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Rezensionen (Geschichte)
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EA = Edition Antike

EB = Essener Beiträge, Beiträge zu Geschichte von Stadt und Stift Essen

Eber, Michael, Esders, Stefan, Stüber, Till (2022), Die Lebensbeschreibung des Lupus von Sens und der merowingische Machtwechsel von 613/14. Studien, revidierter Text und Übersetzung (= MGH. Studien und Texte, Bd.70), Wiesbaden 2022, 121 S., € 40,- > Lateinische Literatur > V Vita Lupi Senonensis episcopi

Eberhard, Wolfram (1971), Geschichte Chinas. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= KTA 413), Stuttgart 31980 > C Chinesische Geschichte

Eberl, Immo (1978), Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127-1806. Außenbeziehungen, Konventsleben, Grundbesitz (= SSWLK 13), Stuttgart 1978, XLIV, 476 S., DM 48,-; Eberl, Immo (1978), Regesten zur Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127-1806 (= SSWLK 14), Stuttgart 1978, XXIV, 479, 12 S., DM 48,-. Vielleicht erst im 10. Jahrhundert wurde südwestlich von Blaubeuren bei Schelklingen das Quellgebiet eines Baches besiedelt, das nach ebendieser Quelle und dem Bach den Namen "Urspring(en)" erhielt. Erstmals wird Urspring in einer Urkunde von 1127 genannt. Eine Stifterfamilie - drei Brüder mit den Namen Rüdiger, Adalbert und Walther - übergab den Ort mit der Kirche an das Kloster St. Georgen im Schwarzwald, repräsentiert durch Abt Werner I. (1119-1134) und den Konvent. Die dem Kloster St. Georgen übergebene Kirche war eine Eigenkirche, ein Gotteshaus auf (gemeinsamen) Allodialbesitz der Stifter. Als Eigenkirche war das Urspringer Gotteshaus von anderen Pfarrkirchen unabhängig, die Kirchenvogtei hatte ein Graf Diepold (II.) von Berg (v.1127-n.1160) inne. Dass schon bald Benediktinerinnen in Urspring einzogen, ergibt sich zwanglos aus der späteren Überlieferung. Sogar dass die Nonnen aus dem St. Georgener Tochterkloster Amtenhausen kamen, ist bekannt. In den ersten hundert Jahren seines Bestehens muss das Kloster Urspring arm gewesen sein. Keine Güterschenkung ist bis 1237 überliefert. Seit dem 13. Jahrhundert fließen die Quellen zum Benediktinerinnenkloster Urspring etwas reichlicher; zu Beginn des 13. Jahrhunderts setzt beispielsweise die Überlieferung der Urspringer Totenbücher (Nekrologien) ein. Nach der Zerstörung des Klosters in den Kämpfen zwischen dem staufischen König Konrad IV. (1237-1254) und Anhängern der päpstlichen Partei (1246/47) konnte sich die Nonnengemeinschaft wieder erholen. In der Folgezeit gewann Urspring - auch weil es sich immer mehr von seinen benediktinisch-klösterlichen Grundlagen entfernte - größeres Ansehen bei den Adelsgeschlechtern der Umgebung, die ihre nun mit Eigenbesitz ausgestatteten Töchter nunmehr standesgemäß unterbringen konnten. St. Georgen konnte und wollte einer größeren Bedeutung seines Priorats nicht entgegensteuern, zumal das Frauenkloster gegenüber der Mönchsgemeinschaft im Schwarzwald an Selbstständigkeit gewann. Ein eigenes Siegel (1258/75), die kaum feststellbare Beteiligung des St. Georgener Abtes an Urspringer Güterkäufen und -verkäufen, eine über weite Strecken fehlende geistliche und rechtliche Aufsicht über das Frauenkloster belegen dies, der Festschreibung der Rechte St. Georgens in einer Urkunde vom 14. April 1328 zum Trotz. Auch an der Bursfelder Klosterreform für den zusammengeschmolzenen Urspringer Frauenkonvent (1474/75) war St. Georgen, das im späten Mittelalter selbst nicht reformiert wurde, nur indirekt beteiligt. Das Kloster Urspring blieb aber in der Folgezeit St. Georgen weiter unterstellt. Daran änderte ebenfalls die Reformation nichts (1536/66); Urspring befand sich seit 1566 unter der Leitung des katholischen Abtes St. Georgens, der in Villingen residierte. Erst Streitigkeiten im Urspringer Konvent nach der Wahl der Äbtissin Maria Abundantia von Barille (1797-1806/15) führten 1802 dazu, dass St. Georgen auf die Rechte an Urspring verzichtete. Das Benediktinerinnenkloster ist dann 1806 säkularisiert worden. Vgl. noch: Fischer, Joachim (2001), Zwei unbekannte Reformstatuten von 1474 und 1475 für das Benediktinerinnenkloster Urspring, in: SMGB 112 (2001), S.117-151; Weech, Friedrich von (1871), Regesten und Urkunden zur Geschichte des Klosters Urspring, in: ZGO 23 (1871), S.39-67; Zeller, Josef (1925/26), Die ältesten Totenbücher des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen, in: WVjhLG 32 (1925/26), S.117-187. [Buhlmann, 12.2007]

Eberl, Immo (Hg.) (1985), Kloster Blaubeuren 1085-1985. Benediktinisches Erbe und Evangelische Seminartradition (= Ausstellungskatalog), Sigmaringen 1985 > B Blaubeuren

Eberl, Immo (2002), Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens, Darmstadt 2002 > Z Zisterzienser

Eberlein, Gerald L. (Hg.) (1991), Schulwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissenschaft (= Edition Universitas), Stuttgart 1991 > W Wissenschaft

Ebling, Horst (1974), Prosopographie der Amtsträger des Merowingerreichs von Chlothar II. (613) bis Karl Martell (741) (= BdF 2), München 1974, 259 S., DM 48,-. I. Methodik: Aufgenommen wurden sog. merowingische Große, die folgende Kriterien erfuellen: sie sind keine Vorfahren der Karolinger; sie sind jeweils durch zeitgenoessische Quellen bezeugt; sie sind Amtsträger, d.h. meistens duces, comites, grafiones. II. Umfang der Propographie: 316 merowingische Amtsträger werden genannt, davon sind: 63 duces, 80 comites, 16 grafiones. Davon gehören: 69 zu Auster, 37 zu Neuster, 23 zu Burgund, 12 zu Aquitanien. III. Verfassungsgeschichtliche Diskussion: a) Keine Kontinuität im Amt des dux von der Spätantike zur Merowingerzeit, keine im Amt des comes vom 6. zum 7. Jahrhundert (Sprandel); b) Kontinuität im Amt des dux jedoch Abschwächung des Amtscharakters im 7. Jahrhundert; Ähnliches gilt für den comes civitatis auch im 7. Jahrhundert (Claude); c) grafio: Unterschiedliches Auftreten von comes und grafio (Sprandel). IV. Personengeschichtliche Ergebnisse: a) Dukate: Amtskontinuität in manchen Dukaten; zahlreiche ducatus-Belege für Auster (mindestens 7), für Neuster (5 duces), für Burgund (3 Dukate), für Aquitanien (mindestens 2 duces). b) Comites-Belege: für Auster (teilweise im 7. Jahrhundert, zahlreich Anfang des 8. Jahrhunderts) für Neuster (vielfach im 7. Jahrhundert), für Burgund (im 7., 8. Jahrhundert mit 3 Belegen), für Aquitanien (1 Beleg aus dem 7. Jahrhundert). c) Civitas-Komitate: Sie sind zumindest teilweise in Neuster und Aquitanien im 7. Jahrhundert nachweisbar. d) Comites pagi in Auster und Burgund feststellbar. e) Grafio nur in Neuster feststellbar im 7. Jahrhundert; Rangunterschied zwischen comes und grafio. V. Ergebnisse: Duces und comites sind die tragenden Schichten der staatlichen Ordnung. Dem comes kommt wohl in der Gerichtsverfassung eine bedeutende Funktion zu. Doch auch für das Fiskalgut oder die Zölle war er zuständig, während der dux Verwaltungsaufgaben bzgl. der Domanialgüter ausübte. Dux und comes können mithin miteinander konkurrieren; allerdings hat der dux ein größeres Amtsgebiet sowie bewaffnetes Gefolge. Daher war auch die politische Einflussnahme eines solchen Amtsträgers größer. [Buhlmann, 05.1988]

Echnaton, Sonnenhymnen. Ägyptisch/Deutsch, übers. v. Christian Bayer (= RUB 18492), Stuttgart 2012 > S Schlögl, Echnaton

Echternach, Kloster, Kanonikerstift, Benediktinerkloster an der unteren Sauer (Luxemburg): I. Das Kloster ist von der Adligen Irmina von Oeren (†706/09) für den angelsächsischen Missionar und "Friesenapostel" Willibrord (†739) gegründet worden (697/98); Willibrord war der geistliche Gründer der Gemeinschaft, Irmina besorgte die materielle Ausstattung. Im Zeitraum 704/06 übertrug Willibrord das Kloster dem Schutz und der Herrschaft des karolinigischen Hausmeiers Pippin des Mittleren (687-714) und dessen Nachkommen. Und gleichsam als Gegenleistung bestätigten Pippin und dessen Ehefrau Plektrud (†717) in einer Urkunde vom 13. Mai 706 Willibrord als geistlichen Vorsteher Echternachs, der den Konvent zusammenführen sollte, und den Mönchen die freie Abtswahl. Weiter schenkten die beiden dem Kloster Güter in Echternach, die vom Umfang die von Irmina übergebenen Besitzungen wohl ziemlich übertroffen haben werden und vielleicht für die Ausstattung und den zukünftigen Besitz des Klosters erworben worden waren. Willibrord ging es um die Existenz(sicherung) und Unabhängigkeit seines Klosters (vom Bischof), Pippin um die weitere Einbeziehung des Missionars in die karolingische Politik und um die Schaffung einer Machtposition im Trierer Land. Von nun an war Echternach jedenfalls ein karolingisches Eigenkloster (Verleihung von Immunität und Königsschutz 751) mit Willibrord bzw. Verwandten Willibrords als Vorstehern der Mönchsgemeinschaft. Willibrord verbrachte zunehmend mehr Zeit in seinem Kloster Echternach, wo er in der Nacht vom 6. zum 7. November 739 verstarb. Im Chorraum seiner Klosterkirche wurde der Missionar - gemäß seinem Testament von 726 - begraben und alsbald in Echternach als Heiliger verehrt. Merowingerzeitlich gab es in Echternach eine Saalkirche mit Rechteckchor, um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert ist von einem dreischiffigen Kirchengebäude als Klosterkirche auszugehen. II. Das karolingische Eigenkloster verfügte alsbald über eine ausgedehnte Grundherrschaft, deren Besitz (Großgrundbesitz, Streugüter) bis in die Niederlande und nach Thüringen reichte. Bedeutende Äbte aus dieser Zeit waren die Angelsachsen Adalbert (739-775), und der auch in der Sachsenmission tätige Beornrad (775-797). In Echternach schrieb der Angelsachse Alkuin (†804) eine Doppelvita über Willibrord. Bedeutend war damals auch das Echternacher Skriptorium. Da die geistliche Gemeinschaft die benediktinischen Reformmaßnahmen Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) nicht weiter verfolgte, wurde bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts aus dem Kloster ein Kanonikerstift, in dem im Jahr 973 durch Kaiser Otto I. (936-973) die Benediktinerregel eingeführt wurde, der in Echternach eine Phase des lothringischen Reformmönchtums folgte (1028). Bevogtet wurde die Kommunität, deren Skriptorium im späten 10. und im 11. Jahrhundert nochmals eine Blütezeitz erlebte (Codex aureus Epternacensis), von einer Adelsfamilie, aus der die Grafen von Luxemburg hervorgehen sollten. Der Brand der Abteikirche (1016) und deren Neubau gingen einher mit der Erhebung der Gebeine des heiligen Willibrords (1031), wodurch die vielleicht bis ins 8. Jahrhundert zurückreichende Wallfahrt (Springprozession) neue Impulse bekam. Im späteren Mittelalter war der Echternacher Besitz durch die Übergriffe der Vögte bedroht (Liber aureus, 1191), die Abtei selbst durch Inkorporationsversuche etwa des Trierer Erzbischofs Arnold I. (1169-1183). Doch blieben die Reichsunmittelbarkeit und der Status einer Reichsabtei für Echternach erhalten. Da der Abt der Kommunität auch der Stadtherr des sich zur Stadt entwickelnden Klosterortes Echternach war (1299), blieben auch hier im späten Mittelalter die Konflikte nicht aus. Alles in allem konnte sich das Kloster im machtpolitischen Beziehungsfeld behaupten, wenn auch Reformen (1496) nur zögernd bis gar nicht nach Echternach drangen. III. Auch in der frühen Neuzeit konnte sich das reichsständische Kloster (Reichsmatrikel) wirtschaftlich behaupten (weiterhin vorhandener Grundbesitz, Schenkungen), die Mönche gehörten nicht mehr ausschließlich dem Adel ein, im Barockzeitalter entstanden ab Abt Matthias Hartz (1718-1728) die neuen Klostergebäude. Die Abtei wurde in der Folge der französischen Besetzung Echternachs 1794/97 aufgehoben, die Klosterkirche im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) weitgehend zerstört, anschließend im romanischen Stil wiederaufgebaut.
An Quellen zur Echternacher Geschichte sind zu nennen: Wampach, Camille (Hg.) (1935/52), Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien: Bd.1: 585-1199 (bis zum Friedensvertrag von Dinant 1199), Luxemburg 1935, XXIII, 878 S., Kunsttafeln, Bd.2: 1199-1247 (bis zum Tode der Gräfin Ermesindis, 1247, Monat Februar), Luxemburg 1938, 78, 642 S., Kunsttafeln, Bd.3: 1247-1266 (die erste Regierungszeit des Grafen Heinrich des Blonden von 1247, Februar - 1266, Juni 30, umfassend), Luxemburg 1939, 37, 662 S., Kunsttafeln, Bd.4: 1266-1281 (die letzte Regierungszeit des Grafen Heinrich des Blonden bis zu seinem Tode am 24. Dezember 1281 umfassend), Luxemburg 1940, 46, 771 S., Kunsttafeln, Bd.5: 1282-1294 (mit Band VI und VII die Zeit der Grafen Heinrich VI. und VII. umfassend), Luxemburg 1948, 659 S., Kunsttafeln, Bd.6: 1294-1304 (mit Band V und VII die Zeit der Grafen Heinrich VI. und VII. umfassend), Luxemburg 1949, 514 S., Kunsttafeln, Bd.7: 1304-1313 (mit Band V und VI die Zeit der Grafen Heinrich VI. und VII. umfassend), Luxemburg 1949, 602 S., Bd.8: 1200-1380 (mit dem folgenden Band die Quellen der Grundherrschaft Echternach enthaltend), Luxemburg 1951, 738 S., Kunsttafeln, Bd.9: 1381-1520 (mit dem vorhergehenden Band VIII die Quellen der Grundherrschaft Echternach enthaltend), Luxemburg 1952, 767 S., Kunsttafeln, zus. DM 680,-. Darstellungen zur Geschichte der geistlichen Kommunität in Echternach sind: Grebe, Anja (2007), Codex Aureus. Das Goldene Evangelienbuch von Echternach, Darmstadt 22008, 2011 > G Grebe, Codex aureus; Wampach, Camille (1929/30), Geschichte der Grundherrschaft Echternach im Frühmittelalter. Untersuchungen über die Person des Gründers, über die Kloster- und Wirtschaftsgeschichte auf Grund des liber aureus Epternacensis (698-1222): Bd.I,1: Textband, Luxemburg 1929, XVIII, 507 S., Karten, Kunsttafeln, Bd.I,2: Quellenband, Luxemburg 1930, XVI, 463 S., Kunsttafeln, zus. DM 280,-. [Buhlmann, 08.2019]

Eckert, Andreas (2021), Geschichte der Sklaverei. Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert (= BSR 2920), München 2021, 128 S., € 9,95. I. Die Geschichte der Sklaverei durchzieht die Menschheitsgeschichte, auch heute noch im [angeblichen] Zeitalter der Menschenrechte. Zu unterscheiden sind im Verlauf menschlicher Gesellschaften und Kulturen vielleicht Sklavengesellschaften (relevanter gesellschaftlicher Anteil von Sklaven, auf Sklaverei aufbauende Ökonomie: griechisch-römische Antike, atlantische Welt der frühen Neuzeit mit Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika) von Gesellschaften mit Sklaven (chinesisch-indische Welt, islamisch-arabisch-türkische Welt, spätmittelalterliches Südeuropa). Die Definition von Sklaverei ist - abseits von Stereotypen und Vorurteilen - naturgemäß schwierig und kann z.B. abzielen auf die gesellschaftlich institutionalisierten persönlichen Beziehungen von Sklaven, die geprägt sind von Gewalt und Gewaltherrschaft gegenüber, von Entrechtung, Entehrung und Namenlosigkeit der (einen "sozialen Tod" erleidenden) "Unperson" des Sklaven. Sklaverei erscheint je nach Kultur und Gesellschaft und je nach den Lebensumständen des Sklaven also in höchst unterschiedlichen Formen. II. Die Sklaverei in der griechisch-römischen Antike [neben der im zeitlich vorangehenden, zeitlich parallel laufenden antiken Vorderen Orient] lässt kaum eine theoretische Fundierung erkennen (Aristoteles: Ausführungen zur Sklaverei; Gaius: Dichotomie frei-unfrei). Praktisch waren Sklaven Kriegsbeute oder rekrutierten sich aus (Selbst-) Verkauf, Aussetzung, Menschenraub, Schuldknechtschaft, Verbrechen u.ä. (Sklaven und "Barbaren"); inwieweit die Selbstreprdoduktion von Sklaven zur Rekrutierung beitrug, ist umstritten (niedrige Reproduktionsrate -> Sklavenhandel). Sklaven waren für die antike Ökonomie durch ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten (Haushalt und Bildung, Landwirtschaft, Handwerk, Bergbau, sexuelle Dienste) wichtig; die Ausbeutung von Sklaven ging auch über ökonomische Gesichtspunkte hinaus, etwa wenn die athenische Demokratie (5./4. Jahrhundert v.Chr.) die Freistellung der Bürger von Arbeit geradezu erforderte. Die enorm anwachsende Sklaverei im das Mittelmeerraum einbeziehenden römischen Reich (3.-1. Jahrhundert v.Chr.) entwickelte sich vornehmlich vor dem Hintergrund von Krieg und römischer Eroberung u.a. mit der Folge der Entstehung der Latifundienwirtschaft oder der von Sklavenaufständen (Sizilien, Spartacusaufstand). Das Institut der Freilassung (manumissio) von Sklaven im römischen Recht machte aus dem Sklaven einen römischen Bürger, der freilich immer noch enge (familiäre) Beziehungen zu seinem patronus unterhielt. In der Spätphase des römischen Kaiserreichs ging die Sklaverei vor dem Hintergrund politisch-militärischer und wirtschaftlicher Krisen zurück, um sich entlang des Mittelmeers und im byzantinischen Reich auch im Mittelalter fortzusetzen. III. Freilich verboten die vorherrschenden monotheistischen Religionen des Christentum und des Islam die Versklavung ihrer jeweiligen Glaubensbrüder, so dass etwa in Europa an den Rändern der christlichen Reiche von Heiden bewohnte "Versklavungszonen" (slaving zones) entstehen konnten. Umgekehrt betrieben die Wikinger (9.-11. Jahrhundert) Sklaverei und Sklavenhandel mit auf ihren Raubzügen erbeuteten christlichen Sklaven. Sklaverei war auch im Osteuropa des frühen und hohen Mittelalters verbreitet, während die "Feudalisierung" des mittelalterlichen Europa wohl keine Auswirkung auf einen eventuellen Rückgang der Sklaverei hatte (<-> These Marc Blochs). Vielmehr kam seit dem 13. Jahrhundert in Südeuropa ein verstärkter Sklavenhandel und -besitz auf (italienische Handelsstädte Venedig, Genau, Palermo; Beschäftigung von Sklaven im Haushalt, indentured labourers, Zuckerrohranbau auf Zypern, Kreta, Rhodos), während europäische Sklaven auch in die islamische Welt verkauft wurden und die Bedeutung der Galeerensklaverei weiter wuchs. IV. Der von Europäern betriebene Zuckerrohranbau verbreitete sich gegen Ende des Mittelalters auch auf den Atlantikinseln wie Madeira oder den Kanaren, wobei kanarische und afrikanische Sklaven zum Einsatz kamen. Die damit verbundene Plantagenwirtschaft war wegweisend für die Entwicklungen in der frühen Neuzeit. Grundvoraussetzung war der Sklavenhandel mit Menschen aus Afrika, der als Transsaharahandel (als Karawanenhandel) schon im 8. Jahrhundert einsetzte (Verbreitung des Islam in Nordafrika) und bis zum endenden 19. Jahrhunderts geschätzte vier Millionen Sklaven in den Mittelmeerraum brachte. Dem standen im Übrigen Hunderttausende aus Europa verschleppte christliche Sklaven gegenüber (16. bis 18. Jahrhundert), die von Piraten aus dem Maghreb verschleppt wurden, während christliche Korsaren umgekehrt Muslime versklavten (Galeerensklaverei, Freikauf der Versklavten ["Sklavenkassen"]). Afrika war auch ein Ausgangsgebiet für den Sklavenhandel im Indischen Ozean, der China, Indien und Ostafrika miteinander verband und in dem in der frühen Neuzeit neben Muslimen und Hindi zunehmend auch Europäer (aus Portugal, Niederlande, England, Frankreich) mitmischten (französische Plantagenwirtschaft auf Mauritius und Réunion [Sklaven aus Madagaskar]). Noch im 19. Jahrhundert stieg im Raum um den Indischen Ozean der Sklavenhandel stark an (Industrialisierung, Nachfrage nach Rohstoffen). Der transatlantische Sklavenhandel der frühen Neuzeit war gegenüber dem im Indischen Ozean quantitativ kleiner. Im atlantischen Handelsdreieck zwischen Europa, Afrika und Amerika tranportierten Schiffe europäische Waren (Textilien, Glas, Metallwaren) für die Eliten in Afrika, es wurden Waren gegen Sklaven getauscht und die Sklaven nach Amerika transportiert, um im Rahmen einer ausgedehnten Plantagenwirtschaft Zucker, Rum, Baumwolle u.a. für Europa zu produzieren. Über 11 Millionen afrikanische Sklaven gelangten so in die "Neue Welt", rund 1,5 Millionen überstanden die Überfahrt über den Atlantik nicht (16.-19. Jahrhundert). Am transatlantischen Handel auf der Grundlage eines westeuropäischen Handelskapitalismus waren beteiligt zunächst Portugal, Spanien, Niederlande, Dänemark, Brandenburg, später überwiegend auch England/Großbritannien und Frankreich, teilweise auch die Vereinigten Staaten. Die meisten Sklaven kamen nach Brasilien, viele auf die karibischen Inseln, rund 472000 afrikanische Sklaven erreichten die Vereinigten Staaten vor dem beginnenden 19. Jahrhundert. Die Sklaven wurden überwiegend in der Plantagenwirtschaft (Epoche der Sklavenplantagen ca.1680-1830) eingesetzt, was für die portugiesische Kolonie Brasilien Anbau von Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee und Goldbergbau (daneben Indigene als Sklaven, "Mulatten", "Kreolen"), für die spanische, englische, französische Karibik Zuckerrohr- und Baumwollanbau bedeutete, für Nordamerika bzw. die Vereinigten (Süd-) Staaten Tabak-, Reis- und Baumwollanbau (paternalistisches System der Sklavenhaltung, Sklavenhalteraristokratie). Die sozialen Spannungen zwischen Schwarz und Weiß bei einem nur geringen Anteil an weißer Bevölkerung waren besonders in der Karibik hoch, so dass es immer wieder zu Aufständen kam (Tackys Revolte auf Jamaika 1760/61). Die Jahrzehnte zwischen 1770 und 1830 stehen vielfach für das Ende von europäischem Kolonialismus und Sklaverei in Mittel- und Südamerika, eingeleitet u.a. durch die Sklavereidebatten im Zuge der Amerikanischen Revolution (1776), die Revolution in der bis dahin wirtschaftlich erfolgreichsten französischen Kolonie Saint-Domingue (1791), aus der die Republik Haiti werden sollte (Anerkennung durch die Pariser Nationalversammlung 1794, Verfassung 1801, französischer Angriff 1802, Republik 1804, Anerkennung durch Frankreich 1825), sowie die englische Abolitionsbewegung (ab 1807; Vorläufer [Jean Bodin 1570, John Locke 1689, Montesquieu 1748]), Aufklärung und Rasse, Amistad-Prozess vor dem US-amerikanischen Supreme Court 1839), gefolgt von Abolitionsdekreten (Abschaffung des Sklavenhandels <-> Anhalten des Sklavenhandels im Atlantik und Indischen Ozean) und Gesetzen gegen die Sklaverei als solche (englische Slavery Abolition Act 1833 u.a.). V. Dennoch überlebte die Sklaverei, z.B. im Zeitalter des europäischen Kolonialismus (<-> Abolitionismusbegründungen) als innerafrikanischer Sklavenhandel, der sich zu anderen Formen von Zwangsarbeit wandelte, die auch noch die Phase der Dekolonialisierung mitbestimmte (<-> Antisklavereikonvention des Völkerbunds 1926, Zwangsarbeitskovention 1930). Auch heute gibt es Sklaverei, nicht de iure, aber de facto, geprägt von langlebigen Sozialstrukturen z.B. in einigen afrikanischen Gesellschaften, geprägt auch von kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen wie in Indien, den arabischen Ländern oder Europa ("moderne Sklavereien") (<-> Einschätzung von Sklaverei: Begrifflichkeit). [Buhlmann, 03.2021]

Eckert, Klaus ([o.J.]), Lokomotiven. Von der Dampflok bis zum Hochgeschwindigkeitszug, Köln o.J. > T Technik, Technikgeschichte

Eckert, Klaus (2007), Der Taurus der ÖBB, [Augsburg-Irsee] 2007 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

Eckhart, Meister, spätmittelalterlicher Philosoph und Theologe: I. Meister Eckhart, der deutsche Dominikanermönch (*ca.1260-†1328), ein Kind des Interregnums (1256-1273), hat die kirchliche und politische Entwicklung der damaligen Zeit von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303; Bulle Unam sanctam [1300]) bis zu König Ludwig dem Bayern (1314-1347; Marsilius von Padua, Defensor pacis [1324]) mitgemacht und war (partiell) ein Zeitgenosse z.B. von Thomas von Aquin (†1274), Albertus Magnus (†1280), Siger von Brabant (†1286) oder Boethius von Dacien (†1286). Er stammte aus Tambach (bei Gotha) und genoss eine geistliche Ausbildung (lateinischer Elementarunterricht, Studium). In den Jahren 1292/94 findet sich Eckhart als Baccalaureus an der Pariser Universität (Osterpredigt 1294). In der Hierarchie des Dominikanerordens nahm Eckhart alsbald die Stellung eines Priors in Erfurt und Provinzialvikars ein (1295/99), um dann Prior der Dominikanerprovinz Saxonia zu werden (1303/11). Unterbrochen von weiteren Aufenthalten in Paris als Magister (1302/03, 1311/13), entfaltete Eckhart eine reiche Predigttätigkeit (Deutsche Predigten, ab ca.1300). Ab 1314 hielt sich Eckhart in Köln und/oder Straßburg auf; seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Köln, wo er wegen seiner umstrittenen philosophisch-theologischen Thesen der Häresie verdächtigt (Irrtumslisten 1327/28, päpstliche Bulle In agro dominico 1329). Meister Eckhart ist wahrscheinlich in Avigon, der Papstresidenz, im 1. Drittel des Jahres 1328 verstorben. II. Die deutschen (Predigt-) Schriften Eckharts fanden eine weitere Verbreitung als die lateinischen Texte des Dominikaners. Die Kernthesen der Eckhartschen Lehre und seiner Mystik der Hinführung zu Gott gründen in den von Eckhart geplanten und nur teilweise ausgeführten bzw. erhaltenen Opus tripartitum (Opus propositionum als Thesensammlung, Opus quaestionum, Opus expositionum) als Zusammenstellung der philosophischen Grundlagen einer Vereinigung von Philosophie und christlicher Theologie. Auch in seinen deutschen Predigten und in seinem "Trostbuch" entwickelte Eckhart den christlichen Glauben aus der Philosophie heraus ("Philosophie des Christentums"), wobei er "Gott" u.a. den Begriff "Gerechtigkeit" zuordnete. Die Eckhartsche Metaphysik betonte dann die mystische Einheit von Gott und Mensch. Ausfluss der christlichen Philosophie des Dominikaners waren u.a.: Gott als Sein, Weltentstehung, Bibelkommentierung, Trinität, Einheit von Erkennendem und Erkenntnis.
Zu den Werken Meister Eckharts sei u.a. verwiesen auf: Meister Eckehart, Deutsche Predigten und Traktate, hg. u. übers. v. Josef Quint ([1990]) (= detebe-Klassiker 20642), Zürich o.J., 547 S., € 12,90. Zur Biografie und Philosophie Meister Eckharts s.: Flasch, Kurt (2006), Meister Eckhart. Die Geburt der "Deutschen Mystik" aus dem Geist der arabischen Philosophie, München 2006, 365 S., € 22,90; Flasch, Kurt (2010), Meister Eckhart, Philosoph des Christentums, München 2010, 365 S., Abbildungen, € 24,95; Mieth, Dietmar (2004), Meister Eckhart. Mystik und Lebenskunst, Düsseldorf 2004, 210 S., € 18,-. [Buhlmann, 03.2018]

Eckhart, Pia, Die Herren von Krautheim in der späten Stauferzeit und ihre Burganlage im Jagsttal, in: ZWLG 69 (2010), S.125-170. Die Herren von Krautheim (im Jagsttal zwischen Mergentheim und Künzelsau) lassen sich mit dem Würzburger Domherrn Gottfried (1169, 1203) bis in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen und wurden wichtige Gefolgsleute der staufischen Könige, denen sie ihren politisch-wirtschaftlichen Aufstieg (mit)verdankten. Wolfrad I. (1192, 1213, †ca.1220), wohl ein Neffe Gottfrieds, war verheiratet mit Adelheid aus der Familie der bedeutenden und benachbarten Boxberger Adelsfamilie. Wolfrad ist erstmals zu 1194 am Hof und im engeren Gefolge des Stauferherrschers Heinrich VI. (1190-1197) nachweisbar sowie im Umfeld der Familien von Boxberg, Dürn und Wertheim; er erbaute die Krautheimer Höhenburg (Bergfried, Wohnbau, Mantelmauer) oberhalb der Jagst (statt Altkrautheim) und vererbte seinen Söhnen Konrad (1221, †1267), Wolfrad II. (1221, †v.1252) und Kraft I. (1221, †v.1271) umfangreichen (auch ehemals Boxberger) Besitz. Beziehungen der Krautheimer zu den deutschen Königen Friedrich II. (1212-1250) und Konrad IV. (1237/50-1254), zu verwandten Adelsfamilien der Umgebung, zum Deutschen Orden sowie zu den Würzburger Bischöfen werden für diese Zeit erkennbar; die Burganlage in Lichteneck (bei Ingelfingen) und besonders die Burg Krautheim waren Stützpunkte Krautheimer Herrschaft. Die Schwester der drei Krautheimer Brüder, Richenza, heiratete Graf Gottfried von Hohenlohe (1219, †1255). Im Streit um das Erbe und Würzburger Lehen des Walter, Albrecht und Siegfried von Langenburg (1234/35) standen die Krautheimer auf Seiten Gottfrieds von Hohenlohe gegen den Würzburger Bischof, die Schenken von Limpurg und König Heinrich (VII.) (1220-1235). Ein Entscheid Kaiser Friedrichs II. begünstigte aber den Hohenloher Grafen (1234), während Heinrich (VII.) gegen seinen Vater rebellierte und Herrschaft und Königtum verlor (1234/35). Im Umfeld von Mainzer Reichstag und Reichslandfrieden (1235) unterwarfen sich die Anhänger Heinrichs (VII.) dem Kaiser (Entschädigungszahlungen der Schenken von Limpurg für Gottfried von Hohenlohe und die Krautheimer). Gottfried gehörte auch dem "Regierungsrat" für den neuen König Konrad IV. an; er zog zudem Kraft I. von Krautheim als königlichen Rat heran (1239), der sich in der Folgezeit als mediator des Königs erfolgreich betätigte (1246), schließlich aber Partei für die Staufergegner ergriff (1248). Seit den 1230er-Jahren betrieb Konrad von Krautheim, verheiratet mit Kunigunde von Eberstein, die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Gnadental zunächst in Hohebach, dann bei Schwäbisch Hall (Inkorporation in den Zisterzienserorden 1237, Schenkungen ab 1243). In diesem Zusammenhang muss wohl der Verkauf der Burgen Krautheim und Boxberg und anderer Besitzungen an Gottfried von Hohenlohe gesehen werden (1239), ein Verkauf, der allerdings letztlich am Widerstand von Konrads Brüdern scheiterte. Konrad verkaufte seinen Besitz letztlich an seinen Bruder Wolfrad II. (1245), während der kinderlose Kraft I. von Krautheim für seinen Boxberger Besitz Gottfried von Hohenlohe und dessen Nachkommen als Erben bestimmte (1245). Konrad zog sich in der Folge aus der Politik und nach Gnadental zurück, seine Tochter Kunigunde (†v.1278) wurde Nonne (und später Äbtissin) in gestifteten Kloster, sein Sohn Kraft II. (1266, 1295) trat in den Deutschen Orden ein. Konrads Brüder, Kraft I. von Krautheim und Wolfrad II. von Boxberg, unterstützten König Konrad IV. hingegen weiterhin politisch und militärisch (Schlacht bei Frankfurt 1246). Wolfrad II. befand sich ab 1245 im Besitz der Burg Krautheim, die er umbaute und erweiterte (Portal am Wohnbau, Burgkapelle [Adlerkapitelle mit Bezug auf die staufischen Könige]). Nach dem Tod Wolfrads II. (v.1252; Versammlung von Verwandten und Vasallen auf der Burg Krautheim 1252) befand sich Otto von Eberstein (†1279), der Schwiegersohn Wolfrads, im alleinigen Besitz der Burg Krautheim (1254). [Buhlmann, 08.2014]

Eco, Umberto (1994), Die Suche nach der vollkommenen Sprache (= Europa bauen), München 31995, 388 S., Schwarzweißabbildungen, DM 48,-. Der Bogen spannt sich zunächst von der Schöpfung im alttestamentlichen Buch Genesis der Bibel (Gottes Ansprache an Adam, Benennung der Tiere, Adam und Eva) bis zum Turmbau zu Babel und der Verzweigung der adamitischen Sprache in 79 bzw. 72 Sprachen (confusio linguarum). Mit der biblischen Darstellung war ein Mythos geboren, der die Jahrhunderte von Mittelalter und Neuzeit bestimmen sollte. Sprache ist eine menschliche Kommunikationsform mit Form und Inhalt. In Mittelalter und früher Neuzeit folgte man bei der Erforschung von Sprachen vielfach monogenetischen Entwicklungsmustern. Dantes (*1265-†1321) universale Grammatik gehört hier ebenso her wie die Ars magna des Raimund Lull (*1232/35-†1316) oder die "universale Eintracht" bei Nikolaus von Kues (*1401-†1464). Als ideale und/oder Ur-Muttersprache galt noch in der frühen Neuzeit insbesondere das Hebräische, wie dies Guillaume Apostel (*1510-†1581) propagierte; Kabbalistik und Lullismus prägten diese Sichtweise des Hebräischen (Agrippa von Nettesheim, Giordano Bruno). Daneben gab es die "nationalistischen Hypothesen" von Sprachforschern, die zumeist auf Grund etymologischer Szenarien (furor etymolgicus) z.B. Deutsch oder Französisch die Rolle als Ur-Muttersprache zuerkannten. Aber auch die ägyptische Hieroglyphenschrift oder das Chinesische standen diesbezüglich etwa bei Athanasius Kircher (*1602-†1680) hoch im Kurs. Die Suche nach der vollkommenen Sprache brachte im 18. Jahrhundert magische und Geheimsprachen hervor (John Dee) nach den Polygraphien eines Johann Trithemius (*1462-†1516) und mit Arbeiten eines Francis Bacon (*1561-†1626). Apriorisch-philosophische Sprachen behandelten Rene Descartes (*1596-†1650) und Marin Mersenne (*1588-†1648). Bei den philosophischen Sprachen des 17. und 18. Jahrhunderts ging es um Begrifflichkeiten und Klassifizierungen (John Wilkins, Francis Lodwick). Dabei ging es auch um eine Ordnung des Wissens etwa bei Gottfried Wilhelm Leibniz (*1646-†1716) oder der französischen Encyclopedie (1751/80). In Letzterer ist schließlich eine positive Bewertung der Babel-Episode der Bibel zu finden, mithin die Polygenese der Sprachen. [Buhlmann, 05.2015]

Edda, altnordische Literatur des (hohen) Mittelalters: Die sog. Ältere Edda (Edda benannt nach dem südwestisländischen Ort Oddi oder im Sinn von óðr für "Gesang, Dichtung"?; Jüngere Edda des Snori Sturluson) stammt aus dem christlichen Island des 13. Jahrhunderts und ist überliefert im Kopenhagener Codex Regius der Lieder-Edda aus der Zeit um 1270; die Ältere Edda wurde verfasst wahrscheinlich kurz vor der Mitte des 13. Jahrhunderts und ist ein wichtiger Bestandteil altnordisch-germanischer Literatur. Die Lieder der Älteren Edda gliedern sich in: Götterdichtung (Mythologie: Volospa - Alwislied, Merkgedicht von Rig - Walkürenlied), Spruchweisheit (Sittengedichte, Odin, Runenlehren, Zauberlieder), Heldendichtung (Wölundlied - Hildibrands Sterbelied; Altes Sigurdlied, Altes Atlilied, Altes Hamdirlied, Gudrunlieder, Brünhildens Helfahrt und Nibelungensage).
Ausgaben der Edda sind: Die Edda. Die germanischen Göttersagen, hg. v. Walter Hansen (2013), Rheinbach 92016, 159 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, € 7,95; Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheiten und Heldengesänge der Germanen, übers. v. Felix Genzmer, eingel. v. Kurt Schier (1981) (= Diederichs Gelbe Reihe), 1981, Sonderausgabe München 1997, 472 S., DM 10,-; Götterlieder der Älteren Edda, bearb. v. Hans Kuhn (1991) (= RUB 781), 1991, Nachdruck Stuttgart 2002, 122 S., € 3,10; Die Edda des Snori Sturluson, übers. v. Arnulf Krause (1997), (= RUB 782), Stuttgart 1997, 271 S., € 6,10; Die Heldenlieder der Älteren Edda, übers. v. Arnulf Krause (2001) (= RUB 18142), Stuttgart 2001, 296 S., € 6,60. [Buhlmann, 03.2015]

Edenhofer, Ottmar, Jakob, Michael (2017), Klimapolitik. Ziele, Konflikte, Lösungen (= BSR 2853), München 2017 > U Umweltgeschichte der Moderne

Ederer, Hans A., Führkötter, Adelgundis (1979), Hildegard. Ein Mensch vor Gott, München 1979 > H Hildegard von Bingen

EdG = Enzyklopädie deutscher Geschichte

Edictum Theoderici regis. Das "Gesetzbuch" des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen. Zweisprachige Gesamtausgabe. Lateinisch und deutsch, hg., übers. v. Ingemar König (2018) (= TzF 112), Darmstadt 2018, 239 S., € 63,96 > Lateinische Literatur > T Theoderich der Große

Editiones Heidelbergenses, hg. v. Walter Berschin u. Walther Bulst, ist eine Reihe von Heidelberger Ausgaben zur Geistes- und Kulturgeschichte des Abendlandes. U.a. sind erschienen die Editionen von folgenden lateinischen Texten: Johannes von Frankfurt, Zwölf Werke des Heidelberger Theologen und Inquisitors, hg. v. Dorothea Walz (2000) (= Editiones Heidelbergenses, Bd.XXIX), Heidelberg 2000, XXX, 294 S., Schwarzweißabbildungen, € 4,- > Lateinische Literatur > J Johannes von Frankfurt; Petrus de Crescentiis (Pier de'Crescenzi), Ruralia commoda. Das Wissen des vollkommenen Landwirts um 1300, hg. v. Will Richter (1995/2002): Editiones Heidelbergenses, Bd.XXV (1995): Erster Teil: Einleitung mit Buch I-III, Heidelberg 1995, LXXXIV, 193 S., Bd.XXVI (1996): Zweiter Teil: Buch IV-VI, Heidelberg 1996, 313 S., Bd.XXVII (1998): Dritter Teil: Buch VII-XII, Heidelberg 1998, 261 S., Bd.XXX: Vierter Teil (2002): Indices, Heidelberg 2002, 98 S., zus. € 27,80 > Lateinische Literatur > P Petrus de Crescentiis. [Buhlmann, 08.-09.2022]

Edson, Evelyn, Savage-Smith, Emilie, Brincken, Anna-Dorothee von den (2005), Der mittelalterliche Kosmos. Karten der christlichen und islamischen Welt, Darmstadt 2005 > M Mittelalterliche Kartografie

Eg

Egeler, Matthias (2015), Avalon, 66° Nord. Zu Frühgeschichte und Rezeption eines Mythos (= RGA Ergbd.95), Berlin-Boston 2015 > E Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde

Egeler, Matthias (2019), Der heilige Gral. Geschichte und Legende (= BSR 2896), München 2019, 128 S., Schwarzweißabbildungen, € 9,95. Der im hohen Mittelalter literarisch in Erscheinung tretende Gral hängt mit der Legende um den keltisch-britischen König Artus zusammen. Die "Geschichte" um Artus (angeblich 6. Jahrhundert) wiederum ist ein wesentlicher Bestandteil der lateinischen Historia Regum Britanniae des Geoffrey von Monmouth (†1154), die die Geschichte der britischen Könige legendenhaft dar- und Artus in den Zusammenhang zur Insel Avalon und zum Zauberer Merlin stellte. Keltisch-britische Wurzeln der Artuslegende sind dabei feststellbar ("heroisch-mythische Traditionen"). Die Artuslegende wurde dann aufgenommen von dem französischen Dichter Chrétien von Troyes (12. Jahrhundert, 1. Hälfte), der insgesamt fünf Versromane zu dieser Thematik schrieb, darunter den (unvollendeten) Perceval, in dem zum ersten Mal der (ein) Gral (zusammen mit heiliger Longinuslanze [Gralslanze] und Silberplatte) mit nur teilweisen religiösen (christlichen oder keltischen) Konnotationen auftaucht (Gral als "Anderweltsgefäß") (1164/80). Den Gral als christliches Symbol deutete dann Robert de Baron, der diesen in seinem "apokryphen Evangelium" Joseph d'Arimathie in Verbindung bringt mit der christlichen Heils- und der britischen Geschichte (Vorgeschichte des Grals, Gral als Passionsreliquie [Kelch des letzten Abendmahls]: Percevals Suche und Auffindung des Grals) (1190er-Jahre). Parallel dazu führten "Ausgrabungen" des 1184 durch Brand zerstörten englischen Kloster Glastonbury zur "Entdeckung" der Gräber von Artus und Guinevere (1991), ein Stoff, auf den Robert de Baron in seinem Joseph d'Arimathie zurückgriff ("Täler von Avalon"). Der Anfang des 13. Jahrhunderts sah Fortsetzungen von Chrétiens unvollendet gebliebenem Versepos Perceval (1. anonyme Fortsetzung ca.1200, 2. anonyme Fortsetzung als Anschluss an die 1. ca.1200, 3. Fortsetzung des Gerbert des Montreuil, 4. Fortsetzung eines Manessier) meist als langreichende Abfolgen von ritterlichen Abenteuern u.a. mit literarischen Konnotationen zwischen Gral und ritterlicher Sündenlosigkeit ("ritterliche Jungfräulichkeit"). Abweichungen vom Perceval Chrétiens und den Fortsetzungen gab es in der mittelhochdeutschen Gralsdichtung wie dem Ritterroman Crône des Heinrich von Türlin (13. Jahrhundert, 1. Hälfte), dem Jüngeren Titurel (1260/72) oder besonders dem umfangreichen Epos Parzival des Wolfram von Eschenbach (1200/10), das als völlige Neubearbeitung des Perceval-Stoffes Chrétiens gilt und den darin auftretenden Gral (als Füllhorn in der Gralsprozession) teilweise christlich entkleidet. Auch die skandinavische Gralsrezeption weicht von den übernommenen altfranzösischen Versepen ab (Parceavls saga; 13. Jahrhundert, Mitte). Letztere sollten sich in Frankreich und England im Zuge einer weiteren Spiritualisierung und eines "Gigantismus" zum Lancelot-Graal-Zyklus (Vulgate-Zyklus, 1215/30), dessen Neubearbaietung (Post-Vulgate-Zyklus, 1230/40) und zum Le Morte Darthur des Thomas Malory (1469/70) entwickeln. Gerade Malorys Erzählungen gewannen dem Gral neue Bedeutungen ab. In der frühen Neuzeit wurde der sich seit dem hohen Mittelalter entwickelnde Gralsmythos kaum bis gar nicht rezipiert. Erst das 19. Jahrhundert sah in Großbritannien mit dem Aufleben einer Begeisterung für das Mittelalter ein erwachendes Interesse am Gral und den sich darum rankenden Erzählungen (Neuauflagen des Le Morte Darthur 1816/17, Sir Galahad und Idylls of the King [mit dem Gedicht The Holy Grail] des Alfred Lord Tennyson 1842 bzw. 1859/85, Sir Galahad und The Chapel in Lyoness des William Morris 1856/58 usw.; britische Gralsrezeption). In Deutschland kam die literarische Gralsrezeption ab den 1830er-Jahren in Gang (Edition des Parzival des Wolfram von Eschenbach durch Karl Lachmann 1833, Versübersetzung des Parzival durch Karl Simrock 1842; Verwendung des Gralsstoffes durch den Komponisten Richard Wagner in seinen Opern: Lohengrin 1850, Der Ring des Nibelungen 1876, Parsifal 1883 [als "(quasi-) religiöses Werk" "arischen Christentums"]; "Märchenschloss" Neuschwanstein des bayerischen Königs Ludwig II.; "alternativreligiöse" Gralrezeption des Rudolf Steiner). Auch im 20. Jahrhundert uferte die Gralsrezeption aus, was z.B. Nationalsozialismus und Gralssuche (Otto Rahn, Katharer, Pyrenäen) oder die südenglische Stadt Glastonbury (Quellen, Gral, Esoterik) betrifft. Nicht zuletzt wurde das Gralsthema wiederholt aufgegriffen in Literatur und Film (Marion Zimmer Bradley, The Mists of Avalon; Monty Python and the Holy Grail usw.). Zur modernen Rezeption der Gralslegende gehören auch: Brown, Dan (2003), The Da Vinci Code, London 2004, auf Deutsch als: Brown, Dan (2003), Sakrileg. Thriller, Bergisch Gladbach 2004 (aufbauend auf pseudowissenschaftlichen Grundlagen); Eco, Umberto (1988), Das Foucaultsche Pendel. Roman (= dtv 11581), München 1992, 767 S., DM 24,80, München 31993, 767 S., DM 24,90 (über Verschwörungstheorien, auch betreffend den Gral). [Buhlmann, 01.2020]

Eggenberger, Christoph (2001/02), Der Goldene Psalter und die Buchmalerei des Klosters St. Gallen, in: AlemJb 2001/02, S.63-83 > S St. Gallen

Eggers, Hans-Jürgen (1959), Einführung in die Vorgeschichte. Mit einem Nachwort von Georg Kossack (= SP 93), München 31986 > V Vorgeschichte

Eggert, Manfred K.H. (2001), Prähistorische Archäologie. Konzepte und Methoden (= UTB 2092), Tübingen-Basel 2001 > A Archäologie

Eggler-Perler, Philipp Emanuel (1992), Namenschichtung und Besiedlungschronologie zwischen Konstanz und St. Gallen. Ein kontinuitätskritischer Beitrag der Toponomastik zur Siedlungsgeschichte des Frühmittelalters, Frauenfeld 1992 > S St. Gallen

Ehlers, Joachim (2008), Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München 2008 > H Heinrich der Löwe

Ehlert, Trude (1994), Kochbuch des Mittelalters. Rezepte aus alter Zeit, Mannheim 2012, 247 S., Farbtafeln, € 12,99. I. Essen und Trinken im europäischen Mittelalter war einmal abhängig vom jahreszeitlichen Angebot von Früchten, Gemüsen, Fleisch und Fisch (jahreszeitlicher Überfluss und Mangel, Missernten und Hungersnöte, Nahrungskonservierung), zum anderen von sozialen Faktoren: vom Stand derjenigen, die die Speisen verzehrten (Herren- und Bauernspeise, Festessen), vom Tag innerhalb des christlichen Festkalenders (Alltags- und Festspeise, Fastenspeise). Fast jeder im Mittelalter erfuhr Mangel- und Hungersituationen, so dass Essen und Trinken eine umso größere Bedeutung für das Überleben der Menschen hatte. Das betraf die Unterschichten und die Abhängigen (Bauern als Nahrungsproduzenten) besonders; hier herrschten als Grundnahrung Getreideprodukte (Brot und Breie aus [Buchweizen,] Dinkel, Gerste, Hafer, Hirse, Roggen), Gemüse ([dicke] Bohnen, Erbsen, Fenchel, Gurken, Hanf, Kohl, Kürbis, Lauch, Möhren, Rapunzel, Rettich, Rüben, Salate, Zwiebel), Eier, Fette (Schweineschmalz, Speck), Fisch (Hering, Kabeljau, Stockfisch), Fleisch (Ente, Gans, Huhn), (heimische) Früchte (Apfel, Birne, Blaubeere, Erdbeere, Hagebutte, Haselnuss, Holunder, Johannisbeere, Kirsche, Pfirsich, Pflaume, Quitte, Schlehe, Stachelbeere), Kräuter und Gewürze (Anis, Dill, Fenchel, Kerbel, Kresse, Kümmel, Liebstöckel, Meerrettich, Minze, Petersilie, Raute, Salbei, Salz, Sellerie, Senf, Wacholder) und Milchprodukte vor, die natürlich auch als (Herren-) Speise der begüterten und mächtigen (Grund-) Herren einschließlich der Geistlichkeit und der Nonnen und Mönche Verwendung fanden. Die (höherwertige) Herrenspeise zeichnete sich dabei auch aus durch die Verwendung von Weißbrot (Weizen), das Verzehren von Fleisch (Kalb, Pfau, Rind, Schwan, Schwein; Innereien), auch Wild (Bär, Dachs, Drossel, Eichhorn, Fasan, Gemse, Hase, Hirsch, Igel, Kiebitz, Krammetvogel, Kranich, Rebhuhn, Reh, Reiher, Sperling, Steinbock, Taube, Wachtel, Wildschwein) und Fisch (Aal, Äsche, Barsch, Forelle, Hausen, Hecht, Lachs, Neunauge), die Verwendung von Fett (Butter, Öl) und von nach Europa importierten Produkten (Früchte: Datteln, Feigen, Limonen, Mandeln [marzapan], Pomeranzen; Getreide: Reis; Gewürze: Galgant, Ingwer, Kardamon, Muskat, Nelke, Pfeffer, Safran, Zimt; Süßmittel: Honig, Rohrzucker). An Getränken gehörten zum Essen: Wasser, Bier, Met, Obstsaft/-wein, (gewürzter) Wein. Mit Herrenspeise und Herrenmahl verbunden war ein der Repräsentation dienender Speiseluxus, der bei Festessen (in Anwesenheit hochgestellter Personen wie Königen, Fürsten oder Bischöfen) in Erscheinung trat (Hochzeitsmähler im städtischen Patriziat, Verbot des [ruinösen] Speiseluxus und Einhalten von Speisenormen). Zu unterscheiden ist zwischen Essen und Trinken im Alltag und an (kirchlichen) Festtagen. Kalendarisch waren zudem die Fastenzeiten in der christlichen Religion des Mittelalters mit ihrer religiös bedingten Speiseverboten zu beachten (Fasttage [vorösterliche Zeit, Bitttage vor Christi Himmelfahrt, Quatember, Vorabende von Heiligenfesten, Freitag, Samstag], Fleischtage; Mönchtum). Hinsichtlich der Konservierung von Lebensmitteln war es um diese im Winter natürlich günstiger bestellt als in den warmen Jahreszeiten; daneben wurden Lebensmittel getrocknet oder (im Ofen) gedörrt (Fisch, mageres Fleisch, Gemüse [Bohnen, Erbsen, Linsen], Obst [Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen]), geräuchert (Fisch, fetteres Fleisch, Würste), eingesalzen und gepökelt (Bohnen, Erbsen, Fleisch, Seefische), gesäuert (Kohl [Sauerkraut]), gebeizt (in Essig oder Wein: Fisch, Fleisch), eingekocht (Obst als cumpost [<- compositus]). Gegessen wurden täglich zwei bis vier Mahlzeiten (Frühstück [ientaculum], Frühmahl [prandium], Vesper [merenda], Abendessen [cena]); gespeist wurde mit Vorlegeschüsseln, als Teller dienten Brotfladen, als Essbesteck fanden (ab dem 13. Jahrhundert) Löffel und Messer Verwendung, über Tischsitten ließ sich streiten. Kochbücher kamen im Spätmittelalter auf (Buoch von guoter spise 1345/52, "Alemannisches Büchlein von guter Speise" aus dem beginnenden 15. Jahrhundert, "Küchenmeisterei" als gedrucktes Buch [Nürnberg, ca.1485], "Niederdeutsches Kochbuch" von um 1500 u.a.). II. Als Rezepte des (Spät-) Mittelalters können dann gelten: Basisrezepte (Mandelmilch, Teige, Brühen, Fischfond), Suppen (Erbsen-, Fisch-, Hecht, Krebssuppe, Olla Potrida), Soßen (Fischsoßen, Agraz, Codiment, Minzsauce, Hühnersoßen), Eier- und Mehlspeisen (Eierteig, Fastenkrapfen, Pasteten, Strauben, Mus), Innereien (Hirn, Bries, Leber, Niere), Pasteten (mit Fisch, Huhn, Rindfleisch, Wild, Fleischfladen, Kräutertorte, Ravioli), Fisch (Aal, Äsche/Forelle, Neunauge, Taschenkrebs, "Jerusalem"-Speise), Geflügel (Blamensir/Blancmanger, Hühner, Poularde, Gans), Fleisch (Kalbsbraten, Kalbfleischklößchen, Ochsenfleisch, Kuheuter, Rinderzunge, Ochsenschwanz, Lammfleisch, Spanferkel), Wild (Reh-, Wildragout, Rebhuhn, Wachtel, Schnecken), Gemüse (Erbsen, Lauch, Morcheln, Feigen, Pomeranzengemüse, Mus), Dessert (Äpfel, Sauerkirschen, Kompott, Mus, Pudding, Milchreis, Latwerge), Gebäck (Torten, Lebkuchen, Käseküchlein), Schauessen, Scherzrezepte. [Buhlmann, 03.2023]

Ehmann, Hermann (1996), oberaffengeil. Neues Lexikon der Jugendsprache (= BSR 1170), München 1996 > D Deutsche Sprache

Ehrenberg, Victor (1968), Aristophanes und das Volk von Athen. Eine Soziologie der altattischen Komödie (= Bibliothek der Alten Welt. Reihe Forschung und Deutung), Zürich-Stuttgart 1968 > A Aristophanes

Ehrismann, Gustav (1918/35), Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters (= Handbuch des deutschen Unterrichts an höheren Schulen, Bd.6), 4 Bde., München 1922, 21932, 1935 > D Deutsche Literaturgeschichte

Ehrismann, Otfrid (2008), Einführung in das Werk Walthers von der Vogelweide (= Einführung. Germanistik), Darmstadt 2008 > W Walther von der Vogelweide

Ehrismann, Otfrid (2005), Das Nibelungenlied (= BSR 2372), München 2005 > N Nibelungenlied

Ehrismann, Otfrid (2011), Fabeln, Mären, Schwänke und Legenden (= Einführung Germanistik), Darmstadt 2011, 144 S., € 5,-. I. Die (ineinander übergehenden) literarischen Gattungen "Fabel", "Märe", "Schwank" und "Legende" gehören zum Typ (mittelalterlich-deutscher) Kleinliteratur (des 12. bis 17. Jahrhunderts: mittelhochdeutsche Zeit [12./13. Jahrhundert], spätmittelhochdeutsche Zeit [13./14. Jahrhundert], ältere frühneuhochdeutsche Zeit [14./15. Jahrhundert], mittlere frühneuhochdeutsche Zeit [16. Jahrhundert, 1. Hälfte]) und waren damals wichtige und bekannte Formen von Schriftlichkeit. II. Bei der Fabel (bîspel, bîschaft, bysprok) steht einer erzählten Geschichte (Narration) eine kommentierende Bewertung (Evaluation) gegenüber. Deutschsprachige Fabeln waren äsopische, basierten auf den Fabeln des Phädrus und denen des spätantiken Romulus, die volkssprachlichen Fabeln des Mittelalters und der frühen Neuzeit haben mithin die lateinischen als Vorlage. Volkssprachliche Fabeln finden sich zumeist in spätmittelalterlichen Sammelhandschriften wie einem Wiener Codex (ca.1280), dem "Nürnberger Prosa-Äsop" (v.1412), dem "Buch der natürlichen weishait" von Ulrich von Pottenstein (ca.1415), dem Codex Donaueschingen 104 (ca.1430/33), dem Codex Karlsruhe 408 (ca.1430/35)), dem "Esopus" des Heinrich Steinhöwel (1476/77), dem "Buch der Beispiele der alten Weisen" des Anton von Pforr (1480), dem "Magdeburger Prosa-Äsop" (ca.1492), den "Etlichen Fabeln aus Esopo" des Martin Luther (1530), dem "Esopus" des Burkard Waldis (1548) u.a. Fabeln gehörten zur (geistlichen, weltlichen) Erziehungsliteratur und waren gerade von daher im volkssprachlichen Umfeld von großer Wichtigkeit. Fabelerzähler waren der Stricker ("Rabe und Pfaue"), Ulrich Boner ("Feld- und Stadtmaus"), der unbekannte Verfasser der "Liedersaal"-Fabeln ("Katze als Nonne"), der Humanist Ulrich von Pottenstein ("Fuchs und Rabe"), der Humanist Heinrich Steinhöwel ("Wölfe und Schafe"), der Reformator Martin Luther ("Hund im Wasser"), Erasmus Alberus ("Wolf und Lamm"), Burkard Waldis ("Wolf und Fuchs"), Hans Sachs ("Storch und Frösche") u.a. Fabeln werden von den Autoren eingebunden in ein christliches Umfeld ("Hahn und Edelstein", Fabel als Parabel und Allegorie) und in den Humanismus. III. Mären sind kleinere Erzählungen, oft als Schwank gestaltet, volkssprachlich auftretend ab dem 13. Jahrhundert, basierend zumeist auf mittellateinischen Schwänken. Das Märe ist ein Kleinepos, entzieht sich aber einer strengen Gattungsdefinition. Es spielt mit dem Lachen des Publikums (Gelächter) (zunächst weniger eines Lesers) vermöge sprachlicher, psychischer und physischer Gewalt(szenen; Tabubrüche, Ordnungswidrigkeiten). Die Stellung des erzählenden/aufführenden Autors in dem (literarisch weitgehend unfesten) Märe war hervorgehoben (Ich-Auftritt, Autor und Publikum). Mit der Erfindung des Buchdrucks kam es infolge eines Medienwechsels zur Einbindung des Märe in die Erbauungs- und Unterhaltungsliteratur; die Märe als ursprüngliches Literaturformat hatte somit ausgedient. An Autoren können genannt werden: der Stricker ("Der nackte Ritter", "Die drei Wünsche", "Der kluge Knecht"), Wernher der Gärtner ("Helmbrecht"), Konrad von Würzburg ("Das Herzmäre"), Herrand von Wildonie ("Die treue Gattin"), der Autor der "Frauentreue", Rüdiger der Hünkhofer ("Der Schlegel"), Niemand ("Die drei Mönche zu Kolmar"), Heinrich Kaufringer ("Die unschuldige Mörderin"), Hans Rosenplüt ("Die Tinte"), Hans Folz ("Die halbe Birne"), Hans Sachs ("Der Maler und der Dompropst") u.a. Themen des Märe waren die menschlichen Geschlechter, die Geistlichkeit ("Von dem übeln wibe", "Die eingemauerte Frau", "Das Gänslein", "Der fahrende Schüler"). Schwank-Collagen sind etwa durch eine Figur und funktional miteinander verbundene Schwänke ("Pfaffe Âmis des Strickers", "Dyl Ulenspiegel", "Der Pfarrer von Kalenberg" u.a.). IV. Legenden sind fiktionale Texte (mit invariantem Erzählkern [materia]) über christliche Heilige, beruhend auf lateinischer Erzähltradition und Hagiografie. Untergattungen der Legenden sind: Passion (Martyrium), Vision (Jenseitsreise, -vision), Mirakel (Wundererzählung), Translation (Heiligen-/Reliquienübertragung). Autoren, die das Leben von Märtyrern und Heiligen (Anachoreten, Asketen, Bekenner) beschrieben, betrachteten ihre Dichtung als Buße und gottgefälliges Werk, die Legende selbst war ein wichtiger Bezugspunkt in der christlichen Glaubenswelt (Kirche und Heilige, Gemeinschaft der Heiligen; Erbauung [aedificatio] und Nachahmung [imitatio]). Sammlungen von Heiligenlegenden heißen Legendare (Legenda aurea). Volkssprachliche Legendare treten ab dem endenden 13. Jahrhundert in Erscheinung (Vers-, Prosalegendare). Sie waren kalendarisch oder nach Heiligentypen geordnet. Ab dem Zeitalter von Humanismus und Reformation wurden Legenden zunehmend kritischer betrachtet (Martin Luther: fabulae fictae). Als deutschsprachige Legenden lassen sich ausmachen: Jenseitsvisionen des irischen Ritters Tnugdalus, niederrheinische Albanuslegende, "Barlaam und Josaphat" des Rudolf von Ems, "Servatius" des Henrik van Veldeken, die Veronikalegende des Wilden Manns, "Gregorius" des Hartmann von Aue, "Silvester", "Alexius" und "Pantaleon" des Konrad von Würzburg, Kreuzlegenden, Werke der "alten Legende" (14./15. Jahrhundert; u.a. Marienbüchlein, Legenden um "neue" Heilige [Brandan, Christopherus, Crescentia, Elisabeth von Thüringen, Georg von Ungarn, Hedwig von Schlesien, Katharina von Alexandrien, Lazarus, Rochus, Ursula; im Gegensatz zu den), Texte(n) der "neuen Legende" der katholischen Gegenreformation (16./17. Jahrhundert). Nicht zuletzt die Albanuslegende (Inzestmotiv, Wunder, Tod) zeigt den Wandel von der römisch-lateinischen Legende über niederrheinische Versübertragung zur Legendenerzählung des Zisterziensermönchs Andreas Kurzmann (†v.1431) und zur Prosafassung des Albrecht von Eyb (†1475). Legenden spiegeln zudem Fremdes ("Eremit Paulus von Theben", Marienlegenden des "Passionals"). [Buhlmann, 04.2017]

Ehrlich, Paul R. (1968), Die Bevölkerungsbombe (= Fischer Tb 6188), Frankfurt a.M. 1973 > U Umweltgeschichte der Moderne

Eibl-Eibesfeldt, Irenäus (1975), Krieg und Frieden (aus der Sicht der Verhaltensforschung) (= SP 329), München 21984 > M Menschwerdung

Eich, Armin (2014), Die römische Kaiserzeit. Die Legionen und das Imperium (= C.H. Beck Geschichte der Antike, Bd.5 = BSR 6155), München 2014 > R Römische Geschichte, 1. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Eich, Günter, deutscher Lyriker: I. Günter Eich (*1907-†1972), aufgewachsen u.a. in Berlin und Leipzig, Studium der Sinologie in Berlin (1925/26), der Volkswirtschaft in Leipzig (1927/28) und der Sinologie in Paris (1928/29), Studienabbruch (1932), wurde durch seine Gedichte bekannt, die er ab 1927 schrieb und veröffentlichte (erster Lyrikband Gedichte 1930). Daneben schrieb Eich Prosa, Dramatisches, Hörspiele, Essays und Rezensionen. Eichs schriftstellerisches Werk erlebte in der Zeit des Nationalsozialismus (1933/45) keine signifikanten Brüche (innere Emigration des Autors?), den Zweiten Weltkrieg (1939/45) erlebte Eich als Soldat und Mitarbeiter bei der Zensurstelle. Nach der amerikanischen Gefangenschaft (1945) konnte Eich seine schriftstellerischen Aktivitäten, besonders im Hörspielbereich, fortsetzen (Hörspielpreis der Kriegsblinden 1953). Eich wurde zu einem der bekanntesten Lyriker in der Bundesrepublik Deutschland der 1950er- und 1960er-Jahre (Lesereisen, Literaturpreise). Die letzten Lebensjahre des Autors waren durch eine Herzkrankheit verdüstert. II. Eichs Gedichtsammlungen: Abgelegene Gehöfte (1948, mit den Gedichten Inventur, Latrine), Untergrundbahn (1949), Botschaften des Regens (1955), Zu den Akten (1964), Anlässe und Steingärten (1966), Nach Seumes Papieren (1972) sind neben Einzelveröffentlichungen vereinigt in: Eich, Günter (v.1930-1972), Sämtliche Gedichte, hg. v. Jörg Drews (2006), Frankfurt a.M. 2006, 653 S., € 18,80. Vgl. noch: Eich, Günter (1930/55), Ausgewählte Gedichte, ausgew. v. Walter Höllerer (1960) (= suhrkamp texte 1), Frankfurt a.M. [2]1960, 64 S., DM 1,-; Eich, Günter (1955), Botschaften des Regens. Gedichte (= es 48), Frankfurt a.M. 21968, 61 S., DM 2,-. [Buhlmann, 01.-02.2022]

Eichendorff, Joseph von, deutscher Dichter: I. Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (*1788-†1857) - Gymnasium in Breslau, Jurastudium in Halle und Heidelberg, Bildungsreisen, Teilnahme an den "Befreiungskriegen" gegen Napoleon (1813/15), ab 1816 im preußischen Staatsdienst (Kirchen-/Schulrat in Danzig 1821, Oberpräsidialrat in Königsberg 1824, Berliner Ministerien 1831, Geheimer Regierungsrat 1841), ab 1844 im Ruhestand - war einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Romantik. Er war Verfasser zahlreicher Gedichte, die berühmte Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" (1826) steht am Ende der Literaturepoche der Romantik. II. Beispielhaft für Eichendorffs Lyrik seien die "Reisegedichte" "Frische Fahrt" (1810) und "Rückkehr" (1810/12) genannt. Im zweistrophigen (je acht Verse, Kreuzreime, Trochäus) Gedicht "Frische Fahrt" steht die erste, die Natür des Frühlings beschreibende Strophe für Geborensein/Geburt, die zweite Strophe mit der Erwähnung einer zu Ende gehenden Fahrt für die vom lyrischen Ich empfundenen Möglichkeit von Sterben und Tod; das Gedicht schließt also das menschliche Leben zwischen Geburt und Tod mit ein, nicht umsonst stehen die Ich-Bezüge ab der Mitte, in der zweiten Strophe des Gedichts. Das dreistrophige (fünfstrophige, je nach Version) (je vier Verse, Kreuzreime, Trochäus) Gedicht "Rückkehr" handelt von einem fahrenden Saitenspieler und dessen Rückkehr in seine Heimatstadt, der er sich aber entfremdet hat; melancholisch beschreibt das lyrische Ich diese Entfremdung als Ende einer Reise, durchaus vergleichbar mit einer Todesahnung (die in der vierten und fünften Strophe konkretisiert wird). Beiden Gedichten ist - jenseits der inhaltlich erfassbaren "Lebensreise" von Menschen von der Geburt bis zum Tod - eigentümlich der "romantische" Bezug auf die Natur (Frühling, Licht, Wald, Wasser, Luft).
Zum Werk Eichendorffs s. u.a.: Eichendorff, Joseph von (1826 u.a.), Aus dem Leben eines Taugenichts und Gedichte. Ungekürzte Ausgabe (= Goldmann Tb 427), München 1960, 220 S., DM 2,-; Eichendorff, Joseph von (1826), Aus dem Leben eines Taugenichts. Novelle (= RUB 2354), Stuttgart 2001, 127 S., € 2,60. [Buhlmann, 07.2020, 03.2023]

Eichengrün, Fritz (1928), Gerbert (Silvester II.) als Persönlichkeit (= BKGMR 35), Leipzig-Berlin 1928 > G Gerbert von Aurillac

Eichhorn, Werner (1964), Kulturgeschichte Chinas (= Urban Tb 76), Stuttgart 1964 > C Chinesische Geschichte

Eichler, Ernst (Hg.) (1991), Probleme der älteren Namenschichten. Leipziger Symposion (21 bis 22. November 1989) (= BNF NF Beih.32), Heidelberg 1991 > N Namenkunde

Eickhoff, Ekkehard (1977), Friedrich Barbarossa im Orient. Kreuzzug und Tod Friedrichs I. (= Istanbuler Mitteilungen. Beih.17), Tübingen 1977, XV, 199 S., Schwarzweißtafeln, Faltkarten, € 9,60. I. Die größten politischen Umwälzungen im vorderasiatisch-islamischen Raum des 11. und 12. Jahrhunderts waren weniger die christlichen Invasionen und Kreuzzüge, denn das Eindringen trürkischer Völkerschaften nach Kleinasien und darüber hinaus. Die Niederlagen der byzantinischen Kaiser bei Mantzikert (1071) und Myriokephalon (1176) öffneten den seldschukischen Türken den Weg nach (Inner-) Anatolien, christliche Königreiche bildeten sich in der Folge des Ersten Kreuzzugs (1096-1099) in Syrien, Palästina und Kleinarmenien. Die "fränkischen" Herrschaften im Vorderen Orient waren indes immer bedroht von ihren muslimischen Nachbarn, den Fatimiden in Ägypten und den Zengiden (Zengi, Nureddin) in Syrien. Der kurdische Feldherr Saladin vereinigte in der Nachfolge der Zengiden Syrien und Ägypten unter seiner Herrschaft. Sein Ausgreifen auf die christlichen Staaten des Heiligen Landes führte zur Schlacht bei Hattin, zur Einnahme der wichtigen Hafenstadt Akkon und zur Eroberung Jersusalems (1187). Letztere wiederum hatte Signalwirkung im christlich-katholischen Europa, so dass Päpste, Könige und der römisch-deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) sich zum Dritten Kreuzzug (1189-1192) zusammenfanden. II. Vor dem Hintergrund von politischen Streitigkeiten zwischen dem Herrscher und dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (1167-1191) (1187/88) zögerte Friedrich zunächst mit der Kreuznahme, die erst am Mainzer "Hoftag Christi" am 27. März 1188 erfolgte. Kreuzzugsvorbereitungen und Kreuzzugswerbung schlossen sich an, diplomatische Aktionen sollten den ungarischen König Bela III., den byzantinischen Kaiser Isaak II. und den Seldschukensultan Kilic Arslan II. in das Kreuzzugsunternehmen einbinden. Es war mithin ein Heereszug zu Land geplant, der am 23. April 1189, dem Georgstag, in Regensburg beginnen sollte. Nicht zuletzt konnte sich Kaiser Friedrich auf seine Orienterfahrungen während des Zweiten Kreuzzugs (1147-1149) stützen. Organisiert war das Kreuzfahrerheer in drei bis vier Treffen ([Ungarn und Böhmen], deutsche Ritter und Krieger unter Herzog Friedrich von Schwaben und Bischof Konrad III. von Regensburg, deutsche Ritter und Krieger unter der Führung der Bischöfe von Würzburg, Basel und Lüttich, Nachhut unter der Führung des Kaisers; Organisation und militärische Entscheidungen durch ein consilium principum). III. Geschildert wird der Dritte Kreuzzug, soweit er die Expedition Kaiser Friedrichs betrifft, ausführlich in Ansberts Historia de expeditione Friderici imperatoris und in einem Historia peregrinorum genannten Werk. Danach und auch nach anderen Geschichtsquellen verlief der Kreuzzug Friedrichs I. wie folgt: 1189: Reichstag in Regensburg, Aufbruch des Heeres (11. Mai), Passau (15. Mai), Wien (22. Mai), Preßburg und Feier des Pfingstfests (25./29. Mai), Gran (4. Juni), Zusammentreffen mit dem ungarischen König Bela III., Übergang über die Drau (24. Juni), Übergang über die Save (28. Juni), Belgrad (29. Juni), Vorrücken zur byzantinischen Festung Brandiz (2. Juli) und Verabschiedung König Belas, Zug entlang der Morava durch sumpfiges Gelände, Überfälle auf das Heer (serbisch-byzantinische Grenzzone), Nisch (23./24. Juli) und der von Serben versorgte Markt in der Stadt, Zusammentreffen mit Stefan Nemanja (27. Juli), Aufbruch von Nisch (31. Juli), Angriffe auf das Heer im "Bulgarenwald", Ankunft im verlassenen Sofia (13. August) und sofortiger Weitermarsch, feindliche Stellungen (20. August), Ankunft im fast verlassenen Philippopel (24. August), Gesandtschaft Kaiser Isaaks II. (25. August), politischer Bruch zwischen den Kaisern, Sieg der Reiter unter Herzog Friedrich von Schwaben gegen byzantinische Truppen bei Philippopel (Ende August), weiterer Aufenthalt des Kreuzfahrerheeres in Philoppopel und Beutezüge in Ostmakedonien und Thrakien (Eroberung der Stadt Berrhoe, der Burg Scribention), deutsche Gesandtschaft zurück in Philippopel (28. Oktober), Verhandlungen, Rückkehr der ungarischen Kreuzfahrer nach Ungarn, Aufbruch eines Großteils Kreuzfahrerheeres nach Adrianopel (5. November), Rast in Blisimos, Ankunft im verlasssenen Adrianopel (22. November), Überwinterung in Adrianopel, Pläne Friedrichs I. zur Eroberung Konstantinopels; 1190: Zuzug des Restheeres aus Philippopel (5. Februar), Gesandtschaften, Verhandlungen und Vertrag (Verzicht auf Schadensbegleichung, Proviantstellung [Märkte, Wechselkurse], Freilassung inhaftierter Kreuzfahrer und Gesandter, Unterstützung des Kreuzfahrerheeres beim Übergang nach Kleinasien, Geiselstellung; 14. Februar), Zusicherung der Seldschuken hinsichtlich des unbehinderten Durchmarschs des Kreuzfahrerheeres durch Anataolien (16. Februar), Aufbruch des Kreuzfahrerheeres aus Adrianopel (1. März), schwere Regenfälle, Übergang über die "Reina" (4. März), Rossa (18. März), Aphrodisias (21. März), Gallipoli (22. März), Übergang über den Hellespont mit byzantinischer Flottenunterstützung (24.-28. März), Aufbruch ins Landesinnere Kleinasiens (29. März), Markt in Biga (1. April), Überquerung des Aisopos, Überfälle durch Räuberbanden (u.a. 3. April), Rast am Manyassee (6. April), Makestostal (7. April), byzantinische Grenzzone der Themen Opsikion, Neokastra, Thrakesion (11. April), Grenzfestung Calomos (13. April), Meleos (?, 15. April), Sardes, Kastell Aulax (18. April), Philadelphia als griechisch-byzantinische Stadt (21. April), Streitigkeiten mit den Stadtbewohnern, Verstärkung durch italienische Bogenschützen, Aufbruch (22. April), Überfälle durch Turkmenen, Schwierigkeiten bei der Verproviantierung, Burg Aetos (23. April), Überquerung des Menderes, Hierapolis (25. April), Überquerung des Lykos, Grenzstadt Laodikeia und der dortige Markt (25. April), Gesandtschaft Kilic Arslans II., Weitermarsch in seldschukisches Gebiet (27. April) entlang des Lykos, Sanaossee (ca. 28. April), Route über das Hochland, Nahrungsmangel bei Kreuzfahrerheer, Überfälle durch Turkmenen, Dinarquellen (29. April), Sieg der Kreuzfahrer über die Turkmenen beim aufgegebenen Kreuzfahrerlager (30. April), erfolgreiche Kämpfe der Nachhut mit den Turkmenen, Sozopolis (2. Mai), Gefecht in einem Pass bei Myriokephalon, Erreichen der anatolischen Hochebene (3. Mai), Entlassung der seldschukischen Gesandten (5. Mai), unterdessen politische Annäherung des Seldschukenherrschers Kutbeddin an Saladin, turkmenischer Angriff auf die Kreuzfahrer und Tod des Minnesängers Friedrich von Hausen (6. Mai), Sieg der Kreuzfahrer bei Philomelion und Einnahme der Stadt (7. Mai), Weitermarsch nach Ikonium (8. Mai), (massive) Versorgungschwierigkeiten, Firmin/Ilgin, siegreiches Gefecht bei Firmin (11. Mai), Wassermangel, Sieg in der Schlacht gegen Kutbeddin südlich von Ladik (14. Mai), Vormarsch auf Ikonium/Konya (Zerstörung zweier Sultanspaläste, 17. Mai), Unwetter, Eroberung von Konya, Massaker an seinen Bewohnern, türkische Niederlage vor Konya (18. Mai), Frieden mit Kilic Arslan II., Weitermarsch (23. Mai), Gegend von Cumra, Kodylessos (?, 27. Mai), Pyrgos und der dortige Markt (28. Mai), Laranda/Karamann (1. Juni), Taurusgebirge, armenische Grenzfestung Sibilia, Gesandtschaft des kleinarmenischen Herrschers Leon II. (7. Juni), Weitermarsch von Mut nach Silifke entlang des Flusses Saleph/Göksu durch den Taurus (8.-10. Juni), Tod Kaiser Friedrichs I. beim Bad im Saleph. IV. Der Tod des Kaisers war der Anfang vom Ende des deutschen Kreuzzugsunternehmens. Zwar wurde Herzog Friedrich von Schwaben, der älteste Sohn des Kaisers, zum neuen Anführer der Kreuzfahrer, doch häuften sich in der Folge Absetzbewegungen von Rittern und Kämpfern, während das Heer von Silifke/Seleukia, wo die sterblichen Überreste Friedrich Barbarossas einbalsamiert wurden, die Küstenstraße entlang über Korykos (14. Juni) zog. Ein Teil der Kreuzfahrer bestieg Schiffe, um nach Syrien zu gelangen; das Hauptheer zog weiter nach Tarsos (ca. 17. Juni), wo die Eingeweide des Kaisers bestattet wurden und sich das Heer nochmals teilte (Überfahrt zu Schiff nach St. Symeon, dem Hafen Antiochiens). Das Landheer marschierte über Adana und Mamistra, wo Herzog Friedrich erkrankte, nach Thegium/Toprakkale und Antiochien (Anfang Juli), wo das Fleisch des einbalsamierten Leichnams Friedrichs beerdigt wurde. Eine folgende Ruhrepidemie dezimierte das Kreuzfahrerheer in Antiochien indes rasch; viele Kreuzfahrer machten sich zudem euf die Heimreise. Die Reste des deutschen Heeres unter Führung Herzogs Friedrich brachen von Antiochien aus nach Süden auf (28. August), um Laodikeia und Tripolis zu erreichen. Doch waren die Kräfte für ein weiteres Vordringen wohl zu schwach, so dass sich Friedrich und sein Heer in Tripolis nach Tyrus einschifften. Ein Unwetter auf See schwächte nach dem Untergang dreier Schiffe das Heer weiter, seine Reste schlossen sich den Belagerern von Akkon an (7. Oktober) und wurden nochmals im Winter 1190/91 durch Kämpfe und Epidemien dezimiert. Herzog Friedrich von Schwaben starb am 20. Januar 1191, die von ihm mitgeführten Gebeine seines Vaters sind verschollen, während sich um den Tod des Kaisers im Fluss Saleph schon bald Sagen und Legenden rankten. Vgl. dazu noch die Übersetzung von Ansberts Historia de expeditione Friderici imperatoris in: Bühler, Arnold (Hg.), Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas. Bericht eines Augenzeugen (= Fremde Kulturen in alten Berichten, Bd.13), Sigmaringen 2002, 191 S., Abbildungen, Karte, € 24,90. [Buhlmann, 03.2011, 02.2017]

Eickhoff, Ekkehard (1996), Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt, Stuttgart 1996 > T Theophanu

Eid, Volker (1990), Ost-Türkei. Völker und Kulturen zwischen Taurus und Ararat (= DuMont Kultur-/Kunst-Reiseführer), Köln 1990 > T Türkische Geschichte, 20.-21. Jahrhundert

Eigen, Hella (1987), Die Überlieferung der "Letteratura cavalleresca". Ihre Stellung auf dem italienischen Buchmarkt des 15. Jahrhunderts, Wiesbaden 1987, 117 S., € 2,70. "Letteratura cavalleresca" ist die in der italienischen Volkssprache (Volgare) verfasste "Ritterliteratur" des späten Mittelalters. Ab dem 12. und 13. Jahrhundert beeinflusste die französische Epik (Ritterepen um Karl den Großen und Artus) die italienische Literatur, im späten Mittelalter ragen Autoren wie Andrea de Barberino (†1432; "Reali di Francia", "Guerino il Meschino"), Luigi Pulci (†1484; "Morgante") oder Matteo Mario Boiardo (†1494; "Orlando Innamorato") hervor. Die "Letteratura cavalleresca" schlug sich auch in den Erzeugnissen italienischer Drucker aus Venedig, Florenz, Mailand, Bologna, Rom usw. nieder (Inkunabeln ab den 1470er-Jahren bis 1500). [Buhlmann, 08.2011]

Eisenbahn(en) in Mitteleuropa: Die Eisenbahn war - in Europa, in Mitteleuropa und Deutschland - ein Motor der Industrialisierung des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie revolutionierte als schienengebundenes Verkehrssystem (Fahrzeuge: Lokomotive, Triebwagen, Wagen) mit Streckennetz (Haupt-, Nebenstrecken) und Bahnanlagen (Gleise mit Unter- und Oberbau, Bahnhöfe, Stellwerke, technische Anlage) u.a. mit Hilfe abgestimmter und getakteter Fahrpläne das (Personen-, Güter-) Transportwesen. Organisiert waren die Eisenbahnen staatsnah in den deutschen Länderbahnen des 19./20. Jahrhunderts, in der Deutschen Reichsbahn (1920-1945), der Reichsbahn der DDR (1945/49-1994), der Deutschen Bundesbahn (1949-1994), der Deutschen Bahn AG (ab 1994); zu nennen sind auch die Schweizerischen Bahnen (SBB) und die Österreichische Bundesbahn (ÖBB); daneben gab und gibt es Privatbahnen und Bahngesellschaften.
Vielfältig ist die (mitunter reichhaltig bebilderte) Literatur zum mitteleuropäischen Eisenbahnwesen: Berndt, Torsten, Eckert, Klaus (Red.) (1996), Mit Volldampf durch Deutschland. Faszination Eisenbahn, [Irsee-Göppingen-Stuttgart-Wien-Zürich] 1996, 96 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, DM N.N.; Brinker, Helmut, Gottwaldt, Alfred (2009), Das Deutsche Lokomotivbild-Archiv. Meisterfotografen der Reichsbahnzeit, München 2009, 159 S., Schwarzweißfotos, € 39,95; Brinker, Helmut, Schricker, Peter (2006), Fotomotiv Reichsbahn. Bildschätze aus dem Reichsverkehrsministerium 1925-1945, München 2006, 160 S., Schwarzweißfotos, € 39,95; Dambacher, Gerhard (2005), Baureihen E93/E94. Das deutsche Krokodil (E93 [193], E94 [194, 254], ÖBB 1020), Augsburg 2005, 96 S., Schwarzweißfotos, Farbabbildungen, € N.N.; Dostal, Michael (2006), Wagen. Reisezug- und Güterwagen der Deutschen Bahn, München 2006, 192 S., Farbfotos, € 14,95; Dostal, Michael (2007), DB-Fahrzeuge. Lokomotiven und Triebwagen, München 2007, 192 S., € 12,95; Eckert, Klaus (2007), Der Taurus der ÖBB, [Augsburg-Irsee] 2007, 95 S., Farbfotos, € N.N.; Eisenbahn-Taschenatlas: Deutschland, Österreich, Schweiz (2005), München 32007, 96 S., Karten, € 12,95; Ernst, Friedhelm (1971), Rheingold. Luxuszug durch sechs Jahrzehnte, Düsseldorf 31984, 167 S., Schwarzweißfotos, Pläne, DM 42,-; Feuereißen, Günther (1989), Schienen, Dampf und Räder. Dampflokomotiven der Deutschen Reichsbahn auf beliebten und bekannten Strecken, München 1989, 160 S., Farbfotos, DM N.N.; Franzke, Jürgen (Hg.) (2005), Rheingold. Geschichte eines Luxuszuges, Königswinter 2005, 180 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, € 35,-; Glaser, Hermann, Neudecker, Norbert (1984), Die deutsche Eisenbahn. Bilder aus ihrer Geschichte, München 1984, 254 S., Schwarzweißabbildungen, DM 68,-; Gnant, Bob, Camartin, Iso, Köppel, Thomas (2007), Bahnalltag. Reportagen aus vergangener Zeit, Zürich 2007, 160 S., Schwarzweißfotos, € 54,80; Haensch, Olaf (2010), NachtZüge. Dampf-Träume am Brocken, Fürstenfeldbruck 2010, 128 S., Farbfotos, € 29,95; Hanus, Christian (2007), Stellwerk Kerzers. Geschichte der Eisenbahnsicherungstechnik, Zürich 2007, 144 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, € 32,-; Knipping, Andreas (2004), Das große Buch der Reichsbahnzeit. Deutsche Eisenbahnen zwischen 1920 und 1945, München 2004, Schwarzweißfotos, Farbabbildungen, Karten, € 45,-; Knipping, Andreas (2007), Schnellverkehr der Reichsbahnzeit. "Ziel 200 km/h": Schneller auf deutschen Schienen 1900 bis 1945, München 2007, 160 S., Schwarzweißfotos, Farbabbildungen, Karten, € 39,95; Knipping, Andreas (2010), 175 Jahre Eisenbahn in Deutschland. Die illustrierte Chronik, München 2010, 159 S., Abbildungen, Fotos, Karten, € 19,95; Knipping, Andreas, Schulz, Reinhard (2006), Die Deutsche Reichsbahn 1939-1945. Zwischen Ostfront und Atlantikwall, Stuttgart 2006, 472 S., Schwarzweißfotos, Karte, € 19,95; Krämer, Gerd (1984), Dampflok. Die populärsten Dampflokomotiven Deutschlands, Leonberg 1984, 160 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, DM N.N.; Maedel, K[arl-] E[rnst] (1968), Die Dampflokzeit. Schienengiganten des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Stuttgart 31974, 200 S. Schwarzweißfotos, DM 38,-; Marti, Franz, Trüb, Walter (1979), Bahnen der Alpen, Zürich 1979, 184 S., Schwarzweißfotos, Karte, DM 49,50; Mehltretter, J[örg] M[ichael] (1974), Dampflokomotiven. Die letzten in Deutschland, Stuttgart 1974, 234 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Pläne, Tabellen, DM N.N.; Rogl, Hans Wolfgang (1983), Abseits der großen Strecken. Nebenbahnen in der Bundesrepublik Deutschland 1950-1982, Düsseldorf 1983, 192 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, DM 38,-; Rübesamen, Hans Eckart, Ander, Leonore (1985), Glacier Express. Die Traumreise im langsamsten Schnellzug der Welt, Augsburg 1998, 120 S., Farbfotos, Pläne, Karten, DM N.N.; Schote, Lothar (Hg.), Die Bahn. Was sie ist und wie sie funktioniert, Heidelberg 21990, 206 S., Abbildungen, DM 22,-; Schweiger-Lerchenfeld, A[mand] von (1884), Die Überschienung der Alpen. Semmering, Brenner, Pustertal, Östliche Alpen, Mont Cenis, St. Gotthard, Arlberg, Schwarzwald, hg. v. Erhard Born (1983), Moers 1983, 180 S., Tafeln, Karten, DM 30,-; Signale der deutschen Eisenbahnen. Mit allen Neuerungen des aktuellen DB-Signalbuches, München 2007, 143 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, € 14,95; Wagner, Georg (Hg.) (1991), Schmalspur-Dampflokomotiven. Die letzten Schmalspurbahnen, Nachdruck Wien 2003, 159 S., Farbfotos, € 12,95 (über die mit Dampflokomotiven betriebenen Schmalspurstrecken in Ostdeutschland ["Rasender Roland" auf Rügen, Ostseeküstenbahn Doberan-Kühlungsborn, Harzquerbahn, sächsische Strecken Oschatz-Kemmlitz, Cranzahl-Oberwiesenthal, Radebeul-Radeburg, Zittau-Oybin u.a.); Walz, Werner (1985), Deutschlands Eisenbahn 1835-1985. Lokomotiven und Wagen, Geschichte und Organisation, Kritik und Hoffnung, Stuttgart 1985, 311 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 56,-; Weltner, Martin (2008), Die Eisenbahn im Dritten Reich. Geschichte - Fahrzeuge - Kriegseinsatz, München 2008, 187 S., Schwarzweißfotos, € 14,95. > D Deutsche Klein- und Privatbahnen, > F Franckhs Eisenbahnbibliothek, > S Stars der Schiene [Buhlmann, 07.2020, 10.-11.2020, 01.-02.2021, 07.2021, 12.2021, 01.2024]

Eisenbahn-Taschenatlas: Deutschland, Österreich, Schweiz (2005), München 32007 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

Eisenhuth, Albert, Haffner, Hans (1967), Das Weltall im Bild, Graz-Wien-Köln 21971 > U Universum

Eisenlohr, Erika (1985), Paläographische Untersuchungen zum Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs (Hs. Bonn UB S.1559). Schreibgewohnheiten des Aachener Marienstifts in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in: ZAGV 92 (1985), S.5-74 > G Göldel, Servitium regis

Eiszeiten in der Klimaentwicklung des Planeten Erde: Unter dem Begriff Eiszeiten wird vornehmlich der Wechsel zwischen und Kaltzeiten innerhalb der geologischen Epoche des Quartär verstanden gemäß:

Zeitraum (v./n.Chr.)Geologische Zeitstufe (des Quartär)
Geschichtliche Epoche
Klima
(735000)-(130000)Mittleres Pleistozän:Eiszeit:
(735000)-(725000)Warmzeit
(725000)-(690000)Kaltzeit
(690000)-(660000)Warmzeit
(660000)-(620000)Kaltzeit
(620000)-(565000)Warmzeit
(565000)-(525000)Kaltzeit
(525000)-(480000)Warmzeit
(480000)-(425000)Kaltzeit
(425000)-(360000)Warmzeit
(360000)-(340000)Kaltzeit
(340000)-(305000)HolsteinWarmzeit
(305000)-(245000)Saale-Eiszeit:
DrentheKaltzeit
(245000)-(185000)Warmzeit
(185000)-(130000)WartheKaltzeit
(130000)-(8000)Oberes Pleistozän:
(130000)-(70000)EemWarmzeit
(70000)-(60000)Weichsel-Eiszeit:
- Würm IKaltzeit
(60000)-(25000)- Frühglazial(Kaltzeit)
(25000)-(13000)- HochglazialKaltzeit
(13000)-(8000)- Spätglazial:
-- Bölling-Interstadial
-- Ältere Dryaszeit
-- Alleröd-Interstadial
-- Jüngere Dryaszeit
Warmzeit
Kaltzeit
Warmzeit
Kaltzeit
(8000)-heuteHolozän:Nach-Eiszeit:
(8000)-(6800)PräborealBirken-Zeit
(6800)-(5300)BorealKiefern- bzw. Kiefern-Hasel-Zeit
(5300)-(2700)AtlantikumEichenmischwald-Hasel-Zeit
(2700)-(700)SubborealEichen-Hasel- bzw. Eichen-Zeit
SubatlantikumBuchen- bzw. Eichen-Zeit
(700) v.Chr.-4. Jahrhundert n.Chr.- Vorrömische Eisenzeit, Römische KaiserzeitWarmphase
5.-9. Jahrhundert- Frühes MittelalterKaltphase
10.-13. Jahrhundert- Hohes MittelalterWarmphase
12. Jahrhundert, Mitte-13. Jahrhundert, Ende"Klimaoptimum"
14.-17. Jahrhundert- Spätes Mittelalter, Frühe Neuzeit"Kleine Eiszeit"
18.-21. Jahrhundert- ModerneKlimaerwärmung

Die Nach-Eiszeit wird durch ein weitgehend stabiles Klima geprägt. Gerade das Atlantikum können wir als ihren wärmsten Abschnitt ansehen, danach wurde es unter Schwankungen wieder etwas kühler. Tundren, Steppen, lichte Wälder bis hin zu Wäldern mit bestimmten vorherrschenden Baumarten kennzeichnen die Entwicklung der Pflanzen, Bäume und Tiere, die sich diesen Klimaänderungen anpassten. Auch das Klima im Mittelalter war durch langfristige Schwankungen geprägt. Seit dem 3./4. Jahrhundert herrschte in Mitteleuropa ein feuchtkühles Klima vor, vom 8. bis zum 13. Jahrhundert ein günstiges mit einer wechselhaften und feuchteren Periode im 9. und dem sog. hochmittelalterlichen "Klimaoptimum" im 12. und 13. Jahrhundert.
Zu den Eiszeiten s.: Flohn, Hermann (1985), Das Problem der Klimaänderungen in Vergangenheit und Zukunft (= EdF 220), Darmstadt 1985, XVIII, 228 S., DM 38,-; Müller-Beck, Hansjürgen (2005), Die Eiszeiten. Naturgeschichte und Menschheitsgeschichte (= BSR 2363), München 2005, 128 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 7,90; Thenius, Erich (1974), Eiszeiten - einst und jetzt (= Kosmos-Bibliothek, Nr.284), Stuttgart 1974, 64 S., Farbabbildungen, Karten, DM 4,80. [Buhlmann, 10.2003, 08.2005, 04.2020]

Ek

EK = Europäische Kulturstudien. Literatur - Musik - Kunst im historischen Kontext

Ekrutt, Joachim W. (1972), Der Kalender im Wandel der Zeiten. 5000 Jahre Zeitberechnung (= Kosmos-Bibliothek 274), Stuttgart 1972 > C Chronologie

Ekrutt, Joachim W. (1981), Die Sonne. Die Erforschung des kosmischen Feuers, Hamburg 41991 > A Astronomie

Ekschmitt, Werner (1978), Der Aufstieg Athens. Die Zeit der Perser-Kriege, München 1978, 303 S., Abbildungen, DM 29,80. Stationen der inneren Entwicklung Athens von der archaischen bis zur klassischen Zeit sind die Adelsherrschaft (7. Jahrhundert v.Chr., Anfang), die wirtschaftlichen Probleme der attischen Kleinbauern und die Einbeziehung einer größeren Bevölkerungsschicht in das politische System Athens (Drakon um 624, Solons 594 v.Chr.), die Tyrannis des Peisistratos (560-527 v.Chr.) und seiner Söhne Hippias und Hipparch (527-514/10 v.Chr.), die Abschaffung der Tyrannis durch Kleisthenes (510 v.Chr.) und die Konstituierung der athenischen Demokratie durch Einbeziehung der unteren Gesellschaftsschichten (Hopliten, Theten; lokale Phylen, Rat der Fünfhundert [Bule], Ostrakismos [Scherbengericht], Areopag); die Reformen hin zu einer Demokratie gingen in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr. weiter (Auslosung der Archonten 487/86, Entmachtung des Areopags 462/61 v.Chr.). Zur Ausformung der athenischen Demokratie trugen nicht zuletzt die Erfolge in den Perserkriegen bei: persischer Kriegszug des Datis und Artaphernes (Schlacht bei Marathon 490 v.Chr.), Kriegszug unter dem Perserkönig Xerxes (485-465 v.Chr.; Schlacht bei den Thermopylen 480, Seeschlacht vor Salamis 479, Schlacht bei Platäa 479 v.Chr.). Mit der Abwehr der persischen Angriffe durch Athener und Griechen etablierte sich die Polis Athen als Seemacht und Vormacht im (1.) Attischen Seebund (477 v.Chr.). [Buhlmann, 09.1978]

El-Kassem, Marcel (2012), Die hochmittelalterliche Klostersiedlung der Abtei Brauweiler. Die Ausgrabungen 2010 und 2011, in: BJbb 212 (2012), S.241-270 > B Brauweiler

Elbern, Victor Heinrich (1962), St. Liudger und die Abtei Werden. Gesammelte kunsthistorische Aufsätze, hg. v. Basilius Senger, Essen 1962 > W Werden

Elbern, Victor Heinrich (1966), Species Crucis - Forma Quadrata Mundi. Die Kreuzigungsdarstellung am fränkischen Kasten von Werden, in: Westfalen 44 (1966), S.174-185 > W Werden

Elbin, Günther (1971), In Holland, München 1971 > N North, Niederlande

Elger, Ralf (Hg.) (2001), Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur (= Bundeszentrale für politische Bildung. Schriftenreihe, Bd.383), Bonn 2004 > I Islam

Eliot, George, englische Schriftstellerin: Mary Anne Evans (*1819-†1880), geboren in der mittelenglischen Grafschaft Warwickshire, war zunächst als Journalistin tätig und lebte in "wilder Ehe" mit George Henry Lewes. Ihre erfolgreichen Romane veröffentlichte sie unter dem Schriftstellerpseudonym George Eliot, darunter: Eliot, George (1861), Silas Marner (= Penguin English Library), Harmondswort 51973, 265 S., Schwarzweißabbildung, DM 3,80. [Buhlmann, 10.2021]

Elisabeth von Österreich, "Sisi", Kaiserin, Königin von Ungarn: Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach (*1837 in München; †1898 in Genf) gehörte der wittelsbachisch-bayerischen Königsfamilie an. Sie verlobte und verheiratete sich mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph (1848-1916) (1853/54); aus der Ehe entstammten die Töchter Sophie, Elisabeth, Marie und der Sohn Rudolf. Elisabeth hilet gegenüber dem Wiener Kaiserhof Abstand, auch war sie mitunter Monate lang auf Reisen (Korfu, Mittelmeer, Kuraufenthalte), war vielseitig interessiert (Sprachen) und körperbewusst (Sport [Pferde, Turnen], Zahnpflege, Diäten; Schönheitskult). Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1866/67 kam auch durch das politische Einwirken Elisabeths zustande (Krönung zur ungarischen Königin 1867, Freundschaft zu Gyula Andrássy). Am 10. September 1898 wurde die Kaiserin in Genf Opfer eines Attentats; begraben liegt ihr Leichnam in der Wiener Kapuzinergruft. Zur Rezeptionsgeschichte Elisabeths gehört(e) die Verklärung der Kaiserin als "Sis(s)i" (Verfilmungen, Musicals, Sisi-Museen und -Ausstellungen; Elisabeth als Namengebrein für Straßen und Plätze). Zu Elisabeth von Österreich s.: Bestenreiner, Erika (2003), Sisi und ihre Geschwister (= SP 4006), München 32005, 334 S., Farbtafeln, Stammtafel, Zeittafel, € 9,90; Hamann, Brigitte (1982), Elisabeth. Kaiserin wider Willen, Wien-München 1982, 659 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweißtafeln, Stammtafel, Zeittafel, DM 44,-. [Buhlmann, 07.2023]

Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige, hg. v. Dieter Blume, Matthias Werner (2007), Bd.1: Aufsätze, Petersberg 2007, 624 S., Bd.2: Katalog, Petersberg 2007, 623 S., zus. € 58,-. I. Aufsätze: Geboren wurde Elisabeth im Jahr 1207 als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und der Gertrud von Andechs-Meranien. Vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des frühen 13. Jahrhunderts (Hagen Keller, Das frühe 13. Jahrhundert. Spannungen, Umbrüche und Neuorientierungen im Lebensumfeld Elisabeths von Thüringen; Sybille Schröder, Frauen im europäischen Hochadel des ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhunderts. Normen und Handlungsspielräume), einer verstärkten politischen Westorientierung Ungarns (Lázló Vesprémy, Ungarn im Europa des frühen 13. Jahrhunderts; Erno Marosi, Hof und adlige Kultur in der Kunst des frühen 13. Jahrhunderts in Ungarn) kam es sehr bald zur politisch bedeutsamen Verlobung Elisabeths mit dem thüringischen Landgrafen(sohn) Ludwig IV. (1217-1227) (Brautfahrt Elisabeths nach Thüringen 1211) (Peter Wiegand, Eheversprechen und Fürstenkoalition. Die Verbindung Elisabeths von Ungarn mit Ludwig von Thüringen als Baustein einer europäischen Allianz (1207/08-1210/11)). Der Ehe zwischen beiden entstammten Landgraf Hermann II. (1227-1241), Sophie von Brabant (†1275) und Gertrud von Altenberg (†1297). Elisabeth entfaltete als Reichsfürstin und thüringische Landesherrin am und gegen den thüringischen Hof (auf der Wartburg) Wirkung (Matthias Kälble, Reichsfürstin und Landesherrin. Die heilige Elisabeth und die Landgrafschaft Thüringen). Schon früh kam sie in Kontakt zu der religiösen Bewegung um Franziskus von Assisi, das Armutsideal der Franziskaner beeinflusste Elisabeth wesentlich (ab 1223), ebenso ihr Beichtvater Konrad von Marburg (ab 1226, Gelübde Elisabeths 1228) (Maria Pia Alberzoni, Elisabeth von Thüringen, Klara von Assisi und Agnes von Böhmen. Das franziskanische Modell der Nachfolge Christi diesseits und jenseits der Alpen; Matthias Werner, Elisabeth von Thüringen, Franziskus von Assisi und Konrad von Marburg). Die Hungersnot der Jahre 1225/27 in Thüringen radikalisierte die religiös-sozialen Einstellungen Elisabeths noch, darin unterstützt von ihrem Ehemann (Hospital der Elisabeth auf dem Wartberg 1226). Als Hermann I. jedoch auf dem Kreuzzug Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) im unteritalienischen Otranto an einer Seuche starb (1227) (Stefan Tebruck, Militia Christi - Imitatio Christi. Kreuzzugsidee und Armutsideal am thüringischen Landgrafenhof zur Zeit der heiligen Elisabeth), verlor Elisabeth jegliche Unterstützung am thüringischen Hof und wich ins landgräfliche Marburg aus, wo sie 1228 ein Hospital errichtete und sich dort als (geistliche) soror in seculo gemäß ihrem radikalen Armutsideal um Kranke und Aussätzige kümmerte (vita activa und vita contemplativa) (Rainer Atzbach, Das Hospital der heiligen Elisabeth in Marburg. Grabungsbefunde und schriftliche Überlieferung; Martina Wehrli-Johns, Armenfürsorge, Spitaldienst und neues Büßertum in den frühen Berichten über das Leben der heiligen Elisabeth). Elisabeth starb krankheitsbedingt am 16./17. November 1231 und wurde am 19. November begraben. Schon zu Lebzeiten als Heilige verehrt, wurde sie u.a. auf Grund der Summa vitae Konrads von Marburg (1232) und des Libellus de dictis quatuor ancillarum (1234, 1236/37) von Papst Gregor IX. (1227-1241) an Pfingsten 1235 heilig gesprochen (Helmut G. Walther, Der "Fall Elisabeth" an der Kurie. Das Heiligsprechungsverfahren im Wandel des kanonischen Prozessrechts unter Papst Gregor IX. (1227-1241); Ingrid Würth, Die Aussagen der vier "Dienerinnen" im Kanonisationsprozess und ihre Überlieferung im sogenannten "Libellus"). Die Verehrung der heiligen Elisabeth setzte aber schon unmittelbar nach dem Tod der Landgräfin in Marburg ein (Elisabeth-Grab, Reliquien, elevatio der Heiligen 1236, Elisabeth-Schrein 1235/36/49, Kultregulierung, Liturgie und Elisabeth-Offizium) (Bruno Breudenbach, Kopf, Arm und Leib. Reliquien und Reliquiare der heiligen Elisabeth; Rita Amedick, Die Gemmen vom Schrein der heiligen Elisabeth in Marburg; Felix Heinzler, Die "heilige Königstochter" in der Liturgie. Zur Inszenierung Elisabeths im Festoffizium "Laetare Germania"). Der päpstlichen Kanonisation folgte die Verehrung Elisabeths als "europäische Heilige" in Religion, Kunst und Literatur seit dem 13. Jahrhundert, etwa im Prämonstratenserinnenstift Altenberg (Elisabethtochter Gertrud, †1297), bei den Wettinern (franziskanische Elisabethzelle auf dem Wartberg 1331), im Deutschen Orden (Marburger Deutschordenshaus) (Gábor Klaniczay, Elisabeth von Thüringen und Ungarn. Zur "Europäisierung des Elisabeth-Kultes; Christian Schuffels, "Beata Gertrudis, filia sancte Elyzabet". Gertrud, die Tochter der heiligen Elisabeth, und das Prämonstratenserinnenstift Altenberg an der Lahn; Udo Hopf, Ines Spazier, Petra Weigel, Elisabethverehrung und Elisabethgedenken der Wettiner. Das Elisabethhospital St. Elisabeth unterhalb der Wartburg - archäologische Befunde und schriftliche Zeugnisse; Dieter Blume, Grit Jacobs, Anette Kindler, Wechselnde Blickwinkel. Die Bildzyklen der heiligen Elisabeth vor der Reformation; Frank Martin, Die heilige Elisabeth in der Glasmalerei. Vermittlungsstrategien eines weiblichen Heiligenmodells; Andreas Bräm, "Fratrum minorum mater". Heiligenbilder als Angleichung und zum Patronat in Frankreich und Flandern und in der Anjou-Hofkunst Neapels; Dieter Blume, Diana Joneitis, Eine Elisabeth-Handschrift vom Hof König Alfons' X. von Kastillien; Cordelia Warr, Der Freskenzyklus der heiligen Elisabeth von Ungarn in Santa Maria Donna Regina in Neapel; Ulrike Jenni, Die Elisabeth-Legende im Krumauer Bildercodex; Beatrix Leisner, Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen. Ein mittelalterlicher Bilderzyklus in der Kapelle des Erfurter Nikolaiturms; Gyöngyi Török, Die Ikonographie des Hochaltarretabels der Kirche St. Elisabeth in Kaschau; Mária Prokopp, Überlegungen zur mittelalterlichen Ikonographie der heiligen Elisabeth; Volker Honemann, Die "Vita sanctae Elisabeth" des Dietrich von Apolda und die deutschsprachigen "Elisabethleben" des Mittelalters; Enno Bünz, Königliche Heilige - Hospitalheilige - "Mater pauperum". Der spätmittelalterliche Elisabethkult im deutschsprachigen Raum). Die Elisabethverehrung unterlag dann in Reformation und Protestantismus (weiteren) Wandlungen (Volker Leppin, "So wurde uns anderen die heilige Elisabeth ein Vorbild". Martin Luther und Elisabeth von Thüringen; Thomas Fuchs, Das Bild der heiligen Elisabeth im frühneuzeitlichen Protestantismus. Formung des protestantischen Elisabethbildes in der Reformation; David Ganz, Eine Heilige mit großer Garderobe. Elisabeth-Bilder im konfessionellen Zeitalter; Cordula Bischoff, Rollenmodelle der frühen Neuzeit. Fürstliche Selbstdarstellung im Bild der Elisabeth von Thüringen). Im 19. und 20. Jahrhundert erfolgte eine "Modernisierung" und Popularisierung der katholischen und protestantischen Heiligen (Stefan Gerber, "Die Heilige der Katholiken und Protestanten". Die heilige Elisabeth in konfessioneller Wahrnehmung während des "langen" 19. Jahrhunderts; Marko Kreutzmann, Die heilige Elisabeth in der thüringischen Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts; Markus Bertsch, "Heiligenbildchenkram"? Zur Präsenz der heiligen Elisabeth im Bilderkosmos der Nazarener; Michael Overdick, Zwischen Alomosenspende und Rosenwunder. Zur Darstellung der heiligen Elisabeth in der populären Druckgraphik des 19. Jahrhunderts; Stefan Schweizer, Der katholische Maler und sein protestantischer Auftraggeber. Moritz von Schwinds Elisabeth-Fresken auf der Wartburg; Grit Jacobs, Kaiserkunst auf der Wartburg. Das Glasmosaik in der Elisabethkemenate; Detlef Altenburg, "Die Erde berührte in diesem Moment den Himmel". Franz Liszts "Legende von der heiligen Elisabeth"; Josef Pilvousek, Zur Geschichte der Elisabethwallfahrt 1957; András Korányi, "Nostra enim Elisabeth". Die Gestalt der heiligen Elisabeth im ungarischen Geistesleben des 19. und 20. Jahrhunderts). II. Katalog (Die hochadlige Elisabeth, Elisabeth als Landgräfin, Elisabeth und die religiöse Armutsbewegung, Heiligsprechung, Anfänge der Elisabethverehrung, spätmittelalterliche Elisabethverehrung (in der Stadt), Elisabethverehrung in Europa, Elisabethverehrung in der frühen Neuzeit, Elisabeth(verehrung) in der Moderne). [Buhlmann, 11.2011]

Ellerbrock, Uwe, Winkelmann, Sylvia (2012), Die Parther. Die vergessene Großmacht, Darmstadt 22015, 368 S., Farbabildungen, Karten, € 34,95. I. Nur wenige innerparthische Schriftquellen (Inschriften u.a.) beleuchten die parthische Geschichte, während griechische und römische Schriftquellen (römische Geschichtsschreibung u.a.) einen Außenbild auf das Partherreich geben. Umso wichtiger erscheinen die archäologischen Funde (Städte, Paläste, Befestigungen, Siedlungen, Kunst) sowie die parthischen Münzen (Drachmen, Tetradrachmen parthischer Herrscher, parthische Königschronologie). Die disparate Quellensituation machte aus dem Partherreich, gelegen zwischen Mesopotamien und Indus, zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf mit dem Iran als Kernland, "die vergessene Großmacht", eingebunden in die Geschichte der altorientalischen Reiche Mesopotamiens, der Meder und persischen Achmämeniden sowie der hellenistischen Königreiche u.a. der Seleukiden. II. Die Heimat der Daher/Parner/Parther, eines "skythischen Volksstamms", ist ein Gebiet südöstlich des kaspischen Meeres und lag in den achäminidischen Satrapien Parthavien und Hyrkanien, in der seleukidischen Provinz Parthien. Als Gründer des Partherreichs gilt der autokrator Arsakes I. (ca.247-211 v.Chr.), der die seleukidische Provinz Parthien eroberte. In der Folgezeit konnte sich die parthische Herrschaft gegen seleukidische Angriffe behaupten, die Macht der Parther wuchs nach dem Tod des Seleukidenkönigs Antiochos III. (223-187 v.Chr.) zusehends (Expansion nach Osten, Krieg gegen die Marder). Unter König (Großkönig, "König der Könige") Mithradates I. (ca.171-138 v.Chr.) gelang die Eroberung Herats (ca.167), Mediens und der Margiane (ca.155) sowie Mesopotamiens und Seleukias (141). Mithradates' Sohn Phraates II. (ca.138-127 v.Chr.) wehrte erfolgreich einen seleukidischen Angriff auf die von seinem erorberten Gebiete ab (129). Mithradates II. (ca.123-88 v.Chr.) eroberte die Adiabene, Gordyene und Osrhoene, mit den Römern gelang die Festlegung des Euphrat als Grenze der Einflusssphären beider Reiche (96, 69/68, 66 v.Chr.). Die Zeit vom 1. vorchristlichen bis zum 1. nachchristlichen Jahrhundert gilt dann als Zeit des Partherreichs als führende vorderasiatische Großmacht. Die Parther behaupteten sich in den drei Mithridatischen Kriegen (Friedensvertrag 64 v.Chr.), unter König Orodes II. (ca.57-38 v.Chr.) besiegte eine parthische Reiterarmee ein römisches Heer Marcus Licinius Crassus (†53 v.Chr.) in der Schlacht bei Carrhae (53); römische Gegenangriffe unter Gaius Iulius Caesar (†44 v.Chr.) und Marcus Antonius (†30 v.Chr.) blieben erfolglos, unter Kaiser Augustus (†14 n.Chr.) kam es zum Friedensschluss (20 v.Chr.). Dabei wurde das Partherreich immer wieder von Thronstreitigkeiten innerhalb des arsakidischen Königshauses erschüttert. Alles in allem hatte sich aber zurzeit der parthischen Großmacht im Westen und Süden des Partherreichs ein System von abhängigen Klientelkönigreichen etabliert (Osrhoene, Adiabene, Media Atropatene, Charakene, Elymais), während im Osten sich die Parther erfolgreich gegen die Nomadenvölker der Sarmaten und Saken, gegen das graekobaktrische (bis 130 v.Chr.), das indogriechische (bis 10 v.Chr.) und das sakisch-indoskythische Reich (bis 12 v.Chr.) sowie das Kuschanreich (bis 5. Jahrhundert, Anfang) behauptete und es mit dem indoparthischen Reich sogar zu einer Ausbildung eines Königreichs unter einer parthischen Fürstendynastie kam (ca.20-100 n.Chr.). Die Kontrolle über das Königreich Armenien blieb zwischen römischem und Partherreich lange Zeit umstritten, auch als - mit römischer Unterstützung (63 n.Chr.) - ab Tiridates I. (52/53-60, 63-ca.75 n.Chr.) ein arsakidischer Seitenzweig als Könige über Armenien herrschte (bis 428 n.Chr.). Unruhen im Partherreich beförderten weiterhin römische Angriffe, etwa unter Kaiser Trajan (98-117 n.Chr.) (Armenien, Mesopotamien 114/17), unter Kaiser Septimius Severus (römische Provinzen Osrhoene und Mesopotamia 195/98) oder unter Kaiser Caracalla (211-217) (216/18, römische Niederlage bei Nisibis 217); unter König Vologases IV. (ca.147-191 n.Chr.) führten die Parther Krieg gegen Rom (161-166). Verursacht durch einen Aufstand in der Persis unter dem Lokalfürsten Ardaschir, kam es mit Niederlage und Tod der letzten Arsakidenkönige Artabanos IV. (ca.216-224 n.Chr.) und Vologases VI. (ca.208-228 n.Chr.) auch zum Ende des Partherreiches. Ardaschir I. (224-239/40) war der Begründer des persischen Sasanidenreiches. III. Verfassungsgeschichtlich gesehen war das Partherreich ein Reich unter der Herrschaft von Königen aus der Familie der Arsakiden, der Nachkommen des Reichsgründers Arsakes (Königswahl, Thronstreitigkeiten konkurrierender Partherkönige, Herrscherbild und Herrschaftsrepräsentation [göttliche Investitur, Inschriften, Herrscherbilder], Heiratspolitik), wobei das Königtum auch von einer Schicht politisch Großer (Adel) abhängig war. Auf regionaler und lokaler Ebene herrschten im Auftrag des Königs Satrapen und königliche Amtsträger, Verwaltungssprachen waren das Parthische und das Griechische, in den griechischen Städten im Partherreich gab es weiterhin eine griechische Verwaltung. Großstädte und Herrschaftszentren waren: Assur, Babylon, Dura Europos, Edessa, Ekbatana, Hatra, Herat, Ktesiphon, Merw, Nippur, Nisa, Palmyra, Seleukia am Tigris, Susa, Uruk (parthischer Städtebau, parthische Architektur [hellenistische, römische Einflüsse, Iwanbauten, Kuppel, Rundstädte, Märkte]). Die Städte waren wichtige Handelszentren; den Beziehungen des Partherreichs nach Osten bis nach China hin entsprach ein ost-westlicher Kulturtransfer und die große Bedeutung des Handels u.a. entlang der Seidenstraße (Land- und Seehandel, Handelsgüter, Zollwesen). Grundlage der Wirtschaft im Partherreich war indes die Landwirtschaft (Anbau von Nutzpflanzen [Getreide, Gemüse, Wein, Kräuter], , Wasserwirtschaft in Parthien [Qanate], [nomadische] Viehzucht [Pferde, Schafen, Ziegen]). Die Gesellschaft war hierarchisch-ständisch gegliedert, die Kultur des Partherreiches vielfältig (Sprache, Schrift [Tonscherben, Inschriften, manichäische Schriftquellen der Turfanoase], Literatur ["Lied von der Perle", "Vis und Ramin", Heldenepen, Theaterstücke], Zeitrechung [Seleukiden-, Arsakidenära, babylonisch-griechischer Kalender], [Männer-, Frauen-] Kleidung, Bildung, Erziehung, Musik, Medizin, Alltagsleben [Arbeit, Ernährung], Kunst [hellenistisch-iranische Strömungen 3.-1. Jahrhundert v.Chr., "ausgebildete parthische Kunst" 1.-3. Jahrhundert n.Chr. mit Felsbildern, Wandmalereien, Mosaik- und Reliefkunst, Skulptur und Plastik, Schmuck, Gebrauchskunst]). Ausfluss von Kultur war nicht zuletzt die Vielfalt der Religionen im Partherreich (Zoroastrismus, "hellenistische/parthische Tyche", Mithraskult, Judentum, Christentum [Apostel Thomas, Edessa], Manichäismus). IV. Das Sasanidenreich als letztes altorientalisches Reich übernahm vieles aus dem Partherreich (Kunst, Bekleidung/Mode, Herrschaftsrepräsentation), die schwere parthische Kataphraktenreiterei diente dem römischen Heer als Vorbild, stilprägend bis in die islamische Zeit war u.a. die parthische Iwan- und Kuppelarchitektur, parthische Stilrichtungen (Frontalität, Statik) flossen ein in die christlich-byzantinische Kunst. Vgl. Schippmann, Klaus (1980), Grundzüge der parthischen Geschichte (= Grundzüge 39), Darmstadt 1980, IX, 132 S., Karte, DM 19,80. [Buhlmann, 1983, 03.2016]

Ellwangen, Benediktinerabtei in Schwaben: I. Geschichte: Das wohl 764 von einem gewissen Hariolf gegründete Benediktinerkloster Ellwangen vermochte als eine der wenigen alten Mönchsgemeinschaften, Territorium, Reichsunmittelbarkeit und Reichsstandschaft zu erlangen. Seit der Karolingerzeit ist Ellwangen als Königs- und Reichskloster bezeugt, 814 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen (814-840) ein Privileg über Königsschutz, Immunität und freie Abtswahl. Zwischen 870 und 873 soll hier der Slawenapostel Methodius (†885) inhaftiert gewesen sein; Ellwangen wird im Heeresaufgebot für Kaiser Otto II. (973-983) genannt (981) und war Teil des Bann- und Königsforsts Virgunda (1024). 1152 beschränkt ein königliches Privileg die Rechte des Klostervogts, die Mönchsgemeinschaft verfügte nun über das Recht der freien Vogtwahl. Herrschaftsausbau durch Landesausbau (Rodungen im Virngrund) und die Förderung der beim Kloster gelegenen Stadt Ellwangen gehören in das hohe Mittelalter, nach einer Brandkatastrophe (1182) entstand unter dem bedeutenden Abt Kuno (1188-1221) das noch heute bestehende Münster, eine Kirche der Stauferzeit. Kuno hat als erster Abt den Titel eines Reichsfürsten geführt, seine Nachfolger erwarben im 14. Jahrhundert von den Grafen von Oettingen die Vogteirechte, die ein wichtiges Element in der entstehenden Ellwanger Landesherrschaft darstellten. Die territoriale Klosterherrschaft gründete zudem auf der Einbeziehung des lokalen Adels (Lehnswesen) und der im Umkreis um Kloster und Stadt gelegenen arrondierten klösterlichen Grundherrschaft (geschlossene Besitzlandschaft). Als Resultat ergab sich im Verlauf des späten Mittelalters ein abteiliches Territorium mit einer vom Königtum privilegierten Hochgerichtsbarkeit und dem Ellwanger Stadtgericht (1470/77). Seit 1337 ist eine Ämterorganisation bezeugt, Landesherrschaft und Besitzverwaltung beruhten nicht zuletzt darauf, dass hier Schriftlichkeit eine herausragende Rolle spielte (Rechts- und Gültbuch 1337; Lehenbuch 1364; Jahresrechnungen ab 1380). Ab 1370 unterstanden Kloster und Territorium dem Schutz und Schirm des württembergischen Grafen, unter Abt Siegfried Gerlacher (1400-1427) kam es mit württembergischer Unterstützung im Kloster zu Reformversuchen, die aber scheiterten. Die "Mönche" bzw. Klosterherren hingen auch in der Folge einer adlig-stiftischen Lebensweise an, so dass das Kloster 1459/60 mit päpstlicher Erlaubnis in ein freiweltliches Chorherrenstift unter einem Propst umgewandelt wurde. Ein gewisser Einfluss Württembergs auf Ellwangen blieb auch danach erhalten, doch schloss sich das Stift 1488 dem Schwäbischen Bund an, was letztlich dazu führte, dass sich Ellwangen die Reichsstandschaft sicherte und im Gremium des Schwäbischen Reichskreises vertreten war. II. Urbar: Das älteste Urbar der Abtei Ellwangen belegt die Befreiung der geistlichen Kommunität aus der politischen Abhängigkeit der Grafen von Oettingen (Erneuerung der Ellwanger Privilegien durch König bzw. Kaiser Ludwig den Bayern [1314-1347] 1323, 1335). Das Urbar von 1337 signalisiert somit den "Neubeginn" Ellwanger Klostergeschichte unter Abt Kuno von Gundelfingen (1332-1367) mit einer Bestandsaufnahme der Güter und Rechte der Kommunität zwischen Main und Donau, im Ries, auf dem Härtsfeld, im Lauchheimer Tal, um das Brenztal, an Zusam und Laugnabach, an der Schmiech, auf der Mittleren Alb, im Kocher-Jagst-Gebiet, an der Rems, im Gebiet der Tauber, an Neckar und Rhein. Verzeichnet wurden u.a. mit Nachträgen, u.a. durch verschiedene Hände hauptsächlich in deutscher Sprache, aber auch mit lateinischen Ergänzungen und Anmerkungen versehen, in dem Pergamentcodex Hauptsstaatsarchiv Stuttgart H 222, Bd.169, der zudem zwei Papierhefte (Älterer, Jüngerer Quatern) mit einschließt das Burgamt Ellwangen und Rotenbach (Zinse, Hofstätten, Rechte in der Stadt Ellwangen, Zehnte um die Stadt, [Güter außerhalb der Stadt, Lage nicht erhalten], Güter in der Umgebung um Ellwangen und Rotenbach, u.a. in Neunstadt, Neunheim, Pfarreien Stödtlen, Röhlingen, Ellenberg, Pfahlheim, Burg Ellwangen), das Amt Tannenburg (Steuer, Zoll, Güter, Burg) sowie das Amt Kochenburg (Güter, Burg).
Zur Geschichte des Klosters Ellwangen s.: Häfele, Hubert (Bearb.) (2008), Das älteste Urbar der Abtei des gotzhuses zu Ellwangen von 1337 (= VKGLBW A 52), Stuttgart 2008, LXXXII, 352 S., Farbtafeln, Karte, € 34,-. > Lateinische Literatur > E Ellwangen [Buhlmann, 03.2009, 03.2021]

Elm, Kaspar (1978), Westfälisches Zisterziensertum und spätmittelalterliche Reformbewegung, in: WZ 128 (1978), S.9-32 > Z Zisterzienser

Elsner, Roland (1977), Zeichen und literarische Praxis. Theorie der Literatur und die Praxis des Andreas Gryphius im "Peter Squentz", München 1977 > G Gryphius, Andreas

Elter, Julius (1885), Luther und der Wormser Reichstag (1521), Diss. Bonn 1885 > W Wormser Reichstag (1521)

Elze, Reinhard, Fasoli, Gina (Hg.) (1991), Stadtadel und Bürgertum in den italienischen und deutschen Städten des Spätmittelalters (= IDHIT 2), Berlin 1991, 205 S., € 14,-. Nördlich und südlich der Alpen verlief im (hohen, späten) Mittelalter die städtische Entwicklung und die Entwicklung des Bürgertums in den Städten (zeitlich) verschieden und (doch) ähnlich. Dies betraf Städte in der Poebene mit ihrem Spannungsverhältnis zwischen Oligarchie und Bürgertum im 12. bis 14. Jahrhundert (Gina Fasoli, Oligarchie und Mittelschicht in den Städten der Poebene vom 13. zum 14. Jahrhundert; Andrea Castagnetti, Bemerkungen zu einer Geschichte von Gesellschaft und Politik der Städte in der Mark Verona-Treviso (11.-14. Jahrhundert)). Eine davon verschiedenartige Entwicklung nahmen die (nicht autonomen) Städte innerhalb des Königreichs Sizilien (Enrico Mazzarese Fardella, Siziliens Aristokratie und ihre Beziehungen zu den Städten der Krone: Der Kampf um die Macht; Nicola Cilento, Stadt und städtische Gesellschaft im mittelalterlichen Süditalien. Anfänge, Entwicklung und Niedergang in den Quellen und in der Geschichtsforschung). Nördlich der Alpen lassen sich - vor dem Hintergrund der materiellen Voraussetzungen städtischer Existenz (Umwelt, Wasserversorgung [Brunnen, Röhren], Abfallwirtschaft, Straßenpflasterung, Wohnbauten; Handel, Handwerk, Produktion und Konsum [Einkommensverhältnisse, Verbrauch, Lebensmittel, Kleidung]) - städtische Gesellschaften (Stadtadel [Patriziat], Ministerialität, Bürgertum; Reichsstadt, Territorialstadt [Landesherrschaft, Stadtherr]; städtische Verfassung, Konflikte) und politische Spannungen (innerstädtische Auseinandersetzungen, über das Städtische hinausgehend) erkennen (Ulf Dirlmeier, Zu den materiellen Lebensbedingungen in deutschen Städten des Spätmittelalters: Äußerer Rahmen, Einkommen, Verbrauch; Alfred Haverkamp, "Innerstädtische Auseinandersetzungen" und überlokale Zusammenhänge in den deutschen Städten während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts; Knut Schulz, Stadtadel und Bürgertum vornehmlich im 15. Jahrhundert; Herbert Knittler, Die österreichische Stadt im Spätmittelalter. Verfassung und Sozialstruktur. Unter besonderer Berücksichtigung des Problemkreises "Stadtadel und Bürgertum"). [Buhlmann, 07.2017]

Em

Ende, Horst, Brüdern, Jutta (2005), Der Dom zu Schwerin (= Große DKV-Kunstführer), München-Berlin 2005 > S Schwerin

Engel, Heinrich ([1997]), Werden. Das kleine Städtchen an der Ruhr vor dem Hintergrund der großen Weltgeschichte (= Vortrag, 14.10.97), o.O. [1997] > W Werden

Engelberg, Ernst (1985), Bismarck. Urpreuße und Reichsgründer, Berlin 1985, 839 S., Schwarzweißabbildungen, DM 48,-. Geschildert wird das Leben Ottos von Bismarck (*1815-†1898) von Geburt, Schule und Studium (Vater: Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck, Mutter: Luise Wilhelmine Mencken; Plamannsche Erziehungsanstalt in Berlin, Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster 1830/32; Jurastudium in Göttingen 1832/35; Militärdienst 1838) über die Zeit als hinterpommerscher Gutsherr und die Heirat mit Johanna von Puttkamer (1847; Ehe, drei Kinder) zum konservativen Politiker (politische Anfänge 1843/44, Abgeordnter im Vereinigten Landtag 1847, Abgeordneter der 2. Kammer des preußischen Landtags 1849, preußischer Gesandter am Frankfurter Bundestag des Deutschen Bundes 1851, preußischer Gesandter in St. Petersburg 1859). Die preußische Politik gestaltete Bismarck mit seiner Berufung zum preußischen Ministerpräsidenten (1862; Verfassungskonflikt 1863/66; Deutsch-Dänischer Krieg 1864; Deutscher Krieg und Schlacht bei Königgrätz 1866); sie gipfelte im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71), in der Reichsgründung von Versailles (1871) sowie im Frieden von Frankfurt (1871). [Buhlmann, 02.2020]

Engelmann, Bernt (1972), Das Reich zerfiel, die Reichen blieben. Deutschlands Geld- und Machtelite. Mit Rangliste der 500 großen alten Vermögen (= dtv 1061), München 51981 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Engelmann, Bernt (1980), Wie wir wurden, was wird sind. Von der bedingungslosen Kapitulation bis zur unbedingten Wiederbewaffnung, Frankfurt a.M.-Wien-Zürich [1981] > D Deutsche Geschichte, 1945-1949

Engeln-Müllges, Gisela, Reutter, Fritz (1987), Formelsammlung zur Numerischen Mathematik mit Turbo-Pascal-Programmen, Mannheim-Wien-Zürich 21987 > M Mathematik

Engels, Johannes (2006), Philipp II. und Alexander der Große (= Geschichte kompakt. Antike), Darmstadt 2006 > A Alexander der Große

Engen, Stadt im Hegau: I. Engen besaß für den nördlichen Hegau im frühen Mittelalter die Funktion eines Vorortes. Für die (Gebets-) Bruderschaft der Hegaupriester, bezeugt um die Mitte des 9. Jahrhunderts, war die Burg Engen einer von zwei geografischen Bezugspunkten gewesen. Die dort beheimateten Priester, die auch noch im 11. Jahrhundert als suburbani (also als "vor der Burg") bezeichnet wurden, gehörten zu einem kirchlichen Bezirk, aus dem sich wahrscheinlich das erstmals 1275 belegte Landdekanat Riedöschingen-Engen entwickelte. Die suburbani gehörten ebenfalls zu einem weltlichen Burgbezirk (Burgbann) um die Burg Engen. Hier - neben der alten Pfarrkirche St. Martin in (Engen-) Altdorf - hatten denn auch die Herren von Engen im 11. Jahrhundert ihren politischen Mittelpunkt. Im hohen Mittelalter treten die Herren von Engen - auch im Zusammenhang mit Schenkung an das Kloster St. Georgen im Schwarzwald - als Ortsadel in Erscheinung (Adalbero von Engen [1050], Burchard [1050, ca.1090], Berthold [1050, 1086]). Die Herren von Engen sind bis in das 1. Drittel des 12. Jahrhunderts nachweisbar, danach ab dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts die Herren von Hewen. Mit großer Wahrscheinlichkeit verbirgt sich unter den wechselnden Bezeichnungen jedoch eine einzige Adelsfamilie, und wirklich nannte sich ein Berthold (ca.1174, 1193) sowohl nach Engen als auch nach Hewen. Die Umbenennung fand offensichtlich statt im Zusammenhang mit dem "Umzug" der Edelherren von Engen auf die neu erbaute Burg Hohenhewen (bei Engen, um 1170). Hinzu kamen als Burgen der Neuhewen und der Jungenhewen, die zusammen mit der um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Stadt Engen den Kernraum der Herrschaft Hewen als Konglomerat von Grundbesitz und Herrschaftsrechten ausmachten. Die Herren von Hewen waren zunächst auf Seiten der staufischen Könige und Kaiser zu finden, wandten sich aber in den letzten Regierungsjahren Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) den Staufergegnern zu, um 1267 wieder Konradin, den "letzten Staufer" (†1268), u.a. bei dessen in Engen geführter Unterredung mit Graf Rudolf von Habsburg (1240-1291) zu unterstützen. Letzterer wurde 1273 König und schlug 1291 eine schwäbische Verschwörung von Grafen und Adligen nieder, an der wohl auch die Herren von Hewen beteiligt waren. Folge davon war, dass die Herrschaft Hewen zum Lehen der habsburgischen Herzöge wurde. Im 14. Jahrhundert intensivierten sich die Beziehungen zwischen den Herren von Hewen und den Habsburgern noch (Rudolf IV. von Hewen als königlicher Hofrichter 1313, Rudolf VI. von Hewen im Dienst König Friedrichs (III.) von Habsburg 1322, Gefangennahme des Konstanzer Bischofs Nikolaus I. auf der Burg Hohenhewen 1338 usw.). Unter Rudolf VI. von Hewen (1321, -1333) erlangte die Herrschaft Hewen wohl ihre größte Bedeutung. Im 13. und 14. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt Engen in engem Anschluss an die Herren und die Herrschaft von Hewen zur Amtsstadt und zum Herrschaftsmittelpunkt. Engen, gelegen am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Straßen im Bodenseeraum, besaß Markt und Zoll, war befestigt und verwaltete sich unter der Stadtherrschaft der Herren von Hewen selbst. Topografisch gesehen bestand Engen in spätem Mittelalter und früher Neuzeit aus der ummauerten und mit fünf Toren versehenen Kernstadt mit einer nördlich gelegenen Vorstadt (1381 erstmals bezeugt), dem Marktplatz und dem Straßenmarkt, dem Krenkinger Schloss im Süden der Stadt, der Marienkirche als städtischem Gotteshaus, dem zur Kirche benachbarten Schloss der Stadtherren (wohl die ehemalige Burg Engen), dem Rathaus (16. Jahrhundert). Der Stadt benachbart war das Dorf Altdorf mit seiner Pfarrkirche St. Martin; die vielleicht ins 7. Jahrhundert zurückreichende Altdorfer Pfarrei umfasste auch die Stadt Engen, vor 1437 hatte sich die Marienkirche in der Stadt als Pfarrkirche aus der Altdorfer Pfarrei gelöst. In Engen wurde zudem im Jahr 1333 das Frauenkloster St. Wolfgang gegründet. Die Herrschaft der Herren von Hewen geriet in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts in eine "Adelskrise". Die Verschuldung der Adelsfamilie führte dazu, dass Peter II. (1398, 1407) und Wolfram (1398, 1418) von Hewen ihre Herrschaft an die Habsburger verpfändeten (1398). Ein Hewener Einkünfteverzeichnis wurde in diesem Zusammenhang erstellt (1399) und 1404 dem österreichischen Landvogt und Grafen Hans von Lupfen (1404-1438) die Pfandschaft überlassen. Wiedereinlösungsversuche der Hewener, auch gewaltsame wie 1445/46, scheiterten am Widerstand der Grafen von Lupfen, 1477/78 verzichteten die Hewener endgültig auf ihre Herrschaft. Immerhin stellte die Adelsfamilie noch im 15. Jahrhundert mit Heinrich IV. von Hewen (1436-1462) einen Konstanzer Bischof. II. Die Grafen von Lupfen, die ab dem 15. Jahrhundert Engen und die Herrschaft Hewen regierten, sind 1065 erstmals bezeugt, die Burg Hohenlupfen lag bei Talheim (nordwestlich von Tuttlingen). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts kamen sie in den Besitz der Herrschaft Stühlingen und von Grafenrechten (Landgrafschaft Stühlingen), 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen (bis 1437) und Stühlingen (bis 1582). Die Stühlinger Linie erwarb mit Hans von Lupfen die Herrschaft Hewen. Unter den Lupfen gab es einige Auseinandersetzungen mit der Stadt Engen, die in einer stärkeren finanziellen Inanspruchnahme der Bürger durch die Herrschaft ihren Ursprung hatten. Auch die Ausweitung von Lupfener Herrschaftsrechten wie die Verleihung des Blut- und Wildbanns durch den österreichischen Herzog (1439) stieß auf den Widerstand der Stadt. Mit dem Vergleich von 1450 u.a. über das städtische Schultheißenamt und dem Stadtrecht von 1503 normalisierte sich immerhin das Verhältnis zwischen Stadt und Stadtherren. Die Herrschaft Hewen blieb in der Reformationszeit katholisch. Das Krenkinger Schloss in Engen (auf der Grundlage einer stauferzeitlichen Burg?) reicht ins 16. Jahrhundert zurück. Als die Grafen von Lupfen 1582 ausstarben, übernahmen die lutherischen Reichserbmarschälle von Pappenheim die Herrschaft; allerdings hatte Konrad von Pappenheim (1582-1603) anlässlich der Herrschaftsübernahme mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, die letztlich in einer standesgemäßen Gefangenschaft des Erbmarschalls auf der württembergischen Burg Hohentübingen endeten. Am 20. August 1623 wurde das zwischen 1618 und 1623 erbaute Kapuzinerkloster in Engen geweiht; dies geschah unter Graf Maximilian von Pappenheim (1603-1639) als Inhaber der Herrschaft Hewen und Stadtherrn. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) zog im Übrigen ab den 1630er-Jahren auch Engen und Umgebung in Mitleidenschaft. Nach dem Tod Maximilians von Pappenheim fielen Engen und die Herrschaft Hewen an die katholischen Grafen von Fürstenberg (1639/59), im Großen und Ganzen nicht unbedingt zum Vorteil der nun fürstenbergischen Stadt, zumal die Kriege und Auseinandersetzungen des 17. und 18. Jahrhunderts die wirtschaftliche Stellung Engens zunehmend schwächten und die Stadt in immer größere Abhängigkeit von ihren Stadtherren geriet. III. Französische Revolution (1789) und die für Frankreich erfolgreichen Koalitionskriege (Schlacht von Engen-Stockach [3. Mai 1800]) bewirkten massive politische Veränderungen auch in Südwestdeutschland. Engen wurde in deren Folge badisch (1806) und blieb bis 1936 badische Amtsstadt (Bezirksamt Engen, danach Bezirksamt Konstanz). In der Bundesrepublik Deutschland gehört Engen zum Landkreis Konstanz und zum Bundesland Baden-Württemberg; 1971 und 1975 wurden die Orte Anselfingen, Bargen, Biesendorf, Bittelbrunn, Neuhausen, Stetten, Welschingen und Zimmerholz nach Engen eingemeindet. Engen zeichnet sich heute durch seine restaurierte historische Altstadt aus (Stadtkirche Mariä Himmelfahrt, Pfarrhaus, Rathaus, Marktplatz, ehemaliges Kloster St. Wolfgang, Haus der Stadtapotheke, Krenkinger Schloss).
Zu Engen s.: Berner, Herbert (Hg.), Engen im Hegau, Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, 2 Bde., Bd.1, Sigmaringen 1983, 464 S., Abbildungen, Karten, € 7,95, Bd.2, Sigmaringen 1983, 492 S., Abbildungen, € 7,95; Buhlmann, Michael (2010), Kloster St. Georgen und Engen, in: Der Heimatbote 21 (2010), S.1-9. [Buhlmann, 11.2010]

Engler, Michael (1993), Spuren der Geschichte in Schleswig-Holstein (mit Texten von Claus Ahrens), Neumünster 1993, 144 S., Fotoband, DM 68,-. In den Landschaften (Nordseeküste und Inseln, Mittelrücken, östliches Hügelland) des Bundeslandes Schleswig-Holstein, Bundesrepublik Deutschland, haben sich bis heute sichtbare vor- und frühgeschichtliche Bodendenkmale erhalten. Beginnend bei den Großsteingräbern der Stein- und Bronzezeit ("Hünengräber" der Jungsteinzeit, d.h. der Megalith- oder Trichterbecherkultur bzw. der Schnurkeramik [Dolmen, Ganggräber wie der Denghoog, einfache Grabhügel und Einzelgräber], große Grabhügel [wie in Grünhof-Tesperhude] und Grabhügel[gruppen] der älteren Bronzezeit [mit Baumsärgen], Grabhügel[gruppen] der jüngeren Bronzezeit [über Leichenbrand]) zieht sich die Geschichte der Bodendenkmäler über die eisenzeitlichen Urnengräberfriedhöfe der jeweils fünf Jahrhunderte v.Chr. und n.Chr., Opferplätze (Thorberger Moor, Rotes Maaß) und kultische Anlagen (Archsumburg, Tinnumburg) bis hin zu den Warften und Wohnhügeln des 5./6. Jahrhunderts n.Chr. (Tosting, Firstklent). Mit dem Einsetzen schriftlicher Überlieferung im frühen Mittelalter werden die Abwanderung von Angeln und Sachsen (5./6. Jahrhundert), die Einwanderung von Friesen (7./8. Jahrhundert), das Vordringen slawischer Stämme u.a. gegen die nordalbingischen Sachsen (7./8. Jahrhundert), schließlich ein Vordringen von Dänen (9. Jahrhundert) erkennbar (Schlacht bei Börnhoved 798, fränkische Befestigungen als limes Saxoniae). Frühmittelalterliche Burganlagen als Ringwälle entstanden zum Schutz der sächsischen, friesischen und slawischen Einwohner (sächsische Burgen: Borgdorf, Einfeld, Hitzhausen, Willenscharen; friesische Befestigungen: Lembecksburg, Tinnumburg; slawische Burgen: Oldenburg, Olsburg); auch frühmittelalterliche (friesische) Friedhöfe können ausgemacht werden. In Zusammenhang mit der Ausbildung des dänischen Königreichs stehen das Verteidigungssystem des Danewerks (8./9. Jahrhundert) und die Wikinger- und Handelsstadt Haithabu (8.-11. Jahrhundert). An Verkehrsverbindungen der damaligen (und auch vor- und frühgeschichtlichen) Zeit sind der in nord-südlicher Richtung verlaufende Ochsenweg und die West-Ost-Verbindung der Salzstraße zu nennen, ebenso Verbindungen auf dem Wasser oder kombinierte Wasser-Land-Strecken (Schlei-Haithabu-Hollingstedt-Eider). Das hohe Mittelalter sah "Motten" (mit Vorburgen; ostholsteinische Kolonisation) und die Hoch-/Wölbäcker der damaligen agrarischen Wirtschaft. [Buhlmann, 02.2017]

Engler, Wolfgang (1999), Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land (= AtV 8053), Berlin 22000 > D Deutsche Geschichte, 1949-1990

Englert, Siegfried (1990), Der Dom zu Worms, Worms 1990 > J Jürgensmeier, Bistum Worms

Englische Sprache, germanische Sprache des europäischen Mittelalters und der Neuzeit: Historische Zäsuren prägen (auch) die Geschichte der englischen Sprache, deren Entwicklung verschiedenen Zeitstufen zugeordnet werden kann: a) Angelsächsisches Altenglisch (ca.450-ca.1100): Einwanderung von Angeln, Sachsen, Jüten nach Britannien (5. Jahrhundert, Mitte); angelsächsische Königreiche -> altenglische Dialekte (Northumbrisch/Mercisch, Jütisch, Sächsisch), altenglisch-(west-)germanische Grammatik (Flexion -> Deklinationen, schwache und starke Verben), altenglischer Wortschatz mit keltischen, lateinischen, nordgermanischen (Wikinger) Einflüssen; b) Mittelenglisch (ca.1100-ca.1500): Eroberung Englands durch die Normannen (1066); Königreich England -> Grammatik (Verfall von Flexion und Genera), englischer Wortschatz mit starken französischen Einflüssen; c) Frühneuenglisch (ca.1500-ca.1700): Buchdruck, Alphabetisierung und weitgehende Vereinheitlichung der englischen Sprache, verstärkte Übernahmen aus dem Lateinischen; d) Neuenglisch als modernes Englisch (ca.1700-heute): Englisch als Weltsprache, Ausweitung des Wortschatzes durch Wortentlehnungen aus vielen anderen Sprachen, Übernahmen von Eigennamen und Wortneuschöpfungen.
Vgl. dazu die Sprachgrundlagen: Allen, W. Stannard (1959), Living English Structure, London 1974, 338 S., £ N.N.; Brockhaus Enzyklopädie (in 30 Bänden): Bd.29 (1996): Wörterbuch Englisch, hg. v.d. Dudenredaktion, Mannheim 191996, 1696 S., DM 398,-; Carleton-Gertsch, Louise (2006), Words in Context. Thematischer Oberstufenwortschatz Englisch, Stuttgart-Düsseldorf-Leipzig 2006, 255 S., Abbildungen, Karten, € 16,95, Stuttgart 32017, 256 S., Abbildungen, Karten, € 1,-; The Collins Paperback English Reference Set: Paperback English Dictionary, Glasgow 1986, 1013 S., £ 3,50, Paperback Thesaurus in A-to-Z-Form, Glasgow 1986, 632 S., £ 2,95; Collins English Dictionary. Millenium Edition (1979), Nachdruck Aylesbury 1999, 1785 S., £ N.N.; Englisch: Grammatik. Zum Nachschlagen und Üben, München o.J. [2018], 720 S., € 3,99, Konversation. Sicher sprechen und verstehen, München o.J. [2018], 720 S., € 3,99, Wörterbuch. Englisch-Deutsch. Deutsch-Englisch, München o.J. [2018], 712 S., € 3,99; Haase, Alfred (1959), Englisches Arbeitswörterbuch. The Learner's Standard Vocabulary, Frankfurt a.M.-Berlin-Bonn 31964, 273 S., DM 9,20; Hoffmann, Hans G., Hoffmann, Marion (1988), Große Lerngrammatik Englisch. Regeln, Anwendungsbeispiele, Tests, Ismaning 42006, 432 S., € N.N.; Knauf, Hans, Wilson, Robin J. (1969), rororo Sprachführer Englisch, Gütersloh 1969, 479 S., DM N.N.; Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch. Englisch-Deutsch. Deutsch-Englisch, Berlin-München-Wien-Zürich 61970, 1264 S., DM N.N., Berlin-München-Wien-Zürich 231994, 1386 S., DM 32,80; Weis, Erich (Bearb.) (o.J.), Grund- und Aufbauwortschatz Englisch, Stuttgart o.J., 218 S., DM N.N. [Buhlmann, 1975, 09.2019, 11.2020, 01.2021, 05.2021, 07.2021, 09.2021, 02.2024]

Ennen, Leonard (1851), Der spanische Erbfolgekrieg und der Churfürst Joseph Clemens von Köln, Jena 1851 > S Spanischer Erbfolgekrieg am Niederrhein

Ennodius, Magnus Felix, Heiligenviten. Epiphanius von Pavia / Antonius von Lerins. Lateinisch und deutsch, hg. u. übers. v. Frank M. Ausbüttel (2016) (= TzF 109), Darmstadt 2016, 184 S., € 29,95 > Lateinische Literatur > E Ennodius

Enzyklopädie der Weltkunst als Taschenbuchausgabe der Reihe "Kunst im Bild". Die Reihe betrachtet Kunst (Architektur, Skulptur, Malerei) nach Epochen und Kulturen gegliedert. Die einzelnen Bände lauten: Bd.1: Westendorf, Wolfhart (1979), Das Alte Ägypten, München 1979, 316 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.2: Du Ry, Carel J. (1979), Völker des Alten Orients, München 1979, 287 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.3: Hafner, German ([1979]), Kreta und Hellas, München [1979], 286 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.4: Hafner, German ([1979]), Athen und Rom, München [1979], 287 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.6: Backes, Magnus (1979), Die Geburt Europas, München 1979, 285 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.8: Du Ry, Carel J. (1980), Die Welt des Islam, München 1980, 301 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.9: Souchal, Francois (1980), Das hohe Mittelalter, München 1980, 287 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.11: Wolf, Robert E. (1980), Geburt der Neuzeit, München 1980, 317 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.14: Schug, Albert (1980), Erlebnis der Gegenwart, München 1980, 287 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.15: Anton, Ferdinand (1980), Das alte Amerika, München 1980, 286 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.16: Trowell, Margaret, Nevermann, Hans (1981), Afrika und Ozeanien, München 1981, 286 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.17: Münsterberg, Hugo (1981), Der Ferne Osten, München 1981, 271 S., Abbildungen, DM 2,-. [Buhlmann, 04.2017]

Enzyklopädie deutscher Geschichte ist eine Reihe mit kompakt gestalteten Überblicksdarstellungen zu Fragen deutscher (politischer, Kultur-, Sozial-, Wirtschafts-) Geschichte, gegliedert jeweils in einen allgemeinen, Forschungs- sowie Quellen- und Literaturteil. U.a. sind bisher erschienen: EdG 26: Kaiser, Reinhold (1993), Das römische Erbe und das Merowingerreich, München 1993 > M Merowinger; EdG 32: Paravacini, Werner (1994), Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters, München 1994 > A Adel; EdG 35: Schubert, Ernst (1996), Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, München 1996 > A Adel; EdG 72: Hechberger, Werner (2004), Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, München 2004 > A Adel; EdG 88: Busch, Jörg W. (2011), Die Herrschaften der Karolinger 714-911, München 2011 > K Karolinger. [Buhlmann, 07.2016, 09.2019]

Epperlein, Siegfried (1971), Karl der Große. Eine Biographie, Berlin 61976 > K Karl der Große

Epperlein, Siegfried (1993), Waldnutzung, Waldstreitigkeiten und Waldschutz in Deutschland im hohen Mittelalter (= VSWG, Beih.109), Stuttgart 1993, 108 S., DM 24,-. Der Wald hatte für das Dasein der Menschen im Mittelalter eine überragende Bedeutung; seine wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten waren vielfältig, daneben mussten Wälder gerade im frühen Mittelalter gerodet und ehemalige Waldflächen der bäuerlichen Land- und Viehwirtschaft zugeführt werden. Schon im frühen Mittelalter gab es daher eine differenzierte Sicht auf den Wald: der Wald als Rodungshemmnis u.a. gegen den Wald als Raum für die Schweinemast ("Mastbäume" Eiche und Buche) oder den Wald zur Gewinnung von Bau- und Brennholz. Diese ambivalente Sichtweise sollte sich im Verlauf des Mittelalters noch verstärken, zumal Rodungen und (gelenkter) Landesausbau den Wald immer mehr zurückdrängten, was auch eine Beschränkung der Viehwirtschaft (Rinder, Schweine) bei Änderung von Mikroklimaten und Verstärkung der Bodenerosion mit sich brachte. Die Gefahren des Raubbaus am (durch die Bevölkerungsentwicklung beträchtlich verkleinerten) Wald verstärkten sich noch durch die von mittelalterlicher Wirtschaft und entstehenden Städten in die Höhe getriebene Nachfrage nach Holz. Dies betraf insbesondere die holz- und energieintensiven Wirtschaftssparten des Bergbaus und Hüttenwesens sowie der Salzgewinnung ("vorindustrielle Holzknappheit", Holzhandel, Aufforstungen). Streitigkeiten um Wald sind - gerade im Bereich des Altsiedellandes (im Gegensatz zu den ostelbischen Kolonisationsgebieten) - ab dem hohen Mittelalter bezeugt. Kloster und Bauern, (Territorial-, Orts-, Grund-) Herrschaft und Abhängige standen sich hier gegenüber, gerade wenn es um Waldnutzungsrechte (Forst, Rodungszehnte, Allmende) ging. Eine Wurzel der sich seit dem Hochmittelalter ausbildenden Dorfgemeinde (communitas, universitas) als genossenschaftlicher Zusammenschluss der Dorfbewohner ist im gemeinsamen Interesse an der Waldnutzung zu finden (Markgenossenschaften, "Allmendekorporationen") zu finden. Im späteren Mittelalter steht der Schutz des Waldes gleichberechtigt neben dessen Rodung und Nutzung (klösterliche Waldordnungen, Weistümer, Stadtrechte, landesherrliche Anordnungen). [Buhlmann, 10.2015]

Er

Erben, Dietrich (2008), Die Kunst des Barock (= BSR 2557), München 2008, 128 S., € 8,95. Die europäische Barockkunst schließt nahtlos an die Kunst von Renaissance und Mainierismus an; ihre Anfänge liegen in Rom an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, mit der Kunst des Rokoko endet der Barock nach der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Kunst des Barock (von portugiesisch/spanisch/italienisch barocco für "verkümmerte Perle/verkümmerter Edelstein") war europa- bis weltweit (Nord- uns Südamerika) vertreten (Caravaggisten, Palladianisten) sowie konfessionsübergreifend (Konfessionskulturen), sie umfasste Malerei (Stillleben, Landschaftsmalerei, Porträt, Genre, Historie als Gattungen), Skulptur, Architektur (Kirchenbau, Villen, Bibliothelen) und Stadtplanung (Rom), war auch Thema kunsttheoretischer Überlegungen (Rhetorik, Kunstwerk und Realität). Barockkunst stand im Dienste der Staats- und Herrschaftsrepräsentation (Titelblatt des "Leviathan" von Thomas Hobbs [1651], fürstliche Macht und Bürgertum, Panegyrik, Medallien, Emblematik, Schloss Versailles, Wiener Karlskirche als Staatskirche), sie war historisch (Bild und Bildung/Wissen, Gegenwart der Vergangenheit, Bildmedien der Gegenwart) und "emblematisch" (Embleme als systematische Zusammenführung von Bild und Text). Das aus Frankreich stammende Rokoko (von französisch rocaille für Muschel- oder Steineinlagen in künstlichen Grotten bzw. für eine künstliche Muschelornamentik) entstand 1717/36 (Bild eines "galanten Festes" von Antoine Watteau [1717], style rocaille [1736]), um die bzw. ab der Mitte des 18. Jahrhunderts kam es im Zuge der Aufklärung zur Kritik an der Barockkunst, die vielfach musealisiert wurde und ihr Ende fand. Dem Barock folgte der Klassizismus, die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts definierte den Barockbegriff, neobarocke Tendenzen in der Kunst sind im 19. und 20. Jahrhundert feststellbar. [Buhlmann, 07.2012]

Erben, Dietrich (2018), Architekturtheorie. Eine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart (= BSR 2874), München 2018, 128 S., Schwarzweißabbildungen, € 9,95. I. Architekturtheorie betrieb und betreibt eine Abstrahierung von Architektur und Bauwesen als Ausdruck menschlicher Existenz und Kultur. Als Theorie ist sie wohl begründet gelagert zwischen "Erfahrungsraum" und "Erwartungshorizont" (Grundbegriffe, Theorieprogramm; Form und Sachinhalt) und umfasst Baugeschichte, Bauformen (Baumaterialien, Bauaufbau [Gebäudesolidität, Proportionen, Ästhetik, Baufunktion und Bauzweckmäßigkeit]) und Baubeteiligte (Bauherr, Architekt, deren Verhältnis zueinander), wobei Architekturtheorien (in der Abfolge von Jahrhunderten) aufeinander aufbauen (architektonische Theoriebildung als "stabile Kulturtechnik"). II. Die Anfänge der Architekturtheorie sind durch den römischen Autor Vitruv (†ca.15 v.Chr.) gegeben. Dessen Werk De architectura libri decem (ca.23 v.Chr.) beschäftigt sich mit der menschlichen Architektur in deren ganzen systematischen Bandbreite: Anfänge des Bauens (Mensch als "Geschöpf von Natur und Kultur" [ingenium, inventio, cogitatio, iudicium des Menschen]), Architektur als Handwerk (necessitas) und Kunst (techne), Bauen und Formen der Architektur (Architekt, Ästhetik; Baumaterialen, Bautechnik; Tempelbau; öffentliche Profanbauten; Privathäuser; Wasserbau; Astronomie und Zeitmessung; Mechanik und Maschinenbau), Bauten als "dingliche Realität" und "Speicher von Bedeutungen, Medium kultureller Repräsentation" (Ästhetik, decus; Trias firmitas, utilitas, venustas). III. Aus Renaissance und früher Neuzeit (15.-17. Jahrhundert) stammen: die Architekturtheorie von Leon Battista Alberti (†1472; De re aedificatoria libri decem 1452), der sich vom vitruvischem Architekturansatz distanziert (aedificatio als "schöpferischer Gesamtprozess" des Menschen, von Cicero inspirierte Habitus-Lehre); Proportionenlehren zur Architektur ("Vitruvianischer Mann" [Harmonien im Mikro- und Makrokosmos]); Hand- und Fachbücher zur Architektur (Sebastiano Serlo, Regolo generali de archittetura 1537; Jacopo Barozzi da Vignola, Regola delli cinque ordini d'architettura 1562?), vermittelt einem Buchpublikum über den Buchdruck; sich auf Renaissance und Antike beziehende Architekturtheorien des Barockzeitalters (Vincenzo Scamozzi, Idea della architettura universale 1615; Johann Bernhard Fischer, Entwurff einer historischen Architectur 1721). IV. Im Zeitalter der Aufklärung (spätes 17., 18. Jahrhundert) beginnt die moderne Architekturtheorie, die sich u.a. auf Empirie, historisch-archäologisch-"relativistische Architekturästhetik" (der verschiedenen Epochen) und (sich emanzipierender) Aufklärung stützte (Claude Perrault, Vitruve 1673/84; Charles Perrault, Parallèle des Anciens et des Modernes 1688/97; Antoine Desgodets, Les édifices antiques de Rome dessinés et mesurés très exactement 1682; Giovanni Battista Piranesi, Antichità di Roma 1756, Della Magnificenza ed Architettura de'Romani 1761; Ägyptenexpedition Napoleons 1798/1801). Zudem spiegelte sich in der Architekturtheorie der Aufklärung "praktische Baukunst" und (gesellschaftskritische) "Charakterlehre" (<-> dissimulatio, Verstellung) wider. V. Das 19. Jahrhundert sah vor dem Hintergrund von Historismus, technischer Entwicklung (industrielle Revolution) und sich weiter ausformender Weltwirtschaft (Globalisierung) in der Architekturtheorie die "Gegenwart der [Architektur-] Geschichte" und die "Aktualität des [architektonischen] Stils" (Jean-Nicolas-Louis Durand, Recueil et parallèle des èdifices de tout anciens et modernes [als Bildatlas] 1799/1801, Précis des lecons d'architecture données à l'École Polytechnique [als Bauentwurfslehre] 1802/05); Heinrich Hübsch, In welchem Style sollen wir bauen? 1828; John Ruskin, Seven Lamps of Architecture 1849, Stones of Venice [als Philologie der Architektur] 1851/53). Eine Weltarchitektur hielt damals Einzug (Gottfried Semper, Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten 1860/63 [Architektur als Bekleiden und Maskieren, "Karaibische Hütte"]), eine "Entdeckung des Raums" (spatial turn) vollzog sich (August Schmarsow, Das Wesen der architektonischen Schöpfung 1894 [architektonischer Raum und Mensch]; Louis Sullivan, The Tall Office Building Artistically Considered 1896 [architektonischer Raum als funktionaler, begrenzter Raum, von Menschen geschaffen]). VI. Im Zeitalter der (Klassischen) Moderne (ab 1910) (des Strukturalismus) ist die Architektur(theorie) endgültig zu einem Bestandteil des Systems aller Kulturäußerungen (Künste) der Menschheit geworden (moderne Gesellschaft, institutionelle Verankerung von Architektur [Universitäten, Schulen, Vereine, Medien, Ausstellungen, Bauhaus]), wie dies inesbeondere aus den Schriften Le Corbusiers (†1965; Vers une architecture [als Architekturmanifest] 1922/23 [Serienbauprogramme], Le Poème de l'angle droit 1955 [Bedingungen der Architekturschöpfung; Konstruktivität, Symbolik, Rationalität, Spiritualität in der Architektur]) hervorgeht. Dabei erlebte die Architektur im 20. Jahrhundert aber auch Brüche wie nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945; Nachkriegszeit; Kongressband Working Congress Otterlo 1959 ["strukturalistisches Denken", Eingebundenheit der Architektur in Raum und Zeit]). VII. Die Postmoderne (ab 1980) als "Ende der Zuversicht" sieht Architekturbauten u.a. als "offenes Kunstwerk" (Umberto Eco, L'opera aperta 1962), Architektur auch verortet in gesellschaftlichen Entwicklungen und kommunikativen Medien (Rundfunk, Fernsehen, Internet) (Aldo Rossi, L'architettura della città 1966; Robert Venturi, Complexity and Contradiction in Architecture 1966, Learning From Las Vegas 1972 [Formalismus statt Form]); Architektur(theorie) wurde so zu einem Teil des kommunikativen Mediensystems, zunächst unabhängig von ökonomischen Grundgegebenheiten u.a. (Rem Kohlhaas, Delirous New York. A Retroactive Maifesto of Manhattan 1978, Junkspace 2000; Frederic Jameson, Postmodernism, or The Cultural Logic of Late Capitalism 1984; Stan Allan, Points+Lines. Diagrams and Projects for the City 1999 [Verortung der Architektur im sozialen, ökonomischen, kommunikativen "Feldern", offenes Raumkonzept]). Architektur wurde so in den letzten Jahrzehnten zu einem bewussten Teil des "Antropozäns" als Gesamtsystem menschlicher Kultur (Minimierung der Eingriffe von Architektur in die Lebens- und Umwelt des Menschen, Architektur und Produktion und Konsum, Architektur und seine "materiellen und ideellen Ressourcen"). [Buhlmann, 01.2019]

Erde, dritter Planet des Sonnensystems: Der Planet Erde bietet auf Grund seiner lebensfreundlichen Biosphäre (Ökologie) die Grundlage für menschliches Leben, für menschliche Kulturen und Gesellschaften in den Epochen der Menschheitsgeschichte. Meere und Kontinente, Geografie und Geologie, Atmosphäre und Wetter, Fauna und Flora waren und sind die Voraussetzungen, unter denen sich menschliches Leben abspielen konnte und kann. Dabei ist die Erde als Planet Teil von Sonnensystem und Galaxis und mit ihrer Erdgeschichte (Erdaufbau, Plattentektonik, geologische Zeitskala) ebenso Teil der Entwicklung des Universums. Die Erde als Welt im Wandel (Erdbeben, Klima und Wetter, Überschwemmungen, Vulkane) beeinflusst(e) daher immer auch die Geschichte der Menschheit.
Vgl. dazu: Haber, Heinz (1965), Unser blauer Planet, Stuttgart 1965, 135 S., Abbildungen, Farbabbildungen, DM 14,80; Luhr, James F. (Hg.) (2003), Die Erde. Die große Bild-Enzyklopädie, Starnberg 2004, 520 S. Farbabbildungen, Diagramme, Karten, € 49,90. [Buhlmann, 1972, 10.2021]

Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, hg. v. Heinrich Beck, Sebastian Brather, Dieter Geuenich, Wilhelm Heizmann, Steffen Patzold, Heiko Steuer ist eine Monographienreihe zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde.
U.a. sind bisher erschienen: RGA Ergbd.83 (2014): Sauckel, Anita, Die literarische Funktion von Kleidung in den Íslendigasogur und Íslendingapþættir, Berlin-Boston 2014, X, 223 S., € 99,95: Die altwestnordischen Sagasammlungen von Íslendigasogur und Íslendingapþættir, verschriftlicht seit dem 13. Jahrhundert, haben Geschehnisse aus der isländischen Sagazeit (9. Jahrhundert, 3. Drittel - 11. Jahrhundert, 1. Drittel) zum Inhalt. Sie sind nicht historisch, haben aber einen gesellschaftlichen und kulturhistorischen Wirklichkeitshintergrund. Insofern kommt den kulturgeschichtlichen Aussagen der Sammlungen eine besondere Rolle zu. Dies betrifft gerade auch die in den Sagas auftretenden Belegstellen zur Kleidung der Protagonisten. Die "Sprache der Kleidung" war kein literarisches Beiwerk in den Sagas, sondern Kleidung diente der sozialen Differenzierung (sozialer Status) innerhalb der Saga-Gesellschaft (exklusive Kleidung als Zurschaustellung einer sozialen Rolle: soziale Distinktion, Oberschicht, Reichtum, Heldentopik; Männer- und Frauenkleidung: Distinktion der Geschlechter; Kleidung und Emotionen, Kleidung als Veranschaulichung emotionalen Handelns: aggressives, kriegerischen Verhalten, Verliebheit und Liebe, Trauer und Freude). RGA Ergbd.95 (2015): Egeler, Matthias, Avalon, 66° Nord. Zu Frühgeschichte und Rezeption eines Mythos, Berlin-Boston 2015, IX, 590 S., € 129,95; Der mittelalterliche altwestnordisch-isländische Mythos um Ódáinsakr ("Unsterblichkeitsfeld") und Glæsisvellir ("Glanzgefilde") kann - ausgehend von der Thorkillus-Erzälung der Gesta Danorum des dänischen Historiografen Saxo Grammaticus (ca.1200) und dem Mythos um die Insel Avalon beim englischen Geschichtsschreiber Geoffrey von Monmouth (12. Jahrhundert) - kann in Verbindung gebracht werden (archäologisch-religionsgeschichtlich) mit den Schiffsgräbern der Wikingerzeit (transmarine "Anderwelt"), mit einem wahrscheinlich inselkeltischen Ursprung des "Unsterblichkeitsfeldes", mit der christlichen Suche nach dem irdischen Paradies im Westen (Island), (literarisch) mit der wohl erst im Hochmittelalter vollzogenen Übernahme des Mythos um die Insel Avalon ("Insel der Äpfel", "Insel der Seligen" als Anderweltsinsel) aus dem Sagenkreis um König Arthur (inselkeltisch-paganer Mythos -> irisch-christlicher Mythos -> repaganisierter Mythos der isländischen Vorzeitsagas = Mythos um Ódáinsakr und Glæsisvellir als Anderweltsmythos). [Buhlmann, 05.2016]

Ergbd. = Ergänzungsband

Erhard, Ludwig (1957), Wohlstand für alle, bearb. v. Wolfram Langer, Düsseldorf 41957 > D > Deutsche Geschichte, 1949-heute

Erinnern - Entdecken - Erleben ist eine auch historische Reihe zu deutschen Städten mit ihren Sehenswürdigkeiten. Erschienen sind in der Reihe u.a.: Borchert, Jürgen (1994), Schwerin, Stuttgart-Zürich-Wien 1994, 144 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, -abbildungen, Karten, DM N.N.; Henke, Barbara M., Kirn, Thomas, Rieger, Ruth (1994), Frankfurt (am Main), Stuttgart-Zürich-Wien 1994, 144 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, -abbildungen, Karten, DM N.N.; Leonhardt, Rudolf Walter, Stade, Heinz (1995), Weimar, Stuttgart-Zürich-Wien 1995, 144 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, -abbildungen, Karten, DM N.N.; Menzhausen, David, Gretzschel, Matthias (1992/95), Dresden, Stuttgart-Zürich-Wien 1995, 87 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, -abbildungen, Karten, DM N.N.; Stade, Heinz (1994), Erfurt, Stuttgart-Zürich-Wien 1995, 144 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, -abbildungen, Karten, DM N.N.; Ulbrich, Reinhard, Nawrocki, Joachim (1995), Berlin, Stuttgart-Zürich-Wien 1995, 160 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, -abbildungen, Karten, DM N.N. [Buhlmann, 06.-07.2021]

Ernst II., schwäbischer Herzog; Ernst, geboren um 1007, war als Sohn Herzog Ernsts I. (1012-1015) seit 1015 der zunächst unter Vormundschaft stehende Herzog von Schwaben. Mit dem Regierungsantritt seines Stiefvaters, des Königs Konrad (1024-1039), des Gatten von Gisela, der Mutter Ernsts, sah sich der junge Mann in seiner Position als Herzog gefährdet, militärische Aktionen und Aufstände gegen den König waren die Folge, wobei der Stiefsohn jeweils nach seiner Unterwerfung die Begnadigung erlangte. Doch unterlag Ernst in seinem Bestreben, die herzogliche Gewalt wieder aufzurichten, letztlich der königlichen Partei in Schwaben: Nachdem er sich im Sommer 1030 im Schwarzwald verschanzt hatte, fiel er am 17. August desselben Jahres im Entscheidungskampf auf der Baar gegen die Leute des Konstanzer Bischofs Warmann (1026-1034), der zwischenzeitlich das Herzogsamt ausübte. Teile des Geschehens um Ernst II. fanden Eingang in die mittelhochdeutsche Dichtung "Herzog Ernst" (12. Jahrhundert, 2. Hälfte). Dieser "Staatsroman" um einen (fiktiven) bayerischen Herzog hat das Verhältnis von Kaiser und Vasall im Lehnsverband zum Inhalt, Ernst erhält aber nach vielen überstandenen Abenteuern die Verzeihung des Kaisers.
Der historische Herzog Ernst II. diente als Grundlage für ein bekanntes Trauerspiel: Uhland, Ludwig (1817), Ernst Herzog von Schwaben. Trauerspiel in fünf Aufzügen (= RUB 302), Leipzig 1942, 67 S., [Buhlmann, 08.2019]

Ernst, Friedhelm (1971), Rheingold. Luxuszug durch sechs Jahrzehnte, Düsseldorf 31984 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

Ernst, Ulrich, Ridder, Klaus (2003), Kunst und Erinnerung. Memoriale Konzepte in der Erzählliteratur des Mittelalters (= Ordo 8), Köln-Weimar-Wien 2003, XVII, 325 S., € 9,90. I. Mittelalterliche memoria als Erinnerungskultur ist nicht zuletzt auch ein Faktor in der Erzählliteratur des Mittelalters. Dies setzt zunächst menschliches Gedächtnis und die Kunst des Memorierens voraus, die ars memorativa mit ihrem loci-System nach Aristoteles und Cicero, ihrer Transzendierung und Spiritualität nach Albertus Magnus und Bernhard von Clairvaux und ihrer "diesseitigen" funktionalen Konzeption nach Handschriften des 15. Jahrhunderts (Sabine Heimann-Seelbach, Konzeptualisierung von Mnemotechnik im Mittelalter). II. Antike Geschichte als Vorgeschichte zum Mittelalter behandelt der altfranzösische hochmittelalterliche Antikenroman um Troja oder Theben (Udo Schöning, Erinnerte Vergangenheit: Der altfranzösische Antikenroman). III. Zwischen Oralität und Literalität, zwischen Antike und Mittelalter angesiedelt ist das volkssprachliche Heldenepos 'Alexander' des Pfaffen Lambrecht (Barbara Haupt, Altiu maere aus alten zîten. Historische Erinnerung im Spannungsfeld von Oralität und Literalität. Zu Lamprechts 'Alexander'). IV. Ebenso zwischen Oralität und Literalität steht die Fassung *C des Nibelungenliedes (Harald Haferland, Das Gedächtnis des Sängers. Zur Entstehung der Fassung *C des 'Nibelungenliedes'). V. Im höfischen Heldenepos geht es auch um Erinnerung und Vergessen der weiblichen und männlichen Protagonisten, vermittelt über den Körper der Helden bzw. Heldinnen (Katharina Philipowski, Erinnerte Körper, Körper der Erinnerung. Sein und Nicht-Sein in der Dichtung des Mittelalters). VI. Das Ritterepos 'Tristan' des Gottfried von Straßburg zeichnet sich u.a. durch eine "memoriale Struktur" aus (Minnegrotte als Gedächtnis, Tristan und Isolde als Memorialgemeinschaft) (Waldtraud Fritsch-Rößler, Multiple Memorialisierung in Gottfrieds von Straßburg 'Tristan'). VII. Die tumpheit führt Rennewart im 'Willehalm' Wolframs von Eschenbach in das Vergessen und die "Selbstvergessenheit des Kriegers" (Martin Przybilski, Die Selbstvergessenheit des Kriegers. Rennewart in Wolframs 'Willehalm'). VIII. Historiografie, Heiligenmemoria und Fürstenspiegel bilden memoriale Elemente im 'Willehalm' Wolframs von Eschenbach (Jürgen Wolf, Wolframs 'Willehalm' zwischen höfischer Literatur und Memorialkultur). IX. Memoria in der mittelalterlichen Hagiografie ist ein Abbild der Liturgie des christlichen Gottesdienstes (Edith Feistner, Imitatio als Funktion der Memoria. Zur Selbstreferentialität des religiösen Gedächtnisses in der Hagiographie des Mittelalters). X. Für den Zisterzienser Bernhard von Clairvaux ist memoria eingebunden in die Abkehr von der Sündhaftigkeit des Menschen und in dessen Liebe zu Gott und den Nächsten (Wendelin Knoch, Selbsterkenntnis und Selbstvergessen im Spiegel des Gotteswortes - Bernhard von Clairvaux). XI. Autobiografische Kindheitserinnerung geistlicher Autoren wie Guibert de Nogent betont u.a. die Kindheit als eine wichtige Phase menschlichen Lebens (Friedrich Wolfzettel, Kindheit, Erinnerung und geistige Berufung). [Buhlmann, 01.2013]

Erste Bitten deutscher Könige und Kaiser: I. Preces primariae sind die "ersten Bitten" und bezeichnen innerhalb des römisch-deutschen Reiches das Recht (ius primariarum precum) des deutschen Königs und Kaisers, anlässlich seines Regierungsantritts eine frei werdende Kirchenpfründe (Präbende, beneficium) an Stiften, Klöstern und Kapiteln mit einem ihm geeigneten Kandidaten besetzen zu können. Der Kandidat ist der Prezist, der Kollator derjenige, der befugt ist, einer geistliche Stelle zu besetzen. Der Vorgang der Besetzung bzw. der Verleihung eines kirchlichen Amtes heißt Kollation und ist im hier vorliegenden Zusammenhang die verbindliche Bitte der preces primariae, bei der ein "Meistbegünstigungsrecht" des Prezisten auf Pfründe und Stelle selbst gegenüber päpstlichen Provisionen und Expektanzen galt. Die Pfründe ist die wirtschaftliche Grundlage für ein Kirchenamt und sichert dem Pfründeninhaber sein Auskommen. Dem Prezisten stand es offen, die erste vakante Stelle anzunehmen oder aber abzuwarten, bis eine andere Präbende an der Institution, für die er eine Preces besaß, frei wurde. II. Das Recht der "ersten Bitten" beruhte auf Herkommen und "Gewohnheit" und wurde erkennbar seit dem 13. Jahrhundert von den deutschen Königen und Kaisern in Anspruch genommen. Zeitlich am Anfang steht die von Papst Innozenz IV. (1243-1254) unterstützte Bitte König Wilhelms von Holland (1247-1256) für einen Prezisten (1248). Es wird indes vermutet, dass schon in frühstaufischer Zeit - nach dem Investiturstreit (1075-1122) - die deutschen Herrscher Einfluss auf die Besetzung von Stellen für die niedere Geistlichkeit nahmen. Für König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) ist jedenfalls eine weitere Ausformung des Rechts von den "ersten Bitten" belegt. Kaiser Sigismund (1411-1437) erhielt am 20. September 1437 vom Basler Konzil (1431-1449) in einem feierlichen Privileg die Anerkennung der "ersten Bitten" der deutschen Herrscher. Die "ersten Bitten" waren damit indes auch abhängig von der kirchlichen Zentralinstanz (Konzil, später Papsttum) geworden. Zudem hatten sich königliche "erste Bitten" durchzusetzen kirchlicherseits gegenüber päpstlichen Provisionen und Expektanzen, im weltlichen Bereich gegenüber den "ersten Bitten" von Landes- und Territorialherren. So besaßen die österreichischen Herzöge seit 1380 ein päpstliches Primae preces-Indult (Indult als Gnade, Erlaubnis), und es kam auch vor, dass ein deutscher Herrscher sein Recht der "ersten Bitten" an geistliche Reichsfürsten (Erzbischöfe, Bischöfe) abtrat. Das erste päpstliche Primae preces-Indult an einen deutschen Herrscher, nämlich Friedrich III. (1440-1493), datiert vom 19. März 1452, dem Tag der Kaiserkrönung Friedrichs durch Papst Nikolaus V. (1447-1455). Das Indult für die "ersten Bitten" des Herrschers anlässlich von dessen Kaiserkrönung hob allerdings nicht auf die althergebrachten Rechte und Gewohnheiten des deutschen Königs und Kaisers ab, sondern betonte die päpstliche Erlaubnis, aus der die "ersten Bitten" resultieren sollten. Auch das Zusammengehen von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) und König Maximilian I. (1486/93-1519) führte weiter auf den Weg des Zusammenwirkens von deutschem Herrscher und Papst bei den "ersten Bitten", denn nur mit Unterstützung des Papstes konnten "erste Bitten" bei den Kollatoren vor Ort auch wirklich realisiert werden. In den Jahrhunderten der frühen Neuzeit wurde das Recht der "ersten Bitten" weitgehend auch so aufgefasst; im 16. und 17. Jahrhundert bemühten sich die deutschen Herrscher nach Regierungsantritt um das Indult der Päpste für ihre "ersten Bitten" (Obedienzgesandtschaft). Auch aus den kaiserlichen Mandaten betreffend die "ersten Bitten" ging neben dem Hinweis auf reichsrechtliche Grundlagen (Rechte, Gewohnheiten) die Mitwirkung des jeweiligen Papstes (Bindung an das Indult) hervor. Reformation und Konfessionalisierung stellten das Recht der kaiserlichen Bitten hinsichtlich der evangelischen Stifte massiv, aber nicht grundsätzlich in Frage, da die Stifte ja nichts mit dem Papsttum zu tun hatten. Beim Westfälischen Frieden (1648) erkannten die evangelischen Reichsstände das Recht der "ersten Bitten" des Kaisers an, womit aber eine Abkopplung vom päpstlichen Recht verbunden war; Primae preces-Mandate für evangelische Stifte verwiesen somit nicht auf den Papst. Weiter verzichtete anlässlich seines Regierungsantritts Kaiser Leopold I. (1657-1705) auf eine Obedienzgesandtschaft an den Papst, was wegen des fehlenden Indults negative Auswirkungen auf die "ersten Bitten" des Herrschers hatte. Leopolds Nachfolger Joseph I. (1705-1711) bezog sich bei seinen "ersten Bitten" ausschließlich auf Reichsrecht und -gewohnheiten, was heftigen Widerspruch von Seiten der katholischen Kirche und des Papstes hervorrief. Verhandlungen führten 1714 unter Kaiser Karl VI. (1711-1740) und Papst Clemens XI. (1700-1721) de facto zur Anerkennung der kaiserlichen Praxis bei den "ersten Bitten" ohne Obedienzgesandtschaft, ohne offizielles päpstliches Indult und ohne die Möglichkeit für Kollatoren, sich an den Papst zu wenden. Dabei blieb es im Wesentlichen, was die "ersten Bitten" der Habsburgerkaiser in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts betraf. Zu erwähnen ist noch eine Denkschrift des Reichshofrats Heinrich Christian Freiherr von Senkenberg, der in seinem Tractatus de iure primariarum precum regum Germaniae imperatorumque indulto papali haud indigente ("Traktat über das durch päpstliche Indult nicht unzulängliche Recht der ersten Bitten der deutschen Könige und Kaiser") von 1750, das 1784 veröffentlicht wurde, nochmals auf die Probleme im Zusammenhang mit den "ersten Bitten" hinwies.
Zu den "ersten Bitten" s.: Bauer, Hanns (1919), Das Recht der ersten Bitte bei den deutschen Königen bis auf Karl IV. (= Kirchenrechtliche Abhandlungen, H.94), Stuttgart 1919, 175 S.; Feine, Hans Erich (1931), Papst, Erste Bitten und Regierungsantritt des Kaisers seit dem Ausgang des Mittelalters, in: ZRG KA 20 (1931), S.1-131; Heyen, Franz-Josef (1967), Die kaiserlichen Ersten Bitten für Stifte des Erzbistums Trier von Ferdinand I. bis Franz II. (1531?1792), in: Festschrift für Alois Thomas. Archäologische, kirchen- und kunsthistorische Beiträge. Zur Vollendung des 70. Lebensjahres am 18. Januar 1966, Trier 1967, S.175-188; Offergeld, Peter (1986), Erste Bitten (Preces primariae) deutscher Kaiser und Könige um Benefizien des Aachener Marienstifts, in: ZAGV 93 (1986), S.39-86; Reinhardt, Rudolf (1969), Der Kampf der römischen Kurie gegen die nicht-königlichen Ersten Bitten in der deutschen Reichskirche (1. Hälfte des 18. Jahrhunderts), in: ZRG KA 55 (1969), S.282-321; Santifaller, Leo (1949), Die Preces primariae Maximilians I. Auf Grund der maximilianischen Registerbücher des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchives, in: Santifaller, Leo (Hg.), Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs (= Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs Ergbd. 2,1), Wien 1949, S.578-661; Srbik, Heinrich von (1914), Zum ius primariarum precum, in: ZRG KA 4 (1914), S.486-496. [Buhlmann, 02.2019]

Erster Weltkrieg in Europa: Die Balkankrisen der Jahre 1908 und 1912/13 blieben zwar regional begrenzt, führten aber den politisch Verantwortlichen in den europäischen Staaten immerhin die Gefahr eines drohenden Weltkriegs vor Augen. Die Ermordung des österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand, des Thronfolgers der Habsburgermonarchie, in Sarajewo am 28. Juni 1914 stand am Anfang der sog. Julikrise 1914, in deren Verlauf sich das deutsche Kaiserreich vorbehaltlos auf die Seite Österreich-Ungarns stellte ("Blankoscheck" 5. Juli 1914). Dabei spielten auf deutscher Seite die politischen Verschiebungen im europäischen Mächtesystem zu Ungunsten Deutschlands eine Rolle (Vordringen des russischen Zarenreichs auf dem Balkan, französischer Revanchismus in der Elsass-Lothringen-Frage). Die Kriegserklärung der habsburgischen Donaumonarchie an Serbien am 28. Juli 1914 setzte folgerichtig einen diplomatischen Mechanismus in Gang, der dazu führte, dass innerhalb weniger Tage sich fast ganz Europa im Krieg befand: Russland-Donaumonarchie (30. Juli), Deutschland-Russland (1. August), Deutschland-Frankreich (3. August), Großbritannien-Deutschland (3. August). Die Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn, [Bulgarien, osmanisches Reich]) befanden sich im Krieg gegen die alliierten Mächte der Entente (Frankreich, Russland, Großbritannien, Serbien, [Italien, Griechenland, Rumänien]). Die kriegerischen Aggressionen gingen von Deutschland aus (Präventivschlag gegen Frankreich, Kriegsbegeisterung und "Augusterlebnis"?), als deutsche Truppen auf ihrem Vormarsch die Neutralität Belgiens massiv verletzten (so dass Großbritannien in den Krieg eintrat). Nach der fast vollständigen deutschen Besetzung Belgiens scheiterte dennoch das nach dem Schlieffen-Plan durchgeführte Eindringen nach Nordfrankreich an der Marne (September 1914); an der Westfront bildete sich ein Stellungs- und Abnutzungskrieg (Schützengräben und Grabensysteme, Einsatz von Artillerie und Giftgas) aus, der in den folgenden Jahren zu wenig Gebietsveränderungen führen sollte (alliierte Gegenangriffe in Flandern, bei Arras, in der Champagne 1915, Schlacht bei Verdun [Februar/Juli 1916], Schlacht an der Somme [Juli/November 1916]). Hingegen ermöglichte der deutsche Sieg über in Ostpreußen eingedrungene russische Truppen bei Tannenberg (26./30. August 1914) - vor dem Hintergrund der militärischen Schwäche Österreich-Ungarns - eine offensive Vorgehensweise gegenüber dem Zarenreich an der Ostfront (Besetzung Polens, Litauens und Lettlands 1915), während die alliierten Kriegshandlungen Großbritanniens und Frankreichs auf dem Balkan und gegen das osmanische Reich scheiterten und die Armeen der Mittelmächte Serbien erobern konnten (1915). Auf Seiten der Entente trat Italien in den Krieg ein (23. Mai 1915), österreichische und italienische Divisionen standen sich von nun an im südlichen Alpenraum in einem weitgehenden Stellungskrieg gegenüber (Schlachten am Isonzo 1915/17), bis eine deutsch-österreichische Offensive den Frontverlauf nach Süden an die Piave verschob (Oktober/November 1917). Parallel dazu entwickelte sich der deutsche U-Boot-Krieg (Versenkung des britischen Passagierschiffs Lusitania, 7. Mai 1915) zu einem "unbeschränkten" Krieg (1916/17), was schließlich den Eintritt der USA in den Krieg auf alliierter Seite mitverursachte (6. April 1917). Die weitgehende Besetzung Rumäniens (1916) und der Zusammenbruch des Zarenreichs (Scheitern der russischen Westoffensive 1917, Unruhen in Petrograd und Moskau, provisorische bürgerliche Regierung, Oktoberrevolution 1917) ermöglichten an der Ostfront ein weites Vordringen von Armeen der Mittelmächte nach Osten (Eroberung Kiews am 1. März 1918) und den Diktatfrieden von Brest-Litowsk (3. März; Abtretung großer Gebiete im Westen Russlands) bei weiteren Vorstößen deutscher Truppen (bis zu Krim, Donez und Kaukasus [August 1918]). Währenddessen ging der Stellungskrieg an der Westfront weiter (1917/18), zwei letzte Offensiven deutscher Truppen (März/Mai 1918, Juli 1918 [Marneoffensive]) an der Westfront scheiterten nach u.a. beachtlichen Anfangserfolgen letztendlich, allierte Gegenoffensiven (August 1918 [Soissons, Reims, Amiens], September/Oktober 1918) drängten indes die deutschen Soldaten weit im französisch-belgischen Gebiet zurück. Auch die Front auf dem Balkan brach zusammen (September 1918), danach die gegenüber Italien (Oktober 1918); der Krieg war für die Mittelmächte verloren. Zunächst stockende Waffenstillstandsverhandlungen und politische Unruhen u.a. im sich dem Ende zuneigenden deutschen Kaiserreich (Oktober/November 1918) führten schließlich am 11. November 1918 zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens, das die Kampfhandlungen in Europa und den Ersten Weltkrieg (1914-1918) beendete. Der Erste Weltkrieg mit seinen Entgrenzungen, Gewaltexzessen und Entzivilisierungsprozessen, mit den großen Verlusten an Menschen und Material (Kriegswirtschaft, Hunger und Mangel, Leid der Zivilbevölkerung, Flucht, Vertreibung und Genozid) wurde im Wesentlichen entschieden durch Abnutzung bzw. das jeweilige wirtschaftliche Potenzial der Kriegführenden; er brachte massive politische Umwälzungen (bolschewistische Oktoberrevolution, Kapitalismus-Kommunismus, Ende der Kaiserreiche) bei einem weiter sich vollziehenden sozialen Wandel in den Gesellschaften Europas. Für die Stellung Europas in der Welt bedeutete der Krieg - vor dem Hintergrund des politisch-militärischen Aufstiegs der USA - einen Wendepunkt, was politisch-wirtschaftlichen Vorrang, Kolonialismus und Imperialismus anbetraf.
Das Jahr vor dem Ersten Weltkrieg beleuchtet Illies, Florian (2012), 1913. Der Sommer des Jahrhunderts, Frankfurt a.M. 22012, 319 S., Schwarzweißabbildungen, € 19,99, (= Fischer Tb 10324), Frankfurt a.M. 22014, 319 S., Schwarzweißabbildungen, € 10,99, kulturgeschichtlich als Panorama einer untergehenden und Auftakt einer neuer Epoche in Hinblick auf Literatur, Kunst, Musik und Wissenschaft hauptsächlich im Vorkriegseuropa. Überblicke über die politisch-militärischen Geschehnisse im Ersten Weltkrieg geben: > L > Leonhard, Büchse der Pandora; Westwell, Ian (Hg.) (2000), Der I. Weltkrieg. Eine Chronik, Bindlach 2000, 192 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, SFR 24,80. Zu Einzelaspekten s.: Costello, John, Hughes, Terry (1976), Skagerrak 1916. Deutschlands größte Seeschlacht (= Heyne Tb 5967), München 1978, 396 S., Schwarzweißabbildungen, DM 7,80 (über die unentschiedene Seeschlacht zwischen den Flotten Deutschlands und Großbritanniens am 31. Mai 1916); Killian, Hans (1971), Totentanz auf dem Hartmannsweilerkopf (1914-1947), Neckargemünd [21977], 296 S., Schwarzweißtafeln, Karten, DM 48,- (Kämpfe im Oberelsass, Schlachten bei Mülhausen, Gefechte bei Sennheim, Ober-/Niederaspach 1914, Kämpfe und deutsche Eroberung des Hartmannweilerkopfs Januar, französische Rückeroberung Februar, deutsche Rückeroberung April, französische Rückeroberung Dezember, erneute deutsche Rückeroberung des Hartmannweilerkopfs und des Hirtstein Dezember 1915, Truppenreduzierungen 1916, Unternehmen "Rumänien" Januar 1917, Reorganisation der deutschen Truppen 1917). Den Ersten Weltkrieg in der modernen historischen Forschung betrachtet: Julien, Elise (2014), Der Erste Weltkrieg (= Kontroversen um die Geschichte), Darmstadt 2014, 151 S., € 4,95 (aufgeführt werden die Forschungsprobleme: Kriegsschuldfrage, Mentalitätsgeschichte des Kriegseintritts/-anfangs, Front [Soldaten im Massenkrieg, Töten und Sterben, Zeitzeugnisse] und Heimat [Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur], Friedensverhandlungen, [öffentlicher] Totenkult und [intime] Trauer, Erster Weltkrieg und 20. Jahrhundert [Tradition und Moderne, Zweiter Weltkrieg, Radikalisierung der Gewalt]). Auch sei auf Geschichtsquellen zum Ersten Weltkrieg verweíesen: Schreckenbach, Paul (1915/17/19), Der Weltbrand. Illustrierte Geschichte aus großer Zeit (mit zusammenhängendem Text), 3 Bde., zus. 1004 S., Leipzig Nachdruck 1920, Nachdruck 1920, 1919, Schwarzweißfotos, Zeichnungen, Karten, RM N.N. (als Erster Weltkrieg aus national-patriotisch-deutscher Sicht); Witkop, Philipp (Hg.) (1915), Kriegsbriefe gefallener Studenten. Mit einem Vorwort von Wolfgang Helbich, o.O. o.J., 446 S., € N.N. Auch literarisch wurde der Erste Weltkrieg aufgearbeitet: Zweig, Arnold (1935), Erziehung vor Verdun (= Universalbibliothek 467), Leipzig 1977, 451 S., DM 2,-. [Buhlmann, 08.2014, 11.2017, 06.2018, 02.2020, 09.2020, 11.2020, 04.-06.2021, 09.2022]

Ertl, Thomas (2010), Alle Wege führten nach Rom. Italien als Zentrum der mittelalterlichen Welt, Ostfildern 2010, 304 S., Schwarzweißabbildungen, € 24,90. Dank seiner geografischen Lage zwischen westlichem und östlichem Mittelmeer, zwischen West- und Mitteleuropa und Griechenland war das mittelalterliche Italien vielfachen (politischen) Einflüssen von außen ausgesetzt, strahlte aber auch (wirtschaftlich, kulturell) nach außen aus. Politisch war Italien das ganze Mittelalter hindurch zerrissen: Zum Franken- und deutschen Reich gehörte Norditalien (Reichsitalien), Süditalien war byzantinisch, arabisch, normannisch (Normannenreich Sizilien), in Mittelitalien gab es den Kirchenstaat (patrimonium Petri); im späten Mittelalter konkurrierten mächtige norditalienische Stadtstaaten und Herzogtümer (Mailand, Florenz, Venedig) miteinander, bis am Ende des Mittelalters Italien von den Kriegen zwischer der Habsburgermonarchie und Frankreich wiederholt heimgesucht wurde (Sacco di Roma 1527). Schon seit dem 9. Jahrhundert ist ein Überseehandel italienischer Städte feststellbar (Amalfi), das Zeitalter der Kreuzzüge (1096-1291) brachte den wirtschaftlich-politischen Aufstieg von Venedig und Genua und die Ausbildung von Kolonialreichen der beiden Städte im östlichen Mittelmeer im Gefolge des 4. Kreuzzuges (1202-1204). Das hohe Mittelalter sah auch die Emanzipation der norditalienischen Städte vom deutschen König und Kaiser (Stauferherrscher Friedrich I., Friedrich II.). Hier entstanden fortgeschrittene Handelsstrukturen (Bankenwesen, Handelsgesellschaften, Märkte), die "Weltwirtschaft" des lateinisch-katholischen Europa war auf Italien ausgerichtet (deutscher Handel mit Venedig [Fondaco dei Tedeschi], Deutsche in Rom [Campo Santo Teutonico], deutsche Einwanderung nach Italien [etwa als Bäcker oder Drucker]). Umgekehrt handelten italienische Kaufleute auf den Champagnemessen oder in Brügge. Rom war schließlich das Zentrum der katholischen Kirche, Papsttum und römische Kurie praktizierten neue Verwaltungstechniken, die Stadt Rom war Ziel von Pilgern aus ganz Europa. Geistliche Orden wie das benediktinische Mönchtum (Benedikt von Nursia) oder die Franziskaner (Franziskus von Assisi) hatten auf der Apenninhalbinsel ihren Ursprung, während Norditalien im hohen Mittelalter zu einem Zentrum für Häretiker (Katharer, Waldenser) wurde. Eng verbunden war die verwaltete Kirche seit dem 12. Jahrhundert (Rechtsschule und Universität von Bologna) mit der Ausbildung des römischen und kirchlich-kanonischen Rechts, das im späten Mittelalter zu einem europäischen Recht wurde. Am Ende des Mittelalters prägten Renaissance und Humanismus das Italien nicht nur der Fürstenhöfe (Francesco Petrarca; Malerei, Architektur, Geschichtsschreibung, Philosophie) und strahlten auf die benachbarten Länder aus. In der frühen Neuzeit endete die kulturelle und wirtschaftliche Vorrangstellung Italiens. [Buhlmann, 06.2011]

Ertmer, Dorothee (1994), Studien zur althochdeutschen und altsächsischen Juvencusglossierung (= StAhd 26), Göttingen 1994 > S Studien zum Althochdeutschen

Es

es = edition suhrkamp

Escaffit, Jean-Claude, Rasiwala, Moiz (2008), Die Geschichte von Taizé, Freiburg i.Br. 2009 > K Katholische Kirche in der Moderne

Esch, Arnold (2010), Wahre Geschichten aus dem Mittelalter. Kleine Schicksale selbst erzählt in Schreiben an den Papst (= BSR 6040), München 2012, 223 S., Schwarzweißabbildungen, € 12,95. Taten und Sünden von christlichen Gläubigen gingen im späten Mittelalter die katholische Kirche und das Papsttum an. Unter einem Großpönitentiar entstand an der römischen Kurie die Sacra Poenitentiaria Apostolica als päpstliches "Buß- und Gnadenamt", die Bittgesuche von Geistlichen und Laien (Petenten) bearbeitete (Geschäftsgang der Behörde), entschied (fiat in forma, fiat de speciali, Ausfertigung und Aushändigung von litterae als Dispenz oder Lizenz) und in nach Inhalten geordnete Supplikenresgister eintrug. Diese Supplikenregister hier der Amtszeiten der Päpste Eugen IV. (1431-1447) bis Alexander VI. (1492-1503) enthalten rund 33000 kirchliche Rechtsfälle aus dem Bereich der deutschen Landesherrschaften, die zumeist Einzelschicksale von "kleinen" Leuten in der spätmittelalterlichen Ständegesellschaft beleuchten. Zur Sprache kommen darin: Lebensverläufe von der Kindheit bis zum Tod; Stadt, Schule, Universität, Hinrichtungen; Geistlichkeit und Mönchtum; Krieg; Wirtshäuser, Glücksspiel und Trunkenheit; Landleben und Dorf; Fremdsein, Reisen und Pilgern; "große" Geschichte und "kleine" Schicksale. [Buhlmann, 07.2013]

Eschbach, Peter (1900), Küren der Stadt Ratingen aus dem 14. Jahrhundert, in: DJb 14 (1900), S.24-51 > R Ratingen

Eschbach, Peter (1903), Zur Baugeschichte der Hohenstaufenpfalz Kaiserswerth, in: DJb 18 (1903), S.156-164 > K Kaiserswerth

Eschbach, Peter (1905), Die Ratinger Mark. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des Niederrheins, in: DJb 20 (1905), S.1-61 > R Ratingen

Esders, Stefan (2023), Die Langobarden. Geschichte und Kultur (= BSR 2946), München 2023, 128 S., Schwarzweißabbildungen, Regententabelle, Karten, € 12,-. I. Die römisch-griechische Antike kannte die Langobarden (vermeintlich) als germanisches Volk auf Wanderung von (angeblich) Skandinavien an die Donau. Indes lässt sich eine westgermanische Herkunft der Langobarden aus deren Sprache erschließen, ebenso ein langobardisches Siedlungsgebiet an der unteren Elbe im 1. und 2. Jahrhundert n.Chr. Das "Volk" der Langobarden, das im 5. und 6. Jahrhundert entlang der Donau im Grenzgebiet ("Rugiland" [Sieg König Odoakers über die Rugier 488], Panonnien) des zerfallenden römischen Reiches siedelte, war zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert sicher (gemischt-) ethnischen und kulturellen Transformationen unterworfen gewesen, die gleichwohl um einen Traditionskern (Langobardenname, Ursprungssage als "Kontinuitätsbehauptungen"; Kriegertum, Königtum als gesellschaftlich-soziale Voraussetzungen; langobardische Identität) kreisten (Langobarden als soziale Gruppe und Verband von Kriegern, die sich in ihrer historischen und gelebten Identität wahrnahmen, als "Volk" wandelnder Ethnizität je nach aktueller politischer und gesellschaftlicher Herausforderung [Langobarden und römische Verwaltungsstrukturen; arianisches Christentum und Heidentum; genetic history der Langobarden in Panonnien und Italien -> langobardische Einwanderung und Vermischung]). Langobardische Krieger waren römische foederati und beteiligten sich auf römischer Seite am Krieg Kaiser Justinians I. (527-565) gegen die Ostgoten (552). Aus den Erfahrungen des Gotenkrieges erwuchs bei den in Panonnien siedelnden Langobarden und deren König Alboin (†572) die erfolgreiche langobardische Eroberung Italiens, des ehemaligen Kernlandes des römischen Reiches (568/69). Städte in Venetien und Oberitalien (Forum Iulii, Vicenza, Verona, Mailand, Pavia) konnten eingenommen werden, es folgten die Eroberung der Po-Ebene und der Toskana sowie Eroberungen in Mittel- und Süditalien (571 und später). Organisiert wurde die langobardische Herrschaft in Italien auf der Grundlage von dem Königtum unterstellten administrativen Bezirke einer Stadt oder Befestigung unter der Leitung eines Militärkommandeurs (dux); dies galt für das oberitalienische Siedlungsgebiet der Langobarden, während sich mit den Herzogtümern Spoleto und Benevent langobardische Herrschaften weitgehend unabhängig vom Königtum ausbildeten. II. König Alboin wurde 572 ermordet, ebenso sein Sohn und Nachfolger Cleph (573-574), so dass auf Letzteren ein Interregnum ohne Königsherrschaft folgte (574-584). Mit der Wahl von Clephs Sohn Authari (584-590) wurde die Tradition des Königtums wieder aufgenommen. Langobardische Herrschaft in Italien hatte weiterhin die "stadtbasierte Militäradministration" der Herzöge als Grundlage; darauf bezogen sich die farae als Siedlungsverbände aus der Zeit der Eroberung Italiens und die arimanni, exercitales als über Land als Erbgut verfügende "Heerleute" unter dem miltärischen Befehl eines Herzogs (Heeresversammlungen, Gerichtsversammlungen), so dass die "stadtbasierten Herzogtümer" für die Langobardenherrschaft zunächst zur wichtigsten Verankerung der Langobardenherrschaft in Italien wurden. Dieser Kleinteiligkeit langobardischer Herrschaft entsprach die durch die Eroberungen von 568/69 sich ausbildende politische Zersplitterung ("Fragmentierung") Italiens in langobardische und römische Herrschaftsgebiete (Exarchat von Ravenna, oströmische Dukate u.a. um Rom, als Pentapolis, in Istrien, Venetien, Ligurien und Neapel). Innerhalb der langobardischen Herrschaftsgebiete war die römische (Zivil-) Bevölkerung einem aus der römischen Verwaltung überkommenen Abgaben- und (verwaltungstechnisch wohl reduziertem) Steuersystem unterworden. Das sich konsolidierende langobardische Königtum hatte ab der Herrschaft Autharis Anteil an den Einnahmen, während das weitreichende Königsgut durch Gastalden militärisch-gerichtlich verwaltet wurde; Pavia entwickelte zur Hauptstadt des langobardischen Königtums, die Könige übten in Fortsetzung der römischen Kaiser ihre Herrschaft aus (Herrschertitel Flavius (rex)). Die Langobarden wurden zu einer "landbesitzenden Militärelite". Diese hatte schon bald Kämpfe etwa gegen die Ostrom zuneigenden Franken in Oberitalien zu bestehen (langobardische Tributabhängigkeit); transalpine diplomatische Beziehungen des langobardischen Königtums zu den bayerischen Herzögen wie die Heirat Autharis mit Theodelindes (589) bildeten hierzu ein politisches Gegengewicht. Authari kam durch einen Giftanschlag ums Leben (590); sein Nachfolger Agilulf (590-615) gelangte durch die Hochzeit mit Theodelinde an die Macht (Bedeutung der weiblichen Linie in der Königsnachfolge). Theodelinde (†ca.626) bemühte sich - ihrem Glauben entsprechend - mit diplomatischen Mitteln um eine Stärkung der katholischen (Papst-) Kirche in Rom gegenüber dem arianischen Langobardenreich (Beziehungen zu Papst Gregor I. [590-604], langobardische Bedrohung Roms und Ravennas, innerlangobardische Auseinandersetzungen mit den Herzögen von Spoleto und Benevent [591/95]) trotz der durch die langobardische Eroberung eingetretenen kirchlichen Fragmentierung Italiens (Vakanz von Bischofssitzen, Verlagerung des Mailänder Erzbischofssitzes nach Genau und des Patriarchats von Aquileja nach Grado, Spannungen zwischen den Bischofssitzen in Rom und Ravenna); der oströmische Dreikapitelstreit führte damals zu einer kirchlichen Spaltung des Patriarchats von Aquileja, während Theodelinde und Agilulf den irischen Mönch und Missionar Columban (†615) darin unterstützten, das Kloster Bobbio als "theologisches Zentrum" im Langobardenreich zu gründen (613; päpstliches Privileg 628). III. Nach Agilulfs Tod (615) führte Theodelinde die Regierungsgeschäfte für ihren unmündigen Sohn Adaloald (615-626) (Freundschaftsvertrag mit dem Frankenkönig Chlothar II. [613-629] 616/17); auf Adaloald folgten Ariwald (626-636) und Rothari (636-652) als Könige. Insbesondere die Konsolidierungsmaßnahmen im Langobardenreich unter König Rothari (langobardisches Recht und Edictum Rothari [643]: König als Garant des Rechts, Kriegerelite) machen langobardische Gesellschaftsstrukturen im 7. Jahrhundert erkennbar (langobardische Kriegergesellschaft als Rechtsgemeinschaft: männliche Wert-/Ehrvorstellungen, Fehde [faida] und Geldbußen nach Stand [auch bei Körperverletzung, Mord und Totschlag; Konfliktausgleich und Erhaltung der langobardischen Verteidigungsfähigkeit], um den langobardischen Krieger kreisende ethnische Rechtsidentität [munt u.a. als Vormundschaft über Frauen, Familienrecht und Vergrößerung der Anzahl langobardischer Krieger]); innerhalb der langobardischen Rechtssphäre befanden sich noch die abhängigen Bauern (Aldionen) auf langobardischem Landbesitz, das langobardische Recht umfasste nicht die unterworfene römische Bevölkerung und/oder andere Nichtlangobarden, die nach ihren eigenen Rechten lebten. Im Langobardenreich herrschte Bilinguilität vor mit westgermanisch-langobardischer Sprache (Rechtsbegriffe, Ortsnamen, Personennamen, langobardisch-romanische Hybridnamen; sprachliche Nähe des Langobardischen zum Bayerischen und Alemannischen) und mit Vulgärlatein bzw. sich ausbildendem Romanisch. Schließlich waren Königsgericht und Königsurkunde (im Anschluss an das Urkundenwesen der römischen Kaiser) Ausfluss der königlichen Macht, an die sich auch Römer und Leute der (katholischen) Kirche wandten. IV. Außerhalb des engeren Machtbereichs des Königs entwickelten sich die langobardischen Herzogtümer in Mittel- und Süditalien, d.h.: das Herzogtum Spoleto (571), das sich politisch trotz mancher anfänglicher innerer Streitigkeiten gegen Rom und Ravenna orientierte und unter den Herzögen Theudelapius (601-653) und Thransamund (662-703) große politische Stabilität gewann; das Herzogtum Benevent (571 oder später) in Frontstellung gegen die oströmischen Besitzungen in Kampanien, Kalabrien und Apulien; das Herzogtum Lucca (Toskana) (n.588; und die "Geburt der Toskana"). Nach Rothari waren Rodoald (652-653), Aripert I. (653-661), Godepert und Perctarit (661-662) langobardische Könige. König Grimoald (662-671) gelang die Vereinigung der langobardischen Territorien unter seiner Dynastie (Grimoald als Herzog von Benevent und sein erfolgreicher Staatsstreich gegen die Brüder Godepert und Perctarit [662], Verheiratung einer Tochter Grimoalds mit Herzog Thransamund von Spoleto). Gegen den so entstandenen langobardischen Machtblock suchte der oströmische Kaiser Konstans II. (641-668), der sich seit 662 in Süditalien aufhielt, anzugehen; allerdings blieben die militärischen Unternehmungen des Herrschers erfolglos (Niederlage bei Salerno 663, Aufenthalt des Kaisers in Rom 663). Eine Folge der engen politischen Verbindung zwischen dem Herzogtum Benevent und dem langobardischen Königreich war die Übertragung des Kultes um den Erzengel Michael von Benevent nach Pavia (Goldmünzen des Königs Cunincperht [679-700] mit Verweis auf Michael). V. Während König Rothari noch dem arianischen Christentum zugeneigt war, verlief im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts die Entwicklung im Langobardenreich hin auf eine religiöse Einheit im christlichen Glauben hin. König Perctarit (671-688), der nach dem Staatsstreich Grimoalds (662) ins Frankenreich und nach England geflohen war, konnte nach einer kurzen Regierungszeit von Grimoalds Sohn Garibald (671) die Königsherrschaft wieder erlangen. Unter Perctarit und seiner Ehefrau Rodelinde wurde Pavia endgültig zur "Hauptresidenz" des Langobardenreichs ([weiterer] Ausbau als Residenzstadt [Osttor, Königspalast, Klostergründung Sant'Agata al Monte, Muttergottesbasilika], Ort des königlichen Schatzes und der Zentralverwaltung, Münzstätte, Kirchen im Ort als Grabstätten von Königen). Das Langobardenreich wurde von Kaiser Konstantin IV. (668-685) in einem Friedensvertrag anerkannt (ca.678), im Fahrwasser dieser Anerkennung profilierte sich Bischof Damian von Pavia im Umfeld des 6. ökomenischen Konzils von Konstantinopel (680/81). Freilich führte die politische Annäherung des Königs an Ostrom und Rom auch zu Widerstand im Langobardenreich (Aufstände des Herzigs Alahis von Trient [ca.679, 689], Sieg Cunincperhts bei Coronate über Alahis [689], Gründung eines Georgsklosters durch Cunincperht). Unter den katholischen Königen Perctarit und Cunincperht erstand das Mailänder Erzbistum neu (679), und auch die Streitigkeiten um das Patriarchat von Aquileja konnten mit der Beendigung des Dreikapitelschismas abgeschlossen werden (Synode von Pavia 698). Nach dem Tod Cunincperhts (700) kam es immer wieder zu Thronstreitigkeiten; auf die Könige Liutpert (700-701) und Raginbert (701) folgte Aripert II. (701-712), der sich in der Schlacht bei Pavia (703) gegen den unmündigen Liutpert durchsetzte und diesen ermordete. Liutperts Regent Ansprand (712) und sein Sohn Liutprand (712-744) konnten wiederum Aripert II. vom Thron vertreiben. Liutprand nahm alsbald gegen das oströmische Reich und das Exarchat Ravenna eine feindselige Haltung ein, befördert auch durch den Bilderstreit (Ikonoklasmus) im oströmischen Machtbereich (Angriffe auf Ravenna, Zerstörung des Hafens Classe 727, Einnahme von Bologna, Eroberung von Osimo, Narni und Sutri durch den Herzog von Spoleto, "Schenkung von Sutri" an den Papst durch Liutprand [728; -> "Kirchenstaat"]). Liutprands auch auf dem Konfessionswechsel zum katholischen Christentum beruhende Gesetzgebung (713/35) stärkte die Position des Herrschers ebenso wie eine königliche Wirtschaftspolitik, die den Handel auf dem Fluss Po, das Münzwesen und das Königsgut stärkten. Außenpolitisch standen auch die sich verändernden Beziehungen zu Bayern und Franken an (Eingreifen Liutprands in Bayern 717/18, karolingischer Hausmeier Karl Martell [714/18-741], fränkisch-langobardische Annäherung [Bündnis von 737], fränkisch-langobardischer Feldzug gegen die Sarazenen in der Provence [738]). Liutprand setzte sich auch gegen die rebellierenden Herzöge von Spoleto und Benevent durch; Papst Gregor III. (731-741) fühlte sich von Liutprand bedroht, fand indes keine Unterstützung beim Hausmeier Karl Martell (Verhandlungen zwischen Papst Zacharias [741-752] und Liutprand [741/42], Rückgabe langobardischer Eroberungen an den Papst). VI. Nach Liutprands Tod (744) wurde dessen Neffe und Mitkönig Hildebrand (744) von Herzog Ratchis von Friaul (744-749) verdrängt, diesem folgte dessen Bruder Aistulf (749-757) im Königtum nach. Auf der Grundlage eines Heeresgesetzes (750) nahm Aistulf die Angriffe auf das Exarchat Ravenna wieder auf und brachte sie mit der Eroberung Ravennas (751) erfolgreich zum Abschluss. Auch Rom wurde bedroht (752), und Papst Stephan II. (752-757) unterstellte sich der Schutzherrschaft des fränkisch-karolingischen Königs Pippin d.J. (741/51-768), der dank der "Pippinschen Schenkung" die Entstehung eines vom römischen Papst abhängigen "Kirchenstaates" (unter Einschluss des römischen Dukats und des Exarchats Ravenna) beförderte (Versammlungen von Ponthion und Quierzy 754, Pippin als patricius Romanorum Schutzherr von Rom). Als Folge der fränkisch-päpstlichen Vereinbarungen über den Langobardenkönig hinweg griffen die Franken Aistulf an und belagerten den König in Pavia, der sich nur einen Friedensvertrag mit den Franken retten konnte (754); an die Stelle des Exarachen war nun der Papst als weltlicher Sachwalter der (ehemals) oströmischen Herrschaftsbereiche in Mittelitalien getreten. Auch ein weiterer Angriff Aistulfs auf Rom (755/56) sollte letztendlich scheitern an der zweiten militärischen Intervention der Franken in Italien (756). Nach dem Unfalltod Aistulfs (757) gelangte der toskanische Herzog Desiderius (757-774) an die Macht. Desiderius genoss die Unterstützung der Franken und des Papstes, erweiterte seine politischen Spielräume durch erfolgreiche Interventionen in den Herzogtümern Spoleto und Benevent (759) und versuchte sich zum Teil aus der fränkischen Umklammerung zu lösen (Verhandlungen mit Ostrom, Verbindungen nach Bayern, Scheitern eines fränkisch-langobardischen Ehebündnisses, Eingreifen des Desiderius zu Gunsten der Söhne König Karlmanns [768-771]). Es kam zur fränkischen Eroberung des Langobardenreiches durch König Karl den Großen (768-814) (773/74); Desiderius wurde in Pavia belagert und musste kapitulieren (774); Karl wurde zum "König der Langobarden" gekrönt (774), das langobardische Königreich militärisch und administrativ umgestaltet (Hrodgaud-Aufstand [775/76]; Einwanderung von fränkischen, burgundischen, alemannischen und bayerischen Kriegern und Adligen; Aufenthalt König Karls in Pavia [780]). Desiderius' Sohn und Mitkönig Adelgis (759/74-788) starb erst 788; Herzog Arichis II. (758-787) von Benevent, Desiderius' Schwiegersohn, konnte sich unter der Oberhoheit des Frankenkönigs politisch und kulturell behaupten (Fürstenhöfe in Benevent und Salerno). [Buhlmann, 11.2023]

Ess. = Essayist/in

Essen, Stadt im Ruhrgebiet: Die Anfänge Essens reichen bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts zurück, als um diese Zeit das Essener Frauenstift gegründet wurde. Im Schatten der geistlichen Gemeinschaft entstand gerade auch im Verlauf des hohen Mittelalters die Stadt Essen, die in Spätmittelalter und früher Neuzeit mit und insbesondere gegen das Essener Frauenstift zur Landesherrschaft der Essener Äbtissin gehörte. Das moderne Essen des 19. bis 20 Jahrhunderts war geprägt durch den Steinkohlenabbau im Ruhrgebiet (ab 14. Jahrhundert) und eine auf Kohle und Stahl beruhende massive Industrialisierung (Firma Krupp u.a.), die Essen bei einer Vervielfachung der Bevölkerung zu einer der Großstädte im Königreich Preußen (1815/1918) bzw. im deutschen Kaiserreich (1871/1918) machte. Essen teilte im 20. Jahrhundert die Geschichte von Weimarer Republik (1919/33), Nationalsozialismus (1933/45) und Bundesrepublik Deutschland (ab 1949). Heute steht die Großstadt im Zeichen eines seit Jahrzehnte andauernden Strukturwandels (Abkehr von Kohle und Stahl, Essen als Dienstleistungsmetropole). Essen für das Ruhrgebiet erfuhr als europäische Kulturhauptstadt 2010 Anerkennung.
Zur Stadt Essen gibt es vielfätige Darstellungen, u.a.: Butt, Kathrin, Essen. Bilder einer Stadt. Images of a City, Essen 2019, 120 S., deutsch/englisch, Farbfotos, € 14,95. [Buhlmann, 02.2022]

Essen im Mittelalter: I. Die Anfänge Essens reichen bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts zurück, als um diese Zeit das Essener Frauenstift gegründet wurde. Doch haben damals sehr wahrscheinlich (Vorgänger-?) Siedlungen in Essen bestanden, die bis ins 6./7. Jahrhundert zurückreichen sollen. Auch weist der Ortsname "Essen" - was soviel wie "Gegend nach Osten" bedeuten soll - auf eine frühmittelalterliche Grundherrschaft hin, deren Mittelpunkt vielleicht in Altenessen zu suchen ist. Man wird die Grundherrschaft um Altenessen mit dem umfangreichen Erbbesitz der Stiftsgründer Gerswid (†v.864) und Altfrid (†874) in Verbindung bringen können. Dieser Erbbesitz war der Grundstock für die Grundherrschaft der Essener Frauengemeinschaft mit den Haupthöfen Viehof und Eickenscheid und vielen Hofverbänden (einschließlich der über 1000 abhängigen Bauernhufen), die - zumeist als Streubesitz - sowohl in der Nähe lagen, als auch weiter entfernt (Niederlande, Westfalen, Rur-Erft-Raum, Breisig). Die Erträge der Grundherrschaft sicherten dabei die Existenz der geistlichen Gemeinschaft, die in ihrer Blütezeit immerhin bis zu 50 Sanktimonialen und 20 Kanonikern im Kapitel Platz bieten mochte. II. Die günstige Entwicklung der Essener Frauengemeinschaft wäre ohne die Unterstützung ostfränkisch-deutscher Könige kaum denkbar gewesen. Seit dem 10. Jahrhundert stellt sich die Gemeinschaft religiöser Frauen als ein unter Königsschutz stehendes und mit Immunität begabtes kirchliches Institut dar. Die Äbtissin war Immunitätsherrin und ernannte in dieser Eigenschaft den Vogt als öffentlichen Richter für die Kommunität und deren Besitz. Die Verfügung über den Zoll und die Einrichtung eines Jahrmarktes (1041) stärkten die Gemeinschaft ebenso wie der Besitz des Kirchenzehnten zwischen Ruhr und Emscher, Leithebach und Oberhausener Gebiet oder die Unterstellung unter die päpstliche Gerichtsbarkeit. Aus der geistlichen Gemeinschaft wurde im Verlauf des Hochmittelalters ein "freiweltliches Reichsstift" (ecclesia secularis), und die guten Verbindungen zum Königtum fanden nicht zuletzt in den verwandtschaftlichen Beziehungen der Essener Äbtissinnen Mathilde (971-1011) und Theophanu (1039-1058) zu den ottonisch-sächsischen Königen ihre Entsprechung. Die gestiegene Bedeutung der Frauengemeinschaft offenbarte sich auch in der Bautätigkeit besonders des 10. und 11. Jahrhunderts (Brand des Stifts [ca.944/46], Neubau der den Heiligen Cosmas und Damian geweihten Stiftskirche, Westwerk mit vorgelagertem Atrium [10. Jahrhundert], Neubau des Münsters [11. Jahrhundert, Mitte], Brand der Münsterkirche [1275] und Neubau als gotische Hallenkirche; spätromanischer Kreuzgang und Friedhof an der Kirche; Residenz der Äbtissin östlich des Münsters [ca.1300]; über das Atrium mit dem Essener Dom verbundene Johanneskirche als Taufkapelle, Neu- bzw. Umbau [1471]; dem Münster benachbarte Quintinuskapelle [11. Jahrhundert]). Hinzuweisen ist schließlich noch auf den bedeutenden Münsterschatz mit wichtigen Kunstwerken aus ottonischer Zeit (Vortragekreuze wie älteres Mathildenkreuz und Theophanukreuz, Lilienkrone, Evangeliar der Theophanu, siebenarmiger Leuchter, Kreuzsäule) und auf das älteste vollplastische Marienbild im Abendland, die Goldene Madonna (ca.980). III. Der Gebäudekomplex rund um das Münster war Teil der sog. (Stifts-) Immunität oder Freiheit, also jenes wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts befestigten Areals, das als eigener Rechtsbezirk von Frauengemeinschaft und Äbtissin zu gelten hat. Außerhalb der Immunität lag die um die Mitte des 11. Jahrhunderts erstmals erwähnte Kirche St. Gertrud, die heutige Marktkirche. Sie verweist wieder auf die wirtschaftlichen Aktivitäten der Frauenkommunität und seiner Anwohner. Schon im 11. Jahrhundert muss von einer Marktsiedlung an Limbecker Straße, Markt und Flachsmarkt ausgegangen werden. Im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts häufen sich Hinweise auf Ministeriale, also Dienstleute der Äbtissin, und Wachszinsige, gehobene Abhängige der Essener Grundherrschaft, die im Stadtwerdungsprozess Essens eine wichtige Rolle spielten. Ministerialität und eine sich vielleicht seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts herausbildende Bürgerschaft sind auch die wesentlichen verfassungsrechtlichen Komponenten in der so genannten Mauerbau-Urkunde von 1244. Beim Beschluss, die bis dahin unbefestigte Siedlung rund um das Stift mit Wall und Graben zu versehen, wirkten nämlich auch und gerade die Bürger mit, denen die Lasten des Mauerbaus und die Verantwortung für die Verteidigung der Stadt auferlegt wurden. Gleichzeitig verabschiedete sich die stiftische Ministerialität aus der Stadt; ihre Interessen lagen auf die Dauer außerhalb, in der ländlichen Umgebung Essens. Und so bildete sich schon bald die Gesamtheit der Essener Bürgerschaft heraus, die im für die städtische Politik wichtigsten Beschlussorgan, dem Rat, ihre Vertretung fand. Im 13. Jahrhundert begann so die Trennung von Stift und Stadt Essen. Die Ummauerung führte zu einer nierenförmigen Stadtbefestigung, die eine - gemessen an der Einwohnerzahl von rund 3500 Einwohnern - zu große Fläche von rund 37 ha umschloss. Die Stadtmauer hatte vier Tore (Viehofer, Steeler, Kettwiger. Limbecker Tor, wahrscheinlich noch um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und am Anfang des 15. durch Vortore verstärkt). In die Ummauerung mit einbezogen war auch die Stiftsimmunität; der Mauer vorgelagert war ein System von Gräben unter Einbeziehung der Berne und des Limbecker Bachs. IV. Parallel zur Ausbildung der Stadt verdichteten sich Rechte und Besitz des Stiftes in der Essener Umgebung zur Landesherrschaft der Äbtissin. Doch blieb diese im Verhältnis zur Stadt einerseits und zu den Stiftsvögten andererseits nicht unumstritten. Das 13. Jahrhundert ist bzgl. der so genannten Essener Vogteifrage von großer Wichtigkeit. Es ging hierbei um freie Vogtwahl und Reduzierung der Vogteirechte auf der einen, um Erblichkeit der Vogtei und Kompetenzerweiterung bei gleichzeitigem Kampf niederrheinischer Fürsten um die Vogtei auf der anderen Seite. Nun erlangte zwar die Äbtissin den Status einer Reichsfürstin (Urkunde König Heinrichs (VII.) 1228), doch war ihre Herrschaft durch mächtige Vögte bedroht (Graf Friedrich von Altena-Isenburg, Kölner Erzbischöfe). Nach der Schlacht bei Worringen (1288) fiel die Vogtei an die Grafen von der Mark und verblieb auf Grund eines Vogteivertrages (1308) dort, dann beim Herzogtum Kleve-Mark (Erbvereinigung des Herzogtums Kleve und der Grafschaft Mark 1398). Versuche der Kölner Erzbischöfe, im Rahmen des kölnisch-klevischen Gegensatzes die Essener Vogtei wiederzugewinnen, scheiterten im 1. Äbtissinnenstreit (1290-1309) und mussten spätestens mit der für das Erzstift unglücklich verlaufenden Soester Fehde (1445-1449) endgültig aufgegeben werden. Streitigkeiten innerhalb des Hauses Kleve-Mark (1423-1429) und der damit verbundene 2. Äbtissinnenstreit (1426-1429) belasteten Stift und Stadt Essen ebenfalls. Die Stifts- und Landesherrin hatte es dabei aber immerhin verstanden, ihr Territorium und anfangs auch die Verfügung über Stadt, Gerichtsgewalt und Münze zu behaupten. Das Essener Mittelalter fand ereignisgeschichtlich seinen Abschluss im 3. Äbtissinnenstreit (1489-1504), ausgelöst durch eine Doppelwahl im Stiftskapitel. Damit einher ging der Erbvogteivertrag mit dem Herzogtum Kleve-Mark (1495), der endgültig die politische Abhängigkeit des kleinen Essener Territoriums von seinem mächtigen Nachbarn besiegelte. V. Das Verhältnis von Stadt und Äbtissin war im Verlauf des 14. Jahrhunderts einem starken Wandel unterworfen. Die Weigerung der Stadt, der Äbtissin Katharina von der Mark (1337-1360) zu huldigen, und der Ausschluss des stiftischen Stadtrichters, des Schultheißen vom Viehof, bildeten dabei den Auftakt. Eine Stärkung der städtischen Ratsverfassung brachten zudem der Ausbau einer selbstständigen Verwaltung und die Etablierung zweier Bürgermeister. Der Konflikt zwischen Stift und Stadt eskalierte und konnte erst im sog. Großen Schied (1399) durch einen Kompromiss beigelegt werden, der für die Stadt eine weitgehend innere Autonomie bei gleichzeitiger Anerkennung der Äbtissin als Landesherrin bedeutete. Trotzdem blieb der Status der Stadt im Territorium der Essener Äbtissin weiterhin ungeklärt ("Goldene Bulle" Kaiser Karls IV. 1357, Reichsunmittelbarkeit der Stadt 1377). VI. Im Mauerring der nicht allzu stark bebauten Stadt gab es sicher Platz für agrarische Aktivitäten (Gärten); auch besaßen viele Bürger Äcker und Gärten außerhalb der Stadtbefestigung. Was Handel und Handwerk anbetrifft, so fallen zunächst die gegen Ende des 14. Jahrhunderts wieder nachweisbaren Juden auf, die in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts im Judenhof ghettoisiert wurden. Seit dem 14. Jahrhundert treten verstärkt Wollweber und Tuchscherer in Erscheinung; auch war der Handel mit Eisen wichtig geworden. 1470 sind zum ersten Mal Büchsenmacher belegt (Waffenherstellung als Essener Exportgewerbe). Zuletzt sei noch des Stifts gedacht als eine "freiweltliche" Gemeinschaft von 10 bis 13 Stiftsdamen, als ein "Versorgungsinstitut" für hochadlige Frauen, die über Pfründen, Privateigentum und eigene Häuser in der Stadt verfügten; hinzu kamen die Kanoniker, die spätestens seit dem Ende des 13. Jahrhunderts zusammen mit den Stiftsdamen die Äbtissin wählten. Stift und Stadt behaupteten dabei ihre lokale Selbstständigkeit, bis im Jahre 1803 die Frauengemeinschaft säkularisiert wurde.
Zur Geschichte von Stift und Stadt Essen im Mittelalter vgl.: Bettecken, Winfried (1988), Stift und Stadt Essen. "Coenobium Astnide" und Siedlungsentwicklung bis 1244 (= QuS 2), Münster 1988, XXXIII, 227 S., DM 48,-; Bettecken, Winfried (1989), Von der Stiftsmauer zur Stadtmauer. Zur Siedlungsentwicklung in Essen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, in: MaH 43 (1989), S.33-61; Buhlmann, Michael (2001), Essen und Werden: Zu den Anfängen und zur mittelalterlichen Geschichte zweier geistlicher Gemeinschaften, in: MaH 54 (2001), S.67-128; Buhlmann, Michael (2001/15), Essen und Werden - Anfänge, Geschichte und Beziehungen zweier geistlicher Gemeinschaften im Mittelalter (= SGE 1), Essen 2015 > B Buhlmann, Werden und Essen; Buhlmann, Michael (2011/15), Essen und Gerresheim - Äbtissinnen und Stiftsfrauen an zwei Frauengemeinschaften des Mittelalters und der frühen Neuzeit (= SGE 2), Essen 2015 > B > Buhlmann, Essen und Gerresheim; SGE 4 (2016): Buhlmann, Michael (2016), Frauengemeinschaft Essen im Mittelalter - Geschichte und Genealogie, Essen 2016 > Buhlmann, Frauengemeinschaft Essen; Falk, Birgitta (Hg.) (2009), Der Essener Domschatz, Essen 2009, 343 S., Farbabbildungen, € 8,95; Gerchow, Jan (Hg.) (1995), Die Mauer der Stadt. Essen vor der Industrie 1244 bis 1865 (= Ausstellungskatalog), Bottrop-Essen 1995, 123 S., Abbildungen, Karten, € 8,-; Ribbeck, Konrad (1915), Geschichte der Stadt Essen [Tl.1], Essen 1915, IV, 505 S., Wappentafel, Stadtansicht, DM 100,-; Wisplinghoff, Erich (1989/90), Untersuchungen zur frühen Geschichte von Stift und Stadt Essen, in: EB 103 (1989/90), S.53-67. > S Schriften zur Geschichte Essens [Buhlmann, 11.1999, 11.2001, 09.2015, 06.2016]

Essener Forschungen zum Frauenstift beleuchten verdienstvoll und kompetent die Rolle von geistlichen Frauengemeinschaften als Teil der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Frauengeschichte. Bd.1 (2002): Herrschaft, Liturgie und Raum. Studien zur mittelalterlichen Geschichte des Frauenstifts Essen, hg. v. Katrinette Bodarwé, Jan Gerchow, Essen 2002, 159 S., € 19,90, beschäftigt sich mit einigen Grundkonstanten mittelalterlicher Frauenstifte, der Rolle des Königtums (sächsische Frauenstifte und Klöster), Stiftsgründung (Elten), Stift und Stadt (Essen). Bd.2 (2003): Essen und die sächsischen Frauenstifte im Frühmittelalter, hg. v. Jan Gerchow, Thomas Schilp, Essen 2003, 280 S., € 22,90, beinhaltet Aufsätze zu Königtum, Kult, Liturgie, Stifts- und Klostergebäuden. Bd.3 (2004): Reform - Reformation - Säkularisation. Frauenstifte in Krisenzeiten, hg. v. Thomas Schilp, Essen 2004, 264 S., € 22,90, behandelt die Themen: Reform (sächsische Frauenstifte und hochmittelalterliche Kirchenreform, Frauenstift Essen im 13. Jahrhundert), Reformation (Nürnberger Clarissenkloster St. Clara, Frauenstift Wetter bei Marburg), Säkularisation (Stift Essen). Bd.4 (2006): Gandersheim und Essen. Vergleichende Untersuchungen zu sächsischen Frauenstiften, hg. v. Martin Hoernes, Hedwig Röckelein, Essen 2006, 256 S., € 22,90, beschäftigt sich mit den Stiftsgründungen in Essen, Gandersheim und Quedlinburg sowie mit der Gandersheimer Geschichte. Bd.5 (2007): ... wie das Gold den Augen leuchtet. Schätze aus dem Essener Frauenstift, hg. v. Birgitta Falk, Thomas Schilp, Michael Schlagheck, Essen 2007, 316 S., € 24,95, geht ein auf den Essener Kirchenschatz und behandelt u.a.: Kunstwerke und Liturgie, Stiftungen und Totengedenken, Goldene Madonna, Relquiare, siebenarmiger Leuchter, Agraffen, Glocken. Die Ausführungen in Bd.6 (2008): Pro remedio et salute anime peragemus. Totengedenken am Frauenstift Essen im Mittelalter, hg. v. Thomas Schilp, Essen 2008, 313 S., € 24,95, kreisen um Totengedenken (Memoria) und kulturelles Gedächtnis, Liturgie und Erinnerung, Stiftungspraxis, Stifter(innen)bilder, Selbstvergewisserung am Frauenstift Essen. In Bd.7 (2009): Frauenstifte, Frauenklöster und ihre Pfarreien, hg. v. Martin Hoernes, Hedwig Röckelein, Essen 2009, 260 S., € 24,95, geht es um das Verhältnis von Pfarreien und Frauengemeinschaften als Inhabern von Pfarrrechten in Seelsorge, Kunst und Architektur, beispielhaft dargestellt an Essen, Gandersheim, Itzehoe, Medingen und Nürnberg sowie an Taufsteinen in Kirchen von Frauengemeinschaften. Bd.8 (2010): Frauenkonvente im Zeitalter der Konfessionalisierung, hg. v. Ute Küppers-Braun, Thomas Schilp, Essen 2010, 197 S., € 24,95, behandelt die Reichsstifte Essen und Quedlinburg, das evangelische Stift Gandersheim, die Frauengemeinschaft Clarenberg bei Dortmund-Hörde als dreikonfessionelles Stift sowie die Lebens- und Wohnverhältnisse westfälischer Frauenstifte im Zeitalter von Reformation und Gegenreformation. [Buhlmann, 02.2011]

Essener Frauenstift: I. Mittelalter: Auf umfangreichen Erbbesitz der Stiftsgründer Gerswid (†v.864) und Altfrid (†874) (Grundherrschaft um Altenessen) entstand um die Mitte des 9. Jahrhunderts die Essener Frauengemeinschaft. Dieser Erbbesitz war der Grundstock für die Grundherrschaft der Essener Frauengemeinschaft mit den Haupthöfen Viehof und Eickenscheid und vielen Hofverbänden (einschließlich der über 1000 abhängigen Bauernhufen), die - zumeist als Streubesitz - sowohl in der Nähe lagen, als auch weiter entfernt (Niederlande, Westfalen, Rur-Erft-Raum, Breisig). Die Erträge der Grundherrschaft sicherten dabei die Existenz der geistlichen Gemeinschaft, die in ihrer Blütezeit immerhin bis zu 50 Sanktimonialen und 20 Kanonikern im Kapitel Platz bieten mochte. Die günstige Entwicklung der Essener Frauengemeinschaft wäre dabei ohne die Unterstützung ostfränkisch-deutscher Könige kaum denkbar gewesen. Seit dem 10. Jahrhundert stellt sich die Gemeinschaft religiöser Frauen als ein unter Königsschutz stehendes und mit Immunität begabtes kirchliches Institut dar. Die Äbtissin war Immunitätsherrin und ernannte in dieser Eigenschaft den Vogt als öffentlichen Richter für die Kommunität und deren Besitz. Die Verfügung über den Zoll und die Einrichtung eines Jahrmarktes (1041) stärkten die Gemeinschaft ebenso wie der Besitz des Kirchenzehnten zwischen Ruhr und Emscher, Leithebach und Oberhausener Gebiet oder die Unterstellung unter die päpstliche Gerichtsbarkeit. Aus der geistlichen Gemeinschaft wurde im Verlauf des Hochmittelalters ein "freiweltliches Reichsstift" (ecclesia secularis), und die guten Verbindungen zum Königtum fanden nicht zuletzt in den verwandtschaftlichen Beziehungen der Essener Äbtissinnen Mathilde (971-1011) und Theophanu (1039-1058) zu den ottonisch-sächsischen Königen ihre Entsprechung. Die gestiegene Bedeutung der Frauengemeinschaft offenbarte sich auch in der Bautätigkeit besonders des 10. und 11. Jahrhunderts (Brand des Stifts [ca.944/46], Neubau der den Heiligen Cosmas und Damian geweihten Stiftskirche, Westwerk mit vorgelagertem Atrium [10. Jahrhundert], Neubau des Münsters [11. Jahrhundert, Mitte], Brand der Münsterkirche [1275] und Neubau als gotische Hallenkirche; spätromanischer Kreuzgang und Friedhof an der Kirche; Residenz der Äbtissin östlich des Münsters [ca.1300]; über das Atrium mit dem Essener Dom verbundene Johanneskirche als Taufkapelle, Neu- bzw. Umbau [1471]; dem Münster benachbarte Quintinuskapelle [11. Jahrhundert]). Hinzuweisen ist schließlich noch auf den bedeutenden Münsterschatz mit wichtigen Kunstwerken aus ottonischer Zeit (Vortragekreuze wie älteres Mathildenkreuz und Theophanukreuz, Lilienkrone, Evangeliar der Theophanu, siebenarmiger Leuchter, Kreuzsäule) und auf das älteste vollplastische Marienbild im Abendland, die Goldene Madonna (ca.980). Der Gebäudekomplex rund um das Münster war Teil der sog. (Stifts-) Immunität oder Freiheit, also jenes wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts befestigten Areals, das als eigener Rechtsbezirk von Frauengemeinschaft und Äbtissin zu gelten hat. Die am Stift gelegene Handwerker- und Marktsiedlung entwickelte sich seit dem hohen Mittelalter zur Stadt Essen, die als Bürgergemeinde mit Rat und Bürgermeistern eine relative Unabhängigkeit von Stift und Äbtissin erlangen konnte. Parallel dazu verdichteten sich Rechte und Besitz des Stiftes in der Essener Umgebung zur Landesherrschaft der Äbtissin. Doch blieb diese im Verhältnis zur Stadt einerseits und zu den Stiftsvögten andererseits nicht unumstritten. Das 13. Jahrhundert ist bzgl. der so genannten Essener Vogteifrage von großer Wichtigkeit. Es ging hierbei um freie Vogtwahl und Reduzierung der Vogteirechte auf der einen, um Erblichkeit der Vogtei und Kompetenzerweiterung bei gleichzeitigem Kampf niederrheinischer Fürsten um die Vogtei auf der anderen Seite. Nun erlangte zwar die Äbtissin den Status einer Reichsfürstin (Urkunde König Heinrichs (VII.) 1228), doch war ihre Herrschaft durch mächtige Vögte bedroht (Graf Friedrich von Altena-Isenburg, Kölner Erzbischöfe). Nach der Schlacht bei Worringen (1288) fiel die Vogtei an die Grafen von der Mark und verblieb auf Grund eines Vogteivertrages (1308) dort, dann beim Herzogtum Kleve-Mark (Erbvereinigung des Herzogtums Kleve und der Grafschaft Mark 1398). Versuche der Kölner Erzbischöfe, im Rahmen des kölnisch-klevischen Gegensatzes die Essener Vogtei wiederzugewinnen, scheiterten im 1. Äbtissinnenstreit (1290-1309) und mussten spätestens mit der für das Erzstift unglücklich verlaufenden Soester Fehde (1445-1449) endgültig aufgegeben werden. Streitigkeiten innerhalb des Hauses Kleve-Mark (1423-1429) und der damit verbundene 2. Äbtissinnenstreit (1426-1429) belasteten Stift und Stadt Essen ebenfalls. Die Stifts- und Landesherrin hatte es dabei aber immerhin verstanden, ihr Territorium und anfangs auch die Verfügung über Stadt, Gerichtsgewalt und Münze zu behaupten. Das Essener Mittelalter fand ereignisgeschichtlich seinen Abschluss im 3. Äbtissinnenstreit (1489-1504), ausgelöst durch eine Doppelwahl im Stiftskapitel. Damit einher ging der Erbvogteivertrag mit dem Herzogtum Kleve-Mark (1495), der endgültig die politische Abhängigkeit des kleinen Essener Territoriums von seinem mächtigen Nachbarn besiegelte. Nach innen konnten Streitigkeiten zwischen Stadt und Stift im sog. Großen Schied (1399) durch einen Kompromiss beigelegt werden, während der Status der Stadt im Territorium der Essener Äbtissin weiterhin ungeklärt blieb. II. Frühe Neuzeit: In der frühen Neuzeit kamen im Verlauf des 16. Jahrhunderts reformatorische Bestrebungen in Stadt und Stift Essen auf. Beschlüsse des Essener Stadtrats zu Gunsten des Protestantismus datieren auf die Jahre ab 1561, die Stifsfrauen gehörten im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert zum Teil der katholischen, zum Teil der protestantisch-lutherischen Konfession an. Unter Elisabeth von Berg (1605-1614), die gegen den Widerstand des Konvents Leiterin der Frauengemeinschaft wurde, begann im Essener Territorium die Zeit der Gegenreformation. Jesuiten und Kapuziner wurden ins Land geholt, Stiftsfrau konnte in Essen nur noch diejenige werden, die katholisch war. Mit Erlöschen des Klever Herzogshauses (1609) und dem jülich-klevischen Erbfolgekrieg (1609-1614) teilten sich der brandenburgische Kurfürst und der Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg die Stiftsvogtei. 1611 waren in Essen bei einem jülich-klevisch-märkischen Landtag die Vögte anwesend; es ging auf dem Landtag u.a. um die schwierigen Beziehungen zwischen der protestantischen Stadt und dem katholischen Stift. Die Spannungen verschärften sich mit dem Religionsedikt der Äbtissin Maria Clara von Spaur (1614-1644) von 1616, das eine Rückkehr zum katholischen Glauben auch für die Stadt Essen vorsah. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) war die Stadt zwischen 1623 und 1629 von katholisch-spanisch-burgundischen Truppen besetzt, 1629 folgten die protestantischen Niederländer, die Stiftsleiterin musste unter Mitnahme des Kirchenschatzes nach Köln fliehen. Gegen Ende des Krieges war die katholische Landesherrschaft der Essener Äbtissin wiederhergestellt, kaiserliche Truppen verließen die Stadt Essen erst 1650. Die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts stand dann unter dem Vorzeichen eines gewissen konfessionellen Ausgleichs. Die erbliche Vogtei über das Stift gelangte 1648/66 insgesamt an den brandenburgischen Kurfürsten (bzw. später den preußischen König), der wiederum 1655 die reformierte Konfession gleichberechtigt neben der katholischen und lutherischen in der Essener Landesherrschaft einführte. Der 1568 beim Reichskammergericht begonnene und bis 1670 dauernde Prozess zwischen Stadt und Stift Essen endete damit, dass die Äbtissin weiterhin Landesherrin im Territorium war, der Stadt hingegen deren Freiheiten und Rechte wie die freie Ratswahl oder die Freiheit von Steuern der Landesherrschaft bestätigt wurden. Das 18. Jahrhundert sah unter Fürstäbtissin Franziska Christina von Pfalz-Sulzbach (1726-1776), die gleichzeitig (ab 1717) auch Leiterin des Frauenstifts in Thorn war, durchaus absolutistische Tendenzen im Verhältnis zwischen der Äbtissin und den ebenfalls die Landesherrschaft tragenden Ständen; Letztere wurden seit 1735 nicht mehr einberufen. Während der Regierungszeit der Fürstäbtissin entstanden repräsentative Bauten in und um Essen. Das bis 1760 umgebaute (Essen-) Borbecker Schloss diente als Residenz, auch das zwischen 1764 und 1769 errichtete Waisenhaus in (Essen-) Steele hatte Residenzcharakter. Am Essener Burgplatz und damit noch innerhalb der Burgfreiheit bzw. Stiftsimmunität stand ab 1736 der barocke Bau der Jesuitenresidenz, der diese Funktion 1774 verlor, als der Jesuitenorden aufgelöst wurde. Innerhalb der Stadt gab es die neu erbaute Kapuzinerkirche (1742-1747), bis 1775 wurde das Münster des Frauenstifts barock ausgestaltet. Maria Kunigunde von Sachsen und Polen (1776-1803) war dann die letzte der Essener Fürstäbtissinnen. Obwohl meist abwesend, weil residierend in Koblenz, bewirkte sie dennoch manches in ihrer Landesherrschaft. Im Zuge der Industrialisierung entwickelte sie "weibliches Unternehmertum", wie ihre Beteiligung an der Eisenhütte St. Antony oder die 1791 erfolgte Gründung der Hütte Neu-Essen im Norden des Essener Stiftsgebiets zeigen. Als Landesherrin förderte sie den Bau der Chaussee von Steele nach Oberhausen mit eigenen Mitteln. Auch im Schulwesen kam es zu Reformen (1786). Für das Ende der frühen Neuzeit ist noch auf den Landesgrundvergleich von 1794 zu verweisen, der als "Verfassung" und "Grundgesetz" für Stift und Landesherrschaft Essen gelten kann. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts behaupteten Stift und Stadt im fürstlichen Territorium Essen ihre lokale Selbstständigkeit, dann war es damit im Zuge der Französischen Revolution (1789) und der napoleonischen Neuordnung Europas vorbei. 1802 wurde die Essener Landesherrschaft durch Truppen des preußischen Königs, immerhin dem Schutzherrn der Frauengemeinschaft, besetzt. Im Jahre 1803 erfolgte die Säkularisation des Frauenstifts, die letzte Essener Fürstäbtissin gab ihr Amt auf, Äbtissin, Stiftsfrauen und Stiftskanoniker wurden mit Pensionen abgefunden.
Verwiesen sei zunächst auf das Essener Urkundenbuch und Essener Geschichtsquellen: Ribbeck, Konrad (1900), Ein Essener Necrologium aus dem 13. und 14. Jahrhundert, in: BeitrrGEssen 20 (1900), S.29-135; Schilp, Thomas (Bearb.), Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im Mittelalter (= PubllGesRheinGkde LXXX), Bd.I (2010): Von der Gründung um 850 bis 1350, Düsseldorf 2010, XXXI, 550 S., € 75,-. Zur Geschichte des Essener Frauenstiftes in Mittelalter und früher Neuzeit vgl.: Bader, Walter (1967), Eine Art Einleitung zur Geschichte des Essener Kanonissenstiftes, in: BJbb 167 (1967), S.300-322; Berghaus, Günter, Schilp, Thomas, Schlagheck, Michael (Hg.) (2000), Herrschaft, Bildung und Gebet. Gründung und Anfänge des Frauenstifts Essen, Essen 2000, 167 S., Farbabbildungen, DM 38,-; Lux, Thomas, Das Stift Essen. Grundzüge seiner Geschichte von der Mitte des 9. Jahrhunderts bis zum Jahre 1495, in: Vergessene Zeiten. Mittelalter im Ruhrgebiet, 2 Bde. (= Ausstellungskatalog), hg. v. Ferdinand Seibt, Essen 1990, Bd.2, S.23-27; Ribbeck, Konrad (1929), Gilde, Lichtmeß und Fastnacht im Stifte Essen, in: AHVN 115 (1929), S.98-110; Schilp, Thomas (2000), Gründung und Anfänge der Frauengemeinschaft Essen, in: EB 112 (2000), S.30-63; Wisplinghoff, Erich (1967), Beiträge zur Geschichte des Damenstifts Essen, in: AfD 13 (1967), S.110-133. [Buhlmann, 11.1999, 11.2001, 09.2015]

Esslingen am Neckar, Stadt in Schwaben: Esslingen am Neckar reicht mindestens bis ins 8. Jahrhundert zurück, zum Jahr 777 ist dort eine Klosterzelle des Abtes Fulrad von St. Denis (†784) bezeugt, zum Jahr 866 sind der Ortsname Hetsilinga und ein Markt überliefert. Im 10. Jahrhundert war Esslingen Vorort des schwäbischen Herzogtums, unter Herzog Liudolf (949-953) werden ein herzoglicher Tiergarten und das Gestüt "Stuttgart" genannt, die mit Esslingen verbunden waren. Seit 1181 staufisch, entwickelte sich Esslingen in der Folge zu einer Stadt unter Gericht und Verwaltung eines königlichen Amtsträgers, schließlich zur Reichsstadt. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts entstand aus einem Gremium von mitwirkenden "Richtern" und "geschworenen Bürgern" (1229, 1232) ein die Bürgergemeinde repräsentierender Rat (1274), an dem auch die Zünfte Anteil hatten. 1286 wird ein Bürgermeister erwähnt, daneben gab es den königlichen Schultheißen oder Ammann, seit 1315 bildete Esslingen einen autonomen Rechtsbezirk. Wichtige Bezugspunkte in der spätmittelalterlichen Stadt waren die dem Bistum Speyer gehörende Pfarrkirche und die zwischen 1321 und 1517 entstandene Frauenkirche, eine der bedeutendsten Hallenkirchen im deutschen Südwesten, die aber keine Pfarrrechte besaß. Daneben gab es Niederlassungen der Bettelorden, schließlich klösterliche Pfleghöfe wie die von Salem, Blaubeuren, Bebenhausen oder St. Blasien. Rathaus, Markt und Spital - Letzteres 1232 erstmals erwähnt - standen für das städtische Bürgertum. Im 13. Jahrhundert erfolgte die Ummauerung der Kernstadt, im 14. Jahrhundert wurden die Obertorvorstadt, die Beutau und die Mettinger Vorstadt befestigt. Die Esslinger Stadtmauer war wegen der häufigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Württemberg und einer auf Ausdehnung gerichteten reichsstädtischen Territorialpolitik mehr als notwendig. 1287 und 1312 war man erfolgreich gegen Württemberg, 1295/97 gelang der Erwerb von Möhringen und Vaihingen, 1331 wurde in Esslingen der Schwäbische Städtebund gegründet, 1488 der Schwäbische Bund. Dazwischen behauptete sich Esslingen als Reichsstadt gegenüber den benachbarten Territorien, wenn auch nach der Schlacht bei Döffingen (1388) in Anlehnung an Württemberg, unter dessen Schirm der Ort seit 1473 stand. 1531/32 nahm Esslingen die Reformation an, 1802 wurde die Stadt württembergisch.
Esslinger Geschichte beleuchten: Bernhardt, Walter (1984), Esslingen im Früh- und Hochmittelalter. Gedanken zur Geschichte und Topographie, in: EsslSt 23 (1984), S.7-44; Bernhardt, Walter (1990), Wann erfolgte die Erhebung Esslingens zur Stadt?, in: EsslSt 29 (1990), S.1-16; Borst, Otto (1977), Geschichte der Stadt Esslingen am Neckar, Esslingen 1977, 543 S., Abbildungen, Karten, € 14,-; Buhlmann, Michael (2016), Esslingen im Reichssteuerverzeichnis von 1241 (= VA 104), Essen 2016, 68 S., € 5,-; Jooß, Hannelore, Jooß, Rainer (1997), Evangelische Stadtkirche St. Dionys Esslingen am Neckar (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.2299), Regensburg 22002, 31 S., Farbfotos, Plan, € 3,-. [Buhlmann, 12.2016, 03.2017]

Esslingen, St. Dionysius, Stadtkirche: U.a. auf Grund der Ausgrabungen 1960/63 und den Befundauswertungen 1963/73 lässt sich festhalten: I. Im Bereich um die Esslinger Stadtkirche (St. Vitalis-) St. Dionysius lassen sich aus der Ur- und Frühgeschichte (Keramik-, Metall-) Funde der älteren Mittelbronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Hallstatt-und frühen Latènezeit ausmachen. Römische Besiedlung der 2. Hälfte des 2. und 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts äußert sich in Keramik-, Glas- und Münzfunden. Die Merowingerzeit (6./7. Jahrhundert) bietet unterhalb der Kirche nur ein spärliche Befundsituation (Spuren von steinernen Gebäuden, Beschlagreste), während alemannenzeitliche Reihengräberfriedhöfe im Umkreis um die Esslinger Altstadt in Oberesslingen, Mettingen und Berkheim bezeugt sind. II. Mindestens aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts stammt der erste Esslinger Kirchenbau St. Vitalis I, der auch im Testament des Fulrad von St. Denis (†784) Erwähnung findet (777). Das durchgehend steinerne Gotteshaus (verputztes Mauerwerk) war eine einschiffige Saalkirche mit Rechteckchor und Chorschranke sowie einem abgesetzten gemauerten Reliquiengrab (eines römischen Märtyrers Vitalis?) im Chorbereich; ein Hochaltar am Grab kann vermutet werden, daneben gab es Innengrablegen und Außenbestattungen auf dem Kirchenfriedhof. Erweitert wurde der Kirchenbau durch Neben- und Anbauten, die einige Außenbestattungen störten und auf die bezeugte cella als kleine Mönchsgemeinschaft und klösterliche Außenstelle hinweisen. III. Der ursprüngliche Kirchenbau St. Vitalis I wurde durch den beträchtlich ausgedehnteren steinernen Neubau St. Vitalis II aus dem späteren 9. Jahrhundert ersetzt. St. Vitalis II war eine einschiffige Saalkirche als Oberkirche mit Chor, Krypta und Reliquiengrab bei der Krypta (Fenestella-Öffnung); die Krypta war ausgemalt, es gab Innenbestattungen. Die Kirche wurde später durch Anbauten ergänzt, im Bereich des Langschiffs nach Norden hin (Längsannex), im Bereich des Chors nach Norden und Süden (pastophorienartige Chornebenbauten). Weitere Um- und Anbauten folgten bis Anfang des 13. Jahrhunderts, u.a. einen Turmanbau am südlichen Vorchor (10./11. Jahrhundert), eine Seitenkapelle südlich des Langschiffs (11. Jahrhundert, erweitert im beginnenden 13. Jahrhundert), die Fußbodenerneuerung der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts; das einschiffige Langhaus blieb im Wesentlichen erhalten. Der Außenbereich der Kirche wurde vom Außenfriedhof eingenommen (Außenbestattungen von Kindern und Erwachsenen in Gemengelage; eine Verdolung (Überdeckung) des an der Kirche entlangfließenden Geiselbachs erfolgte im beginnenden 13. Jahrhundert, um Platz für den Bau Katharinenhospitals zu erhalten. IV. Der Übergang der Kirche St. Vitalis II an das Speyrer Domkapitel (1213) und die Ausformung Esslingens zur staufischen Königsstadt (1219) machten einen Umbau des als Pfarrkirche genutzten Gotteshauses zum noch heute bestehenden Kirchenbau III notwendig. Dieser erfolgte von Ost nach West, beginnend mit der Errichtung einer Dreiapsidenanlage (Hauptapsis, Nebenapsiden) im Bereich des Chors und des neuen (gegenüber dem alten verschoben) Südturms (ca.1220/30). Eine Planänderung ersetzte die Hauptapsis durch eine polygonale Choranlage, weiter kam der Nordturm der Kirchenanlage hinzu (ca.1230/40). Es folgte die Errichtung des hochgotischen dreischiffigen Langhauses (1260er-Jahre), was eine Störung von Außenbestattungen (Knochengrube im südlichen Seitenschiff) und eine Aufgabe der älteren Kirchenkapelle beinhaltete. Eine Glockengussanlage zur Herstellung von Taufbecken und Glocken hat sich im Bereich des Mittelschiffs gefunden und gehört somit in die Zeit des Kircheneubaus. Geplant war zudem die Errichtung eines Westturms in der Breite des Langhausmittelschiffs, doch wurde dieses Projekt, nachdem man einmal damit begonnen hatte, nicht weiter verfolgt. Eine Aufstockung der beiden Osttürme erfolgte ca.1290/1320, die unter den Türmen liegenden Nebenchöre wurden durch Vermauerung der Turmhallenarkaden vom Langhaus abgetrennt (Seitenschiffaltäre der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts). Der Kirchenneubau kam zu einem Abschluss, als das Langhaus eine spätgotische Verlängerung um zwei Joche nach Westen erfuhr (ca.1370/80). Ins ausgehende Mittelalter fallen noch: die Nutzung des Südturms der Kirche als Stadtarchiv (ca.1400), Arbeiten zur Sicherung des Nordturms (ca.1437), die Errichtung einer Sakristei an der Südseite des Chors (15. Jahrhundert, 1. Hälfte), der Einbau von Sakramentshaus und Lettner (1486/1516), der Einbau eines Chorgestühls (1518). Innerhalb der Kirche gab es eine Reihe von Altären (Hochaltar des Vitalis und Dionysius, Lettneraltar, Seitenschiffaltäre), auch spätmittelalterliche Bestattungen (vorzugsweise von Geistlichen) im Kirchenraum sind nachweisbar (Grab-und Inschriftenplatten, Steinsarkophag). Die Nutzung des kirchlichen Außenbereichs als Friedhof hielt weiter an. In früher Neuzeit gab es gerade im Gefolge der Reformation in Esslingen (1531) nur noch wenig bauliche Veränderungen des Gotteshauses. Aus St. Dionysius wurde eine protestantische Pfarrkirche (Bildersturm 1532; Vergleich mit dem Speyrer Domkapitel 1547), eine Kanzel wurde eingebaut (1609), ebenso eine Empore im nördlichen Seitenschiff (1682), erweitert durch eine Westempore (1727). Der durch den Lettner abgetrennte Chor wurde zu einer Tauf- und Traukapelle. Ca.1643/50 wurden zwei Turmbrücken zwischen den Osttürmen der Kirche erbaut, um den schon lange (seit 1549) gefährdeten Südturm zu sichern; die untere Turmbrücke wurde nach 1723 erneuert, 1859 entfernt; die obere Brücke durch eine mit Holz verkleidete Stahlkonstruktion ersetzt (1900). Zur heutigen (protestantischen) Kirchenausstattung gehören: Glasmalereien im Chor (ca.1290/1320), Wandmalerei am Nordturm (ca.1300), Wandmalereien im nördlichen Seitenschiff (ca.1410/20), Wandmalereien im Chor (19. Jahrhundert); Taufstein (ca.1460/70), Lettner (1489/1516), Sakramentshaus (1486/89), Chorgestühl (1518), Sakristeischrank (1526), Eisengitter (16. Jahrhundert), Hochaltarretabel (1604), Kanzel (1609), Altarretabel im südlichen Seitenschiff (1804), Glocken (13. Jahrhundert-1900); Orgel (1703, 1753/54, 1904). V. Der heilige Vitalis war noch zu Beginn des 11. Jahrhunderts Patron der Esslinger Pfarrkirche, die Pfarrkirche als Stadtkirche ist erstmals im Jahr 1290 unter dem Patrozinium des heiligen Dionysius bezeugt; dazwischen hat also ein Patroziniumswechsel stattgefunden.
Zur Esslinger Stadtkirche s. die hervorragende archäologische und denkmalpflegerische Aufarbeitung: Die Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen. Archäologie und Baugeschichte, hg. v. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (= FBAMABW 13/1-3): Bd.1: Fehring, Günter P., Scholkmann, Barbara (1995), Die archäologische Untersuchung und ihre Ergebnisse, Stuttgart 1995, 544 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, Karten, Bd.2: Anstett, Peter R. (1995), Die Baugeschichte von der Spätromanik zur Neuzeit, Stuttgart 1995, 365 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, Karten, Bd.3 (1995): Tafeln, Stuttgart 1995, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Pläne, zus. € 39,-, weiter: Hansberger, Irmgard (1996), Münster St. Paul Esslingen am Neckar (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.998), Regensburg 31996, 27 S., Farbfotos, Plan, € 2,50. [Buhlmann, 06.2005, 08.2017]

EsslSt = Esslinger Studien

Etrusker, antike Mittelmeerkultur: I. Auf die Villanova-Kultur (10. Jahrhundert v.Chr.) folgte im westlichen Mittelitalien (bruchlos?) die Kultur der (eingewanderten?, autochthonen?) Etrusker (Etrusci, Tusci, Tyrsenoi, Tyrrhenoi) (9./8. Jahrhundert v.Chr.). In historischer Zeit stellte sich Etrurien politisch als einen losen Zwölfstädtebund dar. Die etruskische Seemacht beherrschte das westliche Mittelmeer (8./5. Jahrhundert v.Chr.; Seeschlachten bei Alalia [540 v.Chr.] und bei Kyme [474 v.Chr.]), etruskische Herrschaft und Kultur breiteten sich bis nach Süditalien (Rom, Kampanien) und Norditalien (Poebene) aus. Der Aufstieg der römischen Republik (Zerstörung von Veji [396 v.Chr.], Eroberung Südetruriens [bis 265 v.Chr.]) leitete den politischen Niedergang Etruriens ein. Etrurien insgesamt war spätestens im 1. Jahrhundert v.Chr. Teil der römischen Herrschaft in Italien (Romanisierung Etruriens). - Als einzelne Aspekte etruskischer Geschichte sollen behandelt werden: II. Adria: Als etruskische Stadt in der Poebene war Adria, ein Ort im Norden des Podeltas, in vorchristlicher Zeit bedeutsam, so bedeutsam, dass antike Historiografen behaupteten, das Adriatische Meer soll nach der Stadt Adria benannt worden sein. Die archäologische Überlieferung setzt mit einer Pfahlbausiedlung in Adria ein, etruskische, griechische und venetische Bevölkerungelemente werden in der Folgezeit sichtbar, die vielleicht auf eine paläovenetische Ansiedlung als Ursprung hinweisen. Adria war seit dem Ende des 6. Jahrhunderts v.Chr. wohl eine überwiegend von Etruskern bewohnte Handelsstadt mit einem Hafen im Innern einer Lagune sowie einem fruchtbaren Hinterland. Der Stadtstaat musste sich im 5. Jahrhundert v.Chr. gegen die Konkurrenz des benachbarten Spina (bei Ravenna) behaupten, ab der Mitte dieses Jahrhunderts ist ein Niedergang Adrias feststellbar. Der syrakusanische Tyrann Dionysius II. (405-367 v. Chr.) gründete in Adria zu Beginn des 4. Jahrhunderts eine Kolonie, um die Kontrolle des Adriatischen Meeres durch die sizilische Polis zu verstärken. Gegen oder um die Mitte des 4. Jahrhunderts v.Chr. geriet Adria unter keltische Herrschaft, im 2. Jahrhundert v. Chr. ist ein Romanisierungsprozess feststellbar. Der Ort hatte Anschluss an das römische Straßensystem, u.a. nach Rimini (Via Popillia, 131 v. Chr.) und Padua (Via Annia, 128 v. Chr.). Im endenden 2. oder im 1. vorchristlichen Jahrhundert ist Adria römisches Munizipium geworden; wie alle Veneter besaßen auch die Einwohner Adrias mithin das römische Bürgerrecht. Im 2. nachchristlichen Jahrhundert endete dann im Wesentlichen die Geschichte der Hafenstadt, der Hafen verlandete, Ravenna übernahm zunehmend die Funktionen Adrias, Adria selbst liegt heute über 15 km vom Meer entfernt. III. Chiusi: Das toskanische Chiusi, etruskisch Camars bzw. Clevsin, lateinisch Clusium, geht auf etruskische Ursprünge zurück. Hüttenreste und Keramikfunde reichen bis in die Endbronzezeit und Villanova-Kultur, Nekropolen um die entstehende Stadt über dem Tal des Chiana stammen aus der Villanovazeit und der orientalisierenden Epoche, Kammergräber treten zuerst gegen Ende des 7. vorchristlichen Jahrhunderts auf. Damals war Clusium schon ein bedeutender Ort in Etrurien, Zentrum von Agrarwirtschaft, Handel und Gewerbe, Vorort eines etruskischen Stadtstaates, Mitglied im etruskischen Städtebund und wohl oligarchisch regiert. Einen archäologisch fassbaren Höhepunkt in der Entwicklung des Ortes stellt das 6. Jahrhundert v. Chr. dar. Auch die römische Historiografie weiß von Clusium zu berichten. Danach rückte Lars Porsenna, der König der Stadt, nach dem Sturz des römisch-etruskischen Königs Tarquinius Superbus (510 v.Chr.) auf Rom vor, er belagerte die Stadt und nahm sie wohl auch ein. Von Rom aus soll Porsenna versucht haben, seine Herrschaft über Latium auszudehnen, doch erlitt sein Sohn Aruns Porsenna vor der latinischen Stadt Aricia durch Latiner und Griechen unter dem Tyrannen Aristodemos von Kyme eine Niederlage und wurde getötet (504/03 v.Chr.). Der Vater musste sich daraufhin aus Rom wieder zurückziehen und ist wohl nach Clusium zurückgekehrt, wo er wahrscheinlich irgendwann zu Beginn des 5. Jahrhunderts verstarb. Inwieweit die politischen Rückschläge des 5. Jahrhunderts (Niederlage der Etrusker bei Kyme [474 v.Chr.]) Chiusi beeinflussten, bleibt unklar. Im 4. Jahrhundert v.Chr. soll die Stadt eine Rolle beim Galliereinfall nach Mittelitalien gespielt haben. Römischer Geschichtsschreibung zufolge soll ein Chiusiner Bürger namens Arruns die Gallier zum Einfall verleitet haben. Chiusi wird angegriffen (390 v. Chr.), die Einwohner wenden sich nach Rom um Hilfe, der römische Gesandte Quintus Fabius Ambustus tötet den Anführer der Gallier, worauf sich diese gegen Rom wenden. Archäologisch wird im weiteren Verlauf des 4. Jahrhunderts v.Chr. ein Verfall Chiusiner Macht sichtbar. 296/95 v. Chr. war das Chiusiner Territorium Schauplatz der Kämpfe zwischen Römern, Etruskern, Galliern und Umbrern (Schlacht bei Sentinum). In der Folgezeit wurde Chiusi immer mehr in den römischen Staat einbezogen, freilich bei Erhalt seiner aristokratisch-oligarchischen Ordnung. Im Jahr 205 v. Chr., im 2. Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) beteiligte sich die Stadt an der Ausrüstung des römischen Heeres, dass in Nordafrika gegen Karthago zum Einsatz kommen sollte. Nach dem römischen Bundesgenossenkrieg (91-89 v. Chr.) wurden die Chiusiner, nunmehr römische Bürger, der Tribus Arnensis zugeordnet, der römische Diktator Sulla (82-79 v. Chr.) auf Chiusiner Territorium eine Veteranenkolonie. Chiusi war nun eine römisch-etruskische Stadt im unter römischer Herrschaft geeinten Italien, ein Verkehrsknotenpunkt zwischen Arno- und Tibertal, zwischen toskanischer Küste und dem Hinterland. III. Lars Porsenna: Die Geschichtlichkeit der Person des Lars Porsenna wird von der historischen Forschung heute positiv beurteilt. Die antiken Historiker Titus Livius und Dionysos von Halikarnassos berichten, dass nach dem Sturz des römisch-etruskischen Königs Tarquinius Superbus (510 v.Chr.) Lars Porsenna, der König des etruskischen Clusium, auf Rom vorrückte, die Stadt belagerte und sie wohl auch einnahm. Von Rom aus soll Porsenna versucht haben, seine Herrschaft über Latium auszudehnen, doch erlitt sein Sohn Aruns Porsenna vor der latinischen Stadt Aricia durch Latiner und Griechen unter dem Tyrannen Aristodemos von Kyme eine Niederlage und wurde getötet (504/03 v.Chr.). Der Vater musste sich daraufhin aus Rom wieder zurückziehen und ist wohl nach Clusium zurückgekehrt, wo er wahrscheinlich irgendwann zu Beginn des 5. Jahrhunderts verstarb. Ein architektonisch anspruchsvolles Grab, angeblich 90m durchmessend und 180m hoch, soll den Leichnam aufgenommen haben. Der Sakralität eines "archaischen" Königtums entsprechend, wird über Lars Porsenna berichtet, dass er ein Ungeheuer mit Namen Olta, das die Umgebung von Volsinii verheerte, durch Herbeirufen eines Blitzes vertrieben habe. IV. Tarquinius Superbus: Tarquinius Superbus (534-510 v.Chr.) gehört zu den drei etruskischenen Königen in Rom, deren Geschichtlichkeit heute kaum noch angezweifelt wird. Danach folgte Tarquinius Superbus, der Enkel des römischen Königs Tarquinius Priscus (618-578 v.Chr.), dem Schwiegervater und König Servius Tullius (578-534 v.Chr.) nach, nachdem Letzterer angeblich einem Staatsstreich zum Opfer gefallen war. Tarquinius Superbus schaltete die innenpolitischen Gegner in Rom aus und machte politische Reformen seines Vorgängers rückgängig. Außenpolitisch soll Tarquinius eine Expansionspolitik betrieben haben, die das Gebiet des römischen Stadtstaats bis Terracina erweiterte. Auch Baumaßnahmen in Rom wie den Ausbau der Stadtmauer, den Bau von Abwässerkanälen oder den Bau des Jupitertempels auf dem Kapitol wurden Tarquinius zugeschrieben. Dessen tyrannisches Regime und eine Opposition innerhalb des römischen Patriziats führten wohl 510 v.Chr. (oder 508/507 v.Chr.) - Anlass war vielleicht die Vergewaltigung der Lucretia durch den Tarquiniussohn Sextus - zum Sturz des Königs, als dieser die latinische Stadt Ardea belagerte, und zur Einführung der römischen Republik. Tarquinius soll sich nach seinem Sturz über Gabii und Clusium ins etruskische Caere zurückgezogen haben, wo noch im 3. vorchristlichen Jahrhundert die Familie der Tarchna (Tarquinii) (als Nachkommen des Königs?) bezeugt ist.
Vielfältig ist die Literatur zu den Etruskern: Aigner-Foresti, Luciana (2003), Die Etrusker und das frühe Rom (= Geschichte kompakt. Antike), Darmstadt 2003, XII, 172 S., € 9,90; Camporeale, Giovannangelo (2003), Die Etrusker. Geschichte und Kultur, Düsseldorf-Zürich 2003, 617, [122] S., Abbildungen, Bildtafeln, Karten, € 39,90; Grant, Michael (1981), Die Etrusker. Porträt einer versunkenen Kultur, Bergisch Gladbach 1981, 360 S., Abbildungen, Karten, DM 22,-; Heurgon, Jacques (1971), Die Etrusker, Stuttgart 1971, 482 S., Abbildungen, DM 5,-; Keller, Werner (1970), Denn sie entzündeten das Licht. Geschichte der Etrusker - die Lösung eines Rätsels, München-Zürich 1970, 416 S., Abbildungen, Karten, DM 24,-; Keller, Werner (1970), Denn sie entzündeten das Licht. Geschichte der Etrusker - die Lösung eines Rätsels (= Knaur Tb 352), München-Zürich 1970, 415 S., Abbildungen, Karten, DM 6,80; Keller, Werner (1970), Denn sie entzündeten das Licht. Geschichte der Etrusker - die Lösung eines Rätsels, Sonderausgabe, Locarno 1975, 416 S., Abbildungen, Karten, DM 19,80; Pallottino, Massimo (1988), Etruskologie. Geschichte und Kultur der Etrusker, Basel 1988, XXI, 676 S., Abbildungen, Karten, DM 58,-; Vacano, Otto-Wilhelm von (1957), Die Etrusker in der Welt der Antike (= rororo Deutsche Enzyklopädie 54), Reinbek 31961, 201 S., Abbildungen, DM 2,-; Weeber, Karl-Wilhelm (1979), Geschichte der Etrusker, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1979, 215 S., Abbildungen, Karten, DM 36,-. [Buhlmann, 1974, 10.2004, 05.2017, 05.2022]

Ettal, bayerisches Benediktinerkloster und Ritterstift: Ettal, schon im Mittelalter verkehrsgünstig gelegen in den westlichen bayerischen Vorlapen auf 900 Metern Meereshöhe, ist eine Gründung Kaiser Ludwigs IV. des Bayern (1314-1347) als Herzog von Bayern-München im Umfeld von Romzug (1328) und der Stiftung eines Madonnenbildes (Ettaler Madonna) durch den Herrscher. Während dem Ritterstift keine Zukunft beschieden war, blieb das benediktinische (Frauen-, Männer-) Kloster auf Grundlage einer ausreichenden Vermögensausstattung bestehen, ohne in Spätmittelalter und beginnender früher Neuzeit eine bedeutende Stellung einzunehmen. Dies änderte sich an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, als Ettal Wallfahrtsort wurde und im Zeitalter des Barock zu einem wichtigen geistig-religiösen Zentrum katholischer Religion. Abt Placidus II. Seitz (1709-1736) gründete 1709 eine Ritterakademie, die im Bildungsbereich für einige Jahrzehnte wichtige Impulse setzte. Weiter begann unter seiner Klosterleitung die Erneuerung und Barockisierung der Klosteranlage, wie sie sich im Wesentlichen auch heute darstellt (Kloster als Dreihöfeanlage, Kirche als gotischer Zentralbau mit barocker Westfassade, querovaler Chorbau). 1803 erfolgte die Aufhebung des Klosters, aus der Klosterkirche wurde eine Pfarrkirche, die Klostergebäude gingen teilweise in Privateigentum über oder wurden abgebrochen. Das benediktische Mönchtum kehrte 1900 nach Ettal zurück; das Kloster war zunächst Priorat des Mönchsgemeinschaft in Scheyern, ab 1907 selbstständige Kommunität unter einem Abt als Klosterleiter. Die Abtei Ettal mit ihrer basilica minor (1920) nahm dann an den zum Teil ungünstigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts teil.
Vgl.: Koch, Laurentius (1989), Basilika Ettal. Kloster-, Pfarr- und Wallfahrtskirche, Ettal 1989, 21996, 29 S., Farbfotos, Plan, DM 4,-. [Buhlmann, 10.2021]

Ettl, Alex (1978), Mythen in Stein. Grosse Kulturdenkmäler aus 18 Jahrtausenden, Künzelsau-Salzburg-Thalwil 1978 > A Architekturgeschichte

Eu

Eucken-Erdsiek, Edith (1980), Sie prägten unser Jahrhundert. Zeitgeschichtliche Porträts (= Herder Tb 824), Freiburg i.Br. 1980, 190 S., DM 7,90, enthält Beiträge über: Otto von Bismarck (als Mensch und Staatsmann), Lenin (als Gründer des totalitären Staates), Stalin (als Vollstrecker), Benito Mussolini (und sein Kampf und Ende), Adolf Hitler (und die nationalsozialistische Ideologie), Winston Churchill (und die Diktaturen), Theodore Roosevelt (und Russland), Charles de Gaulle (zwischen Mythos und Wirklichkeit). [Buhlmann, 10.2021]

Eugippius, Das Leben des Heiligen Severin, übers. v. C. Rodenberg, Essen-Kettwig 1986, 127 S., DM 19,80 > Lateinische Literatur > E Eugippius

Euripides, griechisch-antiker Dramatiker: Der athenische Bürger Euripides (*484/80-†408 v.Chr.) trat mit seinen Dramen ab 455 v.Chr. in Erscheinung. Überliefert sind von ihm Tragödien ("Alkestis" 438 v.Chr., "Medea", "Herakliden", "Hippolytos", "Andromache", "Hekabe", "Hiketiden", "Elektra", "Herakles", "Troerinnen", "Taurische Iphigenie", "Ion", "Helena", "Phönissen", "Orestes" 408 v.Chr., "Bakchen", "Aulische Iphigenie" postum) sowie ein Satyrspiel ("Zyklop"). Die Dramen des Euripides liegen u.a. (übersetzt) vor als: Euripides, Sämtliche Tragödien, übers. v. J.J. Donner (1958), Bd.1: Alkestis. Andromache. Die Bakchen. Elektra. Hekabe. Helena. Herakles. Die Herakliden. Hippolytes (= KTA 284), Stuttgart 1958, XXXIX, 466 S., DM 17,50, Bd.2: Ion. Iphigenie in Aulis. Iphigenie bei den Taurern. Medea. Orestes. Die Phoinikerinnen. Die Schutzflehenden. Die Troerinnen. Der Kyklop (= KTA 285), Stuttgart 1958, 509 S., DM 17,50; Euripides, Iphigenie in Aulis. Tragödie, übers. v. J.J. Donner (1950) (= RUB 7099), Nachdruck Stuttgart 1967, 70 S., DM 0,80; Euripides, Iphigenie bei den Taurern. Tragödie, übers. v. J.J. Donner (1952) (= RUB 737), Nachdruck Stuttgart 1971, 80 S., DM 1,20; Euripides, Sämtliche Tragödien und Fragmente. Griechisch-deutsch, hg. v. Gustav Adolf Seeck (1972/81) (= TuscB 486), Bd.II: Die Kinder des Herakles. Hekabe. Andromache, München 1972, 290 S., DM 7,-, Bd.III: Die bittflehenden Mütter. Der Wahnsinn des Herakles. Die Troerinnen. Elektra, München 1972, 446 S., DM 7,-, Bd.VI: Fragmente. Der Kyklop. Rhesos, München 1981, 614 S., DM 7,-. [Buhlmann, 05.2019]

Europäische Stammtafeln führen Stammtafeln europäischer Adelsfamilien des Mittelalters, der frühen Neuzeit und der Moderne auf. Bisher sind u.a. erschienen: NF 1,1 (1988): Die fränkischen Kataloge und die Könige und Kaiser, Stammesherzöge, Kurfürsten, Markgrafen und Herzoge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, hg. v. Detlev Schwennicke, Frankfurt a.M. 1998, [252] S., € 128,-; NF 4 (1968), hg. v. Frank Baron Freytag v. Loringhoven, Marburg 1975, [190] S., DM 108,-; NF 6 (1978): Familien des alten Lotharingien, hg. v. Frank Baron Freytag v. Loringhoven, Marburg 1978, [186] S.. DM 140,-; NF 8 (1978): West-, mittel- und nordeuropäische Familien, hg. v. Frank Baron Freytag v. Loringhoven, Marburg 1980, [194] S., DM 140,-; NF 12 (1992): Schwaben, hg. v. Frank Baron Freytag v. Loringhoven, Marburg 1992, [220] S., DM 180,-; NF 18 (1998): Zwischen Maas und Rhein, Tl.1, hg. v. Detlev Schwennicke, Frankfurt a.M. 1998, [219] S., DM. N.N. > R Regententabellen, Stammtafeln [Buhlmann, 07.2017]

Europäische Union, wirtschaftlicher und politischer Verbund von europäischen Staaten, ab 1957: Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) und des politisch-ideologischen West-Ost-Gegensatzes (1945-1990) gab es in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts schon früh Bestrebungen zur europäischen Integration zunächst auf wirtschaftlichem Gebiet (Schuman-Plan 1950, Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl [EGKS, "Montanunion"] 1951). Mit den Römischen Verträgen wurde 1957 die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) (zusammen mit der Europäischen Atomgemeinschaft [EURATOM]) zur Schaffung eines gemeinsamen Marktes der sechs Staaten Belgien, (Bundesrepublik) Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und Niederlande gegründet (1957; Benelux-Vertrag 1958). Die Zusammenlegung von EWG, EGKS und EURATOM führte zu den Europäischen Gemeinschaften (EG) (1965/67). In der Folgezeit vergrößerte sich der Wirtschaftsraum der EWG/EG bzw. der Europäischen Union (EU) durch Beitritt der Staaten Dänemark (zunächst mit Grönland), Großbritannien und Irland (1973), Griechenland (1981), Portugal und Spanien (1986). Die "Wende" von 1989/90 und die politische Desintegration der Sowjetunion und des Ostblocks ermöglichte die Einbeziehung der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik sowie - neben Finnland, Österreich und Schweden (1995), Malta und Zypern (2004) - eine Osterweiterung mit den Staaten Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowenien, Slowakei und Ungarn (2004). Es folgten Rumänien und Bulgarien (2007) sowie Kroatien (2013). Französische, portugiesische und spanische Gebiete außerhalb Europas gehören zur EU. Durch den Maastrichter Vertrag (1992) erfolgte die Umformierung der Wirtschaftsunion auch zu einer politischen Union (1993), sich gründend auf Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und bürgerlichen Grundfreiheiten. Die Schengen-Abkommen (1985, 1995, 2005) regelte zwischen einigen Mitgliedsstaaten den freien Personenverkehr, die Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung (2001) betraf die Mitgliedsstaaten der sog. Eurozone (Währungsunion). Der Vertrag von Lissabon (2007/09) sollte die Europäische Union weiter festigen (Europa der "zwei Geschwindigkeiten") und die politische Handlungsfähigkeit der Union wiederherstellen. Jedoch geriet die EU mit Finanz- und Eurokrise (ab 2007) politisch und wirtschaftlich ins Hintertreffen, die Angst europäischer Bevölkerungsschichten u.a. vor der Globalisierung und in der Folge der Flüchtlingskrise (ab 2015) und ein grassierender Rechtspopulismus gefährden ebenfalls die EU, ebenso der "Brexit", der 2016 beschlossene und 2020 vollzogene Austritt Großbritanniens aus der EU, und das rechtsstaatliche Ausscheren populistischer Regime in Polen und Ungarn. Insgesamt erzielte aber die Europäische Union - trotz mancher Fliehkräfte und dem "europäischen Dilemma" im 21. Jahrhundert (demokratisch selbstbestimmende Nationen, deren Innenpolitik und europäische Gemeinschaft, "europäisches Integrationsparadox") - in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte beim nicht nur wirtschaftlichen Zusammenwachsen Europas auf der Grundlage der erfolgreichen Integration von Staaten in den europäischen Markt (EU-Binnenmarkt und dessen Kontrolle). Die Institutionen der Union - der Europäische Rat, der Rat der Europäischen Union, die Europäische Kommission als Exekutive, das Europäische Parlament (EP) als Legislative (Europawahlen), der Europäische Gerichtshof (EuGH) als Judikative u.a. - dienen dieser Marktintegration und haben sich mit den (neuen) wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen zu befassen.
Vielfältig ist die Literatur zur Europäischen Union. Genannt sei: Guérot, Ulrike (2017), Der neue Bürgerkrieg. Das offene Europa und seine Feinde (= Ullstein Streitschrift), Berlin 2017, 96 S., € 8,-; Müller-Brandeck-Bocquet, Gisela u.a. (2002), Deutsche Europapolitik von Konrad Adenauer bis Gerhard Schröder, Opladen 2002, 228 S., € 14,90; Rittberger, Berthold (2021), Die Europäische Union. Politik, Institutionen, Krisen (= BSR 2927), München 2021, 128 S., € 9,95. Unter der Herausgeberschaft der Bundeszentrale für politische Bildung erscheint eine Schriftenreihe u.a. mit Europa und die Europäische Union betreffenden Titeln: Bd.369: Gasteyger, Curt (2001), Europa von der Spaltung zur Einigung, Bonn 2001, 639 S.; Bd.373: Weidenfeld, Werner (Hg.) (2002), Europa-Handbuch, Bonn 2002, 935 S.; Bd.474: Läufer, Thomas (Hg.) (2005), Verfassung der Europäischen Union. Verfassungsvertrag vom 29. Oktober 2004. Protokolle und Erklärungen zum Vertragswerk, Bonn 2005, 475 S.; Bd.10452: Ganzenmüller, Jörg (Hg.) (2018), Europas vergessene Diktaturen? Diktatur und Diktaturüberwindung in Spanien, Portugal und Griechenland, Bonn 2019, 288 S. sowie: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (1994), Europa von A-Z. Taschenbuch der europäischen Integration, hg. v. Werner Weidenfeld u. Wolfgang Wessels, Bonn 1994, 416 S., Bonn 51995, 415 S. [Buhlmann, 04.2017, 01.2020, 03.2020, 10.2020, 12.2021, 07.2022]

Evangelische Kirchengemeinde St. Georgen-Tennenbronn (Hg.), 150 Jahre Evangelische Lorenzkirche St. Georgen im Schwarzwald 1867-2017, hg. v. Susanne Fritsch (2017), Horb 2017, Schwarzweiß-, Farbabbildungen, € N.N., ist eine historisch weitgehend belanglose Sammlung von Beiträgen zur Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde in St. Georgen im Schwarzwald ab 1867. Ausgangspunkt der Darstellungen ist die Weihe der nach dem St. Georgener Ortsbrand von 1865 neu erbauten Lorenzkirche im Jahr 1867. Zur mittelalterlichen Geschichte der Kirche der wohl seit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert (St. Georgener Klostergründung 1084) bestehenden Lorenzkirche wird im Beitrag "Die Baugeschichte der Lorenzkirche von den Anfängen bis heute" von Jochen Schultheiß nur Unzulängliches berichtet, kennt der Autor offensichtlich nicht: Untermann, Matthias (Hg.) (2005), Spuren des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, hg. v. Verein für Heimatgeschichte St. Georgen (= Sonderdruck = Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Bd.6), Hertingen 2005 mit wichtigen Informationen zu den Anfängen der Kirche; auch Anmerkungen zum Laurentiuspatrozinium fehlen im Beitrag. Im Beitrag "Der alte Hochaltar" von Jochen Schultheiß fehlen weitergehendere Ausführungen zu Kunst und Geschichte von Altar und den fünf beim Ortsbrand geretteten gotischen Holzfiguren. Weitere Beiträge im Sammelband beschäftigen sich mit den der evangelischen Gemeinde vorstehenden St. Georgener Pfarrern hauptsächlich aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) (Susanne Fritsch, Die Nachkriegszeit mit den Pfarrern Walter Graf und Fridolin Albrecht), während die St. Georgener Kirchengemeinde in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs (1871-1918) keine, die in der Weimarer Republik (1919-1933) immerhin Erwähnung findet (Susanne Fritsch, Die Gemeinde zur Zeit der Weimarer Republik); immerhin findet die Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) statt (Adolf Ströble, Kirchenkampf). Allgemeine Betrachtungen zur evangelischen Kirchengemeinde heute (Gottesdienst, CVJM, Musik, Diakonie) schließen die Publikation ab, die nur über ein unzulängliches Literaturverzeichnis verfügt. Das Buch hat zudem an einigen Stellen Probleme mit dem Layout. [Buhlmann, 12.2023]

Everett, Susanne (1998), Geschichte der Sklaverei, Augsburg 1998 > S Sklaverei (Geschichte)

Ewig, Eugen (1954), Das Bistum Köln im Frühmittelalter, in: AHVN 155/56 (1954), S.205-243 > K Köln, Erzbistum

Ewig, Eugen (1974), Studien zur merowingischen Dynastie, in: FMSt 8 (1974), S.15-59 > M Merowinger

Ewig, Eugen (1988), Die Merowinger und das Frankenreich (= Urban Tb 392), Stuttgart-Berlin 1988 > M Merowinger

Ewig, Eugen (1995), Die fränkischen Königskataloge und der Aufstieg der Karolinger, in: DA 51 (1995), S.1-28 > K Karolinger

Expressionismus, europäische Kunstrichtung der Moderne: Expressionismus (Begriff 1911) war eine besonders in Deutschland verbreitete Kunstrichtung des frühen 20. Jahrhunderts, die vermittelst einer einfachen und direkten Bildsprache, plakativer Farbigkeit und Farbenfülle und/oder deformierter und entstellender Figurgestaltung innere Empfindungen vermittelten wollte. Dies geschah unter Zurückdrängung von "Wirklichkeit" zu Gunsten von nach außen gerichteten inneren menschlichen Empfindungen ausdrucksstark unter Reduzierung künstlerischer Formenvielfalt. Expressionismus kanalisierte so den "Weltschmerz" der Künstler vor dem Hintergrund der Ohnmacht jedes einzelnen Menschen. Zusammen mit einer Vorperiode des endenden 19. Jahrhunderts - charakterisiert etwa durch Edvard Munchs "Der Schrei" (1895) - wendet sich der Expressionismus gegen den sinnlich-eindrücklichen Impressionismus. An deutschen Expressionisten sind zu nennen: Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Max Kaus, Oskar Kokoschka, Christian Rohlfs. Vertreter des Expressionismus in Deutschland fanden sich auch in der Künstlergruppe "Brücke" zusammen: Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Emil Nolde, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff.
Vgl.: Die Künstlergruppe "Brücke" und der deutsche Expressionismus. Sammlung Buchheim (= Austellungskatalog), Katalog II: Handzeichnungen und Graphik, Feldafing 1973, o.S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM N.N. [Buhlmann, 04.2020]

Ezzonen, rheinische Pfalzgrafen: Die Ezzonen als machtvolle Adelsfamilie des 10. und 11. Jahrhunderts werden am Ende des 9. Jahrhunderts in der Person eines Erenfrids am Mittelrhein, in Alzey greifbar. Vielleicht hatte dieser Erenfrid Vorfahren, die der karolingischen Reichsaristokratie angehörten. Der politische Aufstieg dieses Adelsgeschlechts lässt sich dann gut an Hand der von ihnen kumulierten Grafschaften nachvollziehen. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts tritt mit Hermann (948) ein Graf im Auelgau in Erscheinung, sein Nachfahre Erenfrid war schon Graf mehrerer Grafschaften, u.a. in der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft (950). Dessen Sohn Hermann I. (970, 989-996) wird erstmals als lothringisch-rheinischer Pfalzgraf bezeichnet und stand somit in der Nachfolge der Konradiner, die dieses Amt vermutlich zu Beginn des 10. Jahrhunderts ausgeübt hatten und die mit Otto und Eberhard in der Königsurkunde vom 3. August 904 als Grafen im Gellepgau bzw. in der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft belegt sind. Der Ezzone Hermann I. verfügte entlang von Nieder- und Mittelrhein über die Grafschaften im Bonn-, Auel-, Eifel- und Zülpichgau; er verfügte auch in der Nachfolge seines Vaters über die Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft (976). Pfalzgraf (Erenfrid-) Ezzo (996-1034) erreichte dann um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert eine herzogs-, ja königsgleiche Stellung. Die Machtstellung Ezzos beruhte auf seiner nachweisbaren Königsnähe und auf seiner verwandtschaftlichen Beziehung zum ottonischen Herrscherhaus auf Grund der um 991 erfolgten Heirat mit Mathilde (†1025), der Tochter Kaiser Ottos II. (973-983). Dennoch scheiterten nach dem Tod Kaiser Ottos III. (983-1002) ezzonische Ansprüche auf die Nachfolge im Königtum daran, dass sich der Bayernherzog Heinrich (II.) als König (1002-1024) durchsetzte. Über zehn Jahre sollte der Widerstand Ezzos gegen den neuen Herrscher dauern, ehe es nach einem Gefecht bei Odernheim (1011) zu einer Verständigung zwischen Pfalzgraf und König kam. Im Zuge einer Einigung sind Kaiserswerth, Duisburg und das umliegende Reichsgut an Ezzo verschenkt worden (nach 1016). Auch beim Dynastiewechsel von den Ottonen zu den Saliern (1024) sind die Ezzonen übergangen worden, doch wird es wohl diesbezüglich zu einer Übereinkunft zwischen Ezzo und König Konrad II. (1024-1039) gekommen sein. In der Pfalzgrafschaft ist jedenfalls Ezzo dessen jüngster Sohn Otto I. (1034-1045) nachgefolgt, der 1045 im Austausch gegen Kaiserswerth und Duisburg das Herzogtum Schwaben erhielt (1045-1047). Ottos Nachfolger Heinrich (1045-1060) - er war der Sohn Graf Hezelins (1020-n.1033), des Bruders Ezzos - übernahm die Pfalzgrafschaft, scheiterte in seiner Politik aber am Widerstand des Kölner Erzbischofs Anno II. (1056-1075). Sein Nachfolger Hermann II. (†1085) ist ab 1064 als Pfalzgraf nachweisbar; er musste sich mit einer gegenüber dem Kölner Erzbistum reduzierten Machtstellung begnügen. Dies betraf insbesondere die südlichen der ezzonischen Grafschaften, während Hermann in der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft noch vertreten war (1065, 1071). Mit seinem Tod hörte das Geschlecht der Ezzonen-Hezeliniden auf zu bestehen. Trotz ihrer überragenden Stellung im lothringisch-rheinischen Raum sind die Pfalzgrafen beim Aufbau einer regionalen Machtstellung gescheitert an den ottonischen und salischen Königen sowie an den Kölner Erzbischöfen, gescheitert aber auch am von den Königen immer wieder herausgestellten Amtscharakter der Pfalzgrafschaft, der einer Allodialisierung, einer Einbeziehung von zum Reich gehörenden Herrschaftsrechten in die der pfalzgräflichen Familie entgegenstand.
Mit den Ezzonen beschäftigen sich: Droege, Georg (1961), Pfalzgrafschaft, Grafschaften und allodiale Herrschaften zwischen Maas und Rhein in salisch-staufischer Zeit, in: RhVjbll 26 (1961), S.1-21; Gerstner, Ruth (1941), Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft (von den Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz) (= RA 40), Bonn 1941, 119 S., RM 6,-; Kimpen, Emil (1933), Ezzonen und Hezeliniden in der rheinischen Pfalzgrafschaft, in: MÖIG Ergänzungsbd.12, Innsbruck 1933, S.1-91; Lewald, Ursula (1979), Die Ezzonen. Das Schicksal eines rheinischen Fürstengeschlechts, in: RhVjbll 43 (1979), S.120-168. [Buhlmann, 03.2008]

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