskill bei New York, studierte nach schwierigem Erwerb des High School-Abschlusses Englisch, Geschichte und englische Literatur, bevor er in einem Writers Workshop der Universität von Iowa sein schriftstellerisches Talent weiterentwickelte. Als ein die moderne Geschichte analysierender Schreiber von Kurzgeschichten und Romanen, die meist in nordamerikanischen Milieus spielen, wurde "T.C." Boyle weltberühmt. U.a. sind von ihm erschienen die Romane: Boyle, T. Coraghessan (1995), The Tortilla Curtain [América], London 1997, £ 3,50 (über eine illegal aus Mexiko nach Kalifornien eingewanderte Familie); Boyle, T. Coraghessan (1998), Riven Rock, München-Wien 21998, 566 S., DM 45,- (über den amerikanischen Millionär Stanley McCormick [†1947], dessen Demenz, Schizophrenie, Gewalttätigkeit und Frauenfeindlichkeit); Boyle, T. Coraghessan (2003), Drop City. Roman (= dtv 13364), München 32006, 585 S., € 10,- (über eine Hippiekommune in Kalifornien bzw. Alaska); Boyle, T. Coraghessan (2009), The Women, London-Berlin-New York 2010, £ 7,95 (über den amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright); Boyle, T. Coraghessan (2012), San Miguel, London 2013, 445 S., £ 5,99 (erzählend die Familiengeschichten von Bewohnern der isolierten, Kalifornien und Santa Barbara vorgelagerten Insel San Miguel in den USA); Boyle, T. Coraghessan (2015), Hart auf hart. Roman, München 22015, 399 S., € 22,90; Boyle, T. Coraghessan (2015), Hart auf hart. Roman (= dtv 14515), München 2016, 393 S., € 11,90 (über Waffen und Gewalt). [Buhlmann, 04.2004, 02.2007, 08.2011, 09.2017, 05.2019, 11.2020, 10.2021, 01.2023]

bpb = Bundeszentrale für politische Bildung

BPfG = Beiträge zur pfälzischen Geschichte

Br

Br. = Broschüre

Brambach, Joachim (1991), Kleopatra. Herrscherin und Geliebte, München 1995, 352 S., DM 19,80 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Brand, Adele (2020), Füchse. Unsere wilden Nachbarn, München 2020, 208 S., Abbildungen, € 22,-. Heute bevölkern rund 5500 Säugetierarten die Erde. Kaum eine davon sucht die Gesellschaft des Menschen. Dass es ausgerechnet bei Füchsen anders ist, mag viele Menschen überraschen. In ihrem 2020 erschienen Buch "Füchse. Unsere wilden Nachbarn" beschreibt die englische Ökologin Adele Brand nicht allein das Sozialverhalten dieser uns scheinbar vertrauten und doch so fremden Tiere, sondern geht auch der spannenden Frage nach, ob es dem Menschen überhaupt gelingt, sich dem den von Füchsen ausgehenden "Wunsch" eines Zusammenlebens zu widersetzen. Auf nur 208 Seiten erfahren auch mit der Biologie und Lebensweise von Füchsen bereits vertraute Leser Erstaunliches: So begann die Entwicklungs- und Verbreitungsgeschichte der reiselustigen Tiere vor rund 50 Millionen Jahren auf dem Gebiet des heutigen Texas und dauert unvermindert an. Rotfüchse sind heute in 83 verschiedenen Ländern heimisch und stellen damit die am weitesten verbreitetere Raubtierart auf unserem Planeten dar. Allein in Großbritannien wird ihre Zahl auf knapp eine halbe Millionen Exemplare geschätzt, wobei einige sogar in die Londoner City vorgedrungen sind und dort dauerhaft leben. Dass Füchse nicht erst seit ihrem Auftreten als schlechte Verlierer in den Fabeln Äsops und als Käsediebe bei Jean de la Fontaine einen Platz im europäischen Mensch-Tier-Verhältnis zugewiesen bekamen, sondern wohl schon in der Steinzeit aus eigenem Antrieb den Kontakt zum Menschen suchten, dürfte bislang nur wenig bekannt sein. Füchse, so betont Adele Brand, erzeugen bei Menschen vier Reaktionen: Angst, Hass, Leidenschaft und Freundlichkeit. Dabei sind sie im Grunde sehr genügsame Tiere. Einem ausgewachsenen Exemplar reicht zum Überleben eine Ratte täglich oder einen Doppel-Cheeseburger mit Pommes frites. Und eins von beiden ist, wie die Autorin weiß, auch in den trostlosesten Städten zu finden. Sind die in unseren Städten und Dörfern auftauchenden Füchse die Vorboten einer sich ankündigenden neuen Mensch-Fuchs-Beziehung, die wir mit unserem Müll aus Essensresten im wahrsten Sinne des Wortes anfüttern? Das außergewöhnliche Buch stellt die spannende Frage danach, ob Füchse irgendwann die Rolle von Hunden als Begleiter des Menschen einnehmen werden. Von den frühen Proto-Hunden bis zur kaum überschaubaren Vielzahl unserer heutigen Haus- und Gebrauchshunderassen hat dies rund 36 Jahrtausende gebraucht. Die Initiative zur Gründung dieser erfolgreichen Symbiose scheint, so erläutert Adele Brand anhand jüngster wissenschaftlicher Erkenntnisse, jedoch nicht wie lange angenommen vom Menschen, sondern von frühen Hundearten (bzw. Wölfen) angegangen zu sein. Ähnliches Verhalten beobachteten sie und ihre über den ganzen Globus verteilten Mitstreiter in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt bei im urbanen Raum lebenden Füchsen, von denen viele mittlerweile lieber Reste von Fastfood als Mäuse vertilgen. Als neu scheint die Annäherung des Fuchses jedoch nur von Europäern empfunden zu werden. In anderen Kulturkreisen herrscht schon seit vielen Generationen eine sehr enge und vertraute Mensch-Fuchs-Beziehung. So hat die sprichwörtliche Schläue und List des Fuchses schon früh in die mündlichen Überlieferungen vieler nordamerikanischer Kulturen Eingang gefunden. Einer alten Legende der Apachen zufolge waren es Füchse, die den Leuchtkäfern das Feuer stahlen, um es den Menschen zu bringen. Und vor allem in Japan genießen Füchse große und bis in 11. Jahrhundert zurückreichende Verehrung als Begleiter und Beschützer von Prinzen und Kriegern. Das Buch kann und will keine umfängliche "Biografie" über den Fuchs sein. Ganz bestimmt ist es aber ein wertvoller Beitrag zur Neubetrachtung einer Tierart, die uns näher ist, als wir bislang glaubten. Man kann Adele Brand nur beipflichten, wenn sie im letzten Kapitel den "Wert" der Beschäftigung mit Füchsen wie folgt zusammenfasst: "Ein einziges Wesen in leuchtendem Orange und mit feingliedrigem Körperbau kann ein ganzes Paket von faszinierenden Einsichten über Tierverhalten, ökologische Zusammenhänge und die Beziehung zwischen Menschen und Wildtieren vermitteln." [Bötefür, 09.2021]

Brand, Cordula (2001), Der Siedlungsplatz von Burgaltendorf im Lichte germanischer Fundstellen in Essen, in: Hopp, Detlef, Trümpler, Charlotte (Hg.) (2001), Die frühe römische Kaiserzeit im Ruhrgebiet. Kolloquium des Ruhrlandmuseums und der Stadtarchäologie, Essen 2001, S.173-181 > B (Essen-) Burgaltendorf

Brand, Cordula, Hopp, Detlef (1994), Ausgrabungen in Essen-Burgaltendorf 1993, in: EB 106 (1994), S.5-40 > B (Essen-) Burgaltendorf

Brand, Cordula, Hopp, Detlef (2000), Ein römischer Tellerboden mit Inschrift aus Essen-Burgaltendorf, in: Archäologie im Rheinland 1999, hg. v. Harald Koschik, Köln-Bonn 2000, S.108f > B (Essen-) Burgaltendorf

Brand, Cordula, Hopp, Detlef (2000), Eine Siedlung der späten Römischen Kaiserzeit und der Merowingerzeit in Burgaltendorf, in: EB 112 (2000), S.13-28 > B (Essen-) Burgaltendorf

Brand, Jürgen (2019), St. Nikolaus bei Gruiten. Eine christliche Karawanserei an der Strata Coloniensis im 11. Jahrhundert, in: AHVN 222 (2019), S.7-48. Das 1894 abgebrochene Gruitener Nikolauskirche, von der nur noch der Turm, umgeben von der "Welschenmauer", steht, war romanischen Ursprungs (11. Jahrhundert, 2. Hälfte bzw. ca.1075) und gehörte damit zu den frühesten Kirchen im Bergischen Land, wobei drei am Turm aufgefundene Gräber mit Skeletten auf das 8./10. bis 10./12. Jahrhundert zurückweisen. Unweit der Fernhandelsstraße der Strata Coloniensis gelegen, der "Kölner Straße" von Köln über Werden (Nikolauskapelle am Markt 1047) und Essen (Marktprivileg 1041) nach Westfalen, war die Kirche vielleicht/wahrscheinlich eine Eigenkirchengründung des 11. Jahrhunderts, initiiert von ("welschen") Kaufleuten und Händlern (<-> Kawertschen, Lombarden) in Verehrung des heiligen Nikolaus (Nikolauskapellen als spezifische Verehrungsstätten für Kaufleute), als Schutz vor Überfällen ("Welschenmauer" als Grenze eines eingehegten kirchlich-sakralen Friedensbezirks) sowie als Handelsplatz für die Geleitzüge von gemeinsam reisenden Kaufleuten (Kaufleutegilden). Die Kirche lag dabei und daher abseits der dörflichen Siedlung Gruiten an exponierter, geschützter Lage und besaß vielleicht einen Vorgängerbau (Holzkirche?, überbaute Gräber und Friedhof). Kirche und Kaufleutekarawanserei erwiesen sich dabei als finanziell einträglich; so weist der Liber valoris des Kölner Erzbistums der Grutene cappella decimae in Höhe von außerordentlichen 28 solidi zu (1308). Das Kirchengebäude selbst wurde in Tuffstein aufgeführt, was kostspielige, aber (von Kaufleuten) so gewollte Anlieferungen aus der Eifel oder vom Drachenfels für den Kirchenbau voraussetzt. Mit den Veränderungen in der Kaufleuteschaft hin zum späten Mittelalter (Sesshaftigkeit von Kaufleuten, Bedeutung der Städte) verloren die Nikolauskirchen an Bedeutung. Von daher gelangte das Patronat über die Gruitener Kapelle (Pfarrkirche) an das Frauenstift Gerresheim (ca.1422), zumal auch die Wichtigkeit der Strata Coloniensis als Handelsweg im Spätmittelalter Einbußen erfuhr. [Buhlmann, 04.2022]

Brandes, Irma, Mauch, Ursula (1989), Nesseln und Jasmin. Frauen auf Fürstenthronen, München 1989, 223 S., Schwarzweißabbildungen, DM 15,-. Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (*1715-†1797), Ehefrau des preußischen Königs Friedrich des Großen (1740-1786), Caroline Henriette von Pfalz-Zweibrücken (*1721-†1774), die "große Landgräfin" von Hessen-Darmstadt an der Seite des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt (1768-1790), und Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst (*1729-†1796), als Katharina II. die Große Zarin von Russland (1762-1796), stehen für Fürstenfrauen im Zeitalter des Absolutismus, die als Opfer einer dynastischen Heiratspolitik, als ungeliebte Ehefrauen und Mütter von Herrscherhäusern sichernden Nachkommen, nichtsdestotrotz in den autokratisch-despotischen Gesellschaften im Europa des 18. Jahrhunderts eigene Wege zwischen Verinnerlichung und Machtausübung gingen. [Buhlmann, 12.2023]

Brandmüller, Walter (2002), Das Konzil von Pavia-Siena 1423-1424 (= Konzilsgeschichte A), Paderborn-München-Wien-Zürich 2002 > K Konziliengeschichte

Brandt, Siegmund (2011), Geschichte der modernen Physik (= BSR 2723), München 2011, 128 S., zahlreiche Schwarzweißabbildungen, € 8,95. Die moderne Physik des ausgehenden 19., des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts erweitert die klassische Physik der Zeit bis um 1900. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Atomphysik (Radioaktivität [1896 u.a.], Atomkern und Atomhülle [frühe Quantentheorie], Schwarzkörperstrahlung [Max Planck, *1858-†1947] und Lichtquanten [1905], Atommodell [1913; Niels Bohr, *1885-†1962] und Elektronen [Ausschließungsprinzip, Quantenzahl], Statistiken, Fermionen und Bosonen [1924/26]), der speziellen (1905, Albert Einstein [*1879-†1955]; Inertialsysteme, relativistische Effekte, Raumzeit [1908; Hermann Minkowski, *1864-†1909]) und allgemeinen Relativitätstheorie (1915, Albert Einstein; Raumkrümmung, Feldgleichungen, Lichtablenkung), der Quantenmechanik (Wellenmechanik und Wellenfunktion [1926; Erwin Schrödinger, *1887-†1961], Unschärferelation [1927; Werner Heisenberg, *1901-†1976], Quantenelektrodynamik [1949; Richard Feynman, *1918-†1988]), des Aufbaus der Materie und der Elementarteilchen (Kernphysik, Neutron und Neutrino [1920/30/32; James Chadwick, *1891-†1974; Enrico Fermi, *1901-†1954], Kernspaltung [1938/42; Otto Hahn, *1879-†1968]; Hadronen und Antiteilchen [1955 u.a.; Isospin und Seltsamkeit; Murray Gell-Mann *1929], Leptonen, Quarks [1964; Murray Gell-Mann], Eichbosonen [als Träger der schwachen und starken Kernkraft; 1964 u.a.; Peter Higgs, *1929]; Quantenchromodynamik [farbiger Quarks; 1972; Murray Gell-Mann], Gluonen [1975]), sowie der Theorie der Leiter und Halbleiter (Quanten-Hall-Effekt [1980; Klaus von Klitzing, *1943] u.a.). Als Anwendungen moderner Physik gelten dann: Kernenergie (1942), Kernspinresonanz (1945), Laser (und Maser; 1951/54). Vgl. dazu noch: Bührke, Thomas (2015), Einsteins Jahrhundertwerk. Die Geschichte einer Formel (= dtv 34898), München 22016 > G Goenner, Albert Einstein; Ferguson, Kitty (1991), Das Universum des Stephen King. Eine Biographie, Düsseldorf-Wien-New York-Moskau 1992, 245 S., Schwarzweißtafeln, DM 39,80; Goenner, Hubert (1997), Einsteins Relativitätstheorien. Raum, Zeit, Masse, Gravitation (= BSR 2069), München 1997 > G Goenner, Albert Einstein; Goenner, Hubert (2015), Albert Einstein (= BSR 2839), München 2015 > G Goenner, Albert Einstein; Hermann, Armin (1977), Die Jahrhundertwissenschaft. Werner Heisenberg und die Geschichte der Atomphysik (= rororo 9323), Reinbek 1993, 335 S., Abbildungen, DM 16,90. [Buhlmann, 01.2012, 06.2023]

Braubach, Max (1923), Die Politik des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern im Jahr 1702, in: HJb 43 (1923), S.53-92 > S Spanischer Erbfolgekrieg am Niederrhein

Braubach, Max (1925), Die Politik des Kurfürsten Josef Clemens von Köln (bei Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges und die Vertreibung der Franzosen vom Niederrhein 1701-1703) (= RA 6), Bonn-Leipzig 1925 > S Spanischer Erbfolgekrieg am Niederrhein

Braubach, Max (1935), Holland und die geistlichen Staaten im Nordwesten des Reichs während des Spanischen Nachfolgekriegs, in: HJb 55 (1935), S.358-370 > S Spanischer Erbfolgekrieg am Niederrhein

Brauchitsch, Boris von (2003), Galerie des 20. Jahrhunderts. 100 außergewöhnliche Meisterwerke, Köln 2003, 216 S., Farbabbildungen, biografische Daten zu den Künstlern, € 12,90. Vorgestellt werden in zeitlicher Abfolge die folgenden Kunstwerke: Lovis Corinth, Salome (1900); Gustav Klimt, Insel im Attersee (1901); Käthe Kollwitz, Losbruch (1902); Frantisek Kupka, Das schwarze Idol (1903); Paula Modersohn-Becker, Worpsweder Bauernkind auf einem Stuhl sitzend (1904); Paul Cézanne, Der Berg Sainte-Victoire, von Lauves aus gesehen (1905); Max Liebermann, Landschaft bei Nordwijk (1906); Pablo Picasso, Les Demoiselles d'Avignon (1907); Emil Nolde, Marktleute (1908); George Bellows, Stag in Sharkeys Boxklub (1909); Egon Schiele, Aktselbstbildnis, grimassierend (1910); Gabriele Münter, Das gelbe Haus (1911); Giaconna Balla, Dynamismus eines Hundes an der Leine (1912); Francis Picabia, Sterntänzerin und ihre Tanzschule (1913); Giorgio de Chirico, Das Lied der Liebe (1914); Kasimir Malewitsch, Rotes Quadrat (1915); George Grosz, Selbstmord (1916); Conrad Felixmüller, Bildnis Elfriede Hausmann (1917); Amedeo Modigliani, Stehender Akt Elvira (1918); Marcel Duchamp, L.H.O.O.Q. (1919); Max Beckmann, Familienbild (1920); Piet Mondrian, Gemälde I (1921); Robert Delauney, Philippe Soupalt (1922); Wassily Kandinsky, Orange (1923); Stuart Davis, Odol (1924); Oskar Kokoschka, Amsterdam, Kloveniersburgwal I (1925); Otto Dix, Sylvia von Harden (1926); Max Ernst, Der große Wald (1927); Christian Schad, Portrait Dr. Haustein (1928); Giorgio Morandi, Stilleben (1929); Edward Hopper, Tische für Damen (1930); Georgia O'Keeffe, Dunkles und lavendelfarbenes Blatt (1931); Paul Klee, Blick in das Fruchtland 1932 (T9) (1932); Willi Baumeister, Stehende Figur mit blauer Fläche (1933); Juan Miró, Schnecke, Frau, Blume, Stern (1934); Alexej von Jawlensky, Meditation (1935); Salvador Dali, Sonnentisch (1936); René Magritte, Die verbotene Reproduktion (1937); Hans Arp, Erwachen (1938); Herbert Bayer, Wolken ziehen durch ein Tal (1939); Max Bill, Konstruktion mit zehn Vierecken (1940); Henry Moore, Bunkerszene im U-Bahnhof Tilbury (1941); Dorothea Tanning, Geburtstag (1942); Jean Fautrier, Geiselkopf Nr.13 (1943); André Masson, Chimäre II (1944); Robert Motherwell, Der Widerstand (1945); Fernand Léger, Adieu New York (1946); Jackson Pollock, Kathedrale (1947); Ernst Wilhelm Nay, Prometheus I (1948); Karel Appel, Nachtvögel (1949); Jean Dubuffet, Damenkörper (1950); Wols, Das blaue Phantom (1951); Nicole de Staël, Roter Himmel (1952); Francis Bacon, Zwei Figuren (1953); Mark Rothko, Weiß, Rosa und Senffarben (1954); Josef Albers, Studie zur Huldigung an das Quadrat (1955); Richarch Hamilton, Was ist es nur, das die Wohnungen von heute so anders, so anziehend macht? (1956); Jasper Johns, Flagge auf orangefarbenen Feld (1957); Sam Francis, Bedeutungsvolle Geste (1958); Antoni Tàpies, Gekreuzigte Form (1959); Willem de Kooning, Tor zum Fluß (1960); Lucio Fontana, Raumkonzept (1961); Robert Rauschenberg, Trophäe V (1962); Jim Dine, Die Studio-Landschaft (1963); Pierre Soulages, Gemälde (1964); Joseph Beuys, Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt (1965); Manolo Millarès, Mord an der Liebe (1966); Andy Warhol, Großer Elektrischer Stuhl (1967); David Hockney, Amerikaner Sammler (1968); Sigmar Polke, Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen! (1969); Günther Uecker, Großes weißes Feld (1970); Arnulf Rainer, Federn (1971); Georg Baselitz, Fingermalerei I - Adler - à la (1972); Chuck Close, Leslie (1973); Valie Export, Ontologischer Sprung 1, 2, 3 (1974); Rebecca Horn, Paradies-Witwe (1975); On Kawara, 9. Juli 1976, Berlin (1976); Emilio Vedova, Zyklus der Zerreißung II (1977); Gilbert & George, Die Schlange (1978); Helmut Middendorf, Großstadtsteingeborene II (1979); Jürgen Klauke, Formalisierung der Langeweile: Absolute Windstille (1980); Cindy Sherman, Ohne Titel, #93 (1981); Sandro Chio, Mutiger Junge mit Flagge (1982); Anselm Kiefer, Midgard (1983); Keith Haring, Ohne Titel (1984); Frank Stella, Dre Dumme ohne Angst (1985); Jenny Holzer, Schütze mich vor dem, was ich will (1986); Rainer Fetting, Desmond von hinten (1987); Gerhard Richter, 18. Oktober 1977 (1988); Bruce Nauman, Perfektes Gleichgewicht (1989); Marina Abramovic, Drachenköpfe (1990); Robert Gober, Ohne Titel (1991); Bill Viola, Schläfer (1992); Hans Haacke, Germania (1993); Louise Bourgeois, Roter Raum (1994); Christo, Jeanne-Claude, Verhüllter Reichstag (1995); Damien Hirst, Manche Bequemlichkeit nimmt zu durch die Akzeptanz der allem anhaftenden Lügen (1996); Matthew Barney, Cremaster 5, Ihr Riese (1997); Tony Oursler, Zeitstop (1998); Jonathan Meese, Erzreligion Blutlazarett - Erzsöldner Richard Wagner - Privatarmee Ernte und Saat - Waffe: Erzblut der Isis - Nahrung: Bluterz (1999). [Buhlmann, 11.2023]

Braumann, Randolph, Imfeld, Al, Lieckfeldt, Claus-Peter, Küchli, Christian, Schichl, Annerose, Schuster, Gerd, Simon, Wieland (1986), Vernutzte Landschaften. Die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft (= dtv 10600), München 1986 > U Umweltgeschichte der Moderne

Braun, Heinz (1974), Formen der Kunst. Eine Einführung in die Kunstgeschichte, München 1974 > K Kunst

Braun, Johann Wilhelm (1973), Irimbert von Admont, in: FMSt 7 (1973), S.266-323. Irimbert von Admont war Abt der Klöster Seeon (1147-1151), Michelsberg (1160-1172) und Admont (1172-1177) sowie ein monastischer Gelehrter des 12. Jahrhunderts. Geboren um 1104, soll Irimbert um 1111 als puer oblatus in das Admonter Kloster eingetreten sein. Spätestens 1147 war er Abt im Chiemseekloster Seeon, ab Sommer 1151 war Irimbert im Kärntner Frauenkloster St. Georgen am Längsee tätig, dann auch in Admont. Die Vermutung drängt sich auf, dass der Abt mit seinen Vorstellungen, die wahrscheinlich eng mit der Admonter Klosterreform zusammenhingen, in Seeon nicht durchgedrungen war und deshalb resigniert hatte. In den Jahren 1151 und 1152 verfasste Irimbert Kommentare zu Büchern des Alten Testaments. 1160 kam es zu Abtpostulationen nach Kremsmünster und Michelsberg; Irimbert wurde von beiden Klöstern als Abt gewünscht, doch entschied sich der Mönch für Michelsberg. Zwölf Jahre stand Irimbert an der Spitze der Bamberger Abtei. Im Jahr 1172 wechselte Irimbert nach Admont, wobei dem Wechsel dorthin zwei Doppelwahlen vorangingen. Mit Irimbert, dem Bruder des früheren Admonter Abts Gottfried (1138-1165), einigte man sich auf einen Abt, der trotz oder wegen seines Alters allgemeine Anerkennung fand. Irimbert kehrte also an seine alte Wirkungsstätte zurück, entfaltete dort aber in seinen letzten Lebensjahren wenig Wirkung, sieht man von einigen Bibelkommentaren ab. Irimbert starb am 26. Dezember 1176. [Buhlmann, 04.2006]

Braun, Johann Wilhelm (1976), Einige Bemerkungen zur Beurteilung der "Admonter Reform" sowie der Äbte Gottfried und Irimbert von Admont in der neueren Literatur, in: SMGB 87 (1976), S.431-434 > A Admont

Braun, Karl-Heinz (1995), Die Erzdiözese Freiburg. Von der Gründung bis zur Gegenwart (= Das Erzbistum Freiburg in seiner Geschichte, Bd.5), Straßburg 1995 > B Baden

Braune, Wilhelm (1875), Althochdeutsches Lesebuch, bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus, Tübingen 171994 > A Althochdeutsch

Braune, Wilhelm (1891), Abriß der althochdeutschen Grammatik, bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, C., Nr.1), Tübingen 151989 > A Althochdeutsch

Braunfels, Wolfgang (1978), Karl der Große (= rm 187), Reinbek b.H. 1978 > K Karl der Große

Brauweiler, Benediktinerkloster westlich von Köln: I. Die mittelalterliche Besiedlung des Ortes Brauweiler reicht vielleicht bis in die fränkisch-merowingische Zeit (7./8. Jahrhundertg) zurück, als dort eine Medarduskapelle, vielleicht als Eigenkirche auf Grundbesitz des Medardusklosters im neustrischen Soissons, entstand. Die Kapelle, zeitweise aufgegeben, wurde beim Brauweiler Siedlungsausbau unter dem lothringisch-rheinisch-ezzonischen Pfalzgrafen Hermann I. (985/89-996) neu errichtet. Das in ezzonisch-pfalzgräfliche Hände übergegangene Brauweiler Eigengut war wohl ursprünglich Reichsgut in der Verfügung der Pfalzgrafen gewesen. Erzbischof Warin (976-985) zurück, er ließ auch den Ort Brauweiler (neu) besiedeln. Der frühen mittelalterlichen Geschichte Brauweilers entspricht auch der Name des Ortes, der als Brunivilare (1052), Brunwilre (1088), Bruwiler (bis 16. Jahrhundert), Bruwiler, Brouwilre, Brouwiller, Brauweiler (16. Jahrhundert) in den Geschichtsquellen erscheint. Das Grundwort ist der romanische weiler-Name (nordgallisch -villare für "Gehöft, Vorwerk, Weiler"), mit dem vorzugsweise ab dem 7. Jahrhundert wieder besiedelte Orte bezeichnet wurden, die nach dem Ende römischer Staatlichkeit im 5./6. Jahrhundert wüst gefallen waren. Das Bestimmungswort Brun- leitet sich von dem germanisch-fränkischen Personennamen "Brun(o)" her. II. Auf dem Brauweiler Eigengut stiftete im Jahr 1024 Pfalzgraf Ezzo (996-1034) zusammen mit seiner Ehefrau Mathilde, der Tochter Kaiser Ottos II. (973-983) eine an der lothringischen Klosterreform orientierte Gemeinschaft von benediktinischen Mönchen; die Stiftung des Klosters erfolgte durch Abt Poppo von Stablo-Malmedy (1020-1048), Klosterpatrone wurden der heilige Medardus und der heilige Nikolaus (Kaiserin Theophanu), erster Brauweiler Abt war Ello (1030-1053). Zunächst adliges Eigenkloster, wurde die Brauweiler Abtei, durch Ezzo und Mathilde, durch Pfalzgraf Otto (1034-1045) und durch die Königin Richeza von Polen (†1063) ausgestattet mit reichem ezzonischen Gründungsgut, den Kölner Erzbischöfen unterstellt (1051), die ezzonische Vogtei über Brauweiler erlosch, die Brauweiler Mönche unter den Äbten Tegeno (1053-1065) und Wolfhelm (1065-1091) hatten Auseinandersetzungen u.a. mit dem Kölner Erzbischof Anno II. (1056-1075) um ihr Moselgut Klotten (letztlich [1090] erfolgreich) zu bestehen. Für das 11. Jahrhundert sind architektonisch die Bauten des Gründungsklosters auszumachen, weiter die zweite Klosterkirche (Richezas), der bis zum beginnenden 13. Jahrhundert das dritte, noch heute bestehende Gotteshaus als dreischiffige Basilika mit Westanlage, Querhaus, Chor und Krypta folgte. Das mit der erzbischöflichen Rückgabe Klottens somit wirtschaftlich konsolidierte Kloster verfügte über grundherrschaftlich organisierten Großgrundbesitz zwischen Niederrhein, unterer Mosel und Maas, der die Grundlage für die Versorgung einer beträchtlichen Anzahl von Mönchen bildete. Abt Amilius konnte in Brauweiler den berühmten Zisterziensermönch Bernhard von Clairvaux (†1153) empfangen, Abt Geldolf (1148-1177) stand im Briefwechsel mit der ebenso berühmten Hildegard von Bingen (†1179). Gegen Ende des 12. Jahrhunderts geriet das Kloster erstmals in finanzielle Schwierigkeiten, verschärft noch dadurch, dass Brauweiler ein Kriegsgebiet im deutschen Thronstreit (1198-1208) wurde. Die Symptome grundlegender Schwächen in der klösterlichen Grundherrschaft und Verwaltung sowie in der vita communis, dem "gemeinsamen Leben" der Mönche, verstärkten sich im 13. bis 15. Jahrhundert zu einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise, der die Brauweiler Äbte meist vergeblich entgegenzusteuern versuchten (Begrenzung der Anzahl der Mönche im Kloster 1225, Trennung von Abt- und Propstgut 1255, Schuldentilgungsplan 1267, Brauweiler Zwischenschied 1274). Hinzu kamen Auseinandersetzungen mit den Klostervögten, etwa Heinrich von Bachem (1255/74); ind diesem Zusammenhang entstanden im Kloster sich meist auf das 11. Jahrhundert beziehende Urkundenfälschungen. Ein notwendiger Kauf der Vogtei durch Abt und Kloster erfolgte im Jahr 1365 und kann in den Zusammenhang mit der Ausbildung der "Herrlichkeit Brauweiler" als Territorium des Brauweiler Abtes und Unterherrschaft im spätmittelalterlichen Kölner Erzstift gesehen werden. Das Kloster Brauweiler befand sich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts in einem ruhigeren wirtschaftlichen Fahrwasser, wahrscheinlich geschuldet auch der sich nun einpendelnden niedrigen Anzahl von Mönchen, die in der Abtei lebten. Demzufolge vermehrten sich in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder die adligen Übergriffe auf das Klostergut, Brandstiftungen wie etwa in Zons (1464) mit einbegriffen. Abt Eberhard II. von Galen (1457-1467) versuchte es mit ernsthaften Reformmaßnahmen, scheiterte aber darin, um schließlich eine Visitation des Kölner Erzbischofs in Brauweiler zu bewirken (1467). Die Visitation und die damit verbundene Resignation des Abtes bedeuteten den Anfang der sog. Bursfelder Reform in Brauweiler. III. Die Bursfelder Reform in Brauweiler begann mit der Ansiedlung von sieben Mönchen aus dem Kölner Kloster Groß St. Martin unter Leitung des Adam I. von Hertzenradt (1467-1483), wobei die Mitglieder des bisherigen Konvents gegen Pensionszahlungen das Kloster verließen. Nach Vergabe der Klosterämter an die neuen Mönche waren zunächst die schwierigen finanziellen Probleme zu lösen. Zudem befand sich das Kloster in einem Gegensatz zu den Adelsfamilien der Umgebung, die die Mönchsgemeinschaft bisher als Versorgungsinstitut für Familienmitglieder genutzt hatten, während sich die soziale Herkunft der Mönche im Zuge der Reform nun änderte. Adam gelang die geistlich-klösterliche Erneuerung der Abtei und deren Eingliederung in den Klosterverband der Bursfelder Kongregation (Teilnahme der Brauweiler Äbte an den Generalkapiteln, Befolgung der Bursfelder Statuten, Brauweiler Nekrolog von 1476). Trotzdem gab es auch in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Rückschläge, gerade in wirtschaftlicher Hinsicht. Erst unter Abt Johannes I. von Wied (1498-1515) waren die wirtschaftlichen Schwierigkeiten überwunden, ablesbar u.a. an Baumaßnahmen an Kloster und Kirche sowie der Tatsache, dass in der Abtei ein Generalkapitel der Bursfelder Kongregation stattfand (1511). Im Jahr 1505 besuchte zudem Kaiser Maximilian I. (1493-1519) Brauweiler und die Stiftergräber; sein Nachfolger Kaiser Karl V. (1519-1556) sollte die Abtei gleich zweimal aufsuchen (1520, 1531). Außerdem ehrte Letzterer die Mönchsgemeinschaft mit der urkundlichen Verleihung eines Wappens (silberner Wappenschild mit schwarzem einköpfigen Adler, der einen Abtsstab festhält; 1547). Die zufrieden stellende Entwicklung des Klosters hielt in der frühen Neuzeit an. Dies gilt besonders für das Abbatiat Hermanns III. Laer (1532-1567), der eine rege Bautätigkeit entfaltete (Aufstockung der Kreuzgangflügel, Dormitorium, Bibliothek) und sich durch soziales Engagement auszeichnete; bis zu 28 Mönche lebten damals in der Abtei. Die Reformation ging an Brauweiler im Wesentlichen vorbei; erst der Truchsessische (Kölner) Krieg (1583-1588) schädigte die Abtei schwer (Besetzung und Plünderung des Klosters 1584), so dass sogar die Aufhebung der Mönchsgemeinschaft erwogen wurde. Es folgte das kriegsbedingte Auf und Ab des 17. Jahrhunderts, als die Abtei etwa durch Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), französisch-niederländischen Krieg (1672-1678) oder Pfälzer Krieg (1688-1697) in Mitleidenschaft gezogen wurde. Trotzdem bedeutete das Barockzeitalter eine Blütezeit für das Kloster, wie nicht zuletzt die Umgestaltung und Erweiterung der Kirche (Hochaltar, Stiftergräber, Erweiterung des Chors, Niederlegung des Chornordturms, doppelgeschossige Westvorhalle [1780]) und die barocke Neugestaltung der Klostergebäude (1753/85) zeigen. Mit der französischen Besetzung Brauweilers (1794) nach der Französischen Revolution (1789) wurde das Ende der Abtei eingeleitet, die 1802 aufgehoben wurde.
An Quellen und Literatur zum Kloster Brauweiler seien hier genannt: Buhlmann, Michael (2018), Kaiserswerth und Brauweiler. Die Ezzonen und die Gründung des Brauweiler Klosters (= BGKw MA 27), Düsseldorf-Kaiserswerth 2018 > B Buhlmann, Kaiserswerth und Brauweiler; El-Kassem, Marcel (2012), Die hochmittelalterliche Klostersiedlung der Abtei Brauweiler. Die Ausgrabungen 2010 und 2011, in: BJbb 212 (2012), S.241-270; Konrad von Brauweiler, Vita Wolfhelmi. Leben des Abtes Wolfhelm von Brauweiler, hg. v. Heinz Erich Stiene (1991) (= PBGH Sonderveröffentlichung 6), Pulheim 1991, 172 S., Abbildungen, DM N.N. > Lateinische Literatur > K Konrad von Brauweiler; Pabst, Hermann (1872), Die Brauweiler Geschichtsquellen, in: Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde 12 (1872), S.80-200; Schmenk, Nicole (2012), Totengedenken in der Abtei Brauweiler. Untersuchung und Edition des Necrologs von 1476 (= VHVN NF 2), Köln-Weimar-Wien 2012 > S Schmenk, Totengedenken; Schreiner, Klaus (1988), Benediktiner in Brauweiler. Geschichte der Benediktinerabtei St. Nikolaus 1024-1802 (= PBGH Sonderveröffentlichung 4), Pulheim 1988, 192 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM. N.N.; Schreiner, Klaus (2001), Die Geschichte der Abtei Brauweiler 1024-1802 (= PBGH Sonderveröffentlichung 21), Pulheim 2001, XVIII, 494 S., Abbildungen, € N.N.; Wisplinghoff, Erich (1956/57), Die Urkundenfälschungen aus dem Benediktinerkloster Brauweiler bei Köln, in: JbKölnGV 31/32 (1956/57), S.32-73; Wisplinghoff, Erich (1992), Die Benediktinerabtei Brauweiler (= Das Erzbistum Köln 5 = GS NF 29), Berlin-New York 1992, XII, 358 S., DM 216,-; Wolter, Heinz (1986), Abt Wolfhelm von Brauweiler (1065-1091) und die Einführung der Siegburger Reform im Kloster Brauweiler, in: AHVN 189 (1986), S.35-50. [Buhlmann, 09.-11.2018]

Breasted, James Henry (1936), Geschichte Ägyptens, Wien 1936 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Brecher, Jeremy (1972), Streiks und Arbeiterrevolten. Amerikanische Arbeiterbewegung 1877-1970 (= Arbeiterbewegungen. Theorie und Geschichte = Fischer Tb 6605), Frankfurt a.M. 1975 > U US-amerikanische Geschichte

Brecht, Bertolt, deutscher Schriftsteller und Theaterregisseur: Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Seine schriftstellerischen Tätigkeiten gehen zurück auf seine Zeit als Schüler am Augsburger Realgymnasium. 1917 erwarb Brecht das Notabitur und studierte nach Absolvierung des Kriegshilfsdienstes und parallel zum Kriegsdienst als Militärkrankenwärter in Ausgburg (formal) Medizin und Philosophie, um sich verstärkt der Schriftstellerei zu widmen. Gedichte und das Drama Spartakus ("Trommeln in der Nacht") standen am Anfang der Karriere Brechts als politischer Dichter (Mitglied im Augsburger Arbeiter- und Soldatenrat 1918/19); Lion Feuchtwanger unterstützte am schwierigen Anfang die Schriftstellerkarriere Brechts, der sich nach und nach erfolgreich in Schriftsteller-, Verleger- und Theaterkreisen (u.a. in München und Berlin) vernetzen konnte. Ab 1922 wurden Brechts Theaterstücke "Trommeln in der Nacht" und Baal aufgeführt, Brecht betätigte sich selbst als Regisseur in Berlin und München. In den 1920er-Jahren entwickelte Brecht zusammen mit der Schauspielerin Helene Weigel und den Komponisten Kurt Weill und Hanns Eisler das epische Theater, das seine Stücke, insbesondere die Dreigroschenoper (1928), so auszeichnete. Weiter wurde Brecht in dieser Zeit politisch zu einem (undogmatischen) Kommunisten. 1933 musste Brecht mit seiner Familie (Heirat mit Helene Weigel 1929) vor dem deutschen Nationalsozialismus nach Dänemark (1933/39), Schweden (1939/40), Finnland (1940/41) und schließlich in die USA (ab 1941) emigrieren. 1948 kehrte er nach Deutschland, in die sowjetisch besetzte Zone, zurück, um 1949 im Rahmen des "Helene Weigel-Ensembles" in Ostberlin mit der Theaterarbeit zu beginnen. Hier erarbeitete er sich im Umfeld der entstehenden Deutschen Demokratischen Republik geschickt eine Sonderstellung als Künstler (Formalismuskonzeption, unklares Verhalten beim Aufstand vom 17. Juni 1953, Positionierung gegen die DDR-Regierung danach). Die letzten Lebensjahre sahen Brecht - neben der Eröffnung des "Theaters am Schiffbauerdammm" (1954) - mit dem Internationalen Stalin-Friedenspreis ausgezeichnet (1954) und bei zwei Gastspielen von "Mutter Courage" (1954) und "Der kaukasische Kreidekreis" (1955) in Paris. Brecht, der wohl von Kindheit an an Herzbeschwerden litt, starb daran am 14. August 1956 in Ostberlin. Er hinterließ ein Vielzahl von Gedichten, Theaterstücken, Lehrstücken, Filmen und Drehbüchern. Zu den Werken Brechts zählen: Brecht, Bertolt (1928), Die Dreigroschenoper (= es 229), Berlin 161981, 109 S., DM 7,-; Brecht, Bertolt (1930), Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (= es 21), Berlin 141987, 95 S., DM 7,-; Brecht, Bertolt (1935/39), Furcht und Elend des Dritten Reiches (= es 392), Berlin 101980, 125 S., DM 5,-; Brecht, Bertolt (1938/39), Leben des Galilei (= es 1), Berlin 81968, 131 S., DM 3,-, Berlin 351985, 131 S., DM 6,-, Berlin 571998, 131 S., DM 9,80, Berlin 612001, 131 S., DM 10,90, Berlin 622001, 131 S., € 5,50, Berlin 712009, 131 S., € 5,50; Brecht, Bertolt (1938/39), Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißjährigen Krieg (= es 49), Berlin 371982, 108 S., DM 5,-, Berlin 561997, 108 S., DM 8,80; Brecht, Bertolt (1938/39), Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar. Romanfragment (= es 332), Berlin 31974, 234 S., DM 7,-; Brecht, Bertolt (1938/40), Der gute Mensch von Sezuan (= es 73), Berlin 171973, 144 S., DM 4,50, Berlin 702011, 144 S., € 5,50, dazu: Hecht, Werner (Hg.) (1968), Materialien zu Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" (= es 247), Frankfurt a.M. 51972, 176 S., Schwarzweißabbildungen, DM 3,-, Payrhuber, Franz-Josef (2006), Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan (= Reclam Lektüreschlüssel = RUB 15375), Nachdruck Stuttgart 2011, 96 S., € 3,60; Brecht, Bertolt (1939), Das Verhör des Lukullus (= es 740), Berlin 1974, 62 S., DM 4,50 sowie: Brecht, Bertolt, Gesammelte Werke in 20 Bänden (= werkausgabe edition suhrkamp): Bd.12: Prosa 2: Geschichten vom Herrn Keuner, Me-ti. Buch der Wendungen, Der Tui-Roman, Frankfurt a.M. 1967, 727, 18* S., DM N.N.; Brecht, Bertolt, Werke in 5 Bänden: Bd.1: Stücke I, Berlin-Weimar 21975, 696 S., Berlin-Weimar 31981, 696 S., Bd.2: Stücke II, Berlin-Weimar 21975, 663 S., Berlin-Weimar 31981, 663 S., Bd.3: Gedichte, Berlin-Weimar 21975, 663 S., 479 S., Berlin-Weimar 21975, 663 S., Bd.4: Geschichten, 503 S., Bd.5: Schriften, Berlin-Weimar 21975, 583 S., zus. M 17,- [Buhlmann, 1973, 11.2019, 02.2020, 09.2020, 11.2020, 02.2021, 04.-05.2021, 12.2021, 04.-05.2022, 11.2022]

Der kleine Brehm. Das gesamte Tierreich in allgemeinverständlicher Darstellung, neu bearb. v. Walther Kahle (1924), Leipzig 1935 > T Tiergeschichten

Breisach, Ort am Oberrhein: I. Breisach mit seinem strategisch bedeutenden (Münster-) Berg war seit dem frühen Mittelalter ein wichtiger Ort unmittelbar am Rheinlauf, zunächst wohl Reichsgut der Karolingerkönige, dann Herzogsgut der schwäbischen Herzöge. König Otto I. der Große (936-973) hatte das castellum Breisach 939 und 953 vergeblich belagert, 1002 ging der Ort an die Basler Bischöfe über. Auch das staufische Königtum besaß Rechte in Breisach, so dass Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) 1185 dort eine Stadt gründete. Die Gründung war dabei gegen die Zähringer und deren Stadt Freiburg gerichtet. Die Ausgleichsverhandlungen nach dem Verzicht des Zähringerherzogs Bertholds V. (1186-1218) auf das deutsche Königtum führten zur pfandweisen Überlassung der Stadt an den Zähringer, der Breisach weiter ausbaute, wie vielleicht dem Breisacher Stadtrecht (u.a. von 1275) zu entnehmen ist, das eng mit dem der Stadt Freiburg verknüpft war. Unter Berthold V. entstand auch die Burganlage am nördlichen Ende des Münsterbergs. 1212 besaß Kaiser Otto IV. (1198-1218) die Verfügung über Stadt und Burg; er räumte Breisach jedoch kampflos, so dass sich König Friedrich II. (1212-1250) in den Besitz des Ortes setzen konnte. Breisach war im späten Mittelalter Reichsstadt, wurde 1330 jedoch an die habsburgischen Herzöge verpfändet, war von 1648 bis 1697/1700 französische Festungsstadt und danach wieder vorderösterreichisch. 1743 wurden die Festungsanlagen geschleift, 1806 die Stadt badisch. Als Teil des Htoßherzogtums, der Weimarer Republik, des "Dritten Reiches" und der Bundesrepublik Deutschland machte Breisach die geschichtlichen Entwicklungen der Moderne mit. II. Die Breisacher Münsterkirche auf dem mons brisiacus - ein älteres Gotteshaus reichte zeitlich mindestens bis zur erstmaligen Nennung der Breisacher Pfarrei zum Jahr 1139 zurück - ist der gotische Weiter- und Umbau einer stauferzeitlichen Basilika. Ein hochgotischer Chor (ca.1300) und ein Kapellenturm (ca.1320/30) wurden bis zum endenden 15. Jahrhundert ergänzt durch eine gotische Hallenkirche nebst Treppenturm (1485) und Sakristei (1494). Das Münster fällt durch eine reichhaltige Innenausstattung auf (Wandmalereien im Westbau, spätgotischer Lettner, spätgotisches Chorgestühl, Hochalter [1523/26]).
Zu Breisach s.: Gombert, Hermann (1966), St. Stephansmünster zu Breisach (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.842), München-Zürich 61973, 15 S., Schwarzweißabbildungen, Plan, DM 2,-; Gombert, Hermann, Metz, Hermann (1966), St. Stephansmünster zu Breisach (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.842), Regensburg 212000, 30 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Plan, € 2,50. [Buhlmann, 10.2021]

Breitenstein, Mirko (2019), Die Benediktiner. Geschichte, Lebensformen, Spiritualität (= BSR 2894), München 2019, 128 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, St. Galler Klosterplan, € 9,95. I. Benedikt von Nursia (†547), dessen Existenz in der neueren historischen Forschung teilweise umstritten ist und/oder als Mythos interpretiert wird, war laut seiner Lebensbeschreibung in den "Dialogen" Papst Gregors I. des Großen (590-604) der "Vater des abendländischen Mönchtums". Dieser Vita nach stammte Benedikt aus einer begüterten Familie im spätantiken Mittelitalien. Seine Konversion zum Eremiten erfolgte im Anschluss an einen Besuch der auf ihn abstoßend wirkenden Stadt Rom, der er Verzicht und Askese gegenüberstellte. Der heilige Mann erhielt bald viel Zulauf, so dass er in Montecassino eine klösterliche Gemeinschaft errichtete, deren Abt er wurde. Um das Jahr 529 schrieb Benedikt seine berühmte Mönchsregel auf, in die seine klösterlichen und spirituellen Erfahrungen einflossen. Dass Benedikts Leben von zahlreichen Wundern, Heilungen und Totenerweckungen begleitet war, versteht sich fast von selbst. Auch sah der Heilige seinen eigenen Tod voraus, der am 21. März 547 eintrat. II. Der gelehrte Mönch Beda Venerabilis (†735) verband Benedikt von Nursia mit der Benediktsregel, der regula Benedicti. Sie ist gerade durch frühmittelalterliche Handschriften aus dem Bodenseeraum, aus St. Gallen gut überliefert, nachdem der Regeltext bei der Zerstörung des Klosters Montecassino durch die Langobarden nach Rom gerettet werden (ca.577) und nach dem Wiederaufbau der Mönchsgemeinschaft (n.717) nach Montecassino zurückkehren konnte. Die Benediktsregel umfasst in einem Vorwort und 73 Kapiteln die Beschreibung des gesamten inneren und äußeren Klosterlebens, ist allerdings z.T. recht vage formuliert und wurde daher in den Jahrhunderten des Mittelalters recht unterschiedlich interpretiert. Die in der Mönchsregel enthaltenen Grundsätze gemeinschaftlichen Lebens (Zönobitentum) beschäftigen sich: a) mit dem Weg des Mönchs zur geistigen Vollkommenheit auf Grund von Gehorsam, Demut und Schweigsamkeit, b) mit dem Gottesdienst und dem Gebet, c) mit dem Verhalten der Mönche (und Novizen) untereinander, d) mit der Hierarchie innerhalb des Klosters, dem Abt und den Klosterämtern, e) mit dem Verhalten zwischen Mönchen und außerhalb des Klosters Stehenden, f) mit der wirtschaftlichen Unabhängigkeit des Klosters. Die Benediktregel definiert damit eine "Herrschaft der Regel" und eine "geregelte Herrschaft". Sie ist umgesetzt und erhielt ihre sichtbare Gestalt in der Form des St. Galler Klosterplans (ca.820). Die Benediktsregel gehört damit zu den wirkmächtigsten, klassischen Ordensregeln im christlichen Mönchtum und wurde zur Norm, Grundlage und zum Maßstab für das Leben der Benediktinermönche und -nonnen im Schnittpunkt von Askese und Subsistenzsicherung. Geprägt war dabei das Leben von Mönchen und Nonnen im Kloster von Klostereintritt und Profess, der Eingliederung des Einzelnen in die durchaus hierarchische Gemeinschaft (Abt, Klosterämter) der klöstrlichen Klausur bei Einbindung in Arbeit, Liturgie, Gottesdienst und Gebet (Diesseits und Jenseits [Ewigkeit] verbindendes Kloster [Zeit und Wiederholung], symbolisches Handeln, vita contemplativa bzw. activa). Hierbei spielte die Benediktsregel als Anleitung für ein heiligmäßiges Leben die entscheidende Rolle. III. Während die Benediktsregel im vorkarolingischen Frühmittelalter nur gelegentlich bei einigen Klöstern (Montecassiono, Subiaco, Fleury/St. Benoît-sur-Loire als Zentrum der Benediktsverehrung) aufschien und nur langsam an Konturen gewann, wurde sie in karolingischer Zeit (8./9. Jahrhundert) zur alleinigen Regel, vermöge derer sich Mönche und Nonnen organisierten. Der angelsächsische Missionar Winfrid-Bonifatius (†754), der Abt Benedikt von Aniane (†821) und die karolingischen Hausmeier und Könige gehörten zu den Förderern (der Alleinstellung) der Benediktsregel, wie die Beschlüsse des Concilium Germanicum (742/43), die Verbreitung des "Normalexemplars" der Regel (787) unter König Karl dem Großen (768-814) und das Aachener Konzil (816) unter Kaiser Ludwig dem Frommen (814-840) zeigen. Die karolingerzeitlichen Benediktinerklöster waren über das damals eingerichtete Rechtsinstitut der Vogtei (advocatus ["Vogt"]) mit der "Welt" verbunden, Klöster wurden zu Verwaltungszentren (servitium regis ["Königsdienst")) und zu Zentren der Christianisierung, Klosterschulen zu Bildungsstätten. Auch erfuhr das Kloster Montecassino als "Mutterkloster" der Benediktiner seine große Aufwertung (Besuche des Klosters durch Willibald, Bonifatius, Sturmius, Liudger). Die Klöster ergänzten die Benediktsregel noch durch Regelkommentare oder consuetudines als Gebräuchebücher. IV. Im burgundischen Klosters Cluny, entstanden 910, wurden Gebet, Totengedenken und Barmherzigkeit als (immer umfangreicher werdende) Verpflichtungen der Mönchsgemeinschaft bestimmt. Das Kloster war unabhängig, wirtschaftlich und politisch autonom von weltlichen und geistlichen Gewalten (libertas ["Freiheit"]), insbesondere von eventuellen eigenkirchlichen Bestrebungen des Stifters, Herzog Wilhelms I. von Aquitanien (886-918). Cluny gewann im 10. und 11. Jahrhundert eine überragende Bedeutung in West- und Mitteleuropa. Seine monastische Lebensweise, seine Gewohnheiten beeinflussten unter den Äbten Odo (927-942), Aymardus (942-964), Maiolus (964-994), Odilo (994-1049), Hugo I. dem Großen (1049-1109) viele andere Mönchsgemeinschaften, die sich von Cluny reformieren ließen und mit Cluny über Gebetsverbrüderungen verbunden waren. Es entstand ein Netzwerk von Cluny (caput) unterstellten Klöstern, ein Klosterverband von mehreren hundert Kommunitäten (Abteien und Priorate als membra), die cluniazensich lebten, Cluniazenser waren; zur benediktinischen Kongregation von Cluny gehörten Generalkapitel und Visitationen bei den nachgeordneten Klöstern. Clunys Einfluss war dabei nicht nur auf Frankreich beschränkt, das cluniazensische Reformmönchtum ("cluniazensische Erneuerung") strahlte z.B. nach Fruttuaria in Italien oder St. Ulrich im Schwarzwald aus und beeinflusste auch Klöster wie Hirsau. Zum Klosterverband gehörten Frauengemeinschaften wie das Cluny aus gegründete Marcigny. Die Klöster der cluniazensischen Kongregation orientierten sich an den "Gewohnheiten" von Cluny (Consuetudines Antiquiores [ca.990], Liber tramitis [1120er-Jahre]); Cluny selbst wirkte als "Licht der Welt" und spirituelles Zentrum durch seine Vorbildlichkeit in Liturgie und Totengedenken über seinen Klosterverband hinaus. Symbol des Erfolgs Clunys wurde die riesige Klosterkirche, mit deren Bau um 1080 begonnen wurde (Cluny III). Ab dem 12. Jahrhundert ist ein Niedergang Clunys feststellbar. Auch der Klosterverband war davon betroffen, wenn auch der wirtschaftliche und geistige Zerfall im späten Mittelalter wohl nicht zu gravierend ausfiel. Cluny wurde im Zuge der Französischen Revolution säkularisiert (1790), die Kirche weitgehend abgebrochen (1798-1824). V. Im ostfränkisch-deutschen Reich war das benediktinische Mönchtum mit der ottonisch-salischen Reichskirche verbunden, wobei die Abhängigkeiten zwischen Kloster (als "Reichsabtei") und Machtpolitik wohl zu relativieren sind. Für das 10. Jahrhundert sind das lothringische Gorze (Übergabe des Klosters an Kleriker durch den Metzer Bischof und benediktinische Erneuerung n.930; Abt Johannes von Vandières [†974]), das von Gorze beeinflusste St. Vanne (Abt Richard [†1046]) und das Kloster Brogne (bei Namur, Abt Gerhard [†959]), für das 11. Jahrhundert das Schwarzwaldkloster Hirsau unter Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091) (Hirsauer Klosterreform) als Reformzentren innerhalb der "Reichkirche" auszumachen. Daneben ist die auf den Kölner Erzbischof Anno II. (1056-1075) zurückgehende Abtei Siegburg als Zentrum der Siegburger Reformbewegung (beeinflusst von Gorze und Fruttuaria, Ordo Sigebergensis) zu stellen. Im Rahmen der hochmittelalterlichen Reformbewegungen - vielleicht erwachsen aus einer Krise des Zönobitentums? - wurde die Benediktsregel auch für das eremitische Mönchtum bedeutsam. Schon in den Jahrhunderten zuvor hatte es Eremitentum gegeben, wie die Zelle Meinrads (†861), aus dem sich das Kloster Einsiedeln entwickeln sollte, oder die St. Galler Inklusin Wiborada (†926) zeigen. Romuald von Ravenna (†1027) gilt als Begründer des teilweise (Eremitorium, Kloster) eremitisch lebenden Kamaldulenser, Giovanni Gualberto (†1073) als der der Vallombrosaner; daneben gab es die wenig bedeutsamen eremitischen Gemeinschaften von Montevergine bzw. Pulsano (12. Jahrhundert), die von La Chaise-Dieu und Sauve-Majeure (11. Jahrhundert). Letztendlich aus dem Umfeld des berühmten Wanderpredigers Robert von Arbrissel (†1116) entwickelten sich die eremitisch-benediktinischen Gemeinschaften des Bernhard von Tiron (†1117) (Klostergründung im Wald von Tiron, Kongregation von Tiron) und des Vitalis von Savigny (†1122) (Gründung des Klosters Savigny 1112/13, Kongregation von Savigny, Übergang in den Zisterzienserorden 1147). VI. Das endende 11. und das 12. Jahrhundert waren geprägt durch eine neue Auffassung vom christlichen Glauben und Leben. Zu den damals entstehenden und sehr erfolgreichen neuen Orden im Bereich des christlichen Mönchtums gehörten die Zisterzienser. Die Anfänge des Zisterzienserordens lagen dabei in einem neuen Verständnis von religiösem Leben durchaus in Abgrenzung zum damaligen Benediktinertum, aber auf der Grundlage der Benediktsregel. Das Novum monasterium im Cîteaux des Jahres 1098 (?), die Gründungsväter Robert von Molesme (†1111), Alberich (†1109) und Stephan Harding (†1134), die Persönlichkeit eines Bernhard von Clairvaux (†1153) stehen am Beginn zisterziensischer Geschichte, ebenso die Carta Caritatis ("Urkunde der Liebe" 1114), die als "Blaupause" für die Organisation von Klöstern als (Mönchs-) Orden diente ("Erfindung des Ordens") und die Zisterzienser damit als nachahmenswertes Modell einer neuen vita religiosa über das benediktinische Mönchtum hinaus machte. Im 12. Jahrhundert bildete sich heraus die Organisation der Zisterzienser als Klosterverband mit Mutter- und Tochterklöstern sowie den Citeaux nachgeordneten Primarabteien La Ferté (1113), Pontigny (1114), Clairvaux (1115) und Morimond (1115/18), dem einmal jährlich stattfindendem Generalkapitel der Äbte und der Kontrolle der Tochtergründungen durch das jeweilige Mutterkloster. Einzelne Klöster des Zisterzienserordens erhielten damals von den Päpsten eine Reihe bedeutender Privilegien, der Zisterzienserorden selbst Ordensprivilegien, erstmals durch Papst Eugen III. (1145-1153) im Jahr 1152. Päpstliche Vergünstigungen betrafen die Abtswahl, das Verhältnis zwischen dem Orden und den Bischöfen, die Unantastbarkeit der Grangien, also der selbst bewirtschafteten Klostergüter, die Erlaubnis des Messelesens auch während eines Interdikts sowie die Unabhängigkeit der Zisterzienser von weltlichen Gerichten. Die Zeit Bernhards von Clairvaux war auch die Zeit des Übergreifens der Zisterzienser nach Deutschland. Die Abtei Kamp am Niederrhein (1123) ist hier zu erwähnen, ebenso weitere von Morimond (1115) errichtete Filialen in Südwestdeutschland wie das elsässische Engelskloster Lützel (1124), Maulbronn (1139) oder das von Lützel aus errichtete Kloster Salem (1136/38). Lützel im Oberelsass ist 1123 in Anwesenheit Bernhards von Clairvaux gegründet worden. Nicht zuletzt das Scheitern der Zisterzienser bei der Ketzerbekämpfung brachte aber im Zusammenwirken von Papsttum und Orden den Wendepunkt, während die Frauenklöster der Zisterzienserinnen eine größere Rolle spielten. Zwar gab es noch bis nach der Mitte des 13. Jahrhunderts für den Orden Privilegierungen - insbesondere von Papst Alexander IV. (1254-1261) die Bestimmung, dass Zisterzienseräbte ihren Mönchen niedere Weihen erteilen konnten -, doch ist spätestens seit Papst Urban IV. (1261-1264) eine Umkehr in der Politik der römischen Bischöfe zu verzeichnen. Im 14. Jahrhundert versuchte der zisterziensische Papst Benedikt XII. (1334-1342) die Reform des Ordens, jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts war dem Zisterzienserorden in den Bettelorden ebenfalls Konkurrenz erstanden, der nur schwer zu begegnen war. Durch die Reformation erlitt der Zisterzienserorden weitere Verluste, im Rahmen von Gegenreformation und Tridentinischem Konzil (1545-1563) gelang aber eine weitere Zentralisierung und Straffung des Ordens; es trat 1618 eine oberdeutsche Zisterzienserkongregation in Erscheinung, die 1624 in vier Provinzen (u.a. eine schwäbische und fränkische) geteilt wurde. Französische Revolution und Säkularisation führten dazu, dass nur noch wenige Männer- und Frauenklöster weiterbestanden. VII. Was für den Zisterzienserorden in Spätmittelalter und früher Neuzeit galt, galt auch für die "alten" benediktinischen Klöster. Im 12. bis 14. Jahrhundert nahmen sich die benediktinischen Orden der Wilhelmiten (Wilhelm von Malavalle [†1157]), der Silvestriner (Silvester Guzzolini [†1267), der Cölestiner (Petrus von Morrone [Papst Cölestin 1294, †1296]) und der Olivetaner (Bernardo Tolomei [†1348]) hinsichtlich ihrer Organisation und ihres Armutsanspruchs die Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner zum Vorbild. Ebenso spätmittelalterlich war die von Papst Benedikt XII. dem Benediktinerorden gegebene Reformbulle Benedictina (1336), die mit ihren päpstlichen Direktiven den Klöstern eine geordnete Güterverwaltung, geistige Arbeit und innerklösterliche Ausbildung vorschrieb sowie eine Zentralisierung des Ordens, 36 Ordensprovinzen (u.a. die Mainz-Bamberger Provinz für die süddeutschen Klöster) und Provinzialkapitel verfügte. Geistige und wirtschaftliche Erneuerung war auch das Ziel der benediktinischen Reformen des 15. Jahrhunderts. Hierhin gehört der benediktinische Klosterverband (Kongregation ohne "abbatiale Souveränität": Generalkapitel, Definitorium) um das Kloster Santa Giustina in Padua (Ludovico Barbo [†1443]). Auch das Konstanzer Konzil (1414-1418) beschäftigte sich mit der Reform des Benediktinerordens (Petershausener Äbteversammlung 1417), doch entfalteten die vom Donaukloster Melk und Weserkloster Bursfelde ausgehenden Reformbewegungen eine ungleich stärkere Wirkung. Ihnen schlossen sich andere Klöster an. Dabei erhielten verstärkt Mönche aus dem Bürgertum Eingang in die Kommunitäten. Aller reformerischer Eifer wurde aber im Verlauf des 16. Jahrhunderts in Frage gestellt durch Martin Luther (†1546) und die evangelisch-protestantische Reformation. VIII. Das niederösterreichische Donaukloster Melk war ursprünglich ein von den babenbergischen Markgrafen gegründetes Kanonikerstift (10./11. Jahrhundert), bevor es 1089 in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Das Kloster stand seit 1110 unter päpstlichem Schutz, unter Abt Engilschalk (1116-1121) hielt die von Hirsau und St. Georgen beeinflusste Admonter Reform hier Einzug. Eingebunden war das Kloster seit dem 13. Jahrhundert in die Landesherrschaft der habsburgischen Österreicher, doch führte der Brand der Klosteranlage im Jahr 1297 zum wirtschaftlichen Verfall der Mönchsgemeinschaft. Unter dem habsburgischen Herzog Rudolf IV. (1358-1365) besserte sich die Lage des Klosters, das die vom Konstanzer Konzil (1414-1418) ausgehenden Reformimpulse aufnahm. Melk zeichnete sich nunmehr durch eine strenge Klosterdisziplin aus, das Kloster wurde zum Ausgangspunkt der sog. Melker Reform, die nach Österreich und Süddeutschland ausstrahlte und z.B. das Schwarzwaldkloster Hirsau zumindest zeitweise erfasste. Die wirtschaftlichen Grundlagen Melks blieben in der Folgezeit hingegen weiterhin instabil. IX. Die 1093 gegründete Benediktinerabtei Bursfelde a.d. Weser erreichte gegen Mitte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Blütezeit, verfiel aber im 14. Jahrhundert in wirtschaftlicher und monastischer Hinsicht. Unter Abt Johannes Dederoth (1430-1439) begann der Aufstieg des Klosters, sein Nachfolger Johannes Hagen (1439-1469) wurde zum eigentlichen Begründer der Bursfelder Kongregation (Union), die die von Bursfelde reformierten Klöster zusammenfasste (Urkunden von 1446, 1451, 1459). Zu dem straff organisierten Klosterverband stieß eine Vielzahl von Mönchsgemeinschaften, die sich der Kongregation anschlossen. Die Abtei Bursfelde ging der Union 1634 verloren, die Kongregation selbst bestand noch bis zum Jahr 1803. X. Die Reformation in Deutschland und Europa änderte vieles, gerade in Hinblick auf das benediktinische Mönchtum. Das katholische Mönchtum wurde von protestantischen Reformern angegriffen und in Frage gestellt - mit der Konsequenz der Aufhebung und Säkularisation von Mönchs- und Nonnengemeinschaften -, das Benediktinertum in seiner auf Askese zielenden Ausrichtung auch von katholischer Seite. Innerhalb der katholischen Konfession befand sich das benediktinische Mönchtum in Konkurrenz zu anderen Orden; reiche benediktinische Klöster wurden hier ebenfalls aufgehoben, etwa zur Erweiterung von Bistümern (Würzburg, Trier), in Frankreich (Absolutismus) und im Habsburgerreich (Josephinismus), schließlich im Zuge der europaweiten Auflösung der Kloster zu Beginn des 19. Jahrhunderts (Deutsches Reich: Reichsdeputationshauptschluss 1803) bei Übernahme von Seelsorge und sozialen Aufgaben durch die sich sich ausformenden (National-) Staaten der Moderne. In der frühen Neuzeit wurden daher aus Benediktinern - Nützlichkeitserwägungen entsprechend - Seelsorger und Gelehrte. Letztere standen in Beziehung etwa zur Salzburger Benediktineruniversität (ab 1617) oder zu den Kongregationen von St. Vanne (1604) oder des angeblichen Benediktschülers Maurus (1621; Mauriner); bedeutende benediktinische Gelehrte waren die Mauriner Luc d'Achery (†1685), Jean Mabillon (†1707), Thierry Ruinart (†1709). Auch die benediktinischen Reformen gingen weiter, etwa bei den Frauenklöstern durch Franz von Sales (†1622) oder - mit einem gewissen Abstand zur frühneuzeitlichen benediktinischen Bildung - im Zisterzienserorden mit den Feuillanten (Jean de la Barrière [†1600]) und Trappisten (Armand Jean Le Bouthillier de Rancé [†1700]). XI. Die Säkularisationen am Anfang der Moderne bedeuteten aber nich das Ende des benediktinischen Mönchtums. Klöster wie Solesmes und Beuron (Beuroner Kongregation 1873, Beuroner Kunstschule und religiöse Kunst) standen für ein neues Mönchtum; hinzu kamen Benediktiner in der christlichen Mission (Kloster St. Ottilien 1887, Kongregation von St. Ottilien). Die 1893 bestätigte Confoederatio Benedictina ("Benediktinische Konföderation") ermöglichte den Zusammenhalt zwischen den Benediktinerklöstern; mit der Konföderation verbanden sich auch die Orden der Kamaldulenser, Olivetaner, Silvestriner und Vallombrosaner. Seit 2001 gibt es eine "Internationale Gemeinschaft der Benediktinierinnen". Zur Moderne gehört auch, dass Gemeinschaften mit der Benediktsregel nicht notwendigerweise katholisch sein müssen (anglikanische Frauen- und Männerkommunitäten, evangelisch, ökumenische Gemeinschaften). [Buhlmann, 10.2020]

Breitner, Erhard (1939), Maximilian I. Der Traum von der Weltmonarchie, Bremen 1939 > M Maximilian I.

Bremm, Klaus-Jürgen (2015), Die Schlacht. Waterloo 1815 (= Besondere Wissenschaftliche Reihe 2015), Darmstadt 2015, 256 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, ca. € 10,-. Die "hundert Tage" des von Elba geflohenen Napoleon (†1821), in denen dieser nochmals über Frankreich herrschte, sollten bekanntlich mit der Schlacht bei Waterloo (La Belle Alliance, 16.-18. Juni 1815) enden. Mit einem letzten Aufgebot von Truppen (l'armee du nord, 124000 Mann, 366 Geschütze) wollte Napoleon auf belgischem Gebiet den Vormarsch der preußischen (unter Blücher, 128000 Mann, 312 Geschütze) und der alliierten Armee (unter Wellington, 107000 Mann, 216 Geschütze) aufhalten. Nach Überschreiten der Grenze zur südlichen Niederlande und der Sambre (Eröffnung des Feldzugs, 14./15. Juni 1815) fand sich die französische Armee zwischen denen Blüchers und Wellingtons. In der (Teil-) Schlacht bei Ligny und Quatre Bras (16. Juni) konnte Napoleon die preußische Armee zurückdrängen, die sich nach Norden zurückzog. Wellington zog sich am Folgetag vom wichtigen Straßenkreuzungspunkt Quatre Bras vor Waterloo (südöstlich von Brüssel) zurück, während ein beträchtlicher Teil von Napoleons Armee die Preußen verfolgte. Vor Waterloo entspann sich wieder einen Tag später (18. Juni) am späten Vormittag die gleichnamige Schlacht zwischen der französischen und britisch-alliierten Armee (Kämpfe bei La Haie Sainte, um Goumont), während Teile der preußischen Armee von Nordwesten her anrückten (Kämpfe um Plancenoit), andere Teile in der Schlacht bei Wavre (18./19. Juni) gebunden waren. Die fast geschlagene Armee Wellingtons konnte am Abend noch den Angriff der Kaiserlichen Garde Napoleons abwehren, so dass sich die noch intakten Teile der armee du nord vom Schlachtfeld zurückziehen mussten bzw. das preußische Vordringen gegen den rechten französischen Flügel den Rückzug in eine Flucht der Franzosen ausarten ließ. Die Schlacht bei Waterloo mit ihren strategisch-taktischen Fehlern auf beiden Seiten der sich bekämpfenden Parteien sowie mit ihren massiven Kommunikationsschwierigkeiten gilt als die letzte Schlacht der Epoche des Ancien Régime. Waterloo als Gedenkort reicht von den Schlachttouristen unmittelbar nach den Kampfhandlungen bis zum heutigen europäischen Erinnerungsort. [Buhlmann, 04.2015]

Bremm, Klaus-Jürgen (2019), 70/71. Preußens Triumph über Frankreich und die Folgen, Darmstadt 2019, 335 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 25,-. I. Vorgeschichte: der deutsch-dänische Krieg (1863/64) endete mit der Besetzung der mit dem Königreich Dänemark durch Personalunion verbundenen Herzogtümer Holstein und Schleswig, wobei Schleswig Teil des Deutschen Bundes wurde, Holstein durch Österreich, Schleswig durch Preußen verwaltet wurde (Gasteiner Konvention 1865). Nicht zuletzt die Spannungen um diese beiden Elbherzogtümer entluden sich dann im Deutschen Krieg (1866), der mit der Niederlage Österreichs und seiner Verbündeten endete (preußische Annexion des Königreichs Hannover und Kurhessens 1866, Frieden von Nikolsburg und Prag 1866, Selbstauflösung des Deutschen Bundes 1866) und Österreich endgültig politisch aus Mitteleuropa verdrängte. Norddeutscher Bund (1867) und Deutsches Kaiserreich (1870/71) sollten die großpreußische Zukunft der deutschen Nation bestimmen. Zuvor führten die u.a. vom preußischen Kanzler Otto von Bismarck geschürten politischen Irritationen zwischen dem Kaiserreich Frankreich und Preußen um die (letztlich zurückgezogene) Kandidatur eines Hohenzollern für die vakante spanische Krone (Emscher Depesche) zur Kriegserklärung Frankreichs an Preußen und zum deutsch-französischen Krieg von 1870/71; an der Seite Preußens und des Norddeutschen Bundes standen auch die süddeutschen Staaten (Großherzogtum Baden, Königreich Württemberg, Königreich Bayern). II. Deutsch-französischer Krieg: Mobilmachung und Aufmarsch der Truppen (durch Eisenbahntransporte) erfolgten nach der französischen Kriegserklärung vom 19. Juli 1870, die preußisch-deutschen Truppen befanden sich unter dem Oberbefehl des Generalfeldmarschalls Helmuth Graf von Moltke, der recht genaue Vorstellungen von der Durchführung des (ersten modernen) Kriegs gegen Frankreich hatte. Die Kampfhandlungen begannen am 2. August, als französische Truppen Saarbrücken besetzten, nur um sich kurz darauf wieder zurückzuziehen. Dem standen die ersten Erfolge deutscher Angriffe auf französische Stellungen am 4. bis 6. August gegenüber, die mit den drei Grenzschlachten von Weißenburg, Wörth und Spichern gegen die französische Rhein-Armee und die Elsass-Armee verbunden sind. Der Rückzug französischer Truppen machte den Weg nach Lothringen, Elsass und Frankreich für die (1.-3.) deutschen Armeen frei. Es folgten deutsche Operationen bis nach Metz und östlich davon. Die Schlacht von Colombey-Nouilly am 14. August endete unentschieden, die Schlachten von Vionville-Mars-la-Tours am 16. und Gravelotte am 18. August gingen zugunsten der deutschen 1. und 2. Armee aus, während parallel die 3. Armee bis nach Nancy und Toul vorrücken konnte. Ergebnis der drei Schlachten um Metz war, dass Teile der französischen Rheinarmee unter Marschall Francois-Achille Bazaine in Metz eingeschlossen wurden (Einschließung von Metz durch die 2. deutsche Armee); die französischen Truppen unter Marschall Patrice MacMahon zogen sich indes von Chalons-sur-Marne nach Sedan zurück, wo sie von der nachrückenden 1. deutschen Armee in der Schlacht bei Sedan am 1. und 2. September vernichtend geschlagen wurden und kapitulieren mussten. Der französische Kaiser Napoleon III. geriet in Gefangenschaft, das französische Kaiserreich kam zu seinem Ende, die letzte noch bestehende kaiserliche Armee war in Metz eingeschlossen. Die militärische Katastrophe von Sedan führte in Paris zu politischem Chaos und der Ausrufung der französischen Republik am 4. September. Der deutsche Feldzug in Frankreich mutierte damit zu einem Krieg gegen die Republik; Paris wurde eingeschlossen und zwischen dem 19. September 1870 und 28. Januar 1871 belagert, während die französische "Regierung der nationalen Verteidigung" in Tours, später sogar in Bordeaux residierte. Unterdessen führten im Elsass Belagerung und Beschießung der Stadt Straßburg ab dem 23. August 1870 zur Einnahme der Stadt am 27. September. Auch die Belagerung der kaiserlichen Armee in Metz kam zu ihrem Ende, als nach halbherzigen französischen Ausbruchsversuchen (Vorstoß auf Colombey und Failly, Schlacht bei Noisseville am 31. August; Versorgungsprobleme, Verhandlungen) die franzöische Armee am 29. Oktober schließlich kapitulierte. Die Kämpfe konzentrierten sich danach um die Loire und Orléans; in der Schlacht bei Artenay am 10. Oktober waren die deutschen Truppen siegreich (zwischenzeitliche deutsche Besetzung von Orléans), ihr folgte in der Schlacht bei Coulmiers am 9. November ein französischer Sieg, ein französischer Angriff bei Beaune-la-Rolande scheiterte am 28. November, die Schlacht bei Loigny-Poupry am 2. Dezember endete mit einem deutschen Sieg. Dadurch war ein eventueller französischer Entsatz des belagerten Paris von Süden her durch die französische Loire-Armee gescheitert. Nördlich von Paris konnten sich deutsche Truppen an der Somme gegen die französische Nord-Armee durchsetzen; deutsche Armeekorps drangen über Thionville und Mézières zur Oise vor, siegten schließlich in der Schlacht bei Amiens am 27. November (Besetzung von Amiens), die Nord-Armee siegte in der Schlacht an der Hallue am 23. Dezember, konnte aber in den Schlachten von Bapaume am 3. Janaur 1871 und St. Quentin am 19. Januar nach Cambrai zurückgedrängt werden. Südwestlich des Elsass führten deutsche Vorstöße nach der Einnahme Straßburgs im Oktober und November bis nach Besancon und Dijon, gefolgt von den unentschiedenen Schlachten bei Beaugency am 10./13. Dezember und Nuits St. George am 19. Dezember. Der französische Entsatz der von den Deutschen belagerten Festung Belfort scheiterte nach der Schlacht bei Villersexel am 9. Januar 1871 in der Schlacht an der Lisaine zwischen Héricourt und Montbèliard am 15./17. Januar. Die französische Ost-Armee musste zudem einer deutschen Umzingelung entgehen und wurde Richtung des Juragebirges nach Pontarlier abgedrängt. Im Zuge eines "zweiten Sedan" kam es zu Teilkapitulationen der Ost-Armee am 29. Januar - auch vor dem Hintergrund des deutsch-französischen Waffenstillstands - und zu Übertritt und Entwaffnung von Armeeteilen in der Schweiz am 1. Februar. Dem Waffenstillstand ging im Zuge der Belagerung und Bombardierung von Paris die Gründung und Proklamierung des deutschen Kaiserreichs am deutschen Hauptquartier in Versailles voran (Reichsgründung Bismarcks, Erhebung des preußischen Königs zum Kaiser Wilhelm I.), ebenso die Tatsachen, dass die Pariser Bevölkerung Opfer von Kälte und Hunger wurde - mehr als 40000 Pariser Einwohner starben - und dass ein letzter Ausfall aus Paris am 19. Januar 1871 gescheitert war; es folgten - auch infolge eines versuchten Putsches von Extremisten in Paris am 22. Januar - die Kapitulationsverhandlungen zwischen dem französischen Außenminister Jules Favre und Reichskanzler Bismarck und eine deutsche Schlusskanonade auf Paris am 27. Januar, bevor der (eingeschränkte) Waffenstillstand am 28. Januar in Kraft trat. Am 8. Februar fanden in ganz Frankreich die Wahlen zur Nationalversammlung statt, am 26. Februar folgte der Präliminarfrieden zwischen Deutschland und Frankreich, d.h. der französischen Regierung in Bordeaux, am 3. März die Parade deutscher Truppenteile durch Paris. In Paris standen sich - auch nach dem Abzug der deutschen Truppen - Regierungstruppen und Polizei der sich radikalisierenden Pariser Kommune von linken Extremisten gegenüber. Der Versuch, die Extremisten zu entwaffnen, scheiterte am 18. März; zu ersten Kampfhandlungen zwischen den beiden politischen Gruppierungen kam es am 2. April; die Armee der Regierung, die nach Versailles umgezogen war, formierte sich unter Marschall MacMahon und wurde von den deutschen Siegern unterstützt. Während des April und Mai kam es zu Kampfhandlungen und Barrikadenkämpfen in Paris, bei denen die Kommunarden den Kürzeren zogen; nach 72-tägiger Herrschaft über Paris endete der Widerstand der Kommune am 28. Mai 1871. III. Folgen: Im deutsch-französischen Krieg ging das französische Kaiserreich unter, das deutsche Kaiserreich wurde gegründet. Bismarck gelang es auf Grund der besonderen Umstände, die damals als "europäischer Glücksfall" zwischen den Großmächten in Europa (Frankreich, Großbritannien, Österreich-Ungarn, Preußen, Russland) herrschten, die deutsche Einigung als kleindeutsche Lösung durchzuführen und damit den politischen und wirtschaftlichen Aufstieg eines geeinten deutschen Kaiserreichs in die Wege zu leiten. Die Abtretung von Elsass und Lothringen an Deutschland und die großen französischen Reparationszahlungen, die im Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 formell beschlossen wurden, wirkten sich zwar negativ aus, doch geschah dies - weniger französischer Revancherhetorik zum Trotz - eher im Zusammenhang mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Im Großen und Ganzen blieb das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland stabil; Bismarck verwies Frankreich auf dessen Kolonialpolitik, wo es seiner Meinung nach zu keine Konkurrenz zu Deutschland geben konnte. Das deutsche Kaiserreich erlangte zudem die Sympathien Großbritanniens. Erst die einsetzende deutsche Kolonialpolitik vergiftete das Verhältnis des Kaiserreichs zu den westeuropäischen Großmächten. Als der Erste Weltkrieg begann (1914), hatte aber der Frankfurter Frieden (Mittel-) Europa eine 43-jährige Friedenszeit verschafft. [Buhlmann, 08.2022]

Brendle, Tobias (2008), Die Alamannen von Neudingen. Ein Gräberfeld liefert Einblicke in die Welt des frühen Mittelalters, in: Almanach 2008 (2008), S.94-98 > N Neudingen

Brennecke, Jochen (1960), Schlachtschiff Bismarck (= Moewig Tb 3122), München 1981 > M Müllenheim-Rechberg, Schlachtschiff Bismarck

Brennecke, Jochen (1991), Die Wende im U-Boot-Krieg. Ursachen und Folgen 1939-1943 (= Heyne Tb 7966), München 1991 > Z Zweiter Weltkrieg

Brennecke, Jochen ([1999]), Geschichte der Schiffahrt, Künzelsau [1999] > B Bohn, Seefahrt

Brennecke, Paul (1873), Leben und Wirken des heiligen Theoger, Diss. Halle 1873 > T Theoger von St. Georgen

Brenske, Helmut (1986), Ikonen. Fenster zur Ewigkeit, Kirchdorf a.I. 1986, [20], [98] S., Farbabbildungen, DM 29,80. I. In der griechisch- bzw. russisch-orthodoxen (Ost-) Kirche spielten und spielen innerhalb der christlichen Religionsausübung und Liturgie Ikonen als von Mönchen geschaffene Bilder eine wichtige Rolle. Ikonen werden in den Kirchenräumen in Ikonostasen gezeigt; es gibt Vortrageikonen und Ikonen als Diptychen, Triptychen, Tetraptychen und als Metallgussikonen. Die Ikonen vermitteln als symbolisierende (Sinn-) Bilder zwischen der Wirklichkeit der Welt und der christlichen Transzendenz Gottes; sie dienen als "Fenster zur Ewigkeit". "Formale Übersteigerung" führt dabei auf das "monumental Erhabene" z.B. eines Christus Pantokrator, der Gottesmutter Maria, von biblischen Gestalten und christlichen Heiligen (heiliger Georg als Drachentöter u.a.). Auch bilden Ikonen das heilsgeschichtliche Ostergeschehen ab, Szenen aus der Bibel (Enthauptung Johannes' des Täufers u.a.) oder Heiligenlegenden (heiliger Nikolaus von Myra u.a.). II. Antik-spätantike Gedächtnisbilder (1.-4. Jahrhundert n.Chr.; Mumienporträts) mögen als Kunstform und Gedächtniskult zur Entstehung der Kunstgattung der Ikonen beigetragen haben. Märtyrerbildnisse als Gedenkbilder gab es so schon im 5. Jahrhundert im oströmischen Reich, im 6. Jahrhundert war die Ikonenverehrung auch kirchlich anerkannt, wenn auch nicht unumstritten. Das Katharinenkloster auf dem Sinai steht für die frühesten Ikonen (6./7. Jahrhundert). Ikonodulen und Ikonoklasten bekämpften sich in der Epoche des byzantinischen Bilderstreits (726-843), von der "makedonischen Renaissance" (9.-11. Jahrhundert) profitierte auch die Ikonenmalerei, im 11./12. Jahrhundert treten bei den Darstellungsformen Veränderungen hinsichtlich einer "Vergeistigung" und eines "Naturalismus" auf, in der spätbyzantinischen Zeit Veränderungen in Richtung einer "Vermenschlichung". Kreta, der Berg Athos und der Balkan waren Zentren der orthodoxen Ikonenmalerei. III. Nach dem Vorbild der byzantinischen Ikonenmalerei entstand mit der Christianisierung Russlands (988) auch die russische Ikonenmalerei, z.B. in Nowgorod (12. Jahrhundert). Als Ikonenmaler traten hervor Theophanes der Grieche (†1410), Andrej Rublew (†1427/30) und Simon Uschakow (†1686). Letzterer beeinflusste maßgeblich die Veränderungen, die die russische Ikonenmalerei im 17. Jahrhundert erfuhr (<-> Stroganow-Schule 16./17. Jahrhundert, westliche, persische Einflüsse) bis hin zur Ikonenmalerei als "Fließbandarbeit" im 19./20. Jahrhundert. Mit dem sowjetischen Kommunismus endete die Tradition der Ikonenmalerei. [Buhlmann, 02.2022]

Brent, Allen (1995), Hippolytus and the Roman Church in the Third Century. Communities in Tension before the Emergence of a Monarch-Bishop (= Vigiliae Christianae, Bd.31), Leiden-New York-Köln 1995 > H Hippolyt

Brent, Peter (1977), Das Weltreich der Mongolen. Dschingis Khans Triumph und Vermächtnis, Bergisch Gladbach 1988 > M Mongolische Geschichte

Brentano, Clemens, deutscher Dichter der Romantik: Geboren 1778 als Sohn eines Frankfurter Kaufmanns, wandte sich Clemens Brentano nach Schulzeit, abgebrochener Kaufmannslehre (1796) und abgebrochenem Studium an den Universitäten von Halle und Jena (1797/98) der Schriftstellerei und einem "Wanderleben" zu, das ihn trotz zweier Ehen nach Berlin, Böhmen, Wien, Dülmen, Frankfurt und München brachte. Lebenskrisen ließen Brentano sich pietistischen Strömungen bezw. dem (rheinischen) Katholizismus annähern. Der Dichter starb 1842 in Aschaffenburg. An Werken des Clemens Brentano sind zu nennen: Die Rose (1800, Erzählung); Gustav Wasa (1800, Drama); Der Sänger (1800, Erzählung); Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter (1801, Roman); erste Gedichte (1801/02; u.a. Der Spinnerin Nachlied); Die lustigen Musikanten (1803, Singspiel); Ponce de Leon (1803, Lustspiel); Des Knaben Wunderhorn (1806/08, zusammen mit Ludwig Achim von Arnim, Volksliedersammlung); Entweder wunderbare Geschichte von Bogs dem Uhrmacher, wie er zwar das menschliche Leben längst verlassen, nun aber doch, nach vielen musikalischen Leiden zu Wasser und zu Lande, in die bürgerliche Schützengesellschaft aufgenommen zu werden Hoffnung hat, oder die über die Ufer der Badischen Wochenschrift als Beilage ausgetretene Conzert-Anzeige (1807, zusammen mit Johann Joseph von Görres, Satire); Die Gründung Prags (1815, Drama); Die drei Nüsse (1817, Erzählung); Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl (1817, Novelle); Aus der Chronicka eines fahrenden Schülers (1818, Erzählung); Brentano, Clemens (1823), Gockel und Hinkel. Märchen (= RUB 450), 1965, Nachdruck Stuttgart 1982, 109 S., DM 1,-; Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi (1833, religiöser Text); Gockel, Hinkel und Gackeleia (1838, Märchen); Die Mährchen vom Rhein (1848, Märchen); Das Leben der hl. Jungfrau Maria (1852, religiöser Text); Biographie der Anna Katharina Emmerick (1867/70, religiöser Text); Tagebuchaufzeichnungen; Brentano, Clemens, O Stern und Blume, Geist und Kleid. Gedichte von Clemens Brentano. Ein Lesebuch v. Franz Josef Czernin (1998), München-Wien 1998, 155 S., Zeittafel, DM 28,-. [Buhlmann, 01.2021]

Bresslau, Harry (1923), Die ältere Salzburger Annalistik (= Abhandlungen der preußischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Jahrgang 1923, Nr.2), Berlin 1923, 63 S., Abbildungen, RM N.N. Die Salzburger Annalistik gehört zur Annalen-Historiografie im von den Karolingern politisch dominierten Frankenreich des 8. und beginnenden 9. Jahrhunderts. Sie soll von den verlorenen Annales Iuvavenses antiqui abgeleitet sein und äußert sich in den Annalenwerken: Annales Iuvavenses maximi, Annales Iuvavenses maiores, Annales Iuvavenses minores. Die Annales Iuvavenses maximi haben einen Textzeugen in der Handschrift Nr.718 der Admonter Stiftsbibliothek, einer Sammelhandschrift aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die u.a. Etymologien des Isidor von Sevilla und Kommentere zum Kirchenlehrer Hieronymus enthält; die Annales Iuvavenses maximi sind von mehreren Händen (Schüler, Lehrer?) eingetragen als Abschrift vom Original, einer Kopie oder einer Redaktion der Annales Iuvavenses antiqui. Die Annales Iuvavenses maiores umfassen einen Zeitraum zwischen 725 und 825, ein Jahresnotat zu 976 gehört ebenfalls dazu. In Verbindung gebracht werden die Annalen mit dem Salzburger Schulmeister Baldo, inhaltlich sind sie eine Ergänzung und Fortsetzung der Annalen des Hofgelehrten Alkuin (†804) und sollen auf ältere, verloren gegangene Salzburger Annalen zurückgehen; die Annales Iuvavenses maiores sind als Exzerpt der Annales Iuvavenses antiqui überliefert in einer Würzburger Sammelhandschrift des 9. Jahrhunderts, die u.a. den Liber maior de temporibus des Beda Venerabilis mit der Ostertafel betreffend die Jahre 532-1063 enthält. Ebenso enthält der Würzburger Codex die Annales Iuvavenses minores, kleinere und größere Annalen ergänzen sich in einigen Jahresnotaten. Abgeleitet aus den Annales Iuvavenses antiqui sollen auch sein die verlorene Chronica Karoli (erwähnt 1165), der Libellus de conversione Bagoariorum et Karantanorum (ca.870 verfasst) und die Annales Salisburgenses (im 12. Jahrhundert zusammengestellt?). Neben Admont haben die Annales Iuvavenses antiqui auf andere Ort der Salzburger Kirchenprovinz ausgestrahlt; zu nennen sind diesbezüglich die Annales Altahenses maiores des Klosters (Nieder-) Altaich und die in der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts einsetzende Regensburger Annalistik. U.a. über die Exzerpte des spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Historiografen Johannes Aventin und über spätermittelalterliche österreichische Annalen lassen sich die verlorenen Annales Iuvavenses antiqui insoweit erschließen, dass Letztere wohl mit dem Jahr 725 begannen und kurz nach der Mitte des 9. Jahrhunderts abbrachen, in einem ersten Abschnitt bis 829 die Annales regni Francorum und bayrische Quellen kompiliert haben, mit weiteren Abschnitten bis 844 und zwischen 844 und 956 fortgesetzt wurden. Die Annales Juvavenses maximi haben dann die Annales Iuvavenses antiqui durch neue Nachrichten gerade zum 9. Jahrhundert ergänzt. [Buhlmann, 06.2023]

Breukelaar, Adriaan H.B. (1994), Historiography and Episcopal Authority in Sixth-Century Gaul. The Histories of Gregory of Tours Interpreted in their Historical Context (= FKDG 57), Göttingen 1994, 391 S., € 14,-. Gregor von Tours, geboren 538 in der Auvergne und römisch-senatorischer Abstammung, gestorben am 17. November 594 als Bischof von Tours, ist der Verfasser der "Zehn Bücher Geschichte" als fränkisch-merowingischer Reichs- und Zeitgeschichte und Universalchronistik mit politisch-sozialer Gesellschaftskonzeption. Entstanden sind einige Teile der "Geschichte der Franken" schon weit vor der Bischofserhebung Gregors (573), während seines Episkopats schrieb er Zeitgeschichte, die letzten "Geschichten" stammen von 591/92, vielleicht schlossen sich Überarbeitungen des Geschichtswerks bis zum Tod des Historiografen an. Gregor von Tours folgte in seiner Geschichtsschreibung den aus antiker Bildung und Rhetorik überkommenen Vorgehensweisen. Aus einer historischen Materialsammlung zur "fränkischen Geschichte" (inventio: Zeit, Raum [Gallien, Frankenreich, Clermont, Tours], Personen [Könige, Amtsträger, Bischöfe], Geschehen, Ursache und Wertung [credulitas]) setzte er sein Geschichtswerk zusammen (dispositio: Bucheinteilung, chronologisches Prinzip und seine Durchbrechung [Antithesen]) und gestaltete es stilistisch (elucutio: Intention des Autors, Topoi, Sprache und Grammatik). > G Gregor von Tours [Buhlmann, 07.2011]

Breyer, Francis (2021), Schwarze Pharaonen. Nubiens Königreiche am Nil, München 2021, 238 S., Schwarzweißabbildungen, Epochenübersicht, Regententabellen, Karte, € 18,-. I. Das antike (Unter-, Mittel-, Ober-) Nubien umfasste das Niltal zwischen dem 1. und 6. Katarakt von Assuan bis Khartum (Zusammenfluss von Weißem und Blauem Nil) nebst den sich daran anschließenden Gebieten der (westlichen) Libyschen und (östlichen) Nubischen Wüste. In vor- und frühgeschichtlicher Zeit verliefen die sich ungefähr an den Breitengraden orientierenden Vegetationszonen (tropische Halbwüste, tropisches Grasland, Savanne) weiter nördlich als in historisch-heutiger Zeit. Menschliche Besiedlung setzt in Nubien mit der Jungsteinzeit (7.-4. Jahrtausend v.Chr.) ein, ablesbar an Kulturtechniken wie den Steinwerkzeugen (Steinkeulen) und -figurinen oder der Keramikherstellung (Laqiya-Stil, rippled ware), ablesbar auch am klimatisch-ökologischen Wandel, der eine Einengung der Siedlungsräume bei einem Übergang zur Viehwirtschaft von Hirten verursachte (Friedhöfe: Kadruka [4900-3300 v.Chr.], Kadero [4900-4000 v.Chr.], el-Kadala [4600-3300 v.Chr.]; Häuptlingtümer unter männlichen und weiblichen Häuptlingen). Im 4. Jahrtausend v.Chr. leitet über zum Spätneolithikum der Kultur der sog. A-Gruppe (3800-2900 v.Chr.) im Niltal Unternubiens (Frühnubisch I). Es bestanden enge Beziehungen zu Ägypten (Negade-Kultur), es gab überregionalen Handel und eine auf Feldbauerntum und Viehwirtschaft beruhende Gesellschaft. Mit der Formierung des Staats der ägyptischen Pharaonen (3200 v.Chr.) und der Expansion Ägyptens nach Nubien verschwand die Kultur der A-Gruppe, während sich in Obernubien die Kerma-Kultur (2500-1450 v.Chr.) ausbildete (Frühnubisch II: Präkerma: 3400-2500, Frühkerma: 2500-2050, Mittelkerma: 2050-2750, klassisches Kerma: 1750-1500, Spätkerma [und ägyptisches Neues Reich]: 1500-1100 v.Chr.), Unternubien unter Einfluss des ägyptischen Mittleren Reiches geriet (ägyptische Festungen [Buhen u.a.], nubische Bogenschützen im ägyptischen Heer). Die Kerma-Kultur zeichnete sich durch spezifische Bestattungssitten (Bukranien, Menschenopfer) aus, sie verfügte über keine eigene Schrift, besaß mit Kerma (am 3. Nilkatarakt) eine Hauptstadt als Residenz u.a. der Herrscher Ka'a, Tereh, Auau. Vom Reich vom Kerma hingen Klientelfürstentümer ab wie das der nomadischen Medjai (Fürsten Wenkat, Bakwayt, Wahib), der Fürsten von Kusch (Fürst Weteterereses) oder der Herrscher über Unternubien (Fürst Nehesi ["Nubier"]). In der 2. Zwischenzeit Ägyptens (ca. 1600 v.Chr.) beherrschten die nubischen Könige von Kerma, das ägyptische Theben und die asiatischen Hyksos das Niltal; es kam in der späten 2. Zwischenzeit sogar zu einem Ausgreifen des Königs von Kusch-Kerma nach Oberägypten. Mit der Entstehung des ägyptischen Neuen Reiches (1550 v.Chr.) wurde indes zuerst Unternubien ägyptisch (Pharaonen Kamose, Amenophis I.), die ägyptische Herrschaft sollte sich in der Folgezeit nach 90 Jahren Krieg des ganzen Reiches Kerma bemächtigen (Pharaonen Thutmosis I., II., III.), Nubien wurde für vier Jahrhunderte zu einer ägyptischen Kolonie, beherrscht vom "Königssohn von Kusch" als ägyptischem Statthalter und einer loyalen nubischen Oberschicht, kulturell recht stark beeinflusst von Ägypten (ägyptische Götter in Nubien). Parallel zum Reich von Kerma sind in Nubien weitere Kulturen und Herrschaftsbildungen auszumachen: in Unternubien die Kultur der C-Gruppe (2300-1500 v.Chr.; Nekropolen, Wehrdörfer) vielfach unter Einfluss des ägyptischen Mittleren Reiches (Expeditionen des Harchuf [ca. 2300 v.Chr.], Nubien als Lieferant von Gold, Ebenholz und Elfenbein, nubische Söldner in ägyptischen Diensten), von Unternubien bis Oberägypten die Pfannengräberkultur (1900-1550 v.Chr.), die Medjai der Ostwüste (2200-n.1500 v.Chr.; verschiedene nomadische Gruppen), der Handessi-Horizont der Westwüste (2200-1100 v.Chr.; verschiedene nomadische Gruppen). II. Die Zerfall der ägyptischen Macht unter den ramessidischen Pharaonen (12./11. Jahrhundert v.Chr.) führte zu einem etappenweisen Rückzug der Ägypter aus Nubien und zum Ende des Neuen Reiches u.a. in einem Bürgerkrieg zwischen dem nubischen Vizekönig Pa-nehesi und dem thebanischen Hohenpriester (zur Zeit Pharao Ramses' XI.). Die 3. Zwischenzeit Ägyptens war danach geprägt von der Herrschaft libyscher Stammesführer über das Niltal, während in Nubien ein "Dunkles Zeitalter" (Frühnubisch III: 1100-750 v.Chr.) anbrach, wobei eventueller ägyptischer Einfluss in Unternubien bis um die Mitte des 8. Jahrhunderts (Pharao Osorkon III.) vermutet wird. Im 8. Jahrhundert v.Chr. tritt ein nubisches Reich mit Zentrum el-Kurru in Erscheinung, das seine Herrschaft über Teile (Ober-) Ägyptens ausdehnte (Kuschitenzeit, Pharaonen der 25. Dynastie; Mittelnubisch I: 8.-7. Jahrhundert v.Chr.). Bekannt sind die kuschitischen ("schwarzen") Pharaonen Alara (ca.780 v.Chr.), Pianchy (735-708 v.Chr.), der in Theben, Memphis und Heliopolis den ägyptischen Göttern huldigte und in einem erfolgreichen die Pharaonen Unterägyptens bekämpfte (Schlachten bei Harakleiopolis, Einnahme von Hermopolis) und unter dem Napata (Grabpyramiden der Könige in el-Kurru bzw. Nuri, nubische Königsideologie) zur Residenzstadt seines Reiches wurde, Schebitqo (708-696 v.Chr.), der den aufständischen Yamani von Aschdod an die Assyrer auslieferte (v.706 v.Chr.), Schabaqo (696-684 v.Chr.), Taharqo (689-664 v.Chr.), der Ägypten an die assyrischen Könige Asarhaddon (681-668 v.Chr.) und Assurbanipal (668-631 v.Chr.) verlor (673/71, 667 [Plünderung Thebens] bzw. 664 v.Chr.), Tanutamini (664-n.655 v.Chr.). Mit dem ägyptischen Reich der Spätzeit (Pharao Psammetich I.) wurden die Kuschiten unter den napatanischen Herrschern (Mittelnubisch II: 7.-4. Jahrhundert v.Chr.) spätestens unter Pharao Psammetich II. (595-589 v.Chr.) aus Ägypten verdrängt (Nubienfeldzug des Pharao 593 v.Chr.). Das Reich von Napata war nun auf Nubien beschränkt, eine napatanisch-ägyptisch-meroitische Schriftsprache (als Misch-/Kreolsprache) entstand, wie z.B. den Inschriften der Herrscher Harsiyotef (ca.370 v.Chr.) und Nastasen (ca.325 v.Chr.) zu entnehmen ist. Den napatenischen Herrschern folgte um die Mitte des 3. Jahrhunderts v.Chr. das Reich von Meroë (Mittelnubisch III: 3. Jahrhundert v.Chr.-4. Jahrhundert n.Chr.); Mittelpunkt des Reiches von Kusch wurde jetzt bei vorhandener kultureller Kontinuität die Hauptstadt Meroë zwischen dem 5. und 6. Nilkatarakt (Verlegung der königlichen Nekropole von Nuri nach Meroë [Pyramiden von Meroë]). Der erste meroitische König (zur Zeit des griechisch-ptolemäischen Königs Ptolemaios II.) war Ergamenes I., Unternubien als Dodekaschoinos/Trikontaschoinos war damals ägyptisch, während die Herrschaft über dieses "Niemandsland" in der Folge öfter wechseln sollte (ägyptisch bis 202 v.Chr., meroitisch bis 186 v.Chr.). In meroitischer Schrift ist inschriftlich bezeugt sind die "kriegerischen" Königinnen (Kandaken) Sanakadachete, Amanirenase, Amanisacheto, Nawidemaka (um Christi Geburt) (Stellung der Frau in der meroitischen Gesellschaft). Königin Amanirenase kämpfte gegen die nach Nubien vordringenden Römer (29-20/21 v.Chr.) und konnte die römische Eroberung erfolgreich begrenzen. Bis zum 3. Jahrhundert schweigen die Geschichtsquellen weitgehend über das Reich von Meroë, Ausfluss vielleicht einer Krise des meroitischen Reiches bzw. seines Königtums. In der römischen Reichskrise des 3. Jahrhunderts bzw. spätestens unter Kaiser Diokletian (298 n.Chr.) ist die Reichsgrenze in Nubien zurückverlegt worden, während die Grenzsicherung zunächst bei den mit den Römern verbündeten Nobaden lag. Im 4. und 5. Jahrhundert bekämpften sich Nobaden und nach Nubien eingedrungene Blemmyer (Reich von Kalabscha 394), während das meroitische Reich sich auflöste (ca.380). Es folgten bis zum Beginn der Christianisierung die postpyramidale Zeit in Meroë (Tumuli von Ballana) und die Kultur der sog. X-Gruppe in Unternubien (Spätnubisch I: 4.-6. Jahrhundert). III. Seit dem 5. Jahrhundert drang die christliche Religion (u.a. in ihrer monophysitischen Ausprägung) auch nach Nubien ein (Spätnubisch II: 6.-13. Jahrhundert). Damals gab es drei (alt-) nubische Reiche: Nobatia mit Vorort Faras, südlich davon Makuria mit Hauptstadt Dongola - beide Reiche vereinigten sich im 7. Jahrhundert -, südlich davon Alwa/Alodia mit Hauptstadt Soba. Arabische Eroberungen und Versuche der Islamisierung Nubiens scheiterten im 7. Jahrhundert (Eroberung Ägyptens 639, arabische Angriffe auf Nubien 641/42, 652, arabisch-nubischer Vertrag). Im 12. Jahrhundert entstand im nördlichen Nubien das (Feudal-) Reich von Dotawa mit Zentralort Adda. Thronstreitigkeiten, an denen sich die ägyptischen Mameluken beteiligten (1256, 1286, 1290) leiteten die Periode der langsamen Islamisierung Nubiens ein (Spätnubisch III: 13.-18. Jahrhundert). Folge davon war das Schwarze Sultanat von Sennar (Funj, 1504-1821), eine Konföderation, die politisch in Kontinuität zu den napatenisch-meroitischen und christlichen Reichen stand. Die Eroberung des Sudan durch Ägypten im Jahr 1821 mag dann als Endpunkt der nubischen Geschichte gelten (Neunubisch: ab 19. Jahrhundert). [Leider geht es im Buch chronologisch etwas durcheinander zu; manche Pharaonen, an denen man sich zeitlich in etwa orientieren könnte, werden mit Regierungszeit angegeben, manche nicht; außerdem fehlt für manche der aufgeführten nubischen Kulturen die Zeitangabe. Der Autor setzt schließlich seine eigene Einteilung der nubischen Geschichte in Früh-, Mittel-, Spätnubisch nicht um. Dies wurde hier in hoffentlich richtiger Weise nachgeholt.] [Buhlmann, 09.2021]

Breyer, Siegfried, Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970. Die geschichtliche Entwicklung des Großkampfschiffes, Herrsching 1970 > T Technik, Technikgeschichte

Brice, Martin (1990), Burgen und Wehranlagen. Von der Antike bis Ende des 20. Jahrhunderts, Augsburg 1991, 192 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Pläne, Karten, DM 39,80. Burgen und Wehranlagen dienten und dienen seit der Vorgeschichte dem Schutz der Bevölkerung vor feindlichen Angriffen, Kriegen und bewaffneten Auseinandersetzungen. Wehranlagen stellen somit "architektonische Waffensysteme" dar und stehen - je nach Zeitstellung und architektonischem Entwicklungsstand - für verschiedenartige Typen von Befestigungen. Dies gilt für die Erdwerke, Wälle, Befestigungsanlagen und Städte des altorientalischen, griechisch-römischen und außereuropäischen Altertums (Hattusa, Mykene, Troja, Babylon, Cadbury Castle, Chinesische Mauer, Jerusalem, Masada, römische Limites [Hadrianswall, Litus Saxonicum]), für die Welt des europäischen und islamischen Mittelalters mit ihren Burgen und befestigten Städten (normannische Burgen, Drachenfels, Kreuzfahrerburgen, Zitadelle von Kairo, Edinburgh Castle, Donnington Castle, Blarney Castle, Rumeli Hisari, Konstantinopel), für die Zeitepoche von Renaissance und früher Neuzeit (Kreml, St. Mawes Castle, Fort St. Elmo, englische Küstenverteidigungsanlagen, Haarlem, Spinalongha, Vaubansche Festungsanlagen), im Zeitalter der europäischen Expansion (altamerikanische Befestigungen [u.a. des Inkareichs], Ahmednagar, schottische Hochlandforts, US-amerikanische "Frontier"-Forts, Gibraltar, Jalabad, Shuri, Schansi), im Zeitalter der Industrialisierung (Vicksburg, Sewastopol, US-amerikanische Küstenverteidigung, Seeforts, Helgoland, Singapur, Maginotlinie, Atlantikwall, Maunsell-Forts, Bunker). [Buhlmann, 12.2022]

Bridle, James (2018), New Dark Age. Der Sieg der Technologie und das Ende der Zukunft, München 2019 > T Technik, Technikgeschichte

Brinker, Helmut, Gottwaldt, Alfred (2009), Das Deutsche Lokomotivbild-Archiv. Meisterfotografen der Reichsbahnzeit, München 2009 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

Brinker, Helmut, Schricker, Peter (2006), Fotomotiv Reichsbahn. Bildschätze aus dem Reichsverkehrsministerium 1925-1945, München 2006 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

BRGK = Bericht der römisch-germanischen Kommission

Brinckmeier, Eduard (Bearb.) (1843), Praktisches Handbuch der historischen Chronologie aller Zeiten und Völker, besonders des Mittelalters, Berlin 21882 > C Chronologie

Bringmann, Klaus (2010), Cicero (= GdA), Darmstadt 2010 > C Cicero

Bringmann, Klaus (2016), Im Schatten der Paläste. Geschichte des frühen Griechenlands. Von den Dunklen Jahrhunderten bis zu den Perserkriegen, München 2016 > G Griechische Geschichte, 12.-6. Jahrhundert v.Chr.

Brincken, Anna-Dorothee von den (2000), Historische Chronologie des Abendlandes. Kalenderreformen und Jahrtausendrechnungen. Eine Einführung, Stuttgart-Berlin-Köln 2000 > Z Zeit

Brissaud, André (1970), Canaris. Legende und Wirklichkeit, Augsburg 1996, 591 S., € N.N., handelt von Admiral Wilhelm Franz Canaris (*1887-†1945), der im Ersten Weltkrieg (1914-1918) in der deutschen Marine und mit geheimdienstlichen Tätigkeiten Karriere machte. Gegenüber der Demokratie in der Weimarer Republik (1918/19-1933) war Canaris kritisch eingestellt (Beteiligung am Kapp-Putsch 1920), seine Marinekarriere setzte er indes fort, er näherte sich ab 1932 dem Nationalsozialismus an und wurde 1935 (Geheimdienst-) Chef der deutschen (Spionage-) Abwehr. In den folgenden Jahren des "Dritten Reiches" (1933-1945) und während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) handelte Canaris, der 1940 zum Admiral befördert wurde, durchaus im Sinne des Nationalsozialismus, aber auch in gewisser Distanz zum nationalsozialistischen Deutschland (Blomberg-Fritsch-Krise 1938, "Anschluss" Österreichs 1938, Gegnerschaft zu Reinhard Heydrich, X-Bericht 1940, Besuche an der Ostfront 1942/43). U.a. unzureichende geheimdienstliche Ermittlungen führten 1944 zur Abberufung und Verhaftung des Abwehrchefs (Umsturzpläne 1938/40, Attentat auf Adolf Hitler 1944); Canaris (als widersprüchlicher Widerstandskämpfer?) wurde in das Konzentrationslager Flossenbürg eingewiesen und dort nach einem Schauprozess hingerichtet (1945). [Buhlmann, 09.2021]

Broby-Johansen, Rudolf (1965), Kunst- und Stilfibel, [Bayreuth] 1983 > K Kunst

Brockhaus Enzyklopädie in 20 Bänden: Bd.1: A-ATE, Wiesbaden 171966, 836 S., Bd.2: ATF-BLIS, Wiesbaden 171967, 824 S., Bd.3: BLIT-CHOC, Wiesbaden 171967, 816 S., Bd.4: CHOD-DOL, Wiesbaden 171968, 824 S., Bd.5: DOM-EZ, Wiesbaden 171968, 844 S., Bd.6: F-GEB, Wiesbaden 171968, 836 S., Bd.7: GEC-GZ, Wiesbaden 171969, 828 S., Bd.8: H-IK, Wiesbaden 171969, 824 S., Bd.9: IL-KAS, Wiesbaden 171969, 832 S., Bd.10: KAT-KZ, Wiesbaden 171970, 848 S., Bd.11: L-MAH, Wiesbaden 171970, 816 S., Bd.12: MAI-MOS, Wiesbaden 171971, 832 S., Bd.13: MOT-OSS, Wiesbaden 171971, 848 S., Bd.14: OST-POQ, Wiesbaden 171972, 816 S., Bd.15: POR-RIS, Wiesbaden 171972, 848 S., Bd.16: RIT-SCHO, Wiesbaden 171973, 832 S., Bd.17: SCHR-STAL, Wiesbaden 171973, 848 S., Bd.18: STAM-TRE, Wiesbaden 171973, 864 S., Bd.19: TRIF-WAL, Wiesbaden 171974, 847 S., Bd.20: WAM-ZZ, Wiesbaden 171974, 839 S., Bd.21: Karten, Wiesbaden 171976, 653 S., Bd.22: Ergänzungen A-I, Wiesbaden 171975, 720 S., Bd.23: Ergänzungen J-Z, Wiesbaden 171976, 702 S., Bd.24: Bildwörterbuch der deutschen Sprache, Wiesbaden 171976, 839 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Tabellen, Karten, zus. DM N.N. Selbst im "postmodernen" Zeitalter von Internet und wikipedia ist für den Historiker ein allgemein bildendes Lexikon von Nutzen, tangiert Geschichte doch jede Ausformung menschlicher Kultur und betrifft daher auch die Bereiche der Geografie und Geologie, aller Naturwissenschaften, der Medizin und Psychologie, aller Geistes- und Sozialwissenschaften, u.a. der Philosophie und Soziologie. [Buhlmann, 1976, 12.2013]

Brockhaus Enzyklopädie in 30 Bänden, Bd.26: Deutsches Wörterbuch A-Glub, Mannheim 191995, Bd.27: Deutsches Wörterbuch Gluc-Reg, Mannheim 191995, Bd.28: Deutsches Wörterbuch Reh-Z, Mannheim 191995, zus. XXIV, 4096 S., DM N.N., Bd.29: Wörterbuch Englisch, Mannheim 191995, 1696 S., DM N.N., Bd.30: Eränzungen A-Z, Mannheim 191996, 704 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM N.N. [Buhlmann, 06.2022]

Der Brockhaus in einem Band. A-Z, Gütersloh [5]1993 > L Lexika, Enzyklopädien

(Weltbild) Brockhaus Weltatlas, Augsburg 2001 > A Atlas, geografischer Atlas

Brodersen, Kai (Hg.) (2000), Liebesleiden in der Antike. Die "Erotika Pathemata" des Parthenios, Darmstadt 2000, 141 S., € 5,-. Parthenios, aus dem kleinasiatischen Nikaia oder Myrleia im hellenistischen Königreich Bithynien stammend, im 1. Jahrhundert v.Chr. lebend, wurde wohl im Rahmen der römischen Kriege gegen König Mithridates von Pontos (106-63 v.Chr.) im Jahr 73 v.Chr. gefangen genommen und als Sklave und Griechischlehrer nach Rom verschleppt. Hier gelang es Parthenios, seine Dichterkarriere fortzusetzen; er wurde freigelassen und vermittelte als Lehrer neoterisches Gedankengut u.a. an Gaius Cornelius Gallus und Publius Vergilius Maro. Verehrt wurden Parthenios und dessen Dichtung u.a. von Kaiser Tiberius (14-37 n.Chr.), dem Traumdeuter Artemidor von Daldis oder dem Arzt Galen. - Von Parthenios' Dichtung (Elegien, Trauergedicht für Arete, Preisgedicht für Arete, Metamorphosen) haben bis auf vereinzelte Fragmente nur die "Erotika Pathemata" ("Liebesleiden") überdauert (Codex Palatinus graecus 398, 9. Jahrhundert; humanistische Druckausgaben, 1531, 1555). Als "mythologisches Notizbüchleien" enthalten die "Liebesleiden" die Liebesbeziehungen zwischen Frau und Mann, von Göttern, Königen und Menschen, homosexuelle und inzestiöse Liebesbeziehungen, auch mit tragischem Ende (Lyrkos/Hemithea; Polymele/Odysseus; Euhippe/Odysseus; Oinone/Paris; Leukippos/Schwester; Pallene/Kleitos; Hipparinos/Antileon; Herippe/Xanthos; Polykrite/Diognetos; Leukone/Kyanippos; Byblis/Kaunos; Kalchos/Kirke; Harpalyke/Klymenos; Antheus/Kleoboia; Daphne/Leukippos; Laodike/Akamas; Mutter/Periandros; Neaira/Promedon; Pankrato/Skellis/Agassamenos; Leiro/Orion; Peisidike/Achill; Nanis/Kyros; Chilonis/Kleonymos; Hipparinos/Achaios; Phayllos/Frau des Ariston; Apriate/Trambelos; Alkinoe/Xanthos; Kleite/Kyzikos; Daphnis/Echenais; Keltine/Herakles; Thymoites/Euopis; Anthippe/Kichyros; Assaon/Niobe; Korythos/Helena; Eulimene/Lykastos; Arganthone/Rhesos). [Buhlmann, 04.2013]

Brodersen, Kai (2020), Dacia felix. Das antike Rumänien im Brennpunkt der Kulturen, Darmstadt 2020, 240 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, € 32,-. I. Landschaft: Dakien war in der Antike das nördlich der Donau gelegene Land um den Gebirgsbogen der Süd- und Ostkarpaten, eine fruchtbare Beckenlandschaft nördlich bzw. westlich dieses Hochgebirges, auch bekannt als "siebenbürgisches Becken" (Siebenbürgen, Transsilvanien), eingerahmt im Westen vom Banat, im Süden von der (Kleinen, Großen) Walachei, im Osten von der Region Moldau. Fruchtbarkeit, ein Pflanzen- und Tierwelt begünstigendes Klima, eine Vielzahl von Bodenschätzen sowie eine geografische Abgeschlossenheit durch Gebirge und Wälder machten in der Antike aus Dakien die Dacia felix, das "glückliche Dakien". II. Geschichtsquellen: Das vorrömische Dakien ist insbesondere durch archäologische Sachüberreste und Münzen bezeugt, "dakische" Schriftzeugnisse liegen nicht vor, sondern nur griechische und lateinische Geschichtsquellen sowie griechische Inschriften zu den sog. Dakern; darin überlieferte Toponyme (Geografie des Ptolemaios) lassen vorrömische Ortsnamen erkennen, "dakische" Wörter scheinen in griechischen Schriften auf. III. Geschichtsrezeption: "Dakische" Geschichte befindet sich im Schnittpunkt von antik-römischer und nachantik-rumänischer Geschichte, was im 19. bis 21. Jahrhundert mitunter zu pittoresk-patriotischen Geschichtsklitterungen im Zusammenhang mit dem Nationalstaat Rumänien führt(e). IV. Geschichte: "Daker" werden erstmals im De bello Gallico des Gaius Julius Caesar (†44 v.Chr.) erwähnt; (weitere) antike Schriftquellen (Herodot, Pseudo-Skymnos, Diodorus Siculus, Plinius der Ältere, Arrian, Justin) verbinden die Daker mit den Geten und verorten diese meist zwischen Donau und Karpatenbogen. Aus der Spätantike überliefert Jordanes (†n.552) in seiner "Gotengeschichte", in der er Goten und Geten gleichsetzt, eine fiktive Liste von vier Königen, die der Historiograf mit der römischen (Kaiser-) Geschichte verschränkt. Das Geschichtswerk des Pompeius Trogus, vermittelt über Justin, erwähnt die Dakerkönige Rubobustes und Oroles (2. Jahrhundert, 1. Viertel) und legen damit ein dakisches Königtum und eine Ausweitung des dakischen Machtbereichs nahe. Mit den Dakern verbündete Skordisker kämpften um 109/06 v.Chr. gegen die Römer in der römischen Provinz Makedonien. Auseinandersetzungen mit den Römern südlcih der Donau betrafen auch die Daker (74/73 v.Chr.). Auf die Zeit nach der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. ist der beim antiken Geografen Strabon überlieferte Dakerkönig Byrebistas als Getenherrscher zu datieren; Byrebistas, der in Verbindung zum Römer Pompeius (†48 v.Chr.) stand, weitete offenkundig durch "Zivilisierung und Disziplinierung seiner Untertanen" den dakisch-getischen Machtbereich aus und bedrohte griechische Städte etwa entlang des Schwarzen Meeres; Caesars politisch-militärische Pläne hinsichtlich Dakiens bleiben unklar und wurden nicht verwirklicht. Im Krieg zwischen Oktavian (†14 n.Chr.) und Marcus Antonius (†30 v.Chr.) spielten die Daker als potentielle Verbündete des Letzteren keine Rolle; Oktavian ließ jedoch einen Feldzug gegen Daker und Bastarner durchführen (römische Eroberung Moesiens 29 v.Chr.; Nennung der Dakerkönige Roles, Dapyx, Zyraxes; Roles als römischer Klientelkönig), und auch später kam es zu für die Römer erfolgreichen Auseinandersetzungen u.a. mit dem Dakerkönig Cotiso (14/13 v.Chr.) und im Zusammenhang mit der Umsiedlung von angeblich 50000 Dakern in Gebiete südlich der Doanu führten (3 v.Chr.). Römische Angriffe auf Gebiete nördlich der Donau und deren Könige führten in 60er-Jahren n.Chr. unter dem römischen Statthalter der Provinz Moesien, Tiberius Plautius Silvanus Aelianus, zur Umsiedlung von 100000 Menschen. Die Donaugrenze blieb auch im Vierkaiserjahr (68/69) sicher vor dakischen Übergriffen (dux Scorylo), die Römer beschränkten ihre Herrschaft auf die Gebiete südlich des Flusses. Unter Kaiser Domitian (81-96) kam es zu mehreren Dakerfeldzügen (römische Niederlagen 85/86; Einrichtung der Verwaltungseinheiten Ober-/Untermoesien 87; bellum Dacicum [römisch-dakisches Zusammentreffenbei Tapae] 88; Dakerkönige Diurpaneus/Duras, Decebal; dakischer Klientelkönig D[i]egis). Die Ermordung Domitians führte zu zeitweisen Unruhen entlang der unteren Donau. Kaiser Trajan (98-117) begann alsbald mit den logistischen Vorbereitungen für seinen Dakerfeldzug (Truppenverlegung, Baumaßnahmen [Straßenbau, Bauinschrift Trajans am Südufer der Donau]), den er in den Jahren 101-102 unternahm, ohne Dakien gegen den Widerstand König Decebals allerdings erobern zu können (Verhandlungen, Kompromissfrieden, Decebal als römischer Klientelkönig; Trajan Dacicus). Spannungen zwischen Rom und Decebal führten aber erneut zum Krieg: Der bellum Dacicum der Jahre 105-106 entschied nach einem Brückenbau über die Donau, der Gefangennahme und Hinrichtung (Selbsttötung?) Decebals sowie die Einvernahme des dakischen Königsschatzes als Kriegsbeute zu Gunsten der römischen Militärmacht. Dakien wurde römisch (Dacia capta) und als Provinz (provincia Dacia) dem römischen eingegliedert. Verherrlicht wurde der Dakerfeldzug Trajans durch die berühmte Trajanssäule in Rom. Die Einrichtung Dakiens als Provinz begann schon bald nach dem Dakerkrieg, zum Teil noch gegen Widerstände der Jazygen, mit steuerlichen ("Schätzung" der unterworfenen Bevölkerung) und infrastrukturellen Maßnahmen (Straßenbau, Städtegründungen), wobei der neuen Provinzhauptstadt, der Colonia Ulpia Traiana Dacica Sarmizegetusa, eine beondere Rolle zukam (Ausbau des Hauptstadtforums 112, Münzen mit dem Aufdruck DACIA AUGUST[I] PROVINCIA 112). Trajans Nachfolger, Kaiser Hadrian (117-138), gab zwar die Provinz Dakien nicht auf, riss aber die Donaubrücke zur Sicherung des südlich gelegenen römischen Territoriums ab, ließ erfolgreich die aufständischen Jazygen bekämpfen (117/18) und teilte Dakien in die Provinzen Ober- und Unterdakien (Dacia superior, inferior, v.119, später als Dacia Apulensis, Malvensis bezeichnet), wobei etwas später aus Oberdakien noch eine dritte Provinz, die Dacia Porolissum, ausgegliedert wurde. In der Folgezeit blieb das römische Dakien weitgehend ruhig, die Verwaltungsreformen griffen und die Maßnahmen Hadrians zur Grenzverteidigung (dakischer Limes [Limes Trans-Alutanus]) ebenso. Wirtschaftlich war für die Römer der Gold- uns Silberbergbau entscheidend, die Landwirtschaft sicherte die Selbstversorgung der Bevölkerung. In den Markomannenkriegen (167/70?-175, 178-180) unter den Kaisern Marc Aurel (161-180) und Commudus (180-192) waren die drei dakischen Provinzen u.a. von den (vandalischen) Asdingen, Burern, Jazygen, Kostoboken und Sarmaten bedroht (Massenumsiedlungen und Einrichtung von Pufferzonen als römische Gegenmaßnahmen), auch litt Dakien unter der Antoninischen Pest. Ohne äußere Bedrohung urbanisierten sich die dakischen Provinzen insbesondere in der Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus (193-211) (Lagerstädte). Insbesondere Regierungswechsel im römischen Reich führten im 3. Jahrhundert des Öfteren auch zu einer Destabilisierung der römischen Herrschaft im dakischen Gebiet nördlich der Donau (Kämpfe des Kaisers Maximinus Thrax [235-238] gegen Daker außerhalb des Reiches 236; Sechskaiserjahr 238; Eindringen von Karpen in das südliche Dakien 248, erste gotische Angriffe unter Kniva [3. Jahrhundert, Mitte], Kaiser Decius [249-251] als Wiederhersteller Dakiens [Münzen mit der Prägung DACIA FELIX 250]). Für Dakien und die römische Balkanhalbinsel wurden die Goten zu einer immer größeren Bedrohung. Zwar konnte Kaiser Claudius II. Gothicus (268-270) durch seinen Gotensieg bei Naissus die Lage entlang der Donau nochmals stabilisieren, doch gab sein Nachfolger Aurelian (270-275) die drei dakischen Provinzen schließlich auf (271); dies geschah unter Umsiedlung (von Teilen?) der (gesamten?) römischen Bevölkerung in Bereiche südlich der Donau, die fortan Dacia Ripensis und Dacia Aureliana hießen. Fortan - für den Rest der Antike - war das ehemals römische Dakien nördlich der Donau ein Siedlungs- und Durchgangsgebiet für "völkerwandernde" Ethnien, allen voran der Goten (3./4. Jahrhundert). Ein gewisser politischer und kultureller Einfluss Roms (Christentum) auf diesen Raum blieb aber auch in der Spätantike bestehen. [Buhlmann, 10.2020]

Brodsky, Joseph, russisch-US-amerikanischer Dichter: Joseph Brodsky (*1940 in Leningrad, †1996 in New York) wuchs in der kommunistischen Sowjetunion auf und schrieb schon als Jugendlicher Lyrik. Verhaftet und verurteilt wegen "Parasitentums" (1964), konnte sprachbegabte Brodsky wegen nationaler und internationaler Proteste nach 18 Monaten Zwangsarbeit wieder freikommen (1965), musste aber schließlich die Sowjetunion verlassen (1972). Brodsky ließ sich in den Vereinigten Staaten von Amerika nieder, wo er neben der Abfassung literarischer Texte (Gedichte, Essays, Theaterstück, Roman) und seiner Tätigkeit als Übersetzer auch an Universitäten unterrichtete. 1987 erhielt Brodsky den Nobelpreis für Literatur. U.a. ist von Brodsky erschienen: Brodsky, Joseph (1965), Gedichte (= Fischer Tb 9232), Frankurt a.M. 1987, 63 S., DM 8,80. [Buhlmann, 02.2022]

Brödner, Erika (1983), Die römischen Thermen und das antike Badewesen. Eine kulturhistorische Betrachtung, Darmstadt 1983 > K Künzl, Thermen der Römer

Brösch, Marco, Euler, Walter Andreas, Geissler, Alexandra, Ranff, Viki (2014), Handbuch Nikolaus von Kues. Leben und Werk, Darmstadt 2014 > N > Nikolaus von Kues

(Mülheim-) Broich, Burg, Schloss: Der steil nach Nordosten zur Ruhr hin abfallende Bergsporn, auf dem sich das Schloss (Mülheim-) Broich befindet, war sicher prädestiniert für eine Bebauung durch eine Wehranlage, die sowohl den Flusslauf an seiner Engstelle als auch den nördlich von Broich verlaufenden und die Ruhr überquerenden Zweig des Hellwegs kontrollieren konnte. Archäologisch nachweisbar ist die spätkarolingische Burg des ausgehenden 9. Jahrhunderts, ein Oval von 60m x 40m, umschlossen von einer bis zu 1m starken Ringmauer aus Ruhrsandstein und Lehm, teilweise auch von einem vorgelagerten Graben, mit unmittelbar an die Ringmauer gesetzten Bauten. Die späteren Burganlagen resultieren aus den Aus- und Umbauten der spätkarolingischen Wehranlage während des Mittelalters. Im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert ist die Burg zum großen Teil unbenutzt geblieben und deshalb verfallen, ein eigentlicher Umbau erfolgte gegen Ende des 12. Jahrhunderts u.a. mit der Errichtung eines Bergfrieds. Hinzukamen ein Grabensystem südlich und südwestlich der Burg, ein im Südwesten an die Ringmauer angelehnter Außenturm, eine Art Vorburg mit Gebäuden (Pallas um 1400) und (noch heute vorhandenem) Tor. Nach der Einnahme der Burg im Jahr 1443 wurde der Bergfried abgetragen, die nördliche Ringmauer dafür verstärkt. Die Vorburg erweiterte man durch den Bau von Mauer und Graben nach Westen und Norden hin; zwei Türme sicherten sie darüber hinaus. Die (Edel-) Herren und späteren Grafen von Broich - vielleicht ihrer Herkunft nach Ministeriale der Herren von Grevenbroich - finden sich seit dem Hochmittelaler im Besitz der Burg. Um 1188 wurde die Wehranlage als castrum bezeichnet. 1240 überstand die Burg eine Belagerung durch den Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden (1237-1261). Spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts waren die Grafen von Broich (vertraglich) verbunden mit denen von Limburg-Hohenlimburg, die dann nach dem Aussterben der Broicher auch die Herrschaft Broich übernahmen (1372). Bis 1397 unterstand Broich dem Landesherrn von Jülich-Berg, danach den Grafen bzw. Herzögen von Kleve. 1443 wurde das Schloss nach 18-tägiger Belagerung durch Truppen des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers (1414-1463) und des Herzogs Gerhard II. von Jülich-Berg (1437-1475) eingenommen.
Literatur zur Burg Broich ist: Binding, Günther (1968), Die spätkarolingische Burg Broich in Mülheim an der Ruhr. Die Bauentwicklung bis 1443 nach den Ausgrabungen 1965-1968 (= Rheinische Ausgrabungen, Bd.4), Düsseldorf 1968, VIII, 82 S., Abbildungen, Karten, DM 30,-; Binding, Günther (1970), Schloß Broich in Mülheim/Ruhr (= Kunst und Altertum am Rhein, H.23), Düsseldorf 1970, 46 S., Abbildungen, Karten, DM 2,50; Ortmanns, Kurt (1985), Schloß Broich in Mülheim an der Ruhr (= Rheinische Kunststätten, H.77), Köln 31992, 19 S., Abbildungen, DM 3,50. [Buhlmann, 08.2002, 05.2013]

Brommer, Ulrike (1993), "... und Wasser trink ich oft dazu". Das private Leben der großen schwäbischen Dichter, Gerlingen 1993, 368 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafeln, DM 38,-. Geschildert werden die (schwäbischen) Lebensumstände von Dichtern und Schriftstellern aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Aufgeführt sind: Christoph Martin Wieland (*1733-†1813); Friedrich Schiller (*1759-†1805); Friedrich Hölderlin (*1770-†1843); Justinus Kerner (*1786-†1862); Ludwig Uhland (*1787-†1862); Eduard Mörike (*1804-†1875); David Friedrich Strauß (*1808-†1874), Friedrich Theodor Vischer (*1807-†1887); Hermann Hesse (*1877-†1972). [Buhlmann, 05.2022]

Brondsted, Johannes, Norlund, Poul (1941), Seks Tvaersnit af Danmarks Historie, Kopenhagen 31961 > D Dänische Geschichte

Brontë, Anne, englische Schriftstellerin: Anne Brontë, Schwester von Charlotte und Emily Brontë, wurde [am 17. Januar] 1820 [in Thornton] als jüngste von sechs Kindern als Tochter des Geistlichen Patrick Brontë geboren. Ihre Mutter starb schon eineinhalb Jahre nach ihrer Geburt, sie selbst wurde von ihrer Tante Elizabeth Branwell in Haworth in Yorkshire aufgezogen. Wie ihre älteren Schwestern widmete sich Anne der Schriftstellerei. Sie verfasste zwei Novellen: die feministische Novelle The Tenant of Wildfall Hall mit der Forderung nach Gleichberechtigung (1848) und die Novelle Agnes Grey (1847). Im Alter von 29 Jahren starb Anne [am 28. Mai] 1849 in Scarborough.
Zu Anne Brontë und ihren Novellen s.: Complete Novels of Anne Brontë (1995) (= Collins Classics), Glasgow 1995, XII, 500 S., £ 7,99. [Buhlmann, 12.2016]

Brontë, Charlotte, englische Schriftstellerin: Anne Brontë, Schwester von Anne und Emily Brontë, wurde [am 21. April] 1816 in Thornton als eines von sechs Kindern als Tochter des Geistlichen Patrick Brontë geboren. Ihre Mutter starb früh, sie selbst wurde mit ihren Geschwistern von ihrer Tante Elizabeth Branwell in Haworth in Yorkshire aufgezogen. Wie ihre Schwestern widmete sich Charlotte neben ihrem Beruf als Lehrerin der Schriftstellerei. Sie verfasste die Novellen: Jane Eyre (1847), Shirley (1849), Villette (1853), The Professor (1857). 1854 heiratete sie, am [31. März] 1855 starb sie jedoch [in Haworth].
Zu Charlotte Brontë und ihren Novellen s.: Brontë, Charlotte (1847), Jane Eyre (= Penguin Classics), Harmondsworth 111985, 489 S., £ 2,50; Brontë, Charlotte (1847), Jane Eyre. Roman (= detebe 21581), Zürich 1988, 676 S., DM 19,90; Brontë, Charlotte (1847), Jane Eyre (= Wordsworth Classics), Ware 1999, XXIX, 410 S., £ N.N.; Brontë, Charlotte (1847), Jane Eyre, die Waise von Lowood, Villingen-Schwenningen 2015, 501 S., € N.N. [Buhlmann, 09.2020, 06.-07.2022, 10.2022]

Brontë, Emily, englische Schriftstellerin: Emily Brontë, Schwester von Anne und Charlotte Brontë, wurde [am 20. August] 1818 in Thornton als eines von sechs Kindern als Tochter des Geistlichen Patrick Brontë geboren. Ihre Mutter starb früh, sie selbst wurde mit ihren Geschwistern von ihrer Tante Elizabeth Branwell in Haworth in Yorkshire aufgezogen. Wie ihre Schwestern widmete sich Emily der Schriftstellerei. Sie verfasste eine einzige Novelle: Brontë, Emily (1847), Wuthering Heights (= Wordsworth Classics), Ware 2000, XXIV, 248 S., £ N.N.; Brontë, Emily (1847), Sturmhöhe (= Meisterwerke der Weltliteratur), Stuttgart-Zürich-Wien 2013, € N.N. Emily starb [am 19. Dezember] 1848 wohl an einer (unbehandelten) Lungenentzündung. [Buhlmann, 07.2022, 11.2023]

Brown, Dee (1970), Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses, Gütersloh [1973] > A Altamerikanische Kulturen, Nordamerika

Brown, R. Allen (1988), Die Normannen (= dtv 11390), München 21991 > N Normannen

Browning, Robert (1977), Julian, der abtrünnige Kaiser, München 1977 > J Julian

Browning, Robert (1981), Justinian und Theodora. Herrscher in Byzanz (= Sammlung Lübbe), Bergisch Gladbach 1988 > J Justinian I.

Bruckinger, Ute, Bruckinger, Klaus (Hg.) (2009), Gisèle Celan-Lestrange (1927-1991). Katalog der Werke, Tübingen 2009, 484 S., Abbildungen, € 68,-. Gisèle Celan-Lestrange (de'Lestrange; *1927-†1991) war eine französische Künstlerin, Grafikerin und Illustratorin, ausgebildet u.a. im Académie Julian (1945/49) und im Atelier Friedländer (1954/57). Als Grafikerin illustrierte sie u.a. Bücher französischer Schriftsteller und brachte auch eigene Werke heraus wie Kohlezeichnungen, Radierungen, Aquarelle/Aquarellcollagen, Gouachen, Pastelle u.a. (Phasen der künstlerischen Entwicklung: Anfangsjahre 1950/53, Atelier Friedländer 1954/58, Radierungen 1963/68, "Farbausflüge" 1966/69, Zeichnungen und Gouachen 1969/71, Neuorientierung 1972/74, "Stilexperimente" ca.1975, "Wirklichkeitsfiktionen" 1976/78, "Seelenresonanzen" 1979/83, "Himmelspanoramen" 1983/87, Naturphänomene 1988/89, "Wirklichkeitsreste" 1988/91). [Buhlmann, 09.2019]

Brück, Anton Ph. (Hg.) (1979), Hildegard von Bingen 1179-1979. Festschrift zum 800. Todestag der Heiligen, 1979, Nachdruck Mainz 1998 > H Hildegard von Bingen

Brück, Jürgen, Gartz, Joachim, Schubert, Mark (2012), Schlüsselfiguren der Weltgeschichte, München 32015 > W Weltgeschichte

Brühl, Carlrichard (1968), Fodrum, gistum und servitium regis. Studien zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Königtums im Frankenreich und in den fränkischen Nachfolgestaaten Deutschland, Frankreich und Italien vom 6. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 2 Bde. (= KHA 14,I-II), Tl.1: Text; Tl.2: Register und Karten, Köln-Graz 1968 > R Reichsgut

Brühl, Carlrichard (1975), Palatium und Civitas, Bd.I: Gallien, Köln 1975, 275 S., DM 120,-. I. Untersuchungsgegenstand: 21 Civitates im heutigen Frankreich: Paris, Soissons, Orleans, Reims, Laon, Senlis, Arras, Tours, Autun, Auxerre, Chalon-sur-Saone, Sens, Troyes, Angers, Bourges, Poitiers, Limoges, Toulouse, Lyon, Vienne, Arles. Diese bilden somit nur einen Teil der in der Notitia Galliarum genannten über 130 Civitates, nämlich den Teil der Städte, die topografisch mit königlichen palatia verbunden sind. Zeitlicher Schwerpunkt ist die Epoche von der Spätantike bis zum Ausgang der Karolinger, also 275-1000 n.Chr. II. Zusammenfassung: a) Vergleich des Umfangs der Stadtmauern der einzelnen Städte im 3. bzw. 5. Jahrhundert und gegen Ende des 13. sowie 16. Jahrhunderts. Aus dem Mauerumfang kann nur sehr vorsichtig auf die Bedeutung einer Stadt geschlossen werden. Errichtung einer Bistumsorganisation in Gallien. Abgesehen b) Errichtung einer Bistumsorganisation in Gallien. Abgesehen von Civitates wie Lyon oder Reims, ist die Bistumsorganisation im Allgemeinen erst nach dem Mailänder Toleranzedikt unter Konstantin den Großen (306-337) und seinen direkten Nachfolgern entwickelt worden. c) Die Kathedralen. Gründung eines Bistums und Bau der ältesten Kathedrale gehören eng zusammen. Wegen des bedeutenden Machtfaktors der Kirche im 4. Jahrhundert werden wohl diese Kathedralen innerhalb der Stadtmauern an zentraler Stelle erbaut worden sein, freilich im Allgemeinen nicht über römischen Tempeln. Zumeist standen die Kirchen angelehnt an die Stadtmauer oder in einer Ecke davon, seltener mit Abstand zur Mauer, ebenso selten mitten im Zentrum. d) Bischofspfalz. Sie ist immer in naechster Nähe der Kathedrale gelegen, häufig entgegengesetzt zum Sitz der weltlichen Gewalt innerhalb der Stadt. e) Königs-, Herzogs-, Grafenpfalz. Sie stehen - topografisch gesehen - in direkter Folge der römischen praetoria, sind damit an der Stadtmauer gelegen und weisen auch auf den historisch überzeugenden Sachverhalt der Kontinuität des Herrschaftssitzes von der Spätantike bis zur fränkischen Zeit hin. f) Das 9. Jahrhundert. Hier findet eine Verlagerung des Herrschaftssitzes aus dem Mauerring hin zu "Klosterpfalzen" statt, die damit in Konkurrenz zu den städtischen Machtzentren treten. g) Gesamtergebnis. "Gallien zeigt so auf das ganze gesehen eine erstaunliche Kontinuität der Profantopographie über mehr als anderthalb Jahrtausende" (S.250). III. Vorgehensweise an Hand der Civitas Soissons: a) Stadtgeschichte. Augusta Suessionum der hohen Kaiserzeit; 4. Jahrhundert: civitas Suessionum, Garnisonsstadt in der römischen Provinz in Belgica II (Notitia Galliarum); 5. Jahrhundert: Residenz von Aegidius und Syagrius, 486 wird Soissons fränkisch, wohl auch Residenz des fränkischen Königs Chlodwig (482-511); ab 6. Jahrhundert: Soissons als Hauptstadt eines der fränkischen Teilreiche; 8. Jahrhundert: 719 Schlacht bei Soissons, 744 Reformkonzil, 751 Thronerhebung Pippins, 768 Krönung Karlmanns; 9.-10. Jahrhundert: häufige Aufenthalte der karolingischen Konige in Soissons; 11. Jahrhundert: 1057 Urkunde des Kapetingers Heinrich I. aus Soissons; bis zum 13. Jahrhundert: weitere Aufenthalte von französischen Königen in der Stadt. b) Stadtmauer. 3. Jahrhundert: Umfang 1450 m, 12 ha Stadtfläche; Merowingische Zeit: Mauereinsturz, Errichtung eines castrum; bis zum 12. Jahrhundert bleibt Soissons innerhalb der spätantiken Stadtmauer, erst dann wird die suburbia in eine zweite Mauer mit einbezogen; 14. Jahrhundert: nochmalige (wenn auch kleine) Vergrößerung der Stadtmauer, Umfang 4800 m, 90 ha ummauerte Fläche. c) Palatium. In topografischer Folge zum praetorium innerhalb der spätrömischen Stadtmauer. Die merowingische Königspfalz ist literarisch nicht belegt, jedoch in der NO-Ecke der Stadtmauer zu vermuten, wie auch das praetorium. Im 9.-10. Jahrhundert tritt die Pfalz St. Medard in Konkurrenz zur städtischen, merowingischen Pfalz (Klosterpfalz). [Buhlmann, 06.1988]

Brüstle, Hans (1971), Villingen. Aus der Geschichte der Stadt (mit: Fuchs, Josef, Kurze Kunstgeschichte Villingens), Villingen 1971 > V Villingen

Brüstle, Hans (1974), Ortsnamen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg (unter besonderer Berücksichtigung der engeren Baar), in: SVGBaar 30 (1974), S.94-138. Die typischen Namen auf -ingen sind zumeist patronymisch gebildet. Sie gehören zusammen mit den -heim-Namen im schwäbisch-alemannischen Raum zur ältesten mittelalterlichen Namenschicht und reichen größtenteils in die fränkisch-merowingische Zeit, ins 6. bis 8. Jahrhundert zurück. Eine weitere Namenschicht bilden für das 7. Jahrhundert die Toponyme auf -statt, -weil, -hausen und -dorf, spätmerowingisch sind überwiegend Namen, die auf -stetten, -bach, -hofen enden, frühkarolingisch Namen mit dem Grundwort -weiler. Hinzu kommen vordeutsche und keltische (Fluss-) Namen. Die -heim-Namen gehen wohl auf fränkische Einflüsse in Politik und Siedlung zurück. Die meisten der hier aufgeführten Ortsnamentypen waren noch bis ins hohe Mittelalter produktiv, also bis in die Zeit des hoch- (und spät-) mittelalterlichen Landesausbaus, wo vorzugsweise Toponyme auf Grund von Gewässer- und Stellenbezeichnungsnamen in Alt- und Neusiedelland in Erscheinung traten (-aha, -bach; -berg, -burg, -halden, -staig, -stein, -tal). Unter den zuletzt genannten Ortsnamentypen finden sich auch Toponyme, die zu abgegangenen Siedlungen (Wüstungen) gehören. Änderungen von einzelnen Ortsnamen gab es im Verlauf der Jahrhunderte kaum. [Buhlmann, 09.2005]

Brunner, Bernd (2010), Bär und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung, Darmstadt 2010, 188 S., zahlreiche Schwarzweißabbildungen, Zeichnungen, € 7,90. Mit dem vermehrten Auftreten von Braunbären im alpinen Raum treten diese Tiere - nach langer Pause - wieder in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses. Grund genug, in einem vor 13 Jahren erschienen Buch zum Verhältnis von Mensch und Bär in der Geschichte zu blättern. Der Kulturwissenschaftler und Amerikanist Bernd Brunner ergründet in seinem reich bebilderten Band das von Missverständnissen geprägte "Bärenbild" der Europäer. Im Laufe der langen und bis in die Ur- und Frühgeschichte zurückreichende Beziehung von Mensch und Bär war Meister Petz mal Bestie, geschätzte sowie gefürchtete Jagdbeute, aber auch Tanzbär, beliebtes Haustier und "Affe des Nordens". Der Leser erfährt viel über das Verhältnis von indianischen Medizinmännern zu den mächtigen Bären Nordamerikas, erhält aber vor allem tiefschürfende Einblicke in das europäische "Bärenbild" von der Antike bis in unsere Tage. Das Hauptaugenmerk legt Brunner auf das 19. und frühe 20 Jahrhundert. Der Leser lernt heute fast vergessene Helden kennen, wie das Brüderpaar Georg und Andreas Forster, das nachweislich zwischen 1760 und 1812 im Bayrischen Wald rund 80 Braunbären erlegt hat, begegnet dem Russen Farkow, dem nachgesagt wird, im Laufe seiner 110 Lebensjahre 136 Bären erlegt und zwei weitere mit bloßen Händen erwürgt zu haben, oder liest über das berüchtigte "Mannweib" Elisaweta Butina, das 1937 anlässlich ihres tausendsten Bärenabschusses zur "großen Jägerin" ernannt wurde, was durchaus bemerkenswert erscheint, denn als damals 83-jährige konnte die gelernte Bäuerin nur auf zwölf Jahre Jagderfahrung zurückblicken. Doch war dies nur eine Seite der Medaille. Während Braunbären bei Bauern und Hirten als Viehdiebe gefürchtet waren, sahen "bärenferne" Städter in ihnen die Verkörperungen des fabelhaften Meister Petz und beschenkten ihre Kinder mit den 1902 auf den Markt gebrachten Teddy-Bären der Firma Steiff. "Bär und Mensch" ist auch nach über einem Jahrzehnt noch immer eines der besten Bücher zum Thema (Problem-) Bären. [Bötefür, 10.2023]

Brunner, Hellmut (1966), Grundzüge einer Geschichte der altägyptischen Literatur (= Grundzüge 8), Darmstadt 31980 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Brunner, Horst (1996), Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick (= RUB 9485), Stuttgart 22003, 389 S., € 9,80. U.a. werden behandelt: I. Alber (von Windberg): Um 1149 schrieb der irische Schottenmönch Bruder Marcus in lateinischer Prosa die Geschichte vom Ritter Tundalus (Tnugdalus). Darin bereist der Ritter in einer Vision den Himmel und die Hölle. Der lateinische "Tundalus" war Vorlage für mittelhochdeutsche Bearbeitungen wie etwa die gereimte Fassung des "Tundalus" von Alber vom Kloster Windberg (bei Straubing in Bayern). Alber, über den sonst nichts bekannt ist, verfasste seinen "Tundalus" um das Jahr 1190. II. (Alt)sächsisches Taufgelöbnis: Zur Gattung der religiösen Gebrauchstexte gehört das (alt)sächsische Taufgelöbnis aus dem endenden 8. Jahrhundert als ältester überlieferter Text in altsächsischer Sprache (allerdings mit althochdeutschen und altenglischen Textteilen). Das Taufgelöbnis verlangte die Unterwerfung des Täuflings unter den christlichen Gott. Die Fragen und Antworten, die ein Sachse vor der (freiwilligen oder erzwungenen) Taufe zu bestehen hatte, sind dabei wahrscheinlich von einem angelsächsischen Missionar vom Lateinischen ins Altsächsische übersetzt worden und gehören in das Umfeld der Sachsenkriege (772-804) des fränkischen Herrschers Karls des Großen (768-814). Der Erfolg der mit den Sachsenkriegen einhergehenden Christianisierung und Missionierung hing nämlich auch ab von der Übermittlung grundlegendster Glaubensinhalte des Christentums, wie sie das Taufgelöbnis vermittelte. Der Täufling hatte sich gegen die/den Teufel (unholdun, Donar, Wotan, Saxnot) zu wenden und sich Gott, Christus und dem Heiligen Geist anzuvertrauen. III. Herger: Herger (um 1170) gehört wie Spervogel (n.1170?) und junger Spervogel (um 1200 oder später) zu den hochmittelalterlichen, mittelhochdeutschen Sangspruchdichtern. Ihm lassen sich 29 Strophen, fast alle im selben Ton, zuordnen, die Strophen bestehen aus paargereimten Zeilen, die vorletzte Zeile ist reimlos, die letzte verlängert. Die ersten 25 Strophen sind in fünf mal fünf Verbänden (Pentaden) inhaltlich-thematisch gegliedert, die Strophen 26-28 bilden eine Triade, Strophe 29 steht mit ihrem anderen Strophenbau isoliert da. Die erste Pentade hat das Lob adliger Herren zum Inhalt, die zweite, "autobiografisch" gehaltene Pentade berichtet von der Armut und Heimatlosigkeit des Dichters, die dritte hat eine Tierfabel als Grundlage, die vierte vergleicht Himmel und Hölle, die fünfte enthält Lebensregeln, die Triade wieder geistliches Gedankengut. IV. Junger Spervogel: Der junge Spervogel (um 1200 oder später) gehört wie Herger (um 1170) und Spervogel (n.1170?) zu den hochmittelalterlichen, mittelhochdeutschen Sangspruchdichtern. Unter dem Autornamen "junger Spervogel" überliefert die kleine Heidelberger Liederhandschrift aus dem endenden 13. Jahrhundert vier Strophen in einem Ton und zwei Einzelstrophen. Zum ersten Ton ist einer Handschrift des 15. Jahrhunderts unter dem Autornamen "Junger Stolle" eine Melodie überliefert. V. Kasseler Gespräche/Glossen: Die althochdeutschen Kasseler Glossen aus dem 1. Viertel des 9. Jahrhunderts bieten ein Sachglossar, das auch einfache Sätze aus dem damaligen Alltag enthält wie: skir min fahs ("Schere mein Haupthaar"). Die Kasseler Glossen waren wohl für einen romanisch sprechenden Menschen gedacht. VI. Marienseqeunz aus Muri: Das lateinische "Ave praeclara maris stella" des Reichenauer Mönchs Hermann Contractus (*1013-†1054) ist Grundlage der mittelhochdeutschen Mariensequenz aus Muri (Kloster Muri in der Schweiz). Maria wird hier dargestellt als Jungfrau, Mutter und Fürbitterin vor Gott. Die Mariensequenz ist um 1180 entstanden. VII. Marienseqeunz aus Seckau: Das lateinische "Ave praeclara maris stella" des Reichenauer Mönchs Hermann Contractus (*1013-†1054) ist Grundlage der mittelhochdeutschen Mariensequenz aus Seckau (in der Steiermark in Österreich). Maria wird hier dargestellt als Jungfrau, Mutter und Fürbitterin vor Gott. Die Mariensequenz ist um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. VIII. Mönch von Salzburg: Am Hof des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (1365-1396) wirkte der anonym gebliebene Mönch von Salzburg, von dem 50 frühneuhochdeutsche Liebeslieder, sieben weltliche und rund 50 geistliche Lieder überliefert sind. Die Liebeslieder haben dabei kaum etwas mit den klassischen Minneliedern der Hohen Minne mehr zu tun, die Liebe zwischen dem (dominierenden) Mann und der Frau ist nicht mehr unerreichbar, Konflikte werden von außen in die Beziehung hineingetragen. Bei den geistlichen Liedern des Mönchs von Salzburg stehen unter Verwendung älterer deutscher Liedtraditionen (Töne) im Mittelpunkt: Maria, Ostern und Passion, Fronleichnam. Lateinische Hymnen und Sequenzen wurden dabei vom Mönch von Salzburg verdeutscht. IX. Noker: Das Memento mori des Autors Noker ist ein frühmittelhochdeutsches Gedicht, bestehend aus 152 gereimten Versen, verfasst gegen Ende des 11. Jahrhunderts. In der Art einer Bußpredigt ermahnt Noker seine Mitmenschen, an den Tod zu denken, warnt vor der Hölle und bittet Gott, Erbarmen zu zeigen mit der "bösen" Welt. Hinter Noker vermutet die Forschung den zweiten Abt des benediktinischen Reformklosters Zwiefalten (1091-1095) und damit einen Mönch, der im Kloster Hirsau ausgebildet wurde (Hirsauer Klosterreform). X. Priester Arnolt: Aus der Mitte des 12. Jahrhunderts stammt die mittelhochdeutsche Legende "Juliane" des ansonsten unbekannten Priesters Arnolt. Die "Juliane" hat das Martyrium der christlichen Jungfrau Juliana zum Inhalt, die sich zur Zeit des römischen Kaisers Maximinus Daia (†313) weigert, einen heidnischen Statthalter zu heiraten und daraufhin von diesem gefoltert und hingerichtet wird. XI. Priester Wernher: Vom Priester Wernher ist zum Jahr 1172 ein mittelhochdeutsches Mariengedicht mit dem Titel Driu liet von der maget ("Drei Gedichte von der Jungfrau") überliefert. Das Gedicht schildert unter Verwendung des apokryphen Pseudo-Matthäus-Evangeliums das Leben der Gottesmutter Maria bis zur Geburt von Jesus Christus und der Rückkehr der Heiligen Familie aus Ägypten. Das Mariengedicht ist also ein unvollständiges Marienleben, es ist das erste epische Mariengedicht und nur in späteren Bearbeitungen erhalten. XII. St. Trudperter Hoheslied: Das St. Trudperter Hohelied ist ein Kommentar zum biblischen Hohenlied, der in den 40er-Jahren des 12. Jahrhunderts und damit rund 80 Jahre nach der Hoheliedparaphrase des Williram von Ebersberg (*ca.1000-†1085) auf Frühmittelhochdeutsch verfasst wurde. Der Autor des St. Trudperter Hohelieds bleibt unbekannt, als Entstehungsort werden u.a. die Klöster St. Georgen im Schwarzwald oder Admont vermutet, eine Entstehung im Umkreis der sog. Hirsauer Klosterreform scheint nicht ausgeschlossen. Der ehemalige Aufbewahrungsort des St. Trudperter Hohenliedes war das Kloster St. Trudpert im Südschwarzwald. Der Autor des St. Trudperter Hohenliedes übernahm die Übersetzung Willirams, kommentierte aber den Bibeltext in "rhythmisierter Kunstprosa" neu, wobei Deutungen des antiken Theologen Origines (†253/54) und der mittelalterlichen Gelehrten Rupert von Deutz (*ca.1070-†1129/30), Hugo von St. Viktor (*1096-†1141) und Bernhard von Clairvaux (*1090-†1153) einflossen. Das Hohelied wird damit zu einem mystischen Text, der die sehnsuchtsvolle Vereinigung mit Gott zum Inhalt hat, es ist die erste Schrift über Mystik in (alemannisch-) deutscher Sprache. Das Hohelied war wahrscheinlich für Frauenklöster bestimmt, es bot den Nonnen Belehrung und Vertiefung im Glauben. XIII. Spervogel: Spervogel ("Sperling", n.1170?) gehört wie Herger (um 1170) und junger Spervogel (um 1200 oder später) zu den hochmittelalterlichen, mittelhochdeutschen Sangspruchdichtern. Ihm ordnen jedenfalls die Liederhandschriften des 13. und 14. Jahrhunderts die älteste Sangspruchdichtung zu, während die heutige Forschung Spervogel nur den mittleren Teil des in der Manessischen Liederhandschrift überlieferten Korpus zuweist. 23 gereimte Strophen, zumeist Einzelstrophen, im selben Ton, verwandt mit dem Ton Hergers, sowie die Melodie sind von Spervogel erhalten. Die Strophen enthalten allgemeine Lebensweisheiten und waren meist an eine adlige Zuhörerschaft gerichtet. XIV. Tundalus: Um 1149 schrieb der irische Schottenmönch Bruder Marcus in lateinischer Prosa die Geschichte vom Ritter Tundalus (Tnugdalus). Darin bereist der Ritter in einer Vision den Himmel und die Hölle. Der lateinische "Tundalus" war Vorlage für mittelhochdeutsche Bearbeitungen wie etwa die gereimte Fassung des "Tundalus" von Alber vom Kloster Windberg (um 1190) oder den "Niederrheinischen Tundalus" (um 1180/90). XV. Weißenburger Katechismus: Gleichsam ein Glaubenskompendium für Priester ist der althochdeutsche Gebrauchstext des Weißenburger Katechismus vom endenden 8. Jahrhundert. Der aus dem elsässischen Kloster Weißenburg oder aus Worms stammende Text beinhaltet: das Vaterunser mit Kommentar, ein lateinisch-deutsches Beichtschema, das Glaubensbekenntnis in seiner apostolischen und athanasischen Form, das "Gloria in excelsis". XVI. Wilder Mann: Aus dem mittelfränkischen Sprachraum stammt der Wilde Mann, wahrscheinlich ein Geistlicher, der um 1170/80 das Predigtgedicht Van der girheit gegen die Habsucht verfasste, weiter ein kurzgefasste "christliche Lehre" und die Legenden "Veronica" und "Vespasian". [Buhlmann, 12.2004]

Brunner, Karl (2012), Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters (= BSR 6058), München 2012, 269 S., Schwarzweißabbildungen, € 14,95. Der mittelalterliche Mensch steht im Mittelpunkt mittelalterlicher Kultur, die er prägte: dem Mikrokosmos Mensch entsprachen biologisch-medizinisch die Unterscheidung in Mann und Frau, die Zuordnung der Organe Gehirn, Herz, Leber, Geschlechtsorgan, die Elemente-Säfte-Lehre und die menschliche Typologie (Affekte, Gefühle) sowie die Ernährung (Essen, Trinken), gesellschaftlich die Rolle der Arbeit (einschließlich Kontemplation, Gebet und Studium), der Habitus von Menschen (Aussehen [Schönheit, Adel], Kleidung), der Lebenskreis des Menschen (Zeugung, Geburt, Kindheit, Ausbildung, soziale Rolle, Heirat und Familie, Krankheiten, Alter, Tod); Fortpflanzung, Liebe und Minne (höfische Kultur [Ritter, Dichter, Dame]) bildeten (je nach sozialer Stellung) weitere Bezugspunkte menschlicher Existenz. Kultur als Summe aller Leistungen, die Menschen hervorbringen im Bereich von Alltag, Recht, Religion, Technik, Wissenschaft u.a., ergibt sich aus dem Zusammenleben von Menschen in Haus (Bauernhof), Dorf oder Burg (Höhenburgen [ab 10. Jahrhundert], Abgaben und Dienste, Ausstattung). (Märkte und) Städte standen für Handel und Gewerbe (Topografie [Straßen, Marktplätze, Mauern und Tore]; Fernhandel, Handel, Gewerbe, Kreditwesen [Zeit, Geld]; Unterschichten und Randgruppen [Lohnarbeiter, unehrliche Berufe], Sondergruppen [Adel, Fürstenhöfe, Geistliche, Juden], Bürger). Für Unterhaltung - gerade im höfischen Milieu - sorgte Epen- (Artus- und Gralsagen, Rinderraubepos, Nibelungenlied, Kudrun, Tristan, historisch-antike Stoffe) und geistliche Dichtung (Dichtung und Publikum). Kulturträger waren nicht zuletzt Kirchen und Klöster (Architektur [Vorromanik, Romanik, Gotik; Kirchenräume; Klosterbauten, St. Galler Klosterplan]; lateinische Bildung [Schriftkultur, antike Überlieferung, Gelehrsamkeit, Briefliteratur, Predigten, Geschichtsschreibung, Schriftlichkeit und Volkssprache]; Christentum [Missionierung von Heiden, Juden, Muslime, Häretiker]), dann auch Städte (Stadtschulen) und Universitäten. Eingebunden waren die menschlichen Aktivitäten im Kreislauf der Zeit (Jahr [Jahreskreis, Kirchenfeste, Messfeier, Reliquien]; höfische Feste [Musik, Jagd, Turnier, Mainzer Pfingstfest Kaiser Friedrichs I.]). Turniere standen dabei in unmittelbarer Nähe zu Kampf, Zweikampf (Gottesurteil), Fehde und Krieg (Romzug, Kreuzzug). Mittelalterliche Kultur mündete schließlich ein in "Kultur-Landschaften" (Voraussetzungen: Geografie und römisches Erbe; Grundherrschaft: karolingische Reform, Millenium, klassische und Rentengrundherrschaft; Landesherrschaft, Territorium: gesellschaftliche Netzwerke und deren Verdichtung [Vogtei, Gerichtsbarkeit, Rodung, Bergbau, Herrschaftsmittelpunkte]; Verkehrswege: Straßen, Pilgerwege, Wasserwege; Klima [Obstgarten, Naturkatastrophen, Paradies]) und zeitlich in die frühe Neuzeit. [Buhlmann, 07.2013]

Bryson, Bill (1998), Streiflichter aus Amerika. Die USA für Anfänger und Fortgeschrittene (= Goldmann Tb 45124), München 2002 > U US-amerikanische Geschichte

Bryson, Bill (2010), At Home. A Short History of Private Life, London-New York-Toronto-Sydney-Auckland 2010. Privates Leben spielte und spielt sich überwiegend zu Hause ab. Anhand der Tradition von Hausbau und Architektur im angelsächsischen Kulturraum der Moderne (Großbritannien, Vereinigte Staaten von Amerika) werden in Zeit und Raum (year, setting) folgende Elemente des Hauses (home) betrachtet: Eingangshalle; Küche, Spülküche und Vorratskammer (und Ernährung), Sicherungskasten (und Stromversorgung), Salon (und Möbel), Esszimmer, Keller (mit Fundamenten, Zement, Ziegelsteinen), Flur, Arbeitszimmer, Garten, Treppenhaus, Schlafzimmer (und Sexualität), Badezimmer (und Hygiene), Ankleidezimmer (und Mode), Kinderzimmer (und Kindheit), Dachboden (und Wissenschaft). [Buhlmann, 07.2021]

BS = Beck'sche Sonderausgaben

BS = Bibliothek Suhrkamp

BSR = Beck'sche (Schwarze) Reihe, C.H. Beck Wissen

Bu

Buchenberg, Ortsteil von Königsfeld im Schwarzwald: I. Der Name "Buchenberg" wird erstmals erwähnt im Liber decimationis des Konstanzer Bistums (1274/75); die dortige Kirche bzw. Kapelle (Buchenberger Kruzifix [ca.1120]) gehörte dem Dekanat "Kirnbach oder Sulz" an; der Ort besaß mithin gewisse zentrale Funktionen für die Umgebung und wohl auch ein höheres Alter, als die Erstnennung vermuten lässt. Orte der Umgebung wie Burgberg, Erdmannsweiler oder Martinsweiler erscheinen in der Überlieferung des 1084/85 gegründeten benediktinischen Reformklosters St. Georgen im Schwarzwald ab dem endenden 11. Jahrhundert auf. Zudem verweist das Nikolauspatrozinium der Buchenberger Kirche vielleicht auf einen Ursprung der Kapelle im 11. Jahrhundert als Stiftung des Klosters Hirsau (Nikolausreliquien in Hirsau) oder St. Georgen (als ursprünglich Hirsauer Priorat). Im späten Mittelalter waren St. Georgen und die Zisterzienserinnengemeinschaft (Reichsstift) Rottenmünster in Buchenberg und Martinsweiler begütert (Mönchhof, Angelmoos, Muckenmühle). Rottenmünster verfügte über das Niedergericht, im Buchenberger Gerichtsstab teilten sich im endenden Mittelalter das Reichsstift und das Herzogtum Württemberg die Gerichtsbarkeit (Verkauf des Burgstalls Waldau an Württemberg [1445], württembergisches Oberamt Hornberg). Zudem besaß die Rottweiler Patrizierfamilie Haugk Herrschafts- und Lehnrechte in Buchenberg und Martinsweiler. Zum Jahr 1437 wird die Buchenberger Pfarrkirche als in decanatu Rotwil ecclesia parochialis in Buchenberg erwähnt; aus dieser Zeit (1420/30) stammen auch die in der Kapelle befindlichen Fresken (Abendmahl-, Kruezigungsszene, Jüngstes Gericht). II. Die protestantische Reformation im württembergischen Herzogtum (1534/36) hatte auch Auswirkungen auf Buchenberg, wo sich in Hinblick auf Kirche und Gericht protestantischer Herzog und katholisches Zisterzienserinnenkloster gegenüberstanden (Verlegung der Pfarrkirche Buchenberg zur Buchenberger Filialkirche Tennenbronn [1565]; größere Umbauten an der Buchenberger Kapelle [1591]). Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zeitweise katholisch, blieb Buchenberg beim evangelischen Glauben. Im 17. und 18. Jahrhundert sind Erdbeben bezeugt, die an der Kapelle zu Beschädigungen führten. Die alte Ordnung bei der Aufteilung des Gerichts zwischen Württemberg und Rottenmünster hatte auch in der frühen Neuzeit Bestand (Buchenberger Gerichtsprotokoll [1735/1813], Prozess von 1766). 1810 wurde Buchenberg zusammen mit den württembergischen Ämtern St. Georgen und Hornberg badisch und bildete ab 1838 wieder eine eigene Pfarrei (neue Kirche [1901/02]). Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts machte Buchenberg die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Entwicklungen im Großherzogtum Baden, dem deutschen Kaiserreich, der Weimarer Republik, des nationalsozialistischen Deutschland, der Bundesrepublik Deutschland sowie als Teil des Kurorts Königsfeld mit.
Zu Buchenberg s.: Leben im Dorf. Schmackhaftes und Liebenswertes aus Buchenberg, hg. v.d. Evangelischen Kirchengemeinde Buchenberg (2001), Villingen-Schwenningen 2001, 209 S., Schwarzweißabbildungen, DM N.N. (Das Buch "glänzt" durch seine Unzulänglichkeiten in inhaltlicher Hinsicht [1. Teil: Kochrezepte, 2. Teil: Orts"geschichte" als wirres Durcheinander] und beim Layout [Seitenumbruch, Absatzumbruch, Trennzeichen].) [Buhlmann, 07.2018]

Buchmann, Gerhard (Hg.) (1979), Strohflechten auf dem Schwarzwald (= Geschichts- und Heimatverein e.V. Furtwangen. Mitteilungen, Nr.2), [Furtwangen] 1979 > S Schwarzwald

Buchta-Hohm, Susanne (1996), Das alamannische Gräberfeld von Donauschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) (= FBVFGBW 56), Stuttgart 1996, 198 S., 67 Tafeln, Karten, Pläne, DM 98,-. I. Donaueschingen liegt am Übergang vom Schwarzwaldvorland (im Westen) zur Riedbaar (im Osten) an Brigach und Donauquelle in einer Höhe von rund 693 m (über NN). In römischer Zeit befand sich im nah benachbarten (römischen Kastell) Hüfingen der Kreuzungspunkt zweier wichtiger Straßen, einer Nord-Süd-Verbindung von Windisch über Rottweil nach Rottenburg ("Rottweiler Straße"), einer West-Ost-Verbindung vom Zartener Becken über Löffingen zur Donau und von da die Donau entlang. Beide Straßen waren auch im Mittelalter von Bedeutung. Anzunehmen ist zudem eine südöstliche Verbindung von Hüfingen bzw. Donaueschingen an den Bodensee. II. Für die römische Zeit ist die Rolle des Hüfinger Römerkastells bedeutsam, während die ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte in Donaueschingen kaum Spuren hinterließen, so dass der Ort wohl weitgehend unbesiedelt gewesen sein muss. In der Alemannenzeit änderte sich indes das Bild. Zwei große alemannische Reihengräberfriedhöfe bei Donaueschingen bezeugen die Existenz von Siedlungen. Das in die 2. Hälfte des 6. und in das 7. Jahrhundert zu datierende Gräberfeld "Beim Tafelkreuz" (nördlich Donaueschingen) mit seinen 150 aufgefundenen, insgesamt wohl um die 250 Gräbern (als Gruben oder mit Holz- und Steineinfassungen, mit Waffen und Schmuck als Grabbeigaben) gehörte wahrscheinlich zu einer westlich davon gelegenen kleinen Siedlung an der Brigach. Der zweite Friedhof hinter der Donaueschinger Sebastianskapelle auf der Flur "Auf dem alten Morgen" stammt aus dem Anfang des 7. Jahrhunderts und ist wegen seiner Ortsnähe auf Donaueschingen, d.h. auf eine Siedlung zwischen Sebastianskapelle und Donau zu beziehen. Neben dieser Siedlung hat es wohl westlich davon, um die heutige Lorenzkirche, noch einen weiteren frühmittelalterlichen Siedlungskern gegeben. [Buhlmann, 03.2014]

Buck, Thomas Martin (Hg.) (2010), Chronik des Konstanzer Konzils (1414-1418) von Ulrich Richental (= KGRG 51), Ostfildern 32013 > U Ulrich Richental

Buck, Thomas Martin, Kraume, Herbert (2013), Das Konstanzer Konzil. Kirchenpolitik, Weltgeschehen, Alltagsleben, Ostfildern 2013, 390 S., Schwarzweißabbildungen, € 26,99. I. Das Große Papstschisma (1378-1417) des ausgehenden 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts bewirkte eine lang dauernde, fast vierzig Jahre umfassende Spaltung der westlichen, lateinischen Christenheit in verschiedene Obödienzen (Gehorsamsbereiche) (und Kirchen). Die Pattstellung beim Papsttum, auf das die westliche Kirche ausgerichtet war, gab konziliaren Ideen und Gedanken Auftrieb. Der Konziliarismus sah die Kirche als kollegiale Körperschaft mit Haupt (Papst) und Gliedern (Bischöfe u.a.), sah die Kirchenversammlung, das Konzil als repräsentativ für die gesamte Kirche an. Dabei berief sich der spätmittelalterliche Konziliarismus durchaus auf die Kirchenlehre früherer Jahrhunderte und lehnte auch nicht die auf den Papst zulaufende Kirchenhierarchie ab. Denn auch dem Konziliarismus ging es schließlich darum, mit einem "unbezweifelten Papst" (papa indubitatus) ein funktionsfähiges Zentrum der katholischen Amtskirche zu schaffen. Dies aber brauchte offensichtlich seine Zeit. In Rom und in Avignon wählten die jeweiligen Kardinalskollegien weitere Päpste, ein Kollegium von Kardinälen beider Obödienzen kam schließlich in Pisa zusammen und vollzog dort bei Absetzung des römischen und avignonesischen Papstes die Neuwahl des kirchlichen Oberhaupts (1409). Von nun an rangen aber drei Päpste um die Macht, wobei bei der Pisaner Obödienz alsbald Papst Johannes XXIII. (1410-1415) folgte. Die römische Obödienz war dabei auf Mittel- und Süditalien beschränkt, die avignonesische auf die Iberische Halbinsel und Schottland; das restliche Europa machte den Gehorsamsbereich des Pisaner Papstes aus. Dies war der Zustand der abendländischen Kirche am Vorabend des Konstanzer Konzils, als sich der römisch-deutsche König Sigismund (1410-1437) in Como mit Gesandten Johannes' XXIII. und in Lodi mit dem Pisaner Papst selbst zusammentraf, um über ein neues Konzil an einem neuen Ort - nämlich Konstanz - zu entscheiden. Das Konzil wurde von Papst Johannes XXIII. in der Folge einberufen. II. Dem politischen Einwirken des römisch-deutschen Königs (und Kirchenvogts) Sigismund war es zu verdanken, dass Konstanz, die vor den Alpen am Bodensee gelegene schwäbische Bischofsstadt, ab Anfang November 1414 der Tagungsort des Konzils wurde. Zuvor, am 28. Oktober, hatte Papst Johannes XXIII. Konstanz erreicht, die feierliche Eröffnung des Konzils erfolgte am 5. November. Die erste Session (sessio generalis) fand in dem zur Konzilsaula umgebauten Konstanzer Münster statt. Doch erst mit der Ankunft König Sigismunds am Weihnachtsabend kam das Konzil auch inhaltlich in Gang. Das Konzil setzte sich aus Nationen zusammen, der italienischen, gallischen, englischen und der nacio Germaniae; hinzu kam ab 1417 die spanische Nation. Abgestimmt wurde nach Nationen, innerhalb der Nationen, die sich an bestimmten Orten in Konstanz (Dominikaner-, Franziskanerkloster u.a.) versammelten, nach (stimmberechtigten) Köpfen. Gehört wurden auch die Vertreter des römischen und des avignonesischen Papstes, Sigismund verfolgte damit eine andere Linie als der Pisaner Papst. Der sah sich durch immer stärker werdende Forderungen nach dem Rücktritt (cessio) aller drei Päpste zunehmend in Bedrängnis und floh, unterstützt vom habsburgischen Herzog Friedrich IV. "mit der leeren Tasche" (1386/1402-1439) am 20. März 1415 aus Konstanz, nur um letztlich um Mitte Mai aus Freiburg zurückgeholt und in Radolfzell gefangen genommen zu werden. Es folgte am 29. Mai die Absetzung Johannes' XXIII. durch Konzilsbeschluss, während der habsburgische Herzog auf Grund der geleisteten Fluchthilfe schon am 30. März von Sigismund in die Acht getan worden war. Friedrich IV. unterwarf sich dem König am 5. Mai, doch sollte es weiterhin zu Spannungen kommen. Die Flucht des Konzilspapsts Johannes XXIII. hatte in der Kirchenversammlung insofern zu einer Selbstvergewisserung geführt, als dass sich die Meinung durchsetzte, auch ohne oder gar gegen den Papst (bzw. die Päpste) die Probleme der Kirche zu lösen. Ausfluss der veränderten Einstellung des Konzils gegenüber dem Papsttum war das (Superioritäts-) Dekret Haec sancta synodus vom 6. April 1415, das das Konzil direkt von Christus her ableitete und die Gläubigen (einschließlich eines eventuellen Papstes) zum Gehorsam gegenüber den Beschlüssen des Konzils verpflichtete, insbesondere die Entscheidung im Papstschisma beanspruchte. Eine folgerichtige Ergänzung fand Haec sancta synodus im Dekret Frequens vom 17. Oktober 1417, das die regelmäßige Einberufung von Konzilien festschrieb. Nach der Papstabsetzung ging es aber bei der Konstanzer Kirchenversammlung zunächst um die causa fidei, um die "Einheit im Glauben". Dazu mussten sich die Konzilsteilnehmer mit dem böhmischen Prediger Jan Hus (†1415) und dessen vom englischen Theologen John Wyclif (†1384) beeinflussten Lehren beschäftigen. Hus war freiwillig und unter Zusage freien Geleits nach Konstanz gekommen, sah sich aber alsbald inhaftiert (Ende November 1414) und Anfang Juni 1415 vom Konzil verhört. Einen Monat später, am 6. Juli, folgte die Verurteilung des Jan Hus, der nicht widerrufen hatte, durch die Vollversammlung des Konzils; Hus wurde noch am selben Tag dem Henker übergeben und verbrannt. Auch Hieronymus von Prag (†1416), ein Schüler des Jan Hus, folgte diesem am 30. Mai 1416 auf dem Scheiterhaufen. Dies alles hatte Auswirkungen auf die kirchlichen und politischen Verhältnisse in Böhmen; die hussitischen Unruhen sollten alsbald das Land erschüttern. III. Nach der Hinrichtung des Jan Hus begab sich König Sigismund auf diplomatische Reisen nach Westeuropa. Verhandlungen mit Papst Benedikt XIII. scheiterten zwar, doch gelang es dem Herrscher, dass sich König Ferdinand I. von Aragón (1412-1416) von "seinem" Papst abwandte und mit den Capitula Narbonensia vom 13. Dezember 1415 die Teilnahme der spanischen Nation am Konzil bei Obödienzentzug gegenüber Benedikt XIII. sicherte. Damit war der Weg für die Kirchenversammlung frei, auch Benedikt abzusetzen, was am 26. Juli 1417 geschah. Zudem war die cessio des römischen Papstes Gregor XII. schon im März 1415 erfolgt, als dessen Gesandte zum Konstanzer Konzil gekommen waren. Erst mit der Rückkehr Sigismunds nach Konstanz Ende Januar 1417 und der Konstituierung der natio Hispanica bis Ende März 1417 konnte die Einigung der Kirche (causa unionis) durch das Konzil angegangen werden. Im Mittelpunkt stand, nachdem diesbezüglich alle Hindernisse aus dem Weg geräumt waren, die Wahl eines neuen Kirchenoberhaupts, die durch die Kardinäle und die Vertreter der Nationen in einem Konklave im Konstanzer Kaufhaus am 8. bis 11. November stattfand. Gewählt wurde letztlich einmütig der Kardinaldiakon Odda Colonna (†1431) von der römischen Titelkirche San Giorgio al Velabro. Odda nahm den Namen des Tagesheiligen an und begab sich als Papst Martin V. (1417-1431) noch am selben Tag in feierlicher Prozession und unter Beteiligung von (angeblich?) 80000 Menschen zum Münster. Seine Inthronisation fand dann in der Domkirche am 21. November statt, die Krönung zwischen Münster und Bischofspfalz am darauffolgenden Tag. IV. Die Einheit innerhalb der katholischen Kirche war damit vollzogen, die Einheit mit der östlichen orthodoxen Christenheit blieb jedoch aus. Zwar waren griechische Gelehrte wie Manuel Chrysolares (†1415) auf dem Konzil anwesend, es gab auch eine Gesandtschaft des litauischen Großfürsten (1415), und noch im Februar 1418 besuchte der (zwischen dem Patriarchen von Konstantinopel und dem Moskauer Metropoliten nicht unumstrittene) Kiewer Erzbischof die Kirchenversammlung. Doch Konkretes kam nicht zustande und dies, obwohl Konzilsteilnehmer und Politik die Kirchenunion mit den "Griechen" durchaus im Zusammenhang mit der Gefährdung Südosteuropas durch die osmanischen Türken sahen. Auch bei der causa reformationis, bei der Reform der Kirche, trat die Konstanzer Kirchenversammlung weitgehend auf der Stelle. Es gab immerhin noch vor der Papstwahl einige Reformdekrete wie das oben schon angesprochene Dekret Frequens. Schließlich fand parallel zum Konzil im Kloster Petershausen ein Reform- und Provinzialkapitel der Benediktinermönche statt (März 1417). Am 22. April 1418 kam die Kirchenversammlung zu ihrem Ende, nachdem in Konstanz die Pest ausgebrochen war (1418). Papst Martin V. verließ die Stadt am Bodensee am 16. Mai 1418. V. Insgesamt war das Konstanzer Konzil als "Weltereignis des Mittelalters" eine durchaus erfolgreich zu nennende Kirchenversammlung gewesen. 600 bis 700 Geistliche als Konzilsväter, darunter 300 Bischöfe, und ebenso viele weltliche Große und Gesandte berieten unter der Leitung des römisch-deutschen Königs in Konstanz über die Probleme der Kirche. Das Konzil war aber auch ein "textuelles Ereignis" der Schreiber und Notare, ein "gelehrtes Ereignis" der Universitätsgelehrten, Humanisten und Handschriftensucher, ein "diskursives Ereignis" und "öffentlicher Kommunikationsraum" der "kollegial-partizipatorisch" Versammelten. Das Konzil war mithin ein "polyvalentes Ereignis". VI. Jenseits von Kirchenpolitik und Konzil musste aber - wie die Chronik des Ulrich (von) Richental (†1437) mitteilt - in Konstanz das alltägliche Leben der städtischen Bewohner und der Gäste weitergehen. Konstanz empfing die Konzilsteilnehmer - neben den geistlichen Personen auch weltliche mit deren Anhang - nicht unvorbereitet. Letztlich kamen alle, die Konzilsväter und die anderen Gäste, in der Stadt, den Vorstädten und der Umgebung unter. Auch die Versorgung der Städter und der Gäste mit Nahrungsmitteln war gewährleistet, wobei Garküchen, rollende Bäckereien oder auch gewöhnungsbedürftige Speisen in Konstanz Einzug hielten oder der Handel mit osteuropäischen Rindern den Nachschub an Fleisch sicherstellte. Im Großen und Ganzen kamen Städter und Gäste, auch die Konzilsnationen gut miteinander aus, sprachliche Verständigungsprobleme oder Verbrechen (wie Mord) mit eingeschlossen. Händler, fahrendes Volk (Gaukler, Musikanten, Spielleute) und Huren bevölkerten die Stadt, Prozessionen und Festlichkeiten belebten den Alltag. Politik wurde auch öffentlich inszeniert wie bei den Herrscheradventus oder bei der Belehnung des Nürnberger Burggrafen Friedrich VI. (I.) von Hohenzollern (1397-1440) mit der Markgrafschaft Brandenburg (30. April 1415). Dies alles spielte sich ab vor der Kulisse einer ständisch gegliederten städtischen Gesellschaft ab, die alle Schichten von Arm bis Reich mit einbezog. [Buhlmann, 08.2014]

Büchner, Christine (2009), Hildegard von Bingen. Eine Lebengeschichte (= it 3369), Frankfurt a.M.-Leipzig 2009 > H Hildegard von Bingen

Büchner, (Karl) Georg, deutscher Schriftsteller: I. Georg Büchner wurde am 17. Oktober 1813 im hessischen Goddelau geboren und starb früh am 19. Februar 1837 in Zürich. Büchner war entsprechend seiner Ausbildung an den Universitäten Straßburg (1831/33) und Gießen (1833/34) Mediziner und Naturwissenschaftler und daneben ein bedeutender revolutionär gesinnter Schriftsteller der deutschen Literaturepoche des Vormärz. Seine radikalen politischen Ansichten brachten Büchner in Misskredit; er floh nach Fertigstellung des Dramas Dantons Tod nach Straßburg (1835), wo er seine naturwissenschaftliche Dissertation über das "Nervensystem der Barbe" vollenden konnte. Sein weiterer akademischer Werdegang führte Büchner an die Universität Zürich (Verleihung des Doktortitels 1836, Probevorlesung). Doch erkrankte er im Februar 1837 an Typhus und starb (Beerdigung auf dem Züricher Friedhof Krautgarten). II. Hinterlassen an schriftstellerischen Werken hat Büchner: Der Hessische Landbote (1834), Dantons Tod (1835), Lenz (1835), Leonce und Lena (1836), Woyzeck (1837, nicht fertig gestellt).
Literatur von Georg Büchner findet sich bei: Bernhardt, Rüdiger (2002), Georg Büchner: Leonce und Lena (= Königs Erläuterungen und Materialien, Bd.236), Hollfeld 42010, 102 S., € 5,90; Büchner, Georg (1835), Dantons Tod. Ein Drama (= Hamburger Leseheft 113), Husum o.J., 79 S., DM N.N.; Büchner, Georg (1835), Dantons Tod (= RUB 6060), Nachdruck Stuttgart 2002, 87 S., € 2,10 (Inhaltsangabe, Interpretation: Vor dem Hintergrund der Französischen Revolution (Einberufung der Generalstände in Versailles (Ende April 1789), Volksrevolution (Munizipalrevolution) gerade in Paris ("Sturm auf die Bastille" 14. Juli), Nationalversammlung (4. August), Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in der Nationalversammlung (26. August), "Rekonstruktion" Frankreichs, "glückliches Jahr" der Revolution (1790), Verfassung (3. September 1791), politische Positionen und Parteiungen (Amis de la Constitution (Jakobiner, Maximilien de Robespierre), Aristocrates, Constitutionells, Monarchiens, Cordeliers (Jean-Paul Marat)), französisches Parlament (1. Oktober 1791) und Radikalisierung der Revolution (Volksbewegung, Pariser Commune), militärischer Notstand (11. Juli 1792), Commune insurrectionelle, Sturm auf die Tuillerien (10. August), Gegenparlament und Exekutivrat, Septembermorde an 1130 Gefangenen in den Pariser Gefängnissen (2./6. September), Abschaffung des Königtums und Schaffung einer Republik (21. September), Erfolge der Revolutionstruppen (Valmy, Savoyen, Jemappes, Mainz, September/Dezember), Hinrichtung des Königs (21. Januar 1793), Instrumentalisierung der Pariser Volksmassen durch Robespierre zur Einrichtung des Comité de salut public ("Wohlfahrtsausschuss"), Revolutionstribunal (9. März 1793), "Dritte Revolution" (Sansculotten (April-Oktober)), Terreur (Juli/August 1793-Juli 1794), Revolutionsdiktatur (der "Tugend") unter Robespierre, Große Terreur (Juni/Juli 1794), Sturz und Hinrichtung Robespierres (27./28. Juli)) schildert Büchners Drama die letzten Tage des Revolutionärs George Danton (*1759, Anführer der Cordeliers, Leiter des Exekutivrats ("Septembermorde"), Mitglied im Wohlfahrtsausschuss, Vorsitz im Nationalkonvent, Anklage wegen (royalistischer) "Verschwörung des Auslands", Verhaftung und Überstellung ins Luxembourg-Gefängnis (30. März 1794), Überstellung in die Conciergerie, Prozess vor dem Revolutionstribunal (2. April), Verteidigungsrede Dantons (3. April), Verurteilung zum Tode (5. April), Hinrichtung (6. April)). Büchner steht dem Verlauf der Französischen Revolution kritisch gegenüber, die Revolutionsziele Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit sieht er von den Revolutionsführern Danton und Robespierre verraten; Dantons Sozialutopie erweist sich so als unangebracht (weil abgehoben von den wirklichen Bedürfnissen der meisten Franzosen), seine Verurteilung durch Tribunal und "Volkhaufen" gerechtfertigt. Darüber hinaus stellt Danton in parodistischer Weise das antik-heroische Gegenbild Robespierre in Frage, so dass nach Büchner jeder Mensch in Interaktion und Kommunikation mit anderen als Schauspieler seine jeweiligen Rollen spielt und Politik (und Revolution) ein Schauspiel zu sein scheint - ein Schauspiel freilich mit ernstem Ausgang für Danton, so dass Dantons Tod eher als Tragödie als als Tragikomödie erscheint. > Werkvergleich: Dantons Tod - Homo faber - Agnes [34 kB]); Büchner, Georg (1835), Lenz. Studienausgabe, hg. v. Hubert Gersch (1984) (= RUB 8210), Nachdruck Stuttgart 1986, 80 S., DM 2,30; Büchner, Georg (ca.1835/1836), Woyzeck. Leonce und Lena. Ein Lustspiel (= Hamburger Leseheft 148), Husum o.J. [1977], 63 S., DM N.N., Nachdruck Husum 2004, 63 S., € 1,30, Nachdruck Husum 2010, 63 S., € 1,30; Büchner, Georg (ca.1835/1836), Woyzeck. Leonce und Lena, hg. v. Burghard Dedner (2005) (= RUB 18420), Nachdruck Stuttgart 2019, 86 S., € 0,50; Büchner, Georg (1836), Woyzeck. Drama, bearb. v. Norbert Schläbitz (1999) (= EinFach Deutsch), Braunschweig-Paderborn-Darmstadt 202011, 124 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, € 5,95; Büchner, Georg (1965), Werke und Briefe: Dramen, Prosa, Briefe, Dokumente (= dtv-Gesamtausgabe = dtv GA 70), München 101975, 383 S., DM 5,80. Die Dichtung Büchners behandeln interpretatorisch: Große, Wilhelm (2015), Georg Büchner: Dantons Tod (= Reclam Lektüreschlüssel = RUB 15344), Stuttgart 2015, 95 S., Schwarzweißabbildungen, € 4,-; Penzoldt, Günther (1965), Georg Büchner (= Friedrichs Dramatiker des Welttheaters 9), Velber 31972, 96 S., Schwarzweißtafeln, DM 6,80; Popp, Hansjürgen (2013), Georg Büchner: Dantons Tod (= Klett Lektürehilfen), Stuttgart 52015, 156 S., € 9,99; Steinbach, Gabrielle (2001), Georg Büchner: Woyzeck (= Stark Interpretationshilfe: Deutsch), Freising 2002, 70 S., Schwarzweißabbildungen, € N.N. [Buhlmann, 04.2018, 09.2018, 11.2019, 12.2021, 02.2022, 02.2023, 05.-06.2023, 11.2023]

Bücker, Christel (1999), Frühe Alamannen im Breisgau. Untersuchungen zu den Anfängen der germanischen Besiedlung im Breisgau während des 4. und 5. Jahrhunderts n.Chr. (= AG 9), Sigmaringen 1999 > A Alemannen im Breisgau

Bühl, Achim (1994), SPSS 22. Einführung in die moderne Datenanalyse, Hallbergmoos 142014 > S Statistik

Bührke, Thomas (2015), Einsteins Jahrhundertwerk. Die Geschichte einer Formel (= dtv 34898), München 22016 > G Goenner, Albert Einstein

Bünting, Karl-Heinz (o.J.), Handbuch zur neuen Rechtschreibung (= Wissen sofort), Königswinter o.J. > D Deutsche Sprache

Bünz, Enno, Bajorath, Karl-Heinz (Hg.) (1993), Gründliche Nachricht von dem Leben und Tode des Heiligen Bernwards. Nachdruck der Ausgabe Hildesheim 1767 (= Religion in der Geschichte. Kirche, Kultur und Gesellschaft, Bd.1), Bielefeld 1993 > B Bernward von Hildesheim

Bürhlen-Grabinger, Christine (1986), Die Herren von Plieningen. Studien zu ihrer Familien-, Besitz- und Sozialgeschichte mit Regesten (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Bd.36), Ostfildern 1986, XLIII, 208 S., € 14,70. Als Herren von Plieningen werden bezeichnet eine edelfreie und eine niederadlige (Ministerialen-) Familie des Mittelalters und der frühen Neuzeit, beide (ursprünglich) aus (Stuttgart-) Plieningen stammend. Die edelfreien Herren von Plieningen sind in den 1130er- und 1140er-Jahren urkundlich bezeugt, starben aber um die Mitte des 12. Jahrhunderts aus, wobei ihr Besitz vermutlich an die Welfen und von da an die Pfalzgrafen von Tübingen ging. Ab der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts treten die von den Pfalzgrafen abhängigen Ministerialen von Plieningen in Erscheinung. Die Plieninger verloren im Krieg zwischen König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) und Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) ihre Stammburg (1287) und sind danach in Esslingen, in und um Göppingen und vielleicht auch im bayerisch-schwäbischen Raum um Landshut nachweisbar. Ein Teil der Plieninger Familie etablierte sich in der Reichsstadt Esslingen, Mitglieder der Familie gehörten der dortigen Oberschicht ("Ehrbarkeit") an. Angehörige einer Göppinger Linie sind im 14. und 15. Jahrhundert in Diensten der Grafen von Werdenberg, Zollern und Württemberg bezeugt. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts gelang es den Plieningern, ihre württembergischen Güter und Lehen zu vergrößern. In Kleinbottwar wurde in den 1490er-Jahren eine Kirche erbaut, die von nun an als Grablege der Plieninger dienen sollte. Die Herrschaft Schaubeck und Kleinbottwar ging nach dem Tod des letzten männlichen Plieningers Eitelhans (*1593-†1645) an drei Töchter und deren Ehemänner über, 1805 wurde die Adelsherrschaft mediatisiert und württembergisch. [Buhlmann, 05.2006]

Bues, Almut, Die Jagiellonen. Herrscher zwischen Ostsee und Adria (= Urban Tb 646), Stuttgart 2011, 305 S., Schwarzweißabbildungen, Stammtafeln, Karten, € 29,80. Nach dem Aussterben der polnischen Piasten und nach einem Zwischenspiel des ungarischen Königs Ludwig I. des Großen (1370-1382) auf dem polnischen Königsthron ging Letzterer an den mit Hadwig, der Tochter des letzten Piastenherrschers Kazimierz III. des Großen (1333-1370), verheirateten litauischen Großfürsten Jagiello-Wladyslaw (1386-1434) über (Taufe Jagiellos und Heirat [1386]). Die Dynastie der Jagiellonen gebot in der Folgezeit (teilweise in Personalunion) über das Königreich Polen und das weit nach Osten und Südosten ausgreifende Großfürstentum Litauen. Jagiello setzte sich erfolgreich in Masowien und gegen den Deutschen Orden in Preußen durch (Schlacht bei Tannenberg [1410], 1. Thorner Frieden [1411]), er förderte die Christianisierung Litauens (Gegeneinander von katholischer und griechisch-orthodoxer Kirche). Jagiellos Sohn Wladyslaw III. (1434-1444), auch König von Ungarn (ab 1439), starb auf dem Kriegszug gegen die türkischen Osmanen in der Schlacht bei Warna (1444). Ihm folgte Kazimierz IV. (1444/47-1492), der im Dreizehnjährigen Krieg (1454-1466) den Deutschen Orden besiegte (2. Thorner Frieden [1466] und Abtretung Pommerellens und Ermlands); dessen einer Sohn Wladyslaw (†1516) wurde durch Wahl König von Böhmen und Ungarn (ab 1471 bzw. 1490), der andere Jan Olbracht Kazimierz' Nachfolger (1492-1501), so dass gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Jagiellonen ein Konglomerat von Königreichen zwischen Ostsee und Adria beherrschten. Königreich Polen und Großfürstentum Litauen waren um diese Zeit eine ständisch gegliederte monarchia mixta, eine "Adelsrepublik" (Rzeczpospolita, ?) mit König, Hochadel, Reichstag (Sejm) und Landtagen. Ein Höhepunkt jagiellonischer Macht stellt dann die Regierungszeit König Zygmunts I. (1506-1548) dar ("goldenes Zeitalter" der Jagiellonen). Mit dessen Sohn Zygmunt II. August (1548-1572) endete die Jagiellonendynastie in Polen-Litauen (polnisch-litauische Realunion von Lublin [1569]); schon Jahrzehnte zuvor hatten die Jagiellonen Böhmen und Ungarn verloren (Schlacht bei Mohacs gegen die Osmanen [1526] und Tod Ludwigs II. von Ungarn [1516-1526], habsburgisches Vordringen in Ost- und Südosteuropa), während (Polen-) Litauen (mit Livland) zunehmend unter den Druck von Moskauer Großfürstentum, Tataren und Osmanen geriet (Ukraine, Kosaken). Gleichzeitig drang reformatorisches Gedankengut ins Jagiellonenreich ein (protestantisches Herzogtum Preußen [1525], Glaubensfreiheit des Adels 1555), während katholische Gegenreformation und die katholisch-orthodoxe Kirchenunion (1596) zu einer Stärkung der katholischen Position führten. Mit dem Ende der Jagiellonendynastie (1572) begann in Polen-Litauen die Zeit des Wahlkönigtums, die mit den Jagiellonen verwandten schwedischen Vasa behaupteten sich in Polen-Litauen dennoch über achtzig Jahre: König Zygmunt III. (1587-1632) (Kriege gegen Moskau, Osmanen und Schweden [bis 1618/19, 1621, bis 1629], Oligarchisierung Polen-Litauens, "silbernes Zeitalter"), König Wladyslaw IV. Zygmunt (1632-1648), König Jan II. Kazimierz (1648-1668). [Buhlmann, 05.2013]

Büttner, Heinrich (1939), St. Blasien und das Elsaß (= Veröffentlichungen aus dem Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv, H.4), Donaueschingen 1939 > S St. Blasien

Büttner, Heinrich (1966), Abt Wilhelm von Hirsau und die Entwicklung der Rechtsstellung der Reformklöster im 11. Jahrhundert, in: ZWLG 25 (1966), S.321-338 > W Wilhelm von Hirsau

Büttner, Heinrich (1939), Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, Ahnherr des Hauses Fürstenberg (= Veröffentlichungen aus dem Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv, H.6), Donaueschingen 1939, 27 S., 2 Abb., RM 1,20. Graf Egino IV. von Urach (1180-1230) heiratete vor 1181 die Zähringerin Agnes. Zentrale Persönlichkeiten in der Uracher Grafenfamilie waren dann die Söhne Eginos IV., Graf Egino V. von Urach und Freiburg (1230-1236/37) und dessen Bruder Konrad von Urach (†1227), der oberste Repräsentant des Zisterzienserordens und Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina. Egino V., "der Erbe der Zähringer" und "Ahnherr des Hauses Fürstenberg", gelang es zusammen mit seinem Vater, sich in den Auseinandersetzungen um das Zähringererbe vielfach durchzusetzen. Zwar erlosch das zähringische Herzogtum und mit ihm der Herzogstitel, zwar fiel der ehemals zähringische Südschwarzwald weitgehend an die Staufer, die auch im mittleren Schwarzwald entlang der Kinzigtalstraße (Ortenau, St. Georgen, Villingen) vertreten waren, doch erreichte Egino V. gegen einen übermächtigen staufischen König am 18. September 1219 in Hagenau eine friedliche Übereinkunft, die gegen eine (weitgehend nicht beglichene) Entschädigung von 25.000 Mark einige der Uracher Ansprüche beiderseits des Schwarzwaldes bestätigte und weitere Ansprüche des Grafen zumindest nicht ausschloss. Unterstützt von seinem Bruder, dem Kardinalbischof Konrad von Urach, gelang Egino eine Einigung mit König Heinrich (VII.) (1224) und Kaiser Friedrich II. (1226), dem die Anerkennung der Uracher Vogtei über St. Peter im Schwarzwald durch das ehemalige zähringische Hauskloster folgte (1226). Die Burg Zindelstein (bei Wolterdingen) war wichtig für die Ausdehnung des Uracher Territoriums in den Schwarzwald hinein, so dass eine Verbindung vom Breisgau über St. Peter in die Baar entstand. Trotz seines misslungenem Eingreifens in der Pfirter Fehde (1227/28) und seiner Nähe zu König Heinrich (VII.) bei dessen Sturz (1235) hatte sich Egino von Urach und Freiburg weitgehend politisch behauptet, als er 1236/37 starb und im Kloster Tennenbach begraben wurde. [Buhlmann, 11.2007]

Büttner, Heinrich (1950), St. Blasien und das Bistum Basel im 11./12. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte des Investiturstreits, in: ZSK 44 (1950), S.138-148 > S St. Blasien

Büttner, Heinrich (1966), Abt Wilhelm von Hirsau und die Entwicklung der Rechtsstellung der Reformklöster im 11. Jahrhundert, in: ZWLG 25 (1966), S.321-338 > H Hirsau

Büttner, Heinrich (1969), Zähringerpolitik im Trierer Raum während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in: RhVjbll 32 (1969), S.47-59 > Z Zähringer

Buhlmann, Michael (1980), Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942, Seminararbeit, Seminar "Der Zweite Weltkrieg" (Dr. Siegfried Gehrmann, Universität Essen, Fachbereich 1, Fach Geschichte, WS 1979/80), [Essen 1980] > L Longerich, Wannseekonferenz

Buhlmann, Michael (1998), Liudger an der Ruhr, in: Ich verkünde euch Christus. St. Liudger, Zeuge des Glaubens 742-809 [1998], S.22-42 > L Liudger

Buhlmann, Michael (2001), Wie der heilige Georg nach St. Georgen kam (= VA 1), St. Georgen 2001, 35 S., € 3,-, St. Georgen 22004, 36 S., € 3,50. Georg war ursprünglich ein Heiliger der östlichen Christenheit gewesen. Der aus Kappadokien stammende Soldat soll am Beginn der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian (284-305) den Märtyrertod gestorben sein. In den ersten Jahrhunderten des Mittelalters gelangten Verehrung und Reliquien Georgs auch nach Italien und ins merowingische Frankenreich. Später war es der Mainzer Erzbischof Hatto I. (888-913), der im Rom des Jahres 896 von Papst Formosus (891-896) Georgsreliquien erhielt - die stadtrömische Kirche San Giorgio al Velabro spielt hier eine bedeutsame Rolle - und mit den Reliquien nach Ostfranken zurück über die Alpen zog. Dort verteilte er das Erworbene, so dass das Bodenseekloster Reichenau, dessen Leitung Hatto besaß, in den Besitz von einigen Georgsreliquien - darunter ein Stück vom Haupt des Märtyrers - gelangte. Das "Georgshaupt" auf der Reichenau, genauer im von Hatto gegründeten Oberzell, muss die Verehrung des kappadokischen Erzmärtyrers im mittelalterlichen Schwaben befördert haben. Nicht zuletzt die Reichenauer Klostervögte, die im 11. Jahrhundert aus der Familie des St. Georgener Klostergründers Hezelo (†1088) stammten, müssen vom Georgskult beeinflusst worden sein. Ihr Gebetshaus (oratorium) bei ihrer Stammburg in Königseggwald war wohl an der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert dem heiligen Georg geweiht und mit entsprechenden Reliquien versehen worden. Im Zuge der Schwarzwälder Klostergründung Hezelos und Hessos (1084/85) gelangten Name und Reliquien des Kappadokiers schließlich nach St. Georgen. Der kappadokische Heilige bezeichnete fortan das Kloster und den Ort. [Buhlmann, 12.2001, 03.2004]

Buhlmann, Michael (2001), Liudger und Karl der Große, in: Ich verkünde euch Christus. St. Liudger, Zeuge des Glaubens 742-809 [2001], S.4/5-48 > L Liudger

Buhlmann, Michael (2001), Essen und Werden: Zu den Anfängen und zur mittelalterlichen Geschichte zweier geistlicher Gemeinschaften, in: MaH 54 (2001), S.67-128 > E Essen im Mittelalter

Buhlmann, Michael (2002), St. Georgen und Südwestdeutschland bis zum Mittelalter (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.I = VA 2), St. Georgen 2002 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2002), Gründung und Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.II = VA 3), St. Georgen 2002 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2003), Liudger in den Münsteraner Chroniken des Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Ich verkünde euch Christus. St. Liudger, Zeuge des Glaubens 742-809 [2002], S.76-100 > L Liudger, > M Münsteraner Bischofschroniken

Buhlmann, Michael (2003), Manegold von Berg - Abt von St. Georgen, Bischof von Passau (= VA 4), St. Georgen 2003, Essen 22010 > M Manegold von Berg

Buhlmann, Michael (2003), Manegold von Berg - Abt von St. Georgen, Bischof von Passau: Quellen und Regesten (= VA 6), St. Georgen 2003 > M Manegold von Berg

Buhlmann, Michael (2003), Die Essener Äbtissin Hadwig von Wied, in: MaH 56 (2003), S.41-78 > H Hadwig von Wied

Buhlmann, Michael (2004), Abt Theoger von St. Georgen (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.III = VA 7), St. Georgen 2004 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, > T Theoger von St. Georgen

Buhlmann, Michael (2004), Die Päpste in ihren Beziehungen zum mittelalterlichen Kloster St. Georgen (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.IV = VA 8), St. Georgen 2004 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2004), Die deutschen Könige in ihren Beziehungen zum mittelalterlichen Kloster St. Georgen (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.V = VA 9), St. Georgen 2004 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2004), Besitz, Grundherrschaft und Vogtei des hochmittelalterlichen Klosters St. Georgen (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.VI = VA 11), St. Georgen 2004 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2004), Der Tennenbacher Güterstreit (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.VII = VA 12), St. Georgen 2004 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2004), Der St. Georgener Abt Manegold von Berg auf dem Dritten Laterankonzil (März 1179)?, in: Heimatbote 15 (2004), S.3-9 > M Manegold von Berg

Buhlmann, Michael (2005), Die Herren von Hirrlingen und das Kloster St. Georgen im Schwarzwald (= VA 15), Essen 2005, 56 S., € 4,-. Werner von Ortenburg, der Gründer des oberelsässischen Klosters Hugshofen (1000), steht am Anfang Hirrlinger Geschichte. Mit Werners Sohn Folmar (1061) und den Brüdern Kuno (1089, ca.1100), und Burkhard (1091, 1105), Propst der Straßburger Bischofskirche, werden die nächsten zwei Generationen greifbar. Unter Ulrich (I., †1123) und Ulrich (II., †1152) von Hirrlingen gab es intensive Beziehungen zum 1084 gegründeten benediktinischen Reformkloster St. Georgen im Schwarzwald. Ulrich (I.) war mit Helica, der Witwe des St. Georgener Klostervogts Hermann (†1094) aus der Stifterfamilie der Schwarzwälder Mönchsgemeinschaft, verheiratet. Vielleicht arbeiteten der vermutliche Klostervogt Ulrich (I.) und Abt Theoger von St. Georgen (1088-1119) sogar bei der Reform des Klosters Hugshofen zusammen (vor bzw. um 1110). Der Tod Helicas (ca.1110) beendete diese Einigkeit. Die Besitzstreitigkeiten zwischen den beiden Ulrichen und dem Kloster an der Brigach auch auf Grund erbrechtlicher Ansprüche haben sich von ca.1110 bis 1124/25 hingezogen, bis sie durch ein Urteil Kaiser Heinrichs V. (1106-1125) zu Gunsten des Klosters entschieden wurden. Danach muss Einvernehmen zwischen Ulrich (II.) von Hirrlingen und der Mönchsgemeinschaft bestanden haben, war doch Ulrich als Zeuge anwesend bei der Urspringer Schenkung der Herren von Schelklingen an das Kloster St. Georgen. Bekanntlich entstand aus dieser Stiftung das St. Georgener Frauenkloster und Priorat Urspring. Noch einmal dürfen wir einen Hirrlinger mit dem Schwarzwaldkloster in Verbindung bringen, als Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190) das St. Georgener Priorat Lixheim unter seinen Schutz stellte (1163). Ulrich (III., †n.1173) befand sich nämlich damals im Gefolge des deutschen Herrschers. Somit könnten die Herren von Hirrlingen die St. Georgener Klostergeschichte fast fünfzig Jahre lang begleitet und mitbeeinflusst haben. Nach dem Tod Ulrichs (III.) traten der staufische Kaiser und die mit den Hirrlingern verwandten Herren von Bühl in das Erbe ein. Diese späten Hirrlinger sind dann noch bis weit ins 13. Jahrhundert nachweisbar (1286). [Buhlmann, 02.2005]

Buhlmann, Michael (2005), Liudger und sein bischöfliches Wirken in der Zeit. Sächsischer Missionsbezirk und Münsteraner Bistum Liudgers in der Kirchenorganisation des karolingischen Frankenreichs, in: Seid Zeugen des Glaubens [2005], S.55-89 > L Liudger

Buhlmann, Michael (2005), Die frühe schriftliche Überlieferung zum Ort Villingen (9.-13. Jahrhundert), in: GHV 28 (2005), S.71-81 > V Villingen

Buhlmann, Michael (2005), In honore sancti Georgii martyris. Beiträge zur Georgsverehrung in Antike und Mittelalter (= VA 16), St. Georgen 2005 > G Georg (Heiliger)

Buhlmann, Michael (2005), Das Kloster St. Georgen und der magnus conventus in Konstanz im Jahr 1123 (= VA 17), St. Georgen 2005 > K Konstanz: magnus conventus

Buhlmann, Michael (2005), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von St. Georgener Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= VA 18), St. Georgen 2005 > C Chronologie

Buhlmann, Michael (2005), Nördlingen in alter Zeit. Mit einem Anhang: Das Kloster Bebenhausen im Mittelalter (= VA 19), St. Georgen 2005 > N Nördlingen

Buhlmann, Michael (2004), St. Georgen als Reformmittelpunkt benediktinischen Mönchtums (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.VIII = VA 20), St. Georgen 2005 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2006), Das Benediktinerkloster St. Georgen. Geschichte und Kultur (= VA 21), St. Georgen 2006 > S St. Georgen im Schwarzwald

Buhlmann, Michael (2006), St. Georgen und Admont. Zu den Beziehungen zweier Reformklöster im 12. Jahrhundert (= VA 22), St. Georgen 2006 > A Admont

Buhlmann, Michael (2006), Das Admonter Frauenkloster (vornehmlich im 12. Jahrhundert) (= VA 23), St. Georgen 2006 > A Admont

Buhlmann, Michael (2006), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von Kaiserswerther Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= BGKw MA 3), Düsseldorf-Kaisersweth 2006 > C Chronologie

Buhlmann, Michael (2006), Rupert, Mönch aus St. Georgen, Abt von Ottobeuren (†1145), in: Der Heimatbote 17 (2006), S.4-14 > R Rupert von Ottobeuren

Buhlmann, Michael (2007), Die mittelalterlichen Handschriften des Villinger Klosters St. Georgen. Handschriften in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe (= Vertex Alemanniae, H.27), St. Georgen 2007 > S St. Georgener Klosterbibliothek in Villingen

Buhlmann, Michael (2007), Liudger an der Ruhr - Die Gründung des Klosters Werden (= BGW 1), Essen 2007 > L Liudger

Buhlmann, Michael (2007), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von Werdener Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= BGW 5), Essen 2007 > C Chronologie

Buhlmann, Michael (2007), Das Testament der Essener Äbtissin Theophanu. Hildegard von Bingen in Werden? (= BGW 6), Essen 2007, 40 S., € 2,50. Frauen im Mittelalter - das heißt für die hochmittelalterliche Geschichte des Klosters Werden a.d. Ruhr die Beschäftigung mit der Essener Äbtissin Theophanu (1039-1058), in deren Testament Priester aus (Essen-) Werden erscheinen, und mit der "deutschen Prophetin" Hildegard von Bingen (†1098), die an der Ruhr in Werden gepredigt haben soll. > F Fremer, Äbtissin Theophanu, > H Hildegard von Bingen [Buhlmann, 04.2007]

Buhlmann, Michael (2007), Der heilige Luzius und die Werdener Luziuskirche (= BGW 7), Essen 2007 > W > Werdener Kirchenlandschaft

Buhlmann, Michael (2007), Badische Geschichte. Mittelalter - Neuzeit (= VA 29), Essen 22010 > B Baden

Buhlmann, Michael (2007), Württembergisches Mömpelgard (= VA 30), St. Georgen 2007 > M Mömpelgard

Buhlmann, Michael (2007), Schramberg im Mittelalter. Ein Lexikon. Vortrag "Mittelalterliche Klöster im Schwarzwald - Mönchtum, Siedlung und Herrschaft im Schramberger Raum" beim Museums- und Geschichtsverein Schramberg e.V., Schramberg, 21. Juni 2007, Essen 2007 > S Schramberg

Buhlmann, Michael (2007), Stadt, Königtum und Reich - Villingen im 13. Jahrhundert, in: GHV 30 (2007), S.24-32 > V Villingen

Buhlmann, Michael (2007), Geschichte des Schwarzwaldes, Tl.1: Geologie, Geografie, Geschichte, Tl.2: Geschichte, Anhang (= VA 34/1-2), St. Georgen 2007 > S Schwarzwald

Buhlmann, Michael (2007), St. Georgen und Ottobeuren. Benediktinerklöster der St. Georgener Klosterreform (= VA 35), St. Georgen 2007 > O > Ottobeuren

Buhlmann, Michael (2007), Die vom Kloster St. Georgen abhängigen geistlichen Gemeinschaften (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.IX = VA 36), St. Georgen 2007 > Q Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens

Buhlmann, Michael (2007), Wolfhold, Mönch in St. Georgen, Abt von Eisenhofen-Scheyern und Admont, in: Der Heimatbote 18 (2007), S.15-22 > W Wolfhold von St. Georgen, Eisenhofen-Scheyern, Admont

Buhlmann, Michael (2008), Mittelalterliche Handschriften aus der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Georgen in Villingen, in: GHV 31 (2008), S.65-71 > S St. Georgener Klosterbibliothek in Villingen

Buhlmann, Michael (2008), Suitbert, Liudger und die Missionierung Nordwesteuropas (= BGKw MA 6), Düsseldorf-Kaiserswerth 2008 > S Suitbert

Buhlmann, Michael (2008), Das Frankenreich, Großmacht am Anfang des Mittelalters, Tl.1: Geschichte, Tl.2: Anhang, Tl.3: Karten (= VA 37/1-3), St. Georgen 2008 > F > Frankenreich

Buhlmann, Michael (2008), Suitbert, Liudger und die Missionierung Nordwesteuropas (= BGW 8), Essen 2008 > L Liudger

Buhlmann, Michael (2008), Das Münsteraner Büchlein über die Wunder des heiligen Liudger (= BGW 9), Essen 2008 > L Liudger

Buhlmann, Michael (2008), Die Gerresheimer Äbtissin Theophanu (= BGG 2), Essen 2008 > F Fremer, Äbtissin Theophanu

Buhlmann, Michael (2008), Die Gerresheimer Äbtissin Hadwig von Wied (= BGG 3), Essen 2008 > H Hadwig von Wied

Buhlmann, Michael (2008), Das St. Georgener Priorat Rippoldsau im Nordschwarzwald. St. Georgener Tochterklöster und Priorate in Mittelalter und früher Neuzeit (= VA 40), St. Georgen 2008 > R Rippoldsau

Buhlmann, Michael (2009), Villingen und die Fürstenberger (13./14. Jahrhundert), in: GHV 32 (2009), S.16-25 > V Villingen

Buhlmann, Michael (2009), Hezelo und Hesso, die St. Georgener Klostergründer. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= VA 42/1), St. Georgen 2009 > S St. Georgen im Schwarzwald

Buhlmann, Michael (2009), Theoger von St. Georgen - Abt und Bischof. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= Vertex Alemanniae, H.42/3), St. Georgen 2009 > T Theoger von St. Georgen

Buhlmann, Michael (2009), Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Geschichte, Kultur, Gegenwart, Tl.1: Mönchtum im deutschen Südwesten, Tl.2: Einzelne Klöster und Stifte (= VA 45/1-2), St. Georgen 2009, zus. 120 S., € 7,-. I. Der deutsche Südwesten blickt auf die reiche klösterliche Kultur der durch das Christentum geprägten Epochen von Mittelalter und früher Neuzeit zurück. Kloster und Stift bedeuten den von der "Welt" abgeschlossenen Aufenthaltsort von Mönchen und Nonnen, Kanonikern und Stiftsfrauen. Umschrieben werden können die Voraussetzungen klösterlicher Existenz mit den Begriffen Herrschaft, Bildung und Gebet: Eingebunden waren Mönchs- und Nonnengemeinschaften sowie Stifte in die herrschaftlichen Strukturen ihrer Zeit und übten im Rahmen von Grund- und Territorialherrschaft selbst Herrschaft aus; Bildung im Namen Gottes etwa bei Schriftlichkeit und Buch machte zu einem wichtigen Teil die kulturelle Wirkung von Klöstern in ihrem Umfeld aus; der Gottesdienst, das Stundengebet und damit verbunden das Totengedenken standen im liturgischen Zentrum mönchischen Lebens und waren damit Ausdruck der christlich-geistlichen Grundlagen des Mönchtums. Gemäß der Vielfalt der Mönchsorden werden u.a. beispielhaft vorgestellt die Benediktinerklöster Reichenau, Hirsau und St. Georgen im Schwarzwald, die Zisterzienserklöster Bebenhausen und Maulbronn, die Prämonstratensergemeinschaften in Allerheiligen und Marchtal, die Frauenklöster Urspring und Rottenmünster, die (städtischen) Klöster der Franziskaner und Dominikaner. Dieser Vielfalt entsprach ein sich bei den Klöstern im Verlauf der Jahrhunderte vollziehender historischer Wandel, der z.B. anhand der Klosterreformen zu erfassen ist. Die protestantisch-evangelische Reformation im 16. und die Säkularisationen zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzten dann für die mittelalterliche und frühneuzeitliche (katholische) Klosterkultur wesentliche Zäsuren, die Aufhebung der meisten Klöster führte weitgehend zu einem Abbrechen monastischer Lebensweise. Klöster sind daher heute vornehmlich eine Ansammlung von Gebäuden oder Ruinen und damit Teil eines Jahrhunderte alten architektonisch-kulturellen Erbes. Doch erkennt die Gegenwart zunehmend auch die spirituelle Bedeutung (existierender) religiöser Gemeinschaften. II. Dargestellt wird die geschichtliche Entwicklung der Klöster und Stifte: Adelberg, Allerheiligen, Alpirsbach, Amtenhausen, Baindt, Bebenhausen, Berau, Beuron, Bickelsberg, Blaubeuren, (Bad) Buchau, Bürgeln, Ellwangen, Esslingen, Ettenheimmünster, Frauenalb, Freiburg im Breisgau, Friedenweiler, Gengenbach, Gutenzell, Heiligenbronn, Heiligkreuztal, Hirsau, Hohentwiel, Honau, Isny, Kniebis, Königseggwald, Komburg, Konstanz, Lichtenthal, Lorch, (Ober-) Marchtal, Mariental, Maulbronn, Neresheim, Neuenzell, Oberndorf, Oberried, Ochsenhausen, Petershausen, Reichenau, (Kloster-) Reichenbach, (Bad) Rippoldsau, Rot a.d. Rot, Rottenmünster, Rottweil, (Bad) Säckingen, Salem, St. Blasien, St. Georgen im Schwarzwald, St. Märgen, St. Peter im Schwarzwald, St. Peter in Wimpfen, St. Trudpert, St. Ulrich im Schwarzwald, Schöntal, (Bad) Schussenried, Schuttern, Schwarzach, Sinsheim, Söflingen, Stuttgart, Sulzburg, Tennenbach, Todtmoos, Ulm, Urspring, Villingen, Waldkirch, (Bad) Waldsee, Weiler, Weingarten, Weißenau, Weitenau, Wiblingen, Wittichen, Zwiefalten.
Vgl. dazu noch: Kaiser, Jürgen (2004), Klöster in Baden-Württemberg. 1200 Jahre Kunst, Kultur und Alltagsleben, Stuttgart 2004, 160 S., Abbildungen, € 24,90; Schmidt-Brücken, J. (1980), Land Baden-Württemberg. Kirchen und Klöster (= Belser Ausflugsführer, Bd.2), Stuttgart-Zürich 1980, 254 S., Zeichnungen, Schwarzweißabbildungen, DM 8,95; Willig, Wolfgang (1997), Spurensuche in Baden-Württemberg: Klöster, Stifte, Klausen. Ein kulturhistorischer Führer, Wannweil 1997, 504 S., Abbildungen, Karten, DM 48,-; Zimmermann, Wolfgang (1981), Kirchen und Klöster im Schwarzwald, Stuttgart 1981, 159 S., Farbfotos, Glossar, Karten, DM 49,-. > K > Kloster [Buhlmann, 03.2009, 04.2021]

Buhlmann, Michael (2009), Benediktinerkloster St. Georgen im Schwarzwald. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= VA 42/5), St. Georgen 2009 > S St. Georgen im Schwarzwald

Buhlmann, Michael (2009), Das St. Georgener Priorat Ramsen in der Pfalz. St. Georgener Tochterklöster und Priorate in Mittelalter und früher Neuzeit (= VA 43), St. Georgen 2009 > R Ramsen

Buhlmann, Michael (2009), Das St. Georgener Priorat Krauftal (Graufthal) im Elsass. St Georgener Tochterklöster und Priorate in Mittelalter und früher Neuzeit (= VA 46), St. Georgen 2009 > K Krauftal

Buhlmann, Michael (2009), Die Zähringer - Herzöge im hochmittelalterlichen Schwaben (= VA 48), St. Georgen 2009, Essen 22010 > Z Zähringer

Buhlmann, Michael (2009), Quellen zur Kaiserswerther Geschichte, Tl.I: 7.-11. Jahrhundert (= BGKw MA 7), Düsseldorf-Kaiserswerth 2009 > Q Quellen zur Kaiserswerther Geschichte

Buhlmann, Michael (2009), Quellen zur Kaiserswerther Geschichte, Tl.II: 11.-12. Jahrhundert (= BGKw MA 8), Düsseldorf-Kaiserswerth 2009 > Q Quellen zur Kaiserswerther Geschichte

Buhlmann, Michael (2010), Habsburgisches Villingen vom 14. bis 16. Jahrhundert, in: GHV 33 (2010), S.49-56 > V Villingen

Buhlmann, Michael (2010), Wilhelm von Hirsau und die St. Georgener Klostergründung. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= VA 42/2), St. Georgen 2010 > W Wilhelm von Hirsau

Buhlmann, Michael (2010), Eine Urkundenfälschung für das Benediktinerpriorat Rüeggisberg auf Grund der Vorlage eines Diploms König Heinrichs V. für die Mönchsgemeinschaft St. Georgen im Schwarzwald vom 28. Januar 1108 (= VA 51), Essen 2010 > R Rüeggisberg

Buhlmann, Michael (2010), Beda Venerabilis, Suitbert und Kaiserswerth (= BGKw MA 11), Düsseldorf-Kaiserswerth 2010 > S Suitbert

Buhlmann, Michael (2010), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von Gerresheimer Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= BGG 5), Essen 2010 > C Chronologie

Buhlmann, Michael (2010), Kloster St. Georgen und Engen, in: Der Heimatbote 21 (2010), S.1-9 > E Engen

Buhlmann, Michael (2010), Die Familie Kanzler aus Rottweil und das Kloster St. Georgen im Schwarzwald, in: Der Heimatbote 21 (2010), S.9-16 > R Rottweil

Buhlmann, Michael (2011), Die Zähringer und Villingen, in: GHV 34 (2011), S.122-131 > V Villingen

Buhlmann, Michael (2011), Anfänge des Klosters St. Georgen - Regesten zur Klostergeschichte. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= VA 42/4), St. Georgen 2011, Register (= VA 42/4), St. Georgen 2011 > W Wollasch, St. Georgen im Schwarzwald

Buhlmann, Michael (2011), Der Gründungsbericht des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (= VA 53), Essen 2011 > W Wollasch, St. Georgen im Schwarzwald

Buhlmann, Michael (2011), Beiträge zur Geschichte Schrambergs im Mittelalter (= VA 55), Essen 2011 > S Schramberg

Buhlmann, Michael (2011), Eine kurze Geschichte Villingens im Mittelalter (= VA 56), Essen 2011 > V Villingen

Buhlmann, Michael (2011), Der Kaiserswerther Laienabt und ostfränkische König Konrad I. (= BGKw MA 12), Düsseldorf-Kaiserswerth 2011 > K Konrad I.

Buhlmann, Michael (2011), Quellen zur Kaiserswerther Geschichte, Tl.III: 12. Jahrhundert (= BGKw MA 13), Düsseldorf-Kaiserswerth 2011 > Q Quellen zur Kaiserswerther Geschichte

Buhlmann, Michael (2011), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Spaichingen im frühen Mittelalter (= VA 58), Essen 2011 > S Spaichingen

Buhlmann, Michael (2012), Hildigrim, Bruder des heiligen Liudger (= BGW 11), Essen 2012 > H Hildigrim

Buhlmann, Michael (2012), Bardo - Abt von Werden, Erzbischof von Mainz (= BGW 12), Essen 2012 > B Bardo

Buhlmann, Michael (2011), Quellen zur Kaiserswerther Geschichte, Tl.IV: 12.-13. Jahrhundert (= BGKw MA 15), Düsseldorf-Kaiserswerth 2012 > Q Quellen zur Kaiserswerther Geschichte

Buhlmann, Michael (2012), Anfänge Triberger Geschichte (= VA 61), Essen 2012 > T Triberg

Buhlmann, Michael (2013), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Villingen im frühen Mittelalter (= VA 62), Essen 2013 > V Villingen

Buhlmann, Michael (2013), Suitbert: Missionar und Klostergründer (im Umfeld des merowingischen Frankenreichs) (= BGKw MA 16), Düsseldorf-Kaiserswerth 2013 > S Suitbert

Buhlmann, Michael (2013), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Schwenningen im frühen Mittelalter (= VA 63), Essen 2013 > S Schwenningen

Buhlmann, Michael (2013), Die Klöster Reichenau und St. Georgen, die Baar und Schwenningen vom frühen zum hohen Mittelalter (= VA 64), Essen 2013 > S Schwenningen

Buhlmann, Michael (2013), San Giorgio in Velabro - heiliger Georg - St. Georgen im Schwarzwald (= VA 65), Essen 2013 > G Georg (Heiliger)

Buhlmann, Michael (2013), Das Kloster St. Gallen, das Königtum, die Baar und Aldingen im frühen Mittelalter (= VA 66), Essen 2013, 60 S., € 4,-. Das Kloster St. Gallen und die Baar sind der historische Hintergrund, vor dem die Geschichte von Aldingen im frühen Mittelalter vorgestellt wird. Dabei kommt der Urkunde der St. Galler Mönchsgemeinschaft, die Aldingen zu 801/06 erstmals erwähnt, eine besondere Bedeutung zu. Über ein Jahrhundert später war Aldingen wahrscheinlich der Ort, an dem die alemannischen Grafenbrüder und "Kammerboten" Erchangar und Berthold auf Veranlassung des ostfränkischen Königs Konrad I. (911-918) hingerichtet wurden (917). Vgl. Götz, Rolf (1994), Aldingen oder Adingen - wo wurde im Jahre 917 der Schwabenherzog Erchanger hingerichtet?, in: Aus südwestdeutscher Geschichte. Festschrift Hans-Martin Maurer, hg. v. Wolfgang Schnürer, Günter Cordes u.a., Stuttgart 1994, S.58-72. [Buhlmann, 08.2013]

Buhlmann, Michael (2013), Suitbert, Kaiserswerth und Verden a.d. Aller (= BGKw MA 17), Düsseldorf-Kaiserswerth 2013 > S Suitbert

Buhlmann, Michael (2013), Die Urkunde des Kardinals Nikolaus von Kues für die Kaiserswerther Marienkapelle (= BGKw MA 18), Düsseldorf-Kaiserswerth 2013 > N Nikolaus von Kues

Buhlmann, Michael (2013), Besitz des Klosters Werden in Friemersheim (= BGW 14), Essen 2013 > F Friemersheim

Buhlmann, Michael (2013), Die Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen für das Kloster St. Gallen vom 4. Juni 817. Ein Beginn Villinger und Schwenninger Geschichte (= VA 67), Essen 2013 > D Dendorfer u.a., 817 - Urkundliche Erwähnung

Buhlmann, Michael (2013), Die Klöster St. Gallen und Reichenau, das Königtum, die Baar und Neudingen im frühen Mittelalter (= VA 68), Essen 2013 > N Neudingen

Buhlmann, Michael (2014), Die Klöster St. Gallen und Reichenau, das Königtum, die Baar und Trossingen im frühen Mittelalter (= VA 69), Essen 2014 > H Häffner u.a., Trossingen

Buhlmann, Michael (2014), Das Kloster Reichenau, das Königtum, die Baar und Donaueschingen im frühen und hohen Mittelalter (= VA 70), Essen 2014 > H Huth, Donaueschingen

Buhlmann, Michael (2014), Konrad Gruter aus Werden - Technik im späten Mittelalter (= BGW 15), Essen 2014 > L Lohrmann u.a., Konrad Gruter von Werden

Buhlmann, Michael (2014), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Pfohren im frühen Mittelalter (= VA 71), Essen 2014 > W Wieners u.a., 1150 Jahre Kirche in Pfohren

Buhlmann, Michael (2014), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Geisingen im frühen Mittelalter (= VA 72), Essen 2014 > G Geisingen

Buhlmann, Michael (2014), Das Konstanzer Konzil und das Kloster St. Georgen im Schwarzwald (= VA 73), Essen 2014, 64 S., € 4,-. Das spätmittelalterliche Konstanz war das Umfeld, als von 1414 bis 1418 dort das Konzil von Konstanz zusammentrat. 600 bis 700 Geistliche, darunter 300 Bischöfe, und ebenso viele weltliche Große und Gesandte berieten unter der Leitung des römisch-deutschen Königs und Kirchenvogts Sigismund (1411-1437) über die Einheit der Kirche und das Ende des Großen Papstschismas (1378-1417) (causa unionis), über die Einheit im Glauben (causa fidei) und die Reform der Kirche (causa reformationis). Am Konzil nahm auch teil Johannes III. Kern (1392-1427), der Abt des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Er war u.a. Vorsitzender eines im Kloster Petershausen tagenden Provinzialkapitels des Benediktinerordens (1417). Darüber hinaus erhielt die St. Georgener Mönchsgemeinschaft vom in Konstanz neu gewählten Papst Martin V. (1417-1431) zwei urkundliche Privilegierungen (1418). [Buhlmann, 09.2014]

Buhlmann, Michael (2014), Das Kloster St. Gallen, das Königtum, die Baar und Rietheim im frühen Mittelalter (= VA 74), Essen 2014, 22015 > R Rietheim

Buhlmann, Michael (2014), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Weilersbach im frühen Mittelalter (= VA 75), Essen 2014 > W (Villingen-Schwenningen-) Weilersbach

Buhlmann, Michael (2014), Dorestad - Tiel - Kaiserswerth. Die Vorgeschichte des Kaiserswerther Zolls (= BGKw MA 19), Düsseldorf-Kaiserswerth 2014, 52 S., € 5,-. Dorestad war zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert der bedeutendste Handelsplatz im Rheinmündungsgebiet zwischen Friesland und dem Frankenreich. Die Normanneneinfälle des 9. Jahrhunderts beendeten die Existenz des Emporiums. Das ebenfalls im Rheinmündungsgebiet gelegene Tiel übernahm Dorestads Funktion als Handelsort; es ist zum Jahr 896 erstmals als Zollstelle bezeugt. Vor 1174 verlegte der römisch-deutsche Kaiser Friedrich I. (1152-1190) den Tieler Zoll nach Kaiserswerth. Der Ort am Niederrhein entwickelte sich im Schutz der von diesem Herrscher errichteten Pfalzanlage noch in staufischer Zeit zur Stadt, die dortige Zollstelle blieb in spätem Mittelalter und früher Neuzeit bedeutsam. Dorestad und Tiel sind indes für die Vorgeschichte des Kaiserswerther Zolls wichtig. > D Dorestad, > K Kaiserswerth [Buhlmann, 10.2014]

Buhlmann, Michael (2014), Quellen zur Kaiserswerther Geschichte, Tl.V: 13. Jahrhundert, 1. Viertel (= BGKw MA 20), Düsseldorf-Kaiserswerth 2014 > Q Quellen zur Kaiserswerther Geschichte

Buhlmann, Michael (2014), Die Herren von Spaichingen im hohen Mittelalter (= VA 76), Essen 2014 > S Spaichingen

Buhlmann, Michael (2014), Das Konstanzer Konzil und Villingen. Die politischen Auseinandersetzungen zwischen Herzog Friedrich IV. von Österreich und König Sigismund (= VA 77), Essen 2014, 68 S., € 4,-. Das spätmittelalterliche Konstanz war das Umfeld, als von 1414 bis 1418 dort das Konzil von Konstanz zusammentrat. 600 bis 700 Geistliche, darunter 300 Bischöfe, und ebenso viele weltliche Große und Gesandte berieten unter der Leitung des römisch-deutschen Königs und Kirchenvogts Sigismund (1410-1437) über die Einheit der Kirche und das Ende des Großen Papstschismas (1378-1417), über die Einheit im Glauben und die Reform der Kirche. Vor dem Hintergrund des Konstanzer Konzils spielten sich dann die politischen Auseinandersetzungen zwischen Herzog Friedrich IV. von Österreich (1386/1402-1439) und König Sigismund ab; sie eskalierten, als der Habsburger Papst Johannes XXIII. (1410-1415) zur Flucht aus Konstanz verhalf (1415), und betrafen die vorderösterreichischen Territorien und auch die habsburgische Stadt Villingen; u.a. kam es zur Besetzung der meisten vorderösterreichischer Territorien, habsburgische Landstädte wurden Reichsstädte, die Grafschaft Tirol war umkämpft, Villingen verblieb - soweit erkennbar - weitgehend auf habsburgischer Seite. Erst im Verlauf der 1420er- und 1430er-Jahre gelang - nach einem Ausgleich mit dem König (Hornsteiner Vertrag 1425) - die fast gänzliche Wiedergewinnung der vorderösterreichischen Landesherrschaften durch den Herzog. [Buhlmann, 12.2014]

Buhlmann, Michael (2015), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Dürrheim im frühen Mittelalter (= VA 78), Essen 2015 > D Dürrheim

Buhlmann, Michael (2015), Das Kloster St. Georgen im Schwarzwald und die Herren von Spaichingen (= VA 79), Essen 2015 > S Spaichingen

Buhlmann, Michael (2015), Das Kloster St. Gallen, das Königtum, die Baar, Klengen und Kirchdorf im frühen Mittelalters (= VA 80), Essen 2015 > K Krohn, Brigachtal

Buhlmann, Michael (2015), Das Kloster St. Gallen, das Königtum, der obere Neckarraum und Dunningen im frühen Mittelalter (= VA 81), Essen 2015 > D Dunningen

Buhlmann, Michael (2015), Das Kloster St. Gallen, das Königtum, der obere Neckarraum und Seedorf im frühen Mittelalter (= VA 82), Essen 2015 > D Dunningen

Buhlmann, Michael (2015), Rottweil und das fränkisch-deutsche Königtum im frühen Mittelalter (= VA 83), Essen 2015 > R Rottweil

Buhlmann, Michael (2015), Kaiserswerth: Reichsgut, Stadt und Judengemeinde im Reichssteuerverzeichnis von 1241 (= BGKw MA 21), Düsseldorf-Kaiserswerth 2015, 60 S., € 6,-. Das Kaiserswerth der staufischen Herrscher Friedrich I. (1152-1190), Heinrich VI. (1190-1197), Friedrich II. (1212-1250), Heinrich (VII.) (1220-1235) und Konrad IV. (1237-1254) war mit seiner Königspfalz und Zollstelle Zentrum des Reichsguts an Rhein und unterer Ruhr. Im Schatten von Pfalz und Pfalzstift hatte sich eine Kaufleutesiedlung zu einer königlichen Stadt entwickelt, und auch eine Judengemeinde, wohl eine Ansiedlung jüdischer Händler, muss in Kaiserswerth bestanden haben. Dies geht hervor aus dem Reichssteuerverzeichnis von 1241, einer Liste der dem König zukommenden Abgaben von Städten, Dörfern, Verwaltungsbezirken, Grundherrschaften und Judengemeinden im Königsterritorium. Die Reichssteuerliste eröffnet zudem der historischen Forschung die Möglichkeit, einen vergleichenden Blick auf die hochmittelalterliche Stadtentwicklung und auf das stauferzeitliche Judentum zu richten. [Buhlmann, 10.2015]

Buhlmann, Michael (2015), Kaiserswerth und der Reichsforst zwischen Rhein, Ruhr und Düssel (= BGKw MA 22), Düsseldorf-Kaiserswerth 2015, 60 S., € 6,-. Mit der Urkunde vom 16. Oktober 1065 schenkte König Heinrich IV. (1056-1106) Erzbischof Adalbert von Bremen-Hamburg (1043-1072) u.a. einen Reichsforst mit königlichem Bann, "und zwar im Dreieck der Flüsse mit Namen Rhein, Düssel und Ruhr gelegen und so bestimmt, dass er sich entlang der Ruhr aufwärts bis zur Werdener Brücke erstreckt und von da aus entlang der Kölner Straße bis zum Fluss Düssel, dann gemäß dem Herabfließen dieses Flusses zum Rhein und entlang des Flussbettes des Rheins bis dahin, wo die Ruhr in den Rhein fließt." Eingeordnet wird das Diplom Heinrichs IV. in eine Forstgeschichte des Franken-, Ostfranken- und deutschen Reichs hauptsächlich im frühen und hohen Mittelalter. Es geht um die Nutzung des Waldes im Mittelalter, z.B. als Lieferant von Holz oder zur Schweinemast, um die Rodung von Wald oder den Wald als Jagdgebiet. Der Forst an Rhein und unterer Ruhr war schließlich eingebunden in das dortige Reichs- und Reichskirchengut um Duisburg und Kaiserswerth, in die früh- und hochmittelalterliche Grafschaft zwischen Rhein, Ruhr und Wupper, in die hochmittelalterliche Reichsprokuration der staufischen Könige um Kaiserwerth. [Buhlmann, 10.2015]

Buhlmann, Michael (2015), Werden und Essen - Anfänge, Geschichte und Beziehungen zweier geistlicher Gemeinschaften im Mittelalter (= BGW 17), Essen 2015, 56 S., € 3,-. Die Orte (Essen-) Werden und Essen stehen für zwei geistliche Gemeinschaften, die seit der Wende vom 8. zum 9. bzw. seit der Mitte des 9. Jahrhunderts Geschichte, Religion und Kultur des mittelalterlichen (und frühneuzeitlichen) Ruhrgebiets mitbestimmten. Das Benediktiner-kloster Werden an der Ruhr war eine Gründung des friesischen Missionars und münsterischen Bischofs Liudger (†809), die Frauengemeinschaft Essen eine Stiftung der sächsischen Adligen Gerswid (†v.864) bzw. des Hildesheimer Bischofs Altfrid (†874). Die Anfänge beider Institutionen zwischen Rheinland und Westfalen waren gleichermaßen bestimmt durch eine erfolgreiche Entwicklung hin zu geistig-religiösen Zentren, durch die Ausbildung von umfangreichen Grundherrschaften als wirtschaftlicher Grundlage und durch eine intensive Anbindung an das ostfränkisch-deutsche Königtum; die Nachbarschaft beider Orte förderte zudem die vielfältigen Beziehungen zwischen den geistlichen Kommunitäten. Vgl. Buhlmann, Michael (2015), Essen und Werden - Anfänge, Geschichte und Beziehungen zweier geistlicher Gemeinschaften im Mittelalter (= SGE 1), Essen 2015, 52 S., € 3,-. [Buhlmann, 10.2015]

Buhlmann, Michael (2015), Essen und Werden - Anfänge, Geschichte und Beziehungen zweier geistlicher Gemeinschaften im Mittelalter (= SGE 1), Essen 2015 > B Buhlmann, Werden und Essen

Buhlmann, Michael (2015), Essen und Gerresheim - Äbtissinnen und Stiftsfrauen an zwei Frauengemeinschaften des Mittelalters und der frühen Neuzeit (= SGE 2), Essen 2015, 52 S., € 3,-. Die (hoch)adligen, freiweltlichen Frauenstifte Essen und Gerresheim blickten in Mittelalter und früher Neuzeit auf eine lange, im 9. Jahrhundert einsetzende Geschichte zurück. Die Gemeinschaft in Gerresheim war zeitweise die bedeutendste geistliche Kommunität im Bergischen Land, das Stift Essen ab dem späten Mittelalter Zentrum eines geistlichen Fürstentums mit der Äbtissin als Landesherrin. Die Äbtissinnen Theophanu (1039-1058), Hadwig von Wied (1150/51-v.1172?) und Kunigunde von Berg (1327-1337 bzw. 1311-1325) leiteten die Frauengemeinschaften sowohl in Essen als auch in Gerresheim. Die Essener Küsterin Margarethe Elisabeth von Manderscheid-Gerolstein konnte sich als Äbtissin in Gerresheim nicht durchsetzen (1586-1591) und wurde später Leiterin des Essener Stifts (1598-1604). Und Agnes von Mansfeld, die Ehefrau des Kölner Erzbischofs Gebhard Truchsess von Waldburg (1577-1583) war Stiftsfrau in Gerresheim und Essen. Aus alldem ergibt sich eine Vielfalt von personalen und institutionellen Verflechtungen zwischen den Äbtissinnen und Stiftsfrauen an den zwei Frauengemeinschaften in der Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit. [Buhlmann, 10.2015]

Buhlmann, Michael (2016), Frauengemeinschaft Rellinghausen in Mittelalter und früher Neuzeit (= SGE 3), Essen 2016 > R Rellinghausen

Buhlmann, Michael (2015), Werden und der Reichsforst zwischen Rhein, Ruhr und Düssel (= BGW 18), Essen 2015, 72 S., € 3,50. Mit der Urkunde vom 16. Oktober 1065 schenkte König Heinrich IV. (1056-1106) Erzbischof Adalbert von Bremen-Hamburg (1043-1072) u.a. einen Reichsforst mit königlichem Bann, "und zwar im Dreieck der Flüsse mit Namen Rhein, Düssel und Ruhr gelegen und so bestimmt, dass er sich entlang der Ruhr aufwärts bis zur Werdener Brücke erstreckt und von da aus entlang der Kölner Straße bis zum Fluss Düssel, dann gemäß dem Herabfließen dieses Flusses zum Rhein und entlang des Flussbettes des Rheins bis dahin, wo die Ruhr in den Rhein fließt." Eingeordnet wird das Diplom Heinrichs IV. in eine Forst-geschichte des Franken-, Ostfranken- und deutschen Reichs hauptsächlich im frühen und hohen Mittelalter. Es geht um die Nutzung des Waldes im Mittelalter, z.B. als Lieferant von Holz oder zur Schweinemast, um die Rodung von Wald oder den Wald als Jagdgebiet. Der Forst an Rhein und unterer Ruhr war schließlich eingebunden in das dortige Reichs- und Reichskirchengut um Duisburg, (Düsseldorf-) Kaiserswerth und (Essen-) Werden, in die früh- und hochmittelalterliche Grafschaft zwischen Rhein, Ruhr und Wupper, in die hochmittelalterliche Reichsprokuration der staufischen Könige um Kaiserwerth. [Buhlmann, 12.2015]

Buhlmann, Michael (2015), Die Gründung des Bistums Bamberg (1007) und der deutsche Südwesten (= VA 84), Essen 2015, 72 S., € 5,-. Durch König Heinrich II. (1002-1024), dem letzten der ottonischen Herrscher im ostfränkisch-deutschen Reich, kam es im Jahr 1007 zur Gründung des Bistums Bamberg. Das Bistum ist vom Stifter reich ausgestattet worden. U.a. gehörten zu den dem Bistum und dessen Bischof Eberhard I. (1007-1040) übertragenen Gütern und geistlichen Gemeinschaften auch Besitzungen und Klöster im deutschen Südwesten: Gengenbach, Holzgerlingen, Kirchen (Kirchentellinsfurt), Mönchsdeggingen, Nagold, Nußbach, Schuttern, Seedorf, Sontheim an der Brenz, Stein am Rhein. [Buhlmann, 12.2015]

Buhlmann, Michael (2016), Bischof Otto I. von Bamberg und Abt Theoger von St. Georgen (= VA 85), Essen 2016, 72 S., € 5,-. Bischof Otto I. von Bamberg (1102-1139) und Abt Theoger von St. Georgen im Schwarzwald (1088-1119) sind zwei Protagonisten der Kirchen- und Klosterreform in Süddeutschland während des Investiturstreits (1075-1122) und darüber hinaus. Für die Beziehungen zwischen den beiden historischen Persönlichkeiten stehen die Klöster Gengenbach, Mallersdorf und Prüfening, die Verehrung des heiligen Märtyrers Georg in Schwaben und Franken und nicht zuletzt die in Prüfening verfassten Lebensbeschreibungen über Theoger und Otto. [Buhlmann, 02.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Tannheim im frühen Mittelalter (= VA 86), Essen 2016 > T (Villingen-Schwenningen-) Tannheim

Buhlmann, Michael (2016), Villingen im Reichssteuerverzeichnis von 1241 (= VA 87), Essen 2016, 72 S., € 5,-. Das Reichssteuerverzeichnis von 1241, die "Bitte an Städte und Orte", ist eines der wenigen mittelalterlichen Dokumente, die Auskunft geben über die Organisation von Königsterritorium und Reichsgut in spätstaufischer Zeit. Veranlagt wurden durch den staufischen König Konrad IV. (1237-1254) Städte, Verwaltungsbereiche, Grundherrschaften, Judengemeinden, wahrscheinlich mit jährlicher Regelmäßigkeit und auf Grundlage der staufischen Prokurationen als regionalen Verwaltungseinheiten im Königsterritorium. Zu den im Reichssteuerverzeichnis aufgeführten königlichen Städten gehörte auch Villingen, das im 13. Jahrhundert zeitweise unter der Herrschaft der Stauferkönige Friedrich II. (1212-1250), Heinrich (VII.) (1220-1235) und Konrad IV. stand, bis mit dem Interregnum (1256-1273) und der Stadtherrschaft der Fürstenberger (1283-1326) der Einfluss des Königtums auf den Ort schwand. [Buhlmann, 02.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Ein Rechenschaftsbericht über das Pontifikat des Bamberger Bischofs Otto I. des Heiligen (1102-1139) (= VA 88), Essen 2016, 56 S., € 4,-. Durch König Heinrich II. (1002-1024), dem letzten der ottonischen Herrscher im ostfränkisch-deutschen Reich, kam es im Jahr 1007 zur Gründung des Bistums Bamberg. Ein Jahrhundert später sollte der Bamberger Bischof Otto I. (1102-1139) das Bistum erfolgreich leiten. Otto machte sich u.a. in der Reichspolitik (Wormser Konkordat 1122) und in der Klosterreformbewegung (Klostergründungen) einen Namen; weiter ist er als Missionar der heidnischen Pommern (1124/25, 1128) berühmt geworden. Kurz nach dem Tod des Bischofs (1139) ist von einem unbekannten Kanoniker oder Mönch wohl aus Bamberg ein lateinischer Rechenschaftsbericht über das Pontifikat Ottos angefertigt worden. Der (von der historischen Forschung rekonstruierte) "Bericht über die frommen Werke des Bamberger Bischofs Otto" (relatio de piis operibus Ottonis episcopi Bambergensis) gibt Auskunft über die Predigt- und Seelsorgetätigkeit des Bischofs, über die bischöflichen Kirchen, Kapellen und Klöster und deren Güterausstattung, über Papstprivilegien, über Baumaßnahmen und Burgenbau. Der Rechenschaftsbericht war u.a. Grundlage für drei Lebensbeschreibungen des bald als Heiligen verehrten und 1189 heiliggesprochenen Bischofs. > Lateinische Literatur > R Relatio de piis operibus Ottonis episcopi Bambergensis [Buhlmann, 04.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Eine Königsurkunde für das Benediktinerkloster Prüfening auf Grund der Vorlage eines Diploms König Heinrichs V. für die Mönchsgemeinschaft St. Georgen im Schwarzwald vom 28. Januar 1108 (= VA 89), Essen 2016, 60 S., € 4,-. Das bayerische Benediktinerkloster Prüfening war 1109 durch den Bamberger Bischof Otto I. den Heiligen (1102-1139), die Mönchsgemeinschaft St. Georgen im Schwarzwald im Jahr 1084 gegründet worden. Beide geistliche Kommunitäten waren benediktinische Reformklöster der Zeit des Investiturstreits, verbunden über die u.a. von St. Georgen ausgehende Klosterreformbewegung der damaligen Zeit. So wurde im Jahr 1121 der St. Georgener Prior Erbo (†1162) Abt des Klosters Prüfening, so gelangte der Urkundentext eines für St. Georgen ausgestellten Diploms König Heinrichs V. (1106-1125) vom 28. Januar 1108 nach Prüfening, wo es zur Vorlage einer Königsurkunde des Herrschers Lothar von Supplinburg (1125-1137) wurde. Nachverfolgt wird die Geschichte beider Urkunden. Jedes der Diplome hatte für die jeweilige Mönchsgemeinschaft eine große rechtliche Bedeutung und war Teil einer besonderen klösterlichen Erinnerungskultur. [Buhlmann, 04.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Erbo, Prior von St. Georgen, Abt von Prüfening (1121-1162) (= VA 90), Essen 2016, 72 S., € 5,-. Das bayerische Benediktinerkloster Prüfening war 1109 durch den Bamberger Bischof Otto I. den Heiligen (1102-1139), die Mönchsgemeinschaft St. Georgen im Schwarzwald im Jahr 1084 gegründet worden. Beide geistliche Kommunitäten waren benediktinische Reformklöster der Zeit des Investiturstreits (1075-1122), verbunden über die von Hirsau bzw. von St. Georgen und dessen Abt Theoger (1088-1119) ausgehende Klosterreformbewegung der damaligen Zeit. So wurde Erbo, Lieblingsschüler des Theoger und Prior von St. Georgen, im Jahr 1121 Abt von Prüfening (1121-1162). Als Klosterleister entfaltete Erbo beträchtliche Wirkung nach innen (mönchische vita communis, Bildung und Wissenschaft) und nach außen (Fortführung der Hirsau-St. Georgener Klosterreform), so dass sein über vierzigjähriges Abbatiat als Blütezeit des Klosters Prüfening gelten kann. [Buhlmann, 05.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Frauengemeinschaft Essen im Mittelalter - Geschichte und Genealogie (= SGE 4), Essen 2016, 72 S., Stammtafeln, € 3,50. I. Die Frauengemeinschaft Essen war eine geistliche Kommunität im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, gestiftet um die Mitte des 9. Jahrhunderts durch eine Stifterfamilie um den Hildesheimer Bischof Altfrid (851-874). Rasch entwickelte sich Essen zu einem bedeutenden Frauenstift, dessen Äbtissinnen von königlicher bzw. adliger Herkunft waren und das sich im Spätmittelalter zunehmend durch adlige Exklusivität der Stiftsfrauen auszeichnete. Adel erscheint von daher als ein Schlüssel zum Verständnis der sozialen, gesellschaftlichen und geistigen Voraussetzungen der Essener Frauengemeinschaft (nicht nur) im Mittelalter. Dabei gehen Geschichte und Genealogie eine Einheit ein, überformt u.a. vom liturgischen Totengedenken im Rahmen der mittelalterlich-christlichen Kultur von Gedächtnis und Erinnerung. II. Genauer gilt im Zusammenhang mit der Essener Frauengemeinschaft des Mittelalters: Äbtissinnen stammten - soweit erkennbar - immer aus adligen Familien, hochadligen Dynastenfamilien oder gar Königsdynastien. Für die Stiftsfrauen im Allgemeinen ist jedoch eine solche Einschätzung nicht zulässig. Wir werden für die Frühzeit der Frauengemeinschaft vielmehr von einer sozial-ständisch offenen Kommunität ausgehen. Ein Wandel trat sicher ein, als mit der "agnatischen Formierung" von Adel dieser eine neue "genealogische Qualität" bekam und sich zunehmend von anderen Schichten der mittelalterlichen Gesellschaft abgrenzte. Dies hatte Auswirkungen u.a. auf die Frauenstifte. Im Essener Stift wird seit dem 13. Jahrhundert eine soziale Differenzierung erkennbar, im Spätmittelalter befand sich die Kommunität auf dem Weg zu einem exklusiven Adelsinstitut. Adelsbewusstsein und ständische Adelsqualität traten nun real und mental hervor, während etwa bis ins hohe und auch späte Mittelalter - vom Standpunkt der Genealogie als historische Hilfswissenschaft aus gesehen - vielfach Adelsfamilien für uns kaum fassbar sind, Königsdynastien oder Fürstenfamilien ausgenommen. Wenn sich nun genealogisches (Adels-) Denken und liturgisches Totengedächtnis aus der mittelalterlich-christlichen Kultur des Erinnerns speisen, stehen die adligen Frauenstifte im Schnittpunkt dieser beiden Stränge von Erinnerung. Im Frauenstift Essen lässt sich dies schon unter den ottonischen Äbtissinnen feststellen, etwa wenn die Stiftsleiterin Mathilde (II., 971-1011) mit dem Otto-Mathildenkreuz an sich und ihren Bruder erinnerte oder das Essener Westwerk als kaiserliche Architektur und Bild ihrer Königsdynastie aufführen ließ; auch die Grabplatte der Äbtissin Theophanu verweist auf deren kaiserliche Herkunft. Herkunft und Abstammung vermischten sich mit dem Totengedenken. Memoria, die Gemeinschaft der Lebenden und der Toten, wurde somit zum christlichen "Ahnenkult", der genealogische Kenntnis über die Vorfahren bedurfte; memoria half die (agnatische) Adelsfamilie gedanklich zu definieren und zu konstituieren. Die Privilegienvergaben der ottonischen Kaiser und Könige hatten dementsprechend das Seelenheil der verstorbenen Vorfahren im Blick. Mittelalterliche Genealogie war zudem mehr als die (baumartige) Erfassung der Vorfahren, sie zielte auf Gedächtnis und Erinnerung ab, auf die Vergegenwärtigung der Ahnen als Individuen, während umgekehrt beim Totengedenken immer Genealogisches mitgedacht wurde. Die in memoria und Genealogie erinnerten und vergegenwärtigten Vorfahren beförderten das Adelsbewusstsein einer Familie; Gebetsgedenken und Genealogie verbanden die lebenden Mitglieder einer Familie über das Seelenheil für die Toten mit der Sphäre des Jenseitigen. Die Jenseitsvorsorge für Verstorbene war also ein zentraler Bezugspunkt (adligen) familiären und verwandtschaftlichen Handelns einschließlich der damit einhergehenden wirtschaftlichen Voraussetzungen (Schenkungen, Stiftungen). Hier kam - vor dem Hintergrund von (adliger) Herrschaft und (liturgischem) Gebet - den Stiftsfrauen im Essener Stift eine besondere Rolle zu. Sie befanden sich geistlich-liturgisch im Schnittpunkt von Kirche und Welt, von Jenseits und Diesseits, von Lebenden und Ahnen. Schließlich verweisen die dargestellten Entwicklungen im späten Mittelalter auf die Ausformung exklusiv-adliger stiftischer Lebensweise in der Essener Frauengemeinschaft. [Buhlmann, 06.2016]

Buhlmann, Michael (2016), König Richard von Cornwall und Kaiserswerth. Pfalz, Stadt und Stift im Interregnum (= BGKw MA 23), 40 S., Stammtafel, € 5,-. Mit der Belagerung durch und der Übergabe an König Wilhelm von Holland (1247-1256) gingen Pfalz, Stadt und Stift Kaiserswerth als Zentrum des Königsterritoriums an Niederrhein und unterer Ruhr den staufischen Herrschern verloren (1247/48). Verpfändungen Wilhelms (1248) lösten faktisch die ehemals staufische Prokuration auf, nur Kaiserswerth mit der bedeutenden niederrheinischen Zollstelle blieb in der Verfügung des Königs. Der im Interregnum (1245/50/56-1273) aus der königlichen Doppelwahl von 1257 hervorgegangene römisch-deutsche König Richard von Cornwall (1257-1272) wahrte ebenfalls die herrscherlichen Rechte über die Pfalz und die Zollstelle. Richard war der letzte mittelalterliche deutsche König, der Kaiserswerth besuchte (Dezember 1257). Seine vier Aufenthalte in Deutschland (1257/58, 1260, 1262/63, 1268/69) beschränkten sich indes nur auf das Gebiet vom Nieder- zum Oberrhein. Hier bemühte sich Richard im Rahmen seiner Möglichkeiten um die Friedenssicherung und auch um wirtschaftliche Maßnahmen. Ein Wormser Reichstag (April 1269) mag als Höhe- und Schlusspunkt der Königsherrschaft Richards gelten. Damals wurde ein allgemeiner Landfrieden verkündet, und auch unrechtmäßig eingerichtete Rheinzölle sollten abgeschafft werden, die königlichen Zollstellen Boppard und Kaiserswerth aber bestehen bleiben. [Buhlmann, 08.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Heisingen im Mittelalter (= SGE 5), Essen 2016 > H Heisingen

Buhlmann, Michael (2016), Rottweil im hohen Mittelalter (= VA 97), Essen 2016 > R Rottweil

Buhlmann, Michael (2016), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Mundelfingen im frühen Mittelalter (= VA 98), Essen 2016 > M Mundelfingen

Buhlmann, Michael (2016), Rottweil im Reichssteuerverzeichnis von 1241 (= VA 101), Essen 2016 > R Rottweil

Buhlmann, Michael (2016), Ein Diplom König Heinrichs V. für das Kloster St. Georgen im Schwarzwald als Insert in einer im lothringischen Priorat Vergaville überlieferten Bestätigungsurkunde vom 25. Januar 1257 (= VA 102), Essen 2016, 48 S., € 4,-. Das Diplom König Heinrichs V. (1106-1125) vom 28. Januar 1108 für das Kloster St. Georgen im Schwarzwald besitzt eine reichhaltige Überlieferungsgeschichte. Obwohl nicht mehr als Originalurkunde vorhanden, lässt sich der lateinische Urkundentext in vielfältige mittelalterliche Zusammenhänge stellen. Das Diplom hatte als Vorlage das berühmte Hirsauer Formular König Heinrichs IV. (1056-1106) vom 9. Oktober 1075 und wurde selbst Grundlage der gefälschten "Gründungsurkunde" des Cluniazenserpriorats Rüeggisberg vom 27. März 1076 und des echten Diploms König Lothars von Supplinburg (1125-1137) für das von den Bamberger Bischöfen abhängige Kloster Prüfening von Ende 1125. Auch in der Überlieferung der St. Georgener Mönchsgemeinschaft findet sich die Urkunde König Heinrichs V.: einmal als Abschrift in einem frühneuzeitlichen Kopialbuch, zum anderen als Insert in einer Bestätigungsurkunde vom 25. Januar 1257. Dieses Transsumpt gelangte wohl über die Mönchsgemeinschaft Lixheim in die Überlieferung des lothringischen Priorats und St. Georgener Frauenklosters Vergaville, Jede der aufgeführten Urkunden hatte für die jeweilige geistliche Gemeinschaft rechtliche Bedeutung und war Teil der klösterlichen Erinnerungskultur. [Buhlmann, 12.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Hof- und Gerichtstag König Ottos I. in Steele (938) - Herrscheraufenthalte fränkisch-deutscher Könige an Rhein und Ruhr im früheren Mittelalter (= SGE 6), Essen 2016, 22018, 68 S., € 3,50. Ab Mitte Mai des Jahres 938 hielt der ostfränkisch-deutsche König Otto I. der Große (936-973) einen Hof- und Gerichtstag in (Essen-) Steele ab, bei dem es um die Fehde des fränkischen Herzogs Eberhard (911-939), um erbrechtliche Fragen und um die Privilegierung des Osnabrücker Bistums ging. Der Hoftag war für Steele augenscheinlich ein einmaliger Vorgang, geschuldet auch den unsicheren politischen Verhältnissen am Beginn der Regierungszeit des ottonisch-sächsichen Herrschers. Andere Orte an Rhein und Ruhr standen im früheren Mittelalter (8./9.-12./13. Jahrhundert) in engeren Beziehungen zum Königtum, wie die Herrscheraufenthalte fränkisch-deutscher Könige an den Pfalzen Dortmund, Duisburg und Kaiserswerth sowie am Stift Essen und Kloster Werden belegen. > S (Essen-) Steele. Vgl. auch: Kaiser, Reinhold (1990), Das Ruhrgebiet im Itinerar der früh- und hochmittelalterlichen Könige, in: Vergessene Zeiten. Mittelalter im Ruhrgebiet, 2 Bde. (= Ausstellungskatalog), hg. v. Ferdinand Seibt, Essen 1990, Bd.2, S.12-19. [Buhlmann, 12.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Beiträge zu den Herren von Falkenstein, den Herren von Ramstein und dem Kloster St. Georgen im Schwarzwald im hohen Mittelalter (= VA 103), Essen 2016, 68 S., € 4,-. Im hohen Mittelalter gehörten die im mittleren Schwarzwald beheimateten Herren von Falkenstein und Herren von Ramstein zu den bedeutenden Familien von Edelfreien, die eigene Adelsherrschaften ausbilden und Positionen innerhalb der mittelalterlichen Kirche bis hin zu Äbten der Klöster St. Gallen und Reichenau besetzen konnten. Zum benachbarten benediktinischen Reformkloster St. Georgen im Schwarzwald bestanden überdies enge Beziehungen. [Buhlmann, 12.2016]

Buhlmann, Michael (2016), Esslingen im Reichssteuerverzeichnis von 1241 (= VA 104), Essen 2016 > E Esslingen

Buhlmann, Michael (2017), Kaiserswerth im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1713/14) (= BGKw NZ 2), Düsseldorf-Kaiserswerth 2017, 64 S., Abbildungen, Stammtafel, € 6,-. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1713/14) hatte seinen Ursprung in den dynastischen Ansprüchen hauptsächlich des französisch-bourbonischen Königs Ludwigs XIV. (1643-1715) und der habsburgischen Kaiser auf Spanien nach dem Aussterben der dort regierenden habsburgischen Könige (1700). Gegen Frankreich fand sich schon bald eine Große Allianz aus den Seemächten England und Vereinigte Niederlande sowie römisch-deutschem Kaiser und Reich zusammen (1701); auf der Seite Frankreichs standen einige Reichsstände wie das wittelsbachische Kurfürstentum Bayern oder das Kurfürstentum Köln unter dem ebenfalls wittelsbachischen Erzbischof Joseph Clemens (1688-1723). Dies war die Ausgangslage, als der Krieg begann und Kriegsschauplätze in Spanien, in Italien, im Reich, aber auch in den nordamerikanischen Kolonien Englands und Frankreichs umfassen sollte. Der Niederrhein wurde zu Beginn des Krieges zum Schauplatz von Auseinandersetzungen. Hierbei spielte die durch englische, niederländische, preußische und Reichstruppen erfolgte Belagerung und Einnahme des von französischen Einheiten verteidigten Kaiserswerth eine wichtige Rolle; Folge dieser Kampfhandlungen war die weitgehende Zerstörung der Festung und Stadt (April-Juni 1702). Nach dem alliierten Sieg in der Schlacht von Höchstädt (1704) war die Gefahr französischen Eindringens in das Reich weitgehend gebannt bzw. auf die westlichen Reichsgebiete beschränkt. Lediglich im letzten Drittel des Krieges wurden die Spanischen Niederlande zum Schauplatz eines Belagerungs- und Abnutzungskrieges (1710/12). Der Frieden von Utrecht beendete den Krieg zwischen den Seemächten und Frankreich (1713), der Frieden von Rastatt und Baden den zwischen Kaiser, Reich und Frankreich (1714). Anerkannt wurde das bourbonische Königtum über Spanien, wohingegen die österreichischen Habsburger die Spanischen Niederlande und italienische Besitzungen erhielten. Das Kur-fürstentum des zwischenzeitlich nach Frankreich ausgewichenen Kölner Erzbischofs Joseph Clemens wurde diesem wiederhergestellt; auch Kaiserswerth gelangte wieder unter erzbischöfliche Herrschaft. > S Spanischer Erbfolgekrieg am Niederrhein [Buhlmann, 12.2017]

Buhlmann, Michael (2017), Herrscheraufenthalte fränkisch-deutscher Könige an Rhein und Ruhr im frühen und hohen Mittelalter. Kaiserswerth und seine Pfalz im regionalen Umfeld (= BGKw MA 24), 72 S., € 6,-. Das Königtum der Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer spielte im frühen und hohen Mittelalter auch an Rhein und Ruhr eine wichtige politische Rolle, erkennbar u.a. an den Herrscheraufenthalten fränkisch-deutscher Könige an den Pfalzen Dortmund, Duisburg und Kaiserswerth sowie am Stift Essen und Kloster Werden im Zuge der für die Zeit vom 8./9. bis zum 13. Jahrhundert typischen ambulanten Herrschaftsausübung. Dabei besaß (Düsseldorf-) Kaiserswerth mit seiner Pfalz eine besondere Bedeutung für das regionale Umfeld ? als Vorort der sog. Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft (9.-12. Jahrhundert, Mitte), also eines Amtsbezirks von Grafen als königliche Amtsträger, sowie als Zentrum einer staufischen Prokuration (12. Jahrhundert, letztes Drittel-13. Jahrhundert, Mitte), also eines Königsterritoriums an Rhein und unterer Ruhr. Prokuration und Reichsgut sind dann im Wesentlichen durch die politischen Umbrüche am Ende der Stauferzeit (13. Jahrhundert, Mitte) untergegangen. Die staufische Königsstadt Kaiserswerth, Pfalz und Zollstelle, wurde in der Folge in regionale Herrschaften und Territorien einbezogen. [Buhlmann, 12.2017]

Buhlmann, Michael (2018), Das Kloster St. Georgen im Schwarzwald, die Baar und Dauchingen im hohen Mittelalter (= VA 106), Essen 2018, 56 S., Stammtafel, € 4,-. In der Baar hatte im hohen Mittelalter (11.-13. Jahrhundert) das Kloster St. Georgen im Schwarzwald vielfältigen Besitz. Auch im Ort Dauchingen sind zum Jahr 1094 erstmals Güter der Mönchsgemeinschaft bezeugt. Dauchinger Gut des Werner von Roggenbach, eines Ministerialen des zähringischen Herzogs Berthold IV. (1152-1186), spielte eine Rolle im Güterstreit zwischen St. Georgen und dem Zisterzienserkloster Tennenbach (1180/87). Danach verlieren sich für die beiden Mönchsgemeinschaften die Besitznachrichten hinsichtlich Dauchingens. Das spätmittelalterliche Dorf war mit seiner Pfarrkirche Mittelpunkt einer Pfarrei und gehörte nach dem Aussterben der Zähringerherzöge (1218) zum Herrschaftsbereich der Grafen von Urach bzw. Fürstenberg, um im Jahr 1405 an die Grafen von Zollern verkauft zu werden. Gegen Ende des Mittelalters (1479) wurde Dauchingen Teil des Territoriums der Reichsstadt Rottweil. [Buhlmann, 11.2019]

Buhlmann, Michael (2018), Villingen und das schwäbische Herzogtum. Zähringer und Staufer im oberen Neckarraum (= VA 107), Essen 2018, 72 S., Stammtafel, € 5,-. Das früh- bis hochmittelalterliche Herzogtum Schwaben hat die politische Geschichte des deutschen Südwestens vom 10. bis zum 13. Jahrhundert vielfach mitbestimmt. Entstanden am Beginn des 10. Jahrhunderts, war das Herzogtum Teil des ostfränkisch-deutschen Reiches der ottonischen und salischen Könige. Dem Königtum eröffneten sich dabei Möglichkeiten politischer Einflussnahme in Schwaben, etwa als Kaiser Otto III. (983-1002) den Zähringergrafen Bezelin (†1024) mit dem Marktrecht für den Baarort Villingen privilegierte (999). Zu einer politischen Zweiteilung Schwabens kam es in der Zeit des Investiturstreits (1075-1122), als sich salische Könige und schwäbischer Adel der kirchlichen Reformpartei bekämpften. Während König Heinrich IV. (1056-1106) das schwäbische Herzogtum an den Staufer Friedrich I. (1079-1105) vergab, standen diesem die "Gegenherzöge" Berthold von Rheinfelden (1079-1090) und Berthold II. von Zähringen (1078/90-1111) gegenüber. Der 1098 beschlossene Frieden und Interessenausgleich zwischen Zähringern und Staufern beendete zwar die Auseinandersetzungen des Investiturstreits, ließ aber die politische Zweiteilung Schwabens weiter bestehen. Es gab ein staufisches, ab 1138 dem staufischen Königtum zugeordnetes Herzogtum und ein zähringisches, die - bei mitunter abgestimmter politischer Zusammenarbeit der Fürstenfamilien auf Reichsebene - sich auf regionaler Ebene als Teil- und Territorialherzogtümer in Konkurrenz zueinander befanden ("Staat der Zähringer", staufisches Königsterritorium). Dem oberen Neckarraum (einschließlich der Baar) mit dem zähringischen Villingen und dem schwäbischen Vorort Rottweil kam als einem Gebiet zwischen staufischem und zähringischem Herrschaftsbereich diesbezüglich besondere Bedeutung zu. Hier setzten sich nach dem Tod des letzten Zähringerherzogs Berthold V. (1186-1218) die staufischen Herrscher durch; Rottweil und Villingen wurden zu Königsstädten, wie dem Reichssteuerverzeichnis von 1241 zu entnehmen ist. Mit dem Untergang der staufischen Königsdynastie wiederum kam auch das schwäbische Herzogtum zu seinem Ende (1268). Aus Rottweil wurde eine spätmittelalterliche Reichsstadt, Villingen war eingebunden in die Landesherrschaft der Grafen von Fürstenberg, während der obere Neckarraum in nachstaufischer Zeit territorial zersplitterte. Die Idee eines schwäbischen Herzogtums lebte indes im späten Mittelalter weiter. [Buhlmann, 02.2018]

Buhlmann, Michael (2018), Burgdorf und die Zähringer (= VA 108), Essen 2018, 52 S., Karte, € 4,-. I. Das hochmittelalterliche Fürstenhaus der Zähringer, vielleicht in Verbindung stehend mit der alemannischen Familie der Bertholde bzw. Alaholfinger, tritt mit der Marktrechtsurkunde Kaiser Ottos III. (984-1002) für Villingen erstmals konkret in Erscheinung (999). Mit Grafschaftsrechten ausgestattet, sich benennend nach der Burg Zähringen bei Freiburg im Breisgau, gelang es Berthold II. (1078-1111) die Herzogswürde in Schwaben zu erlangen (1092, 1098). Im Mit- und Gegeneinander zu den staufischen Königen entstand im südwestli-chen Schwaben und nordöstlichen Burgund ein fürstliches Territorium, das auch neu gegrün-dete oder erworbene "Zähringerstädte" mit einschloss. Nach dem Tod Herzog Bertholds V. (1186-1218), des Letzten der zähringischen Herzöge im hochmittelalterlichen Schwaben, teilten sich Staufer, die Grafen von Urach und Kyburg sowie die Herzöge von Teck das Zähringererbe. II. Macht-, Besitz- und Territorialpolitik betrieben die Zähringerherzöge gerade auch im burgun-dischen Teil ihrer Herrschaftsgebiete, hier ausgestattet mit dem Erbe der Grafen von Rhein-felden (1090) und versehen mit dem vom deutschen König vergebenen Amt eines Rektors von Burgund (1127). Zu den burgundischen "Zähringerstädten" gehörte - neben Bern, Freiburg im Üchtland oder Thun - auch das schweizerische Burgdorf im Emmental. Es war ein Gründung Herzogs Berthold V., der seine wichtige Burg Burgdorf mit einer Stadt ausstattete. Burgdorf, das erstmals zum Jahr 1175 in den Geschichtsquellen Erwähnung findet, war viel-leicht an die Zähringer gefallenes Erbe der Grafen von Rheinfelden (1090), bis es im Verlauf des 12. Jahrhunderts zu einem wichtigen Herrschaftsmittelpunkt der Zähringerherzöge wurde. Berthold V. kann demgemäß auch als Erbauer der mächtigen Zähringerburg von Burgdorf gelten. Burg und Stadt bilden das Zähringererbe, das für die weitere Entwicklung des Ortes in den Jahrhunderten des Mittelalters maßgeblich war. Die über Burgdorf herrschenden Grafen von Kyburg (1218-1264) und Kyburg-Burgdorf (1273-1384) waren direkte bzw. mittelbare Erben der Zähringer; und in der Zeit Burgdorfs als Teil des Territoriums der Stadt Bern (ab 1384) war die Zähringerburg Sitz des Berner Amtmanns, ein Zeichen der Kontinuität von Herrschaft. Auch heute bezeugen Schloss (Burg) und Stadt die Anfänge Burgdorfs in der Zeit der Zähringerherzöge vor mehr als achthundert Jahren. [Buhlmann, 05.2018]

Buhlmann, Michael (2018), Die Urkunde Kaiser Karls V. für das Kloster St. Georgen im Schwarzwald und der Wormser Reichstag von 1521 (= VA 109), Essen 2018, 52 S., Urkundenstemma, € 4,-. Der Wormser Reichstag Kaiser Karls V. (1519-1556) von Januar bis Mai 1521 war ein denkwürdiges Ereignis. Auf dem Reichstag erschien im April Martin Luther (*1483-†1546) zur Verteidigung seiner inzwischen (dank der Druckkunst) weitverbreiteten kirchenreformatorischen Schriften. Kaiser und Reichsstände, sofern sie nicht der Reformation nahestanden, verabschiedeten indes am 8. bzw. 25. Mai die Achterklärung (Wormser Edikt) gegen den Reformator, der sich alsbald auf der Wartburg versteckt hielt. Der Reichstag fasste darüber hinaus eine Reihe weiterer wichtiger Beschlüsse, die das 1495 eingerichtete Reichskammergericht, Reichskreise und Reichsregiment, schließlich die Reichsmatrikel betrafen. Gegen Ende des Reichstags, am 24. Mai, stellte die kaiserliche Kanzlei schließlich eine (Kaiser-) Urkunde für das Benediktinerkloster St. Georgen im Schwarzwald als Bestätigung klösterlicher Privilegien aus. Das Diplom übernahm dabei - in altbewährter Weise transsumptiv und durch Inserierung - die lateinische Vorgängerurkunde König Karls IV. (1346-1378), die ja wiederum eine Urkunde Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) aufgenommen hatte, der schließlich ein Diplom Kaiser Heinrichs V. (1106-1125) inserieren ließ und in seinem Sinne ergänzte. Gemessen an den geradezu weltgeschichtlichen Entscheidungen, die auf dem Wormser Reichstag beschlossen wurden, war die Kaiserurkunde für das Kloster St. Georgen nur eine Randnotiz im Reichstagsgeschehen. Sie stand für das letztlich vergebliche Bemühen von St. Georgener Abt und Mönchen, die Beziehungen zum römisch-deutschen Königtum aufrechtzuerhalten. Zum Zeitpunkt der Privilegienvergabe ahnten die Mönche sicher noch nicht, dass die von Martin Luther ausgehende Reformation auch das St. Georgener Kloster erfassen würde (1534/36). Als Folge der württembergischen Reformation übersiedelten die Mönche letztlich ins habsburgische Villingen, wo das Georgskloster noch bis zum Ende der frühen Neuzeit weiterbestand. [Buhlmann, 05.2018]

Buhlmann, Michael (2018), Quellen zur Kaiserswerther Geschichte, Tl.VI: 13. Jahrhundert, 2. Viertel (= BGKw MA 25), Düsseldorf-Kaiserswerth 2018 > Q Quellen zur Kaiserswerther Geschichte

Buhlmann, Michael (2018), Quellen zur Kaiserswerther Geschichte, Tl.VII: 13. Jahrhundert, Mitte (= BGKw MA 26), Düsseldorf-Kaiserswerth 2018 > Q Quellen zur Kaiserswerther Geschichte

Buhlmann, Michael (2018), Kaiserswerth und Brauweiler. Die Ezzonen und die Gründung des Brauweiler Klosters (= BGKw MA 27), Düsseldorf-Kaiserswerth 2018, 60 S., € 6,-. Die Kaiserswerther Geschichte des 11. Jahrhunderts bietet noch manch Unerforschtes. U.a. liegt die Entstehung der Kaiserswerther Pfalz des salischen Kaisers Heinrich III. (1039-1056) und des dazugehörigen Pfalzstifts um die Mitte des 11. Jahrhunderts im relativen Dunkel der Geschichte. Weichenstellungen im Hinblick auf die Entwicklung Kaiserswerths zu einem Herrschaftszentrum der deutschen Könige und Kaiser gab es schon in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts, als der damals über den Duisburg-Kaiserswerther Reichsgutkomplex verfügende Pfalzgraf Ezzo (996-1034) und seine Ehefrau Mathilde nicht die auf den angelsächsischen Missionar Suitbert (†713) zurückgehende geistliche Gemeinschaft auf der Kaiserswerther Rheininsel, sondern Brauweiler (westlich von Köln) als Standort für das Hauskloster der ezzonischen Pfalzgrafen auswählten. Zudem machte der durch Pfalzgraf Otto (1034-1045/47) erfolgte Verzicht auf das Reichsgut an Rhein und unterer Ruhr den Weg nach Kaiserswerth für den Kaiser frei (1045). Die Abtei Brauweiler indes sollte sich zu einer bedeutenden niederrheinischen Mönchsgemeinschaft mit umfangreicher Grundherrschaft und einer repräsentativen Klosteranlage (romanische Basilika mit Westanlage, barocke Klostergebäude) entwickeln. > B Brauweiler [Buhlmann, 11.2018]

Buhlmann, Michael (2019), Eine erste Bitte Kaiser Leopolds II. an das Kaiserswerther Kanonikerstift (27. Februar 1791) (= BGKw NZ 3), Düsseldorf-Kaiserswerth 2019, 60 S., Abbildungen, Stammtafel, € 6,-. I. Preces primariae sind die "ersten Bitten" und bezeichneten innerhalb des römisch-deutschen Reiches des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Heiliges Römisches Reich, Altes Reich) das Recht (ius primariarum precum) des Königs und Kaisers, anlässlich seines Regierungsantritts eine frei werdende Kirchenpfründe (Präbende, beneficium) an Stiften, Klöstern und Kapiteln mit einem geeigneten Kandidaten besetzen zu können. Der Kandidat ist der Prezist, der Kollator derjenige, der befugt ist, eine geistliche Stelle zu besetzen. Der Vorgang der Besetzung bzw. der Verleihung eines kirchlichen Amtes heißt Kollation und ist im hier vorliegenden Zusammenhang die verbindliche Bitte der preces primariae, bei der ein "Meistbegünstigungsrecht" des Prezisten auf Pfründe und Stelle galt. Die Pfründe ist die wirtschaftliche Grundlage für ein Kirchenamt und sichert dem Pfründeninhaber sein Auskommen. Dem Prezisten stand es offen, die erste vakante Stelle anzunehmen oder aber abzuwarten, bis eine andere Präbende an der Institution, für die er eine Bitte besaß, frei wurde. II. Im römisch-deutschen Reich waren Kirche und Politik über Jahrhunderte vielfach miteinander verschränkt. Dies betraf auch die gegen Ende des 7. Jahrhunderts von dem angelsächsischen Missionar Suitbert (†713) gegründete geistliche Gemeinschaft in Kaiserswerth, die im frühen Mittelalter zu einem mit Königsschutz und Immunität begabten Kloster wurde und um die Mitte des 11. Jahrhunderts als Pfalzstift eine vom König abhängige Kanonikergemeinschaft bildete. In Spätmittelalter und früher Neuzeit blieben in Bezug auf das (Reichs-) Stift wenige Rechte des römisch-deutschen Königtums gewahrt, u.a. eben das Recht der ersten Bitte. Eine erste Bitte Kaiser Leopolds II. (1790-1792) an das Kaiserswerther Kanonikerstift vom 27. Februar 1791 ist nun ausgestellt für den Prezisten Philipp Ludwig Ignatius von Hertwig (†1819), einem Kanoniker des Moselstifts Karden. Das Mandat eröffnet Einblicke in Voraussetzungen und Praxis der ersten Bitten an die Kaiserswerther Kanonikergemeinschaft und allgemein der Pfründenbesetzung am Stift. [Buhlmann, 11.2019]

Buhlmann, Michael (2019), Bern und die Zähringer (= VA 110), Essen 2019, 60 S., Karte, € 4,-. I. Das hochmittelalterliche Fürstenhaus der Zähringer, vielleicht in Verbindung stehend mit der alemannischen Familie der Bertholde bzw. Alaholfinger, tritt mit der Marktrechtsurkunde Kaiser Ottos III. (984-1002) für Villingen erstmals konkret in Erscheinung (999). Mit Grafschaftsrechten ausgestattet, sich benennend nach der Burg Zähringen bei Freiburg im Breisgau, gelang es Berthold II. (1078-1111) die Herzogswürde in Schwaben zu erlangen (1092, 1098). Im Mit- und Gegeneinander zu den staufischen Königen entstand im südwestli-chen Schwaben und nordöstlichen Burgund ein fürstliches Territorium, das auch neu gegrün-dete oder erworbene "Zähringerstädte" mit einschloss. Nach dem Tod Herzog Bertholds V. (1186-1218), des Letzten der zähringischen Herzöge im hochmittelalterlichen Schwaben, teilten sich Staufer, die Grafen von Urach und Kyburg sowie die Herzöge von Teck das Zähringererbe. II. Macht-, Besitz- und Territorialpolitik betrieben die Zähringerherzöge gerade auch im burgundischen Teil ihrer Herrschaftsgebiete, hier ausgestattet mit dem Erbe der Grafen von Rheinfelden (1090) und versehen mit dem vom deutschen König vergebenen Amt eines Rektors von Burgund (1127). Zu den burgundischen "Zähringerstädten" gehörte - neben Burgdorf, Freiburg im Üchtland oder Thun - auch das schweizerische Bern im Berner Oberland an der oberen Aare. Nach der Niederlage der Burgunder gegen Herzog Berthold V. (ca.1190) gründete dieser an einer Aareschlaufe die Stadt Bern (1191), vielleicht benannt nach (Ort und Mark) Verona, jedenfalls in enger Verbindung stehend mit der dortigen Zähringerburg Nydegg und gelegen an der Ost- West-Verbindung nach Burgdorf. Nach dem Tod Bertholds V. gelangte die Stadt an den staufischen König (Berner Handfeste 1218), als Königsstadt suchte der Ort während des Interregnums (1256-1273) Anlehnung an die Grafen von Savoyen, behauptete sich in der Folge als Reichsstadt und betrieb alsbald eine expansive Territorialpolitik im Ober- und Mittelland (Schlacht bei Laupen 1339, Erwerb von Burgdorf und Thun 1384), die Bern in Verbindung zur Schweizer Eidgenossenschaft treten ließ (Beitritt zur Eidgenossenschaft 1353). Zwei Stadterweiterungen gehören in die Jahre 1256 und 1345; Bern hatte im 15. Jahrhundert rund 5000 Einwohner und besaß ein ausgedehntes Territorium. [Buhlmann, 11.2019]

Buhlmann, Michael (2019), Ein Gütertausch zwischen den geistlichen Gemeinschaften St. Georgen im Schwarzwald und Adelberg (= VA 111), Essen 2019, 60 S., € 4,-. Wahrscheinlich im Jahr 1189 erfolgte zwischen den geistlichen Gemeinschaften St. Georgen im Schwarzwald und Adelberg ein Gütertausch, der Besitz in Holzhausen bzw. Hochdorf betraf. Vermittelt wurde der Tausch wohl über Parteigänger der staufischen Könige, Kaiser und Herzöge im deutschen Südwesten. Die lateinische Tauschurkunde, die vielleicht erstmals einen Hinweis auf die im Hoch- und Spätmittelalter so bedeutende Pfennigwährung des Hellers enthält, gibt zudem Anlass, die Entwicklung des mittelalterlichen St. Georgener Klosterbesitzes entlang des Flusses Fils zu betrachten. [Buhlmann, 11.2019]

Buhlmann, Michael (2019), (Schwäbisch) Hall im Reichssteuerverzeichnis von 1241 (= VA 112), Essen 2019 > S Schwäbisch Hall

Buhlmann, Michael (2019), Die Klöster St. Gallen, Reichenau und St. Georgen, die Baar und Baldingen im frühen und hohen Mittelalter (= VA 113), Essen 2019, 64 S., € 5,-. Die Klöster St. Gallen, Reichenau und St. Georgen (im Schwarzwald) sowie die Baar sind der historische Hintergrund, vor dem die Geschichte von Baldingen im frühen und hohen Mittelalter vorgestellt wird. Dabei kommt den Urkunden der St. Galler Mönchsgemeinschaft, die Baldingen zu 769, 854 und 887 erwähnen, eine besondere Bedeutung zu, ebenso einem Besitzzeugnis des Klosters Reichenau zum 10. und dem St. Georgener Gründungsbericht des 11./12. Jahrhunderts. Die früh- und hochmittelalterliche Überlieferung gibt Einblick in Herrschaft und Gesellschaft, Besitz und Glauben in Baldingen in jener Zeit. [Buhlmann, 11.2019]

Buhlmann, Michael (2019), Sebastian Münster und seine Cosmographia: Der wilde Mann von Villingen (= VA 114), Essen 2019, 64 S., Abbildungen, € 5,-. I. Sebastian Münster (*1488-†1552) aus einer wohl mäßig reichen Winzerfamilie genoss in Ingelheim eine Elementarausbildung u.a. in Latein, studierte in Heidelberg (1505-1507), Rouffach (1507-1511/12; Konrad Pellikan), Tübingen (1512-1518; Johannes Stöffler), trat 1507 zur finanziellen Absicherung in den Franziskanerorden ein und wurde 1512 Priester. Im Tübinger Generalstudium der Franziskaner war Münster als Lektor tätig, ebenso in Basel (1518-1520). 1524 wurde er Professor für Hebräisch in Heidelberg, 1529 in Basel. Im selben Jahr trat er - vor dem Hintergrund der Reformation - aus dem Franziskanerorden aus und heiratete im folgenden Jahr. 1547/48 war Münster Rektor der Basler Universität und nahm als solcher am Regensburger Reichstag teil. Am 26. Mai 1552 starb er in Basel an der Pest. Münsters Leidenschaft galt der Geografie und "Kosmografie". Zahlreich sind die Veröffentlichungen Münsters als Autor und Herausgeber, u.a. Studien- und Wörterbücher, eine hebräische Bibel, die Germaniae descriptio (1530), die Mappa Europae (1536) und die Cosmographia (1544, 1545, 1550 u.a.). II. Die erfolgreichste Publikation Münsters war seine Cosmographia, seine "Weltbeschreibung", die in vielen Auflagen auch nach Münsters Tod erscheinen sollte. Die Cosmographia lag erstmals 1544 auf Deutsch gedruckt vor. Sie ist Weltbeschreibung, Länderkunde und Ethnografie in einem, in sechs Bücher gegliedert, als Druckwerk 660 Textseiten stark, versehen mit 24 doppelseitigen Karten und an die 500 Holzschnitten, die Tiere, Pflanzen, Menschen, Bauwerke, Städte und "wunderbarliche Dinge" aus allen Kontinenten abbilden (Buch I: Erdkunde, Tiere und Pflanzen, Fabeltiere; Buch II: Europa, West- und Südeuropa; Buch III: Deutschland; Buch IV: Ost- und Nordeuropa; Buch V: Asien, Amerika; Buch VI: Afrika). In Buch III finden sich neben den Beschreibungen zu Orten und Städten in Südwestdeutschland und im Schwarzwald - ab der 1545 erschienenen zweiten Auflage der Cosmographia - auch Münsters Ausführungen zum wilden Mann von Villingen. Die wilden Menschen gehörten dabei nach allgemeiner Ansicht zu den Monstern, Fabelwesen und Wundern im christlichen Kosmos des Mittelalters und der frühen Neuzeit. [Buhlmann, 11.2019]

Buhlmann, Michael (2020), Siedlungs- und Raumnamen im Umfeld des früh- und hochmittelalterlichen Klosters Werden a.d. Ruhr (= BGW 20), Essen 2020, 56 S., Karte, € 4,-. Dank einer reichhaltigen Überlieferung im Umfeld des früh- und hochmittelalterlichen Klosters Werden a.d. Ruhr lässt sich eine Vielzahl von Siedlungs- und Raumnamen besonders aus der Zeit zwischen dem ausgehenden 8. und der Mitte des 12. Jahrhunderts ermitteln. Die Namen des hier vorliegenden Raum-, Siedlungs- und Ortsnamenbuchs beziehen sich geografisch auf die Umgebung des Klosters an der unteren Ruhr, auf das sich im Spätmittelalter ausbildende Territorium von Abt und Abtei. [Buhlmann, 08.2020]

Buhlmann, Michael (2020), Der Hof Galp des Klosters Werden im Mittelalter (= BGW 21), Essen 2020, Essen 2020, 44 S., € 4,-. Grundherrschaft heißt ein einen Grundherrn, z.B. ein Kloster, versorgendes Wirtschaftssystem, das auf Großgrundbesitz und Abgaben von und Rechten über abhängige Bauern beruht. Auch der umfangreiche Grundbesitz des um das Jahr 800 gegründeten Benediktinerklosters (Essen-) Werden - u.a. am Niederrhein, in Westfalen, Friesland und Ostsachsen - war in Mittelalter und früher Neuzeit grundherrschaftlich organisiert. Der Hof Galp, südwestlich von Werden gelegen und ins hohe Mittelalter zurückreichend, gehörte zur Klostergrundherrschaft bis zur Aufhebung der Mönchsgemeinschaft am Beginn des 19. Jahrhunderts. Auf Grundlage von nur sporadisch auftretenden Hinweisen in den Werdener Geschichtsquellen wird die Hofgeschichte Galps vornehmlich im Mittelalter nachvollzogen. [Buhlmann, 08.2020]

Buhlmann, Michael (2021), Fränkisch-deutsches Königtum an Rhein und unterer Ruhr. Politische Raumgliederung - Grafschaft - Prokuration (= BGW 22), Essen 2021, 60 S., Karte, € 4,-. Das fränkisch-deutsche Königtum der Merowinger, Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer spielte vom 6. bis 13. Jahrhundert auch an Rhein und unterer Ruhr eine wichtige Rolle, ablesbar an der politischen Raumgliederung am Niederrhein im frühen Mittelalter. Die vom beginnenden 10. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts nachweisbare Duisburg-Kaiserswerther-Grafschaft an Rhein, Ruhr und Wupper stellt sich als Amtsbezirk von Grafen als königliche Amtsträger dar; die hochmittelalterlich-stauferzeitliche Prokuration war ein Reichsgut und Reichskirchengut umfassendes Königsterritorium um Duisburg und Kaiserswerth. Im späten Mittelalter beschränkten Verpfändungen von Reichsgut und der machtpolitische Aufstieg der Landesherrschaften wie der Grafschaft Berg die Einflussmöglichkeiten des Königtums an Rhein und Ruhr. [Buhlmann, 02.2021]

Buhlmann, Michael (2021), Gerbert Castus, Gründer des Klosters Visbek (= BGW 23), Essen, 2021, 52 S., Karte, € 4,-. Im Jahr 784 begleitete Gerbert Castus seinen Lehrer Liudger (†809), den späteren Klostergründer von Werden und Bischof von Münster, nach Rom und Montecassino; er tritt wohl zudem als Diakon Castus in einer Werdener Traditionsurkunde aus dem Jahr 796 in Erscheinung, weiter in Zusammenhang mit Besitzschenkungen an das Kloster Werden in einem Urbar der Mönchsgemeinschaft aus dem endenden 9. bzw. beginnenden 10. Jahrhundert. Eine angebliche Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) von 821, gefälscht im endenden 10. Jahrhundert, nennt einen Castus als Abt der Kirche Visbek (im niedersächsischen Lerigau). Die cellula Fischboeki ("Klosterzelle Visbek") gelangte 855 durch Schenkung an das Kloster Corvey. (Gerbert) Castus kann wahrscheinlich als Gründer des Klosters Visbek gelten. [Buhlmann, 02.2021]

Buhlmann, Michael (2021), Das Kloster Werden in den karolingischen Reichsteilungen. Die Schenkung des Folker an das Kloster Werden (= BGW 24), Essen 2021, 48 S., Karten, € 4,-. Das fränkische Gesamtreich der karolingischen Könige und Kaiser Karl des Großen (768-814) und Ludwig des Frommen (814-840) endete mit den Reichsteilungen von Verdun (843), Prüm (855) und Meersen (870). Es entstanden als karolingische Teilreiche das Mittelreich sowie das West- und Ostfrankenreich, aus denen sich das mitte-lalterliche Frankreich und Deutschland entwickeln sollten. Das um das Jahr 800 gegründete Kloster Werden lag zusammen mit dem Ruhrgau, der frühmittelalterlichen Siedlungslandschaft entlang der unteren Ruhr, in den karolingischen Reichsteilungen geografisch und politisch an einer Nahtstelle von Mittelreich bzw. Lothringen und Ostfrankenreich. Dies lassen die überlieferten frühen Werdener Traditionsurkunden aus den 840er-Jahren sowie die Schenkung des Friesen Folker an das Kloster Werden (855) erkennen. [Buhlmann, 02.2021]

Buhlmann, Michael (2021), Die Schenkung der Reichshöfe Andernach und Eckenhagen an den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1167) - Abt Adolf I. von Werden (1160-1173) (= BGW 25), Essen 2021, 36 S., € 4,-. Im hohen Mittelalter war das Kloster Werden an der unteren Ruhr eingebunden in die Politik des römisch-deutschen Reiches der staufischen Könige und Kaiser. Abt Adolf I. von Werden (1160-1173) war daher am Romzug Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (1152-1190) von 1166/67 beteiligt und Urkundenzeuge, als es am 1. August 1167 zur Schenkung der Reichshöfe Andernach und Eckenhagen an den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel (1159-1167) kam. Das das Rechtsgeschäft dokumentierende Originaldiplom des Herrschers gibt Einblick in das vielfältige Beziehungsgeflecht zwischen Königtum und Kirche im Rahmen einer die politisch Mächtigen einbeziehenden (konsensualen) Königsherrschaft. [Buhlmann, 03.2021]

Buhlmann, Michael (2021), Eine Urkunde des Kölner Erzbischofs Hermann I. für die Frauengemeinschaften Gerresheim und St. Ursula (11. August [922]), [Essen 2021] > W Weng, Longerich

Buhlmann, Michael (2022), Dionysiusreliquien in Longerich, [Essen 2022] > W Weng, Longerich

Buhlmann, Michael (2022), Bifänge in der Anfangsgeschichte des Klosters Werden a.d. Ruhr (= BGW 26), Essen 2022, 24 S., € 4,-. Das um 800 von dem heiligen Missionar Liudger (†809) gegründete (Benediktiner-) Kloster Werden a.d. Ruhr verfügte schon bald über (Groß-) Grundbesitz, ablesbar an den aus dem 8. und 9. Jahrhundert überlieferten Traditionsurkunden, die Schenkung, Tausch und Kauf von Land in der Anfangsgeschichte des Klosters eindrucksvoll belegen. Einige dieser Urkunden nennen Bifänge. Ein Bifang, lateinisch comprehensio, war im frühen Mittelalter ein durch eine oder mehrere Personen angeeignetes Stück Land, zumeist "eingefangen" aus dem Wald als Ödland, gelegen im Übergang von besiedeltem zu unbesiedeltem Land. Bifänge weisen damit auf die menschliche Rodungstätigkeit im Wald hin, aber auch auf das besondere Verhältnis des mittelalterlichen Menschen zum Wald. [Buhlmann, 12.2022]

Buhlmann, Michael (2023), Revolutionäre Ereignisse in Villingen 1848/49 (= VA 118), Essen 2023, 32 S., € 4,-. Das "lange" 19. Jahrhundert zwischen Französischer Revolution (1789) und Ende des Ersten Weltkriegs (1914-1918) steht für den Beginn der modernen Geschichte im Europa des 19. bis 21. Jahrhunderts. Mit dem Ende des römisch-deutschen Alten Reiches (1806), der napoleonischen Neuordnung Europas und dem Wiener Kongress (1814/15) wurde das Großherzogtum Baden Teil des Deutschen Bundes (1815-1866), eine Phase der politischen Restauration und Reaktion drängte auch in Mitteleuropa die (ideellen) Errungenschaften der Revolutionszeit zurück, die Bevölkerung in den deutschen Fürstenstaaten fand sich als Untertanen repressiver Obrigkeiten wieder. Die politische, wirtschaftliche und geistige Krise des Vormärz der 1830er- und 1840er-Jahre entlud sich schließlich in der bürgerlichen Revolution von 1848/49, die - in vielen Teilen Europas spürbar - besonders in den Gebieten des Deutschen Bundes um sich griff. Gefordert wurden von Seiten eines liberalen Bürgertums, aber auch von Seiten anderer Gesellschaftsschichten individuelle demokratische Freiheitsrechte und ein nationaler deutscher Verfassungsstaat. Eine in Frankfurt a.M. tagende Nationalversammlung suchte die revolutionären Forderungen in eine Verfassung umzusetzen, doch scheiterten Parlament und Revolution letztlich am reaktionären Widerstand der Fürsten und an der Verschiedenartigkeit der aufkommenden politischen Strömungen. Von der revolutionären Bewegung in Deutschland war auch und gerade das Großherzogtum Baden betroffen. Die badische Revolution prägten zudem "Heckerzug" und "Struveputsch" (1848) sowie die versuchte Errichtung einer badischen Republik (1849). Die revolutionären Ereignisse in Villingen 1848/49 waren eng verzahnt mit den Geschehnissen in Baden und im Deutschen Bund, beanspruchen aber auch einen eigenen Blickwinkel, der u.a. mit Villinger Persönlichkeiten wie dem Arzt Karl Hoffmann oder dem Buchhändler Ferdinand Förderer verbunden ist. Insgesamt erweist sich die deutsche bürgerliche Revolution von 1848/49 als Teil der deutschen Demokratiegeschichte und als ein Anker der demokratischen Erinnerungskultur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. [Buhlmann, 02.2023]

Buhlmann, Michael (2023), Bierherstellung und Bierkonsum im mittelalterlichen Werden (= BGW 27), Essen 2023 , 52 S., € 4,-. Das Brauen von Bier unter Verwendung von Wasser, Getreide, Kräutern (Hopfen) und Hefe entwickelte sich im Zuge der Sesshaftwerdung der Menschen. Im Mittelalter (6.-15./16. Jahrhundert) waren Bierherstellung und Bierkonsum in Mitteleuropa weit verbreitet. Auf der Grundlage der schriftlichen Überlieferung aus dem Umfeld von Kloster und Stadt Werden (hagiografische Texte, Urbare, Urkunden, Stadtrechte u.a.) wird die Bedeutung des Biers im mittelalterlichen Werden vorgestellt. Dabei werden u.a. angesprochen: Mönche und Bier, Bierherstellung innerhalb der klösterlichen Grundherrschaft, Bierproduktion und -handel im städtischen Lebensbereich, Essen und Trinken im Mittelalter. [Buhlmann, 09.2023]

Bukowski, Charles, US-amerikanischer Schriftsteller: (Henry) Charles Bukowski, geboren als Heinrich Karl Bukowski am 16. August 1920 im deutschen Andernach als Sohn eines amerikanischen Besatzungssoldaten und einer Deutschen, kam mit zwei Jahren nach Kalifornien, wo er zur Schule ging und mit einem Journalismusstudium begann. Immer wieder auftretende Alkoholprobleme verhinderten eine berufliche Karriere. Bukowski hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser; längere Zeit arbeitete er als Briefsortierer beim U.S. Postal Service (1958/70). Interesse für die Schriftstellerei hatte Bukowski schon immer, in den 1950er- und 1960er-Jahren begann seine Schriftstellerkarriere. Bukowskis Gedichte und Romane sind autobiografisch-personale Erzählungen und schildern herb-vulgär-satirisch die Lebenswirklichkeit von Menschen am Rand des amerikanischen way of life (Inhalte: zwischenmenschliche Beziehungen, Gewalt, Sexualität; Mittel: Komik, Absurdität, Drastik, Ironie). Erfolgreich war Bukowski mit seinen Romanen gerade auch in Europa; verfilmt wurden einige Kurzgeschichten und der Roman Barfly (1987). Der Poet on the Edge - so der Titel einer Ausstellung über Bukowski (2010) - war mehrfach verheiratet bzw. liiert. Der Schriftsteller starb am 9. März 1994 im kalifornischen San Pedro. Zu den Werken Bukowskis zählen: Bukowski, Charles (1981), Nicht mit sechzig, Honey. Gedichte vom südlichen Ende der Couch (= dtv 12392), München 22004, 295 S., € 14,50; Bukowski, Charles (1982), Das Schlimmste kommt noch. Roman, Gütersloh o.J., 319 S., DM N.N., (= dtv 12386), München 121997, 342 S., DM 16,90; Bukowski, Charles (1989), Hollywood (= dtv 12390), München 71997, 247 S., DM 14,90. [Buhlmann, 08.1997, 03.2019, 04.2020]

Bullock, Alan (1964), Hitler. Eine Studie über Tyrannei (= ADTG 7200), Kronberg 1977 > H Hitler, Adolf

Bullough, Vern L., Brundage, James (1982), Sexual Practices and the Medieval Church, Buffalo 1982 > L Liebe und Sexualität

Bulst, Werner (1978), Das Grabtuch von Turin. Zugang zum historischen Jesus? Der neue Stand der Forschung, Karlsruhe 1978 > J Jesus Christus

Bultmann, Rudolf (1962), Das Urchristentum (im Rahmen der antiken Religionen), München-Zürich 41976, 51986 > S Schnelle, Die ersten 100 Jahre des Christentums

Bumiller, Casimir (1990), Hohentwiel. Die Geschichte einer Burg zwischen Festungsalltag und großer Politik (= Beiträge zur Singener Geschichte, Bd.20), Konstanz 21997, 208 S., € 21,50. Über vorgeschichtliche Funde auf dem Hohentwiel im Hegau, einer durch Vulkanismus entstandenen, 688 m hohen Bergkuppe aus Basalt und Phonolith, ist nichts bekannt. Die Höhenburg Hohentwiel tritt erstmals im Zusammenhang mit der Entstehung des (jüngeren) schwäbischen Herzogtums in Erscheinung, als der ostfränkische König Konrad I. (911-918) die Burg vergeblich belagerte (915). Im 10. Jahrhundert stellt sich der Hohentwiel als Residenz der schwäbischen Herzöge dar. Hier gründeten Herzog Burkhard II. (III.) (954-973) und dessen Ehefrau Hadwig (†994) ein Georgskloster. Unter den ostfränkisch-deutschen Herrschern Otto III. (984-1002) und Heinrich II. (1002-1024) wird ein verstärkter Einfluss des Königtums auf den Hohentwiel erkennbar; das Hohentwielkloster wird nach Stein am Rhein verlegt (ca.1005). In der Epoche des Investiturstreits (1075-1122) verfügten die Zähringer zeitweise über den Hohentwiel, der 1084 von dem königstreuen St. Galler Abt Ulrich III. (1077-1121) eingenommen werden konnte. 1087 treten erstmals die Herren von Singen-Twiel in Erscheinung, die - vielleicht als Gefolgsleute der Zähringerherzöge - im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert über die Hegauburg verfügten. Ein Ulrich von Klingen besaß die Burg 1267 und verkaufte diese im Jahr 1300 an Albrecht von Klingenberg (†v.1308). Die Herren von Klingenberg sollten den Hohentwiel als eines ihrer Herrschaftszentren im "Herbst des Mittelalters" behaupten. "Adelskrise" und innerfamiliäre Auseinandersetzungen führten dazu, dass der Hohentwiel 1521 und endgültig 1538 durch Verkauf - und im Zusammenhang mit der Rückeroberung Württembergs (1534) - an Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1550) überging. Die württembergische Exklave im Hegau wurde unter Herzog Christoph (1550-1567) weiter ausgebaut (Rondell Augusta, Renaissanceschloss im Innenhof) und besaß als südlichste Festung im württembergischen Territorium eine hohe Bedeutung (Hohentwiel als Rechtsbezirk, Verwaltungszentrum, Wirtschaftseinheit; Festungsalltag, Festung als Kleinstadt). Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) stand der zwischen Württemberg und Vorderösterreich strategisch wichtig gelegene Hohentwiel unter dem Festungskommandanten Konrad Widerholt (1634-1650) ab 1633 im Brennpunkt der militärischen Ereignisse zwischen Württemberg, Schweden und Frankreich auf der einen, Habsburg-Österreich und Bayern auf der anderen Seite (Blockaden von 1634/36 und 1640, Belagerung von 1641/42, Vergleich von 1644). Im Westfälischen Frieden (1648) blieb das Herzogtum Württemberg im Besitz der Hegaufestung, die Kriege des ausgehenden 17. und des 18. Jahrhunderts gefährdeten den Hohentwiel nicht (Festungsalltag, Festung als Gefängnis). Im 2. Koalitionskrieg (1799-1802) kapitulierte der Hohentwiel kampflos vor den französischen Truppen (1800) und wurde geschleift (1800/01). Württembergisch blieben die zerstörte Festung und der Festungsberg im badischen Hegau noch bis einschließlich 1968. Seit dem 1. Januar 1969 gehört der Hohentwiel zur Stadt Singen (Hohentwiel). Seit dem 19. Jahrhundert prägen romantische Verklärung (Joseph Victor von Scheffels "Ekkehard"), historische Werke (etwa von 1835, 1857, 1882 oder 1957), ökologische Gesichtspunkte und kulturelle Aspekte das Bild vom Hohentwiel. [Buhlmann, 08.2011]

Bumiller, Casimir (1998), Villingen - Faszination einer Zeitreise, Villingen-Schwenningen 1998 > V Villingen

Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (1992): Schriftenreihe, Bd.406: Andersen, Uwe, Woyke, Wichard (Hg.), Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 52003 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (1992), Schlaglichter der Weltgeschichte, hg. v. Helmut M. Müller u.a., Bonn 1992 > W Weltgeschichte

Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (1994), Europa von A-Z. Taschenbuch der europäischen Integration, hg. v. Werner Weidenfeld u. Wolfgang Wessels, Bonn 1994, Bonn 51995 > E Europäische Union

Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (2004): Schriftenreihe, Bd.488: Nuscheler, Franz (2004), Entwicklungspolitik, Bonn 52006 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Informationen zur politischen Bildung > D Deutsche Geschichte, > S Sowjetische Geschichte

Burckhardt, Jacob, Schweizer Kunsthistoriker und Historiker: Jacob Christoph Burckhardt (*1818 in Basel, †1897 in Basel) stammte aus einer auch kirchlich einflussreichen Basler Familie. Er studierte daher zunächst evangelische Theologie in Basel (1837/39), um danach für ein Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Philologie nach Berlin und Bonn zu wechseln (1839/43). In Basel wurde Burckhardt promoviert (1843) und habilitiert (1844). Danach war er als Professor auf Lehrstühlen in Zürich (1855/58) und Basel (1858/93) vertreten. Impulse für seine kunstgeschichtlichen Analysen bekam Burckhardt auf einer Paris- (1843) und zwei Italienreisen (1846/48).
An Schriften Jacob Burckhardts seien hier genannt: Burckhardt, Jacob (1852/53), Die Zeit Constantins des Großen. Mit einem Nachwort v. Karl Christ (1982) (= BS), München 1982, VIII, 399 S., DM 17,-; Burckhardt, Jacob (1860), Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch, Herrsching 1981, 636 S., DM 5,-; Jacob Burckhardts Briefe an seinen Freund Friedrich von Preen 1864-1893, hg. v. Emil Strauss (1922), Stuttgart-Berlin 1922, XII, 309 S., Frontispiz, Briefabbildung, DM 80,-; Burckhardt, Jacob (1898/1902), Griechische Kulturgeschichte, 4 Bde., Bd.1 (= dtv 6075), München 1977, LIX, 347 S., Bd.2 (= dtv 6076), München 1977, 414 S., Bd.3 (= dtv 6077), München 1977, 436 S., Bd.4 (= dtv 6078), München 1977, 616 S., zus. DM 24,-; Burckhardt, Jacob (1905), Weltgeschichtliche Betrachtungen (= dtv 6099), München 1978, 221 S., DM 6,80. [Buhlmann, 01.2022]

Burckhardt, Jacob (1852/53), Die Zeit Constantins des Großen. Mit einem Nachwort v. Karl Christ (1982) (= BS), München 1982 > B Burckhardt, Jacob

Burckhardt, Jacob (1860), Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch, Herrsching 1981 > B Burckhardt, Jacob

Burckhardt, Jacob (1898/1902), Griechische Kulturgeschichte, 4 Bde. (= dtv 6075-6078), München 1977 > B Burckhardt, Jacob

Burckhardt, Jacob (1905), Weltgeschichtliche Betrachtungen (= dtv 6099), München 1978 > B Burckhardt, Jacob

Burg, Marcel (1966), Die Benediktiner im Elsaß. Ein historischer Querschnitt, in: SMGB 77 (1966), S.161-171 > B Benediktiner

(Essen-) Burgaltendorf, Essener Stadtteil: Am südlichen Ruhrufer gelegen, offenbart sich ein ca. ein Quadratkilometer großes Areal bei Burgaltendorf u.a. als eine (Abfolge von) Siedlung(en) von der vorrömischen Eisenzeit bis in die spätrömische Zeit. In die späte vorrömische Eisenzeit gehört eine Grube, in die vor- und frührömische Zeit ein dreischiffiges Haus, wahrscheinlich mit zwei Vierpfostenbauten. Einheimisch-germanische und römische Keramik aus dem 1. Jahrhundert ergänzen das Bild, ebenso Kleinfunde wie Hüttenlehm, Fragmente von Spinnwirteln, Wetzsteine, Mühlsteinfragmente und einen Eisennagel. Streufunde, darunter eine bronzenes Tellerbodenfragment mit einem eingeritzten Schriftzug datieren ins 2. bis 4. Jahrhundert, weitere Siedlungsspuren deuten auf das 5. oder 6. Jahrhundert hin. Die Umgebung der Siedlung(en) war weitgehend entwaldet und wurde ackerbaulich genutzt. Insgesamt ergibt sich, dass Burgaltendorf in vor-, früh- und spätrömischer Zeit besiedelt war, und mithin eine Kontinuität der Wahl des Siedlungsplatzes. Eine Einbindung der germanischen Siedlung in Burgaltendorf in das damalige System der Verkehrswege ist möglicherweise durch die benachbarte Furt der Ruhr bei Vryburg bzw. Haus Horst gegeben. Dabei überquerte eine Verbindung zum Hellweg, die auf der Höhe der Steeler Berge nach Süden abzweigte, den Fluss.
Zu Essen-Burgaltendorf s.: Brand, Cordula (2001), Der Siedlungsplatz von Burgaltendorf im Lichte germanischer Fundstellen in Essen, in: Hopp, Detlef, Trümpler, Charlotte (Hg.) (2001), Die frühe römische Kaiserzeit im Ruhrgebiet. Kolloquium des Ruhrlandmuseums und der Stadtarchäologie, Essen 2001, S.173-181; Brand, Cordula, Hopp, Detlef (1994), Ausgrabungen in Essen-Burgaltendorf 1993, in: EB 106 (1994), S.5-40; Brand, Cordula, Hopp, Detlef (2000), Ein römischer Tellerboden mit Inschrift aus Essen-Burgaltendorf, in: Archäologie im Rheinland 1999, hg. v. Harald Koschik, Köln-Bonn 2000, S.108f; Brand, Cordula, Hopp, Detlef (2000), Eine Siedlung der späten Römischen Kaiserzeit und der Merowingerzeit in Burgaltendorf, in: EB 112 (2000), S.13-28; Hopp, Detlef (1993), Archäologische Beobachtungen in einem Altsiedelgebiet in Essen-Burgaltendorf, in: Archäologie im Ruhrgebiet 1991 (= Jg.1), Gelsenkirchen 1993, S.117-124; Hopp, Detlef (1993), Berichte zu archäologischen Beobachtungen in Essen. Notbergungen auf einem metallzeitlichen Fundplatz in Burgaltendorf, in: EB 105 (1993), S.11-16. [Buhlmann, 10.2003]

Burger, Erich (1978), Norwegische Stabkirchen. Geschichte - Bauweise - Schmuck (= DuMont Kunst-Tb 69), Köln 1978, 155 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Pläne, Karte, DM 12,80. Norwegische Stabkirchen entstanden ab dem 11. Jahrhundert mit dem eindringenden Christentum und der zögerlichen und von Rückschlägen begleiteten Einigung Norwegens seit König Olaf Tryggvason (n.995-ca.1000). Vor dem Hintergrund teilweise heftiger Auseinandersetzungen zwischen Königtum, Adel und Kirche (11./12. Jahrhundert) bei sich vollends durchsetzendem Christentum waren die Stabkirchen einer sich abgrenzenden bäuerlichen Gesellschaft und Kultur, die anknüpfte an die frühmittelalterlich-wikingerzeitliche Holzbauweise. Stabkirchen waren von Anfang an und sind christliche Gotteshäuser, die auch in Fortsetzung vorchristlicher Kultplätze in Architektur und Kunst synkretistisch durchaus heidnische Motive wiedergeben. Da ist zum einen das Kirchenschiff als Wikingerschiff, die Stein-Holz-Fundamentierung, die die "Stab"kirche tragenden "Mast"en (Einmast-, Viermast-, Zwölfmastkirche), die senkrecht zum Erdboden stehenden Stämme und Bohlen, das überproportionale, in die Höhe weisende Dach aus sich überlagernden Dachstühlen, zum anderen vor dem Hintergrund der heidnischen Götter, von Riesen und Trollen die reichhaltige Verzierung der Holzstrukturen mit apotropäisch wirkenden Dämonen und Drachen (Portale mit Geisterschwelle, mit Drachenköpfen verzierte Giebel) oder mit die germanische Mythologie (Sigurdsaga) abbildenden Schnitzwerken. An Stabkirchen sind erhalten: Borgund (12. Jahrhundert, Mitte), Eidsborg (13. Jahrhundert, 1. Hälfte), Fantoft/Fortun (12. Jahrhundert), Favang (13. Jahrhundert), Garmo (1021), Gol (12. Jahrhundert, 1. Hälfte), Grip (12. Jahrhundert), Hedalen (12. Jahrhundert), Heddal (13. Jahrhundert, Mitte), Hegge, Holtalen (11. Jahrhundert, 2. Hälfte), Hopperstad (12. Jahrhundert, 1. Hälfte), Hurum (12. Jahrhundert, 4. Viertel), Kaupanger (12. Jahrhundert, Ende; nach zwei Vorgängerbauten), Kvernes (12. Jahrhundert, Ende), Lom (12. Jahrhundert), Lomen (12. Jahrhundert, Ende), Nore (12. Jahrhundert, 4. Viertel), Öye, Reinli (13. Jahrhundert), Ringebu (12./13. Jahrhundert), Rödve (12. Jahrhundert), Röidal, Torpo (12. Jahrhundert, 2. Hälfte), Urnes (11. Jahrhundert, Mitte), Uvdal, Vaga (12. Jahrhundert, Anfang). Vgl. dazu: Grieg, Sigurd (1992), Die Stabkirche zu Ringebu. Ein kurzer Führer, Ringebu 1992, 56 S., Schwarzweißabbildungen, Plan, NOK N.N. [Buhlmann, 01.2022]

Burger, Siegfried, Die Waldkircher Felsenkeller. Lagerbierkeller. Ein Beitrag zur neueren Stadtgeschichte (= Beiträge zur neueren Waldkircher Stadtgeschichte, Bd.11), Waldkirch 2008 > B Beiträge zur neueren Waldkircher Stadtgeschichte

Burgess, Richard W. (2014), Roman Imperial Chronology and Early-Fourth-Century Historiography. The Regnal Durations of the So-called Chronica urbis Romae of the Chronograph of 354 (= Historia Einzelschriften 234), Stuttgart 2014, 208 S., € 52,-. Das (hier so genannte) Breviarium Vindobonense der Handschrift Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Nr.3416 ist zwar im Zusammenhang mit dem spätantiken Kompendium des Chronografen von 354 überliefert, kann aber nicht als dessen Teil gelten. Das Breviarium, angefertigt in den 330er-Jahren, enthält die Regierungszeiten der römischen Könige und der Könige von Alba Longa sowie der römischen Kaiser bis auf Licinius, daneben einige wenige Informationen zum Regierungshandeln der Kaiser. Es ist in Bezug auf die Königs- und Kaiserlisten vergleichbar mit anderen antiken, spätantiken und byzantinischen, lateinischen und griechischen Geschichtsquellen (Cassius Dio, Liber generationis, Eusebius, Kaisergeschichte, Aurelius Victor, Eutropius, Eunapius, Historia Augusta, Zosimus, Malalas, Johannes von Antiochien, Theophanes, Zonaras u.a.). Daraus können Schlüsse gezogen werden bzgl. der Regierungsdauern von Kaisern, insbesondere der Soldatenkaiser des 3. Jahrhunderts n.Chr. > Lateinische Literatur > B Breviarium Vindobonense. Vgl. Kienast, Dietmar, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, Darmstadt 1990, XXVI, 376 S., DM 65,-. [Buhlmann, 06.2015]

Burghard, Hermann (Bearb.) (2001), Werden (= RS 78), Köln-Weimar-Wien 2001 > W Werden

Burke, Peter (2000), Papier und Marktgeschrei. Die Geburt der Wissensgesellschaft, Berlin 2014 > S Schriftlichkeit

Burkert, Andreas, Kippenhahn, Rudolf (1996), Die Milchstraße (= BSR 2017), München 1996 > U Universum

Busch, Jörg W. (1990), Der Liber de Honore Ecclesiae des Placidus von Nonantola. Eine kanonistische Problemerörterung aus dem Jahr 1111. Die Arbeitsweise ihres Autors und seine Vorlagen (= Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter, Bd.5), Sigmaringen 1990, XVIII, 251 S., DM 84,-. Placidus von Nonantola war Mönch in der oberitalienischen Abtei Nonantola (St. Silvester) bei Modena. Nur zwei urkundliche Belege von 1117 und 1123 gibt es von Placidus. Ein Nekrologeintrag des 12. Jahrhunderts aus dem Piacentiner Kloster San Savino weist Placidus den 4. November als Sterbetag zu und verzeichnet zudem, dass der Mönch auch Priester gewesen war. Berühmt ist Placidus von Nonantola durch seine Schrift Liber de Honore Ecclesiae ("Buch über die Ehre der Kirche"), die in mehreren mittelalterlichen Handschriften überliefert ist, u.a. in zwei aus dem Stift Admont bzw. dem Stift Göttweig. Diese beiden Handschriften sind im Übrigen die einzigen, die Placidus als Autor nennen. Der Liber wurde verfasst 1111/12 und nahm daher unmittelbar Bezug auf die Ereignisse zwischen deutschem Königtum und Papsttum, zwischen König bzw. Kaiser Heinrich V. (1106-1125) und Papst Paschalis II. (1099-1118) im Investiturstreit (Verhandlungen zwischen König und Papst, Pravileg vom 11. April 1111, Kaiserkrönung Heinrichs V., Laterankonzil von 1112). Doch geht die kanonistische Schrift auch über aktuelle Bezüge hinaus ins Normativ-Grundsätzliche, wenn sie als zentralen Punkt den Zusammenhang von Kirchenamt von Kirchengut verteidigt oder die Selbstständigkeit der einzelnen Kirchen von den Laien, aber auch gegenüber dem Papsttum betont. Dies geschah in der Form einer kompilatorisch-rechtlichen Problemerörterung, die meist auf in der Klosterbibliothek von Nonantola vorhandenen kanonistischen und patristischen Büchern basierte und wahrscheinlich in Beziehung zur damals sich entwickelnden Bologneser Rechtsschule stand ("Nonantolaner Rechtsschule", Markgräfin Mathilde von Tuszien). Der Liber gehört damit in die Reihe der "publizistischen" Schriften des Investiturstreits und war wohl eine Stellungnahme der Abtei Nonantola gegenüber der päpstlichen Politik vor der Lateransynode von 1112. > Lateinische Literatur > P Placidus von Nonantola [Buhlmann, 01.2006]

Busch, Jörg W. (2001), Creti et veri cupidus. Geschichtliche Zweifelsfälle und ihre Behandlung um 1100, um 1300 und um 1475. Drei Fallstudien (= MMS 80), München 2001, 278 S., € 26,-. Es geht um die Bewertung geschichtlicher Zweifelsfälle in der Zeit des Mittelalters und des Humanismus, dargestellt: a) an der Kontroverse um das (angebliche) Investiturprivileg Papst Hadrians I. (772-795) für den Frankenkönig Karl den Großen (768-814) im Zeitalter des Investiturstreits (1075-1122), b) an der (päpstlichen, kurialen) Prüfung von älteren (Papst-) Privilegien und Notariatsinstrumenten auf Echtheit im 12. und 13. Jahrhundert, c) am Streit um das (hohe) Alter der Stadt Genau auf Grund eines "Urkundenbeweises" (Titus Livius zum Jahr 218 v.Chr. beim Kommunalarchivar Iacopo Doria [†v.1305]) oder der Etymoligie (Janus > Janua > Genua bei Iacopa da Varagine; Widerlegung der Etymologie durch den Notar Benzo d'Alessandria [†n.1329]), d) an der Frage nach der Echtheit der (angeblich) auf die Kaiser Julius Caesar und Nero zurückgehenden, (angeblich) durch eine Urkunde König Heinrichs IV. vermittelten "Österreichischen Freiheitsbriefe" (zweifelhafte Echtheit bei Franceso Petrarca, Enea Silvio Piccolomini; Bestätigung der "Freiheitsbriefe" durch König Friedrich III. [1442, 1453]), e) an Hand genealogischer Konstruktionen des Spätmittelalters (Abstammung der Mailänder Visconti und Sforza über die angeblichen Grafen von Angleria [14./15. Jahrhundert], österreichische Fabelfürsten in der "Chronik der 95 Herrschaften" [Kaiser Friedrich III., Thomas Ebendorfer [†1464], Enea Silvio Piccolomini, Kaiser Maximilian I.]. Auch im Mittelalter wurde bei historischen Zweifelsfällen der Vergangenheit nach dem "Sicheren" und "Wahren" gesucht. Der Humanismus erkannte dann der Vergangenheit vollends eine von der Gegenwart verschiedene, eigenständige Geschichtlichkeit zu. [Buhlmann, 07.2013]

Busch, Jörg W. (2011), Die Herrschaften der Karolinger 714-911 (= EdG 88), München 2011 > K Karolinger

Butt, Arne (2012), Die Stadt Göttingen und ihre Rechte im ländlichen Raum. Herrschaft und Beherrschte in spätmittelalterlichen Dörfern (= VHKNB 262), Hannover 2012, 618 S., Regesten, Tabellen, Karten, € 14,-. Das spätmittelalterliche Göttingen verfolgte innerhalb des Herrschaftsgebiets der welfischen Herzöge vpn Braunschweig-Göttingen bzw. von Calenberg eine Politik des Machtzuwaches im Umland; dabei blieb Göttingen - auch nach dem erklärten Willen des Stadtrates - eine herzogliche Stadt - Aufforderungen zum Reichsdienst und zu den Reichsmatrikeln zum Trotz (1430, 1467, 1521) -, wobei durchaus der Einfluss des Herzogs auf die Stadt erfolgreich eingegrenzt wurde (städtische Herrschaftsrechte, herzogliches Schulzengericht, Göttinger Münze [1351/82]). Dabei bedeutete die städtische Herrschaft Göttingens im ländlichen Raum kaum die Errichtung eines Territoriums, sondern die Beherrschung des Umlandes durch Pfandschlosspolitik und Burgenerwerb bei Ausgrenzung konkurrierender Herrschaftsträger; es wurden durch den Stadtrat planvoll Herrschaftsrechte im Umland erworben. An der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert wurden Burgen im Göttinger Umland gewaltsam zerstört oder deren Schleifung erzwungen bzw. vereinbart (Harste 1294, Berlevessen 1297, Waake 1312, Grone 1323/29); im 14. Jahrhundert dominierte der rechtliche Erwerb von Herrschaftsrechten durch die Stadt (Göttinger Wald 1346, Reichslehen Burggrone 1371/72, Roringen und Omborn 1380; ab der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert spielte auch der Besitz der drei indirekt in der politischen Verfügung des Rats stehenden Göttinger Hospitäler (Leprosenhaus St. Bartholomäus, Heiligkreuzhospital, Heiliggeisthospital) eine Rolle, der Rechteerwerb - nun zumeist auf Pfandbasis - ging weiter (Burg und Amt Friedland 1424, Vorwerke in Geismar 1460/65, Grund- und Gerichtsherrschaft Renshausen 1465, Obernjesa 1470, Burg Jühnde 1487), Landwehren sicherten nun verstärkt Umland und Herrschaftsrechte ab. Die Göttinger Kämmereiregister hauptsächlich des 15. Jahrhunderts (Rechnungen ab dem Rechnungsjahr 1393/94 mit wenigen Lücken) und die Göttinger Vogtherrenbücher (Beglaubigungen von Immobilien- und Kapitalgeschäften) geben dann Einblick in die Verwaltung der städtischen Herrschaftsrechte insbesondere über die Dorfherrschaften Geismar, Herberhausen, Omborn, Renshausen und Roringen (Vogtherrenamt 1468/69; Burggrone und Omborn als Wüstungen). Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wird eine Professionalisierung der Verwaltung erkennbar (Bereinigung von Defiziten 1410/30, Intensivierung der Herrschaftsrechte [Abgaben und städtische Einnahmen, Güterbestand, städtische Vorwerke]); dadurch gelang dem Stadtrat ein intensiverer Zugriff auf die ihm unterstellten Dörfer (erfolglose "Infrastruktur-, Wirtschaftsförderung" in Renhausen, Rolle der Dörfer beim Bau von Landwehren und Warten [Wartgelderhebung], Renten- und Kapitalmarkt der Dörfer [Kalande], Gütererweb und Immbolienhandel [städtisches Rentenkapital und Dörfer]), wobei hier auch (verdichteter) Besitz und Eigentum Göttinger Bürger und Institutionen wirksam waren. Seuchen und Fehden gefährdeten mitunter die Einnahmen der Stadt Göttingen von den Dörfern. Ab der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ist indes von einem allgemeinen Rückgang der an die Stadt geleisteten Abgaben auszugehen. Er bescheinigt eine damalige allgemeine Schieflage im Haushalt der Stadt und eine Krise des Stadtrats (Rat ohne volle Stärke, häufige Wechsel im Vogtherrenamt, fehlende Durchsetzung des Beglaubigungszwangs bei Immobilien- und Kapitalgeschäften, fehlende Kontrolle in der Verwaltung). [Buhlmann, 02.2017]

Buxheim, Gemeinde im bayerischen Landkreis Unterallgäu: Vorgeschichtlich sind Grabhügel der keltischen Hallstattzeit auf dem Buxheimer Schlossberg. Der Ort geht wohl - dem Ortsnamen (Bestimmungwort "Bux" als [keltischer?] Bachname, Grundwort -heim) entsprechend - auf eine alemannische Gründung [vielleicht?] des 7. Jahrhunderts n.Chr. zurück. Im 10. Jahrhundert gelangte der Ort an das Bistum Augsburg. In der Folge entstand in Buxheim ein Kollegiatstift, das sich später in Abhängigkeit vom Augsburger Domkapitel befand, bis an die Stelle des verkümmerten Stifts durch dessen letzten Propst Heinrich von Ellerbach ein Kartäuserkloster entstand (1402/03; Kartäuser aus Christgarten; 1406 als Kartause "Maria Saal" unter Leitung eines Priors). Das Dorf Buxheim gehörte in der Folge zur Kartause, dem Kloster angegliedert war die Pfarrkirche; niedere Gerichtsbarkeit und Schutz der geistlichen Gemeinschaft standen der Reichsstadt Memmingen zu. Im Bauernkrieg (1524/25) schwer geschädigt, im Schmalkaldischen Krieg (1546/47) protestantisch besetzt, konnte sich die Kartause dennoch in der Folgzeit als einziges reichsunmittelbares Kartäuserkloster behaupten, dabei unter dem Schutz der habsburgischen Kaiser stehend (1548). Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Kartause von schwedischen Truppen geplündert (1632) und diente dem österreichischen Erzherzog Wilhelm Leopold als Hauptquartier (1646). Auch der Spanische Erbfolgkrieg (1701-1713/14) schädigte die Kartause (1702/04), die durch die Erzherzogin Maria Theresia mit der Hochgerichtsbarkeit begabt wurde (1760). 1799 wurde Buxheim von russischen Truppen belagert, 1803 die Kartause säkularisiert, 1806 der Ort bayerisch. In der Folge etablieren sich in Buxheim die gleichnamigen Grafen (endgültige Auflösung des Klosters 1812; Kloster als gräfliche Residenz; Verkauf der Klostergebäude an die Salesianer Don Boscos 1926). Die barock gestaltete Klosteranlage besteht aus der letztlich in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückgehenden Kartäuserkirche mit Bruder- und Priesterchor (Chrorgestühl 1687/91), Marienkapelle (1709/11) und Sakristei (1516), einem die Kirche durchschneidenden weitläufigen Großen Kreuzgang mit St. Anna-Kapelle (1505/06, Umbau 1738/41), drei Brunnenhäusern, dem Refektorium (Stuckierung 1719), der Bibliothek (alte Bibliothek 1505/06), den Mönchszellen (teilweise abgerissen), dem Priorat (Renovierung des ehemaligen Klosters 1974/84, 1988/91). An die Marienkapelle schließt sich unmittelbar die Buxheimer Pfarrkirche St. Peter und Paul an, eine barocke Saalkirche mit Kirchturm (und ehemaliger Zwiebelhaube); erbaut wurde das Gotteshaus 1726/29 von Dominikus Zimmermann, den Erbauer auch der Dorfkirche Steinhausen.
Zu Buxheim s.: Harder-Merkelbach, Marion (1996), Buxheim. Kartause und Pfarrkirche, Buxheim 1996, 53 S., Farbabbildungen, Pläne, Zeittafel, DM N.N. [Buhlmann, 02.2017]

Byzantinische Geschichte, 4./5.-15. Jahrhundert: I. Spätantike bezeichnet die Geschichte des römischen Reiches im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr., beginnend mit den Kaisern Diokletian (284-305) und Konstantin I. dem Großen (306-337). Es ist eine Zeit großen politischen und gesellschaftlichen Wandels im Übergang von der Antike zum (frühen) Mittelalter bzw. zum oströmisch-byzantinischen Reich. Die politischen, militärischen, judikativen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformen der beiden Kaiser bewirkten u.a. eine Neuorganisation des römischen Reiches (Vergrößerung der Anzahl der Provinzen, Diözesen, Präfekturen), eine Neuaufstellung des römischen Heeres (Grenzverteidigung und Limitantruppen, Bewegungsheer und comitatensische Legionen) sowie die Anerkennung des noch unter Diokletian verfolgten christlichen Glaubens (Konstantinische Wende) bei Gründung einer zweiten römischen Hauptstadt Konstantinopel (330). Die Dynastie Konstantins, repräsentiert durch die Kaiser Konstantin II. (337-340), Constans (337-350), Constantius II. (337-361) und Julian (361-363), konnte (im Wesentlichen) ihre Macht im römischen Reich bis zum Tod Julians behaupten. Im dabei zeitweise faktisch geteilten Imperium Romanum der drei augusti und Konstantinsöhne Konstantin II., Constans und Constantius II. (Westen, Mittelteil, Osten des römischen Reichs) kämpften diese um die Macht (Einfall Konstantins II. ins Italien Kaiser Constans' 340; Constans als Kaiser des Westens nach Konstantins II. Tod 340/50; Usurpation des Magnentius, Ermordung des Constans 350; Schlacht bei Mursa 351; Selbstmord des Magnentius, Constantius II. als Alleinherrscher 353; Caesar Gallus 351/54; Usurpation des Silvanus 355; Caesar Julian 355/60; Usurpation Julians 360, dessen Feldzug gegen Constantius II. 361; Tod Constantius' II. 361). Auch ging es um die Verteidigung der römischen Außengrenzen; Bruderkämpfe und Usurpationen hatten selbstverständlich negative Auswirkungen darauf. Im Westen bedrohten Sachsen, Franken und Alemannen die Grenzen (Kämpfe am Rhein; Britannienfeldzug Constans' 343; Schlacht bei Straßburg gegen die Alemannen 357; Krieg Julians gegen die salischen Franken 358), im Osten war es das sassanidische Perserreich unter Großkönig Schapur II. (†379) (geplanter Feldzug Konstantins des Großen; Armenien unter römischem Einfluss 338; persischer Angriff auf Nisibis 338; römische Niederlage bei Singara 344; persische Angriffe auf Nisibis 346, 350; persische Eroberung Amidas 359; Perserfeldzug Julians 363), entlang der Donau Quaden und Sarmaten (erfolgreiche Kriege Constantius' II. gegen Quaden 358 und Sarmaten und Limiganten 359). Die Kaiser wirkten - wie Konstantin I. auch (Konzil von Nikaia 325) - mit ihrer je katholischen oder arianischen Politik auf die in verschiedene Glaubensrichtungen gespaltene christliche Kirche ein (Bischof Athanasius von Alexandrien; Enkämien-Synode von Antiochien 341; Konzil von Serdica 342/43; Donatisten in Nordafrika, Synode von Karthago 348; Synode von Mailand 355; Synoden von Sirmium 357, 358; Wiederbelebung heidnischer Kulte unter Julian, Philosophengesetz 362). Nicht nur hinsichtlich des Christentums, sondern generell erhöhte sich der Einfluss von Kaisertum und kaiserlicher Bürokratie in vielen Lebensbereichen der Bevölkerung des Imperium Romanum (Idealisierung des Kaisertums [Rombesuch Constantius' II. 357, Roma aeterna], administrative Intensivierung [zivile, militärische Ämter], Wirtschaft und Finanzen, Steuererhebung [Dekurionen] und Münzwesen; Senatoren, honestiores/potentes, humiliores/humiles, coloni, ["barbarische"] Soldaten). Nach dem Tod Kaiser Julians auf dem Perserfeldzug (363) und der kurzen Regierung Kaiser Jovians (363-364) (römisch-persischer Friedensvertrag und Aufteilung Armeniens 363; Aufhebung des Philosophengesetzes 364) wurden Valentinian I. (364-375, Westen) und dessen Bruder Valens (364-378, Osten) zu neuen augusti und begründeten damit die valentinianische Herrscherdynastie (Erhebung des Valentiniansohns Gratian zum augustus 367; Kaiser Valentinian II. [375-392]). Die beiden Herrscher setzten sich gegen innere (Usurpation des Procopius 365; Schaffung des Amtes des defensor plebis 368; "Studentengesetz" 370; Aufstand des Firmus in Nordafrika 373/75) und äußere Feinde (Alemmannenkriege Valentinians I. 365/67; Kämpfe Valens' gegen die Goten 369) durch, an der Ostgrenze gegenüber dem Perserreich blieb u.a. in der Frage der Stellung Armeniens als Pufferstaat die politischen Verhältnisse unentschieden. Das Eindringen der Hunnen in Europa und das Ende des nördlich des Schwarzen Meers gelegenen Ostgotenreichs (375) sollten dann den Druck gotischer Völkerschaften auf die römische Grenze entlang der unteren Donau erhöhen (römische Niederlage in der Schlacht bei Adrianopel und Tod des Valens 378). Der von Kaiser Gratian (367/75-383) für den Osten des römischen Reichs zum augustus ernannte Theodosius I. der Große (379-395) konnte die Verhältnisse indes noch einmal stabilisieren (foedus mit den Westgoten 382; römisch-persischer Frieden 384), machte das nikaianische Christentum zur Staatsreligion (Edikt Cunctos populos von 380; Konzil von Konstantinopel 381 [nikaianisch-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis]; Ambrosius von Mailand, Damasus von Rom, Martin von Tours als Vertreter der westlichen, Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa als Vertreter der östlichen Kirche; Priscillianismus) und setzte sich auch gegen den Usurpator des westlichen Kaisertums, Magnus Maximus (383-388), durch (Ermordung des Maximus in Aquileia 388; Rombesuch des Theodosius 389 [heidnische Senatoren in Rom]) sowie gegen den von dem Franken Arbogast erhobenen Usurpator Eugenius (393-394) durch (Schlacht am Frigidus, Tötung des Eugenius, Selbstmord des Arbogast 394). Theodosius war damit Alleinherrscher (Verbot der Olympischen Spiele 394), starb jedoch alsbald unter Hinterlassung seiner Söhne Arcadius (395-408) und Honorius (395-423) als augusti im Osten und Westen des römischen Reiches. Es folgte im 5. Jahrhundert eine fortbestehende faktische Teilung des römischen Reichs in einen West- und einen Ostteil, wobei insbesondere der Westen unter verheerenden Germaneneinfällen und feindlichen Invasionen zu leiden hatte. Hier entfalteten die nun in Ravenna residierenden weströmischen Kaiser (Honorius, Valentinian III. [423/25-455], Petronius Maximus [455], Avitus [455-456], Maiorian [457-461], Libius Severus [461-465], Anthemius [467-472], Olybrius [472], Glycerius [473-474], Nepos [474-475], Romulus Augustulus [475-476] kaum noch politisch-militärisches Gegenspiel, was z.B. die Bedrohung Italiens durch die Westgoten unter Alarich anbetraf (Heermeister Stilicho und Alarich; Feldzug Stilichos gegen Vandalen und Alanen 401; Ermordung Stilichos 408; militärische Aufgabe Britanniens 410; westgotische Eroberung Roms 410; Westgotenreich im südlichen Gallien 416) oder die zunehmende Ablösung Britanniens und Galliens von der römischen Herrschaft (Abzug römischer Truppen aus Britannien 401; Eindringen von Sueben, Alanen, Burgundern und Vandalen nach Gallien; Usurpationen in Gallien [Konstantin III. 407, Jovinus 411, Constantius III. 421]). Auch Spanien und Nordafrika war von den geramanischen Invasionen betroffen (Vandalen unter König Geiserich in Nordafrika, Belagerung von Hippo Regius 430, vandalische Eroberung von Karthago 439, vandalische Plünderung Roms 455). Lediglich in Gallien gelang es dem römischen Heermeister Aetius (†454) zwischenzeitlich und mit fränkischer, burgundischer und westgotischer Hilfe, sich in der Schlacht auf den "Katalaunischen Feldern" (451) gegen ein hunnisch-ostgotisches Heer unter Attila (†453) durchzusetzen. In Gallien fanden dennoch unvermindert die fränkische Landnahme (Norden, Nordosten), die Ausdehnung des Westgotenreichs (Süden) und die Ausdehnung des (zweiten) Burgunderreichs (Niederlage und Umsiedlung der Burgunder in die Sapaudia 435/36) statt. Vom Eindringen äußerer Feinde in das Reichsgebiet war der Osten des römischen Reichs weit weniger betroffen. Mit Kaiser Theodosius II. (408-450) ("Zitiergesetz" 426; Konzil von Ephesus 431; Codex Theodosianus als Gesetzbuch 435; latrocinium von Ephesus 449) endete die theodosianische Kaiserdynastie. Ihm folgten die (auf den Osten beschränkten) Kaiser Marcian (450-457) (Konzil von Nikaia-Chalkedon 451), Leon I. (457-474) und Zenon (474-491). Mit dem Ende des westlichen Kaisertums (Ricimer als germanischer Heermeister in Italien; König Odoaker in Italien [476-493] als römischer patricius) kamen römische Staatlichkeit (auf der Ebene des Kaisertums <-> lokale römische Verwaltung) und Spätantike zu ihrem Ende. Resümierend lässt sich für das römische Reich im 4. Jahrhundert festhalten: die Christianisierung des Reiches unter christlichen (katholischen, arianischen) Kaisern bei christlich-kirchlichen Glaubensstreitigkeiten und bei einer teilweise toleranten, teilweise gemäßigten antipagane Religionspolitik, die Bürokratisierung des Reiches, der Aufstieg Konstantinopels als eine Reichshauptstadt, das Nebeneinander von meist miteinander verwandten Kaisern in der Herrschaft über das Reich, die Eindämmung von Usurpationen, die weitgehende Stabilisierung der römischen Grenzen bei Einbeziehung "barbarischer" Völkerschaften (Germanen, Goten) in römisches Reich und römische Armee (foederati, laeti, hospitalitas). Für das 5. Jahrhundert kann gelten: die Erosion römischer Herrschaft im Westteil des Reiches ("weströmisches Reich", germanische Königreiche auf römischem Boden) als Folge militärischer Niederlagen und wirtschaftlichem Niedergangs (abnehmende Bedeutung der Städte, Rolle der gallorömischen Senatorenschicht), die Stabilisierung des Ostteils ("oströmisches Reich") auch auf wirtschaftlicher und kultureller Basis (Bedeutung des Städtewesens, hellenistische Traditionen). Die Teilung des römischen Reichs in eine lateinische West- und eine griechische Osthälfte kann so unabhängig von äußeren Bedrohungen und militärischen Gegebenheiten auch als ein allmähliches (die Spätantike durchziehendes) Auseinandertreten von West und Ost im ökonomischen und kulturell-geistigen Bereich interpretiert werden. II. Das oströmische Reich des 5. bis 7. Jahrhunderts, zeitlich zwischen dem Ende des westlichen Kaisertums und den arabisch-islamischen Eroberungen einordbar, konsolidierte sich ab der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts als Vormacht zwischen Europa, Asien und Afrika; der oströmische Kaiser war seit der Absetzung des Romulus Augustulus (476) und dem Tod des weströmischen Kaisers Julius Nepos (480) der einzige römische Herrscher, der den Kaisertitel trug. So kam nach Kaiser Markian Leon I. ohne Rücksprache mit dem westlichen Kaisertum an die Macht, und so verzichtete Kaiser Zenon auch darauf, für den Westen einen neuen (Schatten-) Kaiser einzusetzen. Kaiser Anastasios I. (491-518), ein Übergangskandidat, kann dann in Verbindung mit der Entstehung dessen, was byzantinisches Reich genannt wird, gebracht werden (Anastasios als Monophysit, Konsolidierung der Finanzen, Spannungen mit dem Ostgotenreich Theoderichs des Großen, Völkerschaften an der unteren Donaugrenze). Zentral für das 6. Jahrhundert ist aber die Gestalt Kaiser Justinians I. (527-565), der, im Jahr 525 zum Caesar erhoben, im Jahr 527 seinem Onkel Justin I. (518-527; justinianische Dynastie) als Herrscher über das oströmische Reich nachfolgte. Die ersten Regierungsjahre (527-532) waren von einer Konsolidierung der Herrschaft Justinians geprägt (526-532 Perserkrieg, 529 1. Codex Iustinianus und kaiserliche Weltordnung, 529/30 1. Samariteraufstand, 532 Nika-Aufstand, 532 "Ewiger Friede" mit dem Perserreich, 532/33 Religionspolitik zwischen Chalkedoniern und Miaphysiten). In einer Phase der Expansion (532-536) dehnte sich das oströmische Reich in den westlichen Mittelmeerraum aus (533/34 Vandalenkrieg, 535-ca.562 Gotenkrieg, 551 Festsetzung auf der iberischen Halbinsel), die kaiserliche "Fürsorge und Kontrolle" für die bzw. der Untertanen erreichte einen Höhepunkt (533 Institutionen, Digesten, 534 2. Codex Iustinianus), das Kaisertum manifestierte sich im christlichen Glauben (536 Konzil von Konstantinopel) und den herrscherlichen Kirchenbauten (537 Hagia Sophia in Konstantinopel). Es folgten Jahre des Abschwungs (536-542) - Naturkatastrophen (536/37 Vulkanausbruch? und Verdunklung des Himmels) und Justinianische Pest (542) sind hier zu nennen -, außenpoltisch gab es Rückschläge gegenüber Persern (540-561/62 Perserkriege, unterbrochen von Waffenstillständen) und Ostgoten (546/47/50 "Kampf um Rom"). Das Jahrzehnt nach 542 (542-553) war weiter gekennzeichnet durch die Kriege an der Ostgrenze des Reiches, in Italien oder auf dem Balkan; es gab von Seiten Justinians Reformneuansätze, das Ringen um die Einheit der christlichen Kirche(n [Beginn der Ausbildung orientalischer Kirchen]) ging weiter (544/45 Drei-Kapitel-Streit, 553 5. Ökumenisches Konzil von Konstantinopel); eine Zäsur stellte der Tod der Kaiserin Theodora (†548), der Ehefrau Justinians, dar. Die letzte Phase im Leben des Kaisers (553-565) offenbart dann dessen Scheitern gerade in der Religions- und Kirchenpolitik, während doch das oströmische Kaisertum (auch in der "heiligen" Person des Kaisers) für den Gesamtanspruch eines nunmehr politischen Christentums in der oströmischen Gesellschaft stand und damit für (mit dem damaligen Mitteln so nicht durchführbares) System von Repression und Kontrolle (, das etliche Teile des Reiches wie Ägypten, Nordafrika, Syrien oder Kleinasien nicht erreichen sollte). Justinian I. starb in der Nacht vom 14. zum 15. November 565; sein Nachfolger wurde Justin II. (565-578), ein Neffe des verstorbenen Herrschers. Unter ihm kam es wegen der Verweigerung von Tributzahlungen zum langwierigen oströmisch-persischen Krieg (572-591; oströmischer Sieg bei Melitene 575, Nachfolgestreitigkeiten im Perserreich, Durchsetzung des oströmischen Kandidaten Chosrau II. [590-628], Friedensvertrag 591 [Teile Armeniens und Mesopotamiens an Ostrom]), der u.a. die Auswirkung hatte, dass Italien zu großen Teilen an die Langobarden verloren ging (Langobardeneinfall 568) bzw. u.a. nach dem Verlust von Sirmium (582) der Balkan verstärkt einer slawisch-awarischen Einwanderung offenstand. Zudem verschärfte die Religionspolitik u.a. der Kaiser Tiberios II. (578-582) und Maurikios (582-602) die Spannungen zwischen orthodoxen Christen und Monophysiten (Ägypten, Syrien) sowie zwischen Christen und Heiden. Ein misslungener Awarenfeldzug des Kaisers Maurikios führte zu dessen Absetzung und Ermordung (602) sowie zum Kaisertum des Usurpators Phokas (602-610), der sich im ganzen byzantinischen Reich und - unter wesentlicher Preisgabe der oströmischen Herrschaft auf dem Balkan - auch gegen persische Angriffe (oströmisch-persischer Krieg 602-628) behaupten konnte. Die Feindseligkeit der in Konstantinopel herrschenden Familien gegenüber Phokas mündeten in der erfolgreichen Verschwörung des Herakleios, des Exarchen von Karthago (608; Besetzung Ägyptens, Einnahme Konstantinopels, Absetzung des Phokas 610). Herakleios' I. (610-641; herakleianische Dynastie) Kaisertum war anfangs nicht unumstritten, was die Perser dazu nutzten, weite Teile des byzantinischen Reiches zu erobern (614/18/19 Eroberung Syriens, Palästinas, Ägyptens), während Byzanz die Kontrolle über das Binnengebiet des Balkans und die untere Donau endgültig verlor (614/15). Das persische Eindringen nach Kleinasien führte zu byzantinischen Gegenangriffen auf sassanidischem Gebiet (622/29; awarisch-persische Belagerung von Konstantinopel 626, byzantinischer Sieg in der Schlacht bei Ninive 628, Sturz und Ermordung Chosraus II. 629) und letztlich zum Ende der byzantinisch-persischen Auseinandersetzungen (Frieden auf der Basis des status quo ante 629, Rückführung des von den Persern erbeuteten Kreuzes Christi nach Jerusalem 630). Nur wenige Jahre Frieden waren dem Reich des Herakleios gegönnt, die einhergingen mit einer langsamen Erholung der vom Krieg gegen die Perser betroffenen Gebiete. Indes blieben hier die religiösen Differenzen in der christlichen Religion erhalten (638 Konstantinopolitaner Ekthesis zur Religionsfrage [Monenergetismus, Monotheletismus]). Die politische Lage sollte sich zudem verschärfen, als ab ca.634 arabisch-islamische Übergriffe auf byzantinisches Territorium einsetzten (byzantinische Niederlage in der Schlacht am Yarmuk 636); es folgte die arabische Eroberung von Damaskus (635), Jerusalem und Antiocheia (638), schließlich die Besetzung Ägyptens (640/42; kurzfristige Rückeroberung Alexandreias 645). Das sassanidische Perserreich ging im Übrigen bis zum Jahr 651 unter. III. Der (endgültige) Verlust von asiatischen und afrikanischen (Orient-) Provinzen erfolgte in Zusammenhang mit der arabisch-islamischen Expansion (islamisches Kalifat und Weltreich) im 7. und 8. Jahrhundert. Er verkleinerte nicht nur das Herrschaftsgebiet der byzantinischen Kaiser entscheidend. Das Reich musste sich behaupten, indem es sich politisch-militärisch veränderte, was wiederum einen gesellschaftlichen Wandel nach sich zog (Transformation des 7./8. Jahrhunderts; byzantinische Staatsorganisation, veränderte Rolle des Kaisertums [griechischer Kaisertitel basileus, römische Ideologie und byzantinische Regionalmacht], Konstantinopel als einzige Großstadt und kulturelles Zentrum eines griechischen Reiches, orthodoxes Christentum). Byzanz richtete sich nach Osten aus, Kleinasien wurde zum Kerngebiet des Reiches, während die westlichen Gebiete - die Exarchate Karthago (Nordafrika) und Ravenna (Mittelitalien mit Rom), Süditalien, Sizilien, Sardinien und Korsika - demgegenüber immer mehr an Bedeutung verloren. Die Thronwirren nach dem Tod Kaiser Herakleios' (641) brachten dessen zunächst minderjährigen Enkel Konstans II. (642-668; Regentschaft für den Kaiser) an die Macht. Dieser hatte sich auseinanderzusetzen mit jährlich auf das byzantinische Kleinasien übergreifenden arabischen Razzien, die indes weitgehend erfolglos blieben und letzten Endes am zähen Widerstand der Byzantiner scheiterten. Hingegen waren die Araber nun auch als Seemacht präsent (Plünderungen Zyperns 649, 653; byzantinische Niederlage in der Schlacht am lykischen Phönixvorgebirge 655). Innerarabische Streitigkeiten um das Kalifat (656/61) verschafften Byzanz eine Atempause, die nicht lange währte. Konstans selbst zog sich in die verbliebenen westlichen Besitzungen seines Reiches zurück (Besuch Roms 662, Syrakus als Hauptstadt, Ermordung des Konstans 668). Auch unter Kaiser Konstantin IV. (668-685), dem Sohn des Konstans, hielten die arabischen Übergriffe auf Kleinasien (sogar noch verstärkter) an, um in der 1. arabischen Belagerung Konstantinopels (674/78) ihren Höhepunkt zu finden (Einsatz des "griechischen Feuers"; byzantinisch-arabischer Friedensvertrag 678). Auf dem Balkan, den Byzanz - wie gesagt - nur noch an wenigen Küstengebieten (Thrakien, Südgriechenland) beherrschte, endete ein kaiserlicher Feldzug mit einer Niederlage gegen di dort eingedrungenen Bulgaren (679). Erfolgreicher war Konstantin IV. in seiner Religionspolitik (680/81 Konzil von Konstantinopel [Abkehr vom Monotheletismus, Orthodoxie und Papsttum im Westen]), die sein Nachfolger Justinian II. (685-695, 705-711) weiterführte (691/92 Trullanum). Außenpolitisch profitierte Justinian zunächst vom damals stattfindenden Bürgerkrieg im Omaijadenkalifat (685/92; byzantinische Niederlage in der Schlacht bei Sebastupolis 693, Absetzung Justinians II. 695; Kaiser Leontios [695-698], Tiberios III. [698-705]). In der Folge konnten die Omaijaden Karthago und das byzantinische Nordafrika erobern (698), auch die arabischen Angriffe auf Kleinasien nahmen wieder zu (arabische Eroberung von Tyana 708); mit Unterstützung von Khazaren und Bulgaren gelang es Justinian, die Herrschaft über das byzantinische Reich wiederzugewinnen, doch soll diese in ein Terrorregime umgeschlagen sein (Sturz und Ermordung Justinians 711). Die folgenden, nur kurz regierenden Kaiser (Philippikos Bardanes [711-713], Anastasios II. [713-715], Theodosios III. [715-717]) stehen für eine Schwäche der Zentralgewalt. Kaiser Leon III. (717-741; syrische Dynastie) konnte diese Krise nach der 2. arabischen Belagerung Konstantinopels (717/18; Aufstand in Italien 718) überwinden, außenpolitisch auch im Bündnis mit den Khazaren, im Innern durch die fortführende Ausgestaltung der militärischen Themenorganisation (kleinasiatische Themen: Opsikion, Anatolikon, Armeniakon, Thrakesion [7. Jahrhundert, Mitte?], Kibyrrhaioton [8. Jahrhundert?]; europäische Themen: Thrakien [680/81], Hellas [694/95]; Themen als Rekrutierungsgebiete). Gerade die Themenorganisation zeigt dabei Wandel und Militarisierung der byzantinischen Gesellschaft an, die sich im Verlauf des 7. und 8. Jahrhunderts von den spätantiken Grundlagen löste und zum Reich der griechischen Rhomäer wurde. Ein Abkehr vom Westen und von den noch dem byzantinischen Reich verbliebenen Besitzungen in Italien war damit verbunden; insbesondere führte die Epoche des (wie auch immer intensiv durchgeführten) Ikonoklasmus ("Bilderstreit" als Ablehnung der byzantinischen Ikonenverehrung; 1. Phase 727-787 [Konzil von Nikaia 787], 2. Phase 815-843 [Synode in Konstantinopel 843]) zu einer weiteren Entfremdung zwischen West- (Papsttum) und Ostkirche (Patriarchat von Konstantinopel). Unter Leons III. Sohn und Nachfolger Konstantin V. (741-775), der durchaus erfolgreich militärisch in Kleinasien die Araber (Übergang vom Omaijaden- zum Abbasidenkalifat 750), auf dem Balkan die Bulgaren bekämpfte (750/60-er-Jahre), gingen die italienischen Gebiete Byzanz großenteils verloren (langobardische Eroberung Ravennas 751). Das Papsttum in Rom wandte sich der neuen Großmacht im Westen zu, dem Frankenreich der karolingischen Könige, was letztlich - in einer Phase familiärer Irritationen in der byzantinischen Kaiserdynastie (Kaiser Leon IV. [775-780], Konstantin VI. [780-797], Kaiserin Irene [797-802]) - zur Kaiserkrönung des Frankenkönigs Karl des Großen (768-814) durch Papst Leo III. (796-816) führte (800). Das so begründete lateinische (West-) Kaisertum trat in Konkurrenz zu den byzantinischen Kaisern (Zweikaiserproblem); diesbezüglich kam es unter Kaiser Nikephoros I. (802-811) zu militärischen Maßnahmen gegen die Franken (Venedig zwischen Frankenreich und Byzanz 807/10, Istrien, Dalmatien), sein Nachfolger Michael I. (811-813) anerkannte das Kaisertum Karls (813), zumal damals die Macht des bulgarischen Khans bedrohlich wuchs (schwere byzantinische Niederlage gegen die Bulgaren 811; Kaiser Staurakios [811]). Nach einem byzantinisch-bulgarischen Friedensvertrag (816/17), der letztlich die Voraussetzungen für eine byzantinische Einflussnahme auf die und die Christianisierung der Bulgaren (850/60-er-Jahre Missionierung durch die "Slawenapostel" Kyrill und Method) schuf, war das Reich Kaiser Leons V. (813-820) außenpolitisch kaum noch bedroht. Innenpolitisch lebte ein verschärfter Ikonoklasmus wieder auf, zudem beschäftigte ein Aufstand des "Slawen" Thomas (821/23) Kaiser Michael II. (820-829; amorische Dynastie), während die byzantinischen Inseln Kreta (ab ca.824) und Sizilien (ab ca.827; Eroberung von Palermo 829) arabisch wurden. Kaiser Theophilos (829-842) erlitt eine schwere Niederlage gegen die Araber (838 Schlacht bei Dazimon, arabische Eroberung Amorions; 841 arabische Eroberung Baris [arabisches Emirat Bari]). Unter Kaiser Michael III. (842-867) endete die Epoche des "Bildersturms" mit der Rückkehr zur orthodoxen Bilderverehrung (843). Weiter gelang es dem Kaiser, außenpolitisch für Stabilität zu sorgen und das Reich aus der militärischen Defensive zu führen (Zerfall des Abbasidenkalifats ab 842; byzantinischer Sieg über die Araber und diese unterstützende Paulikianer bei Porson 863). Er setzte auch kulturell Akzente ("Universität" am Kaiserpalast in Konstantinopel, enzyklopädische Bildung in Byzanz; Patriarch Photios [858-867, 877-886], Leon der Mathematiker -> "makedonische Renaissance"). IV. Der Sturz und die Ermordung Kaiser Michaels III. (867) machte den Weg zum Kaisertum frei für Basileios I. (867-886; makedonische Dynastie). Michael III. und Basileios I. stehen am Anfang der Zeit des 10. bis 12. Jahrhunderts und damit der byzantinischen Großmacht. Unter Basileios I. bekämpfte Byzanz - anfangs mit wechselndem Erfolg - die Araber im Raum von Ägäis, Golf von Korinth und Adria (arabische Belagerung Ragusas, arabische Eroberung Maltas 870, Einnahme Baris 871/76 -> Franken, Langobarden und Byzantiner in Unteritalien; arabische Eroberung von Syrakus 878); die Byzantiner drangen im kleinasiatischen Raum weiter vor (873 Einnahme von Samosata und Sozopetra, 878 Eroberung der Paulikianerstädte Argaun und Tephrike [Umsiedlung von Paulikianern auf den Balken -> Katharer]; 878 byzantinisches Heer vor Tarsos). Auch innenpolitisch erwies sich Basileios als durchsetzungsfähig. Zu Rückschlägen kam es indes unter Kaiser Leon VI. (886-912), dem Sohn des Basileios (896 byzantinische Niederlage gegen die Bulgaren in der Entscheidungsschlacht bei Bulgarophygon, Friedensvertrag und byzantinische Tributzahlungen, 902 Eroberung von Taormina und Ende der byzantinischen Herrschaft auf Sizilien, 904 arabische Plünderung von Thessalonike, 907 russisch-warägische Drohung eines Angriffs auf Konstantinopel und Handelsabkommen, 911/12 byzantinischer Versuch der Eroberung Kretas). Unter den Kaisern Konstantin VII. Porphyrogennetos (913-959), dem Sohn Leons VI. und Romanos I. Lakapenos (913-944) hatte sich das Reich bulgarischen Angriffen unter Zar Symeon I. (893-927) zu erwehren (bulgarische Eroberung Adrianopels [914] und Besetzung großer Teile des Balkans, Friedensvertrag nach dem Tod des Zaren 927). Romanos gelang es indes nicht, seiner Familie auf Dauer den Kaisertitel zu sichern; es setzte sich Konstantin VII. durch, wobei das Kaisertum des 9. und 10. Jahrhunderts sich zunehmend gegen mächtige Adelsfamilien (Kourkouas, Maleinos, Melissenos, Phokas, Skleros u.a.) und deren politische Konkurrenz durchzusetzen bzw. diese zu integrieren hatte (dynastische Legitimation, adlige Machtzentren und Besitzkumulation [abhängige Bauern, Steuerflucht, "Soldatenbauern" und Kataphraktenreiter], Zentrale und gestiegene Bedeutung der Provinzen). An der Ostgrenze feierte der Herrscher Erfolge (944 byzantinische Truppen vor Edessa [Mandylion Christi], 949 byzantinische Eroberung von Germanikeia). Konstantin verhalf darüber hinaus der "makedonischen Renaissance" zum entscheidenden Durchbruch (Geschichtsschreibung, Aufzeichnung von Heiligenlegenden, Aufzeichnung des kaiserlichen Hofzeremoniells usw.). Unter Konstantins Sohn Romanos II. (959-963) konnten Kreta (961) und (zeitweise) Aleppo erobert werden; Kaiser Nikephoros II. Phokas (963-969), der Eroberer Kretas, verheiratet mit Theophanu, der Ehefrau seines Vorgängers, setzte die expansive byzantinische Außenpolitik weiter fort (965 Eroberung von Tarsos, Mopsuestia und Zyperns, 969 Eroberung von Antiocheia) und ergriff auch steuerliche Maßnahmen (u.a. gegen Kirchen und Klöster), um die Staatseinnahmen zu verbessern. Eine Palastverschwörung beseitigte Nikephoros (969), Kaiser wurde nun Johannes I. Tzimiskes (969-976), der Theodora, die Tochter Konstantins VII. heiratete. Johannes gelang die zeitweise Unterwerfung Bulgariens, zudem griff er in Syrien ein (Feldzüge nach Tiberias, Akkon und Damaskus), weiter vermittelte er dem ostfränkisch-deutschen Königen Otto I. (936-973; Kaiser 962) und Otto II. (973-983) die Verwandte Theophanu (†991) als Braut für den Letzteren (972). Nach dem Tod des Johannes (976) setzte sich im Bürgerkrieg Basileios II. (976-1025) als Kaiser (der Makedonendynastie) durch. Die Verheiratung von Basileios' Schwester mit dem Kiewer Großfürsten machte den Weg frei für die griechisch-orthodoxe Christianisierung Russlands (Taufe des russischen Großfürsten Vladimir 989). Die Unterwerfung Bulgariens durch den Kaiser erwies sich als langwierig (991/1018; byzantinischer Sieg in der Schlacht von Kleidion [im Strymontal] 1014, Tod Zar Samuels [976-1014]), die Grenze des byzantinischen Reiches war wieder die untere Donau. Problematisch war zeitweise das politische Verhältnis zwischen dem West- und byzantinischem Kaisertum, was Unteritalien anbetraf (982 Schlacht bei Cotrone; nicht zustandegekommenes Heiratsprojekt zwischen Basileios II. und Kaiser Otto III. [983-1002] 1002). Innenpolitisch wandte sich der Kaiser verstärkt gegen die mächtigsten Adelsfamilien (Phokas). Die Kaiser bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts (Konstantin VIII. [1025-1028], Romanos III. [1028-1034], Michael IV. [1034-1041], Michael V. [1041-1042], Konstantin IX. Monomachos [1042-1055]) entfalteten dagegen - relativ gesehen - wenig innen- und außenpolitische Wirkung (politische Kooperation mit dem Adel, byzantinische Eroberung Edessas 1031, zeitweise Eroberung des Ostteils Siziliens 1038, Eroberung Anis 1045; Regierungen der Kaiserinnen Zoe und Theodora 1042, 1055/56). Um 1050 ergaben sich kaum merkliche Veränderungen für die Außenpolitik des byzantinischen Reiches (Rückgang der Kiewer Machtstellung, Petschenegen an der Donau, türkische Seldschuken in Asien, Normannen in Unteritalien). Parallel dazu kam es um die Person des Patriarchen Michael I. Kerullarios von Konstantinopel (1043-1058) zu einem Schisma zwischen der papstgeführten Westkirche und dem östlichen orthodoxen Christentum (1054). Dieses Schisma wuchs sich in der Zeit der Kreuzzüge zu einer Kirchenspaltung zwischen Ost und West aus. V. Die Jahrzehnte nach der Mitte des 11. Jahrhunderts sollten zum machtpolitischen Zusammenbruch des byzantinischen Reiches führen und damit die Expansion des lateinischen Westens in den östlichen Mittelmeerraum im Gefolge der Kreuzzüge des 11./12. bis 13. Jahrhunderts befördern. Die byzantinischen Kaiser der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts gehörten den mächtigen Adelsfamilien im Reich an, die nun auch unmittelbaren Einfluss auf die Zentrale ausübten und kaum Anhänger eines starken Kaisertums waren. Nach einer kurzen Regierungszeit Michaels VI. (1057-1059) versuchte Kaiser Isaak I. Komnenos (1059-1061) auch auf Grund der sich verändernden außenpolitischen Lage (Vordringen der Normannen in Süditalien, ungarische und petschenegische Einfälle, seldschukische Übergriffe), die byzantinischen Finanzen zu reformieren, scheiterte aber darin. Sein Nachfolger Konstantin X. Dukas (1059-1067) konnte sich in den Provinzen des Reiches gegenüber dem erstarkenden lokalen Adel kaum durchsetzen. Kaiser Romanos IV. Diogenes (1068-1071) erlitt mit seinem Heer (u.a. aus Söldnern) gegen die türkischen Seldschuken auf Reichsgebiet bei Mantzikert eine Niederlage (1071), die - obwohl militärisch unbedeutend - das Reich in eine schwere Krise stürzen sollte. Der in Gefangenschaft geratene Romanos konnte mit den Seldschuken einen Frieden aushandeln, doch der wurde hinfällig als sich Michael VII. Dukas (1071-1078) im Kaisertum durchsetzte. So wurde das kleinasiatische Binnengebiet von den Türken erobert, Bari als byzantinische Zentrale für Unteritalien fiel in normannische Hände (1071), die Finanzen des Reiches zerrütteten mehr und mehr, die byzantinische Goldwährung (Nomisma) geriet in Mitleidenschaft, der Gegensatz zwischen Kaisertum und Adel lähmte die byzantinische Politik unter Michael VII und auch unter dessen Nachfolger Nikephoros III. Botoneiates (1078-1081). Erst Alexios I. Komnenos (1081-1118; Dynastie der Komnenen) gelang im Einvernehmen mit dem Adel (Komnenen, Dukas u.a.) die Überwindung der Staatskrise. Ein Bündnis und Handelsvertrag mit Venedig (1082/84) sollte verhindern, dass Normannen aus Unteritalien die Kerngebiete des Reiches auf dem Balkan angriffen (1081/85; normannische Einnahme Dyrrachions 1081); sie ermöglichten der Lagunenstadt aber auch den Aufstieg zum wichtigsten Handelszentrum des Mittelmeerraums im späteren Mittelalter. Während Antiocheia für Byzanz verloren ging (1084), gelangen ein Sieg über die Petschenegen (1091; Belagerung von Konstaninopel, Schlacht bei Levunion) sowie Rückeroberungen in Kleinasien (seldschukisches Emirat von Smyrna). Zu weiteren außenpolitischen Unternehmungen fehlten dem Kaiser aber die Kräfte, so dass er sich um auswärtige Hilfe (Söldner) u.a. aus dem lateinischen Europa bemühte. Die kam in Form des 1. Kreuzzugs (1096-1099; päpstlicher Kreuzzugsaufruf auf dem Konzil von Clermont 1095, Kreuzzugsgelübde der Kreuzfahrer) und eines Heeres von "fränkischen" Rittern, das der Kaiser über lehnsrechtliche Eidesleistungen einzubinden versuchte (Aufenthalt der Kreuzfahrer vor Konstantinopel 1096; westliches Anspruchsdenken <-> byzantinisches Sicherheitsbedürfnis). Das von den Kreuzfahrern belagerte Nikaia wurde so von byzantinischen Truppen besetzt (1097), dem Sieg der Kreuzritter über die Seldschuken bei Dorylaion folgte die byzantinische Besetzung des westlichen Kleinasien (1097), während Anatolien der byzantinischen Herrschaft weiterhin verschlossen bleiben sollte. Die Eroberung Antiocheias durch die Kreuzfahrer (1098) offenbarte dann das grundlegende Zerwürfnis und Misstrauen zwischen dem abendländischen Ritterheer und dem byzantinischen Kaiser (Verhandlungen vor Arqa). Gerade der Widerstand des normannischen Fürsten Bohemund von Antiocheia (1099-1111) gegen den Kaiser ließ Letzteren auf eine flexiblere Politik umschwenken, die immer noch einen gewissen byzantinischen Einfluss in Syrien und Palästina garantierte (byzantinisches Laodikeia und Kilikien, Byzanz und die Kreuzfahrerstaaten; Belagerung von Dyrrhachion durch Bohemund 1107/08, Vertrag von Devol 1108). Im Adriaraum konnte Venedig das byzantinische Dalmatien besetzen (1116); Kaiser Johannes II. Komnenos, der Sohn des Alexios, fühlte sich an den Vertrag von 1082 nicht gehalten und favorisierte Pisa, mit dem Byzanz im Jahr 1111 einen Vertrag geschlossen hatte. Venedigs Versuch der Einnahme Korfus scheiterte indes (1122/23), zumal Johannes I. die ins byzantinische Territorium eingefallenen Petschenegen besiegen konnte (1122). Es folgten aber weitere venezianische Vergeltungsmaßnahmen und Plünderungen gegen Byzanz, so dass sich der Kaiser darauf verstehen musste, die Handelsprivilegien Venedigs zu erneuern (1126). Während Johannes II. das entstehende normannische Königreich in Unteritalien und Sizilien im Auge behielt (deutsch-byzantinisches Bündnis) und es in Kleinasien auf einen Status quo zwischen Byzantinern und Seldschuken hinauslief, unternahm der Kaiser zwei Offensiven zur Eroberung Antiocheias (1137/38, 1141/43), die beide letztlich misslangen. Dagegen wandte sich Johannes' jüngster Sohn Manuel I. Komnenos (1143-1180) als Kaiser - im Zuge einer zunehmenden Verschränkung des Westens mit dem Osten - auch Westeuropa zu (deutsch-byzantinisches Heiratsbündnis 1146); jedoch behinderten die Pläne Manuels, das normannische Unteritalien seinem Reich wieder einzugliedern, zunächst die arabische Eroberung des christlichen Edessas (1144) und der 2. Kreuzzug (1147-1149). 1149 scheiterte der byzantinische Feldzug gegen die Normannen schon in den Anfängen, 1157 landeten griechische Truppen in Unteritalien, 1158 kam es zu einem Bündnis zwischen den Normannen und Byzanz, was wiederum die Position Manuels gegenüber den Handelsstädten Venedig, Pisa und Genua stärkte, während das Verhältnis zwischen den beiden Kaisern Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) und Manuel belastet wurde (antideutsche Koalition Manuels [bis 1167], alexandrinisches Papstschisma [1159-1177]); später (1170) näherte sich Manuel wieder dem deutschen Kaiser an, fand sich aber alsbald im Gerüst der lateinischen Staaten isoliert (1173) (zwischenzeitliche byzantinische Besetzung Anconas 1173). Im verwickelten Verhältnis zwischen Byzanz und den Kreuzfahrerstaaten nahmen Pläne zur Eroberung des fatimidischen Ägypten konkrete Formen an (1167/69; byzantinische Flottenexpedition, Einnahme Damiettes 1169), scheiterten aber. Ebenso scheiterten Manuels Kreuzzugspläne (1175/76) zur Unterstützung der Kreuzfahrerstaaten mit der Niederlage gegen die Seldschuken in der Schlacht bei Myriokephalon (1176). Nach dem Tod Manuels (1180) und dem damit einhergehenden Ende der komnenischen Großmachtpolitik strebte das byzantinische Reich unter dem Kindkaiser Alexios II. Komnenos (1180-1183) und dem Komnenen Andronikos I. (1183-1185) seinem Nieder- und Untergang entgegen (Massaker an Genuesen und Pisanern in Konstantinopel 1182; Ermordung Alexios' II. 1183; Terrorregime des Andronikos; normannische Eroberung von Thessalonike 1185; Sturz, Folterung und Ermordung des Andronikos 1185). Auch die nachfolgenden Kaiser (Isaak II. [1185-1195], Alexios III. [1195-1203], Alexios IV. [1203-1204]; Dynastie der Angeloi; Alexios V. Murtzuphlos 1204) konnten den Untergang nicht bremsen, der mit dem Verlust der bulgarischen Provinzen (1186/90), dem 3. Kreuzzug Friedrich Barbarossas (1189-1192) und der Unabhängigkeit Serbiens (1190) einherging. Tribute an den deutschen Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) kamen hinzu (Alamannikon 1196); der 4. Kreuzzug (1202/04) endete mit 1. Einnahme von Konstantinopel (1203), der am 13. April 1204 die endgültige Eroberung (und Plünderung) der Stadt durch die Kreuzfahrer folgen sollte. VI. Mit der Eroberung Konstantinopels (1204) war das byzantinische Reich (zunächst) Geschichte, lateinische "Franken" beherrschten die "Romania" rund um die Ägäis. Die politische Zersplitterung des ehemaligen byzantinischen Territoriums in lateinische Staaten - allen voran das lateinische Kaiserreich (1204-1261; 1205 Niederlage bei Adrianopel gegen die Bulgaren), das Königreich Thessalonike (1204-1222), das Fürstentum Achaia (1205-1429), das Herzogtum Athen (1205-1458), das Herzogtum Naxos (1207-1566) - und griechische "Nachfolgereiche" wie das Reich von Nikaia (1204-1261) unter Kaisern der Laskaridendynastie (Konstantin XI. [1204-1205], Theodor I. [1208-1222], Johannes III. [1222-1254], Theodor II. [1254-1258], Johannes IV. [1258]), das Despotat Epirus (1204-1318) und das Reich von Trapezunt unter komnenischen Kaisern (1204-1461). Die Schwäche des lateinischen Kaiserreichs ausnutzend, gelang es den byzantinischen "Nachfolgereichen" im Balkanraum und in Kleinasien, immer mehr vom ehemals byzantinischen Territorium gutzumachen; das Kaiserreich von Nikaia behauptete sich auch gegen das türkische Sultanat Ikonium. Kaiser Michael VIII. Palaiologos (1259/61-1282; Dynastie der Palaiologen) gelang - nach seinem Sieg bei Pelagonia (1259) - (unverhofft) die Einnahme Konstantinopels am 25. Juli 1261. Das dadurch wiedererstandene byzantinsche Reich war aber nur mehr eine Regionalmacht, die sich in der Folgezeit gegen die lateinischen Besitzungen, gegen Türken und Bulgaren durchsetzen musste. Auch verteidigte Michael erfolgreich mit seiner Großmachtpolitik sein Kaisertum gegen westliche Bestrebungen, die lateinische "Romania" wiederherzustellen (1274 [nicht verwirklichte] Ankündigung einer Kirchenunion zwischen West und Ost auf dem Konzil von Lyon, 1281 Niederlage einer lateinischen Armee, 1282 Sizilianische Vesper und Übergang Siziliens an das Königreich Aragon). Unter Michaels Sohn Andronikos II. Palaiologos (1282-1328) sank das byzantinische Reich endgültig auf den Status einer Regionalmacht ab, der es nicht gelang, genügend Einnahmen für den Staatshaushalt zu generieren (Gegensatz Adel-Kaiser) oder die Reste der lateinischen "Romania" sich einzuverleiben. Stattdessen verlor das Reich nach und nach seine kleinasiatischen Gebiete, als diese von der Katalanischen Kompanie, einer Söldnertruppe im Dienst des Andronikos II., verlassen wurde (1326 Fall von Brussa, 1331 Fall von Nikaia, 1337 Fall von Nikomedeia); die Kompanie eroberte 1311 Athen und richtete dort ihre Herrschaft auf (1311-1385). Erbstreitigkeiten innerhalb der Familie des Andronikos schwächten die Position des Kaisers noch mehr; als dessen Nachfolger setzte sich in einem Bürgerkrieg (1321/28) sein Enkel Andronikos III. Palaiologos (1328-1341) durch. Unter diesem Kaiser verschlechterte sich die Finanzlage des Reiches weiter (Abwertung des Nomisma), verursacht durch eine ungerechte Steuererhebung und durch ständige Kriege, die das Reich weitgehend in der Defensive sahen (Epirus als abhängiges Despotat, Gebietsgewinne in Thessalien, serbisches Großreich unter [Zar] Stephan Dusan [1331-1355]). Der Tod des Andronikos war Ursache eines weiteres Bürgerkriegs im byzantinischen Reich (1341/54) zwischen den Kaisern Johannes V. Palaiologos (1341-1376, 1379-1391), den Sohn Andronikos' III., und Johannes VI. Kantakuzenos (1341/47-1354). Johannes VI. setzte sich letztlich durch, hatte aber mit der vom Schwarzen Meer eingeschleppten Pestepidemie des "Schwarzen Todes" (1347/52) zu kämpfen sowie mit dem Zelotenaufstand in Thessalonike (1341/50). Zudem konnten die osmanischen Türken aus dem Nordwesten Kleinasiens, im Bürgerkrieg mit Johannes VI. verbündet, sich in Europa festsetzen (Eroberung von Gallipoli 1352/54). Schließlich verband sich der Zerfall des byzantinischen Reiches, das um die Mitte des 14. Jahrhunderts nur ein unzusammenhängendes Konglomerat von Herrschaftsgebieten war, mit der Abneigung der Griechen gegenüber den Lateinern (lateinischer Transithandel ohne Beteiligung Byzanz' [genuesische Kolonie Galata], Kriege zwischen Genua und Venedig, lateinische Herrschaft über eine Vielzahl von Ägäisinseln), was die immer wieder propagierte Kirchenunion unmöglich machte und die religiös-mystische Erneuerung des Hesychasmus beförderte (Gregorios Palamas [†1359], Synode von Konstantinopel 1351). Letztlich war vom Reich der byzantinischen Kaiser in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wenig genug übrig. Das griechische Herrschaftsgebiet unterlag während der Regierungszeiten der Kaiser Johannes V., Johannes VI. und Andronikos IV. Palaiologos (1376-1379) einer zunehmenden Feudalisierung (Verteilung von Reichsprovinzen an die Kinder von Kaisern) und wurde durch die türkischen Eroberungen massiv verkleinert (osmanische Eroberung Adrianopels 1369, 1. osmanische Eroberung Thessalonikes 1387), während das serbische Großreich schon wieder zerfallen war (osmanischer Sieg über die Serben in der Schlacht an der Marica 1371, osmanischer Sieg in der Schlacht auf dem Amselfeld 1389) und auch von den Bulgaren keine Bedrohungen mehr ausgingen (bulgarische Tributpflicht gegenüber den Osmanen 1388). Die Reisen Kaiser Johannes' V. ins westliche Europa zwecks Herstellung einer Kirchenunion und westlicher militärischer Unterstützung blieben erfolglos (1366, 1369/71). Beim Tod Johannes' V. (1391) schien das Ende des byzantinischen Reiches nur noch eine Frage kurzer Zeit zu sein. Trotzdem versuchte Kaiser Manuel II. (1391-1425), sein Reich aus der Umklammerung des türkischen Sultans Bajazid (1389-1403) zu befreien (osmanischer Sieg über ein Kreuzfahrerheer in der Schlacht bei Nikopolis 1396, Europareise Manuels II. 1399/1400 [Renaissance und antik-byzantinische Kultur]). Die osmanische Niederlage gegen den mongolischen Herrscher Timur (†1405) in der Schlacht bei Ankara (1402) brachte allerdings für Byzanz eine neue Gnadenfrist, der nachfolgende osmanische Bürgerkrieg (1403/13) ebenfalls, zumal Byzanz mit dem Sieger im Bürgerkrieg, Sultan Mehmed I. (1413-1421), verbündet war. So blieb der Herrschaftsraum Kaiser Manuels II. auf Konstantinopel, Thessalonike, einige Inseln und Küstengebiete im und entlang der Küste von Marmara- und Schwarzem Meer sowie auf Teile der Peleponnes beschränkt; auf der Peleponnes erlebte das palaiologische Despotat Morea mit dem Regierungszentrum Mistras (ab 1383) in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts eine kulturelle Spätblüte und war auch vor türkischen Angriffen durch das Hexamilion (Festungsanlage am Isthmos von Korinth) relativ geschützt. Ein byzantinisches Eingreifen in die osmanischen Thronstreitigkeiten nach dem Tod Mehmeds I. bestrafte Sultan Murad II. (1421-1451), indem er Konstantinopel - wenn auch erfolglos - belagerte (1422). Murad eroberte das 1423 an Venedig gelangte Thessalonike (1430), wodurch das byzantinische Reich auf die Größe eines Stadtstaats schrumpfte. Manuels Sohn und Nachfolger Johannes VIII. (1425-1448) setzte die Politik seines Vaters gegenüber dem Westen und die Kirchenunion fort (Kirchenunion auf dem Konzil von Ferrara-Florenz 1438/39 und deren Verkündigung 1439, [zunächst erfolgreicher] christlicher Kreuzzug gegen die Osmanen 1443/44, Niederlage der Kreuzfahrer bei Varna 1444 und Scheitern der Politik Johannes' VIII.). Als Johannes starb (1448), folgte ihm als letzter byzantinischer Kaiser sein Halbbruder Konstantin XI. Palaiologos (1448-1453) nach. Unter ihm sollte sich das Schicksal Konstantinopels und des Reichs erfüllen. Sultan Mehmed II. (1451-1481) schnitt die Stadt, deren Bevölkerungszahl stark gesunken war, zunehmend von der Außenwelt ab und ging im Frühjahr 1453 zur Belagerung Konstantinopels über, das am 29. Mai 1453 schließlich erobert wurde. Mit der Eroberung endete das byzantinische Reich der Rhomäer; Morea mit Mistras wurde 1460 türkisch, das Kaiserreich Trapezunt im Jahr 1461 (nach: Lilie, Byzanz. Das zweite Rom).
Zahlreich ist die Literatur zum oströmisch-byzantinischen Reich in Spätantike und Mittelalter, u.a.: Beck, Hans-Georg (1982), Das byzantinische Jahrtausend (= dtv 4408), München 1982, 381 S., DM 12,80; Ducellier, Alain (1990), Byzanz. Das Reich und die Stadt, Frankfurt a.M.-New York 1990, 613 S., Abbildungen, Karten, DM 98,-; Haldon, John (2002), Das Byzantinische Reich. Geschichte und Kultur eines Jahrtausends, Düsseldorf-Zürich 2002, 242 S., Abbildungen, Karten, € 19,90; Herrin, Judith (2007), Byzanz. Die erstaunliche Geschichte eines mittelalterlichen Imperiums, Stuttgart 2013, 416 S., Abbildungen, Karten, € 29,95; Lilie, Ralph-Johannes (1994), Byzanz. Kaiser und Reich (= Böhlau Grundlagen des Studiums), Weimar-Wien 1994, XXII, 277 S., DM 29,80; Lilie, Ralph-Johannes (1999), Byzanz. Geschichte des oströmischen Reiches (= BSR 2085), München 1999, 127 S., Karten, DM 14,80; Lilie, Ralph-Johannes (2003), Byzanz. Das zweite Rom, Berlin 2003, Schwarzweißabbildungen, Karten, Zeittafel, € 48,-; Lilie, Ralph-Johannes (2004), Byzanz und die Kreuzzüge (= Urban Tb 595), Stuttgart 2004, 280 S., Karten, € 16,-; Lilie, Ralph-Johannes (2007), Einführung in die byzantinische Geschichte (= Urban Tb 617), Stuttgart 2007, 358 S., Karten, € 22,-; Mazal, Otto (1989), Handbuch der Byzantinistik, Graz 1989, 279 S., DM 60,-; Norwich, John Julius (1993/96), Byzanz: Bd.1: Der Aufstieg des oströmischen Reiches, Düsseldorf-Wien-New York-Moskau 1993, 520 S., Abbildungen, DM 48,-, Bd.2: Auf dem Höhepunkt der Macht (800-1071), Düsseldorf-Wien-New York-Moskau 1994, 519 S., Abbildungen, DM 48,-, Bd.3: Verfall und Untergang (1072-1453), Düsseldorf-Wien-New York-Moskau 1996, 560 S., Abbildungen, DM 58,-; Ostrogorsky, Georg (1975), Geschichte des byzantinischen Staates, München 1975, IX, 569 S., Karten, DM 38,-. [Buhlmann, 02.1976, 04.-07.1996, 02.2003, 04.2004, 06.2008, 08.2019]

BZ = Byzantinische Zeitschrift

BzA = Beiträge zur Altertumskunde

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