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Rezensionen (Geschichte)
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Aachen, Stadt im nördlichen Rheinland, gelegen im Aachener Kessel: I. Aachen war das römerzeitliche Aquae Granni (1. Jahrhundert, 1. Hälfte) mit seinen bedeutenden römischen Thermen (römische Siedlung in Rechteckschema, römische Straße Heerlen-Aachen-Kornelimünster, Fiskalgut der römischen Kaiser). Im Zuge von "Völkerwanderung" und fränkischer "Landnahme" (5. Jahrhundert) wurde der Aachener Raum Teil des Frankenreichs der merowingischen und karolingischen Könige. II. Im Zusammenhang auch mit den Sachsenkriegen Karls des Großen (772-804) erlangte das in Bistum und Grafschaft Lüttich gelegene Aachen größere Bedeutung. Die Grundlagen für die karolingerzeitliche Pfalz und den Fiskalbezirk wurden schon unter König Pippin den Jüngeren (751-768) gelegt; Aachen wird im Jahr 765 erstmals als villa bezeichnet. Seit den 780er-Jahren wurde Aachen, das über heiße Quellen verfügte, bevorzugter Aufenthaltsort König Karls des Großen (768-814) während der Wintermonate. Ab dieser Zeit ist auch mit einem intensiven Ausbau der Pfalzanlage zu rechnen. In den letzten Regierungsjahren Kaiser Karls und den ersten Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) war Aachen gleichsam Residenzort der Kaiser; hier fanden Reichsversammlungen und Reichssynoden statt. Demgemäß waren bei der Pfalz und ihrem Wirtschaftshof noch angesiedelt die domus (Adelshöfe) der Höflinge (Einhard, Hilduin; Gefolge des Herrschers), die die urbs als Siedlungsbereich bildeten. Daneben gab es den vicus der Gewerbetreibenden, eine Handwerker- und Kaufleutesiedlung; die Marienkirche als Pfalzkirche wurde innerhalb des vicus erbaut. Die repräsentative Pfalzanlage Karls des Großen hatte mit der Königshalle und der Pfalzkapelle (Marienkirche mit dem Stift) zwei Mittelpunkte. Der oktogonal gestaltete, zweigeschossige Zentralbau der Marienkapelle mit den Säulenumgängen, dem Karlsthron im Obergeschoss und dem Kuppelmosaik war die Grablege des Kaisers, an die Königshalle (aula regia) schlossen sich Wohngebäude an, ein überdachter Gang verband Aula und Kapelle. Neben diesem "Kernensemble" der Pfalz gab es die Badeanlage, die Unterkünfte für Soldaten und Diener; der befestigten Pfalz waren ein Wirtschaftshof, ein Tiergehege und ein Jagdgelände zugeordnet. Zur Versorgung der Pfalz bzw. des Königshofs stand umfangreiches Reichsgut um Aachen zur Verfügung (villa und fiscus Aachen). III. Eine wichtige Pfalz blieb Aachen auch in der Zeit des karolingischen Mittelreichs und Lotharingiens, doch überwog schon seit Ludwig dem Frommen wieder die ambulante Herrschaftstätigkeit der Könige (Reisekönigtum). Die Ottonen als ostfränkisch-deutsche Könige belebten ab 936 die Karlstradition, wurde Aachen doch zum Krönungsort der deutschen Herrscher. Kaiser Otto III. (983-1002) sollte in der Aachener Marienkirche beigesetzt werden (1002), Kaiser Friedrich I. (1152-1190) veranlasste in Aachen die Heiligsprechung Karls des Großen (1165). Verfassungsgeschichtlich gesehen war Aachen mit dem Umland ein Sonderbezirk (districtus Aquense) unter königlicher Herrschaft innerhalb der Grafschaft im Lüttichgau. Zum Jahr 1075 wird ein "Aachengau" erwähnt; Markt und Zoll galten damals im districtus Aquense. Zusammen mit der Münze, die unter Kaiser Ludwig dem Frommen und dann unter den salischen und staufischen Königen produktiv war, werden hier die wirtschaftlichen Voraussetzungen fassbar für die Entstehung der Stadt Aachen als Handels- und Gewerbeplatz. Hinzu kam die Entwicklung der Stadt aus der Grundherrschaft des Königs; grundherrschaftliche Leistungen, auch Aachener Hauszinsen (1137) und die Bede (als Reichssteuer) gingen im hohen Mittelalter an den Herrscher. Die Stadt selbst wird 1066 als oppidum, ihre Bürger 1107 (unterschiedslos) als oppidani bezeichnet. Eine Urkunde König Konrads III. (1138-1152) aus dem Jahr 1145 nennt die Handwerker und Händler homines Aquenses. Fernhandel und differenziertes arbeitsteiliges Wirtschaftsleben prägten um die Mitte des 12. Jahrhunderts den Pfalzort. Im Anschluss an die Heiligsprechung Kaiser Karls des Großen erließ Kaiser Friedrich I. für die Aachener Einwohner (maiores, minores) am 8. und 9. Januar 1166 zwei Privilegien, die Aachen als caput regni Teutonici ("Haupt des deutschen Königreiches") titulierten und den Bewohnern persönliche Freiheit, den Handeltreibenden Zollfreiheit zusicherten (ca.1158). Die Diplome Friedrichs definierten einen Marktort Aachen mit Münzstätte (Aachener Pfennige in Konkurrenz zu den Kölner Denaren), hinzu kamen Marktzoll (1166) und Judensteuer (1241). Aachener Amtsträger im Dienst des Herrschers waren ein advocatus, iudex (1100), der Schultheiß (1140, 1192) und der Meier (1231), schließlich der (Reichs-) Vogt als Amtsinhaber der Vogtei auf Reichsgut nebst dem Untervogt und der Schultheiß mit dem Meier als grundherrschaftlichem Unterbeamten. IV. Im Zuge von Stadtentwicklung und Autonomiestreben der Einwohner etablierte sich auch eine städtische Gemeinde aus Bürgern und Ministerialen (ca.1200). Beide Gruppen wurden vom Orts- bzw. Stadtherrn, also dem König, zu Stadtbefestigung, Bede und Ungeld herangezogen, zudem halfen sie beim Bau der Königsburg Bernstein (bei Aachen) mit (1171). Gerade im deutschen Thronstreit (1198-1208) fanden mit dem Gegeneinander von Königen die Aachener Bürger Beachtung und Bevorzugung. Diplome der Stauferkönige Friedrich II. (1212-1250) und Heinrich (VII.) (1220-1235) lassen cives ("Bürger"), die universitas civium ("Bürgergemeinde") und Schöffen erkennen (1215 und später). Bürgermeister (1251/52) und consules ("Ratsmitglieder") der communitas ("Gemeinde", 1260) sind in nachstaufischer Zeit bezeugt. Im hohen Mittelalter war die Entwicklung Aachens zur Königs- und Reichsstadt im Wesentlichen abgeschlossen. Das späte Mittelalter sah eine teilweise Territorialisierung von Aachener Reichsrechten und Reichsgut. Vor dem Jahr 1270, während des Interregnums, hatten die benachbarten Grafen von Jülich die wichtige Aachener Reichs(gut)vogtei über das "Aachener Reich" in ihre Hände gebracht, mussten diese aber letztendlich zu Lehen von den Herzögen von Brabant nehmen, die eine Obervogtei über Reichsgut ausübten (v.1349). Auch an die Stadt Aachen gelangten Reichsrechte. Sie blieb Krönungsstadt der deutschen Könige und verteidigte ihre Zugehörigkeit zu den spätmittelalterlichen Reichsstädten erfolgreich gegen die Jülicher Grafen (1278). Handel, Gewerbe und Fernhandel bestimmten die wirtschaftlichen Aktivitäten der Stadt im späten Mittelalter (Woll-, Metallverarbeitung, Zünfte), während große Bauten wie Rathaus, Domchorhalle, ein äußerer Mauerring mit elf Stadttoren (14./15. Jahrhundert) Reichtum und Wehrhaftigkeit der Stadt dokumentierten. V. Die letzte Krönung eines deutschen Herrschers (Karl V. [1519-1556]) fand in Aachen im Jahr 1531 statt. Aachen wurde durch die politischen Entwicklungen in den Niederlanden zunehmend randständisch im frühneuzeitlichen römisch-deutschen Reich, auch schädigte die Reformation das Aachener Wallfahrtswesen, während sich der Protestismus in Aachen selbst auf die Dauer nicht durchsetzen konnte (Reichsexekutionen 1598, 1614). Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) war der Aachener Handel beeinträchtigt. 1656 wurden weite Teile der Stadt durch Brand zerstört, die Stadt barock wieder aufgebaut. Im 18. Jahrhundert hatte sich Aachen zu einer Badestadt und einem Kurort von europäischem Rang entwickelt, der auch für Kongresse genutzt wurde (Aachener Friedenskongress 1748, Monarchenkongress 1818). Im Gefolge der Französischen Revolution (1789) wurde Aachen zwischenzeitlich französisch (1802), nach den napoleonischen Kriegen preußisch (1815). Die politisch-wirtschaftliche (Zoll-) Grenze zwischen den Königreichen Preußen und Belgien beeinträchtigte die Aachener Wirtschaft negativ, die Orientierung Aachens nach Osten hin (Aachener Tuchindustrie; Rheinische Eisenbahn 1841; Kohleabbau im Wurmrevier, Hüttenwerk "Rothe Erde") brachte hier neue Impulse, ebenso die Gründung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (Polytechnikum 1865/70). Politisch wurde das Areal der Aachener Stadtgemeinde durch die Eingemeindung von Burtscheid (1897), Forst (1906) und Teilen des ehemaligen Landkreises Eupen (1921) vergrößert. In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) war Aachen stark umkämpft (Herbst 1944; große Zerstörungen). Vor diesem Hintergrund enstanden die Verleihung des europäischen Karlpreises (1950) und des Aachener Friedenspreises (1987). 1972 wurde das Stadtgebiet u.a. durch die Eingemeindung Kornelimünsters nochmals erweitert. Aachen entwickelte sich in der Nachkriegszeit zu einem wichtigen Standort für Gesundheit (Aachener Klinikum 1985, Carolusthermen 2001) und zu einem bedeutenden Hochschulstandort.
An Geschichtsquellen zum mittelalterlichen Aachen seien erwähnt: Aachener Urkunden 1101-1250, bearb. v. Erich Meuthen (1972) (= PubllGesRhGkde LVIII), Bonn 1972, 692 S., DM 65,- > Lateinische Literatur > A Aachen, St. Adalbert, Aachen, St. Marien, > B Burtscheid; Regesten der Reichsstadt Aachen (einschließlich des Aachener Reichs und der Reichsabtei Burtscheid), hg. v. Wilhelm Mummenhoff (= PubllGesRhGkde XLVII), Bd.1: 1251-1300, Bonn 1961, 435 S., Bd.2: 1301-1350, Köln 1937, XI, 488 S., zus. DM 60,-. Von den vielfältigen Darstellungen zur Geschichte Aachens seien genannt: Flach, Dietmar (1976), Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes (= MPIG 46), Göttingen 1976; Flach, Dietmar (1987), Das Reichsgut im Aachener Raum. Versuch einer vergleichenden Übersicht, in: RhVjbll 51 (1987), S.22-51; Kaiser, Reinhold (1979), Aachen und Compiègne. Zwei Pfalzstädte im frühen und hohen Mittelalter, in: RhVjbll 43 (1979), S.100-119; Kranzhoff, Maria (1929), Aachen als Mittelpunkt bedeutender Straßenzüge zwischen Rhein, Maas und Mosel in Mittelalter und Neuzeit, in: ZAGV 51 (1929), S.1-63; Krönungen. Könige in Aachen - Geschichte und Mythos, hg. v. Mario Kramp (2000) (= Ausstellungskatalog), Bd.1, Mainz 2000, Bd.2, Mainz 2000, zus. XXIX, 921 S., Farbabbildungen, Pläne, Karten, zus. DM 165,-; Monheim, Ingeborg (1967), Aachen. Ein Stadtführer, Aachen 51989, 168 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Pläne, Karten, DM 17,-; Müllejans, Hans (Hg.) (1988), Karl der Große und sein Schrein in Aachen. Eine Festschrift, Aachen 1988, 199 S., Abbildungen, DM 59,-; Petersohn, Jürgen (1975), St.Denis - Westminster - Aachen. Die Karls-Translatio von 1165 und ihre Vorbilder, in: DA 31 (1975), S.420-454; Zielinski, Herbert (1972), Zur Aachener Königserhebung von 936, in: DA 28 (1972), S.210-222. Vor dem Hintergrund des katholischen Bistums Aachen (1802-1825, ab 1930) zu sehen ist die Biografie von Bischof Klaus Hemmerle (*1929-†1994, 1975-1994): Hagemann, Wilfried, Verliebt in Gottes Wort. Leben, Denken und Wirken von Klaus Hemmerle, Bischof von Aachen, Würzburg 2008, 318 S., Zeittafel, € 14,80. [Buhlmann, 05.1995, 06.-07.2001, 10.2015, 03.2017]

Abaelard, Peter, Scito te ipsum [Ethica]. Erkenne dich selbst. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Philipp Steger (2006) (= PhB 587), Hamburg 2006, XCIII, 178 S., Karte, € 9,90 > Lateinische Literatur > A Abaelard

Abel, Paul (1970), Die Familie der Äbtissin Theophanu von Essen, in: MaH 23 (1970), S.143-160 > F Fremer, Äbtissin Theophanu

Abulafia, David (1994), Friedrich II. von Hohenstaufen. Herrscher zwischen den Kulturen (= Goldmann Tb 12853), München 1994 > F Friedrich II. (von Hohenstaufen)

Abusch, Alexander (1955), Schiller. Größe und Tragik eines deutschen Genius, Berlin 81984 > S Schiller, Friedrich

Achelis, Hans (1897), Hippolytstudien (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur, Bd.I, H.4), Leipzig 1897 > H Hippolyt

Acht, Peter (1967), Das Empfängerkonzept eines unausgefertigten Diploms Friedrichs I. Ein Beitrag zu den Reformen St. Georgens, in: MIÖG Ergbd. 14 (1939), S.249-259. Das Nonnenkloster Ramsen bei Kirchheimbolanden, ein Priorat des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, war eine Schenkung des Speyerer Ministerialen Berthold von Winzingen (1146), erwies sich aber wegen der räumlichen Distanz und der Ausstattung als für das Schwarzwaldkloster unrentabel, so dass es 1174 an den Bischof Konrad II. von Worms (1171-1192) übergeben wurde. In einem engen Zusammenhang mit einer Aufzeichnung über Klostergründung und -ausstattung Ramsens (1146/55) steht nun eine lateinische St. Georgener Urkunde über das Kloster Ramsen, die wohl zunächst Empfängerausfertigung in Reinschrift, dann unausgefertigtes Empfängerkonzept für ein von der königlichen Kanzlei auszustellendes Diplom gewesen war. Doch fand das Schriftstück in Form und Inhalt von Seiten der Kanzlei keine Zustimmung, als Empfängerkonzept hat es die Jahrhunderte überlebt. Das Schriftstück wurde, wie Durchstreichungen und Verbesserungen von Personen- und Ortsnamen auf dem Konzept zeigen, von einem romanischen Schreiber verfasst. Man wird in ihm einen (unbekannten) St. Georgener Mönch vermuten können, denn dem Georgskloster an der Brigach sind in diesen Zusammenhang wohl am ehesten "Westkontakte" (z.B. über das Elsass, Lothringen oder auch Cluny) zuzutrauen. Von daher steht fest, dass der damalige St. Georgener Abt Sintram (1154-1168) der Initiator der Empfängerausfertigung bzw. des Urkundenkonzepts gewesen ist. Er wollte mit königlicher Bestätigung die Frauengemeinschaft und deren doch umfangreichen Besitz weiter an die St. Georgener Mönchsgemeinschaft binden. Dies geschah allerdings mit unzureichenden formalen Mitteln, wie der Urkunde leicht zu entnehmen ist: Statt dem Chrismonzeichen steht im Konzept das Kreuz; der Kaiser wird mit dem völlig anachronistischen cesar betitelt, der Pluralis maiestatis ist einer Ich-Form gewichen; der Publicatio folgt sofort die Urkundendispositio, eine Arenga fehlt; es gibt eine doppelte Zeugenliste; die Siegelankündigung ist fehlerhaft, ebenso die Rekognition; ein Nachtrag steht am Ende der Urkunde; das Eschatokoll mit der Datierung fehlt und sollte wohl durch die königliche Kanzlei ergänzt werden. Einzig die Urkundenschrift als Elongata am Urkundenanfang und als diplomatische Minuskel für den Urkundenrest mochte den damaligen Gebräuchen in der königlichen Kanzlei entsprechen. Doch auch inhaltliche Bedenken müssen zur Ablehnung der kaiserlichen Beurkundung bzw. Bestätigung geführt haben. Das Empfängerkonzept führt die Schenkungen des Klosterstifters Berthold von Winzingen und seiner Verwandtschaft, schließlich weitere Schenkungen an die Frauengemeinschaft auf. Es ergänzt damit das zur Klostergründung und zur fehlenden "zweiten Schenkung" (secunda donatio) Gesagte in der Aufzeichnung zu 1146/55, ohne allerdings auf die Rechtstellung und die Abhängigkeit der Ramsener Kommunität von St. Georgen einzugehen. Stattdessen sollte Kaiser Friedrich I. (1152-1190) dem Pfälzer Nonnenkonvent die freie Vogtwahl bestätigen. Darin könnte nun auch der inhaltliche Grund für die Ablehnung der Urkundenausstellung gelegen haben, hatte doch nach dem Tod Bertholds von Winzingen (nach 1155, 1157?) der rheinische Pfalzgraf Konrad von Staufen, der Halbbruder Kaiser Friedrich Barbarossas, die Vogtei über Ramsen inne. Eine die freie Vogtwahl bestimmende Kaiserurkunde hätte Konrads Rechte beeinträchtigt, und dies wollte der auf Ausgleich und staufischen Machtzuwachs bedachte Herrscher sicher nicht. Im Licht dieser Argumentation wäre dann das Empfängerkonzept Abt Sintrams auf die Jahre zwischen 1156/57 und 1161 zu datieren. Doch auch die formalen Probleme der Vorlage und allgemeine Schwierigkeiten im Verhältnis zwischen St. Georgen und Ramsen könnten zur Verweigerung der Beurkundung geführt haben. > R Ramsen [Buhlmann, 09.2009]

Ackerkencht, Erwin (1942), Gottfried Keller. Geschichte seines Lebens, Nachdruck Leipzig 1942 > K Keller, Gottfried

Ackrill, John L. (1985), Aristoteles. Eine Einführung in sein Philosophieren (= SG 2224), Berlin-New York 1985 > A Aristoteles

Adam, Hildegard (1996), Das Zollwesen im fränkischen Reich und das spätkarolingische Wirtschaftsleben,. Ein Überblick über Zoll, Handel und Verkehr im 9. Jahrhundert (= VSWG Beih.126), Stuttgart 1996, 270 S., Karte, DM 98,-. Aus den karolingerzeitlichen Quellen zum Zoll im Frankenreich (Urkunden, Formelsammlungen, Kapitularien, Synodalbeschlüsse, Zollordnungen, Polyptycha und Urbare) lassen sich zunächst die folgenden Begrifflichkeiten erklären: agrarium (Weidegebühr?), aquaticum (Wassernutzungsabgabe), barganaticum/barganiaticum (Schiffs-, Handelsabgabe?), carrigium/carrigalium/rotaticum/rodaticum/roaticum (Wagenzoll, "Räderzoll"), cenaticum (Verpflegungsabgabe), cespitaticum ("Rasengeld"), clusaticum/exclusiaticum (Gebühr zur Nutzung der Alpenpässe), foragium/foraticum (Marktgeld, teloneum fori), (h)erbaticum (Weidenutzungsgebühr), laudaticum (Handelsabgabe), lignaticum (Holzabgabe), mansionaticum (Unterkunftsabgabe), mestaticum (Meilenstein-/Wegzeichengebühr), modiaticum (Abgabe für Benutzung öffentlicher Maße), muta ("Maut"), mutaticum (Pferdewechselgebühr), naulum (Passiergebühr für Schiffe), navigium/navagium/teloneum de navigio (Passierzoll für Schiffe), palifictura (Gebühr für die Benutzung von Anlegepfählen in Häfen), pascuaticum/pascuarium (Weidezoll), pastio (Weideabgabe), pedagium (Wegegeld als Passierzoll), plantaticum (Ankergeld), pontaticum/pontionaticum (Brückenbenutzungsgebühr), portaticum (Torgeld?, Hafenzoll?), postaticum (?), pulveraticum ("Staubgeld"?, Straßennutzungsgebühr?), rafica (Viehherdenabgabe?), ripaticum (Ufer-/Anlegezoll), rivaticum ("Flusszoll"?), salaticum (Salzzoll), salutaticum (Begrüßungsgeld?, Friedensgeld?), saumaticum/sagmaticum (Abgabe für die Traglast eines Saumtiers), siliquaticum (Verkaufsgebühr für Märkte), silvaticum (Wälderbenutzungsgebühr), stirpaticum (Baumschlaggebühr), teloneum/theloneum/vectigal (Zoll), themonaticum/themonagium (Wagengeld, "Deichselgeld"), transitura/treciturae/tresturae (Flussüberquerungszoll, Durchgangszoll?), viaticum (Straßenzoll), vogatium (Fährgeld), volutaticum, vultaticum (Wagengeld?, Kellergeld?). Zölle wurden als Verkehrsabgaben sowohl auf Landwegen (Straßen: vor- und frühgeschichtliche Wege, römische Straßen [Itinerare, Tabula Peutingeriana], karolingerzeitliche Straßen [via francigena, strata francisca, Donau-Sachsen, Mainz-Thüringen], Gefahren [Topografie, Witterung], Furten und Brücken, [Alpen-] Pässe, cursus publicus und tractoriae [bis ca.865; missi, Pferdewechsel und paraveredus, Beherbergung und Verpflegung]), als auch an Wasserwegen (Binnenschifffahrt und Flusssystem als Wasserwege [Warentransport mit Schiffen durch Strömung, Segel, Treideln; Schiffstypen]) erhoben. Verschiedene Arten von Schiffszöllen werden in Privilegierungen fränkischer Herrscher von Klöstern und Bistümern genannt (Zollfreiheit [bei Schiffszöllen], Zollschenkungen, besondere Regelungen für den Salztransport; Passierzölle [Raffelstetter Zollordnung 904], Hafengebühren, Uferabgaben); Landzölle waren u.a. Zölle für Brückenbau und -instandhaltung, Passierzölle für Märkte (und Handel auf dem Markt) und Straßennutzung, Abgaben für die Nutzung des an einer Straße liegenden Grunds und Bodens, für die Nutzung von Dienstleistungen (Übernachtung, Pferdewechsel), Zölle von Taverneninhabern. Zölle setzen einen mitunter ausgeprägten Handel in der Karolingerzeit voraus (Städte [civitates], Handelsorte und agrarisches Umfeld; [kirchliche, weltliche] Grundherrschaften und Handel; Handelsräume [Frankenreich/Mittelmeer, Friesland/England/Nordeuropa, Bayern/Südosteuropa]; Kaufleute als Träger des Handels); (Wochen-, Jahr-, grundherrschaftliche) Märkte dienten dem Warenaustausch, der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensnotwendigem und mehr. Vielfach war der Zoll in den Händen von Bischöfen und auch Grafen, das Zollgebiet (procinctus, districtus) orientierte sich an kirchlichen und weltlichen Verwaltungseinheiten und den Städten (quinta, septena, defensaria, Diözese, Grafschaft); die Zollerhebung geschah mit Amtsträgern, der Graf war im südlichen Gallien einzig berechtigter Zolleinnehmer, die Zölle kamen an den König oder an die Personen, die durch Schenkung mit Teilen des Zolls begabt waren. Zollvergehen traten auf Seiten der Amtsträger wie der Händler auf (illegale Zölle, Missachtung der Zollfreiheit von Personen [fränkische Krieger, Pilger, privilegierte Händler], Bannstrafe [60 Schillinge]). Auf Grund des schon in der Merowingerzeit (6./7. Jahrhundert) vorhandenen Zollregals bestimmte der König (mit Zustimmung von Mitgliedern aus der politischen Führungsschicht) Ort und Umfang der Zollerhebung; zugestandene Immunität eines (geistlichen) Grundherrn bedeutete nicht automatisch auch Zollbefreiung auf den Ländereien der Grundherrschaft. Zoll und Zollbefreiung waren auch ein Mittel der Steuerung von Handel und Wirtschaft durch den Herrscher (Raffelstetter Zollordnung, Kapitularien: Wirtschaftsmaßnahmen [Import, Export, Preisgrenzen, ausländische Kaufleute]). Mit dem Zerfall des karolingischen Gesamtreichs verschwand vielfach auch der maßgebende Einfluss des Königs auf das Zollwesen (9. Jahrhundert, 2. Hälfte). [Buhlmann, 10.2014]

Adam, Uwe Dietrich (1972), Judenpolitik im Dritten Reich (= ADTG 7223), Nachdruck Königstein-Düsseldorf 1979 > D Deutsche Geschichte, 1933-1945

Adams, George, englischer Instrumentenbauer: George Adams (*1750-†1795) war der Sohn des erfolgreichen Instrumentenbauers George Adams senior (†1773), der mit seiner Manufaktur sogar die erste Südsee-Expedition Thomas Cooks mit wissenschaftlichen Instrumenten, vor allem Mikroskopen und Teleskopen, ausstattete. George Adams junior folgte seinem Vater im Instrumentenbau und reihte sich damit ein in den aufstrebenden manufakturellen Instrumentenbau der europäischen frühen Neuzeit mit ihren Entdeckungen auf naturwissenschaftlichen Gebieten. Adams stand für den im 17. oder an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert aufkommenden und bald in Europa dominierenden englischen Instrumentenbau. Die naturwissenschaftlichen Instrumente, die Adams herstellte, dienten als Zeicheninstrumente, der Land- und Seevermessung, der astronomischen Ortsbestimmung. Adams war zugleich der "praktische Schriftsteller", der erfolgreiche wissenschaftliche Abhandlungen schrieb u.a. über "Elektrizität und Magnetismus" (1784), über "Mikroskope" (1787), über "Barometer und Thermometer" (1790) oder das "Essay on vision" (1789). In seinen auch alsbald ins Deutsche übersetzten "Geometrischen und graphischen Versuchen" verband er theoretische und praktische Mathematik über den mathematischen Instrumentenbau miteinander. S.: Adams, George (1791), Geometrische und graphische Versuche (oder Beschreibung der mathematischen Instrumente, deren man sich in der Geometrie, der Zivil- und Militär-Messung, beim Nivellieren und in der Perspektive bedient). Nach der deutschen Ausgabe von 1795, hg. v. Peter Damerow u. Wolfgang Lefèvre (1985), Darmstadt 1985, 439 S., Schwarzweißabbildungen, DM 1,-. [Buhlmann, 01.2022]

Adamek, Sascha, Otto, Kim (2008), Der gekaufte Staat. Wie Konzernvertreter in deutschen Ministerien sich ihre Gesetze selbst schreiben, Köln 32008 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Adel (in Mittelalter und früher Neuzeit): I. Adel (in der europäisch-deutschen Geschichte) kann als eine rechtlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch herausgehobene soziale Schicht begriffen werden, die ihre Stellung in der (nicht nur) mittelalterlichen Gesellschaft durch (ererbten) Vorrang definierte (biologische Kontinuität, Rangbewusstsein) und sich als bestimmten Werten, Normen und Mentalitäten verpflichtet begriff (nobilitas). Dabei unterlag das Phänomen "Adel" durchaus historischen Veränderungen. Anfänge mittelalterlichen Adels finden sich bei den heterogenen Oberschichten im merowingischen Frankenreich und der Reichsaristokratie im Karolingerreich der Kaiser Karl des Großen (768-814) und Ludwig des Frommen (814-840). Im ostfränkisch-deutschen Reich gelang den selbst aus der karolingischen Reichsaristokratie stammenden ottonischen Königen die Integration des Adels in ihre Herrschaft (10. Jahrhundert), das Hochmittelalter sah die "Teilhabe" des Adels an der Herrschaft im deutschen Reich bei zunehmendem Eindringen des Lehnswesens, wiewohl sich (autogene) Adelsherrschaft auch in regionalen und lokalen Grundherrschaften (Allodialbesitz, Lehen, Vogteien) und Herrschaftsbereichen äußerte. Agnatisches Familienbewusstsein, die Bezugnahme auf einen Spitzenahn und eine Stammburg, der adlige Stand (Edelfreie, Grafen, Herzöge, Fürsten) spielten hierbei (mental) eine wichtige Rolle, ebenso die Entstehung des Rittertums als mittelalterliche Laienkultur und allgemein-adlige Lebensweise, die dennoch christlich überformt war (12. Jahrhundert). In diese Zusammenhänge gehören der soziale Aufstieg der Ministerialität aus der grundherrschaftlichen Unfreiheit und die Ausbildung eines Ritterstandes als eine Schicht von Berufskriegern (funktionale Dreiteilung der mittelalterlichen Gesellschaft) und letztlich niederem Adel. Das Spätmittelalter brachte die soziale Ausdifferenzierung des Adels. Zum Hochadel gehörten u.a. die eine Landesherrschaft führenden Fürsten-, Grafen- und Edelfreienfamilien; zu unterscheiden ist weiter zwischen reichsunmittelbarem Adel und dem Landadel in den Territorien (Unterherrschaften); in Adelsgesellschaften und der Reichsritterschaft fanden sich Adlige zusammen. Deutscher Adel z.B. wird erst definierbar vor dem Hintergrund des Alten Reiches in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Die regionalen (Adels-, Fürsten-) Territorien des späte(re)n Mittelalter im römisch-deutschen Reich z.B. zeichneten sich dann durch eine "räumliche Vereinheitlichung", durch ein Herrschaftsmonopol und eine gleichmäßige Intensität von Herrschaft aus; Ämter untergliederten die Territorien, Stände nahmen an der politischen Herrschaft teil. II. Mit dem mittelalterlichen Adel verbunden war die sich im 11./12. Jahrhundert ausbildende ritterlich-höfische Kultur um Ritter (miles), Rittertum (militia) und (fürstlichem) Hof. Das Rittertum definierte sich über Amt und Dienst (Stand, Ehre, Bildung), Ausfluss der ritterlichen Laienkultur waren eine spezifische Verhaltensweise (curialitas als Tugendsystem), Statussymbole (Kleidung, Gesten, Bewaffnung und Pferd, Essen und Trinken, Burg und wirtschaftliche Voraussetzungen, Jagd, Gold und Geld), Frauendienst (Minne, Ehe, Regelhaftigkeit der Beziehungen zwischen Mann und Frau), Turnier und Fest, Wappen (und Herolde), Mobilität (Heidenfahrt, Kavalierstour). III. Eine mehr oder weniger große, zeitlich differerierende Schnittmenge gab es zwischen den (mittelalterlichen) Rittern und den Kriegern. Das (niederadlige) Rittertum passt sich damit ein in die allgemeine Entwicklung von Krieg und Kriegertum im Verlauf des Mittelalters (Reduzierung der Anzahl der am Krieg teilnehmenden Akteure ["Krieger"] bei Spezialisierung auf den "Kriegerberuf"; wirtschaftliche Grundlagen des Kriegers [Abkömmlichkeit, Ausrüstung, Unterhalt]; [Ideal der] "Adelskrieger" [Ritterorden], Aufgebote uns Söldner).
Reichhaltig ist die Literatur zu Adel und Rittertum (im Mittelalter): Demel, Walter (2005), Der europäische Adel. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= BSR 2379), München 2005, 128 S., Abbildungen, € 7,90; Demel, Walter, Schraut, Sylvia (2014), Der deutsche Adel. Lebensformen und Geschichte (= BSR 2832), München 2014; Hechberger, Werner (2004), Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter (= EdG 72), München 2004, IX, 163 S., € 19,80; Kortüm, Hans-Henning (2010), Kriege und Krieger 500-1500, Stuttgart 2010, 290 S., Scharzweißabbildungen, € 27,-; Paravacini, Werner (1994), Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters (= EdG 32), München 1994, VIII, 137 S., DM 29,80; Schubert, Ernst (1996), Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter (= EdG 35), München 1996, IX, 138 S., DM 29,80. [Buhlmann, 05.2010, 06.2015, 08.2015, 06.2016]

Adelberg, Prämonstratenserstift: I. Das Prämonstratenserstift Adelberg war gelegen zwischen Göppingen und Schorndorf. Volknand von Staufen-Toggenburg, ein Vetter Kaiser Friedrich I. Barbarossas (1152-1190), hatte die geistliche Gemeinschaft gemäß dem Testimonium de constructione huius coenobii (ca.1230/40, Abschrift von 1449) ca.1170/78 gegründet, das der deutsche Herrscher mindestens zweimal aufsuchte (1181, 1188). Schon bald (1188) siedelten sich in Adelberg auch Frauen an, so dass ein Doppelkommunität entstand, die über drei Jahrhunderte ein weitgehend konfliktfreies Zusammenleben von (Mönch-) Kanonikern und Nonnen ermöglichte. Wirtschaftliche Grundlage der Adelberger Konvente bildete im späten Mittelalter die Grundherrschaft über einige Dörfer, Weiler und Mühlen, insgesamt 17 Pfarrkirchen mit deren Einnahmen waren dem Stift inkorporiert. Seit 1291 waren die württembergischen Grafen die Stiftvögte. Im 15. Jahrhundert war die Abtei als Landstand immer mehr in die württembergische Landesherrschaft einbezogen, der württembergische Graf Ulrich V. (1419-1480) veranlasste 1476 auch die Umsiedlung des Frauenkonvents nach Laufen am Neckar. 1536 kam es zur Aufhebung des Adelberger Stifts im Rahmen der württembergischen Reformation. II. Besitz des Klosters Adelberg befand sich an folgenden Orten: Adelberg (Stiftsbezirk, [Gründungsbesitz]), Aichelberg (Zehnt), Aichenbachhof, Aichschieß (Wälder), Albershausen (Häuserzins), Alfdorf (Hof), Altbach (Besitzzentrum), Altböllinger Hof, Altersberg (Wald), Asperglen (Besitz), Baltmannsweiler (Zehnt), Bärenbach, Bartenbach (Besitz), Berg (Weinberge), Bezgenriet (Besitz), Birenbach (Besitz), Birkenweißbuch (Besitz, Zehnt), Bissingen a.d. Teck (Zehnt), Böckingen (Hof), Böhringen (Besitz), Börtlingen ([Gründungs-] Besitz, Pfarrkirche), Breech (Weiler), Buchengehren (Besitz, Fischrechte), Buhlbronn (Besitz, Gülten), Burgholz, Cannstatt ([Gründungs-] Besitz), +Cunenweiler, Dettingen u. Teck (Gülten, Zehnt), Drackenstein (Patronatsrecht), Dürnau (Besitz, Gülten, Kirchensatz), Ebersbach a.d. Fils (Besitz), Ebersberg (Besitz, Zehnt), Ebni, Endersbach (Besitz, Gülten, Zehnt), +Erliswang (Besitz), Eschenbach (Besitz), Esslingen a. Neckar (Besitz, Freihof, Häuser, Weingärten), Faurndau (Besitz, Mühle) Fellbach (Besitz, Gült), Flein, Frauenzimmern, Gammelshausen, Gebrech, +Geiersweiler, +Gleffhain, Gmeinweiler (Besitz), (Schwäbisch) Gmünd (Häuser, Güter), Göggingen, Göppingen (Gründungsbesitz, Güter), Großeislingen (Besitz, Fischereirechte), Großheppach (Zins), Gruibingen (Besitz), Grunbach (Besitz), Geschwend (Besitz), Haberschlacht (Besitz, Weingärten, Gülten), (Schwäbisch) Hall (Salzpfannen), +Hart, Hattenhofen (Besitz), Hausen a.d. Zaber, Hebsack (Weingarten), Heilbronn (Besitz, Garten, Adelberger Hof), Heiningen (Besitz, Zehnt), Heinlesmühle, Hespsisau (Zehnt), Hochdorf (Gründungsbesitz, Besitz, Zins), Hohenacker, Hoheneck, Hohenstaufen (Besitz, Pfarrkirche), Hohrein (Gülten), Holzhausen (Besitz), Holzheim (Besitz), Holzmaden (Pfarrkirche, Hof), +Horswerz, Humberg (Besitz), Hundsberg (Besitz), Hürbelsbach, Iltishof, Jebenhausen (Gut, Zins), Jettenbach (Besitz), Kaisersbach (Besitz, Sägemühle, Häuser, Gärten), +Kersch (Besitz), Kirchenkirnberg (Hof, Pfarrkirche, Besitz), Kirchhausen (Besitzzentrum, Pfarrkirche), Kirchheim u. Teck (Höfe, Haus), Kitzen (Mönchhof), Klaffenbach, Kleineislingen (Zins), Kleinheppach (Weinberge), Klingenberg, Köngen, Korb, Krehwinkel (Besitz, Gülten, Weingeld), Lauffen am Neckar (Besitz), +Leimberg, Lerchenberg (Besitz), Lindental (Weiler), Lobenrot, Lotenberg, Lutoldswyler (Zehnt), Mannenberg (Besitz), Mannenweiler (Zehnt), Mettingen, Metzlinsweiler, Michelau, Michelsberg, Miedelsbach (Mühle, Besitz), Mittelweiler ([Gründungs-] Besitz), Möglingen (Hof, Zins), Mönchhof (Weiler), Nabern, Nardenheim, Nassach (Gründungsbesitz), +Nasspun (Besitz), Neckargartach (Hof), Neckargröningen (Lehen, Gült), Neckarweihingen (Pfand), Necklinsburg (Besitz), Neustadt, Neustetten (Besitz), +Nidernvulisbach (Besitz), Niederwälden (Weiler, Pfarrkirche), Nordheim, Notzingen, Oberberken (Lehen, Zehnt), Oberboihingen, Oberesslingen (Hof, Häuser, Gärten), Oberhausen, Oberndorf (Güter, Gült, Weingärten), Obersteinenberg, Oberwälden (Besitz, Lehen, Pfarrkirche), +Oedhain, Oedweiler (Besitz), Oeffingen (Güter, Zins), Ohmden (Güter, Zins), Oppelsbohm (Besitz), Ötlingen/Teck, Owen, Pfaffenhofen, Pfahlbronn (Gut), Pliensbach (Besitz), Plochingen, Plüderhausen (Zins), +Pöpplinsweiler (Wald, Sägemühle, Besitz), Radelstetten (Hof), Rauensweiler, Rechberghausen (Zehnt), Rechentshofen, Reichenbach a.d. Fils (Besitz), (Neckar-) Rems (Zins), Renshofen, Rieden, Rohracker (Weingarten), Roßwalden (Besitz), Schiffrain, Schlat, Schlatthof, Schlechtbach (Besitz), Schlichten (Gründungsbesitz), Schlierbach, Schmiden (Pfarrkirche, Zehnt), Schnait (Weingarten), Schopflenberg (Besitz), Schornbach (Besitz), Schorndorf (Besitz), Schwaikheim, Sontheim (Gült), Sparwiesen (Besitz), Spraitbach (Besitz), Steinenberg (Pfarrkirche, Besitz), Stetten im Remstal (Gärten), Streich (Besitz), Strümpfelbach (Besitz, Gült), Stuttgart (Adelberger Hof, Gült), Süßen (Pfarrkirche, Gült, Besitz), Tennhof (Besitz), Thomashardt (Besitz), Uhingen (Pfarrkirche, Hof), Ulm, Unterberken (Besitz), Unterboihingen (Zins), Unterensingen (Zehnt), Unterkirneck (Gut), Untertürkheim (Weingarten), Unterurbach (Zins), Voggenberg (Weiler), Vorderweißbuch (Besitz), Waiblingen (Besitz), Waldhausen (Besitz), Wangen (bei Göppingen; Besitz), Wangen (bei Stuttgart), Wäschenbeuren, Weiler o.d. Fils (Weiler), Weilheim a.d. Teck (Parrkirche, Zehnt, Besitz), +Weißbuch, Weißenbach (Besitz), Weitmars (Besitz), Winterbach (Gült), Wolfschlugen, Zell u. Aichelberg (Pfarrkirche, Gült), Zell (Lehen, Höfe, Mühle), Zell am Neckar (Besitzzentrum), Zillhardtshof (Hof, Zehnt). Die Organisation der stiftischen Grundherrschaft stellt sich dar hauptsächlich als spätmittelalterliche Rentengrundherrschaft mit Eigengütern, Güterleihe, Abgaben und Diensten, unterteilt in die Viertel (Ämter) Hundsholz (bei Adelberg), Schlat-Holzheim-Eschenbach, Steinenberg, Zell-Altbach. Die Adelberger Besitzentwicklung fußte auf dem Gründungsbesitz, auf weiteren (im Verlauf des Mittelalters zurückgehenden) Besitzschenkungen sowie auf einen planmäßigen Besitzausbau und Besitzerwerb (14. Jahrhundert, 3. Drittel). Ab dem 15. Jahrhundert gerieten Stift und Besitz durch die württembergischen Grafen als Schirmvögte unter Druck, was weitere Veränderungen bei Besitz und Rechten des Stifts bis zur Aufhebung der geistlichen Gemeinschaft bewirkte. Durch die Jahrhunderte des späteren Mittelalters ist dennoch der Adelberger Großgrundbesitz als umfangreich und als für die Versorgung der Stiftskanoniker mehr als ausreichend zu bewerten, Ausfluss nicht zuletzt einer erfolgreichen Wirtschaftsführung im Stift.
Zum Stift Adelberg s.: Albus-Kötz, Stefanie (2014), Von Krautgärten, Äckern, Gülten und Hühnern. Studien zur Besitz- und Wirtschaftsgeschichte des Prämonstratenserstifts Adelberg im Mittelalter 1178-1535 (= SSWLK 73), Ostfildern 2014, 318 S., Karten, € 39,-; Odebrecht, Botho (1942), Kaiser Friedrich I. und die Anfänge des Prämonstratenserstifts Adelberg, in: ZWLG 6 (1942), S.44-77; Zeller, Joseph (1916), Das Prämonstratenserstift Adelberg, das letzte schwäbische Doppelkloster, 1178 (1188) bis 1476. Ein Beitrag zur Geschichte der Doppelklöster, besonders im Prämonstratenserorden, in: WVjhLG NF 25 (1916), S.107-162. [Buhlmann, 09.2018, 07.2019]

Adelmann, Gerhard (1962), Die soziale Betriebsverfassung des Ruhrbergbaus vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg (= RA 56), Bonn 1962, 208 S., DM 18,-. Betriebsverfassung bedeutet das Zusammengehen von Arbeitnehmern und -gebern, Belegschaft und Betriebsleitung im (Bergbau-) Betrieb. Zu unterscheiden sind beim Ruhrbergbau die drei Phasen des Direktionsprinzips unter der einheitlichen Leitung der preußischen Bergbehörde (1766-1851/65), des unbeschränkten Privatbergbaus (1860-1889), des staatlich kontrollierten, auch überbetrieblich durch Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften beeinflussten Privatbergbaus. Nach der Aufhebung des Direktionsprinzips (1851/65) war die zweite Phase des Ruhrbergbaus geprägt durch freie Arbeitsverträge der Arbeitnehmer, ungünstige Arbeitsverhältnisse und eine patriarchalisch-unterordnende Betriebsführung bei Übergang von Klein- zu Großbetrieben. Krisen (1874-1887/88) und Depressionen (1875/80) verschärften bei ständigem Belegschaftswechsel und starker Zuwanderung die soziale Lage der Arbeitnehmer, die sich mit Streiks wehrten (Essener Streik 1872, großer Bergarbeiterstreik 1889). Das Einwirken des Staates auf den Bergbau kennzeichnet die dritte Phase; u.a. Berggesetznovellen (1892, 1905) regelten Arbeitszeit und Arbeitnehmervertretung (Arbeiterausschüsse, Einfluss der Gewerkschaften auf innerbetriebliche Abläufe). Einrichtungen zur Betriebswohlfahrt wurden nun verstärkt ausgebaut, die Unternehmen waren im Rheinisch-Westfälischn Kohlensyndikat (1893) zusammengeschlossen, die gute wirtschaftliche Entwicklung in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) kam auch den Arbeitnehmern zugute. Trotzdem fanden in den Großbetrieben des Bergbaus Unternehmer und Arbeitnehmer nicht zusammen und verharrten in gegensätzlichen Positionen. [Buhlmann, 04.2015]

Aders, Gebhard, Held, Werner (1985), Jagdgeschwader 51 "Mölders". Eine Chronik. Berichte, Erlebnisse, Dokumente, Stuttgart 1985 > Z Zweiter Weltkrieg

Aders, Günter (1967), Quellen zur Geschichte der Städte Langenberg und Neviges und der alten Herrschaft Hardenberg vom 9. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts, Neustadt a.d. Aisch o.J. [1967], 285 S., DM 25,-. Langenberg und Neviges sind Orte im Ostniederbergischen, deren Geschichte bis ins Mittelalter zuückreicht. Im Zuge der früh- bis hochmittelalterlichen Besiedlung des Bergischen Landes entstanden hier grundherrschaftliche Besitzkomplexe geistlicher Institutionen wie der Benediktinerabtei Werden a.d. Ruhr oder der Frauengemeinschaft Essen. Im 12. Jahrhundert treten im Niederbergischen adlige Familien in Erscheinung, die Edelherren von Hardenberg finden zum Jahr 1145 erstmals urkundlich Erwähnung. Die Edelherren übten um die Mitte des 12. Jahrhunderts als Grafen die Amtsgewalt in der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft aus. Um Burg und Schloss Hardenberg bildete sich in der Folgezeit eine dynastische Herrschaft (hoheitliche Rechte [Wildbann, Geleit, Grutrecht, Lehnsherrschaft, Kirchenpatrozinien], Grundherrschaft [Hofverbände Neviges und Mollmerhof, Gerichtsrechte]) aus, die allerdings 1354 an die Grafen von Berg verkauft wurde (bergische Unterherrschaft Hardenberg). In hardenbergischer und bergischer Zeit fällt die Entwicklung der Orte Neviges und Langenberg zu Dörfern und Vororten im Ostniederbergischen; Neviges besaß seit dem 14. Jahrhundert eine Pfarrkirche und ein Schöffengericht, Langenberg wurde zum Mittelpunkt des ostniederbergischen Besitzes des Frauenstifts Rellinghausen. In der frühen Neuzeit erkämpften sich die Bauern in der Herrschaft Hardenberg von ihrem Landes- und Grundherrn "Freiheiten" (1551, 1627; "Bauernrepublik"). [Buhlmann, 07.2012]

Admont, Benediktiner- und Benediktinerinnenkloster in der Steiermark: I. Admont: Der Ort an der Enns wird 859 erstmals erwähnt, als es um Besitz in Ademundi valle ("im Admonttal") geht. Eine Tauschurkunde vom 27. Juni 931 erwähnt ein Adamunton. Am 7. Dezember 1005 übergab König Heinrich II. (1002-1024) dem Salzburger Erzbischof Hartwig (991-1023) das Gut Adamunta im Ennstal. II. Männerkloster: Das 1074 gegründete Männerkloster (Stift) Admont war im 12. Jahrhundert von St. Georgen aus reformiert worden. Mit Abt Wolfhold (1115-1137) und Abt Gottfried (1138-1165) kamen Mönche aus St. Georgen nach Admont, die das Kloster nach Hirsau-St. Georgener Vorbild formten. So wurde Admont unter diesen zwei Äbten zum Ausgangspunkt weiterer Klosterreformen, die die historische Forschung unter dem Namen der Admonter Reform einreiht. Letztere erfasste u.a. die Klöster Attel, Benediktbeuren, Göttweig, Michelsberg, Prüll, St. Lambrecht oder Weihenstephan sowie die Priorate und Frauenklöster Bergen, Neuburg a.d. Donau und St. Georgen am Längsee. Admont erlangte gegen Ende des 12. Jahrhunderts auch Privilegierungen der deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) und Heinrich VI. (1190-1197) (Nennung der regalia imperii im Besitz des Klosters), weiter das Recht des Gebrauchs der Mithra (1230). Die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts sah dann auch durch äußere Ereignisse den inneren Verfall der Abtei, ab 1328 verband sich Admont u.a. mit den Klöstern St. Emmeram, Kremsmünster, Göttweig und Melk, im 15. Jahrhundert kam es zu Reformansätzen, die aber kaum etwas bewirkten. Im 16. Jahrhundert befand sich das Stift wirtschaftlich im Niedergang. Gegenreformation und innere Reformen führten danach zum Aufstieg der Gemeinschaft und zu deren Weiterbestehen bis in die heutige Zeit. III. Frauenkloster: Das Benediktinerkloster Admont im österreichischen Ennstal war im Jahr 1074 gegründet worden und wurde von Abt Wolfhold (1115-1137) durch eine Frauengemeinschaft ergänzt (1116/20). Das Frauenkloster entwickelte sich im 12. Jahrhundert - nicht zuletzt auf Grund einer strengen Askese - zu einer bedeutenden Institution von Gelehrsamkeit und Bildung. Die Strenge der Frauenklausur blieb wohl noch bis weit in das 13. Jahrhundert bestehen. Wenige Zeugnisse über die Frauengemeinschaft sind aus dem 14. und 15. Jahrhundert überliefert. Eine Visitation im Auftrag des päpstlichen Legaten und Kardinals Nikolaus von Kues (†1464) brachte schwerwiegende Mängel im Klosterleben zum Vorschein, die in der Folgezeit nur teilweise abgestellt werden konnten. Im 16. Jahrhundert erfuhr die Frauengemeinschaft - auch vor dem Hintergrund reformatorischer Strömungen - ihren endgültigen Niedergang. 1570 wurde das Frauenkloster als unbewohnbar bezeichnet, 1582 starb die letzte Nonne.
Verwiesen sei zunächst auf: Die Admonter Briefsammlung (nebst ergänzenden Briefen), hg. v. Günther Hödl u. Peter Classen (1983) (= MGH. Epistolae. Die Briefe der deutschen Kaiserzeit, Bd.6), München 1983, 271 S., DM 60,-. Zu allgemeinen und besonderen Fragestellungen an die Geschichte von Admont s.: Arnold, Klaus (1972), Admont und die monastische Reform des 12. Jahrhunderts, in: ZRG KA 89 (1972), S.350-369; Braun, Johann Wilhelm (1976), Einige Bemerkungen zur Beurteilung der "Admonter Reform" sowie der Äbte Gottfried und Irimbert von Admont in der neueren Literatur, in: SMGB 87 (1976), S.431-434; Buhlmann, Michael (2006), St. Georgen und Admont. Zu den Beziehungen zweier Reformklöster im 12. Jahrhundert (= VA 22), St. Georgen 2006, 56 S., € 4,-; Buhlmann, Michael (2006), Das Admonter Frauenkloster (vornehmlich im 12. Jahrhundert) (= VA 23), St. Georgen 2006, 40 S., € 4,-; Fiala, Virgil Ernst (1952), Eine unbekannte Urkunde Alexanders III. für Admont, in: MIÖG 60 (1952), S.355-358; List, Rudolf (1974), Stift Admont 1074-1974. Festschrift zur Neunhundertjahrfeier, Ried i.I. 1974, XXIII, 559 S., € 15,-; Roitner, Ingrid (2005), Das Admonter Frauenkloster im zwölften Jahrhundert: ein Musterkloster des Ordo Hirsaugiensis, in: SMGB 116 (2005), S.199-289; Seeberg, Stefanie (2002), Die Illustrationen im Admonter Nonnenbrevier von 1180. Marienkrönung und Nonnenfrömmigkeit - Die Rolle der Brevierillustration in der Entwicklung der Bildthemen im 12. Jahrhundert (= Imagines Medii Aevi, Bd.8), Wiesbaden 2002, X, 233, 37 S., Abbildungen, € 78,; Steinböck, Walter (1973), Die Gründung des benediktinischen Reformklosters Admont. Ein Beitrag zur neunhundertjährigen Geschichte seines Bestehens, in: SMGB 84 (1973), S.52-81. [Buhlmann, 04.2006, 08.2006, 08.2015]

Adorno, Theodor W., deutscher Philosoph: Theodor (Ludwig) W(iesengrund) Adorno (*1903 in Frankfurt a.M., †1969 in Visp) studierte Musik und Philosophie u.a. in Frankfurt und Wien, wurde im Fach Philosophie promoviert (1924) und habilitiert (1931). Der Nationalsozialismus zwang Adorno ins Exil (1933) nach Großbritannien (1934/37) und in die Vereinigten Staaten (1938/53). 1949/53 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er wieder Philosophie an der Frankfurter Hochschule lehrte (1949/69; Kritische Theorie der Frankfurter Schule). Berührungspunkte und Streitigkeiten gab es mit der Studentenbewegung (1967/69), darum ging es auch in einem Briefwechsel mit Herbert Marcuse (1969). U.a. auf der Grundlage der Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl Marx sowie des Psychoanalytikers Sigmund Freud verfasste Adorno seine Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1947), beschäftigte sich intensiv mit der (empirischen) Sozialforschung und äußerte in der Negativen Dialektik (1966) und der Ästhetischen Theorie (1970) radikale ontologische Sinnkritik an der abendländischen Philosophie (Betrachtung von Seiendem statt von Sein) in Verbindung mit "Verdinglichungs- und Entfremdungsprozessen", die sich der Mensch innerhalb der spätkapitalistischen bürokratisch-technokratisch organisierten Gesellschaften ausgesetzt sieht (u.a. nach: Rentsch, Thomas (2014), Philosophie des 20. Jahrhunderts. Von Husserl bis Derrida (= BSR 2824), München 2014).
An Werken Adornos seien genannt: Adorno, Theodor W. (1963), Drei Studien zu Hegel (= stw 110), Frankfurt a.M. 21983, 138 S., DM 9,- (enthaltend: Aspekte [S.9-52], Erfahrungsgehalt [S.53-83], Skoteinos oder Wie zu lesen sei [S.84-133]; [Inhaltsverzeichnis fehlt!]; Adorno, Theodor W. (1966), Negative Dialektik (= stw 113), Frankfurt a.M. 31982, 412 S., DM 16,-; Adorno, Theodor W., Gesammelte Schriften, hg. v. Rolf Tiedemann: Bd.4 (2003): Adorno, Theodor W. (1951), Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben (= stw 1704), Frankfurt a.M. 132021, 303 S., € 16,-. [Buhlmann, 09.2022]

Adrion, Heinrich (1970), Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians I. Konrad Rötlin von Rottweil, Stuttgart 1970, 56 S., Schwarzweißtafeln, DM 19,80. Vom aus Rottweil stammenden Bildhauer Konrad Rötlin (*ca.1460-†n.1519) ist nicht viel bekannt; Nennungen des Künstlers stehen in Beziehung zu schriftlichen Überlieferungen aus Rottweil (1482, 1507, 1519) und Straßburg (1519) sowie im Zusammenhang mit dem durch Kaiser Maximilian I. (1493-1519) geplanten Grabdenkmal (später in Innsbruck) (Wienreise 1507). 1519 wird Rötlin als maister Cunrat Röttlin zu Rottweil bezeichnet. Dem Bildhauer können (wahrscheinlich) folgende Bildwerke zugeordnet werden: Straßburger Epitaph für Konrad Bock (ca.1480, Straßburg), "Grablegung Christi" (1496, Teil der Ambraser Sammlung), Falknerstatue (ca.1500, "Wiener Falkner"), "Trauernde Frauen" (?, ca.1505, Gengenbach), "Zimburgis von Masovien" (1508, Vorarbeit für das Bronzestandbild [1516] als Teil des Grabdenkmals Maximilians), Sandsteinkanzel (ca.1510, Villinger Münster), Chorarbeiten (n.1511, Mönchweiler Antoniuskirche), "Falkensteiner Beweinung" (ca.1515, Falkensteiner Kapelle). [Buhlmann, 01.2021]

ADTG = Athenäum-Droste-Taschenbücher Geschichte

Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht, hg. v. Arne Eggebrecht (1987) (= Ausstellungskatalog), Mainz 1987 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr., Pharaonenzeit: I. Vorgeschichte, Frühzeit (10.-4. Jahrtausend v.Chr. und 1.-2. Dynastie [nach dem ägyptisch-hellenistischen Priester Manetho, 3. Jahrhundert v.Chr.]): Paläolithisch ist der Nordafrika, Südostspanien, Palästina und Libanon umfassende Kulturbereich der Abbevillien, Acheuléen und Capsien. Im Übergang zur Jungsteinzeit (10.-5. Jahrtausend v.Chr.) und durch Klimawandel bedingt entwickelte sich entlang des Nils teilweise eine sesshafte Lebensweise von Bauern (Merimde, Fayum), der die Kulturen von Badari und Negade (I, II) folgten. Die kupfersteinzeitliche Negade-Kultur war dabei mit dem oberägyptischen Raum verbunden und Voraussetzung für die Entstehung der ägyptischen "Hochkultur". Um die Wende vom 4. zum 3. Jahrtausend v.Chr. begann die Thinitenzeit (ca.3000-2600 v.Chr.), die die Vereinigung der ober- und unterägyptischen Herrschaftsbereiche (Ägypten bis zum 1. Nilkatarakt, Nildelta) unter einem Königtum (König Menes?, zwei Kronen Ägyptens) mit sich brachte, weiter die Anfänge von ägyptischer Religion und Kunst sowie der Hieroglyophenschrift (ab 3400/3100 v.Chr.). Hauptstadt des vereinigten Ägypten war zeitweise Memphis, ein Herrschaftsschwerpunkt auch das oberägyptische Abydos. Das vereinigte Ägypten stand am Anfang der frühen Bronzezeit im Alten Orient (3. Jahrtausend v.Chr.). II. Altes Reich (ca.2600-2150 v.Chr., 3.-6. Dynastie): Memphis blieb Hauptstadt Ägyptens, die Könige (Pharaonen) gerade der 3. und 4. Dynastie (Djoser, Huni, Snofru; Cheops, Chefren, Mykerinos) ließen gewaltige Pyramiden (-komplexe, mit Tempelanlagen [Giseh]) errichten, Ausfluss eines auf Pharao und Religion (Heliopolis, Sonnengott Re, Pharao als "Sohn des Re") zentrierten Staates mit hoher Organisiertheit. Das Alte Reich ging mit 5. Dynastie unter, Folge vielleicht eines Ursachenbündels aus Machtverlust des Pharaos (Streitigkeiten innerhalb der 6. Dynastie, Aufstieg von Gau- und Regionalfürsten) und Wandel von Umweltfaktoren (Nilschwemme und Hungersnöte). Die an das Alte Reich anschließende Zwischenzeit (Herakleopolitenzeit, ca.2150-2050 v.Chr., 7.-10. Dynastie) zeichnete sich durch Herrschaftsdesintegration, Rechtsunsicherheit und wirtschaftlichem Niedergang aus. In Ägypten standen sich damals die Herrschaftszentren Herakleopolis und Theben gegenüber, die thebanischen Regionalfürsten setzten sich mit der Begründung des Mittleren Reiches im ganzen Land am Nil durch (11. Dynastie). III. Mittleres Reich (ca.2050-1800 v.Chr., 11.-12. Dynastie): Mentuhotep war der erste Herrscher des Mittleren Reiches mit Theben als neuer Hauptstadt. Es folgte eine Zeit wirtschaftlicher (Punt, Nubien) und machtpolitischer Expansion (Palästina, Nubien). Erfolgreich waren die Pharaonen der 12. Dynastie Amenemhet I. (Fürstenmauer gegen asiatische Eindringlinge), Sesostris I. (Bautätigkeit [Weiße Kapelle in Karnak]), Sesostris II. und Sesostris III. (Kultivierung der Oase Fayum); Ägypten expandierte in Nubien (bis zum 2. Nilkatarakt). Auf das Mittlere Reich folgte die Zweite Zwischenzeit (ca.1800-1550 v.Chr., 13.-17. Dynastie), die mit dem Einfall der Hyksos, asiatischer Volksgruppen, verbunden ist. Die Hyksos beherrschten das Nildelta und übten eine Oberherrschaft über die Regionalfürsten Oberägyptens aus. Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit umfassen die mittlere Bronzezeit (ca.2000-1600 v.Chr.). IV. Neues Reich (ca.1550-1100 v.Chr., 18.-20. Dynastie): Die Vertreibung der Hyksos erfolgte unter dem Pharao Ahmose, dem Begründer des Neuen Reiches als ägyptisches Großreich. Mit Theben als Hauptstadt war (weiterhin) der Kult um Reichsgott Amun bedeutend. Ab König Thutmosis I. nahm Ägypten seine expansive Außenpolitik wieder auf, Pharao Thutmosis III. dehnte - nach der Regentschaft der Königin Hatschepsut - seine Herrschaft über Palästina und Syrien aus (Schlacht bei Meggido) sowie über Nubien (bis Napata bzw. zum 4. Nilkatarakt). Ägypten blieb auch unter nachfolgenden Pharaonen Amenophis II., Thutmosis IV. und Amenophis III. Großmacht im altorientalischen Mächtesystem der späten Bronzezeit (ca.1600-1200 v.Chr.) zusammmen mit dem Hethiterreich, Mitanni, Assyrien und dem kassitischen Babylonien. Amenophis IV. (Echnaton, verheiratet mit Nofretete) machte seine neue ägyptische Residenz Armana zum Zentrum der Aton-Verehrung ("Sonnengesang", Traditionsbrüche gegenüber der bisherigen Religion und Kunst; Armanazeit). Auf Amenophis IV. folgten der junge Pharao Tutenchamun (Grab im Tal der Könige) und die Restauration der alten religiösen Kulte um Amun durch König Haremhab. Pharao Ramses I. und sein Sethos I. waren die Begründer der 19. Dynastie. Sethos' Sohn Ramses II. (1279-1212 v.Chr.) konnte sich gegen die Hethiter behaupten (Schlacht bei Kadesch, ägyptisch-hethitisches Bündnis), außerdem zeichnete er sich durch eine rege Bautätigkeit aus (Hauptstadt Pi-Ramesse, Abu Simbel u.a.). Unter Ramses' Sohn Merenptah und Ramses III. (1187-1156), der der 20. Dynastie angehörte, bedrängten als Teil wohl von massiven Bevölkerungsverschiebungen im Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit die "Seevölker" Ägypten. Das Reich am Nil verlor seine Außenbesitzungen in Syrien und Palästina sowie in der Folge auch in Nubien, die Herrschaft der Ramessiden (Ramses IV. bis Ramses XI., 12. Jahrhundert v.Chr.) leitete über zur Dritten Zwischenzeit (ca.1100-715 v.Chr., 21.-24. Dynastie). Diese sah eine Dynastie von libyschen Pharaonen (ca.950-730 v.Chr., Pharao Scheschonk), Oberpriester des Amun in Theben als Herrscher sowie kuschitisch-nubisch-äthiopische Könige über ganz Ägypten wie Kaschta oder Pianchi (ca.770-656 v.Chr.). Die neuassyrischen Könige Asarhaddon (680-669 v.Chr.) und Assurbanipal (668-631 v.Chr.) eroberten Teile Ägyptens bzw. plünderten das Land (671/70, Einnahme Thebens 664 v.Chr.). V. Spätzeit (ca.715-332 v.Chr., 25.-30. Dynastie): Mit Necho I., Psammetich I. (663-609 v.Chr.) und Necho II. begann die einheimische 26. Dynastie (Saitenzeit); Ägypten war damals auf das Land am Nil beschränkt (Niederlage Nechos II. in der Schlacht bei Karkemisch). Gegen Pharao Apries rebellierte erfolgreich dessen General Amasis (570-526 v.Chr.), unter König Psammetich III. wurde Ägypten vom Perserkönig Kambyses (529-522 v.Chr.) erorbert und Provinz im Perserreich (525 v.Chr.). Eine Aufstand gegen die persische Herrschaft führte zu wenigen Jahrzehnten ägyptischer Selbsständigkeit (404-343/42 v.Chr.). Mit der Eroberung des Perserreiches durch den Makedonenkönig Alexander III. (336-323 v.Chr.) wurde Ägypten Teil der hellenistischen Staatenwelt (332-30 v.Chr.); der Selbstmord der Königin Kleopatra (30 v.Chr.) beendete die Epoche Ägyptens unter griechischen Herrschern. > G Griechische Geschichte, 4.-1. Jahrhundert v.Chr. VI. Ägyptische Kunst meint die Entwicklung von Kunst in Ägypten von der vordynastischen bis in die Ptolemäerzeit (ca.4400 v.Chr-30 v.Chr.) und ist das Resultat handwerklicher Betätigung in Werkstätten und mit besonderen Arbeitsweisen. Ägyptische Kunst äußert sich im Bereich der Architektur beim Haus- und Palastbau (Ziegel- und Steinbauten; Paläste in Lischt, Armana, Medinet Habu) sowie bei Kapellen ([nicht-] königlicher Statuenkult), Tempeln (Totentempel, Sphingen), Pyramiden, Mastabas und Gräbern (Mastabas und Pyramiden, Felsengräber), im Bereich der Skulptur bei Statuen und Statuetten (von Göttern [Tiergestalt, Tier-Mensch-Mischformen] und Pharaonen [Götter-, Königsstatuen] in Kult und Ritual; nichtkönigliche Statuen [im Totenkult]), im Bereich von Relief und Malerei im Raum bei Emblem- und Einzelbildern. Sie besitzt eine Bildwelt, die Götter, Pharaonen und das Alltagsleben darstellte und die mit pharaonischer Herrschaftsrepräsentation und ägyptischem Totenkult im Rahmen einer Vergangenheitsbezogenheit einherging. Letztere schloss dabei Brüche wie in der Armanazeit nicht aus.
Geschichtsquellen zur altägyptischen Geschichte sind u.a. religiöse Texte: Ägyptisches Totenbuch, übers. u. komm. v. Gregoire Kolpaktchy (1954), Bern-München-Wien 1970, 317 S., Schwarzweißabbildungen, DM 19,80, München 31973, 317 S., Schwarzweißabbildungen, DM 24,80; Ägyptische Unterweltsbücher, übers. v. Erik Hornung (1972) [(= BdAW AO)], Darmstadt 21984, 527 S., Abbildungen, DM 48,-; Altägyptische Liebeslieder. Mit Märchen und Liebesgeschichten, übers. v. Siegfried Schott (1950) (= BdAW AO), Zürich 1950, 239 S., Schwarzweißtafeln, DM 22,-; Liebeslieder der Pharaonenzeit, hg. v. Liselotte Rüegg (1959) (= Lebendige Antike), Zürich-München 31979, 83 S., Abbildungen, DM 3,-. Darstellungen zur altägyptischen Geschichte, Religion und Gesellschaft sind: Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht, hg. v. Arne Eggebrecht (1987) (= Ausstellungskatalog), Mainz 1987, 384 S., (Farb-) Abbildungen, DM 49,80; Aldred, Cyril (Hg.) (1978), Ägyptische Zeichnungen (aus drei Jahrtausenden), Bergisch-Gladbach 1979, 208 S., Schwarzweiß-, Farbtafeln, Karten, DM N.N.; Arnold, Dorothea (2012), Die ägyptische Kunst (= BSR 2550), München 2012 > Arnold, Ägyptische Kunst; Assmann, Jan (1984), Ägypten - Theologie und Frömmigkeit einer frühen Hochkultur (= Urban Tb 366), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1984, 287 S., Abbildungen, DM 24,-; Assmann, Jan (1990), Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, München 1990, 319 S., Abbildung, DM 68,-; Beckerath, Jürgen von (1997), Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v.Chr. (= MÄS 46), Mainz 1997, XIX, 244 S., Abbildungen, € 24,95; Brambach, Joachim (1991), Kleopatra. Herrscherin und Geliebte, München 1995, 352 S., DM 19,80; Breasted, James Henry (1936), Geschichte Ägyptens, Wien 1936, 598 S., Abbildungen, DM 45,-; Brunner, Hellmut (1966), Grundzüge einer Geschichte der altägyptischen Literatur (= Grundzüge 8), Darmstadt 31980, 127 S., DM 22,-; Curic, Anton (1999), Die Medizin der Pharaonen. Heilkunst im alten Ägpyten, Köln 1999, 288 S., Schwarzweißabbildungen, DM N.N.; Hirmer, Max, Otto, Eberhard (1971), Ägyptische Kunst, 2 Tle. (= dtv 4092-4093), München 21976, zus. 523 S., Abbildungen, Karten, zus. DM 15,60; Hodel-Hoenes, Sigrid (1992), Leben und Tod im Alten Ägypten. Thebanische Privatgräber des Neuen Reiches, Darmstadt 1992, 256 S., Abbildungen, Karten, DM 22,-; Hornung, Erik (1965), Grundzüge der ägyptischen Geschichte (= Grundzüge 3), Darmstadt 1965, 140 S., Karte, DM 2,-; Hornung, Erik (1967), Einführung in die Ägyptologie. Stand, Methoden, Aufgaben, Darmstadt 21984, 169 S., DM N.N.; Hornung, Erik (1971), Der Eine und die Vielen. Ägyptische Gottesvorstellungen, Darmstadt 1971, VIII, 280 S., DM N.N.; Kees, Hermann (1941), Der Götterglaube im alten Ägypten, Berlin 21956, XIV, 502 S., Abbildungen, DM 35,-; Kees, Hermann (1955), Das alte Ägypten. Eine kleine Landeskunde, Berlin 1955, 199 S., Tafeln, Karte, DM 50,-; Kees, Hermann (1956), Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter. Grundlagen und Entwicklung bis zum Ende des Mittleren Reiches, Berlin 31977, VIII, 315 S., DM 35,-; Lange, Kurt, Hirmer, Max (1955), Ägypten. Architektur, Plastik, Malerei in drei Jahrtausenden, München 51976, 209 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Pläne, DM 148,-; Mendelssohn, Kurt (1974), Das Rätsel der Pyramiden (= Fischer Tb 1764), Frankfurt a.M. 1976, 207 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafen, DM 7,80, Augsburg 1999, 268 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafen, DM N.N. (vornehmlich die ägyptischen Pyramiden betrachtend, aber auch die Mexikos); Montet, Pierre (1978), Ägypten. Leben und Kultur in der Ramses-Zeit, Stuttgart 21982, 451 S., Abbildungen, DM 29,80; Morenz, Siegfried (1964), Gott und Mensch im Alten Ägypten, Darmstadt 21984, 202 S., Abbildungen, DM N.N.; Otto, Eberhard (1955), Ägypten - der Weg des Pharaonenreiches (= Urban Tb 4), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 41966, 291 S., Abbildungen, DM 5,80; Otto, Eberhard (1969), Wesen und Wandel der ägyptischen Kultur (= Verständliche Wissenschaft 100), Berlin-Heidelberg-New York 1969, VII, 161 S., Karte, DM 3,-; Posener, Georges, Lexikon der ägyptischen Kultur, Wiesbaden o.J., 333 S., DM N.N.; Schlögl, Hermann A. (2003), Das alte Ägypten (= BSR 2305), München 2003, 144 S., Abbildungen, € 7,90; Schulze, Peter H. (1976), Herrin beider Länder Hatschepsut. Frau, Gott und Pharao, Herrsching 1987, 255 S., Abbildungen, DM 19,80; Schulze, Peter H. (1983), Der Sturz des göttlichen Falken. Revolution im Alten Ägypten, Herrsching 1986, 256 S., Abbildungen, DM 19,80; Seipel, Wilfried (1992), Gott - Mensch - Pharao. Viertausend Jahre Menschenbild in der Skulptur des Alten Ägypten (= Ausstellungskatalog), Wien 1992, 510 S., Abbildungen, Karten, DM 62,-; Stadelmann, Rainer (1985), Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder (= KGAW 30), Mainz 1985, 296 S., Abbildungen, Karte, DM 78,-; Tulhoff, Angelika (1984), Thutmosis III. Das ägyptische Weltreich auf dem Höhepunkt der Macht 1490-1436 v.Chr., München 1984, 279 S., Abbildungen, Karte, DM 38,-; Wolf, Walther (1962), Kulturgeschichte des Alten Ägypten (= KTA 321), Stuttgart 21977, VIII, 544 S., Abbildungen, DM 22,-; Wolf, Walther (1971), Das alte Ägypten (= dtv 3201), München 1971, 313 S., Karte, DM 7,80; Zauzich, Karl-Theodor (1980), Hieroglyphen ohne Geheimnis. Eine Einführung in die altägyptische Schrift für Museumsbesucher und Ägyptentouristen (= KGAW 6), Mainz 1980, 125 S., Abbildungen, DM 34,-. Zu Land und (nicht nur) antiken Monumenten vgl.: Bertinetti, Marcello (2004), (Flying High) Ägypten, München 2005, 640 S., Farbfotos, € 19,95. Über die antike ägyptische Geschichte bzw. das Land am Nil hinaus geht: Strelocke, Hans (1976), Ägypten und Sinai. Geschichte, Kunst und Kultur im Niltal: Vom Reich der Pharaonen bis zur Gegenwart (= DuMont Kunst-Reiseführer), Köln 141987, 472 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Karten, DM 39,80, 181992, 460 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Karten, DM 39,80. > S Schlögl, Echnaton [Buhlmann, 1976, 1984, 10.1987, 04.2003, 09.2003, 05.2021, 07.2022, 04.-05.2023]

AfD = Archiv für Diplomatik

AG = Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland

AGZ = Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich

Ah

Ahn, Sang-Joon (2006), Die Kölner Johanniterkommende St. Johann und Cordula im Spätmittelalter. Geschichte, Besitz, Wirtschaft, Verwaltung und Sozialstruktur (= KSKG 28), Köln 2006, 238 S., € 12,80. Die Anfänge des Johanniterordens in und um Köln lassen sich bis in den Beginn des 13. Jahrhunderts zurückverfolgen, als Güter im Köln benachbarten Deutz erworben wurden (Deutzer Haus; 1226, 1237). Nach 1237 siedelte der Orden nach Köln um ins Johanniterhaus bei St. Kunibert, vor 1252 entstand die Johanniterkommende Köln (Provinzialkapitel von 1251 und 1252; Komtur Konrad [1251]). Im 14. Jahrhundert wurde die Kölner Kommende im Zuge von Organisationsmaßnahmen eingebunden in die Johanniterballei Nederlant (als Verband der Kommenden am Niederrhein zwischen Trier und Borken), die im 15. und 16. Jahrhundert als Colsche Balie bezeichnet wurde, da der Kölnern Komtur meist auch Leiter der Ballei war. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war die Kölner Kommende eine dem Großprior des deutschen Teils des Johanniterordens unterstellte Kammerkommende; Reformmaßnahmen ab dem Jahr 1469 schufen letztendlich eine Kammerkommende als Priesterkommende mit freier Wahl des Komturs. Nachdem in den Anfängen der Kölner Kommende Haus- und Grundbesitz (Mieten) hauptsächlich in und um Köln erworben werden konnte, vergrößerte sich der Besitz nochmals in Schüben um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert, zwischen 1370 und 1390 und von 1469 bis 1499 (Komtur Hermann von Mainz [1290, 1308], Großprior Konrad von Braunsberg [1370, 1390], Komtur Hupert von Heinsberg [1469-1499]). Erworben wurde im späten Mittelalter insbesondere das Dorf Lövenich mit der Gerichtsbarkeit. Eigenbewirtschaftung ist für einige Höfe noch im 14. Jahrhundert feststellbar, im 15. Jahrhundert überwogen allerdings bei Weitem Renten und Pachtabgaben (aus Erbpacht und Zeitpacht von Ländereien und Höfen, Weinbau, Wald und Mühlen). Daneben gab es Einnahmen aus dem Kölner Wein- und Bierzapf (Akzise im 16. Jahrhundert). Die Kommende beherbergte 10 Ordensbrüder, am Ende des 15. Jahrhunderts waren es 19, zum weit überwiegenden Teil Priesterbrüder (aus Kölner Bürgerfamilien). Leiter der Kommende war der Komtur, der jährlich Abgaben (Responsion, Jahresbeitrag) an den Orden zu leisten hatte und in den Verwaltungsaufgaben und in der Besitzverwaltung von Konventsmitgliedern (Prior, Küster/Pitanzmeister, Schaffner) unterstützt wurde. Daneben gab es in der Kommende (gegen Entlohnung) Hilfspersonal (famuli, Sakristan, Koch, Müller, Bäcker, Pförtner, Prokurator). Laien als confratres und Pfründner waren ebenfalls mit der Kommende verbunden. [Buhlmann, 04.2013]

Ahrens, Donald (1982), Die Wittenbergisch Nachtigall. Skizzen aus dem Leben Martin Luthers (= Bastei-Lübbe 60072), Bergisch Gladbach 21983 > L Luther, Martin

AHVN = Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein

AIBW = Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg, hg. v. Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Aicher, Hermann (1912), Beiträge zur Geschichte der Tagesbezeichnung im Mittelalter (= QstHS Innsbruck 4), Innsbruck 1912 > Z Zeit

Aigner-Foresti, Luciana (2003), Die Etrusker und das frühe Rom (= Geschichte kompakt. Antike), Darmstadt 2003 > E Etrusker

Aischylos, griechisch-antiker Dramatiker: Der athenische Bürger Aischylos (*525/24-†456/55 v.Chr.) trat als Dichter und Dramatiker in Athen ab den Jahren 499/96 v.Chr. in Erscheinung. Von seinem umfangreichen Werk sind erhalten geblieben einige seiner Tragödien ("Perser" 472 v.Chr., "Sieben gegen Theben", "Bittflehende", "Orestie", Trilogie: "Agamemnon", "Choephoren", "Eumeniden" 458 v.Chr., "Prometheus"?). Die Dramen des Aischylos liegen u.a. (übersetzt) vor als: Aischylos, Die Schutzflehenden, übers. v. Walther Kraus (1966) (= RUB 1038), Stuttgart 1966, 80 S., DM 0,80; Aischylos, Die Perser, übers. v. Emil Staiger (1970) (= RUB 1008), Nachdruck Stuttgart 1974, 48 S., DM 1,50; Aischylos, Sämtliche Tragödien, übers. v. Johann Gustav Droysen (1977) (= dtv 6082), München 1977, 309 S., DM 9,80. [Buhlmann, 05.2019]

AKG = Archiv für Kulturgeschichte

AKG Beih. = Archiv für Kulturgeschichte, Beihefte

Aksit, Ilhan (2001), Pamukkale. Hierapolis, Istanbul 2001, 71 S., Farbabbildungen, TL N.N. Unweit der Kalksinterterrassen von Pamukkale erheben sich die Ruinen der antiken Stadt Hierapolis, einer Gründung des seleukidischen Herrschers Antiochos II. (261-246 v.Chr.). Zur Zeit König Eumenes' II. (197-158 v.Chr.) gehörte Hierapolis zum Königreich Pergamon. Zusammen mit dem pergamesischen Reich wurde es 133 v.Chr. römisch (Provinz Asia) und in den Jahren 17 und 68 n.Chr. von Erdbeben heimgesucht. Hierapolis, die "heilige Stadt", wurde schon früh vom Christentum erfasst (heiliger Märtyrer Philipp, Bischof Papias [2. Jahrhundert]); der Ort blieb auch in oströmisch-byzantinischer Zeit bedeutsam. Das Erdbeben von 1334 entvölkerte die Stadt, so dass ein eindrucksvolles Repertoire an Ruinen übrig blieb (byzantische Stadtbefestigung mit Nord- und Südtor, Hauptstraße [Säulenstraße], Thermen, Theater, Agora, Apollontempel, Basilika, Kirche, Martyrium, Nekropolen). In der Nähe von Hierapolis liegen Laodikeia und Karawanserei Akhan. [Buhlmann, 08.2020]

Al

Aland, Barbara (2014), Die Gnosis (= RUB 19210), Stuttgart 2014 > G Gnosis

Albertus Magnus, Dominikanermönch, Gelehrter: Albert von Bollstaedt, geboren um 1200 im schwäbischen Lauingen a.d. Donau, genannt Albertus Magnus ("Albert der Große", †1280), wurde 1223 Dominikanermönch, 1242 Lehrer an der Pariser Universität, wo er 1245 das Theologiestudium mit der Erlangung des Magistergrads beendete. Als Mönch und Diplomat vermittelte Albertus in weltlichen (Großer Schied in Köln 1258) und kirchlichen Angelegenheiten (Bistum Regensburg 1260) u.a. als päpstlicher Legat (1263-1264). Ab 1270 lebte der Dominikaner in Köln. Als bedeutender Gelehrter seiner Zeit setzte sich Albertus mit den antik-heidnischen Grundlagen der christlichen Theologie auseinander. Beeinflusst von Aristoteles und Avicenna, aber auch von dem römischen Enzyklopädisten Plinius dem Älteren, wandte er sich auch den Naturwissenschaften zu, hinsichtlich derer er nur eine bedingte Zuständigkeit der christlichen Religion und Theologie sah. Die Beobachtung der Natur war die Grundlage der (teils aus Vorlagen paraphrasierten) Werke "Über die Pflanzen" und "Über die Tiere"; die Schrift De mirabilibus mundi ("Über die Wunder der Welt") erwähnt mit Schwarzpulver betriebene Raketen, wie sie die Mongolen in der Schlacht bei Liegnitz (1241) verwendet hatten. Albertus näherte sich mit seinen Betrachtungen des Problems der Zeit wieder philosophisch-theologischen Fragestellungen, wobei er den Zeitablauf als objektiv auffasste und mit seiner Zeitvorstellung auf eine astronomisch abzählbare und physikalisch messbare Zeit abzielte (im Sinne der späteren mechanischen Räderuhr und eines durchaus mechanistischen Weltbildes). In der Kartografie dachte er über Landkarten mit Koordinaten nach, ohne dies zu verwirklichen. Neben den naturwissenschaftlichen Werken verfasste Albertus Magnus Schriften zur Logik und Bibelkommentare, etwa zu Hiob und Ezechiel. Albertus Magnus galt als idealer (Kirchen-) Lehrer. An Werken des Albertus Magnus seien genannt: Albertus Magnus, Ausgewählte Texte. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Albert Fries, mit einer Kurzbiographie v. Willehad Paul Eckert (1981) (= TzF 35), Darmstadt 21987, XXXII, 265 S., DM 52,-. Über Albertus Magnus und dessen Werke s.: Hauschild, Stephanie (2005), Die sinnlichen Gärten des Albertus Magnus, Ostfildern 2005 > Hauschild, Sinnliche Gärten; Weisheipl, James A. (1980), Albertus Magnus and the sciences. Commemorative essays 1980, Toronto 1980, XIV, 658 S., CAD N.N. (u.a. mit den Beiträgen: Edward E. Synan, Albertus Magnus and the Sciences; James A. Weisheipl, The Life and Works of St. Albert the Great; Benedict M. Ashley, St. Albert and the Nature of Natural Science; William A. Wallace, Albertus Magnus on Suppositional Necessity in the Natural Sciences; Betsy Barker Price, The Physical Astronomy and Astrology of Albertus Magnus; Pearl Kibre, Albertus Magnus on Alchemy; John M. Riddle, James A. Mulholland, Alber on Stones and Minerals; Nadine F. George, Albertus Magnus and Chemical Technology in a Time of Transition; Nicholas H. Steneck, Albert on Psychology of Sense Perception; Joan Kidden, Albertus Magnus' Universal Psychology: the Example of Nutrition; Karen Reeds, Albert on Natural Philosophy of Plant Life; Jerry Stannard, Albertus Magnus and Medieval Herbalism; Nancy G. Seraisi, The Medical Learning of Albertus Magnus; Luke Demaitre, Anthony A. Travill, Human Embryology and Development in the Works of Albertus Magnus; Robbin S. Oggins, Albertus Magnus on Falcons and Hawks; A.G. Molland, Mathematics in the Thought of Albertus Magnus; Paul M.J.E. Tummers, The Commentary of Albert on Euclid's Elements of Geometry). [Buhlmann, 10.2008]

Albrecht, Norbert (1982), Deutschland. Die Geschichte der Bundesrepublik 1949-1982. Daten, Fakten, Schicksale in Dokumenten, Bildern und Texten, München-Mönchengladbach 1982 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Albrecht, Stephan (2004), Mittelalterliche Rathäuser in Deutschland. Architektur und Funktion, Darmstadt 2004, 300 S., zahlreiche Schwarzweißabbildungen, € 5,-. Im Zuge der Entstehung der deutschen Städte im Hochmittelalter kam den Räten (Ratsgremien) zunächst als Repräsentanten und Selbstverwaltungsorganen der sich ausformenden Bürgergemeinden eine besondere Rolle zu (Niederdeutschland: kurz vor bzw. nach 1200; Oberdeutschland: 13. Jahrhundert bzw. 13. Jahrhundert, 2. Hälfte). Schon während des 13. Jahrhunderts wurden die Räte, die zunehmend Positionen des Stadtherren übernehmen konnten (Kompetenzen und Kompetenzerweiterung [inner- und außerstädtisch, öffentliche Ordnung, Finanzen, Willküren als Rechtsetzungen, Durchführung von Rechtsangelegenheiten]), indes zum Herrschaftsorgan einer sozialen und wirtschaftlichen städtischen Oberschicht (Oligarchie), zur städtischen Obrigkeit mit den Bürgermeistern an der Spitze, mit Kleinem und Großen Rat (Patriziat, Zünfte). Das Rathaus war der Ort des Rates, also der städtischen Regierung und des städtischen Gerichts (Ratsversammlungen, Gerichtssitzungen); es diente der Repräsentation (politisches Zeremoniell [Huldigung des Stadtherrn, Ratswahl, Ratssetzung, Bürgersprache/Bursprake/Morgensprache]), der Verwaltung (Kämmerei, Kanzlei, Ämter), als Festhaus und Wirtschaftsgebäude (Warenverkauf, Marktplatz vor dem Rathaus [Stube des Marktaufsehers], Rathaus als Gewandhaus). Das Rathaus machte nicht zuletzt Gegenpositionen zwischen obrigkeitlichem Rat und Bürgerschaft (zum Teil auch dem Stadtherrn) deutlich. Topografisch lag das Rathaus meist zentral (etwa am Markt), architektonisch war es ein Saalgeschossbau mit bis zu drei Geschossen, (unterteilten) Sälen je Stockwerk (Ratssaal), mit oder ohne Keller, mit Ratskapelle, mit (offener) Laube, Freitreppe und Ratsturm (als obrigkeitliche Elemente). Als noch heute bestehende oder abgegangene Rathäuser können dann genannt werden: Ostsee, Hanseraum: Lübeck (Rat [1201], domus consulum [v.1225], Neues Rathaus [1262, romanische, gotische Fassade]), Rostock (Rat [1218], Alt-, Mittel- und Neustadt, Mittelstadtrathaus des späten Mittelalters), Wismar (gemeinsamer Rat [1241], consistorium [1260/70], consistorium lapideum [1292]), Stralsund (lübisches Recht [1234], theatrum [1270er-Jahre], Neues Kaufhaus [1311, Markfassade]), Greifswald (lübisches Recht [1250], Neu- und Altstadt [1264], consistorium [13.Jh., 2. Hälfte], theatrum novum [1349]); Westfalen: Dortmund (Marktrecht [1232], Rat [1240], Richthaus [1241], domus burgensium [1241], Umbauten im späten Mittelalter), Minden (Rat [1244], Rathaus des späten Mittelalters), Soest (Rat [1170], Bürgermeister [1223], Rathaus [1229], Neubau [1713]), Münster (Schöffen [v.1214], Rat [1253], Rathaus [1250, mit Westfassade]), Lemgo (Stadtrecht [1245], Gerichtslaube [13./14.Jh.], Rathaus [ca.1250, 1350/60, Altstadt], domus consulum [1314, Neustadt]), Warburg (Stadtrecht [1200, Altstadt], Rathaus [13.Jh., 2. Hälfte, Neustadt], Rathaus [1336/37, Altstadt]), Höxter (Rat [1235], Rathaus [13.Jh., Mitte]), Attendorn (Stadtrecht [1222], Bürgermeister [1269], Rathaus [14.Jh., Mitte]); Niedersachsen: Braunschweig (Rat [1231, Altstadt], domus (burgensium) [1269/74, Altstadt, Marktfassade], Neustadtrathaus [1294/97]), Göttingen (Rat [1229], cophus [1344], Umbauten [1369/72]), Goslar (Rat [1252], domus communitatis [1269], Rathaus des ausgehenden 15.Jh.s), Hannover (Kaufhaus [1230], Rat [1241], Erneuerung des Rathauses [14.Jh., Mitte]), Hildesheim (Rat [1236], domus communionis [1217], 2. Rathaus [13.Jh., Mitte]), Lüneburg (Rat [1239], Rathaus [1254/57, Marktfassade]), Duderstadt (Rat [1255], Rathaus [um 1300], Umbauten [1528/42]), Osnabrück (Rat [1231], domus civium [1244, Altstadt], Rathaus [1348, Neustadt]), Neues Rathaus [1487/1512, Altstadt]), Stade (Rat [1279], Rathaus [14.Jh.]), Einbeck (Rat [1252], Rathaus [ca.1300]), Bremen (Rat [1225], domus theatralis [n.1225], Rathaus [1259, Markfassade, Roland]), Hamburg (Alt- und Neustadt [1216], domus consulum [v.1230, als gemeinsames Rathaus], Rathausneubau [1290]); Sachsen, Brandenburg: Frankfurt a.d. Oder (Stadtrecht [1253], Rathaus [n.1253, Südfassade]), Berlin-Cölln (Rat [1253], gemeinsamer Rat [1307], Rathaus auf der Langen Brücke), Brandenburg (Alt- und Neustadt, Rat [1263], pretorium [1297, Neustadt], Rathaus [15.Jh., Altstadt]), Magdeburg (Tuchhalle [12.Jh., Mitte; Freitreppe], Wiederaufbau [um 1240], neues Rathaus [1241], Rat [1244], Umbauten des späten Mittelalters [Marktfassade]), Stendal (Kaufhaus [1188], Rat [1215], Laube [1345], Rathaus [15.Jh.]), Tangermünde (Stadtrecht [13.Jh.], Rathaus [15.Jh.]), Salzwedel (Kaufhaus [1233], Rathaus [1509, Altstadt], Rathaus [1370, Neustadt]); Nieder- und Mittelrhein: Aachen (Bürgermeister [1252], Rat [1258], Grashaus [1267?, 14.Jh.], Rathaus [1343, Palas der Pfalz]), Köln (domus in quam cives coveniunt [1130/39], domus civium [1149], Richerzeche [12.Jh., 2. Hälfte], Rat [1216], domus maioris consulii [1292], neues Rathaus [14.Jh., Anfang, römisches Prätorium]), Mainz (Rat [1244], Rathaus [1277]), Worms (Rat [ca.1200], Gebäude in der Hagenstraße [ca.1230, 1232 abgerissen], Zeughaus [1266, als Bürgerhof 1420]), Speyer (Bürgermeister und Rat [1230], Münze [13.Jh., Ende], Rathaus [1340]); Hessen: Frankfurt a.M. (Rathaus [1264, Pfalz], Rat [1266], neues Rathaus [1405/08, Römer, Goldener Schwan]), Marburg (Stadt [1222], Rat [1284], Provisorien, Rathausneubau [1511/26]), Michelstadt (Rathaus [1484]); Sachsen, Thüringen: Dresden (Rat und Bürgermeister [1292], koufhuis [1295/97], Rathaus [1362], Abriss [1707]), Meißen (Stadt [1205], Rat [1316], Rathaus [1471/81]), Leipzig (Rat [1270], Ratsstube [1341], Ratskapelle [1394], Überformung [1555]), Erfurt (Rat [1250/55], Turm [12./13.Jh.], Sommerlaube [1380]), Mühlhausen (Rat [1251], Bürgermeister [1292], Lauben [1304], Rathaus [1310]); Preußen, Schlesien: Danzig (Rechtsstadt am Langen Markt und Altstadt, Kaufhaus [1298], Rathaus [1327/36], Kulmer Recht [1346, 1378], Rathausumbauten und -erneuerung [1454/57), Thorn (Kulmer Recht [1233], Alt- und Neustadt, Rathaus [1259, 1274, 1309, Altstadt], Rathaus [1304, Neustadt]), Breslau (Stadtrecht [1261], Rathaus [1299, Altstadt], Rathaus [14.Jh., 1. Hälfte, Neustadt]); Österreich: Wien (Rathaus [1316], Schranne [1325]); Böhmen: Prag (Rathaus [1338]); Franken, Bayern: Würzburg (Rat [1256], Grafeneckart [1316], Ratskapelle [1359], Ratsturm [1453/56]), Rothenburg o.d. Tauber (Rat [1269], altes Rathaus [1390], neues Rathaus [14.Jh., Ende]), Bamberg (Rat und Bischof, altes Rathaus [n.1361], Rathaus auf der Regnitzbrücke [v.1386]), Karlstadt (Rathaus [1422, Marktfassade]), Dettelbach (Rat [1321], Stadt [1484], Rathaus [15.Jh., Ende]), Nürnberg (Rat [ca.1250], Gewandhaus [13./14.Jh.], neues Rathaus [1332/40, Rathaussaal]), Amberg (Stadt [1242], Rathaus [14.Jh., 2. Hälfte], Sulzbach (Rathaus [1456/64]), Regensburg (Rathaus [1356, Gebäudekomplex, Reichssaalbau]), München (Rat [1286], Stadtrecht [1294], älteres Rechtshaus [1289], erstes Rathaus [n.1315], zweites Rathaus [1470/80]), Ingolstadt (Rat [1309], Bürgermeister [1407], Rathaus des späten Mittelalters, Neubau [1568]), Landshut (Rat [1256], Profanbau [1280/90], Rathaus [1386]), Wasserburg a. Inn (Stadtrecht [1334], Rathaus [1457/59]), Kempten (Bürger [1257], Rat [1273], Kornhaus/Rathaus [1382], Erweiterung [1474]), Nördlingen (universum collegium civitatis [1247], Rat [1260], Brothaus, Rathaus [1382], neues Rathaus [15.Jh.]), Augsburg (Rat [1257], domus civium [1260], Bürgermeister [1266], Stadtrecht [1276], Steinbau [1385], Neugestaltung [1515/16]); Schwaben: Ravensburg (Rat [1284], Waaghaus [1328], Rathaus [1386]); Esslingen (Rat [1274], Bürgermeister [1286], Gerichtshaus, Dominikaner- bzw. Franziskanerkloster, Kaufhaus [1389], Rathaus [1424]), Tübingen (Rat [ca.1250], Rathaus [1435]), Ulm (Rat [1255], Gerichtshaus [1255], Gewandhaus [1357], Nachfolgebau [1539]); Oberrhein: Straßburg (Bürger und Bischof, Rathaus [1321, Pfalz]), Freiburg i.Br. (Bürgerschaft, Gerichtslaube [1223], altes Rathaus [1303], Kanzlei [1559]), Lindau (Rat [1264], Stadtgericht [1274], Rathaus [1422/36]), Rottweil (Bürgermeister [1290], Rathaus [1321], Umbau [n.1500]), Villingen (Rat [1225], Bürgermeister [1297], Stadtrecht [1294], Rathaus [1306], Gerichtshof [1371]); Schweiz: Basel (Bürgermeister [1253], Rat- und Gerichtshaus [1259], Haus zum Angen [1354], zweites Rathaus [n.1356]), Zürich (Rathaus [1251], Neubau [1397/1401]), Bern (Verfassung [1294], Rathaus [1280?], neues Rathaus [n.1405]), Schaffhausen (zweites Rathaus [v.1372], drittes Rathaus [1382/1412]), Luzern (Rat [1252], Rathaus [1318], Kaufhaus [1460]), Freiburg i. Üchtland (domus iustitiae [1304], Rathaus [1418/26], Rathausneubau [1500/18]). Vgl. Delling, Rudolf (1958), Deutsche Rathäuser, Frankfurt a.M. 1958, 93 (162) S., Schwarzweißtafeln, DM 16,80. [Buhlmann, 05.2013, 12.2019]

Albrecht, Michael von (2012), Meister römischer Prosa. Von Cato bis Apuleius, Darmstadt 42012, 203 S., € 14,95. Interpretiert werden auf formal-stilistischer Ebene mit inhaltlicher Analyse: a) Cato der Ältere (†149 v.Chr.), Landwirtschaft, Rhodierrede: "Mündlichkeit", "catonische Kürze"; b) Gaius Gracchus (†121 v.Chr.), Cicero (†43 v.Chr.), Reden: Temperament und Verstand bei Gracchus; c) Caesar (†44 v.Chr.), Leichenrede auf Julia, Gallischer Krieg: Sachlicher Stil (in Selbstinszenierung?); d) Sallust (†35/34 v.Chr.), Geschichtsschreibung: zentripetaler Stil in dramatischer Verdichtung; e) Claudius Quadrigarius, Livius (†17 n.Chr.), Geschichtsschreibung: "kontrastreicher, flächenhafter" Stil des Claudius, Akzentuiertheit bei Livius; f) Cicero (†43 v.Chr.), Seneca (†65 n.Chr.), Philosophische Schriften: verum decus bei Cicero, pointierte Rhetorik einer philosophischen Lehre bei Seneca; g) Petronius (†66 n.Chr.), Satyricon: "hohe, niedere" Stilelemente h) Kaiser Claudius (†54 n.Chr.), Tacitus (†120 n.Chr.): Rede des Kaisers: uneinheitliche Sprachmittel des Kaisers, homogene Sprachmittel bei Tacitus; i) Plinius der Jüngere (†113 n.Chr.), Briefe: Heiterkeit und Kürze gemäß antiker Brieftheorie; j) Apuleius (†n.170 n.Chr.?), Metamorphosen (Der goldene Esel): paradoxe Eselsperspektive in Kunstsprache als Stilmittel. [Buhlmann, 12.2021]

Albrecht, Michael von (2014), Römische Poesie. Werke und Interpretationen, Darmstadt 32014, 208 S., € 4,95. Die Vielfalt der antiken und spätantiken römisch-lateinischen Dichtung wird anhand von inhaltlich-formalen Werkinterpretationen vorgestellt, Autoren werden miteinander verglichen: a) Epos (Bedrängnisszenen): Homer, Ilias (Ajax) - Ennius, Annalen (römischer Tribun) - Vergil, Aeneis (Turnus) - Lucan, Bürgerkrieg (Scaeva); b) Didaktische Poesie (Dichter als Arzt oder Priester): Lukrez, Atomistik (einleitende Bemerkungen) - Vergil, Georgica (Musen, Naturgesetze); c) Elegie, Epigramm: Catull, Gedicht 76 (Liebe, Menschlichkeit) - Tibull (Landleben, Liebesdienst) - Properz (Mythos, Eros) - Catull, Epigramm - Martial, Epigramm - Ausonius, Epigramm; d) Bukolik: Vergil, 1. Ekloge (Idylle) - Theokrit; e) Satire (und Wahrheit): Horaz, 1. Satire (Denken, Stil, Widersprüche, Habgier) - Persius, Prolog (Lüge) - Juvenal, 1. Satire (Stoffbehandlung); f) Fabel: Phaedrus, Auge des Herrn (Hirsch) - Ennius (Vögel); g) Lyrik: Horaz, Gedicht 2 (Tod) - Prudentius, Epilog (Tod) - Statius, Silvae 5,4 (Schlaf). [Buhlmann, 09.2020]

Albus-Kötz, Stefanie (2014), Von Krautgärten, Äckern, Gülten und Hühnern. Studien zur Besitz- und Wirtschaftsgeschichte des Prämonstratenserstifts Adelberg im Mittelalter 1178-1535 (= SSWLK 73), Ostfildern 2014 > A Adelberg

Aldred, Cyril (1968), Echnaton. Gott und Pharao Ägyptens, Herrsching o.J. > S Schlögl, Echnaton

Aldred, Cyril (Hg.) (1978), Ägyptische Zeichnungen (aus drei Jahrtausenden), Bergisch-Gladbach 1979 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Aleff, Eberhard (Hg.) (1970), Das Dritte Reich (= Edition Zeitgeschehen), Hannover 101979 > D Deutsche Geschichte, 1933-1945

Alemannen: Es waren nicht die Alemannen (Alamannen), die das römische Gebiet zwischen Rhein und Donau hinter dem obergermanischen und rätischen Limes besetzten, vielmehr war es die Eroberung, die "Landnahme" von nur ungenau zu charakterisierenden kriegerischen germanischen Gruppen, die zur Entstehung, zur Ethnogenese ("Volkswerdung") der Alemannen das Wesentliche beitrug. Vermutlich stammten die "Barbaren", mit denen die am Beginn des 3. Jahrhunderts einsetzenden Überfälle auf römisches Gebiet im Bereich der Provinzen Obergermanien und Rätien hauptsächlich in Verbindung zu bringen sind, (überwiegend) aus dem elbgermanischen Raum, vielleicht unterstützten sie auch Germanen aus dem Vorfeld der Dekumatlande (entlang Main, Tauber und Jagst). Nicht so sehr aber die Überfälle als vielmehr die militärische Konfrontation zwischen Gallischem Sonderreich (259-274) und dem römischen Restreich unter Kaiser Gallienus (253/60-268) führten zur Aufgabe der agri decumates um das Jahr 260 und letztlich zur Ausbildung einer neuen Reichsgrenze an Ober- und Hochrhein, Bodensee, Iller und oberer Donau. Es sollte noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis sich germanische Siedler in dem Gebiet jenseits davon niederließen, zumal dort mit einer stellenweise noch vorhandenen römischen Weiterbesiedlung gerechnet werden muss. Erst um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert werden für uns Germanen im ehemaligen römischen Gebiet zwischen Rhein und Donau archäologisch fassbar, während in dieser Zeit der Alemannenname erstmals in den römischen Quellen belegt ist, übrigens durchaus in der (Fremd-?) Bezeichnung eines "alle Männer" umfassenden "Stammes". Die Peutingertafel (tabula Peutingeriana), die mittelalterliche Nachzeichnung einer spätantiken Reisekarte, verortet die Alamannia, das Siedlungsgebiet der Alemannen, östlich und nördlich von Rhein, Bodensee und Donau und gibt damit gut die Situation im 4. Jahrhundert wieder. Den frühmittelalterlichen Ausführungen des anonymen Geografen von Ravenna (um 800) zufolge gehörten dann im 5. Jahrhundert und später zur patria Alamanorum, zum "Gebiet der Alemannen": die ehemals römischen civitates am Oberrhein von Mainz über Speyer bis nach Straßburg und südlich davon, die civitates am Hochrhein von Basel bis Konstanz und Bregenz, die Schweiz bis nach Zürich und Burgund bis nach Langres und Besancon. Mit den Alemannen verbunden waren damals schon die (Reste von) Sueben, die mit den Alemannen in der Zeit um 500 verschmolzen. Die Namen von Alemannen und "Schwaben" wurden so annähernd zu Synonymen. Was die inneren Strukturen des alemannischen "Stammes" anbetrifft, so ist besonders auf die politisch wirksame Oberschicht der (Klein-) Könige und Großen (optimates) zu verweisen, die einen gewissen Zusammenhalt der Alemannen bzw. der unter dem Namen "Alemannen" vereinigten ethnischen Gruppen gewährleisteten. Ob es darüber hinaus im 5. Jahrhundert ein alemannisches Großkönigtum gab, das den Stamm von Main bis zum Rhein beherrschte, mag hingegen bezweifelt werden und nur für die Zeit des fränkisch-alemannischen Konflikts um 500 anzunehmen sein. Das "Volk" jedenfalls war die große Gruppe der Bauernkrieger, zumeist in die kriegerische Gefolgschaft von Königen und Großen integriert. Eine Folge der Unterwerfung der Alemannen unter die fränkische Herrschaft König Chlodwigs I. (482-511) war, dass der Nordteil Alemanniens nunmehr zu Franken gehörte und Alemannien-Schwaben zum Land an Ober- und Hochrhein, oberem Neckar und oberer Donau wurde. Dieses Alemannien ist dann vom fränkisch-merowingischen Königtum als politisches ("älteres") Herzogtum organisiert worden, so dass man die Alemannen - ungeachtet aller ethnischen Aspekte - als die Bewohner dieses Herzogtums begreifen kann. Im 6. Jahrhundert treten dann fränkisch-alemannische Herzöge als Amtsträger des merowingischen Königtums erstmals in Erscheinung. Damals gehörte Südwestdeutschland zum Reimser Teilreich. Unter Chlothar II. (584/613-629) und seinem Sohn Dagobert I. (623/29-639) ist dann eine deutliche Einflussnahme des gesamtfränkischen Königtums auf Alemannien festzustellen, die mit der Christianisierung, der kirchlichen und der politischen Organisation in Verbindung gebracht werden kann. Der Ausfall des merowingischen Königtums als Machtfaktor führte seit dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts zu Anarchie, wachsendem Einfluss der Großen und schließlich zum endgültigen Aufstieg der Karolinger, der austrasischen Hausmeier. Die Schwäche des damaligen Königtums bedeutete zugleich eine Verselbstständigung des alemannischen Herzogtums vom Frankenreich. Unter den fränkisch-karolingischen Hausmeiern Pippin dem Mittleren (687-714), Karl Martell (714-741) sowie Karlmann (741-747) und Pippin dem Jüngeren (741-768, König 751) ging eine verstärkte Einfluss- und Inbesitznahme Alemanniens durch das Frankenreich einher. Jedenfalls sind um die Mitte des 8. Jahrhunderts fränkische Amtsträger belegt, die die politische Neuorganisation im Sinne der Karolinger vorantrieben, während das alemannische Herzogtum der Dynastie Gotfrids (ca.700-ca.709), Lantfrids I. (ca.720-730) und Theutbalds (v.733-744) damals sein Ende fand. Aspekte karolingischer Herrschaft in Alemannien waren: die Einführung der Grafschaftsverfassung, die Einbindung des fränkisch-alemannischen Adels nicht zuletzt durch die 771 vollzogene Heirat zwischen dem Karolingerkönig Karl dem Großen (768-814) und der "Alemannin" Hildegard, die Stellung Alemanniens nunmehr als Bindeglied nach (Chur-) Rätien, Bayern und Italien, die Zuweisungen Alemanniens als Teil der Herrschaftsgebiete Karls II. des Kahlen (829-831/33, 840-877), Ludwigs II. des Deutschen (831/33/40-876) und Karls III. des Dicken (859/76-887/88). Im Vertrag von Verdun (843) fiel Alemannien an das ostfränkische Reich, und Karl III., der letzte karolingische Gesamtherrscher, starb nach Krankheit und Absetzung in Neudingen an der Donau (888). In ostfränkischer Zeit werden in Alemannien königliche Vororte erkennbar wie Bodman (am Bodensee) oder Ulm. Wichtige Stützpunkte der mit dem karolingischen Königtum eng verbundenen Kirche waren die Klöster St. Gallen und Reichenau sowie das Bistum Konstanz. Der Bodenseeraum wurde zum geografischen und politischen Zentrum Alemanniens.
Alemannische Geschichte im Überblick behandeln: Die Alamannen, hg. v. Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg (1997) (= Ausstellungskatalog), Stuttgart 1997, 528 S., DM 69,-; Geuenich, Dieter (1982), Zur Landnahme der Alemannen, in: FMSt 16 (1982), S.25-44; Geuenich, Dieter (1997), Geschichte der Alemannen (= Urban Tb 575), Stuttgart-Berlin-Köln 1997, 168 S., DM 28,-. Eine völlig misslungene "Geschichte" (oder was auch immer) der Alemannen liefert: Gayer, Kurt (1985), Die Alemannen-Saga, Kehl-Straßburg-Basel 31986, 227 S., Schwarzweißabbildungen, Karte, DM 34,-. [Buhlmann, 10.2006, 12.2011, 10.2021]

Alemannen im Breisgau: Im Anschluss an die alemannische "Landnahme" der Spätantike auch am Oberrhein ist es zur germanischen Besiedlung des Breisgaus gekommen, erkennbar an der archäologischen Überlieferung. Im Breisgau datieren die ersten alemannischen Einzelfunde ins frühe 4. Jahrhundert n.Chr., Alemannen zuzuordnende Keramik vom Zähringer Burgberg lässt dort eine noch vor der Mitte des 4. Jahrhunderts beginnende Besiedlung erkennen, die ersten kontinuierlich belegten Reihengräberfelder setzen in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts ein, weitere Friedhöfe entstanden im 6. und 7. Jahrhundert, ein Hinweis auf einen - in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts massiven - Siedlungsausbau. Spätestens zu Beginn des 8. Jahrhunderts klingt die "Reihengräberzivilisation" aus. Gesiedelt wurde vom 5. bis zum 7. Jahrhundert vorzugsweise auf Lössboden, in den Tälern und Talausgängen der Vorbergzone zwischen Rhein und Schwarzwald, dort wo auch - Mengen, Merdingen oder Müllheim sind hierfür Beispiele - hauptsächlich Orte zu finden sind, deren Namen auf -ingen oder -heim enden.
Die Alemannen im Breisgau behandeln: Römer und Alemannen im Breisgau. Studien zur Besiedlungsgeschichte in Spätantike und frühem Mittelalter (1994) (= AG 6), Sigmaringen 1994, 361 S., DM 138,-; Bücker, Christel (1999), Frühe Alamannen im Breisgau. Untersuchungen zu den Anfängen der germanischen Besiedlung im Breisgau während des 4. und 5. Jahrhunderts n.Chr. (= AG 9), Sigmaringen 1999, 392 S., € 24,95. [Buhlmann, 10.2006, 11.2011]

AlemJb = Alemannisches Jahrbuch

Alexander der Große, König von Makedonien: Alexander war der Sohn König Philipps II. von Makedonien (359-336 v.Chr.) und der epirotischen Prinzessin Olympias. Geboren am 20. Juli 356 v.Chr., genoss der Königssohn eine Ausbildung u.a. durch den Philosophen Aristoteles (†322 v.Chr.). Nach der Ermordung seines Vaters Philipp (336 v.Chr.) sicherte sich Alexander die Macht im Königreich (Hegemon des Korinthischen Bundes [336 v.Chr.], Niederwerfung der auftständischen Thraker und Illyrer [335 v.Chr.]). Es folgte die Eroberung des Perserreiches: Vorbereitung des Feldzugs (335/34 v.Chr.), Übergang der makedonisch-griechischen Truppen nach Kleinasien (Troja, 334 v.Chr.), Schlacht am Granikos (334 v.Chr.), Schlacht bei Issos (333 v.Chr.), Belagerung von Tyrus (332 v.Chr.), Besetzung Ägyptens (332/31 v.Chr.), Orakel von Siwa, Schlacht bei Arbela/Gaugamela (331 v.Chr.), Einnahme Babylons, Vordringen nach Persien und Medien, Ermordung des Perserkönigs Dareios III. (336-330 v.Chr.) durch Bessos, (angebliche) Niederbrennung von Persepolis (330 v.Chr.), Vorstoß nach Baktrien (330/29 v.Chr.), Feldzug in Sogdien und Spitamenes (329-327 v.Chr.), Tötung des Kleitos (328/27 v.Chr.), Heirat Alexanders und Roxanes, Pagenverschwörung (327 v.Chr.), Indienfeldzug (326/25 v.Chr.) und Schlacht am Hydaspes (326 v.Chr.), Zug durch Gedrosien, Flottenexpedition des Nearchos (326/24 v.Chr.), Harpalos-Affäre (324 v.Chr.), Massenhochzeit in Susa, Revolte makedonischer Truppen in Opis, Tod Hephaistons (324 v.Chr.), Tod Alexanders (10. Juni 323 v.Chr.), Überführung des Leichnams nach Ägypten, politische Weichenstellungen nach dem Tod Alexanders durch die zukünftigen Diadochen. Alexander war ein erfolgreicher Heerführer mit persönlichen Stärken und Schwächen, er erfuhr schon seit der Antike die unterschiedlichsten Bewertungen (Curtius Rufus, Plutarch, mittelalterlicher Alexanderroman, Alexanderrezeption in der neuzeitlichen und modernen Geschichtsschreibung).
Die Geschichtsschreibung beleuchtet die Person des Makedonenkönigs auf vielfältige Weise: Bamm, Peter (1970), Alexander oder: Die Verwandlung der Welt, Gütersloh [1974], 351 S., Karte, DM N.N.; Engels, Johannes (2006), Philipp II. und Alexander der Große (= Geschichte kompakt. Antike), Darmstadt 2006, 125 S., € 9,90; Fischer-Fabian, S[iegfried] (1994), Alexander der Große. Der Traum vom Frieden der Völker (= Bastei-Lübbe Tb 64152), Bergisch Gladbach 1997, 384 S., Schwarzweißtafeln, Karten, DM 14,90; Fox, Robin Lane (1974), Alexander der Große. Eroberer der Welt (= Heyne Biographien 41), München 1977, 767 S., Abbildungen, Karten, DM 9,80; Lauffer, Siegfried (1978), Alexander der Große (= dtv 4298), München 1978, 292 S., Karten, DM 12,80, München 52005, 303 S., Karten, € 12,-; Ranke, Leopold von ([1881/85]), Alexander der Große. Aufstieg und Untergang der mazedonischen Weltmacht, Köln 1942, 367 S., Karte, DM 2,-; Romains, Jules u.a. ([1973]), Alexander der Große. Das Genie und seine Welt, Wiesbaden [1973], 279 S., Abbildungen, Karte, DM 15,90; Seibert, Jakob (1972), Alexander der Große (= EdF 10), Darmstadt 21981, XIV, 329 S., DM 39,80; Wirth, Gerhard (1973), Alexander der Große (= rm 203), Reinbek 31977, 157 S., Abbildungen, Karten, DM 1,50. [Buhlmann, 1978, 1982, 10.2016, 11.2020, 11.2023]

Alexander SchulAtlas, bearb. v. Frithjof Altemüller u. Ulrich Knippert, Gotha-Stuttgart 21996 > A Atlas, geografischer Atlas

Alexander SchulAtlas, bearb. v. Ulrich Knippert (2002), Gotha 2002 > A Atlas, geografischer Atlas

Alexander Weltatlas. Neue Gesamtausgabe. Baden-Württemberg, hg. v. Helmut Schulze (1984), Stuttgart 21996, 81997, 91997 > A Atlas, geografischer Atlas

Alföldi, Andreas (1977), Das frühe Rom und die Latiner, Darmstadt 1977 > R Römische Geschichte, 15.-6. Jahrhundert v.Chr.

Alfons X. von Kastilien, König von Kastilien, römisch-deutscher König: Geboren wurde Alfons am 26. November 1221 in Toledo. Alfons war der Sohn des Königs Ferdinand III. (1217/30-1262) und der Beatrix-Isabella, der jüngsten (überlebenden) Tochter des deutsche Königs Philipp von Schwaben; er war damit ein Enkel dieses Stauferkönigs. Am 26. November 1246 vermählte sich Alfons mit Yolante, der Tochter König Jakobs I. von Aragon (1213-1276). Am 1. Juni 1252 folgte er seinem Vater als Alfons X. auf den Thron. Als König von Kastilien-León setzte er die Eroberung Andalusiens fort (Einnahme von Cadiz 1265), betrieb hier eine systematische Besiedlungspolitik und versuchte - gegen adligen Widerstand - eine Zentralisierung der Königsherrschaft. Nach dem Tod des deutschen Königs Konrad IV. (1254) bemühte sich Alfons um das Erbe der mit ihm verwandten Staufer. Seine Reklamation des Herzogtums Schwaben (1255) und seine Wahl zum römischen König und Kaiser durch die ghibellinischen Pisaner sowie durch die Stadt Marseille (1256) gehörten ebenso zu seiner Politik des fecho del imperio, der Gewinnung des staufischen Erbes hauptsächlich in Italien, wie seine vom Trierer Erzbischof Arnold II. (1242-1259) gegen Richard von Cornwall (1257-1272) betriebene Wahl zum römischen König (1257). Alfons (1257-1284) sollte aber Deutschland nie betreten und wurde nur von den Fürsten anerkannt, die Parteigänger der französischen Politik waren. Zudem erschwerten Unruhen im spanischen Königreich ein erfolgreiches Eingreifen Alfons' in Italien oder Deutschland. Gegen Ende seiner Regierungszeit erschütterten Thronkämpfe Kastilien und León. Der König starb am 4. April 1284 in Sevilla. Er liegt im Kloster Las Huelgas in Burgos begraben. Nachfolger wurde der (zuvor aufständische) Sohn Sancho IV. (1284-1295); der älteste Sohn Alfons', Ferdinand de la Cerda, war schon früh verstorben (1275). Bekannt ist Alfons der Weise auch durch die von ihm veranlassten umfangreichen gesetzgeberischen, wissenschaftlichen und literarischen Tätigkeiten. Der kastilische Hof Alfons' war ein politisches und kulturelles Zentrum, an dem sich Wissen, Politik und Gesellschaft gegenseitig beeinflussten. Ausfluss des herrscherlichen und kulturellen Handelns des Königs waren die Übersetzungen u.a. von naturwissenschaftlichen Werken aus dem Arabischen, das umfangreiche Rechtswerk der Siete Partidas, die Geschichtsschreibung der Estoria de España. Im solcherart aufbereiteten Wissen spiegelte sich nicht zuletzt die Rolle des römisch-deutschen Kaisertums, auf dessen Erwerb die letztlich (1275) darin gescheiterte Politik des kastilischen Königs abzielte.
Mit König Alfons X. von Kastilien beschäftigt sich: Schlieben, Barbara, Verspielte Macht. Politik und Wissen am Hof Alfons' X. (1252-1284) (= Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd.32), Berlin 2009, 346 S., Schwarzweißabbildungen, € 16,80. [Buhlmann, 08.2016]

Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften

ALKH = Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns

Alle Länder unserer Welt. Lexikon der Staaten, Städte und Landschaften, hg. v. Peter Göbel (1989), Zürich-Wien 1989, Zürich-Wien 51995 > W Weltgeografie

Allekotte, Detlef (1978), Friedrich Wilhelm Waiblinger (oder Hugo Thorwalds Dichter- und Wanderjahre zwischen Frühreife und frühem Tod), Selb 1976, Mülheim a.d. Ruhr 21986, 95 S., Schwarzweißabbildungen, DM 9,90. Der deutsche Dichter Friedrich Wilhelm Waiblinger (*1804 in Heilbronn, †1830 in Rom) wuchs u.a. in Stuttgart und Reutlingen auf, studierte evangelische Theologie am Tübinger Stift (1822/26), bis seine Äffare mit einer etwas älteren Frau zum Ausschluss vom Studium führte. Bekannt war Waiblinger mit Friedrich Hölderlin und Eduard Mörike. Er selbst schrieb unter der Verlegerschaft von Johann Friedrich Cotta: Phaeton (1823, Roman), Erzählungen aus Griechenland (1823), Lieder der Griechen (1823), Friedrich Hölderlin's Leben, Dichtung und Wahnsinn (1827/28), Blüten der Muße aus Rom (1829), Taschenbuch aus Italien und Griechenland (1829/30) u.a. Waiblinger starb auf seiner Italienreise (1826/30) in Rom an einer Lungenentzündung. [Buhlmann, 02.2022]

Allen, Charles, Baker, Hugh D.R. u.a. (1983), Menschen in ihrer Zeit, Stuttgart-Zürich-Wien 1983 > W Weltgeschichte

   Allerheiligen, Kanonikergemeinschaft: Das Kloster Allerheiligen, gelegen im Schwarzwälder Renchtal am Rande der Ortenau, ging hauptsächlich auf Uta von Schauenburg zurück, die Ehefrau Herzog Welfs VI. (†1191). Es wurde 1191/96 gegründet und mit umfangreichem Gründungsgut in der Umgebung ausgesstattet. Der erste Propst Gerung (1192-1217) richtete die vita communis ein, ihm gelang auch die Anerkennung der Klerikergemeinschaft, ihres Besitzes und ihrer Rechte durch Königtum und Papst (1200, 1203). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts entstand das Kirchengebäude; Chor, Vierung und Querschiff wurden in der 2. Hälfte des 13., das Langhaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts vollendet, nachdem finanzielle Engpässe in den 1220/30er-Jahren überwunden werden konnten. Kanoniker aus Allerheiligen zogen 1248 in das südhessische Kloster Lorsch ein, das fortan prämonstratensisch war. Auch die Besitzentwicklung der Schwarzwälder Kommunität verlief zufriedenstellend, die Geistlichen wandten sich der Seelsorge in den benachbarten Pfarreien zu. Wirtschaftliche Unzulänglichkeiten und ein Verfall des gemeinsamen Lebens der Kanoniker prägten das 15. Jahrhundert. 1470 suchte ein Brand Allerheiligen heim, Gebäude und Kirche, heute eine Ruine, wurden wiederaufgebaut. Eine von der Ortenauer Ritterschaft gestiftete Wallfahrtskirche in Lautenbach (bei Oberkirch) wurde unter Propst Johannes Magistri (1477-1492) vollendet und den Prämonstratensern unterstellt. Allerheiligen selbst wurde im Bauernkrieg geplündert (1525), überstand aber unbeschadet die Reformation. 1657 wurde die Kommunität zur Abtei erhoben, 1802 säkularisiert.
Hinsichtlich der Geschichte Allerheiligens (im Mittelalter) ist zu verweisen auf: Schwarzmaier, Hansmartin (1994), Uta von Schauenburg, die Gemahlin Welfs VI., in: ZGO 142 (1994), S.1-17; > B Buhlmann, Klöster und Stifte in Baden-Württemberg. [Buhlmann, 03.2009, 07.2016]

Almanach. Heimatjahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises, Schwarzwald-Baar-Jahrbuch, hg. v. Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis, enthält u.a. zahlreiche Themen zur Archäologie, Geschichte, Kunst und Politik im baden-württembergischen Landkreis Schwarzwald-Baar. Im Einzelnen: Folge 7: Almanach 83, Villingen-Schwenningen [1982], 272 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N., u.a. mit: I. Ausgrabungen bei Neudingen im Gewann Löbern förderten ein merowingerzeitliches Gräberfeld zutage; Grab 168 enthielt einen Holzstab mit einer Runeninschrift, die wahrscheinlich als (profane) Liebesnachricht von Hamale an Imuba von einer Frau mit Namen Blidgund geschrieben wurde (Gerhard Fingerlin, Eine Runeninschrift der Merowingerzeit. Aus dem Gräberfeld von Neudingen, Stadt Donaueschingen). II. In einem hallstattzeitlichen Gräberfeld (von ca.600 v.Chr.) im Eggwald der Gemeinde Brigachtal-Überauchen (mit Brand-, Körperbestattungen, Grabbeigaben [Frauenschmuck, Keramik]) fanden sich drei beigabenlose spätalemannische Steinkistengräber (8. Jahrhundert, Mitte) (Hans Letulé, Die Ausgrabungen im Eggwald 1980). III. Im Laufe der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte Villingens trat die dortige christliche "Kirchenlandschaft" hervor, Kirchen und Klöster, die über Jahrhunderte eine wichtige religiöse, kulturelle, wirtschaftliche und politische Rolle in Villingen gespielt haben (Christianisierung im frühen Mittelalter, Villinger Pfarrkirche[n], Münster, Frauenkommunitäten [Vetter-, Kürneggersammlung, Nikolausklause, St. German], Franziskanerkloster, Johanniterorden, Bickenkloster-St. Ursula) (Wolfgang Müller, Kirchen und Klöster Villingens im Mittelalter; Helmut Heinrich, Das Bickenkloster in Villingen. Zum Jubiläum des 200jährigen Bestehens des "Lehrinstituts St. Ursula"; Helmut Heinrich, Der Klosterhof von St. Ursula; Frank T. Leusch, Das Villinger Münster unserer Lieben Frau. Zur Renovierung in den Jahren 1977 bis 1982). IV. 1583 wurde auf der katholischen Baar der Gregorianische Kalender eingeführt (Villingen: 21. Oktober/1. November 1583; Grafschaft Fürstenberg: 15./25. November 1583 bzw. 18./28. November 1583) (Lorenz Honold, Vor 400 Jahren: Als der Gregorianische Kalender kam. Im Spätjahr 1583 wurde er in Villingen, auf der Baar und im Kinzigtal eingeführt). V. Lazarus von Schwendi (*1522-†1583) stand im diplomatischen und Kriegsdienst (Truppenführer, General, Verfasser des "Kriegs-Discurs") der damaligen habsburgisch-österreichischen Herrscher (Karl V., Ferdinand I., Maximilian II.); 1563 bewilligte Kaiser Ferdinand I. (1556-1564) die unablösbare Übertragung der Herr- und Pfandschaft Triberg an Lazarus und dessen Sohn Hans Wilhelm (*1558-†1609) (Spitalgründung 1578, Spitalordnung 1581) (Rudolf Fleig, Lazarus von Schwendi. Seine Zeit und seine Bedeutung für Triberg aus Anlaß des 400. Todestages am 27.5.1983). VI. Vom beginnenden 16. Jahrhundert an sind Versuche der Reichsstadt Rottweil feststellbar, am Schwarzwaldostrand Bergbau zu betreiben (fehlgeschlagener Silberbergbau in Kappel 1514/20 und 1562; Scheitern des Eisenerzabbaus bei Eisenbach 1523) (Winfried Hecht, Rottweiler Bergbauversuche im Schwarzwald-Baar-Kreis). VII. Nach der in Stellvertretung durchgeführten Trauung des späteren französischen Königs Ludwig XVI. (1774-1793) mit der habsburgischen Erzherzogin Maria Antonia Josepha Johanna (Marie Antoinette, *1755-†1793) am 19. April 1770 erfolgte die Reise der Braut von Wien nach Paris, wobei der umfangreiche Brautzug auch die Baar und den Übernachtungsort Donaueschingen durchquerte (festlicher Empfang in Donaueschingen am 3. Mai 1770, Abreise am 4. Mai) (Georg Goerlipp, Maria Antoinettes Brautfahrt. Von Wien nach Paris: der Aufenthalt in Donaueschingen). VIII. Eine Wehrkirche in Urach (bei Hammereisenbach), umgeben von dem Friedhofsareal, hat es wahrscheinlich schon im 12./13. Jahrhundert gegeben; der Ort verfügte wohl schon im 12. Jahrhundert über eine Pfarrkirche, die Pfarrei umfasste 1274/75 auch die Orte Bregenbach, Hammereisenbach und Schollach, zudem ist (Wald-) Besitz des Klosters Friedenweiler in Ura bezeugt; die Uracher Kirche stammt mit Tor und gotischem Chor aus dem späteren Mittelalter wurde im 18. Jahrhundert barock umgestaltet (Langhausumbau, Innenausstattung) (Erna Huber, Die Wehrkirche von Urach). IX. Die Sinkinger (Wallfahrts-) Kapelle in einem Ortsteil Fischbachs (Erstnennung Fischbachs wohl 1066) reicht ins 17. Jahrhundert zurück; das barock gestaltete Gotteshaus hat den Altar (Hochaltar von 1669, Nachnildung der schwarzen Madonna von Einsiedeln) als Mittelpunkt (Rosemarie von Strombeck, Sinkinger Kapelle - vielbesuchtes Kleinod). Folge 11: Almanach 87, Villingen-Schwenningen [1986], 288 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N., u.a. mit: I. Gemäß Gerhard Fingerlin, Das alamannische Reihengräberfeld von Schwenningen auf der Lehr, beherbergt das frühmittelalterliche Gräberfeld "Auf der Lehr" (althochdeutsch lê/leh für "Hügel, Grabhügel, Friedhof"), gelegen nördlich des historischen Schwenninger Ortskerns, auch Bodenfunde aus alemannischer Zeit. Das Gräberfeld liegt auf dem zum noch jungen Neckar (Neckarquelle bei Schwenningen) hin abfallenden Ostabhang eines Hügels; eine Siedlung in der Nähe mag vielleicht in Beziehung zur römischen Straße zwischen Rottweil und Hüfingen und zu einer Neckarfurt gestanden haben. 202 Gräber einschließlich vier Doppelgräbern konnten bisher auf dem Friedhof festgestellt werden, der damit zu den größten alemannischen Gräberfeldern auf der Baar gehört. Die (parallel in Reihe angeordneten) Gräber sind grob in West-Ost-Richtung orientiert und umfassen zeitlich das 6. und 7. Jahrhundert, während um 700 der Friedhof aufgelassen wurde. Typisch für das 6. Jahrhundert sind Brettersärge und Kammergräber aus Holz, für das 7. Jahrhundert Steinkisten- und Steinplattengräber; bei vielen Gräbern fehlen indes Grabfassungen dieser Art. Gerade auf Grund von Beigabenfunden konnten Gräber Männern, Frauen und Kindern zugeordnet werden (Fibeln, Schmuck, Waffen, Glas, Keramik). Gerade die Vinzenzkirche (heute evangelische Stadtkirche), die einen halben Kilometer südlich des Gräberfeldes liegt, könnte dann an der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert die Bestattungen an sich gezogen haben (Bestattungen auf dem Kirchhof) und so das Ende der Belegung am bisherigen Friedhof herbeigeführt haben. Die wohl im Vergleich zur Vinzenzkirche in etwas spätere Zeit zurückreichende Michaelskirche wird dann für eine weitere Siedlung gestanden haben, so dass von einer Schwenninger Doppelsiedlung (mit nur einem Reihengräberfriedhof?) auszugehen ist. II. H.D. Wagner, Kulturdenkmal - einmalig in Süddeutschland. Durch die Ausgrabungen der römischen Gebäude in Niedereschach-Fischbach dokumentarisch für die Nachwelt gerettet, berichtet von den archäologischen Untersuchungen im Bereich der Fundamente eines römischen Gutshofs auf der Gemarkung "Hinterm Bubenholz" (Hauptgebäude, Wirtschaftsgebäude, Hypokaustenanlage). III. Nach Josef Spintzik, Der Ursprung der Stadt Blumberg, sind die Anfänge Blumbergs im Fahrwasser der Herren (Ritter) von Blumberg (erste urkundliche Nennung 1260) zu sehen. Als Ministerialen der Grafen von Freiburg-Urach bzw. Fürstenberg hatte das wohl aus dem Hegau (Watterdingen) stammende Rittergeschlecht auch auf der Baar Fuß gefasst. Die Burg Blumberg am Ausgang des Aitrachtals wurde zu einem Herrschaftsmittelpunkt der Blumberger, daneben verfügten sie über Burgen bei Hüfingen und Donaueschingen sowie über die Bürg Hohenkarpfen. Hüfingen war seit dem Ende des 13. Jahrhunderts Zentrum der blumbergischen Besitzungen, ging aber durch Heirat 1381 an die Ritter von Schellenberg verloren. In der Folge wurde Blumberg Stadt (ca.1390), im Zusammenhang mit dem Aussterben der Blumberger (Rudolf von Blumberg, †ca.1451) gelangte der Ort an Sigmund von Stain (ca.1446), an die Herrn von Randegg (1468), an Hans von Landau (1484; Schloss und Wehranlagen Blumberg; Behauptung im Schwabenkrieg 1499), schließlich an die Grafen von Fürstenberg (1437). IV. Klaus Minges, 600 Jahre Schlacht von Sempach. Herzog Leopold III. von Habsburg und die Stadt Villingen, erinnert an die Beteiligung von Villinger Kriegsleuten in den Schlachten von Sempach (1386) und Näfels (1388) (habsburgisches Villingen 1326, Villinger Stadtrecht 1371). V. Georg Goerlipp, Der Bergbau im Tal des Eisenbachs, erinnert an die Anfänge des Bergbaus im Eisenbachtal (Verleihung der Bergrechte in Breg- und Seitentälern an Graf Egino von Freiburg durch König Heinrich (VII.) 1234), an einen dort eher planlos betriebenen Bergbau von Eisenerz (Spätmittelalter), an den eher systematisch betriebenen Ausbau von Bergbau und Verhüttung in der frühen Neuzeit (Eisenbach, Hammereisenbach 1523, Bachzimmerer Schmelze 1707, Verwaltungsgebäude in Hammereisenbach 1726). VI. Nach Gerlinde Pfannkuchen, Sunthausen - Idylle mit Schicksal. Zwei Großbrände bestimmen das Bild vom früher "geteilten Dorf", geht Sunthausen in alemannische Zeit zurück, war um 1400 fürstenbergisch, ab 1572 in eine protestantisch-(hohenzollerisch-)württembergische und eine katholisch-fürstenbergische Hälfte geteilt. - Folge 14: Almanach 90, Villingen-Schwenningen [1989], 304 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N., u.a. mit: I. Aufen wird erstmals erwähnt in einer auf die Donaueschinger Königsurkunde von 889 gefälschte Reichenauer Urkunde des frühen 12. Jahrhunderts sowie in der Überlieferung des Klosters St. Georgen im Schwarzwald zu 1138. 1488 wurde der Ort von den Grafen von Fürstenberg erworben (Aufener Wappen). Aufen wurde am Beginn des 19. Jahrhunderts badisch, 1935 nach Donaueschingen eingemeindet (Volkhard Huth, 850 Jahre Aufen; Rüdiger Schell, Aufen - der Donaueschinger Stadtteil mit den kleinen Besonderheiten; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Aufen). II. Buchenberg, erstmals erwähnt im Liber decimationis des Konstanzer Bistums (1274/75), soll, was (Nikolaus-) Kapelle und Kirche anbetrifft, bis in merowingische Zeit zurückreichen; Martinsweiler (bei Buchenberg) wird zu 1089 erstmals erwähnt; Besitz der Klöster St. Georgen und Rottenmünster ist nachweisbar, die Gerichtsbarkeit lag seit dem späten Mittelalter bei Rottenmünster und Württemberg (württembergische Reformation 1534). Die Burg Waldau (bei Buchenberg) gelangte 1445 an Württemberg (Johann Haller, Buchenberg; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Buchenberg). III. Fürstenberg auf dem "vürdersten Berg" war eine Stadtgründung der Grafen von Fürstenberg (13. Jahrhundert, Mitte); der Ort auf dem Berg ging im Stadtbrand von 1841 unter und lebt im Fürstenberg vor dem Berg weiter (August Vetter, Fürstenberg; Klaus Schnibbe, Das Wappen der ehemaligen Stadt Fürstenberg). IV. Oberkirnach wird zu 1244 erstmals erwähnt; hier im hohen und späten Mittelalter das Kloster St. Georgen im Schwarzwald Besitz. Das obere Kirnachtal wurde in der Folge der württembergischen Reformation protestantisch. Oberkirnach war in der frühen Neuzeit ein Grenzort mit Zollstation (Karl-Heinz Beha, Oberkirnach; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Oberkirnach). V. In Tuningen hatte das Kloster St. Gallen Besitz und Einfluss auf den Ort (Klosterbesitz in Tuningen, Meier von Tuningen) (Klaus Schnibbe, Das Wappen der Gemeinde Tuningen). VI. Hilde Hiller, Archäologische Funde aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis (im Museum für Ur- und Frühgeschichte der Stadt Freiburg i.Br.) (bronze- und urnenfeldzeitliche Grabfunde, hallstattzeitliche Gräber des Villinger Magdalenenbergs, römerzeitliche Funde aus Hüfingen [Bronzescheiben, Zierstab, Werkzeuge, Schlüssel], römerzeitlich-frühmittelalterliche Fibeln (mit Emaileinlagen, in Niello-, Cloisonné-Technik, als Silber-, Goldscheiben, S-Fibeln), frühmittelalterliche Goldanhänger und sonstiger Schmuck). VII. Dürrheim, zum Jahr 889 erstmals erwähnt, geht auf alemannische Besiedlung zurück (Reihengräberfriedhöfe), im Ort übte in Spätmittelalter und früher Neuzeit zunehmend der Komtur der Villinger Johanniterkommende Herrschaft aus; 1806 wurde Dürrheim badisch, im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein Bäder- und Kurort. Mitunter Jahrhunderte alte Grenzsteine zeigen die Gemarkungsgrenze zwischen Dürrheim und Schwenningen an (Lydia Warrle, Bad Dürrheim. Ein Dorf wird Kur- und Bäderstadt; Siegfried Heinzmann, Die Grenzsteine zwischen Schwenningen und Bad Dürrheim). VIII. Susanne Huber-Wintermantel, Hexenprozeß tarnt Justizmord. Die Hinrichtung des Mathias Tinctorius in Hüfingen im Jahre 1632 (Mathias Färber [Tinctorius] als Registrator, Obervogteiverweser und Notar der fürstenbergischen Herrschaft in Hüfingen, zuvor Schulleiter in Aasen und Landgerichtsschreiber, 1631 mit seiner Frau der Hexerei beschuldigt, gefoltert und verbrannt). IX. Heinz Lörcher, Stationen der Erinnerung an die Verfolgung und Vernichtung der Villinger Juden im 3. Reich; Christiana Steger, Judenverfolgung in Donaueschingen. Ein lokalhistorischer Nachtrag zur 50. Wiederkehr der sogenannten "Reichskristallnacht" (Judenverfolgung und -vernichtung in Villingen ["Reichskristallnacht" 1938, Abtransport von Juden über die Eisenbahn, jüdische "Fremdheit"] und Donaueschingen [fürstenbergisches Judenprivileg 1662, Juden am fürstenbergischen Hof, "Reichskristallnacht" 1938, Deportation und Vernichtung]). X. Hans Frank, Der Bregtäler - ein rauchender Zeitgenosse (Eisenbahnlinie Bregtalbahn: Donaueschingen - Bregtal - Furtwangen, 1881/88/93-1973). - Folge 15: Almanach 91, Villingen-Schwenningen [1991], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N., u.a. mit: I. Verena Nübling, Abriß der Ur- und Frühgeschichte im Schwarzwald-Baar-Kreis anhand der archäologischen Fundstellen: 226 archäologische Denkmäler verteilen sich auf die Mittelsteinzeit (ca.8000-6000 v.Chr.; Rietheim. Silexschlagplatz), die Jungsteinzeit (6.-3. Jahrtausend v.Chr.; Neudingen, Schwenningen: Bandkeramiksiedlungen; Achdorf: Siedlung der Rössener Kultur; Dürrheim, Pfohren: Pfahlbausiedlungen), die Bronzezeit (2. Jahrtausend-9. Jahrhundert v.Chr.; Epfenhofen, Neudingen: Siedlungen der Hügelgräberzeit; Hüfingen, Schwenningen: Siedlungen der Urnenfelderzeit), die Hallstatt- und Latènezeit (8.-1. Jahrhundert v.Chr.; Villingen: Magdalenenberg, Kapf; Mundelfingen: Viereckschanze), die römische Zeit (1.-3. Jahrhundert n.Chr.; Hüfingen: Kastell; villae rusticae); die alemannisch-merowingische Zeit (4.-7. Jahrhundert n.Chr.; Gräberfelder, Befestigungen). II. Peter Jakobs, Die Badeanlage des römischen Gutshofes von Fischbach: Der Gutshof (villa rustica), Mittelpunkt eines größeren Landgutes im Umfeld des Munizipiums Arae Flaviae (Rottweil), bestand mindestens vom ausgehenden 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. mit Hauptgebäude (umfangreiche Landvilla), Wirtschaftsgebäuden und römischer Badeanlage (Umbauten des 2. Jahrhunderts n.Chr., Nutzung bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr.; Kaltbad, Laubad, Warmabd, Hypokaustenanlage, Heizraum). III. Volkhard Huth, Die "Alemannen". Auf der Suche nach Geschichte und Gehalt eines Volksnamens: Alemannen als "alle Mannen" waren ein Großstamm/Stammesbund/Stammesschwarm zunächst im Vorfeld des römischen Limes der agri decumates (ab 2. Jahrhundert n.Chr., 2. Hälfte?), der im Zuge einer "alemannischen Landnahme" und Siedlungsbildung sich an Neckar, oberer Donau und Hochrhein in Frontstellung zur römischen Herrschaft ansiedelte (3.-5. Jahrhundert n.Chr.), um schließlich in das Frankenreich zunächst der Merowingerkönige einbezogen zu werden (ausgehendes 5. Jahrhundert und später; "älteres, jüngeres Stammesherzogtum"). IV. Ewald Hall, Altes neu entschlüsselt: Die Siedlungsnamen im Schwarzwald-Baar-Kreis: Zu unterscheiden sind als älteste Namenschicht die (alemannisch-fränkischen) -ingen und -heim-Namen (5.-7. Jahrhundert n.Chr.; älterer Landesausbau) von jüngeren Namen auf -hausen, -hofen, -weiler, -berg, -burg, -dorf (8.-13. Jahrhundert n.Chr.; jüngerer Landesausbau), daneben von Gewässernamen auf -ach, -bach. V. Fernando Domínguez, Der Jakobsweg. Bedeutung und Ausstrahlung; Kurt Müller, "Jakobus krönt zwei Pilger". Eine Steinplastik aus der untergegangenen Jakobuskapelle vor Villingen; Joachim Sturm, Jakobsverehrung und Jakobswege im Landkreis: Die Jakobswege als Pilgerwege zum Grab des heiligen Apostels Jakobus des Älteren im nordwestspanischen Santiago de Compostela bzw. die Jakobusverehrung bezogen seit dem (frühen) Mittelalter (9. Jahrhundert) auch den alemannisch-schwäbischen Raum mit ein (Pilgerrouten: Villingen-Einsiedln/Besancon-Santiago); doch erst seit dem 13./14. Jahrhundert, der Hochzeit der Jakobusverehrung im späten Mittelalter, wird der Jakobuskult auf der Baar und in derem Umfeld historisch greifbar (Nordstettener Skulptur "Jakobus krönt zwei Pilger" [n.1260]; Mistelbrunner Jakobsmuschel [13. Jahrhundert]; Klengener St. Jakobus-Kapelle [1388]; Jakob Villinger als Pilgerreisender), während das 15. und 16. Jahrhundert einen Niedergang der Jakobuswallfahrt sah, dem im Zuge der Gegenreformation im 17. und 18. Jahrhundert wieder ein Hoch folgte (Hüfinger Jakobsbruderschaft [1668]; Hüfinger Jakobsbrunnen; Jakobusstatuen in Allmendshofen und Donaueschingen; Unterkirnacher Jakobuskirche [1715]; Jakobusstatuen in Vöhrenbach [1735/40]); Pilgerreisen nach Santiago fanden im Bereich der Baar auf einem nord-südlichen Hauptweg Sinkingen-Allmendshofen-Hüfingen statt, der in Villingen auf den vom Schwarzwald kommenden Nebenweg Kinzigtal-Brogen-Mönchweiler-Nordstetten, in Hüfingen auf dem Weg Schwarzwald-Mistelbrunn-Bräunlingen traf. - Folge 16: Almanach 92, Villingen-Schwenningen [1991], 336 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N., u.a. mit: I. Aselfingen tritt zum Jahr 791 in einer Schenkung an das Kloster St. Gallen erstmals urkundlich in Erscheinung, Pfarrkirche war um 1200 das Gotteshaus im benachbarten Achdorf (1275, 1432). Im Spätmittelalter war der Ort Teil der Herrschaft Blumegg, ab 1448/57 dem Kloster St. Blasien zugehörig. Die St.-Otmars-Kirche von 1593/95 (spätgotisches Kreuz 1560, Chorbogenfiguren 1680, Votivtafel 1763) war nicht das erste Gotteshaus in Aselfingen. Überschwemmungen des Ortes (Aubächle) werden aus dem 18. Jahrhundert und von 1924 berichtet; 1934 entstand die Gesamtgemeinde Achdorf, 1972 wurden Achdorf und damit Aselfingen der Stadt Blumberg angegliedert (Hans Müller, 1200 Jahre Aselfingen im Wutachtal; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Aselfingen). II. Urkunden der St. Galler Mönchsgemeinschaft nennen Mundelfingen zum Jahr 802 (?), 803 (?) und 816. Die alemannisch-alemannenzeitliche Siedlung wurde benannt nach einem gewissen Munolf als "Sippenvorsteher" von Mun(d)elfingen. Bis zum 11. Jahrhundert erfahren wir nichts weiter über die Siedlung. Im hohen Mittelalter gab es in Mundelfingen einen Ortsadel, der erstmals (1086) in der Überlieferung des damals neu gegründeten benediktinischen Reformklosters St. Georgen im Schwarzwald erscheint und dessen letzte Vertreter ncoh im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert greifbar sind. Im hohen und späten Mittelalter war Mundelfingen Mittelpunkt eines dem Kloster St. Gallen gehörenden Hofverbands (Heberegister, Einkünfteverzeichnisse u.a. von um 1200 und 1265), das Mundelfinger Gotteshaus stand als Pfarrkirche unter dem Patronat der Mönchsgemeinschaft (1225). Die Mundelfinger Ortsherrschaft besaßen die Grafen von Fürstenberg (1283) und als fürstenbergisches Lehen die Herren von Schellenberg (1380-1619). 1750/51 entstand die Barockkirche St. Georg des Architekten Peter Thumb als Pfarrkirche, daneben gibt es im auch in der Neuzeit weitgehend agrarisch orientierten Ort eine Margaretenkapelle sowie das Rathaus, das seine Funktion mit der Eingemeindung Mundelfingens nach Hüfingen (1975) verlor (Käthe Fritschi, Mundelfingen. Ein liebenswerter Ort in der Landschaft der Baar; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Mundelfingen). III. Waldhausen wird als Waldhusa zum Jahr 769 erstmals in der Überlieferung des Klosters St. Gallen genannt. Im Spätmittelalter war der Ort fürstenbergisch, um 1444 fiel Waldhausen wüst (Pest), um ein Jahrhundert später wiederbesiedelt zu werden. Zu 1663 wird eine Kapelle genannt, der 1899 die St.-Blasius-Kirche in der Ortsmitte folgte. 1972 wurde Waldhausen Teil der Stadt Bräunlingen (Elmar Schnetzler, Waldhausen - eine alte Siedlung am Randes des Schwarzwaldes; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Waldhausen). IV. Kurt Kramer, Die Glockenlandschaft der Baar. Ein geschichtlicher Überblick, nennt folgende Glocken aus Mittelalter und früher Neuzeit auf der Baar: Aselfingen, Pfarrkirche St. Otmar (Übergangsglocke [13. Jh., 2. Hälfte], gotische Dreiklangglocke [14. Jh., Mitte; Inschrift, Reichenau-Niederzeller Gießschule]); Buchenberg, evangelische Kirche (kleine Glocke [13. Jh.; aus Bretzheim]); Hüfingen, Pfarrkirche St. Verena-Gallus (Glocke [ca.1300; Inschrift, Reichenau-Niederzeller Gießschule]; zwei Glocken [14. Jh.; Schaffhauser Glockenguss]); Bräunlingen, alte Pfarrkirche St. Remigius (Glocke [14. Jh.; Schaffhauser Glockenguss]; große Glocke [1425; Rottweiler Gießhütte]; mittlere Glocke [15. Jh., 1. Hälfte]); Villingen, Münster (Vigilglocke [ca.1400]; Villinger Glockengießer); Schonach, Pfarrkirche St. Urban (Glocke [1501; Reutlinger Glockenguss]); Hausen vor Wald, katholische Pfarrkirche St. Peter-Paul (Glocken [16. Jh., Mitte bzw. 1552; elsässische Gießer]); Mundelfingen, katholische Pfarrkirche St. Georg (Glocke 16. Jh., Mitte; elsässische Gießer]); Hondingen, katholische Pfarrkirche St. Martin (Glocke [16. Jh.]); Öfingen, evangelische Kirche (Glocke [1699; elsässische Gießer]). V. Georg Rosenfelder, Die St.-Wendelins-Kapelle in Oberkirnach. In früherer Zeit ein bekannter und gern aufgesuchter Wallfahrtsort, schildert die im 15. Jahrhundert in Franken und Südwestdeutschland aufkommende Wendelinsverehrung, die Weihe der Wendelinskapelle 1496 (Rechteckkirche mit polygonalem Chor) und die Kapelle als Wallfahrtsort für Wallfahrer der näheren und ferneren Umgebung (16.-18. Jahrhundert); die Kapelle wurde - als Spätfolge der württembergischen Reformation - um das Jahr 1605 zerstört und abgebrochen. VI. Manfred Reinartz, Das Villinger Benediktinerkloster auf zwei alten Zeichnungen, zeigt das Villinger Georgskloster (vormals Benediktinerkloster St. Georgen im Schwarzwald) in zwei frühneuzeitlichen Zeichnungen (zu 1633, zu 1662/1719) mit Pfleghof, Kapelle, Klostergebäuden innerhalb und neben der Villinger Stadtmauer. VII. Jochen Schultheiß, 125 Jahre Lorenzkirche St. Georgen. Am 17. Oktober 1867 geweiht, schildert die nach dem Dorfbrand von St. Georgen auf dem Grund der ebenfalls zerstörten evangelischen Pfarrkirche St. Lorenz (Mittelalter, beginnende frühe Neuzeit: Lorenzkirche als Gottesackerkapelle neben der Klosterkirche) erbauten neuen Lorenzkirche (alter Kirchturm; Weihe der neuen Kirche 1867; Erhöhung des Kirchturms 1900; Renovierung und Ausmalung 1914; Verlust der Glocken und neue Glocken 1921, 1949; Renovierung 1961/62; neue Orgel 1968; Renovierung 1989/90). - Folge 19: Almanach 95, Villingen-Schwenningen [1994], 368 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N., u.a. mit: I. Der Baarort Biesingen beherbergt mit dem "großen Haus", dem Altvogtshof, ein repräsentatives Gebäude aus dem Jahr 1738 als Sitz des Ortsvogts der Grafen von Tübingen (Rudolf Siebold, Ein Kleinod in der Baar: "'s groß Hus" in Biesingen. Der Altvogtshof stammt aus dem Jahre 1738). II. Hondingen scheint im frühen Mittelalter in der Überlieferung des Klosters St. Gallen auf, die dortige Martinskirche geht ins 8. Jahrhundert zurück, der Kirchturm mit älterem Fundament datiert auf das Jahr 1455. Seit dem 15. Jahrhundert ist der Ort Mittelpunkt christlicher Marienverehrung (Hans Müller, Hondingen; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Hondingen). III. Langenschiltach, erstmals zum Jahr 1303 urkundlich erwähnt, sicher aber älter (v.1200?), gehörte im Mittelalter zum Herrschaftsbereich der Zähringerherzöge und der Grafen von Fürstenberg (Urkunde von 1330) und gehörte mit seinen Höfen und Hofgruppen seit 1483/1519 zum Kloster St. Georgen im Schwarzwald; auch die Langenschiltacher Bauern revoltierten im Bauernkrieg (1523/24) gegen das Kloster, in württembergischer Zeit gehörte der Ort zum württembergisch-evangelisch-st. georgischen Klosteramt (ab 1576). Seit dem 18. Jahrhundert war der Ort eine wichtige Poststation (Posthof "Grüner Baum"), im 19. Jahrhundert Teil des Großherzogtums Baden (Klaus Schnibbe, Das Wappen von Langenschiltach; Joachim Sturm, Langenschiltach; Lothar Wagner, Wie Langenschiltach zu seiner Kirche kam). IV. (Villingen-Schwenningen-) Rietheim wird erstmals erwähnt in der Überlieferung des Klosters St. Georgen im Schwarzwald zum Jahr 1094 (neben 1091 [Überlieferung des Klosters Schaffhausen]?), doch ist der Ort siedlungstechnisch wohl wesentlich älter. Für das hohe und späte Mittelalter ist ein Ortsadel feststellbar, ebenso Ministerialität der Herzöge von Zähringen bzw. der Grafen von Fürstenberg (Herrschaft um die Warenburg); vom 14. bis zum 18. Jahrhundert war Rietheim villingisch und damit vorderösterreichisch (Bauernkrieg 1524/25; Dreißigjähriger Krieg 1618/48; Spanischer Erbfolgekrieg 1701/14). Rietheim gehörte zur Pfarrei des fürstenbergischen Kirchdorf und besaß eine 1487 dem heiligen Konrad geweihte Kapelle. In der Moderne war Rietheim ein Dorf im Großherzogtum Baden (Deutscher Bund, deutsches Kaiserreich) (Hermann Hüpfer, Die St. Konradskirche von Rietheim wurde erweitert und renoviert; Klaus Schnibbe, Das Wappen von Rietheim; Joachim Sturm, Rietheim). V. Die im 13. Jahrhundert sich ausbildende Stadt Vöhrenbach (1244) besaß wohl seit der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts ein Stadtsiegel mit einem Esel als Siegelbild. Zum Jahr 1586 ist die Siegelumschrift "Siegel der Stadt Vöhrenbach" bezeugt. Als Stadtwappen erscheint 1802 eine in einem Bach schwimmende Forelle (forha) (Klaus Schnibbe, Das Wappen der Stadt Vöhrenbach). - Folge 24: Almanach 2000, Villingen-Schwenningen [1999], 352 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM 29,80: I. Vorgeschichte, Alemannenzeit. Ein alemannisch-merowingerzeitliches Gräberfeld in der Gemarkung "Beim Kalkwerk/Zwischen den Dörfern" bei (Brigachtal-) Klengen zeigt eine Belegung von der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts (Zentrum des Gräberfeldes mit 21 Gräbern) bis zum späten 7. Jahrhundert an; neben vollständig erhaltenen menschlichen Skeletten sind Schmuckgegenstände (Broschen, Kämme, Gürtelschließen, Glasperlen, Amulette; bei Frauengräbern) und Waffenbeigaben (Spatha, Sax, Lanze, Schild, Pfeilspitzen; bei Männergräbern) ergraben worden (Jutta Klug-Treppe, Notbergung in alamannischem Gräberfeld. Die Rettungsgrabung des Landesdenkmalamtes "Beim Kalkwerk/Zwischen den Dörfern" im Brigacher Ortsteil Klengen). II. Mittelalter, frühe Neuzeit, Neuzeit. Im Zentrum der Baar liegen die Orte Neudingen (karolingische Pfalz, barockisierte Dorfkirche [ab 8. Jahrhundert], Kloster Maria Auf Hof [ab 13. Jahrhundert], Wallfahrtskapelle [ab 13. Jahrhundert], Teil der fürstenbergischen Herrschaft, Hexenprozess 1682, Mühlenhaus), Hüfingen (keltische, alemannische Funde, Römerkastell und Straßenschnittpunkt, Kirche [Kirchturm ca.1100], Burg, Teil der fürstenbergischen Herrschaft, Stadtmühle, Lorettokapelle [1715], Stadtmühle), Pfohren (Kirche [Urkirche, Dekanatssitz], Teil der fürstenbergischen Herrschaft, Entenburg [1471], Zerstörung [1704]), Heidenhofen (Teil der Herrschaft Wartenberg, Teil der fürstenbergischen Herrschaft [1321], Kirche), Aasen (romanisches Kellergewölbe, Kirche [11. Jahrhundert?], Rundbogenportal [1514]), Donaueschingen (Kloster Reichenau [889], Teil der fürstenbergischen Herrschaft [1488], Schlossbau [1566], Stadtkirche St. Johann, Gasthaus "Zum Schützen" [1724]), Aufen (Klöster Reichenau, St. Georgen, Maria Auf Hof, Teil der fürstenbergischen Herrschaft [1542]) und Grüningen (Gräberfelder der Hallstatt- und Merowingerzeit, Mauritiuskirche [10. Jahrhundert?], Wehrtum [ca.1300], Fürstenberger und Johanniter [14. Jahrhundert], Kapelle [1717]) (Wolfgang Tribukait, Auf der Suche nach dem Zentrum der Baar. Geschichtsträchtig: Unterwegs in Neudingen, Hüfingen und Donaueschingen). (Vöhrenbach-) Langenbach (zwischen Bächen und Hirschbühl gelegen, Ortsname als "langer Bach") war u.a. im hohen Mittelalter ein Ort der Glasherstellung (Glashütte 1218), Ausbauort der Grafen von Freiburg, Besitz der Grafen von Fürstenberg (Verkauf der Stadt Villingen 1326 ohne Glasbach daz tal, Teilungsbrief 1455, fürstenbergische Ämter Neufürstenberg und Vöhrenbach, Handel und Handwerk [18./19. Jahrhundert; Glashandel, Uhrenhandel, Uhrmacherei], Großherzogtum Baden [1806]) und ist heute ein überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Dorf (Bernhard Kleiser, Langenbach - Von der Landwirtschaft geprägt. Mit 270 Einwohnern kleinster Teilort der Stadt Vöhrenbach - Schon 1218 eine Glashütte erwähnt). Bei (Villingen-Schwenningen-) Mühlhausen reicht die menschliche Besiedlung von der Jungsteinzeit (steinerne Pflugschar) über das frühe Mittelalter (7. Jahrhundert?; Ortsname auf -hausen), das gesamte Mittelalter (Besitz der Klöster St. Georgen, Amtenhausen, Reichenau, St. Gallen, Rottenmünster, Salem; Lehen der Villinger Johanniterkommende, Grundherrschaft der Rottweiler Heiligkreuzbruderschaft [1479]) und die frühe Neuzeit (als unbefestigter Ort im Territorium der Reichsstadt Rottweil) bis zur württembergischen Zeit (1803-1938 Oberamt Tuttlingen) und zu den Veränderungen im 20. Jahrhundert (vor und nach dem Zweiten Weltkrieg; Bauernmuseum [1975]) (Ingeborg Kottmann, Eine Pflugschar aus der jüngeren Steinzeit. Mühlhausen wurde schon früh besiedelt - Das Bauernmuseum ist weithin bekannt). Das Gebiet des Rohrhardsbergs im mittleren Schwarzwald (Höhe: 1163 Meter) wurde wohl erst an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert besiedelt (Erstwerwähnung 1335), gehörte in spätem Mittelalter und früher Neuzeit zur Herrschaft Triberg (Vorderösterreich [1654], Baden [1805]; Versuch eines Kirchenbaus [15. Jahrhundert]; Landwirtschaft, Lehen und Vogtei [1525, 1564, 1608, 1655]) und war sogar - trotz der schlechten Verkehrsanbindung - von Pfälzer und Spanischem Erbfolgekrieg (Schanzenbau) betroffen; die selbstständige Gemeinde Rohrhardsberg wurde 1970 Teil von Schonach (Werner Hamm, Auf dem höchsten Punkt des Landkreises. Rohrhardsberg erstreckt sich zwischen 600 und 1163 Metern - International erfolgreicher Skiclub). Die Kirche in Riedöschingen hat, vielleicht beginnend um die Mitte des 8. Jahrhunderts als Holzkirche, eine bewegte Geschichte hinter sich (Ersterwähnung 1275, gotischer Neubau um 1300, Patronat der geistlichen Frauengemeinschaft in Lindau [1428], größerer Kirchenbau 1523, Votivbild des heiligen Xaver 1797, neuere Umgestaltungen der Kirche [1875, 1886, 1904/13], Innen- und Außenrenovierung [1962, 1994]) (Hermann Barth, St.-Martins-Kirche über 1200 Jahre alt. Bereits 748 als Holzkirche bestanden? - Außenrenovation nun abgeschlossen). III. Frühe Neuzeit. Für die bürgerliche Kunst auf der Baar am Anfang der frühen Neuzeut stehen die aus dieser Zeit überlieferten Scheibenrisse (als Geschenke), u.a. des Glasmalers Hieronymus Lang (*ca.1520-†1584) für die beiden Blumberger Müller Hans und Bartholomäus Weber oder des Daniel Lang (*1543-†1610) für den Blumberger Obervogt Hans Kemerling (Alessando Canestrini, Scheibenriß für Blumberger Gebrüder Weber. Ein Beitrag zur Baaremer Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts). IV. Frühe Neuzeit, Neuzeit. Der Kobisenhof in Oberkirnach (Hippengehr) verweist mit seiner Ersterwähnung auf die Mitte des 15. Jahrhunderts, das heutige Hofgebäude stammt von 1867 (Speicher, Hofmühle) (Stefan Blum, Der Kobisnhof in Oberkirnach. Eine bauhistorische Betrachtung zum Hauptgebäude und dem Speicher). Ein altes Triberger Bauernhaus war angeblich (laut Postkarte) 900 Jahre alt (Heinz Nienhaus, Recherchen zu einem alten Bauernhaus. Ein Hof zwischen Triberg und Schönwald soll angeblich 900 Jahr alt sein). Siedlungsneugründungen der Herrnhuter Brüdergemeine im 18. Jahrhundert zeichnen sich durch einen zentralen begrünten Platz aus; dies gilt auch für Königsfeld und den "Zinsendorfplatz", der sich im Ablauf der Zeiten zum Kurpark wandelte (Lutz-Wolfram Reiter, Der Zinzendorfplatz in Königsfeld). V. Neuzeit. Einblicke in Wirtschaft, Infrastruktur und Technik geben: der Versuch einer Fertigung von Präzisionsuhren im Schwarzwald im 19. Jahrhundert (Joseph Kirner, Jess Hans Martens, Furtwanger Uhrmacherschule) (Rita Müller, Von der Schilderuhr zum Marinechronometer? Über Versuche, den Präzisionsuhrenbau im Schwarzwald zu etablieren), die Person des Furtwanger Erfinders Arnold Zähringer (*1869-†1942) (elektrischer Fundengeber 1897; Zähringer als Schönenbacher Familie) (Robert Scherer, Arnold Zähringer - Erfinder aus Furtwangen. Als Mechaniker der erste Mitarbeiter von Robert Bosch - Miterfinder der Magnetzündung), die Firma "Blitz" M. Schneider Werkzeug- und Maschinenfabrik GmbH in Schwenningen bzw. Bräunlingen (ab 1872) (Ingeborg Kottmann, Firma "Blitz" M. Schneider Werkzeug- und Maschinenfabrik GmbH), das Reiterstellwerk Blumberg-Zollhaus (1886) (Dietrich Reimer, Technisches Kulturdenkmal erhalten. Das Reiterstellwerk beim Bahnhof Blumberg-Zollhaus wurde in zweijähriger Arbeit renoviert), die Linachtalsperre (ab 1923) (Klaus Koch, Ein Lehrstück aus dem Industriezeitalter. Wiederinbetriebnahme der Linachtalsperre lohnt in vielerlei Hinsicht - Förderverein gegründet), die Werbeagentur GRUPPE DREI in Villingen (ab 1998) ([ohne Autor], GRUPPE DREI auf Expansionskurs. Werbeagentur hat das ehemalige Schmeckenbecher-Areal in VS-Villingen wiederbelebt), die börsennotierte Internetfirma GFT Technologies ([ohne Autor], GFT Technologies AG - der Internetprofi. Erstmals ist ein im Schwarzwald-Baar-Kreis beheimatetes Unternehmen an der Börse notiert). Am fürstenbergischen Schloss in Donaueschingen befinden sich Büsten der römischen Kaiser Marc Aurel und Lucius Verus (1893/96) (Ulrich Feldhahn, Die Kaiserbüsten am Donaueschinger Schloß. Marc Aurel und Lucius Verus als Sinnblid der Idee des "Imperiums", des Reichsgedankens), die fürstlich-fürstenbergischen Sammlungen im Donaueschinger Schloss bieten Gipsskulpturen antiker Kunstwerke (19. Jahrhundert) Raum (Antonia Reichmann, Antike Kunst in Gips. Die Gipsabgüsse der fürstlich-fürstenbergischen Sammlungen im Donaueschingen). An Künstlern sind zu nennen: der Bildhauer Cipri Adolf Bermann (*1862-†1947; Büsten, Bronzefiguren [Freiburger Universität]) (Erich Willmann, Nur noch ein Straßennamen als Erinnerung. Cipri Adolf Bermann - einst berühmter Bildhauer, heute fast in Vergessenheit geraten), der Maler, Bildhauer und (Werbe-) Grafiker Curt Liebich (*1868-†1937; Ölgemälde für das Schwenninger Gasthaus "Bären", Postkarten, Plastik) (Michael Zimmermann, Zwischen Leid und Lebensfreude. Kunstwerke des berühmten Malers Curt Liebich (*1868-†1937) in Schwenningen und Villingen), der Maler Rudolf Koppenhöfer (*1876-†1951) (Ingrid Rockrohr, Empfindungsstarke Landschaftsmalerei. Werkschau erinnert an das Schaffen von Rudolf Koppenhöfer (*1876-†1951)), der zeitgenössische Musiker Dietrich Danksin (Anne Bethge, Pädagoge, Komponist und Musiker. Dietrich Danksin ist in den unterschiedlichsten Bereichen der Musikbranche tätig), der zeitgenössische Fotograf Ralf Ganter (Stefan Simon, Ralf Ganter - Fotografie als Kunst. Der Niedereschacher Top-Fotograf etablierte sich mit ungewöhnlichen Bildkonzepten), die zeitgenössische Malerin Lore Will (Stefan Simon, Imaginäre Welten - Visionäre Räume. Lore Will: Malerin, Schmuckdesignerin, Druckgraphikerin und Reisende), die zeitgenössische Malerin Badia Lakaich-Azabo (Wiebke Dirks, Mit sinnlichem Pinselstrich. Badia Lakaich-Azabo ertastet die ganze Weite menschlicher Leidenschaft). Im Bereich von Politik, Bildung und Wissenschaft sind zu nennen: der Historiker und Archivar Karl Friedrich Bader (*1905-†1998) (Joachim Sturm, Ein Leben für die Wissenschaft. Als fürstlich-fürstenbergischer Archivar die Geschichtsschreibung der Baar geprägt), der Heimatforscher Gerhard Friedrich Weber-Benzing (*1918-†1999) (Ute Schulze, Ein Leben für Heimat und Brauchtum. Zum Tode von Gerhard Friedrich Weber-Benzing), der Heimatforscher Herbert Heim (*1925-†1998) (Barbara Mutschler, Der Heimat Schwenningen eng verbunden. Die Beschäftigung mit der örtlichen Geschichte war für Herbert Heim eine Lebensaufgabe), der Langenschiltacher Ortsvorsteher Otto Fleig (*1926-†1998) (Wilhelm Müller, Der Heimatgemeinde verpflichtet. Otto Fleig prägte 30 Jahre lang die Kommunalpolitik Langenschiltachs). Nach Planungen von 1956 wurde 1959/61 die evangelische Johanneskirche in Bad Dürrheim nach einem zukunftsweisenden Entwurf des Architekten Horst Linde erbaut (Grit Grafe, Die Johanneskirche in Bad Dürrheim. Das Bauwerk von Prof. Horst Linde ist ein herausragendes Kulturdenkmal). Institutionen des (ausgehenden) 20. Jahrhunderts sind dann im Bereich Gesundheit und Soziales der Landfrauenbezirksverband Donaueschingen (ab 1949/50) (Helmut Rothermel, Der örtlichen Gemeinschaft eng verbunden. Seit 50 Jahren besteht der Landfrauenbezirksverband Donaueschingen), der Heustadelkindergarten in Tuningen (Walter Klumpp, Der Tuninger Heustadelkindergarten. Ein alter Bauernhof wurde mustergültig zu einem Kindergarten und Vereinszentrum umgebaut), die Nachsorgeklinik Katharinenhöhe bei Furtwangen (ab 1912/98) (Renate Puchinger, Nachsorge für die ganze Familie. Die Nachsorgeklinik Katharinenhöhe eröffnet therapeutischen Erweiterungsbau), das Seminarzentrum Johanniterhof in Obereschach (ab 1998) (Wiebke Dirks, Das Seminarzentrum Johanniterhof. Seit zwei Jahren kann man in Obereschach Musik, Poesie und Meditation erleben), der Jugendfonds Schwarzwald-Baar (ab 1998) (Ulrike Gfrörer, Der Jugendfonds Schwarzwald-Baar. Eine Idee macht Karriere - Der Jugend eine Zukunft ermöglichen), das Naturschutzgebiet "Tannhörnle" (Helmut Gehring, Eine 2000 Jahre alte Weidelandschaft. Das Naturschutzgebiet "Tannhörnle" bei Villingen hat seinen Charakter unverändert beibehalten), im Bereich der Wirtschaft die Müllentsorgung und Windkraft im Schwarzwald-Baar-Kreis (Joachim Gwinner, Restmüllbehandlung ist geregelt. Kreistag fällt mit einem Volumen von 200 Millionen Mark größte Entscheidung seiner Geschichte), die wirtschaftliche Fortentwicklung des Kreises allgemein (Karl Heim, Erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung. Schwarzwald-Baar-Kreis kann auf erweiterten finanziellen Handlungsspielraum hoffen). Das Ereignis der totalen Sonnenfinsternis (11. August 1999) betraf (nach Sonnenfinsternissen vom 3. August 1887 und 17. April 1912) auch den Schwarzwald-Baar-Kreis (Wilfried Dold, 11.8.1999: Als der Tag (fast) zur Nacht wurde. Die Sonnenfinsternis faszinierte im Schwarzwald-Baar-Kreis Tausende von Menschen). - Folge 29: Almanach 2005, Villingen-Schwenningen [2004], 312 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit: I. Christoph Morrissey, Vom Himmelberg zum Krumpenschloss - Vor- und frühgeschichtliche Wallanlagen im Schwarzwald-Baar-Kreis: An vor-, früh- und hochmittelalterlichen Wehranlagen und Befestigungen im Bereich des Schwarzwald-Baar-Kreises sind feststellbar: Kapf (bei Villingen; hallstattzeitliche Befestigung; früh- und hochmittelalterliche Abschnittsbefestigung vielleicht des abgegangenen Ortes Waldhausen), Türnleberg (bei Schwenningen; hallstattzeitliche(r) Graben und Vorwälle, Grabhügel), Krumpenschloss (Alt-Fürstenberg, bei Hammereisenbach; frühkeltische oder früh- bis hochmittelalterliche Befestigung, dazugehörende Siedlung Laubenhausen?), Blatthalde (bei Unterbaldingen; Wall-Graben-Anlage), Himmelberg (bei Öfingen; Wall-Graben-Anlage), Schlössle, Schlosshalde, Siletal/Kellwal (bei Dauchingen; kleine Befestigungsanlagen als hoch- oder spätmittelalterliche Burgställe), Buchwald (bei Aasen; Befestigungen?), Neudingen (Pfalz; hallstattzeitlicher Befestigungsgraben), Sissiberg (bei Hondingen; Abschnittsbefestigung), Bürgleberg (bei Riedböhringen; Ringwall der Latènezeit?), Fürstenberg (Plateau der hochmittelalterlichen Stadt Fürstenberg), Warenburg (bei Villingen; Adelsburg des 11./12. Jahrhunderts). II. Joachim Sturm, Bräunlingen - Vor 700 Jahren erstmals als "Civitas" erwähnt: Die Anfänge Bräunlingens können in der Zeit der zähringischen Herzöge (als Grafen der Baargrafschaft) gesucht werden; die Herren von Briulingen waren zähringische Ministeriale, die in Bräunlingen über eine Wehranlage mit herrschaftlichen und wirtschaftlichen Funktionen verfügten. Hieraus entwickelten sich unter Herzog Berthold V. (1186-1218) die Anfänge einer Burgstadt Bräunlingen (geplante Stadtanlage) zur territorialen Erfassung der Baar. Erst unter den Grafen von Urach bzw. von Fürstenberg als Erben der Zähringer auf der Baar wird sich Bräunlingen zu einer Stadt im Rechtssinne ("Vollstadt") entwickelt haben; städtische Privilegien (libertates) des Stadtherrn, der Rat als Repräsentationsorgan und städtische Regierung sowie ein Stadtrecht stehen für eine sich herausbildende Bürgergemeinde (civitas) aus Handeltreibenden, Handwerkern (wirtschaftliche Spezialisierung) und Kulturträgern (Verwaltung, Kirche), ein Prozess, der wahrscheinlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts an Fahrt gewann. In einem die städtische Gerichtsbarkeit betreffenden Privileg König Rudolfs I. von Habsburg (1273-1291) für die Grafen von Fürstenberg (1278) findet sich die Bezeichnung oppidum für die darin genannten "Städte" wie Villingen oder Fürstenberg und die ungenannten "Städte" wie wahrscheinlich Bräunlingen; eine vom Stadtherrn abhängige Gerichtsbarkeit kann somit für diese Zeit auch für Bräunlingen vermutet werden. Eine Stadt Bräunlingen setzen zudem voraus die Nennung eines dortigen Armenspitals (1283), die eines Bräunlinger Getreidemaßes (1293; Markt) oder die Begrifflichkeit der "Bräunlinger Bürger" (1303); auch die Einbeziehung des Bräunlinger Dorfes (villa) in die Stadt gehört hierher. Eine Urkunde von 1305 schließlich ist erstmals mit dem Bräunlinger Stadtsiegel (Umschrift: SIGILLU(m) CIVITATIS IN BRU(I)NLINGEN, Löwe im Siegelbild) besiegelt. Im Jahr 1313 wurde Bräunlingen, das seit 1305 habsburgisch war, nach Dießenhofener (und letztlich freiburg-zähringischem) Vorbild ein (zu 1369 überliefertes) Stadtrecht verliehen. III. Thomas H.T. Wieners, Irdische Güter für himmlischen Lohn. Die Pfohrener Vergabungen an das Kloster St. Gallen in fränkiascher Zeit: Ingesamt sieben St. Galler Urkunden aus dem 9. Jahrhundert (817, 821, 825, 842, 854, 856, 887) bezeugen Übergaben und Schenkungen von Besitz und Rechten im frühmittelalterlichen Baarort Pfohren an das Galluskloster und geben damit Einblick in Herrschaft (Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen von 817 u.a.), Wirtschaft (Pfohrener Königshof 854/56), Gesellschaft und Kirche (Pfohrener Gotteshaus 856). IV. Jochen Schultheiß, Schmuckes Kirchlein barg einst "Götzenwerkh". Lange Geschichte des Peterzeller Gotteshauses. Das Kirchenschiff 1904 neu gebaut: Das erstmals zum Jahr 1339 urkundlich erwähnte sant Peters celle war ursprünglich (ca.970/80?) im Besitz der Bodenseeabtei Reichenau [Kapelle auf Reichenauer Grundbesitz?], der Reichenauer Besitz in Peterzell gelangte 1369 durch Kauf an das 1084 gegründete Kloster St. Georgen im Schwarzwald. Das (heutige) Peterzeller Gotteshaus besteht aus dem romanischen Turm, einem spätgotischen rippengewölbten Chorraum (1507) und dem dazwischenliegenden Kirchenschiff (1904), das das wohl romanische Kirchenschiff mit seinen wahrscheinlich 1603 übermalten ("Gözenwerkh"-) Fresken ersetzte; über Vorgängerbauten ist nichts bekannt. - Folge 30: Almanach 2006, Villingen-Schwenningen [2005], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit: I. Christoph Morrissey, Gabriele Jenisch-Weber, Kreuzzeichen und Kirchen. Frühe Christen im Schwarzwald-Baar-Kreise im Spiegel der Archäologie: Alemannische Landnahme und die Einbeziehung des alemannischen Herzogtums ins Frankenreich der Merowinger bzw. Karolinger beförderten die Christianisierung der im 6. und 7. Jahrhundert auf der Baar lebenden Bevölkerung. Es entstanden in Alemannien seit der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert erste Kirchenbauten in Holz oder Stein, die Klostergründungen in St. Gallen bzw. auf der Reichenau (8. Jahrhundert, Anfang) dienten der "kirchenorganisatorischen Durchdringung" des alemannischen Raums. Im Bereich der Baar zählen Gotteshäuser mit Martin-, Michael-, Remigius- oder Gallus -Patrozinium zu den frühesten Kirchenbauten, etwa St. Martin in Kirchdorf aus dem späten 7. Jahrhundert, St. Remigius in Bräunlingen, St. Martin in Hondingen, die beiden Schwenninger Kirchen St. Michael und St. Vinzenz, St. Martin in Riedöschingen, St. Martin in Neuhausen. Als Vorlauf des sich in Kirchenbauten manifestierenden christlichen Glaubens können christliche Zeichen aus alemannischen Gräbern (Goldblattkreuze, Zierscheiben, Scheibenfibeln mit Kreuzzeichen, Kreuzanhänger; 5. bis 7. Jahrhundert; heidnischer Schwerpunkt Hüfingen?) gedeutet werden. II. Andreas Wilts, Die Mediatisierung des Fürstentums Fürstenberg im Jahre 1806. Ehemals das [viert]größte Territorium des Alten Reiches im deutschen Südwesten: An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert bestand das Territorium der Fürsten von Fürstenberg aus den geografisch nicht miteinander verbundenen Herrschaftsgebieten auf der Baar und im angrenzenden Schwarzwald als Landgrafschaft Baar, der Landgrafschaft Stühlingen, der Landgrafschaft Heiligenberg, dem Gebiet im mittleren Schwarzwald um Wolfach und Haslach als Herrschaft Hausen im Kinzigtal, der Herrschaft Hohenhewen um Engen, der Herrschaften Meßkirch, Jungnau, Gundelfingen und Trochtelfingen. Die katholischen Fürstenberger lehnten sich politisch an die Habsburger (Vorderösterreich) an; Fürstenberger besetzten wichtige Ämter in der Reichsverwaltung (Prinzipalkommissar in Regensburg, Präsident am Reichskammergericht). Die Nähe zu Habsburg führte indes dazu, dass nach Französischer Revolution (1789) und napoleonisch-französischem Zugriff auch auf Mitteleuropa in einer dritten Phase von Säkularisation und Mediatisierung besonders im deutschen Südwesten die kleineren Teritorien verschwanden und so auch auch das fürstenbergische Territorium mediatisiert wurde (Reichsdeputationshauptschluss 1803, Unmündigkeit des fürstenbergischen Fürsten Karl Egon II. 1804, Dritter Koalitionskrieg 1805, Fürstentum Fürstenberg unter französischer Zwangsverwaltung 1805, erfolglose Verhandlungen Joseph Kleisers von Kleisheim mit Napoleon 1806, Rheinbund 1806, Aufteilung der fürstenbergischen Territorien unter Baden und Württemberg 1806). Auch brachten für die nachnapoleonische Zeit Verhandlungen auf dem Wiener Kongress (1814/15) keine Rückkehr zu den Verhältnissen der Zeit vor 1806, das Haus Fürstenberg verblieb im Verband des Großherzogtums Baden und arrangierte sich erfolgreich mit dem Landesherrn (Heirat Karl Egons II. mit Prinzessin Amalie von Baden 1818, Vertrag über die staatsrechtliche Stellung Fürstenbergs in Baden 1824, freiwilliger Verzicht auf Hoheitsrechte durch Karl Egon, weitere Privilegienverluste infolge der Badener Revolution 1848). III. Thomas H.T. Wieners, Zinsen für die Ewigkeit. Die Vergabungen im Schwarzwald-Baar-Kreis an das Kloster St. Gallen in fränkischer Zeit: Aus dem frühen Mittelalter sind ein Vielzahl von Güterübertragungen und -transaktionen des Klosters St. Gallen durch Urkunden überliefert. Die Urkunden betreffen auch Orte auf der Baar, die in diesen Geschichtsquellen meist ihre erstmalige Erwähnung finden. Bekannt ist die Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840), in der der Herrscher den Grafenzins königsnaher Orte u.a. der Baar dem Kloster St. Gallen zuwies (817). Um das christliche Seelenheil der Schenker von Gütern an das Kloster ging es auch bei Vergabungen von Besitz in Nordstetten (760/62, 763/67, 818), Achdorf (775, 816), Weigheim (762/65, 796/800, 870), Tuningen (870) usw. IV. Werner Ludwig, Thomas Strittmatter. Schriftsteller und Künstler aus St. Georgen - Erinnerungen zum 10. Todestag: Thomas Strittmatter (*1961-†1995) aus St. Georgen machte sich als Schriftsteller und Künstler nicht nur "auf dem Scheitel Alemanniens", sondern deutschlandweit einen Namen. Als Schüler war Strittmatter journalistisch für den "Südkurier" und den "Schwarzwälderboten" tätig; danach schrieb er (Volks-) Theaterstücke, u.a. "Viehjud Levi" (1981, später verfilmt), "Polenweiher" (1986 verfilmt), "Brach", "Der Kaiserwalzer", "Die Liebe zu den drei Orangen", "Untertier", "Irrlichter" (1992), "Gesualdo" (1998 uraufgeführt); hinzu kamen der Roman "Raabe Baikal" (1990), Texte wie "Der Schwarzwursthammer" oder Hörspiele und Kino- und Fernsehfilme wie "Drachenfutter", "Winckelmanns Reisen", "Auf Wiedersehen Amerika" oder "Bohai Bohau". Vielfach wurde Strittmatter mit (Literatur-) Preisen ausgezeichnet. Das Thomas-Strittmatter-Gymnasium in St. Georgen ist nach dem Künstler benannt (2003), ebenso ein Thomas-Strittmatter-Preis (2005). Strittmatters literarisch-digitaler Nachlass findet sich beim Deutschen Literaturarchiv in Marbach. - Folge 32: Almanach 2008, Villingen-Schwenningen [2007], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit: I. Brendle, Tobias (2008), Die Alamannen von Neudingen. Ein Gräberfeld liefert Einblicke in die Welt des frühen Mittelalters, in: Almanach 2008 (2008), S.94-98 > N Neudingen. II. Schlecht, Cornelia (2008), Neudingen - an der jungen Donau. 700 Einwohner, drei Kirchen - eine lebendige Dorfgemeinschaft mit großer Geschichte, in: Almanach 2008 (2008), S.28-37 > N Neudingen. III. Matthias Winter, Schönenbach im Bregtal - "schöne Au". Der Ortsteil von Furtwangen ist attraktiver Wohn- und Arbeitsort zugleich: (Eine Kapelle in) Schönenbach im Bregtal wird erstmals zu 1221 urkundlich erwähnt, in frühen Neuzeit (ab 1639) war das Dorf Mittelpunkt einer (auch Rohrbach und Linach umfassenden) Pfarrei (Pfarrkirche St. Nikolaus mit romanischem Mauerwerk im Chorbereich, 1723 Weihe der Barockkirche), heute ist es ein dörflich gebliebener Ortsteil von Furtwangen. IV. Joachim Sturm, Opferdingen - abseits der Zentren. Der Opalinuston lässt den Ort geologisch bis heute nich zur Ruhe kommen: Der Baarort (Blumberg-) Opferdingen reicht auf Grund des -ingen-Namens (Patronym "Othfried") und einer vormals existierenden Martinskapelle (Martinspatrozinium) in alemannische Zeit zurück, der Ort wird erstmals zum Jahr 1260 erwähnt und war damals im Besitz der Herren von Blumberg, die - unterbrochen von einem fürstenbergischen Intermezzo (ab 1301/04) - die Ortsherrschaft bis zum Verkauf Opferdingens an die Herren von Wolfurt (1366) innehatten. Zwischenzeitlich (ab 1415) besaßen dann noch die Herren von Friedingen den Ort, der 1432 an das Kloster St. Blasien kam. Nach einer zwischenzeitlichen Veräußerung an Thüring von Hallwyl (1436) waren die Klöster Reichenau und St. Blasien Besitzer des Ortes, bis St. Blasien auch den Reichenauer Anteil übernehmen konnte (1457). Opferdingen verblieb bis zur Säkularisation des Klosters (1803) bei St. Blasien, wobei die Martinskapelle (zur Mundelfinger Pfarrei gehörig; 1583 Opferdinger Hexenprozess) durch die Katharinenkapelle (Erstnennung 1503, 1758 Barockisierung) ersetzt wurde. Opferdingen war seit 1806 Teil des Großherzogtums Baden. V. Christiana Steger, Die Kirche Sankt Nikolaus in Achdorf. Der spätgotische Turn mit eisernem Doppelkreuz wurde um das Jahr 1440 erbaut: Von der mittelalterlich Pfarrkirche in (Blumberg-) Achdorf ist architektonisch nur noch der um das Jahr 1440 entstandene spätgotische Kirchturm erhalten; auch das Nikolauspatrozinium verweist auf das (hohe?) Mittelalter. Achdorf gehörte in frühen Neuzeit zum Kloster St. Blasien, das die alte Kirche - bis auf den Turm - durch einen barocken Neubau ersetzte (1697/1702). Elemente der neuen Kirche sind: Hochaltar, Seitenaltäre im Stil der Renaissance, Sebastianstatue (1680), holzgeschnitzte Kreuzwegstationen im Empirestil (1780), Taufbecken (1786), Nikolausbildnis, Glocken (Nikolausglocke 1632). VI. Joachim Sturm, Die Friedhofskapelle St. Gallus und Verena in Tannheim. Vielfältige Ausstattung erzählt von Kunst- und Kirchengeschichte der Baar: Ob das Gallus-Verena-Patrozinium auf einen frühmittelalterlichen Ursprung einer Tannheimer (Pfarr-) Kirche weist oder ob der Tannheimer Pfarrbezirk erst mit dem dort seit 1353 ansässigen Paulinerkloster entstanden ist, bleibt unklar. Die heutige Kapelle geht jedenfalls auf einen Kirchenbau des 17. Jahrhunderts (Kirchweihe 1695) zurück, der 1755 umgebaut, 1887/88 massiv erweitert und erneuert, 1954/56 renoviert und 1969 zur Friedhofskapelle gemacht wurde (Altarstein, Laurentiusskulptur, Altarbild [1686?], Glocken [1727], Altar [1750]). VII. Wilfried Dold, Mit Wasserkraft zu neuer Energie. Mutig voran: Die Stadt Vöhrenbach rekativierte mit der 1922 bis 1925/26 erbauten Linachtalsperre die einzige Vielbogensperre in Deutschland: Diese war bis 1969 in Betrieb; ab 2006/07 wird das technische Kulturdenkmal wieder zur Erzeugung von Strom aus Wasserkraft genutzt. - Folge 33: Almanach 2009, Villingen-Schwenningen [2008], 352 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit: I. Reinhilde Limberger, Grüningen - attraktive Wohngemeinde auf der Baar. Der Donaueschinger Ortsteil feiert sein 900-jähriges Bestehen: Im Rotulus Sanpetrinus ist zum Jahr 1109 an das Kloster St. Peter im Schwarzwald verschenkter Besitz eines Konrad von Waldkirch in Grüningen bezeugt; die historische Forschung nimmt auf Grund des patronymischen ("Gruno"?) -ingen-Namens alemannische Ursprünge der Siedlung auf der Baar an (8./9. Jahrhundert); Ortsadel ist im 12. Jahrhundert belegt (1109, 1183), ebenso Besitz des Klosters St. Georgen (1179); im späteren Mittelalter ist der Ort fürstenbergisch, der Konstanzer Domherr Gebhard von Fürstenberg erscheint als Pfarrrektor der ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Grüninger Mauritiuskirche (Wandfresken des 13./14. Jahrhunderts, Umbau 1551, Statue des Mauritius [17. Jahrhundert]) auf dem Kirchberg; zu 1326 und 1446 ist Besitz und Ortsherrschaft des Johanniterordens in Grüningen bezeugt, 1525 wurde Grüningen im Bauernkrieg (1524/25) geplündert; das Ende der alten Herrschaftsordnung sah Grüningen als Teil des Königreichs Württemberg, dann eds Großherzogtums Baden (1806). II. Stephanie Wetzig, Herzogenweiler - das alte Glasmacherdorf. Der 205 Einwohner kleine Ort feiert sein 800-jähriges Bestehen: (Herzogen-) Weiler reicht wohl ins frühe Mittelalter (9./10. Jahrhundert?) zurück; die Siedlung geriet unter Einfluss der 1244 gegründeten Stadt Vöhrenbach und fiel fast wüst (Ende der Pfarrei 1275, Existenz eines Meierhofes); im 17./18. Jahrhundert wurde aus der fast vollständig verschwundenen Siedlung ein Glasmacherdorf. III. Christina Nack, Zwischen Tradition und Fortschritt. Obereschach hat sich zu einem beliebten Wohnort entwickelt: Obereschach, 1269 erstmals in der Umschrift eines Siegels des Mönchweiler und Oberschacher Pfarrers Berthold Schamel erwähnt, vielleicht Nachfolgeort der verschwundenen alemannischen Siedlung "Ebenhausen" (7./8. Jahrhundert; drei Alemannengräber), stand in Spätmittelalter und früher Neuzeit unter der Herrschaft des Johanniterordens (Überfall württembergischer Soldaten auf Obereschach 1633) und wurde 1806 badisch. IV. Georg Goerlipp, "Donaueschingen brennt" - eine Stadt verliert über 300 Gebäude: Am 5. August 1908 ereignete sich in Donaueschingen der letzte große Stadtbrand in Deutschland (Verlauf, Hilsmaßnahmen, Wiederaufbau). V. Thomas H.T. Wieners, Gemeinsame Wurzeln - getrennte Wege. Historische Betrachtungen anlässlich der 1250-jährigen urkundlichen Ersterwähnung von Biesingen und Heidenhofen: Biesingen und Heidenhofen treten mit der urkundlichen Überlieferung des Klosters St. Gallen zu 759/60 erstmals in Erscheinung (Schenkung des Wachar an das Galluskloster); es folgen urkundliche Nennungen zum Jahr 857 (Kirche in Heidenhofen; auch 1274/75) und zu 1284 (Verkauf Biesingens durch Herzog Heinrich von Urslingen); im Spätmittelalter gehörten Biesingen und Heidenhofen den Herren von Sunthausen, 1386 gelangte Biesingen an die Tübinger Pfalzgrafen bzw. 1444 an Württemberg, 1477 Heidenhofen an die Grafen von Fürstenberg; Kirchensatz und Patronat über die Heidenhofener Hilariuskirche waren ab 1463 im Besitz des Klosters Alpirsbach; die beiden Orte wurden durch die (württembergische) Reformation voneinander getrennt. VI. Wilfried Dold, Schwarzwald und Baar: Wo die Donau beginnt; Roland Kalb, Fauna und Flora an der jungen Donau. Vorkommen des Roten und Schwarzen Milans ist einzigartig in Deutschland: Brigach und Breg sind die Quellflüsse der Donau, die auf der Baar bei Donaueschingen zusammenfließen. Die Baar ist die Landschaft an oberer Donau und oberem Neckar, durch die vom Schwarzwald her Brigach und Breg fließen, bis sie sich zur (jungen) Donau vereinigen (Brigachquelle am Hirzbauernhof in St. Georgen, Bregquelle bei der Martinskapelle in Furtwangen, Donauquelle in Donaueschingen, "junge Donau"). VII. Christina Nack, Die Zinzendorfschulen feiern ihr 200-jähriges Bestehen. Wo die Lehrkräfte "Bruder" und "Schwester" sind, herrschet ein besonderes Miteinander: Der Gründung des Ortes Königsfeld (1806) folgte drei Jahre später (1809) die Einrichtung der heute sog. Zinzendorfschulen durch die Herrnhüter Brüdergemeine in Königsfeld als (Tages-) Internat und (beruflich orientierte) Bildungseinrichtung (mit ihren sieben Schularten [Realschule, Berufsfachschule, Gymnasien, Fachschulen), die weit über Königsfeld hinausstrahlt. - Folge 34: Almanach 2010, Villingen-Schwenningen [2009], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit: I. Joachim Sturm, Aselfingen - Wo sich der Aubach in die Wutach ergießt. Ein liebenswerter Ort abseits der großen Straßen: Aselfingen erscheint 802 [und 816] erstmals in den Urkunden des Kloster St. Gallen; 1275 ist der Ort Pfarrort, 1432 der Pfarrbezirk Filiale von Achdorf; im späten Mittelalter setzte sich nach den Herren von Wolfurt (1366), den Herren von Friedlingen (1415) und den Thüring von Hallwyl die Ortsherrschaft des Klosters St. Blasien (1432/57) (auch gegen Reichenauer Ansprüche [1456]) durch (Bonndorfer Klosteramt). Im 1593/95 errichteten Aselfinger Gotteshaus steht der Hochaltar von 1375. 1805 gelangte Aselfingen an Württemberg, 1806 an das Großherzogtum Baden. Heute ist der Ort Teil der Stadt Blumberg (1972). Aselfingen ist berühmt durch seine geologischen Versteinerungen (Ammoniten). II. Christina Rademacher, Wilfried Dold, Mistelbrunn - Station am Jakobsweg. Mit der St.-Markus-Kapelle findet sich ein kirchengeschichtliches Kleinod: Mistelbrunn am Übergang von der Baar in den Schwarzwald ist seit dem Mittelalter eine Station auf dem Jakobsweg; vielleicht ursprünglich reichenauisch, war die zu Beginn des 12. Jahrhunderts durch Feuer zerstörte, dann wieder aufgebaute St.-Markus-Kapelle im Besitz des Schaffhausener Klosters Allerheiligen (1145); von 1235/50 stammen Wandmalereien auf Nord- und Südwand des Gotteshauses, erhalten ist zudem eine (Opferstock-) Büste des heiligen Markus von um 1350. III. Matthias Winter, Gütenbach - ein uraltes Uhrendorf. Als "Wuotenbach" vor 650 Jahren erstmals erwähnt: Mit der Ersterewähnung von um 1360 tritt der Ort Gütenbach in die Geschichte ein, der Ort reicht vermutlich ins 12. Jahrhundert zurück. Grundherr war das Frauenkloster Waldkirch, der Ort war Teil der Herrschaft Triberg sowie der Simonswalder Pfarrei, ab 1518 Mittelpunkt einer eigenen Pfarrei. Pest (1611, 1634/36) und Dreißigjähriger Krieg (1618-1648) gingen an Gütenbach nicht spurlos vorbei; im 17. Jahrhundert entwickelte sich in Gütenbach das Gewerbe der Uhrmacherei (Holzräderuhren, Spieluhren, Uhrenfabriken), in der Moderne bestand hier die Spielwarenfabrik Faller. IV. Rüdiger Schell, Zum Konvent des Klosters Neudingen. Das Dominikanerinnenkloster "Auf Hof" stand allen Schichten der mittelalterlichen Gesellschaft offen: Das 1274 gegründete Frauenkloster "Auf Hof" in Neudingen bestand bis zur Säkularisation (1802/03). Im Mittelalter bewohnten Dominikanerinnen (bis 1584/85) die geistliche Gemeinschaft, anfangs acht bis zehn, um die Mitte des 14. Jahrhunderts vielleicht 45 Klosterschwestern. Nach der Pest (1348/52) schrumpfte die Anzahl wohl auf unter 20, 1413 umfasste der Konvent 28 Mitglieder. Aus der Zeit als Dominikanerinnenkloster sind bei vermutlich insgesamt 330 bis 260 Nonnen 213 Konventualinnen namentlich bekannt (Neudinger Anniversarienbuch). Ungefähr die Hälfte der Nonnen stammten dabei aus Adelsfamilien (Herren bzw. Ritter von Almshofen, Baldingen, Blumegg, Buch, Eschingen, Falkenstein, Geisingen, Heudorf, Reckenbach, Schwandorf, Stühlingen, Tierberg, Wart, Wolfurt), ein Teil auch aus Bürgerfamilen des städtischen Umlands (Augsburg, Diessenhofen, Konstanz, Rottweil, Schaffhausen, Villingen). Das Kloster stand unter der Leitung von Priorinnen, von denen Agnes von Almshofen (1433, 1452) die bekannteste ist (erneuertes gräfliches Privileg von 1443, Maßnahmen zur wirtschaftlichen Gesundung der Kommunität). - Folge 36: Almanach 2012, Villingen-Schwenningen [2011], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit: I. Vorgeschichte. Das keltische Fürstengrab vom Magdalenenberg bei Villingen stellte einen Kalender dar bzw. war an astronomischen Gegebenheiten durch Stangensetzung und Gräberanordnung orientiert (Allard Mees, Silvia Wagner, Die Entdeckung des Sternenhimmels vom Magdalenenberg). II. Mittelalter. Der Ort Triberg steht in Verbindung mit der hochmittelalterlichen Burg Alt-Hornberg und den Herren von Ellerbach (Karl Volk, 900 Jahre Triberg - Burg Althornberg die Wurzeln der Stadt. Adalbert von Ellerbach 1111 als Herr von Hornberg erstmals erwähnt ...). III. Neuzeit. Seit dem Spätmittelalter (15. Jahrhundert) ist Bergbau auf der Baar und im an die Baar grenzenden Schwarzwald bezeugt, u.a. in Vöhrenbach (Silber), Hammereisenbach (Eisen; Eisenhütte 1523, fürstenbergisches Hammerwerk), Unterkirnach (Bleiglanz; Grube "Ferdinand"), Rötenbach (Mangan), Niedereschach-Schabenhausen (Kupfer), Blumberg (Eisen; Doggererzabbau 1934/42) (Martin Fetscher, Bergbau im Schwarzwald-Baar-Kreis - die Abbaugebiete im Einzelnen). IV. Moderne, betreffend die Sanierung des Stadtkerns von Bräunlingen (Michael Klitzsch, Zähringerstadt mit Flair- die neue Bräunlinger Mitte begeistert), das Leben in Hochemmingen (Stephanie Wetzig, Hochemmingen - grünes Paradies auf der Baar) und Niedereschach (Christina Nack, Niedereschach - ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort in bester Lage), bundesrepublikanische Gesellschaft, Wirtschaft (Manfred Beathalter, Hochwasserrückhaltebecken Wolterdingen fertiggestellt; Bernward Janzing, Künftig mehr Windkraft - Bioenergie und Sonne an der Spitze - ...), Soziales (Maria Kienzler, Kriegskinder im Schwarzwald - Erinnerungen eines Bauernmädchens) und Kulturelles (Wolfgang Arno Winkler, Wilfried Dold, Das neue Deutsche Phonomuseum ...; Eva-Maria Huber, Das Kunstwerk, das Ergebnis zählt - Kunstverein Villingen-Schwenningen ein Pool unterschiedlichster Stömungen; Stefan Simon, Harry Ludszuweit: Preisgekrönter Architekt und Bildhauer ...; Stefan Simon, Emil Jo Homolka - Einer der bedeutendsten Künstler, die Königsfeld hervorbrachte). V. Umwelt, Natur und Geschichte betreffen: Wolf Hockenjos, Ausblicke - Einblicke - Aussichtspunkte im Schwarzwald-Baar-Kreis (Tl.1); Elke Schön, Wilfried Dold, Zu Gast im "Schänzle" - Das Kulturdenkmal auf dem 1163 m hohen Rohrhardsberg ... - Folge 37: Almanach 2013, Villingen-Schwenningen [2012], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit historisch auswertbaren Themen (Stephan Hübner, St. Georgen - die sonnige Bergstadt ist ein Ort mit viel Zukunftspotential; Dieter Wacker, 40 Jahre Doppelstadt - die Fusion von Villingen und Schwenningen. Das Oberzentrum fungiert als Hauptimpulsgeber des Schwarzwald-Baar-Kreises; Stephanie Wetzig, Weigheim - da geht die Sonne auf! Im Jahr 763 erstmals als "Wicaheim" erwähnt. Älter als Villingen und Schwenningen). - Folge 38: Almanach 2014, Villingen-Schwenningen [2013], 319 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit historisch auswertbaren Themen (Manfred Beathalter, Fürstenberg - hoch über der Baar; Wilfried Dold, 40 Jahre Schwarzwald-Baar-Kreis; Johannes Graf, Kurze Geschichte der Kuckucksuhr; Bernward Janzing, Die Schwarzwaldbahn; Maria Kienzler, Das Schwarzwalddorf Schönwald). - Folge 39: Almanach 2015, Villingen-Schwenningen [2014], 319 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit historisch auswertbaren Themen (Stefan Limberger-Andris, Hüfingen bietet viel Lebensqualität; Dieter Wacker, Sanierung der Historischen Zehntscheuer [Villingen]; Stephanie Wetzig, Königsfeld - Ort der zarten Melancholie), daneben ein Bericht über die wohl hallstattzeitliche Wallanlage Blatthalde (Wolf Hockenjos, Aussichtspunkte im Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Blatthalde bei Ober- und Unterbaldingen). - Folge 40: Almanach 2016, Villingen-Schwenningen [2015], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, u.a. mit: I. Geografische Grundlagen, betreffend die Berge auf der Baar und im angrenzenden Schwarzwald (Blumberg [880 m], Fürstenberg [918 m], Länge [923 m], Hoher Randen [930 m], Brend [1149 m], Rohrhardsberg [1152 m], Farnberg [1164/71 m], Obereck [1177 m]) (Martin Fetscher, Berge im Schwarzwald und auf der Baar; Wolf Hockenjos, Am Rohrbacher Stöcklewaldturm: Fernsicht bis zum Montblanc), die Baar und der Schwarzwald als Quellenland (Brigachquelle, Donauquelle) (Andreas Beck, Donaueschingen - Historische Donauquelle ist grundlegend saniert; Roland Sprich, Wo die Donau zur Hälfte herkommt. Die Brigach entspringt im Keller des Hirzbauernhofes bei St. Georgen); II. Moderne, betreffend Kirchen und Klöster im 19. bis 21. Jahrhundert (Wilfried Dold, Das Bruderkirchle an der Steig; Rüdiger Schell, Der Neudinger Klosterbrand 1852; Marga Schubert, Kloster St. Ursula ist geschlossen), politisch Geschichte (Rolf Ebnet, Der letzte Weg), die jüngere Blumberger Geschichte (Doris Rothweiler, "Aus vielen, eines" - Blumberg eine außergewöhnliche Stadt. Die Stadt zwischen Eich- und Buchberg befindet sich seit vielen Jahren im Aufbruch), Persönlichkeiten aus dem Landkreis (Barbara Dickmann, Laurent Lebas; Barbara Dickmann, Ingrid Schyle; Niels Fabisch, Die Dörr-Brüder: Zwei Gitarren und zwei Stimmen; Madlen Falke, Ute Grießhaber; Madlen Falke, Anke Jentzsch; Gabi Lendle, Matthias Wiehle; Elke Schön, Dr. med Lioba Kühne; Daniela Schneider, Albrecht Benzing; Dieter Wacker, Bärbel Brüderle), wirtschaftliche Entwicklungen (Jürgen Hönig, Von der Schwarzwalduhr nach Tschuri; Hans-Jürgen Kommert, Ein Leben voller Wohlklang - Dual; Gabi Lendle, WELLSTAR-Packaging GmbH; Christina Nack, Alles aus einem Guss - Aluminium Werke GmbH Villingen; Roland Sprich, Perpetuum Ebner - Modern verpackter Spitzenklang; Matthias Winter, Die Uhrenfabrik Hanhart in Gütenbach). - Folge 41: Almanach 2017, Villingen-Schwenningen [2016], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, enthält keine nennenswerten historischen Beiträge; auffallend sind die vielen "alten weißen Männer", Politiker usw., die merkwürdigerweise noch immer das politisch-gesellschaftliche Geschehen in einem "schwarzen" Landkreis bestimmen; ansonsten sind als historisch kaum oder wenig ertragreiche Beiträge zu nennen: Heinz Bunse, Donaueschingen feiert die Neugestaltung des Residenzbereichs (einschließlich Donauquelle und Schützenbrücke); Clemens Regenbogen, Die Kaiserurkunde Ludwigs des Frommen. Das kostbare Schriftstück vom 4. Juni 817 ist ein bedeutender, schriftlicher Fixpunkt für die gesamte Region (Kaiser Ludwig der Fromme, Kloster St. Gallen, Ersterwähnung Villingens und Schwenningens); Daniela Schneider, Wenn Gräber Geschichte(n) erzählen. Ein Spaziergang über den Alten Friedhof in Schwenningen sowie Beiträge über Getreidemühlen: Christina Nack, Auf den Spuren der Getreidemühlen: Die Mühllehen-Mühle in Buchenberg (15. Jahrhundert, Anfang), Die Untere Mühle in Königsfeld-Burgberg (Ersterwähnung 1429), Die Kutmühle in Villingen (Ersterwähnung 1438), Die Götz-Mühle in Burgberg (seit 1806). - Folge 42: Almanach 2018, Villingen-Schwenningen [2017], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, enthaltend die weitgehend unbrauchbaren Beiträge: Madlen Falke, Großartiges Stadtjubiläum - 1200 Jahre Schwennigen, Tannheim und Villingen (Diplom von 817; Jubiläumsjahr 2017), Horst Fischer, Evangelisches Leben im Schwarzwald-Baar-Kreis - 500 Jahre Reformation (Reformation im Kloster St. Georgen im Schwarzwald 1534, frühneuzeitliches landesherrliches Kirchenregiment, Konfessionalisierung auf der Baar in der Moderne); lesbar dagegen: Martin Fetscher, Warum ausgerechnet hier? Zur frühgeschichtlichen Siedlungsgeographie der Südbaar (jungsteinzeitliche Besiedlung der Baar [Linearbandkeramik, 5. Jahrtausend v.Chr.], Bronzezeit [2200-800 v.Chr.], vorrömische [Hallstatt-, Latènezeit, 800 v.Chr-Christi Geburt] und römische Eisenzeit [1.-4./5. Jahrhundert n.Chr.], Alemannen und Franken [4./5.-8. Jahrhundert; Gräberfelder, Christianisierung]; Orte: Hüfingen [1. Siedlung, Urnenfelderzeit, ab 1200 v.Chr.; keltische Besiedlung; keltisch-römisches Brigobanne; alemannische Siedlung als "Baarhauptort", Grab von 606 n.Chr.], Bräunlingen [jungsteinzeitliche Pfahlbauten, alemannische Siedlung], Neudingen [steinzeitliche Einzelfunde, alemannische Siedlung], Fürstenberg [bronze-/eisenzeitliche Höhensiedlung?, mittelalterliche Bebauung des Fürstenbergs], Hondingen [Steinbeil, römische Kupfermünze, alemannische Siedlung, Martinskirche], Riedböhringen [jungsteinzeitliche Siedlung der Rössener Kultur]; Südbaar: Siedlungen der Urnenfelderkultur [Riedöschingen], der Bronzezeit [Epfenhofen, Pfohren], der Römerzeit [Aasen, Fützen, Öfingen, Überachen, Zollhaus], der Alemannenzeit [Blumberg, Fützen]). - Folge 44: Almanach 2020, Villingen-Schwenningen o.J. [2019], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, enthält keine nennenswerten historischen Beiträge, lediglich Beiträge zum aktuellen Geschehen im Schwarzwald-Baar-Kreis, ein Hinweis auf archäologische Funde zum frühneuzeitlichen Kloster St. Georgen im Schwarzwald (gotisches Fenstergewände [16. Jahrhundert, Anfang]), und zwei vermeintlich unter dem Kapitel "Geschichte" eingeordnete Texte (Elke Schön, Hexenlochmühle - Die schönste Mühle des Schwarzwwaldes; Matthias Winter, Einzigartig in Europa - Antik-Uhrenbörse ein Gewinn für gesamte Region Furtwangen). - Folge 45: Almanach 2021, Villingen-Schwenningen [2020], 320 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, € 16,50, enthält keine nennenswerten historischen Beiträge, lediglich Beiträge zum aktuellen Geschehen im Schwarzwald-Baar-Kreis (Coronapandemie u.a.) und Fetzen historischer Anmerkungen in den Beiträgen: Wilfried Dold, Brigach und Breg bringen die Donau zuweg: Vom Zusammenfluss an die Brigachquelle (Donaueschingen, historische Donauquelle, Magdalenenberg, Ringwaldportale, Klosterweiher, Brigachquelle); Rudolf Reim, Der jungen Donau entlang (Pfohren, Neudingen, Baarhochfläche, Aasen); Birgit Heinig, Eine Radtour der vielen Möglichkeiten: Von Villingen zum Nikolauskirchle (Neuhausen, Erdmannsweiler, Burgberg, Waldau, Buchenberg); Michael Kienzler, Den Neckar entlang ins Neckartäle (Brigachtal, Schwenninger Moos, Neckarquelle, Neckartäle, Bertholdshöfe). [Buhlmann, 06.2015, 10.2018, 12.2018, 03.2019, 06.2019, 02.2020, 03.2021, 11.2021, 05.2022, 01.2023, 11.2023]

Almanach Schwarzwald-Baar-Kreis = Almanach. Heimatbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises

Alpers, Hans-Joachim, Fuchs, Werner, Hahn, Ronald M., Jeschke, Wolfgang (1980), Lexikon der Science Fiction Literatur, 2 Bde. (= Heyne Tb 7111-7112), München 1980 > S Science Fiction

Alpers, Hans-Joachim, Fuchs, Werner, Hahn, Ronald M., Jeschke, Wolfgang (1980), Lexikon der Science Fiction Literatur. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe in einem Band (= Heyne Tb 7287), München 1987 > S Science Fiction

Alpirsbach, Benediktinerkloster: Das Benediktinerkloster Alpirsbach war eine Gründung der Grafen Adalbert von Zollern und Alwik von Sulz sowie des Edelfreien Ruodman von Hausen. Eng mit der gregorianischen Kirchenreform verbunden, besiedelten 1095 erstmals Mönche aus St. Blasien den Schwarzwaldort. Auch Hirsauer Einflüsse sind gegen Ende des 12. Jahrhundert feststellbar. Wenig ist aus der Folgezeit überliefert. 1293 wird ein rector puerorum und damit wohl eine Klosterschule erwähnt, 1341 wurde der Franziskanerkonvent in Kniebis Alpirsbacher Priorat. Das 15. Jahrhundert sah die Mönchsgemeinschaft im Umfeld der damaligen benediktinischen Reformbewegungen, auch wenn es zeitweise zur Auflösung des Konvents kam (1451-1455) oder Mönche aus Wiblingen, die der Melker Observanz angehörten, auf den Widerstand der alteingesessenen Mönche trafen (1470). Abt Hieronymus Hulzing (1479-1495) führte - gleichsam als secundus fundator - das Kloster der Bursfelder Kongregation zu (1482). 1535 wurde die Mönchsgemeinschaft von Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1550) reformiert, 1556 eine Klosterschule eingerichtet, die man allerdings 1595 verlegte. Unterbrochen wurde die evangelische Zeit Alpirsbachs durch katholische "Zwischenspiele" während des Augsburger Interims (1548-1555) und im Dreißigjährigen Krieg (1629-1631, 1634-1648). Im Westfälischen Frieden (1648) gelangte Alpirsbach dann endgültig an das Herzogtum Württemberg. Das Gründungsgut des Klosters lag relativ geschlossen um Alpirsbach, wenig kam in der Folgezeit hinzu, Streubesitz ist um Haigerloch, Oberndorf, Rottweil und Sulz erkennbar. Der Landbesitz war grundherrschaftlich organisiert, im späten Mittelalter war das Klostervermögen in Pfründen unterteilt, die Abtei in der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert stark verschuldet. Die Konsolidierung am Ende des Mittelalters betraf auch die wirtschaftlichen Verhältnisse. Einer hoch-, nieder- und grundherrschaftlichen Gerichtsbarkeit des Klosters entsprach das Rechtsinstitut der Vogtei. Erbliche Klostervögte waren die Grafen von Zollern, wohl ab der Mitte des 13. Jahrhundert die Herzöge von Teck, wahrscheinlich ab Ende des 14. Jahrhundert die Grafen von Württemberg. Letztere förderten die Reformbestrebungen des Klosters im 15. Jahrhundert, u.a. mit dem Ziel einer landständischen Mönchsgemeinschaft. Landesherrschaft und Reformation bedingten das Ende der katholischen Abtei (1535). Einem kleinen Klösterchen als Gründungsanlage mit hölzernem Oratorium (1095) folgte bald eine kleine Steinkirche (1099), schließlich die Fertigstellung des Münsterbaus in Form einer flachgedeckten dreischiffigen Basilika mit Querhaus, Chor und Nebenchören (ca.1130). Südlich davon schloss und schließt sich die Klosteranlage an mit Kapitelsaal (12. Jahrhundert), Kreuzgang und Klausur (1480-1495). Erwähnenswert sind weiter: das Tympanon über dem Westportal (12. Jahrhundert), alte Skulpturen an einigen Säulenkapitellen und -basen, ein Hochaltarschrein (ca.1520) und Epitaphien u.a. Alpirsbacher Äbte.
An Literatur zum Kloster Alpirsbach sei genannt: Alpirsbach, hg. v. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (= Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd.10): Textbd.1: Gründungsgeschichte, Bau und Ausstattung des Klosters, Textbd.2: Spätmittelalter, Reformation und Stadtentwicklung, Allgemeiner Bildteil, Stuttgart 2001, 1042 S., 63 S., Karten, Beilagen, € 69,90; Glatz, Karl J. (1877), Geschichte des Klosters Alpirsbach auf dem Schwarzwalde (nach Urkunden bearbeitet), Straßburg 1877, 442 S., Regesten. [Buhlmann, 11.2004, 07.2018]

Alt, Albrecht (1970), Zur Geschichte des Volkes Israel, München 21979 > J Jüdische Geschichte, 10. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Alt, Peter-André (2004), Friedrich Schiller (= BSR 2357), München 22009 > S Schiller, Friedrich

Altamerikanische Kulturen, Mittelamerika: I. Vorgeschichte: Menschliche Besiedlung des amerikanischen Kontinents setzte während der endenden letzten Eiszeit von Ostasien nach Alaska (und auch von Europa nach Nordostamerika?) ein, wobei mehrere (drei?) Besiedlungswellen erkennbar sind, die irgendwann ab 18000 [20000] vor heute einsetzten und u.a. zur Entstehung der nordamerikanischen Clovis-Kultur (11500 v.Chr.) führten. Mittelamerika wurde von menschlicher Besiedlung später erfasst, auf Landwirtschaft basierende (neolithische) Kulturen bildeten sich hier ab dem 8./7. Jahrtausend v.Chr. heraus (Domestikation von Wildplanzen, Anbau von Mais, Kürbis, Bohnen). Dabei beschreibt der Begriff "Mesoamerika" den Raum der sich auf der mittelamerikanischen Landbrücke (zwischen Nord- und Südamerika) ausbildenden altamerikanischen Kulturen (vor der "Entdeckung" Amerikas durch Christoph Kolumbus) u.a. mit Zentren im mexikanischen Hochland und auf der Halbinsel Yucatan, im Einzelnen: frühes Präklassikum (1500-700 v.Chr.: Olmeken), mittleres Präklassikum (700-300 v.Chr.: Oaxaca), spätes Präklassikum (300 v.Chr.-250 n.Chr.: Oaxaca, Cuicuilco, Teotihuacan), frühes Klassikum (250-500 n.Chr.: Oaxaca, Teotihuacan, Cholula, Maya), mittleres Klassikum (500-700 n.Chr: Oaxaca, Teotihuacan, Maya), spätes Klassikum (700-900 n.Chr.: Xochicalco, Cacaxtla, Veracruz-Kultur, Maya), frühes Postklassikum (900-1200 n.Chr.: Tula, Maya), spätes Postklassikum (1200-1520/40 n.Chr.: Chichimeken, Tepaneken, Azteken, Maya). II. Olmeken: Die an der südlichen Golfküste zwischen 1500 und 500 v.Chr. existierende Kultur der Olmeken war eine auch Landwirtschaft und handwerkliche Spezialisierung beruhende Kultur, deren Eliten (Herrscher, Priester) in Zeremonialzentren (La Venta, San Lorenzo, Tres Zapotes; Steinmonumente, Steinreliefs) lebten. Die olmekische Kultur sollte in ihre Umgebung ausstrahlen und sich dort teilweise fortsetzen. III. Postolmekische Kulturen an der Rändern des olmekischen Kernraums waren: Oaxaca (Monte Albán; ab 400 v.Chr.; Schrift, rituelles Ballspiel), das zwischen 250 und 450 n.Chr. - in enger Verbindung zu Teotihuacan - zum Zentrum zapotekischer Kultur wurde und nach 700 nunmehr ein Stadtstaat unter anderen war; Cuicuilo (im Mexiko-Becken; 300 v.Chr-250 n.Chr.), dessen Niedergang die Naturkatastrophe eines Vulkanausbruchs einleitete. IV. Teotihuacan steht für die klassische, vom 2. bis 6. Jahrhundert n.Chr. blühende Kultur im Mexiko-Becken; die Stadt hatte zeitweise bis zu 200000 Einwohnern, war ein Handelszentrum und besaß u.a. mit der Sonnen- und Mondpyramide wichtige religiöse Zeremonialstätten (Hof-Pyramiden-Komplexe der Eliten, Stadtviertel auch von Zuwanderern; soziale Schichtung: administrativ-theokratische Elite, Handwerker, Fernhändler, Bauern). In ihrer Blütezeit strahlte die Kultur Teotihuacans weit aus, ab der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts erfolgte ihr Niedergang, um die Mitte des 8. Jahrhunderts ihr Zusammenbruch. Regionale Mächte rückten in die wirtschaftliche Machtstellung Teotihuacans ein. V. Teotihuacans Peripherie: Zeitlich parallel zur Kultur Teotihuacans oder ihr nachfolgend sind zu nennen die von Teotihuacan beeinflussten Kulturen des Stadtstaats Cholula (Pyramide; ausklingend um 700), von Chalchihuites (Zeremonialzentrum; aufkommend um 500), von El Tajín (weiterentwickelte Architektur; aufkommend um 500), von Xochicalco (Mauerringe, Repräsentationsbauten, Ballspielplatz, protoaztekische Schrift; aufkommend um 500, Verfall im 9. Jahrhundert) und von Cacaxtla (Wandmalereien; Blütezeit im 8. und 9. Jahrhundert). VI. Maya (klassische-nachklassische Kultur): Die Halbinsel Yucatan war das Zentrum der Maya-Kultur(en), die sich hier ab ungefähr 300 v.Chr. infolge einer Bevölkerungszunahme ausbildete(n). Äußerer Anlass bildete zudem ein Vulkanausbruch (ca.260 n.Chr.), der olmekische Zuwanderer aus Chalchuapa nach Yucatan brachte. An zahlreichen Plätzen entstanden in der Folge Zeremonialzentren mit Monumentalarchitektur (Plätze, Tempel, Pyramiden, Paläste; ständische Gliederung: Herrschereliten, Priesterastronomen, Adel, Volk; Handel, Brandrodungsbau) und damit Stadtstaaten, die sich nach Ausweis von Inschriften ständig bekämpften, ohne dass darüber das Bewusstsein, zu einem Volk der Maya zu gehören, schwand. Zurzeit der Blütezeit Teotihuacans wurde die Mayas auch von dort kulturell beeinflusst. Das 8. und 9. Jahrhundert sah den politisch-wirtschaftlichen Zusammenbruch der südlichen Mayakultur auf Yucatan und im Hochland von der Peripherie zum Zentrum. Ausgenommen vom Zusammenbruch der Maya-Zivilisationen waren zunächst die Regionen Río-Bec (ausklingend um 825), Chenes (ausklingend im 10. Jahrhundert) und Puuc (ausklingend nach dem 10. Jahrhundert). In der nachklassischen Zeit errang Chichén Itzá über zweihundert Jahre politische Dominanz u.a. unter den Herrschern Kulkukan und Chac Xib Chac; Chichén Itzá ging in den Auseinandersetzungen mit dem Stadtstaat Mayapan unter (1194 [oder 1224]). VII. Tula: Die Zeit nach dem Ausklingen der Teotihuacan-Kultur im Mexiko-Becken war geprägt von kleinteiligen Herrschaften, aus denen der Stadtstaat Tula in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts politisch und wirtschaftlich herausragte (Zeremonialzentrum [Pyramiden, Zeremonialplatz; Kult, Krieger und Kriegergesellschaften], Handel, Handwerk [Obsidian, Travertin, Keramik]). VIII. Tolteken, Mixteken, Zapoteken: Am Ende der klassischen Periode Mittelamerikas traten die Tolteken in Erscheinung als "Leute von Tollan (Xiocotitlan)" u.a. unter ihren Herrschern Topiltzin-Quetzalcoatl und Huemac; klimatische Veränderungen und das Eindringen von Völkerschaften wie die nomadischen "Chichimeken" sowie interne Auseinandersetzungen führten zum Ende der toltekischen Kultur (v.1100). Als deren Nachbarn und Nachfolger etablierten sich u.a. die Mixteken der Stadtstaaten Yancuitlan, Tepozcolollan, Caxtlahuacan, Tlillantonco - ein erfolgreicher mixtekischer Eroberer war "Acht Hirsch" von Tlillantonco (*1011-†1063) - sowie die Zapoteken in der Nachfolge der Oaxaca-Kultur (mixtekisch-zapotekische Auseinandersetzungen und Bündnisse, 13. Jahrhundert). IX. Maya (nachklassische Kultur): In der Nachfolge von Chichén Itzá begründete der Herrscher Hunac Ceel von Mayapan die Nord-Yukatan beherrschende Dynastie der Cocom, die ca.1445 gestürzt wurde. Bis in spanische Zeit behaupteten sich 16, sich untereinander bekämpfende Regionalherrschaften. Südlich davon gerieten die Maya unter den Druck eindringender Völkerschaften, u.a. den Quiché, die im 14. Jahrhundert erfolgreich expandierten und zu Beginn des 16. Jahrhunderts von Azteken abhängig wurden. X. Nachklassische Hochlandkulturen: In Zentralmexiko folgten den Tolteken (durch Einwanderung) die Kulturen der Olmeca-Xicalanca (Cholollan), der Nonoalco (Totitlan, Tehuacan), der Chichimeken (des Anführers Xolotl; verschiedene Herrschaften; Tlaxcallan, Huexotzincos), der Tarasken (Pátzcuaro, Tzintzuntzan, Ihuatzió) u.a. unter den Herrschern Tariácuri, Tangaxoan und Tzintzuntzan (taraskische Dynastie), der Tepaneken (Hegemonie im Mexiko-Becken unter dem Herrscher Tezozomoc [1365-1426]), der Otomí, der Acolhua (Coatlichan, Tlatzallan), des chichimekisch-toltekischen Tezcoco u.a. unter den Herrschern Tlotzin Pochotl, Quinatzin (-1377) und Techotlalatzin (1377-1409). 40 bis 60 Stadtstaaten rivalisierten, vielfach organisiert in Bündnissen, dabei um die politische Vormacht. Gesellschaftlich tonangebend war die Schicht der Herrscherdynastien (Herrscher mit religiösen, richterlichen und organisatorischen Funktionen) und des (Geburts-) Adels (Adelshäuser, Funktionen in Gerichtsbarkeit und Priesterschaft), daneben gab es die nichtadlige Bevölkerung, meist (abhängige) Bauern (in Dörfern lebend), (Kunst-) Handwerker und Händler (organisiert in calpulli). Die Gesellschaften waren auf Grund von Wanderungsbewegungen und Eroberungen polyethnisch, das (männliche) Kriegertum war Kernelement stadtstaatlicher Organisation (Kriegerausbildung, Kriege, Eroberungen) (nach: Prem, Geschichte Alt-Amerikas). XI. Azteken (Mexika): Sprachgeschichtlich lässt sich zunächst eine rund 2000 Jahre alte utoaztekische Völkergruppe (Hopi, Ute, Azteken) ausmachen, die sich - was die Azteken und verwandte Gruppen anbetrifft - nach Mittelamerika bewegte. Um 500 n.Chr. befanden sich die (Proto-) Azteken an der Pazifikküste Nordmexikos, bis zum 11. Jahrhundert erreichte der aztekische Stammesverband Westmexiko, im 11. Jahrhundert das zentrale Hochland von Mexiko (zentrales Hochtal von Mexiko) - der Stammeslegende nach von einer Insel mit Namen Aztlan (1064). In Tollan kam es zu einer kurzfristigen Reichsbildung der sesshaft werdenden Azteken unter ihrem Anführer Quauhtli Quetzqui (1091-v.1100). Die Azteken gerieten in der Folgezeit in Abhängigkeit der Dynastie von Culhuahcan (Aufenthalte in Coaltepec [1143], Tollan [1144], Quaihtitlan [1153], Tepeyacac [1186], Pantitlan [1189]), mit der sie sich überwarfen (Monatsfest Tlacaxipehualiztli 1243/46). Flucht und Wanderschaft brachten die Azteken nach Tecpayocan (1243), Chapultepec (1279, Niederlage gegen die Teotenancah 1285), Tizaapan/Contitlan (Umsiedlung 1292/93, Vertreibung 1299), Aholco Acatzintitlan/Mexihcatzinco, Nexticpac, Iztacalco und Mixiuhcan (1299/1307), bis sie - unter der Anführerschaft Tenochs (†1369) - auf Inseln im See von Tetzcuhco endgültig sesshaft wurden (Gründung von Tenochtitlan 1325, Ausbruch des Popocatepetl 1353). Auch in der vordynastischen (1325-1376) und beginnenden dynastischen Zeit (ab 1376) hatten sich die Azteken mit ihren Nachbarn auseinanderzusetzen (Siedlung der Tlatilolkaner [Tlatilolco] 1337, Eroberung Tenanyucans 1369, Eroberung Mizquics 1381, Eroberung Cuitlahuacs 1390, Kriege gegen Xaltocan [1395], Chalco [1399, 1407/08, ca.1420], Quauhnahuac [ca.1395], Quauhximalpan [1403], Tequixquiac [1412], Tetzcuhco [1414/18]). Der Azteke Acamapichtli der Jüngere (1376-1387) etablierte als erster Tlahtoani 1376 die Herrschaft seiner Dynastie, ihm folgte - nach einem Interregnum der Adlersprecher (1388-1390) und immer noch in Abhängigkeit von den benachbarten Tepaneken - sein Sohn Huitzilihhuitl II. (1391-1415). Unter dem Tlahtoani Itzcoatl (1427-ca.1440) gelang die Abschüttelung tepanekischer Herrschaft (1431/38; Dreibund zwischen Tenochtitlan, Tetzuhco und Tlacopan ca.1430), unter Itzcoatls Nachfolgern, den Aztekenherrschern Ilhuicamina (1440-1469), Axayacatl (1469-1481), Tizocic (1481-1486) und Ahuitzotl (1486-1502), führten viele bis andauernde Kriege (gegen Chalco [1446], Coaixtlahuacan [1456/58], Tlatilolco [1469/73], Tolluhcan [1470], Huexotzinco [1483], gegen die Zapoteken [v.1496], gegen Tlaxcallan [1498]) zur Ausdehnung und Konsolidierung des Aztekenreiches. Im 15. Jahrhundert entfaltete sich daher auch die "typische" Kultur des aztekischen Reiches in Herrschaft und Krieg (Eroberungs-, Blumenkriege), Religion ([Haupt-] Tempel von Tenchtitlan, Gefangenenopfer, Neufeuerbohrungen, Kalender, Schrift) und Gesellschaft (Lebensweise von Azteken und aztekischen Herrschern, Mann und Frau [Ehe, Sexualität, Erziehung]). Unter dem Tlahtoani Moteuczuma (1502-1521) kam es aber mit dem Vordringen der Spanier unter Hernan Cortés (*ca.1485-†1547; aus dem spanischen Niederadel stammend, ab 1504 in den Indias als Goldsucher, Bauer, Soldat [Eroberung Kubas 1511], Bürgermeister von Santiago de Baracoa) zum Zusammenbruch des Aztekenreiches, Moteuczumas kurz regierende Nachfolger Cuitlahuac (1520-1521) und Quauhtemoc (1521-1525) konnten das Reich nicht retten (spanische Eroberung des Aztekenreiches: Landung und Kämpfe der Conquistadoren unter Hernan Cortés auf der Halbinsel Yukatan 1518 [Insel Cozumel, Chontal, Malinche-Marina als Übersetzerin]; erste Kontakte mit dem aztekischen Herrscher und den Totonaken, Gründung von Villa Rica de Vera Cruz, Rebellion der Totonaken gegen die Mexica mit spanischer Unterstützung [Tizapantzinco], spanisches Vordringen ins Landesinnere mit indigener Unterstützung ["Entrada"], Auseinandersetzungen und Bündnis mit dem chichimekischen Tlaxcala, Blutbad von Cholula, Mixquic, Culhuacan, Cuitlahuc, spanischer Einzug nach Tenochtitlan, Gefangennahme Moteuczomas 1519; innerspanische Auseinandersetzungen [Cortés gegen Diego Velázquez und dessen Gesandten Pánfilo de Narváez, Cortés' Sieg von Cempoala], Aufstand in Tenochtitlan [Pedro de Alvarado, spanische Massaker am Tempelplatz und im Palast], Rückkehr Cortés' nach Tenochtitlan, weitere Kämpfe [Belagerung der Spanier in der Palastfestung], Tod [Ermordung?] Moteuczomas, Flucht der Spanier aus Tenochtitlan, Schlacht bei Otumba, Rückzug nach Tlaxcala, Eroberung von der Mexica-Stadt Tepeyaca [als Hauptquartier Cortés'], Nachschub, erfolgreiche spanische Angriffe auf weitere Stützpunkte und Garnisonen der Mexica, Aufenthalt in Taxcala, Pockenepidemie, Besetzung Texcocos 1520; spanische Feldzüge im Tal von Mexico mit indigener Unterstützung, misslungene Eroberung von Itztapalapa, Intervention in Chalco, Vergeltung an Zultepec, Herbeiholung von Brigantinen, Kanalbau, Schlacht bei und Eroberung von Tlacopan, Komplott gegen Cortés, weiterer spanischer Nachschub, Einnahme von Cuernavca, Belagerung, Eroberung und Untergang Tenochtitlans [zu Land und von See her, Kämpfe auf den Dammstraßen, Abfall der letzten aztekischen Verbündeten, Kämpfe am Großen Tempel, misslungener Angriff auf Tlatelolca, Hungersnot in Tenochtitlan, Eroberung von Tlatelolca und Kapitulation der Mexica, spanischer Triumph und Versklavung der Mexica 1521; nach Rinke, Conquistadoren). Indes wurden Angehörige der aztekischen Oberschicht bzw. Herrscherdynastie von den Spaniern in deren Kolonialreich integriert (indianische Gouverneure, kolonialspanische und indianische Verwaltung, aztekische Hilfstruppen bei spanischen Eroberungen [Mixton-Krieg 1539/42, Chichimeken-Krieg 1550/97]), während allgemein die indianische Bevölkerung durch die spanischen Eroberungen, die spanische Herrschaft (Stadt Mexiko als Hauptstadt der Kolonie Neuspanien 1523) und aus Europa eingeschleppte Seuchen (1520, 1531/32, 1554, 1576/81 u.a.) zu leiden hatte (massiver Bevölkerungsrückgang, Kirche und Mission, kolonialspanisches Rechtssystem, Unterprivilegierung) (nach: Riese, Reich der Azteken).
Zu den altamerikanischen Kulturen nicht nur Mittelamerikas vgl.: Hagen, Victor W. von (1962), Sonnenkönigreiche. Azteken, Maya, Inka (= Knaur Tb 125), München-Zürich 51973, 350 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM 5,80; Prem, Hanns J. (1989), Geschichte Alt-Amerikas (= OGG 23), München 1989, 290 S., Zeittafel, Stammtafeln, Karten, DM 42,-; Riese, Berthold (2011), Das Reich der Azteken. Geschichte und Kultur, München 2011 > A Azteken. [Buhlmann, 10.2019, 01.2020]

Altamerikanische Kulturen, Nordamerika: I. Die Ureinwohner des nordamerikanischen Kontinents waren Nachfahren von wohl während der Eiszeit über die Beringstraße über Alaska nach Amerika gelangten Gruppen von menschlichen Jägern und Sammlern (vor 25000/11000 Jahren). Fassbar wird menschliche Existenz in Amerika - neben archäologischen Überresten in Monte Verde (Chile, vor 14500 Jahren) und in Paisley (Oregon, vor 14300 Jahren) - erstmals in den Speerspitzen der paläoindianischen Clovis-Kultur (Clovis in New Mexico, Jagd auf Bison und Mammut, vor 13300 Jahren). Die mit dem Ende der Eiszeit (vor 12900 Jahren) einsetzenden nicht nur klimatischen und geografischen Veränderungen ließen Jäger- und Sammlergruppen der großen nordamerikanischen Ebenen (Bisonjagd) und westlich und östlich davon entstehen (Jagdplätze der Nach-Clovis-Zeit, Bevölkerungswachstum). Dauerhaftere Bindungen menschlicher Gruppen an bestimmte Orte sind für die Zeit vor 6500 Jahren feststellbar. Im nordamerikanischen Südwesten breitete sich vor 3500/2000 Jahren durch Übernahme von Mais-, Bohnen- und Kürbisanbau aus Mexiko Ackerbau aus (Wohnbauten, Lagerhäuser und Dörfer, Keramik [Sesshaftigkeit]); als Ackerbaukulturen sind in Südarizona zwischen 900 und 1500 n.Chr. die Hohokam-Kultur (Bewässerungssysteme), in Utah-Colorado-New Mexico-Arizona die Anaszi-Kultur bis zum 15. Jahrhundert n.Chr. zu nennen. Im Osten Nordamerikas gelang an Ohio, Tennessee, Ilinois und Mississippi vor 3500 Jahren der Übergang zum Ackerbau; die Erdbauten und Grabhügel (Mounds) der bis um 400 n.Chr. bestehenden Hopewell-Kultur im südlichen Ohio verweisen auf eine hohe politische Organisation, auf Wirtschaft und Handel; im Südosten Nordamerikas entstand um 800/1000 n.Chr. die hierarchisch organisierte (Erdhügel), bäuerliche Mississippi-Kultur, die bis ins 16. Jahrhundert Bestand gehabt hatte. Alle Indianerkulturen beruhten auf Geschlechtertrennung (Patri- und/bzw. Matrilinearität) und auf einer starken Betonung von (auch fiktiven) wechselseitigen Verwandtschaftsverhältnissen, die die politischen Regeln der Innen- und Außenbziehungen von Stämmen bestimmten. Der politischen Zersplitterung der wahrscheinlich 5 bis 8 Millionen Bewohner Nordamerikas entsprach die Vielzahl von 400 indianischen Sprachen (Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts n.Chr.). II. Mit der "Entdeckung Amerikas" (1492) und der "Indianer" traten als Krankheiten (Pocken) und Gewalt verbreitende Invasoren und Kolonialmächte Spanien, England und Frankreich im nordamerikanischen Raum in Erscheinung. Die Spanier setzten sich in Florida (Gründung St. Augustines 1565) und New Mexico (1598) fest (spanisches Missionssystem), die Engänder an der nordamerikanischen Ostküste in Jamestown (1609), Plymouth (1620) und Boston (1629), die Franzosen kontrollierten einen Raum von Quebec (1608) bis Louisiana (Gründung von New Orleans 1718). Spätestens im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) setzten sich die Engländer gegenüber den Franzosen durch; die Siedlungs- und Handelsaktivitäten (Felle, Pelze, Waffen, indianischer Sklavenhandel) der englischen Kolonisten drängten indianische Stämme (Pequot-Mohegan, Mohawk, Irokesen, Powhatan, Shawnee, Miami, Potawotani, Chickasaw, Creek, Yamasee) trotz deren anhaltendem Widerstand (Powhaten-Kriege 1608/14, 1622/46, Pequot-Krieg 1636/38, Bacon's Rebellion 1676, Tecumseh-Krieg 1812/14) aus Neuengland, Virginia, den Carolinas und Georgia heraus. Die erfolgreiche Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika (1776) verschärfte die Situation der indigenen Völker noch, die Indianerpolitik der USA wurde von der Abtretung von indianischem Land und der Umsiedlung und Vertreibung von Indianern bestimmt (Zivilisierungsprogramm [Regierungsbeamte, Missionare; Beginn des 19. Jahrhunderts], Landkauf und Landabtretung [1830er-Jahre], Vertreibung der Indianer [1830/50]). Die indianischen Stämme im Westen, in den Plains (Iowa, Ponca, Omaha, Sioux, Wichita, Comanche, Ute, Apachen, Shoshone, Cheyenne, Navajo, Pueblo-Indianer) profitierten zunächst durch den Handel und die damit verbundene Verbreitung der von Europäern nach Nordamerika gebrachten Pferde (Bisonjagd mit Pferden, Handel mit Büffelfellen [19. Jahrhundert]), gerieten jedoch infolge des Kaufs des französischen Louisiana-Territoriums durch die USA (1803), des Krieges zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten (1846-1848) und des "Goldrauschs" in Kalifornien (1848) zunehmend in Gegensatz zu den vordringenden US-amerikanischen Siedlern (Apachen-Kriege 1860/90, Navajo-Krieg 1864/68, "Großer Sioux-Krieg" 1874/77, Massaker am Wounded Knee 1890). Nach dem Ende der Epoche der Indianerkriege (1890) wurde die weitgehend in Reservate abgedrängte indigene Bevölkerung Nordamerikas zum Opfer der US-amerikanischen Assimilierungs- (Schulen und Internate, handwerkliche Ausbildung) und Landzuteilungspolitik (Parzellierung und Zuteilung von Land). Erst ab den 1930er-Jahren setzte in den USA ein (auch kulturpolitischer) Wandel hin zu politischer Souveränität und wirtschaftlicher Autonomie der Indianer ein (Indian Reorganisation Act 1934, indianische Soldaten im Zweiter Weltkrieg [1940-1945], Eingliederung Alaskas in die USA 1959, Rohstoffvorkommen in Indianerreservaten, Stammessouveränität und Wirtschaftsentwicklung in den Reservaten [Tabak- und Benzinverkauf, Glücksspiel], Rücksschritten wie der Terminationspolitk (1950er-Jahre) zum Trotz (nach: Perdue u.a., Indianer).
Zu den indigenen Kulturen Nordamerikas s.: Arens, Werner, Braun, Hans-Martin (Hg.) (1993), Die Indianer. Ein Lesebuch (= BSR 499), München 1993, 360 S., Schwarzweißabbildungen, DM 12,-; Brown, Dee (1970), Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses, Gütersloh [1973], 452 S., Schwarzweißabbildungen, Karte, DM 29,50; Ceram, C.W. (1972), Der erste Amerikaner. Das Rätsel des vor-kolumbischen Indianers, Reinbek b.H. 101976, 373 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Karten, DM 34,-; Ceram, C.W. (1972), Der erste Amerikaner. Die Entdeckung der indianischen Kulturen in Nordamerika (= dtv 30379), München 1993, 515 S., DM 22,90; Lindig, Wolfgang, Münzel, Mark (1976), Die Indianer, Bd.1: Nordamerika (= dtv 4434), München 31985, 351 S., Abbildungen, Karten, DM 7,80, Bd.2: Mittel- und Südamerika (= dtv 4435), München 31985, 330 S., Abbildungen, Karten, DM 7,80; Perdue, Theda, Green, Michael D. (2013), Die Indianer Nordamerikas (= RUB 19026), Stuttgart 2013 > P > Perdue u.a., Indianer; Tobert, Natalie, Sturtevant, William u.a. (1992), Der große Bildatlas Indianer. Die Ureinwohner Nordamerikas. Geschichte, Kulturen, Völker und Stämme, Augsburg 1999, 256 S., Abbildungen, Fotos, Karten, DM 39,95; [Buhlmann, 09.2013, 01.2020, 07.2020, 02.2022]

Altamerikanische Kulturen, Südamerika: I. Vor-, Frühgeschichte: Die menschliche Besiedlung Südamerikas setzte wohl vor 14000 Jahren vor heute ein, Patagonien wurde vor 9000 Jahren vor heute erreicht. Ackerbau und Keramikherstellung ist vor 3500/3200 (Ecuador) bis 2800/2500 v.Chr. (Anden) nachweisbar. An frühen Kulturen lassen sich feststellen: Chavin-Kultur (1200/1100-400/200 v.Chr.; Tempel, Zeremonialkomplexe; Stadtstaaten), Moche (Pyramiden), Nazca (Scharrbilder) und Pucara der frühen Zwischenperiode (400/200 v.Chr.-600 n.Chr.), Tiahuanaco (als Zeremonial- und Pilgerzentrum), Huari (als expansiver, einen größeren Raum umfassender Staat; 650-850 n.Chr.) und Pachacamac der mittleren Zwischenperiode (600-1000), Chimú-Reich (Chimú-Kultur ab 1200; Reich ab 14. Jahrhundert mit Hauptstadt Chan Chan; Eroberung durch die Inka ca.1465) der späten Zwischenperiode (1000-1400) (nach: Prem, Geschichte Alt-Amerikas). II. Auf Grund schriftlicher und archäologischer Quellen (spanische Chroniken [mündliche Inkaüberlieferung, Mythologie der Inka] und Verwaltungsakten, quipu [Knotenschnüre], Bauten, Kultorte) ergibt sich die Geschichte der Inka wie folgt: Die Inka entstanden - nicht zuletzt auch in ihrem eigenen mythologisch-geschichtlichen Verständnis - als Volk um das Jahr 1000 im Gebiet von Cuzco, um 1400 änderten sich materielle Kultur und Siedlungsweise (vorimperiale, imperiale Inkakeramik), das 15. und beginnende 16. Jahrhundert sah das sich hauptsächlich über den Raum der Anden erstreckende Inkareich. Als (mythische) Inkaherrscher können festgemacht werden: Maco Capac, Sinchi Roca, Lloque Yupanqui, Mayta Capac, Capac Yupanqui (Kämpfe gegen Chanca und Colla), Inca Roca (Palast in Ober-Cuzco), Yahuar Huacac (ca.1380-ca.1400; Festigung der Herrschaft um Cuzco), Hatun Topa (ca.1400-1438; Kämpfe mit den Chanca), Pachacutec Inca Cusi Yupanqui (1438-1471; Kämpfe mit den Chanca, Eroberung der zentralen Andenhochländer, Eroberung des Chimúreichs an der Küste, Inkareich Tahuantinsuyu mit Cuzco als Zentrum, seinen vier Regionen [suyu als Reichsteile] und den [bis zu ca. 80] Provinzen), Tupac Inca Yupanqui (1471-1493; Eroberung der südlichen Anden, Unterwerfung der Chachapoya, Reichsverwaltung und -organisation), Huayna Capac (1493-1525; größte Ausdehnung des Inkareichs, Übergriffe der Amazonas-Indianer, Kämpfe und Eroberungen in Südkolumbien, nördliches Verwaltungszentrum Tumipampa), Huascar (1525-1532; Nachfolgekämpfe mit Atahualpa), Atahualpa (1532-1533; spanische Eroberung, Gefangennahme und Hinrichtung Atahualpas). An der Spitze des Inkareichs standen Herrscher (Verehrung des Inka, Mumienverehrung [mallqui]), Herrscherfamilie (panaca, Geschwisterehe des Inka) und Hochadel (orejones), die Politik und Verwaltung (Verwaltungsbeamte [apu, tucuyricuc, quipucamayoc]) bestimmten. Gesellschaftliche Basis waren die Familienverbände (ayllu) unter Führung von curaca sowie die Einteilung der Bevölkerung in saya als Untereinheiten der Provinzen und in Gruppen zu 10, 100 und 1000 Haushalten; daneben gab es die "Dienenden" (yanacuna), die für den Herrscher arbeiteten. Die ayllu unterlagen Steuern, Abgaben und der Arbeitspflicht (mita, darunter auch Militärdienst [und Krieg: Waffen, Kriegsrituale, Festungen und Eroberungen]); Verwaltungszentren und Stützpunkte waren für die Eintreibung der Abgaben zuständig (Speicher, Vorratslager, religiöse Kultzentren). Das Inkareich war dabei ein Vielvölkerstaat (Inka, Chimú, Caranqui, zwangsumgesiedelte Bevölkerungsteile) mit verschiedenen Verkehrssprachen (Quechua, Aymara, Puquina, Muchik). Die Wirtschaft im Inkareich basierte auf der Landwirtschaft (Staatsland, Land der Heiligtümer, Land der ayllu, Terrassierungen; Anbaupflanzen [Getreide, Mais, Kartoffeln, Kürbis, Paprika, Baumwolle], Haustiere [Lama, Alpaca, Vicuna], Fischerei, Geräte [Handpflug, Hacke, Holzstab]; Ernährung), dem Handwerk (Textilherstellung [Webgeräte], Keramik [keno als Becher], Federkunst, Gold-, Silber-, Bronzebearbeitung [Schmuck], Architektur [Straßen, Brücken, Raststätten; Städtebau, u.a. in Cuzco, Sacsayhuamun, Ollantaytambo, Machu Picchu, Tumipampa]) und dem Handel (Händler, Märkte und das System der Wiederverteilung). Im religiösen Kosmos der Inka spielten Götter (Sonnengott Inti, Schöpfergott Viracocha, Donnergott Illapa u.a.), die Priesterschaft (aclla aus herausgehobene Mädchen und Frauen) sowie Kulte und Rituale (huaca als Heiligtum, Kalender und Feste [Capuc Inti Raymi, Inti Raymi, Coya Raymi], capac cocha als Opferzeremonie [Menschenopfer]) die entscheidenden Rollen (nach: Schmelz, Inka).
Zu den altamerikanischen Kulturen Südamerikas vgl.: Hagen, Victor W. von (1962), Sonnenkönigreiche. Azteken, Maya, Inka (= Knaur Tb 125), München-Zürich 51973 > A Altamerikanische Kulturen, Mittelamerika; Schmelz, Bernd (2013), Die Inka. Geschichte und Kultur (= Urban Tb 740), Stuttgart 2013 > I Inka; Prem, Hanns J. (1989), Geschichte Alt-Amerikas (= OGG 23), München 1989 > A Altamerikanische Kulturen, Mittelamerika. [Buhlmann, 06.2014, 01.2020]

Altdeutsche Textbibliothek, begr. v. Hermann Paul, hg. v. Burghart Wachinger, ist eine Sammlung von althochdeutschen, mittelhochdeutschen, für die Mediävistik bedeutenden, aus dem Mittelalter stammenden literarischen Texten. U.a. sind erschienen: Bd.2 (1882): Hartmann von Aue, Gregorius, hg. v. Hermann Paul, Albert Leitzmann, Ludwig Wolff, Burghart Wachinger (1882/1984), Tübingen 131984, 121 S., DM 10,50; Bd.39 (1939): Hartmann von Aue, Erec, hg. v. Albert Leitzmann, Christoph Cormeau, Kurt Gärtner (1939/85), Tübingen 61985, 335 S., DM 19,80. [Buhlmann, 02.2022]

Altenburg, Detlef, Jarnut, Jörg, Steinhoff, Hans-Hugo (Hg.) (1991), Feste und Feiern im Mittelalter. Paderborner Symposion des Mediävistenverbandes, Sigmaringen 1991 > Z Zeit

Alte Kulturen ist eine Reihe zu frühen europäischen und außereuropäischen Zivilisationen der Menschheit. U.a. ist erschienen: Kruta, Venceslas, Forman, Werner (1986), Die Kelten. Die Herren des Westens, Luzern-Herrsching [1986], 128 S., Farbfotos, DM 29,80. [Buhlmann, 09.2023]

Alter Orient als antike Zeitepoche der Menschheitsgeschichte: I. Überblick: Die altorientalischen Zivilisationen sind die das 4./3. bis 1. Jahrtausend v.Chr. umfassenden Kulturen, Stadtstaaten und Reiche der Ägypter (Altes, Mittleres, Neues Reich), der Sumerer, Akkader, der 3. Dynastie von Ur, des altbabylonischen Reiches, der Hethiter und Kassiten, von Mitanni, der Assyrer und des neubabylonischen Reiches, der biblischen Staaten (Israel, Juda) sowie des Perserreiches. In vielfältigen Beziehungen zum Alten Orient, insbesondere zum Perserreich, stand die archaische, klassische und vorhellenistische Kultur Griechenlands. Im Einzelnen lässt sich der solcherart beschriebene Alte Orient geografisch und chronologisch unterteilen in:

Zeitraum (v.Chr.)ÄgyptenMesopotamien, LevanteÖstliches Mittelmeer
4. Jahrtausend v.Chr., EndeFormierung von auf Schriftlichkeit beruhenden Hochkulturen (Ägypten, Mesopotamien)
3. Jahrtausend v.Chr.Frühe Bronzezeit:
Thinitenzeit (Ägypten: ca.2850-2650 v.Chr.)
Altes Reich (Ägypten: ca.2650-2150 v.Chr.)
Erste Zwischenzeit (Ägypten: ca.2150-2000 v.Chr.)
Frühe Bronzezeit:
Frühdynastische Zeit (Sumer: ca.2800-2500 v.Chr.)
1. Dynastie Ur, Lagasch (Sumer: ca.2500-2350 v.Chr.)
Reich von Akkad (Mesopotamien: ca.2350-2150 v.Chr.)
3. Dynastie Ur (Mesopotamien: ca.2050-1950 v.Chr.)
Frühe Bronzezeit:
Minoische Frühzeit (Kreta: ca.2600-2000 v.Chr.)
ca.2000-1600 v.Chr.Mittlere Bronzezeit:
Mittleres Reich (Ägypten: ca.2000-1800 v.Chr.)
Zweite Zwischenzeit (Ägypten: ca.1800-1550 v.Chr.)
Mittlere Bronzezeit:
Altassyrisches Reich (Mesopotamien: ca.2000-1760 v.Chr.)
Altbabylonisches Reich (Mesopotamien: ca.1800-1600 v.Chr.)
Mittlere Bronzezeit:
Ältere Palastzeit (Kreta: c.2000-1600 v.Chr.)
ca.1600-1200 v.Chr.Späte Bronzezeit:
Neues Reich (Ägypten: ca.1550-1100 v.Chr.)
Späte Bronzezeit:
Kassitenzeit (Mesopotamien: ca.1600-1200 v.Chr.)
Mittelassyrisches Reich (Mesopotamien: ca.1400-1050 v.Chr.)
Späte Bronzezeit:
Hethiterreich (Kleinasien: ca.1700-1200 v.Chr.)
Jüngere Palastzeit (Kreta: ca.1600-1375 v.Chr.)
Mykenische Zeit (Griechenland: ca.1600-1200 v.Chr.)
ca.1200-750 v.Chr.Frühe Eisenzeit:
Dritte Zwischenzeit (Ägypten: ca.1100-715 v.Chr.)
Karthager (Nordafrika: ca.800-146 v.Chr.)
Frühe Eisenzeit:
Phönizier (Syrien: ca.1100 v.Chr.)
Israel (Palästina: ca.900 v.Chr.)
Frühe Eisenzeit:
"Dunkle Jahrhunderte" (Griechenland: ca.1200-750 v.Chr.)
ca.750-500 v.Chr.Eisenzeit:
Spätzeit (Ägypten: 715-332 v.Chr.)
Eisenzeit:
Neuassyrisches Reich (Mesopotamien, Syrien, Ägypten: ca.900-612 v.Chr.)
Neubabylonisches Reich (Mesopotamien, Syrien: 625-539 v.Chr.)
Eisenzeit:
Phrygisches Reich (Kleinasien: ca.800-ca.650)
Archaische Zeit (Griechenland: ca.750-500 v.Chr.)
Lyderreich (Kleinasien: ca.650-546 v.Chr.)
ca.500-336 v.Chr.Achämenidenreich (Persien, Kleinasien, Mesopotamien, Ägypten: ca.550-330 v.Chr.)Klassische Zeit (Griechenland: ca.500-338 v.Chr.)
Makedonenreich (Griechenland: ca.400-279 v.Chr.)
336-323 v.Chr.Hellenismus:
Reich Alexanders des Großen (Griechenland, Kleinasien, Ägypten, Mesopotamien, Persien: 336-323 v.Chr.)

(u.a. nach: Blois, Lukas de, Spek, Robertus J. van der (1983), Einführung in die Alte Welt, Stuttgart 22019). II. Ägyptische Geschichte: Paläolithisch ist der Nordafrika, Südostspanien, Palästina und Libanon umfassende Kulturbereich der Abbevillien, Acheuléen und Capsien. Im Übergang zur Jungsteinzeit (10.-5. Jahrtausend v.Chr.) und durch Klimawandel bedingt entwickelte sich entlang des Nils teilweise eine sesshafte Lebensweise von Bauern (Merimde, Fayum), der die Kulturen von Badari und Negade (I, II) folgten. Die kupfersteinzeitliche Negade-Kultur war dabei mit dem oberägyptischen Raum verbunden und Voraussetzung für die Entstehung der ägyptischen "Hochkultur". Um die Wende vom 4. zum 3. Jahrtausend v.Chr. begann die Thinitenzeit (ca.3000-2600 v.Chr.), die die Vereinigung der ober- und unterägyptischen Herrschaftsbereiche (Ägypten bis zum 1. Nilkatarakt, Nildelta) unter einem Königtum (König Menes?, zwei Kronen Ägyptens) mit sich brachte, weiter die Anfänge von ägyptischer Religion und Kunst sowie der Hieroglyophenschrift (ab 3400/3100 v.Chr.). Hauptstadt des vereinigten Ägypten war zeitweise Memphis, ein Herrschaftsschwerpunkt auch das oberägyptische Abydos. Das vereinigte Ägypten stand am Anfang der frühen Bronzezeit im Alten Orient (3. Jahrtausend v.Chr.). - Im Alten Reich (ca.2600-2150 v.Chr., 3.-6. Dynastie) blieb Memphis die Hauptstadt Ägyptens, die Könige (Pharaonen) gerade der 3. und 4. Dynastie (Djoser, Huni, Snofru; Cheops, Chefren, Mykerinos) ließen gewaltige Pyramiden (-komplexe, mit Tempelanlagen [Giseh]) errichten, Ausfluss eines auf Pharao und Religion (Heliopolis, Sonnengott Re, Pharao als "Sohn des Re") zentrierten Staates mit hoher Organisiertheit. Das Alte Reich ging mit 5. Dynastie unter, Folge vielleicht eines Ursachenbündels aus Machtverlust des Pharaos (Streitigkeiten innerhalb der 6. Dynastie, Aufstieg von Gau- und Regionalfürsten) und Wandel von Umweltfaktoren (Nilschwemme und Hungersnöte). Die an das Alte Reich anschließende Zwischenzeit (Herakleopolitenzeit, ca.2150-2050 v.Chr., 7.-10. Dynastie) zeichnete sich durch Herrschaftsdesintegration, Rechtsunsicherheit und wirtschaftlichem Niedergang aus. In Ägypten standen sich damals die Herrschaftszentren Herakleopolis und Theben gegenüber, die thebanischen Regionalfürsten setzten sich mit der Begründung des Mittleren Reiches im ganzen Land am Nil durch (11. Dynastie). - Mentuhotep war der erste Herrscher des Mittleren Reiches (ca.2050-1800 v.Chr., 11.-12. Dynastie) mit Theben als neuer Hauptstadt. Es folgte eine Zeit wirtschaftlicher (Punt, Nubien) und machtpolitischer Expansion (Palästina, Nubien). Erfolgreich waren die Pharaonen der 12. Dynastie Amenemhet I. (Fürstenmauer gegen asiatische Eindringlinge), Sesostris I. (Bautätigkeit [Weiße Kapelle in Karnak]), Sesostris II. und Sesostris III. (Kultivierung der Oase Fayum); Ägypten expandierte in Nubien (bis zum 2. Nilkatarakt). Auf das Mittlere Reich folgte die Zweite Zwischenzeit (ca.1800-1550 v.Chr., 13.-17. Dynastie), die mit dem Einfall der Hyksos, asiatischer Volksgruppen, verbunden ist. Die Hyksos beherrschten das Nildelta und übten eine Oberherrschaft über die Regionalfürsten Oberägyptens aus. Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit umfassen die mittlere Bronzezeit (ca.2000-1600 v.Chr.). - Die Vertreibung der Hyksos erfolgte unter dem Pharao Ahmose, dem Begründer des Neuen Reiches als ägyptisches Großreich (ca.1550-1100 v.Chr., 18.-20. Dynastie). Mit Theben als Hauptstadt war (weiterhin) der Kult um Reichsgott Amun bedeutend. Ab König Thutmosis I. nahm Ägypten seine expansive Außenpolitik wieder auf, Pharao Thutmosis III. dehnte - nach der Regentschaft der Königin Hatschepsut - seine Herrschaft über Palästina und Syrien aus (Schlacht bei Meggido) sowie über Nubien (bis Napata bzw. zum 4. Nilkatarakt). Ägypten blieb auch unter nachfolgenden Pharaonen Amenophis II., Thutmosis IV. und Amenophis III. Großmacht im altorientalischen Mächtesystem der späten Bronzezeit (ca.1600-1200 v.Chr.) zusammmen mit dem Hethiterreich, Mitanni, Assyrien und dem kassitischen Babylonien. Amenophis IV. (Echnaton, verheiratet mit Nofretete) machte seine neue ägyptische Residenz Armana zum Zentrum der Aton-Verehrung ("Sonnengesang", Traditionsbrüche gegenüber der bisherigen Religion und Kunst; Armanazeit). Auf Amenophis IV. folgten der junge Pharao Tutenchamun (Grab im Tal der Könige) und die Restauration der alten religiösen Kulte um Amun durch König Haremhab. Pharao Ramses I. und sein Sethos I. waren die Begründer der 19. Dynastie. Sethos' Sohn Ramses II. (1279-1212 v.Chr.) konnte sich gegen die Hethiter behaupten (Schlacht bei Kadesch, ägyptisch-hethitisches Bündnis), außerdem zeichnete er sich durch eine rege Bautätigkeit aus (Hauptstadt Pi-Ramesse, Abu Simbel u.a.). Unter Ramses' Sohn Merenptah und Ramses III. (1187-1156), der der 20. Dynastie angehörte, bedrängten als Teil wohl von massiven Bevölkerungsverschiebungen im Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit die "Seevölker" Ägypten. Das Reich am Nil verlor seine Außenbesitzungen in Syrien und Palästina sowie in der Folge auch in Nubien, die Herrschaft der Ramessiden (Ramses IV. bis Ramses XI., 12. Jahrhundert v.Chr.) leitete über zur Dritten Zwischenzeit (ca.1100-715 v.Chr., 21.-24. Dynastie). Diese sah eine Dynastie von libyschen Pharaonen (ca.950-730 v.Chr., Pharao Scheschonk), Oberpriester des Amun in Theben als Herrscher sowie kuschitisch-nubisch-äthiopische Könige über ganz Ägypten wie Kaschta oder Pianchi (ca.770-656 v.Chr.). Die neuassyrischen Könige Asarhaddon (680-669 v.Chr.) und Assurbanipal (668-631 v.Chr.) eroberten Teile Ägyptens bzw. plünderten das Land (671/70, Einnahme Thebens 664 v.Chr.). - Es schließt an die Spätzeit Ägyptens (ca.715-332 v.Chr., 25.-30. Dynastie). Mit Necho I., Psammetich I. (663-609 v.Chr.) und Necho II. begann die einheimische 26. Dynastie (Saitenzeit); Ägypten war damals auf das Land am Nil beschränkt (Niederlage Nechos II. in der Schlacht bei Karkemisch). Gegen Pharao Apries rebellierte erfolgreich dessen General Amasis (570-526 v.Chr.), unter König Psammetich III. wurde Ägypten vom Perserkönig Kambyses (529-522 v.Chr.) erorbert und Provinz im Perserreich (525 v.Chr.). Eine Aufstand gegen die persische Herrschaft führte zu wenigen Jahrzehnten ägyptischer Selbsständigkeit (404-343/42 v.Chr.). Mit der Eroberung des Perserreiches durch den Makedonenkönig Alexander III. (336-323 v.Chr.) wurde Ägypten Teil der hellenistischen Staatenwelt (332-30 v.Chr.); der Selbstmord der Königin Kleopatra (30 v.Chr.) beendete die Epoche Ägyptens unter griechischen Herrschern.
An Literatur zu Geschichte und Gesellschaft des Alten Orients seien genannt: Frankfort, Henri, Frankfort, H.A., Wilson, John A., Jacobsen, Thorkild, Frühlicht des Geistes. Wandlungen des Weltbildes im Alten Orient (= Urban Tb 9), Stuttgart 1954, 288 S., DM 2,-; Friedell, Egon (1947), Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients (= dtv 10013), München 21984, 488 S., DM 14,80; Nissen, Hans J. (1983), Grundzüge einer Geschichte der Frühzeit des Vorderen Orients (= Grundzüge 52), Darmstadt 1983, XV, 220 S., Abbildungen, Karten, DM 39,-; Nunn, Astrid (2012), Der Alte Orient. Geschichte und Archäologie, Darmstadt 2012 > N Nunn, Alter Orient; Potratz, Johannes A.H. (1961), Die Kunst des Alten Orient (= KTA 323), Stuttgart 1961, VIII, 438 S., Schwarzweißabbildungen, Bildtafeln, DM 12,-; Schmökel, Hartmut (1961), Kulturgeschichte des Alten Orient (= KTA 298), Stuttgart 1961, XII, 778 S., Abbildungen, Bildtafel, Zeittafel, Karte, DM 24,-; Seibert, Ilse, Die Frau im Alten Orient, Leipzig 1973, 76 S., Farb-, Schwarzweißtafeln, Karte, M 44,-; Streck, Michael P. (Hg.) (2005), Sprachen des Alten Orients, Darmstadt 42021 > S Streck, Sprachen. [Buhlmann, 08.2023]

Althochdeutsch: Das Althochdeutsche gehört zur Gruppe der indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachen (früheste indoeuropäische Siedlungsgebiete [Kurgan-Kultur, transkaukasische Kupferzeitkultur; linguistisch-kulturhistorische Methode] und europäische Ausbreitung in der frühen Bronzezeit (?)) und zur Teilgruppe der (west-) germanischen Sprachen ("Völkerwanderung und germanische Stammessprachen, u.a.: Gotisch [Wulfilabibel als Codex Argenteus], Burgundisch, Wandalisch, Angelsächsich, Sächsisch, Friesisch, Fränkisch [mit Westfränkisch], Alemannisch, Langobardisch, Bayrisch). Das Althochdeutsche machte damit die 1. (germanische) Lautverschiebung (indogermanisch *b/d/g/gw > germanisch *p/t/k/kw bzw. *bh/dh/gh/gwh > b/d/g/gw u.a.) und die 2. (althochdeutsche, wohl in regionalen Entwicklungen verwurzelte, überregional sich angleichende) Lautverschiebung (Konsonantenverschiebung) des Hochdeutschen (germanisch p/t/k > pf/ts/kch* [Affrikate, Frikative] > f/s/ch bzw. p/t/k > f/s/ch [6.-8. Jahrhundert?]; rheinischer Fächer [Benrather Linie bis Speyerer/Germersheimer Linie]) mit. Zum Althochdeutschen des frühen Mittelalters gehören dann: Mittelfränkisch, Rheinfränkisch, Thüringisch, Südrheinfränkisch, Ostfränkisch, Alemannisch, Bairisch (daneben als Niederdeutsch: Niederfränkisch, Sächsisch). Während das Germanische in einigen Lehnwörtern im Finnischen und Lateinischen, in Runen- und Matroneninschriften überliefert ist, offenbart sich das Althochdeutsche in einer Reihe von schriftlich fixierten Sprachdenkmälern (Schriftsprache und Lautgestalt des Althochdeutschen): a) Kleinere Textdenkmäler: Paternoster, Credo, Taufgelöbnisse, Katechismus, Beichten, Predigten, Bibelkommentare, -übersetzungen und -dichtung (Muspilli), Lieder und Hymnen (Petrus-, Georgslied), Physiologus, Inschriften, Beschwörungen (Merseburger Zaubersprüche), Schullektüre, (Ereignis-) Dichtung (Hildebrands-, Ludwigslied), Rechtsdenkmäler, Gesprächsbücher (Kasseler Gespräche); b) Größere Textdenkmäler: althochdeutscher Isidor und Mon(d)see-Wiener Fragmente, althochdeutsche Benediktregel, althochdeutscher Tatian, Evangelienbuch Otfrids von Weißenburg, althochdeutsche Bearbeitung von Werken des Boethius, Aristoteles und Martianus Capella sowie des Psalters durch Notker von St. Gallen, Hoheliedparaphrase der Williram von Ebersberg; c) Althochdeutsche Glossen (Arbograns, Prudentiusglossen, Summarium Heinrici, Sachglossare). Das Althochdeutsche genügt den grammatikalischen Regeln von Deklination (Substantivflexion), Konjugation (Flexion von schwachen und starken Verben), Wortbildung (Komposition, Ableitung) und Syntax (Satz und Satzgefüge, Wortstellung) (nach: Meineke, Schwerdt (2001), Althochdeutsch). Vgl. noch: Braune, Wilhelm (1875), Althochdeutsches Lesebuch, bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus, Tübingen 171994, 259 S., € 13,-; Braune, Wilhelm (1891), Abriß der althochdeutschen Grammatik, bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, C., Nr.1), Tübingen 151989, VIII, 68 S., Konjugationstabellen, € 7,40; Meineke, Eckhard, Schwerdt, Judith (2001), Einführung in das Althochdeutsche (= UTB 2167), Paderborn-München-Wien-Zürich 2001 > M Meineke, Schwerdt, Althochdeutsch; Müller, Stephan (Hg., Übers.) (2007), Althochdeutsche Literatur. Eine kommentierte Anthologie. Zweisprachig (= RUB 18491), Stuttgart 2007, 412 S., € 9,60. [Buhlmann, 05.2014]

Althoff, Gerd (1997), Otto III. (= GMR = Besondere Wissenschaftliche Reihe 1997), Darmstadt 1997 > O Otto III.

Althoff, Gerd (2006), Heinrich IV. (= GMR), Darmstadt 2006 > H Heinrich IV.

Althoff, Gerd (Hg.) (2009), Heinrich IV. (= VuF 69), Ostfildern 2009 > H Heinrich IV.

Althoff, Gerd (2013), "Selig sind, die Verfolgung ausüben". Päpste und Gewalt im Hochmittelalter, Darmstadt 2013, 254 S., € 24,90. Im Rahmen von hochmittelalterlicher Kirchenreform und Investiturstreit (1075-1122) bildete sich innerhalb der sich ausformenden Papstkirche unter Papst Gregor VII. (1073-1085) eine neue Theorie der Gewaltanwendung gegenüber den Christen, die sich als ungehorsam gegenüber dem apostolischen Stuhl erwiesen. Diese "revolutionäre" Gewalttheorie (gegen die "Gewohnheit", gemäß der christlichen "Wahrheit"), die nicht nur Gewaltrhetorik war und die dem zelus Dei ("Eifer für Gott") und dem (angeblichen) Willen Gottes verpflichtet war, legitimierte die Anwendung von Gewalt gegenüber ungehorsamen Priestern (Nikolaiten, Simonisten), Schismatikern und Häretikern auf christlich-kirchlicher Seite (aus Ungehorsam wird Häresie) sowie gegenüber Ungläubigen und Ketzern. Gleichzeitig definierte sie das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Macht neu (hierokratisch statt dualistisch; dictatus papae und Unfehlbarkeit; weltliche Gewalt im Auftrag der geistlichen Gewalt handelnd [milites sancti Petri]) und steigerte die Binde- und Lösegewalt (Schlüsselgewalt) des Papsttums (Bann über König Heinrich IV. [1056-1106] 1076, 1080; Durchsetzung der Gewalttheorie und der neuen kirchlichen Normen). Für die päpstliche Gewalttheorie wurden Belegstellen aus dem Alten Testament nutzbar gemacht (Verwerfung König Sauls durch Gott [1. Samuel 15,22ff], Priester Pinhas [Numeri 25]); Psalm 79 etwa diente in der Clermonter Kreuzzugspredigt Papst Urbans II. (1088-1099) zur Darstellung der pollutio ("Verunreinigung") der heiligen Stätten Jerusalems durch die Ungläubigen (1095; Rache an den Ungläubigen, Massaker bei der Eroberung Jerusalems 1099). Wenn auch die Gewalttheorie in der Zeit nach dem Investiturstreit nicht weiter so extrem verfolgt wurde, so schlug sie sich dennoch im Kirchenrecht, etwa im Decretum Gratiani (1120er-, 1140er-Jahre) nieder (Gewaltdiskurse) oder bestimmte in der Frage von Gehorsam und Ungehorsam das Verhältnis der "Universalgewalten" Papsttum und Kaisertum im 12. und 13. Jahrhundert (rituelle Unterordnung des deutschen Königs gegenüber dem Papst [König Lothar von Supplinburg und Papst Innozenz II. 1131, Konstanzer Vertrag 1153, Frieden von Venedig 1177]; Papst Innozenz III. [1198-1215] im deutschen Thronstreit [1198-1208/15; plenitudo potestatis]; "Endkampf" zwischen Kaiser Friedrich II. und dem Papst [1245-1250; contemptus clavium]). Allgemein lässt sich die päpstliche Gewalttheorie des hohen Mittelalters verorten in der Intoleranz und Gewaltbereitschaft monotheistischer Religionen in der Geschichte der Menschheit. [Buhlmann, 07.2013]

Althoff, Gerd (2022), Gott belohnt, Gott straft. Religiöse Kategorien der Geschichtsdeutung im Frühen und Hohen Mittelalter, Darmstadt 2022, 312 S., Schwarzweißabbildungen, € 56,-. Untersucht werden in der mittelalterlichen Historiografie des merowingischen und karolingischen Frankenreichs, der Ottonen-, Salier- und Stauferzeit im ostfränkisch-deutschen Reich, Passagen, die auf ein Einwirken Gottes (als transzendente Macht) auf die dargestellten Ereignisse hinweisen. Göttliches Eingreifen als Diskurs bedeutete dabei im Rahmen des christlichen Glaubens und der damaligen religiösen Vorstellungen aber "kein moralisches Kausalitätsgesetz". In der Historiografie des frühen und hohen Mittelalters betraf das historiografischen Deutungskämpfen, Interpretationen und politischen Parteinahmen unterworfene göttliche Einwirken als "Gottesurteil" in Form von Belohnungen, Mahnungen, Prüfungen und Strafen bei: Mission und Christianisierung (mit Gottes Hilfe), politischer Legitimation (eines Herrschers, einer Herrscherdynastie; Aufstieg der Karolinger zum König- und Kaisertum im 8./9. Jahrhundert), Sieg und Niederlage in einer Schlacht (für eine "gerechte" oder "ungerechte" Sache <-> Tod Rudolfs von Rheinfelden [1080], Siege König Heinrichs IV.), plötzlichen Todesfällen (auch von Herrschern, z.B. auf Grund einer Seuche; christliche Deutung des Todes; Tod Kaiser Ottos II. 983, Tod Kaiser Ottos III. 1002, Romzug Kaiser Friedrichs I. 1167), ungewöhnlichen Ereignissen (als "Zufälle" auf Grund des Einwirkens Gottes oder des Teufels; Prophezeiung Papst Gregors VII. 1080, deutsche Königswahlen von 1125 und 1138, 1. Kreuzzug 1096/99). Mit der historiografischen Schilderung von transzendenten Ereignisursachen vermischten sich also religiöse und politische Argumente (politische Parteizugehörigkeit) in der Geschichtsdarstellung. Dabei wurde die Möglichkeit eines göttlichen Eingreifens nicht ausgeschlossen, der konkrete historiografische Einzelfall aber dennoch auf Evidenz überprüft. Dies konnte in den Ereignisschilderungen dazu führen, dass der Historiograf einserseits die Meinung von Personen, die an ein göttliches Eingreifen glaubten, wiedergab und andererseits diese Meinung durch Nennung "natürlicher" Ursachen relativierte. Es entstanden aus diesen Deutungskonkurrenzen evidenzbasierte Deutungsstrategien, das Eingreifen Gottes war politisch instrumentalisiert und diente letztendlich der politischen Legitimation. Die historiografische Darstellung vom Eingreifen Gottes entfaltete dennoch bei den damaligen politischen Führungsschichten auch im Rahmen der christlichen Weltordnung nur eine begrenzte Wirkung. [Buhlmann, 07.2023]

Althoff, Gerd, Meier, Christel (2011), Ironie im Mittelalter. Hermeneutik - Dichtung - Politik, Darmstadt 2011, 240 S., Schwarzweißabbildungen, € 29,90. Im christlich-europäischen Mittelalter kam der Ironie zunächst im lateinischen (und volkssprachlichen) literarischen Umfeld durchaus eine gewisse Rolle als Stilmittel zu, angefangen bei der Bibelallegorese (rhetorische Figuren, Topoi, Schemata) etwa eines Rupert von Deutz (Ironie und Heilsgeschichte) über Zeugnisse der Geschichtsschreibung (erzählte Ironie von Herrschenden, ironisierende Historiografie), über Briefe und Brieftraktate (insbesondere des Investiturstreits), über monastische Literaturformen etwa der Möncher Notker und Ekkehard IV. von St. Gallen bis hin zu ("ironieaffinen") Satiren, Invektiven (Occultus Erfordensis, De statu Curie Romane), Tierepen und -fabeln (Ysengrimus, Burnellus), Grabinschriften und Vagantendichtungen. Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, vor dem Hintergrund des Humanismus fand die Ironie auch in veränderten literarischen Formen ihren Platz (Fazetie, Invektive, Enkomion, "Dunkelmännerbriefe"). Die auf Grund der Überlieferungssituation nur im Literarischen feststellbare Ironie hatte aber auch als rhetorische Figur ihren "Sitz im Leben", z.B. in politischen Beratungen und Verhandlungen, im gesellschaftlichen Umgang miteinander. [Buhlmann, 05.2015]

Ambos, Claus, Rösch, Petra, Schneidmüller, Bernd, Weinfurter, Stefan (2010), Bild und Ritual. Visuelle Kulturen in historischer Perspektive, Darmstadt 2010, VIII, 287 S., € 39,90 > Kompendium Mittelalter > Wissenschaft/Hilfswissenschaft: Bildwissenschaft [Buhlmann, 07.2010]

Ambrosius, Politische Briefe. Lateinisch und deutsch, hg., übers. v. Frank M. Ausbüttel (2020) (= TzF 113), Darmstadt 2020, 335 S, € 78,40 > Lateinische Literatur > A Ambrosius

Amelang, Manfred, Bartussek, Dieter (1986), Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung, Stuttgart-Berlin-Köln 31996 > P Psychohistorie

Amend, Christoph, Schwarz, Patrik (Hg.) (2011), Die Grünen. Das Buch, Hamburg 2011 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Ament, Hermann (1976), Chronologische Untersuchungen an fränkischen Gräberfeldern der jüngeren Merowingerzeit im Rheinland, in: BRGK 57 (1976), S.285-336. I. Zielsetzung und Methode: Ziel der Arbeit ist eine chronologische Differenzierung des merowingerzeitlichen Grabfundbestandes im Rheinland, wie sie für jungmerowingische Gräber schon für Alamannien und die Schweiz durchgefuehrt worden ist. Dabei sollen die im Rheingebiet gewonnenen chronologischen Ergebnisse mit denen aus dem süddeutschen Raum korreliert werden. Die Methode basiert auf einem von Böhner anhand der Reihengräberfunde des Trierer Landes entwickelten Stufensystem, was wiederum auf der Auswertung von Fundkombinationen beruht. II. Belegungschronolgische Befunde: Es werden die Belegungsgänge folqender fränkischer Gräberfelder untersucht: Rübenach, Pommerhof, Miesenheim, Junkersdorf, Müngersdorf, Iversheim, Hohenfels, Ehrang, Eisenach, Newel. Folgende Chronologie ergibt sich (frühes 6. Jahrhundert [frühmerowingisch], spätes 6. Jahrhundert, 600-630/40 [mittelmerowingisch], 640-670/80, spätes 7. Jahrhundert [spätmerowingisch]): Rübenach (-,-,x,x,x), Pommerhof (-,-,x,x,-), Miesenheim (-,-,-,x,-), Junkersdorf (x,x,x,x,x), Müngersdorf (-,-,x,x,-), Iversheim (-,-,-,x,-), Hohenfels (-,-,x,x,x), Ehrang (-,-,-,x,-), Eisenach (-,-,x,x,x), Newel (-,x,x,x,-) (-: nicht vertreten, x vertreten). Charakterisiert werden diese Stufen hauptsächlich durch bestimmte Typen von Gürtelschnallen, d.h.: Schnallen mit unverziertem rundem Beschlag (spätes 6. Jahrhundert); Schnallen monochrom tauschiert, unverziert (600-630/40); Schnallen bichrom, plattiert (640-670/80). Für das späte 7. Jahrhundert mussten andere Kriterien an die Funde gestellt werden, um einen Vergleich der Gräberfelder mit dem von Rübenach zu ziehen. III. Vergleich mit chronolgischen Modellen des süddeutsch-schweizerischen Fundgebiets: Alle Fundgebiete lassen sich im Großen und Ganzen gut miteinander korrelieren, wobei Unterschiede nur in der Frage der absoluten Datierung auftauchen. IV. Absolute Datierung: Diese geschieht mit Hilfe von Münzfunden in Gräbern, die allerdings in der jüngeren Merowingerzeit sehr selten sind; außerdem kann nicht unbedingt das Prägedatum von Münzen genau bestimmt werden. Von den Gräbern des 7. Jahrhunderts sind durch Münzen chronologisch einordbar: 21 Gräber mit exakt datierbaren Münzen aus den 60er-Jahren des 7. Jahrhunderts; 4 Gräber mit Trienten, vermutlich um die Mitte des 7. Jahrhunderts; 2 Gräber mit Denaren aus der Zeit zwischen 650 und 680; 4 Gräber mit friesisch-angelsächsischen Sceattas, deren Datierung aber noch unbekannt ist. V. Zusammenfassung, zugleich ein Vorschlag zur Terminologie und Chronologie: Die von Böhner vorqeschlaqenen Stufen I bis V werden teilweise noch unterteilt, auch um eine dem süddeutschen Raum entsprechende Chronologie zu erhalten. Es ergibt sich damit: Ältere Merowingerzeit: AM I (450/80-520/30) [= Böhner II], AM II (520/30-560/70) + AM III (560/70-600) [= III]; Jüngere Merowingerzeit: JM I (600-630/40) + JM II (630/40-670/80) [= IV], JM III (670/80-730) [= V]. [Buhlmann, 05.1988]

Amerikanischer Bürgerkrieg (1861-1865): Nach der Wahl Abraham Lincolns (†1865) zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika entfernten sich, insbesondere wegen der Frage der Sklavenbefreiung und trotz des Bemühens um einen (auch verfassungsgemäßen) Ausgleich, die nördlichen und südlichen Staaten der Vereinigten Staaten politisch und gesellschaftlich voneinander. Ende 1860 konstituierte sich die Könfoderation der Südstaaten mit (Gegen-) Kongress und (Gegen-) Präsident Jefferson Davis in Richmond. Zu den Nordstaaten der Union gehörten neben den Neuengland- und nördlichsten Staaten: Pennsylvania, Ohio, Indiana, Illinois, Missouri, Kansas, zur Konföderation der Südstaaten: Virginia, North und South Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Arkansas, Louisiana, Texas, Nevada, Utah, Colorado, zwischen Nord und Süd umstritten waren (zunächst): Kentucky, Tennessee, West-Virginia spaltete sich als eigener (Unions-) Staat von Virginia ab. U.a. mit dem erzwungenen Abzug der Unionstruppen aus Fort Sumter (12./13. April 1861) und der Niederlage der Union in der 1. Schlacht von Bull Run/Manasses (21. Juli 1861) begann der Bürgerkrieg mit zunächst improvisierten Armeen zu Land, während die im April 1861 einsetzende Seeblockade der Südstaaten durch die Union (Anakonda-Plan) trotz Blockadebrecher und dem weltweiten Einsatz von konföderierten Kriegsschiffen gegen Handels- und Kriegsschiffe der Union (z.B. Cherbourg 19. Juni 1864) schon bald beim Baumwollexport des Südens Wirkung zeigte. Im Jahr 1862 rückte der Unionsgeneral Ulysses S. Grant gegen den Mississippi vor (Fort Henry, Fort Donelson 6. Februar 1862; Shiloh 6./7. April 1862; Memphis 6. Juni 1862), New Orleans ging am 1. Mai 1862 an den Norden verloren. Unterdessen scheiterte das Vorrücken von Unionstruppen unter George McClellan gegen Richmond (Seven Days 25. Juni - 1. Juli 1862), im Gegenzug rückte der Südstaatengeneral Robert E. Lee mit seiner Armee nach Pennsylvania vor (Antietam 17. September 1862; Lincolns Emanzipationsgesetz für Schwarze vom 22. September 1862) und siegte bei Fredericksburg (11.-15. Dezember 1862), von wo er die Nordstaaten Maryland und Delaware bedrohte. Die geografische Zerteilung der Konföderation entlang des Mississippi gelang schließlich mit der für den Kriegsverlauf zentralen Einnahme von Vicksburg (18. Mai - 4. Juli 1863) und Port Hudson (21. Mai - 9. Juli 1863; "Kirby-Smith-Südstaaten-Reich" der westlichen Konföderation), während Lees Armee bei Gettysburg besiegt wurde (1.-3. Juli 1863). Im Jahr 1864 trat das wirtschaftliche Übergewicht des Nordens über den wenig industrialisierten Süden militärisch vollends zu Tage, als der Nordstaatengeneral William T. Sherman Georgia (Atlanta 20. Juli - 2. September 1864; "Marsch zum Meer"; Savannah 22. Dezember 1864) und die beiden Carolinas (Raleigh 15. April 1865) durchzog und das Kerngebiet der Konföderation in einem Vernichtungsfeldzug weiter zerteilte. Grant gelang es im "Überland-Feldzug" (Mai - Juli 1864), sich mit seiner Armee vor Petersburg und Richmond zu positionieren (Juli 1864 - März 1865). Nach der Wiederwahl Lincolns als Präsident (Herbst 1864) kamen diplomatische Bemühungen um einen Verhandlungsfrieden (verstärkt) in Gang, ab Ende März 1865 begann Grant wieder anzugreifen, Lees stark geschwächte Nord-Virginia-Armee wich unter Aufgabe Richmonds zurück (Flucht des Südstaatenpräsidenten Davis). Lee kapitulierte in Appomattox am 9. April 1865, womit der Bürgerkrieg zu Ende war; Lincoln wurde am 14. April 1865 ermordet. In den ungefähr 10000 Schießereien, Gefechten und Schlachten des Bürgerkriegs kamen rund 200000 (auch schwarze) Soldaten direkt infolge von Kampfeinwirkungen ums Leben, mehr als die doppelte Anzahl starb an Krankheiten und Verwundungen, so dass der Bürgerkrieg den Tod von wohl mehr als 700000 Soldaten bewirkte. Es kämpfte zumeist die Infanterie, Kavallerieinsätze waren demgegenüber kaum entscheidend, auch die Artillerie blieb im Großen und Ganzen unbedeutend, während zunehmend Verschanzungen und Gräben die Soldaten schützten und Eisenbahn und Eisenbahnlinien (bei einem nur unzureichenden Eisenbahnnetz in den Südstaaten) wichtig für Truppentransport und -verpflegung waren, ebenso die Telegraphie als Kommunikationsmittel. Nicht zuletzt dauerte der Bürgerkrieg infolge der geografischen Weite des Kampfgebiets (in den Südstaaten) so lange an. Nach dem Krieg und der totalen Niederlage des Südens hatten die nun wieder in die Vereinigten Staaten einbezogenen Südstaaten ihre lost cause zu verarbeiten, die auf der Versklavung der schwarzen Bevölkerung beruhende Lebensweise änderte sich massiv, der Süden der Vorbürgerkriegszeit wurde (und wird) verklärt.
Überblicks- und Gesamtdarstellungen zum Amerikanischen Bürgerkrieg sind: Hochgeschwender, Michael (2010), Der Amerikanische Bürgerkrieg (= BSR 2451), München 2010, 128 S., € 8,95; Keegan, John (2010), Der Amerikanische Bürgerkrieg (= rororo 62831), Reinbek b.H. 2012, 512 S., € 14,99. [Buhlmann, 08.2010, 05.2012]

Amirpur, Katajun (2015), Der schiitische Islam (= RUB 19315), Stuttgart 2015, 254 S., € 7,60. Das Schiitentum ist eine Ausprägung des Islams bzw. der islamischen Religion. Im Unterschied zum islamischen Sunnitentum kreist die schiitische Religion um die Familie Mohammeds als Nachfolger des Propheten und legitime islamische Herrscher, repräsentiert durch Mohammeds Schwiegersohn Ali als vierten Kalifen (656-661; erste Fitna und Omaijaden, islamisches Schisma), durch dessen Sohn Husain (Schlacht bei Kerbela, 2. Oktober 680) und durch die diesen nachfolgenden Imame bis auf Muhammad al-Baqir (†733; Fünfer-Schia [Zaidiya]) bzw. auf Musa al-Kazim (†799; Siebener-Schia [Ismailiya]) bzw. bis auf den von Gott (874) entrückten Imam Muhammad al-Mahdi ("Große Verborgenheit" und [endzeitliche] "Wiederkehr" des Mahdi; Zwölfer-Schia als "klassisches" Schiitentum). Rechtmäßige Herrschaft üben nach schiitischer Auffassung nur die Imame aus der Familie Mohammends und Alis aus (Gerechtigkeit gegen "Despotie"); die schiitische Religion ist daher geprägt von der Imamatstheorie und der Rolle des Mahdi, von der Verehrung der Märtyrer (Husain, <-> Ketman), der Volksfrömmigkeit und den religiösen Gewohnheiten (Glaubenslehre, Gottesdienst, Fünft, Eherecht), von der herausgehobenen Rolle der schiitischen Rechtsgelehrten ("Vier Bücher" der Überlieferungen, Hierarchie, Idschtihad [als Aufstellen von Rechtsgutachten]). Schiitische Staatenbildungen in der Geschichte waren/sind: Buyidendynastie im Irak (945-1055); ismailitische Fatimidendynastie in Nordafrika, Ägypten, Palästina, Syrien (909-1171); Safawiden- (16. Jahrhundert, Anfang-1722; Schah Abbas I. [1588-1629]), (Afghanen-, Zandherrschaft,) Kadscharendynastie im Iran (ab 1779), konstitutioneller Iran, Dynastie der Pahlavi-Schahs (1924-1979), theokratisch-islamische Republik (ab 1979). Die Schiiten machen heute rund 15 Prozent der muslimischen Weltbevölkerung aus; zu finden sind sie hauptsächlich im Iran, dann im Irak und auf der arabischen Halbinsel; die Zaiditen als Anhänger der Fünfer-Schia sind im nördlichen Jemen zu finden, die Ismailiten als multikulturelle Siebener-Schiiten auf der ganzen Welt (Aga Khan als Oberhaupt der Ismaliya). [Buhlmann, 08.2015, 01.2022]

Amorbach, Benediktinerkloster im Odenwald: I. Das Mönchskloster Amorbach soll in die Zeit nach der Mitte des 8. Jahrhunderts zurückreichen, doch stehen diesem zeitlichen Ansatz unklare Überlieferungen (Pirmin als Klostergründer, irische Mönche?) und Fälschungen (gefälschte Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen [823]) entgegen, die noch für das 9. und 10. Jahrhundert (angebliche Privilegien der Herrscher Ludwig des Deutschen [849], Karl III. [882], Otto III. [993, 996, 999], Heinrich II. [1016]) verdunkeln die Anfänge der geistlichen Gemeinschaft, die besser erst in das 10. Jahrhundert zu setzen sind. Fälschungen von Diplomen Kaiser Ottos III. (983-1002) zufolge gehörte die Benediktinerbatei zum Bistum Würzburg. Amorbach soll an der Gründung des Bamberger Benediktinerklosters Michaelsberg beteiligt gewesen sein (1015), außerdem bestanden Beziehungen zu den Klöstern Fulda und St. Maximin. Unter König Konrad III. (1138-1152) ist ein Herrscheraufenthalt in Amorbach bezeugt (1144), Streitigkeiten zwischen Kloster und dessen Vögten klingen in der von Kaiser Friedrich I. (1152-1190) dem Würzburger Bischofen zugestandenen "Güldenen Freiheit" (1168) an, 1171 sind die Herren von Dürn als Klostervögte bezeugt, die Vogtei gelangte 1272 durch Verkauf an das Mainzer Erzstift, das Amorbach und den umfangreichen Klosterbesitz im Odenwald seiner Landesherrschaft unterstellen konnte, wobei bis 1656/59 die Kommunität noch beim Bistum Würzburg verblieb. Gemäß einer Bestimmung des Würzburger Bischofs Manegold (1287-1303) wurde die Anzahl der Mönche, die wohl weitgehend ministerialischer und ritteradliger Herkunft waren, auf zwanzig beschränkt (1298); damit verbunden war die herausgehobene Stellung der Mönche als Klosterherren, die sich Reformen widersetzten. Das galt besonders für die 1420er-Jahre, in denen durch Abt Dietrich von Kuntich (1406-1428) nach der Ermordung des Amorbacher Priors eine Klosterreform durchgesetzt wurde (1425). Nachfolgend kam es zu einer Blütezeit von Kloster und klösterlich-geistigem Leben. Im Bauernkrieg (1524/25) wurde das Kloster geplündert (Verlust von Registratur, Archiv und Bibliothek); Kriegseinwirkungen hatten die Mönche auch 1552 (Plünderungszüge des Markgrafen Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach) und im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) in den Jahren 1631/34 (schwedische Inbesitznahme der Abtei, deren Schenkung an die Grafen von Erbach) zu erleiden. Die Restitution des Klosters (1634) leitete auch dessen Erholung ein, ablesbar an den barocken Baulichkeiten, u.a. an der 1742/47 erbauten Klosterkirche. 1802/03 wurden die Abtei und deren Grundbesitz säkularisiert, die umfangreiche Bibliothek versteigert (1831). II. Schon früh war das Klostergut, die klösterliche Grundherrschaft geteilt in Abts- und Konventsgut; Pfründen gab es auch für die Klosterämter. Erst die Reform von 1425 beseitigte diese Zustände. Besitz und Rechte besaß das Kloster Amorbach - ersichtlich aus Resten von abschriftlich überlieferten Traditionsnotizen (13. [11./12.] Jahrhundert), aus wenigen Urkunden (12.-14. Jahrhundert), aus dem ältesten Urbar der Mönchsgemeinschaft (1395/97) - vornehmlich in: Altheim, Amorbach, Beuchen, Bödigheim, Bofsheim, Boxbrunn, Bretzingen, Buchen, Deitingen, Criesbach, Crispenhofen, Donebach, Dornberg, Eberstadt, Einbach, Erfeld, Gerichtstetten, Gerolzahn, Glashofen, Götzingen, Gottersdorf, Großhornbach, Hambrunn, Helmstheim, Hettingen, Hettingenbeuern, Kaltenbrunn, Kirchzell, Kleinhornbach, Königheim, Langenelz, Laudenberg, Miltenberg, Mörschenhardt, Mudau, Neubrunn, Neudenau, Oberneudorf, Oberschefflenz, Oberscheidental, Otterbach, Ottorfszell, Pülfringen, Reichartshausen, Reinhardsachsen, Reisenbach, Rinschheim, Rippberg, Roigheim, Rütschdorf, Scheringen, Schlossau, Schneeberg, Seckach, Sindolsheim, Steinbach, Unterneudorf, Unterschefflenz, Unterscheidental, Vollmersdorf, Waldhausen, Waldauerbach, Walldürn, Weckbach, Weilbach, Weißach, Wettersdorf. Das älteste Amorbacher Urbar nennt dann in einem 276 Blätter umfassenden Pergamentcodex auf Deutsch insgesamt rund 750 Höfe, 45 Fronhöfe und 20 Mühlen an mehr als 120 Orten, die in der näheren und weiteren Umgebung von Amorbach zwischen Neckar, Jagst und Main zu finden waren. Es gibt Aufschluss über den Besitz (Höfe, Häuser, Äcker, Gärten, Weinberge, Wiesen; Besitzleihe in Rodungs- und Bauland [Erb-, Temporal-, Vitalleihe]), die Einkünfte (zu leistende Abgaben [Natural-, Geldleistungen], Fastnachthühner [-> Besthaupt als Todfallabgabe], Bede/Handlohn/Vogtshafer, Zehnteinkünfte, Fuhrleistungen), eventuelle vogtsherrliche Rechte über den Ort (Gebote, Verbote, Gericht, Vogtei). Das Urbar ordnet die klösterlichen Güter dem Abt, dem Konvent und den Klosterämtern zu. Es ist von zwei Schreibern 1395 bzw. 1397 aufgeschrieben worden, die Reihenfolge der angegebenen Ort ist willkürlich, von den zunächst erwähnten, für das Kloster wichtigsten Orten Amorbach und Kirchzell abgesehen; eine alphabetische Anordnung fehlt mithin. Die einzelnen, den Orten zugeordneten Urbareinträge sind uniform, lediglich einige Rechtsaufzeichungen (Weistümer, Weistumsteile) o.ä. durchbrechen die Monotonie der Aufzählung (Rechte des Abtes in Amorbach bzw. in Kirchzell, Ottorfszell, Breitenbach, Dörnbach, Breitenbuch, Watterbach u.a.). Das Urbar schließt mit einem Register.
Zum Kloster Amorbach s.: Andermann, Kurt (Bearb.) (2019), Das älteste Urbar des Klosters Amorbach von 1395/97 (= VKGLBW A 62), Stuttgart 2019, XXXVIII, 218 S., Schwarzweißabbildungen, Karte, € 28,-. [Buhlmann, 12.2020]

AmrhKG = Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte

An

Andalusien in Südspanien: I. Die islamische Eroberung Nordafrikas (Fall des oströmischen Karthago 698) führte zu muslimischen Raubzügen ins Westgotenreich und schließlich im Jahr 711 zur Überquerung der Meerenge zwischen Nordafrika und der iberischen Halbinsel durch arabisch-berberische Krieger unter Tariq ibn Ziyad. Nach Niederlage und Tod des westgotischen Königs Roderich (710-711) in der Schlacht am Guadalete (Roderich-Legende) stand den muslimischen Eroberern die iberische Halbinsel offen, und es sollte sich in den folgenden Jahrzehnten unter Integration der westgotischen Gesellschaft die arabisch-islamisch dominierte Kultur von Andalusien (al-Andalus <- "Wandalen"?) ausbilden. Mit dem Sturz des Omaijadenkalifats von Damaskus (661-750) durch die Abbasiden und der Flucht des Omaijadenprinzen Abd-al-Rahman nach Spanien entstand das Emirat von Cordoba unter den Herrschern Abd-al-Rahman I. (756-788), Hischam I. (788-796), al-Hakam I. (796-822), Abd-al-Rahman II. (822-852), Muhammad I. (852-886), al-Mundhir (886-888), Abd Allah (888-912) und Abd-al-Rahman III. (912-961), der sich den Kalifentitel zulegte (929). Das Emirat bzw. Kalifat umfasste große Teile der iberischen Halbinsel mit Ausnahme von Staaten christlicher Herrscher im Norden und Nordwesten (Asturien, Asturien-León-Kastilien, Pamplona, Aragón, spanisch-fränkische Mark [fränkische Eroberung Barcelonas 801]). Das Emirat von Cordoba war dabei immer wieder von zentrifugalen Kräften bedroht (drei nördliche Marken, Banu [Clans]; Aufstände 852/912), aber auch von außen (Wikingereinfälle 844, 858, 859, 966, 971; Emirat als Seemacht und Einbeziehung der Balearen, Stützpunkt in Fraxinetum [887], Plünderung des Klosters St. Gallen [954]; omaijadische Politik gegenüber dem Maghreb). Die Kalifen al-Hakam II. (961-976) und Hischam II. (976-1009) hatten nur noch ein formelle Stellung unter den eigentlichen Machthabern (hadschib) al-Mansur (981-1002), Abd al-Malik (1002-1008) und Abd al-Rahman (1008-1009). Das Kalifat ging dann ab 1009 unter in "Bürgerkriegen" (fitna). II. An die Stelle des Kalifats traten politisch die lokal-regionale Herrschaftsbereiche abdeckenden Taifenreiche in Sevilla (Abbadiden, 1023-1091), Cordoba (Dschauhariden, 1031-1070; -> Sevilla), Malaga (Hammudiden, 1016-1057; -> Granada), Granada (Siriden, 1012-1090), Badajoz (Aftasiden, 1022-1094), Valencia (Amiriden, 981-1065; -> Toledo), Toledo (Dhu n-Nun, 1016-1085/92; -> Valencia), Murcia und Almeria (1012-1090; -> Sevilla), Niebla (Yahya, 1023-1053; -> Sevilla), Silves (-1063; -> Sevilla), Denia und die Balearen (1009-1076; -> Saragossa) und Saragossa (Tudschib, 1017-1039; Hudiden, 1039-1110). Die innen- und außenpolitische Schwäche der Taifenreiche machte sich zum einen gegenüber den christlichen Königreichen im Norden bemerkbar (christliche Eroberung von Toledo [1085], Valencia [1094], Saragossa [1118]; El Cid), zum anderen an gesellschaftlich-religiösen Entwicklungen innerhalb der Reiche, die schließlich zum Machtverlust der herrschenden Dynastien und zum malakitisch-orthodoxen Islam der Almoraviden führten. III. Die um die Mitte des 11. Jahrhunderts aufgekommene Berberdynastie der Almoraviden herrschte über Marokko und Westalgerien; Yusuf ibn Taschufin (1061/86-1106) konnte auch Andalusien (als "koloniale" Nebenherrschaft) seinem Machtbereich eingliedern (1086/1091-105; Schlacht bei az-Zallaqa 1086). Im Zuge eines rigid-orthodoxen Islam verschlechterte sich dort teilweise das Miteinander von Muslimen, Christen (Mozarabern) und Juden und führte ebenso teilweise zu Abgrenzungen, die der "toleranten Heterodoxie" an den Höfen der Taifenherrscher entgegengesetzt waren (islamische Religion, malikitisches Rechtswesen). Handel, Gewerbe und Landwirtschaft blieben in Andalusien auch weiterhin produktiv. Die Almoravidendynastie ging nach dem Tod Ali ibn Yusufs (1106-1143) unter (almohadische Eroberung von Fes [1146] und Marrakesch [1147]). IV. Nutznießer des untergehenden Almoravidenreiches (1143/47) waren die streng islamischen Almohaden, die unter Abdalmumin (1130-1163) den ganzen Mahgreb beherrschen sollten und unter Abu Yaqub Yusuf (1163-1184) und Abu Yusuf Yaqub al-Mansur (1184-1199) auch Andalusien ihrem Reich eingliederten (Almohaden in Andalusien ab 1150; Schlacht von Alarcos 1195). Die Niederlage in der Schlacht von Las Navas de Tolosa gegen ein christliches Heer (1212) bedeutete den Anfang vom Ende der almohadischen Herrschaft in Andalusien (1225); in Nordafrika folgte den Almohaden spätestens 1269 die Meriniden. V. Im Zuge der in den christlichen Königreichen (Aragón, León-Kastilien, Portugal) aufgekommenen Reconquista (Eroberungszeit 1086/1251) war der islamische Machtbereich auf der iberischen Halbinsel stark geschrumpft (christliche Eroberung der Balearen [1229/32], von Cordoba [1236], Valencia [1238], Murcia [1243], Cartagena [1244], Sevilla [1248], Cadiz [1265] u.a.). Behaupten konnte sich die 1232 begründete muslimisch-andalusische Dynastie der Nasriden im Reich von Granada, deren Herrscher Muhammad al-Ahmar I. (1232-1273), Muhammad II. (1273-1302), Muhammad III. (1302-1309), Nasr (1309-1314), Ismail I. (1314-1325), Muhammad IV. (1325-1333), Yusuf I. (1333-1354), Muhammad V. (1354-1359, 1362-1391) usw. einen mitunter von schweren inneren Unruhen (Aufstände, Thronkämpfe, Verschwörungen des 15. Jahrhunderts; Nasriden und der Adel des Königreichs, Anarchie) erschütterten Herrschaftsbereich regierten, doch sich auch gegen die christlichen Herrschaftsgebiete durchaus offensiv behaupten konnten. Im Königreich Granada erlebte das muslimische Andalusien auch eine kulturelle Blütezeit, ablesbar z.B. am Wesirat des Literaten Lisan al-Din Muhammad ibn al-Khatib oder an der Baugeschichte der Alhambra als befestigte Residenz der Herrscher. Die Vereinigung der spanischen Königreiche Kastilien und Aragón (1469) läuteten die Endphase des von den Christen im Norden von den nordafrikanischen Meriniden im Süden bedrängten Königreichs ein. Mit der Übergabe des von spanischen Truppen ab 1490 belagerten Granada durch Sultan Muhammad XI. Boabdil (1482-1483, 1487-1492) (2. Januar 1492) endete die Epoche muslimischer Herrschaft auf der iberischen Halbinsel. Die in Spanien verbleibende muslimische Bevölkerung wurde in der Folgezeit religiös (Konversion), rechtlich und sozial schlechter gestellt (Capitulaciones de Granada 1492, Konversionsedkt 1526, Congregaciòn 1526; elches, Mudéjares, Moriscos), floh oder wurde schließlich zwangsausgesiedelt (1609/12). (auch nach: Kettermann, Günter (2001), Atlas zur Geschichte des Islam, Darmstadt 2001).
Zu(m muslimischen) Andalusien s.: Catlos, Brian R. (2018), al-Andalus. Geschichte des islamischen Spanien, München 2019, 491 S., Schwarzweißabbildungen, Regententabellen, Glossar, Karten, € 29,95; Clot, André (2002), Al Andalus. Das maurische Spanien, Düsseldorf-Zürich 2002, 327 S., Abbildungen, € 24,-; Hälker, Maria Anna (1992), Andalusien (= DuMont Reise-Taschenbücher, Nr.2030), Köln 21995, 287 S., Abbildungen, Karten, DM 19,80; Menocal, Maria Rosa, Die Palme im Westen. Muslime, Juden und Christen im alten Andalusien, Berlin 2003 > M Menocal, Palme im Westen. [Buhlmann, 02.2020]

Anderl, Sibylle (2022), Dunkle Materie. Das große Rätsel der Kosmologie (= BSR 2934), München 2022 > U Universum

Andermahr, Heinz (2016), Kölngau und Gillgau. Versuch der Lösung eines Problems der mittelalterlichen rheinischen Grafschaftsverfassung, in: AHVN 219 (2016), S.7-30. Der frühmittelalterliche Kölngau war in spätkarolingischer Zeit (870) eine der fünf Grafschaften der terra ("Land") Ribuarien, das Kernland dieses rheinischen ducatus ("Herzogtum"), erwähnt als pagus Coloniensis, Colingauwe (864, 866, 898, 941, 1005, 1119, 1185, 1212), letztmals zum Jahr 1119 als Grafschaft erwähnt, ein Gebiet zwischen Erft und Rhein, zwischen Gill- und Bonngau umfassend. Sitz des Grafen im Kölngau war ursprünglich die civitas Köln; aus ihr wurde der Graf als königlicher Amtsträger wohl vom Kölner Erzbischof und archidux Brun (953-965) verdrängt. Ursprünglich muss der comitatus ("Grafschaft") des Kölngaugrafen wohl größer gewesen sein. Er umfasste den Gillgau (im engeren Sinn) als Königsgutbezirk, erwähnt als Gilegoui, Gilegowe (962, 1080, 1131, 1291, 1466), mit den fisci Bergheim (Bergheimer Christianität), Büsdorf und Sinthern-Kirdorf, daneben der Kützgau als weiteren Königsgutbezirk und den Nievenheimer Gau als centena ("Hundertschaft"). Die Verdrängung des Kölngaugrafen aus Köln machte aus dem Gillgau (im weiteren Sinn) eine Grafschaft, die auch Teile des Kölngaus des 10./12. Jahrhunderts umfasste. Im nördlichen Gillgau bildete sich ab dem beginnenden 13. Jahrhundert die Herrschaft/Grafschaft Hülchrath heraus, der südliche Teil des Gillgaus wurde noch im 13. Jahrhundert erzbischöflich-kölnisch. [Buhlmann, 05.2017]

Andermahr, Heinz (2020), Der Fiskus Kerpen. Versuch der Rekonstruktion eines frühmittelalterlichen Krongutsbezirkes, in: AHVN 223 (2020), S.7-25. Vielleicht beruhend auf römisch-spätantikem Fiskalgut, war das frühmittelalterliche Reichsgut im Raum Aachen und nordöstlich davon in einem Halbkreis um Aachen angeordnet und gegliedert in die Fiski Walhorn, Konzen, Eschweiler, Vlatten und Düren. Zudem stellte der Kützgau einen ausgedehnten Krongutsbezirk dar, im Gillgau lagen die Fiski Bergheim, Sinthern-Kirdorf, Bedburg und Rommerskirchen. Der Fiskus Kerpen lag südöstlich Kützgau beiderseits der Erft. Eine königliche Grundherrschaft in Kerpen wird in einem Diplom des ostfränkischen Königs Ludwig des Deutschen (840-876) für das Eifelkloster Prüm erkennbar (871), auch wenn der königliche Fiskus mit Kerpen als Zentrum - gelegen in der Jülichgaugrafschaft - damals schon in Auflösung begriffen war (Verlehnung an Ortbert, Güterschenkung an Prüm). Dass es einen Fiskus Kerpen im Frühmittelalter gegeben hat, folgt dabei aus der Existenz einer Reichsburg Kerpen und eines Kanonikerstiftes als Reichstift. Die Entstehung der Burg an der wichtigen Verbindungsstraße Antwerpen-Aachen-Köln fällt vielleicht in die Regierungszeit Kaiser Heinrichs IV. (1056-1106), im Investiturstreit (1075-1122) erfolgte die Eroberung und Zerstörung der Burg durch den Kölner Erzbischof Friedrich (1100-1131) im Jahr 1114, Reichsministeriale standen im 12./13. Jahrhundert als Herren von Kerpen Burg und Herrschaft (sowie dem verlehnten Prümer Besitz) vor, Burg und Herrschaft gelangten über die Herren von Gymnich (1276) durch Kauf (1282) und königliche Belehnung (1284) an die Herzöge von Brabant. Burggrafen wurden damals die Herren von Merode, die wiederum mit den Kerpener Ministerialengeschlecht verwandt gewesen waren. Das Reichsstift Kerpen, hervorgegangen vielleicht aus einer (Martins?-) Kapelle am Kerpener Königshof (ca.700), ist wohl im 11. Jahrhundert entstanden, als die Kerpener Kirche baulich entscheidend vergrößert wurde und wahrscheinlich der rheinische Pfalzgraf Hermann II. (1064-1085) dem Stift Besitz schenkte. Zum Jahr 1178 wird ein Kerpener Propst Wezelin urkundlich erwähnt, 1205 schenkte König Philipp von Schwaben (1198-1208) das Stift dem Kölner Erzbischof, 1248 wird die Kanonikergemeinschaft als capella specialis des Königs bezeichnet - bevogtet vom Herrn der Reichsburg (1275) -, 1336 wurde die Propstei durch Kaiser Ludwig den Bayern (1314-1347) an die Grafen von Jülich verpfändet. Neben der Kerpener Grundherrschaft können dem frühmittelalterlichen Fiskus Kerpen weitere Fronhofsverbände zugeordnet werden, nämlich die Villikationen Horrem (Tauschurkunde zwischen König Lothar II. [855-869] und Prüm 864), Langenich (Prümer Besitz 866, 893), Türnich (Besitz des Frauenstifts Essen, Prümer Besitz 893, Gerichtsvogtei als pfalzgräfliches Lehen 1234), Wissersheim (Schenkung von Mansen an Rotbert durch Kaiser Ludwig den Frommen [814-840] 836, Prümer Besitz 880), vielleicht auch die Villikationen Bachem (Prümer Besitz 866, Rechtszug des Gerichts Bachem über Düren an den Oberhof Aachen), Frechen (Kirche, Besitz von Saint-Bertin 877), aber wohl nicht die Villikation Blatzheim. Der Bürge(wald) als königlicher Forstbezirk mag vom Königshof in Kerpen oder Düren verwaltet worden sein, gelangte aber wohl 1114/22 an den Kölner Erzbischof und 291 durch Usurpation an die Grafen von Jülich. Der Fiskus Kerpen war damit Teil einer umfangreichen, durch geschlossenen königlichen Besitz geprägten merowingisch-karolingischen "Königslandschaft" an Rur, Erft und Gillbach, die im Übergang vom frühen zum hohen Mittelalter zersplitterte (Verleihung von Königsgut, Verwaltung durch Reichsministeriale, Einflussmöglichkeiten des Grafen im Jülichgau). [Buhlmann, 04.2022]

Andermann, Kurt (Hg.) (2014), Neipperg. Ministerialen, Reichsritter, Hocharistokraten (= KK 9), Epfendorf 2014, 228 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Stammtafeln, Karten, € 29,90. I. Die Adelsfamilie der Neipperg hat einen ministerialischen Ursprung vielleicht im Umfald der spätstaufischen Könige und Kaiser und deren Wimpfener Pfalz. Ein Reinbot von Neipperg (†n.1251) ist erstmals zum Jahr 1241 bezeugt, die Neipperger (Doppel?-) Burg mit ihren zwei Bergfrieden (12. Jahrhundert, Ende bzw. ca.1220) war der Herrschaftsmittelpunkt der Dienstleutefamilie, die vielleicht auf die Herren von Schwaigern zurückgehen (Jörg Schwarz, Schwaigern oder Neipperg? Die Anfänge des Hauses Neipperg im hohen Mittelalter). II. Der Aufstieg der Neipperger Ministerialenfamilie in die Reichsritterschaft vollzog sich im späten Mittelalter. Den Neippergen gelang - obwohl teilweise in verschiedene Linien aufgespalten (Speyer, Lauffen) - eine Besitz- und Rechtekumulation im Kraichgau und darüber hinaus, wobei das Fehlen des nachstaufischen Königtums in diesem Raum und das Aussterben mancher Grafenfamilien diese Entwicklung beförderten, ebenso der territorialpolitische Gegensatz zwischen der Kurpfalz und der württembergischen Grafschaft (bzw. Herzogtum). Es entstand reichsritterschaftlicher Steubesitz mit Burgen, Ortsherrschaften, Kirchenpatronaten, Kirchenzehnten sowie Einkünften. Besitzschwerpunkte lagen um Neipperg und Schwaigern, weiter südlich von Heidelberg; Streubesitz ist auch linksrheinisch z.B. entlang des Speyerbachs und in Oppenheim auszumachen. Dienstverhältnisse hatten in der beginnenden frühen Neuzeit die Neipperger zu den pfälzischen Kurfürsten, die aber gleichzeitig eine Bedrohung ihrer Unabhangigkeit darstellten. Territorial- und Patronatsrechte mündeten hauptsächlich in den 1530er-Jahren ein in die Reformation im Schwaigern-Neipperger Herrschaftsgebiet, die die Neipperger zusammen mit der Kraichgauer Reichsritterschaft vollzogen (Kurt Andermann, Herrschaftsverdichtung un Selbstbehauptung. Die Neipperg vom 14. bis ins 16. Jahrhundert; Hermann Ehmer, Die Reformation in Schwaigern. Kraichgauer Ritter als Vorkämpfer der Lehren Martin Luthers). III. Das ausgehende 17. und die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts sahen den weiteren Aufstieg des Hauses Neipperg im Gefolge der habsburgischen Kaiser, verbunden mit dem Erwerb von Freiherren- (1672), Reichsgrafentitel (1726) und Reichsstandschaft (1766) sowie dem Übertritt zur katholischen Konfession (ca.1717). All das ermöglichte bzw. war Bedingung für militärische und zivile Karrieren männlicher Mitglieder des Hauses Neipperg am Wiener Hof, die nicht zuletzt in Wien vertreten sein mussten (Palais Neipperg in Wien). Die Umwälzungen des 19. Jahrhunderts sahen die Neipperger u.a. als Fürsten von Montenuovo weiterhin in enger Beziehung zur österreichischen Monarchie (Alfred Montenuovo als Erster Obersthofmeister bei der Beerdigung Kaiser Franz Josephs 1916), das 20. Jahrhundert die Neipperger als Adelsfamilie ohne Monarchie und ständischer Gesellschaft (Horst Carl, Paladine des Kaisers. Militärische Karrieren und der Aufstieg der Familie Neipperg am Wiener Hof im 18. Jahrhundert; Christian Wieland, Publizistische Reflexionen über Adel im Alten Reich; Johannes Süßmann, Bauten und Positionierung der Neipperg im 18. Jahrhundert; William D. Godsey, Strategie und Zufall. Der österreichische Aufstieg des Hauses Neipperg (18.-20. Jahrhundert); Reinhard Graf von Neipperg, Adel ohne Monarchie. Die Familie Neipperg im 20. Jahrhundert). [Buhlmann, 08.2018]

Andermann, Kurt (Bearb.) (2019), Das älteste Urbar des Klosters Amorbach von 1395/97 (= VKGLBW A 62), Stuttgart 2019 > A Amorbach

   Andernach, Stadt am Mittelrhein: I. Das römische Andernach - neben einer namengebenden keltischen Siedlung unmittelbar links des Mittelrheins gelegen - reicht zeitlich bis kurz vor Christi Geburt als Kastell, Lagerdorf (canabae) und Handelsplatz zurück. Im 3. Jahrhundert gab es - entstanden aus den canabae - eine befestigte Kaufleutesiedlung. II. Der spätantike Kastellort Antvnnacvm wurde in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts fränkisch (spätrömisch-fränkisches Gräberfeld). Hier muss es römisches Staatsgut gegeben haben, das in die Verfügung der fränkischen Könige überging und schließlich Teil des hochmittelalterlichen Reichsguts wurde. Andernach war zudem der Ort einer merowingischen Königspfalz mit Markt und Münzstätte (6./7. Jahrhundert, Kapitularienerlass von 596), und auch hochmittelalterliche Könige sind dort nachzuweisen. Im Jahr 876 kam es bei Andernach zu einer Schlacht zwischen den westfränkischen Truppen König Karls des Kahlen (840-877) und den Ostfranken, Sachsen und Thüringern unter König Ludwig III. (876-882), in der der westfränkische Herrscher unterlag. Zum Jahr 939 wird von einer weiteren Schlacht bei Andernach berichtet; damals besiegten hier die Anhänger des ostfränkischen Königs Otto I. des Großen (936-973) Aufständische unter Herzog Giselbert von Lothringen (928-939) und Herzog Eberhard von Franken (918-939), Eberhard kam in der Schlacht ums Leben, Giselbert ertrank auf der Flucht im Rhein. Andernach findet sich im sog. Tafelgüterverzeichnis (ca.1150 oder 1165/66) als Königshof, fehlt aber im Reichssteuerverzeichnis von 1241. Auch im hohen Mittelalter war Andernach Zoll- und Münzstätte, der Ort besaß einen Hafen (Mühlsteinexport), hohes und spätes Mittelalter sahen die Entstehung Andernachs als Stadt, die u.a. als Handelsort am Rhein Bedeutung erlangte. Die Schenkungsurkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas (1152-1190) von 1167 spricht von der Übereignung des Königsfofs in Andernach (Andernaco) an den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel (1159-1167). Erkennbar war Andernach damals der Mittelpunkt einer königlichen Grundherrschaft mit dem Königshof (curtis) als Zentrum. In den auf die Schenkung folgenden Jahrhunderten des Mittelalters stand der Ort (weitgehend) unter der Herrschaft des Erzbischofs von Köln (Schöffenordnung von 1171, Gerichts- und Ratsverfassung). Das 12. und das 13. Jahrhundert sahen die topografische Ausdehnung der Stadt weit über die frühmittelalterliche Bebauung des römischen Kastells hinausgehen; Stadterweiterungen (Bau ausgedehnter Stadtmauern, Ausbau einer Andernacher "Kirchenlandschaft" [romanische Marienkirche als Pfarrkirche und Eigenkirche des Trierer Erzbischofs (1194), Augustinerchorfrauenstift (1126) mit Michaelskapelle (ca.1210/20)]) gehören dieser Zeit an. Ab dem 14. Jahrhundert teilten sich Kaufleute und Handwerkerzünfte das Stadtregiment über den wirtschaftlich wichtigen Handelsplatz; auch eine jüdische Gemeinde war bis zur Pestepidemie von 1348/49 vorhanden. Als Folge eines Aufstandes gegen den Kölner Erzbischof (1359/67) wurde der Rheinzoll von Andernach nach Linz verlegt und 1475 zurückverlegt. 1522 wurde der Stadtrat der Kontrolle der sog. Achter unterstellt. III. In der frühen Neuzeit blieb Andernach Teil des Kurfürstentums der Kölner Erzbischöfe. Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt von der Reformation und der Täuferbewegung erfasst sowie im Truchsessischen Krieg (1583-1588) von niederländischen Truppen überfallen. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde Andernach von den Schweden besetzt (1632/33) und von französischer Artillerie beschossen (1646), im Pfälzer Krieg (1688-1697) geriet der Ort in die Kämpfe zwischen Franzosen und Brandenburger (1688/89). Auch vom Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) war Andernach betroffen, so dass die Stadt weiter wirtschaftlich ins Hintertreffen geriet. Französische Revolution (1789) und Besetzung des Rheinlandes (1794) leiteten zur Moderne über; Andernach wurde 1815 preußisch und nahm an der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Königreichs Preußen, des deutschen Kaiserreiches, der Weimarer Republik, des "Dritten Reiches" und der Bundesrepublik Deutschland (Bundesland Rheinland-Pfalz) teil. Prägend für die Kleinstadt am Rhein war die Industrialisierung im 19. Jahrhundert (Mayen-Andernach-Neuwieder Aktienstraße 1852/54, Rheintalbahn 1858, Bahnlinie Andernach-Mayen 1880, Industriegewerbe).
Zu Andernach s.: Buhlmann, Michael (2021), Die Schenkung der Reichshöfe Andernach und Eckenhagen an den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1167) - Abt Adolf I. von Werden (1160-1173) (= BGW 25), Essen 2021 > B > Buhlmann, Schenkung der Reichshöfe. [Buhlmann, 11.2022]

Andersch, Alfred, deutscher Schriftsteller: Alfred (Hellmuth) Andersch (*1914-†1980) suchte in Abgrenzung zu seinen nationalsozialistischen Eltern Nähe zum deutschen Kommunismus, von dem er sich aber nach einem vierteljährigen KZ-Aufenthalt in Dachau (1933) wieder abwandte. Andersch war im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) zeitweise Soldat (Frankreich, Italien) und desertierte 1944 zu den US-amerikanischen Truppen. Mit der Schriftstellerei begann Andersch 1937 in Hamburg, doch erst in der Nachkriegszeit wurde er als Herausgeber der Zeitschriften "Der Ruf" und "Texte und Zeichen", als Verfasser von Hörspielen, Features und Fernsehspielen bekannt. Zu einem zeitkritischen Nachkriegsautor machten Andersch seine literarischen Werke: Die Kirschen der Freiheit (1952, Bericht); Andersch, Alfred (1957), Sansibar oder der letzte Grund. Roman (= detebe 23601), Zürich 2006, 178 S., € 7,90; Geister und Leute (1958, Geschichten); Die Rote (1960, Roman); Wanderungen im Norden (1962, Reisebericht); Andersch, Alfred (1967), Efraim. Roman (= dtv 655), München 31974, 288 S., DM 4,80; Hohe Breitengrade (1969, Reisebericht). Vgl. noch: Andersch, Alfred, Werkausgabe in Einzelbänden: Bd.2: Sansibar oder der letzte Grund. Roman (= Diogenes 20055), Zürich 1972, 176 S., DM 4,80. [Buhlmann, 09.2020]

Andric, Ivo, serbisch-jugoslawischer Schriftsteller: Ivo Andric, geboren 1982 in Bosnien, gestorben 1975 in Belgrad, absolvierte in Zagreb, Wien, Krakau und Graz ein Philosophiestudium, promovierte in Graz (1924) und engagierte sich politisch, u.a. 1914 in der Jugendorganisation "Junges Bosnien", 1918 als Sekretär der Zagreber Nationalversammlung. Zwischen 1920 und 1941 war er jugoslawischer Diplomat in Rom, Bukarest, Triest, Genau, Madrid und Berlin. Den Zweiten Weltkrieg (1939-1941) überlebte er in Belgrad, wo bis 1945 seine wichtigen Romane "Wesire und Konsuln" und "Die Brücke über die Drina entstanden". Für sein literarisches Werk erhielt Andric 1961 den Literaturnobelpreis. S.: Andric, Ivo (1945), Die Brücke über die Drina. Eine Wischegrader Chronik (= dtv 10765), München 61993, 444 S., DM 16,90; Andric, Ivo (1945), Die Brücke über die Drina, Wien 2011, 493 S., € N.N. [Buhlmann, 08.2012, 02.2021]

Angenendt, Arnold (1994), Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen Christentum bis zur Gegenwart, München 1994 > H Heilige des Christentums

Angenendt, Arnold (2005), Liudger. Missionar - Abt - Bischof (im frühen Mittelalter), Münster 2005, 196 S., Karten, Abbildungen (u.a. die Miniaturen aus der Vita liudgeri secunda, ca.1100) in Farbe, € 24,-. Vor dem ausladend geschilderten Hintergrund von Politik, Kirche und Christentum im frühen Mittelalter (Kirche und Missionauftrag, Völkerwanderung und Frankenreich, irische und angelsächsische Mission und Christianisierung) wird das Leben des Missionars, Klostergründers und Bischofs Liudger (*ca.742-†809) ausgebreitet: Der Friese Liudger erhielt seine geistliche Ausbildung in Utrecht und York (ca.750/54-775), missionierte in Friesland (776-784, 787-792) und Westfalen (ab 792), gründete das Kloster Werden (um 800) und wurde schließlich in seinem Teile Frieslands und Westfalen umfassenden Missionssprengel der erste Bischof von Münster (805-809). Das Nachleben Liudgers, die Verehrung als Heiliger begann mit seinem Tod und der Beerdigung des Leichnams in Werden (Liudgeriden, Liudgermemoria, Liudgerviten, Nachwirkung). > L Liudger [Buhlmann, 10.2008]

Angerer, Joachim (1978), Stifte und Klöster in Bayern, Österreich und der Schweiz, hg. v. Hans Schaumberger, Augsburg 1987, 288 S., Schwarzweißabbildungen, Farbfotos, Karten, DM 38,80. Behandelt werden das Mönchtum der Benediktiner(innen), Zisterzienser(innen) und Trappisten sowie die stiftische Lebensweise der Augustinerchorherren und Prämonstratenser anhand der Geschichte der geistlichen Institute: Altenburg, Andechs, Augsburg-St. Stephan, Bertholdstein, Bozen-Gries, Braunau in Rohr, Disentis, Einsiedeln, Engelberg, Engelszell, Ettal, Fiecht-St. Georgenberg, Frauenchiemsee, Geras, Göttweig, Heiligenkreuz, Herzogenburg, Innsbruck-Wilten, Klosterneuburg, Kremsmünster, Lambach, Landshut-Seligenthal, Lilienfeld, Mariastein, Mariastern, Marienberg, Mehrerau, Melk, Metten, Michaelbeuren, München-St. Bonifaz, Münsterschwarzach, Muri, Neustift, Niederaltaich, Oberschönenfeld, Ottobeuren, Plankstetten, Reichersberg, Rein, Säben, Salzburg-Nonnberg, Salzburg-St. Peter, St. Bernhard, St. Florian, St. Lambrecht, St. Maurice, St. Ottilien, St. Paul im Lavanttal, St. Walburg, Schäftlarn, Scheyern, Schlägl, Schlierbach, Schweiklberg, Seckau, Seitenstätten, Speinshart, Stams, Tettenweis-St. Gertrud, Thyrnau, Vorau, Waldsassen, Weltenburg, Wien-Schottenkloster, Wilhering, Windberg, Zwettl. [Buhlmann, 05.2021]

Angermann, Erich, Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917 (= dtv 4007), München 61978 > D dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts

Angermeier, Heinz, Meuthen, Erich (Hg.) (1988), Fortschritte in der Geschichtswissenschaft durch Reichstagsaktenforschung (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd.35), Göttingen 1988, 128 S., € 2,40. Eine Anzahl von Beiträgen beleuchtet die Bedeutung der bisher edierten und zukünftig zu edierenden deutschen Reichstagsakten (Ältere Reihe 1376-1486: RTA AR; Mittlere Reihe 1486-1519 [Maximilian I.]: RTA MR; Jüngere Reihe 1519-1556 [Karl V.]: RTA JR; Reichsversammlungen 1556-1662) für die deutsche und europäische Geschichte (Heinz Angermeier, Einführung). Die RTA AR kann für das 15. Jahrhundert mithelfen bei der historischen Erschließung folgender Themenkomplexe: Papsttum und Konzilien, Reich und Türkenproblem, Reich und Donauraum, Großmacht Burgund (Heribert Müller, Die Reichstagsakten (Ältere Reihe) und ihre Bedeutung für die europäische Geschichte). Aus RTA MR wird gut die Stellung des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen (1486-1525) zu König Maximilian I. (1486/93-1519) und zu Reich und Reichsreform in der damaligen Reichspolitik erkennbar (Peter Schmid, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen als Reichspolitiker). Anhand RTA JR wird auf dem Regensburger Reichstag von 1541 die konfessionelle Parteilichkeit zwischen Altgläubigen und Protestanten bzw. zwischen Kaiser und Ständen bei Fragen (etwa) der Türkenabwehr und ein Scheitern der kaiserlichen Politik in Bezug auf einen Ausgleich zwischen den Konfessionen erkennbar (Albrecht P. Luttenberger, Konfessionelle Parteilichkeit und Reichstagspolitik: Zur Verhandlungsführung des Kaisers und der Stände in Regensburg 1541). Der Reichstag von Speyer im Jahr 1570 behandelte u.a. (politisch zwiespältig) den Aufstand der Niederlande gegen Spanien (Niederlande als Teil des Reiches, Integration des burgundischen Kreises) und übertrug dem Kaiser die Ahndung des Friedensbruchs bei Schutz der Reichsstände (Maximilian Lanzinner, Der Aufstand der Niederlande und der Reichstag zu Speyer 1570). [Buhlmann, 08.2011]

Angerpointner, Alois (1984), Wolfold von Lohkirchen, in: Amperland 20 (1984), S.562ff > W Wolfhold von St. Georgen, Eisenhofen-Scheyern, Admont

Anhegger, Gabriel, Patzold, Steffen, Schulz, Louisa, Wascheck, Erik (2023), Annales Petaviani. Kritische Edition und Übersetzung, Tübingen 2023, LXX, 44 S., Stemmata, PDF-Datei. Die Annales Petaviani, benannt nach dem Besitzer mittelalterlicher Handschriften Alexandre Petau (*1610-†1672), ist ein karolingerzeitliches Annalenwerk, das die Jahre 708 bis 799 umfasst, wobei die Jahresnotate ab den 770er-Jahren an Ausführlichkeit und Eigenständigkeit gewinnen, während die Jahre bis 771 nur kurze Einträge und Ähnlichkeit zu den Annales Sancti Amandi und den Annales Laureshamenses aufweisen. Die Annales Petaviani sind eine zeitgenössische Geschichtsquelle, hinsichtlich der Jahresnotate ab einschließlich 772 (Alleinherrschaft König Karls des Großen [768-814]) geschrieben vor 825 bzw. wohl vor 811 (Todesjahr Karls des Jüngeren, des zweitältesten Sohns König Karls des Großen). Über den Ort bzw. die Orte der Entstehung der Annalen kann insofern eine wahrscheinliche Vermutung getroffen werden, dass der bzw. die Autoren Verbindung zum Hof Karl des Großen hatten, d.h. im Umfeld dieses Herrschers zu verorten sind; zu sehr steht nämlich für das letzte Drittel des 8. Jahrhunderts dieser fränkische Herrscher im Mittelpunkt der Darstellung. Auch der Überlieferungszusammenhang der Annales Petaviani mit [offiziellen] fränkischen Rechtstexten (leges, capitula) weist in diese Interpretationsrichtung. Die Annalen brechen mit dem Jahr 800 (Jahreseintrag ohne Notat) ab; offensichtlich sollten sie aber den überlieferten Handschriften nach weitergeführt werden. Bzgl. der Vorlagen zu den Annales Petaviani ist darauf zu verweisen, dass die Annales Sancti Amandi nur aus einem Druck aus dem 17. Jahrhundert bekannt sind, die Annales Laureshamenses hingegen eine vielfältige, heute nur schwer durchschaubare Überlieferungssituation besitzen. Danach schöpfen die Annales Petaviani und die Annales Mosellani-Laureshamenses aus einer gemeinsamen, nicht mehr existierenden Vorlage, was die Jahresnotate bis 771 anbetrifft. Ab 772 gehen die Annales Petaviani und die Annales Laureshamenses bei Beschreibung derselben historischen Sachverhalte verschiedene Wege. Umgekehrt wurden die Annales Petaviani im früheren Mittelalter nur selten rezipiert; diesbezüglich sind zu nennen: die Annales Mettenses priores, entstanden um 806 in Chelles, die die Annales Maximiniani aus dem endenden 8. und dem 1. Drittel des 9. Jahrhunderts sowie das Chronicon Sancti Benigni, enstanden in Dijon nach der Mitte des 11. Jahrhunderts. Die Annales Petaviani sind in unterschiedlicher Weise enthalten in drei mittelalterlichen Handschriften: Genf, Bibliothèque de Genève, Ms. Lat. 50 (ca.825); Paris, Bibliothèque nationale de France, Lat. 4995 (10. Jahrhundert); Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. lat. 520 (9. Jahrhundert, 2. Viertel). [Buhlmann, 05.2023]

Annaberg, Stadt im Erzgebirge: Der Bereich des oberen Erzgebirges um Annaberg wurde im hohen Mittelalter von einer von Franken ausgehenden Besiedlung erfasst, die heute zu Annaberg-Buchholz gehörenden Orte Frohnau, Geyersdorf und Kleinrückerswalde finden erstmals zum Jahr 1397 Erwähnung. Seit den 1470er-Jahren ist auf dem Gebiet des späteren Annaberg Bergbauaktivitäten statt, doch erst Funde von Silbererz am nahegelegenen Schreckenberg (1492) führten zu einem starken Zuzug von Bergleuten, so dass sich der sächsische Herzog Georg der Bärtige (1488/1500-1539) zur Gründung einer Stadt (St. Annabergk 1496, Newe Stat am Schrekenbergk 1497) entschloss (1496/97). Die Stadt erhielt in den folgenden Jahren großen Zuzug an Menschen, so dass Annaberg nach Freiberg zur zweitgrößten Stadt im Herzogtum wurde. Außerdem befand sich am Ort eine sächsische Münzstätte (1498/1502), die das durch den Bergbau geförderte Silber zu Silbermünzung verarbeitete; als Zentrum des Handels diente der weiträumige Marktplatz mit dem Rathaus. Spirituelles Zentrum Annabergs wurde die ab 1499 in Stein aufgeführte Annenkirche, die einen provisorischen Holzbau ersetzte und der heiligen Anna als Mutter Marias und Patronin des Bergbaus gewidmet wurde. Die Weihe der dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche mit dreiteiligem Chorabschluss, Querschiff, aufwändigem Deckengewölbe und mächtigem Turm an der Südostecke erfolgte im Jahr 1519, die Bauarbeiten waren 1525 insgesamt abgeschlossen (kleinere Umbauten und Restaurierungsmaßnahmen sollten bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts folgen). Zur Annaberger Kirchenlandschaft gehör(t)en ein Franziskanerkloster und die Bergkirche. 1522 gelangte der Rechenmeister Adam Ries (*1492/93-†1559) als Bergbeamter nach Annaberg. Nach dem Tod Herzog Georgs (1539) wurde in Annaberg die Reformation eingeführt. Ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts gewann das Textilhandwerk Bedeutung, im 17. Jahrhundert nahm die Bergbautätigkeit stark ab. Bis dahin war wohl fast das gesamte Annaberger Stadtgebiet durch Bergwerke und Stollen untergraben. 1731 schädigte ein Stadtbrand Annaberg schwer, 1778 wurde der Ort von österreichischen Truppen belagert. Bis zur industriellen Revolution blieb Annaberg eine kleine Handwerkerstadt, das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts sah die Textilindustrie bedeutsam werdend (Posamentenherstellung); positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung wirkte sich auch die 1866 in Betrieb genommene Eisenbahnlinie zwischen Chemnitz und Annaberg aus, ebenso die Herstellung von Kartonagen und Verpackungen. Annaberg fand sich 1945 mit dem benachbarten Buchholz zu einer Stadtgemeinde (Annaberg-Buchholz) vereinigt, ab 1947 gewann in Folge der Uranförderung durch die Wismut AG/SDAG Wismut der Bergbau wieder an Bedeutung; bis 1958 wurden hier 500 Tonnen Uran gewonnen. Heute spielt u.a. der Tourismus in Annaberg (und im Erzgebirge) eine wichtige Rolle.
Zu Annaberg s.: Magirius, Heinrich (1994), Annaberg. Evangelisch-Lutherische St. Annenkirche (= Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer, Nr.2147), Regensburg 72013, 40 S., Farbabbildungen, Pläne, € 4,-. [Buhlmann, 06.2019]

Anselm von Canterbury, Über die Wahrheit. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Markus Enders (2001) (= PhB 535), Hamburg 2001, CXV, 126 S., € 7,90 > Lateinische Literatur > A Anselm von Canterbury

Anthusa. Studien zur byzantinischen Geschichte und Kultur, hg. v. Michael Grünbart

Antike, Zeitepoche der Menschheitsgeschichte als Geschichte des Altertums, ca.3500 v.Chr.-ca.500 n.Chr.: Antike Geschichte ist eine Geschichte des Mittelmeerraums und der daran angrenzenden Gebiete. Dies gilt für die Hochkulturen der altorientalischen Reiche, für das antike Griechenland und das antike Rom, Letztere die griechisch-römische Antike definierend. Im Einzelnen lässt sich die solcherart beschriebene Antike geografisch und chronologisch unterteilen in:

Zeitraum (v./n.Chr.)Nordafrika, ÄgyptenMesopotamien, LevanteGriechenland, östliches MittelmeerItalien, westliches Mittelmeer
4. Jahrtausend v.Chr., EndeFormierung von auf Schriftlichkeit beruhenden Hochkulturen (Ägypten, Mesopotamien)
3. Jahrtausend v.Chr.Frühe Bronzezeit:
Thinitenzeit (Ägypten: ca.2850-2650 v.Chr.)
Altes Reich (Ägypten: ca.2650-2150 v.Chr.)
Erste Zwischenzeit (Ägypten: ca.2150-2000 v.Chr.)
Frühe Bronzezeit:
Frühdynastische Zeit (Sumer: ca.2800-2500 v.Chr.)
1. Dynastie Ur, Lagasch (Sumer: ca.2500-2350 v.Chr.)
Reich von Akkad (Mesopotamien: ca.2350-2150 v.Chr.)
3. Dynastie Ur (Mesopotamien: ca.2050-1950 v.Chr.)
Frühe Bronzezeit:
Minoische Frühzeit (Kreta: ca.2600-2000 v.Chr.)
ca.2000-1600 v.Chr.Mittlere Bronzezeit:
Mittleres Reich (Ägypten: ca.2000-1800 v.Chr.)
Zweite Zwischenzeit (Ägypten: ca.1800-1550 v.Chr.)
Mittlere Bronzezeit:
Altassyrisches Reich (Mesopotamien: ca.2000-1760 v.Chr.)
Altbabylonisches Reich (Mesopotamien: ca.1800-1600 v.Chr.)
Mittlere Bronzezeit:
Ältere Palastzeit (Kreta: c.2000-1600 v.Chr.)
ca.1600-1200 v.Chr.Späte Bronzezeit:
Neues Reich (Ägypten: ca.1550-1100 v.Chr.)
Späte Bronzezeit:
Kassitenzeit (Mesopotamien: ca.1600-1200 v.Chr.)
Mittelassyrisches Reich (Mesopotamien: ca.1400-1050 v.Chr.)
Späte Bronzezeit:
Hethiterreich (Kleinasien: ca.1700-1200 v.Chr.)
Jüngere Palastzeit (Kreta: ca.1600-1375 v.Chr.)
Mykenische Zeit (Griechenland: ca.1600-1200 v.Chr.)
ca.1200-750 v.Chr.Frühe Eisenzeit:
Dritte Zwischenzeit (Ägypten: ca.1100-715 v.Chr.)
Karthager (Nordafrika: ca.800-146 v.Chr.)
Frühe Eisenzeit:
Phönizier (Syrien: ca.1100 v.Chr.)
Israel (Palästina: ca.900 v.Chr.)
Frühe Eisenzeit:
"Dunkle Jahrhunderte" (Griechenland: ca.1200-750 v.Chr.)
Frühe Eisenzeit:
Villanovakultur (Italien: ca.1000-500 v.Chr.)
Etrusker (Italien: ca.900-90 v.Chr.)
ca.750-500 v.Chr.Eisenzeit:
Spätzeit (Ägypten: 715-332 v.Chr.)
Eisenzeit:
Neuassyrisches Reich (Mesopotamien, Syrien, Ägypten: ca.900-612 v.Chr.)
Neubabylonisches Reich (Mesopotamien, Syrien: 625-539 v.Chr.)
Eisenzeit:
Phrygisches Reich (Kleinasien: ca.800-ca.650)
Archaische Zeit (Griechenland: ca.750-500 v.Chr.)
Lyderreich (Kleinasien: ca.650-546 v.Chr.)
Eisenzeit:
Römische Frühzeit (Italien: 754-509 v.Chr.)
Magna Graecia (Italien: ca.750-272/216 v.Chr.)
ca.500-336 v.Chr.Achämenidenreich (Persien, Kleinasien, Mesopotamien, Ägypten: ca.550-330 v.Chr.)Klassische Zeit (Griechenland: ca.500-338 v.Chr.)
Makedonenreich (Griechenland: ca.400-279 v.Chr.)
Frühe römische Republik (Italien: 509-264 v.Chr.)
336-323 v.Chr.Hellenismus:
Reich Alexanders des Großen (Griechenland, Kleinasien, Ägypten, Mesopotamien, Persien: 336-323 v.Chr.)
323-30 v.Chr.Hellenismus:
Ptolemäerreich (Ägypten: 304-30 v.Chr.)
Hellenismus:
Reich des Antigonos (Kleinasien, Syrien: 321-301 v.Chr.)
Seleukidenreich (Kleinasien, Syrien, Mesopotamien, Persien: 304-64 v.Chr.)
Partherreich (Persien, Mesopotamien: ca.247 v.Chr.-227 n.Chr.)
Hellenismus:
Aitolischer Bund (Griechenland: ca.300-200 v.Chr.)
Achaiischer Bund (Griechenland: ca.280-146 v.Chr.)
Pontos (Kleinasien: ca.280-47 v.Chr.)
Antigonidenreich (Griechenland: 279-168 v.Chr.)
Pergamon (Kleinasien: 263-133 v.Chr.)
Mittlere römische Republik (Italien, Spanien, Griechenland, Nordafrika: 264-133 v.Chr.)
Späte römische Republik (Italien, Spanien, Griechenland, Nordafrika, Kleinasien, Syrien, Gallien: 133-30 v.Chr.)
30 v.Chr.-193 n.Chr.Römisches Reich (Prinzipat) (westlicher, östlicher Mittelmeerraum, Ägypten, Britannien: 30 v.Chr.-193 n.Chr.)
3. Jahrhundert n.Chr.Römisches ... Sassanidenreich (Persien, Mesopotamien: 227-637 n.Chr.)... Reich (Reichskrise)
284-395 n.Chr.Spätantike:
Römisches Reich (Dominat) (westlicher, östlicher Mittelmeerraum: 284-395)
395-476/80 n.Chr.Oströmisches Reich (östlicher Mittelmeerraum: 395-476/80 n.Chr.)Weströmisches Reich (westlicher Mittelmeerraum: 395-476/80 n.Chr.)
Tolosanisches Westgotenreich (Gallien, Spanien: 419-507 n.Chr.)
Vandalenreich (Nordafrika: 429-534 n.Chr.)
Burgunderreich (443-534 n.Chr.)
6. Jahrhundert n.Chr.Spätantike/Frühmittelalter:
Oströmisch-byzantinisches Reich (östlicher Mittelmeerraum, Italien, Nordafrika, Spanien: 6. Jahrhundert-1453 n.Chr.)
Spätantike/Frühmittelalter:
Merowingisches Frankenreich (Gallien: 482-751 n.Chr.)
Ostgotenreich (Italien: 493-553 n.Chr)
Spanisches Westgotenreich (Gallien, Spanien: 507-711 n.Chr.)
Langobardenreich (Italien: 568-774 n.Chr.)

(u.a. nach: Blois, Spek, Alte Welt).
Aus der Antike überlieferte Textquellen sind zu finden bei: Arend, Walter (Bearb.), Altertum. Alter Orient - Hellas - Rom (= Geschichte in Quellen, Bd.1), München 1965, 912 S., Abbildungen, DM 48,-; Bartels, Klaus (1992), Veni, vidi, vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen (= dtv 20167), München 82005, 216 S., € 7,90; Dichtung der Antike (in hervorragenden klassischen und neuen Übersetzungen in elf Bänden), hg. v. Reinhard Buchwald, H. Kleinstück, Siegfried Müller: Bd.VIII: Griechisch-römische Komödien. Menander - Herondas - Plautus - Terenz, Hamburg 1958, 455 S., DM 5,-, Bd.IX: Griechische und römische Lyrik, Hamburg 1958, 272 S., DM 5,-; Schriften und Quellen der Alten Welt, hg. v. Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie: Bd.9: Ovid, Heilmittel gegen die Liebe. Die Pflege des weiblichen Gesichtes, hg. v. Friedrich Walter Lenz (1961), Berlin 21969, 154 S., Tafeln, DM 15,-, Bd.10: Frontin, Kriegslisten, hg. v. Gerhard Bendz (1963), Berlin 1963, VI, 262 S., DM 18,-, Bd.22: Pseudo-Homer, Der Froschmäusekrieg. Theodoros Prodromos, Der Katzenmäusekrieg, hg. v. Helmut Ahlborn (1968), Berlin 21978, 93 S., DM 3,-, Bd.24: Frühgriechische Lyriker: Tl.2: Die Jambographen, hg. v. Zoltan Franyó u. Bruno Snell (1972), Berlin 1972, 134 S., DM 14,-, Tl.3: Sappho, Alkaios, Anakreon, hg. v. Zoltan Franyó u. Bruno Snell (1976), Berlin 1976, 151 S., DM 14,-, Tl.4: Die Chorlyriker, hg. v. Zoltan Franyó u. Bruno Snell (1976), Berlin 1976, 108 S., DM 10,-, Bd.31: Cicero, Staatstheoretische Schriften, hg. v. Konrat Ziegler (1974), Berlin 21979, 362 S., DM 18,-, Bd.32: Lukrez, Über die Natur der Dinge, hg. v. Josef Martin (1972), Berlin 1972, 484 S., DM 24,-, Bd.37: Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas: Tl.1: Von Homer bis Plutarch (8.Jh. v.u.Z. bis 1.Jh. u.Z.), hg. v. Joachim Herrmann (1988), Berlin 1988, 657 S., Karten, DM 95,-, Tl.3: Von Tacitus bis Ausonius (2. bis 4. Jh. u.Z.), Joachim Herrmann (1991), Berlin 1991, 723 S., Karten, DM 39,80, Tl.4: Von Ammianus Marcellinus bis Zosimos (4.Jh. und 5.Jh. u.Z.), Joachim Herrmann (1991), Berlin 1991, 656 S., Karten, DM 39,80. Lexika zur Antike sind: Irmscher, Johannes (Hg.) (1974), Das große Lexikon der Antike (= Heyne Tb 4423), München 1974, 607 S., Abbildungen, DM 7,80; Irmscher, Johannes (Hg.) (1974), Lexikon der Antike, Köln 2013, 669 S., Abbildungen, Schwarzweißtafeln, € N.N.; Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike in fünf Bänden, hg. v. Konrat Ziegler u. Walther Sontheimer (1964/74) (= dtv 5963), 5 Bde., München 1979: Bd.1: Aachen - Dichalkon, XXVI S., 1558 Sp., Bd.2: Dicta Catonis - Iuno, 1584 Sp., Bd.3: Iuppiter - Nasidienus, 1584 Sp., Bd.4: Nasidius - Scaurus, 1588 Sp., Bd.5: Schaf - Zythos. Nachträge, 1652 Sp., Abbildungen, zus. DM N.N. Überblicke zur antiken Geschichte liefern: Blois, Lukas de, Spek, Robertus J. van der (1983), Einführung in die Alte Welt, Stuttgart 22019, 419 S., Abbildungen, Karten, € 39,-. Vielfach ist antike Geschichte auf die griechisch-römische Antike beschränkt, so bei dtv-Geschichte der Antike, hg. v. Oswyn Murray: Bd.1 (1982): Murray, Oswyn, Das frühe Griechenland (= dtv 4400), München 1982, Bd.2 (1983): Davies, John K., Das klassische Griechenland und die Demokratie (= dtv 4401), München 1983, Bd.3 (1983): Walbank, Frank K., Die hellenistische Welt (= dtv 4402), München 1983, Bd.4 (1983): Ogilvie, Robert M., Das frühe Rom und die Etrusker (= dtv 4403), München 1983, Bd.5 (1984): Crawford, Michael, Die römische Republik (= dtv 4404), München 1984, Bd.6 (1984): Wells, Collin, Das Römische Reich (= dtv 4405), München 1984, Bd.7 (1994): Cameron, Averil, Das späte Rom (= dtv 4621), München 1994 > D dtv-Geschichte der Antike. [Buhlmann, 1994, 12.2020, 11.2023]

Antike Fabeln, übers. v. Ludwig Mader (1951) (= dtv 6024), München 1973, 368 S., Schwarzweißabbildungen (des Ulmer Aesop von 1476), DM 7,80. Antike griechische und lateinische Fabeln gehören zur Gattung der Kleinliteratur, einer erzählten Geschichte (Narration) steht eine kommentierende Bewertung (Evaluation) gegenüber. Von folgenden antiken bis spätantik-frühmittelalterlichen Autoren sind Fabeln überliefert: Hesiod (7. Jahrhundert v.Chr., 1. Hälfte; Böotien), Archilochos (7. Jahrhundert v.Chr., 1. Hälfte; Paros), Äsop (6. Jahrhundert v.Chr., Mitte; kleinasiatische Küstenstadt; Äsöp-Legenden), Ennius (†169 v.Chr., Rom), Horaz (†8 v.Chr.; Rom), Phädrus (1. Jahrhundert n.Chr.; Rom), Babrios (2. Jahrhundert n.Chr., 2. Hälfte; Italien), Avian (um 400 n.Chr.; römischer Dichter), Romulus (um 400 n.Chr.; römischer Dichter), Ignatius Diaconus (9. Jahrhundert n.Chr.). Die Person des Ignatius Diaconus verweist noch auf die Bedeutung antiker Fabeln im Mittelalter (Fabel-Rezeption im "Vermittel-Alter"). Antike Fabeln sind insbesondere Tierfabeln oder leben vom Zusammentreffen von Menschen mit Tieren. Der Übergang von Fabeln zu Märchen, Legenden, Schwänken usw. ist fließend. Vgl. Fabeln der Antike. Griechisch-lateinisch-deutsch, hg. v. Harry C. Schnur (1978) [(= TuscB)], Darmstadt 21985, 352 S., DM N.N. > Lateinische Literatur > A Avian(us), E Ennius, H Horaz, I Ignatius Diaconus, P Phädrus, R Romulus [Buhlmann, 04.2017]

Appel, Reinhard (Hg.) (2005), Die Dresdner Frauenkirche. "Aus Ruinen auferstanden ...", Köln 2005 > D Dresden

Applebaum, Anne (2012), Iron Curtain. The Crushing of Eastern Europe 1944-1956, New York 2013, XXXVI, 566 S., Schwarzweißtafeln, Karten, SEK 139,-. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) und der Besetzung Osteuropas durch sowjetische Truppen begann vor dem Hintergrund von Kommunismus (1944-1949) und Hochstalinismus (1949-1956) die Einbeziehung der osteuropäischen Staaten Bulgarien, Ostdeutschland (Deutsche Demokratische Republik), Polen, Rumänien, Tschechoslowakei und Ungarn (Sonderrolle Jugoslawiens) in den kommunistisch-sowjetischen Machtbereich bei Errichtung eines "Eisernen Vorhangs" (Winston Churchill) gegenüber der westlich[-kapitalistisch]en Welt. Dabei bedienten sich die sich etablierenden kommunistischen Parteien der osteuropäischen Staaten mit Unterstützung durch Sowjetunion und Roter Armee durchaus eines Fächers von Werkzeugen, um an die Macht zu gelangen und ein politisch-wirtschaftlich-kulturelles System des Sozialismus zu errichten (Phase I: Kommunisten als Teil von Regierungen [politische Schlüsselpositionen, Polizei, Sicherheits- und Geheimdienste], Zwangsvereinigung sozialdemokratischer und kommunistischer Parteien, "Weltkommunismus" und ethnische Säuberungen, kommunistische Propaganda [Jugend, Zeitungen, Radio], wirtschaftliche Umgestaltung [Enteignungen, Verstaatlichen, Landreform]; Phase II: Bekämpfung [vermeintlicher] Feinde des Kommunismus, kommunistisches Ideal und Kunst [homo Sovieticus, sozialistischer Realismus, Idealstädte], Anpassung an den Kommunismus [Kollaborateure, passiver Widerstand], Aufstände [Ostdeutschland 1953, Ungarn 1956]). [Buhlmann, 06.2017]

Appleton, Tom (1999), Warum verschwanden die Neandertaler? Die Geschichte der Urmenschen (= Heyne Sb 584), München 1999 > N Neandertaler

Ar

Archaeologia Mundi. Die großen Kulturen der Welt: Kunst ist ein wichtiger Teil der Kulturen und Gesellschaften von Menschen. Die Reihe Archaeologia Mundi spürt den vorgeschichtlichen, antiken, mittelalterlichen und außereuropäischen Kulturen der Welt nach. Im Einzelnen sind erschienen: Bd.1: Platon, Nikolaos (1977), Kreta, München 1977, 223 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.2: Bloch, Raymond (1977), Die Etrusker, München 1977, 175 S., Abbildungen, DM 8,80; Bd.3: Soustelle, Jacques (1978), Mexiko, München 1978, 239 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.4: Taddei, Maurizio (1978), Indien, München 1978, 222 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.5: Hachmann, Rolf (1978), Die Germanen, München 1978, 189 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.6: Huot, Jean-Louis (1978), Persien I, München 1978, 207 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.7: Karagiorges, Basos (1978), Zypern, München 1978, 255 S., Abbildungen, DM 10,80; Bd.8: Margueron, Jean (1978), Mesopotamien, München 1978, 239 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.9: Alkim, Ulug Bahadir (1978), Anatolien I, München 1978, 222 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.10: Larco Hoyle, Rafael (1978), Peru, München 1978, 238 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.11: Belenickij, Aleksandr M. (1978), Zentralasien, München 1978, 222 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.12: Lukonin, Vladimir G. (1978), Persien II, München 1978, 205 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.13: Charles-Picard, Gilbert (1978), Rom, München 1978, 238 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.14: Elisseeff, Vadime (1979), Japan, München 1978, 190 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.15: Bon, Antoine (1979), Byzanz, München 1979, 190 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.16: Metzger, Henri (1979), Anatolien II, München 1979, 222 S., Abbildungen, DM 9.80; Bd.17: Tucci, Giuseppe (1979), Tibet, München 1979, 207 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.18: Baudez, Claude F. (1979), Mittelamerika, München 1979, 207 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.19: Groslier, Bernard Philippe (1979), Indochina, München 1979, 238 S., Abbildungen, DM 9,80; Bd.20: Hatt, Jean-Jacques (1979), Kelten und Gallo-Romanen, München 1979, 302 S., Abbildungen, DM 12,80; Bd.21: Perrot, Jean (1979), Syrien-Palästina I, München 1979, 190 S., Abbildungen, DM 1,50; Bd.22: Bisith Cerinvans, Subhadradis Diskul (1980), Thailand, München 1980, 271 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.23: Condurachi, Emil, Daicoviciu, Constantin (1980), Rumänien, München 1980, 238 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.24: Avi-Yonah, Mikhael (1980), Syrien-Palästina II, München 1980, 205 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.25: Boisselier, Jean (1980), Ceylon, München 1980, 175 S., Abbildungen, DM 2,-; Bd.26: Piotrovskij, Boris B. (1980), Urartu, München 1980, 191 S., Abbildungen, DM 2,95; Bd.27: Grjaznov, Michail P. (1981), Südsibirien, München 1981, 238 S., Abbildungen, DM 2,95; Bd.28: Berciu, Dumitru (1982), Daco-Romania, München 1981, 190 S., Abbildungen, DM 2,95. [Buhlmann, 1977-1982, 09.2012]

Archäologie, historische Hilfswissenschaft: Archäologie ist die Wissenschaft von den (materiellen) Sachüberresten menschlicher Kulturen in der (gesamten) Menschheitsgeschichte. Die Vor- und Frühgeschichtsforschung kann nur mit archäologischen Quellen arbeiten; bei der Archäologie zur antiken Welt, des Mittelalters oder der frühen Neuzeit tritt noch als zusätzlicher Faktor noch die eventuelle Vergleichbarkeit archäologischer Befunde mit historischen Quellen auf. Die Archäologie besitzt nun eine Anzahl von Methoden zur Sichtung von Sachüberresten. Prospektionen (Oberflächenbeobachtung; Luftbildarchäologie; naturwissenschaftliche Prospektion wie Phosphatmethode, geomagnetische Methode, botanische Prospektion) dienen dabei der Erfassung der Fundstätten. Ausgrabungen (als Flächen- oder Sondiergrabungen) und Befundsicherung (Befunddokumentation, Konservierung und Restaurierung) machen die Funde der sich anschließenden Fundanalyse zugänglich, bei der es neben einer typologischen Einordnung insbesondere um die Datierung (relative [stratigraphische] und absolute Datierung; Radiokarbondatierung, Dendrochronologie) geht. Fundbergung und -analyse gehören zu den zentralen Anliegen der Archäologie und der archäologischen Landesaufnahme (Inventarisation).
Vielfältig ist die Literatur zur Archäologie der Vor- und Frühgeschichte sowie zu den frühen vorderasiatischen (Ägypten, Mesopotamien, Syrien/Palästina, Kleinasien), den antiken (Griechenland, Etrusker, Rom, Kelten, Germanen) oder den außereuropäischen Kulturen (Indien, China, Südostasien; Nord-, Mittel-, Südamerika; Afrika; Australien): Benesch, Kurt (1979), Auf den Spuren großer Kulturen. Das Abenteuer Archäologie, Gütersloh 1979, 240 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Pläne, Karten, Zeittabellen, DM 36,-; Fasani, Leone (Hg.) (1978), Die illustrierte Weltgeschichte der Archäologie, München 21983, 692 S., Farbabbildungen, Karten, Zeittafeln, DM 49,80; Geo Themenlexikon: Archäologie: Bd.21: Hochkulturen, Grabungsstätten, Funde A-Kep, Mannheim 2007 > G Geo Themenlexikon; Pörtner, Rudolf (Hg.) (1975), Alte Kulturen ans Licht gebracht. Neue Erkenntnisse der modernen Archäologie, Düsseldorf-Wien 21975, 495 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Pläne, Karten, DM 48,-; Pörtner, Rudolf (Hg.) (1986), Vergangene Welten, faszinierende Funde. Abenteuer und Ereignisse der Archäologie, Stuttgart-Zürich-München 1986, 400 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Pläne, Karten, DM N.N.; Mit Schwerpunkt auf Ausgräber und Ausgrabungen schildern Archäologie: Ceram, C.W. (1949), Götter, Gräber und Gelehrte. Roman der Archäologie, Hamburg 1952, 496 S., Schwarzweißtafeln, Karten, DM 18,-; Ceram, C.W. (1955), Enge Schlucht und schwarzer Berg. Entdeckung des Hethiter-Reiches (= rororo 6627), Reinbek 71974, 238 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, Karten, DM 5,80; Ceram, C.W. (1972), Götter, Gräber und Gelehrte. Roman der Archäologie. Sonderausgabe, Hamburg 1999, 447 S., Schwarzweißtafeln, Karten, DM N.N.; Ceram, C.W. ([1970er-Jahre?]), Götter, Gräber und Gelehrte. Roman der Archäologie, Gütersloh o.J., 620 S., Schwarzweißtafeln, Zeit-, Stammtafeln, Karten, DM N.N.; Deuel, Leo (1963), Das Abenteuer Archäologie. Ausgrabungsberichte aus dem Nahen Osten, München 51977, 336 S., Abbildungen, Karten, DM 19,80; Deuel, Leo (1975), Kulturen vor Kolumbus. Das Abenteuer Archäologie in Lateinamerika (= dtv 1744), München 1982, 389 S., Abbildungen, Karten, DM 12,80. Archäologie als Wissenschaft und Methodenbündel zur Erforschung von Vergangenheit behandeln: Bernbeck, Reinhard (1997), Theorien in der Archäologie (= UTB 1964), Tübingen-Basel 1997, 404 S., Abbildungen, DM 39,80; Daniel, Glyn Edmund (Hg.) (1986), Enzyklopädie der Archäologie. Ein Nachschlagewerk mit über 1800 Begriffen, Abbildungen, Karten und Plänen, Herrsching 1986, 486 S., Abbildungen, Pläne, Karten, DM 29,80; Eggert, Manfred K.H. (2001), Prähistorische Archäologie. Konzepte und Methoden (= UTB 2092), Tübingen-Basel 2001, XVII, 412 S., Abbildungen, DM 46,80; Fehring, Günter P. (1987), Einführung in die Archäologie des Mittelalters, Darmstadt 1987, XIV, 254 S., Abbildungen, DM 29,80; Gorys, Erhard (1981), Kleines Handbuch der Archäologie (= dtv 3244), München 21983, 560 S., Abbildungen, DM 19,80; Jankuhn, Herbert (1977), Einführung in die Siedlungsarchäologie, Berlin-New York 1977, XIII, 202 S., Abbildungen, Karten, DM 38,-; Mommsen, Hans (1986), Archäometrie. Neuere naturwissenschaftliche Methoden und Erfolge in der Archäologie, Stuttgart 1986, 304 S., Abbildungen, DM 38,-. > Kompendium Mittelalter > Archäologie [Buhlmann, 1974, 1977, 08.2001, 05.2017, 10.2017, 11.2019, 04.2021, 01.2023]

Archäologie in Ostwestfalen, ist eine Reihe der archäologischen Forschung, hg. von der und für die Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen e.V. U.a. ist erschienen: Bd.11 (2008): Rappold, Otto-Werner, Rietberg - Oberems - Gütersloh, Bielefeld 2008, 100 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Pläne, Karten, € N.N. (mit den Beiträgen: Jürgen Richter, Das Paläolithikum in Westfalen [mittelpalölithische Fundplätze Balver Höhe, Bottrop, Essen-Vogelheim, Warendorf; jung- und spätpaläolithische Fundplätze Balver Höhle, Borken, Feldhofhöhle, Rietberg; spätpaläolithische Feldmessergruppen und Ahrensburger Kultur; mesolithische Rhein-Maas-Schelde-Kultur]; Andreas Maier, Der spätpaläolitische Fundplatz Rietberg [Jäger und Sammler, Waffen und Werkzeuge, Lagerplatz, Kunst; Kultur des ausgehenden Magdalénien]; Andreas Maier, Rietberg. Eichen erzhählen - Geschichte aus dem Wald [Dendrochronologie der Steinzeit]; Andreas Maier, Rietberg - Blühende Vorzeit [archäologische Pollenanalyse]; Daniel Bérenger, Die Oberems-Region (Kreis Gütersloh) seit Beginn der Bronzezeit. 30 archäologische Kurzgeschichten [Pavenstädter Riesenbecher, mittelbronzezeitliche Grabhügel an der Oberems, Bronzewaffen, Bronzeschmuck, bronzezeitliche und keltische Fibeln, römische Münzen, germanische und frühmittelalterliche Funde]; Johannes Werner Glaw, Archäologie in Gütersloh. Das Stadtmuseum und seine ur- und frühgeschichtliche Sammlung). [Buhlmann, 04.2023]

Archäologie, Kunst und Landschaft im Landkreis Tuttlingen, hg. v. Landkreis Tuttlingen (1988), Sigmaringen 1988, 328 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Pläne, Karten, DM 28,-. I. Für den Landkreis Tutlingen entlang der oberen Doanu können folgende (archäologische) Zeitepochen ausgemacht werden: jüngeres Paläolithikum als Magdalènien (13000-9500 v.Chr.), Mesolithikum (8000-5500 v.Chr.), Neolithikum (5500-2500 v.Chr.), frühere Bronzezeit (2500/2000-1300 v.Chr.), Urnenfelder-/Spätbronzezeit (1300-750 v.Chr.), ältere Eisen-/Hallstattzeit (750-450 v.Chr.), jüngere Eisen-/Latènezeit (450-1. Jahrhundert v.Chr.), römische Kaiserzeit (1.-3. Jahrhundert n.Chr.), Alemannenzeit (3.-5./6. Jahrhundert), Merowingerzeit (6.-8. Jahrhundert) (Christoph Unz, Urgeschichte, Römerzeit, Frühes Mittelalter im Raum Tuttlingen). II. Kunstgeschichtlich erfasst werden im Folgenden: Aldingen (Mauritiuskirche [8./10. Jahrhundert]), Aldingen-Aixheim (barocke Georgskirche); Bärenthal (Ersterwähnung 1092; barocke Johanneskirche); Balgheim ([vor-] barocke Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt); Böttingen (barocke Martinskirche); Bubsheim (Pfarrkirche 1434; neuromanisch-neugotische Jakobskirche); Buchheim ("Buchheimer Hans" [13. Jahrhundert], barocke Stephanuskirche); Deilingen (barocke Marienkirche); Denkingen (moderne Michaelskirche auf Vorgängerbau von 1514/1875); Dürbheim (Holzkirche [7. Jahrhundert], barocke Peter- und Paulskirche, barocke Kosmas- und Damiankapelle); Durchhausen (als "Hausen unter Lupfen" [bis 16. Jahrhundert], moderne Pfarrkirche); Egesheim (Ersterwähnung 770; Beuroner Patronatsrecht [1232], barocke Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt); Emmingen-Liptingen-Emmingen ab Egg (fürstenbergischer Kirchenpatronat, Kirchturm [1584], Hochaltar [1688], Pfarrkirche des 19. Jahrhunderts; romanisch-gotische Sebastians-/Zeilenkapelle; barocke Wallfahrtskapelle "Unsere liebe Frau von Schenkenberg"); Emmingen-Liptingen-Liptingen (barocke Michaelkirche; Fachwerkhäuser); Fridingen a.d. Donau (Stadtgründung [1280/1350]; ehemals hohenbergisches Schloss; barocke Annenkapelle); Frittlingen (vorbarocke, barocke Pfarrkirche St. Hippolyt-St. Kassian); Geisingen (Ersterwähnung 764; Burgen auf dem Wartenberg; neugotische Nikolauskirche; Baaremer Ackerbürgerstadt); Geisingen-Aulfingen (Ersterwähnung 770; barocker Kirchenumbau; ehemaliges Schloss); Geisingen-Gutmadingen (Baaremer Bauernhäuser); Geisingen-Kirchen-Hausen (Ersterwähnung 764; [spät-] romanische Marienkirche mit barocker Innengestaltung); Geisingen-Leipferdingen (Ersterwähnung 778; im Besitz der Klöster St. Gallen bzw. Allerheiligen; Kirchenbau [1482] mit barocker Erweiterung); Gosheim (Ersterwähnung 1295; Kirchturm [1540], moderne Basilika Heilig-Kreuz); Gunningen (Ersterwähnung 797; Kapelle [880], Kloster St. Georgen [1163]; spätgotischer Staffelgiebelkirchturm, moderne Kirche im Finanzkammerstil [1816/20]); Hausen ob Verena (spätgotische Stephanuskirche, barock umgebaut); Immendingen (Ersterwähnung 1101; romanischer Kirchturm, barocker Kirchenneubau, moderner Kirchenbau; Oberes Schloss; evangelische Kirche); Immendingen-Bachzimmern (Ersterwähnung 1089; barocke Verenakapelle); Immendingen-Hattingen (Pfarrkirche [1212], Kirchenumbau [1607]; Pfarrhof; Wallfahrts-/Brunnenkapelle); Immendingen-Hintschingen (barocke Kapelle); Immendingen-Ippingen (Ersterwähnung 880; Priscakirche [1610], Kapelle St. Georg); Immendingen-Mauenheim (barocke Bartholomäuskirche); Immendingen-Zimmern (Ersterwähnung 973; nach Kloster Amtenhausen inkorporierte Pfarrei, frühbarocke Galluskirche; Kloster Amtenhausen); Irndorf (frühbarocke und "neue" Petruskirche); Königsheim (moderne Agathenkirche); Kolbingen (moderne Sixtuskirche); Mahlstetten (moderne Konradskirche; Wallfahrtskirche Aggenhausen); Mühlheim a.d. Donau (Stadt der Herren von Enzberg, mittelalterliche Stadtbefestigung, Enzberger Schloss; mittelalterliche Galluskirche mit Fresken; Sebastianskapelle; Wallfahrtskapelle Maria Hilf); Mühlheim-Stetten (neugotische Nikolauskirche); Neuhausen ob Eck (evangelische [Gervasius-] Kirche [1551], moderne katholische Michaelskirche); Neuhausen-Schwandorf (barocke Ulrichskirche; Kapelle "Unserer lieben Frau zu Holzen" [13. Jahrhundert]); Neuhausen-Worndorf (barockisierte Mauritiuskirche [15. Jahrhundert]); Reichenbach a. Heuberg (barocke Nikolauskirche); Renquishausen (Kapelle [1092], Pfarrei [1275], moderne Kirche [1849]); Rietheim-Weilheim-Rietheim (evangelische Kirche [1835]); Rietheim-Weilheim-Weilheim (Georgskapelle [ca.1500] als Kirche mit gotischem Chor); Seitingen-Oberflacht (barocke Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt; Eustasiuskapelle [1590]); Spaichingen (neugotische katholische Pfarrkirche [1900], evangelische Kirche [1905]; Wallfahrtskirche auf dem Dreifaltigkeitsberg [1673]); Talheim (Lupfenburg; Klause, evangelische Brigittakirche [1811]; "Ochsenbeckenhaus"); Trossingen (barocke Martin-Luther-Kirche, katholische Pfarrkirche St. Theresia [1935]; Auberlehaus [1718]); Trossingen-Schura (evangelische Pfarrkirche [1737]; Zehntscheuer); Tuttlingen (Stadtbrand [1803]; klassizistisches Rathaus; evangelische Stadtkirche [1816/17], Galluskirche [1883], Martinskirche [1956], Auferstehungskirche [1966], katholische Kirche Maria Königin [1963]); Tuttlingen-Eßlingen (gotische Pfarrkirche St. Jakobus-St. Andreas [1494], Pfarrhaus [15. Jahrhundert, Ende]); Tuttlingen-Möhringen (mittelalterliche Stadtanlage; Rathaus [1308]; bis ins Spätmittelalter zurückgehende Andreaskirche); Tuttlingen-Nendingen (barocke Pfarrkirche St. Petrus-St. Jakobus, Blasiuskapelle [12. Jahrhundert], Ottilienkapelle [16. Jahrhundert], Annakapelle [1815]); Wehingen (Ulrichskirche [1299], barock umgestaltet; evangelische Christuskirche [1962]; Kapelle zu den 14 Nothelfern [1883]); Wurmlingen (Reihengräber [6./7. Jahrhundert]; Galluskirche [868, 1499] als klassizistisches Gotteshaus; Burgruine Konzenberg). III. An Künstlern (Baumeister, Bildhauer, Maler) werden genannt: Ignaz Brunner (†1840); Franz Bucher; Franz Ferdinand Dent (†1791); Joseph Anton Engesser; Joseph Anton Feuchtmayer (†1770); Wilhelm Geyer (†1968) und Hermann Geyer; Siegfried Haas und Birgitta Haas-Tauber; Franz Joseph Hauser (†1833); Romuald Hengstler; Franz Ludwig Herrmann (†1791); Joseph Kaltenbach (†1805); Emil Kiess; Johann Valentin Lehmann (†1818); Roland Martin; Wendelin Matt; Johann Pöllandt (†1721); Franz Joseph Salzmann (†1786); Joseph Ignaz Schilling (†1773); Johann Schneider (†1789); Johann Schupp (†1713) und Joseph Anton Schupp (†1729); Hieronymus Spiegel (†ca.1779); Joseph Ignaz Wegscheider (†1758/59); Rudolf Ylein (†1940); Franz Joseph Zoll (†1774), Franz Joseph Soll (†1798), Conrad Zoll (†1807) u.a. IV. Kulturinstitutionen im Landkreis Tuttlingen sind: Dorfmuseum Emmingen ab Egg; Museum "Oberes Donautal" Fridingen; Regionales Bäuerliches Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, Naturhistorisches Museum und Heimatmuseum Spaichingen; Heimatmuseum Talheim; Heimatmuseum Trossingen; Heimatmuseum Tuttlingen; "Oberte Museum" Wurmlingen u.a. V. Geologisch-geografisch ist der Landkreis Tuttlingen geprägt durch die Teillandschaften: Baar-Alb, Baar-Hochmulde, Donau-Ablachj-Platten, Hegau-Alb, Heuberg-Alb, Oberes Donautal, Prim-Albvorland, Westliche Flächenalb (Günther Reichelt, Die natürlichen Landschaften des Landkreises Tuttlingen). [Buhlmann, 01.2024]

Archäologisches Bibellexikon, hg. v. Avraham Negev, Neuhausen-Stuttgart 1991 > B Bibel

Architekturgeschichte: Architektur gilt als Ausfluss menschlicher Kultur, entstanden aus dem menschlichen Grundbedürfnis nach Wohnung und Herberge. Sie ist daher auf der einen Seite eine wesentliche Grundlage menschlicher Kultur, wird auf der anderen Seite getragen von Represäntationsbedürfnissen, ist aber immer auch Resultat des menschlich-kooperativen, zielgerichteten Handelns des Bauens einer Gruppe von Personen. Wie bei anderen "Produkten" menschlicher Existenz und Gesellschaften lassen sich auch Bauten, Gebäude und Häuser in eine historische Entwicklung einordnen, so z.B. in einer "Baukunst" des Abendlandes, die die Architekturgeschichte Europas ins Zentrum rückt und demgemäß - der zeitlichen Abfolge von "Zivilisationen" entsprechend - eine Abfolge von Architekturepochen unterscheidet. Insgesamt gilt eine folgende Einteilung:

Europa, westliche WeltVorderasien, Außereuropa
4.-1. Jahrtausend v.Chr.:
Vorderer Orient, Ägypten, Ägäisraum: Neolithikum, Bronzezeit, Eisenzeit
8. Jahrhundert v.Chr.-5. Jahrhundert n.Chr.:
Griechisch-römische Antike: griechische Archaik und Klassik, Hellenismus, römische Baukunst
6. Jahrhundert v.Chr.-13. Jahrhundert n.Chr.:
Asiatische Kulturen: Buddhismus, Hinduismus, Shintoismus
 3. Jahrhundert v.Chr.-16. Jahrhundert n.Chr.:
Mittel-, südamerikanische Kulturen: Olmeken, Maya, Tolteken, Azteken, Inka
6.-15. Jahrhundert n.Chr.:
Byzanz
6.-15. Jahrhundert n.Chr.:
Christliches Europa des Mittelalters: Vorromanik, Romanik, Gotik
7.-19. Jahrhundert n.Chr.:
Islam: arabischer, osmanischer Islam
16.-18. Jahrhundert n.Chr.:
Christliches Europa der frühen Neuzeit: Spätgotik, Renaissance, Barock
 
19.-20. Jahrhundert n.Chr.:
Europäische Moderne: Klassizismus, Historismus, Jugendstil, Moderne
 
20.-21. Jahrhundert n.Chr.:
"Weltarchitektur" der Gegenwart

(u.a. nach: Höcker, Architektur).
Es versteht sich von selbst, dass jede historische Beschreibung menschlicher Architektur Unzulänglichkeiten aufweist, z.B. in Bezug auf außereuropäische Kulturen oder auf Zivilisationen im Schatten von (auch architektonischen) Hochkulturen. Bestenfalls mündet im 20./21. Jahrhundert eine globalisierte Architektur konvergierend in eine Architektur der Moderne ein.
Zur Architektur in den jeweiligen menschlichen Epochen s.: Ettl, Alex (1978), Mythen in Stein. Grosse Kulturdenkmäler aus 18 Jahrtausenden, Künzelsau-Salzburg-Thalwil 1978, 216 S., Farbfotos, DM 58,-; Höcker, Christoph (2000), Architektur (= DuMont Schnellkurs = DuMont Tb 517), Köln 2000, 191 S., Abbildungen, Pläne, DM 24,80; Koch, Wilfried (1982), Baustilkunde. Das große Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, München 1991, 528 S., Schwarzweißbbildungen, Pläne, Glossar, DM 49,80; Pehnt, Wolfgang (Red.) (1963), Lexikon der modernen Architektur (= Knaur Tb 119), München-Zürich 1966, 349 S., Schwarzweißfotos, DM 3,80; Raeburn, Michael (Hg.) (1980), Baukunst des Abendlandes. Eine kulturhistorische Dokumentation über 2500 Jahre Architektur, Stuttgart 1982, 304 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Pläne, DM 78,-; Die Architektur der Moderne behandeln u.a.: Cattermole, Paul (2006), Gebaute Utopien. Architektur für morgen, München 2007, 192 S., Farbfotos, € 49,95; Zerbst, Rainer (1987), Gaudí (1852-1926) - ein Leben in der Architektur. Sämtliche Bauwerke, Köln 2005, 239 S., Farbabbildungen, Karten, Pläne, Zeittafel, € 9,99 (über den spanisch-katalanischen Architekten Antoni Gaudí i Cornet [*1852-†1926] und dessen Bauwerke [Casa Vicens 1883/88, Casa El Capricho 1883/85, Finca Güell 1884/87, Palacio Güell 1886/89, Colegio Teresiano 1888/89, Casa Calvet 1898/1900, Krypta Colònia Güell 1898/1917, Bellesguard 1900/09, Park Güell 1900/14, Casa Batlló 1904/06, Casa Milà 1906/10, Sagrada Familia 1883/1926 u.a.]). Zu Städten als größere Ansammlungen von Architektur s.: Architektur in Wien, hg. v. Magistrat der Stadt Wien (1984), Wien 41995, 201 S., Schwarzweißfotos, Pläne, ÖS N.N. Zur Erhaltung von Architektur im Rahmen der Denkmalpflege s.: Müller, Hans (Red.) (1969), Denkmale der Geschichte und Kultur. Ihre Erhaltung und Pflege in der Deutschen Demokratischen Republik, hg. v. Institut für Denkmalpflege, Berlin 2[1974], 292 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Pläne, M 29,50. > Kompendium Mittelalter > Architektur [Buhlmann, 04.2018, 11.2019, 05.2021, 06.2022, 05.-06.2023]

Archiv für Deutsche Postgeschichte, hg. v.d. Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte e.V., war eine Zeitschriftenreihe zur Geschichte der Post, allgemein verstanden als die Übermittlung von (schriftlichen) Nachrichten in je verschiedenen Menschheitsepochen. U.a. ist erschienen: Jg. 1957, H.2 (1957), Frankfurt a.M. 1957, 64 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafel, Karten, DM N.N. (mit den Beiträgen: Albert Gallitsch, Carl Friedrich Nagler, Diplomat und Generalpostmeister (Forts.); Otto Kühndelt, Die erste deutsche Raketenpostbeförderung; Artur Caspari, Zur Geschichte der Postsäulen in Sachsen; Artur Steinborn, Der Remter des ehemaligen Breslauer Dominikanerklosters und das einstige Breslauer Postscheckamt; Julius Boes, Das Hessen-Kasseler Postwesen; Heinz Scheurer, Reise Karls von Lothringen von Brüssel nach Mergentheim im Jahre 1764; Gerhard Schüler, Über die Anfänge des Nachrichtenwesens des Deutschen Ritterordens; Ewald Lotzing, Post und Verkehrsprobleme in Holstein vor 125 Jahren; Adolf Dresler, Der "Hinkende Bote" als Kalendertitel). [Buhlmann, 10.2023]

ArchKGElsaß = Archiv für die Kirchengeschichte des Elsaß

Arduini, Maria Lodovica (1987), Rupert von Deutz (1076-1129) und der "Status christianitatis" seiner Zeit. Symbolisch-prophetische Deutung der Geschichte (= AKG, Beih.25), Köln-Wien 1987 > R Rupert von Deutz

Arfsten, Reinhard ([1968]), Chronik eines friesischen Dorfes. Süderende auf Föhr, Heide [1968], 163 S., 8 S. Schwarzweißtafeln, Dorfplan, DM 8,-. [Die Insel Föhr ist seit der Jungsteinzeit und der Bronzezeit besiedelt. Römisch-kaiserzeitlich ist die frühe Besiedlung von Wyk auf Föhr, im 7. Jahrhundert wurde Föhr von den Friesen besiedelt, aus der Wikingerzeit sind Kreiswälle erhalten geblieben (Lembecksburg). Ins 12. und 13. Jahrhundert reichen die Gotteshäuser auf Föhr zurück,] u.a. die Laurentiuskirche in Süderende. [Im hohen Mittelalter war Föhr dänisch (Westerharde, Osterland als Verwaltungsbezirke [1231]),] ein Aufstand gegen das Königreich Dänemark (1408) führte 1424 dazu, dass das Osterland sich dem Herzogtum Schleswig unterstellte, während die Westerharde mit Süderende weiter dänisch blieb (Osterländer Hardenversammlung 1426). In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Westerharde des Öfteren durch Verpfändung (1460/84) oder Verkauf (1665/83) den Besitzer; ab 1683 war der Westteil Föhrs wieder dänisch. Die gesamte Insel erlebte im 17. und 18. Jahrhundert ihre wirtschaftliche Blütezeit (Grönlandfahrten [Walfang], Seefahrerschulen, Grabsteine). Im Krieg zwischen Dänemark und dem Herzogtum Schleswig-Holstein (1848-1851) geriet Föhr zwischen die Fronten, Schleswig wurde dänisch. Im deutsch-dänischen Krieg (1864) wurde vor Föhr und um Wyk auf Föhr gekämpft, Schleswig-Holstein und damit Föhr wurden preußisch (preußische Ämter Westerlandföhr, Osterlandföhr). In der Folge war/ist Föhr Teil des Deutschen Kaiserreichs (internationale Verwaltung und Volksabstimmung 1919/20), der Weimarer Republik, des nationalsozialistischen Deutschlands und der Bundesrepublik Deutschland. Süderende, entstanden durch Ausgliederung aus Oldsum, verfügte 1637 über 7 Häuser, 1902 über 35, 1967 über 46 Häuser; an der Dorfstraße/Hauptstraße als Rundföhrstraße zwischen Oldsum und Süderende liegt auch das Gotteshaus St. Laurentius. Die bis ins 20. Jahrhundert andauernde agrarische Prägung des Dorfes führte im 19. Jahrhundert zur Auswanderung von Teilen der Einwohnerschaft u.a. nach Amerika oder Australien, die Süderender Gemarkung umfasst 260 Hektar (Flurbereinigung 1959/64). Seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt der Tourismus auf Föhr und in Süderende eine herausragende Rolle. [Buhlmann, 09.2022]

Aries, Philippe, Bejin, André (Hg.) (1984), Die Masken des Begehrens und die Metamorphosen der Sinnlichkeit. Zur Geschichte der Sexualität im Abendland, Frankfurt a.M. 31984 > L Liebe und Sexualität

Aristophanes, Komödiendichter der griechischen Klassik: Die erhaltenen elf (von 44 oder 45) Komödien des athenischen Dichters Aristophanes (*ca.445/40 v.Chr.-†ca.385 v.Chr.) liegen z.B. übersetzt vor mit: Aristophanes, Lysistrata, übers. v. Douglas Parker (1970), New York-Scarborough 1970, 128 S., DM 1,-; Aristophanes, Die Frösche, übers. v. Heinz Heubner (1951) (= RUB 1154), Nachdruck Stuttgart 1974, 139 S., DM 2,40, Nachdruck Stuttgart 1984, 139 S., DM 4,40; Aristophanes, Sämtliche Komödien, übers. v. Hans-Joachim Newiger (1976) (= dtv 6066), München 1976, 714 S., DM 12,80, und umfassen den Zeitraum von 425 bis 388 v.Chr. (Archarner, Ritter, Wespen, Frieden, Wolken, Vögel, Lysistrate, Thesmophoriazusen, Frösche, Ekklesiazusen, Plutos). Eine gelungene Neuinterpretation aller Komödien vor dem politischen Hintergrund der athenischen Demokratie zurzeit des Peleponnesischen Krieges (431-404 v.Chr.) und danach, vor dem der Aufführungspraxis und dem der griechischen Einstellung zu Humor und Obszönem findet sich in: Holzberg, Niklas (2010), Aristophanes. Sex und Spott und Politik, München 2010, 240 S., € 19,90. Vgl. dazu noch: Ehrenberg, Victor (1968), Aristophanes und das Volk von Athen. Eine Soziologie der altattischen Komödie (= Bibliothek der Alten Welt. Reihe Forschung und Deutung), Zürich-Stuttgart 1968, 513 S., DM 48,-. [Buhlmann, 11.1976, 05.2011, 05.2018, 04.2019]

Aristoteles, griechischer Philosoph: I. Aristoteles wurde als Sohn des Asklepiaden Nikomachos und dessen Ehefrau Phaistis im ionisch-chalkidikischen Ort Stagiros geboren (*384/83 v.Chr.; Aristoteles Stagirites), wo er auch aufwuchs. Der Vater Nikomachos war Leibarzt des makedonischen Königs Amyntas III. (393/92-370/69 v.Chr.); beide Elternteile verstarben früh, so dass der junge Aristoteles von seinem Vormund Proxenos erzogen wurde. Aristoteles interessierte sich wohl schon früh für Biologie und Philosophie; während seines ersten Aufenthalts in Athen (367/66-348/47 v.Chr.) lernte er die Philosophie des Platon durch Sokrates den Jüngeren kennen, zeigte sich gegenüber der Ideenlehre Platons und dessen Theorien über Rhetorik und Dialektik jedoch kritisch, während er in der Athener Akademie selbst unterrichtete, dabei ein breites wissenschaftliches Sprektrum aus Rhetorik-Dialektik, Wissenschaftstheorie, Ontologie, Ethik, Politik, Poetik abdeckend. In der Folge der expansiven Politik des makedonischen Königs Philipp II. (359-336 v.Chr.) u.a. auf der Chalkidike (Zweiter Olynthischer Krieg: Zerstörung von Stagira und Olynth 349/48 v.Chr.) musste der "Makedonenfreund" Aristoteles Athen verlassen und nahm in seinen Jahren im Exil (348/47-ca.337/36 v.Chr.) Aufenthalt im nordkleinasiatischen Assos (Tyrann Hermias von Atarneus), in Lesbos, in Mieza und in Makedonien, wo er als Erzieher des makedonischen Königssohns Alexander (des Großen; 336-323 v.Chr.) wirkte. Verheiratet war er damals mit Pythias, einer Nichte des Hermias, von der er die Tochter Pythias und den Sohn Nikomachos hatte. Der makedonische Sieg in der Schlacht von Chaironeia (338 v.Chr.) und die Gründung des Korinthischen Bundes (338/37 v.Chr.) ermöglichten es Aristoteles, über Delphi (337/36 v.Chr.; Ausarbeitung einer Siegerliste der Pythischen Spiele) nach Athen zurückzukehren (335/34 v.Chr.). Dort trat er nicht mehr in die Akademie ein, sondern unterrichtete in einem Gymnasion nahe dem Apollon Lykeios-Tempel, wo er - sich stützend auf seine Schüler (Theophrast, Eudemos von Rhodos) - Lehrer, Forscher und "Forschungsorganisator" in einem war (Datenerhebung und -auswertung in den Bereichen Biologie, Politik [158 Verfassungen griechischer Poleis, u.a. "Staat der Athener"], Kultur, Naturphilosophie). In Athen holte Aristoteles indes die große Politik wieder ein ("Pagenverschwörung" und Hinrichtung des Kallisthenes, des Neffen des Aristoteles, 327 v.Chr.; Tod Alexanders des Großen 323 v.Chr.), so dass er ins euböische Chalkis übersiedeln musste (323/22 v.Chr.), wo er alsbald an einer unbekannten Krankheit starb (322 v.Chr.; Testament des Aristoteles, Verbrennung des Leichnams, Deponierung der Asche im "Aristoteleion" in Stagira, stagiritischer Festmonat "Stagirites"). II. Im Corpus Aristotelicum sind die Aristoteles zugeschriebenen Werke (Schulmanuskripte) vereinigt: Organon (Logik: Kategorien, (Aussagen), Erste Analytik, Zweite Analytik, Topik, sophistische Widerlegungen), Naturwissenschaften (Prinzipien, Kosmologie: Physik, Himmel, Werden und Vergehen, Meteorologie; Psychologie: Seele, Sinne, Erinnerung, Schlafen und Wachen, Träume, Weissagungen im Traum, Langlebigkeit, Jugend, Leben und Tod, Atmung; Biologie: Tierkunde, Teile der Tiere, Bewegung der Tiere, Fortbewegung der Tiere, Zeugung der Tiere), Erste Philosophie (Methaphysik), Ethik und Politik (Nikomachische Ethik, Große Ethik, Eudemische Ethik, Politik), Rhetorik, Poetik. Der in hellenistischer Zeit an der Bibliothek in Alexandrien vorhandene Kanon von Aristotelesschriften umfasste dabei noch nicht alles, im 1. Jahrhundert v.Chr. tauchten weitere Schriften auf und vervollständigten das Corpus Aristotelicum, das bis ins 6. Jahrhundert n.Chr. benutzt wurde (Philosophenschule von Athen, geschlossen 529 n.Chr.), während das oströmisch-byzantinische Reich sich im 7. bis 9. Jahrhundert außen- und innenpolitisch in einer Krise befand (Vordringen des Islam, Ikonoklasmus). Die Verbreitung aristotelischer Werke erfolgte ab dem 9. Jahrhundert über Byzanz (Leon der Mathematiker [†n.869], Patriarch Photios [†ca.935]) sowie über die arabisch-islamische Kultur (Kalif al-Ma'mun [819-833], Ibn Rusd/Averroes [†1198]), weniger über den lateinischen Westen (Boethius [†524/26]). In Mittelalter und Neuzeit wurden die Erkenntnisse des Aristoteles vielfach rezipiert. Mittelalterlich war die Aufnahme von aristotelischer Philosophie und Metaphysik (Thomas von Aquin, Philosophie und christliche Theologie, aristotelische Scholastik, Platon); in der frühen Neuzeit standen eher aristotelische Rhetorik und Poetik im Vordergrund, während sich ein heliozentrisches Weltbild gegen Aristoteles entwickelte (Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei, Johannes Kepler, Thomas Hobbes, Immanuel Kant). Auch in der Moderne gab es Phasen der Distanzierung an Annäherung an Aristoteles (Franz Brentano, Martin Heidegger, Gottlob Frege). III. Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens ist die Argumentation als Deduktion(sbeweis, syllogismos) mit Hilfe von logisch-sprachlichen Gesetzmäßigkeiten (topoi; Klassen von prädizierten Prädikaten, assertorische Syllogistik [Prädikat, Subjekt, Modi]; Logik, Dialektik, Rhetorik). Argumentation und Logik sind als Werkzeuge die Voraussetzungen für das aristotelische Philosophieren. IV. Veränderung in der Welt findet nach Aristoteles statt bei einem Substrat zwischen einem Anfangs- und einem Endzustand (Möglichkeit/Potentialität und Wirklichkeit/Aktualität), das vergängliche Substrat ist materiell und besitzt eine Form als Struktur(ierung) von Materie (aristotelischer Hylemorphismus). Vier (Material-, Form-, Bewegungs-, Final/Zweck-) Ursachen bestimmen den Übergang eines Substrats vom Anfangs- zum Endzustand. V. Wissen ist daher, nach den Ursachen zu fragen. Jede (Einzel-) Wissenschaft stellt in ihrem spezifischen Wissenschaftsbereich Fragen, grundgelegt in Dialektik und Logik, in der Ersten Philosophie der Metaphysik (Seiendes) und der Zweiten Philosophie der Physik (Veränderliches). Wissenschaft ist also Erweiterung von Wissen durch wissenschaftliches Beweisen, ist Lernen und Wissensfortschritt (Ursachenwissen) auf der Grundlage des Bekannten (Faktenwissen; nicht beweisbare Definitionen und Axiome). VI. Die Philosophie beschäftigt sich innerhalb von Metaphysik und Physik mit veränderlichen, ewigen, wahrnehmbaren und nicht-wahrnehmbaren Objekten, die Metaphysik mit dem Seienden, den obersten Prinzipien und Ursachen. Substanzen sind die Grundlagen des Seienden, Substrate haben Anteil an Substanzen, wahrnehmbare Objekte bestehen aus Substrat und Form. Zu den Substanzen gehören mithin Prinzipien wie die Materie als Potentialität der Substanz und wie die Form als aktuales Sein der Substanz. Daneben gibt es ewige und/oder nicht-wahrnehmbare Substanzen, z.B. die Ewigkeit der kontinuierlich voranschreitenden Zeitlinie oder die Himmelskörper als unvergängliche wahrnehmare Objekte (ewige Kreisbewegung der Himmelssphären auf der Grundlage aktualer immaterieller ewiger unbewegter Beweger in einem geozentrisch-astronomischen System, ewige Beweger als Erst- und Finalursachen, erster unbewegter Beweger) oder vielleicht auch nicht-wahrnehmbare ewige Substanzen. VII. Innerhalb der Naturphilosophie lassem sich belebte und unbelebte vergängliche Substanzen unterscheiden. Lebendig-Sein bedeutet Belebt- und Beseelt-Sein, die Seele ist als Essenz eine Form des Körpers, seine Aktualität. Seele und lebendiger Körper gehören damit zusammen. Lebendiges nimmt seine Umwelt über die (fünf) Einzelsinne (Tasten, Schmecken, Riechen, Hören, Sehen) wahr (Wahrnehmung etwa bei Tieren, Denken beim Menschen [phantasia, Träume, Gedächtnis und Erinnerung], Selbstbewegung von Lebendigem). VIII. Basierend auf der Erforschung der Tier- und Pflanzenwelt nach Art und Gattung (als Relation), gelten auch hier Final- und Zweckursachen natürlicher Phänomene (Fähigkeiten der Lebewesen), ohne dass von einer "Evolution" der als ewig existierend angenommenen Arten ausgegangen werden kann. IX. Das menschliche Glück, ein glückliches Leben (eudaimonia) resultiert aus einem diesbezüglichen Ziel (telos) des Menschen. Es ist verknüpft mit dessen Tugenden (Charakter[tugenden] [als dispositiver Habitus] des Menschen als nicht-rationaler Seelenteil), der Lehre von Maß und Mitte (Ethik) und dem menschlichen Verstand (intellektuelle Tugenden, theoretische [sophia] und praktische Weisheit [phronesis]). X. In die Nähe ethischer Aspekte (Glück u.a.) ist das Zusammenleben von Menschen in Staaten zu rücken (Mensch als ploitisches Wesen [zoon politikon]; Natur des Staates als menschliche Gemeinschaft, resultierend aus menschlicher Selbsterhaltung; Autarkie und gutes Leben). Staaten sind institutionell verankert (Volksversammlung, Rat, Gerichte); es gibt Herrscher und Beherrschte, Gleichheit und Ungleichheit innerhalb eines Staates (Tyrannis, Oligarchie-Aristokratie, Demokratie), wobei eine "mittlere Verfassung" Vorteile bietet. XI. Dichtung ist Nachahmung (mimesis) in der Medienkombination "Sprache, Rhythmus und Melodie", umfasst Lyrik und Prosa (Platons Prosadialoge, Prosaromane); die Gattung der Dichtung bestimmt sich aus der Medienkombination (Entwicklungsgeschichte von Dichtung; Tragödie, Komödie, Burlesken) (nach: Primavesi, Rapp, Aristoteles).
An Werken des Aristoteles seien genannt: Aristoteles, Einführungsschriften, übers. v. Olof Gigon (1961) (= dtv 6117), München 1982, 348 S., DM 12,80; Aristoteles, Hauptwerke, übers. v. Wilhelm Nestle (1934) (= KTA 129), Stuttgart [7]1968, XLVIII, 410 S., DM 10,-; Aristoteles, Vom Himmel. Von der Seele. Von der Dichtkunst, übers. v. Olof Gigon (1950) (= dtv 6123), München 1983, 439 S., DM 14,80; Aristoteles, Nikomachische Ethik, übers. v. Franz Dirlmeier (1968) (= RUB 8586-90), Stuttgart 1969, 380 S., DM 2,-; Aristoteles, Die Nikomachische Ethik, übers. v. Olof Gigon (1951) (= dtv 2146), München 51984, 376 S., DM 12,80, (1967/91) (= dtv 30126), München 62004, 431 S., € 12,- (Aristoteles zufolge bewirkt ein auf Verstand und ethischem Verhalten beruhendes, tugendhaftes, von Lust erfülltes Streben/Handeln des Menschen nach dem Guten Glück[seligkeit]); Aristoteles, Organon: Bd.4: Lehre vom Beweis oder Zweite Analytik, hg. v. Ottfried Höfe, übers. v. Eugen Rolfes (1922) (= PhB 11), Hamburg 1976, XLII, 164 S., DM 5,-; Aristoteles, Politik, übers. v. Olof Gigon (1973) (= dtv 6022), München 21976, 395 S., DM 9,80; Reichhaltig ist die Literatur zur Person und Philosophie des Aristoteles: Ackrill, John L. (1985), Aristoteles. Eine Einführung in sein Philosophieren (= SG 2224), Berlin-New York 1985, 236 S., DM 5,-; Freely, John (2014), Aristoteles in Oxford. Wie das finstere Mittelalter die moderne Wissenschaft begründete, Stuttgart 2014 > F Freely, Aristoteles; Gouguenheim, Sylvain (2008/11), Aristoteles auf dem Mont Saint-Michel. Die griechischen Wurzeln des christlichen Abendlandes, Darmstadt 2011 > G Gouguenheim, Aristoteles; Höffe, Otfried (1996), Aristoteles (= BSR 535), München 1996, 314 S., Abbildungen, DM 24,-; Primavesi, Oliver, Rapp, Christof, Aristoteles (= BSR 2865), München 2016, 128 S., Werkverzeichnis, Karten, € 8,95; Rapp, Christof (2001), Aristoteles (zur Einführung) (= Junius), Hamburg 32007, 206 S., Zeittafel, € 13,90. [Buhlmann, 03.2017, 01.2019, 11.2020]

Arnold, Brunhilde, Berewinkel, Barbara u.a. (1995), Ereignisse, die Deutschland veränderten. Eine spannende Reise durch 12 Jahrhunderte, Stuttgart-Zürich-Wien 1995, 448 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, DM N.N., München [1996], 448 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, DM N.N. Geordnet in übergreifender Thematik wird eine Reihe von fränkischer, ostfränkischer und deutscher Geschichte betreffenden Ereignissen dargestellt: Mittelalter (christliche Missionierung, Karl der Große, Ludwig der Fromme, Heinrich I., Otto der Große, Heinrich II., Konrad II., Heinrich III., Bußgang nach Canossa, Königwahl von 1125, Ostkolonisation, Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI., deutscher Thronstreit, Deutscher Orden, Landesherrschaft, Habsburger, Hanse, Luxemburger, Ludwig der Bayer, Goldene Bulle, Städtewesen, Wenzel, Hohenzollern, Hussitenkriege, Buchdruck, Schleswig-Holstein, Reichsreform, Universitäten), frühe Neuzeit (Fugger, Reformation, Bauernkrieg, Karl V., Gegenreformation, Dreißigjähriger Krieg, Westfälischer Frieden, Absolutismus, Hugenotten, Pfälzer Krieg, Porzellan, Preußen, polnische Teilungen, Schlesien, Weimar, Französische Revolution), Moderne (Befreiungskriege, Wiener Kongress, Deutscher Bund, Hambacher Fest, Zollverein, Industrialisierung, Karl Marx, Deutsches Kaiserreich, Bismarck, Sozialdemokratie, Wilhelm II., Automobile, Erster Weltkrieg, Versailler Vertrag, Rundfunk, Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, D-Mark, BRD, DDR, Wirtschaftswunder, Aufstand in der DDR, Mauerbau, Terrorismus, Wiedervereinigung). > D Deutsche Geschichte [Buhlmann, 01.2018, 03.2020]

Arnold, Dorothea (2012), Die ägyptische Kunst (= BSR 2550), München 2012, 128 S., Farbtafeln, Schwarzweißabbildungen, 2 Karten, € 8,95. Ägyptische Kunst meint die Entwicklung von Kunst in Ägypten von der vordynastischen bis in die Ptolemäerzeit (ca.4400 v.Chr-30 v.Chr.) und ist das Resultat handwerklicher Betätigung in Werkstätten und mit besonderen Arbeitsweisen. Ägyptische Kunst äußert sich im Bereich der Architektur beim Haus- und Palastbau (Ziegel- und Steinbauten; Paläste in Lischt, Armana, Medinet Habu) sowie bei Kapellen ([nicht-] königlicher Statuenkult), Tempeln (Totentempel, Sphingen), Pyramiden, Mastabas und Gräbern (Mastabas und Pyramiden, Felsengräber), im Bereich der Skulptur bei Statuen und Statuetten (von Göttern [Tiergestalt, Tier-Mensch-Mischformen] und Pharaonen [Götter-, Königsstatuen] in Kult und Ritual; nichtkönigliche Statuen [im Totenkult]), im Bereich von Relief und Malerei im Raum bei Emblem- und Einzelbildern. Sie besitzt eine Bildwelt, die Götter, Pharaonen und das Alltagsleben darstellte und die mit pharaonischer Herrschaftsrepräsentation und ägyptischem Totenkult im Rahmen einer Vergangenheitsbezogenheit einherging. Letztere schloss dabei Brüche wie in der Armanazeit nicht aus. [Buhlmann, 07.2012]

Arnold, Klaus (1971), Johannes Trithemius (1462-1516) (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, Bd.XXIII), Würzburg 21991 > T Trithemius, Johannes

Arnold, Klaus (1972), Admont und die monastische Reform des 12. Jahrhunderts, in: ZRG KA 89 (1972), S.350-369 > A Admont

Arnold, Kurt (1937), Geschichte des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises in der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges (1698-1714), Diss. Bonn 1937 > S Spanischer Erbfolgekrieg am Niederrhein

Arnold II. von Wied, Kölner Erzbischof: Um 1098 geboren, war Arnold für die geistliche Ämterlaufbahn bestimmt. Seit 1122 ist er als Propst von St. Georg in Limburg an der Lahn nachweisbar, seit 1127 als Dompropst in Köln. Im April 1138 machte König Konrad III. ihn zu seinem Kanzler; Arnold wurde parallel dazu Propst von St. Servatius in Maastricht. Als Kanzler beschäftigte er sich vornehmlich mit den lothringischen und italienischen Angelegenheiten im römisch-deutschen Reich. Ab 1147 begleitete er Konrad III. auf dessen Kreuzzug nach Byzanz und Syrien und kehrte im Mai 1149 an den Niederrhein zurück. Die Suspendierung Erz-bischof Arnolds I. durch Papst Eugen III. (1145-1153) im März 1148 und die eingetretene Regierungsunfähigkeit des Kölner Prälaten fanden Arnold von Wied in politischer Gegnerschaft zum Erzbischof. Nach dem Tod des Kölner Erzbischofs Arnold I. (3. April 1151) folgte er im Bischofsamt als Arnold II. (1151-1156) nach. Das Ereignis von Schwarzrheindorf (Kapellenweihe, 24. April 1151) und die Übergabe der rheinischen Herzogsgewalt an Arnold durch König Konrad III. (1138-1152) festigten die Position des neuen Erzbischofs im Fahrwasser der staufischen Politik und im Einvernehmen mit dem Papsttum. Arnold begann, wirksam dem Kölner Erzbistum wieder Geltung zu verschaffen. U.a. hierher gehört die Belagerung und Eroberung der Burg Sayn - mitten im Wieder Grafschaftsbezirk - im Juli 1152; die Sayner waren im Übrigen Gegner des Wieder Grafenhauses, so dass hier auch dynastische Interessen mitgespielt haben. Auch nach dem Tod König Konrads sollte sich am guten Verhältnis zu den Staufern nichts ändern. Arnold trat in der Frage der Nachfolge im Königtum für den Staufer Friedrich Barbarossa (1152-1190) ein und krönte den gewählten Herrscher in Aachen (9. März 1152). In der Folgezeit ist er in der Umgebung des Staufers häufiger zu finden. Seine auf Ausgleich mit dem Papsttum gerichtete Politik sah seine Beteiligung am Konstanzer Vertrag (23. März 1153), den er mitunterzeichnete; auf dem Romzug Friedrichs 1154/55, der die Kaiserkrönung zum Ziel hatte, griff er vermittelnd in die Verhandlungen zwischen König und Papst ein. Nach dem Romzug kehrte Arnold an den Niederrhein zurück, wo er am 14. Mai 1156 in Xanten viel zu früh nach einem Unfall starb. Der Geschichtsschreiber Otto von Freising (†1158) nannte Arnold II. "einen ehrenhaften Mann und Erneuerer seiner Kirche".
Zu Arnold von Wied existiert umfangreiche Literatur: Kersten, Paul (1881), Arnold von Wied, Erzbischof von Köln 1151-1156, Diss. Berlin 1881, 62 S.; Schneider, Fr. (1884), Arnold II., Erzbischof von Cöln 1151-1156, Diss. Halle 1884; Wolter, Heinz (1973), Arnold von Wied, Kanzler Konrads III. und Erzbischof von Köln (= VKGV 32), Köln 1973, 176 S.; Wolter, Heinz (1980), Arnold von Wied (um 1098-1156), in: Rheinische Lebensbilder, Bd.8, Köln 1980, S.21-39. [Buhlmann, 10.2003]

Arroyo Camejo, Silvia (2006), Skurille Quantenwelt, Berlin-Heidelberg-New York 2006 > G Gaßner u.a., Meilensteine

Artes liberales, antik-mittelalterlich-frühneuzeitlicher Bildungskanon: I. Aus der griechisch-römischen Antike gelangte in das christliche Europa des Mittelalters der Bildungskanon der artes liberales, der in der europäischen frühen Neuzeit z.B. durch das Aufkommen der Naturwissenschaften stark an Einfluss in der Bildunf verlor. Die artes liberales sind (sieben) "freien Künste" des Triviums und Quadriviums. Der "Dreiweg" beinhaltete die sprachlichen Teile der "Künste", bezogen auf das Lateinische, die ("internationale") Sprache der Kirche und Gelehrten (nicht nur) im Mittelalter. Die Grammatik stellte die allgemeine Lese- und Schreibfähigkeit des Lateinischen her (Sprachlehre, lateinische Lektüre), Rhetorik war die "Kunst" (ars) des sprachlichen Ausdrucks, Dialektik beinhaltete Logik und Gedankenführung und hing von daher eng mit der Rhetorik zusammen. Der "Vierweg" stand für die mathematischen Teil-disziplinen der Artes. Die Arithmetik war die Lehre von den Zahlen und beschäftigte sich mit dem Rechnen, sie war z.B. auch Ausgangspunkt des im 11. Jahrhundert aufkommenden "Zahlenkampfspiels" (Rithmomachia). Die Geometrie lehrte nach den "Elementen" des Euklid (†ca.300 v.Chr.) die Grundlagen von Punkten, Linien, Figuren und Körpern. Die Astronomie vereinigte in sich Kenntnisse zu den Sternbildern und den Bewegungen von Fixsternhimmel, Planeten, Sonne und Mond. Die Musik war innerhalb des Fächerkanons der Artes eine Musiktheorie, sie hatte als Harmonielehre die Zahlenverhältnisse bei der himmlischen und menschlichen Musik zum Inhalt. II. Die artes liberales stehen für den Bildungskanon gerade des früheren Mittelalters. Sie waren aus dem griechisch-römischen und somit heidnischen Bildungssystem übernommen. Den griechischen Philosophen Platon (†347 v.Chr.) kann an den Anfang der Entwicklung gestellt werden. Sein System der "allgemeinen Bildung" (enkýklikos paideía) umfasste gerade die eben vorgestellten "Künste" und wurde in hellenistischer und römischer Zeit (4. Jahrhundert v.Chr.-4. Jahrhundert n.Chr.) weiter ausgebaut. Zu nennen ist hier der römische Rhetoriklehrer Quintillian (†95 n.Chr.) mit seinem Hauptwerk der Institutio oratoria. In das Mittelalter wurden die Artes auf verschiedene Weise vermittelt. Bedeutsam war einmal die "Hochzeit des Merkur und der Philologie" des Martianus Capella (4./5. Jahrhundert), zum anderen Boethius (†524), der die Zahl der "Künste" auf die sieben im Mittelalter verbindlichen begrenzte. So zeigten sich die Artes seit der Karolingerzeit (8./9. Jahrhundert) als ein geschlossenes Bildungsprogramm, das über die sieben Stufen der Teildisziplinen zur Erkenntnis von Wahrheit und Weisheit führen sollte. Gerbert von Aurillac (†1003), Papst und Mathematiker, und Hermann von Reichenau (†1054), Mönch, Komputist und Geschichtsschreiber, stehen für die Blütezeit der Artes, insbesondere was die mathematischen Fächer anbetraf, die im Mittelalter eher ein Schattendasein führten. Das 12. Jahrhundert sah den direkten Rückgriff auf die erhaltene antike Literatur durch Übersetzungen gerade auch aus dem islamischen Kulturbereich (z.B. Aristoteles-Rezeption). Dies hatte Auswirkungen auf die artes liberales. Hugo von St. Viktor (†1141) teilte in seinem Didascalicon die Wissenschaften unter Berücksichtigung auch der "mechanischen Künste" (artes mechanicae) neu ein, bei den Universitäten des späteren Mittelalters waren im Rahmen der Scholastik die Artes, vereinigt in der Artistenfakultät, nur mehr ein (philosophischer) "Vorkurs" zu den höheren Fakultäten der Theologie, Medizin und Rechtswissenschaften. Dabei waren Letztere durchaus emporgewachsen aus dem System der "Künste", etwa die Philosophie aus der Dialektik oder die Rhetorik bei den Rechtswissenschaften. Humanismus und frühe Neuzeit hatten dann wenig mit den artes liberales zu tun, die bis in die Barockzeit hinein zu einem eher dekorativen Beiwerk im Rahmen von Gelehrsamkeit wurden.
Vgl.: Koch, Josef (Hg.) (1959), Artes liberales. Von der antiken Bildung zur Wissenschaft des Mittelalters (= Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters, Bd.5), Leiden-Köln 1959, XII, 155 S., DM 20,-; Lindgren, Uta (1992), Die Artes Liberales in Antike und Mittelalter. Bildungs- und wissenschaftsgeschichtliche Entwicklungslinien (= Algorismus 8), München 1992, 161 S., DM 18,-; Schaefer, Ursula (Hg.) (1999), Artes im Mittelalter (= Akten des Symposiums des Mediävistenverbandes, Bd.7), Berlin 1999, X, 409 S., Abbildungen, DM 98,-. [Buhlmann, 10.1991, 10.2008]

As

Asch, Ronald (1986), Verwaltung und Beamtentum. Die gräflich fürstenbergischen Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg 1490-1632 (= VKGLBW B 106), Stuttgart 1986 > F Fürstenberg

Ashbridge, Thomas (2015), Der Größte aller Ritter (und die Welt des Mittelalters), Stuttgart 2015, 478 S., Farbtafeln, Zeittafel, Stammtafeln, Karten, € 29,95. Guillaume le Maréchal (William Marshal, *ca.1147-†1219), Sohn des normannischen Kleinadligen Jean le Maréchal, wurde schon als Kind in die politischen Umtriebe im englischen Königreich des 12. Jahrhunderts hineingezogen (Geiselhaft beim englischen König Stephan 1152). Seine Erziehung im normannischen Tancarville (ab 1160) machte aus Guillaume einen Ritter (Ritterschlag 1166), der nacheinander den Gefolgschaften des Patrick von Salisbury, der Eleonore von Aquitanien und des Jungen Königs Heinrich (†1183), Sohn König Heinrichs II. Plantagenêt (1154-1189). Als ritterlicher Gefolgsmann und Miterzieher des Jungen Königs (ab 1170, 1. Aufstand gegen Heinrich II. 1173/74) nahm Guillaume an zahlreichen Turnieren an der Seite Heinrichs teil (Führen eines eigenen Banners beim Turnier bei Lagny-sur-Marne 1179), musste wegen angeblichen Verrats ins Exil (1182) und kehrte nach dem 2. Auftand gegen Heinrich II. (1183) zu Heinrich dem Jüngeren zurück. Nach dessen Tod (1183) unternahm Guillaume seine Pilgerreise ins Heilige Land (1183/86). Nach England zurückgekehrt, wurde er ritterlicher Gefolgsmann König Heinrichs II. und verteidigte u.a. 1189 Le Mans gegen den Königssohn Richard Löwenherz, den Nachfolger Heinrichs (1189-1199). 1189 heiratete Guillaume Isabel von Clare und wurde Lord von Striguil. Während des Kreuzzugs und der Gefangenschaft König Richards (1190/94) war Guillaume als Kojustiziar mitverantwortlich für die angevinische Herrschaft in England. Nach der Rückkehr Richards kämpfte er an der Seite des Königs um den angevinischen Festlandsbesitz (1194/99). Auch unter Richards Nachfolger Johann Ohneland (1199-1216) war Guillaume - nunmehr als Earl von Pembroke - an den Kämpfen um den angevinischen Festlandsbesitz an herausragender Stelle beteiligt (Verteidigung der Normandie 1202). Jedoch gingen diese Besitzungen dem englischen König schließlich weitgehend verloren (Verlust der Normandie 1205). Streitigkeiten mit König Johann führten 1205 dazu, dass Guillaume seine politische Aktivitäten mehr in Irland entfaltete (ab 1207/08), während erst die Aufdeckung eines Komplotts zur Ermordung des Herrschers wieder zur Annäherung zwischen König und Ritter führte (1212). Guillaume stand Johann auch zur Seite, als es um die Aussöhnung des Königs mit Papst Innozenz III. (1213) ging oder um den Aufstand der englischen Barone und die Unterzeichnung der Magna Charta (1215). Folgerichtig war Guillaume nach dem Tod Johanns (1216) Regent und "Hüter des Königreichs" für den unmündigen König Heinrich III. (1216-1272) (1216/19). U.a. verteidigte er England gegen die Invasion des französisch-kapetingischen Prinzen Ludwig und gegen innerenglische Rebellen (1216/17; Schlacht von Lincoln 1217, Seeschlacht von Sandwich 1217). Es folgten eine Phase der Festigung der Herrschaft Heinrichs III., Guillaumes Amtsverzicht als Regent (1219) und sein Tod (1219; Beerdigung in der Londoner Temple Church). Guillaume galt als "der beste aller Ritter", als wichtiger Unterstützer der angevinischen Herrschaft in England und darüber hinaus, als Garant von Ritterlichkeit und ritterlicher Ordnung. Nicht zuletzt stellt die von einem gewissen Jean verfasste "Histoire de Guillaume le Maréchal" älteste Ritterbiografie (1220/26) in über 19000 anglonormannischen Versen Guillaume als idealen und loyalen Ritter dar. [Buhlmann, 05.2016]

Aslan, Reza (2013), Zelot. Jesus von Nazaret und seine Zeit (= rororo 62882), Reinbek b.H. 2015, 381 S., Zeittafel, Karte, € 9,99. I. Die römische Neuordnung des östlichen Mittelmeerraums unter Pompeius (63 v.Chr.) beseitigte das hasmonäische Königtum und das erbliche Hohepriestertum bei nur loser Angliederung des auf Judäa reduzierten Tempelstaats als römisches Klientelfürstentum (Aufstände von Hasmonäern gegen Rom [57, 56 v.Chr.], Partherinvasion [40/37 v.Chr.]). Unter römischer Kontrolle konnte sich der Idumäer Herodes der Große (40/37-4 v.Chr.) bei Beseitigung letzter hasmonäischer Herrschaftsansprüche als Tetrarch und König in Judäa durchsetzen. Als römischer Klientelkönig betrieb Herodes unter erfolgreicher Ausschaltung seiner politischen Gegner (Schreckensherrschaft) eine Politik der Romanisierung bei Einschränkung jüdischer Kultur und der Macht des Hohepriesters (Kaiserverehrung, Bautätigkeiten [Caesarea Maritima, Jerusalemer Tempel und Tempelbezirk]). Die Herodessöhne Archelaos (4 v.Chr-6 n.Chr.), Philippos (4 v.Chr.-34 n.Chr.) und Herodes Antipas (4 v.Chr.-39 n.Chr.) herrschten nur noch über Teile des Reiches ihres Vaters (römische Provinz mit Judäa, Samaria und Idumäa unter Statthaltern [Volkszählung 6 n.Chr., Pontius Pilatus 26-36 n.Chr.], Tetrarchie des Antipas [Galiläa, Peräa], Tetrarchie des Philippus [Gebiete östlich des Jordan]). Gravierende wirtschaftliche Fehlentwicklungen riefen damals politische Widerstands- und religiöse Erneuerungsbewegungen hervor (Judas der Galiläer [4 v.Chr.], Johannes der Täufer [26/28 n.Chr.], Jesus Christus [30/33 n.Chr.], "Samariter" [36], Theudas [44], Jakobus und Simon [46], "Ägypter" [57]). Der römische Kaiser Caligula (37-41 n.Chr.) griff mehrfach in die labilen politisch-religiösen Zustände in Palästina ein (Einsetzung des Herodesenkels Herodes Agrippa I. [37/39-44 n.Chr.], Absetzung des Herodes Antipas 39 n.Chr., Caligulakrise 39/41 n.Chr.). Herodes Agrippa II. (50-70 n.Chr.) regierte in Teilgebieten Palästinas, während sich in der römischen Provinz die wirtschaftlichen und religiösen Spannungen in innerjüdischen Konflikten (Zeloten) und im jüdischen Aufstand gegen die römische Herrschaft (66-70/73 n.Chr.) entluden (römische Belagerung und Eroberung Jerusalems 69/70 n.Chr. [Zerstörung des Jhwh-Tempels], Eroberung der Bergfestung Masada 73 n.Chr.; römischer Titusbogen). Nach dem Aufstand wurde eine kaiserliche Provinz Judäa gegründet, eine römische Legion erhielt Jerusalem als Standplatz. Die durch die Tempelzerstörung stattfindende Aufwertung jüdischer Laiengelehrsamkeit führte zum Aufstieg der jüdischen Rabbiner (rabbinische "Lehrhäuser" in Jabne [70/135 n.Chr.] und Uscha [135/70 n.Chr.; Sanhedrin]; rabbinisches Patriarchat). Jüdische Unruhen gab es weiterhin zurzeit des Partherkrieges Kaiser Trajans (98-117) (Eingliederung des Nabatäerreiches und römische Provinz Arabia 106, römische Besetzung Armeniens und Mesopotamiens 114/17 n.Chr.), schließlich endete der aus sozialen und religiösen Verwerfungen entstandene Bar Kochba-Aufstand unter Simon ben Kosiba mit der Niederschlagung durch die römische Besetzungsmacht (132/35), einhergehend mit der Neugründung Jerusalems als römische Aelia Capitolina (mit Jupiterheiligtum) und der vereinigten Provinz Syria-Palestina. Die Juden waren nun vollständig der römischen Herrschaft unterworfen. II. Über die Herkunft von Jesus ist wenig bekannt, außer dass er aus Nazaret stammte und wohl ein Handwerker war, der vielleicht sein Auskommen beim Ausbau von Sepphoris zur Residenzstadt Herodes Agrippas I. fand. Mit der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer (30) begann die sozialrevolutionäre "Karriere" Jesu, vielleicht teilweise als Jünger des Johannes, auf jeden Fall als "Sohn Gottes", Messias, "Menschensohn" (in der Bedeutung "König der Juden") und "Zelot" (religiöser Eiferer) und ausgerichtet auf einen Ausgleich zwischen Arm und Reich und auf die Wiederherstellung der irdischen jüdischen Nation Israel der zwölf Stämme in Erfüllung. Demgegenüber betonen die neutestamentlichen Schriften der Bibel einen am jenseitigen "Reich Gottes" orientierten Jesus im Zusammenhang mit der historisch nicht zu erfassende Wiederaufstehung Jesu. Synoptisch erzählen so die Evangelien des biblischen Neuen Testaments, entstanden zwischen etwa 70 n.Chr. (Markusevangelium) und dem Anfang des 2. Jahrhunderts (Johannesevangelium), die biblische Heilsgeschichte der Karwoche: Der Einzug Jesu, auf einem Esel reitend, in Jerusalem wird zeitlich auf den (später so genannten) Palmsonntag verortet. In Jerusalem angekommen, betrieb Jesus die "Reinigung" des jüdischen Jahwe-Tempels, wo er sich gegen Verkäufer, Käufer und Geldwechsler, die Tempelbereich ihre Geschäfte betrieben, wandte, auch Heilungen an Blinden und Lahmen vollbrachte und sich dadurch (weiteren) Zorn der jüdischen Hohepriesterschaft zuzog. Die nächsten Tage predigte Jesus seine Lehre (des Evangeliums ["gute Botschaft", Verkündigung Jesu]); sein Gleichnis vom Weingärtner, das von der königlichen Hochzeit, ebenso Äußerungen Jesu über "Steuerfragen", die Auferstehung, die "zehn Gebote" oder das Weltende (Eschatologie) gehören hierher. Der Donnerstag sah die Fußwaschung Jesu und das "letzte Abendmahl" mit seinen (zwölf) Jüngern, also dem engeren Anhängerkreis des Predigers, wobei Jesus die dargereichten Speisen Brot und Wein als sein Leib und Blut interpretierte und auch den Verrat des Jüngers Judas an ihn thematisierte. Das Geschehen im knapp außerhalb Jerusalems gelegenen Garten Gethsemane zeigt denn auch den Verrat (Judaskuss) und die Gefangennahme Jesu, die (zeitweilige) Flucht der Jünger aus Jerusalem und die Jesusverleugnung des Jüngers Petrus. Am darauffolgenden Freitag musste sich Jesus zunächst vor dem Hohen Rat (des Tempels) und dem jüdischen Hohepriester Kaiphas verantworten; Jesus wurde Gotteslästerung vorgeworfen, er selbst nach diesem Verhör dem römischen Statthalter Pontius Pilatus überstellt. Dieser verurteilte Jesus auf jüdischen Wunsch hin zum Tode durch Kreuzigung. Noch am selben Tag wurde das Urteil vollstreckt; Jesus begab sich, durch römische Soldaten bewacht, von den Zuschauenden verspottet, auf dem Kreuzweg durch Jerusalem zur Hinrichtungsstätte Golgatha (Golgoto, "Schädelstätte"), wo die Kreuzigung stattfand und der Religionsgründer am Kreuz verstarb. Nach der durch Verwandte und Freunde Jesu eingeholten Erlaubnis zur Bestattung wurde der Leichnam wohl unmittelbar an der Kreuzigungsstätte (Heiliges Grab im Bereich der heutigen Jerusalemer Grabeskirche) begraben. Das Grab wurde anschließend bewacht. Trotzdem fehlte am übernächsten Tag der Leichnam Jesu; ein Engel verkündete den Frauen, unter ihnen Maria Magdalena, dass der Tote auferstanden und dies den Jüngern Jesu mitzuteilen sei. Jesus hielt sich in der Folge wieder in Galiläa auf, wo er die Jünger dazu aufforderte, seine Lehre zu verbreiten (Missionsbefehl). Es folgten Christi Himmelfahrt und das Pfingstereignis, die das Ostergeschehen in gewisser Weise zum Abschluss brachten (und über die die Apostelgeschichte berichtet). III. In ähnlicher Weise betont der christliche Missionar (und "Apostel") Paulus in seinen Briefen Jesus als göttlichen, kosmischen "Christus" (<-> logos). Dies geschieht vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen Jakobus (als Bruder Jesu und Führer der christlichen Jerusalemer Urgemeinde) und den Aposteln (Petrus u.a.) einerseits und Paulus andererseits um die Ausgestaltung der christlichen Religion, der Auseinandersetzung um die Deutungshoheit über Jesus (als Messias oder Christus, als Vollender des alttestamentlichen Gesetzes oder als dessen Ersatz). Die Entwicklung des Christentums unter Einbeziehung von Heiden bei Marginalisierung der Judenchristen insbesondere nach dem Untergang der Jerusalemer Urgemeinde (70) bestätigte letztentlich die Ansichten des Paulus, der die christliche Religion weg vom Judentum in die römische Welt des Imperium Romanum führte. > J Jesus Christus [Buhlmann, 08.2021]

Assig, Beate, Brucker, Anton, Busch, Volker u.a. (1989), Mitten in Europa: Die DDR und Berlin. Ein Staat und eine Stadt im Brennpunkt der Geschichte, Gütersloh-München 1989 > D Deutsche Geschichte, 1949-1990

Assmann, Jan (1984), Ägypten - Theologie und Frömmigkeit einer frühen Hochkultur (= Urban Tb 366), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1984 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Assmann, Jan (1990), Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, München 1990 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Assmann, Jan (2015), Exodus. Die Revolution der Alten Welt, München 2015, 493 S., Schwarzweißabbildungen, € 29,95. Vor dem Hintergrund und jenseits von Historizität, Fiktionalität und Literarizität entfaltete die "Geschichte" um Mose und den "Auszug des Volkes Israel aus Ägypten", also das alttestamentlich-biblische Buch Exodus eine ungeheure Wirkung bei den monotheistischen Religionen des Judentums, Christentums und Islams. Entstanden aus einer nur zu erschließenden Priesterschrift (P), die die biblischen Bücher Genesis und Exodus umfasste, und mit Exodus als Vorgängertext, ist das Buch Exodus ein Konstrukt der nachneubabylonischen Exilszeit und der Perserzeit, in das vielleicht historisch-faktische Erinnerungen (Hyksos in Ägypten, Armanazeit, Pharao Ramses II., Wunder beim "Auszug") einflossen, das auf jeden Fall durch seine Darstellung performativ jüdische Identität herstellte. Das Buch Exodus definierte zusammen mit den anderen Büchern der Tora damit Judentum jenseits von Historizität; es stellt keine Geschichte narrativ dar, beschreibt vielmehr die Situation von Befreiung, Freiheit unf Aufbruch (in Gott, "Monotheismus der Treue"). Das Buch Exodus erschuf mit die Wahrheit des Judentums und nimmt von daher die Rolle einer "Gründungserzählung der modernen Welt" ein. [Buhlmann, 02.2015]

Astronomie, Astronomiegeschichte: Astronomie ist die Naturwissenschaft von den Sternen und dem Weltall. Die Geschichte der Astronomie stellt sich wie folgt dar: I. Sternbeobachtung durch Menschen und menschliche Gesellschaften setzte schon in vorgeschichtlicher Zeit ein, der Lebensrhythmus der Menschen war seit jeher durch Tag und Nacht, Jahreszeiten und Gezeiten, durch Sonne, Mond und Sterne bestimmt. Schon für das späte Paläolithikum gibt es wohl Hinweise auf die Beobachtung von Sternen, für die Jungsteinzeit und deren bäuerliche Kulturen ist kalendarisches Rechnen bezeugt, vielleicht einhergehend mit Astrologie. II. Astronomische Beobachtungen und Zeitrechnung hatten bei den frühen Hochkulturen in Babylonien (Tierkreiszeichen, Zeiteinteilung, Finsternisvorhersagen, Lunisolarjahr, Planetenläufe), Ägypten, Indien, China und Mittelamerika große Bedeutung. Auf der Grundlage besonders der babylonischen Astronomie entwickelten die Griechen der Antike ihre Vorstellungen, so Aristarch von Samos (ca.300 v.Chr.), Hipparch (ca.150 v.Chr.), oder Klaudius Ptolemäus (ca.150 n.Chr.) (geozentrisches, heliozentrisches Weltbild, Sphärenmodell). III. Das europäische Mittelalter übernahm - neben der Astronomie des Islams - die antiken Vorstellungen, entscheidende Fortschritte in der Astronomie gab es aber erst in der frühen Neuzeit Europas durch Nikolaus Kopernikus (*1473-†1543), Tycho Brahe (*1546-†1601), Johannes Kepler (*1571-†1630) oder Galileo Galilei (*1564-†1643) (kopernikanische Wende, Verwendung von Fernrohren, physikalische Grundlagen der Astronomie). Eingeleitet durch Isaac Newton (*1643-†1727) und Edmond Halley (*1656-†1742) (Gravitationsgesetz, Kometenbewegung, Messtechnik), umfasst das 18. und 19. Jahrhundert die Epoche der klassischen Astronomie, vertreten durch Charles Messier (*1730-†1817), Friedrich Wilhelm Herschel (*1738-†1822), Pierre Simon Laplace (*1749-†1827), Carl Friedrich Gauss (*1777-†1855), Friedrich Wilhelm Bessel (*1784-†1846), John Herschel (*1792-†1871), Gustav Robert Kirchhoff (*1824-†1887) u.a. (Himmelsmechanik, Störungsrechnung, Geophysik [Erdmagnetfeld], Astrophysik [Sonnenspektren, Spektraltypen von Fixsternen], Parallaxen, Dopplereffekt, Teleskope). IV. Die moderne Astronomie ist die Astronomie des 20. und 21. Jahrhunderts, basierend u.a. auf dem planckschen Strahlungsgesetz (Max Planck, *1858-†1947; Quantentheorie) und den Relativitätstheorien Albert Einsteins (*1879-†1955; Lichtablenkung, Gravitation), den Erkenntnissen zur Sternentwicklung von Henry Norris Russell (*1877-†1957) und Ejnar Hertzsprung (*1873-†1967), der Entdeckung von Neutronensternen und Schwarzen Löchern, der Radioastronomie (3 Kelvin-Hintergrundstrahlung), des Einsatzes von Raumsonden zur Erforschung u.a. des Sonnensystems, der Entdeckung von Planeten außerhalb des irdischen Sonnensystems, der Kosmologie mit der durch Edwin Hubble (*1889-†1953) festgestellten Ausdehnung des Universums (Urknall, Anfang und Ende des Universums, Strahlung und Gravitation [Gravitationswellen], dunkle Materie, dunkle Energie).
Vielfältig ist die Literatur zu Astronomie und Astronomiegeschichte: Ekrutt, Joachim W. (1981), Die Sonne. Die Erforschung des kosmischen Feuers, Hamburg 41991, 368 S. Farbabbildungen, DM 78,-; Giese, Richard-Heinrich (1981), Einführung in die Astronomie, Darmstadt 1981, XII, 396 S. + 32 S. Schwarzweißtafeln, Schwarzweißabbildungen, DM 55,-; Haber, Heinz (1968), Der offene Himmel, Stuttgart 1968, 133 S., Abbildungen, DM 16,80; Kippenhahn, Rudolf (1987), Unheimliche Welten. Planeten, Monde und Kometen, Stuttgart 1987, Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 42,-; Meyer, Wilhelm (1910), Die Welt der Planeten (= Kosmos), Stuttgart 1910, 104 S., M 1,80; Unsöld, Albrecht (1967), Der neue Kosmos, Berlin-Heidelberg-New York 21974, XII, 438 S., Abbildungen, DM 38,-; Voigt, Hans-Heinrich (1969), Abriß der Astronomie, 2 Bde. (= BI-Hochschulskripten 807/807a, 819/819a), Mannheim-Wien-Zürich 1969, 8, 8, 540 S., Abbildungen, DM 3,-; Voigt, Hans-Heinrich (1969), Abriß der Astronomie, Zürich 1975, 8, 540 S., Abbildungen, DM 38,-; Wellmann, Karl-Heinz, Thimm, Utz (Hg.) (2006), Warum ist es nachts dunkel? Was wir vom Weltall wirklich wissen, Stuttgart 2006, 222 S., € 14,95 (u.a. mit folgenden Beiträgen zur Astronomiegeschichte: Utz Thimm, Längengrad. Von den Schwierigkeiten des Navigierens; Dirk Lorenzen, Kreist die Erde um die Sonne? Der Weg zu einem neuen Weltbild; Hermann-Michael Hahn, Steinkreise und Sonnenwagen. Die Geburt der Astronomie aus der Astrologie; Hermann-Michael Hahn, Fremde Welten. Über die Entdeckung der Unendlichkeit). > U Universum [Buhlmann, 12.2016, 08.2019, 06.2020, 05.2021, 12.2021]

Athenische Demokratie im antiken Griechenland: Die innere Entwicklung Athens von der archaischen bis zur klassischen Zeit lässt sich zum Teil an den allgemeinen Entwicklungen der griechischen Stadtstaaten zwischen dem 8. und dem 5. Jahrhundert v.Chr. festmachen. Ein Übergang vom (mythischen) Königtum (etwa eines Theseus) zur Adelsherrschaft läßt sich (zumindest in der politischen Theorie der klassischen Zeit) zu Anfang des 7. Jahrhunderts v.Chr. erkennen. Im 7. und beginnenden 6. Jahrhundert v.Chr. sind es die wirtschaftlichen Probleme der attischen Kleinbauern (Schuldknechtschaft) und die Einbeziehung einer größeren Bevölkerungsschicht in das politische System Athens, die im Vordergrund der Entwicklung stehen. Zu nennen sind hier die Rechtsreform des Drakon (um 624 v.Chr.) sowie die wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen Solons (594 v.Chr.); letztere sind insbesondere wichtig in Hinblick auf eine sich ausbildende politische Verantwortung des Einzelnen in der Polis und auf den Gedanken der Verfügbarkeit der gesellschaftlichen Ordnung (Eunomie) aufgrund von Gesetzen. Die solonische Verfassung war dabei ein Zensussystem grundbesitzender Bürger, das die politische Mitsprache abhängig vom Reichtum machte und damit von der Verfügbarkeit des Einzelnen im athenischen Heer. Es gab vier Vermögensklassen (Pentakosiomedimnoi, Hippeis, Zeugiten [Hopliten], Theten), verteilt auf vier Phylen, die je 100 Mann in den Rat der Vierhundert (Bule) schickten. Daneben gab es die Volksversammlung (Ekklesia; <-> Heliaia), den Areopag (Adelsrat) und ein aus neun Archonten bestehendes Gremium mit archon eponymos, archon polemarchos, archon basileus und sechs Thesmotheten (Richtern). dass weiter Spannungen in Athen auftraten, ergibt sich aus der Tyrannis des Peisistratos (560-527 v.Chr.) und seiner Söhne Hippias und Hipparch (527-514/10 v.Chr.). Die solonische Verfassung blieb weiterhin in Kraft, wobei die adligen Familien aber in den Hintergrund gedrängt wurden. So brachte die Abschaffung der Tyrannis durch Kleisthenes (510 v.Chr.) auch keine aristokratische Restauration, sondern eine stärkere Einbindung der Hopliten (und später der Theten) in das politische System. Dies geschah zunächst auf lokaler Ebene, wo zehn (neue) lokale Phylen geschaffen wurden, deren jede aus drei Trittyen (Drittel) aus der Stadt (Asty), dem Binnenland (Mesogeion) und der Küste (Paralia) bestand. Die Phylen brauchten nicht geographisch zusammenhängend sein, hatten aber als Grundlage die Demen, die lokalen Einheiten Attikas (Dörfer, Stadtbezirke), wonach sich übrigens auch die Athener in ihrem "Nachnamen" (= Demotikon) nannten. Jede Phyle entsandte nun 50 Mann in den Rat der Fünfhundert (Bule) und stellte für das athenische Heer 1000 Mann unter einem Strategen, wobei die Strategen von der Volksversammlung gewählt wurden. Mit der Reform des Kleisthenes war für die am politischen Geschehen Beteiligten zumindest die (rechtliche) Gleichheit erreicht (Isonomia). Damit zusammenhängend, verhinderte die Verbannung von politisch einflußreichen Bürgern (wie Themistokles) durch den Ostrakismos (Scherbengericht), also durch das Urteil eines ca. 6000 Mann umfassenden Gremiums, die Konzentration politischer Macht in den Händen eines Einzelnen (Tyrannis) oder einer Gruppe (Oligarchie). Die Reformen hin zu einer Demokratie gingen in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr. weiter, wobei hier mit der Auslosung der Archonten (487/86 v.Chr.), der Einbeziehung der für die neu geschaffene athenische Flotte so wichtigen Theten und der Entmachtung des Areopags (462/61 v.Chr.) nur einige Entwicklungen angesprochen werden. Demokratie bedeutet aber in diesem Zusammenhang, dass von den geschätzten 250.000 bis 300.000 Einwohnern Attikas nur ein Bruchteil in der Volksversammlung direkt bestimmen und abstimmen konnte. Denn nicht zugelassen waren Frauen und Kinder, Sklaven und Metöken (Mitwohner), zugelassen nur derjenige erwachsene männliche Bürger, der auch athenische Eltern besaß. So waren vielleicht 10-15% der Einwohner Attikas, rund 30.000 bis 35.000 Männer, an der athenischen Demokratie beteiligt. Immerhin wurde in diesem engeren Kreis von Bürgern Demokratie gelebt und auch gedacht. Zentrales Organ (Souverän) war hierbei die Volksversammlung, in der jeder Bürger Rede-, Antrags- und Abstimmungsrecht hatte. Sie trat mehr als 40 Mal im Jahr zusammen und musste für wichtige Beschlüsse etwa 6000 Teilnehmer haben. Teile der Volksversammlung bildeten die Gerichte mit einer Mitgliederzahl zwischen 201 und 1501 Geschworenen, die Gerichte insgesamt das Volksgericht (Heliaia). Der Rat der Fünfhundert, der zehn mal fünfzig aus den Phylen erlosten Bürgern, war ein Koordinierungsgremium, das Beschlüsse der Volksversammlung vorberiet. Die Vertreter jeder Phyle leiteten dabei für ein Zehntel des Jahres als Prytanie die Geschäfte der Stadt. Die Beamten wurden im Fall der Archonten ausgelost, die Strategen und Finanzbeamten aber gewählt, da die Fähigkeiten der letzteren für das Wohl der Stadt entscheidend waren. Eine kontinuierliche Politik war dabei vorzugsweise über das Strategenamt gegeben, was z.B. Perikles ausnutzte. Auch kam der Demagogie, also der Beeinflussung der Volksversammlung bzw. der Gerichte durch einen Redner, große Bedeutung zu, wurde doch Perikles aufgrund von Autorität und Redekunst (Rhetorik) wiederholt ins Strategenamt gewählt (443-429 "Perikleisches Zeitalter"). Doch gerade während des Peleponnesischen Krieges kam der Demagogie gegenüber der Politik eine erhöhte Bedeutung zu ("radikale" Demokratie; 427 Mytilene, 415 Sizilienexpedition, 406 v.Chr. Arginusenprozeß), zumal wenn es um die "Wehrhaftigkeit" der Demokratie gegen äußere und innere Feinde ging. Es sei hier nur auf die oligarchischen Umstürze in den Jahren 411/10 und 404/03 v.Chr. verwiesen, aber auch darauf, dass die siegreichen Demokraten, etwa Thrasybulos im Jahre 403 v.Chr., zugunsten gesetzlich-demokratischer Maßnahmen auf eine blutige Rache verzichteten. Die Demokratie blieb bis in hellenistische Zeit Grundlage der athenischen Staatsordnung. Erst unter dem Einfluss Makedoniens und später der römischen Republik konnten oligarchische Tendenzen die Oberhand gewinnen.
Die athenische Demokratie behandeln: Bleicken, Jochen (1986), Die athenische Demokratie (= UTB 1330), Paderborn-München-Wien-Zürich 1986, 424 S., 1 Karte, DM 26,80: Mossé, Claude (1979), Der Zerfall der athenischen Demokratie (404-86 v.Chr.), Zürich-München 1979, 263 S., DM 9,80; Pabst, Angela (2003), Die athenische Demokratie (= BSR 2308), München 2003, 124 S., € 7,90; Tarkianen, Tutto (1966), Die athenische Demokratie (= BdAW FD), Zürich-Stuttgart 1966, 380 S., DM 28,-; Welwei, Karl-Wilhelm (1999), Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert, Darmstadt 1999, VIII, 468 S., DM 98,-. [Buhlmann, 06.1981, 02.1996, 08.1999, 04.2003]

Atlas, geografischer Atlas: Der Verortung von Geschichte im geografischen Raum der Erde dienen geografische Atlanten als Kartenwerke aus mehr oder weniger detaillierten Landkarten. Der Name "Atlas" entwickelte sich als ein Synonym für ein in Buchform gebrachtes Kartenwerk aus dem 1595 erschienenen "Atlas" des frühneuzeitlichen Duisburger Kartografen Gerhard Mercator (†1594).
U.a. an geografischen Atlas- und Kartenwerken sind zu nennen: Alexander SchulAtlas, bearb. v. Frithjof Altemüller u. Ulrich Knippert (1996), Gotha-Stuttgart 21996, 168 S., Karten, Register, DM N.N.; Alexander SchulAtlas, bearb. v. Ulrich Knippert (2002), Gotha 2002, 177 S., Karten, Register, € 15,-; Alexander Weltatlas. Neue Gesamtausgabe. Baden-Württemberg, hg. v. Helmut Schulze (1984), Stuttgart 21996, XVI, 170 S., Karten, Register, DM N.N., Stuttgart 81997, 91997, XVI, 225 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM 49,80; Bertelsmann Hausatlas, hg. v. Rudolf Wendorff u.a. (1960), Gütersloh 1960, 319 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM 36,-; (Weltbild) Brockhaus Weltatlas, Augsburg 2001, [6 S.], 328 S., DM N.N.; Diercke Universalatlas, hg. v. Ulf Zahn (1984), Braunschweig 1984, 448 S., geografische, historische Karten, Register, DM 98,-; Diercke Weltatlas, begr. durch C[arl] Diercke, fortgef. durch R[ichard] Dehmel, Braunschweig 1401968, 1481969, 158, 56 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM 24,80; Diercke Weltatlas. Neuausgabe 1988, Braunschweig 31992, 275 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM 52,80; Der Große Marco Polo Weltatlas, Ostfildern 1994, 304 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM 49,80; Der Große Reader's Digest Weltatlas, hg. v. Frank Debenham (1963) u.a., Stuttgart-Zürich-Wien 61968, 218 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM 59,-; Haack Weltatlas. Baden-Württemberg, hg. v. Ulrich Knippert, Stuttgart-Gotha 2011, XIV, 274 S., Abbildungen, Karten, Erläuterungen, Register, € 15,95; Knaurs Weltatlas, hg. v. Giuseppe Motta (1988), München 1988, 320 S., Karten, Register, DM N.N.; Der Neue ADAC Weltatlas. Jubiläumsausgabe, München 2007, 510 S., Karten, Erläuterungen, Register, € 59,-; Der Neue Große Weltatlas. Das aktuelle Kartenbild der neuen Weltordnung, Chur 1991, 28, 32, 144, 144 S., Karten, DM N.N.; Neuer Großer Weltatlas, München 2004, VIII, 176 S., Karten, € 9,50; Neuer Großer Weltatlas (für Heim, Unterricht und Reise), hg. v. H.-R. Fischer (1960), Heidelberg-München 1960, 48, 80, 32 S., Abbildungen, Karten, DM 9,80; Reader's Digest Weltatlas, hg. v. Lisa Thomas (2004), Stuttgart-Zürich-Wien 42009, 320 S., Karten, Register, € N.N.; Unsere Welt. Atlas für die Schule. Ausgabe Baden-Württemberg, hg. v. Wilhelm Grotelüschen u.a. (1966), Darmstadt 1966, 109 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM N.N.; Die Welt. Atlas international, Ostfildern 2001, XXIV, 312, [126] S., Karten, Erläuterungen, Register, € 49,90; Weltatlas (= humboldt taschenbücher 227), München 1974, 127 S., Karten, DM 6,80; Weltatlas. Illustriertes Portrait der Kontinente, Ostfildern 2001, 232 S., Abbildungen, Karten, Beilage, DM 29,80; Weltatlas & Länderlexikon, hg. v. Patrick Hesp, Tom McKnight, Bruce Thom, William Wonders (2008), [Potsdam] 2008, 1008 S., Abbildungen, Karten, € N.N. [Buhlmann, 09.1973-07.1976, 12.2018, 04.2019, 12.2019, 09.-10.2021, 02.2022, 04.2022, 09.2022, 11.2022, 05.2023, 10.2023]

Atlas, historischer Atlas: Geschichte als Geschehen in Zeit und Raum benötigt visualisierte Verortung, wie sie - mehr oder weniger detailliert - historische Kartenwerke zur Verfügung stellen.
Das von Themenauswahl, Detailreichtum der Karten und Register her umfangreichste Kartenwerk ist immer noch: Großer historischer Weltatlas, hg. v. Bayerischen Schulbuchverlag: Erster Teil: Vorgeschichte und Altertum (1953), München 51972, XIII, 56, 19 S., Karten, Register, DM 19,80, Zweiter Teil: Mittelalter (1970), München 21979, XXII, 88, 62 S., Karten, Register, DM 48,-, Dritter Teil: Neuzeit (1957), München 41981, XXVI, 110, 36 S., Karten, Register, DM 68,-. Weiter sind zu nennen: Harms Geschichts- und Kulturatlas, hg. v. Hans Zeissig (1961), München-Frankfurt a.M.-Berlin-Hamburg-Essen 60-621968, 120 S., Karten, Register, DM 13,80, München-Frankfurt a.M.-Berlin-Hamburg-Essen 66-681970, 120 S., Karten, Register, DM 14,80; Knaurs Großer Historischer Weltatlas, hg. v. Geoffrey Barraclough (1978), Nachdruck München-Zürich 1982, 360 S., Karten, Erläuterungen, Register, DM 195,-; Putzger Historischer Weltatlas, hg. v. Walter Leisering, Bielefeld 971974, 146 S. + Register, DM N.N., Bielefeld 991978, 146 S. + Register, DM N.N., Bielefeld 1001983, 146 S. + Register, DM N.N.; Santon, Kate, McKay, Liz ([2006]), Der große Atlas der Weltgeschichte, [Köln] [2006], 320 S., Abbildungen, Karten, € 9,95; Völker, Staaten und Kulturen. Ein Kartenwerk zur Geschichte, hg. v. Hans-Erich Stier u.a. (1957), Nachdruck Braunschweig (10)1966/67, 4, 98, 48 S., Karten, Register, DM 15,80, Nachdruck Braunschweig (14)1971, 4, 98, 48 S., Karten, Register, DM 18,-. Für die antike Geschichte bietet Wittke, Anne-Marie, Olshausen, Eckart, Szydlak, Richard (2007), Historischer Atlas der antiken Welt. Sonderausgabe, Nachdruck Stuttgart-Weimar 2012, XIX, 308 S., € 39,95, mit der Kombination aus Karte und Kommentar sowie einem umfangreichen Register einen sehr guten Blick auf die Geschichte vom Alten Orient über die griechisch-römische Antike bis zum byzantinischen Reich. Die Geschichte des Christentums ist als Atlas mit einfachen Karten und Texten aufbereitet als: Littel, Franklin H. (1980), Atlas zur Geschichte des Christentums, bearb. v. Erich Geldbach (1980), Sonderauflage, [Wuppertal] 1989, 168 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM 19,80. Für die islamische Geschichte ist zu verweisen auf Kettermann, Günter (2001), Atlas zur Geschichte des Islam, Darmstadt 2001, 186 S., DM 20,-, mit vielen, allerdings einer Überblicksdarstellung untergeordneten Karten. [Buhlmann, 09.1973-07.1976, 05.2013, 08.2019, 05.2021, 07.2023, 09.-10.2023]

AtV = Aufbau Taschenbuch Verlag

Au

Audring, Gert, Brodersen, Kai (Hg., Übers.), Oikonomika. Quellen zur Wirtschaftsgeschichte der griechischen Antike (= TzF 92), Darmstadt 2008, 250 S., € 4,95. Die Sammlung griechischer Geschichtsquellen der Antike spürt der Entwicklung der Wissenschaft des antiken ökonomischen Denkens nach. "Ökonomie" - von griechisch oikos für "Haus" - befasste sich zuallerst mit der Führung des (landwirtschaftlich geprägten) Haushalts durch den Hausherrn (und dessen Ehefrau) unter Einsatz von Arbeitskräften (Familienmitglieder, Sklaven) im Verlauf der Jahreszeiten (Ackerbau: Saat, Ernte, Obstbau, Gärten; Viehzucht). Ökonomische Betrachtungsweisen reichen dabei bis Homers Odyssee (Adelshaushalt des Odysseus und der Penelope) oder Hesiods "Werke und Tage" (ca.700 v.Chr.; bäuerlicher Haushalt) zurück. "Ökonomie" als "Wissenschaft" (griechisch oikonomía als "Haushaltsführung") tritt mit den Philosophen und Sophisten (Phokylides, Protagoras, Antisthenes) konkreter in Erscheinung, ebenso in der athenischen Komödie (Aristophanes' "Frösche" 405 v.Chr.). Überlieferte Werke zur "Ökonomie" stammen von dem griechischen Historiografen Xenophon (*ca.430-†354 v.Chr.): Oikonomikós ("Über die Haushaltsführung") beschreibt die soziookönomischen Voraussetzungen, unter den arme und reiche Haushalte zu handeln vermögen, um einen (maßvollen) Überschuss zu erwirtschaften; die Abhandlung Póroi beschäftigt sich mit "Mitteln und Wegen, dem (athenischen) Staat Geld zu verschaffen" (Besserstellung der Metöken, Aufwertung des Handels, Ausbau des Silberbergbaus, Staatssklaven, staatlicher Unterhalt für die armen Bürger). Auch Aristoteles (*384-†322 v.Chr.) soll sich mit ökonomischen Fragen beschäftigt haben, jedenfalls nach Ausweis der erst später entstandenen Oikonimikâ des Pseudo-Aristoteles (Buch I: bürgerliche Haushaltsführung und Aufgabenbereiche; Buch II: "staatliche" Haushaltsführung [u.a. des Königs, der Polis]; Buch III [nur in mittelalterlichen lateinischen Übersetzungen überliefert]: bürgerliche Haushaltsführung, Arbeitspflichten des dem Haushalt vorstehenden Ehepaars). Nacharistotelisch ist das Werk "Über die Haushaltsführung" des Philodemos (*ca.110-†ca.40 v.Chr.), der Pseudo-Aristoteles benutzt und dessen Werk für ein Abhandlung des Theophrast hält. Joahnnes von Stoboi (Stobaios), lebend wohl im 5. Jahrhundert n.Chr., stellte im 4. Buch seiner "Anthologie" antike Zitate zur "Haushaltsführung" zusammen, von Hesiod über Sophokles, Euripides und Xenophon bis zu den sieben Weisen, Theophrast und Plutarch; daneben übernahm Stobaios auch ökonomische Aussagen der stoischen Ethik (Areios Didymos, Musonios, Dion von Prusa) und der Neupythagoräer (Bryson, Kallikratidas, Periktione, Theano, Myia, Melissa [<-> "Haustafeln" des Neuen Testaments). [Buhlmann, 02.2020]

AUF = Archiv für Urkundenforschung

Aufklärung als hauptsächlich europäisches "Zeitalter der Vernunft" hauptsächlich des 18. Jahrhunderts: Die europäische Aufklärung als "aufgekündigter Konsensus" erwuchs gerade auch aus den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, die im Spiegel menschlicher Vernunft das Überkommene in christlicher Religion und Gesellschaft infrage stellten. Wahrnehmung und (neue) Erkenntnis durch Problemklärung standen den überkommenen Autoritäten zunehmend gegenüber, Vernunft wurde zum Maßstab in vielen menschlichen Erkenntnis- und Lebensbereichen. Es entstand ein "Weltbild der Vernunft", das sich freilich gegenüber alten gesellschaftlichen (Denk-) Strukturen durchzusetzen hatte. Der aus der Aufklärung resultierende Gedanke des "Fortschritts" beherrschte bzw. beeinflusste dabei nicht nur die Naturwissenschaft, sondern wirkte sich - bis hin zur Amerikanischen (1776) und Französischen Revolution (1789) - auch auf Technik, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Die Aufklärung als politische Bewegung äußerte sich auch im "aufgeklärten Absolutismus" etwa im Preußen König Friedrichs II. oder in der Habsburgermonarchie Kaiser Josephs II. Zudem basierte die deutsche Aufklärung auf der Vielzahl der Territorien und auf den Universitäten (Christian Wolff), blieb auch überwiegend mit Christentum und Religion verbunden. Aufklärung kreiste auch um den Begriff der Gedankenfreiheit, die wiederum vor dem Hintergrund der Französischen Revolution in Misskredit geriet. Auch dies bewirkte, dass die Spätaufklärung des endenden 18. Jahrhunderts sich zunehmend mit sich selbst beschäftigte. Abgelöst wurde die Aufklärung im 19. Jahrhundert durch auch gegenaufklärerische geistige Strömungen wie Sturm und Drang, deutsche Klassik, deutscher Idealismus oder Romantik (nach: Batscha, Zwi, Einleitung, in: Batscha, Zwi (Hg.), Aufklärung und Gedankenfreiheit, S.7-42).
Quellen und Publikationen zum Zeitalter der Aufklärung sind: Batscha, Zwi (Hg.) (1977), A. Bergk, J.L. Ewald, J.G. Fichte u.a., Aufklärung und Gedankenfreiheit. Fünfzehn Anregungen, aus der Geschichte zu lernen (= es 890), Frankfurt a.M. 1977, 385 S., DM 11,- (mit Quellentexten zur Definition von Aufklärung [[Anonym], Kritischer Versuch über das Wort Aufklärung; Karl Friedrich Freiherr von Moser, Publizität; Karl Friedrich Freiherr von Moser, Wahre und falsche politische Aufklärung], zu Aufklärung und Religion [Andreas Riem, Über Aufklärung; Karl Hofrat von Eckhartshausen, Was trägt am meisten zu den Revolutionen jetziger Zeiten bei?], zu Aufklärung und Revolution [J.H. Tieftrunk, Über den Einfluß der Aufklärung auf Revolutionen; A. Bergk, Bewirkt die Aufklärung Revolutionen?], zur Gedankenfreiheit [J.J. Struve, Über Audruhr und aufrührerische Schriften; J.G. Pahl, Über eine neuerlich empfohlene Einschränkung der Pressefreiheit; L.H. Jakob, Nach welchen Grundsätzen soll man politische Meinungen und Handlungen beurteilen?; J.G. Fichte, Zurückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europas, die sie bisher unterdrückten], zu Subjekt und Objekt der Aufklärung [J.L. Ewald, Über Volksaufklärung, ihre Grenzen und Vorteile; C.F. Sangerhausen, Über Verfinsterung und Aufklärung]); Campe, Joachim Heinrich (1779/80), Robinson der Jüngere, zur angenehmen und nützlich Unterhaltung für Kinder, hg. v. Alwin Binder u. Heinrich Richartz (1981) (= RUB 7665), Ndr Stuttgart 2005, 427 S., € 9,80 (Der Autor Joachim Heinrich Campe [*1746-†1818] verfasste Kinder- und Jugendschriften mit dem Ziel, im Sinne von Bürgertum und Aufklärung Kinder zu autonomen Persönlichkeiten zu erziehen, die zum Nutzen der Gesellschaft Verstand und Vernunft einzusetzen vermögen.). [Buhlmann, 05.2022]

Auge, Oliver (2001), Kleine Geschichte der Stuttgarter Stiftskirche, Leinfelden-Echterdingen 22009 > S Stuttgart

Aumann, Günter (2013), Archimedes. Mathematik in bewegten Zeiten, Darmstadt 2013, 224 S., Schwarzweiß- und geometrische Abbildungen, Karte, € 29,90. Der griechische Mathematiker Archimedes (*287?-†212 v.Chr.) lebte in der Zeit des Hellenismus und des Aufstiegs Roms zur beherrschenden Macht zunächst im westlichen Mittelmeerraum in den Großstädten Alexandria (Ptolemäer, Museion) (zeitweise) und Syrakus (König Hieron II., 2. Punischer Krieg [218-201] und römische Belagerung und Eroberung von Syrakus [214/12 v.Chr.]). Kontakte des Archimedes zu den alexandrinischen Gelehrten Konon von Samos und Eratosthenes sind bezeugt; Archimedes soll ein Freund König Hierons II. von Syrakus (275-215 v.Chr.) gewesen sein. Einige Legenden ranken sich um seine Person ("Heureka"-Ausruf [Auftrieb und Wasserverdrängung], Tod); Archimedes soll der Erfinder der archimedischen Pumpe (Ägypten) und von während der Belagerung von Syrakus von griechischer Seite eingesetzten Maschinen und Waffen (Steinwurfmaschinen, Skorpione, Kräne, Spiegel?) gewesen sein. Jenseits der Legenden wird Archimedes erkennbar durch seine mathematischen Werke: Über das Gleichgewicht ebener Flächen I/II (Balkenwaage mit ebenen Flächen, Hebelgesetz, Schwerpunkt eines Parabelsegments), Die Quadratur der Parabel (Fläche eines Parabelsegments; ca.240 v.Chr.), Über Kugel und Zylinder I/II (Zylinder und Prismen, Kegel und Pyramide, Volumen- und Oberflächenverhältnis von Zylinder und Kugel), Kreismessung, Über Spiralen (archimedische Spiralen, Längen- und Flächenbeziehungen; ca.230 v.Chr.), Über Paraboloide, Hyperboloide und Ellipsoide (Volumina, Schwerpunkte), Methodenlehre von den mechanischen Lehrsätzen (v.220 v.Chr.), Über schwimmende Körper I/II (Auftrieb, spezifisches Gewicht; ca.220 v.Chr.), Die Sandzahl (Astronomie und Weltall), Stomachion (Archimedes-Palimpsest/Gebetbuch [10. Jahrhundert, 2. Hälfte/v.1229, Konstantinopel]; Gittervielecke [Picksche Flächenformel], Quadratzerlegung). In Archimedes' geometrische Beweise zu Flächen und Körpern fließen auch "infinitesimale" Überlegungen (Approximationen) mit ein. Auf Archimedes sollen laut Pappos von Alexandrien die archimedischen Körper (an den Ecken abgeflachte platonische Körper [Polyeder]) zurückgehen. [Buhlmann, 01.2014]

Ps. Aurelius Victor, De viris illustribus urbis Romae. Die berühmten Männer der Stadt Rom. Lateinisch und deutsch, hg. u. übers. v. Joachim Fugmann (2016) (= TzF 110), Darmstadt 2016, 504 S., € 59,95 > Lateinische Literatur > A Ps. Aurelius Victor

Aurigemma, Salvatore (1963), Die Hadriansvilla bei Tivoli, Tivoli 1963, 94 S., Schwarzweißabbildungen, -tafeln, Pläne, Karten, (L 600,-). Die Palastanlage des römischen Kaisers Hadrian (117-138 n.Chr.) bei (unterhalb von) Tivoli (Tibur, östlich Rom) wurde zwischen 118 und 134 in drei Phasen erbaut, auf Grund und Boden einer älteren spätrepublikanischen Villa. Die villa Hadriani war bzw. ist (als Ruine) ein aufwändiges repräsentatives Konglomerat von Gebäuden, das dem Vergnügen und dem Regieren diente. Dabei sollen - gemäß der Historia Augusta (Hadrian-Biografie) - Orte und Gebäude aus dem römischen Reich architektonisch nachgebildet worden sein, so dass sich heute für einzelne Palastteile Namen wie "Tempetal, Poikile, Prytaneum, Lyzäum, Akademie, Unterwelt, Kanopustempel und -kanal" eingebürgert haben. Zusammen mit diesen Gebäudeteilen gehörten zum Palastkomplex eine Thermenanlage, der sog. Bibliothekenhof, das "Teatro Marittimo", Wirtschaftsgebäude und Gebäude zur Unterbringung des Palastpersonals. Ausgestattet war die Anlage mit Mosaiken, Marmorstatuen und Tafelgemälden. Die Mauern der Palastgebäude waren etwa mit Stuck oder Marmor verkleidete Ziegel-Mörtel-Mauern. Die Palastanlage war bis zu drei Kilometer lang (Nord-Süd-Richtung), bis zu 1,5 Kilometer breit (West-Ost-Richtung). [Buhlmann, 02.2016]

Ausbüttel, Frank M. (2003), Theoderich der Große (= GdA), Darmstadt 2003 > T Theoderich

Ausbüttel, Frank M. (2010), Die Germanen (= Geschichte kompakt), Darmstadt 2010 > G Germanen

Ausonius, Decimus Magnus, Mosella (= KdW), Offenburg o.J. [1946], 36 S., RM 1,10 > Lateinische Literatur > A Ausonius

Ausonius, Decimus Magnus, Mosella, hg. v. Bertold K. Weis (1989), Darmstadt 1989, XII, 118 S., Abbildungen, DM 29,50 > Lateinische Literatur > A Ausonius

Austen, Jane, britische Schriftstellerin: Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 in Steventon als Tochter des Geistlichen George Austen geboren. Schon früh an Literatur interessiert, führte sie ein selbstbestimmtes, selbstgenügsames, ereignisarmes Leben als erfolgreiche Schriftstellerin in Steventon, Bath, Southampton. Sie starb am 18. Jui 1817 in Winchester. Austen war - neben den Jugendwerken (Juvenilia 1785, The Mystery, Love and Friendship 1793) und Romanfragmenten - Autorin folgender englischsprachiger Romane: Elinor and Marianne (1795), Lady Susan/Northanger Abbey (1799), Sense and Sensibility (1811), Pride and Prejudice (1813), Mansfield Park (1814), Emma (1816), Northanger Abbey (1817), Persuasion (1817). S.: Austen, Jane (1811), Verstand und Gefühl (= RUB 21730), 1982, Nachdruck Stuttgart 2007, 465 S., Kartenausschnitt, € 8,95; Austen, Jane (1814), Mansfield Park (= Penguin Popular Classics), Harmondsworth 1994, 479 S., £ N.N.; Austen, Jane (1814), Mansfield Park. Roman (= dtv 12956), München 42006, 552 S., € 10,-; Austen, Jane (1816), Emma. Roman (= btb 72149), München 1997, 504 S., DM 20,-; "By a Lady". Jane Austen Lesebuch, hg. u. übers. v. Eva Leipprand (2001) (= dtv zweisprachig 9410), München 22006, 216 S., Zeittafel, € 9,50 (mit Roman- und Briefausschnitten). Zu Jane Austen s.: Austen-Leigh, William, Austen-Leigh, Richard A. (1989), Jane Austen. Die Biographie (= Ullstein Tb 30420), Berlin 1998, 559 S., Schwarzweißabbildungen, Ahnentafeln, Zeittafel, DM 19,90. [Buhlmann, 11.2018, 11.2020, 02.2021, 09.2021, 02.2022, 02.2023]

Austen-Leigh, William, Austen-Leigh, Richard A. (1989), Jane Austen. Die Biographie (= Ullstein Tb 30420), Berlin 1998 > A Austen, Jane

Avenarius, Wilhelm, Castritius, Helmut u.a. (1989), Streifzüge durch das historische Deutschland. Der große ADAC Reise- und Freizeitführer, München-Stuttgart 1989, 512 S., Farbabbildungen, Karten, DM N.N., organisiert die Geschichte Mitteleuropas als Deutschland nach Epochen (Vorzeit bis deutsches Kaiserreich) und Regionen (der "alten" Bundesrepublik): Vorzeit (Norddeutschland, Neckarraum, Schwäbische Alb), römische Zeit (Rheingebiet, Raum zwischen Rhein und Donau), Frankenreich (Niederrhein, Westfalen, Rhein-Main-Gebiet, Schlei und Treene), Romanik (Norddeutschland, Westerwald, Main-Neckarraum, Franken), Klöster im Mittelalter (Hessen, Schwarzwald, Bodensee), Gotik (Harz, Niederrhein, Westfalen, Wetterau, Schwarzwald, Franken, Donau), Rittertum (Eifel, Taunus, Westerwald, Main, Pfalz, Bodensee), Städte im Mittelalter (Oberschwaben, Neckarraum, Untermain, Ostfranken), Hanse (Norddeutschland), Universitäten (Süddeutschland), Reformation und Bauernkrieg (Oberrhein, Oberschwaben, Bayerisches Schwaben, Neckar-Tauberraum), Renaissance (Friesland, Lüneburger Heide, Aller, Westfalen, Mainfranken, Neckar-Rheingebiet, Bayerisches Schwaben), Barock und Rokoko (Norddeutschland, Westfalen, Oberfranken, Oberpfalz, Schwarzwald, Bodensee, Oberbayern), Absolutismus und Aufklärung (Münsterland, Nieder- und Mittelrhein, Franken, Rhein-Neckarraum), Preußen (Brandenburg, Berlin), Industrialisierung (Ruhrgebiet, Pfalz, Oberbayern), deutsches Kaiserreich (Donau, Oberrhein, Alpenvorland, Mittelrhein). [Buhlmann, 10.2021]

Averroes, Die entscheidende Abhandlung. Die Untersuchung über die Methoden der Beweise, übers. v. Patric O. Scherer (2010) (= RUB 18618), Stuttgart 2010, 264 S., € 7,80. Der arabische Philosoph Averroes (Ibn Rushd, *1126-†1198) stellt in der "entscheidenden Abhandlung" oder der "Bestimmung des Zusammenhangs zwischen religiösem Gesetz und Philosophie" (ca.1178/80, nebst Zusatz) sowie in der "Untersuchung über die Methoden der Beweise im Rahmen der religiösen Glaubenssätze" (1179/80) zunächst klar, dass es keinen Widerspruch zwischen Philosophie und "islamischer Satzung" (als Koran und Sunna mit deren äußeren und inneren Sinnebene) gibt; Philosophie ist nämlich (zuverlässig) beweisendes Nachdenken über Gott, der der Urheber der Welt und ihrer seienden Dinge ist. Averroes weist - in Auseinandersetzung mit verschiedenen philosophischen Strömungen im Islam und gegen den Religionsgelehrten al Gazali (*1058-†1111) - die Existenz Gottes nach, zeigt, dass es nur einen Gott geben kann, behandelt die Attribute Gottes (Transzendenz, Körperlichkeit, Räumlichkeit, Lichtmetapher) und Gottes Wirken in der Welt (Schöpfung, Kontingenz und Kausalität, Prophetentum und Offenbarung Mohammeds, Schicksal und Vorherbestimmung [bei Gott], Recht und Gerechtigkeit, Auferstehung und Jüngster Tag). Vgl. Averroes, Die entscheidende Abhandlung und die Urteilsfällung über das Verhältnis von Gesetz und Philosophie. Arabisch-Deutsch, übers. v. Franz Schupp (2009) (= PhB 600), Hamburg 2009, 338 S., € 15,-. [Buhlmann, 12.2011, 03.2019]

Ayck, Thomas (1977), Carl Zuckmayer (= rm 256), Reinbek 1977, 150 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, DM 6,80. Der deutschsprachige Schriftsteller Carl Zuckmayer, geboren am 27. Dezember 1896 in Nackenheim als Sohn eines Fabrikanten, meldete sich nach gymnasialer Schulausbildung in Mainz und einem Notabitur bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Kriegsfreiwilliger (1914). Er nahm an den Kämpfen an der Westfront teil und beendete seine soldatische Karriere, mit Orden dekoriert (Eisernes Kreuz, Orden vom Zähringerlöwen, Hessisches Tapferkeitsmedaille), als Leutnant der Reserve. Während der revolutionären Unruhen beim Übergang vom deutschen Kaiserreich zur Weimarer Republik (1918/19) war Zuckmayer Mitglied im Mainzer Arbeiter- und Soldatenrat; er studierte zeitweise in Frankfurt am Main und Heidelberg Jura, Literaturgeschichte, Soziologie, Philosophie, Botanik, Biologie (1919/20). Schon 1917 kam es zu ersten literarischen Veröffentlichungen (Wochenschrift "Aktion"), Zuckmayer arbeitete an der Zeitschrift "Das Tribunal" mit (1919), die Berliner Uraufführung seines Dramas Kreuzweg endete in einem Misserfolg (1920), ebenso die Stelle als Dramaturg an den Städtischen Bühnen in Kiel im Eklat (1922/23). Wenig erfolgreich war auch Zuckmayers Drama Pankraz erwacht oder Die Hinterwäldler (1925), während die Komödie Der fröhliche Weinberg Zuckmayer ein einträgliches Einkommen ermöglichte (1925). Es folgten das erfolgreiche Schauspiel Schinderhannes, die Erzählung Der Bauer aus dem Taunus (1927), die Seiltänzerkomödie Katharina Knie (1928), das Drebuch zum Blauen Engel (1929), das wohl bekannteste Zuckmayer-Schauspiel Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen (1931). Zuckmayer bekam bedeutende Literaturpreise (Kleist-Preis 1925, Georg-Büchner-Preis 1929, Dramatikerpreis der Heidelberger Festspiele 1929). Nach seiner Übersiedlung ins österreichische Henndorf (bei Salzburg) (1933) folgten das Schauspiel Der Schelm von Bergen, die Erzählung Eine Liebesgeschichte, Drehbücher (1934) und der nicht mehr zur Veröffentlichung kommende Roman Salwàre oder Die Magdalena von Bozen (1935). Der Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich zwang Zuckmayer zur Emigration in die Schweiz (1938); sein Drama Bellman wurde in Zürich uraufgeführt (1938; 2. Fassung als Ulla Windblad 1953). Außerhalb des nationalsozialistischen Machtbereichs erschienen der Roman Herr über Leben und Tod und die autobiografische Schrift Pro Domo (1938). Zuckmayer würde 1939 ausgebürgert und emigrierte in die USA, wo er Drehbuchautor in Hollywood, Dozent an einer New Yorker Theaterschule (1939/41), schließlich Farmer in Vermont wurde (1941). Nach Zweitem Weltkrieg (1939-1945) und Zuckmayers teilweiser Rückkehr nach Deutschland wurden aufgeführt bzw. erschienen das bekannte Drama Des Teufels General (1943/45/47), die Erzählung Der Seelenbräu (1945), das Drama Barbara Blomberg (1949), das Theaterstück Der Gesang im Feuerofen (1950), das Drama Das Kalte Licht und die Erzählung Engele von Löwen (1955), die Erzählung Die Fastnachtsbeichte (1959), das Drama Die Uhr schlägt eins (1961), das Theaterstück Das Leben des Horace A.W. Tabor (1964), die Autobiografie Als wär's ein Stück von mir (1966), das Theaterstück Kranichtanz (1967), das Drama Der Rattenfänger (1975). 1958 war Zuckmayer ins schweizerische Saas-Fe übergesiedelt; er erhielt 1960 den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur und 1972 den Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis. Carl Zuckmayer starb am 18. Januar 1977 in Visp. Den Literatur- und Theaterkritikern galt er entweder als zu konservativ oder als zu kritisch. > Z Zuckmayer, Carl [Buhlmann, 01.2017]

Azteken, Volk und Reich in Mittelamerika: Sprachgeschichtlich lässt sich zunächst eine rund 2000 Jahre alte utoaztekische Völkergruppe (Hopi, Ute, Azteken) ausmachen, die sich - was die Azteken und verwandte Gruppen anbetrifft - nach Mittelamerika bewegte. Um 500 n.Chr. befanden sich die (Proto-) Azteken an der Pazifikküste Nordmexikos, bis zum 11. Jahrhundert erreichte der aztekische Stammesverband Westmexiko, im 11. Jahrhundert das zentrale Hochland von Mexiko (zentrales Hochtal von Mexiko) - der Stammeslegende nach von einer Insel mit Namen Aztlan (1064). In Tollan kam es zu einer kurzfristigen Reichsbildung der sesshaft werdenden Azteken unter ihrem Anführer Quauhtli Quetzqui (1091-v.1100). Die Azteken gerieten in der Folgezeit in Abhängigkeit der Dynastie von Culhuahcan (Aufenthalte in Coaltepec [1143], Tollan [1144], Quaihtitlan [1153], Tepeyacac [1186], Pantitlan [1189]), mit der sie sich überwarfen (Monatsfest Tlacaxipehualiztli 1243/46). Flucht und Wanderschaft brachten die Azteken nach Tecpayocan (1243), Chapultepec (1279, Niederlage gegen die Teotenancah 1285), Tizaapan/Contitlan (Umsiedlung 1292/93, Vertreibung 1299), Aholco Acatzintitlan/Mexihcatzinco, Nexticpac, Iztacalco und Mixiuhcan (1299/1307), bis sie - unter der Anführerschaft Tenochs (†1369) - auf Inseln im See von Tetzcuhco endgültig sesshaft wurden (Gründung von Tenochtitlan 1325, Ausbruch des Popocatepetl 1353). Auch in der vordynastischen (1325-1376) und beginnenden dynastischen Zeit (ab 1376) hatten sich die Azteken mit ihren Nachbarn auseinanderzusetzen (Siedlung der Tlatilolkaner [Tlatilolco] 1337, Eroberung Tenanyucans 1369, Eroberung Mizquics 1381, Eroberung Cuitlahuacs 1390, Kriege gegen Xaltocan [1395], Chalco [1399, 1407/08, ca.1420], Quauhnahuac [ca.1395], Quauhximalpan [1403], Tequixquiac [1412], Tetzcuhco [1414/18]). Der Azteke Acamapichtli der Jüngere (1376-1387) etablierte als erster Tlahtoani 1376 die Herrschaft seiner Dynastie, ihm folgte - nach einem Interregnum der Adlersprecher (1388-1390) und immer noch in Abhängigkeit von den benachbarten Tepaneken - sein Sohn Huitzilihhuitl II. (1391-1415). Unter dem Tlahtoani Itzcoatl (1427-ca.1440) gelang die Abschüttelung tepanekischer Herrschaft (1431/38; Dreibund zwischen Tenochtitlan, Tetzuhco und Tlacopan ca.1430), unter Itzcoatls Nachfolgern, den Aztekenherrschern Ilhuicamina (1440-1469), Axayacatl (1469-1481), Tizocic (1481-1486) und Ahuitzotl (1486-1502), führten viele bis andauernde Kriege (gegen Chalco [1446], Coaixtlahuacan [1456/58], Tlatilolco [1469/73], Tolluhcan [1470], Huexotzinco [1483], gegen die Zapoteken [v.1496], gegen Tlaxcallan [1498]) zur Ausdehnung und Konsolidierung des Aztekenreiches. Im 15. Jahrhundert entfaltete sich daher auch die "typische" Kultur des aztekischen Reiches in Herrschaft und Krieg (Eroberungs-, Blumenkriege), Religion ([Haupt-] Tempel von Tenchtitlan, Gefangenenopfer, Neufeuerbohrungen, Kalender, Schrift) und Gesellschaft (Lebensweise von Azteken und aztekischen Herrschern, Mann und Frau [Ehe, Sexualität, Erziehung]). Unter dem Tlahtoani Moteuczuma (1502-1521) kam es aber mit dem Vordringen der Spanier unter Hernan Cortés (*ca.1485-†1547; aus dem spanischen Niederadel stammend, ab 1504 in den Indias als Goldsucher, Bauer, Soldat [Eroberung Kubas 1511], Bürgermeister von Santiago de Baracoa) zum Zusammenbruch des Aztekenreiches, Moteuczumas kurz regierende Nachfolger Cuitlahuac (1520-1521) und Quauhtemoc (1521-1525) konnten das Reich nicht retten (spanische Eroberung des Aztekenreiches: Landung und Kämpfe der Conquistadoren unter Hernan Cortés auf der Halbinsel Yukatan 1518 [Insel Cozumel, Chontal, Malinche-Marina als Übersetzerin]; erste Kontakte mit dem aztekischen Herrscher und den Totonaken, Gründung von Villa Rica de Vera Cruz, Rebellion der Totonaken gegen die Mexica mit spanischer Unterstützung [Tizapantzinco], spanisches Vordringen ins Landesinnere mit indigener Unterstützung ["Entrada"], Auseinandersetzungen und Bündnis mit dem chichimekischen Tlaxcala, Blutbad von Cholula, Mixquic, Culhuacan, Cuitlahuc, spanischer Einzug nach Tenochtitlan, Gefangennahme Moteuczomas 1519; innerspanische Auseinandersetzungen [Cortés gegen Diego Velázquez und dessen Gesandten Pánfilo de Narváez, Cortés' Sieg von Cempoala], Aufstand in Tenochtitlan [Pedro de Alvarado, spanische Massaker am Tempelplatz und im Palast], Rückkehr Cortés' nach Tenochtitlan, weitere Kämpfe [Belagerung der Spanier in der Palastfestung], Tod [Ermordung?] Moteuczomas, Flucht der Spanier aus Tenochtitlan, Schlacht bei Otumba, Rückzug nach Tlaxcala, Eroberung von der Mexica-Stadt Tepeyaca [als Hauptquartier Cortés'], Nachschub, erfolgreiche spanische Angriffe auf weitere Stützpunkte und Garnisonen der Mexica, Aufenthalt in Taxcala, Pockenepidemie, Besetzung Texcocos 1520; spanische Feldzüge im Tal von Mexico mit indigener Unterstützung, misslungene Eroberung von Itztapalapa, Intervention in Chalco, Vergeltung an Zultepec, Herbeiholung von Brigantinen, Kanalbau, Schlacht bei und Eroberung von Tlacopan, Komplott gegen Cortés, weiterer spanischer Nachschub, Einnahme von Cuernavca, Belagerung, Eroberung und Untergang Tenochtitlans [zu Land und von See her, Kämpfe auf den Dammstraßen, Abfall der letzten aztekischen Verbündeten, Kämpfe am Großen Tempel, misslungener Angriff auf Tlatelolca, Hungersnot in Tenochtitlan, Eroberung von Tlatelolca und Kapitulation der Mexica, spanischer Triumph und Versklavung der Mexica 1521; nach Rinke, Conquistadoren). Indes wurden Angehörige der aztekischen Oberschicht bzw. Herrscherdynastie von den Spaniern in deren Kolonialreich integriert (indianische Gouverneure, kolonialspanische und indianische Verwaltung, aztekische Hilfstruppen bei spanischen Eroberungen [Mixton-Krieg 1539/42, Chichimeken-Krieg 1550/97]), während allgemein die indianische Bevölkerung durch die spanischen Eroberungen, die spanische Herrschaft (Stadt Mexiko als Hauptstadt der Kolonie Neuspanien 1523) und aus Europa eingeschleppte Seuchen (1520, 1531/32, 1554, 1576/81 u.a.) zu leiden hatte (massiver Bevölkerungsrückgang, Kirche und Mission, kolonialspanisches Rechtssystem, Unterprivilegierung).
Als Geschichtsquelle zur Eroberung des Aztekenreiches ist maßgeblich: Cortés, Hernan (1520/24), Die Eroberung Mexikos 1520-1524, neu hg. v. Ernst Bartsch (2001) (= Heyne Tb 19/758), München 2001, 333 S., Schwarzweißabbildungen, Karte, € 8,95. Aztekische Geschichte findet sich in den Überblicksdarstellungen: Davies, Nigel (1973), Die Azteken. Meister der Staatskunst - Schöpfer hoher Kultur Düsseldorf-Gütersloh u.a. o.J. [1976?], 318 S., Farbtafeln, Karten, ca. DM 28,-; Davies, Nigel (1973), Die Azteken. Meister der Staatskunst - Schöpfer hoher Kultur (= rororo 6950), Reinbek 1976, 438 S., Farbtafeln, Karten, DM 0,50; Glanz und Untergang des Alten Mexiko. Die Azteken und ihre Vorläufer (1986) (= Ausstellungskatalog), 2 Bde., Mainz 1986, zus. 574 S., Farbabbildungen, Karten, DM 39,80; Prem, Hanns J. (1996), Die Azteken. Geschichte, Kultur, Religion (= BSR 2035), München 1996, 143 S., Karte, DM 14,80; Riese, Berthold (2011), Das Reich der Azteken. Geschichte und Kultur, München 2011, 431 S., Farbabbildungen, Karten, Zeittafel, € 29,95; Rinke, Stefan (2019), Conquistadoren und Azteken. Cortés und die Eroberung Mexikos, München 2019, 399 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, Glossar, € 28,-. [Buhlmann, 02.1998, 11.2013, 10.2019, 06.2020]

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