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Rezensionen (Geschichte)
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Ubl, Karl (1999), Zur Entstehung der Fürstenspiegel Engelberts von Admont (†1331), in: DA 55 (1999), S.499-548, Schwarzweißabbildungen der lateinischen Texte, Sonderdruck. Engelbert von Admont (†1331) war ein "scholastischer Philosoph" und Admonter Mönch, der nach Studium und Aufenthalt in Prag (1271-1276) und Padua (1276-1285) und nochmaligem Aufenthalt in Admont (1285-1286/87) Abt des Klosters St. Peter in Salzburg (1287-1297) wurde und schließlich Klosterleiter von Admont (1297-1327) war. Die Entstehung von Engelberts erster Fürstenspiegelschrift De regimine principum ist auf das 1. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts zu datieren, die eines im Admonter Codex 608 (n.1295) überlieferten Kompendiums zu Ciceros Schrift De officiis in das Jahrzehnt des Salzburger Abbatiats. Daneben verwendete Engelbert für seinen ersten Fürstenspiegel die Summa theologiae des Thomas von Aquin und den Fürstenspiegel De regimine principum des Aegidius Romanus. Engelberts zweiter Fürstenspiegel, der Speculum virtutum, ist nur unwesenstlich später nach dem ersten entstanden (ca.1310). > Lateinische Literatur > E Engelbert von Admont [Buhlmann, 09.2016]

Ubl, Karl (2003), Republicanismo y platonismo en la Monarchia de Dante, in: P&M XXIV (2003), S.39-56. Dantes philosophische Schrift Monarchia zeichnet sich weniger durch "republikanisches" Gedankengut als durch eine hierarchische Sicht auf mittelalterliche Politik aus (Rolle des Philosophenkönigs, Ethik und Politik, "meritokratische Führerschaft", Freiheit). Dantes politische Lehre gründet somit auf antik-platonischem (hingegen nicht-elitärem) Gedankengut, ohne dass der Dichter die politischen Dialoge Platons gekannt hätte. [Buhlmann, 09.2014]

Ubl, Karl (2006), Die Rechte des Kaisers in der Theorie deutscher Gelehrter des 14. Jahrhunderts (Engelbert von Admont, Lupold von Bebenburg, Konrad von Megenburg), in: Märtl, Claudia, Drossbach, Gisela, Kintzinger, Martin (Hg.), Konrad von Megenburg (1309-1374) und sein Werk. Das Wissen der Zeit (= ZBLG Beih. B 31), München 2006, S.353-387. Die spätermittelalterliche "Reichstheorie" über die politische Stellung von römisch-deutschem Reich und Kaiser in der Welt schwankte zwischen universalem Anspruch des Kaisertums und Anerkennung "nationalstaatlicher Praxis", was insbesondere die westeuropäischen Königreiche betraf (England, Frankreich, Spanien). "Übernationale Rechte" des Kaisers wie politischer Vorrang oder die kaiserliche Schutzherrschaft über die Kirche standen der z.B. auf Aristoteles gründenden Eigenständigkeit der "Nationalstaaten" gegenüber (Dekretale Per venerabilem Papst Innozenz' III., Ausscheiden Spaniens aus dem Rechtsverband des römischen Reichs der Spätantike u.a.). An der "Reichstheorie" interessierte deutsche Rechtsgelehrte gaben daher je unterschiedliche Antworten auf die Frage zum Verhältnis von Kaisertum zu "nationalem Königreich". Engelbert von Admont (†1331) äußerte sich vor dem Hintergrund des Weltherrschaftsanspruchs Kaiser Heinrichs VII. (1308-1313) unentschieden, indem er grunfsätzlich die kaiserliche Weltherrschaft anerkannte, den "Nationalstaaten" allerdings die Möglichkeit der Exemtion von dieser Weltherrschaft durch kaiserliche Privilegierung einräumte (kaiserliches Naturrecht -> natürliche Gerechtigkeit; De ortu et fine Romani imperii, De regimine principum). Lupold von Bebenburg (†1363) hebt bei Anerkennung legitimer Herrschaft in den europäischen Königreichen ab auf die kaiserlichen Reservatrechte und auf außerordentliche Eingriffsrechte des Kaisers in die Belange der "Nationalstaaten" im Sinne einer kaiserlichen Oberhoheit über die gewohnheitsmäßige Ausübung von Herrschaft durch die entsprechenden Könige (Tractatus de iuribus regni et imperii Romanorum). Konrad von Megenberg (†1374) betont die Schutzherrschaft des Kaisers über die Kirche und die kaiserliche Weltherrschaft im Sinne einer Oberherrschaft (Planctus ecclesie in Germaniam, De translacione Romani imperii) und bezieht sich damit auf Lupold von Bebenburg, wobei er die Entstehung von Recht aus Gewohnheit kritisch sieht und stattdessen der Exemtion von der kaiserlichen Gerichtsbarkeit den Vorzug gibt (merum et mixtum imperium). [Buhlmann, 03.2018]

Ubl, Karl (2014), Die Karolinger. Herrscher und Reich (= BSR 2828), München 2014 > K Karolinger

Überblicke zur Geschichte fassen geschichtliche Entwicklungen kurz und aufs Wesentliche bezogen zusammen. U.a. können diesbezüglich genannt werden: Goerlitz, E[rich] (Bearb.) (1970), Taschenhandbuch zur Geschichte (= Zeiten und Menschen), Paderborn 1970, 229 S., Tl.I: Geschichte im Überblick, Tl.II: Grundbegriffe zur Geschichte, DM N.N.; Kunze, Karl, Wolff, Karl ([1964]), Das historische Grundwissen, Stuttgart o.J. [1964], 77 Doppel-S., DM 4,90; Kunze, Karl, Wolff, Karl (1970), Grundwissen Geschichte, Stuttgart 21973, 79 Doppel-S., Zeittafel, DM N.N., Stuttgart 31977, 86 Doppel-S., Zeittafel, DM N.N. [Buhlmann, 10.2019, 01.2022]

Überlingen, Stadt am Bodensee: I. Die alemannische Siedlung Überlingen scheint erstmals in der Überlieferung des Klosters St. Gallen auf, die den Ort mit dem Alemannenherzog Gunzo in Verbindung bringt (7. Jahrhundert, Anfang). Urkundlich erwähnt wird Überlingen als villa publica in einer St. Galler Schenkungsurkunde zum Jahr 770. Im hohen Mittelalter befand sich Überlingen in der Verfügung der Grafen von Pfullendorf und gelangte nach dem Aussterben der Pfullendorfer an den Stauferherrscher Friedrich I. Barbarossa (1152-1190). Spätestens 1211 war der mit Marktrecht begabte wichtige Handelsort Stadt (Ausstrahlung des Überlinger Stadtrechts, Reichssteuerverzeichnis von 1241). Nach dem Aussterben der Staufer entwickelte sich Überlingen zur Reichsstadt, ein Stadtbrand (1279) schädigte den Ort schwer. Der Erwerb von Ammannamt (1383), Münze (1415) und Zoll (1420) befestigte die unabhängige Stellung Überlingens als Reichsstadt (Beteiligung an Reichstagen). Das Stadtregiment übten zunächst patrizische Familien, später auch zusammen mit Handwerkerzünften aus. Der Reichsstadt gelang der Erwerb eines größeren Territoriums im westlichen Linzgau (Hochgerichtsbarkeit im Territorium 1779). Das Überlinger Heilig-Geist-Spital geht bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zurück, die Anfänge einer bedeutenden Lateinschule reichen ebenfalls ins 13. Jahrhundert zurück. Ein Franziskanerkloster bestand am Ort seit 1259. II. Die Reformation fand in Überlingen keinen Anklang, die Stadt blieb in der Folge katholisch und widerstand im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) einer zweimaligen Belagerung durch Schweden und Württemberger (1632, 1634), um schließlich doch von französischen Truppen geplündert zu werden (1643). Der damals einsetzende wirtschaftliche und politische Niedergang Überlingens bei massiven Einbußen am Territorium hielt bis zum Übergang der Stadt ins spätere Großherzogtum Baden an (Reichsdeputationshauptschluss 1803). Überlingen nahm im 19. und 20. Jahrhundert an den damaligen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen teil (Baden, Deutscher Bund, Deutsches Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Bundesrepublik Deutschland, Eingemeindungen 1971/75; Eisenbahnbau, Mineralquellen, Tourismus; Bevölkerung, Schulwesen, Protestanten im katholischen Überlingen).
Zu Überlingen s.: Kuczkay, Dorothee, Brummer, Guntram, Adler, Susanne, Braus, Johannes u.a. (1989), Überlingen. Schlüssel zum Bodensee, Heidelberg 1989, 96 S., Farbtafeln, DM N.N. [Buhlmann, 03.2018]

Ueding, Leo (1935), Geschichte der Klostergründungen der frühen Merowingerzeit (= HS 261), Berlin 1935, VII, 288 S., DM 28,-. Untersucht werden die Klostergründungen im merowingischen Frankenreich hauptsächlich des 6. Jahrhunderts: Gründungen von Eremiten und Coenobiten (Martius von Clermont, Eusicius [Selles-sur-Cher], Hospitius [Nizza], Eparchius von Angoulême, Patroklus [Mediocantus, v.558], Aemilianus und Brachio, Senoch [Saint-Senoch], Monegunde [Tours], Severus von Agde, Ebrulf [Saint-Evroult], Launomar [Bellomarus, Courbion]); Stiftungen der Bischöfe (Caesarius von Arles [St. Césaire, 512/24; Caesariusregel], Aurelian von Arles [St. Maria, St. Peter, ca.546/49], St. Peter in Lyon, St. Eulalia und St. Georg in Lyon, Eparchius von Clermont [Chantoing, v.472], Ferreolus von Uzès [Ferreolac, v.581], Bertram von Le Mans [St. Germain, St. Pierre de la Couture, 616], Cyrillus von Trier [St. Eucharius, 5.Jh.], Domnulus von Le Mans [St. Vincent]); Klöster im Umfeld bischöflicher Herrschaft; Gründungen der Könige und Königinnen (Sigismund von Burgund [Agaunum, 515?], Childebert I. [St. Germain-des-Pres?], Guntramn [St. Marcellus in Chalon-sur-Saône], Caratene [St. Michel in Lyon], Theudechilde [Le-Vif in Sens, v.ca.598], Radegunde [Poitiers], Brunichilde [St. Andoche, St. Maria in Autun], Dagobert I. [St. Denis?]); Stiftungen von Eigenklöstern (Licinius [Angers], Ingytrudis [St. Maria in Tours], Aridius [St. Yrieix], Ansemundus und Ansleubana [St. Peter in Vienne], Remila [St. Andreas in Vienne], Sequanus [St. Seine?]). [Buhlmann, 03.2013]

Uh

Uhland, Robert (1953), Geschichte der Hohen Karlsschule in Stuttgart (= DWG 37), Stuttgart 1953, XII, 372 S., Schwarzweißtafeln, Pläne, DM 18,-. Der württembergische Herzog Karl Eugen (1737-1793) gründete - Ausfluss von fürstlichem Absolutismus und Aufklärung - im Jahr 1770 beim Lustschloss Solitude die Karlsschule als (Kunst-) Akademie, Militär- und Beamtenschule u.a. zur Ausbildung des Nachwuchses für den Staats- und Militärdienst. Die Karlsschule besuchte u.a. Friedrich Schiller. Den Jahren des Aufbaus (1770/73) folgten die der Reform (1773/75), dann der Umzug nach Stuttgart, wo die Karlsschule in einer Kaserne beim Neuen Schloss unterkam (1775). In der Militärakademie (Karlsakademie) wurde der Unterricht in den Fächern Medizin, Krankenpflege, Jura, Kameralistik und Kunst weiter ausgebaut. 1781 erhielt die Schule durch Kaiser Joseph II. (1765-1790) den Status einer Universität (kaiserliches Erhöhungsdiplom). Die (somit) Hohe Karlsschule bestand noch bis zum Jahr 1794, als sie von Karl Eugens Nachfolger, Herzog Ludwig Eugen (1793-1795), wohl weniger wegen der Kosten als auf Grund des inneren Widerspruchs zwischen Militärakademie und Universität aufgelöst wurde. [Buhlmann, 08.2018]

Uhland, Robert (Hg.) (1984), 900 Jahre Haus Württemberg. Leben und Leistung für Land und Volk, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1984 > W Württemberg

Uhlirz, Mathilde (1957), Untersuchungen über Inhalt und Datierung der Briefe Gerberts von Aurillac, Papst Sylvesters II. (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd.2), Göttingen 1957 > G Gerbert von Aurillac

Uhlirz, Mathilde (1957), Zu dem Mitkaisertum der Ottonen. Theophanu coimperatix, in: BZ 50 (1957), S.383-389 > T Theophanu

Uhren als Zeitmessinstrumente: Zeit in menschlichen Gesellschaften war von Anfang an mit Zeitmessung verbunden. Die Drehung der Erde um sich selbst (Tag-Nacht-Rhythmus) und um die Sonne (Jahr), die Drehung des Mondes um die Erde (Monat) waren und sind dabei astronomische Zeitmarken, die menschliche Technik ab- und nachzubilden versuchte. Ein technisches Mittel der Zeitmessung war und ist die Uhr, zunächst als Sonnen-, Wasser-, Sand- und Feueruhren, dann - nach der Erfindung der Räderuhr im späten Mittelalter (ca.1300 [Italien, England]) - die mechanischen Uhren (mit den Bauteilen: Antrieb [Aufzugsvorrichtung], Räderwerk, Anzeige, Hemmung [Spindel, Anker], Gangregler [Pendel, Unruhe], Schlagwerk). Erste Räder-, Kirchturm- und astronomische Monumentaluhren stammen aus dem 14. Jahrhundert (Sraßburger Münsteruhr 1353; "öffentliche Zeit"), es folgten gotische Stuhluhren und Wanduhren (Gotik: 14. Jahrhundert-ca.1640), Tisch- und tragbare Uhren im Renaissancestil (Renaissance: 15./16. Jahrhundert), Hals- und Sackuhren (Uhren in Eiform, 16./17. Jahrhundert). Ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert konnte das Konzept der Räderuhr - gerade was die Ganggenauigkeit betraf - mit Pendel und Feder weiter ausgebaut werden; es entstanden bis zum 19. Jahrhundert Stutzuhren und Pendulen, Wanduhren und Bodenstandsuhren, Taschenuhren ("Zwiebeln", Karossen-, Satteluhren u.a.); an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kamen auch Armbanduhren auf. Die Zeit zwischen 1670 und 1720 markiert dann den Beginn der Schwarzwälder Uhrmacherei mit ihren Holzuhren. Die Schwarzwälder Uhrmacherei sollte sich im 18. und 19. Jahrhundert durch Fortschritte in ihrer Uhrentechnik (Verwendung von Messingrädern, Glockenuhren; Diversifikation [Schwarzwalduhr, Schottenuhr, Jockeleuhr, Sorgührchen; Kuckucksuhren, Figurenuhren, Musikuhren]) massiv ausweiten, ablesbar an der Zahl der hergestellten Uhren, an den Produktionsbedingungen (Hausgewerbe: Uhrmacher, Schildmaler u.a.) und dem Uhrenhandel (ambulante Händler). Das 19. und 20. Jahrhundert sahen das Aufkommen einer Schwarzwälder Uhrenindustrie. Im 20. Jahrhundert traten neben die Räderuhren elektrisch betriebene Stimmgabeluhren und Quarzuhren; Atomuhren ermöglichen die genaueste Messung der Zeit. Noch immer zeitgemäß bleiben die Kuckucksuhren zwischen Nostalgie und Moderne.
Zu Uhren und Zeitmessung in menschlichen Gesellschaften und Kulturen s.: > C Chronologie; Mühe, Richard, Kahlert, Helmut (1983), Die Geschichte der Uhr. Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen, München 1983 > M Mühe u.a., Geschichte der Uhr; Scholz, Julia (2013), "Kuckucksuhr, mon amour". Faszination Kuckucksuhr. Deutsches Uhrenmuseum, [Stuttgart] 2003, 160 S., Farbabbildungen, € 19,95; Wilhelm, Agathe (2009), Das tickende Gedächtnis. 36 kuriose Uhren. Deutsches Uhrenmuseum, Furtwangen 2009, 80 S., Farbabbildungen, € N.N.; > Z Zeit. [Buhlmann, 07.2020, 03.2021]

Uhrle, Susanne (1968), Das Dominikanerinnenkloster Weiler bei Esslingen (1230-1571/92) (= VKGLBW B 49), Stuttgart 1968, XV, 331 S., 1 Karte, DM 26,-. Zwischen 1230 und 1571/92 bestand in Weiler ein Dominikanerinnenkonvent, der über eine kleine Grundherrschaft am mittleren Neckar verfügte und eine wichtige Rolle in der südwestdeutschen Frauenmystik des 13. Jahrhunderts spielte. Das Kloster wurde wiederholt (1377, 1449, 1519) vom benachbarten Esslingen aus zerstört, seit dem späten Mittelalter gehörte Weiler zum Machtbereich der württembergischen Grafen und Herzöge, die die Vogtei über die Frauengemeinschaft ausübten, an der Klosterreform von 1478 beteiligt waren und ab 1534 gegen den Widerstand der Klosterfrauen die Reformation und Aufhebung der Kommunität mit letztendlichem Erfolg betrieben. [Buhlmann, 03.2009]

Ullmann, Ernst (1980), Leonardo da Vinci, Rheda-Wiedenbrück 21998, 240 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 39,90. I. Leonardo da Vinci, geboren am 15. April 1452, gestorben am 2. Mai 1519, war ein italienischer bedeutender Künstler der Renaissance. Aufgewachsen in Florenz (1457/77), lernte der künstlerisch sehr begabte Leonardo bei Andrea del Verrocchio (†1488) Bildhauerei und Malerei, später war er als Künstler im Auftrag des Lorenzo Medici (†1492) tätig (1477/81). Leonardo wandte sich nach Mailand zum Herzogshof der Sforza (1482/99), danach findet er sich u.a. in Florenz, im Dienst Cesare Borgias (†1507), in Rom und beim französischen König Franz I. (1515-1547). Freundschaft verband ihn mit dem Mathematiker Luca Pacioli (†1514/17). Gegen Ende seines Lebens hielt er sich im französischen Amboise auf, wo er auch im Schloss Clos Lucé verstarb. II. An künstlerischen Werken hinterließ Leonardo da Vinci u.a.: "Felsgrottenmadonna", "Bildnis eines unbekannten Mannes", "Bildnis einer unbekannten Frau" (1480er-Jahre, Gemälde), Federzeichnungen und Skizzen militärischer Art (1480er-Jahre), "Letztes Abendmahl" (1495/98, Gemälde), "Madonna mit der Spindel" (1501, Gemälde), "Mona Lisa" (1503/06, Gemälde), "Anghiarischlacht" (1504/05, Gemälde), "Anna selbdritt" (1506/16, Gemälde), "Johannes der Täufer" (v.1519?, Gemälde). III. Zur Rezeptionsgeschichte Leonardo da Vincis gehören auch die Legenden, die dem Künstler gerade in der Moderne angedichtet wurden. Vgl. dazu etwa: Brown, Dan (2003), The Da Vinci Code, London 2004, 593 S., £ N.N., deutsch als: Brown, Dan (2004), Sakrileg. Thriller, Bergisch Gladbach 2004, 605 S., € 19,90. [Buhlmann, 01.2018, 01.2019]

Ullrich, Volker (2009), Die Revolution von 1918/19 (= BSR 2452), München 2009 > D Deutsche Geschichte, 1918/19-1933

Ullrich, Volker (2020), Acht Tage im Mai. Die letzte Woche des Dritten Reiches, München 2020, 317 S., Schwarzweißabbildungen, Karte, € 24,50. Der Selbstmord des deutschen Diktators Adolf Hitler (*1889-†1945) am 30. April 1945 leitete das Ende des schon in Agonie gefallenen "Dritten Reiches" ein, erkennbar an den verlustreichen Kämpfen und Rückzügen deutscher Truppen, dem Vordringen der alliierten Militärmächte im Kerngebiet des "Großdeutschen Reiches", der "rasanten Auflösungsprozess" der Ordnung in den noch vom Nationalsozialismus beherrschten Gebieten ("Nordraum": Schleswig-Holstein, Dänemark, Norwegen; "Südraum": Protektorat Böhmen und Mähren, Österreich, nördliches Norditalien; Enklaven: Loiremündung, Dünkirchen, Niederlande, Breslau, Kurland). Die "acht Tage im Mai" 1945 waren für Deutschalnd eine Zeit "des 'Nichtmehr' und 'Nochnicht'", eine "Schwebezustand" von "Zeitlosigkeit" und "Niemandszeit" zwischen alter, nationalsozialistischer und neuer, für die deutsche Bevölkerung ungewisser Ordnung. Das "Dritte Reich" existierte zuvorderst in der zunächst in Eutin und Plön, dann in Flensburg sich aufhaltenden deutschen Regierung unter Großadmiral Karl Dönitz (30. April-23. Mai 1945), die das nationalsozialistische Regime bei beschränkten politischen und militärischen Mitteln auch ideologisch fortsetzte, wie z.B. die Bekanntgabe des "Heldentodes" Hitlers über Rundfunk am 1. Mai verdeutlicht. Die Regierung Dönitz versuchte in den folgenden Tagen, Zivilisten und Soldaten die Flucht vor der sowjetischen Roten Armee an der Ostfront zu ermöglichen, während gegenüber den Westalliierten am 4./5. Mai immerhin der Abschluss einer Teilkapitulation der deutschen Truppen in Nordwesteuropa gelang. Zuvor, am 2. Mai, war der Kampf um die "Reichshauptstadt" Berlin durch Kapitulation beendet worden; Berlin wurde - soweit nicht schon erobert - durch die sowjetischen Truppen besetzt. Auch die deutsche Italienarmee hatte am 2. Mai bedingungslos kapituliert, was sich auch auf benachbarten Heeresgruppen auswirkte und deren Kapitulation erzwang. An der Westfront kämpften die deutschen Truppen nur noch hinhaltend, der US-amerikanische Vormarsch kam in Bayern somit zügig voran; München wurde schon am 30. April eingenommen (Hitlers Privatwohnung am Prinzregentenplatz: US-Reporterin Lee Miller in Hitlers Badewanne), am 4. Mai wurden Bad Reichenhall besetzt und der durch Bombenangriff vom 25. April weitgehend zerstörte und danach geplünderte Obersalzberg, der zeitweise Machtzentrum des "Dritten Reiches" gewesen war; dabei erwiesen sich Gerüchte um eine "Alpenfestung" Hitlers als gegenstandslos. Das deutsche Besatzungsregime über Böhmen und Mähren brach mit dem Prager Aufstand am 5. und 6. Mai zusammen; am 6. Mai kapitulierte endlich das schon längere Zeit durch sowjetische Truppen belagerte Breslau. Versuche der Dönitz-Regierung, eine Kapitulation nur gegenüber den Westalliierten zu erreichen, sollten aber scheitern, so dass nur noch eine bedingungslose Gesamtkapitulation möglich war. Die diesbezüglichen Verhandlungen wurden ab dem 6. Mai im Hauptquartier des US-Generals Dwight D. Eisenhower in Reims geführt; letztlich wurde mit Zustimmung von Dönitz Gesamtkapitulation und Waffenruhe zum 9. Mai 0.01 Uhr deutscher Sommerzeit vereinbart, so dass den deutschen Truppen an der Ostfront noch etwas Zeit blieb, sich zurückzuziehen. Die Kapitulationsurkunden wurden am 7. Mai in Reims und am 9. Mai in Berlin u.a. von Generaloberst Alfred Jodl, dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, unterzeichnet. Der Untergang des "Dritten Reiches" löste bei Auflösung der vom Nationalsozialismus propagandahaft herausgestellten "Volksgemeinschaft" massive Flüchtlingsströme von (aus dem geografisch nach Westen verschobenen Polen, dem Sudetenland u.a.) vertriebenen Deutschen und Zwangsarbeitern aus, deutsche Soldaten der Ostfront flohen vor der Roten Armee zu den Westalliierten, die Insassen geräumter Konzentrationslager (KZ) kamen auf "Todesmärschen" um, in den Lagern erwarteten die alliierten Soldaten grauenhafte Verhältnisse. In den von den Alliierten besetzten deutschen Gebieten verschwand der Nationalsozialismus spukhaft, Protagonisten des alten Regimes - an erster Stelle Martin Bormann, Hans Frank, Karl Hermann Frank, Joseph Göbbels, Hermann Göring, Heinrich Himmler, Arthur Seyß-Inquart, Josef Terboven - kamen in den letzten Kriegstagen ums Leben, endeten durch Selbstmord oder gerieten in alliierte Gefangenschaft wie auch die Dönitz-Regierung mit dem NS-Rüstungsminister Albert Speer. NS-Wissenschaftler uns -Ingenieure wie der Raketentechniker Werner von Braun, der maßgeblich an der Entwicklung der "Vergeltungswaffe" V2 beteiligt war (Peenemünde, Dora-Mittelbau), wurden z.B. von den US-Amerikanern für die eigene Forschung "angeworben". Zudem stellten die Alliierten NS-Raubkunst sicher ("Monuments Men" u.a.). Umrisse eines Nachkriegsdeutschlands zeichneten sich mit der Beauftragung von vom Nationalsozialismus unbelasteten Deutschen auf der politischen Ebene ab: Die "Gruppe Ulbricht" (um Walter Ulbricht) in Berlin und der Kölner Bürgermeister Konrad Adenauer gehören hierher, der befreite KZ-Insasse Kurt Schumacher, der sich bei Kriegsende in Schweden aufhaltende Emigrant Willy Brandt oder der Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt sollten in den Nachkriegsjahren das Bild der deutschen Sozialdemokratie bestimmen. Die deutsche Zivilbevölkerung sah sich im Zuge der alliierten Eroberung in Kampfhandlungen verwickelt, sahen sich aber auch Übergriffen ausgesetzt (Vergewaltigungen in Berlin, Plünderungen); manche Deutsche beendeten auch aus Furcht vor den sowjetischen Soldaten ihr Leben durch Selbstmord (Massenselbstmord in Demmin). Viele Deutsche waren nach der alliierten Besetzung Deutschlands der subjektiven Ansicht, nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun gehabt zu haben, vielmehr sahen sie sich als Opfer von Diktatur und Krieg, gerade auch vor dem Hintergrund von Entnazifizierung, sich entwickelndem West-Ost-Konflikt und kommunistischer Diktatur in Ostdeutschland.
Von der Seite der Kriegsgeschehnisse in und um Berlin beleuchtet die letzten Tage des "Dritten Reiches": Grossarth, Rolf H. (1965), Über Berlin brannte der Himmel, Offenbach a.M. 1965, 131 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM N.N. Vom Kriegsende berichten Esther Bejareno, Eva Ebner, Joachim Fest, Gotthilf Fischer, Ralph Giordano, Max von der Grün, Dieter Hildebrandt, Edgar Hilsenrath, Günter Kunert, Günter Lamprecht, Wolfgang Leonhard, Erich Loest, Kurt Masur, Gisela May, Uta Ranke-Heinemann, Peter Rühmkorf, Barbara Rütting, Tana Schanzara, Coco Schumann, Carola Stern, Georg Stefan Troller, Gisello Vesco, Gerhard Zwerenz in: Hildebrand, Dieter, Kuballa, Felix (Hg.) (2010), Mein Kriegsende. Erinnerungen an die Stunde Null, Berlin 2010, 223 S., Schwarzweißfotografien, € 19,95. [Buhlmann, 06.2020, 08.2020, 01.2022]

Ullstein Weltgeschichte, hg. v. Christfried Coler, ist eine fünfbändige Weltgeschichte geordnet nach Jahren (bis 1964), u.a. mit: Bd.5: 1914 bis zur Gegenwart. Gesamtregister (= Ullstein Buch 4105), Frankfurt-Berlin 1965, 282 S., Schwarzweiß-, Farbtafeln, Karten, DM N.N. [Buhlmann, 11.2020]

Ulrich von Cluny/Zell: Als Vertreter des vom burgundischen Kloster Cluny ausgehenden benediktinischen Mönchtums erscheint in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts (der heilige) Ulrich von Zell/Cluny. Der aus Bayern stammende, um 1029 geborene Ulrich war ein Patenkind Kaiser Heinrichs III. (1039-1056) und erhielt zusammen mit Wilhelm von Hirsau (†1091) im Regensburger St. Emmeramkloster seine geistliche Ausbildung. Er war Mitglied der Hofkapelle der deutschen Herrscher und trat nach dem gescheiterten Versuch einer Klostergründung in Regensburg um das Jahr 1063 in das Kloster Cluny ein. Als Beichtvater und Berater des Abtes Hugo (1048-1109) entfaltete Ulrich mit seiner asketischen Haltung vielfältige Wirkung. Die Beteiligung an der Gründung des Priorats Rüeggisberg (n.1070/71) und die Leitung des Priorats Peterlingen (Payerne, um und n.1075) gehören hierher. Ulrich übersandte die in Cluny zwischen 1079 und 1086 aufgezeichneten Gewohnheiten (constitutiones Cluniacenses) an seinen Freund Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091) und gründete um 1083 das Priorat St. Ulrich, als dessen Prior er 1093 starb, sowie ein Frauenkloster in Bollschweil. In verschiedenen Viten wird Ulrich als Heiliger dargestellt.
Mit Ulrich von Cluny beschäftigen sich: Hauviller, Ernst (1896), Ulrich von Cluny. Ein biographischer Beitrag zur Geschichte der Cluniazenser im 11. Jahrhundert (= Kirchengeschichtliche Studien 3/3), Münster 1896, 87 S.; Ott, Hugo (1970), Probleme um Ulrich von Cluny. Zugleich ein Beitrag zur Gründungsgeschichte von St. Ulrich im Schwarzwald, in: AlemJb 1970, S.9-29. [Buhlmann, 11.2004]

Ulrich Richental: Der Konstanzer Bürger Ulrich (von) Richental (*ca.1360-†1437) schrieb um 1420 eine umfangreiche, mit Illustrationen versehene Chronik über das Konstanzer Konzil. Als Zeitzeuge hatte Ulrich die Kirchenversammlung miterlebt und verarbeitete seine Erfahrungen in einem umfangreichen, mit Illustrationen versehenen Geschichtswerk. Auf der zeitlichen Grundlage des Kirchenjahrs und auf der Basis quantitativen statistischen Materials werden in annalistischer und thematischer Art und Weise die wichtigen Ereignisse geschildert, Personen- und Wappenverzeichnisse oder Preislisten angegeben, alles in der Perspektive einer Konstanzer Stadtgeschichte mit ihren stadt-, sozial-, kirchengeschichtlichen und politischen Implikationen.
Vgl. Buck, Thomas Martin (Hg.) (2010), Chronik des Konstanzer Konzils (1414-1418) von Ulrich Richental (= KGRQ 51), Ostfildern 32013, LIX, 249 S., Karte, € 29,95; Ulrich von Richental, Chronik des Konzils zu Konstanz 1414-1418. Faksimile der Konstanzer Handschrift, Darmstadt 2013, 150 Blätter, farbig; Beiheft: Klöckler, Jürgen, Die Konstanzer Handschrift der Konzilschronik des Ulrich Richental. Eine kommentierte Überlieferungsgeschichte, Darmstadt 2013, 16 S., Schwarzweißabbildungen, zus. € 65,-. [Buhlmann, 06.2014, 08.2014]

Ulrich, Gerhard (1972), Schätze deutscher Kunst, Gütersloh 1972, 464 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 48,-. Vor dem Hintergrund auch der Fragestellung, was "deutsch" in den Jahrhunderten (fränkisch-) "deutscher Kunst" bedeutet, werden Werke der bildenden Kunst (Architektur, Plastik, Malerei) von der Zeit um 800 (Kaiser Karl der Große) bis in die Moderne vorgestellt, gegliedert in die Abschnitte und Zeitepochen: Welt des Glaubens (Sakralarchitektur, Klöster, Kirchen in Mittelalter und früher Neuzeit), weltliche Macht (Burgen, Pfalzen, Schlösser in Mittelalter und früher Neuzeit), bürgerliche Kunst (Häuser, Städte, Malerei in Mittelalter, früher Neuzeit und Moderne), deutsche Antike (karolingische Renaissance, Humanismus, Winckelmann). [Buhlmann, 11.2020]

Ulshöfer, Kuno, Beutter, Herta (Hg.), Hall und das Salz. Beiträge zur hällischen Stadt- und Salinengeschichte (= FWF 22), Sigmaringen 1983 > S Schwäbisch Hall

Umland, Fritz (1975), Charakteristische Reaktionen anorganischer Stoffe. Studienbuch für Studierende der Chemie ab 1. Semester, Frankfurt a.M. 1975 > C Chemie

Umweltgeschichte der Moderne: I. Die weitgehend im 19. Jahrhundert n.Chr. einsetzende Industrialisierung zunächst Europas und Nordamerikas, ein damit sich ausformendes kapitalistisches Wirtschaftssytem, eine damit einhergehende Globalisierung der Weltwirtschaft (bei Anfängen in der frühen Neuzeit) führte spätestens seit dem Ende des Ost-West-Konflikts (ca.1990; Kapitalismus versus Kommunismus) zu einer nochmaligen Steigerung der Entwicklung hin zu einem ungezügeltem (liberalen) Kapitalismus bei ungezügelter Ausplünderung der Erde (Ressourcen) und der Menschen. Mit der Industrialisierung - diese bedingend bzw. aus dieser resultierend - ist für das 19. bis 21. Jahrhundert eine massive Bevölkerungszunahme der Menschen der Gattung Homo sapiens sapiens zu beobachten; die Bevölkerungszunahme bei damit verbundener Zunahme von Produktion und Konsum im weltweiten Wirtschaftskreislauf belastet Welt und Umwelt immens. Somit stehen im beginnenden 21. Jahrhundert Umweltthemen auf der staatlich-politischen Agenda (nationale, übernationale, weltweite Umweltpolitik): Ressourcenausbeutung und Umweltschäden, Produktion, Transport, Verkehr und Konsum innerhalb der Weltwirtschaft, (durch Menschen verursachte) Klimaentwicklung (Klimaerwärmung), Weltpolitik und Migrationsbewegungen. II. Gerade die Klimaentwicklung bzw. unbestreitbare Klimaerwärmung der letzten und zukünftigen Jahrzehnte des 20. bzw. 21. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt eines politisch-wirtschaftlichen Diskurses, gilt es doch den mit der Industrialisierung schon seit ca. zwei Jahrhunderten einhergehenden Kohlendioxid-CO2-Ausstoß einer auf fossilen Energien (Kohle, Öl) beruhenden Wirtschaft "fortgeschrittener" Industrieländer und industrieller "Schwellenländer" sowie Entwicklungsländer zu begrenzen. Denn das Gas CO2 (neben dem ebenso klimaschädlichen Methan CH4) in der Erdatmosphäre führt zu einem "Treibhauseffekt" und zu einer weltweiten Klimaerwärmung, einhergehend mit einer (massiven) Änderung des globalen CO2-Kreislaufs des Planeten Erde (in Böden und Ozeanen gebundenes CO2; Vegetation [Pflanzen, Wälder, Photosynthese], Tierwelt und CO2; in fossilen Ressourcen gespeichertes CO2; CO2 in der Erdatmosphäre). Die Folgen der Klimaerwärmung sind vielfältig: neue Verbreitungsgebiete von Pflanzen und Tieren (Nadelwald versus Laubwald, Abholzung von Urwald, Trockenlegung von Mooren; Verbreitung von Insekten, Vogelzug), Tauwetter in Arktis und Antarktis (Permafrostböden, Ansteigen des Meeresspiegels), Auswirkungen auf die Landwirtschaft (Trockenheit, Landwirtschaft als Verursacher von Treibhausgasen), Auswirkungen auf die Ozeane, Verbreitung (?, neuer?) Infektionskrankheiten bei Menschen. Eine Abmilderung der durch CO2 verursachten Klimaeffekte kann nur durch schnelles politisches und wirtschaftliches Handeln weltweit geschehen (Klimapolitik). Technisch muss eine weitgehende Reduzierung des CO2-Ausstoßes in den Industrie- bzw. sich industrialisierenden Staaten gelingen (CO2-Vermeidung, Reduzierung der Verwendung fossiler Energien, erneuerbare Energien; CO2-Speicherung an Land und in den Ozeanen) (nach: Weber, Welt am Abgrund). III. Die aktuelle (internationale) Klimapolitik hat den Klimawandel (Klimaerwärmung) zum Gegenstand und versucht sich in einer Bestandsaufnahme des bisher eingetretenen Klimawandels (Entwicklung fossiler Emissionen, Wirtschafts-, Bevölkerungswachstum, "Renaissance der Kohle"), um daraus - in Form einer Wette (keine gegen ambitionierte Klimapolitik; Kosten und Risiken [k]einer Klimapolitik) - Handlungsoptionen für die Gegenwart und Zukunft zu gewinnen. Dabei legen die Klimavorhersagen eine Steigerung der weltweiten Durchschnittstemperatur um 4°C bis zum Jahr 2100 nahe, wenn auf eine Klimapolitik verzichtet wird. Eine Begrenzung auf eine Erhöhung um maximal 2°C würde den Klimawandel insofern begrenzen, das schwer(st)e Folgeschäden wohl weitgehend ausgeschlossen blieben. Eine solche Verlangsamung des Klimawandels wäre nur mit baldmöglichen drastischen Emissionsminderungen im Gefolge einer technisch-wirtschaftlichen Transformation der weltweiten Energiegewinnung und -nutzung (technischer Fortschritt, Stromgewinnung [erneuerbare Energien], Waren- und Personentransport, Industrie- una Agrarproduktion, negative Emissionen zur CO2-Minderung, Solar Radiation Management, Wachstumsverzicht) zu erreichen; eine (kostenintensive) Anpassung an den Klimawandel wäre aber selbst bei einer erfolgreichen Klimapolitik zu leisten. Der Internationalität einer weltweiten Klimapolitik entsprechend, findet Letztere auf subnationeler (Zivilgesellschaft), nationaler (Deutschland: Energiewende und erneuerbare Energien, Ausstieg aus der [Stein-, Braun-] Kohleverstromung, Verkehrswende?; Markt und Staat; Ökologie und Ökonomie, Ethik und Moral), europäischer (Klimapolitik der Europäischen Union: europäischer Emissionshandel, europäische Energiepolitik) und globaler Ebene statt. Ausfluss weltweiter Klimapolitik sind die international geführten Verhandlungen um den Klimawandel (Umweltgipfel von Rio de Janeiro 1992, Kyoto-Protokoll 1997/2005, Pariser Abkommen 2015 u.a.; Conference of the Parties (COP); United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCC), Clean Development Mechanism (CDM), Nationally Determined Contributions (NDCs), Green Climate Fund, Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradition (REDD+)). Über die Klimapolitik im engeren Sinne hinaus gehen Projekte zur Stadt- und Verkehrsentwicklung (Industrieländer: teures Wohnen in der Stadt, Individualverkehr) sowie zur Bekämpfung von Ungleichheit und Armut (Entwicklungsländer). Die Rolle der Wissenschaft, gerade der Geowissenschaften (Weltklimarat Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC))), besteht im Aufzeigen von Klimaentwicklungen innerhalb wissenschaftlicher Politikberatung (dezionistisches, technokratisches, pragmatisch-aufgeklärtes Wissenschaftsmodell zur Klimapolitik) (nach: Edenhofer u.a., Klimapolitik). IV. Neben den Klimawandel ist die Umweltzerstörung und -verschmutzung infolge von Industrialisierung und Raubbau zu stellen. Die menschengeschaffenen Veränderungen der Umwelt beeinflussen Natur und Ökologien als Summe von Lebensäußerungen und -gemeinschaften aus Pflanzen und Tieren einschließlich deren geografisch-hydrologisch-bodenkundlichen Rahmenbedingungen. Umwelt- und Naturschutz dient dann der Vermeidung und Reduzierung menschlicher Eingriffe auf die Ökologie der Natur (Ökologie statt Ökonomie u.a.) (nach: Kurt, Management von Mutter Natur).
Eine Vielzahl von Büchern gibt Einblick in die heutigen Umweltprobleme: Braumann, Randolph, Imfeld, Al, Lieckfeldt, Claus-Peter, Küchli, Christian, Schichl, Annerose, Schuster, Gerd, Simon, Wieland (1986), Vernutzte Landschaften. Die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft (= dtv 10600), München 1986, 157 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 12,80; Edenhofer, Ottmar, Jakob, Michael (2017), Klimapolitik. Ziele, Konflikte, Lösungen (= BSR 2853), München 2017, 128 S., Schwarzweißabbildungen, € 9,95; Ehrlich, Paul R. (1968), Die Bevölkerungsbombe (= Fischer Tb 6188), Frankfurt a.M. 1973, 155 S., DM 3,80; Flannary, Tim (2015), Die Klimawende. Wie wir mit neuen Technologien unsere Atmosphäre retten, Frankfurt a.M. 2015, 233 S., Schwarzweißabbildungen, € 16,99; Gruhl, Herbert (1975), Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik (= Fischer alternativ 4006), Frankfurt a.M. 1978, 384 S., Grafiken, DM 6,80; Haber, Heinz (1971), Unser Wetter, Stuttgart 1971, 134 S., Farbabbildungen, Karten, DM 22,-; Hampicke, Ulrich (1991), Naturschutz-Ökonomie (= UTB 1650), Stuttgart 1991, 342 S., Abbildungen, Übersichten, DM 36,80; Kurt, Fred (1985), Das Management von Mutter Natur. Eine Einführung in die Ökologie (= dtv 10502), München 1985, 139 S., DM 9,80; Meadows, Donella, Meadows, Dennis, Randers, Jørgen (1992), Die neuen Grenzen des Wachstums (= rororo 19510), Reinbek b.H. 52001, 319 S., Schwarzweißabbildungen, DM 16,90; Rahmstorf, Stefan, Schellnhuber, Hans Joachim (2006), Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie (= BSR 2366), München 72012, 144 S., Schwarzweißabbildungen, € 8,95; Richarz, Klaus (2019), Vogelzug (= Besondere Wissenschaftliche Reihe), Darmstadt 2019, 192 S., Farbabbildungen, Karten, € ca.12,-; Timberlake, Lloyd (1985), Krisenkontinent Afrika. Der Umwelt-Bankrott. Ursachen und Abwendung (= PtH 34), Wuppertal 1986, 268 S., Karte, DM 18,80; Weber, Ewald (2018), Welt am Abgrund. Wie CO2 unser Leben verändert (= Besondere Wissenschaftliche Reihe), Darmstadt 2018, 208 S., Schwarzweißabbildungen, Grafiken, € 10,-; Weizsäcker, Ernst Ulrich von (1990), Erdpolitik. Ökologische Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt, Darmstadt 1990, 301 S., Abbildungen, DM N.N., (= WB-Forum 75), Darmstadt 31992, 298 S., DM N.N.; Weizsäcker, Ernst Ulrich von, Hargroves, Karlson, Smith, Michael (2009), Faktor Fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum, München 2010, 432 S., Farbabbildungen, Tabellen, Karten, € 19,95. [Buhlmann, 1971, 06.2018, 02.2019, 03.2020, 10.-11.2022, 02.-04.2023, 08.2023]

Un

Unger, Richard W. (2004), Beer in the Middle Ages and the Renaissance, Philadelphia (Pa.) 2004, XVI, 319 S., Schwarzweißabbildungen, $ N.N. Die Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft von der Spätantike (4.-5. Jahrhundert) zum frühen Mittelalter betraf unter dem Stichwort der "Vergetreidung" die Entstehung grundherrschaftlicher Strukturen und die (teilweise) Ausbildung einer Dreifelderwirtschaft (Winter-, Sommergetreide, Brache). Von Irland und den britischen Inseln bis hin zu den Slawen Osteuropas war Bier nun gebräuchlich; es wird auch vermutet, dass sich damals die Verwendung und der Anbau von Hopfen (alanisch chumällig, altslawisch chumeli/chemele, mittellateinisch humulus, türkisch qumlaq) als Bierzusatz von im Kaukasus ansässigen Alanen her nach Westen ausbreitete (slawischer Hopfen, Hopfenanbau in Böhmen [10. Jahrhundert]). Mit der Christianisierung Europas nutzten im Rahmen der christlich-katholischen Kirche auch Mönche und Geistliche das alkoholische Getränk. Der Hopfen fand im Übrigen im hohen Mittelalter besondere Verbreitung durch den Mönchsorden der Zisterzienser, doch erwähnen die von Abt Adalhard (†826) verfassten "Gewohnheiten des Klosters Corbie" (consuetudines Corbeienses; Aachener Synode 816) Hopfenbier (aus gesammelten Wildhopfen); außerdem gab es schon gegen Ende des 9. Jahrhunderts am Freisinger Bischofssitz humlonaria ("Hopfengärten"). Statt Hopfen wurden im Mittelalter dem (Grut-) Bier Gagel, Beifuß, Schafgarbe oder Heidekraut, auch halluzinogenes Bilsenkraut als Bestandteile beigemischt. Ein Anstieg der Bevölkerungszahlen und die Ausformung des mittelalterlichen Städtewesens prägten das 11. bis 13. Jahrhundert. Über Brau- und Schankrechte ("Braugerechtigkeit" [materia cervise, Grut] ursprünglich ein Regal der deutschen Herrscher) verfügten geistliche und weltliche Große (Äbte, Bischöfe, Fürsten); Getreide, Malz und (Grut-, Hopfen-) Bier waren wichtige bäuerliche Abgaben für den Grundherrn ("Kölner Hofdienst" [1153] des Kölner Erzbischofs als Verzeichnis von täglichen Bierzuteilungen); Klöster besaßen verstärkt eigene Brauhäuser und boten Bier etwa auf städtischen Märkten an. Umgekehrt gehörte das Brauen von Bier - als Teil der Nahrungsmittel-zubereitung für den Eigenbedarf (auch bei Festen [Ernte-, Hochzeitsbier]) - zu jedem mittelalterlichen Haushalt; die Bürger einer Stadt konnten mitunter eigengebrautes Bier verkaufen, Städte erwarben vom Stadtherrn Braurechte, Stadträte kontrollierten die Qualität der ausgeschenkten Biere, den Bierhandel und -verkauf. Bier wurde damit auch im städtischen Lebensbereich zu einem Grundnahrungsmittel für die Einwohner. Für das späte Mittelalter sind Streitigkeiten um Herstellung und Verkauf von (Eigen-) Bier innerhalb von Städten oder zwischen Städten (Bannmeilen und "Bierausfälle", Breslauer Bierkrieg 1380/82) bezeugt. Im 14./15. Jahrhundert setzte sich das Hopfenbier gegenüber den Grutbieren weitgehend durch; Hopfen konnte gut angebaut und gezüchtet werden, der geerntete Hopfen war als nunmehr wichtigste Bierwürze Mittelpunkt eines lukrativen Handels (verschiedene Sorten von Hopfen, Hopfenmärkte, Hopfenmesser [zur Kontrolle des gehandelten Hopfens]), Hopfenbiere waren billiger in der Herstellung, konnten in größerer Mengen bei gleich bleibender Qualität produziert werden und blieben länger haltbar, was den Handel mit Bier Vorschub leistete, etwa im Bereich der Hansestädte (Exportbiere, Hamburg als "Brauhaus der Hanse") beim "Lübecker Bier" oder (inländisch gehandelten) "Einbecker Bier". Die Verwendung von Hopfen führte auch zur Verwendung von Gerste als (alleiniger) Getreideart für das Brauen von Bier. Alles in allem stieg im späten Mittelalter die Nachfrage und das Angebot an Bier. Der Sicherstellung hochqualitativer Biere diente schließlich das bayerische Reinheitsgebot vom 24. April 1516, das Gerste, Hopfen und Wasser für das Brauen vorschrieb und dabei die Rechte des bayerischen Herzogs als Territorialherrn und der brauberechtigten Obrigkeiten wie Adel, Städte oder Klöster betonte (Besteuerung [Bierakzise, "Biergeld" als wichtige Einnahmequelle mittelalterlicher Städte] und Kontrolle der Rohstoffe, des Brauens und des Bierverkaufs). Die Kommerzialisierung und Professionalisierung des europäischen Brauwesens, die im Mittelalter begonnen hatte, setzte sich auch in der frühen Neuzeit fort, so dass sich mit der Globalisierung des europäischen Handels letztlich auch die europäische Art des Bierbrauens weltweit überwiegend durchsetzen sollte. Im Europa des 14. bis 18. Jahrhunderts lassen sich neue Brautechnologien ausmachen, die unter Verwendung von (Darr-, Luft-) Malz (mit Bestandteilen von Weizen), von gekochtem Hopfen (abhängig von Menge und Qualität) und Hefe (bei Zurücktreten der Milchsäurebakterien) und von (zunehmend größer werdenden) Kupferkesseln oder -pfannen etwa die Herstellung von untergärigem Rot-/Schwarzbier oder obergärigem Weißbier ermöglichten, auch die von (meist untergärigem, fränkischem) Keller-/Lagerbier (als "Sommerbier", im Gegensatz zum im Winter gebrauten Bier). Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden in den Städten - in wirtschaftlichen Konzentrationsprozessen - bürgerliche Brauereien, die auf gutes Brauwasser (Brunnen) angewiesen waren, von denen umgekehrt auch Brandgefahren ausgehen konnten (Feuerschutzordnungen; Holz und Torf als Brennmaterial). Die Bierbrauer (Braumeister) waren im römisch-deutschen Reich eingebunden in die städtisch-landesherrschaftlichen Vorgaben und Bestimmungen der Obrigkeiten (Organisation in Zünften, Gilden, Ämtern, Innungen oder Bruderschaften; zeitweise Brauverbote [im Sommer, wegen Getreidemangels] u.a.); Zuwiderhandlungen etwa durch die Verwendung von Bilsenkraut oder "indianischer Substanzen" konnten einen Bierproduzenten durchaus in das Umfeld von frühneuzeitlichem Hexenglauben und -verfolgung (Brauhexen) bringen. Im 15. und 16. Jahrhundert stieg der Bierverbrauch im Allgemeinen an, während der Konsum z.B. einfacher Landweine weiter zurückging; an neuen Biersorten kamen auf das sehr erfolgreiche Hannoveraner "Broyhan", die Braunschweiger "Mumme", die Goslarer "Gose", regional-städtische Biere wie das Bamberger Bier gelangten in einem größeren geografischen Umfeld in den Verkauf. Ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts geriet das Braugewerbe wirtschaftlich unter Druck; gestiegene Getreidepreise machten die Bierherstellung teurer, während die Kosten kaum an die Verbraucher weitergegeben werden konnten (Herabsetzung der Stammwürze, Verdünnung der Vollbiere, Verwendung von Kofent [Dünnbier]), der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) mit seinen Verheerungen tat ein Übrige. Im 18. Jahrhundert - im Zeitalter der Aufklärung und des Pietismus - musste sich das Bier bei der Oberschicht und den bürgerlichen Mittelschichten gegen den aufkommenden Kaffee und Tee behaupten, die Unterschicht, für die Bier (Bier, Biersuppen) bis dahin eine wichtige (kalorienreiche) Ernährung bildete, wechselten zu Kartoffeln, Gemüse. und Branntwein, was billiger war. [Buhlmann, 09.2023]

Universum: Das Universum stellt die (relativistische) Raumzeit bereit, vor deren Hintergrund Geschichte (Geschichte des Weltalls, Erdgeschichte, Menschheitsgeschichte) stattfindet. Das Universum hat denn auch eine eigene Geschichte. Entstanden aus einer überheißen und überdichten "Blase" (Fluktuation) in einer zeitlosen "Urwelt" und somit Teil eines Multiversums mit seinen sich immer wieder aus der "Urwelt" abkoppelnden Universen, begann das Universum, indem die heutige Menschheit lebt, mit dem "Urknall" und der Entstehung der vierdimensionalen Raumzeit. Weitere Übergänge sollten bei abnehmender Temperatur und zunehmender Ausdehnung des Universums folgen: die Phase der "Inflation" und das Erreichen eines physikalischen Normalzustands der "Urweltblase" (bis 10-34 Sekunden), die Zeit der Supersymmetrie (SUSY) und der Urteilchen, die Zeit der Great Unified Theory (GUT) und der Fermionen (Materieteilchen) und Bosonen (Kraftteilchen), die Zeit der masselosen Quarks und Leptonen, der Higgs-Übergang (bei 10-10 Sekunden, 1015 Kelvin Temperatur), die Hadronisierung (Hadrosynthese, bei 10-5 Sekunden, 1012 Kelvin Temperatur), die Zeit der Hadronen (Protonen, Neutronen entstanden aus Quarks [quarks confinement]), die Hadronenannihilation (Materie-Antimaterie-Vernichtung mit einem Materieüberschuss, bei 1 Sekunde, 1010 Kelvin Temperatur), die Zeit der Leptonen, die Zeit der Strahlung (Wasserstoff-, Helium-, Lithiumkerne; bei 10 Sekunden, 109 Kelvin Temperatur), die Entkopplung von Strahlung (Photonen, Neutrinos) und Materie (bei 380000 Jahren, 3000 Kelvin Temperatur), die weitere Ausdehnung und Abkühlung des Universums in den darauf folgenden 13,7 Milliarden Jahren (3 K-Hintergrundstrahlung des Urknalls; Atome, Atomkerne [Protonen, Neutronen], Elektronen). Dabei entsprechen den genannten Phasenübergängen Brechungen physikalischer Symmetrien (z.B. Überschuss von Materie gegenüber Antimaterie) bei Ausgliederung von starker und schwacher Kernkraft, elektromagnetischer Kraft und Gravitation. Motor der Raumausdehnung war die (dunkle) Raumenergie, die sich gegen die Gravitation durchsetzte. Die Abkühlung des Universums führte (nach dem Hauptsatz der Thermodynamik [Entropie]) zur Entstehung von Unumkehrbarkeit und Zeit (Zeitpfeil der Raumzeit). Letzteres schließt aber die Entstehung von Strukturen und Formen im homogen-isotropem Universum (Galaxien, Sterne) nicht aus. Dabei kommt neben der sichtbaren, baryonischen Materie (Sterne, Planeten, Gas) der Dunklen Materie eine besondere Rolle zu; sie soll 85 Prozent der Materie im Universum ausmachen und nur über die Gravitationskraft wechselwirken. (Ein direkter Nachweis der Dunklen Materie über deren Gravitationsverhalten hinaus ist bisher nicht gelungen (MACHOs, WIMPs, Axionen, sterile Neutrinos?].) Die weitere Entwicklung des Universums ab heute ist noch unklar: konstante bzw. zunehmende Expansion ("thermischer Tod" des Universums) oder Ende in einem schwarzen Loch (dessen Verdampfung durch die Hawking-Strahlung)?
Vgl. dazu: Anderl, Sibylle (2022), Dunkle Materie. Das große Rätsel der Kosmologie (= BSR 2934), München 2022, 128 S., Schwarzweißabbildungen, € 9,95; Baker, David, Hardy, David A. (1979), Der Kosmos-Sternführer. Planeten, Sterne, Galaxien, Stuttgart 21981, 350 S., Abbildungen, Sternkarten, DM 1,-; Barrow, John D. (1988), Die Natur der Natur. Wissen an den Grenzen von Raum und Zeit, Heidelberg-Berlin-Oxford 1993, 588 S., Schwarzweißabbildungen, DM 58,-; Barrow, John D. (2008), Einmal Unendlichkeit und zurück. Was wir über das Zeitlose und Endlose wissen (=rororo 62298), Reinbek 2008, 315 S., Abbildungen, € 9,95; Blome, Hans-Joachim, Zaun, Harald (2004), Der Urknall. Anfang und Zukunft des Universums (= BSR 2337), München 2004, 128 S., Abbildungen, € 7,90; Börner, Gerhard (2002), Kosmologie. Die Evolution des Universums: Vom Urknall zur komplexen Welt der Galaxien (= Fischer kompakt Nr.15355), Frankfurt a.M. 2002, 127 S., Abbildungen, € 8,90; Börner, Gerhard, Ehlers, Jürgen, Meier, Heinrich (Hg.) (1993), Vom Urknall zum komplexen Universum. Die Kosmologie der Gegenwart (= SP 1850), München 1993, 221 S., Abbildungen, DM 22,90; Burkert, Andreas, Kippenhahn, Rudolf (1996), Die Milchstraße (= BSR 2017), München 1996, 127 S., Abbildungen, DM 14,80; Cramer, Friedrich (1993), Chaos und Ordnung. Die komplexe Struktur des Lebendigen (= it 1496), Frankfurt a.M.-Leizig 1993, 320 S., Schwarzweißabbildungen, DM 20,80; Eisenhuth, Albert, Haffner, Hans (1967), Das Weltall im Bild, Graz-Wien-Köln 21971, 28, 54 S., Schwarzweißfotos, DM 39,-; Fahr, Hans-Jörg (1995), Universum ohne Urknall. Kosmologie in der Kontroverse, Heidelberg-Berlin-Oxford 1995, 159 S., Abbildungen, DM 3,50; Genz, Henning (1994), Die Entdeckung des Nichts. Leere und Fülle im Universum (= rororo 60729), Reinbek 1999, 412 S., Abbildungen, DM 24,90; Genz, Henning (1996), Wie die Zeit in die Welt kam. Die Entstehung einer Illusion aus Ordnung und Chaos (= rororo 60731), Reinbek 1999, 337 S., Abbildungen, DM 22,90, Reinbek 22002, 337 S., Abbildungen, € 11,50; Genz, Henning (2003), Elementarteilchen (= Fischer kompakt Nr.15354), Frankfurt a.M. 2003, 127 S., Abbildungen, € 8,90; Green, Brian (2004), Der Stoff, aus dem der Kosmos ist. Raum, Zeit und die Beschaffenheit der Wirklichkeit (= Goldmann Tb 15487), München 52008, 640 S., Schwarzweißabbildungen, € 9,95; Greenstein, George (1985), Der gefrorene Stern. Pulsare, Schwarze Löcher und das Schicksal des Alls (= dtv 10868), München 1988, 350 S., Abbildungen, DM 14,80; Greenstein, George (1988), Die zweite Sonne. Quantenmechanik, Rote Riesen und die Gesetze des Kosmos (= dtv 11414), München 1991, 320 S., Abbildungen, DM 14,80; Haber, Heinz (1970), Brüder im All, Stuttgart 1970, 135 S., Abbildungen, DM 16,80; Haber, Heinz (1970), Brüder im All (= rororo [Sonderdruck]), Reinbek b.H. 1972, 154 S., Abbildungen, DM -,-; Hawking, Stephen (1988), Eine kurze Geschichte der Zeit. Die Suche nach der Urkraft des Universums, Reinbek b.H. 1988, 238 S., Abbildungen, DM 32,-; Hawking, Stephen (1988), Eine kurze Geschichte der Zeit. Die Suche nach der Urkraft des Universums, Zürich 1990, 238 S., Schwarzweißabbildungen, SFR N.N.; Hawking, Stephen (1988), Eine kurze Geschichte der Zeit. Die Suche nach der Urkraft des Universums (= rororo 8850), Reinbek b.H. 1991, 238 S., Schwarzweißabbildungen, DM 12,80, Nachdruck Reinbek b.H. 1997, 238 S., Schwarzweißabbildungen, DM 14,90; Hawking, Stephen (1988), Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit, Reinbek b.H. 21998, 248 S., Farbabbildungen, DM 49,80; Herrmann, Dieter B. (1999), Antimaterie. Auf der Suche nach der Gegenwelt (= BSR 2104), München 1999, 128 S., Abbildungen, DM 14,80; Herrmann, Dieter B. (1999), Die Kosmos Himmelskunde (für Einsteiger), Stuttgart 2003, 187 S., Abbildungen, CD_ROM, € 12,95; Herrmann, Dieter B. (2006), Das Weltall. Aufbau, Geschichte, Rätsel (= BSR 2410), München 2006, 128 S., Abbildungen, € 7,90; Kanitscheider, Bernulf (1993), Von der mechanischen Welt zum kreativen Universum, Darmstadt 1993, XI, 250 S., Abbildungen, DM 39,-; Layzer, David (1986), Das Universum. Aufbau, Entdeckungen, Theorien (= Spektrum der Wissenschaft), Heidelberg 21987, 250 S., Abbildungen, DM 58,-; Meyers Handbuch über das Weltall, hg. v. Sebastian von Hoerner u. Karl Schaifers (1960), Mannheim 1960, 369 S., Abbildungen, Sternatlas, Beilagen, DM 9,80; Morfill, Gregor (1991), Scheingraber, Herbert, Chaos ist überall ... und es funktioniert (= Ullstein Tb 35343), Frankfurt a.M.-Berlin 1991, 301 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, DM 16,90; Randall, Lisa (2008), Verborgene Universen. Eine Reise in den extradimensionalen Raum (= Fischer Tb 17438), Frankfurt a.M. 42011, 550 S., Abbildungen, € 10,95; Regge, Tullio (1999), L'universo senza fine. Breve storia del Tutto: passato e futuro del cosmo, Cles 2000, 159 S., € 6,20; Sagan, Carl (1980), Unser Kosmos. Eine Reise durch das Weltall, München-Zürich 1982, 376 S., Farbabbildungen, DM 48,-; Sagan, Carl, Agel, Jerome (1973), Nachbarn im Kosmos. Leben und Lebensmöglichkeiten im Universum (= dtv 1397), München 1978, 255 S., Schwarzweißabbildungen, DM 9,80; Satz, Helmut (2016), Kosmische Dämmerung. Die Welt vor dem Urknall, München 2016, 188 S., Abbildungen, € 19,90; Trefil, James (1990), Fünf Gründe, warum es die Welt nicht geben kann. Die Astrophysik der Dunklen Materie (= rororo 9313), Reinbek 1992, 249 S., Abbildungen, DM 12,90; Voigt, Hans-Heinrich (1994), Das Universum. Planeten - Sterne - Galaxien (= RUB 5228), Stuttgart 1994, 299 S., Abbildungen, Tabellen, DM 12,-. [Buhlmann, 1971, 11.1978, 10.1991, 01.1998, 03.1999, 2003, 04.2004, 11.2006, 2012, 11.2016, 04.2018, 07.2019, 09.2019, 03.2021, 04.-06.2022, 12.2022, 04.-05.2023, 09.2023]

"Uns ist in alten Mären ..." Das Nibelungenlied und seine Welt, hg. v.d. Badischen Landesbibliothek Karlsruhe u.d. Badischen Landesmuseum Karlsruhe (2003) (= Ausstellungskatalog), Darmstadt 2003 > N Nibelungenlied

Unsere Welt. Atlas für die Schule. Ausgabe Baden-Württemberg, hg. v. Wilhelm Grotelüschen u.a. (1966), Darmstadt 1966 > A Atlas, geografischer Atlas

Unterfränkische Geschichte, hg. v. Peter Kolb u. Ernst-Günter Krenig: Bd.1: Kolb, Peter, Krenig, Ernst-Günter (Hg.) (1989), Von der germanischen Landnahme bis zum hohen Mittelalter, Würzburg 31991, 387 S., Farbabbildungen, Karten, Pläne, DM 39,-; Bd.2: Kolb, Peter, Krenig, Ernst-Günter (Hg.) (1992), Vom hohen Mittelalter bis zum Beginn des konfessionellen Zeitalters, Würzburg 1992, 681 S., Farbabbildungen, Karten, Pläne, DM 68,-. I. Menschliche Besiedlung ist im Maingebiet, dem späteren Mainfranken, seit neolithischer Zeit, seit ca. 5000 v.Chr. feststellbar; bis in die 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v.Chr., bis in die Spätlatènezeit (ca.150-50 v.Chr.), lebten hier Kelten bzw. die keltischen Helvetier (deren Abzug in die heutige Schweiz, Gallischer Krieg des Julius Caesar [58-50 v.Chr.]), bevor mit der thüringisch-mainfränkischen Großromstedter Kultur (elb-) germanisch-suebische Einflüsse bei noch bestehenden Resten keltischer Siedlungskontinuität nachweisbar sind. Um Christi Geburt sollen hier Markomannen gesiedelt haben, die nach ihrer Niederlage gegen die Römer (11/10 v.Chr.) nach Böhmen auswichen. Dies geschah im Zusammenhang mit der (zeitweisen) römischen Besetzung der Germania libera zur Zeit des Kaisers Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) (Zweilegionenlager Marktbreit und Mainz, Varusschlacht 9 n.Chr., römischer Verzicht auf Eroberung 16 n.Chr.). Erst ab Kaiser Vespasian (69-79) wurden Teile des Untermaingebietes (Taunus, Wetterau, Odenwald) im Rahmen einer verkürzten Grenze zwischen den Provinzen Obergermanien und Rätien dem römischen Reich eingegliedert (obergermanisches Limes, Main als "nasse" Grenze). Bis unter Kaiser Antoninus Pius (138-161) wurde die römische Grenze auch im Maingebiet noch vorgeschoben und entsprechend befestigt (Kohortenkastell Miltenberg, Kleinkastell Stockstadt u.a.). Rheinwesergermanische Gruppen siedelten im Vorfeld des Limes (germanisch-römischer Handel, geringe germanische Besiedlung im mainfränkischen Raum). Die Krise der Markomannenkriege (166-180) leitete dann über in einer Phase zunehmender Instabilität des römischen Limes gegenüber den angrenzenden germanischen Stämmen. Das 3. Jahrhundert war so geprägt vom germanischen Druck auf die Grenzen des in einer wirtschaftlichen, politischen und militärischen Krise befindenden römischen Reiches. Im mainfränkischen Raum hatten die römischen Truppen mit den Einfällen von Alemannen und Burgundern, wobei sich Letztere wohl am oberen und mittleren Main niederließen (Germanenfeldzug Caracallas 213, Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes 259/60 [?], burgundische Niederlage am Lech 278). In der Spätantike (4./5. Jahrhundert), im 4. Jahrhundert siedelten die Burgunder vielleicht schon im Gebiet von Jagst und Untermain (Brand-, Körpergräber), kulturell sind damals im Maingebiet jedenfalls ostgermanische Einflüsse festzustellen, gegen Ende des 4. Jahrhunderts auftretende Höhenbefestigungen (Wettenburg u.a.) zeigen germanische Herrschaftsmittelpunkte an. 406/07 überschritten Burgunder, Vandalen u.a. die römische Rheingrenze bei Mainz; das Untermaingebiet wurde in der Folge alemannisch (Reihengräbersitte [v. 5. Jahrhundert, Mitte]), um nach den Siegen des merowingischen Frankenkönigs Chlodwig I. (481/82-511) über die Alemannen fränkisch zu werden (496/97, 506). II. Eine fränkische Durchdringung des Maingebiets ("fränkische Staatskolonisation" und christliche Missionierung) fand schon in der Epoche des merowingischen Frankenreichs (6./8. Jahrhundert) statt. Franken als Francia orientalis ("Ostfranken") im engeren Sinn war im Ostfrankenreich ein dem Königtum offen stehender Raum karolingischer Herrschaft (9. Jahrhundert). Nichtsdestotrotz behaupteten sich auch im vom Königtum dominierten fränkischen Maingebiet mehr und mehr einheimische Adelsfamilien wie Mattonen, Konradiner und Popponen; die Adelsfehde zwischen Babenbergern und Konradinern im Maingebiet (bis 906) stellte indes bald die Ungarngefahr in den Schatten. Der Konradiner Konrad I. (911-918) wurde im fränkischen Forchheim zum ostfränkischen König gewählt; sein Bruder Eberhard (†939) versuchte, in Franken eine herzogsgleiche Stellung aufzubauen, scheiterte aber im Aufstand gegen König Otto I. dem Großen (936-973). Parallel zur sich ausbildenden fränkischen Herrschaft im Maingebiet entwickelte sich auf der Grundlage frühmittelalterlicher christlicher Mission eine fränkische Kirchenorganisation mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Bamberg; daneben hatte das Erzbistum Mainz Einfluss. Das 742 gegründete Bistum Würzburg ging auf den angelsächsischen Missionar Winfried-Bonifatius (†754) zurück, Bamberg war eine Stiftung König Heinrichs II. (1007). Als mächtige Glieder der ottonisch-salischen Reichskirche (10./11. Jahrhundert) sollten die Bischöfe in Franken auch nach dem Investiturstreit weltliche Herrschaft ausüben. So gelang es den Würzburger Bischöfen, eine herzogsgleiche Stellung im Bistum und "Herzogtum Würzburg" zu erreichen ("Güldene Freiheit" 1168). In das Hochmittelalter (12./13. Jahrhundert) zurück reicht die Ausbildung von Landesherrschaften im nun als Franconia bezeichneten Herzogtum Ostfranken. Zu nennen ist zuvorderst der Einfluss der staufischen Königsfamilie auf die Grenzregion zwischen Schwaben und Franken nach dem Aussterben der Grafen von Komburg-Rothenburg (1116). Weiter beherrschten die Grafen von Eppstein, Henneberg und Rieneck, bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1248 auch die Herzöge von Andechs-Meranien oder - im Fahrwasser der Staufer - die Grafen von Hohenlohe, Pappenheim und Wertheim sowie die (Reichs-) Schenken von Limpurg die Territorialpolitik in Unter- und Oberfranken, so dass sich im späten Mittelalter (13./15. Jahrhundert) ein Flickenteppich kleinerer bis mittlerer fränkischer Landesherrschaften ergab. III. Das Spätmittelalter sah den weiteren Ausbau der Landesherrschaft der Würzburger Bischöfe (u.a. aus den Häusern Hohenlohe, der Schenken von Limpurg) zum Territorium des Hochstifts (14./15. Jahrhundert) teils im Mit-, teils im Gegeneinander zu den deutschen Herrschern (Ludwig der Bayer [1314-1347], Karl IV. [1346-1378]) und zum Papsttum (in Avignon); ab der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint das Bistum auch wirtschaftlich konsolidiert und behielt in den Auseinandersetzungen mit Markgraf Albrecht Achilles von Ansbach-Brandenburg (1470-1486) die Oberhand. An weltlichen Territorien konnten sich daneben die der Herren bzw. Grafen von Castell, Grumbach, Rothenfels, Henneberg, Rieneck und Wertheim behaupten, ebenso die Landesherrschaften der fränkischen Ritterschaft in den Adelslandschaften (Aufstieg aus gräflicher oder hochstiftischer Ministerialität). Zu nennen sind auch die Entwicklungen im Untermaingebiet und im Spessart, ebenfalls die sich behauptende Reichsstadt Schweinfurt (Verpfändung, reichsstädtisches Territorium, innere Entwicklung, Schweinfurt als Reichsstand). Die katholische Kirche (Bistum Würzburg [Archidiakonate, Dekane, Pfarrer, Vikare; Synodaltätigkeit der Bischöfe]; Mönchsorden [Benediktiner, Reformorden, Ritterorden, Bettelorden, religiöse Frauengemeinschaften]) prägte das Leben der Gläubigen (Volksfrömmigkeit, Judenverfolgungen, Spitalwesen), die Gesellschaft war dem mittelalterlichen Verständnis von Ordo entsprechend in Schichten gegliedert (Geistlichkeit, Adel, städtisches Bürgertum, dörflich-ländliche Bevölkerung, Randgruppen [Arme, Juden u.a.]), Ackerbau, Viehzucht (der Agrarlandschaft), Handel und Handwerk prägten das Wirtschaftsleben. Im Bildungsbereich entfaltete sich im Spätmittelalter ein dichtes Geflecht von Schulen (Domschule, Kloster- und Stiftsschulen, Lateinschulen, städtische Schulen), die Würzburger Universität wurde im Jahr 1402 gegründet. Die deutsche Literatur kennt zudem Dichter und Autoren, die mit Unterfranken verbunden waren (Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, Reinmar von Zweter, Otto von Botenlauben, Süßkind von Trimberg, Konrad von Würzburg, Hugo von Trimberg, Ruprecht von Würzburg, Johann von Würzburg u.a.). Die Kunst in Unterfranken war in Hoch- und Spätmittelalter geprägt von der Romanik und der Gotik. [Buhlmann, 11.-12.2019]

Untermann, Matthias (1991), Kloster Mariental in Steinheim an der Murr. Römisches Bad, Grafenhof, Kloster (= Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg, Bd.13), Stuttgart 1991 > M Mariental

Untermann, Matthias (Hg.) (2005), Spuren des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, hg. v. Verein für Heimatgeschichte St. Georgen (= Sonderdruck = Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Bd.6), Hertingen 2005 > S St. Georgen im Schwarzwald

Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa: Tl.V: Jankuhn, Herbert, Kimmig, Wolfgang, Ebel, Else (Hg.) (1989), Der Verkehr. Verkehrswege, Verkehrsmittel, Organisation. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1980 bis 1983 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philosophisch-historische Klasse, Dritte Folge, Nr.180), Göttingen 1989, 430 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM 62,-, mit den Beiträgen: I. Hajo Hayen, Bau und Funktion der hölzernen Moorwege: Einige Fakten und Folgerungen, beschäftigt sich mit Bohlenwegen über nordwestdeutsche Moore von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter (Bohlenwegbau, Typen, Begehbarkeit und Befahrbarkeit, Bohlenwege und Straßennetz). II. Dieter Timpe, Wegeverhältnisse und römische Okkupation Germaniens, behandelt die Verkehrs- und Kommunikationsproblematik im Zusammenhang mit der römischen Besetzung Germaniens zwischen Rhein und Elbe um Christi Geburt (limites [Waldschneisen], aggeres und pontes (longi), praesidia [Befestigungen]). III. Helmut Bender, Verkehrs- und Transportwesen in der römischen Kaiserzeit, geht ein auf die römischen Straßen (Aussehen, Straßenbauarbeiten, Finanzierung, Meilensteine, Stationen), Brücken (Rheinbrücken der Spätantike) und Pässe (Passstraßen) sowie den cursus publicus (Staatspost, Itinerare [Peutingertafel], Reisegeschwindigkeit). IV. René Wyss, Handel und Verkehr über die Alpenpässe, benennt 34 Pässe (Bernina, Flüela, Furka, Gotthard, Julier, Lötschen, Lukmanier, Reschen, San Bernardino, [Großer] St. Bernhard, Semptimer, Simplon, Splügen u.a.), Passlandschaften und Passausgänge (Bellinzona, Chiavenna, Rheintal u.a.) und ordnet sie ein u.a. in die römisch-antike und mittelalterliche Geschichte (Transportwesen, [klimatische] Schwierigkeiten bei der Alpenüberquerung). V. Walter Janssen, Reiten und Fahren in der Merowingerzeit, hebt auf Grund schriftlicher, ikonografischer und besonders archäologischer Quellen ab auf Kontinuitäten zwischen Antike und Frühmittelalter bei Verkehrswegen zu Land (inner- [Köln] und außerörtliche [vicus Jülich] Römerstraßen, Römerstraße Bavai-Köln [zwischen Lössgebiet und Großwald], römische Brücken [Neuss-Grimlinghausen]; Pferd [Pferdebestattungen] und [weniger] Wagen) und zu Wasser (Flusssystem, Transport von Massengütern [Kalkstein, Kalksteinsarkophage]; Einbäume und Lastschiffe). VI. Lothar Voetz, Zu den zentralen Wegebezeichnungen im Althochdeutschen, untersucht die Begriffe straza, uueg (auch abstrakt), stiga, (p)(f)ad, gazza, heristraza, diotuueg (als via publica, via regia), burcstraza, brugga in der althochdeutschen Überlieferung Tatians, Otfrids von Weißenburg, Notkers von St. Gallen sowie in den althochdeutschen Glossen. VII. Heinrich Tiefenbach, Furtnamen und Verwandtes, beleuchtet ortsnamenkundlich die für den Verkehr so wichtigen Furten über ein Gewässer; onomastische und appellative Bestimmungswörter zum Grundwort -furt finden sich bis 1200 vielfach, angefangen bei Steinfurt oder Franconofurd (794, Frankfurt, vadus Francorum als "Furt der Franken") über Bildungen mit Personen- oder Personengruppennamen (Mimigernaford [820], Münster; Gebisindofurd [839]) bis zu Bestimmungswörtern, die (geografische, rechtliche, relationale, menschliche Eingriffe schildernde) Beschaffenheiten ausdrücken; auch die Grundwörter -port (lat. portus) und -drecht (dragen als "tragen") zeigen Flussübergänge an. VIII. Detlev Ellmers, Die Archäologie der Binnenschifffahrt in Europa nördlich der Alpen, analysiert die archäologische Forschung unter den Aspekten des Begriffs "Binnenschifffahrt", der Wasserfahrzeuge (Schiffbautradition, Funktion [Fischerei, Beförderung von Lasten und Personen, Kriegsschiffe, Fähren], Technik [Antrieb, Steuerung, Anlandung]), der Wasserstraßen (natürliche Binnengewässer, Wasserbau [Schiffsländen, Kanäle, Treidelpfade], ergänzende Landwege, Fahrstrecken der Schiffe), der Landstationen (Häfen, Ufermärkte, Ufersiedlungen) und der Verortung der Schifffahrt in den damaligen Gesellschaften (Schiffer, Kaufleute, Schiffe als Grabbeigaben u.a.). IX. Wladyslaw Filipowlak, Die Häfen und der Schiffbau an der Odermündung im 9.-12. Jahrhundert, weist den Aufschwung der Ostee-Schifffahrt im behandelten Zeitraum nach und stellt Wollin und Stettin vor als sich ausbildende maritime Städte auch eines weitreichenden Seehandels (Signalsystem an Divenow und Swine [9. Jahrhundert], Leuchtturm bei Wollin [11. Jahrhundert]). X. W.A. van Es, Der Hafen von Dorestad, charakterisiert das frühmittelalterliche Dorestad als "Siedlungsanhäufung" mit südlichem Siedlungskern (römische Limesbefestigung Levefanum und merowingerzeitliches Dorestad zwischen Rhein und Lek westlich der Flussgabelung mit Rhein- und Lekhafen; heute durch Flussverlagerungen verschwunden) und nördlichem Siedlungskern ([von West nach Ost:] agrarisch genutzte Zone, karolingerzeitliche Handelssiedlung [umzäunte Parzellen mit Häusern und wohl auch Gewerbebetrieben] und vorgelagerte Hafenfront [Straßenkomplex durch feuchte Niederung zur Schiffslände] entlang des linken Rheinufers), verbunden mit einem agrarisch genutzten Mittelteil (Trennung von Krummem Rhein und Lek durch Damm [12. Jahrhundert]). XI. Ole Crumlin-Pedersen, Schiffstypen aus der frühgeschichtlichen Seefahrt in den nordeuropäischen Gewässern, nennt (neben dem Nydamboot [4. Jahrhundert]) Schiffsfunde aus Gräbern und Wrackfunde des 9. bis 15. Jahrhunderts (Grundformen von [Groß-] Schiffstypen, Fracht- und Lastschiffe, Hochseeschiffe) und führt beispielhaft die fünftägige Seereise des Norwegers Ottar von Kaupang nach Haithabu (9. Jahrhundert, Ende); Tl.VI: Jankuhn, Herbert, Ebel, Else (Hg.) (1989), Organisationsformen der Kaufmannsvereinigungen in der Spätantike und im frühen Mittelalter. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1980 bis 1985 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philosophisch-historische Klasse, Dritte Folge, Nr.183), Göttingen 1989, 237 S., DM 37,50, mit den Beiträgen: I. Lutz Richter-Bernburg, Commenda und Kompanien im Handel des Islam, erörtert die Bedeutung der Kaufleute im mittelalterlichen Islam und der im Recht verankerten Kaufleutegesellschaften beim Mittelmeer- und Indienhandel. II. Hans-Wilhelm Haussig, Praxis und Verbreitung des jüdischen Handels in Südrußland, untersucht u.a. die Rolle jüdisch-chasarischer Kaufleute und der Waräger im Handel zwischen Ost und West, zwischen China, Persien und dem (Ost-) Frankenreich im 9. und 10. Jahrhundert. III. Peter Schreiner, Die Organisation byzantinischer Kaufleute und Handwerker, verweist auf die Nennung von 22 vom byzantinischen Staat beaufichtigten Handwerker- und Händlerkorporationen ("Zünfte") im Eparchenbuch Kaiser Leons VI. von 911/12, deren Existenz bis zum Jahr 1204 nachgewiesen wird; auch für die spätbyzantinische Zeit ist aber von (anders gearteten) Wirtschaftsorganisationen auszugehen. IV. Nach Harald Siems, Die Organisation der Kaufleute in der Merowingerzeit nach den Leges, nennen die westgotischen leges für den Außenhandel mercennarii und transmarini negotiatores sowie die (optionale) Gerichtsbarkeit des telonarius, verweisen römisch-rechtliche Vorstellungen nur noch rudimentär auf Organisationsformen (societas, Reisegemeinschaften [Samo]) und Haftung von Kaufleuten, sprechen langobardische, burgundische oder fränkische Gesetze kaum von negotiatores; auch die Zollbefreiungen der Karolingerzeit erwähnen die Kaufleute nicht explizit, hingegen ist für damals von "kaufmännischen Rechtsgewohnheiten", "kaufmännischer Gerichtsbarkeit" und (Königs-) Schutz für Händler auszugehen. V. Else Ebel, Altnordische Quellen zu den skandinavischen Händlerorganisationen, verweist auf altisländische und altnorwegische Gesetzessammlungen des 13. und 14. Jahrhunderts, die wohl ältere Rechtsvorstellungen aufgenommen haben wie Fahr- und Handelsgemeinschaften, helmingsfélag und hjáfélag. VI. Otto Gerhard Oexle, Die Kaufmannsgilde von Tiel, interpretiert die vom Mönch und zeitgeschichtlichen Historiografen Alpert von Metz gegebene Beschreibung der Kaufleutegilde zu 1017/18 an Handelsplatz und königlicher Zollstelle Tiel (vicus/portus der Kaufleute, civitas des Walburgisklosters, curtis imperialis) als coniuratio ("Schwureinung") mit Sonderrecht, eigener Gerichtsbarkeit, Gildemahl, Eid und Exemtion von kirchlicher Gerichtsbarkeit. VII. Nach Erich Hoffmann, Skandinavische Kaufmannsgilden des hohen Mittelalters unter besonderer Berücksichtigung der dänischen Knutsgilden, sind Kaufmannsgilden seit dem 12./13. Jahrhundert im skandinavischen Raum nachweisbar (einheimische Gilde als hwirwing, gilde oder convivium; Norwegen: "Große Gilde" von Trondheim [1066/93], Miklagilde [1240], Mariengilde in Bergen [1274], Gildesatzungen [13./14. Jahrhundert]; Dänemark: Schleswiger Stadtrecht [12. Jahrhundert, Mitte], Privileg König Waldemars I. für dänische Gotlandfahrer [Gotländer Knutsgilde, ca.1177], Flensburger Knutsgildesatzung [ca.1200], Malmöer Statut [1256], Verbot von Gilden im Kopenhagener Stadtrecht [1294]). VIII. Nach Else Ebel, Kaufmannsgastung im Norden (dargestellt anhand altnordischer Quellen), kamen norwegische Händler in Island bei Handel treibenden Bauern gegen Geschenke, das Versprechen umgekehrt der Kaufmannsgastung in Norwegen oder Kostgeld unter. [Buhlmann, 09.2014]

Unterwegs in die Vergangenheit. Die erstaunlichsten Tatsachen der Weltgeschichte, Stuttgart-Zürich-Wien 1984 > W Weltgeschichte

Ur

Ur-, Vor-, Frühgeschichte als paläontologisch-historische Epochen der Menschheitsgeschichte: I. Urgeschichte als Vorgeschichte, als Frühgeschichte ist die prähistorische Epoche der Menschheit vor dem Auftreten von schriftlichen Geschichtsquellen. Für den mitteleuropäischen Raum lässt sich die Urgeschichte einteilen gemäß:

Zeitraum (v.Chr.)Urgeschichtliche EpocheGeologische Zeitstufe
(735000)-(8000)Paläolithikum:Pleistozän
(735000)-(200000)Alt-Paläolithikum
(Acheuléen)Mittleres Pleistozän
(200000)-(35000)Mittel-Paläolithikum
(Jungacheuléen, Moustérien)
Oberes Pleistozän
(35000)-(10000)Jung-Paläolithikum
(Aurignacien, Gravettien, Magdalénien)
(10000)-(8000)Endpaläolithikum
(8000)-(5000)MesolithikumHolozän
(5000)-(1800)Neolithikum:
(5000)-(4000)Alt-Neolithikum (Linearbandkeramik)
(4000)-(3500)Mittel-Neolithikum
(Stichbandkeramik, Rössener Kultur)
(3500)-(2500)Jung-Neolithikum (Michelsberger Kultur)
(2500)-(1800)End-Neolithikum (Becherkulturen)
(1800)-(750)Bronzezeit:
(1800)-(1200)Ältere Bronzezeit
- Frühe Bronzezeit (Schnurkeramik, Glockenbecher)
- Hügelgräberbronzezeit
(1200)-(750)Jüngere Bronzezeit (Urnenfelderkultur)
(750)-(Chr.Geb.)Vorrömische Eisenzeit:
(750)-(500)Ältere Eisenzeit (Hallstattzeit)
- Ältere Hallstattzeit
- Jüngere Hallstattzeit
(500)-(Chr.Geb.)Jüngere Eisenzeit (Latènezeit)
- Früh-Latènezeit
- Mittel-Latènezeit
- Spät-Latènezeit

II. Paläolithikum: Die Altsteinzeit gehört noch zur Zeitepoche der Menschwerdung. Ohne genauer auf die Entstehung (auch) des (modernen) Menschen in Ostafrika eingehen zu wollen, können wir für den europäischen Kontinent die altpaläolitische Einwanderung durch Menschen der Art Homo erectus, das alt- bis mittelpaläolithische Auftreten von Homo sapiens neanderthalensis und das Erscheinen des Homo sapiens sapiens am Beginn des Jungpaläolithikums konstatieren. Der Homo erectus war dabei vor rund 400000 Jahren in Mittel- und Südeuropa weit verbreitet (Homo heidelbergensis). Es ist wahrscheinlich, dass sich aus dem europäischen Homo erectus der klassische Neandertaler (200000-30000 Jahre vor heute), aus dem afrikanischen Homo erectus aber der anatomisch "modernere" Mensch (200000 Jahre vor heute - heute) gebildet hat. Das Auftreten der verschiedenen Menschentypen, die Besiedlung Europas durch sie, hing schließlich auch von der Gunst und Ungunst des eiszeitlichen Klimas ab, bei dem (relative) Warm- und Kaltzeiten abwechselten. Ein kultureller Wandel vollzog sich vor 35000 bis 40000 Jahren, als (oder doch bevor?) der anatomisch moderne Homo sapiens sapiens (Cro-Magnon-Typ) die europäische Bühne betrat und die Neandertaler ausstarben. Wohl Verdrängung war die Ursache für das Verschwinden des Homo sapiens neanderthalensis. Vielleicht ein Ungleichgewicht in der Geburten- und Sterberate, vielleicht eine schlechtere Ressourcenausnutzung (trotz teilweiser Übernahme modernerer Techniken) ließen die Neandertaler rasch in Nachteil geraten, und das bei einer Populationsgröße von maximal 2 Millionen Individuen im gesamten besiedelten westeurasiatischen Raum. Zu einer genetischen Vermischung zwischen Neandertalern und Neuankömmlingen wird es dabei wohl gekommen sein, der Bevölkerungswechsel vollzog sich schnell; kein Neandertalerfund ist jünger als 30000 Jahre. III. Mesolithikum: Der Klimaumschwung am Beginn der Mittelsteinzeit brachte für Europa eine völlige Umgestaltung der Landschaft. Die Tundren- und Steppenbereiche rückten nach Norden, Arten der eiszeitlichen (Mega-) Fauna starben aus, Wälder drangen vor. Für die damaligen Menschen bedeutete dies entweder ein Ausweichen in die nun vom Eis freigegebenen Gebiete oder die Anpassung an die neue Umgebung. Im Übergang vom Paläo- zum Mesolithikum hat jedenfalls in Europa z.T. ein kultureller Wandel stattgefunden; eine sinkende Bevölkerungsdichte ging mit einer Verkleinerung der menschlich-sozialen Gemeinschaften einher. Typisch für die Mittelsteinzeit (aber auch teilweise für die vorangehende und nachfolgende Epoche) sind neue Techniken der Materialbearbeitung: Mikrolithen dienten als Pfeilspitzen, als Schneiden oder Bohrer; Feuersteinäxte und -beile treten neben Hacken, Schabern und Sticheln auf; Werkzeuge aus Geweih, Knochen, Holz und Fasern - von Hacken über Körben und Käfigen zu Fischreusen - komplettieren die Vielfalt der verwendeten Geräte. Hinzu kam die Nutzung von Transportmitteln, wie sie z.B. Skier oder Einbäume (mit Paddeln) darstellen. Die neuen Techniken sind aber nur ein Aspekt der (kulturellen) Weiterentwicklung. Die Ernährungsbasis muss sich verbreitert haben insofern, dass neben der Jagd auf Landtiere (Großsäugetiere: Rotwild, Wildschweine) - eventuell mit domestizierten Hunden - auch der Fischfang eine große Rolle spielte. Pflanzliche Nahrungsmittel waren, soweit erkennbar, die reichhaltig in den Wäldern vertretenen Haselnüsse, aber auch Beeren, Pilze und Wurzeln. Linsen, Erbsen und Gräsersamen kamen hinzu. Dabei war die Nahrungsbeschaffung abhängig von den Jahreszeiten, die auch die Mobilität der Jäger- und Sammlergruppen bestimmten. Siedlungssysteme entstanden, z.B. wurden höhergelegene Wohnplätze im Sommer, tiefergelegene im Winter aufgesucht. Freilandstationen zeichnen sich im Befund durch Pfostenlöcher und Herdgruben aus. IV. Neolithikum: Die Jungsteinzeit ist durch eine weitere "Revolution" gekennzeichnet, der Sesshaftwerdung des Menschen bei Ackerbau und Viehzucht. Von nun an kann von einer wirklichen Besiedlung gesprochen werden, obwohl es neben den jungsteinzeitlichen Bauernkulturen lange Zeit noch Jäger und Sammler gegeben haben wird und obwohl neolithische Wirtschaftsweisen schon im Mesolithikum nachzuweisen sind. Die Landschaft wandelt sich - in vorerst bescheidenem Ausmaß - von einer Natur- zu einer Kulturlandschaft, wobei nun bäuerliche Kulturen den Kulturen der Jäger und Sammler gegenüberstanden. Verbunden ist die Zeit des Neolithikums mit aus der Sesshaftwerdung resultierenden Kennzeichen: die (Brand-) Rodung von Eichenmischwäldern war die Grundlage der Bewirtschaftung von leichten Lössböden, Grundlage von Ackerbau und Viehzucht, Grundlage handwerklicher Fertigkeiten wie der Töpferei oder Herstellung von Kleidung; der Bedarf an Feuerstein erhöhte sich stark (Bergwerke). Man bringt die "neolithische Revolution", die um die Mitte des 5. Jahrtausends Mitteleuropa erreicht haben wird, mit dem Vordringen neuer Bevölkerungsgruppen, wahrscheinlich von Mitteldeutschland, in Verbindung. Diese Bevölkerungsgruppen werden Bandkeramiker genannt. Mehrschiffige Langhäuser als Wohnstallhäuser, die Wanderbauerschaft der Bandkeramiker, das Spinnen und Weben, der Anbau von Einkorn und Emmer, Erbsen und Linsen, Lein und Mohn bei Nutzung wild wachsender Pflanzen wie Haselnuss oder Obst, die Viehzucht mit Rindern, Schweinen und Schafen gehören hierzu. Das Feuersteinbeil tritt erstmals auf, Keramiktöpfe und -schalen wurden verziert und bemalt. Eine gewisse Differenzierung innerhalb der wohl eineinhalb tausend Jahre andauernden bandkeramischen Kultur lassen Linien- und Stichbandkeramik erkennen, während - z.B. für Westdeutschland - die jüngere Bandkeramik unter Einfluss der Hinkelsteinkeramik geriet und die jüngste Bandkeramik der Mosel-Maas-Gruppe zur sog. Großgartacher Keramik parallel lief. Die "Rössener Kultur" des 4. vorchristlichen Jahrtausends, die "Michelsberger" des 3. folgten der bandkeramischen Kultur, wobei das Eindringen neuer Bevölkerungsgruppen wahrscheinlich auch kriegerische Aktivitäten und Verdrängungen verursachte, da weiterhin Lössböden für den Ackerbau bevorzugt wurden. Norddeutsche Streitaxtkultur und westeuropäische Glockenbecherzivilisation bildeten am Niederrhein an der Wende vom 3. zum 2. Jahrtausend v.Chr. die "Rheinischen Becherzivilisation" aus. V. Bronzezeit: U.a. Die "Rheinischen Becherkulturen" des Endneolithikums leiten dann zur frühen oder älteren Bronzezeit (ca.1500-1200 v.Chr.) hinüber. Die Siedlungsstrukturen und die besiedelten Gebiete blieben im spätneolithischen Ausmaß bestehen. Als eine spezialisierte Handwerkergruppe bilden sich die Schmiede heraus, weitreichende Handelsbeziehungen, u.a. nach Südwestdeutschland zur süddeutschen Hügelgräberzivilisation, sind anzunehmen. Die späte Bronzezeit (ca.1200-750/700 v.Chr.) ist an ihrem Beginn durch die Zuwanderung neuer Menschengruppen nach Süddeutschland geprägt. Ethnische und gesellschaftliche Veränderungen wurden ausgelöst, es begann die "Urnenfelderzeit", charakterisert durch die sich jetzt in fast ganz Europa durchsetzende Brandbestattung in Urnen, einer Art geistiger Revolution. Eine Intensivierung im Bereich der Metallverarbeitung, gleichsam eine technische Revolution anzeigend, ist ebenfalls festzustellen. In der Landwirtschaft treten neben den Weizen- und Gerstenarten auch Roggen und Hirse, Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen oder Ackerbohnen kommen hinzu. Neben Rind, Schwein, Schaf und Ziege finden sich zahlreiche Wildtiere wie Wildschweine, Auerochsen oder Rothirsche. Das Pferd wurde als Reit- und Zugtier genutzt. Handel, auch Fernhandel, und Verkehr u.a. mit Bronzegegenständen, besonders Waffen, oder Salz gehören hierher, Kriege wurden nun auch mit Berittenen geführt. VI. Vorrömische Eisenzeit: Zu unterscheiden sind eine ältere oder Hallstatt- (ca.750-500 v.Chr.) von einer jüngeren oder Latènezeit (ca.500-1.Jh. v.Chr.). Die Herstellung und der Gebrauch von Eisen kamen in der vorrömischen Eisenzeit zum Durchbruch. Neben Eisenwaffen - Vorläufer gab es schon in der Bronzezeit - wurden Werkzeug und Alltagsgerät aus Eisen hergestellt; Schmelzöfen sind am Niederrhein gefunden worden. Weit reichende Handelsverbindungen gab es u.a. zum Mittelmeerraum, eine kriegerische berittene Elite ("Fürsten") bezog von dort Prestigegüter und stand einer in dörflicher Wirtschaftsweise lebenden Basisgesellschaft gegenüber. Das Dorf - auch in Form von Wandersiedlungen - bestand aus Gehöften, die jeweils einer Familie zugeordnet werden können, aus Gruppen von Langhäusern und Nebengebäuden, und blieb damit über die Jahrtausende seit dem Neolithikum eine Konstante menschlicher Existenz im nördlichen Europa. Die Gesellschaft der älteren Eisenzeit geriet um die Wende vom 5. zum 4. vorchristlichen Jahrhundert in eine schwere Krise, die Wanderbewegungen der Kelten sind hierfür ein Indiz. Die anschließende Latènezeit kann dann im Rheingebiet mit der jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur und der niederrheinischen Grabhügelzivilisation in Verbindung gebracht werden. Beide Kulturen wurden bis ins 1. Jh. v.Chr. hinein zunehmend keltisch überprägt, wenn auch die keltische Zivilisation durch ein Süd-Nordgefälle charakterisiert werden kann und am Niederrhein nicht mehr so wirksam war. "Die Kelten" können dabei angesehen werden als die Bewohner eines weiträumigen Kulturraums, der seit der späten Bronzezeit Rheinland-Pfalz, Südhessen, Baden-Württemberg und Bayern überzog und in dem - wahrscheinlich über die damaligen Oberschichten - eine relativ gleichförmige, "keltische" Kultur herrschte, vielleicht auch eine Gruppe zusammenhängender Sprachen vorhanden war, sich auf jeden Fall im Laufe der Zeit ausbildete. Von den Kelten zu unterscheiden sind die Germanen wohl in der Nachfolge der Jastorf- und Harpstedt-Nienburger Kulturen (ab Mitte des 1. Jahrtausends). Das Vordringen dieser Bevölkerungsgruppen von Südskandinavien, Dänemark, Nord- und Ostseeküste und Elberaum bis an Ems und Niederrhein lässt einen einheitlichen "Ursprung" der "Germanen" nicht erkennen. Um Christi Geburt könnte der Raum zwischen Rhein, Mittelgebirgen und Weichsel von germanischen Stämmen besiedelt gewesen sein, doch sind seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert immer wieder "Völkerbewegungen" auszumachen, wie der Kimbernzug (113-101 v.Chr.), das Vordringen der Sueben unter Ariovist (58 v.Chr.) oder das Eindringen germanischer Stämme am Niederrhein (um Christi Geburt) zeigen. Am Niederrhein erschienen damals - in den römischen Geschichtsquellen - Friesen, Germani cisrhenani, Sugambrer, Marser, Ubier, Brukterer, Chatten, Cherusker, Ampsivarier, Chamaven, Angrivarier, Fosi, Dulgubnii, Calucones, Tubanten, Tuihanti und Usipeter. Vereinfacht können wir diese (somit fremdbezeichneten) Germanen mit westgermanischen Funden und den (Nordsee- und) Rheinwesergermanen in Verbindung bringen, die Sugambrer sollen nach Tacitus zu den Istväonen gehören.
Zur Urgeschichte s.: Driehaus, Jürgen (1968), Rheinische Urgeschichte. Führer durch die Urgeschichtliche Abteilung des Rheinischen Landesmuseums Bonn (= Kunst und Altertum am Rhein, H.16), Düsseldorf 1968, 57 S., Abbildungen, DM N.N.; > E Eiszeiten; > M Menschwerdung; Müller-Karpe, Hermann (1974), Geschichte der Steinzeit, München 1974, 393 S., Schwarzweißabbildungen, DM 15,-, Nachdruck Augsburg 1998, 393 S., Schwarzweißabbildungen, DM N.N.; Narr, Karl J. (1961), Urgeschichte der Kultur (= KTA 213), Stuttgart 1961, VIII, 362 S., Bildtafeln, Zeittafeln, DM 15,-; Pietsch, Erich (1963), Altamira und die Urgeschichte der chemischen Technologie (= Deutsches Museum. Abhandlungen und Berichte, Jg.31, H.1), München 1963, 68 S., Abbildungen, Farbtafeln, Zeittafel, DM 4,80; Pörtner, Rudolf (1961), Bevor die Römer kamen. Städte und Stätten deutscher Urgeschichte (= Knaur 69), München-Zürich 51969, 479 S., Abbildungen, Karten, DM 4,80; Probst, Ernst (1991), Deutschland in der Steinzeit. Jäger, Fischer und Bauern zwischen Nordsee und Alpen, München 1991, 619 S., Abbildungen, DM 68,-; Probst, Ernst (1996), Deutschland in der Bronzezeit. Bauern, Bronzegießer und Burgherren zwischen Nordsee und Alpen, München 1996, 559 S., Abbildungen, DM 68,-. [Buhlmann, 10.2003, 04.2020, 11.2022]

Urban, Josef (Hg.) (2006), Das Bistum Bamberg um 1007. Festgabe zum Millenium (= SBBG 3), Bamberg 2006 > B Bamberg, Bistum

Urban Tb = Urban Taschenbuch

Urbanek, Walter (1969), Deutsche Literatur. Das 19. und 20. Jahrhundert. Epochen, Gestalten, Gestaltungen, Bamberg 31974 > D Deutsche Literaturgeschichte

Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, hg. v.d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: Bd.II (1988): Ruser, Konrad (Bearb.), Städte- und Landfriedensbündnisse von 1347 bis 1380, Göttíngen 1988, 2 Tle., 1382 S., € 9,95, erfasst quellenmäßig die Bündnisse von (freien, Reichs-) Städten von Burgund und dem burgundischen Rektorat, über die Schweiz, den Oberrhein bis zu Elsass, Mittelrhein und Wetterau sowie die Landfrieden an Oberrhein und Rhein, in der Wetterau, in Schwaben, Franken und Bayern im Zeitraum zwischen dem Tod Kaiser Ludwigs des Bayern (1347) und der Gründung des Schwäbischen Städtebundes (1376/80). [Buhlmann, 07.2015]

US-amerikanische Geschichte, 16.-21. Jahrhundert: I. Englische Kolonien: Jenseits der indigenen Bevölkerung Nordamerikas ("Indianer") waren die von England ausgehenden Koloniegründungen im 17. und 18. Jahrhundert für die Ausbreitung europäischer Kultur bei Abdrängung und Vernichtung indigener Bevölkerungsgruppen entscheidend. Siedlungskolonien entstanden durch Auswanderung (auch Abschiebung) aus England, befördert durch wirtschaftliche Interessen, an der Ostküste Nordamerikas ab 1585 (Roanoke Island als misslungener Siedlungsversuch) bzw. ab 1607 (Virginia Company von 1606; "Pilgerväter" und "Mayflower-Vertrag 1620). Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts bildeten sich Virginia (1624) und Massachusetts (1691), daneben New Hampshire, New York, New Jersey, Nord- und Süd-Carolina, Georgia als Kolonien der englischen Krone, Pennsylvania, Delaware und Maryland als Eigentümerkolonien und Connecticut und Rhode Island als Charterkolonien heraus. Bis 1641 wanderten über 70000 Europäer aus, es traten in den folgenden Jahrzehnten neben Engländern auch zunehmend Schotten, Iren und Deutsche in Erscheinung (Entstehung von Großstädten; Philadelphia, New York), schwarze Sklaven wurden für die südlichen Kolonien herangeschafft (Plantagenwirtschaft; Baumwolle, Tabak, Reis, Indigo), ein religiöser christlicher Pluralismus (Puritaner, Quäker; Sekten, Glaubensgemeinschaften in Pennsylvania). Die Kolonien dehnten sich gerade im 18. Jahrhundert nach Westen aus und verfestigten sich auch institutionell (Assemblies, Exekutive). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts lebten rund 2,5 Millionen Menschen in den dreizehn britischen Kolonien, die zweitausend Kilometer nordamerikanische Ostküste vereinnahmten und sich bis zu 300 Kilometer nach Westen ausdehnten (nach: Dippel (1996), USA). II. Amerikanische Revolution, amerikanischer Unabhängigkeitskrieg (1775-1783): Die Amerikanische Revolution als erste der modernen Revolutionen war zwiespältig und "janusköpfig", ebenso ihr Ergebnis: die amerikanische Nation. U.a. als Folge der britisch-französischen Auseinandersetzungen im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) in Nordamerika und der Karibik vermeinte die politisch-wirtschaftliche Oberschicht in den britisch-nordamerikanischen 13 Festlandskolonien (als Kron-, Charter-, Eigentümerkolonien; Neuenglandkolonien [Massachusetts, Connecticut, Rhode Island, New Hampshire, (Vermont), (Maine)], Mittelatlantikkolonien [New York, New Jersey, Pennsylvania], Kolonien des oberen Südens [Virgina, Maryland, Delaware], Kolonien des unteren Südens [North Carolina, South Carolina, Georgia] mit je eigener Wirtschafts- und Sozialstruktur [yeomanry, Stadt und Land, Kolonialadel, Quäker, frontier; Handelskolonien, Pflanzerkolonien, transatlantische Handelsverbindungen) eine verstärkte Einflussnahme der Londoner "Zentrale" (König Georg III. [1760-1820], Parlament, Tories und Whigs) im britischen Kolonialreich (British Empire) ausmachen zu können (transatlantische Diskurslandschaften, Interessen und Ideen; Aufklärung ["Rassereinheit", whiteness u.a.], Rechte freier Engländer als Projektionsfläche). Konflikte entzündeten sich am nordamerikanischen Schmuggel und dessen Bekämpfung durch die britische Royal Navy, an der wirtschaftlichen Lage der Kolonien (Nachkriegsrezession 1763/65) sowie insbesondere an den Kolonisten nun auferlegten Steuern und Zöllen (Sugar Act 1764, Stamp Act 1765); gerade in der Handelsstadt Boston weitete sich der Londoner Beschluss des Stamp Act zur Stamp Act-Krise u.a. um politische Mitbestimmung der Kolonien aus (No taxation without representation; Mobs, Vorgehen gegen Steuereintreiber, Boykott britischer Waren), die auf der Grundlage der (Kolonien-) Assemblies und der eher informellen Correspondence Committees alsbald zum interkolonialen Kongress in New York führten (1765). Zwar ruderte die britische Regierung unter Aufhebung des Stamp Act wieder zurück (Repeal 1766), doch hielt - trotz wirtschaftlicher Gesundung in den Kolonien (1765/66) - die Opposition gegen die "Zentrale" weiter an und erfuhr zudem eine Radikalisierung (Sons of Liberty, Townsend-Duties, New York Restraining Act, Boykott britischer Waren 1767/68), wobei sich die Konflikte um Zoll und Schmuggel mit antikatholischen Übergriffen und der expansiven Ausweitung der weißen Besiedlung auf Indianerland jenseits der britischen Royal Proclamation Line (1763) paarte (Stationierung britischer Soldaten in Boston und New York). Nach dem Boston Massacre und der Aufhebung der Townsend-Duties (1770) beruhigte sich die Lage erst einmal wieder, um etwa in Fragen des Sklavenhandels und des Teezolls (Tea Act 1773) wieder zu eskalieren, wie Boston Tea Party (1773) und die darauf reagierenden Gesetze des Londoner Parlaments (Boston Port Act, Massachusetts Government Act, Quartering Act, Québec Act 1774) zeigen. Verhandelt wurde zwar zwischen dem in Philadelphia tagenden Kontinentalkongress (1774) und der britischen Regierung, doch führte das Vorrücken britischer Truppen auf Lexington und Concord (britische Niederlage bei Concord) zu den ersten bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den amerikanischen Kolonien (vereint durch Association Committees, Correspondence Committees, Sons of Liberty, Kontinentalkongress; kämpfende Milizen) und der britischen Kolonialmacht (1775). Von nun an standen die Kolonien in offenem Aufruhr gegen das Mutterland. Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) begann mit weiteren Erfolgen der Kolonialmilizen gegen britische Einheiten (Einnahme von Fort Ticonderoga, Belagerung Bostons 1775). Auf Initiative George Washingtons (†1799) ließ der Kontinentalkongress aber alsbald eine reguläre amerikanische Armee aufstellen, ohne dass auf die Milizen als zusätzliche Kampfverbände verzichtet wurde (1775). Washington übernahm den Oberbefehl über die Armee, am Belagerungspatt vor Boston konnte aber auch er nichts ändern. Gleichzeitig begann mit der Diskreditierung von britischen Soldaten ("Hessen") im Krieg und der Petition to the British People des Kontinentalkongresses (1775) ein Propagandakrieg. 1775/76 endete ein amerikanischer Vorstoß auf das britische Kanada (Québec) in einer militärischen Katastrophe, der britische Abzug aus Boston (1776) hingegen verstärkte das militärische Übergewicht (gerade zur See) der Briten und eröffnete neue britische Optionen im Krieg. Die Unabhängigkeitserklärung der amerikanischen Kolonien (4. Juli 1776; John Adams [†1826], Benjamin Franklin [†1790], Thomas Jefferson [†1826] als Meinungsführer und Mitglieder des Draft Committee; Articles of Confederation 1776) machte den politischen Dissens zwischen Kolonien und Mutterland vollends unumkehrbar; hingegen unterstützte der französische König Ludwig XVI. (1774-1793) zunächst finanziell die Aufständischen gegen Großbritannien (1777). Doch zunächst behielten die Briten militärisch das Heft in der Hand, nachdem ihre Truppen bei New York gelandet waren und mit Unterstützung auch loyalistisch-amerikanischer Verbände (Tory-Milizen) die Armee des (u.a. whig-revolutionären) Kontinentalkongresses unter deren starken Verlusten nach Norden hin abdrängten (britische Umfassungsmanöver bei Long Island, Schlachten bei Trenton und Princeton 1776, Winterquartier einer desolaten amerikanischen Armee bei Morristown 1776/77). Auch im Folgejahr (1777) behaupteten sich die Briten weitgehend (Eroberung von Fort Ticonderoga); indes musste die britische Armee unter dem erfahrenen Befehlshaber John Burgoyne kapitulieren (Schlachten von Saratoga), während die Briten unter den Brüdern Richard und William Howe immer noch die Küstenregionen in den Kolonien behaupteten und sogar Philadelphia, den Sitz des Kontinentalkongresses einnehmen konnten (Schlacht beim Brandywine, Massaker von Paoli, Schlacht bei Germantown; Winterquartier der amerikanischen Armee bei Valley Forge 1777/78. Ab 1778 befand sich Großbritannien auch im (Welt-) Krieg mit Frankreich und Spanien; hierbei rückten zunehmend Kriegsschauplätze in der Karibik oder in Indien in den Mittelpunkt des Geschehens. Demzufolge mussten die britischen Truppen auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz vorsichtiger vorgehen, zumal eine wirksame Unterstützung durch die Royal Navy nun fehlte. Es kam noch zu vereinzelten militärischen Aktionen in Küstennähe, Philadelphia wurde aufgegeben, die Truppen des neuen britischen Befehlshabers George Clinton wurden zurückgedrängt (Schlacht bei Monmouth Court House 1778), allerdings scheiterte ein amerikanischer Angriff auf Newport (Seeschlacht bei Sandy Hook 1778) und auch New York blieb fest in britischer Hand. Das Kriegsjahr 1779 brachte im Gebiet der Neuenglandstaaten keine wesentlichen Verschiebungen im Kräfteverhältnis der Kriegsparteien zueinander. In den südlichen Kolonien gelang der britische Zugriff auf Savannah (Ende 1778), während alsbald Georgia weitgehend unter britische Kontrolle gerieten (1779); eine amerikanische Belagerung Savannahs scheiterte (1779); 1780 gelang die britische Einnahme von Charles Town, die südliche Kontinentalarmee geriet infolge der größten amerikanischen Niederlage im Unabhängigkeitskrieg in britische Gefangenschaft. In Fortsetzung der Southern Strategy und unter den Bedingungen eines Bürgerkriegs zwischen amerikanischen Tories und Whigs in den südlichen Kolonien siegten die Briten unter dem Befehlshaber Charles Cornwallis in der Schlacht von Camdon, während die Tory-Milizen gegen die Whigs bei King's Mountain unterlagen (1780). Es folgten weitere britische Niederlagen (Schlachten bei Cowpens und Guilford Court House 1781) und der Rückzug auf Savannah und benachbarte Küstenorte, schließlich auf Yorktown, von wo die britische Südarmee nach New York transportiert werden sollte, was aber letztlich nicht gelang (Seeschlacht bei Virginia Capes, Kapitulation der Armee Cornwallis' in Yorktown). Die britische Hauptarmee unter Clinton verhielt sich währenddessen erschreckend passiv; im Jahr 1782 hielt der verheerende Bürgerkrieg in den südlichen Kolonien weiter an, auch führten amerikanische Milizen die Indianerkriege weiter. Innenpolitische Veränderungen in Großbritannien (Rücktritt des Premierministers Frederick North) und die immer höher werdende Verschuldung des Landes bei stark ansteigender Steuerbelastung (Gordon Riots) ließen die britische Regierung auf einen Frieden mit den amerikanischen Kolonisten hinarbeiten. Der Sonderfrieden vom 29. November 1782 (britischer Verzicht auf die Kolonien und der Westgebiete, Anerkennung der Unabhängigkeit der Kolonien) ließ die Amerikaner aus dem Krieg ausscheren - unter Protest ihrer Verbündeten Frankreich und Spanein, die sich dennoch alsbald gezwungen sahen, ebenfalls mit Großbritannien Frieden zu schließen (Frieden von Paris 1783; Florida, Menorca an Spanien, einige westindische Inseln an Großbritannien, Anerkennung der amerikanischen Unabhängigkeit). Insgesamt besaß der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg jenseits des Konflikts zwischen Briten und Amerikanern eine Reihe von Fronten: innenpolitisch zwischen den gegenüber dem britischen König loyalen Tories, den politisch Neutralen und den Whig-Rebellen, sozial zwischen Schwarzen (schwarze Amerikaner, Sklaverei) und Weißen (kriegführende Männer und deren Frauen), ethnisch zwischen Indianern (östlich des Mississippi) und weißen Siedlern (Indianerkriege [der Whig-Milizen] 1775/95 [Frühjahrsfeldzug gegen die Cherokee 1779, Massaker von Gnadenhütten 1782, Irokesenföderation, Konföderation des Westens], Anschluss der Indianer meist an die britische oder französische Kolonialmacht). Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg hinterließ die "postrevolutionäre Geburtskrise" der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) insofern, dass zunächst staatliche Institutionen und in der Gesellschaft verankerte Identitäten geschaffen werden mussten auch gegen innere Widerstände, die sich im Gefolge des Tory-Whig-Bürgerkriegs sowie einer massiven ungleichen (im Unabhängigkeitskrieg nur überdeckten) Verteilung von Eigentum ausbildeten (Society of the Cincinati 1783; Verschuldung der Kleinbauern, politisches System; Unruhen in Neuengland 1786, riots in Pennsylvania 1787/95). Der Verfassungskongress von Philadelphia (1787), an dem u.a. Alexander Hamilton (†1804) beteiligt war (British Plan, Virginia Plan, New Jersey Plan), schuf dann die konstitutionellen Grundlagen der USA auf der Grundlage der Bürgerrechte (Bill of Rights), von Kongress, Präsidentschaft und Supreme Court, ergänzt um wichtige Zusatzartikel (Amendments) (1788/91); 1789 wurde zum ersten Mal der Kongress gewählt, im selben Jahr erhielten die USA mit George Washington in ihren ersten Präsidenten. Gleichzeitig traten North Carolina und Rhode Island in die USA ein, später auch Vermont (1791). Dabei war (bis zum Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs) nicht klar, wer in den USA der Souverän war: die Bundesstaaten oder die Union. Vom weit gestreutem (Mehrheits-) Wahlrecht in den Bundesstaaten und den USA blieben große Gruppen der Bevölkerung ausgeschlossen: Frauen, Schwarze (Sklaverei), Indianer. Die USA entwickelte sich unter den Gedanken der Aufklärung bei (partieller) Trennung von Staat und (Amts-) Kirche(n) zudem zu einer "christlich-protestantischen Nation". Die ab 1800 erbaute Hauptstadt Washington stellte die amerikanische Republik als Empire of Liberty architektonisch-symbolisch dar. Innerhalb des so verfassungsrechtlich grob definierten politischen Systems etablierten sich (mitunter kaum voneinander abgrenzende) politische Parteien, in denen sich die politische Elite der USA versammelten: Federalists, Anti-Federalists, aus Letzterer hervorgehend die Democratic Republicans (diese sich wiederum aufspaltend in die National Republicans und die Democrats [1830er-Jahre]). Es bildete sich ein Zweiparteiensystem aus. Maßgebliche politische Persönlichkeiten der jungen Republik waren neben den Präsidenten George Washington (1789-1797), John Adams (1797-1801), Thomas Jefferson (1801-1809) und James Madison (1809-1817) u.a. der Finanzminister Alexander Hamilton (Bank of the United States 1790, USA als kapitalistisches Wirtschaftssystem), Aaron Burr (als Schöpfer des modernen Wahlkampfs) u.a. Außenpolitisch führten die USA mit Frankreich einen Quasi War (Seekrieg 1798/1800); 1803 wurde von Napoleon das französische Louisiana-Territorium erworben. Gleichzeitig ging die Expansion der USA nach Westen weiter (Land Ordinance 1785, Northwest Ordinance 1787). Hier entstanden neue (Territorien bzw.) Bundesstaaten, die nach und nach Aufnahme in die USA fanden (Kentucky 1792, Tennessee 1796, Ohio 1803 usw.). Im Amerikanisch-Tripolitanischen Krieg (1801-1805) griffen die USA in Nordafrika ein. Im Britisch-Amerikanischen Krieg (1812-1815) gerieten die USA noch im Jahr 1812 militärisch ins Hintertreffen (Michigan, Schlacht von Queenstown), das Jahr 1813 brachte den Vereinigten Staaten Siege und Niederlagen (Schlachten von Winfield Scott, Chateauguay, Chrysler's Farm). Es folgten weitere Siege und Niederlagen (Schlachten bei Chippewa und von Lundy's Lane, von Plattsburgh 1814), u.a. gelang den britischen Truppen bei ihrem Vorstoß über die Chesapeake Bay die Einnahme und Zerstörung der Hauptstadt Washington, während ihr Angriff auf Fort Henry scheiterte (1814; Francis Scott Keys The Star Spangled Banner). Im Genter Frieden vom 28. Dezember 1814 einigten sich die Kriegsparteien auf die Wiederherstellung des status quo. Mit dem Britisch-Amerikanischen Krieg kam die Staatsbildung der USA zu einem vorläufigen Abschluss. Rezeptionsgeschichtlich betrachtet, wurden und werden die Anfangsjahre der amerikanischen Nation je nach Standpunkt und zeitlicher Distanz unterschiedlich bewertet (Mythen und Erinnerungen). Dabei stehen Widersprüche und Brüche in der damaligen bis heutigen amerikanischen Gesellschaft für die "Tragik und Größe einer unvollendeten Nation" und wurden und werden nur zum Teil überdeckt von Patriotismus, Nationalismus, Expansionismus und Wirtschaftsimperialismus, den hohen aufklärerisch-christlichen Ansprüchen der amerikanischen Nation zum Trotz (nach: Hochgeschwender, Michael (2016), Die Amerikanische Revolution. Geburt einer Nation 1763-1815, München 2016). III. Zwischen amerikanischer Revolution und amerikanischem Bürgerkrieg: Parallel zu den amerikanisch-britischen Auseinandersetzungen setzten die Vereinigten Staaten ihre Expansion nach Westen fort (Kauf des französischen Louisiana [zwischen Mississippi und Rocky Mountains] 1803; Lewis-Clark-Expedition 1803/06); 1819 wurde Florida von Spanien abgetreten, während Letzteres Texas behaupten konnte; Breitengrade als Grenzlinien wurden auch mit Kanada und Russland vereinbart (1818, 1824; Oregon-Frage). Infrastrukturmaßnahmen (Kanäle, Straßen; Dampfschifffahrt, "Amerikanisches System"), die beginnende Umsiedlung von Indianern, eine Schutzzollpolitik, die sich formierende Arbeiterbewegung (Gewerkschaften) und die politische Beteiligung der Führungsschicht aus den Bundesstaaten jenseits der Appalachen prägten insbesondere die Präsidentschaft Andrew Jacksons (1829-1837). Die Nullification Crisis und versuchte Sezession Süd-Carolinas (1832) ließ zudem ein Auseinanderdriften zwischen Nord und Süd innerhalb der USA in Sachen von Wirtschaft und Sklaverei erkennen; auch waren die südlichen Bundesstaaten in den Institutionen der Union (Supreme Court) überproportional vertreten. Die Aufnahme von Missouri als Bundesstaat, in dem Sklaverei erlaubt war, stellte 1819 die USA vor Probleme, die mit der Ausgliederung des Bundesstaats Maine aus Massachusetts überwunden wurden (Missouri-Kompromiss 1820). Auch die Aufnahme des 1836 aus Mexiko ausgetretenen Texas in die Union verursachte - auch vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise von 1837 - Schwierigkeiten und letztlich im Zuge der 1845 beschlossenen Annexion von Texas den amerikanisch-mexikanischen Krieg (1846-1848; US-amerikanische Eroberung Kaliforniens, amerikanisches Vordringen bis nach Mexiko-Stadt; Friedensvertrag: Rio Grande und Gila-Fluss als Grenze; "Gadsdon-Kauf" 1853). Die in der Folge beitretenden Bundesstaaten im Westen (Kalifornien 1850; "Goldrausch" 1848) bzw. Nordwesten (Kansas-Nebraska-Gesetz 1854) waren alles Staaten ohne Sklaverei, so dass sich die Südstaaten immer mehr in den Hintergrund gestellt sahen (Abolitionismus in den Nordstaaten, Gründung der Republikanischen Partei 1854, innenpolitische Konflikte in Kansas, Kulturkonflikte u.a.). Die Präsidentschaft des Demokraten James Buchanan (1857-1861) überdeckte noch die widerstrebenden Interessen (Entscheidung des Supreme Court im Dred-Scott-Fall 1857) (nach: Dippel (1996), USA). IV. Amerikanischer Bürgerkrieg (1861-1865): Nach der Wahl Abraham Lincolns (†1865) zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika entfernten sich, insbesondere wegen der Frage der Sklavenbefreiung und trotz des Bemühens um einen (auch verfassungsgemäßen) Ausgleich, die nördlichen und südlichen Staaten der Union politisch und gesellschaftlich voneinander. Ende 1860 konstituierte sich die Könfoderation der Südstaaten mit (Gegen-) Kongress und (Gegen-) Präsident Jefferson Davis in Richmond. Zu den Nordstaaten der Union gehörten neben den Neuengland- und nördlichsten Staaten: Pennsylvania, Ohio, Indiana, Illinois, Missouri, Kansas, zur Konföderation der Südstaaten: Virginia, North und South Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Arkansas, Louisiana, Texas, Nevada, Utah, Colorado, zwischen Nord und Süd umstritten waren (zunächst): Kentucky, Tennessee, West-Virginia spaltete sich als eigener (Unions-) Staat von Virginia ab. U.a. mit dem erzwungenen Abzug der Unionstruppen aus Fort Sumter (12./13. April 1861) und der Niederlage der Union in der 1. Schlacht von Bull Run/Manasses (21. Juli 1861) begann der Bürgerkrieg mit zunächst improvisierten Armeen zu Land, während die im April 1861 einsetzende Seeblockade der Südstaaten durch die Union (Anakonda-Plan) trotz Blockadebrecher und dem weltweiten Einsatz von konföderierten Kriegsschiffen gegen Handels- und Kriegsschiffe der Union (z.B. Cherbourg 19. Juni 1864) schon bald beim Baumwollexport des Südens Wirkung zeigte. Im Jahr 1862 rückte der Unionsgeneral Ulysses S. Grant gegen den Mississippi vor (Fort Henry, Fort Donelson 6. Februar 1862; Shiloh 6./7. April 1862; Memphis 6. Juni 1862), New Orleans ging am 1. Mai 1862 an den Norden verloren. Unterdessen scheiterte das Vorrücken von Unionstruppen unter George McClellan gegen Richmond (Seven Days 25. Juni - 1. Juli 1862), im Gegenzug rückte der Südstaatengeneral Robert E. Lee mit seiner Armee nach Pennsylvania vor (Antietam 17. September 1862; Lincolns Emanzipationsgesetz für Schwarze vom 22. September 1862) und siegte bei Fredericksburg (11.-15. Dezember 1862), von wo er die Nordstaaten Maryland und Delaware bedrohte. Die geografische Zerteilung der Konföderation entlang des Mississippi gelang schließlich mit der für den Kriegsverlauf zentralen Einnahme von Vicksburg (18. Mai - 4. Juli 1863) und Port Hudson (21. Mai - 9. Juli 1863; "Kirby-Smith-Südstaaten-Reich" der westlichen Konföderation), während Lees Armee bei Gettysburg besiegt wurde (1.-3. Juli 1863). Im Jahr 1864 trat das wirtschaftliche Übergewicht des Nordens über den wenig industrialisierten Süden militärisch vollends zu Tage, als der Nordstaatengeneral William T. Sherman Georgia (Atlanta 20. Juli - 2. September 1864; "Marsch zum Meer"; Savannah 22. Dezember 1864) und die beiden Carolinas (Raleigh 15. April 1865) durchzog und das Kerngebiet der Konföderation in einem Vernichtungsfeldzug weiter zerteilte. Grant gelang es im "Überland-Feldzug" (Mai - Juli 1864), sich mit seiner Armee vor Petersburg und Richmond zu positionieren (Juli 1864 - März 1865). Nach der Wiederwahl Lincolns als Präsident (Herbst 1864) kamen diplomatische Bemühungen um einen Verhandlungsfrieden (verstärkt) in Gang, ab Ende März 1865 begann Grant wieder anzugreifen, Lees stark geschwächte Nord-Virginia-Armee wich unter Aufgabe Richmonds zurück (Flucht des Südstaatenpräsidenten Davis). Lee kapitulierte in Appomattox am 9. April 1865, womit der Bürgerkrieg zu Ende war; Lincoln wurde am 14. April 1865 ermordet. In den ungefähr 10000 Schießereien, Gefechten und Schlachten des Bürgerkriegs kamen rund 200000 (auch schwarze) Soldaten direkt infolge von Kampfeinwirkungen ums Leben, mehr als die doppelte Anzahl starb an Krankheiten und Verwundungen, so dass der Bürgerkrieg den Tod von wohl mehr als 700000 Soldaten bewirkte. Es kämpfte zumeist die Infanterie, Kavallerieinsätze waren demgegenüber kaum entscheidend, auch die Artillerie blieb im Großen und Ganzen unbedeutend, während zunehmend Verschanzungen und Gräben die Soldaten schützten und Eisenbahn und Eisenbahnlinien (bei einem nur unzureichenden Eisenbahnnetz in den Südstaaten) wichtig für Truppentransport und -verpflegung waren, ebenso die Telegraphie als Kommunikationsmittel. Nicht zuletzt dauerte der Bürgerkrieg infolge der geografischen Weite des Kampfgebiets (in den Südstaaten) so lange an. Nach dem Krieg und der totalen Niederlage des Südens hatten die nun wieder in die Vereinigten Staaten einbezogenen Südstaaten ihre lost cause zu verarbeiten, die auf der Versklavung der schwarzen Bevölkerung beruhende Lebensweise änderte sich massiv, der Süden der Vorbürgerkriegszeit wurde (und wird) verklärt (nach: Hochgeschwender, Michael (2010), Der Amerikanische Bürgerkrieg (= BSR 2451), München 2010). V. Wiederaufbau und Weltmacht: Freilich gab es nach dem amerikanischen Bürgerkrieg in den Südstaaten weiterhin Probleme, wie die Rassenunruhen vom Winter 1865/66 zeigten, und auch die Gesetze, die die Rechte der Schwarzen stärken sollten (Black Codes, equal protection of the laws), standen zur Disposition, konnten aber auf Grund einer Zweidrittelmehrheit der (radikalen) Republikaner im Kongress als 14. Zusatz in der US-amerikanischen Verfassung verankert werden. Jedoch misslang die so notwendige wirtschaftliche Umgestaltung des Südens, in dem die alten Eliten immer noch den Ton angaben. Hinzu kamen unter der Präsidentschaft von Ulysses S. Grant (1869-1877) eine massive Zunahme der Korruption sowie die Wirtschaftskrise von 1873, von der der Norden der USA allerdings wenig betroffen war. Auch im Süden setzte sich die aus dem Norden übernommene Rassentrennung zwischen Schwarz und Weiß durch (separate but equal 1896), während die indigene Bevölkerung weiterhin ausgegrenzt wurde, zumal in der Zeit der Indianerkriege (1865-1890) bei Besiedlung und wirtschaftlichen Einvernahme des US-amerikanischen Westens durch Weiße; ausgeschlossen von der weißen Gesellschaft blieben auch in Kalifornien siedelnde Chinesen und Japaner. Fortschrittsglaube und Erfindergeist, der tachnologische Fortschritt, prägten die USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts (Großunternehmen, Eisenbahngesellschaften, Trusts), wobei dem amerikanischen Binnenmarkts bei stark anwachsender Bevölkerung ein wichtige Rolle zukam. Gewerkschaften (Knights of Labor 1870, American Federation of Labor 1881) kämpften bei nur geringem sozialen Fortschritt an gegen die schlechten Arbeitsbedingungen (Streiks: Chicago-Unruhen 1886), denen viele Arbeitende unterlagen. Der wirtschaftlichen Prosperität folgte der Aufstieg der USA zu einer Weltmacht: 1854 erzwang die amerikanische Marine die wirtschaftliche Öffnung Japans, 1867 wurde Alaska von Russland erworben und wurden die Midway-Inseln annektiert, gemäß der Monroe-Doktrin (1823; Unabhängigkeit ganz Amerikas von Europa) mischten sich die USA in die Venzuela-Krise (1895/97) ein, 1898 erfolgte die Annexion Hawaiis, im selben Jahr gewannen die USA den amerikanisch-spanischen Krieg (Seeschlacht von Manila, Eroberung der Philippinen, Unabhängigkeit Kubas, spanische Abtretung von Puerto Rico und Gaum). Die USA als nunmehrige Kolonialmacht mit ihren Streben nach freiem, gleichen Zugang zum Markt beleuchtet noch der philippinisch-amerikanische Krieg (1898-1902) (nach: Dippel (1996), USA). VI. USA im 20. Jahrhundert: Der Aufstieg der USA zur Welmacht war mit Brüchen in der Außen- und Innenpolitik verbunden. Das beginnende 20. Jahrhundert sah erste Reformen, um die Auswüchse eines ungezügelten Kapitalismus zu begrenzen; dies geschah vornehmlich in den Präsidentschaften von Theodore Roosevelt (1901-1909) und Woodrow Wilson (1913-1921) im Rahmen des Progressive Movement (Verbraucherschutzgesetz 1906, Wirtschaftskontrolle, Arbeitsgesetzgebung; Einführung der Institution der Primaries 1913 bei Zuruckdrängung der Parteienapparate, Frauenwahlrecht 1970/20). Trotzdem blieb die ökonomische Ausbeutung von Schwarzen und Kindern gerade in den rasant wachsenden Großstädten Realität, während das Progressive Movement zunehmend auf Moral der US-Amerikaner abhob (Forderungen nach Einwanderungsbeschränkungen und Zwangssterilisation, Rassismus und Rassentrennung; Alkoholverbot 1918). Parallel dazu bauten die USA ihre Stellung als Weltmacht weiter aus (Beteiligung an der Niederschlagung des chinesischen Boxeraufstands 1900, Kuba als US-amerikanisches Protektorat [Platt amendment 1901, Marinestützpunkt Guantánamo 1912], aggressive Dollar diplomacy, Panama-"Revolution" 1903 und Panama-Kanal 1914, Unterstützung der Alliierten und Beteiligung am Ersten Weltkrieg 1917/18 in Europa [Kriegsindustrie, Wilsons 14-Punkte-Rede 1918], Beteiligung der USA an den Friedensverhandlungen). Es folgte eine Zeit des politischen Isolationismus, in der sehr wohl z.B. die Abhängigkeiten der europäischen Volkswirtschaften von den USA weiterbestanden. Nach innen überwog eine reaktionäre Politik bei Zurückdrehen von Reformmaßnahmen (Kinder-, Frauenarbeit) und einer Verschärfung der Schutzzollpolitik. Massiver Konsum und Massenmedien (Radio, Kino, Buch, Presse) bereiteten einer homogenen US-amerikanischen Massenkultur den Weg durch die Roaring Twenties (Einwanderungsbegrenzung 1921/24, Abwehr vom "Nichtamerikanischen" [Ku Klux Klan 1915], Forderungen nach "moralischer und religiöser Reinheit", "Affenprozess" 1925 usw.). Die Weltwirtschaftskrise von 1929 beeinträchtigte auch die USA massiv. In der Präsidentschaft von Franklin D. Roosevelt (1933-1945) erfolgten Maßnahmen gegen die Rezession im Rahmen eines New Deal mit dessen weitreichenden sozialen Reformmaßnahmen (National Labor Relations Act 1935, Social Security Act 1935); Roosevelt war im Übrigen mit seiner Politik der erste moderne Präsident der USA (Ausweitung der Exekutive, Veränderung der politischen Strukturen [Einbeziehung von Minderheiten, Demokraten als Mehrheitspartei], neues Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft, positiv konnotierte Zukunftsorientierung). Außenpolitisch standen die Ereignisse in Europa mit dem Aufstieg des Faschismus und dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) im Vordergrund. Seit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor auf Hawaii (1941) befanden sich die USA im Krieg, den die Alliierten mit massiver wirtschaftlicher und militärischer Unterstützung der USA gewinnen konnten (Lend lease-Gesetz 1941, Kriegswirtschaft 1942/43, Atombomben auf japanische Städte 1945; Kriegskonferenzen von Moskau, Jalta und Potsdam 1942/45 zur Vorbereitung der Nachkriegsordnung). Die in der Präsidentschaft von Harry S. Truman (1945-1953) sich wesentlich ausbildende Nachkriegsordnung führte zur Formierung des Ost-West-Konfliktes zwischen den "Systemen" von Kommunismus und Kapitalismus ("Eiserner Vorhang", Teilung Deutschland und Berlins), zur wirtschaftlichen Unterstützung europäischer Länder im Marschallplan (Truman-Doktrin 1947), zur Präsenz der USA in Westdeutschland (Besatzungsmacht) und Westeuropa auch im Rahmen der neu entstandenen NATO (1949). Die Innenpolitik der USA in der Nachkriegszeit war geprägt von einem über die nächsten zwei Jahrzehnte andauernden Wirtschaftsaufschwung (materieller Überfluss), aber auch von einem schizoiden Antikommunismus (McCarthy-Ära), der sich außenpolitisch im Verlust Chinas an die Kommunisten (1949; Taiwan), im Korea- (1950-1953) und letztlich auch im Vietnamkrieg (1964-1973; "Tonkin-Zwischenfall") niederschlug. Innerhalb der USA standen die wirtschaftlich-sozialen Reformen des Fair Deal (1949) an sowie das beginnende Ende der Rassentrennung (1954), das schon in die "goldenen" 1950er-Jahre der USA unter der Präsidentschaft Dwight D. Eisenhowers (1953-1961) fiel. Der "Kalte Krieg" zwischen Ost und West führte zum Wettlauf in der Weltraumfahrt (Sputnik-Schock 1957, US-amerikanisches Raumfahrtprogramm), US-Präsident John F. Kennedy (1961-1963) war mit dem Mauerbau in Berlin (1961) und der Kuba-Krise (1962) konfrontiert; Kennedy, auf dessen politischer Agenda ein Bürgerrechtsgsetz stand, wurde 1963 in Dallas erschossen (Kennedy-Mythos). Doch erst Präsident Lyndon B. Johnson (1963-1969) gelang es, das Bürgerrechtsgesetz zu verabschieden (1964), flankiert von Maßnahmen gegen Armut, für Bildung und Gesundheit (Great Society Johnsons). Damit setzte sich Johnson gegen den damaligen amerikanischen Konservatismus durch, der bei mentaler Abkehr von der europäisch geprägten Rationalität (West-Süd-Verlagerung von Bevölkerung, Wirtschaft und Politik) die zukünftige politisch-gesellschaftliche Spaltung der USA (Stadt-Land, Regierende-Regierte) vorwegnahm. Auf der anderen Seite griffen die sozialen Maßnahmen finanziell zu kurz, so dass sich die entwickelte Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Bevölkerung teilweise radikalisierte (Black Power-Bewegung, Ermordung von Malcolm X 1965, Black Panther-Bewegung, Ernordung von Martin Luther King 1968). Hinzu kamen Proteste (von Studierenden) gegen den Vietnamkrieg, eine sich auch daraus entwickelnde Counter Culture von "Hippies" (sexuelle Freizügigkeit, "Pille", Recht auf Abtreibung [1973], außerehelicher Geschlechtsverkehr, Homosexualität, Ehescheidungen). Die vermeintliche "moralische Krise" der USA führt nach der Präsidentschaft Johnsons zu der des Republikaners Richard M. Nixon (1969-1974), unter dessen Regierung die USA das Ende des Vietnamkrieges (1973), den Jom-Kippur-Krieg (1973) und das daran anschließende Öl-Embargo (1973/74) bei erfolgreicher politischer Annäherung an China und der Sowjetunion (1972; SALT I-Abkommen) erlebten. Die Watergate-Affäre stürzte Nixon (1974), bot aber nur wenigen in den USA Anlass, das dortige politische System als Teil der Krise Amerikas zu überdenken. Der Demokrat Jimmy Carter vertrat in seiner Präsidentschaft (1977-1981) populistische, "uramerikanische" Ansätze mit (außenpolitischer) Betonung der Menschenrechte. Sein republikanischer Nachfolger Ronald Reagan (1981-1989) wandte sich mit der Zurückdrängung des Staates u.a aus wirtschaftlichen Angelegenheiten gegen das "liberale Amerika" und bezog sich politisch auf (angebliche) traditionelle Werte und Moralvorstellungen der "Amerikaner" (Reagonomics, Hochrüstung, Terrorismusbekämpfung, konservative Mehrheit im Supreme Court). Die "konservative Wende" unter Reagan setzte sich mit der Präsidentschaft George Bushs (1989-1993) fort. Das Ende von Sowjetunion und Ost-West-Konflikt (1989/91) etablierte die USA als einzige Weltmacht (1. Golfkrieg 1990/91). Der demokratische Präsident Bill Clinton (1993-2001) betrieb eine erfolgreiche Außenpolitik, innenpolitisch hingegen war er ab 1994 durch eine radikalkonservativ-republikanische Mehrheit im Abgeordnetenhaus und im Senat weitgehend blockiert. Unter der republikanischen Präsidentschaft von George W. Bush (2001-2009) kam es zum Terroranchlag auf das New Yorker World Trade Center vom 9. September 2001 (nach: Dippel (1996), USA). Unter dem farbigen Präsidenten Barack Obama (2009-2017) verschärtfen sich die innenpolitischen Gegensätze zwischen Demokraten und Republikaner noch weiter. VII. USA heute: Die heutige USA - nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Terroranschlag vom 11. September 2001 - ist auch eine auf sich selbst bezogene, paranoide, engstirnige Nation und Supermacht, eine durch extremen Individualismus, Kapitalismus und (ungezügeltem) Konsum gekennzeichnete Gesellschaft, die nach innen durch eine starke soziale Ungleichheit, anhaltenden Rassismus, ein prekäres Bildungs- und Gesundheistssystem, eine korrumpierte Demokratie, religiöse Bigotterie, Chauvinismus, Nationalismus und Militarismus geprägt, nach außen durch Außenhandelsdefizit und Protektionismus, eine falsche Menschenrechtspolitik, Feindbilder (Islam), den (Präventiv-) "Krieg gegen den Terror" und den "Weltpolizisten" USA gekennzeichnet ist, wenn auch Amerikakritik so alt wie die USA ist (Georges Louis Leclerc von Buffon [18. Jahrhundert], [Alexis de Tocqueville 1835], Heinrich Heine [19. Jahrhundert], "linke" und "rechte" Positionen, "Antiamerikanismus" [20. Jahrhundert]) und das Land immer noch einen gewissen Vorbildcharakter besitzt (nach: Frey (2004), Schwarzbuch USA; Hertsgaard (2002), Schatten des Sternenbanners). Innenpolitischer Tiefpunkt der sich verschärfenden gesellschaftlichen Entwicklungen in den USA - auch vor dem Hintergrund einer zunehmenden gesellschaftlichen Orientierungslosigkeit gegenüber dem (angeblichen?) American Dream (of Life) - war zweifelsohne die Präsidentschaft des im Grunde unfähigen, nur auf sich selbst bezogenen Republikaners Donald Trump (2017-2021), dem der Demokrat Joe Biden ab 2021 als Präsident nachfolgte.
Zahlreich ist die Literatur (Quellen, Darstellungen) zur Geschichte und Gesellschaft gerade auch der neueren USA: Bolles, Edmund Blair (1979), USA in Farbe, München 1980, 96 S., Farbfotos, Karten, DM 24,-; Bragg, Rick (2000), Amerikanische Holzkirchen. Eine Hommage, Köln 2000, 122 S., Schwarzweißabbildungen, DM N.N.; Brecher, Jeremy (1972), Streiks und Arbeiterrevolten. Amerikanische Arbeiterbewegung 1877-1970 (= Arbeiterbewegungen. Theorie und Geschichte = Fischer Tb 6605), Frankfurt a.M. 1975, 282 S., DM 1,-; Bryson, Bill (1998), Streiflichter aus Amerika. Die USA für Anfänger und Fortgeschrittene (= Goldmann Tb 45124), München 2002, 351 S., € 9,-; Clinton, Hillary Rodham (2003), Gelebte Geschichte, München 2003, 670 S., € 24,-; Comey, James (2018), Größer als das Amt. Auf der Suche nach der Wahrheit - der Ex-FBI-Direktor klagt an, München 2018, 384 S., € N.N.; Dippel, Horst (1996), Geschichte der USA (= BSR 2051), München 82007, 144 S., Präsidententabelle, € 7,90; Dunbar, Richard (2000), Alcatraz. Deutsche Ausgabe, Florenz 2000, 96 S., Farbfotos, Plan, $ N.N.; Frey, Eric (2004), Schwarzbuch USA, Frankfurt a.M. 32004, 496 S., Karten, € 16,-; Giorgi, Simonetta, Fabbri, Patrizia (Red.) (2001), Los Angeles und Orange County. Deutsche Ausgabe, Florenz 2001, 96 S., Farbfotos, Karte, $ N.N.; Guggisberg, Hans R., Geschichte der USA, 2 Bde., Tl.1: Entstehung und nationale Konsolidierung (= Urban Tb 209), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1975, Tl.2: Die Weltmacht (= Urban Tb 210), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1975, zus. 314 S., DM 20,-; Harrington, Michael (1964), Das Andere Amerika. Die Armut in den Vereinigten Staaten (= dtv 254), München 1964, 184 S., DM 2,80; Hertsgaard, Mark (2002), Im Schatten des Sternenbanners. Amerika und der Rest der Welt, München-Wien 2003, 254 S., € 19,90; Hopper, Kenneth, Hopper, William (2007), The Puritan Gift. Reclaiming the American Dream amidst Global Financial Chaos, London-New York 22009, 334 S., Schwarzweißabbildungen, $ N.N. (zum American Dream, letztendlich entstanden aus dem Puritan Gift eines [angeblich?] an Individualität, Innovation und Kapitalismus orientierten Protestantismus, und zum Verlust des American Dream vor dem Hintergrund auch des Niedergangs der US-amerikanischen Management-Kultur); Isaacson, Walter (2011), Steve Jobs. Die autorisierte Biographie des Apple-Gründers, München 2011, 702 S., Schwarzweißtafeln, € 24,99; Kuryllowicz, Kara (1995), Chicago. Deutsche Ausgabe, Markham 1995, 64 S., Farbfotos, $ N.N.; Moore, Michael (2001), Stupid White Men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush, München-Zürich 202003, 329 S., € 12,-; Mundy, Liza (2008), Michelle Obama, Köln 32009, Farbtafeln, € 19,95; Obama, Michelle (2018), Becoming. Meine Geschichte, München 32018, 544 S., Farbtafeln, € 26,-; Sautter, Udo (1976), Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika (= KTA 443), Stuttgart 21980, 613 S., DM 28,50; Schenck, Axel (Hg.) (2002), Traumziel USA. New York, das neue England, Florida, der tiefe Süden, Chicago, Route 66, Grand Canyon, Kalifornien, München 2002, 744 S., Farbfotos, Karten, € 25,-; Smith, Bruce R. (2000), Kunst und Geschichte Washington D.C.. Deutsche Ausgabe, Florenz 2000, 128 S., Farbfotos, Karte, $ N.N.; Scholl-Latour, Peter (2005), Koloß auf tönernen Füßen. Amerikas Spagat zwischen Nordkorea und Irak, Berlin 2005, 352 S., Farbtafeln, Karten, € 24,-; Schomaekers, Günter (1983), Daten zur Geschichte der USA (= dtv 3249), München 1983, 294 S., DM 8,80; Vance, Ashley (2015), Elon Musk. Tesla, PayPal, SpaceX. Wie Elon Musk die Welt veränderte. Die Biografie, München 142017, 373 S., Farbtafeln, € 34,99; Weiner, Tim (2007), CIA. Die ganze Geschichte (= Fischer Tb 17865), Frankfurt a.M. 2009, 864 S., Schwarzweißtafeln, € 12,95; Wolff, Michael (2018), Fire and Fury. Inisde the Trump White House, London 32018, 322 S., € 21,-. [Buhlmann, 08.2010, 08.2017, 08.2019, 10.2019, 04.2020, 11.2020, 03.2021, 04.2022, 11.-12.2022, 01.2023, 04.2023, 01.2024, 03.2024]

Uslar, Rafael von (1956/57), Fuhlrott - Der Neandertaler - Tiere und Höhlen, in: Romerike Berge 6 (1956/57), S.145-158 > N Neandertaler

Ut

UTB = Ulmer Taschenbuch

Utopien: Jede Epoche der Menschheitsgeschichte hat Mythen und Utopien, die sich auf der Idealisierung von Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft gründen. Utopie (Utopia) bedeutet die Auseinandersetzung mit utopischen (auch mythologischen, theologischen, diesseitigen) Idealen und Ideen u.a. in der utopischen Literatur und in der praktischen Umsetzung von Utopie. Antike Utopien bezogen sich auf Mythen (Hesiod), ein Goldenes Zeitalter (Hesiod, Vergils Aeneis, Ovids Metamorphosen), auf idealisierte (jenseitige, nichtmenschlich/göttliche) Gesellschaften (Homers Odyssee, Elysium, Atlantis), auch auf ideale Verfassungen menschlicher Staaten (Platons Staat). Im christlichen Europa des Mittelalters kreisten die Utopien um das biblische Paradies (Eden), den Chiliasmus/Millenarismus und das Jüngste Gericht ([jüdische] Apokalypse, Joachim von Fiore, Reich der Heiligen, Himmel und Hölle), kurzum um Übernatürliches (christliche Mythologie, heidnischer Mystizismus [Artuslegende, Legende vom Heiligen Gral]). Neben christlich-europäischen Visionen gab es aber die Utopien außereuropäischer Kulturen, wie sie China (Konfuzius und die harmonische Gesellschaft), der Hinduismus (staatliche Ordnung) oder der Islam (staatliche Ordnung) vertreten. In die europäische frühe Neuzeit gehören die utopischen Vorstellungen eines Thomas Morus (Utopia [1516; als Definition/Grundlegung utopischer Literatur]), die Entdeckungsreisen von Europäern beförderten neue Utopien (Neue Welt, El Dorado, Daniel Defoes Robinson Crusoe [1719], Jonathan Swifts Gullivers Reisen [1726]). Europäische Aufklärung und (Amerikanische, Französische) Revolution, mithin die Entstehung der modernen Welt, erforderten auch neue Utopien in Bezug auf Staatlichkeit und Gesellschaft (David Humes Idea of a Perfect Commonwealth [1752], Gabriel-Etienns Morellys Le Code de la nature [1755], Jean-Jacques Rousseaus Contrat social [1762], James Lawrences Empire of the Nairs; or the Rights of Women [1811]); damit zusammenhängend rückten ideale Städte in den Rahmen utopischer Überlegungen (Paul Hogenbergs Karte von Cuzco [1572], Tommaso Campanellas La cità del sole [1623], Francis Bacons New Atlantis [1628], Ebenezer Howards Garden Cities of Tomorrow [1902], Adolf Hitlers Germania [1937]). Ideale Gesellschaften versuchten seit dem 17. Jahrhundert zu verwirklichen: im Rahmen des amerikanischen Kommunitarismus holländische Mennoniten (Delaware 1663), die Shaker (Monut Lebanon 1787), deutsche Pietisten (Rappisten 1805/62, Economy [bis 1905]), Amischen, Hutterer, Mormonen (Salt Lake City 1846), Kommune von Oneida (John Humphrey Noyes); in Großbritannien (Robert Owen; Owen-Gemeinschaften [1820er-Jahre]); in Frankreich (Charles Fourier [Phalansteríum], Etienne Cabet); im (zukünfigen) Israel (Theodor Herzl; Kibbuzbewegung). Im Sinne von utopischem Sozialismus und Kommunismus agierten Karl Marx und Friedrich Engels (Das kommunistische Manifest [1848], Das Kapital [1867]) als "Vorlagen" für die Russische Revolution und das Gesellschaftssystem des (nicht nur sowjetischen) Kommunismus. Dabei gewann im 19. und 20. Jahrhundert immer mehr der (utopische) Fortschrittsgedanke (Rationalität, Technik, Modernität) an Gewicht (Francis Bacon, Edward Bellamys Looking Backword 2000-1887 [1887], Charles Darwin und die Evolutionslehre, Henry David Thoreau und die Transzendentalistenbewegung). Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde utopisches Denken u.a. in das literarische Genre der Science Fiction gegossen (Lukians Wahre Geschichten, Cyrano de Bergeracs Histoire comique: Voyage dans la lune (1657), David Russens Iter Lunare: or, A Voyage to the Moon (1703), Louis-Sébastien Merciers Memoirs of the Year Two Thousand Five Hundred (1711), Mary Shellys Frankenstein [1818], Jules Verne [Reise zum Mittelpunkt der Erde, Von der Erde zum Mond, Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer 1863/65/70], H.G. Wells [Die Zeitmaschine, Der Krieg der Welten, A Modern Utopia 1895/98/1905], Bram Stokers Dracula [1897], Olaf Stapledons Last and First Men [1930], moderne Science Fiction und Fantasy). Klassiker der Dystopie (negative Utopie) sind Aldous Huxley (Schöne neue Welt [1932]) und George Orwell (1984 [1947]); im 20. Jahrhundert etablierte sich Science Fiction auch im Medium "Film" (Fritz Langs Metropolis [1927], The Thing from Another World [1951], The Day the Earth Stood Still [1951], François Truffauts Fahrenheit 451 [1966], Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum [1968], Planet der Affen [1968], Steven Spielbergs Unheimliche Bewegung der Dritten Art [1977] und E.T., der Außerirdische [1982], George Lucas' Star Wars [ab 1977] u.v.m.). S. Morus, Thomas (1516/56), Utopia, neu übers. v. Michael Siefener (2013), Wiesbaden 2013, 186 S., € 7,95 > Lateinische Literatur > M Morus, Thomas. Zur modernen Science Fiction s. noch: Bradbury, Ray (1953), Fahrenheit 451, hg. v. Birgit Ohmsieder (2005) (= Cornelsen Senior English Library), Nachdruck Berlin 2018, 168 S., Schwarzweißfoto, € 9,50; Huxley, Aldous (1932), Brave New World (= Vintage Books), London 162004, 229 S., £ N.N.; Orwell, George (1949), 1984 (= Diana-Tb 1), Konstanz-Stuttgart 131964, 283 S., DM 3,80; Orwell, George (1949), 1984. Roman (= Ullstein Tb 22562), München 342001, 281 S., € 7,45; Wells, H[erbert] G[eorge] (1896), Die Insel des Dr. Moreau, Hamburg 2017, 187 S., € 6,95; Wells, H.G. (1898), Krieg der Welten, Hamburg 2017, 280 S., € 6,95; Wells, H.G. (1901), Die ersten Menschen im Mond, Hamburg 2018, 292 S., € 6,95. Vgl. Claeys, Gregory (2011), Ideale Welten. Die Geschichte der Utopie, Stuttgart 2011 > C Claeys, Ideale Welten. > S Science fiction [Buhlmann, 10.2017, 02.2020, 04.2021, 12.2023-01.2024]

Intro A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z